1912 / 56 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 02 Mar 1912 18:00:01 GMT) scan diff

Lpz. Ztg.“ zufolge, erneut aufgenommen worden. In vier Versamm- nzen, in denen die Maßnahmen besprochen wurden, die zur erfolg- reichen Durhführung notwendig erschienen, wurde die Bewegung ein-

eitet. Im vorigen Jahre hatten von den 805

ipzigs 250 die Forderungen der Gesellen anerkannt. j London gepflogenen Verhandlungen zur Beilegung des Ausstandes der englishen Bergarbeiter (vgl. Nr. 55 d. Bl.) aben, wie „W. T. B.* berichtet, bisher zu keinem Ergebnis geführt. Ein gestern gefaßter Beschluß der Bergarbeiter, die Vor- ge der Regierung abzulehnen, findet allgemein eine News* ist der Beschluß gekommen. Es wird die Vertreter der Bergarbeiter keine Voll- Regierung ] Viele der Vertreter waren von ibren Gewerkschaften mit bestimmten unbedingt an den hbe- | bot.

Die in

abfällige Beurteilung. as der „Daily nur mit \{wacher Mehrheit zustande weiter gemeldet, daß y r macht besaßen, auf die Vorschläge der Anweisungen nach London gesandt worden, \{lofsenen Säßen der Mindestlöhne festzuhalten. handlungen zwischen den el

und der Regierung find auf näch

und \chottischen Industriebezirke die beginnende Stockung in vielen Great Central Eisenbahn-Gesellschaft ihr vom Parlament verliehenen Recht die Ausfuhr von Kohle ein. Die Dampfer der regulären Linten verkehren. export von Hull hat so gut wie 590 Dampfer liegen aus Mangel

und Industrie über. D 1 ernstlich in Mitleidenschaft gezogen, felbst bekannt, daß

sheinlich sind. Fast alle Eisenbahnen

ftändigen verhalten fih ruhig.

Die in Arlinäton befindlihen Baumwoll- und Woll- \spinnereien haben, wie dem ,W. T. B.“ aus Lawrence (Massa- chusetts) gemeldet wird, gestern eine Lohnerhöhung ron 5 % zuge-

standen; diese erstreckt sich auf 20 000 Arbeiter.

folgend, hat die, American Wollen Company die Löhne in thren 33 Spinnereien in Neu England und in New York um 5 9% er- Diese Lohnerhöhung kommt etwa 30 000 Arbeitern zugute. Die allgemeine Meinung geht dahin, daß die übrigen Spinnereien ähnliche Zugeständnisse machen werden, sodaß der langwierige Ausstand

höht. damit beendet würde. (Vgl. Nr. 54 d. Bl.)

Kunst und Wisseuschaft.

In der deutsh-asiatischen Gesellschaft spra gestern der Dr. Freiherr von Mackay aus München über das Thema „Die

Lage des chinesischen Valutaproblems“.

aus: Die kulturgeschihtlihe Bedeutung des chinesischen Währungs- problems liegt darin, daß noch einmal vor dem Abendland das Schau-

andels- und Verkehrêgeseßze sih bietet, wie sie im Mittelalter die Lebensbedingungen der europäishen Volkêwirtschaften und deren ein Borganag,

e einer gänzlihen Umwälzung der Geldwert-

internationale Beziehungen zu einander umbildete der bei vielen Vergleihspunkten doch wieder dur einzig dastehenden Charakter der chinefishen formen ein ungewöhnlihes Gepräge erhält. wiht der Frage erscheint nicht minder groß:

Theater. Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern-

haus. 59. Abonnementsvyorstellung. Dienst- und Frei- läße find aufgehoben. Lohengrin. Romantische Oper in drei Akten von Nichard Wagner. Musi- falishe Leitung: Herr Generalmusikdirektor Dr. Muk. Regie: Herr Öberregisseur Droescher. Anfang 7 Uhr.

usptielhaus. 63. Abonnementsvorstellung. Dienst- und Freipläße sind aufgehoben. Achtzehn- hundertundzwölf. Schausptel in fünf Aufzügen von Otto von der Pfordten. In Szene geseßt von Herrn Regisseur Keßler. Anfang 7 Uhr.

Montag: Opernhaus. 60. Abonnementsvorstellung. Dienst- und Freipläßge sind aufgehoben. Der Noseukavalier. Komödie für Musik in drei Akten von Hugo von Hofmannsthal. Musik von Richard Strauß. Musikalische Leitung: Herr Generalmusik- direktor Dr. Muck. Regie: Herr Regisseur Bach- mann. Anfang 74 Uhr.

Schauspielhaus. 64, Abonnements3vorstellung. Dienst- und Freipläße find aufgehoben. Der

roße König. Drei Bilder aus seinem Leben von

osef Lauff. Musik von Weiland Seiner Majestät dem König. Für die szenishe Aufführung einge- richtet von Josef Schlar. Anfang 8 Uhr.

Opernhaus, Dienstag: La Traviata. Mittwoch: Taunhäuser. Donnerstag: Köuigs- finder. Freitag: Der Rosenkavalier. Sonnabend: Mittags 12 Uhr: Symphoniematinee. Abends 74 Uhr: VI1i1. Symphoniekonzert der Königlichen Kapelle. Sonntag: Don Juan.

Schauspielhaus. Dienstag: Der Bettler von Syrakus. Mittwoch: Achtzehnhundertund-

olf. Donnerstag: Der große König.

reitag: Doktor Klaus. Sonnabend: Ge- chlossen. Sonntag: Der große König.

Neues Operntheater. Dienstag: Sondervorstellung für den Beamtenwirtschaftsverein: Miguon. An- fang 8 Uhr.

Deutsches Theater. Sonntag, Abends 74 Uhr:

Viel Lärm um Nichts.

Montag : Penthefilea. / tettha den 8. März, Abends 8 Uhr: Auf-

führung im „Zirkus Schumann“: Jedermann.

Kammerspiele. Sonntag, Abends 8 Uhr: Eine glückliche Ehe.

Montag: Offiziere.

