1912 / 73 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 22 Mar 1912 18:00:01 GMT) scan diff

21) Reuter, Heinrich, in Benzingerode, Kreis Blanken-

burg a. Harz, 22) Dirk, Josef, in Niederorschel, Kreis Worbis, 23) Hein, Albert, in Elbing, Grubenhagen 11, 24) Heise, Karl, in Stolp, Petristr. 29,

25) Neusinger,

Straße 29TI. Berlin, den 13. März 1912. Kriegsministerium, Perseegungs- und JZustizdepartement.

von Düring.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Die Oberförsterstelle Colbiß im Regierungsbezirk Bewerbungen

Magdeburg i} zum 1. Juni 1912 zu besegen. müssen bis zum 10. April eingehen.

Wilhelm, in Darmstadt, Roßdörfer

daß die Politik der Regterun ung geshlagen werden, fo st zu werden,

ihr Bestes dazu das Daus micht aus a q l au allgemeine Verwirrun hinzutreten lassen könne. aus den fklaren

seinen Antrag auf weisung der Bi

ommen praktischer Hinweise.

schläge scien mit denen identisch

Wo *en von der Regierung unterbreitet worden seien.

hätte A vollkommen unparteiisch U Die Regierung habe dur r

jede Art von Ueberredung versu dustrielle Bevölkerung des Landes aus

bitte daher das Haus, dte Bill dauernden -Geseßgebungswerkes, sondern als

Nicfkamfliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 22. März.

ministers, Staatssekretärs des Jnnern Dr. gehaltenen Plenarsißung des und des

haushalts Haushalts der

Handelsvertrags

| mit Bulgarien, die den Zeitpunkt

Vorlage, des Jnkrasttretens des

Reichsversicherungsamt wurde Beschluß gefaßt. kasse der Reichseisenbahnen, die Königlih Bayerischen Verkehrsanstalten und die pensionskasse der Königlich

rungsordnung zugelassen.

und über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt.

Oefterreich-Ungarnu.

Der tg d Spa, Joseph hat gestern, wie „W. T. B.“ Wien eingetroffenen König von Sachsen

meldet, den in empfangen.

Im ösfterreihishen Abgeordnetenhause wurde

gestern die erste Lesung der Wehrvorlagen fortgeseßt. Nach dem Bericht des „W. T. B.“ Graf Barbo für die Ausgestaltung der Armee ein. Er bekannte si als warmer Anhänger des ODreibundes, rühmte die Bündnistreue Deutschlands. - die 1908 der Monarchie einen Krieg erspart habe, und bedauerte, daß die Haltung Italiens damals nicht ebenso loyal gewesen sei. Niemand in Oesterreich falle es ein, feindlich gegen Italien vor- zugehen. Wenn die italienische Regierung, deren lcyale Haltung er anerkenne, und die Bevölkerung nichts gegen Oefterreih im Schilde führten, dann habe Italien auch von Oesterreih nichts anderes als aufrichtige, warme Freundschaft zu erwarten; das sollten sih auch die unerlösten öôsterreihtshen Staatsangehörigen italienisher Zunge vor Augen halten. Im wetteren Verlauf seiner Nede erklärte Graf Barbo, daß der Deutsche Nationalverband für die Ausgestaltung der Armee entschieden eintreten werde ols für eine Staats- und Volks- notwendigkeit, nicht aber dem Ministerpräsidenten zuliebe; denn das Gefühlsthermometer des Grafen Stürgkh gegenüber den Deutschen sinke stetig und nähere fich beivahe dem Gefrierpunkte. Der t\{heciscke Agrarier Stanjek erklärte, daß die Tshehen gegen die deutsche Kommandosprache keine grundsäßlichen Einwendungen hätten. Er sprach sich aber gegen die bevor: ehtigte Stellung der deutshen Sprache im Entwurf zum Militäistrafprozeß aus und fragte gegenüber dem Vor- redner, ter die deutsche Bundestreue besungen habe, wo die Dank- barkeit gegen Nußland geblieben sei, das für Ocsterreih mehr getan habe als Deutschland. Der Abg. Kozlowski erklärte, der Polenklub trete lets für die Unterstüßung der Wehrkraft des Reiches ein. Hinsichtlich der Differenzen mit Ungarn in der Wehrreformfrage empfehle er einerseits die entschiedene Aufret- erhaltung des jetzigen Zustandes, da eine Shmälerung der Krontrechte das feste, organishe Gefüge des Heeres \{ädigen würde, andererseits die Schonung der nationalen Empfindlichkeit Ungarns in formaler Beziehung. So verurteile er die sharfe Tonart Ungarn gegenüber, durch die dort nur die extremen Richtungen gestärkt würden. Kozlowski trat zum Schluß für eine möglichst baldige, endgültige Regelung der Wehrreform ein und rühmte die Vorzüge der öster- reihischen Armee.

Nach dieser Rede wurde die Debatte geschlossen.

Großbritannien und JFrland.

Im Unterhause erklärte gestern zu Beginn der Sizung in Erwiderung auf eine Anfrage, betreffend die Ernennung britischer Offiziere für die persishe Gendarmerie, um einen angemessenen Schuß der südpersischen Handelsstraßen zu sichern, der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Grey, er fönne gegenwärtig die Anstellung britischer Offiziere weder Lr notwendig, noh für wünschenswert halten. Es sei zu hoffen,

aß, wenn der Plan der Organisierung der persischen Gen- darmerie unter shwedishen Offizieren verwirklicht sei, er sich auch ohne Mitwirkung britischer Offiziere als wirksam erweisen werde.

Hieravf trat das Haus in die zweite Beratung der Mindestlohnbill ein, deren Ablehnung Balfour namens der Opposition beantragte.

