1892 / 237 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 07 Oct 1892 18:00:01 GMT) scan diff

Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt vom 6. bis 7. Oktober, Mittags, gemeldete Cholera-Erkrankungs- und Todesfälle:

Datum: 4./10. | 5./10.

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Hamburg. Hamburg.

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Vereinzelte Erkrankungen: E

Regierungsbezirk Schleswig: in den Städten Altona und Rendsburg 2 Erkrankungen, 1 Todesfall.

Regierungsbezirk Lüneburg: in Stadt Harburg 1 Erfrankung. ;

Regierungsbezirk Magdeburg: in Stadt Magde- burg 1 Erkrankung. A

Regierungsbezirk Potsdam: 1 Erkrankung (Arbeits- haus Rummelsburg, Schlafgenosse des gestern gemeldeten Kranken).

Wilhelmshaven, 6 Ola. E Bw. D B meldet, hat Seine Majestät der Kaiser gleich nah dem Ableben des Vice-Admirals Deinhard an den commandirenden Admiral Freiherrn von der Golß ein Telegramm gerichtet, worin Allerhöchstderselbe der tiefen Erschütterung und Ueber- rashung über die unerwartete Nachricht von dem Ableben des Vice-Admirals Deinhard Ausdruck verleiht. Seine Majestät beklage dasselbe auf das tiefste. Die Marine verliere in dem Hingeschiedenen einen ihrer fähigsten Führer und Seine Majestät einen nahestehenden und geachteten Freund.

Der Conduct mit der Leiche des Vice-Admirals Dein- hard geht, morgen mittels Extrazugs von hier ab und trifft um 12 Uhr Mittags in Bremen ein. Etwa 100 Offiziere, 80 Deckoffiziere, Unteroffiziere, Mannschaften und das Musik- Corps der 2. Matrosen - Division werden den Conduct Vealeiten. Ii Bremen 0D wie dle „Wel 292 berichtet, das ganze 1. Bataillon des 1. Hanseatischen “Fnfanterie-Negiments Nr. 75 mit der Regimentskapelle das Geleit zum Friedhof geben. Der Sarg wird vor dem Central- Bahnhof auf einen viezspännigen Leichenwagen gehoben und bei Ankunft auf dem Rhiensberger Fricdhof direct zum Grabe getragen, wo Pastor Dr. Thikötter die Trauerrcde hält.

Bayern.

München, 6. Oftober. Seine Königliche Hoheit der Prinz Ludwig Ferdinand hat sih heute in Begleitung des Koniglichen Kämmerers und General-Majors Grafen von Thürheim und seines persönlichen Adjutanten, des Niitmeisters Freiherrn von Ow, im Auftrage und als Vertreter Seiner Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten zu den Feierlich- keiten anläßlich der goldenen Hochzeit des Großherzoglichen - Paares nah Weimar begeben.

Sachsen-Weimar-Eisenach.

Weimar, 6. Oktober. Die Zahl der zur goldenen Hochzeitsfeier erwarteten Fürstlichkeiten hat sich noch vermehrt, da morgen Seine Königliche Hoheit der Herzog von York hier eintrifft. Die Reihe der Abordnungen, die heute von Jhren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und der Großherzogin empfangen wurden, eröffnete eine Deputation der Ehe - Jubilare im Großherzogthum, die unter Führung der verwittweten Frau Staats - Minister Dr. Stichling eine Bibel mit reichem Goldschmuck überreichte. Für diese Deputation fand später auf Befehl des Groß- herzogs und der Großherzogin ein Festmahl statt. Weiter wurden empfangen: Der Vorstand der deutshen Goethe-Ge- sellschaft, der die neue Ausëgabe des Tiefurter Journals Uberrcichte, die Redactoren der Goethe-Ausgabe, die durch den Director des Goethe-Archivs Suphan eine be- sondere Festsh:ift darbrahhten. Namens der auswärtigen Mitglieder der Goethe-Gesellshaft wurde durch Frei- herrn von Biedermann das Erträgniß einer Sammlung zum Bau des Goethe-Archivs im Betrage von 27 090 4/6 überreicht. Die Herren Rohlfs, Meyer und Carnapp übergaben cin Album mit den Porträts der hervoorragendsten Afrikaforscher und der Offiziere der deutschen Schußtruppe. Die Stadt ist prächtig geshmüdckt, in den Straßen herrschte shon heute schr reges Leben.

Schwarzburg-Nudolstadt.

Rudolstadt, 6. Oktober. Die Reconvalescenz Jhrer Durchlaucht der Fürstin schreitet nah der „Schwrzb.-Rud. Lds.-Ztg.“ in erfreuliher Weise fort. Sehr wahrscheinli wird Höchstdieselbe shon in der nächsten Woche das Bett ver- lassen können.

Lübeck.

LUVeE, 6, Oltober, DEŒ BUrgeraus [Uß al in Feiner gestrigen Sißung, wie die „Hamb. Nachr.“ erfahren, den Antrag des Senats auf Bewilligung von 132254 A zur Ausführung eincr Anzahl der großen Arbeitslosigkeit wegen sofort in Angriff zu nehmender Pflasterungs- und Sielbau- arbeiten einstimmig angenommen. Ferner wurden 18 009 6 zur Vermehrung der Arbeitercolonne, die neben der Reinigung der Straßen und Siele noch zum Feuerwehrdienst herangezogen wird, bewilligt. Die Einführung eines allgemeinen Buß- und Bettags im Anschluß an den für das Deutsche Neich geplanten kirhlichen Festtag, am Mittwoch vor dem letzten Trinitatis- Sonntage, wurde gleichfalls genehmigt.

Oesfterreih-Ungarn.

Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold von Preußen mußte nah einem Telegramm des „W. T. B.“ gestern ciner leichten Halsentzündung wegen das Zimmer hüten. Lächstderselbe befindet sich indeß bereits erheblih wohler und dürste in kürzester Zeit wiederhergestellt sein.

