1892 / 252 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 24 Oct 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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Die Eröffnung der ftädtischen Wärmehallen am Alexander- Play wird, wie die „N. Pr. Ztg.“ berichtet, am 1. November statt- finden; gegenwärtig ist man mit der Ausbesserung der Heizanlagen

beschäftigt.

Breslau. Die Bauarbeiten an der Kanalisirung der oberen Oder sind im Laufe des leßten Jahres so gefördert worden, daß am 18. d. M. die Grundsteinlegung an der ersten Sthleufe der Strecke Kosel—Neissemündung, die in der Nähe des Dorfes Januschkowitz liegt, stattfinden konnte. Zu dieser Feier hatte, wie das „Centr.-Bl. d. Bauv.“ berichtet, der Chef der Oderstrom- Bauverwaltung, Ober-Präsident von Schlesien Herr von Seydewitz an eine Anzahl Personen, die zu den Bauausführungen in Beziehung stehen oder besonderes Interesse dafür bekundet haben, Einladungen ergehen laffen, denen etwa siebzig Personen Folge geleistet hatten. Es befanden sich unter diesen die Grafen Saurma, Bethusy-Huc, Haugwiß und mehrere Großgrundbesißer der Umgegend, sowie der Regierungs-Präsident von Bitter aus Oppeln, der Geheime Regierungs- Nath Freiherr von Seherr-Thoß, der Geheime Baurath Loenarßt, der Oderstrom-Baudirector, Regierungs- und Baurath Pescheck, der mit der Bauleitung für die Kanalisirung betraute Regierungs- und Bau- rath Mohr, sowie die Baubeamten- der Bauleitung. Die Feier fand ihren Höhepunkt in der Festrede des Ober-Präsidenten, die mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser s{loß, und der die üblichen Hammerschläge folgten. Demnächst begaben sih die Fest- theilnehmer auf den fünf Dampfern der Bauleitung nach Oppeln, wo sie ein Festmahl noch längere Zeit vereinigte. Ueber den Umfang der Arbeiten, die von der ais für die Kanalisirung der Oder auszuführen sind, bemerkt dasselbe Blatt, daß außer der Schleuse bei Januschkowiß noch der Bau des Hafens bei Kosel, der Schleusen bei Krempa, Konty, Groshowiß, Oppeln und an der Neissemündung be- gonnen worden ist. Zwei von den Durchstihen sind bereits er- offnet, ein dritter ist fast vollendet. Die Wehre Tönnen im allge- meinen erst nach Fertigstellung der Schleusen in Angriff genommen wcrden: nur an der Staustufe Oppeln ist es möglich gewesen, ein im Mühlgraben daselbst zu erbauendes Schüyenwehr fertigzustellen und an einem Theile des Oderwehres die Rammarbeiten auszuführen. Die Grundsteinlegung der ersten Schleuse am Oder-Spree-Kanal, für welche die Oderkanalisirung gewissermaßen die Fortseßung bildet, hat genau fünf Jahre zuvor, am 18. Oktober 1887, stattgefunden.

Swinemünde, 23. Oktober. Der nach Stettin gehende spanishe Dampfer „Gaditano“ rannte, wie „W. T. B.“ mit- theilt, heute früh im hiesigen Hafen gegen zwei festliegende, mit Koblen beladene O derkähne. Der eine, vollständig durhgeschnitten, sank sofort, der andere, im Sinken begriffen, wurde auf Grund ge- \{chleppt. Die Besaßung rettete nur das nackte Leben. Dem Schlepp- dampfer „Blume“, der den „Gaditano“ bugsirte, wurde die Commando- brüde zertrümmert, und ein Prahm der Hafenverwaltung beschädigt.

Flensburg, 24. Oktober. Die Verleihung einer Fahne an den Verein ehemaliger Kameraden des Garde-Corps fand nah Mittheilung des „D. B. H.“ gestern in festliher Weise in Gegenwart der Spitzen der Militär- und Civilbehörden ftatt.

Rostock, 21. Vltober. Zn der Nacht vom 18. auf den 19, d. M. sind, wie der „N. Pr. Z.* geschrieben wird, im südlichen Mecklenburg die ersten Nachtfröste aufgetreten, während an der Küste die Temperatur allerdings auch tief gesunken war, aber keine Kältegrade verzeihnet wurden. Die heftigen Niederschläge, die am 17. und 18. d. M. fielen, waren in der Umgegend von Parchim, Lübz, Plau und Goldberg mit Schneefall verbunden. Am Morgen lag der Schnee auf einigen Feldmarken fo dicht, daß die

.

Gegend vollständig einer Winterlandschaft glich. Empfindliche Pflanzen, wie Gurken, Georginen, Sommerastern u. a. sind zum theil vollständig erfroren.

__ Wechmar, 16. Oktober. Heute fand hier die Enthüllun einer Gedenktafel für die berühmte Musikerfamilie Ba statt. Wie die „Cob. Ztg.“ meldet, hatten sih zu der eier zahlreiche Einwohner von hier und aus den Nachbarorten eingefunden, welche fich fodann im Saale des Gasthauses „Zum weißen Noß“ versam- melten, um der von einem Mitgliede des „Böhnervereins" aus Gotha vorge- tragenen Mittheilung der Ege der Familie Bach beizuwoLnen. Es folgten hierauf verschiedene Musik- und Gefangsvorträge. So verlief die Bachfeier in freudiger Stimmung und in der Erwartung, daß in Wechmar sowie in den umliegenden Ortschaften das Andenken an die Familie Bach auf immer in Ehren gehalten werde.

Hamburg, 23. Oktober. Branddirector K ipping ist infolge der gestern bei dem Brande des Lagerspeichers der „Paket - fabhrt-Actiengesell\MGaft" (erat. Nr. 251 d. Bl. n. Sl. d. Ned.) erlittenen Verleßungen Nachts gestorben. Die Feuersbrunst im „Kleinen Grasbrook“ ift gelöscht. Versichert sind der Speicher der „Packetfahrt-Actiengesellshaft* mit 646 000 A Schaden auf 90% geschäßt —, die Reiherstieg-Werft mit 1 137 000 44 Scha- den auf 10% geschäßt —, die hemishe Fabrik von Stahmer, Noack u. Co. mit 220 000 A Schaden auf 6009/9 geschäßt.

