Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt vom 12. bis 13. Oktober, Mittags, gemeldete Cholera-Erkrankungs- und Todesfälle:
Datum:
10./101 11.
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Hamburgs. Hamburg.
Preußen. Schleswig.
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Altona.
Vereinzeltc Erkrankungen: Regierungsbezirk Schleswig: in der Stadt Rends-
burg 1 Erkrankung. : . 5 Negierungsbezirk Potsdam: in der Stadt Ebers- walde 1 tödtlih verlaufende Erkrankung.
Sachsen.
Dresden, 12. Oktober. Seine Majestät der König empfing heute Nachmittag um 4 Uhr, umgeben von Jhren Königlichen Hoheiten den Prinzen Georg, Johann Georg und Max und gefolgt von dem großen Dienste, im Ballsaale des Königlichen Residenzschlosses die deutschen und die österreihishen Theilnehmer an dem Distanz- ritt. Der preußishe Gesandte Graf Dönhoff, der österreichish-ungarishe Gesandte Graf Chotek und der baye- rische Gesandte Freiherr von Niethammer stellten ihre Lands- leute dem Könige vor. Um 4/2 Uhr fand in zwei Parade- sälen eine Galatafel zu 220 Gedecken statt, der der König, die Königlichen Prinzen, der Minister des Auswärtigen von Mebsch, die erwähnten drei Gesandten sowie die Königlich sächsischen General-Lieutenants von Kirhbach und von NReyher bei- wohnten. Die Galatafel war mit prachtvollem Gold und Silber sowie mit Altmeißener Porzellangeschirr beseßt und mit herrlihem Blumenshmuck ausgestattet. Der König saß zwischen dem Herzog Ernst Günther und dem Prinzen Georg; Seiner Majestät gegenüber waren der Kriegs - Minister v. d. Planiß und die beiden Sieger im Distanzritt, Nittmeister
reiherr von Reigzenstein und Dber-Lieutenant Graf von Starhemberg, placirt. Jm Verlaufe des Mahles brachte der König, wie „W. T. B.“ meldet, folgenden Trinkspruch aus:
„Ich fordere Sie auf, dieses Glas zu leeren auf das Wohl zweier Monarchen, selbst erhabener Vorbilder eines s{neidigen NReiter- geistes, welcher durch Sie, meine Herren, so vorzügliche Früchte ge- zeitigt hat. Seine Majestät der Kaiser von Oesterreich und Seine Majestät der Deutsche Kaiser, Sie leben hoch !*
Nach der Tafel fand Cercle statt. Um 71/5 Uhr begab sich der König nah dem Offiziercasino des Garde-Neiter- Regiments, wo mit den Distanzreitern ein kameradschaftliches Beisammensein stattfand.
Württemberg,
Stuttgart, 12. Oktober. Das heute ausgegebene Bulletin über das Befinden Jhrer Majestät der Königin- Wittwe hat nach dem „St.-A. f. W.“ folgenden Wortlaut:
Schloß Friedrichshafen, 12. Oktober, Vormittags 9 Uhr. Ihre Majestät hatte wieder eine sehr unruhige Naht; im Halb- {chlummer treten leihte Delirien auf mit ausfeßendem Athem. Im Wachen ist das Bewußtsein ungetrübt. Von Seiten der Athmungs- organe linferseits keine wesentlihe Aenderung, rechts Zunahme der fatarrhalishen Erscheinungen. Temveratur nit erhöht, Puls 120, Élcin, regelmäßig, Athmungsfrequenz 28. Aeußerste Schwäche.
Dr. Stiegele.
Hessen.
Darmstadt, 12. Oktober. Seine Königliche Hoheit der Großherzog wird, nâh der „Darmst. Ztg.“, mit Jhrer Großherzoglichen Hoheit der Prinzessin Alix morgen von London abreisen und Freitag hier eintreffen.
Mecklenburg-Schwerin.
Schwerin, 12. Oktober. Wie beim Ableben Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs Friedrich Franz IL, so ist, wie die „Meckl. Nachr.“ erfahren, auch jeßt eine Me - daille zur Erinnerung an Jhre Königliche Hoheit die Gro ߧ- herzogin-Mutter zur Vertheilung gelangt. Die Vorder- seite schmüdct das Bildniß Jhrer Königlichen Hoheit der Frau Großherzogin-Mutter, die Rückseite ein stehendes Kreuz, um- geben von den Daten des Geburtstags und des Sterbetags der in Gott ruhenden Fürstin. j
Der Landtag ist auf den 16. November nah Malchin cinberufen worden.
Sachsen-Meiningen.
Meiningen, 11, Oftober. Jhre Durchlaucht die Prinzessin Friedrich von Sachsen - Meiningen, Herzogin zu Sachsen, ist heute Vormittag 9 Uhr 50 Minuten zu Cassel von einem Prinzen glücklih entbunden worden.
Reuß ä. L.
+ Greiz, 13, Oktober. Seine Durchlaucht der FÜr st hat sih gestern Nachmittag zu längerem Jagdaufenthalt nach Schloß Burgk in der gleihnamigen Oberherrschaft begeben. In den nächsten Tagen werden die zur Theilnahme an den Hofjagden eingeladenen Jagdgäste, Cavaliere und Beamten dorthin nachfolgen.
Reuß j. L.
Gera, 12. Oktober. Der Landtag des Fürstenthums ist auf den 28. d. M. einberufen worden.
: Hamburg.
Hamburg, 13. Oktober. Jn der gestrigen Sigzung der Bürgerschaft fand folgender Antrag des Dr. Gieschen genügende Unterstüßung und gelangt auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung:
_ „Die Bürgerschaft bes{ließt und ersuht den Senat um seine A igerehntiguns : L
, Cs wird eine gemischte Commission, bestehend aus drei Mit- gliedern des Senats und sechs Mitgliedern der Bürgerschaft, nieder- geseßt mit dem Auftrage, zu prüfen, welche Abänderung unserer Ver- fassung und welckde Aenderungen unserer Verwaltung nothwendig sind, damit das Wohl und die Interessen des hamburgishen Staats und seiner Bewohner besser als disher gewahrt und geschüßt werden.
