gesprochen Worden ist, es möge doch bezügli der Gehaltregulierung der Küsterlehrer \{hneller vorgegangen werden, und es mögen da die Mißstände beseitigt werden, die noch bestehen. Auch auf diesem Gebiet ist die Unterrichtéverwaltung tätig gewesen. Nach der Ausführungs- anweisung zum Lehrerbesoldungsgesey war eine Neuregelung der Ver- gütung für die firchliGen Mühewaltungen der Lehrer gemäß § 6 nur da in Aussicht genommen, wo besondere Härten und Unbilligkeiten eine solhe Regelung notwendig erschienen ließen. Tatsächlich ist aber dem Wunsch der Kirchenshullehrer und der Kirhenbehörden in weitem Maße entgegengekommen worden. In vielen Fällen sind die Bezüge neu geregelt worden, sodaß jeßt bei 9761 von zusammen 13 226 ver- etnigten Stellen, also bet 7209/0, die Neuregelung stattgefunden hat, Wir werden versuchen, auf diesem Wege weiter fortzuschieiten.
Auch die Unterrichtsverwaltung hat die Beobachtung gemacht, daß die früher so vielfah beklagte Landflucht der Lehrer nahläßt. Wir haben beobachtet, daß das Drängen nach den großen Städten in der Lehrerschaft nicht mehr in dem Maße wie früher in die Er- Y scheinung tritt. Ja, es sind hon einzelne Fälle vorgekommen, daß - Lehrer den Wunsch gehabt haben, aus ter Stadt wieder auf das Land verseßt zu merden. Das sehe ih als einen Erfolg des Lehrer» befoldung8geseßes an, und ich freue mich darüber, weil auch ih glaube, daß der Lehrer auf dem Lande gerade eine besonders bes friedigende Tätigkeit fintet, dort Vecertrefflihes in seinem Beruf F leisten kann und in eine Umgebung kommt, die ihm nach jeder | Nichtung Befriedigung gewähren kann. /
Die Besoldungen, welche die Lehrer erhalten, find jegt so E gestellt, daß auch unter der Lehrershaft nah ter Richtung hin | im allgemcinen Zufr*edenheit herrscht. Nah meiner Ansicht sind die Lehrer jeut auh so gestellt, daß sie bei vorübergehenden Krank- heiten noch nit in Not zu geraten brauchen. Häufen sich aber solche Unglüdsfälle, dann stehen mir ja Mittel zur Verfügung, um helfend F einzugreifen, und ih meine, ein Lehrer, der in solche Not gerät und 8 sich dann an seine vorgeseßte Behörde wendet, um eine Unterstüßung # zu erhalten, brauhßt das dürhaus niht in der Empfindung zu tun, daß er um ein Almosen bittet. Die Mittel sind für diesen Zweck in F den Etat gestellt, und ein Lehrer, der in Not gerät, hat durhaus F einen Anspruch, aus diesen Mitteln unterstüßt zu werden. Ich möchte
niht die Schulverwaltung zuständig ist, sondern daß die Gewerbe- verwaltung und das Reich zuständig sind, welhe die entsprehenten Bestimmungen zu erlassen haben werden. Was auf diesem Gebiete von der Schulverwaltung geschehen kann, das wird sicher geschehen, und wenn es ermögliht wird, daß ‘nah dieser Richtung eine Besserung eintritt, so wäre das in der Tat in hohem Grade zu begrüßen.
