1892 / 218 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 15 Sep 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Wie bereits mitgetheilt wurde, soll am Sonnabend bei Wieder- eröffnung des Wallner-Theaters „Die Braut von Messina“ egeben werden, welcher ein von dem Dramaturgen diefer Bühne, Heren Dr. Wilhelm Wendlandt verfaßter und von Fräulein Alexandrine Malten gesprochener Prolog vorangeht. Zu den Vorstellungen im Mallner-Theater werden Billets drei Tage vorher ohne Aufgeld an der Tageskasse ausgegeben. R :

In der morgigen Aufführung von Donizetti?’s „Lucia von Lammer- moor“ im Kroll’schen Theater wird die Titelpartie von Frau Lydia Hollm gesungen, die sich an diesem Abend gleichzeitig ver- abschiedet. Als „Edgardo“ wird sich Herr Moers als neu verpflichtetes Mitglied einführen; in der Partie des „Asthon“ wird Herr Herm. Gura, in der des „Bidebend“ Herr Halper auftreten. E

Den NRathschlägen der Presse folgend, hat die Direction der Neuen Deutschen Oper im Belle-Alliance - Theater eine energische Umwandlung beim Orchester eintreten lassen. Als Capell- meister ift Det Nobert Erben aus Prag gewonnen. Im Perfonal- bestande haben ebenfalls bedeutende Aenderungen stattgefunden. /

Die jugendliche Pianistin Frieda Simonson, eine Schülerin der Klindworth*\{en Musikschule, die bereits früher hier dur ihre Leistungen Aufsehen erregte, wird Anfang Oktober in einem in der Sing-Akademie unter Mitwirkung des Philharmonischen Orchesters statifindenden Concert sih von neuem hören lassen. :

Die großen Philharmonischen Concerte unter Dr. Hans von Bülow’'s, Raphaël Moszkowsfki’s und Dr. Hans Nichter’'s Leitung finden an nahfolgenden Tagen ftatt: 17. und 31. Oktober, 14. und 28. November, 12. Dezember, 9. und 23. Ja- nuar, 6. und 27. Februar, 13. März. Eine Reihe der bedeutendsten Solisten ist für die Concerte gewonnen; unter anderen hat au Herr Professor Joahim seine Mitwirkung zugesagt. Den bis- ‘erigen Abonnenten werden ihre vorjährigen Pläße bis zum 30. Sep- tember vorbehalten. Abonnements - Erneuerungen und -Anmeldungen werden fortdauernd in der Concert-Direction Hermann Wolff, W., Am Karlsbad 19, sowie in der Hof-Musifhandlung von Vote u. Bo, Leipzigerstraße 37, entgegengenommen. |

Für den I. Cyclus der dieswinterlihen Jo ahim-Quartett- Abende (15. Oktober, 29. Oktober, 14. Dezember, 29. Dezember) werden Abonnementsanmeldungen von morgen ab bei Bote u. Bod, Leipzigerstraße 37, entgegengenommen; den vorjährigen Abonnenten des I. Cyclus werden ihre Pläße bis zum Donnerstag, 6. Oktober, vorbehalten. Die Inhaber der vorjährigen Eintrittskarten zu den Generalvroben fönnen die alten Karten von Montag, 19. September, ab, tägli zwishen 9 und 1 Uhr Vormittags und 5 und 6 Uhr Nach- mittags, in der Concert-Direction Hermann Wolf, W. Am Carls- bad 19, I., gegen die neuen für die bevorstehende Spielzeit gültigen Karten eintauschen. S i 2

Auch im Westen unserer Stadt, Friedrich Wilhelmstraße Nr. 6, ist ein neuer Concertsaal erbaut worden, und zwar unter der Be- zeihnung „Großer Festsaal des Friedrich Wilhelm- Kur- hauses“. Unter Leitung des Directors der internationalen Musif- ihule, Herrn Battke sollen fklassische und neuere Werke der Kammer- musik abwechselnd mit Solovorträgen aufgeführt werden. Das erste der in Zeiträumen von je vierzehn Tagen stattfindenden NRéunion- concerte ist auf Sonnabend, den 17. September, 8 Uhr Abends, an- geseßt. (Eintrittspreis 1 F)

Mannigfaltiges.

Milliam Steinway hat, wie der „Rh. Courier“ meldet, aus Wiesbaden Ihrer Majestät der Kaiserin für die zum Ge- dächtnisse an Kaiser Wilhelm I. zu errichtende Kirche den Betrag von 10 000 \ geschickt, dem er für einen anderen Kirchenbau eine zweite Gabe in derselben Höhe folgen ließ, wofür ihm die Kaiserin in einem Allerhöchsteigenhändigen Briefe gedankt hat.

Der ÉEhbrenscchild, welchen die Bestehens des dork ¿Kaitertn:

Posen, 13. September. Der Eh Stadt Posen gelegentlich des 150 jährigen ( garnisonirenden 2. Leib -Husaren - Regiments

diesem Regiment zugedaht Hat, ist, der „Pos. Ztg.“ zufolge, jeßt fertig geftellt. Das Jubiläumégeschenk isstt vom Stadt - Baurath Gruden entworfen und von der Firma Schäffer u. Walcker ge- ossen worden. Der große Schild zeigt in der Mitte das Porträt SFhrer Majestät der Kaiserin Friedrih, welche“ seit dem Sahre 1861 Chef des Negiments ist. Den Rand umgeben die orträts der bisherigen sieben Commandeure des Regiments, während ih an der unteren Seite das Wappen der Stadt Pofen befindet, worunter dann noch auf einer Schleife die Widmung seitens der Provinzial-Hauptstadt Posen an das Regiment angebracht is. Der prächtige Ebrenscild, welcher in den nächsten Tagen _überreiht werden wird, foll im Offiziercasino des Regiments aufgehängt und darüber die Kaiserkrone angebracht werden.