Die Commission hat spätestens nah Ablauf von drei Monaten dem Senat und der Bür an über ihre Berathungen und eventuell über das Resultat derselben Bericht zu erstatten.“
Oefterreich-Ungarn.
Der Heeresauss\chu ß der een Delegation bewilligte gestern, wie das „K. K. Telegr. Corresp. Dir. berihtet, nah Entgegennahme ausführlicher Aufklärungen seitens des Neichs-Kriegs-Ministers Freiherrn von Bauer im Princip die beantragte Erhöhung des Präsenzstandes. Freiherr von Bauer hatte unter anderem erklärt, Oesterreih-Ungarn stehe auch nach der bewilligten Erhöhung des Präsenzstandes den anderen Mächten nah. Die Erhöhung könne ohne die geringste Erhöhung des Recrutencontingents plaßgreifen, das die Kriegs- tüchtigkeit eines großen Heeres bedingende Minimum der Cadres sei noch nit erreiht. Auf eine Änfrage des Delegirten Pulszky wegen der in mehreren“ Blättern verbreiteten Gerüchte über Unbrauchbarkeit des neu eingeführten rau ch- \schwachen Pulvers entgegnete der Reichs - Kriegs- Minister, daß er die bezüglihen Voraussezungen als lüdckenhaft und die daraus gezogenen Folgerungen als gänzlih unbegründet bezeichnen müsse. Das rauh- {wache Pulver habe im Gegentheil die Probe auf seine Güte bestanden und verdiene, wie auch die in Konstantinopel angestellten Versuche erwiesen hätten, unter den Pulverarten hervorragend geshäßt zu werden. Durch thatkräftiges Vor- gehen des Kriegs-Ministeriums seien die Mängel, die sich anfangs bei dem Pulver noch gezeigt hätten, behoben worden. Erneute Versuhe in Konstantinopel hätten denn auch gezeigt, daß das in Desterreih-Ungarn hergestellte Präparat in feiner Richtung einem anderen nachstehe. Die Angriffe auf das rauchschwache Pulver seien mithin durhaus un egründet und der Wahrheit nicht entsprechend. Wahrscheinlih habe sie ein gewisser Antagonismus gegen die Einrichtungen der Heeresverwaltung ins Leben gerufen. Auf die vom Delegirten Ugron ausgesprochenen Besorgnisse hinsichtlich der eventuellen cemishen Veränderung der Bestandtheile des rauhschwachen Pulvers bemerkte der Minister ferner, alle durch die Chemie dargebotenen Mittel zur Prüfung des Pulvers auf die Veränderlichkeit seiner Bestandtheile hin seien angeordnet worden. Das Ergebniß verbürge mit Sicherheit, daß die geäußerten Besorgnisse nicht stihhaltig scien. Die Erklärungen des Ministers wurden vom Ausschuß zur Kenntniß genommen.
Großbritannien nd Frland.
n der am Montag abgehaltenen Convention der Par- nelliten (siche Nr. 240 des „R.- u. St.-A.) sind nach der „A. C.“ folgende Beschlüsse gefaßt worden :
Erstens: Daß keine Beilegung der nationalen Frage als be- friedigend zu erachten sei, die niht die Errichtung eines von dem irischen Volke erwählten Parlaments eathalte, dem die Gewalt über alle irischen Angelegenbeiten , einschließli der Geseze über Grund- eigenthum gegeben werden muß. Die von diesen Parlament erlassenen Geseße seien nur dem Veto der Krone oder deren Stellvertreter in Irland zu unterwerfen. Die irische Erecutive solle nur von diesem Parlament abhängig sein und die Controle über die Polizei, als au das Ernennungsrecht aller Nichter und Magistrate besitzen. Zweitens: Daß keine Versöhnungspolitik Frland gegenüber als zufriedenstellend anzusehen sei, welche nicht eine vollständige Amnestie für diejenigen einshließe, deren Wunsch, ihrem Vaterlande ebrenhaft zu dienen, Ursache ihrer Gefangenschaft gewesen war.
Frankreich.
In unterrichteten Kreisen verlautet dem „W. T. B.“ Zu- folge, die Regierung werde bei der Einbringung des fran- zölish-schweizerischen Handelsübereinkommens ihre Bereitwilligkeit kundgeben, mit der Zollcommission der Kammer betreffs der beantragten Ermäßigungen in Berathungen ein- zutreten.
Ueber die voraussihtlihe Thätigkeit der Deputirten- kammer nah ihrem Zusammentreten wird der „Fr. Big geschrieben, es erscheine unmöglich, daß der Berichterstatter der Budgetcommission Poincaré in der Lage sein werde, gleich bei Beginn der Session den allgemeinen Bericht über das Budget zu erstatten Dementsprehend gedenke die Budgetcommission, die Kammer aufzufordern, ihre Be- rathungen mit der Prüfung des Entwurfs zur Reform der Getränfkesteuer einzuleiten, die, obwohl sie dem Budget von 1893 einverleibt sei, doch nah der Ansicht der Commission keinerlei Rückwirkung auf dasselbe habe. Ander- seits wird gemeldet, daß Léon Say, der Präsident der Com- mission für die Bank von Frankreich, diese Commission für den 19. d. M. zusammenberufen werde, um über die Mittel zu berathen, durch welche die Kammer veranlaßt werden fönne, die unterbrochene Discussion über die Erneuerung des Bank- privilegiums sofort wieder aufzunehmen. Auch handele es sich, nahdem Burdeau Marine-Minister geworden fei, um die Neuwahl eines Berichterstatters über die Erneuerung des Privilegiums. Die Discussion über den Handelsvertrag mit der Schweiz werde nicht sofort vor die Kammer fommen können. Der Entwurf, der die Grundlagen der Convention enthalte, könne von der Regierung erst beim Wiederzusammentritt eingebraht werden. Dieser Entwurf werde an eine Commission verwiesen werden, wo er zweifellos den Gegenstand einer lebhaften Debatte bilden werde. Endlich werde die Abfassung des Berichts eine gewisse Frist erfordern, sodaß die Discussion im Plenum frühestens im Laufe des November werde beginnen können. Die ersten Tage der Session würden mit Jnterpellationen ausgefüllt werden, vor allen mit der Interpellation über die Vorgänge von Carmaur.