In der Begründung feines Antrags wies Balfour laut Bericht des „W. T. B.“ darauf hin, daß niemand mit der Bill und ihrer LWsung der schwierigen Lage zufrieden sei und eine \{chwere Ver- antwortung auf dem Hause ruhe. Das Land habe niemals einer fo bedentlichen Ki1isis gegenübergestanden. Wenn er auch die ernsten Bemühungen des Premierministers Aéquith, den Frieden he: beizu- führen, anerkenne, so habe doch die Neg'erung niemals sib und das Haus mehr getäuscht. Jn ihrem Hauptzweck würde die Bill fehlshlagen, und für die Negterung liege daher keine Ber: chiigung vor, den Ve1such zu machen, dicse ungeheure Umwälzung in einer Woche durch das

Jn der am 21. d. M. unter dem Tris des Staats-

elbrück ab- Bundesrats wurde den Geseßentwürfen, betreffend die vorläufige Regelung des Reichs- / Schutzgebiete für das Rechnungsjahr 1912, die Zustimmung erteilt. Zur An- nahme gelangten die Vorlage, betreffend Verlängerung des betreffend Viehseuchengeseßes, und die Vorlage, betreffend die Fortseßung der durch den rag vom 5. März 1902 gebildeten internationalen Vereinigung. Zu der Vorlage, betreffend Ergänzung der Grundsäße für die Beseßung der mittleren, Kanzlei- und Ünterbeamtenstellen bei den Kommunalbehörden usw., wurde Stellung genommen. Ueber die Beseßung der Stelle des Präsidenten des Kaiserlichen Patentamts und über die Beseßung einer Mitgliedstelle beim Die Pensions- Arbeiterpensionskasse der Arbeiter- Sächsischen Staatseisenbahnen wurden als Sonderanstalten gemäß § 1360 der Reichsversiche- | Demnächst wurde die Neuwahl der Mitglieder des Beirats für das Auswanderungswesen vollzogen

ixat- der deutsche Agrarier

behelf gegen den augenblicklich herrschenden Notstand.

was Gott verhüte, vielleiht noch weiteren Verlauf der Debatte spra

eiten nur zur Verschärfung der

längeren Andauern der Not ergeben könne.

das - hinaus, was man vom Parlament verlangen könne.

Nation und aller ihrer Le

lreffen müßten, nicht vermeiden können.

Frankreich.

gestern nachmittag die Rückreise nah Brüssel angetreten.

Ministerpräsidenten Poincaré, „wie „W. T. B.“

entwurfs einverstanden erklären.

heit durchzuführen. Rußland.

die Reichsduma in ihrer gestrigen Geheimsizung laut Meldung des „W. T. B.“ mit 110 gegen 104 Stimmen einen vom OktrobistenBärgtynski eingebrachten Antrag angenommen, «in dem die Negierun O wird, die Frage über die | Apt der Ableistung der Wehrpflicht durch die geseßlichen crist- lien Sekten angehörenden Personen, denen die Religion den Gebrauch von Waffen und das Blutvergießen verbietet, in ernste Erwägung zu ziehen.

Die Finanzkommission des Reichsrats hat den von der Reichsduma gebilligten Geseßentwurf, betreffend die Einfuhr landwirtshaftliher Maschinen, obiger Quelle zufolge, wesentlih abgeändert. Danach sind Zollvergünstigungen bei Einfuhr von Reservemaschinenteilen nur bei gleichzeitiger Einfuhr von Maschinen gestattet. Die Kommission setzte fol- gende Prämien für den Maschinenbau russischer Fabriken fest: Für Lokomobilen 125 Kopeken für das Pud, für Dreshmaschinen und Mähmaschinen einen Rubel für das Pud.

Spanien.

Die neuen spanischen Vorschläge, die vorgestern dem französischen Botschafter Geoffray zugesiellt worden sind, be- treffen nah einer Meldung des „W. T. B.“ nur die Süd- zone Marokkos. Danach würde dem zuerst vorgeschlagenen Gebiet ein Streifen hinzugefügt werden, der bis zum Meere reiht und im Norden von Jfni gelegen ist. Die spanische Regierung hat ihre vorläufigen Vorschläge in bezug auf die Nordzone Marokkos in keiner Weise geändert.

Griechenland. :

Jn Athen hat gestern eine große Volkskundgebung stattgefunden, an der etwa 30 000 Personen teilnahmen. Der Ministerpräsident Venizelos hielt bei dieser Gelegenheit eine Ansprache, in der er laut Meldung des „W. T. B.“ der Voll- endung des Werkes des nationalen Aufschwungs gedachte, an das Programm der Regierung, das er schon in den Provinzen dar- gelegt habe, erinnerte und versprach, mit der Arbeit an der immer weiteren Ausgestaltung des begonnenen Werkes fort- zufahren. Der Ministerpräsident gab jodann eine Kritik der einzelnen politishen Parteien und forderte das Volk auf, für die ganze Liste der Regierungskandidalen zu stimmen.

Amerika.

Nach einem Telegramm der „Agence Havas“ herrscht in Paraguay vollkommene Anarchie. Seit mehreren Monaten streiten sih die Parteien um die Vorherrschaft. Gegenwärtig belagern die Revolutionäre und Radikalen, die Anhänger Gondras, Asuncion. Vorgestern kam es in der Umgebung der Hauptstadt zu einem heftigen Kampfe, bei dem es auf beiden Seiten zahlreihe Tote und Verwundete gab. Der Kampf blieb unentschieden. Der frühere Präsident, Oberst Jara trifft mit zahlreichen Streitkräften im Jnnern des Landes Vorbereitungen, ebenfalls in den Kampf einzutreten.

Wie eine vom „W. T. B.“ verbreitete Depesche aus Mexiko meldet, geht die Regierung gegen Zapato mit Erfolg vor. Der General der Bundesarmee Nobelo operiert gegen die Aufständischen im Staat Morelos und den Nachbarstaaten. Er zerstört jedes verdächtige Haus; ganze Dörfer werden dem Erdboden gleihgemacht.

Asien.

Die vorgestern überreihte Antwort der persischen Negierung.auf die russish-englishe Note vom 28. Fe- bruar erklärt, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, die Annahme

Haus zu erzwingen. Die ij v dig wéêrde sih bemühen, die Meinung des Hauses bei der zweiten Lesung auf die Probe zu stellen, aber

wenn die zweite Lesung angenommen würde, werde die Opposition

‘tun, erfolgreich sei. rauhe deswegen da tas Land nicht die einer Wahl zu den Schrecken des Streiks Er beantrage die Ablehnung der Bill Gründen einer nationalen und \taatêsmännischen pee Der Premierminister Asquith erklärte, die Nede Bal- ours sei würdig der fritischen Gelegenheit. Wolle er aber dur der Meinung Ausdruck geben, n eine geseßlihe Regelung unnötig sei? Balfours Rede entbehre vollk Die in der Bill enthaltenen Vor- die den beiden Parteien vor drei Die Negierun

] t, die Parteien zu einer Einigung zu bringen. Es sei ihr nicht gelungen, und die Stockung im Kohlen- bergbau dauere an. Es könne niht zugegeben werden, L die in- i angel an Koble Not leide.