Der Distanzritt Wien—Berlin giebt der Wiener

„Presse“ Veranlassung zu Betrachtungen, an deren Schluß

es heißt:

Wir glauben keinem Verdienste, keinem Ruhme, keiner Aus- zeichnung, die bei diesem Anlaß in so trefflichen Gesammt- und Einzel- leistungen erworben wurden, irgend. welchen Abbruch zu thun, wenn wir

die große politishe Bedeutung des militärischen Festes würdigen, wenn

wir die überaus \yinpathische und gastlihe Theilnahme hervorheben, mit welcher die Bevölkerun des Deutschen Reichs ebenso wie die Be- völkerung der dfterreidlsG-unaarisden Monarchie den Verlauf des Distanzrittes und die erneute kfameradschaftlibe Verbrüderung unter den Offizieren der verbündeten Armeen begleitet.

Zunächst hatten allerdings die Bewohner der von den Reitern berührten Ortschaften Gelegenheit, ihre Bereitwilligkeit zu erproben. Die Bewohner Wiens und Berlins sind zu vielen Tausenden an die entlegenen Zielpunkte des Rittes - binausgepilgert und haben es sich nicht nehmen lassen, die ankommenden Offiziere mit lauten, fröhlihen Zurufen zu begrüßen. Es wäre wider die mens{chliche Natur, wenn bei fsolhem Wett- ritte niht auch ein Wetteifer der Erwartungen und Hoffnungen auf beiden Seiten si eingestellt hätte; aber diese friedlichen Rivali- täten treten weit zurück hinter die Gefühle inniger Interessengemein- schaft, welche die beiderseitigen Neichsbürger, hinter die Gefühle herz- licher Kameradschaft, welhe die Offiziers - Corps untereinander verbinden. Ohne Rücksicht auf den besonderen Werth besonderer, ewiß freudig begrüßter Einzelleistungen, muß wohl vor aller

elt hervorgehoben werden, daß die bis jeßt bekannt ge- wordenen Durchschnittsleistungen aller Distanzreiter die Erwar- tungen, welhe noch in den leßten Septembertagen gehegt wurden, weitaus übertroffen haber. Mit bewunderungswürdiger Ausdauer haben alle Theilnehmer am Ritte die scharfen Strapazen solcher Reise ertragen; in den ritterlihsten Formen hat dieses stolze, friedliche Turnier sich abgespielt, gleih ehrenvoll für die preiswürdigen, glüdlihen Sieger, als für die, welche im Kampfe gegen Ungemah und Zufälligkeit die volle Geltung eigener Tüchtigkeit und Nüstigkeit niht minder ruhmreih behauptet haben. Die cabvalleristischen Tugenden der theilnehmenden Offiziere find in diesem Wettreiten der Offiziere so vollständig, in fo reizvollen und imponirenden Formen den Augen der ganzen Welt offenbar geworden, daß man hüben und drüben der Grenzpfähle Deutschlands und Oester- rei: Ungarns das sihere Gefühl hat: im Grunde haben Alle ge- wonnen.

Dieses Gefühl aber ist es, das in den Tagen des von Waffen geschüßten Friedens in der ganzen Bevölkerung der Reiche aufs leb- hafteste mitempfunden wird. Schon viele Jahre trennen uns von den Zeiten, da peinlihe Gegensäte die Bürgerschaften von den mili- tärischen Kreifen trennten. Die allgemeine Wehrpflicht hat wahre Volks- armeen geschaffen. Die Erkenntniß, daß die furhibaren Gräuel des Krieges nur zur Vertheidigung der höchsten mens{lihen Güter heraufbeschworen werden dürfen, hat den BVertheidigern dieser Güter vollen Anspruch auf herzlihste Sympathien gesichert, und mit diesen Sympatbien ge- leitet die Bürgerschaft alle Ereignisse in der Armee, als wären es Ereignisse im eigenen Leben. Den vielfachen Verbrüderungen, welche seit dem Bestehen der Friedeusallianz zwischen den bürgerlichen Körper- schaften und Vereinigungen Deutschlands und Oefterreich-Ungarns statt- gefunden haben, ift hier auch eine Verbrüderung der beiderseitigen Armeen im großen Stile gefolgt. In Berlin und Wien begrüßt man die Offiziere, welhe der Distanzritt dorthin brachte, als Abgesandte ihrer Armeen und heißt die Trefflichen herzlich willkemmen. Ehe noch festlihe Anlässe dem gesprochenen Worte Raum geben, ruft es laut und kräftig aus den Herzen der Oesterreicher und Ungarn: „Es lebe der deutsche Kaiser Wilhelm 11. und seine Armee! Es kebe unser geliebter Kaiser Franz Joseph I. und die österreichisch - ungarische Armee!“

. Der ungarische Minister-Präsident Graf Szapar y hatte Vorüestern eine Audienz bei dent Kalter D Wiener „N. Fr. Pr.“ hatte dies mit einer ernsten Differenz im Schoße des ungarischen Cabinets hinsihtlih der kirhenpolitishen Frage in Zusammenhang gebracht. Dem gegenüber erklärt die „Ungarishe Post“ auf Grund authentisher Mittheilungen diese Nachriht mit allen daran geknüpften Combinationen, namentlich auch hinsihtlich der Perfonalveränderungen, als FEDEL BEgLUNDUng entbelrend :

Der Finanzausschuß der ungarishen Delegation genehmigte vorgestern das Budget. des _ gemeinsamen Finanz-Ministeriums und des gemeinsamen Obersten Rechnungshofes. : E

Im Finanzausshuß des ungarischen Unter- hauses begann gestern die Verhandlung über den Budget- Voranschlag für 1893. Der Abg. Pazmandy meinte, die ungarishe Regicrung solle dagegen Protest einlegen, daß die österreichish-ungarishe Staatseisenbahn-Gesellschaft auch die Bezeichnung „ungarische“ in ihrem Namen führe, da sie hierdurh Ungarn vor dem Auslande compromittire. Der Finanz-Minister Dr. Wekerle erklärte, die österreichisch- ungarishe Staatseisenvahn-Gesellshaft habe in Ungarn als solche zu existiren aufgehört; er habe seine Ansicht ohne jeden Rückhalt dahin ausgesprochen, daß die Gesellschaft nicht berechtigt sei, die Steuer von den Prioritäten abzuziehen; doch da die Gesellschaft als solhe in Ungarn nicht bestehe, könne die ungarishe Regierung auf die Gebahrung der Gesellschaft weder einen directen noch indirecten Einfluß ausüben.

