1892 / 231 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 30 Sep 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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Nichtamtliches. Deutsches Reid.

Preußen. Berlin, 30. September.

Infolge Allerhöchster Cabinets-Ordre vom 13. August d. J., ist der Stab der 19. Cavallerie-Brigade am 14. d. M. von Hannover nach Oldenburg verlegt worden. Den Commandanten von Schwerin, Rostock und Dömitz ist die Disciplinarstrafgewalt des Commandanten eines offenen Ortes nach Maßgabe der Bestimmungen der Disciplinar- ftrafordnung für das deutshe Heer vom 31. Oktober 1872 verliehen worden. Jn die nächstjährige Rangliste sollen die Roßârzte der Truppen 2c., die Roßärzte des Beurlaubten- standes und die etwa vorhandenen Zahlmeister des Beurlaubten- standes mit aufgenommen werden.

Der General-Jnspecteur der Fuß-Artillerie, General der Artillerie S allbach ist hierher zurückgekehrt.

Der General-Lieutenant von Didtman, Commandeur der 8. Divifion, ist mit Urlaub hier angekommen.

Der Regierungs - Assessor Anton Keßler if bis auf weiteres dem Landrath des Kreises Gladbah im Regierungs- bezirk Düsseldorf zur Hilfeleistung in den landräthlihen Ge- schäften zugetheilt worden.

Der Regierungs - Assessor Dr. jur. von Wedel ist der Königlichen Regierung zu Stettin zur dienstlihen Verwendung überwiesen worden.

Den Archiv - Hilfsarbeitern Dr. phil. Johannes Kreßzshmar bei dem Staats-Arhiv in Marburg und Dr. phil. Robert Krumbholß bei dem Staats-Archiv in Münster ist der Amtstitel „Archiv-Assistent“ beigelegt worden.

Dem Kaiserlihen Gesundheitsamt vom 29. bis 30. September, Mittags, gemeldete Cholera-Erkrankungs- und Todesfälle:

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Hamburg. Hamburg.

Preußen. Schleswig. | Altona. C Lüneburg. Wilhelmsburg. -— Stade. Mittelnkirchen.

Vereinzelte Erkrankungen:

Regierungsbezirk Stettin: in 1 Ort des Kreises Ueckermunde 1 Erkrankung, in 1 anderen Ort desselben Kreises und in der Stadt Stettin je 1 Todesfall. Jn 1 Ort des Kreises Greifenhagen 2 Todesfälle.

G Schleswig: in der Stadt Rends- burg 1 Todesfall.

Mer geit Potsdam: n fe l O Der Kreise Westhavelland und Oberbarnim 1 Todesfall.

Homburg, 30. September. Jhre Majestät die Kaiserin Friedrich ließ gestern, wie „W. T. B.“ meldet, anläßlich des Jahrestages Allerhöchstihrer Verlobung, einen prachtvollen Kranz am Denkmal Kaiser Friedrichs in Homburg niederlegen.

Wilhelmshaven, 29. September. Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich ist an Bord des „Beowulf“ hier eingetroffen. Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Hein- rih wird mit dem Prinzen Waldemar und Gefolge morgen Nachmittag hier erwartet. Sodann erfolgt die Ab- reije Jhrer Königlichen Hoheiten an Bord der Kaiserlichen Yacht „Kaiseradler“ nah Aberdeen, von wo sih Höchstdieselben nah Balmoral begeben werden, wo zur Zeit bereits Seine Königliche Hoheit der Großherzog und Jhre Großherzogliche Hoheit die Prinzessin Alix von Hessen verweilen. ,

Vayern.

Der Minister des Auswärtigen Freiherr von Crails- heim besuchte, wie aus Rom gemeldet wird, gestern Abend den italienishen Minister-Präsidenten Giolitti und darauf den Minister des Auswärtigen Brin, mit dem er längere Zeit conferirte. Später gedachte der Minister dem Cardinal- Staatssecretär Rampolla noch einen Besuch abzustatten. Sue wird. er, wié „W. T. B.“ annimmt, vom Papste in Audienz empfangen werden.

Sachsen-Weimar-Eisenach.

Weimar, 29. September. Zu der Feier des goldenen Ehe-Jubiläums Jhrer Königlichen Hoheiten des Groß- herzogs und der Großherzogin sind nah der „Th. C.“ folgende Fürstlihen Gäste angemeldet: Seine Majestät der Kaiser, Seine Majestät der König von Sachsen, Jhre Majestäten die-Königin und die Königin- Regentin der Niederlande, Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Baden, der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, und die Prinzessin Albrecht, Seine Hoheit der Erbprinz und Zhre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen - Meiningen, Jhre Kaiserlihen Hoheiten der Großfürst und die Großfürstin Wladimir, Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Erzherzog Rainer, Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg von Sachsen, Zhre Hoheiten der Herzog von Sachsen - Altenburg, und die Herzoge Adolf Friedrih und Heinrich von Mecklenburg-Schwerin, ferner Jhre Durchlauchten der Fürst Heinrich XIV. Reuß, PrinzErns von Sachsen- Altenburg, Prinz Eduard von Anhalt, Prinz Friedrich von Hohenzollern und der Erbprinz von Waldeck. Die sämmtlichen Mitglieder des Großherzoglichen Hauses sowie Jhre Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Hermann und die Prinzen Bernhard und Ernît von Sachsen-Weimar werden zur Feier hier vereinigt scin.

Oefterreih-Ungarn.

Der Minister-Präsident Graf Taaffe ist - gestern aus Ellishau wieder in Wien eingetroffen.

Dem Reichsrath, der im November zusammentriit, werden, wie das „Prag. Abdbl.“ erfährt, Vorlagen über die Einziehung der Zweigulden- und Vierguldenstüdcke, später auch úüber die A Eercbrnieenns der Eingulden- noten unterbreitet werden.

