1912 / 56 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 02 Mar 1912 18:00:01 GMT) scan diff

absolut verwerflih sei, vermag ich nicht einzusehen, und das wird uh die Mehrzahl der Bevölkerung im Lande nicht einsehen. (Sehr rihlig! rechts.) Denn die Staatslotterie tellt gerade die Regelung des Triebes, den viele empfinden, einmal ihr Glück zu versuchen, in durchaus angemessener und mäßiger Form dar. Die Staatslotterie ist eingerihtet worden, um das Lotteriewesen auf cine angemessene Basis zu stellen. Daß daraus ein übermäßiger Gewinn für den Staat erzielt wird, ist ja absolut ausgeschlossen.

Melne Herren, der Herr Abg. Hoffmann hat dann weiter gesagt, die Offiziere seien gar nit in der Lage, in ihren Kreisen Lose unter- zubringen, weil in ibren Kreisen andere Glüksfpiele gespielt würden. (Abg. Hoffmann: Klub der Harmlosen!) Meine Herren, ih möchte doch namens der Staatsregierung gegen diese Beschimpfung des Offizierkorps ausdrücklich Widerspruch erheben. (Lebhaftes Bravo! rechts Zurufe bei den Sozialdemokraten: Wer hat denn ge- \chimpft! Abg. Hoffmann: Minister Nubstrat, Wolff-Metternich!) Herr Hoffmann macht mir da zwei Zwischenrufe: Klub der Harmlosen und dergleihen. (Zuruf rechts: Das waren keine Offiziere!) Gewiß, meine Herren, es ist durhaus richtig, daß solche Fâlle vorgekommen find (Nufe bei den Sozialdemokraten: Na alfo!); das will ich in keiner Weise in Abrede stellen. Aber i muß doch dem Hermin Abg. Hoffmann das Recht bestreiten, derartige Einzelfälle in dieser Weise als allgemeine Erscheinung zu charafterisieren. (Sehr richtig! rechts.) Herr Hoffmann, dazu find Sie nicht berechtigt (Abg. Borchardt: Sie find doch nicht Präsident !); das geht weit über das hinaus, was man sagen darf. (Lebhafte Zu- stimmung.) Ich muß namens der Staatsregierung gegen eine der- artige Verunglimpfung unseres Offizierkorps hier nahdrücklich Protest einlegen. (Allfeitiger lebhafter Beifall.)

___ Abg. Dr. Friedberg (nl.): Ich vermag dem Abg. Hoffmann in seinen hohen moralischen Gefühlen au nicht zu folgen. Das mag vielleiht daran liegen, daß die bürgerlihe Gefellshaft so hohe morali\che Empfindungen nicht hegt wie diejenige Gesellschaft, di- der

Abg. Hoffmann in Zukunft gründen will. Db man aber wirklich nie

einen Sozialdemokraten auf den Rennpläßen am Totalifator sieht ?

Dem Antrage werden wir zustimmen. Es find ja verschiedene Be-

denken dagegen geltend gemacht worden, aber in dem Antrage heißt

es ausdrüdlih: „unter Wahrung des eigentlichen Zwecks der preußisch- süddeutschen Klassenlotterie“. Wenn der Abg. Hoffmann sagt, daß die

Offiziere, wenn ihnen ihre Pension niht ausreiht, sih eine andere

Beschäftigung suchen sollen, so kann er doch nichts dagegen haben,

wenn der Staat alten, verdienten Offizieren entgegenkommt, deren

physische Kraft durch körperliche Strapazen ershöpft worden ist. Der

Haltung der Regterung gegenüber den Privatlotterien stimme ih voll-

kommen zu, es erscheint niht notwendig, eine Aenderung eintreten zu

ls Man soll doch auch das Kind niht mit dem Bade aus- zutten.