Ratibor, 14. September. In dem Schmiederschacht bei Po- remba ist, wie der „Mgdb. Z.* berihtet wird, ein Grubenbrand auêgebrohen. Von der Belegschaft find 120 Mann gefährdet.

Naumburg a. d. S., 8. September. Der „N. Pr. Z.® wird berichtet: Gestern feierten Herr von Häseler und seine Gemahlin Blandine von Hâäseler in voller körperlicher und - geistiger Frische ihre diamantene Hochzeit. Ehe die im Hause veranstaltete kirchliche Feier begann, wurde das Jubelpaar dur eine Musikaufführung des Trompeter-Corps der 12. Husaren überrascht, das der Neffe des Jubilars, Oberst von Häseler, Commandeur dcr 8. Cavallerie- Brigade, mitgebraht hatte. An die fkirchlihe Feier {loß sh in den Räumen der „Erholung“ ein Festmahl, an dem das Iubelpaar mit 23 Gästen theilnahm. Als in der bunten Reihe der Trinksprüche der Familie von Häseler gedaht wurde, machte ein Goldvokal die Runde, den ein Vorfahr des Jubelpaares bei der Feier seiner goldenen Hochzeit 1706 vom Herzog Anton Ulrich von Braunschweig geschenkt erhalten hat ; diefer Pokal, ein Familiengut, wird im Königlichen Schlosse zu Berlin aufbewahrt und nur an be- sonderen Ehrentagen der Familie zum Gebrau überlassen. Seine Majestät der Kaiser hatte geruht, durch ein längeres Telegramm aus dem Marmor-Palais Allerhöchstseine Glückwünsche auszusprechen und dem würdigen Paare zuglei die goldene Ebejubiläums- Medaille zu verleihen. Ebenso hatte der frühere Landesherr des Jubelpaares, Seine Königliche Hoheit ter Großherzog von Mecklenburg- Sch{werin feine Wünsche in einem Cabinetschreiben übersandt.

Maxen, 12. September. Gestern Nachmittag wurde na einer Mittheilung des „Dresd. Journ.“ die Maxener Höhe als Aussichts- play „Finckenfang“ feierlich eingeweiht. Durch den der- zeitigen Besißer Herrn Zcechendorf ist das Bergplateau durch Auf\hüttung abgeflaht und mit Restaurationsbaulichkeiten ver- sehen worden. Die Weibe dieses neuen Auésichtspunktes vollzog ter Marxener Pfarrer Herr Bock. An der Weihefeier nahmen wohl 2000 Personen theil, darunter die Gesangvereine von Burkhardêwalde, Dohna, Dippoldiêwalde, Glaëhütte, Kreischa, Lungwitz, Maren, Reinhardsgrimma, Nöhrédorf, Schlottwiß und Sedliy, sowie aht Gebirgévereinssectionen und Turnvereine aus der Umgegend. Der neue Ausfichtspunkt liegt auf guter Straße, in 45 bis 60 Minuten von der Cisenbahnstation Maren ab erreichbar und bietet bei beiterem Wetter eine berrliche Umsicht.

W orms, 13. September. Auf cinem Besißthum in der Mainzer Straße stießen, der „Frkf. Ztg.“ zufolge, Arbeiter bei dort vorzu- nehmenden Erdarbeiten auf fünf 16mishe Särgez drei davon waren bereits ihres Inhaltes beraubt.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen. Büceburg, 15. September. (W. T. B.) Nach heute früh hier eingegangener Nachricht aus K irchdorf hatte der

Prinz Hermann zu S GEUMINt g Ns mit Ausnahme einer einzigen Unterbrehung eine ruhige Naht und befindet sich fieberfrei. Das Bewußtsein sei zwar noch getrübt, jedoh seien nah dem ruhigen Schlaf klare Momente einge- treten. Bei dem gestern Abend erfolgten Verbandswechsek wurde die Wunde normal befunden. Die Aerzte erklären, die Hoffnung auf Genesung sei heute eine größere als gestern.

St. Petersburg, 15. September. (W. T. B.) Der „Regierungsbote“ veröffentlicht die Genehmigung der von dem bisherigen Finanz - Minister Wischnegradsky wegen Krankheit nachgesuhten Entlassung unter Belassung in seiner Stellung als Mitglied des Reichraths, ferner die Ernennung Kriwoscheïn's zum Verweser des Ministeriums der Communicationen sowie des bis- herigen Verwesers dieses Ministeriums Witte zum Ver- weser des Finanz-Ministeriums. Der „Rufsskij Invalid“ veröffentlicht ein neues Festungs-Armirungs- Statut sowie die Einsczung einer Commission für die Armirung von Festungen in Skt. E wie solhe ähnlich bercits in den Festungen selbst bestehen. Der „Grashdanin“ erwähnt das Gerücht, General Drag o- mirow werde vom Amt des Commandirenden der Truppen des Kijewer Militärbezirks zurücktreten.

Lugano, 159 Sepiember. (W. O. D) "An den italienishen Grenzstationen Porlezza, Chiasso, Ponte Tresa und Ponte Ceresio findet eine Desinfection der Wäsche der Durchreisenden statt. DeutshenReisenden ist die Mitnahme ausreichender Legitimationspapiere zu empfehlen.

Brüssel, 15. Septembêr. (W. T. B) Nach einer Meldung aus Grammont hatte sih der vor einiger Zeit in. einer dortigen Zündhölzhenfabrifk ausgebrochene Strike gestern auf fast alle Fabriken der Stadt ausgedehnt. Gestern gegen Abend kam es zu Ruhestörungen, da die Strikenden die Fortarbeitenden an der Arbeit zu hindern suhten und die Gendarmerie zum Schutze der leßteren cin- \chritt. Die Gendarmerie, welche die Menge auseinander- treiben wollte, wurde mit Steinen beworfen. Erst dur das Einschreiten der Bürgergarde wurde die Ruhe wiederhergestellt. Mehrere Gendarmen und ein Polizei-Agent trugen Verwun- dungen davon. Heute früh war alles ruhig.