Sei nicht darum eine geseßlihe Regelung notwendig? Er (Asquith) anzunehmen niht als Teil eines zeitweiligen Not- Die Bill sei eine notwendige Vorstufe zu allen weiteren Schritten, die, getan werden müßten. Im i i Austin Chamberlain egen die Bill, da die in thr vorgeschlagene Lösung der Schwierig- i Lage und zu einer Ausdehnung der Unruhen au auf andere Gewerbe führen werde. Der Staats\ekretär des Auswärtigen Amts Grey erwiderte, er glaube nit, daß die Bill zukünftige Unruhen stiften werde, die niht au sonst entstehen würden. Eine schnelle, Beendigung des Streiks set notwendig, um der Gefahr eines Anwachsens der Erbitterung vorzubeugen, die sid aus einem 1 Sollten die Bergleute auf

ihrem Tarif vom 2. Februar beharren, fo ginge diese E gex enn es der Vill niht gelingen werde, die Beilegung des Streiks zu er- zielen, fo u die runo alle ihre Kräfte dem Schutze der enéquellen widmen, aber auch mit äußerster

Anstrengung werde sie dann furhtbare Verluste im Erwerbsleben, die die Allgemeinheit und am leßten Ende auch die Bergleute felbst

Schließlih wurde die Bill mit 348 gegen 225 Stimmen in zweiter Lesung angenommen. Die irischen Nationalisten und die Mitglieder der Arbeiterpartei unterstüßten das Gese.

Der König und die Königin der Belgier haben

Eine Abordnung der Parteien der Linken hat dem meldet, gestern erklärt, daß die republikanishe Partei entschlossen sei, die Wahlreform mit Hilfe einer republikanischen Mehrheit durchzuführen, daß sie aber den Wunsch hege, die Regierung möge sih mit der Zurücknahme der Dringlichkeit des Gesetßz- Poincaré erwiderte, er werde dem Ministerrat hiervon Mitteilung machen, und verpflichtete sih aufs neue, die Wahlreform mit der republikanischen Mehr-

Bei der“ Beratung der Reform der Wehrpflicht hat

Mächten festgeseßten San über Verzinsung, Garantie, Kontrolle uvd Verwendung des Geldes. Die Note erklärt weiter, die persische Regierung werde ihre Politik mit den Prinzipien des Abkommens von 1907 in Einklang bringen und nehme Kenntnis von den Versicherungen, die in der Einleitung des Abkommens ausgesprochen sind. A A der frühere Rad und dessen Bruder Persien verlassen hätten, sollen die Naa ids aufgelöst und die anderen irregulären Truppen allmählich ausgebildet und in die reguläre Armee aufgenommen werden. Die Or- anisation einer brauchbaren, den Bedürfnissen des Landes ent- sprechenden Armee werde den Hauptpunkt des Programms es Kabinetts bilden. Ueber die militärishe Organisation werden die beiden Gesandtschaften in freundlihem Meinungs- austaush in Kenntnis geseßt werden. Ueber Mohammed Ali ist ein Abkommen zustande gekommen, das den Gegenstand einer besonderen Note bildet. Nach diesem Beweis ihrer guten Absichten erhofft die Pud Regierung die Unterstüßung der beiden Mächte bei der Aufnahme der für die Reformen nötigen Anleihe und bei der baldmöglihsten Räumung persischen Ge- biets von fremden Truppen.

Wie das „Reutersche Bureau“ aus Peking erfährt, ist in einer Zusammenkunft der Gesandten der sechs Mächte, die an den finanziellen Verhandlungen mit der republikanischen Regie- rung beteiligt sind, der Beschluß gefaßt worden, bei Yuanschikai gegen Tangschaoyis modus operandi in der Anleihefrage Einspruch zu erheben und eine endgültige Erklärung über die chinesische E zu erhalten. Auch soll Nachdruck darauf gelegt werden, daß von China, da die sechs Mächte zur Unter- stüßung bereit sind, ein Nachweis für seine Zuverlässigkeit ce fordert werde. '

Parlamentarische Nachrichten,

Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des R eihs- tags und des Hauses der Abgeordneten befinden sih in der Ersten und Zweiten Beilage.

Jn der gestrigen (33.) Sißung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Jnnern Dr. Delbrück bei- wohnte, wurde die Spezialberatung des Etats für das Reichsamt des Junnern bei den ordentlichen Ausgaben für das Kanalamt fortgesetzt.

Abg. Legien (Soz.): Beim Kanalbau werden in übergroßem Maße autländische, nihtdeutsche Arbeiter beschäftigt; die Behauptung, daß 709% ter Arbeiter deutshe Staatsangehörige seien, ist falsch. Die ausländi|hen Arbeiter werden deshalb bevorzugt, weil sie billiger sind. Die Zahl der s{hweren Unfälle hat sich im Jahre 1911 gegen 1910 ganz außerordentlih vermehrt ; die Zahl ter tôdlihen Unfälle ist von 4 auf 15 gestiegen; das beweist, daß die Unfallverhütunasvorschriften nicht genügen, daß das Kanalamt nicht die erforderliche Sorgfalt auf- wendet. as Kanalamt verlangt, daß auch die qualifizierten Arbeiter in den Baradlen wohnen müssen. Dieser Barack:nzwang ist eine ungeseßliche Einrichtung, denn die Baracken sollen nicht dazu dienen, die Arbeiter zu kasernisieren, sondern einem etwaigen Wohnungs- mangel abzuhelfen; kommen fie in den umliegenden Ortschaften unter und erfüllen sie ihre Arbeitsverpflichtungen, so darf eine fol: Forderung nicht erhoben werden. Die Arbeiterverbältnisse bei den Baggerarbeiten sind im allgemeinen überaus ungünstig. Die Unter- nehmer erklären den Arbeitern, die Lohnverbesserung verlangen, sie selbst müßten mit Unterbilanz arbeiten, sie seien bei der Vebernahme der Arbeiten von dem Kanalamt getäusht woiden. Bestimmte Angaben des Kanalamts über die Bodenverbältnisse haben sich allerdings, nahdem die Unternehmer, denen in der Submission die Baggerungsaufträge zugefallen waren, die Arbeiten begonnen batten, als unrichtig erwiesen. Die Unternehmer arbeiten zum Teil tat\ählih mit Unterbilanz und lassen es die Arbeiter entgelten. Die schiedsgericht- lihen Entscheidungen, die in diesen Sachen ergangen sind, haben das Kanalamt ins Unrecht geseßt und den Unternehmern Recht gegeben. Das Kanalamt bietet nun den Unternehmern Abfindungs jummen, die in gar keinem Verbältnis zu dem gehabten Mehraufwand stehen. Jch richte an die Reichéverwaltung das dringende Ersuchen, für die Arbeiter beim Kanñalbau wirklich menschenwürdige Verhältnisse zu schaffen.