Frankreich.

Der Präsident der Nepublik Carnot ist gestern aus Fontainebleau nah Paris zurückgekehrt. Jn einem am Nachmittag abgehaltenen Ministerrath unterzeichnete er, wie „Wo: D. V bericilet a5! Decret Uber vie Bb sezung Ernest Nenan's auf Staatskosten. Der Ministerrath beschloß ferner, der Deputirtenkammer einen Gefeßentwurf über die Beisezung Ernest Nenan's, Michelet's und Edward Guinet's im Pantheon zu unterbreiten. : L

Der oberste Kriegsrath hat vorgestern der „Köln. Ztg.“ zufolge seine Verhandlungen über die Grundzüge des Ca dres - geseßes abgeschlossen und wird in vierzehn Tagen noch ein- mal zusammentreten, um endgültige Beschlüsse zu fassen.

In der gestrigen Sißung der Budgetcommission theilte der General-Berichterstatter mit, daß das Erträgniß der Zölle im Monat September gegenüber den Voranschlägen im Budget um 6170000 zurückgeblieben sei. Diese Sach- lage erheische ernste Aufmerksamkeit; denn die für das Aus- shußjahr 1892 bereits bewilligten Supplementarcredite über- stiegen den Betrag von 85 Millionen und die Regierung verlange noch weitere 10 Millionen. Die budgetmäßigen Anschläge würden zur Bedeckung der Supplementarcredite nicht hinreichen.

Der „Solcil“ veröffentlicht heute ein Telegramm aus Kotonu, wonach der Oberst Dodds die Dahomeyer bei Poguessa vollständig geshlagen habe. Nach einem drei- stündigen erbitterten Kampfe seien die Dahomeyer geflohen und hätten gegen 2000 Todte auf dem Schlachtfelde zurückgelassen. Der Verlust der Franzosen betrage 19 Todte und 22 Ver- wundete. Eine weitere Bestätigung der Meldung liegt bis jezt nicht vor.

Rußland und Polen.

Der Kaiser beabsichtigt, einem Telegramm des „W. T. B.“ aus St. Petersburg zufolge, sich am 9. d. M. von Spala nah Skiernewice zu begeben. : 5 -

Die Rückkehr des Ministers von Giers, über desscn Befinden günstigere Nachrichten eingetroffen sind, wird ctwa Mitte Dezember erwartet. Der Sohn des Ministers, vor- tragender Rath im Ministerium des Auswärtigen, hat sich

über Berlin zu seinem Vater nah Monte Carlo begeben. Der Wirkliche Staatsrath Maximow wird dem Vernehmen nah zum Director des Departements für Eifenbahn-Angelegenheiten im Finanz-Ministerium ernannt werden.

Oberst Cerpicki, Commandeur des Wiborg’shen Jn- fanterie-Regiments, dessen Jnhaber Seine Majestät der Kaiser Wilhelm ist, “ist zum Commandeur des Katerin- burg’shen Jnfanterie-Regiments, dessen Stabsquartier sich in Lodz befindet, ernannt worden.

Ftalien.

Der Minister-Präsident Giolitti hat sich, wie „H. T. B.“ berichtet, gestern nah Monza begcben, um dem König das Decret über die L pri: der Kammer zur Unterzeihnung yorzulegen. Die Neuwahlen zur Deputirtenkammer sollen am 6. November und die Stichwahlen am 13. November stattfinden. Die Kammer würde alsdann am 24. November er- öffnet werden. _

Der frühere preußishe Gesandte beim heiligen Stuhle von Schlözer ist gestern vom Papst in Privataudienz empfangen worden.

Griechenland.

In der gestrigen Nummer des „N.- u. St.-A.“ war nah einem Telegramm des „W. T. B.“ berichtet worden, daß die

Studirenden der Universität zu Athen für die Rückkehr des *

Königs eine Manifestation wegen des neuen Schulgeseßes geplant hätten. Es bezieht sich das auf cine von der Regierung getroffene Maßnahme, durh die, um dem übermäßigen, in keinem Verhältniß zu der Gesammtbevölkerung stehenden Zu- drange zu den eten Berufsständen ein Ende zu machen, die Gebühr für die jährliche Eintrittskarte zur Hohshule von zehn auf hundert Drachmen und die Gebühr für die staat- lichen Prüfungen von einhundert auf fünfhundert Drachmen erhöht wurde. Die Studirenden beschlossen darauf, wie die „Tägl. Rundschau“ erfährt, die Einschreibung an der Univer- sität zu verhindern. Anfangs versuchte die Polizei diesen Be- strebungen entgegenzutreten, mußte indessen davon abstehen, sodaß die Universität amtlih geschlossen wurde. Die Regierung machte nun bekannt, daß alle militärpflichtigen Studenten, die bis zum 20. September (3. Oktober) nicht ihre Eintrittskarte gelöst hätten, am 1./13. Oktober zur. Ab- leistung ihrer Dienstpfliht in das Heer eintreten müßten. Die Militärbehörden übermittelten auch sofort die Gestellungs- befehle, sodaß die betreffenven Studirenden sih augenblicklih einem großen Dilemma gegenüber befinden,

Nmerika.

Vereinigte Staaten. Bei den Staatswahlen in New-York, Georgia und Florida sind, wie telegraphisch berihtet wird, die demokratishen Candidaten mit großen Majoritäten gewählt worden. Die Anhänger Cleve- land’'s haben somit einen Erfolg zu verzeichnen.

Asien.

Das „Reuter sche Bureau“ meldet aus Simla von gestern, daß nach einer Meldung von der gegen die rebellishen Stämme der Schwarzen Berge gesandten Expedition General Lockhart ohne Schwertsireih das Dorf Baio am Jndus genommen zabe, wohin Hashim Ali, der Führer der Rebellen, geflohen sei. Die gesammte Einwohnerschaft von Baio habe schon vor der Ankunft der Expedition die Flucht ergriffen.

Kunft und Wiffenschaft.

Die Gesellschaft für Erdkunde bält ihre nähste Sitzung morgen Abend 7 Uhr im Saale des Architektenhauses, Wilhelm- straße 92, mit folgender Tagesordnung ab: Herr Dr. Konrad Kreishmer: Christoph Columbus. Herr W. Kuhnert: Vorlage von Oelfarbensfkizzen aus dem Gebiete des Kilimandscharo und Be- mertungen dazu.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs8- Maßregeln.