Berliner Theater. Sonntag, Nahmittags 3 Uhr: Die Logenbrüder. Abends 8 Uhr: Große Nosinen. Originalposse mit Pans und Tanz in drei Akten (5 Bildern) von R. Bernauer und R. Schanzer.

Montag und Dienstag: Große Rofinen.

Mittwoch, Nachmittags 34 Uhr: Torquato Tasso. Abends: Große Rofinen.

Donnerstag und Freitag: Große Rofinen.

Sonnabend, Nachmittags 34 Uhr: Herodes und Mariamne. Abends : Große Rofiuen.

Theater in der Königgräßer Straße. S mntag, Nachmittaas 3 Ubr: Ein Fallifsement. Abends 8 Uhr: Die fünf Frankfurter.

werksbesißern, den Bergarbeitern te Woche vertagt worden. Inzwischen treffen - aus verschiedenen Orten der nordenglischen Nachrichten ein über Betrieben. Die macht Gebrauch und Gesellschaft

aufgehört. an Kohlen afe Glasgow fest. Die Geschäftsstockung greift langsam auf Handel Der Verkehr zu Lande und zu Wasser ift fehr die großen Linien geben in den Verkehrsplänen Aenderungen wahr- bereiten e! eshränkten Dienst vor, doch glaubt man nicht, daß der Per- onenverkehr mit dem Kontinent betroffen werden wird. Die Aus-

foztalen Das weltpolitishe Ge- die Interessen der Handelsgroßmächte im fernen Osten nehmen von Jahr zu Jahr ge-

Bâkereibetrieben

es nihts als eine denkbar

Unternehmen

einzugehen. | {uf aber immerbin die

Alle Ver- | der einen Sprung ins Durkle

Silbereinheitsmünze, dem Juan möglichst geringer Störung der in

von dem \chränkt läßt nur die Der Kohlen- Gegen im Hafen im

werk energisch vollendet.

einen ein -

Im Verein für 6. d. M., Abends 8F Uhr, Dr.

Deren Beispiel

„Lohengrin“, Szene. C den Telramund: Herr Bischoff.

Hauptrollen, gegeben. direktor Dr. Muck. Im Königlichen

Ge Gihrte ewa der Pfordten wiederholt. Am

und damit der meister von Strauß.

den in der Welt

Daseins- Dein, 2

Montag: Die füuf Fraukfurter.

Dienstag: Köuigin Christine. :

Mittwoch und folgende Tage: Die fünf Frauk- furter.

Lessingtheater. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Rosenmontag. Abends 8 Uhr: Gudrun. Ein Trauerspiel in 5 Akten von Ernst Hardt. i

Montag: Erde. Hierauf: Komtesse Mizzi.

Dienstag: Ibsen - Zyklus: 3. Vorstellung: Die Stützen der Gesellschaft.

Neues Schauspielhaus. Sonntag, Abends 8 Uhr: Das Familienkind. Schwank in 3 Auf zügen von Friy Fricdmann-Frederich.

Montag: Ueber unsere Kraft, 2. Teil.

Dienstag: Das Familienkiud.

Mittwoh, Nachmittags 34 Uhr: Agnes Ber- nauer. Abends: Das Familienkinud.

Donnerstag: Heiligenwald.

Freitag: Ueber unsere Kraft, S. Teil.

Sonnabend, Nachmittags 34 Uhr: Des Meeres und der Liebe Wellen. Abends: Das Familienkind.

Komische Oper. Sonntag, Nachmittags 3 Ubr: Zu kleinen Preisen: La Traviata. Abends 8 Uhr: Die Zauberflöte.

Montag: La Traviata.

Dienstag: Undine.

Mittwoch: Der Troubadour.

Donnerstag: Die Zauberflöte.

Freitag: Der Freischüt.

Sonnabend: Zar und Zimmermaun.

Kurfürsten-Oper. Sonntag, Nahmittags3 Uhr: Die lustigeu Weiber von Windsor. Abends 8 Uhr: Der Schmuck der Madonna. Oper aus dem neapolitanishen Volksleben in drei Akten. Handlung und Musik von Ernianno Wolf-Ferrari.

Montag: Abonnementsvorstellung der Serie Blau : Zum ersten Male: Die verkaufte Braut.

Dienstag: Abonnementsvorstellung der Serie Not : Die verkaufte Braut.

Mittwoch: Quo vadis?

Donnerstag: Der Schmucck der Madonna.

Freitag: Abonnementsvorstellung der Serie Gelb : Die verkaufte Braut.

Sonnabend: Quo vadis?

Schillertheater. O. (Wallnertheater.) Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der Probekaudidat. Schauspiel in vier Aufzügen von Max Dreyer. i Abends 8 Uhr: Gräfin Lea. Schauspiel in fünf Aufzügen von Paul Lindau.

Montag: Gräfin Lea.

Dienstag: Emilia Galotti.

Charlotteuburg. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Don Carlos. Ein dramatishes Gedicht in fünf Akten von Friedri Schiller. Abends 8 Uhr: Kyritz-Pyriß. Posse mit Gesang in 5 Bildern von H. Wilken und O. Justinus.

waltigeren Umfang an, und die Leitung der Ströme dieses Güter- und Kapitalaustauschs in ein geregeltes, von den Schwankungen des Metallmarkts nicht gefährdetes Bett ist nur durch dinesishen Valuta möglich, eine Maßregel, die zugleich für das Land felbst als Vorbedingung der Gesundung der innerpolitishen Ver- bältnifsse ercheint: ohne Währungsreform keine Verwaltungsreform. Das derzeitig herrshende System läuft theoretish auf eine Kupfer- währung mit ergänzender Silberwährung hinaus; praktis bedeutet

i verworrene Anarchie des wesens, die dem Land jährli Millionen über Millionen kostet. Der erste, im Anfang dieses Jahrhunderts unternommene Versu zur Be- seitigung der Mißstände war ein volllommener Feblshlag, das zweite gleiher Art vom Jahre 1908 mißglückte glei{hfalls, Grundlagen begonnenen Reform, die beste Aussichten auf glücklihes Gelingen Sie sieht vom plöglihen Uebergange zur Goldwährung,

mit der Befestigung des Geldumlaufs auf der Grundlage einer zugleih beste Gelegenheit zur Einführung des Dezimalsystems bei

eingebürgerten Formen des Geldverkehrs sich bietet. anleibe zur Beschaffung der nötigen harten Reserven mit der Vier- mächtebankgrupve war abgeschlossen, die Verhandlungen mit den Ver- tretern diejer kapitalgebenden Nationen über die Durchführung des Neformprogramms waren dem Abschluß nah, als die Revolution aus- brach: aber gerade die Republik ter Mitte hat offenbar nur dann irgend welhe Aussichten auf Bestand und Kraftentwicklung, wenn fie das von der gefallenen Monarchie als Torfo hinterlassene Reform-

Bauwesen. deutsches Kunstgewerbe

Thema: Berlin, eine Tragödie der Stadtbaukunst. Der Vortrag findet im großen Festsaale des Künstlerhauses statt und wird durch zahlreiche Lichtbilder erläutert sein.

