1892 / 258 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 31 Oct 1892 18:00:01 GMT) scan diff

ierau im Refectorium und in den oberen Sälen des S eine Frühstückstafel zu 450 Gedecken statt, bei welher Seine Majestät der Kaiser nachstehende Rede ielten: 4 : , - Jm dankbaren Aufblick zu Gott dem Herrn, der uns in Seiner Gnade das heutige Fest bereitet, erhebe ih den Pocal, den die Stadt Wittenberg dem Reformator Dr. Martin Luther zu seiner Hochzeit im Jahre 1525 dargebracht bat. Es war dies die Zeit, zu welcher die Reformation in den deutshen Landen bereits festen Fuß gefaßt hatte. Wittenberg, die Wiege und Werkstatt der deutschen Reformation, ward reich an Ruhm und Ehren. Kein Wunder, daß bei dem Herannahen der 400 jährigen Wiederkehr des Geburtstages Luther's die Augen der evangelischen Welt fich abermals hierher nach Wittenterg lenkten und der Gedanke Gestalt gewann, die Schloßkirche, welche die Stätte der ersten reformatorischen That gewesen und in der neben den irdischen Ueberresten der ersten Schirmherren der evangelischen Kirche die Gebeine Luthers und Melanchthon's ruhen, würdig wiederherzustellen.

Dieser Gedanke fand vollen Anklang in den Herzen meiner in Gott ruhenden Vorfahren, - des Kaisers und Königs Wilhelm I. und des Kaisers und Königs Friedrich 111. Majestäten. Aber in ihrer bochherzigen Weise erweiterten sie den Plan dahin, durch den Er- neuerungsbau zugleich ein Denkmal der Deutschen Neformation -221 fliften. Nachdem mein hochseliger Herr Großvater die Bereitstellung der hierzu erforderlichen Mittel angeordnet hatte, ergriff mein ver- ewigter Herr Vater das Project mit der ganzen Wärme Seines tiefen Gemüthes. Seiner unmittelbaren Anregung und Einwirkung verdanken wir bis in die kleinsten Ausgestaltungen das hebre Bau- werk, welches wir heute firchlich geweiht haben. Fanden doch in dieser Aufgabe Sein echt evangelisher Sinn und Seine hohe künst- lerishe Begabung die shönste Befriedigung. Gott hat es nicht ge- wollt, daß mein unvergeßliher Herr Vater das vollendete Werk hat schauen sollen. Nie aber wird die dankbare Nachwelt es verge}jen, daß Sein Name mit diesem Denkmal der Reformation unzertrennlich verbunden ist.

Uns aber, dem lebenden Geschlehte, soll die erneute Schloß- firhe nicht nur ein Zeichen der Erinnerung sein an vergangene Zeiten, sondern sie ist und bleibt uns eine ernste Mahnung für Gegenwart und Zukunft. Denn sie ist uns der beredte Auédruck des Segens, den Gott uns durh die evangelische Kirche geschenkt hat und täglich aufs neue darreiht. Diesen Segen nicht verkümmern zu lassen, ibn dankbaren und gläubigen Herzens zu bewahren und zu pflegen, ist unsere Aufgabe. Denn auf dem gläubigen Festhalten an der ewigen Wahrheit des Evangeliums ruht unsere Hoffnung im Leben und im Sterben.

Wir haben unseren Glauben heute vor Gottes Angesicht aufs neue bekannt, und wir vergessen es niht, daß dieses Bekenntniß uns auc heute noch mit der gesammten Christenheit verbindet. In ihm liegt ein Band des Friedens, welches au über die Trennung hinüberreiht. Es giebt in Glaubenssfachen feinen Zwang. Hier entscheidet allein die freie Ueberzeugung des Herzens, und die Erkenntniß, daß sie allein entscheidet, ift die gesegnete

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Frucht der Reformation. Wir Evangelischen befehden niemand; um

‘des Evangeliums bis in den Tod. Das is meine Zuversicht, mein

Gebet und meine Hoffnung. Darin bestärkt mich der Geist, der diese

estversammlung sichtlih durhweht. S Auf dem festen Grunde unseres evangelishen Glaubens haben wir das heutige Fest feiern dürfen. Daß dies in so erhebender Weise hat geschehen können, verdanke ih vor allem den Allerhöchsten und Höchsten Fürsten, sowie den Regierungen der freien und Hanse- Städte des Deutshen Reichs. Es drängt mi, Ihnen dafür meinen tiefen Dank zu entbieten. Der gleiche Dank erfüllt mi" gegen die Allerhöchsten Souveräne befreundeter Reiche, welhe mit uns durch das Band des evangelischen Glaubens verknüpft sind und welche ihre Theilnahme an der heutigen Feier dur Entsendung erlauhter und hoher Vertreter so bereitwillig bekundet haben. Mein Dank und meine Anerkennung gebühren endlich den Männern, welche den herrlihen Bau geschaffen, ihn so reich und sinnreih geshmüdckt und dazu beigetragen haben, das heutige Fest so s{chöôn zu gestalten. ; Dieser Pocal aber, den einst Luther's Lippen berührten, soll mir dazu dienen, das Wohl meiner Durchlauchtigsten Gäste daraus zw trinke. Deutschlands evangelische Fürsten und die Regierungen der Deutschen freien Städte sie leben bo!

