1892 / 229 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 28 Sep 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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Oefterreih-Ungarn.

Dem „Militärverordnungsblatit“ zufolge ist der Oberst Pott vom Generalstabs-Corps zum Mititär-Attahé in Rom, der Hauptmann Graf Huyn vom Generalstabs-Corps zum Militär-Attaché in Bukarest ernannt und an Stelle des Fürsten Dietrichstein der Hauptmann Hordt vom Generalstabs-Corps dem Militärbevollmächtigten in St. Petersburg Oberst Klensch zugetheilt worden. :

Wie aus Kirchdorf gemeldet wird, verbrachte der Prinz zu Shaumburg-Lippe die Naht zum Montag unruhig, jonst war das Befinden gegen den Tag zuvor unverändert.

Der oberösterreihishe Landtag ist gestern vertagt worden. : +

Der böhmische Landtag überwies gestern vor seiner Vertagung, wie „W. T. B.“ berichtet, den von dem Abg. Julius Gregr namens der Jungczechen eingebrahten Adreßentwurf der geshäftsordnungsmäßigen Behandlung. Es wird darin der Rechtsboden der Verfassung bestritten und die Reactivi- rung des böhmishen Staatsrehts gefordert. Ferner wird unter Anklagen gegen die Deutschen und Beschwerden gegen die Regierung der Ausgleih verworfen und die Selbst- verwaltung jowie die felbständige Geseßgebung Böhmens ge- fordert. Die Altczehen werden einen Geseßzentwurf über die sprachlihe Gleichberehtigung bei den öffentlihen Aemtern Böhmens einbringen.

Die deutsch-böhmischen Landtags-Abgeordneten haben dem „H. T. B.“ zufolge in einer gestern abgehaltenen Clubsizung eine Resolution gefaßt, worin sie zwar betonen, daß sie sich nah wie vor in der Ausgleichsfrage auf dem Standpunkt der Vertragstreue befänden, daß sie aber darauf be- ständen, daß die Abgrenzungsarbeiten seitens der Regierung womöglich noch in diesem Jahre ihren Abschluß fänden, be- ziehungsweise in der Nachsesston des böhmischen Landtags zur Vorlage gelangten. - 2 i

Der Führer der Opposition im ungarischen Reichstage Graf Apponyi hat, wie die Wiener „Abdpost.“ mittheilt, in Jaszberény seinen Wählern einen Rechenschaftsbericht erstattet, worin er sich mit der Verwaltungsfrage, der finanziellen Lage, der Verordnung über die Wegtaufungen und der Nationalitäten-Agitation beschäftigte. Hinsichtlich der Weg- taufungen meinte der Redner, man müsse die Sache auf der Basis der bestehenden Geseßze einer Löjung zuführen; die Einführung partieller Civilmatrikel sei nicht der Wea, von welhem man eine Beruhigung hoffen könnte. Der religióse Frieden müsse auf einer dauernden Basis begründet werden. Er finde den Schlüssel zur Her- stellung dieses Friedens in der Geltendmachung der Religions- freiheit und hauptsählich in einer fräftigen staatlichen Regelung des Eherechtes: es würde eine solhe Rege- lung den auf dem Gebiete des Eherehtes bestehenden Miß- bräuchen ein Ende machen. Jn dieser Weise wünsche er eine Abänderung des Gesezes vom Jahre 1868. Redner maß die Schuld, daß die Nationalitäten-Agitation aufgetaucht fei, der Regierung bei, konnte aber die Behauptung, daß dieje Agitation durch eine die Nationalitäten vernachlässigende Politik der Regie- ung herbeigeführt worden sei, niht positiv beweisen. Jn der Frage der Verwaltungsreform stand der Redner auf jeinem bekannten alten Standpunkte. Jn Betreff der finanziellen Lage erkfannte der Redner an, daß sich diese gebessert habe.

Großbritannien und Frland.

Die Trauung des Prinzen Ferdinand von Rumänien nit der Prinzessin Marie von Edinburg wird dem „Observer“ zufolge am 10. Januar in Sigmaringen statt- finden. Gladstone begiebt sich heute nah London, wo nah einem Telegramm der „Frkf. Ztg.“ morgen eine Sißzung des Cabinets stattfinden wird.

Der Minister für Jrland John Morley hat gestern dem „W. T. B.“ zufolge an das Mitglied des Unterhauses Justin Mac Carthy ein Schreiben gerichtet, worin er mit- theilt, die Regierung habe beschlossen, eine Commission ein- AUseBen, Um die Frage der vertriebenen Pachter zu studiren und über die Mittel Bericht zu erstatten, wodur den Pächtern am besten wieder zu ihrem Pachtgute verhoifen werden könne.

Die heutigen Morgenblätter veröffentlihen ein Schreiben Macenzie's, eines der Directoren der britisch-ostafrikanischen Gesellschaft, wonach für den Fall, daß die Regierung der Ge- sellschaft die Zollerträgnisse überlasse, die Gesellschaft Mittel genug besißen würde, um für die Unkosten ihrer Unternehmung aufzuktommen.

Frankreich.

Wie dem „W. T. B.“ zufolge von unterrichteter Seite verlautet, hätte der Minister des Auswärtigen Ribot den Procurator der afrikanishen Missionen ersucht, ihm die Ersazansprüche für die den „Weißen Vätern“ in Uganda zugefügten Schäden bekannt zu geben. Bei geneigter Haltung Englands würden alle Schritte behufs baldiger Erledigung diejer Angelegenheit, die Ende Oktober in der Deputirten- kammer zur Erörterung komme, gethan werden. Der Papst solle den Wunsh ausgesprochen haben, daß der Streitfall wegen der Verhältnisse in Uganda, welcher die Religion und

ie Civilisation schädige, bald beigelegt werden möge.

Nach einer gestern aus Portonovo in Paris ein- getroffenen Meldung ist die auf dem Schlachtfelde von Dogba erbeutete große Menge von Gewehren und Munition nach Portonovo geschafft worden. Die Trupvenabtheilung des Obersten Dodds b. findet fih gegenwärtig an einem 8 km von Tohue entfernten, am Uemeflusse gelegenen Punkte.

Belgien.

Der Gejandie der Viiederiande hat, wie das „D. B. Q! meldet, dex Congoregtierung einen Protest der Holländischen-Rotterdamer Congogesell)haft gegen die Uebergriffe des Congostaates bezüglih des Verbots des Elfen- bein- Und Kautschukhandels übergeben. Die Rotterdamer Gesellschaft fordert die Aufhebung des Handelsverbotes auf Grund der Berliner Congreßacte, sowie Entschädigung.