Lausanne, 23. Oktober. In dem Prozeß wegen der Kes\ el- Erxplofion auf dem Dampfer „Montblanc“ vom 9. Juli d. I. hat nah einem Bericht des „W. T. B." der e Assisenhof die drei Angeklagten, den Director Nochat, den Maschinisten Fornerod und den Maschinenaufseher Lips, freigesprochen.

Cagliari, 22. Oktober. Durch den in Nr. 251 des „RN.- u. St.-A.* bereits gemeldeten Wirbelsturm is besonders in San Sperate ungeheurer Schaden angerihtet worden. Die Ortschaft ist zur Hâlfte zerstört, sodaß felbst der Eintritt in die Stadt fast un- möglich ist. Die Zahl der Verunglückten wird auf 200 geschäßt. Nach einer Meldung des „D. B. H.* aus Ajaccio beträgt die Zahl der Opfer des Sturms über 100. 63 Leichen sind aufgefunden, etwa 300 Häuser vollständig zerstört. Die Gemeinde San Sperate ist zur Hâlfte vers{wunden: der übrig gebliebene Theil \teht isolirt innitten von Gewässern.

Luzern. Das Luzerner „Vaterland“ s{hreibt: Das Wunderbarste auf dem Gebiet der sonst s{chon an Erfindungen fo außerordentlich reichen Ubrenmacherei ift eine Nepetiruhr, welche die Zeitangaben, d. h. die Stunden und Viertelstunden, \priht, statt dieselben zu schlagen. Diese sprehende Repetiruhr is soeben einem Genfer Uhrmacher vom eidgenössishen Amt patentirt worden. Die sprehende Uhr i mt Zuhilfenahme des Phonographen angefertigt; in dem Gehäuseboden einer Taschenuhr be- findet sih eine phonographishe Platte, auf welhe vor der Fertig- stellung ter Uhr die Stunden- und Viertelstunden-Zeiten hinauf- aEiproDen worden sind. Im ganzen trägt die Scheibe 48 concentrische Furchen, von welhen 12 die phonographishen Zeitangaben der Stunden, 12 diejenigen der Stunden und der ersten, 12 diejenigen der Stunden und der zweiten und 12 diejenigen der Stunden und der dritten Viertelstunden in \sich tragen. Zeigt nun z. B. der Stundenzeiger auf dem Zifferblatt 124 Ühr, so greift eine feine Spiße in die entsprehende Furhe ein und von der gleichzeitig rotirenden Scheibe wird dann die Zeitangabe zwölf und ein Viertel ertönen, gerade so, wie beim Phonographen von der rotirenden Walze die auf leßtere hinaufgesprohenen Worte ertönen.

“Der Rückendeckel der Uhr hat in der Mitte eine kleine Shallöffnung,

offnungen beim

ähnlich wie die natürlich bedeutend größeren Schall hr gehalten,

Telephon. Wird die Schallösffnung der Ühr an das so ist die gesprochene Zeit um fo deutlicher vernehmbar.

Ostende, 24. Oktober. Anhaltende heftige Stürme ver- hindern, wie „D. B. H.“ meldet, das Auslaufen der Dampfer auz den französischen Häfen.

New-York, 22. Oktober. Nah einem Telegramm deg „W. T. B.“ aus Los Angeles (Kalifornien) explodirte bei einem gestern Abend gelegentlichß der Columbusfeier abgebrannten Feuerwerk ein mit Pulver gefülltes Nohr. Zwei Knaben und ein Mädchen wurden fofort getödtet, neun Personen schwer verwundet.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Halle a. S., 24. Oktober. (W. T. B.) Der Componist Dr. Robert Franz ist heute früh hier gestorben.

Heidelberg, 24. Oktober. (W. T. B.) Der hiesige Personen -Bahnhof der Main-Neckarbahn ist in ver- gangener Nacht vollständig niedergebrannt.

Paris, 24. Oktober, (W. T. B.) Das Journal „Parti National“ veröffentliht die Unterredung eines seiner Redacteure mit dem italienishen Botschafter: Reßmann, worin leßterer der gegentheiligen Erklärung Ferry's und Barthélemy-Saint-Hilaire’'s gegenüber auf -das Bestimmteste versicherte, daß der frühere französische Botschafter Noailles in Rom die wiederholte Versicherung abgegeben habe, daß niemals eine französishe Expedition nah Tunis unternommen werden solle. Noch am Vorabende der Expedition habe Noailles jene Versicherung wiederholt ; dieselbe Zusage“ sei dem damaligen italienishen Botschafter Cialdini in Paris ertheilt worden.

__ Bordeaux, 24. Oktober. (W-T: B.) Bei der gestern hier vollzogenen Wahl zur Deputirtenkammer wurde der Republikaner Duvigneau mit 10009 Stimmen gewählt. Die Monarchisten, deren Kandidat - bei der leßten Wahl 8000 Stimmen erhalten hatte, enthielten sih der Wahl. __ Carmaux, 24. Oktober: (W. T. B.) Jn den lebten Tagen hatte hier Ruhe geherrscht... Jn der vergangenen Nacht durchzogen jedoch Arbeitertrupps, die von dem Pariser Anarchisten Tournadre aufgeheßt waren, unter Drohrufen und unter Absingung der Carmagnole die Stadt.

St Petersburg, 24 obe h ch D Sn den ersten acht Monatëñn des gegenwärtigen Finanz- jahres sind an directen, Steuern vom Bauern- stande 28594000 Nbl., gleih 317/19 Proc. des 114 724 000 Rbl. betragenden FJahresvoranschlages, eingegangen. Die Eingänge von den anderen Ständen betrugen in dem gleihen Zeitraum 7516000 Rbl., gleich 382/19 Proc. des 19 664 000 Rbl. betragenden Jahresvoranschlages. Verglichen mit den Eingängen in der nämlihen Periode des Vorjahres, sind die diesjährigen Eingänge nur wenig hinter jenen zurück- geblieben.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

T vom 24. DTLober, rx Morgens.

Wetterber

00° S

des Don Augustin Moreto, von West. In Scene gelegt vom ODber-Negisseur Max Grube. Anfang f.