(Schluß des Blattes.)

Das Haus der Abgeordneten seßte in der heutigen (43.) Sizung, welcher der Minister der geistlihen und Unter- richt8angelegenheiten D. von Trott zu Solz beiwohnte, die zweite Beratung des Etats des Ministeriums der geist lihenund Unterrichtsangelegenheiten und zwar zunächst die allgemeine Besprehung über das Kapitel des Elementar- unterrihts8wesens fort, zu dessen verschiedenen Titeln die be- reits gestern erwähnten Anträge vorliegen.

Abg. Kurzawski (Pole): Die völlige Ausschaltung der polnischen Muttersprache als Lehrgegenstandes und die Einführung der deutschen Sprache im Neligionsunterriht ist die {merzlichste Wunde, die dem polmschen Volke geschlagen wird, stets aufbriht und niemals vernarbt. Wenn die Bee Staatsregierung die Preisaufgabe gestellt bâtte, weile Mittel man anwenden müsse, um die ruhige polnishe Bevölkerung bis ins Innerste aufzurütteln, würde auh der genialste Staatsmann keine andere Lösung finden kônnen als das bestehende Schulsystem, das als eine Vergewaltigung der natürlichen Nechte der Eltern, als ein Attentat auf èie freie Ausübung der Neligion vom Volke empfunden wird. Die polnischen Eltern haben die Schulunterhaltungskosten mitzu- tragen, und nah dem Grundsaße „do, ut des“ haben sie das Necht, zu verlangen, daß sie in moralischer und erziehliher Nichtung bei der Crziehung ihrer Kinder von der Schule unterstüßt werden. Staat, Kirche, Gemeinde und Familie müssen alle Kräste daran seten, um die Erziehung der Jugend zu förtern. Ich habe mi darüber gefreut, daß gestern der hochverehrte Abg. Haenberg gerade diesen vier Faktoren der Jugenderziehung das Wort geredet bat. Die erste Vor- auéseßung der treuen Bewahrung des religiösen Bekenntnisses ist gerade die genaucre Kenntois der Religion in der Mutter- sprache. Der jetzige Zustand steht in direkiem Gegensaß zu der BViinisterialverfügung vin 1873, nah der nur auf der obersten Stufe die Unterrichtössprahe in der Neligion deut|ch sein soll. Wenn der Lehrer aber heute in der Volksschule bei uns sich in ter Religion

aushilfeweise der polnishen Sprathe bedient, wird er gemaßregelt.

Eine solhe Methode ist eine unendlihe Qual für den Lehrer und

eine menshenunwürdige Dressur für die Kinder. Die Lehre von ten

Sakramenten wird den Kindern erst in ter 1 Klasse gelehrt; fo

kommt es, daß alle Kinter, die die Schule bereits mit der 2. oder

3. Klasse verlassen, davon in der Schule nick&ts lernen. Wegen

notorischen Mangels an Lehrern ist bei uns jeder Lehrer gehalten,

Neligicneunterriht zu erteilen; so hat auch ein Lebrer Religions-

unter icht erteilt, der die Kinder gezwungen hat, am Freitag Fleisch

zu essen. Da ist es kein Wunder, daß die Verwilderung der

Jugend zunimmt; sie nimwt nicht mehr an den Gottesdiensten teil,

kümmert sih niht um die Kirche, und zahlreih sind die Fälle von

gewe! bémößiger Unzucht. Cine Polin, die die Kinder „vor

den Gefohren der Straße retten woll'e und sie bei sich

unterbrahte, wurde wie eine Verbrecherin zur Polizei gescafft und

3 Tage und 3 Nächte ohne geridtlihe Ents{eidung gefangen gehalten.

(Fin evangeli‘{cher Kreis\{ulin'pektor hat dahin gewirkr, daß einem

des Vorschusses von vier Millionen Mark und der von den zwei

kubolishen Lehrer die Ostmarkenzulage entzogen worden ist. Wie kommt man dazu, fatholische Lehrer in dieser Weise zu tyrannisieren ?

sichtlich der Lehrergehälter Dortmund an der

rüher marscierte hin- d pie der wellälien

ädte. Die von der Stadt beschlossene Ortszulage ift aber von der De nicht bestätigt worden; die finanzielle Lage wurde plößlih als sehr hlecht geschildert, als es sih um die Bewilligung dieser Orts zulage handelte. Im vorigen Jahre ist nun ein Geheimzirkular ver- öfentliht worden, nah dem zwischen den einzelnen Vertretern der Städte in Westfalen und der Rheinprovinz verabredet worden ist, uber einen N Sah von Ortszulagen nicht hinauezugehen. Dies hat dazu geführt, daß die Ortszulagen nicht die Höhe erreicht haben, die sie hâtten erreihen müssen. Der Oberbürgermeister von Dortmund, Eickhoff, ist felbst dem Gerüchte entgegengetreten, daß sich Dortmund in großer finanzieller Not befinde. Die gute Finanz- lage der Stadt hat fih auch bet der Besoldung der höheren Lehrer gezeigt, wo: man sogar über das Höchstmaß hinausgegangen ist. Auch von anderer Seite werden solche Klagen erhoben, z. B. aus Bielefeld und aus der Provinz Brandenburg. Der § 25 des Lehrerbesoldungsgeseßes gibt dem Minister die Möglichkeit, einen gewissen wang auf die Felleyung der Ortszulagen auszuüben. Ih kann mir denken, daß der Minister „dies nicht gern tut, aber er könnte doch mit den Städten Ver- handlungen anknüpfen, um den Lehrern eine bessere Besoldung zu er- wirken.

(Schluß des Blattes.)