An Sielle des am 1. November d. J. in den Ruhestand tretenden Kammergerichts-Raths, Geheimen Ober-Justiz-Raths Spener ist der Kammergerichts-Rath Dr. Scholz von dem gedachten Zeitpunkt ab zum Mitgliede des Gerichtshofes zur Entscheidung der Competenzconflicte ernannt worden.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich bayerische Ministerial-Rath Geiger is hier angekommen.

Dem Kaiserlihen Gesundheitsamt vom 29. bis 31. Oktober, Mittags, gemeldete Cholera-Erkrankung s- und Todesfälle:

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* Durch nahträgliche Meldung berichtigt.

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Nr. 43 der „Veröffentliungen, beitsamts“ vom a0 Oktober ha itthei über V

d. Mittheilungen olfsfranfbeiten, insb ) : Sterbefälle in deutshen Städten mit 40 000 und mebr Einwohnern. Desgl. in grö Städten landes. Erkrankungen in Berliner äusern. Des in deutschen Stadt- und Land- bezirken. Witterung. Grun E und Bodenwärme in Berlin und München, September. geln gegen Cholera x. Medizinalwesen in Sachsen 1890. undheitéverbältnisse des öfterreihisch-ungarischen res, 1. Halbjahr. iume, Saa 1892. C E sflotte 18

eßgebung u. }. w. (F en. z

ovinz Pommern. ifte. (Reg.-Bez. Bromberg. ranépor- ie G (Reg.-Bez. Erfurt.) Schulshluß bei Infectionskrankheiten. (Reg.-Bez. Lüneburg.) Bierschankeinrihtungen. (Neg.-Bez. Stade.) Sanitätscommissionen. (Neg.-Bez. Koblenz.) Niederlassungs-Anzeigen der Medizinalpersonen. (Braunschweig.) Schlafgängerwesen. Unterbringung von Arbeitern. (Oesterreich- Ungarn.) Handelsvertrag mit Ftalien. (Oesterreich.) Thierfeuchen. Lungenseuhe: (Belgien.) Nahrungsmittel. Schußimpfun bei Thierseuchen. (Dänemark.) Nahrungêmittel. (Spanien. Kupfersalze zum Färben von E -— (Mexico.) Gesund- heits-Geseßbuh. (Schluß.) Re tsprechung. (Oberlandesgericht

ranffurt a. M.) Strafbarkeit aus § 141 des Impfgeseßes. Thierseuchen im Deutschen Reiche, Sepieurver. —_ Desgl. in der Schweiz, 1. Vierteljahr. Veterinärvolizeiliche „Maren: (Preuß. Reg.-Bez. Potsdam, Württemberg, Elsaß-Lothringen, Belgien.) Rermischtes. (Oesterreich, Krafau.) Sterblichkeit 1888/90. (Nußland). Bakieriologische Station zu Odessa 1891.

Nr. 44 des „Centralblatts der Bauv erwaltung“, herausgegeben im Ministerium der öffentlihen Ar- beiten, vom 29. Oktober, hat folgenden Inhalt: Rund-Erlafse vom 15. und 18. Oktober 1892. Nichtamtliches: Die Schlo firhe in Wittenberg. Der Verkehr Londons. Erfahrungen bei der Erweiterung des Suez-Kanals. Vermischtes: Wettbewerb um das Empfangsgebäude des Personen-Hauptbahnhofes Dresden-Altstadt. Wettbewerb für den Entwurf des Lageplanes einer Weltauéstellung in Berlin. Preisbewerbung um das Kaiser Wislhelm-Denfmal der Nheinvrovinz in Koblenz. Wettbewerb für Pläne zu einer Turn- balle in St. Johann a. d. Saar. Preisbewerbung für Pläne zu Arbeiterwobnungen. Preisbewerbung für Pläne zu einer Turnhalle in Bozen. Wettbewerb für Entwürfe zu einem Bahnhofs-Empfangé- gebäude in Bukarest. Die Bühne des Theaters „Unter den Linden in Berlin. Zur Frage der Rauchverhütung. Die Eisenbahn Faffa— Jerusalem. Inhalt von Heft X. bis X11. der Zeitschrift für Bauwesen, Jahrg. 1892.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Carmauxr, 31. Oktober. (W. T. B.) Eine allgemeine Versammlung der Bergarbeiter beschloß einstimmig, den weiteren Ausstand aufzugeben, nahdem die drei Delegirten Clémenceau, Millerand und Pellctan die Ver- pflichtung eingegangen waren, die Begnadigung der in Albi verurtheilten Bergarbeiter zu erwirken, und denen, welche die Gesellschaft noch nicht wieder angenommen hat, die Wieder-

beschäftigung zu sichern. (Fortisezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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vom 31. Oktober, torgens.

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woltig heiter bedeckt [Dunst Jtebel Nebel Regen bedeckt

Mallaghmore | 755 Aoerdeen . . | 753 Christiansund | 749 K1penhagen . | 756 Stofholm . | 758 Hararanda . | 753 St.Petersburg| 757 »èostau ... 767 Cort, Queens-| __ on 4 Cherbourg . 751 Se. Ls Tò1 Sylt ....| 752 zmburg . . | T7954 winemünde | 758 Neufahrwafser| 760 Memel ... | 761 Mars l O2 Münster. . . | 753 Kxrlsruhe . . | 756 Wiesbaden . | 757 Pünchen .. | 759 Chemniß . . | 758 Berlin el C08 Mien .... | 762 Breslau... | 760 d'Aix T51 älbededckt

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1) Dunst im Horizont. ?) Dunst. Uebersicht der Witterung.