Cholera.

Im Krankenhause Moabit ist, wie der „Nat. Z.* berichtet wird, am Mittwoch Abend um 9 Uhr unter Anzeichen der asiatischen Cholera der 40 jährige Corrigende des Rummelsburger Arbeitshauses Mar Winter eingeliefert worden und gegen 11 Uhr Nachts ge- storben. W. war am Mittwoch Nachmittag im Arbeitsbause erkrankt und wurde bereits sterbend nah Moabit gebraht. Da W. sowohl in der Anstalt wie auch außerbalb ter Anstalt beschäftigt wurde, ist noch nicht festgestellt, wo er sih angesteckt haben könnte. Bei der gestern vorgenom:nenen Section ist festgestellt worden, daß Winter an asiatischer Cholera gelitten hat. Ein zweiter Insafse des Rummels- burger Arbeitshauses, Namens Schu bert, wurde gestern Nachmittag zwischen 2 und 3 Uhr in dem Krankenhaufe Moabit eingeliefert ; Director Dr. Guttmann stellte auch bei diesem auf Grund des klis nischen Besfundes alsbald die Diagnofe auf afiatishe Cholera. Ueber beide Fälle wird demselben Blatt noch Folgendes mitgetheilt: Der verstorbene Winter war seit etwa zwei Jahren Insasse des Num- meléburger Arbeitshauses und seit dem 20. September Arrestant. Mittwoch früh wurde er aus dem Arrest entlassen und erkrankte un- mittelbar darauf unter choleraartigen Erscheinungen, die seine Ueber- führung nah dem Krankenhause Moabit erforderli machten. Dort traf er, wie erwähnt, am Mittwcch Abend gegen 9 Uhr schon sterbend ein und starb troß aller fofort unternommenen ärztlihen Maßnahmen bereits nah zwei Stunden. Winter ist im ganzen nur etwa vierzehn Stunden kranf gewesen. Der zweite Cholerakranke aus dem NRummelsburger Arbeits- bause, Schubert, war ebenfalls Arrestant gewesen, doch son feit mehreren Tagen aus dem Arrest entlassen. Er hat mit dem verstorbenen Winter vielfah zusammen gearbeitet und war bereits vor zwei Tagen, also früher als Winter, erkrankt. Es scheint, daß beide die Ansteckung während ibres Auf- enthalts im Arrestlocale stch zugezogen haben. Bis gestern wurden noch zwei coleraverdächtige Personen eingeliefert und fünf entlassen : unter leßteren befand sich auch der Kaufmann Hirschlo- wiß aus Budapest, der an der Cholera nostras erfranft war. Der Bestand in Moabit betrug gestern früh 39 Personen.

Der Magistrat von Berlin hat an die Vorstände der hiesigen Sanitätswachen ein Dankschreiben für das opfermüthige Eintreten in den allgemeinen Abwehrbemühungen gegen die Cholera gerichtet und in dem Schreiben gleichzeitig die Hoffnung ausgesprochen, daßdie Sanitätswachen auch in Zukunft die Stadt Berlin in so opferwilliger Weise unterstüßen werden. Nach einer Zusammenstellung über dieThätig- keit der Berliner Sanitätswachen in der Zeit der Choleragefahr wurden sie im Monat September in etwa 1850 Krankheitsfällen in Anspruch genommen. In ungefähr 560 Fällen handelte es sih um choleraverdächtige Krankheiten, die fih zumeist als Brechdurhfall, Diarrhöe, Ruhr, Magenkatarrke herauëstellten. 26 dieser Erkrankten wurden als oleraverdähtig dem Krankenhause Moabit überwiesen, doch i nur in einem Falle asfiatishe Cholera, und zwar bei der Handelsfrau Babuski ,- festgestellt worden. Die auf den Sanitätêwachen vorhandenen Desinfectionsmittel zur unent- geltlichen Vertheilung an die arme Bevölkerung find nur in wenigen

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Fällen beansprucht worden. Die Kosten, die dec vierwöchige Tages- dienst auf den Sanitätêwachen verursaht hat, beziffern sich auf 16 000 Æ, die zum größten Theil aus den ftädtishen Kassen gedeckt werden. Für die einzelnen Sanitätswachen s{wanken die Unkosten während dieser eit zwischen 1100 bis 1600

Der Hamburger Senat bringt zur öffentlichßen Kenntniß, daß nah dem Gutachten der ärztlichen Sachverständigen der Cholera- Commission des Senats dem Wiederbeginn des Unterrichts in, den dortigen Schulen und sonstigen Unterrichtsanstalten keine Be- denten mehr entgegenstehen, wenn die von den Sachverständigen auf- gestellten Bedingungen in den Schulen erfüllt werden.

Die Sammlungen für die Nothleidenden in Hamburg haben nah dem 11. Verzeichniß des Executiv-Ausshusses die Summe von 2081315 M 73 H ergeben. Die Hamburger Filiale der Deutschen Bank in New-York hat als Beitrag des vlatt- deutshen Volksfest-Vereins zum Unterstüßungsfonds 16 650 4 dem Bürgermeister Dr. Petersen zur Verfügung gestellt. Die Direction des Berliner Nesidenz-Theaters hat als Ergebniß der “Matinée vom Sonntag zum Besten der Hamburger Nothleidenden den Betrag von 1100 Æ an den Bürgermeister Dr. Peterfen abgesandt.

In Stralsund erkrankte gestern der aus Demmin zugereiste Schmied Simon auf dem Bahnhofe unter choleraverdähtigen Er- \ceinungen. Er wurde in die Jsolirbaracke gebracht, Umfassende Vorsichtsmaßregeln sind sofort angeordnet worden.

Ein Bediensteter einer Dampfschiffahrts-Gesellschaft ist in Cork an der Cholera gestorben.

In Rotterdam sind nah einer Meldung vom gestrigen Tage zwei Erkrankungen und ein Todesfall, in Ükret ist eine Erkrankung an der Cholera vorgekommen. Außerdem werden aus neun kleineren Ortschaften drei Erkrankungen und fechs Todesfälle gemeldet.