Als französische Delegirte zu der internationalen Münzconferenz in Brüssel sind der frühere Minister Tirard, der Director der Münzverwaltung Lironclairrolles und der Director im Finanz-Ministerium Féville ausersehen.
Gestern war in París das Gerücht verbreitet, der Oberst Dodds sei vor Poguessa getödtet oder ver- wundet worden. Der Marine-Minister hält das Gerücht für völlig unbegründet.
Die von dem „Courier du Soir“ verbreiteten beun- ruhigenden Nachrichten über das Befinden des Marschalls Mac Mahon (siehe die gestrige Nummer d. Bl.) werden von unterrichteter Seite als unbegründet bezeichnet.
Rußland und Polen. __ Der Kaiser und der Großfürst Thronfolger haben sich, wie der „Pol. Corresp.“ geschrieben wird, vorgestern von Skierniewice nah Czenstohau begeben, um dort der Ent-
hüllung eines Denkmals für Kaiser Alexander Il beizuwohnen. Gestern nahm der Kaiser an einer Jagd bei Lipezk, 17 Werst von Skierniewice, theil, von der er Abends wohlbehalten nah Skiernewice zurückehrte. Die Rückehr des Kaisers und der Kaiserin nach Skt. Petersburg ist, wie „W. T. B“ meldet, auf den 14. d. M. festgeseßt. Der Minister des Jnnern Durnowo, der Verkehrs-Minister Kriwoscheïn und " der General Rehbinder, Gehilfe des Com- mandirenden der Gardetruppen und des St. Petersburger Militär- bezirks Großfürsten Wladimir, würden Allerhöchstdenselben entgegenreisen. 5
Dem „Rufskij Jnvalid“ zufolge ist der Chef des Stabes der 26. Jnfanterie-Division, Oberst Bertels zum Comman- deur des Wiborg’schen Jnfanterie-Regiments, dessen Jnhaber Seine Majestät der Kaiser Wilhelm is, ernannt worden.
Eine in den leßten Tagen in St. Petersburg einge- troffene Mittheilung der amtlihen „Turke stansfkija Wiedomosti“ bringt über die bekannten Vorgänge im Pamirgebiet und über den Zusammenstoß der Truppen des Obersten Janow mit den afghanishen Vorposten folgende Mittheilung: Der Conflict habe am 24. Juli am Alitshur stattgefunden. Der afghanische Capitän habe die Gegend nicht räumen wollen, die Janow auf Grundlage der anglo-russischen Vereinbarung vom Jahre 1872 für Rußland in Anspruch ge- nommen habe. Der Streit sei in Folge der Haltung der Afghanen in ein Handgemenge ausgeartet. Oberst Janow habe den Kosaken befohlen, die Afghanen zu entwaffnen. Diese hätten mit einer Gewehrjalve geantwortet und einen Kosaken verwundet. Vierzehn Afghanen und der Capitän seien getödtet worden: auf der Kampfstätte seien zehn englische Gewehre nebst Patronen zurückgeblieben. Das amtliche Blatt bezweifelt, daß der Emir von Afghanistan sich an die ostindishe Regierung um Hilfe gewendct habe. Sollte dies aber wahr sein, so werde diese ihn zweifellos über die anglo- russishe Vereinbarung vom Jahre 1872 belehren, der zufolge Alitshur-Pamir zweifellos russishes Territorium sei. Was China betreffe, so werde die bald beendcte Grenzregulirung allen Mißverständnissen zwishen Rußland und China ein Ende machen.
Ftalien.
Jhre Majestät die Kaiserin Friedrich ist mit Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Margarethe gestern Abend 6 Uhr incognito in Mailand eingetroffen und im Hotel Cavour abge|tiegen.
Das i Blatt hat gestern Abend das vom 10. d. datirte Königliche Decret, wcdurch die Auflösung der gegenwärtigen Deputirtenkammer ausgesprochen wird, veröffentliht. Die allgemeinen Wahlen sind, wie bereits ge- meldet, auf den 6. November, die Stichwahlen auf den 13. November festgesegt. Das neue Parlament wird für den 23. November cr. einberufen.
Die „Agenzia Stefani“ veröffentliht den Wortlaut des Berichts des Ministerraths an den König, worin das Programm des Cabinets dargelegt wird. Der Bericht beginnt wie folgt:
In diesem historischen Augenblick behaupten den ersten Rang die öfonomischen Fragen, deren Lösung zur erfolgreichen Behandlung der noch \chwierigeren focialen Probleme den Weg bahnt. Die finan- ziellen und ökfonomishen Schwierigkeiten sind unübersteiglihe Hinder- nisse, welhe sich dem Wohlsein der unteren Volksklassen entgegenstellen. Zur Behebung derselben bedarf es der Segnungen langer Jahre des Friedens, auf welchen Italien glückliherweise rechnen fann, und zu dessen Erhaltung es beigetragen bat und stets beitragen wird durch seine Bündnisse und durch sein beständiges Bemühen, das gute Einvernehmen zwischen den Mächten herzustellen und Mißtrauen zu - zerstreuen. Italien muß aber auch der Nuhe im Innern genießen, welche die Negicrung durch eine Politik aufrecht zu erhalten gedenkt, die, indem sie alle Freiheiten aufmerfsam und eifrig hütet und energisch über die Sicherheit der Bürger wacht, dennoch alle Conflicte vermeidet.