Residenz-Theater. Direction : Sigmund Lauten- | Stromtid“ für die deutshe Bühne eingerihtet von ‘burg. Dienstag: Zum 18. Male: Jm Pavillon.

August: Junkermann. Anfang 7F Uhr. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Temperatur

Bar. auf 0 Gr.

=40%R.

Wind. | Wetter.

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Mullaghmore | 758 |NNO 1s Aberdeen . . | 755 |[WNW 3hhalb bed. Christiansund | 748 [N 6 wolkig Kopenhagen . | 746 |W 2/Dunst Stockholm . | 741 |WSW 2Scnee ATanda - |. (42 I) 4/Schnee Stau... 709 [S 1/bededckt Cork, Queens- | ton... C9 3\wolkig Cherbourg . | 756 3'halb bed. | Dele l C2 W 5 0 l 40 _ tillwolfkigl) Hamburg . . | 750 |WSW 3/halb bed. Swinemünde | 748 W d 'bedeckt?) Neufahrwasser| 748 3/bedeckt Memel... | (45 6 Regen ?)

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u. d. Meeres\p. 59.

red. in Millim.

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1'bedeckt

Karlsruhe . . | 758

Wiesbaden . | 757 München . . | 759 Chemniy .. ) Vern Nen Breslau . e At S B 6 4 |

1) Regenböen. 2?) Nachts Regen. 3) Nachts Sturm und Regen. 4) Gestern Nachmittag Sturm. 5) Vormittags Regen und Schnee, Nachts Reif.

Uebersicht der Witterung.

Ein tiefes barometrisches Minimum liegt über Finland, einen Ausläufer südwestwärts nah der westlichen Dítsee entsendend, unter dessen Einfluß im östlihen Ostseegebiete starke südwestlihe Winde wehen. Ueber Nordwest-Europa hat der Luftdruck überall zugenommen. In Deutschland ist bei durh- shnittlich mäßigen vorwiegend füdlichen bis west- lihen Winden das Wetter kühl und trübe, fast allenthalben ift Regen oder Schnee gefallen, auf Helgoland und zu Wustrow kamen auch Hagelfälle vor; die Temperatur liegt 1 bis 6 Grad unter dem Mittelwerthe: Nachtfröste werden nur aus Cassel und Wiesbaden gemeldet. :

Deutsche Seewarte.

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Theater- Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern- haus. 219. Vorstellung. Die Walküre. In 3 Acten von Richard aae Dirigent : Kapell- meister Sucher. Anfang 7 Ühr.

Schauspielhaus. 228. Vorstellung. Donna Diana. Lustspiel in 5 Aufzügen, nah dem Spanischen

Opernhaus. 220. Vorstellung. Djamileh. NRomantishe Oper in 1 Act von G. Bizet. Text von L. Gallet, deutsch von L. Hartmann. Tanz von E. Graeb. Jn Scene ge- seßt vom Ober-Regisseur Teblaff. Dirigent : Kapell- meister Weingartner Carvalleria rusti- cana (Bauern - Ehre). Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Text nah dem gleich- namigen Volks\stück von Verga. In Scene ge- seßt vom Ober - Regisseur Teßlaff. Dirigent : Kapellmeister Dr. Muck. Slavische Braut- werbung. Tanzbild von Emil Graeb. Musik componirt und arrangirt von P. Hertel. (Mit Ein- lagen von I. Brahms.) Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 229. Vorstellung. Lydia. Plauderei in 1 Aufzug von O. F. Gensichen. Jn Scene geseßt vom Ober - Regisseur Max Grube. Die Prüfung. Lustspiel in 1 Aufzug von L. Clement. Der eingebildete Kranke. Lust- spiel in 3 Aufzügen von Molière, mit Benußung der Baudisfin’schen E In Scene gesetzt vom Ober-Regisseur Mar Grube. Anfang 7 Uhr. Deutsches Theater. Dienstag: Der Misan- throp. Ju Civil. Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Der Pfarrer von Kirchfeld. Donnerstag : Der Misanthrop. Ju Civil. Freitag: Galeotto.

Mittwoch:

Berliner Theater. Dienstag: Das Käthchen von Heilbronn. Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Ein Fallissement.

Donnerstag: Das Käthchen von Heilbroun.

In Vorbereitung: Dora.

Lessing- Theater. Dienstag: Zum 26. Male: Die Orientreise. Schwank in 3 Acten von Oscar Blumenthal und Gustav Kadelburg. Anfang Uhr.

Mittwoch: Die Orientreise.

Donnerstag: Die Orientreise.

Wallner-Theater. Dienstag: Der Mann im Monde. Posse mit Gesang in 3 Aufzügen (5 Bildern) von Eduard Jacobson. Anfang 7# Uhr. Mittwoch: Vorletztes Auftreten des Herrn Franz Guthery. Neu einstudirt: Eine leichte Person. Pott mit Gesang in 3 Acten (8 Bildern) von Emil

ohl. Musik von A. Conradi und V. Holländer. (Hätschler: Herr Guthery.)

Donnerstag : Lettes Auftreten des Herrn Guthery. Zum leßten Male: Der Mann im WMonde. (Liebetreu : Herr Guthery.)

In Vorbereitung: Joachim von Brandenburg. Schauspiel in 5 Acten von Marx Meßner.

Friedrich - Wilhelmfstädtishes Theater. Dienstag: Vierter Abend im Offenbach. Cyclus. 10. Aufführung. Die schöne Helena. Komische Operette in 3 Acten von Meilhac und Halévy, deutsch von I. Hopp. Musik von Jacques Offen- bah. Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Le Parfum.) Shwank in 3 Acten von Ernest

lum und Raoul Toché. Deutsch von Ludwig Fishl. In Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. Vorher: Zum 18. Male: Nach zwei Jahren. Lustspiel in 1 Act von Almásy Tihamér. Deutsch von Josef Jarno. In Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. Anfang 7+ Uhr.

E Vorstellung von „Im Pavillon“ beginnt um

1 Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

ßKroll's Theater. Dienstag: Das Nacht- lager in Granada. Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Gastspiel der Frau Moran - Olden. Oberon. (Nezia: Frau Moran-Olden.)