Brüssel, 15. September. (W. T. B.) Der Minister- Präsident Beernaert hat einen an ihn gerichteten Brief eines Deputirten über die den belgishen Bergarbeitern inNord-Frankreih bereiteten Unbilden dahin beantwortet : Diese D habe die belgishe Regierung lebhaft be- schäftigt: sie habe mit der franzöjishen Regierung Verhand- lungen darüber eingeleitet. Er hoffe, daß die Belgier in Nord-Frankreih bei den französishen Behörden denjenigen Schuß finden würden, den 1hnen die guten Beziehungen zwischen Frankreih und Belgien verbürgen müßten.

Antwerpen, 15. September. (W. T. B.) Eine leichte

unahme der Epidemie macht sich seit gestern hier bemerkbar.

twa zehn neue Erkrankungsfälle, von denen Mei in der Stadt selbst vorkamen, sind conjstatirt worden. Zwei Kinder und ein Schiffer sind auf Fahrzeugen und ein Arbeiter in cinem Kaffeehause gestorben.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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Nebersicht der Witterung.

Ein umfangreiches Gebiet mit hohem und gleich- mäßig vertheiltem Luftdruck und S Luft- bewegung liegt über Mittel-Europa, während im hohen Nordwesten eine ziemlih tiefe Depression lagert, welche über den britishen Inseln und im nördlichen Nordseegebiet mäßige bis starke südliche und südwestlihe Winde verursaht. In Deutschland ist das Wetter allenthalben kühler, im Norden vielfah heiter, im Süden dagegen trübe; stellen- weise haben leihte Regenfälle stattgefunden. An der westdeutshen Küste liegt die Temperatur meist unter, im übrigen Deutschland meist über dem Mittelwerth. Kaiferslautern hatte heute früh

Gewitter. Deutsche Seewarte.

Theater- Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Freitag: Opern- haus. 182. Vorstellung Die lustigen Weiber von Windsor. Komisch -phantastishe Oper in 3 Acten von O. Nicolai. Text von H. S. von Mosenthal, na Shakespeare's gleichnamigem Lust-

spiel. Tanz von Hoguet. Dirigent : Kapellmeister Enger ne.

Anfang 7 Uhr.

Schausvielbaus. 191. Vorstellung. Nathan der Weise. Dramatisches Gedicht in 5 Aufzügen von G. E. Lessing. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Opernhaus. 183. Vorstellung. Götter- dämmerung in 3 Aufzügen und einem Vorspiel von Richard Wagner. Anfang 6# Uhr.

Schauspielhaus. 192. Vorstellung. Die Weis- heit Salomos. Schauspiel in 5 Aufzügen von Paul Heyse. Regie: Herr Plaschke. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater.

Leonoren.

Sonnabend: 4. Goethe : Cyklus. Göt von Berlichingen.

Sonntag: College Cramvpton. .

Montag: 4, Göthe-Cyclus. 3. Abend. JIphi- genie auf Tauris. (Iphigenie: Johanna Schwarß,

als Gast.)

Berliner Theater. Freitag: 3. Abonnements- Vorstellung. Maria Stuart. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Die Goldprobe. h :

Sonntag: Nachmittags 245 Uhr: Krieg im Frieden. Abends 7+ Uhr: Die Goldprobe.

Lessing- Theater. Gift. Anfang 7# Uhr. .

Sonnabend: Der Fall Clémenceau.

Sonntag: Der Lebemann. E

Die erste Aufführung von Paul. Hevse’s neuem Lustspiel „Ein unbeschriebenes Blatt“ findet Dienêtag statt. : :

Die Tageskafse is von 9 bis 2 Uhr geöffnet.

Freitag: Die beiden

9, Abend:

Freitag: Ein Tropfen

Wallner -Theater. Sonnabend: Eröffnungê- Vorstellung. Prolog, verfaßt von Hrn. Dr. Wil- helm Wendtlandt, gesprohen von Frl. Alexandrine Malten. Hierauf: Die Braut von Messina, Trauerspiel mit Chören in 3 Aufzügen von Friedr. vcn Schiller. Anfang 7F Uhr.

Sonntag: Die Braut von Mesfina.

Friedrich - Wilhelmftädtisches Theater. reitag: Dritte Vorstellung im Offenbach- yclus. Erster Abend. Das Mädchen von Elisonzo. Operette in 1 Act. Deutsh von Carl Treumann. Musik von Jacques Offenbach. Hierauf: Dorothea. Operette in 1 Act nah dem Fran-

Komische Operette in 1 Act. Deutsch von Carl Treumann. Musik - von Jacques Offenbach. Für die hiesige Bühne eingerihtet von L. Herrmann. Dirigent : Kapellmeister Federmann. Regie: I. Frißsche. Anfang 7# Uhr.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Mittwoch: Zweiter Abend im Offenbach-Cyclus. Schönröschen.

Residenz-Theater. Direction : Sigmund Lauten- burg. Freitag: Zum leßten Male: Die Dumnmen. (Les Jobards.) Sittenbild in 3 Acten von Guinon und Denier. Deutsch von Otto Brandes. Anfang 75 Uhr.

Sonnabend: Neu einstudirt: Madame Mon- godin. Schwank in 3 Acten von Ernest Blum und Naoul Toché. Deutsch von Emil Neumann.

Kroll's Theater. Freitag: Lammermoor. Anfang 7 Ubr.

Sonnabend: Marie, die Tochtec des Negi- ments.

Sonntag: Gastspiel des Sgr. Franceêco d’Andrade. Hans Heiling.

Täglich, bei günstigem Wetter: Großes Concert im Sommergarten. Anfang an Sonn- und Festtagen 4 Uhr, an den Wochentagen 54 Uhr.