Theater und Musik.

Im Königlihen Opernhause geht morgen, l mit Herrn Kirhbof als Vertreter der Titelrolle, in Die Elsa fingt Frau Denera, die Ortrud: Fräulein Ober,

wird „Der Nosenkavalier*, mit den Damen Kurt, Artôt-de Padilla, Dux, Rothauser und den Herren Mang, Bischoff und Henke in den Dirigent b. ider Abende ist der Generalmusik-

Schauspielhause ersten Male das neu einstudierte Schausptel

große König“, drei Bilder aus seinem Leben von I. Lauff, in der bekannten Beseßung der Hauptrollen mit den Damen Andrejewa- Skilondz, Ressel, Heisler, den Herren Clewing, Staegemann, Geisen dorfer, Kraufineck, Keßler u. a. aufgeführt.

Mannigfaltiges.

Am Montag, Abends 7X Uhr, | j ( 315. Verein8versammlung des Berliner Vereins für Luft-

Festigung der

Geld- Getränke

zu der dritten 1910

bedeutete, ab und begnügt si

von 24,17 g Feingehalt, wodur

den chinesishen Privatwirtschaften Die Währungs-

und andere Ladenfenster

spriht am | drangen bis

Werner Hegemann ‘über das

sowie des

Sonntag,

(Anfang 7 Uhr.) Am Montag

geht Yam

wird morgen zum „1812“ von Oito von Montag wird das Festspiel „Der

diefen

Dirigent ist der Kapell

März 1912. findet im Künstlerhause die

Theater des Westens. (Station: Zoologischer Garten. Kantstr. 12.) Sonntag, Nachmittags 34 Uhr : Ein Walzertraum. Operette von Franz Lehar. Abends 8 Uhr: Wiener Blut. Operette in drei Akten von Johann Strauß.

Montag und folgende Tage: Wiener Blut.

Lusispielhaus. (Friedrichstr. 236.) Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Das große Geheimnis. Lustspiel in drei Akten von Pierre Wolf. Abends 8 Uhr: Die Damen des Negiments. Schwoank in drei Akten von Julius Horst und Artur Lippschitz.

Montag und folgende Tage: Die Damen des Regiments.

Residenztheater. (Direktion: Richard Alexander.) Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Kümmere dich um Amelie. Abends 8 Uhr: Alles für die Firma. Schwank in drei Akten von M. Hennequin und Georges Mitchell. In Szene geseßt und für die deutshe Bühne bearbeitet von Bolten-Baeckers. Montag und folgende Tage: Alles für die Firma.

Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Sonntag, Abends 8 Uhr: Polnische Wirtschaft. Schwank mit Sesang und Tanz in drei Akten von Kraaß und Okonkowsky, bearbeitet von J. Kren. Gesangsterxte von Alfred Schönfeld, Musik von J. Gilbert.

Montag und folgende Tage: Polnische Wirt-

aft. In Vorbereitung: Autoliebchen.

Sonntag,

Frizbridésiraße. r E e,

Francillou. (Café.

Konzerte. Philharmonie.

Oeffentliche

ied Ochs. e n Die hohe Messe in H-Moll.

LV. Konzert. Montag, Abends 7} Uhr:

Chor. Dirigent: Prof. V. Konzert. JFohaun Sebastian Bach.

Friedrih Buxbaum.

aeben von Profestor August Spauuth. Mitw. : (11. Violine), Lucco Amar (

Montag: Kyritz-Pyritz.

Dienstag: Der Kilometerfresser.

de Guaita (Violor.cello). 1. Abend.

chiffabrt siatt.

eriht fein über einige vom anstaltete wissenshaftlihe Fahrten. Es 1 Dr. Süring über „Neuere meteorologi!che Aufgaben für den Frei- ballon“ und Professor Dr.- Lüdeling und Dr. Budig über Erfahrungen beim Messen Potentialgefälles im Freiballon“.

Downing Fenstersheiben des Negierungvgebäudes. Bis 60 Personen verhaftet. | Mrs. Pankhurst, die bekannte Leiterin der Frauenbewegung. Eine Frau feuerte einen Revolverschuß ab, der im Kolonialamt eine Fenstersheibe zertrümmerte. Die Anhängerinnen der Bewegung machten dann in Regent Street einen neuen Angriff und \{lvygen die Schaufenster ein; gegen fünfzig Polizeibeamte waren allein in Negent Street tätig. Unter den' Geschäftsleuten herr {t Bestürzung. Intgesamt wurden 152 Anbängerinnen des Frauenstimmrechts ver- haftet, aber gegen Bürgschaften wieder freigelassen. Der aen an zerbrochenen Fensftersheiben wird auf 830C0 6 Unter urg - Amerika-Linie und des Norddeutschen Llovd zertrümmert.

Paris, 2. in Tourcoing explodierte gestern abend ein Kessel. Arbeiter wurden getötet, lebensgefährlih. wurden vollständig zerstört.

Pau, 1. März. Tj einen neuen Sch nelligkeitsrekord aufgestellt, indem er in einer Stunde eine Strecke von 164 km 300 m im Aeroplan zurücklegte.

Trianontheater. (Georgenstraße, nahe Bahnhof Nachmittags 3 Uhr: Das kleine Lustsptel in drei Akten von Tristan Bernard. Montag und folgende Tage: Das kleine Café.