Es heißt dann weiter:
Die bis jetzt festgestellten finanziellen Resultate zeigen im Budgetjahre 1891/92 einen Fehlbetrag von 39,6 Millionen zwischen den Einnahmen und den efffectiven Ausgaben. In diesem Deficit sind 49,9 Millionen inbegriffen, welhe sich als Ausfall bei dem Abschnitt „Kapitalbewegung“ ergaben. Hierzu kommen noch 3,6 Millionen Pensionen, die aus dem Nestbetrage der aufgelösten Pensionskasse bezahlt wurden, sodann 82,9 Mil- lionen Ausgaben für Eisenbahnen, für welhe dur eine ent- sprehenden Renten-Emission vorgesorgt wurde. Kurz, es wurden 89,9 Millionen neue Schulden gemacht, resv. vorhandene Bestände aufgebrauht, während das Deficit aus dem Finanzgesetße dem Staats- haß neue, nicht geringe Lasten auferlegte. Nichtdestoweniger muß anertannt werden, daß sich die finanzielle Situation in der leßten Budgetperiode merklih gebessert hat. Ueberhaupt hat sih in der dreijährigen Periode 1889 bis 1892 eine finanzielkte Besferung gezeigt.
Auch im gegenwärtigen Zeitpunkte liegen Anzeichen einer besseren wirthshaftlichen Entwickelung vor, und die Ergebnisse der ersten drei Monate der laufenden Budgetperiode lassen eine Ver- mehrung des Ertrages einiger Einnahmequellen erhoffen. Nichtê- destoweniger hat die Regierung, um Enttäuschungen zu vermeiden, diese günstigeren Umstände nicht berüsichtigt, sondern die gemachten Ersparungen strenge aufrecht erhalten und neue zu maden gesucht, um die unabweislichen Lasten vollständig tragen zu können. Von diesen Grundsäßen gehen die Vorlagen aus, welche die Negierung dem neuen Parlament zu unterbreiten gedenkt.
Was das Budget für 1892/93 angehe, so stelle dieses sämmtliche bereits vorgeshlagenen Ersparungen sicher, enthalte weitere Ersparungen und biete eine Bürgschaft gegen jede Enttäuschung über die dem Staatsshaß unwveigerlih aufzulegenden Lasten. Die efffectiven ordentlihen und außerordentlihen Ausgaben für Heereszwecke seien auf 246 Millionen jährlich fest- geseßt. Das gegenwartige Kriegsbudget betrage 241 300 000 Lire. Die Negierung werde für außerordentliche Ausgaben im Kriegê- budget 4 600 000 Lire fordern. Hervorzubeben sei, daß das ordent- lide und außerordentlihe Kriegsbudget im Jahre 1888/89 405 300 000, im Jahre 1891/92 260 000 000 betragen habe, während das Marinebudget sich im Jahre 1888/89 auf 157 800 000, im Jahre 1891/92 auf 105 400000 gestellt habe. Daraus sei er- sihtlih, daß die Ausgaben für mllitärishe Zwecke bereits um beträhtlihe Summen vermindert worden seien. Indem gegenwärtig ein Betrag von 246 000000 in das Budget eingestellt werde, glaube die Regierung die Erfordernisse der nationalen Vertheidigung mit der finanziellen Lage des Landes in Einklang zu bringen. Die Landesvertheidigung sei übrigens nit nur durch Maßnahmen, welche Ausgaben im Gefolge hätten, gehoben worden, vielmehr werde die Regierung die Verstärkung derselben anstreben durch Verbesserung des Aushebungssystems, der Avancements- verbältnisse, der Disciplin und insbesondere dur Gewöhnung der Vürger an den Gebrauh der Waffen und die An trengungen des Heeresdienstes von früßester Jugend an. Der Fehlbetrag sur 1892/93, die Bewegung der Kapitalien mit inbegriffen, wird in dem Bericht auf 37 700 09) geschägt, derjenige für 1893/94 wegen des Anwachsens der Lasten des Schaßes infolge der Anwendung der neuen Gesege und infolge der unabweislihen Ausgaben auf 50 800000. Die
“as laufende Budget und die Budgets der
nothwendigen Lasten würden im Jahre 1894/95 um 7 400 000, im Fahre 1895/96 um 6 600 000 steigen, dagegen im Jahre 1896/97 sich um 10 200 000 niedriger stellen. In den Budgets der nächsten Jahre würden die Ausgaben infolge der Tilgung der langfristigen Schayz- scheine noch steigen, alsdann aber allmählich abnehmen. In fünf Jahren werde der Schaß, wie die Regierung es beabsichtige, be- timmt zur Confolidirung der bezeihneten Schaßscheine schreiten föónnen. Die Consolidirung werde den Schaß vom Jahre 1897/98 ab entlasten. Daher bestehe cine um so größere Nothwendigkeit, f rei näâbsten Jahre ins Gleichgewicht zu bringen, um die finanzielle Frage einer günstigen Lösung entgegenzuführen. Das Cabinet gedenke das Gleichgewicht jeßt bereits herzustellen ohne Einführung neuer und ohne Erhöhung der bestehenden Steuern. Hierbei bringe die Re- gierung die Wirkungen der organischen Reformen nicht in Anschlag, welhe in Vorschlag gebraht werden sollen, deren Erfolg aber nicht sogleih cintreten könne.
