Sigmaringen, 18. Oktober. Seine Majestät der König von Rumänien und Seine Königliche Hoheit der Thronfolger Prinz Ferdinand von Rumänien sind heute hier eingetroffen.
Württemberg.
Stuttgart, 18. Oktober. Jhre Majestät die Königin- Wittwe hat nah dem heute Morgen 9 Uhr in Schloþy Friedrichshafen ausgegebenen Bulletin am gestrigen Tage ziemlih viel geschlafen, dic vergangene Nacht dagegen war unruhig. Der Zustand der hohen Patientin ist im ganzen befriedigend.
Medcklenburg-Strelitz.
Neustreliß, 18. Oktober. Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin haben, wie „W. T. B.“ meldet, die Einladung Seiner Majestät des Kaisers zur Pathenschaft bei der Kaiserlichen Prin- zessin angenommen und werden sih zur Theilnahme an der Tauffeierlihkeit nah Berlin begeben.
Oldenburg. : Oldenburg, 18. Oktober. Der Großherzogliche Hof wird, wie die „Oldb. Ztg.“ mittheilt, Mitte nächsten Monats aus Eutin wieder hierher übersiedeln. Auch der Erb-
großherzoglihe Hof wird bald hier wieder eintreffen.
Sachsen-Coburg-Gotha.
Coburg, 19. Oftober. Jhre Hoheiten der Herzog und die Herzogin sind in der vergangenen Nacht aus Tirol hierher zurückgekehrt. Jhre Kaiserlihen Hohciten der Groß- fürst und die Großfürstin Wladimir von Rußland haben sich von hier nah Paris begeben.
Oesterreich-Ungarn. Die österreichishe Delegation begann gestern die
Berathung des Hecresbudgets. Der zungczechishe Dele- girte Pacak erneuerte die Angriffe gegen den Dreibund und stellte diesen als die Quelle der hohen Militärlaften dar, die durch cin Einvernehmen mit Rußland erleichtert werden würden. Auf die Angriffe des Redners bezüglich der Staatssprachen erwiderte der Kriegs-Minister Freiherr von Baucr, er kenne cine ungarische, aber nicht eine böhmische Staatssprache:; er achte darauf, daß die Dienstsprache aufrecht erhalten bleibe und die Muttersprache gepflegt werde. Einen angeblichen Neservatbefehl, der den Gebrauh der böhmischen Sprache verbicte, möge man ihm vorlegen. (Heiterkeit und Beifall) Jn der Abendsizung wurde hierauf das Ordinarium und Extraordinarium des Heeres- budgets angenommen und die Berathung des VDccu- pationscredits begonnen. Der Jungczehe Masaryfk unterzog dabei die Zustände im Occupationsgebiet ciner äußerst absprechenden Kritik und wollte in der heutigen Sitzung feine Ausführungen fortseßen.
Die ungarische Delegation genehmigte in ihrer gestrigen Vormittagssizung die Voranschläge für die Marine und für das gemeinsame Finanz-Ministerium sowie die Schluß- rechnungen. :
Das ungarische Unterhaus verhandelte gestern über den schon erwähnten Antrag, betreffend die Betheiligung an der fur den 2. November geplanten Enthüllung des Landwehr-Denkmals. Der Abgeordnete Eötvös pro- testirte dagegen, daß Honveds aus den Jahren 1848 49 das Denkmal des Generals Henyzi bekränzen sollten. Der Minister- Präsident Graf Szapary erklärte, es bleibe der Ueberzeugung eines Jeden überlassen, an der Bekränzung theilzunchmen oder niht. Graf Apponyi beantragte eine nahträglihe Prüfung des Programms. Sodann wurden die Berathungen abgebrochen und auf heute vertagt.
Jn der gestrigen Sißung des Wiener Gemeinderaths lam es, wie „W. T. B.“ meldet, infolge der Weigerung des Bürgermeisters, zwei von antiliberalen Mitgliedern gestellte «nterpellationen zu verlesen, in denen Beleidigungen gegen den Bezirksschulrath enthalten waren, zu erregten Scenen. Der Bürgermeister war genöthigt, zwci Antiliberalen die Aus- schließung von den Sißungen anzudrohen.
Großbritannien unv FrlanD.
Die Königin hat den Minister des Auswärtigen Earl Rosfebery an Stelle des verstorbenen Herzogs von Sutherland zum Ritter des Hosenband-Ordens ernannt.
Lord NRandolph Churchill tritt energish gegen“ den Vorschlag auf, im Schoße der conservativen Partei cinc Gruppe zu bilden, welche sih die Vertretung der Arbciter- interessen besonders angelegen lassen sein sollte.
Der Nachfolger des Marquis von Hartington in der Führerschaft der Unionisten Josef Chamberlain will in der November-Nummer des „Nineteenth Century“ das fociale Reformprogramm der unionistishen Partei ver- öffentlichen.
Der Geschäftsaus\chuß der irishen parlamentarischen Partei hielt am Sonntag Abend in Dublin eine Ver- sammlung ab, welche einstimmig beschloß, um eine raschere Loslösung des Pariser Fonds für die ausgetriebenen Pächter zu ermöglichen und weitere theuere Prozeßkosten zu vermeiden, die Ernennung von drei Mitgliedern zu befürworten, welche mit den Vertretern der Partei Nedmond's zusammen treten sollen, um die Art und Ausdehnung der Forderungen, welche früher an den nationalen Fonds gemacht wurden, zu untersuchen und zu be- rathen. Ferner wurde beschlossen, Justin McCarthy anzu- rathen, die Forderungen, welche von dem vereinigten Comité begutachtet werden, bis zum Betrage von 7000 Pfd. Sterl. zu bezahlen, vorausgeseßt, daß der übrige Theil des Pariser Fonds ganz und allein zum Vortheil der ausgetriebenen Pächter verwandt wird.
