Nachdem die Cholera in Bremen seit einer Reihe von Tagen nicht mehr aufgetreten ist und der Gesundheitszustand der Stadt und ihres Hafengebiets Besorgnisse niht mehr er- weckt, sind die Bundesstaaten durch den Reichskanzler dahin verständigt worden , daß der Bremer Hafen als seuchen- verdächtig niht mehr anzusehen ist.
—
Wenngleih der Durchgang der Personenwagen von und bis Hamburg vom sanitätspolizeilichen Standpunkt keinen Bedenken begegnet, sofern die Wagen in vorgeschriebener Weise sorgfältig gereinigt und im Fall des Verdachts ciner Junfection desinficirt werden, so hat doch die Benußung solcher Wagen unter den Anwohnern der von „Hamburg _ aus- gehenden großen Eisenbahnlinien, namentli dex Strecte Hambura—Berlin, eine gewisse Beunruhigung erregt. Die Etsenbahnverwaltung hat geglaubt, dicsem weit- verbreiteten Gefühl soviel als möglih Rehnung tragen zu sellen, und Anordnungen getroffen, daß in die von Hamburg ausgehenden Züge für den Verkehr der Zwischenorte Personen- wagen erst auf geeigneten A ußenstationen eingestellt und soweit thunlih von iere vat dort zugehenden Schaffnern bedient werden. Jm übrigen ist schon seit dem ersten Auf- treten der Seuche in Hamburg auf eine Trennung der von dort abfahrenden Reisenden von dem übrigen Publikum nah Möglichkeit Bedacht genommen worden.
Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt vom 10. bis 12. September, Mittags, gemeldete Cholera-Erkrankungs- und Todesfälle:
| |
E S j p Juiek
erkrankt gestorben *© erkrankt
Staat und
Betr l
gestorben S erfrankt gestorben S
Hamburg. Hamburg. 393 /215|310/163 390/175
Preußen. Schleswig.
Stade.
Altona. 6 14 8 Wandsbek. M o Neuländermoor. | — M
Vereinzelte Erkrankungen: B
Regierungsbezirk Schleswig: in den Städten JIzehoe, Lauenburg und in vier Orten der Kreise Stormarn, Pinneberg und Kiel (Land) 5 Erkr., 5 Todesfälle. E
Negierungsbezirk Stade: in zwei Orten der Kreise Jork und Kehdingen 3 Erkr. i e
Regierungsbezirk Lüneburg: in den Städten Harburg und Winsen, sowie in drei Orten des Landkreises Harburg 5 Erkr., 3 Todesfälle. :
Regierungsbezirk Magdeburg: in 1 Ort des Kreises Jerichow 11 1 Todesfall. F
Regierungsbezirk Potsdam: in Stadt Spandau 2 Todesfälle.
Berlin: 1 Todesfall (Kappel). :
Regierungsbezirk Stettin: Stadt Stettin 1 Erkr.
Diese wie auch die früheren Zusammenstellungen ent- stammen den amtlichen Mittheilungen der Behörden, meist der Landes-Centralstellen. Sie können nur als vorläufige Angaben gelten, welhe der Vervollständigung — und bei der Schnellig- keit, mit welcher sie von den vermittelnden Stellen ohne auf- klärende Rückfragen weitergegeben werden müssen — zuweilen auch der Berichtigung bedurfen. So z. B. hat sich nach- träglih herausgestellt, daß der für Clausthal mitgetheilte Cholerafall (Nr. 208) identisch mit einem solchen in Zellerfeld ist, und daß der Ort, aus welchem die beiden dem Kreise Hoya zugeschriebenen Erkrankungen berichtet sind (Nr. 212) im Kreise Syke liegt; gleihwohl bieten diese Zusammen- stellungen nah Lage der Verhältnisse die vollständigsten und zuverlässigsten jeweilig zu erlangenden Nachrichten. Ein- gehendere nachgeprüfte Nachweisungen werden wöchentlih in den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundh:itsamts be- kannt gegeben.
Die Angaben für Hamburg sind seitens des dortigen statistishen Bureaus einer Revision unterzogen worden, und es haben sich dabei nachstehende Zahlen für die cinzelnen Tage
ergeben : ; Erkrankt Gestorben Vis zum 20./8. 6 36
21/0 c 22 22./8. 9 70 23./8. Ds I 24./8. 36 114 20/8; )( 192 26./8. 310 27/8. 456 28./8. 1036 428 29./8. 982 394 30./8. 1086 484 31/8. 009 395 1/9, 39 2/9 | 478 3/9, 437 4./9. 7 298 Ae 8 281 6./9. 8ST 258 7./9. C 224 8./9. 346 160 9/9. De 150 10./9, 2E LLO
Der General-Jnspecteur der Fuß-Artillerie, General der Artillerie Sallbach ist hierher zurückgekehrt.
Der Kaiserlihe Gesandte am Königlih rumänischen Hofe von Bülow ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat die Ge- schäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
Der Königlich großbritannishe Botschafter am hiesigen Allerhöchsten Hofe Sir Edward B. Malet hat Berlin mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt der Erste Botschafts-Secretär Hon. P. le Poer Trench als Ge- schäftsträger.
__ Der Compagnie-Führer in der Kaiserlihen Schußztruppe für Deutsch-Ostafrika Langheld is auf vier Monate nah Deutschland beurlaubt und hier eingetroffen. |
Homburg v. d. Höhe, 11. September. Seine König- lihe Hoheit der Prinz von Wales is nah dreiwöchiger Badekur heute von hier wieder abgereist.