Sonntag, Mittags 12 Uhr :

Vhilharmonischer Chor. Dirigent: Prof. Sieg- Hauptprobe zum

Philharmonischer Siegfried Ochs. Die hohe Messe in H-Moll von

Saal Bechstein. Montag, Abends 74 Uhr: S, Konzert von Bruno Eisner (Klavier). Mit. : K. K. Prof. Arnold Rosé und K. K. Prof.

Choralion-Saal. Sonntag, Abends 8 Uhr: 2 Kammermusikkonzerte franzöfischer Musik, Heuri Marteau und aus Bafsermaun ratshe) und Carlo

In dieser Sißung wird der Hauplvortrag ein Berliner Verein für Luftschiffahrt ver- Es werden sprechen: Professor

„Einige und Registrieren dcs luftelektrishen Gäste sind willkommen.

Der Deutsche Verein gegen den Mißbrauch geistiger wird, nahdem der erste „L Trinkbrunnen in Wort, Bild und Lied“) im Charlottenburger Rat- haus bet zabhlreihem Befu einen {önen Erfolg gezeitigt hat, Montag, den 4. März, Abends 84 Uhr, im Bürgersaal des Berliner Rathauses eine Wiederholung veranstalten. farten zu 1 # sind an der Billettkasse des Kaufhauses des Westens, bei der Buchhandlung I. M. Spaeth (Königstraße 52) und auf der Geschäftsstelle des genannten Vereins (Uhlandstraße 146) zu baben.

„Brunnenabend“ (,Der

Eintritts-

Flugplaß Iohannisthal bei Berlin, 1. März. (W. T. B.) Heute nahmittag wollte der Flieger Jeannin einen selbstgebauten Nieuport-Eindecker mit Aus einer Höhe von 10 bis 15 m steil zur Erde. Das Flugzeug wurde vollständig zertrümmert. Der Flieger kam mit dem Schrecken davon.

London, 2. März. (W. T. B.) Der gestrige Nahmittag bat die schwersten Ausschreitungen Frauenstimmrehts, die seit dem Anfange dieser Bewegung zu verzeihnen gewesen find, mit \sich gebracht. Große Trupps von Frauen durchzogen Whitehall, Piccadilly, Haymarket, Bon dftreet Verkehrs\traßen

hundertpferdigem Argusmotor ausproben. choß der Apparat plötlich

von Anhängerinnen des

Westends und zertrümmerten Geschäftshäuser. Einige Frauen Street vor und zer\chlugen Wohnsißes des Premierministers zum Abend wurden

Unter den Verhafteten befand fich auch

der großen

anderen wurden Fenster der Häuser der

März. (W. T. B.) In einer Wollkrempelei Vier t, zwanzig verwundet, mehrere von Zwei Arbeits\äle und ein Warenmagazin

Der Flieger Védrines bat

(W. T. B.)

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten und

Zweiten Beilage.)

Beethoven-Saal. Montag, Abends 8 Uhr: 2, Klavierabend von Emil Frey.

Klindworth-Scharwenna- Saal. Scenntag, Abends 8 Ubr: Konzert von Richard Grünwald (Zither). Mitw.: F. Grünwald (Zither) und Karl Hevze (Gitarre).

Birkus Schumann. Sonntag, Nachmittags 34 Uhr und Abends 7} Uhr: 2 große Vor- stellungen. Nachmittags hat jeder Erwachsene ein eigenes Kind frei unter 10 Jahren auf allen Sigz- plâägßen, jedes weitere Kind unter 10 Jahren halber Prets. In beiden Vorstellungen : Ausgewähltes Programm. Nachmittags und Abends: Das neue Ausftattungsstük „Das Motorpferd“ in fünf Akten. (Die Nachmittagsvorstellung endet mit dem 4. Bilde.)

BPirkus Kusch. Sonntag, Nahmittags 3} Uhr und Abends 74 Uhr: 2 grere Galavorstellungenu. Jeder Besucher hat Nachmittags ein angehörigc#& Kind unter 10 Jahren auf allen Sigpläßen frei, weitere Kinder unter 10 Jahren halbe Preise. Galerie volle Preise. Jn beiden Vorstellungen : das glänzende Programm. Nachmittags : Auf vielseitigen Wunsch: U 20, Originalausstattungs- ück des Zirkus Busch in fünf Bildern. Abends : S Manegeschauspiel „Die Hexe“ in ( Vildern.

Familiennachrichten.

Verlobt: Frl. Maria von Rheden mit Hrn. Re- zierungspräsidenten, Kammerherrn Grafen von Berg-Schönfeld (Rheden bei Brüggen, Hannover Hannover). Frl. Sara-Therese von Alten mit Hrn. Ernst Frhrn. von Wttwig (Goltern, z. Zt. Berlin, Bleibtreustr. 31 Warow). Frl. Annemarie Grube mit Hrn. Oberleutnant Volkmann (Berlin).

Geboren: Eine Tochter: z. S. Middendorff (Kiel). Gestorben: Hr. Generalleutnant z. D. Hermann von Stuelpnagel (Darmstadt). Fr. Geheime Regierungsrat Ida Stoeckel, geb. Meinicke (Bres- lau). Fr. Pauline von Johnston, geb. von

Kramsta (Breslau).

Hrn. Oberleutnant

Verantwortlicher Redakteur:

Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg, Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Acht Beilagen (eins{ließlich Börsen-Beilage),

und die offizielle Gewinuliste der Wohlfahrtê@- Lotterie zu Zwecken der Deutschen Schutz-

gebiete V. Serie.

zum Deutschen Reichsan

M D

Deutscher Reichstag. 17. Sißung vom 1. März 1912, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Zur ersten Beratung steht zunächst die Rechnung über

} , a ü f N - den Neichshaushalt für das Nechnungsjahr 1910.