Nicht so \{chlimm wie in den Städten mit ihrer gewerbliden Ver- wendung der Schulkinder liegen tie Dinge in dieser Beziehung auf S ‘Me. deute L Trier, / aher: kis ‘daitonalen Gigen- dem Lande. Wenn hler wiederholt von den Hütekindern dle {haften der Cy dür D el nit unterdrückt E Sees Rede gewesen ist, so i diese Einrihtung vom ge- D. Schwarßfopff ist wie geschaffen zum Oberpräsidenten in der sundheitlihen und sittlihen Standvunkt aus niht zu s nei „und ih freue mich, daß er gerade auf dem Gebiete der | beklagen. (Sehr richtig! rechts.) Die Beschäftigung als Hütekinder Su le tine WSyfenhe Befähigung und Grfahrung mitbringt wie | {# gesundheitlih nicht schädlich. Zu beklagen ist sie nur insofern, als e gemeinen kann ih nur wünschen, ‘daß wir auf : l dem Schulgebiete nit zurückbleiben, fondern ständig fortshreiten. die Kinder dem Schulunterriht entzogen werden. Die Unterrichts- Í O : ; verwaltung muß deshalb bestrebt sein, das Hütekinderwesen nah 1. E E D und Unterrichtsangelegenheiten | Möglichkeit einzushräuken. Das geschieht auch {hon seit Jahren. . von LDrott zu D011: : : Die Unterrichtsverwaltung is überhaupt dauernd und mit Erfolg be- Meine Herren! Herr Abg. Hackenberg hat bei Beginn seiner | ftirebt, unrechtmäßige Kürzungen des Volksshulunterrihts auf dem Ausführungen empfohlen, hier bei der Debatte über das Volksschul- | Lande, die dur diè Heranziehung der Kinder zu landwirtschaftlichen wesen doch nicht Sculidealen naczujagen, die nie verwirkliht werden | Arbeiten hervorgerufen sind, zu beseitigen und einzuschränken. Grund- würden, oder, über die wir selbst, unsere Kinder und unsere Enkel, legend ist ein Erlaß vom 19. März 1904. Die Ferien dürfen danach wenn es jemals zu ihrer Verwirklichung käme, längst hinweggesiorben insgesamt 70 Tage nicht übersteigen. Dagegen ist es den geordneten sein würden. . Jch glaube, daß Herr Abg. D. Haenberg darin völlig | Organen, dem Landrat, dem Kreisshulinspektor, der Orts\schul- reht hat, daß man, wenn man fördernd wirken will, sich auf den | behörde, gestattet, die Lage der Ferien mit Rüksicht auf die Boden des Vorhandenen, auf den Boden der Gegenwart stellen und | [andwirtschaftlihen Arbeiten zu bestimmen. Falls sie es erlauben, von hier aus Kritik an den bestehenden Einrichtungen üben foll. ist in den arbeitsreißen Sommermonaten der Gesamtunterricht Ih brauche ja nicht hervorzuheben, daß ih die Ideale, die hier | auf den Vormittag zu legen. Kürzungen der Stundenzahl dürfen nur von der äußersten Linken aufgestellt worden find, niht teile; die | in Ausnahmefällen eintreten. Jedenfalls müssen die Kinder der Ober- meinigen unterscheiden sih von diesen natürlich völlig. Aber ih will | stufe am Vormittag mindestens drei Stunden unterrihtet werden. dem Rat des Herrn Abg. Hackenberg folgen, wie ih denn auch sonst | Dieser Erlaß ist überall durhgeführt. Alle Gesuche um Verlängerung seine vortrefflihen Ausführungen als fast durchweg mit | der Ferien, um besondere Rüberverziehferien und dergleihen, um meinen Ansichten im Einklang befindlich bezeihnen kann. | weitere Kürzungen des Unterrichts sind bisher grundsäßlich abgelehnt (Bravo!) Er hat mit dem warmen Herzen eines erfahrenen Schulmannes | worden. Nur wenige Ausnahmen, find zugelassen worden, z. B. im gesprochen, der nun seit 30 Jahren zur Freude und unter Anerkennung | Jahre 1908 in Posen, wo dur den plößlihen Frost das Einbringen der Unterrictsverwaltung in threm Dienste tätig ist. (Bravo !) Seine | der Hackfrüchte gefährdet war. Derartige Rücksichten muß die Schul. Erfahrung hat ihn gelehrt, die Dinge praktis zu beurteilen, und diese | verwaltung auf die ländlichen Verhältnisse in besonderen Auênahme- Beurteilung trifft in vielen Punkten mit der meinigen zusammen. Er } fällen nehmen (sehr rihtig! rechts), und das wird fie auch in Zu-
sammenwirken an der Erziehung der Jugend, und er- würde bedauern, wenn einer dieser vier Faktoren ausgeshaltet werden sollte. Jch stimme ihm darin bei, aber der wichtigste Faktor in der Er- ziehung ist das Elternhaus, und ih möchte noch einen fünften Faktor hinzufügen: das ist das Kind, das zwar zu s{hwetlgen hat, aber um dessen Interessen es si doch handelt. Wenn an « einem Orte sonst die Möglichkeit eht, eine mehrfklaîsfige Schule zu errihten, so dürfen jedenfalls die finanziellen Gesichts- punkte nicht hinderlich sein. Die Lehrpläne müssen reformtert werden, sie stammen wesentlich noch aus dem Jahre 1873. In der Ostmark müssen die Lehrer besorgt sein, daß die polnishen
Zweite Beilage zum Deutschen Neichsanzeiger und Königlih Preußis hen Staatsanzeiger.
