1892 / 210 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 06 Sep 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Krahngebühren und Gebühren für Benußung sonstiger mechanischer Hilfsmittel werden nah Auslage in Rechnung gestellt. i 5) Für die Zollbehandlung im amerikanischen Ankunftshafen, die

Reerpedition daselbst und die Beförderung mittels Eisenbahn bis zum

Auéstellungéplaß in Chicago kommen die seitens der amerifanischen Eisenbahnge/sellshaften aufgestellten Säße zur Anwendung. 6) Die Seefracht auf dem Rückwege beträgt: L 16 M per 40 Kubikfuß englisch oder 1000 kg in Schiffswahl für alle Güter bis zum Gewicht von 1500 kg oder 2 cbm Größe. Für Colli von größerem Gewiht oder Maß treten die oben (unter 4) bezeichneten Zuschläge ein. L i Weitere Erörterung über eine Ermäßigung der Nückfracht bleibt vorbehalten. s : D Die Instradirung der Güter wird in jedem Falle dur die Firma William Egan u. Co. beftimmt. 2 8) Die Ausftellungsgüter unterliegen dem Francaturzwang.

Berlin, den 3. September 1892. Der Reichscommissar : für die Weltausstellung in Chicago 1893. Wermuth, Geheimer Regierungs-Rath.

Die Nummer 37 des Reichs-Gesezblatts, welche von heute ab zur Ausgabe gelangt, enthält unter : Nr. 2048 die Bekanntmachung, betreffend die Bezeihnung der Kauffahrteischiffe. Vom 1. September 1892. Berlin, den 6. September 1892. Kaiserliches Post-Zeitungsamt. Weberstedt.

Königreich Preußen.

Auf Jhren Bericht vom 26. Juli d. J. will Jh dem Kreise Ragnit im Regierungsbezirk Gumbinnen, welcher den Bau ciner Chaussee von Szillen, anschließend an die Kreis- chaussee Szillen—Jurgaitschen, über Babillen nach Jägerkrug und, von diesec abzweigend, ciner Chaussee von Grüneberg bis zur Grenze des Kreises Niederung beschlossen hat, das Ent- eignungsrecht für die zu diesen Chausseen erforderlichen Grundstücke, sowie gegen Uebernahme der künftigen chaussec- mäßigen Unterhaltung der Straßen, das Recht zur Er- hebung des Chausseegeldes nah den Bestimmungen des Chaufseegeld-Tarifs vom 29. Februar 1840 (Geseßz-Samml. S. 94 ff.) einshließlich der in demselben enthaltenen Bestimmungen über die Befreiungen, sowie der sonstigen, die Erhebung betreffenden zusäßlihen Vorschriften vorbehaltlich der Abänderung der sämmtlichen voraufgeführten Bestimmungen verleihen. Auch sollen die dem Chausseegeld- Tarif vom 29. Februar 1840 angehängten Bestimmungen wegen der Chaussee-Polizeivergehen auf die gedachten Straßen Zur Eng tfommen. Die eingereichte Karte erfolgt anbei urüd.

s Marmor-Palais, den 14. August 1892. WilhelmR. Thielen. An den Minister der öffentlihen Arbeiten.

Ministerium der öffentlichen Arbciten.

Der bisherige Königliche Regierungs-Baumeister Erbkam in Münster i. W., z Zeit bei der dortigen Königlich in Münster i. W., zur Zeit bei der dortigen Königlichen Kanalcommission beschäftigt, ist zum Königlichen Wasser- Bauinspector ernannt worden.

Belanntmamun g Auf Grund der von dem Herrn Ober-Präßidenten ertheilten Er- mächtigung wird der V ieh- un d Krammarkt in Bernau am 12, und 13. d. M. aufgehoben. Berlin, den 5. September 1892. Der Landrath. von Waldow.

Abgereist: Seine Excellenz der Wirkliche Geheime Rath und Prä- sident des Evangelischen Ober-Kirchenraths Dr. Barkhausen, - nah dem Nordscebade Langeoog.

Nichtamtliches. Dentsches Reich.

Preußen. Berlin, 6. Septcmber.

Seine Majestät der Kaiser und König empfingen gestern Abend um 63/4 Uhr im Marmor-Palais den Reichs- kanzler Grafen von Caprivi, den Kriegs-Minister, General der Infanterie von Kaltenborn - Stachau, sowie den Staats- fecretär des Innern Dr. von Bocttiher zu gemeinsamem Vortrag.

Heute Vormittag arbeiteten Seine Majestät von 10 Uhr ab längere Zeit mit dem Chef des Militärcabinets, General der Jnfanterie und General-Adjutanten von Hahnke und ge- währten im Anschluß hieran dem Kriegs-Minister sowie dem Chef des Civilcabinets den crbetcnen Jmmediatvortrag.