Der Landtagsclub des conservativen böhmischen Großgrundbesiges hat in einer am 27. d. M. abgehaltenen Sitzung beschlossen, ein Comité von sieben Mitgliedern zu wählen, das mit den Veranstaltern der geplanten Conferenz der czehischen Abgeordneten aus Böhmen, Mähren und Schlesten in Verhandlung treten soll. Der Obmann des Prager landtäglihen Jungczechenclubs hat an den mährish-czehishen Landtagsclub ein Schreiben gerichtet, worin erklärt wird, daß, wenn der mährisch-czechische Club mit dem Vorschlage der Jungczehen auf Einberufung einer allgemeinen czechishen Abgeordnetenversammlung nicht übereinstimmen sollte, die Jungczehen sich auch "an der Delegirtenversammlung betheiligen würden, allerdings unter der Vorausseßung, daß dieser Versammlung nur ein be- rathender, feineswegs ein beschließender Character zukomme.

Der tiroler Landtag hat auf Antrag des Abgeordneten Zallinger beschlossen, in der Angelegenheit der Weinzoll- flausel des österreichisch - italienishen Handelsvertrags eine Deputation an den Kaiser zu entsenden. Der Landtag hat sih fodann vertagt.

Im ungarischen Unterhause wird der Finanz- Minister morgen sein Finanz-Exposé vortragen.

Großbritannien und JFrland.

Das Schreiben des General-Secretärs für Jrland John Morley an den Leiter der irishen parlamentarishen Partei Justin Mc Carthy, das in Nr. 222 d. Bl. kurz erwähnt wor- den ist, hat folgenden Wortlaut :

„Ich bin jeßt im ftande, Ihnen über die Ansichten der neuen Regierung bezüglih der auégewiesenen Pächter Aufklärung zu geben. Sie werden sich erinnern, daß - im Sommer 1891 die Abge- rdneten Balfour, Smith-Barry und andere im Unterhause zugaben, daß ein großer Uebelstand in Irland bestehe, dem möglichst bald abgeholfen werden sollte. Das Parlament genehmigte infolge desten den 13. Paragraphen der Land- acte des Jahres 1891. Dieser Paragraph war nit allei ungenügend, sondern der Sache ganz und gar nicht ent)prechend. Nur 187 gütliche Vergleiche wurden unter dem Paragraphen erzielt. Davon famen 103 auf ein und denselben Gütercompler. Das Grund- übel blieb unberührt. Eine Zahl beweist die Größe desselben. 600 Sonderpolizisten wurden wegen der auêgewiesenen Pächter und der ihretwegen entstehenden unruhigen Zustände erfordert. Diese kosteten 45 000 Pfd. Sterl. das Jahr. Die Kosten für die Polizei bilden natürli} nur einen Posten. Diejenigen für gerihtlihe Verfolgung, Anwälte, Zeugen, Haft u. \. w. müßen hinzugerehnet werden. Die Unruhen auf einem einzigen Gütercompler baben dem Lande seit 1881 über 13 000 Pfd. Sterl. gekostet. Noch jeßt stehen in Irland 753 Personen unter besonderem polizeilihen Schuß . . . Die Zeit ist also da, wo eine bessere Abhilfe gesuht werden muß, als sie der S 13 der Landacte bietet. Wir bedürfen vollere und genauere Informationen, als wir sie jeßt besitzen. Wir \hlagen deshalb vor, der Lord-Statthalter möge eine Com- mission _ernennen, um unparteiisch den Fall zu unter-

suchen. Die Untersuhung möge sich auf Güter beschränken, wo noch

jeßt Streitigkeiten zwischen Gutsherren und ausëgewiesenen Pächtern bestehen. Auégesclossen follen alle Fälle sein, wo ausgewiesene Pächter das Land verlassen haben. Die Commission möge neben der Zahl der ausgewiesenen Pächter die Zahl der in Afterpaht gegebenen oder an andere Pächter verkauften Stellen beahten x. Ferner möge die Commission untersuchen,

was in jedem Falle die Ausweisung den Staat gekostet hat 2x. Zugleih möge sie Vorschläge auf Wiedereinsetzung der aus- gewiesenen Pächter in ihre Stellen machen. Hoffeutlih werden Guts- berren und Pächter die Commission in der Untersuchung unterstüßen. Dieselbe ist eine Vorbedingung für die Ergreifung wirksamer Maß- regeln zur Heilung der focialen Uebel Irlands.“ - Diesem Schreiben ist eine parnellitische Kundgebung auf dem Fuße gefolgt. Jm „Nineteenth Century“ verkündet John Redmond, einer der parnellitishen Führer , die Taktik dieser Fraction und legt das Minimum dar, das von einer Homerule-Bill gefordert werden müsse. Redmond ist für Annahme des von Butt 1887 vorgeschlagenen Ver- gleichs. Die Grundzüge dieses Vergleichs bestehen in Folgendem : Die Vorrechte der Krone bleiben dieselben. Die Reichsregierung übt dieselbe Obergewalt aus, wie bisher, als ob gar feine irische Legislatur bestehe. Auswärtige Angelegenheiten, Entscheidung über Krieg und Frieden, Verwaltung der Colonien, Armee- und Marine - Angelegenheiten, Zoll- und Handelssachen, Con- trole aller Einnahmen und Ausgaben für NReichszwecke, Be- steuerung für dieselben, Aufficht über die Staatss{uld und Civilliste: alles dieses verbleibt dem Reichsparlament. Aber es müsse im voraus besprochen werden, welchen Beitrag Irland zu den Neichsausgaben beizusteuern habe und welcher Theil der britisen Staatsschuld auf Irland falle. Irland babe nach wie vor seine Vertreter im Reichsparlament, die indessen nux über Reichsangelegenheiten mitzustimmen baben würden. Das irie Parlament seinerseits habe die bôöste Controle über alle irischen Angelegenheiten, als ob fein Reichs - Parlament eristire. Unterricht, Landwirthschaft, Handel, Fabriken, fentliche Bauten, Gerichte, Eisenbahnen und Poft müßten dem irischen Par- lament unterstehen. Sollte es aber als wünschenêwerth betrachtet werden, fo fönnte Fürsorge getroffen werden, daß feine Confession eine Oberhberrschaft erlange. Sonst solle das irische Parlament in allen rein irischen Sachen dieselbe Freiheit besißen, wie das Parlament einer unabhängigen Nation. Ï __ Redmond bemerkt dann weiter, kein Nationalist werde sih an alle Einzelheiten des Butt’schen Programms binden, aber die irishe Nation werde keine Lösung der irishen Frage als befriedigend und endgültig betrachten, die die eben er- wähnten Zugeständnisse nicht enthielte. Zum Schluß heißt es dann: Die irijhe Nation verlange feine Wiederbelebung des. Grattan’shen Parlaments, auch feine Aufhebung der Union, sondern wolle sich mit einem statuta- rishen Parlament genügen lassen. Das Reichsparlament solle gewisse Reservatrehte behalten, aber in rein irishen Ange- legenheiten dürfe das Reichsparlament nihts mitzureden haben; vor allem nicht in Polizei-, Gerichts- und Land- angelegenheiten. Jn anderen Dingen ließe sich vielleicht ein Vergleich erzielen. j __ Die Antiparnelliten haben sich dem Aufruf der Homeruler angeschlossen, in welhem um Geld für die ver- triebenen Pächter gebeten wird. Jnzwischen habe man mit Vertrauen den gesezgeberishen Maßnahmen entgegenzuschen, wclche die Liberalen im Begriff seien für das Land zu treffen. Der Alderman Knill is gestern zum Lord-Mayor von London für das Jahr vom 9. November d. J. bis zum 9. November 1893 gewählt worden. Ein Telegramm des „W. T. B.“ bemerkt hierzu: „Diese Wahl