Donnerstag: Abschieds-Benefiz der Frau Etelka Gerster. 2. Act Rigoletto. 2. Act Barbier von Sevilla. 3 Act Lucia vou Lammermoor. -

Belle-Alliance-Theater. gänzlich neuer Ausstattung: Zum 17. Male: Pandora, oder: Götterfunken. Ballet-Pantomime in dret

Bildern und einem Zwischenspiel von W. Ho. Musik von Friß Krause. Choreographisches Arran?

gement vom Balletmeister Giovanni Ambrogio: Vorher: Die Nürnberger Puppe. Komische Oper in 1 Act von Leuven und A. v. Beauplan; Musik von A. Adam. Anfang 7# Uhr. s

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung. (

Theater Unter den Linden. Direction: Alois und Rudolph Ronacher. Dienstag: Die Welt in Vild und Tanz. Phantastisches Ausftattungs-Ballet in 1 Vorspiel und 5 Bildexn von F. Gaul und J. Haßreiter. Musik von J. Bayer. Ballet-Autoren der K. u. K. Hofoper in Wien. Inscenirung durch den Balletmeister Hrn. L. Gundlach. 93 Uhr: Das grandiose chinesische Ballabile Ein Drachenfest, (Mitwirkende: 500 Personêf.) Vor dem Ballet (nur noch einige Aufführungen): Daphue. Operette in 1 Act von Hans Müller. Musik von A. Ferron. Inscenirt vom Ober-Regisseur Herrn C. A. Friese. Ueberdies: Hervorragendstes Variété-Programm. Kafsen-Eröffnung 67 Uhr. Anfang 7 Uhr.

Café Ronacher, Restaurants * Unter den Linden. Ronacher. ?

Während des ganzen Tages und auch nach wer

Vorstellung geöffnet. {ch

Adolph Ernst-Theater. Dienstag: Zum 50. Male: Die wilde Madonna. Gesangs- posse in 3 Acten von Leon Treptow. Couplets von

. Görß. Musik von G. Steffens. Mit neuen Costumen aus dem Atelier der Fr. Köpke und neuen Decorationen von Lütkemeyer in Coburg. In Stène geseßt von Adolph Ernft. Anfang 74 Uhr.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Dienstag: Gesammt - Gastspiel des Frit Reuter- Ensemble unter Direction von Auguft Junker- mauu. Zum 47. Male: Onëel Bräfig. Lebens- bild in 5 Acten nach Friß Reuter's „Ut mine

In Vorbereitung: Der Vereinspräsident.

(8371) Hohenzollern-Galerie Lehrter Babnhof. T A Sonntags 50 4, Gr. histor. Rundgemälde 1640—1890. Geöffnet 9 Uhr bis Dunkelh. Sount. 9—9,

Uranig, Anstalt für volksthümliche Naturkunt e. Ain Landes - Ausftellungs - Park (Lehrter Bahnhof).

Geöffnet von 12—11 Uhr. Concerte.

Sing-Akademie. Dienêtag, Anfang §8 Uhr: Concert von Anna Goldbach (Gesang) und

Gertrud Grunow (Klavier).

Concert-Haus. Dienstag, Abends 7 Uhr:

Dienstag: Mit: ‘Karl Meyder-Concert.

Fest-Ouverture von Lorßing. Königs-Gebet aus „Lohengrin“ von Wagner. „Ange d'’amour“, Walzer von Waldteufel. „Träume“, für die Violine von Dunrkler (Herr Carnier). „Das weiß nur ich allein“, für Piston von NRiegg (Herr Steffens). „Gruß an Berlin“, Mars\ch von Meyder.

Saal Bechstein, Linkstraße 42. Dienstag, Anfang 7# Uhr: Lieder - Abend von Marie Schmidt- Köhne und Felix Schmidt unter gütiger Mitwirkung des Componisten Herrn Wilhelm Berger.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Elisabeth von Bockelberg mit Hrn. Negierungs-Assessor Georg Steiner (Stettin— Posen). Frl. Helene Vanselow mit Hrn. Frhrn. von Bohlen (Ludwigëlust—Bohlendorf auf Rügen).

Verehelicht: Hr. Rittergutsbesiker Carl Walliczek mit Frl. Martha Augsburg (Breslau). Hr. Graf zu Münster mit Freiin von Rheinbaben (Braunschweig). Hr. Graf Ludwig zu Revent- low mit Gräfin Benedicta zu Neventlow (Wulfs- hagen bei Gettorf). :

Geboren: Eine Tochter: Hrn. Consistorial- Rath Alfeld (Hannover). Hrn. Hauptmann von Bonin (Dessau). Hrn. Prem.-Lieut. Hans von Wurmb (Hannover).

Gestorben: Hrn. Hauptmann von Arnauld de la Perière. Tohter Marion Angélique (Weimar— Güstrow). Fr. Helene von Winterfeld-Freyen- stein, geb. von Stülpnagel (Berlin). Marie Freifrau von Gaertner, geb. Sternagel (Breslau). Frau Ober-Forstmeister von Seebach, geb. ige (Uslar). Hr. General-Major z. D.

eorg Frhr. von Bülow (Celle).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Fünf Beilagen (einshließsli4 Börsen-Beilage".

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

M 252.

Statistik und Volkswirthschaft.

Deutsche Noheisenyroduction.

Nach den statistishen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller belief sich die Noheisen- production des Deutschen Reichs (einshließlich Luxemburgs) im Monat September 1892 auf 397 458 t; darunter Puddelrcheijen und Spiegeleisen 141 881 t, Bessemerroheisen 23 667 t, Thomasroh- eisen 169 094 t, Gießereiroheisen 62816 t. Die Production im September 1891 betrug 390 901 t, im August 1892 401 163 t. Vom 1. Januar bis 30. September 1892 wurden producirt 3 588 641 t

9

gegen 3 295 656 t im gleihen Zeitraum des Vorjahrs.