Aba. Strosser (konf.): Jh bin dem Minister dankbar dafür, daß er Veranlassung genommen hat, der Kritik des Abg. Hoffmann hier in dieser Weise entgegenzutreten und die Offiziere in Schuß zu nehmen. Nur ein kleiner Teil des Offizierkorps kann von der Penfion ausfömmlih leben; gerade durch die Strapazen des Dienstes, die in außergewöhnlichem Vêaße an die Offiziere herantreten, ist ein großer Teil gezwungen, {on in verhältnismäßig jungen Jahren auszuscheiden. (Zuruf des Abg. Hoffm ann.) Ich würde es wirkli für total verfehlt halten, das deutsche Offizierkorps gegen Ihre Kritik in Schuß zu nehmen. Das hat das preußische und deutsche Offizierkorps noch nicht nôtig gehabt, es hat hundertmal bei ernsten Gelegenheiten gezeigt, was es für das Vaterland geleistet hat. Der Abg. Hoffmann sagt: das Glüsspiel ist für den Offizier stande8gemäß. Abg. Hoffmann, Sie haben so oft das Wort im Munde, wenn es sih um die Sozial- demokratie handelt : Ach, meine Herren, davon verstehen Sie gar nichts. Aber Sie nehmen sich heraus, alles zu veriteben, was Sie gar nichts angeht. Sie verstehen eben vom Offizierkorps nichts, wissen nicht, was für einen Offizier standesgemäß ist. Aber das kann ih Jhnen auf Grund meiner 25 jährigen Erfahrung im Offizierklorps sagen, daß die Offiziere, die dem Glüksspiel huldigen, Ausnahmen find, daß das Glücksspiel auf das schärfste verboten ist, daß die strengsten Strafen verfügt werden, sobald irgendein derartiges Glücks|piel festgestellt wird. Im übrigen möchte ih Ihnen sagen: Sie kämpfen mit einem solchen Aufwand von monralisher Ent- rüstung gegen jedes Glücksspiel ; ist denn das Kartenfspiel nicht auch ein Glüdcks|ptel ? und ist das in Ihren Kreisen nicht ebenso ver- breitet? Sie haben den Krieg gewissermaßen als ein Lotteriespiel hingestellt. Sie haben keine Ahnung davon. Wir, die wir den Krieg mitgemacht haben, die wir im Felde gestanden haben, die wir unser Leben bundertmal in die Schanze geshlagen haben, wissen, daß der Krieg etwas Hohes, Gewaltiges und Großes 1st, wovon Sie keine Ahnung haben. Sie haben von den Gefühlen, die uns im Kriege bescelea, von dem Enthusiasmus, mit dem der einzelne fein Leben wagt, gar keine Ahnung.

Abg. Dr. Liebknecht (Soz.): Der Finanzminister hat sehr unrecht, wenn er meint, daß das Lotteriespiel mit der Moral in Ein- klang zu bringen sei. Dem Strafgeseßbuch liegt der Gedanke zugrunde, daß jedes gewerbsmäßige Glücksspiel zu bestrafen ist. Und der Staat ist dur seine Lotterieveranstaltungen ein gewerbsmäßiger Glüdsspieler. Das Glücksspiel wird mit den \{chwersten Chrenstrafen belegt, ja es können sogar die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt werden. Die Spieler in Offizierkorps mögen die Ausnahme bilden, aber die Antijeuerlasse beweisen doh, wie die Offiziere dem Spiel zuneigen. Wenn man vom Kriegsspiel spricht, so ist das ledigli Poesie. Der Enthusiasmus, mit dem im Kriege das Leben hingegeben wird, ist oft der Enthusiasmus der VDesperation oder ein den Soldaten aufgezwungener Enthusiaomus, der künstlich durch Suggestion erzeugt ist. (Präsident Dr. Freiherr von Erfsfa: Sie dürsen nicht sagen, daß der Enthusiasmus unserer Armee in den Feldzügen durch Sug- gestion erzeugt ist ; ich bitte Sie, sich_zu mäßigen.) Die Begeisterung wird den Leuten eingepeitscht. Der Offizier a. D. ift allerdings eine etwas trübsame Erscheinung, die Pension ist ihm zu gering, aber man will die geringen Gehälter und Pensionen der Offiziere auf- recht erhalten, um das Eindringen der minder bemittelten Kreise in das Offizierkorps zu verhindern. (Präsident Dr. Freiherr von Erffa: Das hat mit der Lotterie aber nichts zu tun; ih bitte Sie, auf die Sache zurückzukommen.) Ich sprehe über den Antrag, der

den Offizieren a. D. Lotterieeinnehmerstellen geben will. Durch den Gamaschendienst in der Armee werden unsere Offiziere so einseitig erzogen, daß sie nachher im praktischen Leben kein Unterkommen finden. Warum foll hier für die Offiziere eine Extrawurst gebraten werten, während der Arbeiter und untere Beamte, wenn er entlassen wird, cinfach dem Hunger auêgeliefert ist? Es soll den VDffizieren nur ein neucs Privileg zuteil werden, deshalb find wir entschieden gegen den Antrag. Nachdertk der Finanzminister jeßt gehört hat, wie das Strafgeseß lautet, wird er hoffentlich erwägen, wie die Staatslotterie vereinbar ist mit den Grundlagen des Strafgeseßzes.