wird vielfach besprohen, weil Knill Katholik if und darauf besteht, daß sein Ag ein fatholischer Priester sein solle, “sowie, weil er sfich weigert, dem Gottesdienst in protestantishen Kirchen bei feierlichen Gelegen- heiten, bei denen sih die Municipalität officiel dorthin be- giebt, beizuwohnen. Eine ähnlihe Schwierigkeit ist bisher noch von feinem Lord-Mayor erhoben worden, gleichviel welcher Confession derselbe angehört hat.“

Wie aus London gemeldet wird, plündern nach einer dort aus Mozambique eingetroffenen Depesche die Mafiti- stäâmme, die bereits 1m August einen Raubzug in die Gegend von Kilwa unternommen hatten, gegenwärtig wieder die Sm iricte. Mehrere britishe Unterthanen erlitten große Verluste.

Frankreich. . Der russishe Minister des Auswärtigen von Giers ist gestern von Aix-les-Bains nah Monte Carlo abgereist. Ftalien. Die „Tribuna“ versichert, daß die Hauptwahlen am

6. November und die Stihwahlen am 13. November stattfinden würden.

Schweiz.

Heute Vormittag hat in Bern, wie „W. T. B.“ von dort meldet, unter dem Vorsiß des Bundesrathes Droz zwischen den Vertretern Belgiens, Deutschlands, Frank- reihs, Jtaliens, Luxemburgs, der Niederlande, Oesterreih- Ungarns, Rußlands und der Schweiz der Austausch der Natificationsurkunden über das internationale Üeber- einkommen wegen des Eisenbahnfrachtverkehrs statt- gefunden. Jn der Convention ist die Schaffung eines inter- nationalen Centralamts in Bern vorgesehen, für das ‘ein Credit von 100 000 Fr. gefordert wird.

Belgien.

Wie das Journal „Etoile Belge“ meldet, hat die Re- gierung des Congostaats vorläufig alle Verbote bezüglih des Erwerbs von Elfenbein und Kautschuk am oberen Congo aufgehoben, um der Verwaltung des Congostaats eine allgemeine Regelung der Frage zu er- möglichen.

Serbien. Die Ernennung des Vice - Präsidenten des Staatsraths iljewitsch zum Gesandten in St. Petersburg ist T. B.“ zufolge gestern vollzogen worden.

Amerika.

Das Programm der Demokraten in den Vereinigten Staaten für die bevorstehende Präsidentschaftswahl findet seinen Ausdruck in dem bereits in Nr. 228 des „R. u. St.-A.“ kurz erwähnten Schreiben des von ihnen aufgestellten Candidaten Cleveland, worin dieser die Candidatur annimmt. Es heißt darin:

„Zolltarifreform is noch immer das Ziel unserer Partei. Wir treten gegen die Anschauung auf, daß es Zollgeseße geben darf, deren Zweck ist, Privatunternehmungen ungerechte Staatsunterstütung zu gewähren. Wir führen feinen Ausrottungékrieg gegen amerikanische Interessen. Wir glauben, daß eine Anpassung erzielt werden fann im Einklang mit den von uns verkündigten Grund- säßen, ohne Unheil und Zerstörung. Wir glauben, daß unsere Fabrikanten den Vortheil freien Rohmaterials haben sollten, wir beabsichtigen mehr die gerecht und sorgfältig abgemessene Ver- theilung der nothwendigen ZoUlasten, als {hlechtweg den Freihandel cinzuführen. Wir find auf die Mißdeutung unserer Beweggründe und Ziele gefaßt, welhe mit jener Selbstsuht untersucht werden dürften, die erbarmungslos ihren ungerechten Vortheil unter dem jeßigen Zollfystem zu wahren sucht. Wir verlassen uns in- dessen auf die Einsicht unserer Mitbürger: sie werden den Vor- wurf zurücweisen, daß eine Partei, welhe die Mehrheit unseres Volkes darstellt, auf die Vernichtung oder Schädigung der ameri- fanishen Interessen ausgeht. Wir wifsen, daß fh unsere Mitbürger nicht durch das Gesvenst des unmöglihen Frethandels \{chrecken lassen werden.“ Ueber die Währungsfrage heißt es tin Cleveland's Annahmeschreiben: „Das Volk hat ein Recht auf gutes, ehrliches Geld, welches reihlich genug ift, um seinen geschäftlichen Bedürf- nissen zu genügen. Mag die Münze nun eine Form haben, welche fie wolle, mag sie bundesstaatlich oder einzelstaatlih sein, mag sie aus Gold, Silber oder Papier bestehen, sie sollte so regulirt und ges{üßt werden durch die Fürsorge der Regierung oder dur weise und sorgfältig auêgearbeitete Geseye, daß feine Täuschung über die Sicherheit und Dauerhaftigkeit ibres Werths möglich ist. Jeder Dollar, welcher in die Hände des Volks gelangt, sollte denselben inneren Werth und dieselbe Kaufkraft besißen. Ist diese Bedingung erfüllt, so fönnen sowohl Gold, wie Silber ohne Gefahr mit gleihem Recht zur Reform unserer Umlaufsmittel benußt werden. Bei der Ordnung der Angelegenheit sollte kein selbstsüchtiger Beweggrund mitspielen und fein zweifelhafter Versuch unternommen werden. Die Bedürfnisse unseres Volks, welhe aus dem Mangel oder der unvollkommenen Vertheilung des Geldumlaufs entstehen, follten voll und ehrlich anerfannt und befriedigt werden. Man sollte aber niemals vergessen, daß die Unzulänglichkeit oder der Verlust, welcher aus der jeßigen Lage entsteht, si leiter ertragen läßt als das allgemeine Elend, welhes aus einem entwertbeten Courant folgen muß.“

Am Schlusse seines Schreibens dringt Cleveland auf eine Reform des Beamtenthums, als bestes Mittel zur Beschränkung der Corruption.

Afien.

Nach einer Meldung aus Bombay vom 28. d. M. hat, da Haschim Ali, wie in Nr. 228 d. Bl. mitgetheilt, sih ge- weigert hat, fh den Engländern zu ergeben, General S ir William Lochart den Befehl erhalten, den Vormarsch in die shwarzen Berge anzutreten. Das Expeditionscorps besteht aus dem Bedfordshire-Regiment von Khaldana, dem 60. Schützen- Regiment von Goradakah, Rawul Pindi und Campbellpur, den Ghoorkas von Aghi, den 4. Sifkhs von Abottabad, dem 30. Punjab-Jnfanterie-Regiment von Rawul Pindi, dem 25. Punjab- Jnfantérie-Regiment von Sealkot und zwei Schwadronen des 11. Ulanen-Regiments von Pindi. Außer- dem nehmen drei britishe Gebirgs-Batterien an dem Zuge theil. Zwei Compagnien Sappeurs werden die Straße über den Susal-Paß in Ordnung bringen. Sir William Lockhart wird im ganzen 5000 Mann befehligen.

Afrifa. Die gestern von „W. T. B.“ verbreitete Nachricht von dem Tode des Sultans von Marokko bestätigt [ih nicht; sie beruhte auf einer telegraphishen Verstümme- lung. Nicht der Sultan, sondern das geistlihe Oberhaupt yon Marokko, der Sherif von Wessan ist gestern früh ge- storben.

Nr. 39 der „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts* vom 28. September hat folgenden Inhalt : Gesundheitsstand. Mittheilungen über Volkskrankheiten, insbefondere Cholera. Sterbefälle in deutshen Städten mit 40000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken. Medizinalberiht von Württemberg 1885/87. Witterung. Zeitweilige Maßregeln gegen Volks- frankheiten. Thierseuhen im Deutschen Reiche, August. Desgl. in den Niederlanden. Veterinärpolizeiliche Maßregeln. (Preuß. Reg.-Bez. Posen, Königreih Sachsen, Frankrei, Rumänien). Gesetzgebung u. \. w. (Deutsches Reich). Cholerabekämpfung in Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Mccklenburg- Streliß, Anhalt, Lübeck, Elsaß-Lothringen. (Preußen). Hebammen- lehrbuch. (Reg.-Bez. Ovpveln.) Tuberkulose. (Reg.-Bez. Stade). Hebammen. Vermischtes. (Hamburg). Sanirung der Stadt. Beilage. Gerichtliche Entscheidungen zum Nahrungsmittelgefeß (Bier).

Kunst und Wissenschaft.

Der Verein für deutsches Kunstgewerbe veranstaltete gestern seine erste Sitzung nach den Ferien. Ueber die Thätigkeit der Ausstellungscommission während der Agitation für eine Berliner Weltausstellung berichtete Herr L. P. Mitterdorfer. Den Bericht über den Auéflug nach Dresden, den der Verein im Iuni unter- nommen hatte, gab Herr O. Schulz. Auch waren die Zeichnungen zu dem sehr gelungenen Erinnerungsheft ausgestellt, welches die Künstler des Vereins für diesen Anlaß geschaffen hatten. An den Wänden des Saales waren in stat!liher Reihe neuere kunstgewerbliche Publica- tionen aus dem Verlage der Herren E. Waëmuth, Heßling & Spiel- meyer u. a. aufgestellt. e