Die britishe Negierung hat die sofortige Herstellung von vierzehn Torpedobooten angeordnet. Diese werden in zwei Klassen zerfallen: die cine soll zchn Schiffe umfassen, die
edeutend schneller und nach Gehalt wic auch Umfang um vieles größer als alle bisher gebauten Torpedoboote sein werden. Die zweite wird aus vier Schiffen bestehen, welche, obwohl an Gehalt größer und seetüchtiger als die Torpedo- boote, doch kleiner, wenn auch schneller als irgend eines der. Torpedo-Kanonenboote sein werden. Der Credit für die Herstcllung der zehn Schiffe war bereits in der leßten Marinevorlage vorgesehen; die Erbauung der vier größeren Boote ist etwas später beschlossen worden. Jedes der zehn Schiffe wird 140 Fuß lang und 14 Fuß 6 Zoll breit
sein. Sie sind zehn Fuß länger und einen Fuß breiter als die im Jahre 1889 der Marine beigefügten sechs Torpedoboote. Leßtcre hatten cine garantirte Schnelligkeit von 22,5 Knoten und bestanden mit einem Ballast von 20- Tonnen die drei- stündige Probefahrt: die neuen Schiffe sollen eine garantirtc Schnelligkeit von 23 Knoten mit 26 Tonnen Ballast er- halten. Die „Times“ behauptet, daß die vier übrigen Schiffe, welche man wohl als „Divistonsboote“ bezeihnen könne, kaum ihres gleihen in einer anderen Kriegs-Marine haben dürften. Sie sollen 180 Fuß lang und 18 Fuß 6 Zoll breit sein und niht weniger als 27 Knoten in der Stunde laufen, etwas über 31 geseßlihe Meilen. Obwohl nur um ein Geringes größer als andere Torpedoboote und deshalb den feindlichen Geschossen kaum bessere Zielpunkte darbietend, würden fie, wie das Blatt meint, doch einen Vortheil, dessen sih keiner der „Ccatchers“ erfreut, besißen: sie würden im stande sein, schneller als alle Kaperer und Kreuzer zu laufen und beinahe alle Torpedoboote einzuholen.
Frankreich.
Die Regierung hat der Deputirtenkammer, ‘die, wie schon gemeldet, gestern eröffnet wurde, beim Beginn der Sizung das Handelsabkommen mit der Schweiz vor- gelegt. Den Hauptgegenstand der gestrigen Berathung bildete die Jnterpellation über den Bergarbeiter-Ausstand in Carmaux, deren sofortige Discussion der Minister- Präsident Loubet verlangte. Der Deputirte Dupuy-:Du- temps entwidckelte hierauf nah dem Bericht der „Frkf. Ztg.“ die Interpellation, welche bezwecke, die Rechte des allgemeinen Stimmrechts, die in Carmaux verkannt würden, zu vertheidi- gen. ‘Der Redner legte die Situation Calvignac's dar, der nach zwanzig Jahren ausgezeichneter Dienste der Gesellschaft erst verdächtig geworden sei, als er sih mit Politik beschäf- tigte: seine Entlassung sei lediglich eine politishe Nancune. Der Staat dürfe nicht die Waffen strecken gegenüber einer Gesell- schaft, die ihm die Concession verdanke. Das Gesetz gebe genügende Waffen; wenn nicht, so werde die Kammer neue shmieden. Desprès erklärte, der Arbeiterstrike sei begonnen, weil die Führer des Syndicats entlassen worden seien. Da die Negierung die Arbeiter niht zur Rückkehr in das Bergwerk zwingen könne, bcfinde sie sich gegenüber einer auf- rührerischen Situation. Dic Negierung habe ihre Pflicht gegenüber den ehrlichen Leuten nicht erfüllt. Wenn die Negierung fortfahre, dieses Pronunciamiento zu dulden, so gebe es bald inr Aardie, Hierauf nahm der Minister-Präsident Loubet das Wort zur Entgegnung. Er erklärte, die Regierung habe das Bewußt- sein, die volle Pflicht gethan zu haben. Jhre erste Pflicht sei, für die Erhaltung des Bergwerks zu sorgen, die zweite, eine Versöhnung zu versuchen. Man sage, das Ministerium habe schleht regiert, aber besser sei es, s{chlecht als garnicht zu regieren. Die Regierung habe alles zur Versöhnung gethan. Am Anfange des Strikes habe der Präfect die Forderungen beider Theile aufgenommen und die Gesellschaft aufgefordert, nahzugeben. Er habe seinen Bericht mit den beiderseitigen Forderungen nach Paris abgesandt. Die Gewaltsamkeiten vom 15. August hätten die Situation verwickelt gestaltet. Die Negierung sei ohne geseßlihe Machtmittel und eine Einleitung des Verwirtungsverfahrens gegen dic Gesellschaften zu complicirt und langwierig. Der Streit wäre bereits beigelegt, wenn ein Schiedsgerichtsgeseß vorhanden wäre. Die Kammer möge daher die Durchberathung der betreffenden Gesezesvorlage be- eilen. Auch der Minister der öffentlihen Arbeiten Viette be- tonte, daß die bestehenden Geseße dem Staat nicht gestatteten, die Ausbeutung der Bergwerke in Carmaux zu über- nehmen. Der Deputirte Baron Re ille, Präsident der Grubengesellschaft von Carmaux, erklärte fih hierauf bereit, die Minister BViette und Loubet als Schiedsrichter an- zuerkennen. Jnfolge dieser Erklärungen wurde die Jnterpellation ohne Annahme einer Tagesordnung für erledigt erklärt. Die Kammer beschloß sodann die Dringlichkeit des vor einiger Zeit eingebrachten Antrages auf Nevision der Berg- werksgeseß ee.
Der Minister-Präsident Loubet hat rihteramt zwishen der Grubengesellshaft und den Berg- arbeitern von Carmaux angenommen (f. „Arbeiterbewegung“).
Die meisten heutigen Pariser Morgenblätter äußern ihre Befriedigung über die gestrigen Beschlüsse der Deputirten- kammer; die Blätter der radicalen Partei meinen, die \{chlicß- lihe Annahme des Schiedsgerichts seitens des Barons Neille bedeute cinen Sieg der Demokratie. Allerdings hätte der Conflict, wenn die Regierung Einigkeit und Festigkeit besäße, gleih bei Beginn durch ein Schiedsgericht beigelegt werden können.