Serbien.

Die Regierung ol nah einer ver „Koln. Ztg.“ zug gangenen Mittheilung beabsichtigen, auf das in dem neuen Handelsvertrage mit ODesterreih-Ungarn erhaltene Recht auf Einführung neuer Monopole für verschiedene öster- reichisch-ungarishe Ausfuhrartikel zu verzichten und als Ersaß hierfür von Oesterreih-Ungarn cine Herabsetzung des Getreide-

Bei der Anordnung der Neuwahlen gedenkt die Regie- rung demselben Blatte zufolge vorerst von der Ep Ye bestimmung Gebrauch zu machen, wonach sie berechtigt ist, die am 1. November zujammentretende Skupschtina auf zwei Monate zu vertagen. Demnah würde die Skupschtina erst am 1. Januar aufgelöst werden, sodaß die Neuwahlen erst im Februar stattfinden würden. Afrika.

Marokko. Der neue Vertreter Frankreihs in Marokko Graf d’Aubigny hat sich am 17. d. M. von Tanger nach Fez begeben, um dem Sultan sein Beglaubigungsschreiben zu Uberreichen. : : Nach einer Meldung der „Wiener Presse“ aus Madrid hat sich der aufrührerishe Stamm der Angheras Ae dem Sultan bedingungslos unterworfen und sind die Feindselig- keiten zwischen den beiderseitigen Streitkräften am 21. d. ein- gestellt worden. Der Sultan nahm die - Unterwerfung der Angheras an, gab ihnen Pardon und erließ einen Befehl, daß deren Leben und Gut von seinen Truppen geschont werden sollten. Dem aufrührerishen Stamme wurde die Zahlung einer Krieagsentshädigung und die Einstellung von

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500 Mann in die Kaiserliche Armee auferlegt.

Kunst und Wiffenschaft.

Ueber die Frequenz der deutshen Universitäten bringt di „Frkf. Ztg.“ folgende Zusammenstellung: Auf allen Universitäten de Reichs studirten im vergangenen Sommer-Semester eins{ließlich aller Berechtigten 31556 Studenten. Die meisten hat feit vielen Jahren Berlin, nämlich 6979 (einshließlich 2623 nit immatriculirter Hörer und Studirender anderer Lehranstalten); selbst München (3574). hat Lew, das 8. n die siebziger Jahre hinein die größte Universität war, überholt, letzteres hat jeßt 3211. Dann folgen Halle mit 1546, Bonn 1432, Würz- burg 1403, Freiburg i. B. 1367, Tübingen 1351, Heidelberg 1292, Breslau 1289, Erlangen 1117, Marburg 957, Straßburg 955, Greifs- wald 832, Göttingen 793, Jena 705, Königsberg 701, Kiel 631, Gießen 593, Münster (Akademie) 432, Rosto 396. S

Zur Reich8-Limesforschung berichtet der „N. A. f. W.: Die Arbeiten am römischen Castell auf dem Bürkle bei Unterböbingen, seit 12 Tagen von dem Strecken-Commissar der Neichs - Limesfors {ung Major Steimle aus Stuttgart in An- griff genommen, dürften wohl der Hauptsahe nad am Ende angekommen fein. -Im vollen Umfang sind Umfassungsmauern, Thürme und Gebäude - Substructionen bloßgelegt worder und ermöglichen ein getreues Bild der einstigen rêömishen An-

x Platz, auf welhem die Nömer einft ihr befestigtes Lager

en, ist \chöôn gelegen und gewährt ein prähtiges Panorama.

t fich die râtishe Limeslinie von ibm aus auf eine

îbersehcn. Die Bewachung des Limes vom Sirenhof

: en Herlikhofen wird deéhalb wohl auch zur

] ört baben. Eine weitere Aufgabe der

hne Zweifel außerdem nocH die Be-

uf das Plateau von Bartholomä

der bei Unterböbingen anzu-

des jeßt wieder in seinen Fun-

damenten sichtbare zar bier ganz auffallend mit

Hintanseßzung der Terrainverhältnisse, die eines Oblongums mit {maler Vor und Hinterf f (

deten Eden, 135, T0 me der Prâtorial- und

ecumanafront bieten nihts Besonderes -, was ihre Construction

anbelangt, sie sind viereckig, e decumana sebr

[C die E Porta Prâetoria dur: eiten

‘rdruti orioben D de ene z¿eltore Die

Ï porta und sinistra haben die gleichen

wie die ersten und sind gut erhalten. Die leßteren

ore, nämlich dextra und sinistra, find sebr breit und durch

m breite Mauer in zwei Theile getheilt, hatten also je

i Ausgänge von 5 und 4 m Breite. Außerdem waren die beiden

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tenfronten dur je einen weiteren viereckigen Thurm verstärkt

Eckthürme sind nur theilweise erhalten, aber es lassen ih ino die Umrisse erkennen und festsezen. Besonders zeichnet fich r südöstliwe Ecfthurm durch seinen guten Zustand und ein befindliches Opus spicatum aus. An dem nordwestlichen burm find gleichlaufend mit der Castellmauer die Mauern eines ebäudes. herauêgegraben worden, welches offenbar seiner Zeit an die beinahe ganz zerstörte Prätorialmauer angebaut gewesen war. ffallend {öôn und beinabe vollständig erbalten sind die Mauern einstigen Prätoriums. Sie {ließen einen sehr großen Naum ein und umfaßten seiner Zeit 16 großentheils kleine, verschiedenen Zwecken dienende Wohngelasse. Eine doppelte Apsis bildet für ein mittleres, dem Decumanathor gegenüberliegendes Gebäude einen böchst interessanten Abshluß. Ganz besonders schön tritt dabei die innere der beiden Nundungen hervor, während die äußere nur noch bei ihren Anshlüssen an die innere erhalten ist. Zwei deutlich erfennbare Heizräume {ließen fich zunähst an. In dem einen steben noch 0,50 m hohe Steinv iler aus Tuffstein, während der andere

L c 74 1 Kalkboden aufweist.