Die Maßregeln, welche der Ministerrath vorschlagen werde, feien die folgenden: Eine neue Vertheilung der außer- ordentlichen Ausgaben für Wasser- und Wegebauten, sowie Maßregeln, betreffend die bis zum 30. Juni näthsten Jahres eingeschriebenen Pensionen in Höhe von 73 Millionen, indem mit dem bezüg- lichen Dienste die staatlihe Depositenkasse beauftragt werden soll, die diese Zahlungen zu leisten hat in dreißig fest- stehenden gleich Hohen Annuitäten von je 3,6 Millionen : furz gesagt, man werde die in 58 Jahren zu tilgende Schuld in eine solche umwandeln, die durch 30 feststehende Annuitäten zu tilgen ist. Da jedoch jene Kasse, unabhängig von dieser Operation, mehrere Jahre hindur ihre Fonds zu Darleben an die Gemeinden, Provinzen und Syndikate würde beibehalten müssen, so habe die Negierung die Ge- legenheit für gekommen erachtet, ein wiederholt gegebenes Versprechen zu erfüllen, nämlih Credite für die Gemeinden und Provinzen durch ein Institut zu shaffen, wie es deren im Auslande in Menge gebe. Für Beamte, welhe nah Erlaß des betreffenden Geseßes in den Staatsdienst treten, werde eine von der staatlichen Depositenkasse verwaltete Versorgungskasse gegründet werden. Der staatliche Beitrag hierzu werde ein nit bedeutender sein und nah vielen Jahren die Höhe von 15 Millionen jährli nit über- schreiten. In dieser Weise würden die Pensionen für die gegenwärtig im Staatsdienst befindlihen Beamten eingeschränkt und die daraus dem Staat erwachsenden Lasten herabgemindert werden. Endlich fönnten die Ausgaben um 14 weitere Millionen vermindert werden.
Dank diesen Maßnahmen werde das Budget für 1892/93 mit einem Uebershuß von 6 Millionen und das- jenige für 1893/94 im Gleichgewicht abschließen. Die Regierung und das Parlament fkönnten daher die im Interesse der am meisten bedürftigen Bevölkerungsklassen durch- zuführende Steuerreform mit Eründlikeit prüfen. Um diese Reform vorzubereiten, werde die Regierung vorschlagen, die Einfuhr und den Verkauf mineralisher Leuhtöle dem Staat vorzu- behalten. Ebenso werde die Regierung im Interesse der Volkäwirth- gas mehrere Abänderungen des allgemeinen Zolltarifs in Vorschlag ringen. i In der Frage der Emissionsbanken werde man schrittweise vorgehen Man werde alsbald die Situation der Anlagckavitalien und des Wechselportefeuilles diefer Banken dur Verstärkung der Metallreserven verbessern. Bezüglich der Geldcirkfulation beschäftige sih die Negierung mit den aus verschiedenen Theilen des Landes an fie gerichteten Beschwerden. Gegen den Mangel an Scheidemünze in Silber werde man Maßregeln ergreifen, wodurch eine dauernde Cirkulation solher Münze gesichert werden könne, ohne do durch künstliche Mittel die Situation zu vershlimmern oder gegen die Ver- einbarungen mit anderen Ländern zu verstoßen. Es wird sodann die demnächstige Münzconferenz erwähnt. Der Bericht kündigt ferner Geseßentwürfe, betreffend die Regulirung der Bezirksverwaltungs- Kassen und den Bau von Secundärbahnen, an. Es folgt eine Dar- legung der organischen Reformen, der Reformen in der inneren Ver- waltung und der socialen Reformen.
Das Programm des Cabinets könne daher wie folgt zusammengesaßt werden: sofortige und sichere Herstellung des Gleichgewichts im Staatsbudget ohne neue Steuern und ohne Er- höhung der bestehenden Steuern, unter Garanticleistung gegen- über den Steuerzahlern, daß auch später keine Steuer- erhöhungen eintreten sollen; unverzüglißhe Wnangriffnahme der organishen Reform der verschiedenen Verwaltungs- zweige, um diese einfaher, billiger und wirksamer zu gestalten: ruhige und entschiedene Vorbereitung der Steuerreform zu Gunsten der unbemittelten Klassen; Inangriffnahme der spruch- reifen und dringendsten socialen Fragen. Der Bericht s{hließt: „Dies ist unser Programm. Es foll uns freuen, wenn man diefem ein anderes Programm entgegenstellt. Das leßtere sollte geschehen, und wir vertrauen darauf, daß es geschehen wird. Diejenigen, welche gern still steben, und die, welche gern vorwärtsschreiten, fönnen nit denselben Schritt gehen. Die Verschiedenheit der politishen Parteien ift nöthig für ein regelmäßiges Functioniren der constitutionellen Einrichtungen. Die auftauchenden Fragen wechseln, die Namen verlieren ihre Be- deutung, aber die verschiedenen Bestrebungen und der Wille überleben die alten Fragen und Namen.“
Spanien.
In La Rabida wurde gestern in Gegenwart der Königin - Regentin und einer großen Menschenmenge das Columbus-Denkmal enthüllt: viele ausländische Kriegs- schiffe waren zu den Festlihkeiten im Hafen ershienen. Die Königin Hat dem Herzog von Veragua, einem Nachkommen von Columbus, die große Kette zum Orden vom goldenen Vließ verliehen.
Belgien.
In der Commission der Deputirtenkammer zur Vor- berathung der Verfassungsrevision erklärte, wie der „Frkf. Ztg.“ geshrieben wird, der Deputirte Graux, er würde mit dem System der Regierung einverstanden sein, wenn diese in ihrem Entwurf die eine Beschränkung aufnehmen wolle, daß nur diejenigen Hausmiether oder Hausbesizer Wähler sein sollten, die schreiben und lesen könnten. Dieser Ausweg wurde durch Janson sehr energish bekämpft, scheint aber in liberalen wie in klerikalen Kreisen gut aufgenommen worden zu sein und dürfte die Regierung vielleidt in diesem Sinne ihren Entwurf ändern. -
Der Kriegs-Minister hat der „Köln. Ztg.“ zufolge angeordnet, daß in Zukunft jeder Hauptmann für den Unter- riht der des Lesens und Schreibens Unkundigen in seiner Compagnie zu sorgen und zu haften habe. Diese Maßregel joll auf die günstigen Erfolge zurückzuführen sein, die ein Oberst in diejer Beziehung in seinem Regiment erlangt hat.