A T eBe Freitag, den 22. März 1912.
Statistik und Volkswirtschaft.
Nachweisung
der Rohsolleinnahme an Reichsstempelabgabe für Wertpapiere
und die Ersezung durch einen Moralunterricht. Sehr bedenklich ist die Erklärung des geschäftsführenden Ausschusses der deutschen Lehrershaft, der mit dem Programm von Tews einverstanden
Wir boffen, durch die Einführung dieser neuen Stelle tüchtige | ist. Cs ist bedauerlich, daß die Lehrer auf dem Lande nicht den Mut Lebrkräfte an die Seminare zu ziehen und damit einen Fortschritt r gegen Zoe DeDEn E C7 * g Mes nlerer P
; N Bn ah Ae aufzutreten. er unsere chr hat, fc
zu machen. Wir denken, daß wir diese Maßnahme etwa in 3 Jahren Erscheinen nicht vorübergehen. Auf dem preußischen Lehrertage vom werden durchführen können. i Februar E Februar | bis Febru
vorigen Jahre wurde auch die Frage der Jugendpflege behandelt. bru Daß ih die Seminardirektoren betraut sehen möchte mit einer | Erfreulicherweise hat sich die N A tar N 912 1912 1911 Kreis\{hulinspektion, hat seinen Grund darin, daß ih es für zweck- | der Jugendpflege milzuarvetzen, lebe Hier Ven L A L mäßig halte, diese Herren in dauernder Verbindung mit der Praxis Wunsch ein, daß die Jugendpflege auch auf die weibliche - | A M s E) I. Inländishe Aktien |
2 2A : L E n, Gu zu erhalten. Das wird durch eine derartige Änstellung befördert Rade, L lera reg Die Ee N P i H T v7 lea 208 So und erreicht werden. Au font sind wir ja bemüht, uns | jenem Lehrertag über die Jugendpflege aufgestellt sind, können 1 E E 2 776 111/81/27 656 927/1024
den erforderlihen Nahwuhs für die Seminarlehrershaft zu ver- | flnen Vaterlandsfreund E E. E ge iee * deutschen Dosonial- [epaffen, Die 3 Kurse, die demnächst bestehen werden, und von denen | Sebemofratie (sh! pie ‘Süialdemokratie mingi uns, um die | — seseUsdbaften undder {Hon wiederholt hier die Rede gewesen ist, sollen dazu dienen, uns | Seelen des Jugend zu kämpfen. Es heißt z. B. in jenen Thesen, thnen gleichgestellten Seminarlehrer heranzubilden. Die Vorausseßung bei diesen Kursen | daß die Jugend zur bürgerlichen, sittlichen und religiösen Freiheit fa voi Gesell- | i it die Ablegung der Mittelschullehrerprüfung ; sonst aber kann sich ertogen werben mine E dser Es S O . Ausländische Aktien | jeder Lehrer zu den Kursen melden, und soweit Raum vorhanden Üt, Autoritätsgefühl an Pietät. Wenn wir die Jugend mit dem reten und Interimsscheine und niht irgend welche besondere Bedenken im einzelnen Falle vor- Geist erfüllen wollen, so kann es nur gescheben dadur, daß wir : Me NRenten- |
liegen, wird den Meldungen entsprochen werden. Die Kurse sind in u | der Weise eingerichtet, daß gewisse Materien von allen Kursisten ge-
hört werden müssen, daß sie ich dann aber entscheiden können, ob fie
h daneben dem mathematisch-naturwissenshaftlihen Teil oder dem
den Geist der Autorität heben und den Geist ‘der christlichen Neligion ihr wieder einpflanzen. Mir ftehen in einem Kampf der Tite van | i 682 984 —| 8 356 555/05] 4 773 901
sprachlich-historishen Teil zuwenden wollen. Danach soll der Unter- rit geshieden werden, weil wir au da den Grundsaß verfolgen :
Weltanschauungen, in diesem Kampf wollen wir, daß die Schule scheine ihren Mann stehen soll, wollen wir Seite an Seite mit den Lehrern, E V E g den Bildnern unserer Jugend, fämpfen. Wir wollen ein Zeugnis von . De ae R den LÆhrern, daß ein sozialistisch-atbeistisher Geist keinen Plaß in Inhaber lautende un
wir wollen vor allem das Wissen vertiefen, niht nur erweitern. Auch
davon erhoffen wir gute Erfolge; und wir dürfen darauf hoffen, denn
die Erfahrungen, die wir bisher auf diesem Gebiete gemacht haben,
berechtigen uns dazu.