Abg. Dr. She pp (fortschr. Volksp.) :

Dem Reichstage sind die Geseßentwürfe, betreffend die vorläufige E des Reichshaushalts und des Haushalts der Schußgebiete für das Rechnungs- jahr 1912, nebst Begründung, und das in Brüssel am 17. März 1912 vollzogene Protokoll, betreffend die Fort- seßung der durch den Zuckervertrag vom 9°. März 1902 gebildeten internationalen Vereinigung, sowie die gleichzeitig dazu abgegebenen Erklärungen, zugegangen.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

stern erschien auf der Bergwerksinfspektion in Barsing- E e ert G Bl.) im Auftrage der Ausständigen eine Abordnung und versuchte eine Einigung mit der Werkverwaltung herbeizuführen. Die Verhandlungen find „W. T. B. zufolge er - geb nislos verlaufen. Die Berginspektion ist der Ansicht, daß sie das außerste Entgegenkommen in der Lohnfrage gezeigt habe. Heute er- halten die noch Streikenden dur Cinschreibebriefe ihre Abkehr- papiere. Die Berginspektion sieht damit die Bew egung als beendet an. Es ist heute wieder eine Zunahme der Arbeits

illigen zu verzeichnen. S

os a Oberschlesien wird dem ,W. T. B. aus Beuthen berichtet, daß der Ausstand bei der „Königin Luise- grube“ beendet ist. Zur heutigen Frübschicht ist die gesamte Belegschaft angefahren. Die Nachricht oberslesi\er Blätter von dem Zugeständnis einer zehnpro.entigen Lohnerhöhung ift unzu- treffend. Bei den Velsenschächten in Knurow dauert der Aus- stand in dem bisherigen Umfange fort. In der „, Frieden sgrube fuhren zur gestrigen Tagschicht 388 Arbeiter von 840, zur Nachtschicht 99 von 360 Arbeitern und zur heutigen Frühschicht 214 von 840 Arbeitern niht an. Im „Hildebrandshaht" und der „Gottes Segengrube fuhren Nachmittags 32 Mann mehr als vorgestern und zur heutigen Frühschiht 120 Véann mehr als gestern an. Ver Streik flaut ab. Im „Aschenborn-Schacht“ ist alles ruhig. 2

Zur Wiederaufnahme der Arbeit im Ruhrrevier (vgl. Nr. 72 d. Bl.) wird dem ,W. T. B.“ aus Dortmund gemeldet, daß nach der Zusammenstellung des Oberbergamts zur gestrigen Morgenschiht anfahren sollten 196 489 Bergleute, ange- fahre 186 505. a Vg von etwa 2500 säch sischen Bergleuten besuchte Streikversammlung zu Zwickau beschloß, e W. T. B. gufoige, gestern nahmittag, nah einem Bericht des Ds tagLangeorbneten Sachse, die Arbeiteraus\chüsse aufzufordern, das Köntgli )e Bergamt zu Freiberg nochmals um Vermittlung zwischen den Bergarbeitern und den Werkveiwaltungen anzurusen. An ies Hauptforderungen foll festgehalten werden. Ver Ausstand dauert u :

Die organisiertenNRheinschiffer beschlossen, wie die „Köln. Ztg.“ mitteilt, am 31. März in den Ausstand zu treten. ZEIeE wird sämtlihe ober-, mittel- und niederrheinischen Sagen schaften, mit Ausnahme der Frankfurter, umfassen. Die Gesamtzah der ausständigen Kapitäne, Schiffer, Matrosen und Steuerleute wird etwa 6- bis 7000 betragen (vgl. Nr. 70 d. Bl ). i

Jn den Kohlenrevieren Böhmens sind laut Meldung des „W, T. Wei: Von O Belegschaft, die einfahren sollten, 8372 Mann nicht eing: fahren. i v8

Zum E englischen Bergarbeiter (val. Nr. 72 d. Bl.) wird dem „W. T. B.“ aus London telegraphiert, „daß es gestern auf der Kohlengrube in Kirkconnel in Dumfriesshire, wo eine Anzabl von Leuten arbeitet, zu einem Zusammenstoß zwishen Ausständigen und Arbeitswilligen kam. Die Orts- polizei war machtlos. Erst als Vei: stärkungen ankamen, gelang es, die Ordnung MeDCE en, Zehn Autständige wurden verhaftet,

Polizeibeamte verlctzt. L s O U tals der französishen Bergleute (vgl. Nr. S d. Bl.) hat, wie „W. T. B." aus Lille erfährt, im Been von Anzin und Denain abgenommen ; gegen vorgestern wurden gestern 300 Ausständige weniger gezählt. Im Bergwerkebezirk von de hat dagegen die Ausstandsbewegung zugenommen; v D der Streikenden betrug gestern dort 1860 gegen 280 Arbeitêwillige. a diesem Bezirk ist es gestern früh zu mehreren Zwischen n gekommen, da die Streikenden die Arbeitswilligen hinderten, in die Gruben einzufahren. Indessen wird auf zahlreihen Gruben in gewöhnlihem Umfange gearbeitet.

(Weitere „Statistishe Nachrichten" \. i. d. Zweiten Beilage.)

Kunst und Wisseuschaft.

i \i isch- mathematische Klasse der König- n O I ilfenswaften hielt am _ 14. März unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Auwers eine Sipung, in der Herr Haberlandt über das Sinnesorgan des Labellums der Pterostylisbl üte las. Zahlreiche Arten der E gattung Pterostylis besißen ein für mechanische Neize empfind Tg au Labellum. Bei Ptorostylis curta und verwandten Arten ist die Lippenplatte an ihrer Basis mit einem pinselförmigen Anhängsel ver- sehen. Es wurde gezeigt, daß dieses Anhängsel das Perzeptions- oder Sinnetorgan des Cbellums darstellt, durch dessen O NTENA au Reizbewegung des leßtern ausgelöst wird. Nach evang er hierauf bezüglichen Sue wurde der anatomishe Bau des Per-

en. | ba Tage unter dem Vorsiß ihres Sekretars Pen Diels abgehaltenen Sigung der philo svp pes ist A chen Klasse las Herr Müller eine Abhandlung, pet telt : Í n Doppelblatt aus einem manichäischen Hymnenbuch (mahrnâmag). Das erste Blatt enthält e nen Segenospruch für den regierenden Herrscher, sein ganz's Haus und feinen Hofstaat, lovans einen Bericht über die Entstehbungsgeschichte des Hymnenbuches. 208 zweite Blatt enthält einen Teil des Inhaltsverzechnisses, genauer er Versanfänge. Derselbe legte vor eine Abhandlung des Es Marquart in Berlin: Guwain's Bericht über die Be-