Ein Schlußantrag wird angenommen.

_ Abg. Hoffmann (Soz.) bemerkt perfönlih, er müsse \sih ver- bitten, daß der Minister sih als Zenfor des Hauses aufwerfe; er verstehe nit mehr als die Abgeordneten Die Sozialdemokratie, fährt der Redner fort, kämpft überall gegen das Glücksspiel, au in ihren Versammlungen. (Der Abg. Stro) ser spricht in der Nähe des Redners mit dem Präsidenten.) Abg. Strosser, vielleicht stellen Sie diese Ver- handlungen ein, bis ih ausgesprochen habe. (Präsident Dr. Freiherr von Erffa: Aba. Hoffmann, wer wie Sie fortwährend laut unterbricht, hat kein Necht zu einer solhen Bemerkung.) Der Krieg

Abg. Stroffer (persönlih): Die Erklärungen des Abg. Ueb- fnecht über den Krieg und das Offizierkorps sind des Abg. Hoffmann würdig. Abg. Liebkneht, Sie sprechen von der traurigen Figur des Offiziers, ah, Abg. Liebkneht, Sie haben gar keine Veranlassung, von trauriger Figur zu sprehen. Wenn ih mich für Ihr zartes Empfinden, Abg. Hoffmann, etwas zu laut beim Präsidenten zum Worte gemeldet habe, so haben Sie uns hundertmal viek lauter unterbrochen.

Der Antrag wird gegen die Stimmen der Sozialdemo- kraten, des größten Teiles der Volkspartei und eines Teiles des Zentrums angenommen.

Der Etat der Lotterieverwaltung wird bewilligt.

Der Etat der Königlichen Seehandlung (Preußischen Staatsbank) wird ohne Debatte bewilligt.

Der Etat des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, dessen Ordinarium schon vor kurzem bewilligt worden ist, enthält im Extraordinarium die Forde- rung von 540 000 6 zum Ankauf und baulichen Herrichtung eines Dienstgebäudes für die Gesandtschaft in Hamburg.

Berichterstatter der Budgetkommission Graf von der Groeben legt die Notwendigkeit dieses Baues dar und be- antragt die Bewilligung.

Das Haus beschließt demgemäß.

Es folgt die erste Beratung des Geseßentwurfs, be- treffend die Erweiterung des Stadtkreises Elberfeld (Einverleibung der Landgemeinde Vohwinkel).

Abg. Dr. Hintmann (nl.) beantragt, den Geseß- entwurf der um sieben Mitglieder zu verstärkenden Gemeinde- kommission zu überweisen.

Die Abg. Schulze - Pelkum (konf.) (freikons.) erklären sih damit einverstanden. i:

Die Vorlage wird der verstärkten Gemeindekommission überwiesen.

Es folgt die Beratung des Antrags der Abgg. Hammer (rons.) und Genoffen:

„die Regierung zu ersuhen, eine Verbesserung des Waren - haussteuergeseßes unter Zugrundelegung der in dem Antrag des Aba. Hammer vom 1. April 1908 enthaltenen Gesichtspunkie in Erwägung zu ziehen und einen entsprechenden Gesetzentwurf demnächst vorzulegen“.

Der Antrag des Abg. Hammer vom lautet :

„die Negierung zu ersuchen, tunlihst bald einen Gesetzentwurf zwecks Abänderung des Gesetzes vom 18. Juli 1900 - steuerung der Warenhäuser betreffend dahingehend vorzulegen, 1) daß die Steuersäte für Betriebe mit einem Anlage- und Be triebskapital von mehr als 1 000 000 6 allmählich ansteigend der- gestalt erhöht werden, daß sie bei Betrieben mit ctwa einem Anlage- und Betriebskapital von mehr als 5 000 000 4 und cinem Jahre8umfaß von mehr als 20000 000.46 4 vom Hundert des leßteren erreihen, und 2) daß der Prozentsaß von 20 °/9 auf 30 % im § 5 erböbt wird".