(Schluß aus der Ersten Beilage.)
April 1911 | April 1910 Wertpapiere
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der Lebrerschaft habe, sondern daß sie auf der Seite aller Christen auf Grund staatlicher und n stehen. Wenn wir die Bande zwischen der Kirche und pri b me O n Sdule lösen, die bisher zum Segen der Schule bestanden haben, so E orts en u un entsteht die Befürchtung, daß der christlihe Geist in der Schule u Leden ia lingen leiden wird. Nichts tut uns weiter not, als daß diese betden großen der ommunalver-
Frzi 3 n Hand in Hand an der großen Aufgabe der Er- bände undKommunen, Erziehungsanstalten Hand in Hc groß g S oevorctlonen
E S S He S Ss G E L M G er it P a L E
hat au anerkannt, was ja niht zu leugnen ist, daß fich unser Volks\hulwesen in den leßten Jahren in fortshreitender Entwicklung befindet, daß viel für seine Besserung, für seine Förderung getan ist; das ist auch von anderer Seite anerkannt worden, {ließt aber keines- wegs aus, daß noch viel zu tun bleibt. Darüber hat die Unterrichts- verwaltung auch von ihrem Standpunkt aus nie einen Zweifel ge- lassen; denn auch sie ist der Ansicht, daß noch viel zu bessern, noch viel zu fördern ist.
Wenn Sie nuün hier, meine Herren, den Antrag vorliegen haben, zu diesem Zwecke sehr erheblihe außerordentlihe Staatsmittel flüssig zu machen, so kann das ja selbstverständlih für die Unterrichts- verwaltung nur erwünscht sein. Auf der anderen Seite aber bin i gezwungen, auf die finanzielle Lage des Staates auch meine: seits Nücksicht zu nehmen. Ich muß mi vielfach mit meinen Wünschen bescheiden, sie einstellen auf die finanziellen Möglichkeiten, die fi bei der Balanzierung des Staatshaushaltsetats ergeben.
Daß nun aber gerade in den leßten Jahren Staatsmittel in großem Umfange für das Volksunterrihtswesen flüssig gemacht worden sind, das zeigen do die Erfolge, die auf dem Gebiete der Unterriht2- verwaltung zu verzeihnen find. Ich fühle mich verpflihtet, das hier durch einige Zahlen zu belegen.
Am 1. Mai 1905 betrugen die überfüllten Shulen 9889, am
1. Mai 1910 8083 und am 1. Mai 1911 7396. Darunter waren stark überfüllte Schulen am 1. Mai 1905 2937, am 1. Mai 1910 9179 und am 1. Mai 1911 1867. Die Zabl der überfüllten Schulen und insbesondere die der stark überfüllten Schulen ist also erheblich zurückgegangen. Dabei ist zu berücksihtigen, daß infolge der außer- ordentlich starken Fluktuation der Bevölkerung alljährlich cine große Zahl neuer überfüllter Schulen hinzutritt.
Halbtagsshulen bestanden 1901 7873 mit 669 000 Sculkindern, 1906 7369 mit 606770 Schulkindern, 1911 6652 mit 526900 Schul- findern. Also au hier sehen Sie eine erheblihe Herabminderung.
Ein erfreulicher Fortschritt auf dem Gebiete des Volks\{hulwesens läßt si au aus folgenden Zahlen entnehmen. Auf eine Klasse ent- fielen durch\chnittlich im Staate 1901 54 Kinder, 1906 53 Kinder und 1911 51 Kinder; auf eine Schulstele nah Abzug der technischen Stellen entfielen 1901 64 Kinder, 1906 61 Kinder und 1911 57 Kinder. Die Sqhulen mit 6 und mehr aufsteigenden Klassen haben beträhtlißh zugenommen. 1906 waren es 4100 Schulen mit 2,6 Millionen Kindern, 1911 4976 Schulen mit 3,1 Millionen Kindern.