Aus Genua wird der „Frkf. Ztg.“ vom 25. d. M. geschrieben : Aus dem ersten italienishen Geographen -Congreß, welcher heute zu Ende ging, ist ein wahrer internationaler Congreß von größerer Bedeutung geworden, als so mancher der früheren Congresse diefer Art. Fast sämmtlihe geographishen Gesfell- schaften der Erde hatten, der Einladung der italienischen Geograpben folgend, Delegirte nah Genua gesandt, die von Seiten der “Regierung, wie von jener der Stadtbehörden auf das Glänzêndste empfangen und bewirthet wurden. Das Ehbrenpräsidium führte dex Herzog von Genua, und eine Menge Senatoren und Gelehrte, darunter der Präsident - Senator Marchese Doria, be- theiligten sich daran. Der Hauptsahe nah gelangten auf dem Congresse, der gegen 300 Theilnehmer zählte, auf Columbus bezugnehmende Gegenstände zur Verhandlung; aber auch andere Dinge wurden besprochen, wie z. B. die Einführung der Einheits- zeit in Italien, bezüglich welcher die italienis@e Regierung um ehe- thunlihste Beschlußfassung angegangen wurde. Von Seiten Deutsch- lands und Oesterreichs waren als Vertreter erschienen: die Universi- täts - Professoren Wagner - Göttingen, Fischer - Marburg, Schmidt- Halle, Neumann - Freiburg, ferner Geheimer Rath Grempler- Breslau, General-Konsul Schönlank-Berlin ; die Berliner Gesellschaft für Erdfunde delegirte Dr. Hellmann und Dr. W-gener, die K. K. Gefellshaft in Wien Ernft von Hesse - Wariegg. Von Seiten Franfkreihs war Levasseur, von Rußland der Präsident der geogravhi- schen Gesellschaft Lemenoff erschienen. Es erregte allgemeine Be- friedigung, daß die Deutschen und Oesterreiher am leßten Congreß- tage eiuen Lorbeerkranz von gewaltigen Dimensionen, mit prachtvollen, goldbedruckten Bändern zu Füßen des Columbus-Monuments nieder- legten. Die Mehrzahl der Deutschen nahm an den Congreßverband- lungen in italienisher Sprache theil.

Ueber die in Nr. 229 des „R.- u. St.-A.“ erwähnte Er- forshung des Hindukusch durch dieConway sche Expedition bringt die „Times* jet Einzelheiten. Die von Herrn Conway geführten Bergsteiger marschirten am 31. Juli von Asfoley ab. Nach ein- fägigem Marsch erreichten sie den Fuß des Baltoro-Gletschers. Weitere vier Tage klommen sie den Gletscher hinauf. Von da aus ging es auf eine nördli davon gelegene 20009 Fuß hohe Spiße. Diese Spîite erhielt den Namen „Chrystall-Spize“. Herr Conway hoffte von dort aus die Spiße „K. F” sfechen zu können. Die leßtere war aber durch eine benachbarte Spitze verdeckt. Die Reisenden marschirten deshalb einen weiteren Tag den Gletsher hinauf und erflommen einen öôstlih von der „Chrystall-Spite“ gelegenen 18 000 Fuß hoben Paf. Von dort aus sahen sie „K. 2“. Zugleich aber entdetten sie, daß die Umgebung von „K. 2“ auf der Landkarte völlig falsch angegeben war. Der Baltoro-Gletscher ist auch viel länger, als er auf der Karte gezeihnet ist. Eine hohe Bergspize steht an dem einen Ende des Gletschers. Diese is auf der Karte niht angegeben. Diese Spiße benannte Herr Conway den „Goldenen Thron“. Er würde den Versuch unternommen haben, sie zu erflimmen; dann aber begann ein Schnee- turm, der das weitere Vordringen hinderte. Die Kulis wurden hinabgeschickt, um Brennholz zu bolen. Conway und seine Be#eiter langten am 18. August am Fuße des „Goldenen Throns“ an.MSie gingen hinten um die Spitze herum und bahnten si einen Wes durch eine 2000 Fuß lange Strecke zertrümmerten Eises. Nach vier Tagen errichteten sie ein Lager oberhalb des Cis- sturzes in einer Höhe von 18 000 Fuß. Am nächsten Tage verlegten fie ihr Lager nah einer Höhe von 19 000 Fuß und am folgenden Tage nach einer von etwa 20000 Fuß. Am 2. August begann das wirkliche Klimmen. Die Reisenden gelangten 23 000 Fuß hoh. Dort fanden sie einen Berg, welcher ganz vom „Goldenen Thron“ abgeschnitten war. Der leutere ragte noch 2000 Fuß über ihnen in die Wolken. Den Berg, den sie erstiegen, nannten sie die „Pionier-Spitze“. Von dort aus hatte man einen herrlichen Ausblick, besonders nach Hunza hinein, wohin man mindestens 200 englishe Meilen weit in die Ferne sehen fonnte. Die Reisenden litten etwas von der großen Höhe. Sie hätten noch wenigstens 1000 Fuß höher vordringen fönnen und vielleilt noch mehr. Sie |chliefen in jener Naht 20 000 Fuß über dem Meeresspiegel. Am nächsten Tage mußte der Abstieg be- gonnen werden, weil die Vorräthe auf die Neige gingen. Am 27. August fing das s{lehte Wetter an und seßte dem Bergsteigen ein Ende. Herr Conwar hat sih nah Leh begeben, um sein Barometer mit dem dortigen Normal-Barometer zu vergleichen und die geaaue Höbe der „Pionier-Bergspize®" zu berehnen. Er erwartet, daß die Vergleichung das Ergebniß haben wird, zu zeigen, daß er mindestens 1000 Fuß höher gedrungen ift, als Schlagintweit in Nepaul. Der leßtere ge- langte auf eine Hôbe von 22 230 Fuß. Von Leh wird Herr Conway nah Indien zurückkehren. *

Land- und Forftwirthschaft.

Ernte.

Im Regierungsbezirk Cassel hat die Wintersaat ebenso wie die Sommerfrucht eine volle Mittelernte geliefert, die bei dem gün- stigen Erntewetter zeitig eingebraht werden konnte. Allzemein wird die gute Beschaffenheit der Körner gerühmt. Futterkräuter und Wies- wachs waren nur im ersten Schnitt zufriedenstellend, der zweite fiel bei der großen Dürre vielfah ganz aus. Die infolge dessen eingetretene Futternoth zwingt zur Verminderung des Viehstands und die Preife, wenigstens für mageres Vieh, sind stark gesunken. Auch die Rüben welften stellenweise auf den Feldern, dagegen stehen die-Kartoffeln im größeren Theil des Bezirks gut und versprechen eine reihlide Ernte. Die Obsternte is durchgängig gering.