Die Frauenvereine im Großherzogthum Sachsen-Weimar

haben auch im Vorjahre eine sehr fsegensreihe Thätigkeit entfaltet. Sie gliedern sich in aht Centralvereine, deren Thätigkeit sich ins- gesammt über 170 Gemeinden erstreckt. Früher im wesentlihen nur mit Kleinkinderbewahr- und Suppenanstalten, sowie mit der Be- schaffung von Arbkcitsgelegenheit für arme Frauen beschäftigt, haben diese Vereine neuerdings auh wichtige andere Unternehmungen neben den erstgenannten in ihren Kreis gezogen. So sind eine Anzahl Industrieshulen und in stets wachsender Zahl auch Haus- haltungsschulen errihtet worden. In Weimar wurden vier- undzwanzig im lezten Schuljahre stehende Schülerinnen zu diesem Unterricht von der Schulverwaltung bestimmt und ihnen allwöchentlich der Sonnabend, in dessen Vormittagéstunden der Unterricht stattfand, ganz freigegeben. Es ist, wie die „Social-Corr.“ schreibt, bemerkenswerth, daß sich die anfänglichen Bedenken, es könne diesen noch schulpflichtigen Mädchen an dem nötbigen Ernft fehlen, nicht bestätigten; die gleiche Erfahrung 1nacht man auch in Jena. An der Ausübung der Armen- und Krankenpflege sowie an der Bildung von Jungfrauenvereinen be- theiligten sich die Frauenvereine allerorten schr rege. Ein besonderes Institut für fich bildet das Sophienhaus, von dem aus zahlreiche Schwestern zur Gemeinde- und Krankenpflege auêgesandt werden. Besonders erfreulih ist das Wachsthum der Gemeindepflege: es heißt darüber in dem betreffenden Berichte: „Die Gemeindes{western haben überall Zugang nicht nur zu den Häusern, sondern auch zu den Herzen gefunden und üben eine gesegnete Wirksamkeit aus; auch da, wo in ländliher oder fÉleinstädtisher Bevölkerung anfangs das Verständniß für ihre Aufgaben zu fehlen schien, haben sie bald freudige Anerkennung, Liebe und Dank gefunden.“

Tabackbau in Elsaß-Lothringen. (Die eingetlammerten Zahlen zeigen das Mehr oder Weniger im Vergleih zum Erntejahr 1890.)

Die „Straßburger Correspondenz“ schreibt :

Die Zahl der tabackbauenden Gemeinden Elsaß-Lothringens betrug im Erntejahr 1891 526 (— 20), die Zahl der Tabatpflanzer 13 475 (—1055). Bepflanzt wurde eine Gesammtfläche von 148 531 (—23 669) a. Diese .seßte sich zusammen aus 19 008 (—3013) einzelnen Parzellen, wovon 9077 unter 4 a und 9931 über 4 a groß waren. Die Menge des geernteten Tabacks bezifferte sih in dachreifem Zustande auf 3575732 (—890111) kg. Geerntet wurden durcschnittlih auf dem Ar 24,07 (— 1,53) kg, also auf dem Hektar 48,14 (— 3,06) einfahe Centner dachreifer Taback. Der Preis des Tabaks belief sh wie im Jahre 1890 durchschnittlih auf 32,78 6 für 100 kg, also auf 16,39 M für den einfahen Centner. Das Ernte-Ergebniß des Jahres 1891 war somit ein ungünstigeres als dasjenige des Jahres 1890. Folge davon ist, daß der Anbau im laufenden Erntejahr 1892 noch weiter - abgenommen hat. Nach den vorläufigen Feststellungen is im Jahre 1892 nur in 516 Gemeinden, also weiter in 10 Gemeinden weniger als 1891 und in 30 Gemeinden weniger als 1890 Taback gebaut worden. Den Tabacbau haben durchweg solche Gemeinden eingestellt, welche in den leßten Jahren nur 20 4 für die Bodenblätter und 10 6 für den Haup1taback pro einfahen Centner gezahlt erhalten haben. Bei fo niedrigen Preisen rentirt sih der Tabackbau niht mehr, obglei in den Gemeinden, welche so niedrige Preise erhalten, auf dem Hektar statt des Durchschnittssaßes von 51,2 bezw. 48,14 Centner auh in dem leuten Iahre bis zu 56 Centner geerntet worden sind. Bei einer Ernte von 56 Centnern pro Hektar würde bei dem Preise von 20 bezw. 10 e pro Centner vom Hektar erlöst werden:

für 24 Centner Bodenblätter zu 20 M = 480 M,

32 Hauptgut ¿40 = 920.

zusammen 800 M, während die Productionékosten wovon allerdings mehr als die Hâlfte auf Arbeiten, die der Tabacpflanzer durchweg selbst besorgt, entfallen böher zu veranschlagen fein dürften. Bei der Taba- enquête des Iahres 1879 sind dieselben auf 1050 veranschlagt worden. Einsichtige Tabackpflanzer veranschlagen dieselben in- dessen, in Uebereinstimmung mit der „Süddeutshen Tabackzeitung“,

auf 820 bis 850 M

Taba gebaut haben im Erntejabr 1892 12695 Pflanzer auf 17 305 Parzeller. mit zusammen 124379 a. Im laufenden Ernte- jahr sind fonach 23 963 a weniger als 1891 mit Taback bebaut worden. Auch diesmal findet sih in denjenigen Gemeinden, welche 1891 für die Bodenblätter erheblich mehr als 20 A und für den Haupttaba erheblich mehr als 10 Æ pro einfachen Centner erhalten haben (für die Bodenblätter wurden bis 27 M, für den Haupttaback bis 25 M bezahlt), eine nur unwesentlihe Abnahme des Tabakbaues, in einigen wenigen derselben sogar eine leine Zunahme. Es erklärt fich dies daraus, daß bei einer Durchschnittsernte von 49 Ctr. pro Hektar (in Elsaß-Lothringen sind, wenn der verhagelte und verdorbene Taback abgerechnet wird, 1891 mehr als 49 Ctr. pro Hektar geerntet worden) und bei einer Bezahlung des Tabaks mit 25 4 pro Centner Bodenblätter und 15 4 pro Centner Hauptgut eingenommen wurden :

für 21 Centner Bodenblätter zu 25 M = 525 4, 20 @ Hauptgut O 40 zusammen 945 A, mithin jedenfalls mehr, als die Productionskosten, von welchen der felbstarbeitende Bauer den auf die Arbeiten entfallenden ganz erheb- lichen Theil als Gewinn ansieht.

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Weltausstellung in Chicago.