Wie man der „Mgdb. Ztg.“ aus Paris telegraphirt, hat die französische Regierung das Jesuitenkloster in Lyon
\chließen und 17 fremde Jesuiten ausweisen kassen.
das Schieds-
NKußland und Polen.
Der Wirkliche Staatsrath Kowalewsky ist zum Director des Departements für Handel und Manufacturen im Finanz-Ministerium ernannt worden.
FUr das basltishe Polytehnikum in Niga wurde das Russische als Geschäftssprache der Kanzlei vor- geschrieben; die Unterrichts\sprache bleibt an dieser Lehranstalt
vorläufig noch das Deutsche.
Spanien.
Der König hat laut Meldung aus Sevilla einen leichten Rückfall \gehabt, infolgedessen die Abreise von dort wieder ver- [hoben worden ist. Aus dem Umstande jedoch, daß si der Minister - Präsident Canovas del Castillo morgen nah Granada begiebt, {ließt man, daß der Zustand des Königs durchaus nicht beunruhigend sei. Das in der heutigen Nummer der amilihen „Gaceta de Madrid“ veröffentlihte Bulletin lautet: Nach dem vollständigen Nachlassen der das Unwohlsein begleitenden Fieberersheinungen zeigte sich gestern ein leichter Rückfall, welcher sehr rash wieder zu s{chwinden begann. Der Anfall nimmt, ohne andere Störungen hervorzurufen, einen regelmäßigen Verlauf.
Belgien.
Die Senatscommission für die Revision der Verfassung hat sich, wie „W. T. B.“ aus Brüssel berichtet, in ihrer gestrigen Sißung gegen das System der Jnteressen- vertretung sowie gegen das zweiklassige Wahlsystem aus- gesprochen und einen Vorschlag angenommen, wonach die Senatoren von denselben Wählern wie die Mitglieder der Deputirtenkammer gewählt werden sollen.
Der Bund der vlämischen Gesellshaften ließ gestern an den Mauern in Brüssel einen Anschlag anbringen,
dessen in äußerst heftigem Tone abgefaßter Text überschriebe ist: „Die Jagd auf die Belgier in SrankcG Die Be: völkerung wird durch den Anschlag zum Besuch einer für Sonntag geplanten Pr otest-Versammlung eingeladen.
Die „Jndépendance belge“ erfährt, der Minister- räsident Beernaert habe sich mit der Jdee ciner Doppel-Weslt- ausstellung -in Antwerpen und Brüssel im Jahre 1895 und einer Verbindung beider Ausstellungen durch cine elektrishe Eisenbahn einverstanden erklärt.
Griechenland.
Die griechische Regierung bereitet, wie „W. T. V“ aus Athen vernimmt, eine Mittheilung an die Cabi- nette vor, in welcher diesen die Correspondenz über den Streitfall Zappa zur Kenntniß gebraht und die Gründe des Vorgehens der Regierung gegenüber Rumänien dar- gelegt werden sollen. In diplomatischen Kreisen glaube man jedoch nicht, daß die grichishe Regierung die Jntervention der Mächte anrufen werde. Mit dem Schuz der in Griechen- land ansässigen rumänischen Unterthanen is bisher fein anderer Staat betraut worden. — Ueber die Streitfrage schreibt die „Pol. Corr. “: Es handelt sich um eine Millionen- Erbschaft, auf welhe Grichenland Anspruh erhebt. Vor einigen Jahren starb der in Rumänien begüterte Millionär Zappa, nachdem er zum Universalerben seines beträcht- lichen Vermögens öffentliche Anstalien in Griechenland ein- geseßt hatte. Die Gültigkeit dieses Testaments wurde von Verwandten Zappa's, die in Rumänien ansässig * sind, be- stritten. Darüber kam es zu weitläufigen und sih immer mehr verbitternden Auseinanderscßungen zwishen Athen und Bu- karest. Die rumänische Regierung hielt und hält noch daran fest, daß die Entscheidung über die Gültigkeit oder Ungültig- keit dieses Testaments vor den zuständigen rumänischen Ge- rihten ausgetragen werden müsse. Jn Athen will man dies nicht anerkennen, sondern die Sache als einen internationalen Streithandel, nicht als einen civilen, privaten, aufgefaßt und durch Vergleich oder Schiedsgericht entschieden wissen. Darüber ist es nunmehr zum Bruch gekommen.
Serbien.
Der serbishe Finanz-Minister beziffert, wie der „Pol. Corr.“ aus Belgrad berichtet wird, in seinem: nunmehr der Commission zur Prüfung der Finanzlage vorgelegten Bericht die shwebende Schuld Serbiens auf 341/, Millionen Dinare. Hierbei sind 8/, Millionen, welche verschiedenen Depositenkassen entnommen sind, und cine Schuld an die Hauptkassen in Höhe von 14 Millionen Dinare nicht mit ein- gerechnet, sodaß die nihtfundirte, von dem vorigen Ministerium hinterlassene Staatsshuld 57 Millionen beträgt.
Schweden und Norwegen.
Der schwedische Reichstag ist gestern Nachmittag in Stockholm vom König mit einer Thronrede eröffnet worden. Jn der Thronrede wird ausgesprochen, daß die Ein- berufung des Reichstages zu der außerordentlihen Session wegen der Frage der Armee-Reorganisation erfolgt sei und daß die Session voraussihtlich nur “ von kurzer Dauer sein werde. Der neue Reorganisations- vorschlag sei auf derselben Grundlage aufgebaut wie der - frühere, auch die Kosten übersticgen nicht die- jenigen der früheren Vorlage. Am Schluß forderte der König die verschiedenen Parteien auf, alle Parteistreitig- feiten ruhen zu lassen. — Der für die Armce-Reorganisation erforderliche Betrag beläuft sfih, wie weiter gemeldet wird, auf 6700000 Kronen pro Jahr und soll nach den Vor- shlägen des Finanz-Ministers durch eine Erhöhung der Steuern auf den Taxwerth der Landgüter, durch eine besondere Grund- und Einkommensteuer und eventuell durh cine Erhöhung de Stempelsteuer aufgebracht werden.