Die Wahrnchmungen, welhe der aus Anlaß der engere von Neichätwenen nah Bremen centjsendete Geheime Medizinal-Rath Professor Dr. Koch von dort zurück- gebraht hat, sind sehr beruhigender Art. Abgesehen von einzelnen Fällen, welche sih zweifellos auf Hamburg zurück- führen sassen, sind bis jet nur zwei Erkrankungen beobachtet, deren Ursprung noch nicht zu ermitteln war. An- gesihts der großen Vorsicht, mit welcher alle erforderlichen Schußmaßregeln von Seiten der städtishen Verwaltung ge- troffen sind, können diese Fälle eine Beunruhigung wegen des Umsichgreifens der Seuche nicht begründen.

Die Gefahr der Weiterverbreitung der Cholera hat au der Staats-Bauverwaltung Anlaß gegeben, solchen Arbeitsstellen, an welchen eine größere Zahl von Personen beschäftigt wird, ihre bejondere Aufmerksamkeit in Bezug auf die sanitären Verhältnifse 2c. zuzuwenden.

Dem Kaiserlichen Sen CLoleract vom 3. bis 5. September, Mittags, gemeldete Cholera-Erkrankungs- und Todesfälle:

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Hamburg. Hamburg. 581 245/52 Neuenfelde. | Harburg. 2 H 0 | Nachtrag Wilhelmsburg. 9 9 4 Altona. 27| 31 20| 9 Wandsbeck. 79 Rendsburg. | Hinscbenfelde. | 1|— Lauenburg. | 5) 31 2) Lockstädter Lager. | 1 2 N Seestermühle. : | 1ahträglih Ueterfen. gemeldet.

Sonstige vcreinzelte Erkrankungen einschließlich der nah- träglih gemeldeten: : Regierungsbezirk Stade: in 9 Orten der Kreise Jork, Kehdingen, Neuhaus a. O. und Rotenburg 5 Erkr., 5 Todesfälle. i: : 2 Regierungsbezirk Lüneburg: in den Städten Uelzen und Burgdorf, sowie 6 Orten der Kreise Dannenberg, Bleckede, Harburg (Land) 10 Erkr., 2 Todesfälle. Regierungsbezirk Hildesheim: in einem Ort des Kreises Marienburg 1 verdächtiger Todesfall. _ : Regierungsbezirk Schleswig: in den Städten Kiel und Razeburg, sowie in 17 Orten der Kreise Pinneberg, Stor- marn, Steinburg, Eiderstädt und Kiel (Land) 22 Erkr., 6 Todesfälle, : : / Regierungsbezirk Magdeburg: in Magdeburg und Aken 2 Erkr., 1 Todesfall. Regierungsbezirk 1 Elk. Regierungsbezirk Koblenz: Stadt Koblenz 2 Erkr., 2 Todesfälle. - ; i Regierungsbezirk Potsdam: in Zehdenick, Witten- berge und Rathenow je 1 Todesfall und in 3 Orten des Kreises Perleberg je 1 Erkr. E Berlin: in den leßten Tagen 2 Erkr., 2 Todesfälle. Großherzogthum Meccklenburg-Schwerin: Lud- wigslust 1 Todesfall. . Großherzogthum Meclenburg-Streligz: in Wesen- berg 1 Erfr., in Schönberg 1 Todesfall. | / Bremen: Bisher 5 Erkr. sicher festgestellt, davon 3 tödt- lich verlaufen.

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Hannover: Stadt Hannover

Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt vom 5. bis 6. September, Mittags, gemeldete Cholera-Erkrankungs- und Todesfälle:

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Vereinzelie Erkrankungen (einschließlih der nachträglich gemeldeten): :

Regierungsbezirk Stade: in 4 Orten der Kreise Jork, Kehdingen und Stade 4 Erkr., 1 Todesfall. :

Regierungsbezirk Lüneburg: Stadt Burgdorf, je 1 Ort der Kreise Harburg, Bleckcde und Winsen insgesammt 2 Erkr., 2 Todesfälle.

Regierungsbezirk Schleswig: in den Städten Rendsburg, Raßeburg, Schleswig, Segeberg, Tönning, sowie in 5 Orten der Kreise Schleswig, Pinneberg, Steinburg und Lauenburg 5 Erkr. 8 Todesfälle. :

Regierungsbezirk Koblenz: in Stadt Koblenz 2 Erkr.

Das Reichs-Versicherungsamt veröffentlicht in der -Nr. 17 Jeiner-: Amtlichen Nahrihten“ vom 1. September 1892 folgende Recursentscheidungen:

Ein Bergarbeiter erlitt, als er sich nah Beendigung seiner Schicht auf einem neben der Zechenbahn des Schachtes hin- führenden, mit dieser in gleiher Höhe auf dem Bahnplanum liegenden Fußwege nah Hause begeben wollte, dadurch einen Unfall, day er beim Ueberschreiten des Geleises der Zechenbahn von einem Arbeitszuge überfahren wurde. Das Reichs-Ver- siherungsamt hat hierin cinen Betriebsunfall erblickt, weil der Weg. des Arbeiters von und zu der Arbeit, soweit er über die Betriebsstätte führe, ein Theil seiner auf dem Arbeitsplaze zu leistenden Verrich- tungen sci: gemäß S8 54 und 135 des Allgemeinen Berggeseßzes vom 24. Juni 1865 gehörten auch die zu Zwecken des eigenen Betriebes und Absaßes vom Bergwerksecigenthümer angelegten Grubenbahnen zu den Betriebsanlagen.