Sachsen. :
Dresden, 10. September. Jhre Majestäten der König und die Königin begaben sih, wie das „Dresd. Journ.“ meldet, gestern Vormittag vom Jagdshloß Morißburg aus in das Manóöverterrain bei Radeburg, um dem- Manover der 1. Division Nr. 23 beizuwohnen. Nach Beendigung der Truppenübung kehrten die Majestäten nah Morißburg zurü, wo Nachmittags um 4 Uhr ein großes Offizier-Diner und später Cercle stattfand. Alsdann fuhren Jhre Majestäten mit dem Gefolge zu Wagen nach Pillniß, während die Offiziere in ihre Manöverstandquartiere zurükehrten.
Hessen.
Darmstadt, 10. September. Gestern Mittag trafen Jhre Großherzoglihen Hoheiten die Prinzessinnen Victoria und Alix, von Wolfsgarten kommend, hier ein. Prinzessin Alix begab sich um 13/4 Uhr mit Gefolge nach dem Bahnhof zum Empfange Jhrer Majestät der Kaiserin Friedrich, Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen von Wales und Höcstdessen Sohnes, des Prinzen Georg, welche, von Homburg kommend, zum Besuch der Großherzoglichen Herrschaften hier eintrafen. Nachdem das Luncheon im Großherzog- lichen Residenzshlosse eingenommen worden war, fuhren die Herr- schaften nach dem Mausoleum auf der Rosenhöhe. Um 51/4 Uhr traten die Kaiserin Friedrih und der Prinz von Wales nebst Gefolge wieder die Rückreise nah Homburg an,
während Prinz Georg in Begleitung von Professor Jhne nah
Heidelberg reiste. Der Prinz wird dort zu Studienzwecken längeren Aufenthalt nehmen.
Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 10. September. Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Philipp von Sachsen- Coburg-Gotha sind heute Mittag wieder von hier abgereist.
Schwarzburg-Rudolstadt.
Schwarzburg, 10. September. Ueber das Befinden Jhrer Durchlaucht der Fürstin ist, wie die „Schw.-R. Ldes.- tq.“ mittheilt, heute folgendes Bulletin ausgegeben worden: „Bei Jhrer Durchlaucht der Fürstin ift seit der Nacht das Fieber vermindert. Große Schwäche. Keine neuen bedenklichen Er- \cheinungen.“
Elsaß-Lothringen.
Gestern Mittag hat in Meg die feierlihe Enthüllung des Denkmals Kaiser Wilhelim's k]. stattgefunden. Der Feier wohnten der Statthalter Fürst zu Hohenlohe, welcher am Sonnabend in Mez eingetroffen war, die Mitglicder des elfaß- lothringischen Ministeriums, der commandirende General des X V. Armee-Corps, General der Cavallerie Graf von Haeseler, der Gouverneur von Mey, General der Infanterie von Fischer, die gesammte Generalität, die E iercorps aus Mey und den benachbarten Garnisonen, der dischof von Meß Fleck und die Spitzen der staatlihen und städtischen Behörden bei. Der Bezirks-Präsident von Lothringen Freiherr von Hammerstein übergab in feierliher Rede das Denkmal der Stadt Mey, worauf der Statthalter das Zeichen zur Enthüllung gab. Unter Kanonendonner fiel die Hülle, während die Kapellen die Nationalhymne intonirten und dic Bataillonsfahnen sowie die Banner der zahlreih anwesenden Vereine sih senkten. Bürgermeister Halm dankte und über- nahm das Denkmal namens der Stadt. . Alle Straßen waren festlih geschmüdckt. Die Betheiligung der Bevölkerung war eine außerordentlih lebhafte. Das Denkmal ist ein Meisterwerk und macht einen großartigen Eindruck.
Oesterreich-Ungarn.
Seine Majestät der Kaiser trifft heute Nachmittag aus Jstvandi zu den Manövern in Fünffkirhen ein, wo große Vorbereitungen zu seinem Empfange getroffen sind. Am Sonnabend ist bereits der Minister-Präsident Graf Szapary dort angekommen. An der Besichtigung der Truppen, die der Kaiser bci Fünfkirhen vornehmen will, theilzunehmen ist der Erzherzog Albrecht wegen ciner starken Erkältung, die ihn an das Bett gefesselt hält, verhindert.
Die Delegationen sind auf den 1. Oktober nah Pest einberufen worden.
Im böhmischen Landtag brahte Shmeykal am Sonn- abend eine Jnterpellation wegen der Vorgänge in Stecken und Jglau, Trojan cine solhe betreffend die jüngsten Excesse in Reichenberg ein. Plener beantragte die Reactivirung der am 14. März eingeseßten 27 gliedrigen Ausgleichscommission.
Frankreich.
Der Präsident Carnot kam am Sonnabend nach Paris, um dem König von Griechenland einen Besuch abzu- statten. Die Unterredung dauerte etwa 20 Minuten und O wie „W.T.B.“ vernimmt, einen sehr herzlichen Charakter. — Anläßlich des Namenstages des Kaisers Alexander fand gestern in der russishen Kirche in der Rue Daru zu Paris ein feicrliches Tedeum statt, welhem der König von Griechen- land, der russishe Botschafter Baron Mohrenheim und das Personal der russischen Botschaft beiwohnten. Der Präsident Carnot hatte sich dabei vertreten lassen. :
Aus Aixr-les-Bains wird gemeldet: Eine plößlich eingetretene dee Witterung ist der Wiederher- A des russishen Ministers des Auswärtigen von Giers A ih; sein Leberleiden tritt neuerdings wieder stärker hervor.