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o fetl Diese eben erwähnten Gelase ließ der ‘eckœen-Commissar ganz von Erde und Schutt freimahen. Eines ren Mauercompleres, der fich innerhalb des Lagers befindet, ist noch zu erwäbnen. Er liegt nahe der porta praetoria und scheint die Räume einer Ziegelbrennercieingefaßt zu haben, dafür spricht eineMenge balbverbrannter iegelreste und Ziegelerde, die vor und binter den Mauern heraus- gegraben wird. Die Dicke der Mauern ist überall die gewöhnliche, 1,19 m die Umfassungsmauer, an den Abrundungen zu 1,30 m ver- agrôößert. Die Mauern der Thürme, Thore und des Prätoriums sind \{chwächer und \{chwanken zwischen 0,48 und 0,90 m. Die Umfassungs- mnauer des Prätoriums zeigt überall 0,84 m Dicke. Weniger bedeutend sind i b gemahten Funde. Einige Silber- münzen, die ein t De Gepräge des Kaisers Augustus, Fragmente Thongef äß mit einigen Töpferstempeln, Glass\cherben, Pfeilspitzen, ein gut erhaltenes Beil, ein Beinkamm mit reicher Verzierung, ein vergoldeter Bronzebuchstabe, verkoblter Weizen, Reibschaalen und eine Mafse großer \hmiedeeiserner Nägel und Theile von Thürbeschlägen sind die bauptsächlichsten Gegenstände. Die näâdsten Tage werden zum Ausgraben einiger neuentdeckten Ge- bäude außerhalb des Lagers, wahrscheinli bürgerlicher Niederlassungen, verwendet. An dem einen sind bereits die Einrichtungen eines Hypokaustuims freigelegt worden.

Vor wenigen Wochen kat sich, wie die „Danz. Allg. Ztg.“ berichtet, in der Kirche des VBarmbherzigen Schwester-Klosters zu Kulm kei einer Bloßlegung der Altarplatte herausgestellt, daß diese ursprünglih ein Graktsftein gewescn und erft später als Altartisch- platte, sogenannte Mersa, Verwendung gefunden hat. Der \{hwarze Marmorstein, etwa 2 m lang, 1 m breit und 10 cm dick zeigt die fast leben8große Figur des Schußtzpatron®s eines verstorbenen Jünglings. Die nachhläsfig herabfallendeNechte wird mit Inbrunst von einem Jüngling erfaßt, welcher sie küssend zum Munde führt. Zwei herrlih aus- geführte Engel8gestalten in den beiden oberen Eden des Marmor- \teines s{wingen ein Rauchfaß. ie Figur stellt, wie aué der Um- | den 1275 n eines (1266—1275)

ntklosters, einer Gründung des ersten Bischofs

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zolles zu verlangen.

in der Mitte des großen Himalaya-Plateaus liegt. Zum Führer des Zuges wurde W. M. Connay gewählt. Andere Theilnehmer des Zuges wären der Söhn Lord Aberdare's, C. G. Buece, der erfahrene Alpenbesteiger Eckenstein und der Künstler und Reisende M’Cormek. Der Zug reiste im leßten Früh- jabr, nachdem er sich in der Schweiz gehörig im Berg- besteigen geübt hatte, nah Indien ab. Jett ist er, wie der „A. C.“ berichtet wird, auf der Nückkehr begriffen. Die gewonnenen Ergeb- nisse sollen die Kenntniß jener Gegenden nicht unbedeutend vermehren. Conway und seine Begleiter erreihten den großen Boltoro-Gletscher anfangs August. Von dort marscirten sie über den Mustakh-Paß nach YVarland. In Boltoro kamen fie in ziemlih erschöpftem Zustand an, da sie die leßten 100 Meilen über eine dide Eismafsse zu gehen batten. Der Zug hat u. a. einen 300 Quadratmeilen messenden Schneesee und einen 28 000 Fuß hoben Berg entdeckt. Der leßtere mag der zweithöchste Berg der Erde sein.

Die vom Preßaus\{uß des deutshen Reihs-Commissariats berausgegebenen „Chicago-Nachrichten“ schreiben: „Die deutsche Aus- stellungébebörde hatte sich entschlofsen, dahin zu wirken, daß auf die Chicagoer Weltausstellung auch möglihst viele derjenigen wissenshaftlihen Gegenstände geshickt würden, welche mit der Entdeckung Amerikas und den ersten Fors{ungsreisen in der neuen Welt in Zusammenhang steben und \ich gegenwärtig in Deutschland befinden. Dazu gehört in erster Linie der Behaim’\che Globus. Es ist nun nicht möglich gewesen, die Freiberrlich von Behaim'she Familie zu be- stimmen, das Original des Globus nach Amerika zu senden. Es hat ih nämlich herausgestellt, daß dieses für eine so weite Reise zu morsh ist. Die genannte Familie hat indessen die Freundlichkeit gehabt, zu gestatten, daß von dem Globus eine getreue Copie genommen wird, welhe nach Chicago wandert. Sodann ist es geglückt, aus der Braunschweigischen Bibliothek eines der seltensten wissenschaft- lichen Denkmäler, die dort vorhanden sind, für die Cbicagoer Welt- ausftellung zu erhalten. Es is dies eine Landfkarte von Amerika, die in den Jahren 1511 und 1512 angefertigt wurde. Schließlih wird auch Dresden einen Beitrag zu diefem Theil der deutschen Ausstellung liefern. In dem dortigen Johanneum befindet ih ein aus dem 16. Jahrhundert stammender Tisch, in dessen Platte eine Karte von Amerika nach dem damaligen Stande der geogra- pbischen Wissenschaft eingravirt ift. Auf dieser Karte ist {on ein Ort bezeichnet an der Stelle, wo beute Chicago liegt, und mit Chi- haho bezeichnet. Von der Tischplatte soll eine forgfältige Photo- araphie angefertigt und auf die Auéëstellung ges{chickt werden. Diefer Ausstellung8gegenstand wird für Chicago deshalb das größte Interesse bieten, weil er das älteste Zeichen von der Existenz eines Ortes an dem Plate des heutigen Chicago ift."