A. F. In der Mär;sißung der Vorderasiatischen Gesell - \chaft begrüßte der Vorsitzende, Professor Dr. von Lushan den als Gast anwesenden, seit kurzem der Berliner Universität angehörigen Professor Dr. Markwald sowie die soeben erst aus dem Osten, der eine vom Toten Meer, der andere aus Mesopotamien, heimgekehrten Mitglieder Dr. Shô ne und Dr. Herzfeld. Dr. Schöne verhieß in wenigen Worten künftigen auéführlihen Bericht und zeigte zwei interessante, aus verzinntem Messing bestehende peenanule „Zauber- \{alen* vor, die er während eines unfreiwilligen, längeren Aufenthalts in Jerusalem dort erstanten hat und denen der Ruf anhaftet, daß sie unter bestimmten Vorauss\eßungen Kranken- heilungen verschiedener Art zu bewirken vermögen, sei es, daß der Kranke aus der von der Hand des Scheihs ihm gereihten Schale trinkt, sei es, daß er sie gleich einer Kappe trei Tage lang auf dem Kopfe trägt. Hierauf erstattete der Vorsigende Berit über den êgenwärtigen Stand der bis jeßt aus der Entzifferung der hethitishen Bilderinschriften gewonnenen Ergebnisse. Nach von Dr. Nichard Rusch in Aachen geaen vorläufigen Mitteilungen konnte berihtet werden, daß die Bildung der Praeterita nah Yyfien und nah Griehenland weist. Die 1. Person Sing. Praeteriti endet auf „ha“. Die Endung s bei manen Verbalformen kann als Nominalsuffix betrahtet werden. Die Endung ar scheint der dritten Person Pluralis anzugehören. Endungen auf mis entsprehen denen der Mitani- und Van-Ins\riften Cigentümlich sind dem Hethitishen erweiterte Verbalformen, die mit Prae-, In- und Suffixen gebildet werden. In betreff der Nomina und ihrer Bildung ergab ih, daß erstens einfache Zusammenseßung, zweitens Erweiterungen des Stammes allein, drittens Er- weiterung des Stammes und Zusammenseßung auftritt. Der männlihe Singular . ist s. Im einzelnen konnten folgende Bildungselemente beslimmt werden: us, st, yas, hami, arpa, ara. Sämtliche gefundenen Namen und Elemente weisen, mit den Ergebnissen der vorgriechishen Ortsnamenforschung verglichen, sich als fleinasiatish aus. Besonders wichtig ist das Ele- ment st, welches Beziehungen illyrisher Schichten zu den Hethitern verrät. In etner zweiten Studie behandelt Dr. Rusch in zusammenfassender Weise die Ueberlieferungen über die ältesten griehischen Künstler und weist nah, daß die Ueber- lieferung des Altertums einstimmig, nah Zeit und Drt, fleinasiatische und vorgriechishe Herkunft der Kunstbetätigung annimmt. Die sprahlihe Prüfung der Ortsnamen ergibt sowohl ihr flein- asiatishes Gepräge, als auch ihre geographische Cinordnung in das Gebiet des armenoïden Typus. Als vorläufige Forderung fönnte festgestellt werden, daß die dem Homo alpinus verwandte „bethitishe“ Nasse das gesamte fkleinasiatisch-griechisch- italische Kunsttum in hohem Grade beeinflußt hat. A Hierauf berichtete der Professor Dr. M ittwoch ¿Der dite aramäishen Papyri in Elephantine“. Dieser von deutschen Forschern auf der Insel Elephantine in Oberägypten in den Jahren 1906/8 gemachte Fund ist eine der wichtigsten und interessantesten Entdeckungen auf dem Gebiet der Altertumswissenschaft, weil dite Papyri und beschriebenen Tonscherben (Ostraka) so zahlreich und teilweise so gut erhalten sind, daß man aus ihnen in großer Vollständigkeit die seltsame Geschichte einer jüdischen Gemeinde herauszulesen vermag, die hier nah dem A lonischen Exil während der persischen Herrschaft in Aegypten, also vom 6.—4. Jahrhundert, einige hundert Jahre lang bestand. i Schon die Tatsache allein ist hochinteressant, daß nahe der Südgrenze Aegyptens eine hier angesiedelte jüdishe Diasporagemeinde bestand, die zugleich militärische Pflichten übernommen hatte, nämli zugunsten der Machthaber an der Grenze Wache zu „Halten. Der Inhalt der fast aus\{ließlih in ara- mäischer Sprache geschriebenen Urkunden ift öußerst vielseitig. Nächst Schriftstücken , geshäftlihen Inhalts, Verzeichnissen von Personennamen, Briefen privaten Charakters fanden si au zahl- reiche Sendschreiben amtlicher Art, die Lit auf die Kulturzustände des Landes und die Regierungsweise der Perser im eroberten Lande werfen. Cin langer Brieswechsel betrifft den Bau und später die Zer- stôrung sowie den Wiederaufbau eines jüdish-n Tempels in Elephantine. Offenbar war diese jüdishe Gemeinde ebenso \cheel von der ägyptischen Priestershaft angesehen, als offenbar nicht freundlih von den Juden auf dem Boden von Palästina; denn es widersprah der Strenge des jüdishen Gesetzes, außerhalb des heiligen Landes einen Jahwe ge- weihten Tempel zu errichten. Dessenungeachtet hatten die Juden in Elephantine die Erlaubnis zum Tempelbau erhalten und sich weit über hundert Jahre dessen Besitzes erfreut, bis es den Ränken der ägvptishen Priestershaft gelang, den persischen Statthalter zum Angriff auf den Tempel zu bestimmen, der hierbei vollständig zerstört wurde. Zwar wurde in der Folge dieser Statthalter, nachdem er in Sardes verklagt worden, bestraft ; aber es bedurfte doch dreijähriger unausgesezter Mühen, ehe durch den persischen