Lelle- Alliance- Theater. Neue Deutsche Oper. Freitag: Fidelio. Oper in 2 Acten von L. v. Beethoven. In Scene gesezt von W. Ho. Dirigent : Kapellmeister Robert Erlen vom Deutschen Laudes-Theater in Prag. Anfang 73 Uhr. -

Sonnabend: Die s{chöne Melusine. Komische Oper in 3 Acten und einem Vorspiel von Elard Hoffschläger. Musik von Th. Hentschel. In Scene geseßt von W. Ho.

Adolph Ernst-Theater. Freitag: Zum 11. Male: Die wilde Madonna. Gesangs- posse in 3 Acten von Leon Treptow. Couplcts von G. Görß. Musik von G. Steffens. Mit neuen Costumen und neuen Decorationen aus dem Atelier des

n Lütkemeyer in Coburg. In Scene geseßt von Adolph Ernst. Anfan 75 Ubr. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Lucia von

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Freitag: Gesammt-Gastspiel des Aug. Junker- mann-Ensemble. Zum 4. Male: Die verlafsene Vierländerin in New-York. Solo-Scene von W. Fricke, ausgeführt von Johanna Schaß. Hierauf auf Verlangen: Hanue Nüte's Abschied. Idylle in 1 Aufzug aus “Panie Nüte un de lütte Pudel“ von Fri Reuter. Für die Bühne eingerichtet von Aug. Junkermann. Diesem folgt: Zum 4. Male: De [orscde Peter. Lustspiel in einem Aufzug von

ehder. Zum Schluß: Zum 4. Male: De

feld nah Friy Neuter's „Läushen und Niemels*“.

Anfang 7ck Uhr.

Sonnabend: Ein Frits Reuter - Abend. 1) Lebende Bilder. 2) Du drögst de Pann weg. 3) De Wedd. 4) Jochen Päsel wat bift

Du vor’n Esel!

Theater Unter den Linden. Direction: Alois und Rud. Ronater. Eröffnung 20. Sep- tember. Nähere Anzeigen folgen.

831541] HohenzollernGalerie 9 Vorm. 10 Ab. Lehrter Bahuhof. Gr. histor. Rundgemälde 1640—1890. L Sonutag 50 „. Kinder dic Hälfte,

Urania, Anstalt für volkêthümliche Naturkunde.

Am Landes - Ausstellungs - Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr.

Concerte.

Concert-Haus. Eröffnung der 2sten und Jubiläums - Saison am Freitag, den 16. September. IL. Karl Meyder - Concert. Abonnement 25 Billets 10 #, 10 Billets 5 #, 5 Billets 3 ( im Bureau des Hauses.

R A D E R E T E E S R C M S R

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Hedwig von Heyking mit Hrn- Rechtsanwalt und Notar Neumann (Danzig— Spandau). i

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Major von Nein- dorf (Koblenz). Eine Tochter: Hrn. Lieut. Frhrn. von Malyahn (Stendal). 6

Gestorben: Fr. Oberst-Lieut. Charlotte Henning,

eb. Willmann (Halle). Verw. Fr. Pastor lisabeth Liesegang; geb. Abt (Prenzlau). Or- Ritterschafts-Rath a. D. ann Steinhausen (Berlin). (Potsdam).

Nedacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagb« Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Fünf Beilagen

(einschließlih Börsen-Beilage), -&

und die Gewinnliste der zweiten Prämie Collecte 1892 zur Wiederherstellung 18

zösishen von Ernst. Musik von Jacques Offenbach.

Zum Schluß: Der Ehemann vor der Thür,

Franz Let! Schwank in 1 Aufzug von Arnold Mannê-

Freilegung des Freiburger Münsters.

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Frl... Therese von Tippelskirh

zum Deutschen Reichs-Anz

2 218,

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Das .im § 255 Tbeil IT. Tit. 1 des Preußischen Allg. Landrechts der Ehefrau gewährte Reht auf Sicherstellung wegen ihres Ein- gebrachten, wenn sih Umstände ereignen, welche die wahrscheinliche Besorgniß eines bevorstehenden Verlustes begründen, ist, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, T. Strafsenats, vom 13. April 1892 nicht dahin zu verstehen, daß die Ebefrau eine Befriedigung für ihre Ansprüche verlangen kann. Das durch das FürstlihAnsbach*sche Provinzial- recht der Chefrau gewährte Recht, bei Abnahme des Vermögens ihres Ehe- mannes auf die Errungenschaft zu verzihten und auf unverkürzte Heraus- gabe ihres Heirathsgutes anzutragen, berechtigt die Eheleute nicht, außergerichtlich die Ansprüche der Chefrau zu befriedigen; die Ebefrau fann hiernach nur gerichtlich die Herausgabe ihres Heiraths- gutes beantragen. / Diefe landesgefeßlihen Bestimmungen sind dur die ein Vorzugsrecht der Ebefrau niht enthaltende Konkursordnung für das Deutsche Reih nicht aufgehoben.

Wegen einer aus bestimmten, den geseßlichen Einschränkungen des Eigenthümers beim Bauen (S 65 ff. I, 8 Allg. L.-N.) entnommenen, später als hinfällig erkannten Gründen erfolgten Versagung der Bauerlaubniß kann der Eigenthümer, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Civilsenats, vom 11. Mai 1892, keinen Ent- scchädigungsanspruh gegen die Stadtgemeinde deshalb geltend machen, weil dieser dadurch ein in keinem rechtlichen Zusammenhang mit der Versagung der Bauerlaubniß stehender Vortheil erwachsen ist. Selbst wenn die unberehtigte Versagung der Bauerlaubniß auf Verschulden der zuständigen I Mi ¿eibeiartra beruht, ist weder die Stadtgemeinde, noch der Fiscus dafür haftbar.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zahlungseinstellungen und Zwangsverkäufe.