Die Cholera-Epitemie gilt für Brüssel und dessen Bannmeile Für vollständig überwunden. In Gent sind gestern zwei Erkrankungen und ein Todesfall an Cholera vorgekommen. In Vertretung des Bürgermeisters von Antwerpen theilte der Schöffe Gits den Konsuln in einer Versammlung über den Gesundheits- zustand der Stadt mit, daß vom 6. September bis ztúm 5. Oktober d. J. 220 Cholera-Erkrankungen vorgekommen seien, von denen 136 mit Genesung und 78 tödtlich geendet hätten, fes Kranke befänden sich noch in Behandlung. Gits ersuht die Konsuln, unter solchen Umständen bei il ren Regierungen eine Milderung der gegen Herkünfte aus Antwerpen getroffenen Maßnahmen zu befür- worten.

Am Mittwoch sind in Paris 23 Cholera-Erkrankungen und fünf Todesfälle, innerhalb der Bannmeile fünf Erkrankungen und drei Todeéfälle vorgekommen. In Havre sind an demselben Tage vier Perfonen an der Cholera erkrankt. Ein Todesfall ist nicht vor- gekommen.

Das auswärts verbreitete Gerücht von einem angeblichß in Wien vorgekommenen Cholerafall ist na an competenten Stellen eingezogener Erkundigung vollkommen unbegründet.

In P eft befanden sh na amtlicher Mittheilung am 5. d. M. in den Baracken vierzig an Cholera erkrankte Personen: siebzehn Todesfälle kamen vor. Jn Privathäusern sind am 4. und 5. Oktober inégesammt zwei Personen an Cholera gestorben. Die Zahl der während diefer Zeit in Privathäusern befindlichen Kranken betrug elf. Von den bisher in Budapest als colerakrank angemeldeten Perjonen ist bei 21 Kranken Cholera nicht erwiesen. In - Krakau sind von Mittwoch früh 8 Uhr bis gestern früh §8 Uhr zwei Personen at der Cholera erkrankt und eine Person gestorben. Aus Deb niki wird eine weitere Cholera-Erkrankung ge- meldet, in der Gemeinde Lusina ist ein verdähtiger Todesfall vor- getommen. Der Verdacht, daß die Cholera auh in Zwiersyniec aufgetreten sei, hat sich nit bestätigt.

_ Ueber Choleragefahr und Absperrungsmaßregeln wird weiter gemeldet :

Pest, 6. Oktober. Der Handels-Minister hat den hier \tationi- renden Eisenbahn- und Dampfschiff-Unternehmungen die Beförde- xung von Hadern, gebrauchten Kleidern, Wäsche, Obst, Fleish, thierishen Rohproducten u. |. w. unter- sagt. Desgleichen ist die Einfuhr der oben genannten Gegen- stände nah Bosnien und der Herzegowina sowie über Semlin nah der Türkei verboten. Das auf den Bahnhöfen beschäftigte Poft- versonal fowie die Postvacckete werden dreimal täglih einer ärztlihen Controle unterworfen. Der Besuch der Schulen hat der Choleragefahr wegen abgenommen.

Bukarest, 6. Oktober. Die an der rumänischen Grenze angeordnete Quarantäne ist noch nicht in Wirksamkeit getreten, da es noch an den dazu erforderlihen Gebäulichfeiten fehlt. Zur Zeit wird in Verciorova und Predeal eine eingebende ärztliche Unter- suchung der Reisenden vorgenommen und die nöthige Desinfection voll- zogen. Die in Numäznien eintreffenden Reisenden werden überdies an ihrem Bestimmungsort ärztlih übetwaht. Die bisher bekannt ge- gebene Liste derjenigen Gegenstände, deren Einfuhr in Rumänien unter den gegenwärtigen Umständen verboten ist, hat eine Erweiterung er- fahren. Die entsprehenden Verzeichnisse können bei den rumänischen General-Konsuln an den Haupt-Handelsplätzen eingesehen werden.

_ Athen, 6. Oktober. Der Sanitätsrath hat für Passagier- schiffe aus Oesterreih-Ungarn eine elftägige Quarantäne, für Schiffe ohne Fahrgäste eine fünftägige Beobachtung beantragt.

Nußland.

___ Die Kaiserlich russisGe Regierung hat zur Abwehr der Cholera folgende Anordnungen getroffen :

Alle verdächtigen Herkünfte sind in den russishen Ostseehäfen einer strengen fanitären ÜUnterfuhung zu unterwerfen und die Schiffe erforderlichenfalls zu desinfiziren. Sollten sich Cholerakranke an O eines Schiffes vorfinden, so ist leßteres in Quarantäne zu aiten.

__ Folgende Häfen sind als verseuht anzusehen: Hamburg, Altona, Lübeck, Bremen, Antwerpen, Havre und Notterdam.

Aus Deutschland kommende Reisende sind durch Svecialärzte, welche in den Grenzorten Wirballen, Grajewo, Stehipiorna und Sosnowice stationirt sind, über ihren Gesundheitszustand zu befragen und in verdächtigen Fällen einer sanitären Untersuhung zu unter- werfen. Leibwäsche und Kleidungsstücke von Perscnen, welche aus verseuchten Orten kommen, find in den genannten Grenzorten zu debtnfiziren.

_ Zur Beobachtung verdächtiger Kranker sind daselbst besondere Näume eingerichtet.

Neiscnde aus Deutschland, welhe über die Grenzpunkte Mlawa, Alerandrowo, Sietrokow, Slugowski, Nadjewsfki und Polajewski an- kommen, sind daselbst einer fanitären Untersuchung zu unterwerfen ; ihre Leibwäsche und Kleidungsstücke sind zu desinfiziren.

Bei den Grenzzollämtern Tcherwonnokryz und Nieschawa werden AQuarantänestationen eingerichtet.

Portugal.

Durch eine im „Diario do Governo“ vom 27. September 1892 beröffentlihte Verfügung des Königlich vortugiesisGßen Ministeriums des Innern werden die sämmtlichen Häfen von Oesterreich-Ungarn sUr der Cholera „verdächtig*" erklärt.

Griechenland.