im Jahre 407 v. Chr. die Erlaubnis zum Wiederaufbau erteilt Pub, oi dem persishen Statthalter gemachten Vorstellungen ent- halten die Beschreibung des zerstörten Tempels, der hiernach steinerne Säulen und viele goldene und silberne „„Wipser: \halen besessen hatte. Bis zum Eingang der Erläubnis zum Wiederausbau trug die Gemeinde von Glephantine Trauerkleider. Wahrscheinlih auf Betrieb der Jerusalemer Priester- haft war indessen der Opferbetrieb gegen früher eingeshränkt worden. Brandopfer zu bringen, war hinfort der Elephantiner Gemeinde unter- sagt. Sie berubigte sich aber hierbei, da Speiseopfer und Weihrauch darzubringen gestättet war. Noch andere Urkunden beziehen sich auf Interna des Gottesdienstes, u. a. auf Vorschriften für die Feter des Passahfestes, wobei es auffällt, daß die persishe Regierung S durch Gewährung oder Verbot um solhe Dinge kümmerte. Von Interesse sind mehrere Privaturkunden, z. B. eine aus dem Fahre 9 der Regierung des Königs Artaxerrxes (476 y. Chr.), aus der ersichtlich ist, daß die jüdishen Frauen das Verfügungsrecht O Vermögen besaßen. Das Dokument stellt einen mit großem RETSA Scharfsinn abgefaßten Schuld- und Verpfändungsschein dar. De- merkenswert ist, daß zur Sicherstellung der mit 2409/6 zu verzinsenden Schuld nicht bloß ein Haus aus Ziegelstetnen und Gold und Silbersachen, sondern auch Knecht und Magd verpfändet waren. Soweit die Urkunden auf Papyrus geschrieben sind, der wahrscheinlich in der An haffung teurer war als die aus Phönizien (wie an ihnen ersichtlich) ein- geführten Ostraka cder Tontafeln, fanden sie sich sauber zusammen- gerollt, mit Bastshnur umbunden und mit einem Scarabaeus ger siegelt. Manche Papyri waren aus dem G1unde {wer lesbar, we s si: Zweitschriften darstellien und die erste Schuift ungenügend entfern war. Auch „Literarisches“ ist vorhanden, u. a. das Bruchstük einer Erzählung, was zu beweisen s{cheint, daß die Kunst „des Lesens im alten Aegypten im 5. Jahrhundert C emeaer verbreitet war, als bisher angenommen wurde. Aus späterer Del besteht darüber kein Zweifel; denn ein zweites literarisd;es8 Werk, das ih in aramäisher Sprache bet den Elephantine-Papyri fand, das „Achicar-Buch“, ist später ins Griechische überseßt und weit ver- breitet worden. Befremden könnte es, daß nicht Hebräisch, sondern das verwandte Aramäisch Umaangs- und Schriftsprache bei dén Juen von Glephantine war. Das erklärt sich aber aus der L zugten Stellung, welhe das Aramäische i: zwishen Nil e Euphrat lange Zeit als Handels- und Verkeh18- fowie a!

Diplomatensprahe eingenommen hat. Die interessanteste aller d Elephantine aufgefundenen Urkunden ist ohne Zweifel eine Ub'chrif bezw. Uebersetzung in aramäischer Sprache, der von König Darius : bei seinem MRegierungsantritt erlassenen Proklamation, deren Text s babylonisher, persisher und fusiscer Sprache sich bekanntlich in den Felsen von Behistun in Persien eingemeißelt findet. Diese in zwie- fader Hinsicht „lapidare“ Inschrift hat, wie erinnerlich, im vorigen Sahrhundert wesentli&e Dienste bei Crgründung und Entzifferung der Feilschrift geleistet Wi viel leichter aber wäre unseren S prachforschern ihre Aufgabe gewesen, hätte man etwa hundert Jahre früher den Text in Aramäisch gefunden, in einer Sprache, die man damals shon beherrschte.

kehrung der Uiguren.

; träzlihes Bedauern rechtfe! tigen, aber zuglei den E in Aufsuchen der wohl noch an vielen Stellen

Statthalter von Judaea, den man dur Sendboten deshalb anging,.