Die Luftdrukvertheilung is über Europa . gleich- mäßig und daher die Luftbewegung fast überall schwach; ein barometrisches Marimum, 770 mm, lieat über Südrußland, ein anderes über 758 mm weitlih von Irland. In Deutschland ist bei \{wacher, vorwiegend südlicher und \üdöstlicher Luftströômung das- Wetter mild, theilweise heiter; in den nord- westlichen Gebietétheilen ist etwas Regen gefallen. In Münster liegt die Temperatur um 6, in Han- nover um §8 Srad über dem Mittelwerthe. Obere Wolfen ziehen über Deutschland aus West und Süstwest. Am Kanal, ün mittleren Norwegen fo- wie in Südfrankreich find große Regenmengen ge- fallen, auf legterem Gebiete in Begleitung von Gewitterersheinungen. Jarmouth und Hurjtcastle melden 23, Cherbourg 28, Christiansund 40 mm

Regen. Deutsche Seewarte. A Theater-Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern- haus. 226. Vorstellung. Don Juan. Oper in

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2 Acten mit Tanz von W. Mozart. Text von Daponte. Dirigent : Kapellmeister Dr. Muck. Anfang 7 Ubr.

Schauspielhaus. 235. Vorstellung. Narzifß. Trauer- spiel in 5 Aufzügen von A. E. Brachvogel. In Scene gescßt vom Ober-Regisseur Max Grube. An- fang 7 Uhr.

Mittwoch: Opernhaus. 227. Vorstellung. Carmen. Over in 4 Acten von Georges Bizet. Text von H. Meilhac und L. Halévy, nah einer Novelle des Prosper Mérimée. Tanz von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober - Regisseur Teßlaff. Diri- gent: Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 236. Vorstellung. Zum 1. Male: Meister Balzer. Schauspiel in 4 Aufzügen von Ernst von Wildenbruch. In Scene gefeßt vom Ober-Rgisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Devisches Theater. Dienstag: Zum 3. Male: Lolo’s Vater. Volks\tück in 4 Aufzügen von Adolph LArronge. Anfang 7 Uhr. E

Mittwoch: Der Misanthrop. In Civil.

Donnerstag: Lolo’s Vater.

Die nächste Aufführung von „Don Carlos“ findet am Freitag statt.

Berliner Theater.

Frieden. Anfang 7 Uhr. | Mittwoch: Das Käthchen vou Heilbronn. Donnerstag Dora.

Lessing- Theater. Dienstag: Zum 33. Male: Die Orientrcise. Schwank in 3 Acten von Dscar Blumenthal und Gustav Kadelburg. Anfang 7# Uhr.

Mittwoch: Die Orientreise.

Donnerstag: Die Orientreisc.

Wallner-Theater. Dienstag: 1. Gast-Vor- stellung des Lessing-Theaters: Zum 1. Male: Die Großstadtluft. Anfang 7# Uhr.

Mittwoch: Die Grofßstadtluft._

Donnerstag: Zum 1. Male: Sodoms Ende. Volksthümliche Preise (Parquet 2 A). Vorverkauf ohne Aufgeld.

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater. Dienstag: Vierter Abend im Offenbach- Cyclus. 17. Aufführung. Die schöne Helena. Komische Operette in 3 Acten von Meilhac und Halévy, DentO Los J: Popp. Musik von Jacques Offen- ah. Anfang T:

Mittwoch : Dieselbe Vorstellung. ;

reitag: Fünfter Abend im Offenbach-Cyclus. 1. Aufführung. Pariser Leben.

Residenz-Theater. Direction : S'gmund Lauten- burg. Dienstag: Zum 25. Male: Jm Pavillon. Le Parsam.) Swank in 3 Acten von Ernest lum und Raoul Toché. Deutsch von Ludwig Fishl. In Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. Vorher: Zum 1. Male: Der neue G ed. LOAME Lefort.) S{hwank in 1 Act von Charles uveau. f

Dienstag: Krieg im

ßKroll’'s Theater. Dienstag: Die weiße Dame. Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Letztes Ensemble - Gastspiel der Mlle. Marcolini und der Mrs. Engel, Mavyan und Miranda. Zum lezten Male: Philemson et Eaucis. Opéra comique en 2 actes. Musique de Charles Gounod. Scrher: Abu Saffan.

Theater Unter den Linden. Direction: Alois und Rudolph Ronacher. Dienstag: Gast- spiel der 16 jähriaen Primadonna Fräulein Sophie David. Zum 1. Male: Die kleine Primadouna. Gelegenheitss{chwank in 1 Act von Nichard Genée. Hierauf: Die Welt in Bild und Tatiz. Ausstattungs - Ballet von Gaul und Haßreiter. Musik von J. Bayer. Ballet-Autoren der K. U. K. Hofover in Wien. Ueberdies: Hervorragendftes Variété-Programm. Anfang 7 Ubr. _

Voranzeige. Sonntag: Nachmittags - Vorstellung bei halben Preisen.