Die ungünstigen Wirkungen der - vorjährigen Ernte machen \ich im Regierungsbezirk Marienwerder noch immer in zahlreichen Zahlungseinstellungen kleinerer Kaufleute und in einer größeren Anzabl von Zwangsversteigerungen bemerkbar. Die leßteren find allerdings vielfah auch auf ungünstige Uebernahmebedingungen beim Erwerbe der Grundstücke, sowie auf Mißwirthschaft und Unverständniß der Besißer zurückzuführen. Im ganzen sind in den Monaten Mai— Juli 41 landwirthschaftlih genußte Grundstücke mit einer Gesammt- fläche von rund 1600 ha zur Zwangsversteigerung gekommen. Darunter be- fand fih ein Grundstück mit einer Grundfläche von 476 ha, eins mit einer Grundflähe von 451 ha, eins mit einer Größe von 168 ha. Drei Grundstücke hatten zwischen 50 und 100 ha Grundfläche; alle übrigen waren fleinere Ackernahrungen. Die meisten der der Sub- hastation verfallenen* Besißer gehörten auh diesmal der deutschen Nationalität an. In drei Fällen fand eine Verschiebung des Besiß- standes zu Gunsten der deutshen, in einem Falle eine folhe zu Gunsten der polnischen Nationalität statt.

Landwirthschaftlihe Unfallversicherung.

Nach dem für 1891 erstatteten Geshäfts- und RNechenschaftsberichte der Landwirthschaftlihen Berufsgenossenschaft Unter-Elsaß waren im Bezirke am Jahreéshluß 79 366 beitragspflihtige Betriebe vor- banden, nämli 78 693 landwirthschaftlihe, 209 Gärtnereien, 464 forst- wirthschaftlihe Betriebe. Auch im Jahre 1891 hat, wie in den Vor- jahren, die rechtzeitige Erstattung der Unfallanzeigen viel zu wünschen übrig gelassen; eine Reihe Säumiger wurde vom Vorstande mit geringen Ordnungsstrafen belegt. Die Zahl der zur Anzeige gelangten Unfälle bat eine bedeutende Steigerung erfahren; es wurden nämli 432 Unfälle gegenüber 289 von 1890 gemeldet. Die Ursache dieses Wachsthums liegt nicht in entsprehend gesteigerter Häufigkeit der Un- fälle, sondern in der immer allgemeiner werdenden Kenntniß der Gesetzesbestimmungen im Verein mit der durch die Nechtsprehung des NReichs-Versichherungsamts gewonnenen wohlwollenden Auëlegung des Begriffs der „Betriebsunfälle“. Mit der Zunahme der Unfall- anzeigen hat jene der Entschädigungsfumme gleihen Schritt gehalten; gegenüber 11664 #s des Vorjahres wurden 34501 ŒÆ an Entschädigungen gezahlt. Dem vereinigten Zufammenwirken der in Straßburg vertretenen Berufsgeno||en- schaften und Sectionen ist es gelungen, ein Reconvalescentenhaus für Unfallverleßte auf privatem Weg ins Leben zu rufen, das am 21. April 1892 eröffnet wurde. Zweck desselben ist, durch geeignete Nadch- bebandlung, bestehend in Elektricität, Massage, Bädern und gym- nastishen Uebungen den \{chweren Folgen von Knochenbrüchen, Verrentungen, Hand- und Armverleßungen, welche bis jeßt lebens- längliche, mitunter hohe Renten nah \ich zogen, zu steuern, den Verletten das größtmöglihe Maß von Arkeitsfähigkeit wieder zuzu- führen und dadurch die dauernde Rentenlast der Genossenschaften zu vermindern.

__„ In 38 Fällen (gegenüber 12 im Vorjahre) sind während des Jahres 1891 die Entschädigungs-Feststellungen der Genossenschaft seitens Verleßter oder deren Angehöriger durch Berufung auf sieds- gerichtliche Entscheidung angefohten worden ; diese Berufungen fanden wie folgt ihre Erledigung: Von den 13 Fällen (12 Landwirthschaft, 1 Forstwirthschaft), in welchen die Entschädigungspflicht der Genofsen- [haft verneint worden war, wurden vollständig abgewiesen 4, die Ge- nossenschaft zur Anerkennung verurtheilt 4, im Vergleihswegeanerkannt 2, von dem Verleßten zurückgenommen 1, an die Speditions-, Speicherei- und Kellerei-Berufsgenossenshaft überwiesen 1, vom Schiedsgericht als un- zuständig an das Meichs-Versicherungsamt abgegeben 1. Die übrigen 25 Berufungen (23 Landwirthschaft, 2 Forstwirthschaft) waren gegen die Höhe der gewährten Rente gerichtet und endigten mit vollständiger Abweisung der Kläger 12, Erhöhung der Rente im Vergleihswege 6, Erhöhung der Rente dur das Schiedsgericht 3, Zurücknahme der Be- rufung 2, Abweisung der Berufung wegen Verspätung 2. Zwei Recurse der Genossenschaft und ein folcher eines Verleßten an das T sicherungsamt gegen die schtedsgerihtlihe Entscheidung haben bis jeßt thre Erledigung gefunden. In allen drei Fällen handelte es sid um principielle Entscheidungen: ein Recurs der Genossenschaft ist durch Aufhebung der schiedsgerichtlihen Entscheidung anerkannt, der zweite und ebenso derjenige des Berleßten find verworfen worden.

Unter den Einnahmen der Genossenschaft für 1891 figuriren 29 403 Æ Beiträge der Mitglieder; unter den Ausgaben 15 968 A. Verwaltungskosten. Im Jahre 1892 sind 54 899 4 Umlagen von den Mitgliedern einzuziehen. Der Betriebsfonds beträgt 18 000 __ Die im Jahre 1891 gezahlten Unfall-Entschädigungen be- liefen sih im Ganzen auf 34 501 Æ für 494 Personen, darunter für Erwerbsunfähigkeit 2825,75 A, Kosten des Heilverfahrens für 69 Per- fonen und 271 Renten an Verleßte mit 24 817,64 A 783,60 M Beerdigungékosten für 22 Personen, 1276,22 Renten an Wittwen Getödteter, 21 Personen, 1912,40 (A Renten an Kinder Getödteter, 99 Personen, 118 4 an Ascendenten Getödteter, 1 Perfon.