N (C: c : it ; Nach dem Abg. Noske (Soz.), dessen Rede in der gestrigen Kummer d. Bl. mitgeteilt worden ist, ergreift das Wort der __ Abg. SErzberqg er (Zentr.): Vie Rechnung von 1910 gewährt ein weit gunstigeres Vild von der Netichsfinanzgebarung, als die Zeit vorher; es erhellt aus ibr materiell, wie die Sanierung der Reichs- nanzen fortgeschritten ift. Etwas mehr als früher is durch die Berwaltung auch das Kontrollrecht des Reichstages beachtet worden, indem die Etatsüberschreitungen erheblich geringer geworden sind. Dic 41 Millionen Mehrausgaben gegen den (ntwurf sind nicht obne weiteres (tatsuberschreitungen, weil ne auf geseßlihen Verpflich- tungen beruhen; wirkliche Ueberschreitungen sind davon nur 95 Mil- lionen. Im Auswärtigen Amt, beim Reichsheer und bei der Parineverwaltung is der Reisekostenfonds tatsählih wieder ganz gewaltig überschritten worden; und die Begründung, die dafür ae- geben wird, muß direkt verurteilt werden; die Ueberschreitung betragt ¿a. DUU VUO Æ allein beim Militäretat; der Reichstag batte 570 000 Hark gestrichen, und nun sagt man uns, wenn dieser Abstrich nicht

Igt wäre, würde feine Ueberschreitung eingetreten sein! Das

zt aljo doch nur: wenn der Neichstag auch die Kürzung vor enommen hat, ausgeben tun wir das Geld doch! Die Aufmerksam- it der Nehnungskommission muß auf dieje ungeheure Ueberschreitung on mcht weniger als 12 % gegen den Etat ganz besonders gelenkt werden. Vel den Manöverkosten ijt eine Besserung eingetreten. Die in Kiautschou vorgekommenen Ueberschreitungen werden auh mit den dortigen flimatischen Verhältnissen begründet. Dann muß das Klima

i n, denn der frühere Kollege, der dorthin ging, ist nicht wieder n Reichstag gekommen.

Staatssekretär des Reichs\haßamts Wermut t

Die Ausführungen der beiden Herren Vorredner find im wesent- lien dazu bestimmt, die Verhandlungen in der Nechnungskommission vorzubereiten, und ih möchte sie dieser Bestimmung auch ibrem Hauptteile nach niht entziehen. Wenn der Herr Abg. Erzberger die Bemerkungen über die Mehrausgabe an Reisekosten namentlich des Kriegsministeriuums heftig angegriffen bat, so kann ih auch vom Standpunkt der Finanzverwaltung aus nur bedauern, daß derartige erhebliche Uebershreitungen vorgekommen find, insbesondere au, nach- dem die Budgetkommission Abstrihe vorgenommen hatte. Ich möchte aber darauf aufmerksam machen, daß das Reisewesen und Neisekosten- wesen bei der Heeresverwaltung doch zu cinem sebr großen Teil auf reglementarischen Vorschriften beruhen, die \ich nit ohne weiteres \o- fort abândern lassen, Vor allen Dingen aber gestatte ich mir bervor- zuheben, daß die Abstriche in der Budgetkommission erfolgten zu einer Zeit, als man noch nicht darüber Bescheid wußte, welhen Inhalt die neuen Reisevorshriften haben würden, und daß wir uns alle damals darüber. klar gewesen sind, daß die Abstrihe nur etwas ins Un- gewisse hinein erfolgen könnten. Das Uebrige wird si in der Nech- nungstommisfion des Näheren erörtern lassen und die Herren der Veeresverwaltung werden eingehend darüber Nede steben.

Ich weiß nicht, ob ich {on Gelegenheit gehabt habe, dem Herrn Abg. Nosfke auf seinen wiederholten Wunsch zu erwidern, es möchten auch die Gründe mitgeteilt werden, aus welhen Minderau sgaben erfolgt seien. Dagegen habe ih Bedenken. Zunächst entspricht dies gar nicht dem Zweck der ganzen Uebersiht. Die Uebersicht ist dazu bestimmt, von Ihnen die Genehmigung zu erhalten für die Ausgaben, welche wir über die von Ihnen genehmigten Beträge beraus geleistet haden. Natürlich müssen wir, um Ihre Genehmigung zu erbalten,

ne Crlâuterung geben, welche Sie in die Lage seßt, sh zu ent- Gueßen, ob Sie unser Verfabren für genehmigungsfähbig halten oder niht. Das trifft aber bei den Minderausgaben nicht zu. Wir baben die Ansäge in den Etats stets nur betrahtet als eine Ermächtigung zu Ausgaben, und wir sind deshalb nicht verpflihtet, das fann auch gar nicht einmal im Wunsche des Neichstags selbst liegen, dic Positionen voll zu erschôöpfen. Also der Zweck, weshalb wir die Mehrausgaben begründen, ist ein ganz anderer als der Wunsch, mit weldem die Begründungen für die Minderausgaben verlangt werden. Gerner würde es, glaube ih, eine sehr erhebltche Belastung dieser UVeberficht sein, wenn wir unsere Mitteilungen so weit ausdehnten. Schließlih aber läge darin ein Verfahren, das nit besonders er- mutigend auf die Sparsamkeit wirken würde. Denn die Finanz- verwaltung würde dann in die Lage kommen, die Fachressorts zu einer verantwortlihen Aeußerung darüber aufzufordern, weshalb se ¿u wenig ausgegeben hätten. Daß dies für die Zukunft der Enthalt- jamkeit sehr förderlih sein würde, möchte ih bezweifeln.

Die Frage, warum Minderausgaben gemacht find, kommt ja

Es t Ç

meist einmal zum Austrag; denn wenn Miriderausgaben von erbeb- licher Bedeutung, namentli längere Zeit hindur, erfolgt sind, fo wird sich die Budgetkommission die Frage nicht entgeben lassen. Ent- weder also wird die Verwaltung selbst unter Mitwirkung des Neichs- shagamts zu der Erkenntnis kommen, daß die Positionen zu hoh einge]eßt waren, oder die Budgetkommission wird ihrerseits fragen: „Wie kommt es, daß da in einem Jahre oder seit längerer Zeit fo erhebliche Minderansgaben eingetreten find?", und erforderlichenfalls dannn die Position nach den von uns zu gebenden Aufklärungen für die Zukunft anders bemessen.