Adolph Ernñ-Theater. Dienstag: Zum 57. Male: Die wilde Madouna. Gefangs- vosse in 3 Acten von Leon Treptow. Couplcts von G. Görß. Musik von G. Steffens. Mit neuen Costumen aus dem Atelier der Fr. Köpke und neuen Decorationen von Lütkemeyer in Coburg. In Scene gesezt von Adolph Ernst. Anfang 7F& Uhr.

Mittwoch : Dieselbe Vorstellung.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30.

Dienstag: Gastspiel des Auguft Junkermann- Ensemble. Zum 4. Male: Der Vecreins- Vräfident, Schwank in 3 Acten von W. Fridcke. Anfang 7X Uhr. E

Mittwoh: Onkel Bräsig. Lebensbild in 5 Acten nah Frit Neuters „Ut mine Stromtid“.

[33701] Hohenzollern-Galerie Lehrter Babnhof. L A Sonntags 50 s. Gr. bistor. Rundgemälde 1640—1890. Geöffnet 9 Uhr bis Dunkelh. Sonnt. 2—®9.

Urania, Anstalt für volksthümlie Naturkunde. Am Landes - Ausstellungs - Park (Lehrter Bahnhof). Eeöffnet von 12—11 Uhr.- t

Concerte.

Sing-Akademie. Dienstag, Anfang 8 Uhr: Lieder-Abend von Clara Hoppe unter gefälliger Es des Violin - eron Herrn Henry Berénye

Concert-Haus. Dienstag, Abents 7 Ukr: Karl Meyder:Concert. OQOuv.: „Nachklänge von Ossian“ von Gade. „Giralda“* a A hantasie aus „Robert der

„Mazurka“ für Violine von Wieniawski (Concert- meister Carnier). „Der Liebestraum“ für Piston von Hoch (Herr Steffens). Wiegenlied von Schubert.

Saal Bechstein, Linkstraße 42. Dienstag, Anfang 74 Uhr. Lieder - Abend von Villa WHhitney Thile (Sopran) Unter gütiger Mit- wirfung der Cello-Virtuosin Fräulein Julie von Bologovskoy.

Circus Renz (Carlstraße.) Dienstag, Abends 72 Uhr. Große Vorstellung unter Mitwirkung sämmtlicher Kunstspecialitäten und Auftreten des anerkannt besten Schulreiters der Welt Mr. James Fillis mit seinem Schulpferde „Markir®. Hippo- logisher Congreß von 36 Vollblutpferden edelster Racen, arrangirt und vorgeführt vom Director Franz Renz. La Quadrille de la haute équitation, eritten von 6 Damen und 6 Herren mit 12 der esten Schulvferde des Marstalls, arrangirt vom Director Franz Renz. „Im Reiche der Blumen“, cquestrishe Phantasie der Schulreiterin Frl. Clotilde Hager. Gr. Batonde, ausgeführt von den besten Springern der Gesellschaft. G Mittwoch und folgende Tage, Abends 7 T Uhr: Vor- \ mit neuem Programm. : tai s Srani Renz, Director.

S C E E D Familien-Nachrichteu.

erlobt: Frl. Käthe Postler mit Hrn. Pastor

D arl Mkd: (S@nelwiß bei Schweidniß— Würben). Frl. Charlotte von Heyking mit Hrn. Hauptmann Felir von Poser (Görliß). Frl. Elisabeth Pflücker mit Hrn. Lieut. Hans Boethelt (Posen—-Kummersdorf.)

Verebelicht: Hr. Lieut. Carl August von Bork mit Frl. Minka von Heyden-Linden (Neustreliß). Hr. at 3 R mit Frl. Frieda von Uslar (Brusfal i. B. E

G oel: Ein Sohn: Hrn. Lieut. von Kameke (Schlawe). Eine Tochter: Hrn. Haupt- mann a. D. Wilhelm von Ötterstedt (Priorshof b. Wickrath). Hrn. Prem.-Lieut. Frhrn. von

rin (Namslau). : L A Fr. Weneral-Major Marie von Nafo, eb. von Hülsen (Breslau). Hr. RNitterguts- ‘besiger Manfred Guradze auf Czyste (Inowraz- law}. Hr. Gymnasiallehrer Dr, Marx Wien f Berlin). Hrn. Amtsgerichts-Rath Dr. ae ohn Reinhold (Breslau). r. Geheimer Sanitäts-Rath Dr. Proebsting (Hamm).

Redactcur: J. V.: Siemenroth.

Veri der Expedition (Scholz).

Norddeutshen BuchdruFXerei und Verlags- Dru dex N Wr, Wilhelmftraße Nr. 32.

Sechs Beilagen

Anfang 7# Uhr. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Teufel“ von Meyerbeer. „Marienwalzer“ von Bilse.

(einschlicßlich Börsen-Beilage). (1704)

zum Deutschen Reichs-Anz

M 258, i Nichtamtliches.

Sachsen.

Dresden, 29. Oktober. Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg ist heute früh von Sibyllenort in Schlesien wieder hierher zurückgekehrt.