__ Aba. Hammer (kons.): Unser Antrag wird zunächst der Kommission für Handel und Gewerbe zu überweisen sein.

und Lückhoff

1 April 1908

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6 Unser An trag ift {on 1908 in der Kommission beraten worden, aber die Ne gierung hat sih seitdem noch niht gerührt. Das wird niht am Finanzministerium liegen, ich vermute, daß der stärkste Widerstand im Handelsministerium liegt, denn da ist er hon 1896 bei dem ersten Antrag Brockhausen gewesen. Nur ein fo starker Minister, wie Herr von Miquel, konnte das Warenhaussteuergesey durchbringen. Das Warenhaussteuergeseß geht nur bis zu 29/6 und fogar nur bis zu 1,4 2/06, wenn man die Einshnürung durh den § 5 hinzunimmt. Der Geheime Finanzrat Struß, eine Autorität auf diesem Gebiet, hat uns damals gesagt, daß die Warenhäuser im Durchschnitt 5,7 0

6 0 verdienten, und daß eine Progression der Steuer bis D

oder auch 4 9% beinabe eine Probibitivsteuer sein würde. Es wurde damals darauf erwidert, daß die 5,7 %/ wohl richtig feten daß aber damit nicht gesagt sei, wie oft das Kapital im Jahre umgeseßzt werde; es geschehe vielleihßt zwei- bis dreimal. Der ver- \storbene Abgeordnete Dr. Gerschel, Mitglicd der Berliner Handels fammer, hat sogar geglaubt, daß das Betriebskapital etwa ]ehsmal im Jahre umgescßt werde. Dann kommt natürlich der sechsfache Gewinn beraus. Wir haben nun in unserem Antrage auch das Anlage- und Betriebskapital mit zugrunde gelegt, und wir glauben damit vorwärts kommen zu können. Ju Bayern hat man das Warenhaus steuergeseß auch geändert, man geht dort allerdings nur bis zu 3% aber man hat eine Reihe von Geschäften hineingenommen, die sich auh bei uns unliebsam bemerkbar gemacht haben, aber nicht in unseren Antrag aufgenommen sind. Die angebliche Reaktion herrscht also au anderwärts. Es ist übrigens keine Reaktion, sondern eine praktishe Maßregel, wenn man in Bayern außer den Warenhäusfern auch die Großmagazine, die Großbasare, die Abzahlungsgeschäfte, die Filialgeshäfte, die Versteigerungsgeschäfte und die Versandgeschäfte herangezogen hat. Die Zahl der Warenhäuser hat si allerdings faum vermehrt, aber ihr Umsaß ist gewaltig gestiegen. Der Syndikus des Warenhausverbandes Dr. Wernicke berehnet, daß der Umsatz der Warenhäuser in Preußen 1908 140 Millionen betrug und dann 1909 auf 160 Millionen und 1911 auf 190 bis 200 Millionen gestiegen ift. Außerdem baben fich Wareneinkaufshäuser gebildet ; in Magdeburg wird lebhaft über ein solches Warencinkauféhaus geklagt, das fast alle Waren führt und dem Detailhandel außerordentlih schadet. Es hat die Form einer Aktiengesellschaft, wird von drei Herren regiert und hat allein in Magdeburg 60 Filialen. Es gibt 10% bei Detaillisten- waren und soll sogar 15 bis 209/69 geben. Das foll dadurch mögli werden, daß eine große Margarinefabrik dazu gchört und fo viel Maraarine absett, daß die anderen Preise niedrig sein fönnen. Neu binzuaekommen ift der Umstand, daß die Warenbäuser mit ihren Automobilen auf §80 km um Berlin herum in die Provinz hinausfahren, zwei- bis viermal in der Woche und dort in den fleinen Städten die kleinen Gewerbetreibenden ruinteren. Es wird uns immer vorgeworfen, daß wir niht an die Warenhäuser für Offiziere und Beamte herangehen, aber da liegt nah den Erklärungen des Geheimrats Struß die Sache so s{hwierig, weil diese Waren- häuser nicht gewerbesteuerpflihtig und niht warenhaussteuerpflichtig sind. Das Finanzministerium hatte das Beamtenwarenhaus zur Steuer veranlagt, wurde aber damit vom Geriht zurückgewiefen Wir bedauern außerordentlich, daß diese Gebilde, die den Viittelstand ebenso schädigen wie die anderen Warenhäuser, niht fo herangezogen wekden können, wie es sih gebührt. Ich bitte, unseren Antrag der Kommission zu überweisen.