Ich glaube also, daß ein erbeblides praktishes Bedürfnis für eine Aenderung hier nit vorliegt, und kann meinerseits nur in Aus- sicht stellen, daß wir bts auf weiteres bei dem bisherigen Verfahren beharren werden.

Württembergisher Meiilitärbevollmächtigter Generalmajor von Graeveniß : Der Abg. Erzberger hat die hohen Manöverkosten in Württemberg bemängelt. Da ich selbst an diesen Manövern teil- genommen habe, so kann ich mitteilen, daß von jeiten der Behörden aues geschehen ist, um diese Kosten auf das geringste 22 zu be- \chränken. Dies ist leider mit Nücksicht auf die Natur des 3eländes und die Witterungsverhältnisse niht möglich gewesen. Es sind auch einige Nachübungen notwendig gewesen. Seit Jahren sind wir be- muht, die betreffenden Mittel im Etat zu erhöhen. Bisher ist uns dies nicht gelungen. Sollte es uns in den nächsten Jahren gelingen, lo werden auch keine Gtatsübershreitungen vorkommen.

Die Vorlage wird der Rechnungskommission überwiesen.

»ck7 L. L

Erste Beilage

Berlin, Sonnabend, den 2. März

Es folgt die Beratung der Denkschrift über die Aus- führung - der seit dem are 1875 erlassenen Anleihe - gejeve. Eine Debatte erhebt sih nicht; der Reichstag er- kennt an, daß durch die Vorlegung den geseßlichen Be- stimmungen genügt ist.

Das Haus geht dann über zur ersten Beratung der all- gemeinen Rechnung über den Reichshaushalt R L. | . „Abg. No sfke (Soz.): Der Pensionsetat hat 1907 eine starke Grhöhung aufgewiesen, bauptfächlich infolge der Zwangspensio- nerungen zum Zwede der Verjüngung des Offizierkorps. Die schon [ruher von mir gerügte Praris künstlicher Hinauszögerungen der Ver- abschiedung einzelner Offiziere behufs Beförderung in eine böbere Charge zum Zwecte der Crlangung einer höheren Pension ift noch immer ncht abgestellt worden. Der -Rechnungshof hat festgestellt, day die württembergische Heeresverwaltung einen Oberleutnant dur- aus unberechtigt auf den Aggregiertenfonds nahm, bis er Hauptmann wurde, und dann sch{leunigst in Pension ging. Die Neichékasse wird damit unrechtmäßig bis an den Tod dieses Herrn mit einem Mebr von 684 M jährlich belastet. . Solche ungerechtfertigten Begünsti- gungen mussen aufhören. KAehnlihe Fälle sind mebrfach vor- gekommen. Anderseits sind Pensionierungen erfolgt, die das denkbar unliebsamste Aufsehen erregt haben. Es ist einfach ein Sfandal, wenn hohe Offiziere oder hohe Beamte wegen Dienstunfähigkeit sich penhionieren lassen, mit Pensionen von 8- oder 10000 M abgehen und 1m Beenste des Privatkapitals mit 30- oder 40 000 Æ dotierte Stellen annehmen, wie das noch in den allerleßten Tagen vor gekommen ist. Das wirkt im Volke um so aufreizender, wenn gleich- zettig den kleinen Beamten oder ehemaligen Soldaten ihre fümmer- lichen Pensionen genommen oder verweigert werden.

_Abg. Erzberger (Zentr.) bedauert, daß die Rechnung für 1907 erst nach 5 Jahren vorgelegt wird, und gibt anheim, in ein zu erwarlendes Komptabilitätsgesey den (Fndtermin für die Vorle( der Rechnungen hineinzuschreiben. Das neue RNeichskontrollgeseß [eint gut zu arbeiten. Die Rechnungen sollen an Ort und Stelle abgenommen, das beißt, auf ihre materielle Nichtigkeit geprüft werden, denn daß sie formell forrekt sind, werden wir au obne Prüfung glauben, und es hat feinen Zweck, daß z. B. im Bereiche der Marine verwaltung jährlih allein aus Wilhelmshaven, Kiel und Danzig 24 000 kg Rechnungen nach Potsdam gescickt werden. Zulagen aus ’sonds fur einmalige Ausgaben dürfen nur gewährt werden, soweit der &tat dazu die Berechtigung gibt: in dieser Richtung bewegt sich ein Monitum des Rechnungshofes. Die Verwaltung ift ferner nit berechtigt, sih über die Vorschriften des Dispositivs des Etats bin- wegzu ei Militärbauten, z. B. in Potsdam, mehrfach festgestellt worden as ift eine Verleßung des Budgetrechts des Reichstages. alle des württembergischen Offiziers muß sich{ die Nechnungskommission durchaus auf den Standpunkt des Recb- nungshofes stellen. Ein anderer Fall betrifft einen Stabs apotheker, der nah 9% Jahren Dienst wegen Dienst- unfahigkeit ausscheiden sollte und die Konzession zu einer Apotheke erlangte, aber noch % Jahre weiter dienen durfte, um na& zehnjährigem Dienst eine lebenslängliche Pension zu erwerben. Da haben die vorgeseßten Behörden an der Grschleihung einer Pension direkt mitgewirkt; solhe Dinge können gar nit scharf genug ver- urteilt werden.

Generalmajor von Graeveniß: Die Uebernahme des Ober-

leutnants auf den Aggregiertenfonds beruht auf folgendem: Der Ober- leutnant batte gar feine Veranlassung, seinen Abschied zu erbittén, bevor er sih die Pension eines Eskadronchefs verdient hatte. Er hatte die Qualifikation dazu. Er wurde dem Aggregiertenfonds über- wiesen, weil er abkommandiert war und eine Oberleutnantsstelle batte. Die Verwaltung war der Ansicht, daß den cetatsre{tlichen Grundsäßen Genüge geschah. __, Seneralleutnant Bacmeister: Die Pensionierung der Offiziere geschieht nah geseßlihen Bestimmunaen. Die Offiziere werden nicht länger gehalten, als es ibre Dienstfähigkeit zuläßt. Es lag in dem betreffenden Falle des Apothekers ein fklagbares Recht, es lag eine Dienstbeschädigung vor, auf Grund deren er \ch{on früber bâtte ausscheiden können. Auf die Konzessionierung von Apotheken hai die Militärverwaltung keinen Einfluß. Es genügt zur Pensio merung, daß die volle Feldstdienstfähigkeit nicht vorliegt. Der Ober- stabsapotheker hatte ein erbeblihes Ohrleiden und war also nicht dienstfähig. Die Verwaltung hat nicht zu Unrecht gewartet, sie hat den Zeitpunkt selbst bestimmt, wann er ausscheiden mußte. JIch muß also entschieden bestreiten, daß die geseßlichen Bestimmungen verletzt worden sind.