Der Deputirte Clémenceau hat an den russishen Bot- schafter von Mohrenheim ein Schreiben gerichtet, worin er gegen das in der „Libre Parole“ veröffentlichte Schreiben des Marquis Morès protestirt, welhes ihm vorwarf, er be- kämpfe in den Wandelgängen der Kammer das Bündniß mit Rußland. Clémenceau erklärt sih als Anhänger diefes Bündnisses, tadelt aber den Uebereifer bei der Erstrebung desselben.
Aus Portonovo is} folgendes amtliche Telegramm ein- ga, Die Expeditionscolonne rückt weiter vor. Jn
bomey ist eine Revolution ausgebrohen. Der König kehrte cilends nach Abomey zurück, um die Ruhe wieder- herzustellen und die Vertheidigung zu organisiren. Der Oheim “und ‘der ältere “Bruder des Königs, welche die Revolution angestiftet hatten, sind mit ihrem Anhang entflohen, ;
Rußland und Polen.
Eine Mittheilung der „Pol. Corr.“ aus Rom bezeichnet die kürzlih von einigen Blättern verbreitete Nachricht, daß der Papst die Einführung der slavishen Sprache in die Liturgie der katholischen und unirten Kirchen in Russisch-Polen ge- stattet habe, als völlig unbegründet. Der Vatican habe eine der- artige Erlaubniß, und zwar vor einigen Jahren,nur den Katholiken in Montenegro, die im ganzen nicht mehr als einige hundert Seelen zählen, ertheilt und damit eigentli bloß ein ihnen hon vom Papst Benedict XIV. gewährtes, in der Zwischen- zcit jedoch außer Gebrauch gekommenes Privilegium erneuert.
ie päpstlihe Curie denke nicht im entferntesten daran, diese Concession auf die Katholiken in Rußland auszudehnen. Ein solcher Schritt sei ihr um so weniger zuzumuthen, als die zwischen dem päpstlihen Stuhl und der russishen Regierung mehr als vier Jahre s{hwebenden Unterhandlungen bisher nur dürftige Resultate gezeitigt hätten.
Ftalien.
Ueber die Festlichkeiten in Genua liegen heute fol-
gende weitere Berichte vor: Der König und die Königin empfingen am Sonnabend die Vertreter des Parlaments, den Erzbischof und die Spizen der Civil- und Militärbehörden. Beide Majestäten gaben ihrer Befriedigung über den thnen bereiteten enthusiastishen und glanzvollen Empfang Ausdruck. Der historishe Festzug, welcher die Rückkehr des Columbus darstellte, nahm einen glänzenden Verlauf. Dic Zuschauer zählten nah Tausenden. Der König und die Königin nahmen den Festzug vom Balkon des Königlichen Palastes aus in Augenschein, während die unten versammelte Volksmenge den Mazestäten lebhaft zujubelte. Später fand ein Gala-Hofdiner zu 92 Gedecken statt, an welchem die Minister, das diplomatishe Corps, Senatoren, Parlaments- deputirte, die Admiraleund Generale, der Erzbischof und die Spißen der Behorden theilnahmen. Das Mahl trug einen herzlichen Charakter und nahm einen angeregten Verlauf. Nachdem beide Majestäten Cercle abgehalten, zog sih das Diner noch bis gegen Mitternacht hin. Die Majestäten unterhielten sich in liebenswürdiger Weise mit den ausländischen Diplomaten und Admiralen. — Am Sonntag Abend veranstaltete der Deputirte Naggio in seinem zu Cornigliano bei Genua gelegenen mittelalterlihen Schlosse eine glänzende Soirée. Etwa 2000 Gäste, darunter gegen S Damen, waren geladen. Der König und die Königin, die Prinzen des Königlichen Hauses und die Miisler fuhren gegen 10/5 Uhr, vom Jubel der N begrüßt, bei dem Schlosse vor und wurden von dem Schloßherrn empfangen. Die hohen Herrschaften begaben sih sodann in die feenhaft beleuhteten Gartensäle und hielten Cercle. Hierauf cröffnete der Graf von Turin den Ball, der sich durch die Theilnahme der fremden und einheimischen Mitglieder des diplomatischen Corps, sowie der zum Fest nah Genua entsendeten diplomatischen und militärischen Vertreter der auswärtigen Mächte glänzend gestaltete. / Unmittelbar nah Abschluß der Festlichkeiten in Genua soll, wie die „W. Presse“ mittheilt, das Decret betreffs des Schlusses der italienishen Kammer erscheinen. Die Veröffentlihung wurde hinausgeschoben, damit die Präsidien des Senats und der Kammer in Genua noch als paria- mentarische Functionäre auftreten konnten. Kurze Zeit nah dem Schlusse foll au die Auflösung der Kammer promulgirt werden. Die allgemeinen Neuwahlen sollen am 6. November, die Nachwahlen am 13. November stattfinden.
Jn Nom verlautet dem „W. T. B.“ zufolge gerücht- weise, das allgemeine Ordenskapitel zur Wahl eines neuen Jesuitengenerals werde in England abgehalten werden, und zwar anscheinend in London oder dessen nächster Umgebung. |
Die liberale Presse Roms. verlangt, wie man der „Mgdb. Ztg.“ meldet, angesichts der drohenden Choleragefahr nach- drücflich die Verschiebung der bevorstehenden Wal l- fahrten zum Bischofsjubiläum des Papstes.
Spanien.
Jn Spanien haben gestern die Wahlen fürdie Generalräthe stattgefunden. Nach der bisherigen Fest- stellung kann, wie „H. T. B.“ aus Madrid erfährt, als Ergebniß cine ministerielle Mehrheit constatirt werden.