Die an Unfall-Entschädigungen zu zahlenden fortlaufenden Renten betrugen am Schlusse des Jahres 1889: 1753, 1890: 15879, 1891: 31 868 e an 290 Personen (i. F. 1889: 24, 1890: 129 Perfonen).

Japans Ein- und Ausfuhr im Jahre 1890 und 1891 mit besonderer Berücksichtigung Deutschlands. Wie wir dem vom italienishen Ministerium für Ackerbau, Gewerbe und Handel herausgegebenen Bollettino di Notizie Com-

Erste Beilage

Berlin, Donnerstag, den 15. September

merciali (Nr. 33 vom 21. August 1892) entnehmen, hatte die Gefammtausfuhr Japans im Jahre 1891 einen Werth von 78738 054 Dollars, d. f. 22 942 207 Doll. mebr als im Jahre 1890. Allerdings war im leßtgenannten Jahre die Reisernte \{lecht aus- gefallen und Handel und Industrie lagen {wer darnieder; troß alledem erscheint die Zunahme des Werthes der Ausfuhr um mehr als 40 °/9 recht erheblih. Unter den Ausfuhrartikeln stand die Seide als rohe Waare, in Cocons und verarbeitet mit nahezu 157 Mill. Dollars obenan; ihr folgten Getreide (Reis), Getränke und Lebensmittel mit 4,94 Mill. Dollar. Die wichtigsten Ausfuhrländer Japans im Berichtsjahre 1891 waren:

Gesammtwerth “gegen 1890 mehr

der Ausfuhr (+) bezw. weniger (—) / Dollar D die VereinigtenStaaten von Amerika 29 795 755 China (ein|chl. Hongkong) 18 404 546 Caro een s 10 20059 Broßbritannien und Jrland 5 633 137 E a ae 0e LAOO OTO O 120990 609 675

Gegenüber dem Vorjahre hat die japanishe Ausfuhr nah Deutschland, bei der Reis im Werthe von 797 736 Doll. mehr als die Hâlfte ausmachte, die stärkste Steigerung erfahren.

Die gesammte Einfuhr nah Japan im Jahre 1891 belief sh dem Werthe nah auf 62 880671 Doll. und hat gegen das Vorjahr um nicht weniger als 18789 684 Doll. oder 42,6 %/9 abgenommen. Der Nückgang ist hauptsächlih auf die großen Fortschritte zurückzu- führen, welde das Land von Jahr zu Jahr gemacht hat. Immer neue Industriezweige werden mit Hilfe fremder und eingeborener Sachver- ständiger, die in Amerika und Europa ihre Studien gemacht haben, ins Leben gerufen und gedeihen bei der hervorragenden Intelligenz der japanischen Arbeiter, sodaß das JInselreih \sich immer mehr unab- hängig macht von den Erzeugnissen des europäishen und ameri- fanishen Gewerbfleißes. Die eigenen Verkehrseinrihtungen (Post und Telegraph, Eisenbahnen und Schiffahrt) nehmen zu. So waren an Eisenbahnen Ende 1891 bereits 1717 englishe Meilen im Be- triebe, weitere 610 Meilen im Bau und für 825 Meilen war die Bauerlaubniß bereits ertheilt bezw. waren“ die Vorarbeiten gemacht.

Die wichtigsten Einfuhrländer des Berichtsjahres waren : Gefammtwerth der gegen 1890 weniger

Einfuhr (Doll.) Doll. 19 996 051 6 623 051 13 888 034 457 563

6 840 048 34 484

5 642 550 3 494 150

5 127 476 1 729 480 a, 4 032 922 330 618 Se. 9 834 025 1035 306

Die wichtigsten Artikel, welhe aus Deutschland eingeführt wurden, waren Medizinalwaaren und chemische Producte für 501 720 Doll., Eisenwaaren für 473 998, Munition u. #. w. für 343 476, Flanelle für 331 956, Anilinfarben für 300 656, Eisenbahn- material für 195 164, baumwollene und seidene bezw. aus beiden ge- mischte Gewebe für 188 100, feine dünne Wollstofe für 156 440, Ftalian Cloth für 151 518, wollene Garne für 149 476 Doll.

Großbritannien und Irland China (ein{l. Hongkong) . Vereinigte Staaten von Ameriïa Ostindien und Siam . Deutschland .

: __ Zur Arbeiterbewegung.

_Die Mißstimmung, die in den Kreisen der rheinisch-

westfälishen Bergarbeiter gegen den Vorstand des Verbandes deutscher Bergleute seit langer Zeit herrscht, kam in einer öffentlihen Bergarbeiterversammlung, die für die Zahlstellen Gelsenkirhen 1, 2 und 3, Schalke, Unckendorf, Haßler. und Bulecke am 11. d. M. in Gelsenkirchen statt- fand, und zu der auch eine Anzahl Delegirter aus andern Bezirken erschienen war, erneut zum Ausdruck. Einem Bericht der „Rhein.-Westf. Ztg.“ entnehmen wir Folgendes : Man tadelte {arf das eigenmächtige Vorgehen des ersten Ver- bands-Vorsißenden Schröder und sprach ihm die Fähigkeit ab, einen Verband zum Nugzen seiner Mitglieder zu leiten. Fast alle Redner bedauerten, daß Schröder niht freiwillig zurücktrete, und waren der Ansicht, daß nach Jahresfrist der ganze Verband von der Bildfläche ver]|chwunden sei. Der jeßige Vorstand habe wohl geroußt, daß die Kameraden von Rheinland und Westfalen niht mehr für ibn eintreten würden, darum habe er si die Stimmen der aus- wärtigen Delegirten aus dem Saar-Revier, aus Sachsen und Schlesien zu erwerben gewußt. Die zielbewußte Opposition sei niedergestimmt worden. Zum Schluß wurde folgender Antrag angenommen: Die Verbandêversammlung des Krei}es Gelsenkirchen protestirt gegen die Beschlüsse der leßten Generalversammlung des Verbandes deutscher Bergleute und beschließt einen außerordentlihen Delegirtentag zur Ordnung der Verbandsangelegenheiten im Sinne der Mehrzahl feiner Mitglieder. :