Amerika.
Der Präsidentschaftscandidat Cleveland hat in einem offenen Schreiben angekündigt, daß er den Eröffnungs- feierlihkeiten der Chicagocr Weltausstellung nicht beiwohnen wolle, um nicht einen unbilligen Vortheil über seinen politischen Nivalen, den Präsidenten Harrison, zu er- langen, welcher infolge der shweren Erkrankung feiner Ge- mahlin nicht im stande ist, nah Chicago zu kommen.
Kunst und Wissenschaft.
Jm Alter von vierundsehzig Jahren starb am 16. Oktober in Charlottenburg (wie schon furz erwähnt) der bekannte ‘und geshäßte Schlachtenmaler Georg Bleibtreu. Ein Rhein- länder von Geburt, an der Düsseldorfer Akademie ausgebildet, gehörte der Maler seit 1858 der Berliner Künstlerschaft an. Seine fruchtbarste Thätigkeit entfaltete er in der Schilderung der preußisch-deutschen Siege in den großen Kriegen von 1866 und 1870. So bewahrt die National-Galerie als eins seiner Haupt- werke die Schlacht bei Königgräß: während des deutsch- französischen Krieges verfolgte er, im Hauptquartier des Kronprinzen, insbesondere die militärishen Unternehmungen des [11. Armee-Corps: so schilderte er den Jubel der Sieger von Châtillon vor Paris, den Kronprinzen während der Schlacht von Sedan und eine dramatishe Episode der Schlacht bei Worth. Ein Bild von packender Charakteristik ist auch die Zusammenkunft von Moltke und Wimpffen am Abend nach der ent- scheidenden Schlacht des 1. September. Zu historisher Größe erhebt sih die Schilderung Napoleon's I. auf der Flucht am Abend von Waterloo. Wir nennen noch den Sturm auf St. Privat, Kaiser Wilhelm vor Paris und bei Gravelotte, den Angriff der Württemberger auf Fröschweiler. Ju all diesen Darstellungen verstand B. bei aller Wahrheit in den Einzelheiten eine große einheitlihe Wirkung zu erzielen und den Haupteindruck in ciner bedeutsamen Gestalt oder Gruppe geschickt zu concentriren. Bei der Ausschmückung der Ruhmes- halle des Zeughauses fiel ihm die Ausführung dreier Fresken zu, in welchen er die Musterung der Freiwilligen durch Friedrich Wilhelm [I]. vor den Thoren Breslaus, die Zusammenkunft Blücher's und Wellington's bei Belle-Alliance und den Sturm der preußischen Garde auf St. Privat in der Schlacht von Gravelotte in monumentaler Weise verherrlihte. Aus diesem reihen Schaffen, das der Künstler bis in die legten Jahre unermüdet fortseßte, ist er nun abberufen worden. Sein Andenken ist so enge mit den von ihm verewigten Großthaten des deutschen Heeres verknüpft, daß es nur mit ihnen aus der Erinnerung der Nachwelt vershwinden könnte.
Oeute früh ist der Verstorbene zur letzten Ruhe bestattet worden. Der Sarg war im Traucrhause in der Knesebeckstraße aufgebahrt-
Ueber dem Sarge hing auf s{warz drapirter Wand zwischen Lor- beeren und Palmen das leßte, unvollendet gebliebene Werk des Künst- lers: „General von Henning bringt dem Großen Kurfürsten die den flichenden Schweden abgenommenen Fahnen“, an dem der Heimgegangene noch dret Tage vor seinem Tode gemalt hat. Seine Majestät der Kaiter widmete einen großen Kranz mit weißen Blumen, den der General von Mischke überbrachte. Fhre Majestät die Kaiserin Friedrich licß einen Lorbeerkranz mit s{chwarzer Widmungsschleife nicderlegen. General-Feldmarschall Graf von Blumenthal sandte einen Kranz mit der Widmung „Meinem lieben alten Freunde und Krieg8gefährten“. Für die Verwaltung des Zeug- hauses erschien General-Major Ifing, die Afademie der Künste spendete einen Kranz, auch der Berliner Künstlerverein entsandte eine Kranz- abordnung mit dem umflorten Banner. Für die Berliner Turnerschaft, deren Ehrenmitglied Professor Bleibtreu gewesen, legte der Erste Vorsitzende Herr Hoppe einen Kranz mit roth-weißer Schleife nieder. Unter den_zahlreihen Leidtragenden befanden si viele Künstler. Die Gedächtnißrede hielt der Prediger Richter aus Mariendorf über das Wort „Bleib treu“. Nach der Rede erfolgte die Ueberführung nah dem Kirchhof bei Westend, wo der größte Theil der Afademifer den Zug - erwartete und auf Befehl Seiner Majestät des Kaisers das Musikcorps des 2. Garde-Regiments die Trauermusik ausführte. Mit dem vom Oberpfarrer Müller gesprochenen, Segen endete die Lll
Feier.