Schweiz.
Bern, 7. September. Nach einer Meldung der „Köln. Ztg.“ -wird demnächst hier, wie immer um diese Zeit, unter dem Vorsiß des Bundes-Präsidenten Hauser und der übrigen Mitglieder des Bundesraths, im Beisein der schweizerischen Gesandten in Berlin, Rom, Paris, Wien, London und Washington, eine Co nferenz behufs Berathung der gegen- wärtigen allgemeinen politishen Lage der Schweiz statt- finden, nah der die Vertreter auf ihre Posten sofort zurück- kehren werden.
Niederlande.
Die Königin hat cine Commission von 28 Mit- gliedern unter dem Vorsiß des Ministers für Waterstaat zur Prüfung der Ausführbarkeit des von einer Gesellschaft vorgelegten Projectes zur Austrocknung des Zuidersecs ernannt.
Das Executiv-Comité für das Meeting zu Gunsten des allgemeinen Stimmrechts hat, wie „W. T. B.“ aus dem Haag meldet, den Zeitungen mitgetheilt, daß ihm kein amtlihes Verbot der Versammlung von Seiten des Bürgermeisters zugegangen sei.
Rumänien.
Das gestrige Namensfest des Zaren wurde, laut Meldung aus Bukarest, mit cinem feierlichen Tedeum cin- geleitet. Die Mitglieder der russischen Gesandtschaft, ein General-Adjutant als Vertreter des Königs, sowie die Minister Jonesco und Lahovary waren zugegen. Bei dem darauf fol- genden Dejeuner in der russischen Gesandtschaft brachte der Cultus-Minister Jonesco auf- den Zaren einen Trinkspruch aus, welchen der russische Geschäftsträger mit einem „Hoh“ auf den König von Numänien erwiderte.
Serbien.
Anläßlich des Namenstages des Königs Alexander von Serbien und des Kaisers Alexander von Nuß- land fand gestern in Belgrad ein feierliches Tedeum statt, welhem der Regent Belimarkovitsh, die Minister und das diplomatische Corps beiwohnten.
Amerika.
Das bereits in Nr. 210 des „R.- u. St.-A.“ im Auszuge telegraphish mitgetheilte Schreiben des Präsidenten Harrison, mit dem er sih zur Annahme seiner eventuellen Wiederwahl bereit erklärt, liegt jeßgt im Wortlaut vor. Wir theilen daraus einige Stellen mit. Ueber die Handelsverträge und die Zollpolitif sagt General Harrison:
„Der überzeugendste Beweis von unserer riesigen commerciellen Stärke ist in der Thatsache zu finden, daß Großbritannien und Spanien es für nothwendig gefunden haben, auf Gegenseitigkeit beruhende Handelsverträge für ihre westindischen Colonien mit uns abzuschließen, während Deutschland und Oesterreih uns wichtige Concessionen dafür gemacht haben, daß wir ihnen die freie Einfuhr der besten Zuckersorten erlauben. . … . Unsere commerciellen Rivalen in Europa betrachten diese Gegenseitigkeits-Politik durchaus nicht als ein Trugbild, sondern als eine ernstlihe Bedrohung ihrer Suprematie im Handel. Sie würden sich gefreut haben, wenn die Vereinigten Staaten Schutzoll und Gegenseitigkeit aufgegeben hätten. Sie sehen fehr klar, daß cine Be- schränkung der amerifanishen Production und des amerikanischen Han- dels und eine dementsprehende Steigerung der europäischen Production und des europäischen Handels die Folge sein würde, und ih glaube nicht, daß das, was diefen Ländern so klar ift, unserem eigenen Volke verborgen bleiben kann. Die demokratische Partei hat jeßt thatsächlich erklärt, daß sie, wenn sie an das Nuder gelangt, ein Zollgesetz erlassen will ohne Nücksicht auf die Löhne und das in unseren großen Industrien an- feegle Kapital. Zölle, die nur zum Zweck der Staatseinnahmen er-
oben werden, seien etwas Unamerikanishes. Der Grundsatz verstoße
gegen die Lehren der Gründer der demokratischen Partei, Jefferson und Jackson. Der Bericht des aus Mitgliedern beider Parteien zu- sammengeseßten Senatëausschusses habe die guten Wirkungen der Mac Kinley-Bill zur Genüge hervorgehoben. Der Bericht beweist, daß die Kosten der Artikel, welche Personen gebrauchen, die unter 1000 Dollars Einnahme das Jahr haben, gefallen sind und die landwirthschaftlichen Producte im Preise gestiegen sind, weil die Nachfrage des Auslandes größer geworden it. Die Kaufkraft des amerikanischen Arbeiters is noch niemals so groß gewesen wie jetzt. Die Löhne sind durchschnittliz um F bis 19% gestiegen, der Preis der Farmproducte im allgemeinen um 18,67 9/4 und der Preis aller Brotfrüchte um 33,59 %/. Angesichts dieser Thatsachen ist es klar daß das Zollgeset keine Lasten ge|haffen hat, sondern dem Arbeiter und dem Farmer von großem Nußen gewesen ist.“
Ueber die Silberfrage äußert sich General Harrifon