Die Nichterfüllung der auf die verantwortlichen Betriecbsführer bezüglichen Anmeldungspfliht aus 0-74 des Allg: BVergges. -vom 24: Juni 1865 hak ev.

nur die im S 75 a. a. O. für die fernere Beibehaltung der nicht namhaft gemachten und nicht anerkannten Personen und für die S des Betriebes ren Wirkungen, ist auch nah § a. a. O. mit Strafe bedroht. Für die Beurtheilung der wirthschaftlihen Stellung dieser Personen in dem Betriebe im Sinne der Unfallversiherung ist sie belanglos. U -

Bei Arbeiten, welche einen öfteren Wechsel der Arbeitsstätte mit sich bringen, fällt der Gang von einer Arbeitsstätte zur anderen in der Regel aus dem Rahmen der versicherten Thätigkeit nicht heraus. Demgemäß _ ist ein Unfall, welchen ein Schornsteinfeger, der in einer Ortschaft die Schornsteine zu reinigen hatte, vor der Thür eines Hauses auf dem eisbedeckten Wege durch Ausgleiten erlitten hatte, als Betriebsunfall erachtet worden. :

Sind vershiedene Grundstücke eines land- wirthschaftlihen Unternehmers durch Grundstücke Dritter getrennt, so kann doch unter Umständen das ganze Gebiet, zu dem die Parzellen des betreffenden Unter- nehmers gehören, zumal bei geringer Entfernung der Par- zellen von einander, im Sinne der Unfallversiherung als ein- heitlicher Betriebsort jenes Unternehmers gelten. So ift ein Unternehmer für entschädigungsberechtigt erachtet worden, welcher sich von einer seiner Parzellen, auf der er eben Disteln gerupft hatte, zu gleichem Zwecke nach einer anderen begab und dabei durh Umknicken seinen Fuß verleßte.

Ein Fährknecht hatte die Fähre verlassen, um die vom Regen durhnäßten Kleider in seiner Kammer, die in einem nur wenige Schritte entfernten Nebengebäude des Fähr- hauses belegen war, gegen trockene zu vertauschen. Hierbei stürzte er von der Treppe, die zu seiner Kammer führte. Das Reichs-Versicherungsamt hat diesen Unfall für einen Betriebsunfall erklärt.

Ein Speditionsarbeiter hatte zufällig bereits Mittags aufgehört zu arbeiten. Am Abend mar er in die Privatwoh- nung des Colonnenführers gegangen, um, der Betriebseinrich- tung entsprechend, die zum Lohnempfang erforderliche Arbeits- bescheinigung zu erhalten. Auf dem Rückwege stürzte er die \hleht erleuhtete Treppe hinab und verstarb alsbald. Auch hierin ift ein Betriebsunfall erblickt worden.

Die außerhalb der Betriebsstätte ausgeführte Hin- und Nückreise auswärts angeworbener Ar- beiter ist keine Betriebshandlung, und das gemiethete Fuhrwerk, welhes der Unternehmer den Arbeitern hierzu unentgeltlich stellt, ist keine Einrichtung des Betriebes. Der Entschädigungsanspruh eines Arbeiters, welher auf einer solchen Fahrt vom Wagen stürzte und verleßt wurde, ist als unbegründet zurückgewiesen worden.

Der Gang, welchen ein Arbeiter zum Gericht macht, um sich zur Sicherung seiner Lohnforderung an cinem gegen seinen Arbeitgeber s{webenden Konkursverfahren zu betheiligen, is als Handlung im eigenen Jnteresse des Arbeiters, niht in dem des Betriebes erachtet worden. Ein Unfall, welcher einem Arbeiter auf einem folhen Wege zuge- stoßen war, ist demgemäß als Betriebsunfall niht anerkannt worden.

Bei Gelegenheit einer Zusammenrottung von Schulknaben in einer größeren Stadt, die sih gegenseitig so massenhaft mit Steinen bewarfen, daß viele Pafsanten ihren Weg dur andere Straßen nehmen mußten, wurde ein Laternen - anzünder, der im Begriff war, eine Gaslaterne anzuzünden, durch einen dieser Steinwürfe ver- leßt. Sein Entschädigungsanspruch wurde vom Reichs- Versicherungsamt anerkannt.

Die unter derselben Nummcr erschienene, auf die Jnvali- ditäts- und Altersversicherung bezüglihe Sonderausgabe der „Amtlichen Nachrichten“ enthält außer einer Bekannt - machung, betreffend die“ vom Bundesrath beschlossene Aus- dehnung D Bestimmungen des S 4 Abs. 1 des Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgeseßes auf einige weitere Gruppen von Be- amten, ein Rundschreiben an die Vorständeder Versiche- rungsanstalten, in welchem sich das Reichs-Versicherungsamt vorbehaltlich seiner instanziellen Entscheidung damit einverstanden erklärt, daß Renten unter dem nach V8 2 ff. und S8 156 und 159 des Jnovaliditäts- und Altersversiche- rungsgeseßes zu berehnenden geseßlihen Mindest- betragcauchimVergleihswegenichtfestgeseßtwerden dürfen, und dabei darauf aufmerksam macht, daß jedenfalls gewichtige Zweckmäßigkeitsgründe dafür \prehen, bei Ein- gehung von Bergleithen der in Rede stehenden Art nicht lediglih eine Endjumme, sondern auch zugleih die für dic Rentenvertheilung maßgebenden Factoren, aus denen sich jene tee ergiebt, durch gütlihe Einigung außer Zweifel zu stellen.