Griechenland.
In Athen fanden, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag abermals Demonstrationen der Studenten statt. Schließlich zerstreute die Polizei die Manifestanten durch Anwendung von Sprigzen.
Rumänien.
. Der König und der Prinz Ferdinand von Ru- münien begaben sich vorgestern Abend in Begleitung des Kriegs-Ministers von Sinaja nah Fokschani, besichtigten daselbst gestern die Befestigungslinie, wohnten ‘den Sieß- Ubungen bei und folgten dann einer Einladung des Kriegs- ‘inijters zu einem militärishen Dejeuner. Abends kehrten der omg und der Thronfolger nah Sinaja zurü.
Serbien.
Aus Bekgrad wird der Wiener „Presse“ gemeldet, die amtlichen Nachweisungen hätten ergeben, daß von den 530 904 E gen serbishen Staatsbürgern 60810 für das laufende Jahr gar keine Steuer, und 82465 nur eine geringe Quote der Steuern bisher gezahlt hätten. Der ‘größte Theil der Rückstände entfalle auf Anhänger der radicalen Partei.
Schweden und Norwegen,
(F) Stockholm, 10. Oktober. Die Staatseinnahmen in den ersten neun Monaten dieses Jahres betrugen: Zölle 28 142 876 Kronen gegen 28568 179 Kronen, Branntwein- steuer 9 726 250 Kronen gegen 9 103 807 Kronen, Rübenzucker- steuer 679 001 Kronen gegen 615 731 Kronen, Staatseisenbahnen (Uebershüsse) 4400 000 Kronen gegen 4 700 000 Kronen oder zujammen 42948 127 Kronen gegen 42 987 717 Kronen in der gleichen Zeit des Vorjahres.
Amerika.
__ Vereinigte Staaten. - Die Festlichkeiten zur Feier der Entdeckung Amerikas dauern fort. Nachdem vorgestern Abend in New-York ein prächtiges Feuerwerk abgebrannt war, defilirten mehrere Tausend Katholiken New- Yorks vor dem Vice-Präsidenten Morton. Daran {loß fi eine von dem fatholishen Klub NewsYorks veranstaltete Musikaufführung. Einem Concert deutsher Musik- vereine, die nch unter der Bezeichnung „Columbus freier Sängerbund“ -zusammengethan hatten, wohnten der vormalige Präsident Cleveland, der Mayor von New-York und viele hervorragende Deutsche bei. Gestern fand cine große militä- rishe Kundgebung und die Enthüllung des der Stadt New- orf von den dortigen italienishen Vereinen gewidmeten Denkmals für Christoph Columbus statt. Der Vice-Präsident Morton hielt bei dieser Gelegenheit im Namen des Präsidenten Harrison eine Rede, worin er die Beziehungen zwischen Jtalien und den Vereinigten Staaten als sehr herzliche bezeihnete. — Aehnliche Kundgebungen haben in Chicago, Philadelphia und Baltimore statt- gefunden. Ueberall herrschte große Begeisterung.
Argentinien. Wie dem „Reuter schen Bureau“ aus Buenos Aires gemeldet wird, ist die außerordentliche Session des Congresses gestern eröffnet worden. Der Präsident Saenz Pena leistete den Eid auf die Verfassung und versprach in seiner Rede die Herbeiführung von Reformen. Er erflärte ferner, er werde sih bei der Verwaltung seines Amts nicht vom Parteigeist leiten lassen, damit die Einigkeit unter allen Argentiniern aufrecht erhalten bleibe. Gegen Störenfriede aber werde er rücsihtslos vorgehen. Seine Regierung gedenke, der Verwaltung der Finanzen besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden und alle möglichen Erspar- nisse zu fordern. Zum Schluß forderte der Präsident alle hervorragenden Staatsbürger auf, ihn bei den Bemühungen um die Wiedererhebung des Landes zu unterstüßen. Der ehe- malige Präsident Pellegrini wurde in dem Augenblick, als er das Präsidentschaftsgebäude verließ, vom Pöbel aus- gepfiffen. Jn den Straßen fanden einige Aufläufe statt.
Asien.
In China ist es neuerdings wieder zu Auss\chrei- tungen gegen Missionare gekommen. Nach einer Depesche der „Times“ aus Shanghai von gestern habe die Bevölke- rung von Kieng-Yong in der Provinz Tukien die Häuser der englishen Missionare angegriffen und das Wohnhaus des Reverend Phillips niedergebrannt. Phillips und seine Frau scien durch chinesishe Beamte gerettet worden.
Kunft und Wissenschaft.