Von der Grönland-E rpedition, welhe die Herren DDr. von Drygalsfi, Vanhöffen und Stade im Frühjahr unternommen baben, find nunmehr die ersten Nachrichten eingelaufen. Die „Saale-Ztg.*“ erhält darüber folgende Mittheilungen : Schon vor einigen Wochen hatte der Dampfer „For“ berihtet, daß er die „Peru“, welche die Erpedition nah Grönland bringen sollte, unter 619 n. Br. in der Davisstraße am 13. Juni angetroffen habe. Nach den eingegangenen Nachrichten hat die „Peru“ die Theilnehmer in Umanak (an der Westküste von Grönland unter 70239 n. Br.) gelandet, von wo auf Frachtbooten die Ausrüstung nah dem Ort der zu errihten- den Station gebraht«+ werden sfollte. Da zunächst noch das Paeis zu dicht war, Tonnten nur Recognoscirungsfahrten in die Fjorde unter- nommen werden, wobei die prâchtigsten nordishen Landschaften durh- streift wurden. Nach Erreichung des Inlandeisrandes wurde ein Zelt-

r au'ges{lagen und nah weiteren Ausflügen der Ort der Station Nach der leßten Nachricht, datirt vom 4. August, ist nun- e Station eingerichtet. Zur Unterkunft dient ein aus Linoleum gefertigtes Haus mit dovpelten Wänden und guten Oefen. Conserven sind in großer Zahl mitgenommen, brauchten aber wegen des zablreihen Wildprets noch nicht einmal angebrochen zu werden. Als Feuerungsmaterial werden die bei Umanak gefundenen, zahl- reichen tertiären und ftretazeiswen Braunkohlen benußt. Die beften Weine sind von Gönnern des Unternehmens in großer Menge ge- svendet, unter andern bester Rheinwein aus dem Bremer Naths- feller, von der Bremer Geographbis{ben Gesellshaft zur Weihnachts- feier bestimmt. Als „Diener für alles“ i| ein Grönländer engagirt, der mit seiner Familie dicht bei der Station wohnt. Ueber- haupt hat die Ervpedition {on mebr als einmal die Zuverlässigkeit und treue Anbänglihkeit der Eskimos erproben können. Aus An- deutungen in den bisher eingetroffenen Briefen geht hervor, daß die ausführlichen MNeiseberihte noch unterwegs sind, falls fie nicht, was sehr zu bedauern wäre, etwa verloren gegangen sind. Diese Berichte würden dann bis zur nächsten Frühjahrspost die leßten sein, da der Winter seinen festen Eispanzer um Grönland legt und jede Verbin- dung mit der Außenwelt abschneidet.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Cholera.

Nach einer soeben eingegangenen amtlichen telephonishen Depesche von der Polizei-Direction zu Charlottenburg sind die Zeitungsnachrichten über dort angeblih vorgekommene siebzehn Cholera-Erkrankungen unzutreffend. Außer dem shon am 21. d. M. erkrankten Schlosser Rosenthal ist nur eine Person gestern Abend als choleraverdächtig krank in das Baracken- lazareth daselbst eingeliefert worden. Andere Erkrankungsfälle sind niht zur Kenntniß gelangt.

Im Krankenhause Moabit ist, wie der „Nat. Z.“ berichtet wird, am Montag Abend der achtzebnjährige Schiffer Gustav Gladow frank eingeliefert und durch die mikroskovishe Untersuchung die asiatische Cholera bei ibm festgestellt worden. Er erkrankte am Montag Mittag auf dem Kahn seines Vaters, der vor dem Stralauer Thor Nr. 7 vor Anker liegt. Gladow war am Freitag früh aus Potsdam, wo er acht Tage mit scinem Kabn geweilt hatte, abgefahren und am Abend an der Charlottenburger Schleuse eingetroffen. Von dort fubr er Sonnabend früh ab und war Mittags an der Stadt- shleuse beim Rothen Sloß. Hier lag der Kahn bis Montag früh und eine Reihe von Umständen spricht dafür, daß sich der junge Gladow an dieser Stelle durch den Genuß von Spreewafser den Infectionskeim geholt hat. Das Befinden der übrigen elf Choleratranfen ist fortdauernd ein bcfriedigendes. Der Bestand der „Choleraverdächtigen“ betrug gestern 44. Darunter befinden fich drei Personen, die gestern Vormittag aus dem Asyl für Obdachlose in der Büschingstraße 4 eingeliefert wurden. Erfrankt ist von diesen nur eine Person, und zwar an Brechdurchfall, die beiden anderen sind gesund und nur zur ärztlichen Beobachtung eingeliefert worden.

Klagen der Schiffer über Mangel an gutem Trink- wasser haben zur Folge gehabt, daß in Berlin am Hafenplat, un- mittelbar vor der Feuerwache, jeßt ein abessynischWer Brunnen gebohrt worden ist, an dem zwei Tafeln angebra@t sind mit den Aufschriften : „Wasser für Schiffer“ und „Auch während der Nacht zu benutzen“.

Ueber den am Sonntag in Spandau an asiatisher Cholera ver- storbenen Scblofser Fenste (vergl. Nr. 227 d. Bl.) wird noch mit- getheilt: Fenefe gehörte zu den Perfonen, die am 12. September das Grundstük Seegefelderstr. 54 verlaïsen mußten, nabdem bei dem im Nebengebäude wohnenden Schiffer Nemmler asiatishe Cholera als Todes-

ursache festgestellt war. Am 22. wurde das bis dahin ifolirte Haus wieder bezogen und am 24. September erkrankte Fensfe. Mit anderen, seuhten Orten stammenden Leuten wollte Fenëfe niht zu- ngetommen sein. Es erinnert tieser Vorgang an den kürzlich

ettin gemeldeten Fall, wo unter ähnlihen Umständen eine

tere Erfranfung in einem und demselben Hause beobachtet wurde. Der Senat von Hamburg hat in einem dringlihen Antrag Bürgerschaft vorgeschlagen, beide Verordnungen wegen der An-

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ingépfliht ch ger Erkrankungen und über die vorschrifts- 20e zige der Waßerkasten von Grundeigen-

thümern zum Geseg zu erheben. Die Gesammtsumme der bisher für die Nothleidenden eingegangenen Beträge übersteigt 1 620 000 Viele abessynishe Brunnen sind bereits fertig gestellt.

Die „K. V.-Ztg.“ meldet aus St. Goar: Auf einem von Duits- burg kommenden Shleppdamvfer ist ein holeraverdächtiger

i an mit tödtlibem Ausgang vorgekommen. Die Schiffsmannschaft |

efindet sich in Quarantäne.

Im Haag is nach einer Meldung vom gestrigen Tage ein Cholera-Todesfall, in Maarsen sind zwei Erkrankungen, in Utrecht, Alsen am Rhein und Zwammerdam je ein Todesfall, in Goudzwaard zwei Todesfälle vorgekommen.

In Brüssel sind gestern an Cholera drei Todesfälle und zwei Erkrankungen, in Paturag es zwei Todesfälle und fünf Erkrankun- gen vorgekommen.