Endlich wird eine Revisionsentscheidung wiedergegeben, in welcher der Altersrentenanspruch eines am 1. Januar 1891 bereits 70 Jahre alten Versicherten, welcher den Antrag auf Bewilligung der Altersrente erst am 21. Juni 1891 gestellt hatte, niht erst vom Tage des Antrags ab, sondern shon vom 1. Januar 1891 ab für begründet erachtet worden ist.

Der Regierungs-Affsessor Freiherr von der Borch zu Gumbinnen ijt dem Polizei-Director und Landrath zu Koblenz zur Hilfeleistung zugetheilt worden.

Der Regierungs-Assessor Wagner zu M.-Gladbach ift der Königlichen Regierung zu Hildesheim und der Regierungs- Assessor Richard Tuercke zu Luckau der Königlichen Regierung zu Liegniß zur weiteren dienstlihen Verwendung überwiesen worden.

S. M. Kreuzer-Corvette „Prinzeß Wilhelm“, Com- mandant Capitän zur See Boeters, ist am 4. September in Genua cingctroffen.

Stralsund, 5. September. Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht, Regent des Herzogthums Braunschweig, traf mit dem commandirenden General des II. Armee-Corps von Bromberg heute Nachmittag hier ein, wurde auf dem Bahnhofe, wo die Kriegervereine Aufstellung genommen hatten, von dem Regierungs-Präsidenten und dem Ober-Bürgermeister empfangen und reiste um 5 Uhr nah Putbus roeiter. Die Stadt hatte festlihen Flaggenshmuck angelegt.

Drin S 5. September. Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg von Sachsen trifft, wie dem „Pos. Tgbl.“ mitgetheilt wird, morgen Nachmittag hier ein, um dem Corpsmanöver des V. Armee-Corps beizuwohnen, und nimmt in Schloß Ober-Röhrsdorf bei dem Major Freiherrn von Seherr-Thoß sein Absteigequartier. Dic Abreise Seiner König- lichen Hoheit ist auf Freitag Mittag angeseßt.

L Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 5. September. Jhre Hoheit die Herzogin ist gestern von Oberhof wieder in Schloß Callenberg eingctroffen.

Oesterreich-Ungarn.

Die Jungczechen kündigen an, sie würden in den Delegationen dis froatishe Frage und insbesondere das finanzielle Verhältniß Kroatiens zu Üngarn erörtein, um den ihnen gemachten Vorwurf, cs mangle ihnen an slawishem Gemeinjamkeitsgefühl, zu widerlegen.

Die Generalversammlung des ungarischen evangelish-reformirten Kirchendistrictes jenseits der Donau ift gestern in Komorn eröffnet worden. Koloman Tisza, von brausenden Eljenrufen begrüßt, hob in längerer Rede hervor, er wisse, daß die ungarische Regierung sih wie bisher auch jeßt in die inneren Angelegenheiten der Kirchen nicht einmishen werde, die fkatholishen kirchlihen Würden- träger hätten jederzeit die heiklen Fragen zum Wohle des Vaterlandes zu lösen vermocht.

Großbritannien und JFrland.

Die Prinzessin von Wales hat sich in Begleitung der Prinzessinnen Victoria und Maud von Sandringham nach Balmoral begeben, wo sie längere Zeit zum Besuch der Königin verbleiben wird. Der Herzog von York entließ am 2. d. M. die Mannschaft des Kreuzers Melampus, den er bisher geführt hat, und meldete sich bei dem Hafen-Admiral von Portsmouth, Earl Clanwilliam. Darauf begab sih der Prinz nach London, um von dort nach Homburg zum Prinzen von Wales abzureisen.

Auf einer in Cork abgehaltenen Versammlung ausge- wiesener Pächter berichtete der Secretär des Vercins, John O’Connor über eine Unterredung mit dem neuen Ober- Secretär John Morley, und ertheilte die Versicherung, daß dic Dinge bald in Ordnung kommen würden. Ein zur Verlesung gebrachtes Schreiben des Erzbischofs Croke empfahl dringend, den in Paris liegenden irishen Agitationsfonds zum Besten der Pächter zu verwenden. Die beiden irischen es haben si bisher immer noch nicht darüber einigen önnen.