Württemberg,

Jhre Majestät die Königin-Wittwe, Allerhöchstderen

Befinden in den leßten Tagen wenig befriedigend war, da sih

die Erscheinungen des Nierenleidens in gesteigertem Maße

geltend machten und auch das Bewußtsein weniger klar war, ist nah einer Meldung des „W. T. B.“ gestern Abend 7 Uhr 5 Minuten in Friedrichshafen sanft entf} Ÿ lafen. Um 5 Uhr war röchelndes Athmen eingetreten, dann rasche Abnahme des Pulses und Bewußtlosigkeit. Der Tod, der infolge von Herz- lähmung erfolgte, war schmerzlos. Seine Majestät der König, Allerhöchstwelher um 6 Uhr seine Reise nah Witten- berg angetreten hatte, erhielt die Nachricht von dem Tode der Aqu Olga in Aalen und kehrte sofort nach Stuttgart zurück, von wo Seine Mazestät nah Friedrichshafen weiterreiste. Die Ueberführung der Leiche nah Stuttgart wird Mittwoch Abend erfolgen.

Ihre Majestät die verstorbene Königin Olga Nicolajewna, Tochter des Kaisers Nicolaus von Rußland und der Kaiserin Alerandra Feo- Ddorowna, gebornen Prinzessin Charlotte von Preußen, war am 11. - tember 1822 zeboren und vermählte sih am 13. Juli 1846 mit dem da- maligen Kronprinzen, späteren König Karl 1. von Württemberg. Die finderlose Ebe wurde am 6. Öfktober 1891 durh den Tod getrennt. Ihre Majestät war Chef des Grenadier-Regiments Königin Olga (1. Württemberg.) Nr. 119, des Dragoner-Regiments Königin Olga (1. Württemberg.) Nr. 25 und des Kaiserlich Russischen 3. Husaren-Regiments von Elisabethred.

Braunschweig. Schloß Blankenburg, 30. Oktober. Seine Königliche oheit der Prinz Albreht von Preußen, Regent des »erzogthums Braunschweig, ist am Sonntag M etas vom S Alo Blankenburg nah Berlin abgereist. Jm Gefolge be- fanden sih: Rittmeister und Flügel-Adjutant von Seydewißz und Rittmeister und persönlicher Adjutant von Stangen.

Schwarzburg-Sondershausen. Sondershausen, 29. Oktober. Jhre Durchlauchten der Fürst und die Fürstin begaben sih heute nah Deffau. Von dort wird sih der Fürst zur Theilnahme an den Ein- R E der Schloßkirhe nah Wittenberg be- geben.

Waldeck und Pyrmont.

Arolsen, 29. Oktober. Jhre Hoheit die Fürstin hat sih, wie dem „Hann. Cour.“ gemeldet wird, gestern nah Ballenstädt begeben. Seine Durchlaucht der Fürst reist morgen nach Wittenberg, um den Einweihungsfeierlichkeiten der Lutherkirhe beizuwohnen. Auch der Landes-Director der Fürstenthümer von Waldeck, von Saldern, begiebt si morgen nach Wittenberg und wird deshalb der Landta bereits morgen eröffnet werden. Ursprünglich war die Eröffnung auf Montag, 31. Oktober d. J. festgeseßt.

Reuß ä. L. °

+ Greiz, 29. Oktober. Seine Durchlaucht der Fürst, Höchstwelcher heute Nachmittag von Burgk hierher Atüethct ist, gedenft sich morgen Abend zur Theilnahme an der Feier der Einweihung der neu restaurirten Schloßkirhe nah Wittenberg zu begeben, bei welcher Feier das Fürstliche Consistorium durch den Regierungs- und Consistorial-Rath von Meding vertreten sein wird.

Oesfterreich- Ungarn.

Wie die „Montags-Revue“ erfährt, würde der Staats- haushalts-Etat, der dem Reichsrath in seiner ersten Sitzung am nächsten Sonnabend vorgelegt werden wird, einen Ueberschuß von dreiviertel Millionen aufweisen.

Das in der Bukowina zur Verhinderung der Aus- wanderung der Landbevölkerung nah Rußland aufgebotene Militär- und Gendarmerie - Commando ist, wie „W. T. B.“ meldet, zurückgezogen worden, da die Aus- wanderung ee hat. Von der etwa 200 betragenden Gesammtzahl der Auswanderer ist die Dos zurückgekehrt oder auf der Rückchr begriffen. Mehrere Bauern sowie ein galizischer Kirhensänger wurden wegen Verdachts, Wehrpflichtige zur Auswanderung veranlaßt zu haben, verhaftet.

Frankreich.

Jn der vorgestrigen Sizung der Deputirtenkammer rihtete der Deputirte Millevoye eine Anfrage an die Regierung wegen der Erklärungen, welche der deutshe Socialist Liebkneht auf dem Córiareß in Marseille abgegeben hatte (siehe Nr. 227 und 228 des „R.- u. St.-A.). Er tadelte Liebknecht auf das deftglt: weil dieser verhängnißvolle, dem nationalen Geiste wiede irebende Theorien in Frankreich verbreite. Von jeßt ab jollte allen deutshen Socialisten der Zutritt nah Frankreich untersagt und verboten sein, die elsaß-lothringishe Frage mit Frankreich zu discutiren. Der Minister-Präsident Loubet er- widerte, die öffentlihe Meinung A bereits ihr Urtheil über die auf dem Marseiller Congreß gepredigten Theorien ge- fällt. Die Anwesenheit Liebtnecht's Lobe gar keine Bedeutung gas und die Bevölkerung habe ihm keineswegs

n in der Presse mehrfah erwähnten enthusiastischen Empfang bereitet. „Niemals werden wir so shloß der Minister unter lebhaftem Beifall einem Fremden, er sei, welcher Nationalität er wolle, gestatten, Störung der Ordnung und Ungehorsam gegen die militärishen Geseße zu predigen.“ Jm weiteren Verlauf der Sigung nahm sodann die Kammer die Vorlage über die Beschäftigung von Kindern, Mädchen uñd Frauen in Fabriken in der vom Senat genehmigten Fassung an. i

Erste Beilage

Berlin, Montag, den 31. Oktober

Ftalien.