Am Montag sind in Paris 22 Cholera-Erkrankungen und fünf-

zehn Todesfälle, innerhalb der Bannmeile aht Erkrankungen und aht Todesfälle vorgekommen. In Havre erkrankten am Montag aht Personen an der Cholera, drei find gestorben. Nah authentishen Mittheilungen vom gestrigen Tage aus Wien ist bisher in Oderberg kein Cholerafall vorgekommen. In Ga- Tizien sind, wie gestern amtlich gemeldet wurde, feine neuen Erkrankungs- oder Todesfälle infolge Cholera vorgekommen.

Die Cholera ist in St. Petersburg jeßt in entshiedener Ab- nahme. Sie tritt dagegen in Riga stärker auf. Besonders stark verseucht ist der Hafen in Bolderaa. In Samara, Tambow, dem Don- und Kubangebiete ist die Sterblichkeit noch immer eine ziemlih große. Aus dem Warschauer Gouvernement wird berihtet, daß die Krankheit bereits in der Ortshaft Milosna dicht bei Warschau aufgetreten ist. Auf Anordnung des Gouverneurs hat fh in dem Bezirke Nowo-Minsk ein Desinfectionscordon gebildet, um die Weiterverbreitung zu verhindern.

Auf der „Bohemia“ sind, wie aus New-York mitgetheilt wird, noh drei weitere Cholerafälle vorgekommen, alle fünf erkrankten Perfonen sind nah der Swinburn-Insel gebraht worden.

_ Ueber Choleragefahr und Absperrungsmaßregeln wird weiter berichtet : :

Der Regierungs-Präsident zu Potsdam hat wegen des Gesetzes

der Sonntagsruhe folgende Verordnung erlassen: „Die zur Zeit bestehende Choleragefahr macht es wünschenswerth, daß der VDandel mit den zur Abwehr und Bekämpfung der Cholera dienen- den Gegenständen (Desinfectionsstoffen 2c.) von den durch 8 105b Abs. 2 und § 41a der Gewerbeordnungênovelle vom 1. Funi v. F. getroffenen Beschränkungen des sonn- und festtäglihen Betriebes im Handelsgewerde befreit sei. Auf Grund des § 105e a. a. O. will ih daher den Handel mit den zur Abwehr der Cholera dienenden Gegenständen an Sonn- und Festtagen bis auf Weiteres au außer- halb der Apotheken unbeschränkt gestatten. Den Gewerbetreibenden, welche von dieser Ausnahmebestimmung Gebrauh machen, ist jedoch die Verpflichtung aufzuerlegen, den von ibnen beschäftigten Personen Sonntagsruhe im Umfange des § 105 e Abf. 3 zu gewähren.“ __ Köln, 27. September. Von dem Ober-Präsidenten in Koblenz ift eine Verordnung erlassen worden, wona wegen der Choleragefahr alle Schiffe, die aus Holland kommen, ciner genauen ärztlichen Controle unterworfen werden. In allen am Rheine gelegenen Negierungébezirken sind einzelne Anlegeorte bestimmt für den Regierungsbezirk Köln die Städte Mülheim a. Rh., Köln und Bonn —, wo die ankommenden Schiffe täglih untersucht werden müssen, und zwär durch Aerzte, die auf Kosten des Staats besoldet werden. Außerdem wird auf dem Rhein ein besonderer Polizei- wachtdienst eingerichtet, derart, daß ein Wachtschif ausgerüstet wird, us dem ein Arzt und ein Polizeibeamter stationirt sind. Dieses Schiff hat den Rhein zu befahren, Arzt und Polizei haben auf den auf der Fahrt befindlihen Schiffen in gesundheitspolizeiliher Hinscht Untersuchungen anzustellen. Die Schiffe sind verpflichtet, auf Er- fordern anzuhalten und die Untersuchung zu gestatten.

_ New-York, 27. Sept. Der Dampfer „Wy oming“ ift gestern in Nevada aus der Quarantäne entlassen worden; se{chzehn Dampfer verbleiben noch darin. E

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Die gegenwärtige Cholera-Epidemie lenkt den Blick wieder auf das im Jahre 1887 erschienene Werk: Zum gegenwärtigen Stand der Cholerafrage von Mar von Pettenkofer. München, Verlag von R. Oldenbourg. Der als Hygieniker rühmlihs\t bekannte Verfasser hat in diesem Werke seine auf persönliherBeobachtung beruhenden Forshungen über den Gang und die Ausbreitung von Epidemien, insbesondere der Cholera, zugleih mit seinen Ansichten über das Wesen und die Verhütung der leßtgenannten Krankheit niedergelegt. Pettenkofer, der Begründer der Localisationstheorie steht in shrofem Gegensaße zu den Anhängern der Con- tagiositätslehre. Während diese die directe Infeetion Gesunder durh Kranke vertreten und an der Uertragbarkeit der Cholerc _durch die Darmentleerungen, durh Wäsche und Gholerakeime enthaltendes Trinkwasser festhalten, nehmen Pettenkofer und die Localisten zwar ebenso bestimmt wie die Contagionisten einen pecifischen, durch den menshlihen Verkehr verbreiteten Cholerakeim an, denken fi aber den infectionstühtigen Zustand des Pilzes nicht vom Cholerafranken, sondern von der Choleralocalität, vom Cholera- orte ausgehend, und balten die Cholera ebensowenig für cine im ge- wöhnlichen Sinne ansteckende Krankheit wie Unterleibstyphus und Malaria. Diesem Standpunkt entsprechend ist Pettenkofer Gegner aller _contagionistishen Maßnahmen, wie Quaranu- lane und IJIjsolirung, er sieht vielmehr eine wirksame Prophylare gegen das seuchenartige Auftreten der Cholera allein in der rehtzeitigen Bekämpfung der örtlichen und örtlich-zeitlichen Dis-

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position. Eine ständige Afsanirurg der mens{hlihen Wohnorte, vor allem der Verkehrscentren durh Entwässerung und Kanalisation. hält er fur das wirfsamste Mittel, der Cholera, wie anderen Seuchen, Grund und Boden zu entziehen, und auf diesem Gebiete, das unzweifelhaft von höchster bygienischer Bedeutung ift, zuerst bahn- brehend die Hebel angeseßt zu haben, ist Pettenkofer's Verdienst. Zn dieser Vinsficht ist das vorliegende Werk auch jeßt noch von hohem Werthe und verdienen die hierauf bezüglichen Ausführungen auch bei den heute geltenden Anschauungen vollste Beachtung. '