Laut Ordonnanz vom 15. September 1892 werden Dampf- und Segelschiffe, die aus Ländern kommen, welche von Cholera verseucht oder derselben verdächtig sind, in den griehis{chen Quarantäneanstalten und Häfen niht mehr angenommen, um die wirkliche oder die Ob- lervations-Quarantäne abzuhalten, wenn sie als Ladung Felle, Lumpen, s Tauwerk und s{chmutige oder gebrauhte Wäsche (, Weißwäsche“)

ren.

Numänien.

, Den aus Oesterreih-Ungarn kommenden Reisenden ist der Ein- tritt nah Rumänien über den Grenzpunkt Dorna, woselbst ein Vienst für ärztliche Untersuchung nunmehr eingerichtet ist, wieder gestattet worden.

Im Hinblick auf den Ausbruch der asiatishen Cholera in Bess- arabien ist die än den Mündungen des Pruth für die Provenienzen vom Pruth, sowie die in Sulina für die Provenienzen der russischen Togaphnsen eingeführte Quarantäne um sechs Tage verlängert vorden.

._ Die in Unghein bestehende Quarantäne wird um drei Tage ver- längert, sodaß nunmehr fämmtliche russishe Provenienzen in Unghein, an den Mündungen des Pruth, sowie in Sulina einer elftägigen Quarantäne unterliegen.

Ï __ Bulgarien. _ Der Ober-Gesundheitsrath des Fürstenthums Bulgarien hat in jetnen Sißungen vom 4., 5. und 7. September 1892 folgende Be- schlüsse gesaßt: __ _ A. Tonnen, Fässer und andere Behälter, welche Alkohol enthalten, sind fünf Tage bindurch unter freiem Himmel aufzustellen und auf Kosten der Eigenthümer der Waare zu desinficiren. _ h. Die Einfuhr von Postpacketen und Postcolli, welche aus ver- seuchten Orten kommen, ist verboten; ausgenommen sind Geldbriefe, welche äußerlih zu desinficiren sind.

c. Herkünfte von der gesammten asiatishen Küste des Schwarzen Meeres unterliegen in Bulgarien einer Quarantäne von elf Tagen.

d. Den Reifenden sind ärztlide Zeugniße auszustellen zum Beweise, daß sie die vorgeschriebene Quarantäne abgehalten haben.

e. Außer den bereits bezeihneten Orten, wie Hamburg, Ant- werpen, Havre u. f. w. werden folgende Orte gleichfalls als verseucht angesehen: : : i L 1) Die gesammte Küste -des nördlichen Europa von Kronstadt im Linien Meerbusen (diejen Ort einbegriffen) bis Cherbourg (mit

uss{luß dieses Ortes).

2) In England: Glasgow, Liverpool, Griméby, Scilly und London.

3) Kurachee und die gesammte versishe Küste.

4) Das gesammte Vilajet Erzerum.

___9) Die afrikanische Küste zwishen Cav Guardafui und Massowah (diesen Ort einbegriffen).

6) Die Küste der Landschaft Yemen von Hodeida (diesen Ort einbegriffen) bis Lik (mit Aus\{luß dieses. Ortes).

_—- Tunesien.

_ Schiffe, welche aus den Häfen des Schwarzen Meeres, Deutsch- lands, der Niederlande, Belgiens und aus französischen Häfen kommen, in denen das Vorhandensein der Cholera amtlich festgestellt ist, werden in Tunesien zugelassen, wenn sie Waaren führen, welche die Ansteckung nicht verbreiten können. Jedoch müssen diese Schiffe eine Quarantäne von adt Tagen abhalten und werden ebenso wie die Waaren und die Besazung sanitären Maßregeln unterworfen, deren Umfang und Natur dem Ermessen der Gesundheitsbehörde überlassen bleibt.

Sofern Schiffe der bezeihneten Herkunft Waaren befördern, welche die Ansteckung verbreiten können, ‘werden sie in Tunesien nur zugelassen, nachdem sie sih in einem der drei Lazarethe zu Mahon, Azinara oder Marseille einem Desinfectionsverfahren haben unter- ziehen lassen. Diese Schiffe müssen ein von einem französishen Kon- sulat visirtes Zeugniß vorzeigen, welches besagt, daß sie in einem der obengenannten drei Lazarethe desinficirt worden sind.

Theater und Musik,

Saal Bechstein.

Das zweite der Eröffnungs-Concerte, welches am Mittwoch stattfand, war ein Kammermusik-Abend von hoher künstlerisher Bedeutung, die sowobl in den Comvositionen, als auch in den ausführenden Kräften lag. Die Herren Dr. Joh. Brahms und die Professoren Joachim, Kruse, Wirth, Hausmann hatten sich mit den Concertmeistern Eldering, Dechert und Mühlfeld zum Vortrag dreier hervor- ragender Werke des Erstgenannten vereinigt, nämlich seines Sextetts (op. 18), der Sonate für Clavier und Violine (op. 108) und des herrlichen Clarinetten-Quintetts (op. 115). Alle drei Werke, die gegenwärtig zu den bedeutendsten dieser Stilgattung gehören, sind {on mehrfach in öffentlißen Concerten vorgetragen und eingehend besprochen worden. Selbstverständlih war die Ausführung mit solchen Kräften eine über jedes Lob erhabene. Bei Vortrag des Duos war es wohl nur zufällig unterblieben, den Deckel des Flügels herunterzulegen, dessen mächtiger Ton mit dem zarten Geigenton Joacbim's nit immer in harmonischem Verhältniß fich befand, zumal dem Anschlag Brahms’ eine gewisse Derbheit zu eigen ist. Die Vor- tragenden, welche gleich bei ihrem Erscheinen lebhaft empfangen wurden, ernteten im Laufe des Abends laute und woblverdiente Bei- fallsbezeugungen und Hervorrufe.