Aegyptens verborgenen Urkunden eifrig fortgefahren werde. Die Feuve von Elephantine werden zur Hälfte den Berliner Sammlungen einverleibt werden, die andere Hälfte gebührt vertragömäßig dem Museum n E ; aber die gon Brose oe Ta Eduard Sachau be- orgte Veröffentlihung wird alle Funde umfassen. / lors Den zweiten Vortrag des Abends hielt der Architekt Ernst Borchardt „über einige nordhethitishe Skulpturen in Boghazkdöi und Umgegend“. Der O begleitete im vergangenen Sommer den Professor Dr. Hugo Winckler auf seiner orshungsreise nah Boghazköi als architektonischer Mitarbeiter. Zu Pes orbereitung auf dem Gebiete hethitisher Architektur und Skulptur, das ihm bis dahin ziemlich fern gelegen, war ihm vor der Abreise nur wenig Zeit geblieben. Das wvor- handene Material an Bildern dieser Skulpturen sagte ihm nicht gerade viel, und die mündlichen Erkundigungen eröffneten bezüglich des fünstlerishen Werts dieser Bauwerke und bildnerishen Leistungen nit sehr verio&ende Aussichten. Fast immer lautete die Auskunst nur auf „außerordentlich interessant, außer- ordentlich wichtig!“ Auf die Frage: „Sind sie denn s{öôn?" gab es fast immer ausweichende Antworten. So waren die S mit denen der Vortragende seine Reise nah Kleinasien antrat, wirkli sehr gering. Große künstlerische Genüsse in Boghazköi zu finden, erwartete es ih fe TA PEEe) pes) u i ie angenehmste nttäushung. nd - Um E dn n sagen, auch die Zuhörer- und Zusehershaft tes Vor- tragenden, der eine große Reihe treffliher Photographien und Zeich-- nungen im Lichtbilde an ihren Augen vorüberführte und in \{lihten, jede übertreibende Sprache vermeidenden Worten auf die besonderen Vorzüge und Schönheiten dieser hethitishen Bild- und Bauwerke aufmerksam machte, erlebte die gleite angenehme Enttäushung und Bekehrung von dem bisherigen Irrglauben an eine Minderwertigkeit dieser Kunstentfaltung auf dem Boden Kappadoziens. Herrn Borchardt wird das Verdienst bleiben, diese um 1000 Jahre der klassischen Zeit Griechenlands vorangehende Kunstblüte entdeckt und ihr zu ge- rechter Würdigung verholfen zu haben. Daß diese Leistungen bisher niht nach ihrem Wert geshäßt waren, erklärte der Redner aus dem bisherigen, sehr verständlihen Ueberwiegen des historishen und archäologishen Interesses an Boghazköi. Dadurch waren au die photographishen Aufnahmen beeinflußt, die Skulpturen häufig aus ihrem architektonishen Zusammenhange berausgelöfte. Freilich, wer gleih Borchardt in setnen photographishen Auf- nahmen und an Ort und Stelle ausgeführten Zeichnungen diesem Mangel abzuhelfen und zu zeigen bemüht war, wie Architektur und Plastik, fich gegenseitig bedingend, auch erst zur richtigen Wirkung gelangen, darf sih darüber nit täuschen, daß Luft und Licht, Farbe und Hintergrund dem Beschauer an Ort und Stelle doch noch andere Eindrücke gewähren, als die getreuesten Bilder bei hellster Lampen- beleuchtung vermögen. Nichtsdestoweniger hofft der Nedner, daß die von ihm in der täglich sich mehr befestigenden Gewiß- heit, Werken großer Kunst gegenüberzuftehen, aufgenommenen Bilder auch anderen die unwiderleglihe Ueberzeugung von der künstlerishen Höhe dieser Bau- und Bildwerke einflôößen werden. Wie nun im weiteren Schritt für Schritt Herr Borchardt tie Pu \hauer zu gleich bewundernder Anerkennung nötigte, das ist ohne gleichzeitige Kenntnisnahme von den Bildern kaum in einem Bericht zu \{ildern. Allerdings sah das Bild vom Löwentor der Stadt- mauer von Boghazkösi, mit dem der Reigen eröffnet wurde, auch ganz anders aus als die bisher davon bekannten Darstellungen aus französishen MNeisewerken. Wenn das gegebenenfalls au einigermaßen zu entschuldigen is, weil erst bei Gelegenheit der 1906 von Hugo Winckler und Macridy Bey hier angestellten Ausgrabungen das gewaltige Monument bis auf den völlig zerstörten Kopf eines der Wwen wieder zur Geltung gebracht ist, so bleibt doch die Tatsache bestehen, daß durch die älteren, mangel- haften Bilder das Vorurteil erzeugt und genährt worden ist, es handle fi bestenfalls in Boghazköi um die Leistungen einer barbari- hen Kunst. Daß hethitishe Bildnerei völlig unabhängig von ägyp- 1ishen und mesopotamishen Einflüssen fch entwickelt hat, ist {on von Puchstein nachgewiesen; - aber die bedeutenden Eigen- schaften der Löwen des Stadttores find erst von dem Engländer Garstang bemerkt und hervorgehoben worden. Sie dürften bald den hervorragendsten Kunsileistungen des Altertums beigezählt werden; denn, wirtliß aus dem Stein herauegebauen in einer Technik, die kaum noch etwas Reliefartiges hat, wirken sie dabei keineswegs wie angeklebt, etwa wie ornamentale Zutaten, die auch fehlen könnten, fondern sie stüßen und tragen den Tor- bogen mit zwingender Notwendigkeit, und alle Cinzelheiten der lebenswahren Ausführung der Tierkörper erhöhen den mächtigen Eindruck des Ganzen, beispielsweise die unendlih feine Art (eingerizte, sich fkräuselnde Locken), womit das Fell angedeutet ist. Die heute leer klaffenden Augenhöhßlen find ursprünglich wohl mit andersfarbigem Stein ausgefüllt gewesen und müssen den Eindruck gesteigert haben. Um die Bedeutung dieses Bauwerks in noch hbelleres Licht zu seßen, zeigte der Vortragende einige ähnliche Bildwerke, Portallôwen und Stiere von syro-hethitischen, afsyrischen und persishen Bauten, die ihm in ihrer fünstlerishen Auffassung und Durchbildung künstlerish durch eine Welt von den kappadozischen wen getrennt erscheinen, während die Zeit der Cntstehung beider Kunstwerke ungefähr die gleihe, nämlich die Mitte des ¡weiten FJahrtausends vor unserer Zeitrehnung, sein mag» Doch die LWwen vom Stadttor von Boghazköi stellen nur eines unter einer Reihe von Monumenten dar, die gleich jenen für eine flaffish- hethitishe Kunstepohe mit dem Sig in der Hethiter-Hauptstadk und dem benahbarten Jasilikaja Zeügnis ablegen. Auch hiervon zeigte der Vortragende eine Anzahl überzeugender Bilder, darunter das an der Innenseite des Königstores angebrahte MBelief eines jungen Kriegers, eines Königs, wie man_ thn nah seiner Haltung wohl mit Recht genannt hat. Gerade dies Kunst- werk zeigt eine Beherrshung der kfünstlerishen Mittel, wie sie niht anders als mit dem Worte klassish bezeihnet werden fann. Ergreifend wirken ferner die mit dem religiösen Kult zu- \sammenhängenden Felsreliefs von Jasilikaja mit einer unvergleichlihen Versinnlichung der Gottheit. Es ist die bekannte Darstellung des Gottes mit dem König, deren bisherige Wiedergabe Herr Borchardt nimmt die seine nicht aus wegen der Luxe des Naumes und der Schwierigkeiten der Aufnahme wei hinter dem Original zurückbleiben. Auch ein zweites Relief an dieser Stelle, der Zug der Göttin, eine figuren- reie Darstellung, darf als höchst eindrucksvoll bezeichnet werden. Der prachtvoll shreitende Panther, der die Hauptfigur trägt, wie auch der doppelköpfige Adler im Hintergrund find von Ae Wirkung, die weiblichen Figuren aber, vornehmlih die Ee Göttin, find in ihrer leiht geneigten Haltung fast Bree aufgefaßt. Herr Borhardt hat später noch dem einige Stunden von Boghazköi entfernten Uyuk einen Besuh ge- macht und auch hier einzelnes Bedeutendes, aber doch gegen die vorbeshriebenen Leistungen Zurückstehendes efunden : A Darstellungen von Tieren, aber mangelhafte von tenshen im E gleich zu der wunderbaren Beher:scbung gerade der det 7 Menschen durch die hethitishen Künstler der kla\sischen Zeit. y - fallend ist, wie häufig die Hethiter die edlen Formen des S gebildet haben. Auch weit entfernt von der alten Landeehauptsta nahe bei Angora, jeßt in eine Bahnwärterhütte eingebaut, findet n ein ganz flahes LWwenrelief von außerordentli er E Der Redner {loß unter allseitigem Beifall mit der Hoffnung, Ê uns der Boden Kleinasiens auch noch weitere Schäße bescheren us e In diesem oder im folgenden Fahre werden vom Königsrelief und au eine von der Deutschen Orientgeselhaft danken e a erin Anregung hin auch von den Boghazkoter Lowen A! tft ja reids y r Besitz der Welt an Werken großer Kun V A ia L Sao daß nicht jeder Zuwachs an bedeutenden Kunst- leistungen willkommen sein sollte.

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