Nach einer Meldung aus San Francisco hat die Ein- verleibung der Gilbert-Jnfseln, ciner im Mulgrave- Archipel belegenen Gruppe von 15 Jnseln, in Groß- britannien am 12. Juni stattgefunden. Der Capitän des Kreuzers „Ronyalist“ Davis landete dort an dem genannten Tage und verlas vor dem König eine Pro- clamation, die besagte, daß die Königin Victoria von dem Tage an ein Protectorat über die Gilbert-Jnseln übernommen habe. Es sei fortan ungeseßlih, den Eingeborenen der Jnseln Feuerwaffen, Munition, Explosivstoffe und Spirituosen zu verkaufen. Am Nachmittag fand eine Volksversammlung statt, in der Capitän Davis dem König des Näheren erklärte, was Großbritannien von ihm fordere, worauf die britische Flagge unter dem Donner der Geschüße des „Royalist“ aufgehißt wurde.

Frankreich.

Der Präsident Carnot traf gestern Mittag aus

Chambéry in Aix-les-Bains ein. Der General-Secretär und Chef des Militärstaats des Präsidenten, General Borius, begab sich alsbald zum König von Griechenland, um ihm den Besuch des Präsidenten anzumelden. Hierauf begrüßten der Kriegs-Minister de Freycinet und der Minister des Auswärtigen Ribot den König im Namen der Regierung der Republik und statteten sodann dem Herzog vonLeuchtenberg einen Besuch ab. Nachmittags 21/, Uhr machte der Präsident Carnot dem König einen Besuch, der etwa 20 Minuten währte. Die Unterhaltung zwishen dem Präsidenten und dem Könige irug, wie „W. T. B.“ meldet, einen lediglich privaten, keinerlei politischen Charakter. Der König äußerte, daß seine Kur beendet sei und daß er heute nach Paris und nah mehrtägigenm Aufenthalte daselbst nach Oesterreih zu reisen beabsichtige, wo er die da- selbst weilenden Mitglieder seiner Familie besuhen wolle. ZUum 24. d. M., dem Todestage der Prinzessin Alexandra, gedenke er wieder in Athen einzutreffen. Der König machte bald darauf dem Präsidenten der Republik im Stadthause einen Gegenbesuch, der ctwa zehn Minuten dauerte. Von den vor dem Stadthause aufgestellten Truppen wurden dem König militärishe Ehren erwiejen. Auch der Herzog von Leuchten- berg stattete dem Präsidenten Carnot einen kurzen Besuch ab. Die vor dem Stadthause versammelte Menge begrüßte ihn mit Hochs aufeRußland und den Zaren. : __ Wie weiter gemeldet wird, machten gestern die Minister Ribot und de Freycinct auch dem in Aix-les-Bains zur Kur weilenden russischen Minister von Giers einen Besuch, dem auch der Sohn des Minijters von Giers und der russische Botschafter in Paris Baron von Mohrenheim beiwohnten. Der Minister von Giers beabsichtigt, etwa cinen Monat in Air-les-Bains zu verbleiben, hierauf nah Cannes zu gehen und Ende November oder Anfang Dezember nach Rußland O : :

Am Abend besuchte der König von Griechenland auch den Kriegs-Minister de Freycinet; der Präsident Carnot und der Minister des Auswärtigen Ribot traten Nachmittags die Nück- reise nah Paris an, von wo der Präsident sofort die Reise nah A eni fortsezte. Wie verlautet, wird der König von Griechenland dort dem Präsidenten am Freitag einen Besuch abstatten.

Wie der „Köln. Ztg.“ beri chtet wird, fand vorgestern Nachmittag in Chambéry die Enthüllung des Denkmals zur Erinnerung an die „erste Vereinigung Savoyens mit Frankrei“ statt. Der Bürgermeister und Abgeordnete Perrier hielt die Festrede, in der er den französischen Patriotismus der Savoyarden, Frankreih und die Republik verherrlihte. Gleich nah der arade richtete der Präsident Carnot an den Kriegs-Minister ein Schreiben, worin er seine Befriedi- gung über die Haltung der Truppen ausdrückte, deren vor- treffliche Ausbildung er lobte, indem er noch hervorhob, daß ein Theil der Mannschaften eben erst eingezogen worden war.

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Der General Boisdecffre gab gestern zu Ehren der zu den Manövern na Frankreich unter Führimg des Generals - iets entsandten russischen Militärdeputation cin

iner.

Bei ciner Versammlung des landwirthschaftlichen

Vereins in Remiremont constatirte der DeputirtesMeline, daß die Lage der Landwirthschaft infolge der Einführung der Schußzölle sich erheblih gebessert habe. __ Ueber die Lage in Dahomey sind der „Pol. Corr.“ folgende Mittheilungen zugegangen: Die ersten Operationen des Obersten Dodds in Dahomey haben das gewünschte Resultat ergeben. Nach dem ziemli ernsten Gefecht bei Takon fühlten sich die Dahomeyer nicht stark genug, ihr befestigtes Lager von Bekandja, 10 km westlich von Takon, zu halten, und haben cs verlassen. Die französische Colonne fonnte sich ohne weitere Gefehte am Ueme con- centriren, wo sie dur die Flottille neu verproviantirt wurde. Der Landstrich Dekame war damit gesäubert und der Feind auf das rechte Ueme-Ufer zurückgeworfen, das nach dem Vertrage die Grenze bildet. Jnfolgedessen ist nun ein. Stillstand in den Operationen eingetreten. Oberst Dodds ist nach Porto - Novo zurügekehrt, um daselbst aus den vom „Mytho“ und der „Ville de St. Nicolas“ gebrachten Verstärkungen eine zweite Colonne zu formiren. Es scheine jedo, daß eine beträchtliche Zahl von eingeborenen Hilfstruppen nicht disciplinirt und organisirt werden könne, und dies zwinge den Ober-Com- mandanten, sich nah verläßlicheren Elementen umzusehen.