Abg. Dr. Ehlers (forts{chr. Volksp.): Der Antrag Hammer ist von 150 Mitgliedern unterschrieben, und das Zentrum hat ähn- lihe Bestrebungen, sodaß angenommen werden kann, daß der Antrag zur Annahme gelangt. Aber ih hoffe, daß die Negierung einen Strich durch die Nechnung machen und den Antrag ablehnen wird. Andere Staaten, wie Baden, Hessen, Sachsen, die Hansestädte, {einen mit der Warenhaussteuer nicht gute Erfahrungen ge- mat zu haben, denn sie haben die Steuer ermäßigt ; Württemberg hat sich mit einer mäßigen Steuer begnügt. Die all- gemeine Stimmung ist für die Warenhaussteuer nicht günstig, die Mehrzahl der Gewerbetreibenden in Berlin will keine Erhöhung. Schon die Einbringung eines fsolheu Antrags is eine Schädigung des QDetailhandels. Die Begründung des An- trags besagt, daß das Warenhaus ten anderen Ge- {äften so überlegen ist, daß man Mittel dagegen finden muß. Das ist die beste Reklame für die Warenhaufer, und der Verband der Warenhäuser sollte den Aba. Hammer zum Ehren-

berubt, und daf: namentli die Frauen der Suggestion Unker worfen sind. Wenn die Frauen aus der Welt vershwän den, würden auch in vierzehn Tagen die Warenhäuser vershwink en, Ich bin von der geordneten Vertretung des Berliner Detail handels beauftragt, bier zu erklären, daß dic Annahme, daß das Warenhaus leistungsfähiger sei, auf Jrrtum beruht und lediglich Modesache ist. Gewiß hat das Warenhaus Vorzüge, aber es hat auch ganz erheblihe Nachteile, es bedeutet in gewisser Beziehung gegenüber dem Spezialgeschäft sogar einen Nückschritt; es kann niht, wie das Spezialgeschäft, \pezialisiceren und individualifieren. Es ift deshalb fals, fortgejeßt hier zu betonen, es müsse eingegriffen werden, um dem Detailhandel zu Hilfe zu kommen. Hier spricht viel Perfönlihes mit; ih gestehe ofen, ih bin perfönlih Freund der Warenhäufer und werde selten oder gar nicht in ihnen faufen; aber das hat mit meiner politishen Stellung zu der Frage nihts zu tun. Es ist nicht richtig, daß das Warenhaus alles andere tot mache, denn der Umsay der Warenhäuser ist noch unmer ganz jering gegenüber dem Gesamtumsatz des Handels. Das Warcnhau hai allerdings in mancher Beziehung wie ein Pionier gewirkt. Gegen unlautere Machenscha\ten hilft nicht das Warenhaunsfteuergesetz sondern unser ganz gutes Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb. Die Absicht der Erdrosselung der Warenhäuser würde vielleicht erreicht werden, wenn der Antrag bis zu 8 9/9 binaufginge. In der gegen wärtigen Form mit 4/6 würde er nur die Abwälzung verstärken und eine Ausdehnung des Warenhausbetriebes hervorrufen, also das Gegenteil seines Zweckes erreichen. Der Antrag ist lediglih eine mechanische Regelung, aber keine wirtschaftlihe Erfassung. I

tein

Die Engländer haben jeßt eingesehen, daß ihnen ihre Vorschrift der Bezeichnung „made in Germany“ nur ge!chadet hat. Die Ausdehnungsfähigkeit der Waren häuser “ist unbeschränkt, auch die sogenannten s{lechten Zeiten find für das Warenhaus nicht schädlich. Wenn man gesetzgeberish ein- greifen will, sol man die Gewerbesteuer progressiv ge1talten. Das wäre gerecht, weil alle modernen Einrichtungen gerade den großen Geschäften vorzugsweise zugute kommen. Unter die Warenhaus steuer sollten Ge]chäfte gebraht werden, die auf keinen Fall dazu gehören. Ein Möbelgeschäft hatte gelegentliÞß 6 Standuhren ge fauft und sollte deshalb als Warenbaus mit 30 000 #4 Steuern be legt werden. Es verkaufte zwei Uhren, die übrigen hat es wah \cheinlichß weggeworfen, und die Steuerverwaltung drückte ein Auge zu. Die Spezia!geschäfte leiden niht so sehr unter der Konkurrenz d Warenhäuser wie unter den agraris{hen Warenhäusern, gegen die leider noch nichts zu machen gewesen ist ; auch die Konsumvereine hädlich. Gegenüber den Warenhäusern müßten sich die Detailli zusammenschließen. Es besteht jeßt die Absicht, sämtliche