In dem am 13. Oktober infolge cines Schlaganfalls verstorbenen Director des Germanischen Museums, Geheimen Nath Dr. A u gustvon Essenwein verliert die Kunstwissenschaft einen hervorragenden Ver- treter, dessen Forschungen auf demn Gebiet deutscher Baugeschichte und Culturgeshihhte zu den bedeutendsten Erscheinungen der Fach- literatur zu zählen find. Efssenwein, 1831 in Karlêrube ge- boren, hatte auf dem dortigen Polytechnifkum feine Aus- bildung als Architekt genossen und sich in der wissenschaftlichen Literatur zuerst durch fein groß angelegtes und gewissenhaft durh- aeführtes Sammelwerk über „Norddeutshlands Backsteinbau inm Mittelalter“ (1855—56 in 36 Tafeln mit Tert erschienen) einen Namen gemacht. Auch während seiner amtlichen Thätigkeit in Wien, wo er feit 1856 im Dienst der Staatseisenbahn beschäftigt war, ver- öffentlichte er zahlreiche funstgeshihtlihe und architekftonische Forschungen in den „Mittheilungen der K. K. Centralcommission zu Erforschung der Baudenkmale“. In Graz, wohin er 1864 als \tädtis{her Baurath berufen war und wo er alsdann auch als Professor der Technischen Hochschule wirkte, entstand sein Werk über die „mittelalterlichen Kunstdenkmale der Stadt Krakau“. 1866 wurde ihm die oberste Leitung des Germanischen National-Museums in Nürnberg übertragen, an dessen Spiße er cine überaus rührige und von bedeutendem Erfolg begleitete Thätigkeit entwickelte. Ganz besonders machte er sid auch als Architekt um den Ausbau des bekanntlich in den Räumlichkeiten cines ehemaligen Karthäuserklosters eingerihtcten Museums verdient. Unter zum Theil recht s{hwierigen äußeren Bedingungen bat Efssenwein an diefer Stelle Auêgezeichnetes geleistet. Die Anordnung der vielseitigen Sammlungen, ihre Katalogisirung und Publication ist zum größten Theil das Werk seiner persönlichen Initiative, bei dem er von einem Stabe tüchtig ges{hulter Unterbeamten unter- ssttüßt wurde. In dem Organ des Museums, dem „Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit“ erschienen zahlreiche kleinere Ärbeiten feiner Feder; umfassendere Veröffentlihungen, wie „die Holzschnitte des 14. und J5. JIahrbunderts im Germanishen Museum“ (1874), die mit 200 Tafeln ausgestatteten „Quellen zur Ge- hihte der Feuerwaffen“ und die zusammenfassende Samm- lung der „kunst- und culturgeshihtlihen Denkmale des Ger- manischen National-Muscums“ (1877) legen beredtes Zeugniß «ab von seiner unermüdlichen Rührigkeit. Noch im Jahre 1884 veröffentlichte er ein größeres Bilderwerk in dem „Bilderatlas zur Culturgeschichte des Mittelalters“, und den besonderen Dank aller Fachgenofsen erwarb er sih durch die Reproduction des sogenannten Mittelalter- lihen Hausbuhs aus dem Besiß der Fürstlich Wallerstein*schen Bibliothek zu Wolfegg, einer Bilderhandshrift aus dem Cnde des fünfzehnten Jahrhunderts, deren culturgeschichtlihe und tünstlerishe Bedeutung sie zu einem unvergleihlich werthvollen Denk- mal maht. Troß dieser reichen \hriftstellerichen Thätigkeit wußte Essenwein auh für die Bethätiguna seiner baukünstlerishen Fähig-
teiten noch Zeit zu finden, und seine zahlreihen Restaurations- entwürse mittelalterliher BVaudenkmäler, der MünsterkirWße zu Bonn, St. Maria im Kapitol zu Köln, die malerische Wiederherstellung des Innern der Domkirdße zu Braunschweig
u. a. m. gehören zu den gelungensten Leistungen auf diesem \{wierigen Gebiet, sowohl ia archiâäclogischer, wie in ästhetischer Beziehung, zumal E. auch die Ausführung der Arbeiten bis ins Etn- zelne überwachte. Diese aufreibende Thätigkeit hatte \hlicßlich ein Nervenübel im Gefolge, dessen wiederholten Anfällen der hohbegabte Forscher, der vor zwei Jahren seinen se{zigsten Geburtêtag in aller Stille beging, vor wenigen Tagen erlegen ift.
— Die militärishe Gesellschaft zu Berlin bält ih nâhste Sißung am Mittwoch, 26. Oktober, Abends 7 Ubr, in d Kriegs-Akademie, Dorotheenstraße 58/59 ab. Den Vortrag wi dabei Oberst a. D. von Lettow über „Die Verfolgung von Jena bis Prenzlau im Jahre 1806* halten.
— Bei der Feier zum fünzigjährigen Jubiläum des Künstler- vereins im Museum zu Hannover am gestrigen Tage wurden, wie der „Hann. Cour.“ mittbeilt, Legations-Rath Ecnst von Wilden- bru, Professor Kaulbach und Geheimer Rath Haase von der Technischen Hochschule daselbst zu Ehrenmitgliedern des Vereins ernannt.
_ — Der Scriftsteller Otto Baisch, seit mehreren Jahren Redacteur der Zeitschrift „Ueber Land und Meer“, ift nah einer schweren Nippenfellentzündung in der Nacht zu gestern in Stuttgart gestorben. Er war ein geborener Stuttgarter, bildete sh zuerst zum Maler und Lithographen aus und ging später ganz zur Feder über. Vaisch war seit einigen Iabren Vorstaud des Stuttgarter Zweigs des Veutschen Schriftstellerverbandes.
— Ein Preisausschreiben für Amateurphotographen veröffentlicht „Die Kunst für Alle“ in ihrem Hefte vom 1. Oktober d. Fi Um 11 werthvolle Preise im Gesammtwerthe von 1458 M eröfnet sle den Wettbewerb. Die Preise bestehen aus completten Apparaten und Objectiven von durchaus ersten Firmen für photographische Bedarfs- artikel. Wegen der Bedingungen verweisen wir unsere Leser auf den Wortlaut des Preisausschreibens, das auf dem Umschlag des in allen Buchhandlungen erhältlichen Heftes abgedruckt ift.
_— In den Pfarracten zu Weißenfels ist, wie der „N. Pr. Z.*“ mitgetheilt wird, ein Schrift ü ck gefunden worden, das, wenn seine Angaben zuverlässig sind, geeignet wäre, auf die den Tod und die Bestattung des bei Lüßen gefallenen großen Schwedenkönigs Qustav Adolf begleitenden Umstände ein neues Licht fallen zu lassen. Während die Geschichtsforshung bisher immer an- nam, daß die cinbalsamirte Leiche des Königs nah Schweden geshaffft wurde, das Herz aber die Königin in einer goldenen Kapsel mit sich nahm, bekundet hier einer, der bei der Section ¿Ugegen war, daß am 8. November 1632 (am 6. war der König bekanntlich gefallen) „das Herz, fo 1 Pfund und 20 Lot gewogen, Unker der Kanzel hiesiger Stadt-Kirchen, und zwar fo, daß gleich der Pfeiler genannter Kanzel daraufstehet, das Eingeweide in die (jeßt abgebrohene) Klosterkirhe unter Lösung der Stücken (Kanonen), wie auch Trompeten- und Paukenschall begraben“ fei.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.