Im dritten Concert, welhes am Donnerstag stattfand, erschien Rubin stein. Er spielte zuerst seine Variationen G-dur, op. 88, mit staunenéwerther Bravour. Die Composition würde jedo durch einige Kürzungen gewinnen, da sie in einèr Dauer von fast dreiviertel Stunden sh oft in Wiederholungen ergeht. Maßvoller in der Form war die Sonate mit Viola, deren Adagio und Scerzo von zündender Wirkung waren. Herr Krelle von der Kroll’shen Kapelle, der dem Meister secundirte, führte seine nicht leichte Partie mit großer Sicherheit aus. Unter den Solo- vorträgen für Klavier sind: Neue Melodie, ein Impromptu und zwei Etuden als sehr anmuthige und efectvolle Klavierstücke hervorzuheben, während die Ballade „Leonore“ durch die lang ausgeführte Ton- malerei des Nossetrampelns ih vielleiht mehr für das Orchester, als für Klavier eignen dürfte. Zwei versishe Lieder Rubinstein's, von einer jungen Mezzosopranistin Fräulein A. von Jerebtzoff sehr ausdrucksvell vorgetragen, gefielen ganz besonders durch Originalität der Erfindung. Die Akustik des Saales erschien dem Gesang ebenso günstig, als sie in den vorhergehenden beiden Concerten dem Klavier und den Streichinstrumenten zu statten fam. Daß Rubinstein nach jeder Pièce mit enthusiastishen Zeichen des Beifalls begrüßt wurde, bedarf kaum noch der Bestätigung. Beim Abschluß dieser drei höchst genußreihen Abende ist es Pflicht, dem Veranstalter Herrn Hermann Wolff besonderen Dank auszudrücken; möge sein verdienstvolles Streben, durch Gründung dieses {chönen Saales den Künstlern ein neues Feld ihrer Thätigkeit zu eröffnen, von glücklidhem Erfolge gekrönt werden. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrih Leovold beehrte das Concert mit Ihrem Besuch.

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In dem Fulda’schen Lustspiele „Die wilde Jagd", das nah längerer Pause morgen im Berliner Theater neu einstudirt wieder in Scene geht, sind neben Arthur Kraußneck, Ludwig Stahl, Albert Schindler, Siegfried Jelenko und Theodor Weiß, die ihre Rollen schon bei den früheren zahlreihen Auffübhrungen des Werkes dar- stellten, jeßt auch Anna Braga, Marie Hönig, Marie Wilke und Karl Blankenstein beschäftigt. Daß Nuscha Butze die Partie der Melanie spielt, ist bereits erwähnt. Für Sonntag Abend ist eine Wiederholung des „Käthchen von Heilbronn“ mit Agnes Sorma und Ludwig Barnay in den Hauptrollen angesetzt.

Im Friedrich-Wilhelmstädtishen Theater wird die morgen zur ersten Aufführung gelangende Offenbach’she Operette ge Banditen“ bis zum Sonnabend, 15. d. M,, auf dem Spielplan eiben.

In dem Schwank „Jm Pavillon* (Le Parfum) von Ernest Blum und Raoul Toché, der morgen zum ersten Male im Residen z-

heater in Scene geht, sind hervorragend beshäftigt die Damen Nosa Bertens und Lou Brion und die Herren Richard Alexander, Hans Pagay, Adolf Steinecke, Hubert Reusch und Herbert Paul- müller. Das einactige Lustspiel „Nah zwei Jahren", das Josef Jarno aus dem Ungarischen des Almásy Tihamér überfeßt hat, wird v "ain Jarno felbst und Fräulein Hilda Hofer zur Darstellung gebracht.

Die Direction des Kroll’\{hen Theaters wurde dur den großen Erfolg, den Frau Moran-Olden in der Matinée mit der Vcean-Arie erzielte, dazu veranlaßt, Weber's „Oberon“ mit der ge-

nannten Künstlerin als Rezia einzustudiren und in nähster Woche

zum erften Mal zur Aufführung zu -bringen. Frau Etelka Gerster wird morgen in der Partie der Rosine im „Barbier von Sevilla“ ihr Gastspiel fortseßen und als Einlage den Ophelia-Walzer von Arditi zu Gehör bringen.

__Im Belle-Alliance-Theater (Neue Deutsche Oper) wird in der morgen stattfindenden ersten Aufführung der Ballet-

antomime „Pandora“ zum ersten Male das gesammte Corps de Ballet, bestehend aus 48 Damen, beschäftigt sein. In der gleichfalls zum ersten Male zur Aufführung gelangenden Oper: „Die Nürn- berger Puppe" treten auf Fräulein Hedinger und die Herren Mitter- lein, Schmidt und Richard. Dirigent is Herr Kapellmeister Keller- mann.

__ Zur Vorstellung im Theater Unter den Linden erschienen gestern viele der hier anwesenden österreihisch-ungarishen Offiziere in Gefell|haft zahlreicher deutscher Offiziere und alle Comité-Mitglieder vom Wien - Berliner Distanzritt. Um den in Presse und Publikum laut gewordenen Wünschen zu entsprehen, hat sich die Direction entschlossen, eine von Anfang an geplante Bereicherung des Programms der Vorstellungen {hon in der morgigen Vorstellung durch das Auftreten neu gewonnener Künstler dü#chzu- führen, wodurch in dem Programm die erwünschte abwech]elnde Mannigfaltigkeit erzielt wird. Wegen der damit verbundenen längeren Dauer der Vorstellungen wird anstatt des bisherigen Be- ginnens um 7# Uhr der Anfang auf 7 Uhr festgeseßt.

Die beiden hier bestehenden plattdeutschen Vereine haben an Herrn Junkermann das Ersuchen gerichtet, je eine Vorstellung von „Kein Hüsung“ zu Vereinszwecken zu veranstalten. Herr Junkermann ist dem Wunsche nachgekommen und giebt daher im Thomas- Theater das Volksstück morgen und am Mittwoh. „Onkel Bräsig“ bleibt mit Ausnahme der beiden obenbezeichnefen Tage bis zur nächsten Neuheit auf dem Spielplan.

Mannigfaltiges.

Das deutsche Richtercomité für denDistanzritt Wien- Berlin hat si, wie ein officieller Anshlag am Baume vor dem Steuerhaufe besagt, gestern Nahmittag um 5 Uhr aufgelöst, da alle prei8gekrönten Pferde eingetroffen sind. Vor 5 Uhr langten gestern hier noch fünf österreichische Reiter an, sodaß bis dahin im ganzen 60 eingetroffen waren.