vereine zu vereinigen ; diese Bewegung würde dur die 2

Antrages gestört werden. Ich bitte, den Antrag abzulehnen.

Abg. Herold (Zentr.): Wir sind mit der Ueberweisu Antrages an die Kommission einverstanden. Wir müssen ob der Anirag das Nichtige trifft, und o \ überhaupt gründsäßlih T ih niht auf die Stadt, fondern erstreckt das Land hinaus. Das | ber das Warenhaus sei (Es wäre wünschenswert, wenn im ganze gesetzgebung einheitlih gestaltet werden 1 Schaffung eines Neichsgesetes erwägen

Abg. Dr. Schroeder- Cassel steuertehni\ch schwierig, sympathisch, und wir wollen è wirkt das Waarenhaus durch die © sodaß auch die kleinen Gewerbetreibende Mitleidenschaft gezogen werden.

Nbg. Hir} h - Berlin (Soz.): den Antrag Hammer wie auch Wenn man schon îin dieser L um der Gerechtigkèit willer Erdrosseln können Sie di steuer wird indireft wieder d die Warenhausbesiter werden die C zahlen, fondern vielmehr die Angestellten bekommen, die Handwerker müssen g ltefern als j Troß der Warenhaussteuer is der Umsay der

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Jeßt. Warenhäauser gestiegen, weil wir «8 wicklung zu tun haben, die man mit Gewaltmaßregeln nicht aufhalten tfann. Selbst einer der Vorkämpfer der Warenhausfteuer, der Ubg. Noeren, hat jeyt eingesehen, daß eine W fte los ist

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Die Warenkbaussteuer ist weiter nihts als ein Sc Nbg. Dr. Varenhor fst (freikons.) : ih zu erklären, daß wir dem Antrage fehr ie Warenbäuser sind ein Krebt

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Namens meiner habe überstehen. Die ichen erdroffelt ; Waren über das ( Handwerker zugrunde. Wir i nic ] liden Mittelstand, der besonders auf dem Lande an die Scholle gebunden ist, den Warenhäusern auf Gnade und Ungnade ausliefern. Es ist eine dringende Aufgabe dcs Gesetgebers, hier einzugreifen.

Im Schlußwort bemerit

Abg. Hammer (kons.): Auf die Ausführungen des Abg. § gehe ih heute so wenig ein wie vor vier Jahren. Ich verstehe nicht, wie der Abg. CEblers zu solchen Angriffen kommt. nit wundern, wenn ih vielleicht sväter auf seine merkwürdigen ziehungen zu den Warenhäusern noch zurückomme. Sie haben mich) vrovoziert und wollen mir die Nolle zuweisen, daß ich Ebrenmitglied des Warenhausverbandes werden soll. Aber Sie gehören hinein, und zwar mit einem Lorbeerkranz.

Der Antrag wird gegen die Stimmen der fortschrittlichen Volkspartei und der Sozialdemokraten an die Handels- und (Gewerbekommisfion verwiesen.

Schluß nah 5 Uhr. Nächste Sitzung 11 Uhr. (Antrag Brandenstein, betreffend Revision der Geschäftsordnung, Anträge über Jugendpflege, Verdingungs wesen, Wohnungsgesez und Religionsunterricht der Dissidenten tinder.)

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=onnabend

Nr. 8 des „Eisenbahnverordnungsblatts“, berausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 29. Februar hat fol- genden Inhalt: Bekanntmachunaen des Reichskanzlers: vom 31. Ja- nuar 1912, betr. Aenderung der Militärtranéportordnung; vom 8. F bhruar 1912, betr. die dem Internationalen Uebereinkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr beigefügte Liste. Nachrichten.