folgendermaßen: „Ich bin fest davon überzeugt, daß dic freie Silberprägung in einem folhen Verhältniß zum Golde, daß ein Gleihmaß in der commerciellen Benußung der beiden Metalle als gemünzter Dollars entsteht, zur Wohlfahrt aller großen Industrie- und Handelsnationen der Welt beitragen würde. Die einzige wesentlihe Bedingung ift nur, daß diese Dollars bei allen commerciellen Transactionen voll- werthig angenommen werden. Dollars von ungleihem commerciellen Werth können nicht nebeneinander circuliren. Der. bessere Dollar tritt aus dem Verkehr und wird Waare. Das wahre Interesse unseres gesammten Volks liegt darin, daß jeder Dollar, sei er Papier oder Metall, der von der Regierung ausgegeben wird, in allen Gebrauhs- fällen dasselbe Aequivalent und dieselbe Kaufkraft besißt, rwoie jeder andere Dollar. Ich bin sicher, daß, wenn wir jeßt in der Angelegen- heit unabhängig von anderen Nationen vorgehen, wir deren Interessen fördern und unsere eigenen {hädigen werden. Die Lage des europäischen Geldmarktes hat in den leßten zwei Jahren die Neigung, dem großen Gebrauch des Silbers das Wort zu reden schr verstärkt, und es freut mich, daß die Herzlichkeit, die Schnelligkeit und die Einstimmigkeit, womit unsere Einladung zu einer inter- nationalen Währungs-Conferenz von allen Mächten angenommen worden ist, die Hoffnung und Erwartung erregt, daß die Conferenz höchst wohlthätige Resultate haben wird. Sobald dieselben bekannt sind, können wir unsere Finanzgeseße den neueren Verhältnissen anpassen.“
Bezüglih der auswärtigen Politik bemerkt der Präkident :
„Es ist die Absicht der gegenwärtigen Administration gewesen, auf dem Gebiete der auswärtigen Politik feine Parteipolitik zu treiben, bei ihr sollen Vaterlandsliebe und nationale Ehre den Aus- {lag geben. Es gereicht mir zur hohen Befriedigung, sagen zu Tönnen, daß die demokratishen Mitglieder des aus- wärtigen Ausschusses dieser Tendenz in wahrhaft amerikanishem Geiste entsprochen haben. Sie haben cin geduldiges, aber energisches Bestehen auf den amerikanishen Rechten, eine Nichtduldung von Insulten und Unrecht gegen unsere Bürger und Seeleute in aus- ländischen Häfen nicht als eine Politik der Neizung und Großprahlerei betrachtet. Ich glaube nicht, daß zahme Unterwerfung unter Insult und Gewaltthat eines andern eine dauernde Grundlage der Freundschaft bilden fann. Es würde an der nothwendigen Achtung fehlen. In unseren Beziehungen mit den großen europäischen Mächten haben wir mit Festigkeit auf den Rechten der Vereinigten Staaten und unserer Bürger bestanden. Die Stärke unserer Sache und nicht die Stärke unseres Gegners hat den Grundton unseres Schriftwechsels bestimmt. Niemals, dessen bin ih sicher, hat die Ehre und der Einfluß der Vereinigten Staaten sowohl in nationaler wie commercieller Beziehung in höherer Achtung in beiden Hemisphären gestanden als jeßt.“
Dem „New York Herald“ wird aus Curaçao, 10. Sep- tember, telegraphirt: Der Dictator von Venezuela, General Men doza, hat eine Proclamation erlassen, in welcher er die Vlockade Ciudad-Bolivars und Puerto Cabellos ankündigt. General Crespo is in Victoria mit 43 Bataillonen ange- kommen. General Martin Vegas wurde bei Petare von den Truppen des Generals Mendoza überrumpelt und ge- shlagen. Die Staaten Falcon, Lara, Carabobo und Zamora befinden sich jezt völlig in den Händen der Partei des Generals Crespo.
Parlamentarische Nachrichten.
Für die im 1. Berliner Wahlbezirk nothwendig gewordene Ersaßwahl cines Mitgliedes des Hauses der Abgeordneten ist die Wahl der Wahlmänner auf den 11. Oktober, die Abgeordnetenwahl auf den 18. Oktober angeseßt worden.
Land- und Forfi wirthschaft.
Ernte und Getreide-Ausfuhr in Bulgarien.
Im Monat August herrschte mit wenigen kurzen Unterbrehungen trocktenes Wetter ; die Cinbringung des Getreides hat daher, nachdem die {chwerfällige Procedur der Garbenzählung für die Zwecke der Zehnterhebung beendet, in den leßten Wochen einen raschen Fortgang genommen und nähert sih ihrem Ende. Daß die Ee Ernte quantitativ cine sehr reihe ist. wird allseitig bestätigt. Üeber die Qualität gehen die Aussagen auseinander; aus einzelnen Gegenden lauten biefelben indessen gleichfalls sehr günstig. ; E
Die Getreideausfuhr aus Bulgarien in den ersten sechs Mo- naten (a. St.) 1892 übertrifft diejenige in dem gleichen Zeitraum
des Jahres 1891 um fast 100000 t (281631 gegen 187 996) und vertheilt fich auf die einzelnen Bestimmungéländaæ „wie folgt: Frankreich . 840% t Sand... (0.658 England 35 245 gil E A 7 Si A T TOTCI Oesterreich-Ungarn. . . 8727 U S1 Belgien E 9 Andere Sraaten . . . . 2426 28
1 1
Io U
Saatenstand in den Vereinigten Staaten von Amerika.