Rußland und Polen.

_ Der Kaiser und die Kaiserin find mit dem Groß- fürjten - Thronfolger, der Großfürstin Xenia Alerandrowna und dem Großfürsten Michail Alexandrowitsch am 2. d. M. von der Transunder Rhede nah Neu-Pcterhof zurückgekehrt.

Die Commission, welhe zur Berathung der zwischen Deutschland und Rußland schwebenden wirthshaft- lichen Qr agen eingeseßt ist, wird, wie „W. T. B“. meldet, noch im Laufe dieser Woche zu einer Sizung zusammentreten. Der Commission gehören der Finanz-Minister, die Minister des Znnern und der Domänen sowie der Minister des Aus- wärtigen an.

Jtalien.

König Humbert weihte am Montag das Denkmal Victor Emanuel’s in Spoleto rin.

Die Steuer-Einnahmen im Juli und August d. J. überstiegen, nah einer Meldung des „W. T. B.“, die von Juli und August 1891 um 5 000 600 Lire.

Die allgemeinen Wahlen werden wahrscheinlich in der ersten Hälfte des November stattfinden.

Am 2. und 3. d. M. fanden in Rom, wie dem „Pest. Lloyd“ gemeldet wird, infolge ausführlicher Berichte des Bot- schafters Grafen Nigra Conferenzen über die Durch- führung der Weinclausel zwishen Brin und Giolitti so- wie Functionären des Ackerbau-Ministeriums statt. Man nimmt an, Oesterreich-Ungarn werde in der Frage der Refervoir- benüßung entgegenkommen, dagegen in Frage der Analyse, des Extractgehalts seinen bisherigen Standpunkt fest- halten. Der Sections-Chef im Acerbau-Ministerium Miraglia hat sich am Sonnabend nach Wien begeben, um dort an den Verhandlungen über die Durchführung der Weinclausel theil- zunehmen.

Serbien. |

Ein infolge des Sturzes des radicalen Cabinets nah Atexinac abgehaltener Parteitag der Radicalen war von etwa 3000 Personen besucht. Die Versamm- lung billigte der „Magd. Ztg.“ zufolge den Rücktritt des Cabinets Els und drücte ihm ihr Vertrauen aus, während das neue Cabinet als unparlamentarisch bezeihnet wurde. Es wurde zugleich die sofortige Ausschreibung der Neuwahlen für die Skupschtina verlangt. Vorher hatte eine sechsstündige Vor- conferenz stattgefunden, in der die meisten Redner Pasic und die früheren Minister harf angriffen. Pasic vertheidigte sich in längerer Rede und mahnte zur Einigkeit, da der serbische Radicalismus in seinem Bestande bedroht erscheine.

Amerika.

Vereinigte Staaten. Die Zeitungen veröffentlichen ein Schreiben des Präsidenten Harrison, in welhem er sih zur Annahme einer Wiederwahl zum Präsidenten bereit ertlärt und zugleich den Stand der nationalen Angelegen- heiten und des auswärtigen Handels der Vereinigten Staaten einer eingehenden Würdigung unterzicht. Der Präsident spricht sich für die Vermehrung folher Handelsschiffe aus, die durch ihre Bauart geeignet erschienen, er- forderlichen Falls den Zwecken der Regierung zu dienen. An- langend seine Reciprocitäts-Politik, so sähen die rivalisirenden europäischen Handelsmächte diese als cine solche an, die ihre commerzielle Suprematie bedrohe. Die s{hutzöllnerishen Tarife bezwectten, die Löhne auf ihrer Höhe zu erhalten und zu ver- hindern, daß sie auf das Niveau der in Europa gezahlten Löhne herabgedrückt würden. Er sei überzeugt, daß die freie Ausprägung des Silbers, wenn dessen Verhältniß zum Golde bei der Ausprägung aufrecht erhalten bleibe, zum Segen aller wirthschaftlihen und Handel treibenden Nationen der Welt gereichen werde. Er erwarte befriedigende Resultate von der Münz-Conferenz. Der Präsident fügt scinem Schreiben hinzu, die Ehre und der nationale und commercielle Einfluß der Vereinigten Staaten sei in beiden Hemisphären zu keiner Zeit höher geachtet worden als gegenwärtig.

Argentinien. Nah Meldungen, die aus Buenos Aires in Paris eingetroffen sind, würde in dem neuen Cabinet Saens Pena den Vorsiß führen, Quintana wird das Innere, Jctorica das Kriegs-Ministerium und Nomero die Finanzen verwalten.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrung s8- Maßregeln.