Ernte in Spanien.

Die Weinernte is, wie ein Madrider Telegramm des „D. B. H." mittheilt, weit vorgeschritten: sie zeigt Ueberfluß und gute Qualität an. Die Olivenernte hat unter der großen Hitze und dem langen Regen gelitten. Korn und Getreide bleiben unter O und machen für 100 Millionen Franken Import noth- wendig.

Gesundheitêwesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Cholera.

Im Krankenhause Moabit wurde nach einer Mittheilung der „Nat.-Z.“ in der Naht vom Mittwoch zum Donnerstag der Post- schaffner Möwes, Hochstraße 31 wohnhaft, eingeliefert, der als Bahnvpostschaffner auf der Strecke Hambuxg—Berlin angestellt ift. Er erkfranfie während der Fahrt hierher und wurde nah seiner Ankunft gleich nach Moabit übergeführt. Die bafteriologishe Untersuhung is noch nicht beendet. Nicht minder verdächtig is ein Schiffer Effert, der aus Wittenberge hierher gekommen und unter choleraartigen Erscheinungen erfranft ift. Von Mittwoch zu Donnerstag wurden zehn Choleraverdähtige im Krankenhause eingeliefert. Gestern Morgen wurden vier Personen, die bisher unter ärztliher Beobachtung dort gestanden baben, sowie der geheilte Musikdirector Berthelsen als gesund entlassen. Dié übrigen von der asiatishen Cholera befallenen Personen befinden \ih zumeist in der Reconvaleëcenz.

Gestern Abend fand in dem großen Saale der Kindl-Brauerei zu München ein von Gesangvereinen und hervorragenden Künstlern veranftaltetes großes Concert zumBesten der Notbleidenden Hamburgs statt, das fehr zahlreih besucht war und ein Rein- erträaniß von mehr als 2000 Æ ergeben hat. Y

Laut amtliher Meldung if in Stettin gestern eine Kahn- \ciffersfrau an der Cholera gestorben. Ein neuer Erkrankungsfall ift nicht gemeldet.

Aus Rotterdam, Zuvylen, Gondswaard, Dordrecht wird je eine Ckolera-Ertrankung, aus Herzogenbusch wird ein, aus Blesken8graaf werden zwei Todesfälle infolge von Cholera gemeldet.

Am Mittwoch sind in Paris 26 Cholera-Erfkrankungen und aht Todesfälle, innerhob der Bannmeile aht Erkrankungen und acht Todesfälle vorgekommen. In Havre erkrankten am Mittwoch vier Personen an der Cholera, zwei find gestorben.

In Krakau und in Podgorze ift, wie unter dem gestrigen Tage gemeldet wird, je ein Cholera-Todesfall vorgekommen.

Einer Blättermeldung zufolge sind am Mittwoch in Pest drei und gestern eine Person unter den Symptomen der Cholera gestorben. Vier Neuerfranfkte wurden in das Spital aufgenommen.

Die Nachricht vom Ausbruch der Cholera in Serbien wird, laut Meldung vom geftrigen Tage, - von amtlicher Seite als un- begründet erflärt.

Nach amtlicher Mittheilung ist die. Cholera nunmebr auch in Odessa aufgetreten. Vom 23. bis zum 28. September sind zehn Personen erkrankt und vier gestorben.

Ueber Choleragefahr und Absperrungsmaßregeln wird weiter berichtet :

Lüneburg, 29. September. Der Regierungs-Präsident zu Lüneburg erläßt folgende Bekanntmachung: „Mit Rücksiht auf die Cholera-Epidemie habe ih die Aufhebung des für den 11. Oktober d. F. in Win sen a.Lube anstehenden Kram- und Pferdemarftkts verfügt. Dagegen ist die Abhaltung des auf denselben Tag fallenden Rindviehb- und Shweinemarkts in Winsen von mir gestattet worden. Das Verbot des auf den 6. Oktober d. I. fallenden Schweine - markts zu Bleckede wird hierdurch aufgehoben. Das Verbot des seinerzeit auf den 7. f. M. festgeseßten Kram-, Vieh- und Pferdemarkts in Bleckede wird aufrecht erhalten.“

Bromberg, 30. September. Seit gestern is nunmehr auf dem hiesigen Bahnhofe, sowie auf den in Inowrazlaw, Gnesen und Schneidemühl eine sanitätsvolizeilihe Untersuchung der an- und durchkommenden Reisenden eingeführt“ worden. Der Re- gierungês-Nath Mueller, Sanitätscommissar für das Odergebiet, trifft demnächst hier ein, um die ärztlihe Ueberwachung aller Flöße und Fahrzeuge auf der Netze und dem Bromberger Kanal einer Controle zu unterwerfen.

London, 30. September. Die „Times“ meldet aus Malta, die Reisenden, welche dort landen wollten, hätten die Erklärung ab- zugeben, daß fie seit zwölf Tagen nicht in Frankreih, Belgien, Holland, Deutschland, Dänemark, den Ostseehäfen oder New-York gewesen seien. Denjenigen jedo, welche direct aus England kämen, und zwar auf Schiffen, die einen Arzt an Bord bäâtten und auf denen während der Ueberfahrt feine choleraähnlihen Erkrankungen vor- gekommen seien, sei die Landung gestattet.

Antwerpen, 29. September. Die Sanitätscommission der Schelde hat beschlossen, für Herkünfte aus Holland von morgen an eine vicrundzwanzigstündige Quarantäne einzurichten.

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Spanien.

Laut Verordnung des Königlich spanishen Ministers des In vom 20. September 1892 find Provenienzen von Dünkfki welche nah dem 8. September abgegangen sind und na d. M. einlaufen, nach dem Quarantänehbafen zu fenden.