Auch der Justiz-Minisier Bonacci hat, und zwar am leßten Sonnabend, vor seinen Wählern eine Rede ge- halten. Wie dem „W. T. B.“ darüber aus Rom berichtet wird, unterzog der Minister darin alle Angelegenheiten seines Ressorts einer egenden Besprechung ; im besonderen erklärte er, daß er niemals die Kirchenpo litif zum Gegenstand einer Er- örterung gemacht, weil er darin weder eine große zFrage erblickt habe, noch auch jeßt eine solhe darin erbliden önne. Ueber kleine und unerheblihe Fragen habe er aber feinen Anlaß sih zu äußern. Uebrigens sei Jtalien dur seine Ge- seße genügend in ben Stand geseßt, die Uebergriffe des Clerus zu unterdrücken.

_Jn Villanova d’Asti hielt gestern der frühere Minister Villa eine Wahlrede, in welcher er die Ueber- zeugung aussprah, daß der-Beitritt Jtaliens zum Bündnisse Deutschlands und Oesterreichs viel zur Erhaltung des Friedens beigetragen habe. Aber selbst wenn Jtalien dur die Rück- sicht auf die Verbündeten niht gebunden wäre, so hätte es doch Rüstungen vornehmen müssen und zwar in größerem Maßstabe als jeßt. Jede weitere Herabsetzung der Aus- gaben für das Militär würde ein Verbrechen sein.

__ Der Unter-Staatssecretär des Jnnern Rojano führte in einer gestern in Aversa gehaltenen Wahlrede aus: Die Bündnisse, welche Jtalien den Frieden sicherten, würden treulich gehalten; fie ersparten dem Lande Kriegstage und Schmerzensjahre; sie könnten und sollten dem Lande die Mittel gewähren zur Entwickelung seiner wirthschaftlihen Kräfte und zur Weckung neuer Kräfte für die Jndustrie.

Gegenüber den Nachrichtèén von einem unbefriedigenden Gesundheitszustande des Papstes wird dem „W. T. B.“ aus Rom vom Sonnabend berichtet: Der Papst widmete sich gestern seinen O Beschäftigungen; heute Vormittag empfing Seine Heiligkeit in längerer Audienz den Cardinal Rampolla und hierauf den Majordomus Msgr. Ruffo-Scilla. Weder gestern noch heute hat der Papst ärztlihen Besuch erhalten.

Spanien.

Der König ist laut Meldung des „W. T. B.“ aus Sevilla von seinem Unwohlsein jeßt wieder vollständig her- gestellt und hat am Sonnabend eine Spazierfahrt unter- nommen.

Luxemburg.

Der Großherzog hat, wie dem „W. T. B.“ aus Luxem- burg berichtet wird, nunmehr das vor mehreren Monaten bereits eingereichte Entlassungsgesuch des General-Directors der öffentlihen Arbeiten Thorn angenommen. Der freigewordene Posten soll einstweilen nicht beseßt werden, jondern es werden si die übrigen drei General-Directoren in die Geschäfte der General-Direction der öffentlihen Arbeiten

theilen. Ç Griechenland.

Ueber die ten zur Feier der silbernen Hochzeit der griechischen Majestäten wird aus Athen weiter berichtet, daß der König und die Königin mit ihren Fürstlichen Gâsten am Sonnabend Mittags von Dekelia wieder nach der Hauptstadt Laa find, wo im Schlosse ein Galadiner stattfand. Nach Aufhebung der Tafel wurde dem Königlichen Paare von den en Gesangpereinen eine Serenade A Am Abend fand ein Fackelzug und Jllumination statt.

Rumänien.

Wie die „Agence Roumaine“ meldet, wäre der Dampfer „Olga“ der Gagarin’shen Schiffahrts-Gesellschaft, von Odessa kommend, am Sonnabend früh entgegen den Quarantäne-Vorschriften ohne Erlaubniß in die Sulina- Mündung eingefahren und hätte trog Warnung der Quarantäne- Behörden die Fahrt fortgesezt, bis das Stationsschiff vier Kanonenschüsse abgegeben und den Dampfer zur Umkehr bewogen habe. Die. „Agence Roumaine“ nimmt dabei Gelegenheit, auf die Verseuhung des Hafens in Sinope durch Herkünfte aus Odessa hinzuweisen, sowie an einen ähnlihen Vorfall vom August d. J. zu erinnern, wo gleichfalls die Gagarin’sche Schiffahrts-Gesellshaft auf die Folgen einer Verlegung der Quarantänevorschriften habe aufmerksam gemacht werden müssen.

Schweden und Norwegen.