Abg. Erzberger (Zentr.): Die Herren suchen zu retten, was zu retten ist. Wenn aber alles in Ordnung wäre, dann wäre die Be- anstandung des Rechnungshofes niht zu begreifen. So einfa ift die Sache niht. Die Verwaltungen haben do Gelegenheit, dem Rechnungshof das Material zu unterbreiten, und der Rechnungshof pflegt nur in seltenen Fällen mit solhen Moniten an den Reichstag zu Tommen. Wir werden ja sehen, ob der Rechnungshof ein übereiltes Urteil gefällt hat. Uebrigens: was ist „Dienstbeschädigung“ ? QDar- uber entscheidet lediglih die Militärverwaltung. Das Auffallende ist, daß der Apotheker 10 Jahre im Dienst gewesen ist und nun mit einem Male pensioniert wurde. Sonderbar, wie folhes sich füat! Gewiß hat die Militärverwaltung keinen Einfluß auf die Apotbeken- konzession. Aber der Betreffende darf \sih gar nicht um eine Kon- zession bewerben, ohne vorher seinem Oberst Mitteilung zu machen. Das ist 9 Monate vorher geschehen, und doch hat man den Herrn noch I Monate troþß seiner Dienstunfähigkeit erhalten! Die Kommission jollte einen schriftlihen Bericht erstatten.

Staatssekretär des Reichsshaßzamts Wermukth:

Meine Herren! Jch bitte um Entschuldigung, wenn ih in diese lebhafte Debatte über den Oberleutnant und den Stabs8apotbeker mit einigen s{werflüssigen allgemeinen Bemerkungen hineinfahre. Jch wollte nit unterlassen, gegenüber dem Herrn Abgeordneten Erzberger, der sich beshwert hat, weil die Rechnung so spät vorgelegt sei, hervorzuheben, daß sie {on im vorigen Jahre fertig gewesen ift, daß wir aber unterlassen haben, sie vorzulegen, weil die NRechnungs- kommisfion des Reichstags selbst es wünschte. Sie war nämli so sehr mit früherem Material belastet, dessen Bewältigung ihr be- kanntlih nicht leiht geworden i, daß es zwecklos erschienen wäre, ihr noch diese weitere Vorlage zuzumuten. Daß sie überlastet war, geht auch daraus hervor, meine Herren, daß die mit der Nech- nung korrespondierende Uebersicht von 1907 von uns dreimal hintereinander dem Reichstage vorgelegt worden ist und erst im Jahre 1911 kurz vor dem Auseinandergehen des Reichstags ihre Erledigung gefunden hat. Jm übrigen wird ja nach dem jeßt neu eingeführten Verfahren eine wesentliche Beschleunigung eintreten, sodaß die Be, mängelung des Herrn Abg. Erzberger eine praktische Befürchtung für die Zukunft wohl niht mehr zu erzeugen braucht.

Was die Zahlung von Zulagen an Beamte aus einmaligen Fonds anlangt, so ist diese Frage erledigt dur den 8 3 des Be-

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wegzuseßen, wie es b

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zeiger und Königlih Preußischen Staatsanzeiger.

soldungsgesetes und zwar im Sinne der Wünsche des Reichstags und im Sinne der Bemerkungen des Rechnungshofs.

Endlich wollte ih mir noch erlauben, auf die Frage des Herrn Abg. Erzberger zu antworten, in welchen Fällen der Nechnungs8hof Prüfungen anOrt und Stelle vorzunehmen beabsichtigt. Der Neh- nungshof hat fih mit dieser Materie ungemein eingehend befaßt und hält örtliche Besichtigungen sowohl zwecks Erleichterung und Beschleunigung der Prüfung der einzelnen Rechnungen, als auch im Interesse der Mitglieder und Revisionsbeamten des Rechnungshofes, die dadurch ihre Erfahrungen und Kenntnisse bereichern, in folgenden Fällen für angezeigt: bei wirtshaftlihen Unternehmungen des Neiches; bei Stellen, bei denen die Vergebung von Ueferungen und dergleichen regelmäßig in erbeblihem Umfange vorkommt; bei Berwaltungen großer Bestände und Vorrâte; bei Stellen, bei denen in technisch{er oder wirtschaftliher Hinsicht wesentlihe Aenderungen eingetreten sind oder hâufig einzutreten pflegen; bei Verwaltungen, bei denen Einnabmen oder gewisse Aus- gaben nur an Ort und Stelle eingehend kontrolliert werden können, sowie entlich in Ansehung von Selbstbewirtshaftungsfonds und bei einzelnen namhaften oder bei gewissen Arten von Bauausführungen.

Das sind die Grundsäße, deren DurWführung der Rechnungshof auf die Dauer ins Auge fassen möchte. Er hat nun für die nächste Zukunft ein detailliertes Programm darüber aufgestellt, welde Besichtigungen an Ort und Stelle er zunächst vorzunehmen beabsichtigt. Ih möchte Ihnen das nicht im einzelnen vortragen : die Liste steht auf Wuns fehr gern zur Verfügung. Jedenfalls geht daraus hervor, daß der Rech- nungsbof bestrebt ist, sich dem Ziele der eben verlesenen Grundsätze mit ziemliher Beshleunigung zu nähern.

Generalleutnant Bacmeister: Der Rechnungshof stüßkt sein Monitum auf die Ansicht, daß es zuweit gebt, von einem Militär- apothefer unter allen Umständen eine so weitgehende Felddienst- sahigkeit zu fordern. Dies ist der Kardinalpunkt. Alle Militär- apotheker des aftiven Dienststandes müssen im Mobilmachungsfalle mltgehen. Die Einzelheiten werden in der Kommission erörtert werden.