Cholera.

__ Neue Meldungen von Cholera-Erkrankungs- und Todes- fällen in Berlin liegen heute nit vor.

Der gestrige Bestand im Krankenhause Moabit betrug nah der „Nat.-Z.“ 88 Choleraverdähtige und zwei an asiatisher Cholera Erkrankte. Unter den leßteren befinden sih der aus der Steinstraße eingelieferte Martin Kappel, bei dem die asiatishe Cholera festgestellt ift, dem es aber leidlich geht, und der Hamburger Kaufmann Karpen, der wieder gesund ist und {on vor einigen Tagen -ent- laffen werden sollte, der Vorsicht wegen jedoch noch weiter

beebahtet wird. Von den 88 Chboleraverdähtigen leiden die meisten an gewöhnlihem Brechdurchfall, Magen- und Darm- fatarrhen und Cholera nostras, viele find nur „leiht, andere \{chwerer erfranft. Es befinden sich darunter au elé Personen, die anscheinend niht franf sind, aber in einem Local in der Stephan- strafe verkehrt haben, wo sie nahweislih mit ten an der asiatishen Cholera verstorbenen Arbeitern Pettke und Krumrey in Berührung gekommen sind. Sie sind nach dem Krankenhause Moabit geschafft worden und werden dort einige Tage ärztlih beobahtet werden. Wie berechtigt diese Maßregel ist, geht daraus hbervor, daß ein Arbeiter Jäger aus der Stephanstraße, der ebenfalls mit Pettke und Krumrey in Verkehr gestanden hat, bereits unter choleraverdähtigen Symptomen erkranft ift.

Als die Cholera zum ersten Mal Europa heimsuhte, im Jahre 1831, drang fie. auch bis Berlin vor. Seitdem bat sie bier nah offiziellen Berichten folgende Sterbefälle verursacht :

1831 1423 1855 1832 bis März] 412 1866 1833 j i 1867 1837 2338 1868 1848 1595 1869 1849 3552 1870 1850 711 1871 1852 165 1872 1853 940 1873 7

Seit dem Jahre 1873 if Berlin von der Cholera verschont ge- blieben. Die Zahl der Erkrankungen betrug im Jahre 1866: 8186, 1873: 1074. In den Jahren 1837 und 1849 fam eine Erkrankun auf 74, 1873 erft auf 497 Einwohner. Die Sterblicßkeit belief fich in der Regel auf 62—67 0/6 der Erkrankungsfälle. i j

_ Aus Charlottenburg werden der „Nat.-Ztg.* drei neue ver- dächtige Fälle gemeldet. Der Kaufmann Marx Radtke, Kurfürsten- straße 106 wohnhaft, der sich mehrere Wochen in Hamburg auf- gehalten, sowie der Arbeiter Gustav Scheuer, Eisenbahnstraße 28 wohnhaft und auf einem Reubau in dex Pestalozzistraße zu Char- lottenburg beschäftigt, wurden gestern in das Charlottenburger Cholera- spital eingeliefert. Leßterer wollte, da er sich frank fühlte, nah Berlin fahren, wurde aber auf dem Bahnhof von einem Arzt angehalten und nah dem Baraenlazareth gebracht. Endlich ift der obdahhlose Schneider Johann Steinhauer als oleraverdâdtig im Lazareth aufgenommen worden, der bis vor kurzem in Hamburg ih aufgehalten hat und gestern am Spandauer Bock krank aufge- funden wurde. Die Diagnose ist bei allen Dreien noch nicht end- gültig festgestellt. Frau Goetsch, die Aufwärterin der an asiatischer Cholera verstorbenen Frau Angerstein, deren Erkrankung an Cholera am Sonnabend gemeldet wurde, ist als unverdächtig aus dem Charlottenburger Lazareth entlassen worden.

Den Behauptungen inländischer und ausländisher Blätter gegen- über, daß das Auftreten der Cholera in Hamburg von dem Ham- burger Senat und den Behörden geflissentlih verheimliht worden sei, stellt der „Hamb. Corr.“ fest, daß die Hamburger Medizinal-Behörde am 22. August fofort nah dem Abs{luß der bacteriologishen Unter- suchung über den ersten Cholerafall das Kaiserlihe Gesundheitsamt benachrichtigt und alle erforderlihen Maßregeln ergriffen habe.

Der „Hamb. Corr.“ meldet jeßt, daß zur Beobachtung der Abreisfenden auf den Staatsbahnhöfen in Hamburg Aerzte stationirt worden sind, welche die Abreise erkrankter Personen ver- hindern sollen. Es is dies auf die Anregung des Hannoverschen Magistrats hin geschehen. :

Bis zum Montag Mittag sind in Lübeck zwei neue Er- franfungen an Gholera amtlich gemeldet, nämlich bei zwei {wedischen Matrosen, die aus Hamburg für den Damvfer „Stadt Lübe“ angemustert wurden. Am Nachmittag desfelben Tages kamen zwei weitere holera- verdächtige Erkrankungen vor, bisher find also insgesammt aht Er- kranfungen erfolgt, von denen eine tödtlih verlief. Zwei im Osft- seebade Niendorf bei Lübeck An der Cholera erkrankte Personen sind gestern Nachmittag gestorben. Zahlreiche Personen, die in der leßten Zeit dort zugereist waren, flüchten deshalb wieder.