Die Arbeiten zur Herstellung des Katalogs für die deutsche Abtheilung der Chicago-Weltausstellung, welhe einem besonderen, dem Herrn Reichs-Commissar zur Seite gestellten Auss{usse über- tragen waren, sind dem Abschlusse nahe. Jeder der etwa 20 Ab- theilungen des Katalogs wird eine gedrängte Uebersicht über die Be- deutung und den Umfang des betreffenden deutshen Gewerbszweiges voraufgehen. Die Abfassung der Uebersihten war competenten

achleuten übertragen worden. Sie sind bis auf wenige be- reits fertig. Es erübrigt nur noch, daß die Aussteller selbst die Form angeben, in welcher die Aufzeihnung ihrer Ausstellungs- gegenstände vorgenommen werden soll. Nach dem Eingange auch dieser Mittheilungen werden die Zusammenstellung und der Druck des Katalogs vorgenommen werden können. Nach dem gegenwärtigen Stande der Arbeiten is vorauszusehen, daß der Katalog, der übrigens in der Neichsdruckerei hergestellt und in deutscher, englisher und

Berlin, Montag, den 24. Oftober

spanisher Ausgabe erscheinen wird, mehrere Monate vor Eröffnung der Auéstellung crhältlich sein wird, sodaß man sich über die deutsche Abtheilung son sehr früh durch Studium des Katalogs wird unter- rihten fönnen.

__ Der Zeitpunkt, zu welchem auch das Gros der deutschen Aus- steller in Chicago ihre Ausstellungsgüter nah Nord-Amerika wird schaffen müssen, rückt heran. Damit die Hinüberschaffung ih möglichst {nell und glatt vollzieht, werden in nächster Zeit sämmt- lichen Ausstellern gedruckte Instructionen über die Behandlung der Güter, die zu beobachtenden Formalitäten, Benußung der Beförderungs- gelegenheiten u. f. w. zugestellt werden. Es geschieht dies schon jeßt, weil es fich empfiehlt, mit der Versendung der Güter möglichst bald, wenn thunlih {on im Dezember und jedenfalls nit später als Mitte Januar, vorzugehen. Wenn selbstverständlih auch überall auf das Ausftellungsgut die größte Rücksicht bei der Beförderung ge- nommen werden wird, fo dürfte sich sonst doch in den leßten Monaten vor Eröffnung der Ausstellung eine Güterstauung vollziehen, welche die shnelle Erpedirung in- Amerika unmöglih machen würde. Auch ist zu bedenken, daß immerhin die Erledigung der Zollformalitäten in den Ankunftshäfen wie auf dem Ausftellungëplatz, sowie die Auf- stellung in den Gebäuden selbst einige Zeit in Ansoruchß nehmen werden. Um alles dies in einer den deutschen Interessen entsprechenden Weise volltühren zu können, ist eine möglichst frühzeitige Hinüberschaffung der Ausftellungsgüter angezeigt.

i Zur Arbeiterbewegung.

__ Der Ausstand der Tischlergesellen in Stettin ist, wie die „Ostsee-Ztg.“ berichtet, als beendet”anzusehen und zwar zu Un- gunsten der Gesellen. Die Meister haben troß aller Gegenmaßregeln der Gesellen genügend Arbeitskräfte von auswärts herangezogen, und nur wenige Meister haben sich bereit finden lassen, die Forderungen der Gesellen zu bewilligen. Neuerdings haben die Ausständigen ein Schreiben an den Innungsvorstand gerichtet, in dem die Meister ersucht werden, mit einer von den Gesellen ernann- ten Commission zu unterhandeln. In einer zu Sonnabend nah dem Neinke’shen Local einberufenen Versammlung von Innungs- und Nichtinnungs meisiern wurde jedoch beschlossen, wegen des von den Gesellen den Meistern gegenüber beobachteten Verhaltens jede Unter- handlung abzulehnen. (Vgl. Nr. 203° u. flg.)

Die Zahl der Berliner Töpfer, die wegen der Nichtbewilli- gung ihrer Forderung, daß an den Arbeitsstätten in den Neubauten Die Feter verglast sein sollen (vgl. Nr. 2422 d. Bl) die Arbeit eingestellt haben, überragt der „Vos. Ztg.“ zu- folge die vorjährige Ziffer der aus dem gleihen Grunde Ausständigen ziemlich erheblih. Nah den Meldungen, die bis Freitag Abend vorlagen, sind 374 Auss\tändige vorhanden, das sind gegen 125 mehr als im Vorjahre. In Folge der Erfüllung der Forderung dur die Bauherren tonnten von 490 Ausständigen nur 116 die Arbeit wieder aufnehmen.

Ueber die Verhandlungen, die wegen der Beilegung des Berg - arbeiterausstandes in Carmaurx geführt werden, berichtet ein Pariser Telegramm des „D. B. H.“ vom heutigen Tage: Der Minister-Präsident Loubet empfing gestern in einstündiger Conferenz den Bürgermeister Calvignac, vorher und nachher die Abgeordneten Milleraud, Pelletan und Clémenceau, später die Arbeiter-Delegirten von Carmaux und ihren Rechtsbeistand. Heute Vormittag wird Loubet wiederum Besprehungen mit dem Bürgermeister Calvignac und den Abordnungen der Ausständigen sowie der Bergwerksgesell- schaft haben. Angeblich ist eine Verständigung dahin erzielt, daß die Gesellschaft Calvignac formell wieder einstellt und dann auf unbeschränkte Zeit beurlaubt, so lange er Bürgermeister ist. Die verurtheilten Ausständi- gen follen begnadigt und von der Gefellschaft wieder eingestellt werden. Ferner berichtet ein Telegramm des „H. T. B.* über eine Ver- sammlung, die gestern Abend in Paris zu Gunsten der Ausständigen in Carmaur stattfand und einen stürmischen Verlauf nahm, da etwa 150 Anarchisten in den Saal eingedrungen waren und \ih an den Verhandlungen betheiligen wollten; es kam zu einer blutigen Schlägerei. Schließlih wurde eine Entschließung gegen die Regierung angenommen, in der zugleich den Ausständigen in Carmaurx die Glü- wünsche der Versammelten ausgesprochen werden.