Nach dem Bericht des A cke rbau-Bureaus in Washington beträgt, wie „W. T. B.“ meldet, der Durhschnittsstand des Winte r- und Frühjahrsweizens der diesmaligen Ernte 85,309%/. Der Durchschnittsstand von Mais beträgt 79,5 9/06, der des Roggens 88,9, des Hafers 78,9, der Gerste 87,4, des Buchweizens 89, der Kartoffeln 74,8, des Tabaks 79,9. Der mittlere Stand des Mais bleibt um 5 Points hinter dem in den lchten zehn Jahren zurück. Die Maisernte bietet gute Ausficht, da fie s{hnell heranreift. Während fie unter dem Froste niht gelitten hatte, litt sie unter der großen Dürre in den östlihen und mittleren Staaten. Im Nordwesten verzögert sich die Ernte ctwas. Das Ge- treide in den Centralstaaten is von mittelguter Qualität Die Körner sind gut ausgereift. Die Ermte in Illinois und Indiana entspricht den Erwartungen. In Kansas werden sie übertroffen, da fich hier cine vorzügliche Qualität entwickelt hat. Der Frühjabhrêweizen ergiebt eine schwache, der Mais in den Küstengebieten und im Pacific-Gebiete eine mittlere Ernte. Der Durchschnitts\#and der Baumwollernte be- trug am 1. September 76,8 °/0 gegen 82,3 im August d. J. und 82,7 am 1, September 1891.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln. -
Cholera.
__Im Krankenhause Moabit is, wie der „Nat.-Z.* mitgetheilt wird, der an asiatisher Cholera erfranfte junge Kaufmann Kappel aus der Steinstraße. nachdem er sich {on auf dem Wege der Besserung befunden hatte, am Sonnabend Vormittag an cinem hinzu- getreten Choleratyphoïd gestorben.
Der Schiffer Nemmler, dessen Tod am Sonnabend aus Spandau gemeldet wurde, ist, wie die bacteriologishe Untersuchung ergeben hat, an der asiatishen Cholera gestorben; gestern ift auch sein zweijähriger Sohn der Krankheit erlegen.
__ Einer Bekanntmachung der Polizeibehörde in Stettin zufolge ist der auf der Wolffshen Schneidemühle am rechten Oderufer be- \chäftigt gewesene Arbeiter Borhwardt an asiatisher Cholera er- krankt. Der Betrieb der Schneidemühle ist eingestellt, die übrigen Arbeiter sind zur weiteren Beobachtung isolirt worden.
Nach der Feststellung des statistischen Bureaus von Hamburg sind dort bis 10. September 13 238 Erkrankungen und 5805 Todes- fälle vorgekommen. Bei einer Gefammtbevölkerung des Staats- gebiets Hamburg von 640 400 Personen ergiebt dies für je 1000 Per- fonen 20,7 Erkrankungen und 9,1 Todesfälle.
Mehrere Stuttgarter Blätter haben am 9. d: M. eine Mit- theilung über einen angeblichen Fall ernstliher Erfranfung eines Zug- meisters an der Cholera gebraht. Sofortige Erkundigungen haben ergeben, daß weder den Polizeibehörden noch den Eisenbahnbehörden und Bahnärzten in Stuttgart von einem folchen Cholerafall etwas bekannt ist. Ebensowenig haben die weiter eingeleiteten Nachforshungen diese Nachricht irgendwie bestätigt. s
In Rotterdam ist am Sonnabend ein Arbeiter an Cholera nostras erfranft. In Nysseù is ein Mann an derselben Krank- heit gestorben. In Maaßluis ist ein fünfjähriges Mädchen an Cholerine gestorben. In Dedems Vaart wurde ein Fall von Cholera nostras festgestellt. Der Medizinal-Inspector von Süd- Holland besichtigte die Häuser in Kralingen, wo Fälle von asiatisher Cholera festgestellt sind, und ordnete eine auêëgedehntere Deësinfection der Häuser an.
Der erste Medizinalbeamte des Londoner Localverwaltungsamts Dr. Thorne machte am Freitag Nachmittag bekannt, daß auch an diesem Tage kein einzizer Cholerafall in England vorge- fommen sei: die Gefahr der Einschleppung der Seuche scheine nun- mehr thatsächlih überwunden.
Am Freitag sind in Paris und der Bannmeile 79 choleraähn- liche Erfrankungen und 44 Todesfälle, am Sonnabend 52 Cholera- Erkrankungen und 30 Todesfälle vorgekommen.
Die Zahl der am Freitag in Havre an der Cholera Erkrankten beträgt 14, diejenige der Gestorbenen 10. Am Sonnabend sind in Havre 8 Personen an der Cholera erkrankt und 6 gestorben.
Nach in Nom eingegangenen Meldungen aus Capri ist daselbst am 9. September ein choleraverdächhtiger Krankheitéfall mit tödtlichem Ausgange vorgekommen. Die Todesursache ist jedoch noch nicht voll- ständig festgestellt.