Für die erhebliche Steige1ung der Arbeit auf dem Volksschul- gebiete sprechen folgende Zahlen. Die Zahl der Volksschulen betrug 1901 36 756, 1911 38 684, die Zahl der Schulslellen 1901 90 208, 1911 117 164, die Zahl der Schulklassen 1901 104 082, 1911 128 643. Also keine Stagnation auf dem Volks\hulgebiete, sondern dank der erheblihen Aufwendung der Schulverbände und des Staates überall ein erfreulicher Fortshriti! Aber wie gesagt, es bleibt noch viel zu tun übrig, und die Unterrichtsverwaltung ist durhaus bemüht, weitere Fortschritte zu machen.
Sghließlih is doch der deutlihste Beweis für die Wirkungen und die Folgen unserer Bemühungen, wie sich die Zahl der Analphabeten im Lande stellt. Es ist darauf hier auch {on Bezug genommen worden. In weiten Teilen unseres Vaterlandes gibt es Analphabeten überhaupt nicht, und nur. ia einzelnen Gegenden, die namentlich durch Zuzug vom Auslande betroffen werden, sind solche vorhanden; aber auch dort steigern sie sih nur auf 0,08 9/9. Der Durchschnitt in der ganzen Monarchie beläuft sich auf 0,02 9/0, das bedeutet also 2 Analphabeten auf 10 000 Militärpflichtige, ein Re- sultat, mit dem Preußen sih sehen lassen kann (sehr rihtig! rechts), mit dem es den Vergleich mit jedem anderen großen Kulturstaat aus- halten kann; es fleht überhaupt in dieser Beziehung an der Spitze in der Welt. (Bravo!)
Nun ist wiederholt und mit Nachdruck auf die nachteiligen Folgen hingewiesen worden, die die geshäftlihe Verwertung der Schulkinder während der Schulzeit habe. Es is in eindringlihen Worten dar- gelegt worden, wie namentlich eine derartige Beschäftigung der Schul- finder in den Städten von großem Nachteil sei, wie sie erheblihe sittlihe Gefahren für die Kinder mit sich bringen, und wie beklagen8-
kunft tun. Wie in den einzelnen Bezirken bisher stetig mit Erfolg den un- rechtmäßigen Kürzungen des Unterrichts durch die Schulaufsihtsbehöre entgegengearbéitet worden ift, zeigen folgende Beispiele aus dem Often- der Mitte und dem Westen der Monarchie. Im Bezirk Gumbinnen ist die Zahl der Hütejungen, die den ganzen Sommer hindurch den Unterricht wenig oder garniht besuchen, gewesen im Jahre 1902 3795, im Jahre 1905 3097, und fie sinkt weiter beständig.
Am 29. Januar 1912 hat die Regierung verfügt: Der Hüteschein darf nur Knaben vom 11. bis 13. Jahre, also nur zwei Sommer, ausgestellt werden, und zwar für die Zeit vom 15. Mai bis 1. No- vember; die Hüteknaben müssen mindestens an zwei Vormittagen dem ganzen Unterricht beiwohnen; die Erlaubnis wird nur erteilt bei guter Führung, genügenden Leistungen und völliger Armut der Eltern.
Fm Bezirk Köslin besteht die ,Sommershule“ — im Sommer nur 3 Stunden Unterricht am Vormittag für Mittel- und Oberstufe — noch in größerem Umfange, sie wird aber seit 1910 \ckrittweise be- seitigt. Folgende Anordnungen sind getroffen: Die Einrichtung bedarf der ausdrücklihen Genehmigung der Regierung und wird nur für die Sommermonate gestattet, in denen umfangreihe und dringende Arbeiten vorliegen. Unter Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse soll mit Hinzufügung von“ einer Stunde täglih begonnen werden. Ziel ist Herstellung der vollen Stundenzahl. Im Jahre 1911 sind 27 „Sommerschulen® in folche mit voller Stunden- zahl umgewandelt worden.
Im Bezirk Breslau: Die früher ziemlich ausgedehnte Be- urlaubung von Schulkindern ist durch neue Verfügungen geregelt worden. Kinder der Unterstufe dürfen zu landwirtschaftlichen Arbeiten überhaupt nit beurlaubt werden, Kinder der Mittelstufe und Ober- stufe nur in Ausnahmefällen und höchstens für zwei Wechen- Seitdem ist die Zahl der Beurlaubungen in ständigem Rüdgang begriffen.