Auf Antrag der s{hwedishen General - Postverwaltung hat die Regierung, wie dem „D. B. Hd.“ aus Stockholm ge- meldet wird, genehmigt, daß Schweden dem internatio- nalen Uebereinkommen, betreffend die Einkassirung von Geldern durch Postauftrag, beitrete.

Wie „Norrk. Tidn.“ aus parlamentarishen Kreisen in Stockholm geschrieben wird, dürften die Verhandlungen über die Militärvorlagen im Plenum des s{chwedischen Reichstags erst am 20. November beginnen und bis Ende des Monats dauern.

Dänemark.

Das Folkething hat dem „D. B. Hd.“ zufolge in seiner vorgestrigen Sißung den Geseßentwurf wegen Errich- tung eines Ober - Gesundheitsraths nah lebhaften Debatten in erster Lesung angenommen und an einen Aus-

{uß verwiesen. S

Die brasilianishe Deputirtenkammer hat, wie dem „R. B.“ aus Rio de Janeiro gemeldet wird, am Sonnabend die Regierungsvorlage, betreffend die Zettel- banken, verworfen und einen ean welcher das alleinige Emissionsreht dem Banco di Republica überträgt, angenommen. Der Minifter Serzedello hat infolge dessen demissionirt, ebenso haben die Mitglieder der udget- commisson ihre Aemter niedergelegt. Der von der Kammer angenommene Entwurf-hält die bis jet erfolgten Emissionen aufrecht, ermächtigt zur Notendeckung dur hinterlegte Bank- actien, sieht eine Reorganisation des Banco di Republica vor

und ertheilt der Regierung die Ermächtigung, die Eingangs- zölle in Gold zu heben.

eiger und Königlih Preußischen Slaals-Anzeiger.

1892.

Statistik und Volkswirthschaft.

Ein- und Ausfuhr. : :

_ Von den Einfubhr- und Ausfuhrmengen im ersten bis dritten Viertel des Jahres 1892 find nach dem Septemberbeft der vom Kaiserlichen Statistischen ‘Amt herausgegebenen „M ichen Nach- weisen über den auswärtigen Handel des deutschen Zolá ebiets* (vgl. E E 256 und 257 des „N.- u. St.-A.*) noch bemerkens- werth:

2. Droguerie-, Apotheker- und Farbwaaren (Nr. 5 des deutschen Zolltarifs):

Einfuhr: 6763 914 (100) ke, Werth: 188 919 (000) Ausfuhr: 3 922 504 (100) ,„ F 200 652 (000)

Der Ausfuhrwerth übersteigt den Einfuhrwerth troß der geringeren Ausfuhrmenge, da bei der Ausfuhr mehr theurere Fabrikate, bei der Einfuhr mehr Rohstoffe in Betracht kommen. "

b. Material-, Spezerei- und Colonialwaaren (Nr. 25 des deut- schen Zolltarifs) :

Einfuhr: 6 588400 (100) kg, Werth: 439 9831 (000) Æ, Ausfuhr: 7 824 630 (100) , 200 448 (009) Hier ift es “umgekehrt, da bei der Einfuhr mehr die theureren Artikel vorherrschen.

c. Petroleum (Nr. 29):

Einfuhr: 5 142 784 (100) kg, Werth: 53 316 (000) Æ, Ausfuhr: 27 552 (100) „, 424 (000) M

Da von obiger Einfuhr- und Ausfuhrmenge 4 607 977 (100) kg zu Beleuchtung8szwecken (im Vorjahre 4 167 705 (100) kg) bei einer Ausfuhr von 695 (100) kg verbraucht wurden, fo sind in den ersten neun Monaten des Jahres 1892: 4 607 282 (100) kg zur Verwendung als Leuchtöl eingegangen mit einem Werth von 44586 (000)

d. Vinsichtlich der Tertilbranche ist zu bemerken, daß an Baum- wolle und Baumwollwaaren 2 019 114 (100) kg ein- und 565 812 (100) kg ausgeführt wurden. Die Einfuhr repräsentirt einen Werth von 198 510 (000) Æ, die Ausfuhr einen solchen von 167 860 (000) Die Einfuhr an Wolle und Wollwaaren betrug 1 676 295 (100) kg im Werthe von 340 958 (000) A und die Ausfuhr 517 919 (100) kg im Werthe von-259 795 (000)

__Da ferner für die Einfuhr von Flahs, Leinen, Jute und von Leinengarn und Leinenwaaren 84569 (000) Æ ausgegeben wurden, wovon für die Ausfuhr dieser Artikel 52 648 (000) M abzuziehen sind, so verbleibt ein Rest von 31921 (000) A Es sind also in den drei Vierteljahren 1892 für ÆFaumwolle, Leinen und Wolle, sowie Stoffe daraus 143 734 (000) Æ an das* Ausland abgegeben worden.

Deutsche Colonialgesellschaft.