Griechenland.

Durch Ordonnanz vom 1./13. September 1892 ift die Einfuhr von Postcolli und Mustern ohne Werth, einzeln oder partienweise, aus denjenigen Ländern verboten, deren Provenienzen einer effectiven oder Observations-Ouarantâne in Griechenland unterworfen sind.

Schweden.

Nach einer Königlichen Bekanntmachung vom 19. September 1892 follen im Hinblick auf den Umstand, daß nunmehr auch die Vereinigten Staaten von Amerika als choleraverseucht erklärt worden sind, die zur Verhütung der Einschleppung der Cholera erlassenen Vorschriften bis auf weiteres auch in Anwendung kommen, wenn in einem außereuropäishen Hafen oder in der Nähe eines folchen ein Cholerafall eintritt. i

Norwegen. :

Zufolge Verfügung der Königlih norwegishen Regierung vom 20. September 1892 werden die Häfen Großbritanniens und Irlands niht mehr als von Cholera verseucht erahtet. (Vergl. „N.-A.* Nr. 220 vom 17. September 1892).

Dänemark.

Zufolge Bekanntmahung des Königlißh dänishen Iustiz- Ministeriums vom 20. September 1892 wird Personen, welche si über die Landgrenze aus dem Königreißh Dänemark nah Schleswig- Holstein begeben, die Nükehr auf den in der Bekanntmachung pom 13. September 1892 (,R.-A.*“ Nr. 222 vom 20. September) bezeihneten Wegen gestattet, wenn auch von dem Zeitpunkt der Abreise bis zur Nückkehr fünf Tage nicht verstrichen sind, und zwar unter der Bedingung, daß se sich von der zuständigen Grenz- zollstelle eine Bescheinigung über den Zeitpunkt der Abreise ausstellen lassen und im übrigen den in der gedachten Bekanntmachung gestellten Bedingungen genügen.

Verkehrs-Anftalten.

Mit Rücksicht auf den jeßt noch sehr geringen Umfang des Per- fonenverkfehrs von und nah Hamburg werden vom 1. Oktober d. I. ab eine Reihe von Zügen bié auf Weiteres nicht befördert werden, ¿. B. zwischen Berlin und Hamburg bezw. Altona: Schnellzug Nr. 1, Hamburg ab 8,45, Berlin an 1,00, Schnellzug Nr. 3, Hamburg ab 12,35, Berlin an 4,45, Schnellzug Nr. 7, Ham- burg ab 7,45, Berlin an 11,37, Schnellzug Nr. 4, Berlin ab 12,54, Altona an 4,40, Schnellzug Nr. 6, Berlin ab 7,13, Altona an 11,00, Schnellzug Nr. 8, Berlin ab 11,20, Altona an 3,20; ferner mebrere Züge zwischen Hamburg-Altona und Néumünster bezw. Kiel; zwishen Hamburg-Altona und Blankenese, zwischen Hamburg und Friedrih&ruh, zwishen Hamburg und Harburg. Die näheren Angaben hierüber befinden ih in der Bekamntmachung der Königlichen Eisenbahndirection zu Altona im Inseratentheil d. Bl.

Lloyd. Der Reichs-Postdampfer „Sachsen“ hat am 29. Sep- tember Morgens die Reis? von Genua nah Port Said fortgeseßt. Der Reichs-Poftdampfer ,Salier“, von Australien kommend, hat am 29. September Vormittags Ouesïant passirt Der Reichs- Postdampfer „Danzig“ is am 29. September Morgens mit der für Oft-Asien bestimmten Post von Brindisi nah Port Said ab- gegangen. Der Reihs-Postdampfer , Habsburg“, nach Australien estimmt, isi am 29. September Vormittags in Aden angekommen. Der Reichs-Posttampfer „Bavern“, von Ost-Asien kommend, ist am 29. September Nachmittags in Colombo angekom- men. Der Postdampfer „Hannover“ hat am 29. September Morgens die Reise von Antwerpen nah Corunna fortgeseßt. Der Neichs-Postdampfer „Neckar“, nach Ost-Asien bestimmt, is am 29. September Vormittags in Hongkong angekommen. Der Sdchnelldampfer „Lahn“, am 20. September von Bremen und am 21. September von Southampton abgegangen, ist am 28. September Abends in New-York angekommen. Der Schnell- dampfer „Spree“ hat am 28. September Abends die Reise von Southampton nach New-York fortgeseßt. Der Schnelldampfer „Trave“, von New-York kommend, ift am 29. Sevtember Morgens auf der Weser ang?kkommen.

Hamburg, 29. September. (W. T. B.) Hamburg-Ameri- fanishe Padcketfahrt - Actiengesellschaft. er Posft- dampfer „Stubbenhuk“ ift, von New-York kommend, beute Morgen auf der Elbe eingetroffen. Die Postdampfer „S lavonia“ und „Dania* sind, von Hamburg kommend, heute Vormittag in New- Yor f eingetroffen. :

London, 29. Septem „Moor“ ift gestern a 5 Der Castle-Dampfer rantully-Castle auf dez Auséreise am Sonnabend Durban (Nckal) vassirt. Der Union - Dampfer „Trojan®" ift auf der ei n Mittwoch von Capetown abgegangen.

Paris, 29. September. (W. T. L meldet, hat die Verwaltung d z- H \hlossen, die Transittarife vom zu ermäßigen.

ér. (Wf. B.;

A E on-VamPpser

c L, - uf der Heimreise von Madeira abgegangen. e o (F

[schaft be-

Theater und Musfik.

Lessing-Theater.