Das Bestreben der Socialdemokraten, die Turnvereine in die socialdemokratishe Bewegung hineinzuziehen, kam in Leipzig am Sonntag in ciner Turnerversammlung zum Ausdruck, über die die „Lpz. Ztg.“ berichtet :

Ein socialtemokratisher Turnverein „Fichte“ in Berlin hat für den 18. September einer Turnertag nah Berlin einberufen, um dort die Gründung eines „Bundes der freien Turner Deutschlands“ zu berathen. Die Beschickung dieser Zusammenkunft wurde in der Turnerversammlung beschlossen. Die erschienenen rigen etwa 120 an der Zahl, mochten der Mehrzahl nah Mitglieder der Turnerabtheilung des socialdemokratischen Arbeitervereins sein. Die Versammlung wählte zwei Vertreter für den Berliner Turnertag und beschloß, einem dort gegründeten deutschen Turnerbunde beizutreten.

Aus dem Haag meldet ein Telegramm des „D. B. H.“ vom heutigen Tage: Die gestern allenthalben abgehaltenen Volfts- versammlungen waren sehr zahlreih besucht. Es wurde be- lossen, tros des erlassenen Verbots zu Gunsten des allgemeinen Stimmrechts zu demonstriren. : /

In Delft ist, wie der „Vorwärts“ mittheilt, der Ausstand der Glasarbeiter zu Ungunsten der Arbeiter verlaufen.

Wie die Londoner „Allg. Corr.* berihtet, hielten die Baum- wollspinnereibesißer Lancashire's am Montag eine Ver- sammlung in Manchester ab. Es zeigte sich, daß die Eigenthümer von 80% der sämmtlichen Spinnereien für eine 59% Lobnherabseßung sind. Hierdurch werden sämmtliche Mitglieder des Verbandes der Spinnereibesizer verpflichtet, den Beschluß auszuführen. Che zur Kündigung geschritten wird, wollen die Fabrikanten noch einmal. in eine Besprehung mit den Beamten des Gewerkvereins eintreten, um womöglich eine friedliche Lösung herbeizuführen. Die social- demofratishe Föderation fordert alle Arbeitervereine Londons auf, sich bei ihr zu melden, um die nöthigen Vorbereitungen zu einer Kundgebung am 13. November auf dem Trafalgar Square zu treffen. Am nächsten Sonntag follen sich die Delegirten in dem Local der Föderation versammeln.

Kunft und Wissenschaft.

_— Das am Sonntag in Meß enthüllte Denkmal Kaiser Wilhelms I. stellt, wie die „Schles. Ztg.“ berichtet, den Kaiser dar,

eiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

1892.

auf einem S{hlachtroß heranreitend und mit einer bezeihnenden Handbewegung auf die Höhen von Gravelotte scwie auf das Land bindeutend, ' das er dem Reich zurückgewann. Den Kopf s{chmüdckt der Helm, über der Uniform trägt er den Feldmantel, der in Faltungen herabfällt. Der Sockel, aus Syenit des Fichtelgebirges hergestellt, ist von edler Schlichtheit der Form. Auf der Frontseite des Sockels halten zwei Renaifsance-Figuren, gewappnete Knaben, die Kaiserkrone über einem von einem Löwenkopfe gedeckten Schilde, auf welchem als Inschrift nur das Wort „Wilhelm 1.“ steht. Die Rückseite trägt die Wid- mung „Errichtet von seinem dankbären Volke“. An den Seite End

„¿wei, die geschichtliche Bedeutung der Oertlichkeit bezeichnende Reliefs

angebracht. Das eine zeigt eine Scene des Krieges, das andere eine solche des Friedens. Auf dem ersteren reitet Prinz Friedri Carl, der einzige Eroberer der jungfräulichen Festung. in dem Augenblick heran, wo Moltke dem mit Bismarck bei Rezonville harrenden Kaiser den Sie vom 16. August verkündet. Ein friedlihes und patriotishes Jdy stellt dagegen das andere Relief dar: es illustrirt den Augenblick, wo im Herbst 1886 der damalige Kronprinz Friedri Wilhelm, spätere Kaiser Friedrih, als Vertreter seines in Straßburg erkrankten Kaiserlichen Vaters in Begleitung seines Sohnes, des jêut regierenden Kaisers, in Mey eintraf und die Huldigung der Meter Landbevölke- rung empfing. :