Us Bel mi Der Bo, Zig unter dem 22. d M. telegraphirt: Infolge Lohnstreits auf den Zechen in Seraing ist in der Waffenfabrik zu Herstal ein Ausstand eingetreten. Eine Meldung des „Wolff’schen Bureaus“ von demselben Tage be- richtet aus Lüttich: Gerüchtweise verlautet, in den in der Nähe von Lüttich belegenen Kohlengruben beabsihtigten die Arbeiter zu striken, inébesondere in dem Schacht von Marihaye und in dem Becken von Seraing. Die Bergleute verlangten eine Erhöhung der Löhne. Bis jetzt ist die Nuhe nirgends gestört.

Kunst und Wissenschaft.

Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. _ Sizung am 12. Oktober 1892.

Herr Professor Dr. Naudé sprach über die Schlacht bei Prag, speciell über die auffallende Thatsache, daß König Friedrich nur mit zwei Dritteln seiner Armee die Oesterreicher rehts der Moldau angriff, während 30 000 Preußen unter dem Prinzen Moriß von Dessau und dem Feldmarschall Keith auf dem linken Moldauufer zurückblieben. Ueber diese Maßregel des Königs ist von alters her lebhaft gestritten worden; auch Clausewiß hat sich mit der Grage beschäftigt. Neuerdings haben Theodor von Bernhardi, Delbrück und Ammann die Frage, die für die Beurtheilung der fridericianischen Strategie von Bedeutung is, in ver- schiedener Art zu entscheiden versuht. Sonderbarer Weise sind gerade die Archivalien, welhe am ersten über die Bestimmung des Prinzen Moriß Auskunft geben konnten, bisher niht zu Rathe ge- zogen worden. Unter den Papieren des Prinzen im Zerbster Staats- archiv fand Professor Naudé ein vertrautes Schreiben, in welchem der Prinz es ist des Alten Defsauers jüngster Sohn die ihm und Feldmarschall Keith während der Prager Schlacht ertheilte Aufgabe Tar dargelegt hat. Die beiden Generale sollten Prag im Westen fest umslossen halten, damit niht Browne, wie der König befürchtete, auf das andere Ufer überginge und der Schlacht auswiche; der Prinz sollte ferner, im Falle eines Sieges, auf den Höhen an der Moldau zwishen Prag und Königsaal Batterien errihten und den Rückzug der Oesterreiher, wenn au nicht abschneiden, so doch nah Möglichkeit erschweren. Von einem beabjichtigten Ueber- schreiten der Moldau ist nihts gesagt. Das Resultat. welches si ergiebt, schließt. sich keiner der bisherigen Ansichten völlig an, nähert sih aber mehr den von Ammann und von Bernhardi als den von Delbrück gegebenen Erklärungen. Herr Professor Dr. Brecher handelte von dem Antheil des württembergishen General-Majors Grafen von Normann an dem „Ueberfall“ bei Kiten (17. Juni 1813), bei welchem Theodor Körner \chwer verwundet und viele Lüßower getödtet oder gefangen wurden. Gewöhnlih wird ihm die Schuld an diesem Mißgeschick aufgebürdet, und gerade in der Zeit der nationalen Erbebung (1813) liebte man es in Süddeutschland kaum weniger als in Norddeutschland, den Grafen von Normann des Verraths an seinen deutshen Landsleuten zu zeihen. Damit hat man ihm großes Unrecht gethan. Graf von Normann hat, wie aus einem an den König von Württemberg am 23. Juni 1813 erstatteten Bericht und aus einem an feinen Vater am 7. Dezember d. J. abgesandten

Briefe (beide Schriftstücke sind erst neuerdings bekannt gewordK) bervor- geht, den Angriff auf die Lüßower allein im Auftrage seiner französischen militärischen Vorgeseßten, des Herzogs von Padua und des Divistons- Generals Fournier, ausgeführt. Von einem „Ueberfall“ fann nicht die Rede sein, denn die Lüßower waren durch die Bewegungen Nor- manhñ's, wélher si zuleßt, fertig zum Kampf, 30 Sthritt weit von ibnen aufstellte, und durch die darauf folgenden Verhandlungen Fournier’'s mit Lüßow hinlänglich auf das Kommende vorbereitet, wenn sie überhaupt sehen wollten. Weder Haß noch eine besondere friegerishe Erregung gegen die Preußen war- bei Graf Normann vorhanden. Er entftammte einer norddeutschen Fätälie, die noch viele Verbindungen in Pommern, Mecklenburg und Preußen unterhielt; sein Großvater war preußischer Major gewesen und hatte ruhmreich in allen s{lefischen Kriegen gefämpft; den Franzosen folgte er nur mit demjenigen Bedauern, mit welchem die damalige Waffen- brüdershaft von vielen edlen Rheinbündlern ertragen wurde. In der Schlacht bei Leipzig entzog er ih derselben aus eigenem Entschluß; er büßte diesen Schritt durch Verbannung aus der Heimath. Verachtet und verfolgt, erbielt er nirgends wieder eine militärishe Anstellung. In Armuth, Gram und Verbitterung brachte er die leßten Lebensjahr® zu, bis er in dem griechischen Freiheitskampfe von neuem die Gelegenheit fand zu kriegerishen Thaten. Er starb für die Befreiung der Hellenen. Herr Real-Gymnasiallehrer Dr. T\chirch aus Brandenburg a. d. H. entwickelte einem Angriff_Sello’s gegenüber die Gründe, welbe ihn veranlassen, die Identität des Polenfürsten Jaczo in der ältesten Brandenburgischen Chronik (dem Tractate Heinrich's von Antwerven) mit dem auf Münzen erscheinenden Jaczo von Kövenick für wahr- scheinlih zu halten.

_— Der Verein für deutsches Kunstgewerbe nimmt am Mittwoch seine lehrreihen Fachabende wieder auf, die im vorigen Winter so guten Erfolg gehabt haben, und zwar diesmal für das Gebiet der Glasmalerei. Aus dem Königlichen Institut für Glas- malerei und namhaften Privat-Ateliers werden Fenster und Scheiben in durhfallendem Licht ausgestellt sein, daneben eine große Anzahl von Entwürfen und Vorlagen. Mittheilungen über die Technik und Geschichte der Glasmalerei wird Herr Director H. Bernhard geben; im Anschluß an die Ausstellung wird Herr Baumeister F. Jaffé einen Vortrag über künstlerishe Beleuchtung halten. Zu der Ver- sammlung, die im großen Saale des Architektenhauses Abends §8 Ubr beginnt, sind Gäste willkommen.