Der Gesundheitszustand in Berlin war in der Wohe vom 10. bis L September ein günstiger und auch die Sterblichkeit zeigte im Vergleih zu den Vorwochen eine weiter Abnahme; von je 1000 ‘Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 20,2 (aegen 22,8 der Vor- woche). Einen weiteren erhebliheren Nückgang weisen Sterbefälle an acuten Darmfrankheiten, besonders an Brehdurcfällen, auf. Die Zahl der durch diese Krankheitsformen bedingten Sterbefälle sank auf 155 (von 252 der Vorwoche) herab und betrafen dieselben in nur wenigen Fällen ältere Personen. Die Betheiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war eine bedeutend kleinere als in der Vor- woche; von je 10000 Lebenden starben, aufs Fahr berechnet, 34 Sauglinge (in der vorhergegangenen Woche 117). Acute Ent- zündungen der Athmungsorgane famen gleihwie Erkrankungen an Keuchhusten nur in mäßiger Zahl zum Vorschein und endeten in seltenen Fällen tödtlih. Es gelangten in der Berichtswoche 3 weitere ‘Erfranfungen an Cholera zur Beobachtung, von denen einer einen tôdtlichen Verlauf nahm. Auch diese Fälle blieben wie die früheren \poradisch und haben einen weiteren Seuchenheerd nicht gebildet. Etwas häufiger als in der Vorwoche kamen Erkrankungen an Unterleibstyvhus und zwar am häufigsten aus dem Spandauer Viertel zur Anzeige. Erkrankungen an Masern und Scharlach blieben in mäßiger 2ahl. während Grkranfungen an Diphtherie wieder mehr (am häufigsten aus dem Stralauer Viertel und aus der Nosenthaler Vorstadt) zur Mesl- dung gelangten. Auch Erkrankungen an Kindbettfieber kamen etwas mehr zur Kenntniß, während rosenartige Entzündungen des Zell- gewebes der Haut seltener beobahtet wurden. Rheumatishe Be-

\chwerden aller Art zeigten in ihrem Vorkommen feine wesentliche

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Veränderung.

e, Rußland.

Die aus den holeraverdähtigen russishen Häfen ankommenden racht- und Passagierdampfer, welche einen Ausweis über die wohl- behalten zurügelegte Reise eingereiht baben und bei der ärztlichen Besichtigung in befriedigendem Sanitätszustande gefunden worden

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sind, follen der Observation nit mehr unterzogen werden.

_Spanien.

Laut Berorhiuiig des Königlich spanishen Ministers des Innern bom 17. September 1892 müsen Provenienzen von den italienischen zwishen Salerno und Neapel gelegenen Häfen, einschließ- lich der beiden genannten Orte, und jolhe von Grange- mouth (Schottland), welhe nah dem 190. September ab- gegangen find und mit reinem Gesundheitspaß oder mit dem Ver- merk im Passe einlaufen, daß verdächtige Krankheitsfälle vorgekommen, drei Tage lang fanitätspolizeilih beobahtet und, wenn im Passe ver- merkt ist, daß Fälle evidemisher Cholera vorgekommen sind, nah dem Quarantänehafen gesandt werden.

E Niederlande. __ Zum Sqhutze gegen die Einschleppung der asiatischen Cholera wird in Enkhuizen Aufsicht geübt auf diejenigen Schiffe, welche zur Zuiderzee hereinkommen. -

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- : S Mweden.

Nach einer Königlichen Bekanntmahung vom 19. September 1892, betreffend den Verkehr zwishen Dänemark und Schweden, ift im Oinblick auf den Umstand, daß das Commerz-Collegium nunmehr Jütland als frei von der Cholera erklärt hat, anstatt der in den Bekanntmachungen vom 3. und 13. September 1892 (,„,R.-A.“ Nr. 216 und 225 vom 13. und 23. September) enthaltenen Vorschriften folgendes bestimmt worden:

_ 1) So lange nicht Theile von Dänemark als {oleraverseuht erflârt worden sind, foll die durch Bekanntmachung vom 31. August d. F. (.N.-A.* Nr. 214 vom 10. September) erlassene Vorschrift, daß Schiffe, wele von Dänemark in Schweden ankommen, mit Besatzung, Passagieren und Ladung in Bezug auf die Maßregeln zur Verhütung der Einschleppung der Cholera in derselben Weise behandelt werden sollen, wie Schiffe, welhe von Choleraorten ankommen, auf folche Schiffe keine Anwendung finden, welche keine anderen Güter als Brief- und Zeitungspost sowie Passagiereffecten mit sich führen. Diese Bestimmung gilt jedoch in Betreff der Damvffähre zwischen Oelsingör und Helfingborg nur, soweit die Damvffähre keine Eisen- bahnwagen an Bord hat. i

2) Leere \{chwedishe Eisenbahngüterwagen dürfen, solange nit Theile von Dänemark als holeraverseucht erklärt worden sind, mit der Damvpffähre von Helsingör nach Helsingborg unter der Be- dingung eingeführt werden, daß auf der Dampffähre welche bei diefen Transporten Helsingborg anlaufen darf, ohne der in der Bekanntmachung vom 5. August, d. I. vorgeschriebenen Beobach- tung unkerzogen zu werden nicht zugleich Passagiere, Post oder andere Güter mitgeführt werden und daß, bevor die Damvffähre freien Verkehr mit dem Lande haben darf, der Zollbehörde attestirt wird, daß die Wagen keine Berührung mit solhen Gebieten gehabt haben, welche von dem Commerz-Collegium als oleraverseucht erklärt

worden 1md.

Handel und Gewerbe. Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks3

d Be E und in Oberschlesien.

_ «n der Kuhr sind am 27. d. M. gestellt 10 018, nicht rehtzeiti

gestellt keine Wagen. E a a In Oberschlesien sind am 26. d. M. ge|

rechtzeitig gestellt keine Wagen. N

A , Zwangs-Versteigeruangen.

_ Beim Königlichen Amtsgeriht 1 Berlin wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung, betreffend das Zimmermeister F. Srankte’sche Grundstück, Chausseestraße 85, aufgehoben. Der Kaufmann Eduard Troplowit, Jägerstraße 25, hat seine Nechte aus dem Laube’ schen Grundstük, Bülowstraße 53, an den Engros- Sdhlächter C. Roeseler, Frankfurter Allee 38, cedirt : diesem ist das genannte Grundstück zugeschlagen worden, :

: Beim Königlichen Amtsgericht 11 Berlin wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung wegen des Grundstücks des Ver- sicherungs-Subdirectors Karl Großmann zu Groß-Lichter- felde durch Entscheidung des Beschwerdegerichts aufgehoben.