Ein neuer Schwank „Die Orientreise“ von Oscar Blumenthal und Gustav Kadelburg ging mit einem be- deutenden Heiterkeitserfolg gestern Abend zum ersten Mal in Scene. Der bekannte Ueberfall eines Orient-Exvreßzuges durch den Räuber Athanas bildet die Grundlage zu einer bhumoristishen Schilderung der Erlebnisse des Herrn Robert Fiedler aus Berlin auf einer Orientreise. Die auf Rundreisehefte mit seiner Frau zusammen be- gonnene Reise seßt er von Dreêden aus allein fort, nachdem es ge- lungen ist, durch den Portier des Hotels das Rundreiféheft der Gattin mit einigem Verlust weiter zu verkaufen. Die aus D nehmungsklust nach Berlin zurückgekehrte di die in einem Ertrablatt gebrahte Nachr

in dem ihr Mann sich befunden bat, über 5 Sattin“ vor

der Hochzeitsreise be

für das geforderte Lösegeld fortgeführt worden ift. Angst um das

Schicksal des Mannes, Eifersucht yn Wunsch ihn für feine Un-

treue zu bestrafen, beschäftigen abwehs ie zurückgebliebene Fa-

milie, doch wird auf den Rath der Schwi des Herrn

Fiedler beschlofsen, daß seine Frau zur Vermei

sehens ihm bis Wien entgegenfahren und f

Orientreise mit ihm zusammen z

er Nükkehr über den fühlen Empfang,

zu theil wird, verwunderte Ehemann erreicht e

Schwierigkeiten, daß seine völlige Unschuld an den Tag

wird, daß er nur desSalb für den Mann der Malerin Sarah Bartholdy

hat gelten müffen, weil das Rundreiseheft nah den Bestimmungen der

Eisenbahnverwaltung niht auf eine andere Person übertragbar ist.

Die endliche glückliche Lösung aller Mißverständnisse wird herbeigeführt

durch den Besuch eines Neisegefäbrten, des Türken Demeter Mitrovics

der durch Fiedler's Gleichgültigkeit gegen die vermeintlihe Gattin

veranlaßt worden ist, der aus Schelmerei und Abenteuersut seinen

Anträgen anscheinend entgegenkommenden Malerin den Hof zu machen, um

sie als sechste Frau für. sich zu i iel C

feld mit vielem Humor darges H

S ¿M E E le Eo des Erfolges des Schwanks, In or 4 T 5212 01) » l 5 of Ea §0 in der nur fleinen, sehr pvifanten

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brigen Personen waren um Nachrichten über einzuziehen, wie ein «C ‘derholt im Fiedler’s{hen Hause ein- ohne zu werden; die Darstellung durch He

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ae , die Unnatürlichfeit dieser Er- {einung zu mildern. An dem Spiel der Damen Groß und Meye und der Herren Pansa und Hödcker, die das Ehepaar f

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01e &itern Der 7FTau 7Ftedler gaben, tar nMIS auszu

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fasser wurden \{chon vom Schluß des ersten Acts an ;

Fe S T ie durd zl 57 Ao 1170 Aa112n020 A4 spielern durch zahlreiche Hervorrufe ausgezeich!

In dem freundlichen, etwa 250 Personen fassenden b der Philharmonie ließ sih gestern der achtjährige Bronislaw Hubermann aus Warschau m fÉleine pon Musikkennern und Kunftfreunden hören. Aus der Schule des berühmten“ Virtuosen Lotto stammend, läß ereits eine ftaunenê- werthe tehnische Fertigkeit, Kraft und recht geshinackvolle Vortrags- weise erkennen, Vorzüge, die er “in Stückfen von Svohr, Chopin, Wieniawski und Nafchéz vortrefflih zur Geltung brahte. Größere Reinheit in Doppelgriffen und rapiden Läufen wird der sehr begabte gewiß noch durch fortgeseßte Studien erlernen fönnen.

Im Deutschen Theater gehen die beiden neuen Bühnenwerke Ludwig Fulda’s morgen in der folgenden Beseßung zum ersten Male in Scene: Im „Misanthrop“ spielt die Titelrolle Josef Kainz, die Celimene als Antrittsrolle am Deutschen

dem sind die Damen Ida Theumer und M-c Wolff, fowie die Herren Claudius Merten, Friß Herz, Nudolf Senius und Harry Alsen beschäftigt. Das Lustspiel „Das Wunderkind“ wird in den

Hauptrollen durch Elsa Lehmann und Gustav Kadelburg dargestellt.

Shatkespeare's „König Richard der Dritte“ mit Ludwig Barnay in der Titelrolle geht morgen im Berliner Theater in Scene. Anna Haverland "wird die Rolle der Margarethe, Sidonie Hoenig die der Elisabeth zum ersten Male darstellen. Wegen Heiserkeit von Agnes Sorma wurde die erste Aufführung des „Käthchen von Heil- bronn“ auf Mittwoch, 5. Oktober, vershoben. Am Sonntag Abend halb aht Uhr wird „Krieg im Frieden“ gegeben. Ludwig Fuldgq?s prâchtiges Lustspiel „Die wilde Jagd“ erscheint in der nähsten Woche neu einstudirt mit Nusha Buye als Melanie.

Im Wallner-T heater findet morgen, wie {on gemeldet, die erfte volksthümlihe Vorstellung der „Braut von Messina“ von Friedrih von Schiller zu über die Hälfte ermäßigten Preisen statt. Der Wilbrandt’\che Einacter „Jugendliebe“, der in der Matinée des Residenz-Theaters am 2. Oftober zur Aufführung gelangt, wird aus\{chließlich von Mitgliedern des Berliner Theaters dargestellt und zwar von den Damen Agnes Sorma, Baumeister und Hoenig und den Herren Director Ludwig Barnay, Schindler und Weiß.

Das leßte Auftreten des Herrn -d’Andrade findet im Kroll’schen Theater am Sonntag statt. Der Künstler wird sich

in derjenigen Partie, in der er hier den größten Erfolg erzielte, und

Bremen, 30. September. (W. T. B.) Norddeutscher

72 Are Sur es E ae s Duke ala T IOS. M D S L