Das Germanische National -Museum in Nürn- berg ift in den Besiß der werthvollen und berühmten Autogravhen- sammlung gelangt, welche ihm der in Berlin am 3. August v. F. verstorbene ehemalige Chemiker und Rentner , Dr. Theodor Wagener vermacht hatte. Wie der „Anzeiger“ des Museums mit- theilt, sind die Autographen im Archiv, die Porträt-Sammlung im Kupferstichcabinet untergebracht. i

Die bekannte \{chwedische Schriftstellerin Anne Charlotte Edgren, verehelichte Herzogin von Cajanello, ist nah Meldung des „W. T. B.“ vom heutigen Tage aus Stockholm, nah eintägiger Krankheit in Neapel gestorben.

Ueber die Arbeiten zur Wiederherstellung des Münsters in Straßburg schreibt die „Straßb. Post“: „Bislang hatten sh die Arbeiten auf einen Theil der südlichen Langseite erstreckt, nunmehr aber werden sie, wie dies das wesentlich erweiterte Gerüst beweist, auf die ganze Südseite bis zum Querschiff einschließli der Katharinen- Kapelle ausgedehnt. Wie rir erfahren, hat si bei den bisherigen Arbeiten leider herausgestellt, daß die verschiedenen Factoren, welche im Laufe der Sthe bude auf die Zerstörung des \{chönen Bau- werts einwirften: die Witterungseinflüsse, die mehrmals vor- gekommenen Feuersbrünste und auch die Beschießung. doch eine tiefere Schädigung nicht allein der äußeren Formen, sondern au der constructiven Festigung des gesammten Baues im Gefolge hatten, als dies bei den ersten UntersuWßüngen durh Sachverständige, denen ja kein Gerüst u. #. w. zu Gebote stand, festzustellen möglich war. Erst die mit Hilfe der Gerüste ausgeführte nähere Prüfung der einzelnen Baustücke hat zu dem Ergebniß geführt, daß die Wieder- herstellung sih in vielen Fällen auch auf constructive Er- neuerungen erstrecken muß. Daß es sich dabei mehrfah auch um theil- weise Abtragungen, zumal bei frei aufstrebenden Architekturtheilen, ‘wie z. B. der Bekrönungen der Strebepfeiler, handeln mußte, liegt sehr nahe. So erwies es sich auch an der Südseite als noth- wendig, den Aufbau der genannten Pfeiler, die noch ganz besonders unter den Folgen einer mangelhaften Entwässerung gelitten hatten, bis fast auf Seitenschiffshöhe abzutragen. Das Wasser nämlich, welhes das Dach des Hauptschiffs abgiebt, läuft auf dem Gestein über die Bogen zu den Strebepfeilern und vermittels der Wafser- speier dieser Pfeiler, welhe nur aus Stein hergestellt und zum theil entzwei waren, ohne Röhren zu besißen, zur Erde. Daß da mit der Zeit große Zerstörungen vorkommen mußten, bedarf kaum näherer Erörterung. Für diese Fälle war es und ift es von wesent- liher Bedeutung und gerade als die dem die Wiederherstellungs- arbeiten leitenden Architekten obliegende wichtigste Aufgabe anzusehen, daß die Wiederherstellung sih getreu an die von den alten Mustern überlieferten Motive anlehnt, daß der Charakter der Architektur bis in ihre engste Detailauéführung \trengstens gewahrt werde. Bei einem Besuch in der Dombauhütte haben wir einen Einblick in die Arbeiten nehmen Tönnen und dabei gefunden, daß an den vorstehend aus- gesprochenen Grundsäßen bei den zeitigen Herstellungsbauten in umfassendster Weise festgehalten wird. Nicht allein die Architektur- theile gelangen streng nah den vorhandenen Aufnahmen zur Aus- führung, sondern auch die ornamentalen Theile, zu denen die vielfach vorhandenen grotesten Thiergestalten zu zählen sind, werden meistens nah Originalabgüfssen, bezw. nach charakteristischen Ergänzungen der oft, wie {hon erwähnt, durch die Verwitterung theilweise zerstörten Formen hergestellt. Bei der äußerst forgfältigen Wahl der zur Wiederherstellung verwendeten - Steinmaterialien, denen durch die Königlihe Prüfungsfstation in Berlin, wie uns ver- sichert wurde, ein vorzügliches Zeugniß zu theil wurde, kann es nicht fehlen, daß bei f\folhen gewissenhaften Arbeiten unser altehrwürdiges Münster wieder auf Jahrhunderte hinaus für die Nachwelt gesichert werde, als ein herrlihes Zeugniß niht nur für die Kühnheit der Construction mittelalterlißher Bauweise, sondern auch für die be- sonders in der Detailausbildung hervorragende individuelle Schöpfungs- kraft der mittelalterlihen Bauhütte. Demnächst werden in den Nischen der n der Südseite wiederhergestellten Filialen die Figuren eingestellt werden.

Das Parifer „Journal des Débats" theilt mit, daß die fran- zösischen Ausgrabungen in Delphi nah mühsamen Verhand- lungen nunmehr am 7. Oktober begonnen baben. Die französischen Kammern haben dafür eine halbe Million bewilligt. Die Ausgrabungen werden ausgeführt von den Gelehrten der französishen Schule in Athen und geleitet vom Director dieser Schule Homolle. Zunächst soll der Theil der Via sacra, der unmittelbar unter der Stoa der Athener liegt, von den expropriirten Gebäuden befreit werden. Die Arbeiten werden genau an dem Punkte wieder aufgenommen, wo Haussoullier sie 1880 hat liegen lassen. Die künstlerishe Ausbeute, meint das Journal, werde wabetWeintid nicht fo groß sein, wie in Olympia, da die Barbaren den Apollotempel inebtmals geplündert haben, wohl aber würden die Grabungen arhäologisch von Werth sein.

Neue Mittheilungen über seine im nächsten Frübjahr anzu- tretende Nordpol-Ervedition und besonders sein merkwürdiges

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