Der Erlaß eines Preisausschreibens für den Neu- bau eines Märkischen Provinzial-Museums in Berlin, von dem in der Tagespresse [hon wiederholt die Rede gewesen ift, scheint jeßt unmittelbar bevorzustehen. Dem von den städtischen Be- hörden beschlossenen und bereits im Berliner Gemeindeblatt ver- öffentlihten Programmentwurfe entnimmt das „Centr.-Bl. d. Bauv.“ daß als Bauplay diejenige Stelle bestimmt is, wo die Wallstraße mit der Uferstraßze und der dort neuangelegten Verbindungsestraße zusammentrifft. Das Gebäude, dessen Archi- tefturauffassung ganz freigegeben ist, soll über einem erhöhten Keller drei Geschosse erhalten. Das Erdgeshoß wird zur Unterbringung der Verwaltungsräume, der vorgeshichtlihen Abtheilung des Museums und einer Sammlung von Modellen älterer und neuerer Bauwerke, sowie zu etwa nothwendig werdender Erweiterung des Museums dienen. Für Aufnahme der culturgeshihtlichen Sammlung und eines Saales für öffentlihe Vorträge mit Nebenräumen ist das Hauptgeschoß bestimmt, und im Oberstock sollen die naturgeschihtlide Sammlung und die Göriß-Lübeckshe Bibliothek ihren Plaß finden. Das Gebäude soll einen mit Glas überdeckten, von Galerien um- gebenen Hof erhalten, der zur Aufstellung s{werer Gegenstände und zur Veranstaltung von Sonderausftellungen dienen wird. Ueber das seltene Fest, das 60jährige Doctor-J das der Senior der deutschen Chirurgen, Professor Dr. Fr in Jena, troß seiner 83 Jahre noch frisch und unge Körper und Geist am 8. d. M. begangen hat, “berichtet die „Jen. Ztg.“ : Die Herzoge von Sathsen ehrten die Verdienste des Jubilars durch Verleihung des Großkreuzes des Ernestinishen Haus-Ordens, mit welhem der erbliche Adel verbunden ift. Von den Ministerien in Weimar und Meiningen gingen dem Jubilar nech beson- dere Glückwunschschreiben zu, welhe in warmen Worten den Dank und die Anerkennung für die langjährigen Dienste zum Auédruck bringen. Die medizinishe Facultät in Erlangen, welche an Ried vor 60 Jahren di&oDoctorwürde ertheilt und vor 10 Jahren, gelegentlih des 50 jährigen Doctor-Jubiläums, dieselbe erneuert hat, sandte ein Telegramm. Geheimer Staatsrath Dr. Ggge- ing, der Curator der Universität Jena, und der stellvertretende Pro- rector Professor Dr. W. Müller überbrachten verfönlih die Glückwünsche er Universität und des Senats. Die medizinische Facultät,

soweit deren Mitglieder orts-

i “und der derzeitige Decan, Professor

em Jubilar in längerer Rede den Dank seiner

Mitarbeiterschaît am gemeinsamen Werke aus

zu den großen Erfolgen, die er in der langen

Ȋtigkeit auf wifsenschaftlihem und prafktischem

Darauf überreihte Professor Dr. Bins-

Vorsitzende der medi, inisch - naturwissen-

dem Jubilar das Diplom als Ehren-

nitglie weiterhin als Vorsißender des Thüringer

Aerzte-Vereins, dessen Ehrenmitglied Ried eit längerer Zeit ift,

die Glückwünsche dieser Vereinigung in herzlihen Worten aus. Zu

den Vertretern und Deputationen der gesammten Körperschaften sprach

darauf der Gefeierte, indem er seine Bereitwilligkeit erklärte, feine

Kräfte, so lange sie noch ausreihen würden, in den Dienst der

Universität Jena und der medizinischen Facultät zu stellen, und

{loß daran seinen Dank für die ihm dargebrahten Ehrenbezeigungen.

Außer einer großen Zahl befreundeter Herren und Damen, die

ibre Glüdckwünshe ver)önlih darbrahten, hatten Collegen, Schüler

und Freunde, so die Professoren ‘von Bardeleben, Gerhardt

und Gurlt in Berlin, Thiersch in Leipzig, König in Göttingen,

von Esmarch in Kiel, Eversbusch in Erlangen u. a. brieflich und

telegraphisch ihre Theilnahme an dem seltenen Feste zum Ausdruck

gebraht. Besonders reich war die Zahl der Briefe und Telegramme,

die von früheren Schülern des Jubilars, von denen viele geactete

Stellungen einnehmen, eingegangen waren. Auch die Zahl der

Glück- und Segenswünshe aus dem Kreise dankbarer früherer

Clienten, die durch Ried’s kunstgeübte Hand geheilt worden sind, war keine geringe. .

In der gothishen Erasmus-Capelle zu Deggendorf, welhe aus dem Jahre 1550 stammt, wurden der „M. llg. Ztg." zufolge, als man die Wände behufs Tünchens abschabte, prachtvolle Fresfken gefunden. Sie bedecken die ganzen Wände und haben nah Ausfage von Kunstverständigen hohen Werth. Es ift dafür Sorge getragen, daß die Freéfen zunädhst bloßgelegt werden, und es besteht gegründete Hoffnung, daß sie renovirt und erhalten bleiben werden.

Ueber die wissenschaftliche Reise des Grafen Kreuß und des Baron Nolde. aus St. Petersburg nah Asien wird der „Nat.-Ztg.“ berichtet: Jett sind die beiden Reisenden zurück- gekehrt. Ihre Reise ift länger und interessanter gewesen, als man ursprünglih annahm. Nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in Indien und Birma begaben \sich Graf Kreuß und Baron Nolde über Bombay nach Basjorah und von da nmch Bagdad. Auf verschiedenen Umwegen durhstreiften sie Jrak-Arabi, Kurdistan, Mesopotamien und die Syrishe Wüste und gelangten alsdann über Damaskus nah Beirut am Mittelmeer. Die gus Tour, die weit über 2000 km betrug, wurde zu Pferde gemacht.

; rel + O er ZuDIiar U, ck ori f: h

Zum Transport des Lagers und des Geväcks mußte eine Karawane von Maulthieren und Kameelen mitgehen. Die Reisenden rühmen die Gast- freundshaft und Zuvorkommenheit, mit der die indische Regierung, in- dische und kurdishe Fürsten, Privatpersonen und arabishe Scheikhs thnen begegnet find. In nächster Zeit wollen übrigens dieselben Herren eine neue Reise nah Asien unternehmen, und zwar beabsichtigen sie, von Damaskus aus bis ins Herz von Arabien das fogenannte Nedjd bis Riad und Darrajieh, dem Centrum des Wahabitenthums, vor- zudringen. Bisher sind nur zwei Europäer bis nach Darrajieh und Riad gekommen, und zwar im Jahre 1869 der als Mohamedaner verkleidete Jesuit Palgrave und im Jahre 1871 der ebenfalls ver- fleidete Engländer Dr. Daugthty.

Aus Paris wurde kürzlih berichtet, daß die Verwaltung des Louvre-Museums fo glücklih gewesen sei, für eine verhältniß- Wee geringe Summe (40 000 Fr.) ein Meisterwerk des venetianischen Bi dhaners iccio zu erwerben: eine 40 cm hohe Broncestatuette,