Im Bezirk Hildesheim — ih führe die Beispiele aus ver- schiedenen Teilen der Monarchie an — sind durch Verfügung vom 13. März 1908 alle Verkürzungen des Unterrrichts aufgehoben; nur darf im zweiten Sommervierteljahr der gesamte Unterricht auf den Vormittag gelegt werden.
Im Bezirk Stade: Eine Verfügung vom Jahre 1909 ordnet an: 1) In drei- und mehrklassigen Schulen darf im Sommer überhaupt keine Kürzung eintreten; 2) in weniger gegliederten Schulen
kann in Ausnahmefällen die Stundenzahl auf 24 für Mittel- und
Oberstufe, auf 12 für die Unterstufe ermäßigt werden.
Endlich ein Beispiel aus dem äußersten Westen, dem Bezirk
Aachen, wo in dem Bezirk Montjote, Malmedy und Schleiden in der
Eifel seit larger Zeit die „Hüteschule “ bestebt, d. h. die Kinder,
die zum Viehhüten benußt werden, besuhten den ganzen Sommer
hindur den Unterricht höcstens 2 bis 3 Stunden täglih. Durch
einen Erlaß von 1909 ist festgeseßt worden: Nur Kinder der Ober-
stufe dürfen in der Zeit von Mitte Juli bis Mitte Oktober zum
Hüten nah dreistündigemftäglichen Schulbesuch vom weiteren Unter-
richt dispensiert werden, andere Kinder nur in besonderen Fällen.
VIn etwa 6 bis 10 Jahren wird dort die Hüteschule völlig beseitigt sein.
Fch habe die Dinge in dieser Ausführlihkeit mit voller Absicht
vorgetragen, um einer Behauptung ‘die Spitze abzubrechen, die immer
wieder aufgestellt wird, daß auf dem Lande die Schulen vernachlässigt
und die Schulkinder in übertriebenem Maße für landwirtschaftliche
Arbetten verwendet werden. Das ist durchaus nit der Fall, es ge-
schieht son jeßt niht, und wir sind, soweit es die Verhältnisse zu-
lassen, bestrebt, die Verwendung von Schulfkindern während des
Unterrichts immer wetter einzuschränken.
Wenn darüber geklagt is, daß dem Gesundheitszustand der
Kinder nit die nötige Sorgfalt zugewendet werde, so ist das auch
nit zutreffend. Auf dem Lande spielen diese Dinge überbaupt
eine sehr geringe Rolle, Da sind die Kinder draußen in der Luft,
auf dem Feld, da bedarf es derartiger Vorkehrungen nit, wie in
den großen Städten mit ihren sanitären Schwierigkeiten. Die
Städte sind aber bemüht, diesen Dingen volle Aufmerksamkeit
Iuzuwenden, und es ist gerade auf sanitärem Gebiete in den städtishen
Schulen in den leßten Jahren viel geschehen.
wert diese Zustände seien. Niemand kann das mehr empfinden wie die Schulverwaltung; aber Sie wissen ja, daß auf diesem Gebiet
deshalb unter der Lehrerschaft jedenfalls die Empfindung nicht auf- kommen lassen, daß sie dann, wenn sie um eine solche Unterstüßung bitten, um ein Almosen betteln. Ob es richtiger ist, dem Vorschlag des Herrn Abg. D. Hackenberg zu entsprechen und Darlehne zu ge- währen, ist mir zweifelhaft. Ob man in einem solhen Fall nit doch besser tut, durch eine Beihilfe die Not zu beseitigen, als mit einem Darlehn auf eine lange Zukunft eine Last zu legen, die all- mählih abgetragen werden muß?
‘Es ist dann getadelt worden, daß bezüglih der Wahl der Lehrer zum Reserveoffizier, abgesehen von ihren Qualitäten, die sie besitzen, noch besondere Anforderungen bezüglih des Mittelshullehrerexamens gestellt worden seien. Mir is davon nichts bekannt; es ist das erste Mal, daß ich das gehört habe. Ich würde allerdings glauben, daß eine solhe Einschränkung des Rechts, die einjährige Dienstzeit und die daraus resultierenden Folgen zu erwerben, niht angängig ist. Ih glaube au, daß die ganze Persönlichkeit zu beurteilen ist, ob die Qualifikation zum Reserveoffizier erteilt werden kann. Sie kann aber, wie mir s{heint, in einem solhen Falle nicht noch von dem B. steken einer besonderen Prüfung abhängig gemacht werden.