Am Sonnabend trat, wie „Wolff's Tel.-Bür." melLet, der Vorstand der deutschen Colonialgesellschaft in Leipzig unter dem Vorsitz des Fürsten Hohenlohe-Langenburg zu einer sehr zahlreich besuchten Sißung zusammen. In der an diese sih an- \chließenden öffentlihen Versammlung hielt Missions-Director Wange - mann einen Vortrag ü#&r den Anfang und Fortgang der neuesten Unternehmungen der“ Berliner Missiönsgesellschaft in Süd- und Ost- Afrika. Dr. Zintgraff sprach über die gegenwärtigen Zustände im Hinterlande von Nordkamerun und Hauptmann Richelmann über die Stationen im Innern von Ost-Afrika. In der gestrigen Vor- stands-Sißung der deutshen Colonialgefellschaft wurde der Vor- anshlag für das Jahr 1893, der mit 115 000 A balancirt, genehmigt. Hierauf wurde beschlossen, der Regierung die s{leunige Inangriffnahme von Vorkehrungen zur Sicherung der Hinterländer von Kamerun und Togo zuempfehlen. In einem weiteren Beshluß wurde die Ausdehnung der deutshen Schußherrschaft in Südwest-Afrika mit Freuden begrüßt, andererseits aber das Bedauern der Gefellschaft darüber ausgesprochen, daß den der South-West-African-Company im Gebiete von Damara- land verliehenen Rechten nicht vergleihens8werthe Verpflichtungen gegenüberstehen. Als Ort für die Abhaltung der nächsten General- verjammlung wurde Frankfurt am Main gewählt.

Der Norddeutsche Lloyd.

An der Entwickelung und dem Wohlergehen der deutschen Handels- marine hat das ganze deutsche Volk ein hervorragendes Interesse, das schon allein dur ihre wirthshaftlihe Bedeutung, ibre Bedeutung für den Volkswohlstand hinreichend begründet wird. Zu den vornehmsten Repräfentanten des deutshen Transportwesens zu Wasser zählt unstreitig der „Norddeutsche Lloyd“, eine Actiengesellschaft in Bremen, die, von weitshauenden Männern in den fiñifüger Jahren geplant und begründet, inzwischen eine großartige und niht nur für die Nächstbèetheiligten segensreißhe Entwickelung genommen hat. Wie das Unternehmen selbst, fo darf die Geschichte seiner Entwickelung gewiß ein hervorragendes Interesse bei allen Deutschen, vor allem aber in den Kreifen, die an dem überseeischen Handelsverkehr be- theiligt sind, beanspruchen.

Es iff darum als eine verdienstvolle Arbeit des Herrn Dr. ‘phil. Moriß Lindeman anzusehen, daß er in einem umfang- reichen Werke die Geschihte des Norddeutschen Lloyd, seinen gegen- wärtigen Zustand und Bestand und seine Thätigkeit bearbeitet hat. Die von dem Verfasser gewählte Art der Darstellung ist für jeden Gebildeten anregend und lehrreich, da fie auf Grund der vor- zuführenden Thatsachen die verschiedensten Zweige des Verkehrs- und Wirthschaftslebens des deutschen Volkes, ganz besonders natürlich seine Beziehungen commerzieller und persönlicher Natur zu den überseeischen Weslttheilen, eingehend behandelt. Der Verfaffer theilt sein Buch in zwei

upttheile ein: 1) Geschichte, die das Werden und Wachsen des

nstituts bis zur Gegenwart erzählt, und. 2) Handbuch, das den gegenwärtigen Zustand und die wirthshaftlihe Thätigkeit kennzeichnet ; gleihsam als Anhang kann eine Reihe statistisher Uebersichten in tabellarisher Form gelten, während dem Verständniß des Tertes bildlihe Darstellungen und kleinere und größere Landkarten in großer Zahl zu Hilfe kommen.

Die geschichtliche Darstellung beginnt bereits vor der Gründung des Norddeutschen Lloyd, indem die Ie des transatlantischen Verkehrswesens, wie sie etwa um die Mitte unseres Jahrhunderts gé- wesen sind, geschildert werden. Der geistige Begründer des Lloyd ift der verdienstvolle Konsul H. H. Meier, der das Unternehmen bereits jahrelang geplant hatte, bevor es i. I. 1857 unter Mit- wirkung anderer änner thatsählich ins Leben gerufen wurde. Der Norddeutsche Lloyd nahm [seinen Ursprung aus N, mehrerer kleiner Gesellschaften, nämlich der e Weser - Hunte - Dampfschisfahrt“, zweier Dampf - Schlepp- \chiffahrt8gesellshaften auf der Unter- und Oberweser und der „Allgemeinen Assecuranzanstalt für die Oberweser*. Der bremische Senat verlieh der neuen Gesellshaft am 18. Februar 1857 die Rechte einer juristis Person. Das Grundkapital wurde auf 4 Millionen Thaler Gold festgeseßt mit der Maßgabe, daß die Gesellshaft \sih bereits endgültig constituiren könne, sobald 20 000 Actien zu je 100 Thaler Gold gezeichnet und mit 1090/9 eingezahlt fein würden. Dies war bereits am 20. Februar 1857 der Fall. Die erste Zeit des Wirkens der neuen Gefellshaft wurde durch die große Lat: die im Herbst 1857 in Nord-Amerika ausbrach, ungünstig Hn t. Die ersten Oceandampfer „Bremen“, „New-York“, „Hudfon“ und „Weser“, die

den Verkehr mit New-York vermittelten, wourden auf englischen und

\chottishen Werften gebaut, da die deutshen Werften für den Bau Geber ceandampfer damals noh nicht eingerihtet waren. Das erste Geschäftsjahr ermöglichte bereits eine Verzinsung des Actienkapitals