: : Cholera. i f „Nach amtlicher Meldung ist eine am Sonntag in Stettin ver- orvene Frau, wie die bafkteriologische Untersuhung ergeben bat, der Matishen Cholera erlegen. : R; „Zer Königlich fächsishe Commissar für den Elbstromverkehr in “cla, Regierungs-Assessor von Schroeter theilt mit, daß die
bakteriologishe Untersuhung der Leichentheile des Schiffers, der ám 9. d. M. zu Riesa unter holeraverdächtigen Erscheinungen gestorben ist, für die Annahme dér asiatishen Cholera als Todesursache einen Nachweis nicht ergeben hat.
Der „Köln. Volks-Ztg.“ wird aus Mayen unter dem gestrigen Tage gemeldet: In Plaidt ereigneten ih zwei, in Pelchch ¿wei und in Miefenheim eine Erkrankung an asiatisher Cholera.
Aus Rotterdam, Utrecht, Huissen, Gouda und Ouds- hoorn wird gestern je ein Fall von Erkrankung an Cholera ge- meldet, in Utrecht sind außerdem zwei Todesfälle vorgekommen. Nach der wöchentlichen Veröffentlibung des Ministers des Innern sind 35 Todesfälle an asiatisher Cholera vorgekommen, von denen neun auf Utrecht entfallen.
Die gesammte Mannschaft eines Schiffes wurde, wie aus Boulogne fur mer heute berihtet wird, wegen Choleraverdachts ins Hospital übergeführt. In Marfcille sind gestern zehn ver- dâchtige Todesfälle vorgekommen. j 5 :
_. Von Montag Abend bis gestern Abend sind in Pest siebzehn Cholera-Erkranfungen und elf Todesfälle vorgekommen. Am Montag sind in Krakau zwei Cholera-Erkrankungen und ein Todesfall vor- gekommen. In Podgorze erkrankte ein Kind an der Cholera, dessen Eltern von der Kranfheit dahingeraff}fflt worden waren. In Niepolomice is der allein noch vorhandenc Chbolerakranke genesen.
: Spanien.
Laut Königlicher Verordnung vom 8, Oktober 1892 haben Her- fünfte von Marseille, welhe nah dem 22. Septemkber abgegangen sind, nach dem Lazareth-Hafen in Quarantäne zu geben: ferner werden alle Häfen in einer Entfernung von weniger als 165 km von Marseille seit dem 3. Oktober für verdächtig erklärt.
Rumänien.
_ Am 3. Oktober 1892 is am Tschatal (Delta) von Ismail in Sulina, fowie an der Grenze der Bukowina eine Quarantäne ein- geführt worden.
__1) Die bisherige Quarantäne von acht Tagen in Ungheni und diejenige von fünf Tagen an der Pruthmündung wird auch an dièsen beiden Punkten auf elf Tage verlängert.
2) Die aus den russischen Donaubäfen kommenden Schiffe, ohne Unterschied der Bestimmung, werden am Tschatal von Ismail einer elftägigen Quarantäne unterworfen, woselbst zu diesem Zwecke ein Quarantänedienst eingeführt wird.
3) Schiffe, welche aus den an der russishen Küste des Schwarzen Meeres oder an_ derjenigen Klein-Asiens belegenen Häfen fommen, unterliegen in Sulina einer elftägigen Quarantäne. Die großen Dampfschiffe halten die Quarantäne in der Rhede von Sulina, die- jenigen der russishen Schiffahrtsgesellshaft wie die fleinen Segel- schiffe halten die Quarantäne gleichfalls in der Rhede, dieselben können jedo bei stürmishem Wetter in der Mündung von Sulina vor Anker gehen.
4) Die aus den russishen Donaubäfen oder aus einem Scebafen tommenden Schiffe, welche Cholerafranke an Bord haben, werden weder in die rumänischen Häfen noch in die rumänischen Quarantänen zugelassen.
5) In Burdujeni wird an Stelle der gegenwärtigen ärztlichen Untersuchung eine Quarantäne von fünf Tagen eingeführt.
6) Das Uebertreten des Grenzpunkts Dorna im District Suceawa ist für Personen untersagt. An der Stelle, wo die aus der Bukowina tommenden Holzflöße auf rumänishes Gebiet treten, ist eine Wache eingeseßt, welhe nur das Holz durläßt, dagegen dit Flößer und andere Personen am Betreten rumänischen Bodens bindert.
— Dänemark. :
Durch zwei Bekanntmachungen des KönigliÞh dänischen Ministeriums für Island vom 4. und 28. “September 1892 sind die geseßlichen Bestimmungen über gesundheitspolizeiliche Untersuchung gegenüber allen aus französishen Häfen des Atlantishen Meeres und des Kanals, belgischen Häfen, deut!hen Häfen der Nordsee zwischen der dänischen und niederländischen Grenze und Hâfen der Elbe und deutschen Ostseehäfen zwischen der dänischen und russishen Grenze fowie aus
niederländischen Häfen nah Island kommenden Schiffen in Kraft
gefeßt werden. Gleichzeitig ist die Einfuhr von gebrauchter Leibwäsche, gebrauchten Kleidungsstücken und gebrauchtem Bettzeug — f\oweit diefe Gegenstände nicht zum:Reisegut von Schiffspassagieren gehören —, ferner von Lumpen, gebrauhter Watre, Kratzwolle, Papierabfällen, Haar, Oâuten und Obst aus den in Rede stehenden Häfen nah Island ver- boten worden.
Für die als Reisegut aus denselben sowie aus Häfen des Schwarzen und Asowshen Meeres, russishen Häfen der Ostsee und des Finischen Meerbusens sammt finishen Häfen nach Island ein- geführte Leibwäsche, Kleidungéstücke und Bettzeuge ist eine Reinigung unter öffentlicher Controle angeordnet worden.