(Soz.): Allerdings war die Rechnungskommission

uberlastet. Das Unrecht der württembergi-

nn mit dem Augenblick, wo sie den Ober-

Aggregiertenfonds übernahm, der feinen anderen

Die Vertreter der Militärverwaltung können die im

ichenden Zweifel nicht beseitigen, auch wenn sie noch E ss

ategoris Bersicherungen __ Abg. Dr. Graf von Posadowsky (b. k. X): Jch habe gar mtchbts dagegen, wenn jemand glaubt, nah seinen Verhältnissen nit mchr weiterdienen zu müssen, daß er aus dem Staatsdienst aus- scheidet. Jch halte es aber für durchaus unzulässig, wenn ein solcber Mann, der noch fähig ist, s{wierige und verwidelte Geschäfte in Privatstellungen zu übernehmen, aus dem Reichsfonds eine Pension erhält, wodurch nur der öffentlihen Meinung Anlaß zu Mißtrauen gegeben wird. Die Ausführungen des Abg. Erzberger beleuchten nur die Notwendigkeit, daß das Deutshe Reich mit seinem Milliarden- etat endlich etn Komptabilitätsgeseß bekommt, damit auch die Kon- trolle über die Ausführung des Etats, nicht bloß über die Auf- stellung, ermöglicht wird. Aber in ein solches Geseß Bestimmungen von einem fleinlichen Gesichtspunkte hineinzubringen, die die Tätig- keit der Verwaltung lähmen, wäre ein Fehler. J kann nur dringend wun|chen, daß ein jolches Weseß bald vorgelegt wird.

Die Vorlage geht an die Rechnungskommission, ebenso ohne Diskussion die Rechnung der Kasse der Ober- rechnungsfammer für 1909.

Hierauf seßt das Haus die Spezialberatung des Etats des Reichsamts des Jnnern fort und nimmt die allgemeine Debatte beim ersten Ausgabetitel „Gehalt des Staatssekretärs“ wieder auf.

Abg. Dr. Werne r- Gießen (wirts{. Vgg.): Es ist viel davon die Nede gewesen, die soziale Neform nicht eins{lafen zu lassen, und es liegen uns in dieser Beziehung eine Reihe von Anträgen vor. Eine joziale Reform darf sih nach unserer Meinung nicht nur auf tie urselbständigen Arbeiter beschränken, sondern muß sich auch auf die selbständigen Arbeiter erstrecken in Gewerbe und Landwirtschaft. Ge- lange dies, so würde man der Sozialdemokratie den Boden entziehen. Man bat den Bauern Brotwucher vorgeworfen. Dieser Vorwurf ist unbegründet; die Arbeit der Bauern muß erleichtert und geschüßt werden. Ih nenne die Entschädigung bei Manövern und für Quartier- lasten. Der Bauer muß ge\chübßt werden dur eine entsprechende Schußpolitik, um ihn an die Scholle zu fesseln. Bei den Teuerungs- debatten is von sozialdemokratisher Seite behauptet worden, der leine Bauer habe von dem Schußzoll keinen Nußen. Der Bauer weiß ganz genau, was er von dem Getreidezoll bat, ebenso wie der Arbeiter weiß, was er von dem Industriezoll hat. Es gibt darüber eine ganze Menge statistisher Feststellungen, die das bestätigen. Die Steigerung der Bevölkerungsziffer stellt uns vor die Notwendigkeit, den Bauernstand zu fördern, hon um den Fleishkonsum zu fördern.

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Dem Abg. ‘von Gamp möchte ih bemerken, daß auc bei uns im Westen ein* Bauernlegen durch den Großgrundbesiß stattfindet, um diesen Besiß! abzurunden. Ein Bauernfideikommiß balte ih aber für wünschenswel# Der Freisinn allerdings wird damit nicht einver- standen sein® Die Erfahrung lehrt, daß die Sozialdemokratie sich gerade dort einnistet, wo Großgrundbeßiß besteht. Eine wichtige Aufgabe is auch die Urbarmahung von Oedländereien und Hoch- mvooren. Die Förderung des Bauernftandes ist auch notwendig im Jnteresse der Gesunderhaltung des Volkes und der Stärkung des Znlandmatktes. Man ist allzu fehr geneigt, das Schußtzollsystem als ein rein agrarishes System zu bezeichnen. Das ist ein großer JIrrtum. Vie Schußzollpolitik hat der Industrie, dem Gewerbe und der ganzen Arbeiterschaft genüßt. Eine gute Folge war au, daß wir nicht mehr soviel Auswanderer nah Amerika abgeben wie früber. Es ist nur zu bedauern, daß wir unsere Kolonialpolitik niht früher inauguriert haben. Jedenfalls war Fürst Bismarck in dieser Be- zichung weitsichtiger als die Liberalen. Ein ausreicender Seuchen- \{uß ist notwendig, wenn auch zuzugeben ist, daß die Sperrmaß- regeln sehr nachteilig für die Bauern gewirkt haben. Wir wollen nicht vergessen, daß die Seuchen vom Auslande zu uns eingesc{leppt wurden. Unsere Grenzen sind durchaus nicht ges{lossen, aus Däne- mark allein wird eine große Menge Rindvieh zu uns eingeführt. Die Landarbeiterfrage ift anders zu bebandeln als die Jndustriearbeiter- frage. Die Industrie arbeitet mit Maschinen, die Landwirtschaft in der Hauptsache mit lebendigen Kräften. Dem Landarbeiter ailt als Ideal der kleine Bauer, die Festseßung auf der eigenen Scolle, während die Sozialdemokraten offen aussprechen, los von Grund und Boden, wenn der Landarbeiter revolutioniert werden soll. Das schrieb 1906 der Schriftleiter der „Bremer Bürgerzeitung“, der jebt ja in den Reichstag eingezogen ist. Die Schußzollpolitik ist etwas Zweckmäßiges, doh nicht etwas Prinzipielles; für den Liberalismus allerdings ist der Freihandel eine Doktrin. Heute noch leidét E Mittelstand unter den Wunden, die ihm die unbeschränkte Gerwerbe«