Die Wiener Universität beging am Dienstag in fest- licher Weise den fündundzwanzigsten Jahrestag der Berufung Bill - roth’s an diese Hochschule. Zu diesem Feste waren nah einem Be- riht der „Presse“ erschienen: Vertreter des Unterrichts - Ministers und des Kriegs-Ministers, ferner Land-Marshall Graf Kinsfki, Statthalterei - Nath Ritter von Karajan, der Präsident der Akademie der Wissenschaft, Geheimer Rath Ritter von Arneth, Deputationen der Gesellschaft der Aerzte, des medizinishen Doctoren- Collegiums, des Rudolfiner Hauses, der Poliklinik, des österreichish- patriotishen Hilfsvereins, des militärärztlihen Offizier-Corps, des Obersten Sanitätsraths, sowie Vertreter der studentischen Vereini- gungen, fast sämmtliche Professoren der Wiener Universität und die ehemaligen Schüler Billroth's. Die Galerie war von Studenten dicht beseßt. Rechts von der Rednerbühne saß die Familie des Jubilars. Um 12 Uhr erschien unter Vorantritt der studentischen Verbindungen, eines Pedells und des akademischen Senats Professor Villroth an der Seite des Professors Albert. Der Rector Profes)or Ludwig begrüßte die Festversammlung und richtete namens der Universität herzlihe Worte an BVillroth, dessen Wirken als Lehrer und Förderer der Universität feiernd. Nah Vorstellung der einzelnen Deputationen ergriff Professor Albert das Wort zu einer längeren Festrede, worin er u. a. die großen und fühnenOperationen hervorhob, die Billroth in Wien in die Praris eingeführt — die Resection des Oesophagus, die Exstirpation des Kehlkopfes, die Magenresection — die in Verbin- dung mit der Lister’shen Methode allgemeine Verbreitung gefunden haben. Jett könne man sagen, daß Billroth's Junitiative die Chirurgie der Eingeweide cbenso gefördert habe, wie die Initiative Spencer Well's und Péan's die Gynäkologie. Auf diese mit Jubel aufgenommene Nede erwiderte Professor Billroth Folgendes: „Sie werden es begreifen, daß die Verhältnisse, unter welhen ich heute vor dieser auserlesenen Ver- fammlung stehe, es mir nit leiht machen, die geeigneten Worte zu finden, um den Dank für die mir erwiesene Auszeichnung auszu- sprechen. Dadurch, daß Seine Magnificenz mich in diesen Festsaal einlud, um die Glückwünshe der Universität entgegenzunehmen, und durch die Rede meines Collegen Hofraths Professors Albert wurde die Feier zu - einem akademishen Act, der für mich die höchste akademishe Auszeihnung bedeutet.“ Prófessor BVillroth warf dann einen kurzen Rückblick auf seine Lehrthätigkeit und betonte, daß niemand mehr von denen, die ibn bei feinem Eintritt in die Alma mater begleiteten, an derselben wirke. Er {loß mit dem Rufe: Academia Viennensis vivat, crescat, floreat! Darauf {ritt Professor Billroth auf die einzelnen Deputationen zu, dankte den Vertretern für ihr Erscheinen und verließ sodann unter Hochrufen den Festsaal. : i
— Aus London, 12. Oktober, wird gemeldet: Die Beerdigungs- feierlihkeit des Dichters Tennyfon in der Westminster-Abtei ge- staltete sich zu einer sehr imposanten. Das weite Gebäude war dicht gefüllt; die von der Königlichen Familie, von politischen, wissenschaft- lichen und fünstlerishen berühmten Persönlichkeiten und von perfön- lien Freunden des Dahingeschiedenen gefpendeten zahlreichen Kränze und Blumen wurden bei der zur Aufnahme des Sarges bestimmten Gruft niedergelegt. Leßtere befindet sih in dem Theile der Abtei, wo berühmte Vichter beigeseßt werden. Die Bahrtuh-Schnüre hielten die Lords Salisbury, Selborne, Rosebery, Dufferin, Kelvin, der Herzog von Argyll, der Geschäftsträger der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika und andere hervorragende
amilie waren durch Abgesandte* vertreten. - Im Zuge von dem Kirchenportal zum Grabe jschritten die hohe englische Geistlichkeit, sowie politische, wissenschaftlihe und künftlerishe ‘Notabilitäten und viele Mitglieder der hoben Aristokratie.
Familie waren Die Königin und die Mitglieder der Königlichen
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten nund Absperrungs- Maßregeln.
Cholera.
Nr. 41 der „Veröff. des Kaif. Gesundheitzamts“ berichtet: Durch die in Nussish-Polen stattfindende Ausbreitung der Cholera ist das Weichselstromgebiet nunmehr gefährdet. Jedoch find dort Erkrankungen bisher nicht vorgekommen. Im übrigen ist im all- genieinen ein weiterer Rücgang der Cholera zu bemerken. Ins- besondere sind in Hamburg am 8. Oktober 14 Erkrankungen, 5 Todes- fâlle, am 9. Oktober 21 bezw. 4 gemeldet. /
An der Controlstation zu Fürstenwalde wurde, wie der „Nat.-Z.* berihtet wird, der „Schiffer Sh iht aus Beeskow als choleraverdähtig angehalten und nach dem dortigen Seixßenhaus gebraht. Durch die bafteriologishe Untersuchung wurde bei ihm asiatishe Cholera festgestellt.
In Hamburg hat die Bürgerschaft 100 000 A zur An- lage von artesischen (Tief-) Brunnen bewilligt, da es nah den bisherigen Erfahrungen mit den angelegten Flach- brunnen zweifelhaft geworden it, ob auf diesem Wege das erforderlihe Trink- und Gebrauchswasser für die Hamburger Be- völkerung gewonnen werden fönne. Diese Brunnen follen nur interi- mistish bis zur Fertigstellung der Sandfiltration für- die Wasserwerke benußt werden. — Der ärztliche Wachtdienst an den sämmtlichen Desinfectionsanstalten in Hamburg hat mit Ablauf des gestrigen Tages
aufgehört, da die Zahl der täglich vorkommenden Cholera-Erfranfungen nur noch eine ganz geringe ift. — Die von Director Fr. Renz veranstaltete Wohlthätigkeits-Vorstellunrg zum Besten, der Nothleidenden von Ham- burg-Altona hat einen Reinertrag von 2722 4 60 4 ergeben, der zu gleichen Theilen an die Nothstands-Comités in Hamburg und Altona abgeführt worden ist. — Dem Nothstands-Comité wurde von der Drontheim und Bergen Damvpsfergesellschaft in Norwegen die Summe von 1000 6 überwiesen. ‘
In Gonda und Alfen am Rbein sind, wie unter dem gestrigen Tage aus Amsterdam gemeldet wird, je zwei Cholera-Erkranfungen, in Dudshoorn und Diepenveen je eine Erkrankung und in Rotterdam ein Todesfall vorgekommen. E
In Brüs sel sind zwei Todesfälle an Cholera, in der Vorstadt Molenbeck zwei Todesfälle und zwei Genesungen, im Wäsland im September 56 Todesfälle bei 808 Einwohnern und gestern vier Todesfälle vorgekommen. In Quaregnon ist die Cholera im An- wachsen. In Antwerpen find gestern zwei Frauen plößlih an der Cholera gestorben. |
Neuerdings sind in Marseill e fünf choleraverdähtige Todes- fälle vorkommen.