Durch Bekanntmachung des Königlich dänischen Justiz-Ministeriums vom 10. Oktober 1892 is ferner das Einfuhrverbot von Blumen na Dänemark außer Wirksamkeit geseßt worden.
__ Vereinigte Staaten von Amerika.
Cine Verfügung des Schaßamts vom 8. Juli 1892 {reibt für Schiffe aus inficirten Ländern oder Häfen, welche Lumpen, Pelze, Hâute, Haare, Federn, Kleider, Bettzeug oder ähnliche Waaren oder Emigranten an Bord haben, die Beibringung eines Gesundheits- zeugnisses und cines Nachweises über eine näher bestimmte Des- infection vor.
Nach einer weiteren Verfügung vom 7. September 1892 fann von der Desinfection abgeschen werden, wenn nach Ansicht des Ge- sundheits-Beamten des Einfuhrhafens die Waaren darunter leiden würden. : Laut Verfügung des Schaßamts vom 19. August 1892 foll die Einfuhr von Lumpen nah dem 20. September nur dann zulässig fein, wenn ein fkonsularishes Zeugniß des Inhalts beigebraht wird, daß die Lumpen in dem Ausfuhrhafen in der dur die nämliche Verfügung orgeshriebenen Weise desinficirt worden sind. Aus Häfen, in welden dic Cholera cpidemisch herrscht, sollen vom Tage des Erlasses der Verfügung — 19. August — ab überhauxt feine Lumpen mehr zu- gelassen werden. Diejenigen, welhe an dem gedahten Tage {on auf See waren, sollen in der vorgeschriebenen Weise nah Ankunft in dem amcrikfanishen Hafen desinficirt werden.
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Der Gesundheitsstand in Berlin war auch in der Wochc vom 2. bis 8. Oftober ein günstiger und die Sterblichkeit eine kleine (von je 10 000 Lebenden \tarben, aufs Jahr berechnet, 16,3). Eine weitere Abnahme gegen die vorangegangene Woche zeigen acute Darmfkrankheiten, obwohl sie noch immer in größerer Zahl als sonst um diese Jahreszeit (in 91 Fällen gegen 113 der Vorwoche) zum Tode führten. Die Betheiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit blieb eine kleine, von je 10000 Lebenden starken, aufs Jahr berechnet, 63 Säuglinge. Erkrankungen an Cholera wurden drei gemeldet, von denen zwei von außer- halb (Rummelsburger Arkbeitshaus) hierher gebracht wurden und von welchen eine tödtlih endete. Auch diese Erkrankungën blieben vereinzelt und haben zu feinen weiteren Erkrankungen Veranlassung gegeben. Acute Entzündungen der Athmungsorgane kamen etwas häufiger zum Vorschein, doch war der Verlauf in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle ein, milder; auch Erkrankungen an Keuchbusten, die niht häufig zur Beobachtung gelangten, nahmen meist einen günstigen Verlauf. Von den anderen Infectionskrankheiten zeigten Srfranfungen an Unterleibêtyphus, an Masern und Scharlach eine weitere Abnahme und kamen in keinem Stadttheil in nennens- werther Zahl zu Tage; nur Erkrankungen an Diphtherie erfubren eine Steigerung und gelangten besonders aus der Nofenthaler Vorstadt und aus dem Wedding in größerer Zahl zur Anzeige. Etwas häufiger wurden auch wieder Erkrankungen an Wochenbettfieber bekannt, während rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut etwas seltener zur ärztlichen Behandlung gelangten. Seltener waren auch
rheumatische LVeschwerden ter Muékeln, während das Vorkommen von acuten Gelenkrheumatismen im Vergleih„ zur Vorwoche keine wesentlihe Veränderung aufwies. «
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien.
An der Ruhr sind am 18. d. M. gestellt 10 816, nit rehtzeitig geftellt feine Wagen.
In Oberschlesien sind am 17. d. M. gestellt 4344, nit cetzeitig geftellt feine Wagen.
Zwangs8-Versteigerungen.
Beim Königlichen Amtsgericht 11 Berlin stand am 18. Oktober das im Grundbu von Lankwit Band 8 Nr. 243 auf den Namen des Kaufmanns Wilhelm Pickenbach zu Groß- Lichterfelde eingetragene, zu Lankwit belegene Grundftück zur Ver- steigerung, welches mit 3,40 ( Neinertrag und einer Fläche von 21,67 a zur Grundsteuer“ vtranlagt ift. Mindestgebot 3256 4: für das Meistgebot von 33 100 A wurde der Fabrikbesißer Hermann Bernert zu Berlin, Kastanien-Allce 40, Ersteher. — Aufgehoben wurde das Verfahren der Zwangsversteigerung wegen des zu Grofß- Lichterfelde belegenen, dem Bankier Nudolf Meyer zu Berlin, Kanonierstraße 24 gehörigen Grundstücks, da die Anträge des Gläu- bigers zurückgenommen wurden.
__ — Eine größere Anzahl von Banken und Kapitalisten bat fich, wie die „Köln. Z.“ meldet, unter Führung der Bergtish-Mär- kishen Bank vereinigt zur Errichtung: :z iner Westdeut- schen Bodenkredit-ÄAnstalt mit dem Siße in Düsseldorf. Das Kapital ist bereits aufgebracht, ein Statut der Staatsregierung zur Genebmigung unterbreitet.
E Der: gestrige Auffichtsraths-Sißzung der Gelsen - kfirhener Bergwerks-Actien:Gesellschaft wurde der Antrag der Direction, dem neuen Kohlensyndifkate beizutreten, einstimmig angenommen.
Köln, 18. Oktober. (W. T. B.) Wie die „Köln. PVolfksztg. “ meldet, hat das seit dem Jahre 1856 bestehende Grobblech-Walz- wert von Gebrüder Mardotty in Duisburg-Hochfeld sämmtlichen Beamten und Arbeitern gekündigt und wird Ende Oktober aufhören zu arbeiten.