Wie aus St. Petersburg berichtet wird, tritt in den zuleßt inficirten Gouvernements Olonez und Nowgorod die Cholera bisher nur sporadish auf; am 8. September kamen in beiden Gou- vernements E zwei Cholera-Todcéfälle vor. In den Städten Samara, Saratow und Simbirsk ist die Epidemie dem Er- löschen nahe; in Taurien ist sie stärker aufgetreten. :
Auf dem nach New-York bestimmten Dampfer „Scandia“ ist, wie jeßt bekannt wird, die Krankheit bald nah der Abfahrt des Schiffes aus Hamburg ausgebrochen. Binnen einer Woche erkrankten an Bord 39 Personen. Aus New-York vom 10. d. M. wird berichtet, daß auf dem Dampfer noch elf weitere Cholerafälle vorgekommen und von sieben auf der Insel Swinburne gelandeten Kranken der „Scandia“ zwei gestorben sind. Die gelbe Flagge auf der „Scandia" wurde am Sonnabend Nachmittag wteder GebihE Die Fahrgäste sind meistens russishe Juden. Gestern sind auf der „Scandia“ wiederum drei Cholera - Erkranfungsfälle und zwei Cholera - Todesfälle vorge- fommen. Die Cajüt-Passagiere der „N ormannia“ befinden 6 jeßt an Bord des Dampfers „Stonington“ und sind alle gesund. Auf der „Moravia“ und der „Nugia“, die sämmtliche Fahrgäste noch an Bord behalten, sind neuerdings keine Cholerafälle gemeldet. Der Dampfer „Obdam“ aus Rotterdam ist aus der Quarantäne entlassen. Von den gestern dort eingetroffenen Dampfern „La Champagne“ und „Aurania “ sind keine Krankheitsfälle gemeldet. Zwei Kinder und deren Mutter sind an Bord des „Wyoming“ gestorben. Der Schiffsarzt des „Wyoming“ is an Diarrhöe erkrankt und nah der Swinburne-Insel gebraht worden. Die „Columbia“ und der Dampfer „Kaiser Wilhelm1I1." find in New-York ange- langt; an Bord ist alles wohl. Die Dampfer „Stubbenhuk“ und „Manitoban“ sind aus der Quarantäne freigelassen worden. Der Gouverneur Flower genehmigte den Ankauf eines großen Hotels und anderer Häuser auf Fire Island für die gesunden Fahrgäste. Der Play genügt für 500 Personen. Die Eiwvalazr in Sandy-Hook find über den Vorschlag, einen Zufluchtsort bei ihnen zu errichten, sehr aufgeregt.
Ucber Choleragefahr und Absperrungsmaßregeln wird weiter berichtet :
Den sämmtlichen hiesigen Inhabern von Bäcker- läden ift gestern Morgen folgendes ge von den Polizei-Revieren übergeben worden: „Warnung! )as Berühren der ausgelegten Bactwaciyen zum Zweke der Auswahl ift niht nur, unappetitlich, fondern bei der gegenwärtigen Choleragefahr geeignet, die Gesundheit zu gefährden. Derartig berührte Waare wird dadurch für den Verkauf unverwerthbar. Berlin, 9. Scptember 1892. Königlihe Sanitäts- Commission.“
Die Monate Sanitäts-Commission ließ ferner durch die Vorstände der Königlichen Polizei-Neviere gestern Morgen an sämmt- lihe Hausbesiger Plakate vertheilen zur- Anheftung an hervorragender Stelle, die in Kürze Folgendes besagen: Lebensmittel sind besonders geeignet, Unreinlichkeiten und Ansteckungs\stoff von den Händen zu empfangen; strengste Desinfection der Auswurfstoffe, strengste Desinfec- tion des Kranfkheitsherdes durch Kalkmilch und Chlorkalklösung, zu deren Anfertigung entsprehende Anleitung gegeben wird. Ferner wird unentgeltliche Abgabe von Desinfectionsmitteln an Unbemittelte in Auésicht gestellt, sowie endlich die dringende Aufforderung hinzugefügt, jeden verdächtigen Fall sofort der nächsten Polizeiwahe zu melden, auf welcher die Adresse der Aerzte zu erfahren, sowie die nächste Transportgelegenheit zu requiriren sei.
_ Hamburg, 10. September. Die Anträge für die Bürger- \hafts8-Sißung am Mittwoch, 14. d. M., die sh auf die Cholera - Epidemie beziehen, lauten: „1) Die Bürgerschaft ersuht. ‘den Senat um die Mitgenchmigung zur Einseßung ciner _ gemishten Commission, bestehend aus drei Mitgliedern des Senats und sechs Mitgliedern der Bürgerschaft, zur Prüfung unserer sanitären Verhältnisse und insbesondere zur Prüfung der Frage, ob und eventuell wie es ermöglicht werden kann, bis zur Fertigstellung der Sandfiltration® gesundes Trinkwasser für Ufere Bevölkerung zu beschaffen; 2) die Bürgerschaft ersucht den Senat, sofort Maßnahmen zu treffen, daß binnen kürzester Frist artesische Brunnen angelegt werden, um die Stadt, Vorstadt und Vororte so lange mit gutem Wasser zu versorgen, bis die Stadtwasserkunst im stande ift, zweifellos genußfähiges und feimfreies filtrirtes Leitungs- wasser zu liefern.“ j
__ Wien, 10. September. Infolge des Auftretens der Cholera in den Niederlanden ordnete der Minister des Innern von neuem die strengste Handhabung der verfügten Vorsichtêmaßregeln, insbesondere die sanitäre Ueberwachung der aus scuhenverdähkigen Gegenden nach Oesterreih kommenden Neisenden an.
_ Prag, 10. September. Der Landtag nahm in seiner heutigen Sißung den Antrag des Landes-Aus\chusses an, im Hinblick auf die Choleragefahr 20000 Gulden zu sanitären Zwecken für be- dürstige Landgemeinden zu bewilligen.
_ Madrid, 11. September. Der Minister des Jnnern benach- rihtigte den Gesandten von Schweden und Norwegen, daß die Schiffe aus diesen Ländern, fofern sie von Hamburg kommen, einer Quarantäne unterworfen würden.
_Lissabon, 10. September. Sämmtliche deutschen Ostsee -
häfen sind für verseucht erklärt.
___ Der Congreß für innere Mtsston, der vom 26. his 29. d. in Dortmund tagen sollte, wird der Cholcragefahr wegen nicht statt- finden.
_ In seiner Plenarsißung am Sonnabend beschloß der Rath der Stadt Leipzig, die sächsische Regierung zu ersuchen, der Aufhebung ov 2 A4 N Ç : 9 r , ; :
der diesjährigen Michaelismesse die Genehmigung zu ertheilen.