In Pest sind von Dienstag Abend 6 Uhr bis gestern Abend 6 Uhr neunzehn Personen an der Cholera erkrankt und dreizehn ge- storben. Außerdem wurden in das dortige Garnisonhospital sieben unter oleraverdähtigen Anzeihen Erkrankte gebracht. Aus Szegedin is fein weiterer - Cholerafall gemeldet worden. Unter den Arbeitern bei der Donauregulirung in Tököle kamen in den leßten Tagen elf Cholera-Erkrankfungen und drei Todesfälle vor. In Krakau sind gestern drei Ebblena- Erkrankungen vorgekommen; in Niepolomice und Plaszow ist je cine Person erkrankt; in Podgorze ist eine Person gestorben.
Zufolge einer Meldung vom 26. September waren in New-
Yor f seit mehreren Tagen neue Cholerafälle nicht mehr vorgekom- Im ganzen waren bis dahin sieben Todesfälle festgestellt
men. worden.
Ueber Choleragefahr und Absperrungsmaßregeln wird weiter berichtet :
Bukarest, 12. Oktober. Infolge der Cholera in Ungarn ist eine achttägige Quarantäne an den Grenzstationen Verciorowa und Predeal angeordnet worden.
Spanien,
Durch Verordnung der Königlih spanishen Regierung vom 1. bezw. 3. Oktober 1892 is Nachstehendes bestimmt worden :
1) Provenienzen aus Hull, welhe nah dem 11. September ab- gegangen find und nach dem 1. Oktober ankommen, werden, wie immer deren Gesundheitspaß lauten möge, nah dem Lazarethhafen geshickt. Das verdächtige Gebiet erstreckt ih auf einen Umkreis von 165 km.
2) Provenienzen aus Glasgow und Middlesborougb, welche mit reinem, vom s\panishen Konsul visirtem Gesundheitsvaß unter guten hygienishen Bedingungen einlaufen, werden frei zu- gelassen.
3) Provenienzen aus Cherbourg, welche nah dem 11. September abgegangen sind, werden einer dreitägigen sfanitätspolizeilichen Beobachtung unterworfen.
4) Provenienzen aus London, nah dem 20. bezw. 25. September oder 2. Oktober abgegangen sind, solche aus Swansea, Falmouth, Grimsby und Grangemouth ohne Berücksichtigung des Abgangsdatums werden frei zugelassen, wenn sie mit reinem, vom spanishen Konsul visirtem Gesundheitspaß und unter guten hygienishen Bedingungen einlaufen.
Danzig und Kiel, wel(e V
Die aus London, Danzig und Kiel eingeführten Waaren müssen bis zum 10. bezw. 15. oder 22. Oftober entsprechend den Be- stimmungen der Königlichen Verordnung vom 29. Oktober 1886 ges reinigt werden. : Griechenland. Laut Ordonnanz vom 5. Oktober 1892 sind Passagiere führende Schiffe, welche vom 1. Oktober ab aus österreihish-ungarischen Häfen des Adriatischen Meeres ausgelaufen, einer elftägigen Quarantäne, Schiffe ohne Passagiere einer fünftägigen Observations - Quarantäne unterworfen. Egypten.
Der internationale Quarantänerath zu Alexandrien bat am 15. bezw. 19. September 1892 beschlossen, gegen die Ankünfte aus den Hâfen Kurrachee in Hindostan und Tadjura in Abessynien das zur Verhütung der Chblera-Einshleppung bestimmte Reglement in Kraft zu seyen.
Theater und Musik.
Königliches Schauspielhaus.
Ein Werk, das seit Jahrzehnten der Vergefsenheit anheim gefallen war, Karl Werder’'s Schauspiel „Columbus“, ging gestern Abend in neuer Einstudirung mit allen Zeichen eines tlurfen Erfolges auf der Königlichen Bühne in Scene. Es wurde für würdig er- achtet, den Zeitpunkt, an dem vor vierhundert Jahren der fübne genuesishe Seefahrer der alten Welt eine neue erwarb, festlih in Erinnerung zu bringen. Mit historischer Treue ziehen die Erlebnisse des unsterblihen Entdeckers, das Eintreffen des müden Wanderers im Kloster La Rabida, feine Zusammenkunft mit dem Prior Perez, dem Vertrauten der Königin Isabella, sein beftiges Ringen mit den feindseligen Ränken beschränkter Gegner, die Seefahrt, die Meuterei des Schiffsvolks und die jubelnde Begrüßung des am nâcht- lichen Horizont aufsteigenden Landes in dramatis Jer Form vor der Seele und vor den Augen der Zuschauer in farbenprätigen Bildern wie ein lebendig gewordener Abschnitt aus der Zeit der Ent- deckungéreisen vorüber; Dämmerung senkt fih auf die Kloster- hallen, reihe Processionen ziehen mit webenden Fahnen zur stolz thronenden Alhambra binauf: die maurishen Gemächer strahlen in buntem Glanze, das Schiff des Columbus zieht auf den Wafsserwogen, unter dem funkelnden Sternenhimmel