Leipzig, 18. Oktober. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. per Oktober 3,572 M, per November 3,577 #, per Dezember 3,60 4, per Januar 3,60 4, per Februar 3,627 #4, ver März 3,65 4, per April 3,671 M, per Mat 3,70 , per Juni 3,727 #, per Juli 375 «per August 3,75 4, per September 3,75 M Umsaß 15 000 kg.
Manchester, 18. Oktober. (W. T. B.) 12r Water Tablor E; 30r Water Taylor 7, 20r Water Leigh 64, 30r Water Clayton E, 32r Mock Brooke 62, 40r Mayoll 72, 40r Medio Wilkinson 8Ì- 32r Warpcops Lees 623, 36r Warvcops Rowland 7¿, 36r Warp- cops Wellington 87, 40r Double Weston 81, 60r Double courante Qualität 11, 32“ 116 vardé 16 X 16 grey Printers aus 32r/46r 148. Fest.
New-York, 18. Oktober. (W. T. B.) Die Börse eröfnete matt und mit niedrigen Coursen, im weiteren Verlaufe trat Berubis gung ein. Der Schluß war im allgemeinen matt. Der Umsatz der Actien betrug 273000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 1810000 Unzen geshäßt. Die Silberverkäufe beérugen 131 000 Unzen.
Weizen anfangs unverändert, dann nachgebend auf Realisirungen der Haussiers. Schluß kaum behauptet. — Mais anfangs etwas besser, spâter fehr still bei geringem Umsaß. Schluß gut behauptet.
Der Werth der in cker vergangenen Woche ausgeführten Producte betrug d 768303 Dollars gegen 9 891 568 Dollars in der Vorwoche.
Weizen - Verschiffungen der leßten Woche von den atlantishen Häfen der Vereinigten Staaten nah Großs- britannien 126 000, do. nach Frankrei 20 000, do. nah anderen Vasen des Continents 71 000, do. von Californien und Oregon nach_ Großbritannien 84 000, do. nach anderen Hâfen des Continents — Orts.
Freitag und wahrscheinli auch Sonnabend Fetertag.
Chicago, 18. Oktober. (W. T. B.) Weizen, anfangs unverändert, blieb alsdann den ganzen Tag rubig. Schluß faum behauvtet. — Mais anfangs höber auf Wetterberichte, dann Reaction. Schluß stetig.
Dennerstag und Freitag Feiertaa.
Verkehrs-Anstalten.
Die Königliche Eisenbabn-Direction zu Altona erläßt e Bekanntmachung, der zufolge die im Aushang-Fahrvlan des rectionsbezirfks Altona vom 1. Oktober d. F. aufgeführten und her nicht abgelassenen Schnellzüge Nr. 3 Hamburg ab 12,35 Nm., Verkin an 4,45 Nm., Nr. 4 Berlin ab 1254 Nm., Altona an 4,10 Nm., sowie Zug Nr. 73 Hamburg H. ab 10,28 Nm., Hamburg KI. an 10,34 Nm. und Nr. 74 Altona ab 11,45 Vi, Hamburg H.
an 12,13 Nm. von Donnerstag, den 2. Oktober d. Æ ah wieder befördert werden.
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London, 18. Oktober. (W. T. B.) Der Anion-Dampfer „Arab“ ist auf der Heimreise gestern bei den Canarischen Inseln angekommen. ;
St. Petersburg, 18. Oktober. (W. T. B.) Die Eröffnung der Bahnlinie Wyborg—Imatra findet am 1. November d. F. statt.
Theater und Musik.
Königliches Opernhaus.
Der zweite Symphonie - Abend der Königlichen Kapelle, welcher gestern wieder unter Leitung des Kavcellmeisters Herrn Wein gartner \tattsand, war vorzugsweise Compositionen der Neuzeit gewidmet. Er begann mit einer symphonischen Dichtung „Vysehrad“ von dem böb- mischen Componisten Smetana (1824), „Böhmens Beethoven“ ge- nannt. Das bunte Treiben der Ritterschaft dieser alten rubmvollen Veste, die Kämpfe, welche mit ihrer Zerstörung enden, und die Klagen der Trauer bilden den sehr dankbaren und poesievollen Stoff für die Musik. Die Composition Smetana’s is reih an melodiscer Erfindung und rhythmischer Lebendigkeit, fließend in der Anordnung der Gedanken und stimmungsvoll ‘gehalten. Weniger klar und organisch gestaltet erschien Liszt's „Hungaria“, eine symvhonische Dichtung, die einen ähnlihen Stoff behandelnd, besonders durch glänzende Orchester- efffecte sih auszeichnet. Das dritte größere Orchesterwerk dieses Abends war Schubert's C-dur-Symphonie. Alle drei Coms- positionen wurden von der durh die jugendliche Frische ibres genialen Dirigenten beseelten Kapelle ganz vorzüglich autgefübrt. Als Solistin erschien die Königliche Overnsängerin Frau Herzog, welche mit hinreißender Anmuth des Auédrucks vier ebenso melodids wie geistreih erfundene Lieder aus dem Cyklus „Die Sommernächte“ von Berlioz mit Begleitung des Orchesters vortrug. Stürmischer Applaus und Hervorruf folgten am Schluß: dieser Gesänge. Das Publikum wär wieder sehr zahlrei erschienen. — Der dritte Symphonie- Abend findet am 16. November ftatt.
Zu der am Sonnabend im Königlichen Schausvielhause auf Allerböchsten Befehl für die Töchtershulen Berlins stattfindeuden Festvorstellung „Die Quitows* werden Eintrittskarten nit verkauft. Das Abonnement wird für diese Vorstellung aufgehoben: Dienst- und Freipläßze haben feine Gültigfeit.
Im Deutschen Theater findet am Sonnabend, 29. d. M., die erste Aufführung eines neuen Volks\stücks von Adolvb L’Arronge, „Lolo’s Vater* statt
Im Kroll’ schen Theater werden morgen und am Freitag in
theilweise neuer Beseßung „Die lustigen Weiber“ und „Figaro?s
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