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Meßwechs\el ist wegen der Aufhebung dieser Mes Folgendes durch Königliche Verordnung bestimmt worden: Als Tag der Einläutu ng der Leipziger Michaelismesse 1892 gilt der 2. Oktobcr 1392, als Tag der Ausläutung dieser Messe der 8. Oktober 1892. E _— Die „NRhein.-Westf. Ztg." berihtet vom rhei nis ch- west fälischen Eisen- und Stahlmarkt: Während auf dem rheinish-westfälishen Walzeisenmarfkt die Tendenz eine anhaltend ge ist und die Nachfrage sih in den bisherigen Grenzen er- jalten hat, ist die Stimmung im Noheisengeschäfte wieder eine cor uta, uno im Verglei ¡u den srüheren Wochen mattere. In Eisenerzen hat ih eine nennens- werthe Veränderung seit dem leßten Bericht nicht bemerkbar gemacht. Im Siegerlande sind ‘die Preise fest. Das Geschäft hat einen \tetigen Verlauf. Der Versand is zwar nicht bedeutend, jedo ziemli gleihmäßig. In Luremburg-Lothringen sind Minette\orten unsicher im Preis und im allgemeinen gedrückt. Das Geschäft ist ziemli ruhig. Spanische Erze finden nur beschränkten Absatz, do Tonnten sich die zuleßt mitgetheilten Preise behaupten. Auf dem Noh- eisenmarft herrs{t augenblicklih keine zuversihtlihe Stimmung. Die Nachfrage gestaltet sich in leßter Zeit sehr knapp, und was die Tendenz des Marktes anbelangt, so deuten die Anzeichen vorläufig noch niht auf eine baldige Besserung, man will im Gegentheil eher Symptome einer weiteren Verflauung bemerkt haben. Die Preise lind fait für alle Sorten ziemlih gedrückt und die Tendenz it eine weichende. Aus dem Siegerlande wird gemeldet, daß die Nachfrage nach Spiegeleisfen dort sowohl vom FInlande wie vom Auslande unbedeutend fei; allerdings ift zu bemerken, daß vielfach die Aufträge für das leßte Vierteljahr bereits ertheilt sind. Auf dem Walzeisen- markt hat sih die Physiognomie in der abgelaufenen Woche kaum verändert. Aufträge in Stabeisen gehen in demselben Umfang ein wie früher, do läßt die Nachfrage vom Auslande noch immer sehr zu wünschen übrig. Formeisen ist gleihfalls unverändert. Für Bandeifen liegen die Verhältnisse anhaltend günstig. Die ein- gehenden Specificationen reihen durchweg für den regelmäßigen Be- trieb aus und die Preise haben daher eine weitere Be- sestigung erfahren. Die Grobblehwerke melden bei festen Preisen unverändert flotten Betrieb. Feinbleche sind zwar noch leidlib gefragt, doch steht die Zuvielerzeugun vorläufig eine Aufbesserung der Preise im Wege. S gezogener Drähte und Drahtstifte sind unverändert, Nieten anhaltend flau. In der Lage der Maschinenfabriken und Eisen- gleßereten ist eine Aenderung nicht eingetreten. Die Bahuwagen- anstalten klagen über Mangel an Beschäftigung. Wie ein Telegramm des „D. B. H.“ aus Lissabon meldet, constituirte sih ein englishes Syndicat zur Ausbeutung der portugiesischen ostafrikanishen Colonien unter Beitritt portugiesisher Notabilitäten ; das Syndicat unterbreitete dem Finanz» und Colonial-Ministerium einen Entwurf zur Ausbeutung der Colonien zum Zwecke der Hebung der portugiesishen Finanzen. Die „New-Yorker Hdls.-Ztg.“ berichtet über die all- gemeine Geschäftslage in ihrem vom 16. d. M. datirten Wochenberi cht: Die allgemeine Geschäftslage hat während der leßten aht Tage insofern eine Veränderung erfahren, als Geld, das bisher im allgemeinen fehr flüssig war, theuer und knapp geworden ist. Die Bankreserven haben seit den letzten Wochen stetig ab- genommen, doch hat dies den Geldmarkt weniger beeinflußt,

Für die auf die Leipziger Michaelismesse 1892 gestellten E , l

als ‘der Umstand, daß die Furht vor den Folgen der

| Cholera viele Institute und Kapttalisten ängstliß gema@t hat, und daß außerdem von der Speculation à la baisse,-in Erwartung eines RNRückgangs in Securitäten und Producten, grof Beträge festgelegt worden find. Es ift daher niht zu verwundern, daß Geld für legi- time Zwecke sowohl shwerer zu haben, wie au daß der Zinsfat dafür bedeutend gestiegen ist. Bis jeßt hat ih dies jedoch in der Ausdehnung des Handels noch nicht fühlbar gemaht. Die Ziffern des _Clearing House weisen wieder eine Zunahme gegen die correspondirende Periode des Vorjahres auf, und selbst der

rport und der Import find mit Berücksichtigung der Shwierigkeiten mit welchen die Kaufleute einerseits infolge des Mangels an passenden Frahtshiffen und andererseits infolge der gegenwärtigen Quarantäne- vorschriften zu kämpfen haben, als gut zu bezeihnen. Es läßt sich daher _auch annehmen, daß, fo lange die Cholera bier nur \poradisch auftritt, ihre üblen Wirkungen bald überstanden sein werden. Hat \ch doch in diesem Jahre troy der vielen -störenden Factoren, wie Veberschwemmungen, Strikes

Störungen aus Anlaß der bevorstehenden Wahlcampagne, {starker Goldabfluß 2c., ein gesundes Geschäft entwickeln fönnezz. Der Außenhan del New-Yorks im Monat August d. F. ist von sehr großem Umfang gewesen. Dies ist indessen lediglich der enormen Zunahme im Import zu verdanken, denn der Ex- port von Waaren und Producten stand im Gegensatz zu dem gleichen Monat des Vorjahres gegen diesen um 2571 959 Doll. zurüdck und betrug nur 30781807 Doll. Der Import belief \ch auf 91 228519 Doll. gegen 44114 400 Doll. im August 1891: dabei ist besonders bemerkenswerth, daß der größere Theil des Imports aus zollpflichtigen Artikeln bestand, während bekanntlich bisher zollfreie Artikel das Uebergewiht hatten. Demgemä5s sind auh die Zolleinnahmen im August bedeutend gestiegen, was sich in der Vermehrung des Kassenbestandes des Swhay- amts Ende August cr. getreulich widerspiegelte. Leider hat je- do settdem ein völliger Umschwung stattgefunden. Infolge der Cholera ist der Import seit den leßten vierzehn Tagen außerordent- lich O tvorden, und außerdem kann auch, was seit der letzten Augustwo )e ankam, wegen der Quarantänevorschriften vorläufig nicht in den Berkehr gelangen, sodaß neben der Reduction in den Zolleinnahmen auch die Importeurs großen Schaden erleiden. Die Abnahme des Exports war am größten in Brot ltosfen, aber auch Baumwolle, obwohl in Quantität größer stand infolge des verminderten Preises im Betrage zurü, dagegen zeigen Petroleum und Provisionen eine wenn auch kleine Zu- nahme. Was die Bewegung von Edelmetallen betrifft, so sind im Import keine großen Veränderungen gegen den August v. I. zu con- statiren, dagegen erreihte der Erport im August cr. die für diesen Monat ungewöhnliche Höhe von 7 669 280 Doll. während der des August v. I. sich nur auf 2 343 884 Doll. bezifferte.