In Magdeburg sind, wie wir der „Mgdb. Z.“ entnehmen, in der Zeit vom 3. d. M., Nachmittags 54 Uhr, bis zum 5., Vormittags 9 Uhr, nah Mittheilung des Statistishen Amts in der Altstädter Krankenanstalt außer zwei choleraverdähtigen Personen (einem Schifs- capitän und einem Bootsmann vom Damvfer „Deutshland“) zwei Cholerafranfe, von denen der cine(cir Schiffsjunge) an der asiatischen, der andere (ein Arbeiter) an der einheimishen Cholera erfrankt ift, aufgenommen worden. In den übrigen Krankenhäusern sind cholera- franke oder coleraverdähtige Personen nicht zu verzeihnen gewesen.

Ein gestern Abend aus Hamburg in Köln eingetroffener Reisender wurde als choleraverdähtig dem Hilfskranfenhause übergeben, der von ihm benußte Eisenbahnwagen wurde sofort deëinficirt.

Ein Kind des am Freitag an der Cholera nostras in Rotterdam verstorbenen Mannes (vergl. Nr. 208 d. Bl.) ift in den Baraten derselben Krankheit erlegen ; ein anderes Kind ift {wer erfranft. Gestern wurde eine an Cholera erfranfte Frau nach den Baracken gebracht. In Groningen ift gleihfalls gestern ein Mann an der asiatishen Cholera erfranft.

Die choleraartige Epidemie dauert in Paris unverändert fort. Wie die Morgenblätter berichten, sind dort gestern 15 Todesfälle vor- gekommen. Nach der gestern veröffentlihten Statistik des Ge- jundheitsraths find seit dem Beginn der Cholera-Erkrankungen im März 305 Personen daran gestorben, davon am 4. September 14 in Paris und 5 in der Bannmeile.

Wie aus Tynemouth berihtet wird, traf in der Nacht zum 9. d. M. der Hamwburger Dampfer „Elbe“ auf dem Tyne ein und meldete, daß der Erste Offizier anscheinend an der Cholera erkrankt sei. Der Kranke wurde in das dortige chwimmende Hospital gebracht, woselbst er gestern Vormittag gestorben ist.

Das rumänische General-Konsulat in Wien erklärt in der „Pol. Corr.“, daß bisher in Rumänien fein Cholerafall vorgekommen sei. Das etwaige Auftreten der Cholera in Numänien würde föfort amtlih befannt gegeben werden.

Im Laufe des gestrigen Abends sind, wie aus New-York gemeldet wird, an Bord der „Normannia® noch - drei Cholerafälle vorgekommen, von denen einer bei einem Matrosen tödtlih verlief. An Bord der „Rugia* famen ebenfalls drei Fâlle vor; auch hier starb einer der Erfrankften. Die Leßteren gehören den bereits früher von Cholera ergriffenen Familien an und waren seit Ankunft des Schiffes von den übrigen Fahrgästen getrennt. Unter den auf der Hoffmannsinsel an's Land geseßten Fahrgästen ist ein neuer Cholerafall vorgekommen. Ein am Sonnabend in das Hospital auf der Insel Swinburne gebrahhtes Kind ist gestorben.

_ Ueber Choleragefahr und Abspexrungsmaßregeln wird weiter berichtet :

Gestern fand eine Sitzung der Königlichen Sanitäts- commission im Conferenzsaale der 1. Abtheilung des Polizei-Prâä- sidiums unter Vorsitz des Ober-Regierungs-NRaths Friedheim statt, zu der u. a. ershienen waren der Geheime Medizinal-Rath Professor Dr. Virchow, der Geheime Ober-Regierungs-Rath Spinola, der Brand- Director Stude, der Garnison-Arzt Dr. Burchardt, Stadrath Straß- inann, der Stadtverordneten-Vorsteher Dr. Stryck, der Stadtverordnete Dr. Horwig, der polizeilihe Stadtphvysikus Dr. Schulz und die Bezirksphysici. Zur Tagesordnung standen besonders die Fragen des Krankentransports und der Desinfection. Es wurde in Aussicht genommen, für den Fall des Ausbruchs einer Cholera-ECpidemie in der Reichenberger- und in der Danziger: straße Tranéportdepots zu errihten, von wo aus dann Wagen und Mannschaften reguirirt werden können für den Transport der Kranken, für die Desinfection und für den Transport der Leichen. Die Organisation beider Depots übernahm Brand- Director Stude. Von den neuen, durch hohe Contraventionalstrafen gesicherten Verträgen mit den drei Unternehmern des Krankentransports nabm die Commission mit Befriedigung Kenntniß. Man wurde \fch ferner nochmals darüber schlüssig, die unentgeltlihe Abgabe