Cholerashuß. -Von Dr. Haberkorn, Ober-Stabsarzt a. D. Verlag von Leopold Oft in Hannover. Preis 50 „4. — Der Ver- fasscr bezeihnet sein Werkchen auf dem Titel als cinen nit gehaltenen Vortrag, und er hat darin au, überzeugt von der eindringlichen Wirkung des lebendigen Wortes, im ganzen die Vortragsform gewahrt. Er wünscht, daß die Schrift vorgelesen und nachstudirt werde, besoûders in der Familie. Seine Rathschläge wollen eine“ Ergänzung bilden zu der von der Regierung erlassenen Belehrung und diese dem Ver-
ständniß durch fachmännische Shrittuns näher bringen. Die erwähnte
amtliche Belehrung ist dem Schriften angehängt.
Oesterreich-Ungarn.
Der Königlih ungari|che Handels-Minister hat laut Cirkulars der Scebehörde zu Fiume vom 0. August 1892 allen Provenienzen aus Nordfrankreih eine siebentägige Quarantäne auferlegt. Dieser Erlaß bezieht fich auf alle Häfen, von der belgishen Grenze an bis einscließlich Cherbourg.
Nußland.
Sämmtliche Schiffe und Fahrzeuge, welhe aus Atlantischen Häfen der Nepublik Frankreich von einschließlich Brest ab nordwärts fowie aus den Städten Antwerpen und Hamburg kommen, follen in Finland der gleichen Besichtigung unterzogen werden, welche bereits für aus einem choleradurhseuchten Platz cintreffende Schiffe angeordnet worden ist.
Spanien.
Durch Königliche Verordnungen vom 2. September 1892 sind Ouarantänemaßregeln gegen Provenienzen von Mecheln, Brügge, Nouen, den übrigen Seinehäfen und Aarhus angeordnet worden.
Portugal.
Durch cine im „Diario do Governo“ vom 30. August 1892 veröffentlichte Verfügung des Königlich portugiesishen Ministeriums des Innern wird der Hafen von Gravesend für von Cholera „ver- feucht“ erklärt.
Durch cine im „Diario do Governo“ vom 1. September 1892 veröffentlichte Verfügung dcs Königlich portugiesishen Ministeriums des Innern wird der Hafen von Amsterdam für von Cholera ,„ver- seucht“ erklärt.
Durch eine im „Diario do Governo" vom 2. September 1892 ver- offentlihte Verfügung des Königlich portugiesishen Ministeriums des Innern werden der Hafen von Liverpool für von Cholera ,„ver- seuht“ und die übrigen Häfen Großbritanniens als derselben Krankheit „verdächtig“ erklärt.
Wren.
Nach einer Mittheilung des General-Gouverneurs vom 31. August 1892 werden die aus den Häfen der Ostsee und des Festlandes der Nordsee sowie des Kanals La Manche kommenden Schiffe, welche der Cholera verdächtig oder von derselben befallen sind, den durch das Reglement vom 22. Februar 1876 angeordneten sanitären Maßregeln unterworfen. Bei denjenigen Schiffen, an Bord deren während der Ueberfahrt fein verdähhtiger Krankheitsfall festgestellt worden ift, findet nur eine ârztlihe Untersuhung und eine Beobachtung statt.
Theater und Musik.
Königliches Schauspielhaus.
In E. von Wildenbruch's Schauspiel „Der neue Herr“, das am Freitag wieder ein zahlreihes und durchaus beifallslustiges Publikum ergößte, wurde die fleine Partie der Male Blechschmidt zum ersten Male von Frau Schramm gespielt; die kleine rundlihe Gestalt mit dem resoluten, klugen Gesicht nahm sich sehr gut als Berliner Gastwirthsfrau aus; sie bewegte sh natürlich und einfa wie eine ältlide Bürgersfrau ohne jeglihe Ucbertreibung und konnte fogar voll zufriedenstellen, als die Situation in das Gebiet des Tragischen übersprang. Am besten gelang ihr der Ausruf des ershreckten Staunens, als ihr Mund mit verblüffender Geradheit das aus]priht, was der diplomatische shwarzenbergishe Haushofmeister nur mit Redensarten anzudeuten wagt. Frau Schramm bot so im ganzen eine tüchtige Leistung, an der die Zuschauer ihre Freude hatten. Wildenbruchß's Schauspiel bewahrt, wie bei dieser Gelegenheit bemerkt scin mag, seinen eigenartigen Reiz ohne Abzug, auch wenn es uns als etwas {on Bekanntes entgegentritt; die Fülle kraftvoller, jugendfrisher Müännlichkeit und edler Menschenfreundlichkeit, die aus der Gestalt des jungen Kurfürsten herausleuhtet, der friegerische, unbeugsame Trotz, der den wilden Nochow in den Tod treibt, die warme Vater- landéliebe des alten Burgsdorf, verflohten in einen andauernd wachsenden Reichthum von dramatish fesselnden Vorgängen, halten die Theilnahme und das lebhafte Mitgefühl der Zuschauer wach.
Deutsches Theater.
Paul Lindau?’ s Lustspiel „Die beiden Leonoren “ gelangte
am Sonnabend in theilweise neuer Beseßung wieder zur Aufführung.
tritt d RER E An Mitg n SECÉ he fis fs
dn water eti:
E
Cart dr- p ¿e t E
r e p S Cam ck E ; Ag ce. m Gn ccwivi is: L a A Ca aa A s E E E terte E L Be SES rp Da Fr Us E BAERS 3 23
E L
E L)
S ti, Dre ar Mt H
E