Die Wiener Abendblätter bestätigen, daß der Premier-Lieutenant

Freiherr von Reißenstein von den 4. Cürassieren (der gestern früh nach 73 Stunden 6 Minuten an's Ziel gelangte) infolge Nebels den Weg verfehlt hatte. Nah dem „Wiener Abendblatt“ irrte Freiherr von Reitenstein hinter Göllersdorf drei Stunden umher. Auch das „Jllustrirte Wiener Exrtrablatt“ und die „Presse“ melden, Freiherr von Reißenstein habe bei Oberholla- brunn den Weg verfehlt und dadurch seiner Aussage gemäß anderthalb Stunden Zeit verloren. Jn einer Unterredung mit dem Spôött- referenten der Wiener „Presse“ erklärte Freiherr von Reitenstein, er sei 30 km fehl geritten; er hoffe, daß er scin Pferd beute auf Con- dition werde vorreiten können. In der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag trafen in Wien ferner ein: Premier-Lieutenant Zinke vom Feld-Artillerie-Regiment Nr. 32 und Second-Lieutenant Hopfen vom Husaren-Regiment Nr. 9 um 1 Ubr 1 Minute, Hauptmann Bloch von Blottnitz Il. um 2 Uhr 28 Minuten, Premier-Lieutenant Scholz vom Înfanterie- Regiment Nr. 99 um 2 Uhr 55 Minuten, Premier-Lieutenant Müller vom Ulanen-Regiment Nr. 18 um 4 Uhr 14 Minuten, Rittmeister Graf Schwerin vom Cürassier-Regiment Nr. 6 um 4 Uhr 45 Minuten” Second-Lieutenant Boe ck vom Bayerischen 2. Shweren Reiter-Regiment um 5 Uhr 45 Minuten, Sccond - Lieutenant von Homeyer vom Cürassier-Regiment Nr. 2 und Premier-ULeutenant Graf von der Golß vom 2. Garde-Ulanen-Regiment um 6 Uhr 54 Minuten und Nittmeister von Meyer 2m Cürassier-Regiment Nr: 6 um 7 Uhr 36 Minuten.

Gestern Mittag 12 Uhr 17 Minuten passirten der bayerische Second-Lieutenant von Branca und Lieutenant Graf M ontgelas aleichzeitig das Ziel. Im Laufe des Nachmittags kamen ferner an: Premier-Lieutenant Freiherr von Wangenheim (Ulan.-Negt. Nr. 6), Oberst von Nothkirch und Panthen (Garde-Cür.-Regt.), Second-Lieutenant Lockemann (Inf.-Regt. Nr. 78), Premier- Lieutenant von Kronenfeldt (Feld-Art.-Regt. Nr. 10), Second- Lieutenant Freiherr Taets von Amerongen (Cür.-Regt. Nr. 7), Second - Lieutenant Johanßen (Hus.-Regt. Nr. 16), Premier- Lieutenant Graf von Westarp (Drag.-Regt. Nr. 17) und Ritt- meister Kimmerle (Chevaulegers-Regt. Nr. 4). Der Erzherzo Albrecht verweilte gestern längere Zeit am Zielort und nahm die Vor- stellung der eintreffenden deutschen Offiziere entgegen.

Ein deutscher Offizier, von einem Referenten des Wiener „Fremdenblatts“ über die Differenz in den Records der deutschen und österreichishen Neiter befragt, wies, wie das genannte Blatt mittbeilt, zunächst auf die bekannten Schwierigkeiten bin, welche den deutschen Offizieren dadurch erwachsen sind, daß ihre Pferde die leßten zwei Drittel des Wegs in bergigen Gegenden zurückzulegen hatten, als sich bei ihnen {on die Müdigkeit einzustellen begann, während die österreihishen Pferde, die überdies an -das Terrain gewöhnt sind, mit frishen Kräften die Schwierigkeiten über- winden konnten und im leßten Drittel geebnete Wege vorfanden. Weiter aber führte er die Differenz auf die ganz verschiedene Auf- stellung der Programme zurück. „Die österreichischen und ungarischen Herren haben sich fo fagte der Offizier vom Anfange an vor- genommen, täglich so lange zu reiten, als es nur irgendwie angeht. Sie hatten keine bestimmten Nachtstationenen in Ausficht genommen, rasteten so wenig als möglich, gönnten sich absolut keine Ruhe und hatten lediglich das Ziel Berlin im Auge. Anders die deutschen Offiziere. Sie hatten sich mehr über die eventuell zu be- ziehenden Nachtquartiere orientirt, und ein großer Theil der Berliner Herren hat jeden Tag regelrechte Nachtrube gehalten. Die Scellig- keit war so sagte der deutsche Offizier beiderseits die gleiche, aber die Paufen waren bei den Deutschen bei weitem größere.“

Nah einer Zusammenstellung in der „Tägl. Rundschau“, für welde wir natürlih keine Verantwortung übernehmen können, ge- winnen 29 österreihishe und 13 deutsche Offiziere die ausgeseßzten Geldpreise (im Ganzen 42), und zwar von den Oesterreichern, die in Berlin angekommen sind: i

1) Lt. Graf Starhemberg (7. Hus. Rgt.) Zeit: 71 St. 40 Min.

2) Ob. Lt. v. Miklós (16. Huf. Negt.) 74 24

D 90

O 7

D 261

6) Ob. L. v. Hincke 35

7) Lt. Scherber I. 59

7 58

3) Lt. Schmidt de Földvar

9) Ob. Lt. Kielmannsegg

10) Ob. Lt. Battyany

11) Lt. Scherber Il. .

C il P 13) Rie Sl. 14) Ob. Lt. Baron Sardagna .

15) Ob. Lt. Baron v. Wolf

16) Ob: Li Graf G. Vay 17) Rittmstr. Baron W. Baselli 15S LE 19) Rittmstr. Max. Haller .

20) Ob. Lt. Busfa .

21) Ob. Lt. Graf Lubienski

22) Ob. Lt. Graf Paar

23) Ob. Lt. A. Kreuzer .

24) Nitkinstr. A Lalavi 29) Nittmstr. Baron E. Unterrichter 26) Ob. Lt. Jarmy de Szolnock 27) Lt. Graf Clam-Martinitz .

2) Ok G, 29) Ob. Lt. Graf Wickenburg

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