{(*-

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrung®- maßregeln. Malta. In Malta sind dur eine Regierungsverfügung vom 23, Februar d. I. die Stadt Odessa und die Insel Bahrein als pestfret, die Ansel Perim, der Hasen von Samsun und das Wilajet Tripolis in Nordafrika als cholerafrei erklärt worden. (Vergl. „N.-Anz.* vom 3. und 14. Februar v. J., Nr. 30 und 39, 10. und 16. Süni v. J. Nr. 185 Und 140, und vom 21. Oktober v. J.

Nr. 249.)

Griechenland. Die griechisGe Regierung hat mitgeteilt, daß durch Königliche® Dekret vom 16. Februar d. I. die ärztliche Untersuhung der Herkünfte aus Malta aufgehoben worden ist. Durch das gleiche Dekret wird die für Herkünfte aus Tripolis (in Tripolitanien) verordnete dreitägige Quarantäne

zum Deutschen Reichsanzeiger und

Berlin, Sonnabend, den 2, Mrz

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Zweite Beilage

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1912.

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Kernen (euthülster Spelz, Diukel, Fesen).

22,60

17,80 17.0

17,60 17,40 17,40 18,10 17,50 1,20 16,60 17,40 17,40 17,40 17,00 18,60

19,00 18,00

20,80 22,00 21,00 19,60 20,50

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Weizen.

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18,00 17,60 18,80 19 80 20,00 21,00 19,50 18,80 16,20 19,50 20.00 17,00 20,20 920,80 21,20 20,00 17,20 24,62

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20,60 20,20 20,70 20,50 20,00 20,10 20,00 20,10 20,00 20,20

20,66 21,50 21,00 24,00 24,67 23,20

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18,10 18,00 17,80 18,60 18,00 17,70 18,10 18,00 18,20 18,00 18,00

19,32 19,50 19,00 21,43 22,20 21,20 20.00

18,00 17,60 19,00 20,00 20,20 21,00 19,50 19,00 16,50 20,00 20,00 17,50 21,009 20,80 21,20 20,00 17,20 25,00

22,30

19,00 17,60 19,20 20,00

19,70 19,50 18,20 19,10 19,20 19,60 19,40 19,50

21,00 20,80 19,70 23,00 23,40 23,66 22,40 21,00

995 9

b ad y bd

22,00 21,50

97 60

178 80 324 212 154 28

21

o A E Ls

pi t A, D S B E

U J

19,23 20,23 20,10 19,70 20 00 19,60

19,10

-

20,66

20,50 24,00 23,20 22,88 22,60 22,80

17,27 17,88 17,82 17,70 18,10 17,50 17,44

17 ‘40

19,32

18,50 21.43 90,90 22,00 21,03

16,69 18,76 19,70 20,10 20,00 19.00 18,75

18,50

20,00

24 06 21,56 21,67

17,40 18,96 19,69 19,10 19,20 19 00 17,90

18,40

21,00 19,20

23,00 22,19 21,73 20,43 21,71 21,11 21,30

16,87 18,79 19,90 19,90 19,509 19,00 19,25

18,42

20,00

.

21,00 19,20

22,60 21,99 21,85 20,62 21,39 21,20 | 21,90

O D O ED

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DO DO O O DO DO E

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O DD DS DO O O S E

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.

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23. 2. 29. 2.

23. 2. 23, 2. 23. 2. 22.2. 19. 2. 23.2. 29, 2.

Bemerk Die au e wird auf volle Doppelzentner und der | Gin liegender Stri® (—) in m Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nit vorgekommen ist, ein Punkt (.) in den

Berlin, den 2. März 1912. Kaiserliches Statistisches Amt. J, B,: Dr. Zaher.

aufgehoben; die Passagiere werden in Zukunft nur einer ein- fahen ärztlichen E ng unterworfen sein. (Vergl. „R.-Anz." vom 7. November v. J., Nr. 263.)

mitglied machen. Die Warenhäuser können fih die Annoncen sparen, der Abg. Hammer macht alljährlich mit diesem Antrage die Reklame. Man muß bedenken, daß die Sache hauptsächlich auf Suggestion

: i ttsprels wird aus den un erundeten len. Fie Verkaufswert auf volle Mark abgerundet mitgeteilt. Der e g e Na En E

ist ein Hohn auf Gott, das Christentum und die Mensclichkeit. _Prâsident Dr. Freiherr von Erffa: Für diese Beschimpfung rufe ih Sie zur Ordnung.