Verkehrs-Anstalten.

: Infolge der von der columbishen Regierung getroffenen Maßregeln gegen die Cholera können Postpaete nah Co- umbien bis auf weiteres keine Beförderung erhalten.

E n Telegramm aus Herbesthal ist die zweite n e Post über Ostende vom 27. d. M. ausgeblieben. Srund: Zugverspätung. : h Dremen 28 Seplelnibr (V D B) Norden Llovd Der Postdampfer Sau 6 dem La Plate Le stimmt, hat am 26. September Nachmittags St. Vincent passirt. Der Shnelldampfer , Saale“, am 18. September von Southampton abgegangen, ist am 26. September Nachmittags in New-York angetfommen. Der Postdamßfer „Köln“, nah Brasilien bestimmt, nt am 27. September Morgens in Antwer ven angekommen.

Theater und Musik,

_ In der Vorstellung der Oper „Der Barbier von Sevilla" am Freitag im Königlichen Opernhause sind die Damen Dietrich und Lammert, die Herren Bulß, Lieban, Schmidt und Mödlinger beschäftigt. In der am Sonnabend zum ersten Male in Scene gehenden Oper „Djamileh“ von Bizet singt Fräulein Rothauser die Titelrolle, Herr Philipvy den Harun, Herr LÜeban den Splendiano Herr Schmidt giebt den Sklavenhändler, Fräulein Urbanski eine Almée Gbenfalls zum ersten Male gelangt die Oper „Wem die Krone 2“ von Alex. Ritter zur Darstellung. Frau Göße singt die Königin Ute, Frau Herzog die Nichildis. Die drei Söhne der Königin werden von den Herren Nothmühl, Stammer und Fränkel dargestellt. Deide von Herrn Dber - Regisseur „Teblaff in Scene gesebte Werke werden vom Herrn Kapellmeister We ngartner geleitet. Die dritte Neuheit des Abends is das Tanzbild „Slavische Brautwerbung“ von Emil Graeb mit der von P. Hertel componirten und arrangirten Musik. Fräulein dell’Era, welcher ein längerer Charaktertanz zufällt, die Damen Urbanski, Stoßmeister Altmann, sowie die Herren Quaritsh, Burwig, Winter, Zorn und Müller wirken in dem Tanzbilde mit, dessen poetisches Tertbuch Professor E. Taubert verfaßt hat. Der Sonntag bringt die erste Wiederholung der drei Neuheiten. : S __ Im Berliner Theater wird in Heinrih von Kleist's Schöpfung das „Käthchen von Heilbronn“, das am Sonnabend zum ersten Mal in Scene geht, neben Agnes Sorma, der Vertreterin der Titelrolle, Ludwig Barnay zum ersten Mal die vorher noch nie von ihm gespielte Nolle des Wetter von Strahl darstellen. i . Im Wallner- Theater bleibt die Posse „Papa Finder“ von Conrad Ja hn vorläufig auf dem Spielplan. In Borbereitung befindet sih das vaterländishe Schauspiel „Joachim von «Branden- burg“ von Mar Meßner, wofür Decorationen und Costüme nah strenghistorishen Zeichnungen angefertigt werden.

In der Wohlthätigkeits-Matinee des RNesidenz-Theaters, die zum Besten der Hamburger Nothleidenden am Sonntag, Mittags 12 Uhr, stattfindet, wirken mit von den Königlichen Bühnen Frau Rosa Sucher, deren Begleitung Herr Kapellmeister Sucher über- nommen hat, vom Berliner Theater Herr Director Ludwig Barnay, Frau Agnes Sorma und andere in Wilbrandt's Lustspiel „Jugendliebe“ beshäftigte Mitglieder; ferner Herr Hoftheater - Director Friedri Vaalse, der in dem Meilhac’schen Lustspiel „Mariensommer“ auftreten wird, und andere mehr. Der Vorverkauf zu der Matinee, für welche die Preise niht erhöht sind, findet täglich an der Kasse des Nesidenz- Theaters statt. : N Im Belle-Alliance-Theater (Neue Deutsche Over) gelangt morgen noch einmal auf allgemeinen Wunsh „Die \{chöne Melusine“ zur Aufführung. Fräulein Kutscherra, die ih in der Wobhslthätigkeits-Vorstellung am Sonnabend als Concert-Sängerin mit Erfolg hören ließ, tritt in der Titelrolle nach kurzer Pause wieder auf.

Im Theater Unter den Linden ist wegen des großen An- drangs bei der Tages- und Abendkasse die Einrichtung getroffen, brieflich und auch mündlich Vormerkungen bis auf acht Tage voraus mit der Maßgabe anzunehmen, daß die Billets bis am Mittag des vorhergehenden Tages, für den die Vormerkungen erfolgen, beî der Tageskasse abgeholt werden. Um den Wünschen auf Kürzung der Dauer der Vorstellungen entgegenzukommen, ist zunähst die Be- seitigung einiger unwesentlicher Stellen aus der Operette ,Daphne“" und auch aus dem Ballet „Die Welt in Bild und Tanz“ vor- genommen. Ferner ist auch für ein rasheres Handhaben der neuen Vühnenapparate geforgt. Damit ist ereiht, daß die Vorstellung um 11 Uhr zu Ende ist. E Im Adolph Ernst-Theater wird die Gesangsposse „Die wilde Madonna“ am Freitag zur 25, Wiederholung kommen. Da die Hauptrollen in dem Volks\tück: „Kein Hüsu na Tee anstrengend sind, so wird von morgen an im Thomas d „Kein Hüsung“ abwechselnd mit „Onkel Bräsig“ gegeben werden.

Morgen geht alfo wieder „Onkel Bräsig“ in Scene.

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