Was den inneren Betrieb der Volkss{hule anlangt, fo ist der Wunsch ausgesprohen worden, keine neuen Fächer der Boks\hule zu bringen. Das entspricht durhaus meiner eigenen Auffassung. Wir wollen nicht neue Fäter einführen, sondern wir wollen die be- stehenden Fächer vertiefen und glauben dadurch unserer heranwat senden Iugend mehr zu dienen, als wenn wir die Zahl der Fächer immer erweitern. Vertliefen wollen wir die Arbeit in der Volks- \{hule, aber nicht durch Erweiterung verflahen.
Der Herr Abg. D. Hackenberg ist dann wieder auf die dritte Turnstunde eingegangen und hat getadelt, daß man zu \lrenge Be-
in der Lage wären, in geeigneter Weise den Ausgleich für diese dritte Turnstunde zu finden. Wenn solche Anträge an mih herangetreten sind, ist ihnen entsprochen worden, und es ist zudem in einem späteren Erlaß, der die dritte Turnstunde auch für die Mädchenshulen ein- führte, den Schulen ausdrücklih freigegeben worden, die dritte Turn- stunde an die Stelle dieser oder jener anderen Stunde zu setzen, je nahdem wie das in der einzelnen Schule für zweckmäßig gehalten wird. Es sind dafür nur bestimmte allgemeine Direktiven gegeben worden. Ich glaube also, dem Wunsche, der hier ausgesprochen worden ist, ist wenigstens bis zu einem gewissen Grade bereits entsprochen.
Ich habe schon in der Kommission ausgeführt — und das ist aud heute hier erwähnt worden —, wie wichtig es für unser gesamtes Volks- \hulwesen ist, tüchtige Lehrer zu haben, daß \chließlich alles darauf ankommt, eine Lehrerschaft zu haben. die voll ihrer Aufgabe entspricht, um unsere Volksschule zu fördern und dahin zu bringen, wohin wir sie uns wünschen. Um das zu erreichen, fommt es vor allen Dingen darauf an, unsere Seminare so zu gestalten, daß sie threr Aufgabe voll gerecht werden können; und das ist für mich auch eine gan besondere Sorge und eine besondere Pflicht, der ich nachzukommen habe, darin Fortschritte zu machen. Jh bin bemüht, das zu tun, und habe für diesen Zweck verschiedene Maßnahmen ins Auge gefaßt, die ja hier auch erwähnt worden find. Namentlih kommt es darauf an,
folleguum an den Seminaren aus Akademikern und Seminar kern
getroffen ift.
Nun bestcht die Absicht, eine der an den Seminaren vor M handenen Seminarlehrerstellen in eine gehobene Stelle zu er wandeln, und zwar vom nächsten Jahre ab. Der Inhaber die]! Stelle soll den Titel Prorektor bekommen und zuglei der Vertreter des Seminardirektors werden. Die Stelle soll mit einem Gehalt aut gestattet werden wie das der Oberlehrer an den höheren Schulen, damit wir die erforderlihen akademishen Kräfte an die Seminar ziehen können. Es bleibt also die Oberlehrerstelle, die jeyt an den Seminarien vorhanden ist, auch in Zukunft bestehen, und in diest fann nah wie vor auch ein Seminariker berufen werden. Gr fann au von dieser Stelle aus Seminardirektor werden, ebenso wi selbstverständlih auch der Prorektor in eine Direktorenstelle aufrúde kann.
Wenn ih dann zu anderen Punkten überzehen darf, die hier be- rührt worden sind, so? wäre es zunächst der, daß der Wunsch aus-
(Schluß in dex Zweiten Beilage.)
stimmungen darüber gegeben hätte, sodaß die einzelnen Schulen niht F
tüchtige Lehrer an die Seminare zu bringen. Wir wollen das Lehrer: F
zusammensegen; wir glauben, daß damit für diefen Zweck das Richtige —
Ih wiederhole deshalb, daß die Pflege des Seminars von der größten Bedeutung für uns ist, und daß wir von ihr die besten Er- folge für unser Unterrichtswesen erwarten. (Bravo!)
Abg. Heckenroth (konf.): Auf dem Lande klagen die Lehrer darüber, wenn sie zu wenig Kinder zum Unterricht haben ; die Be- hauptung der Sozialdemokraten stimmt also nicht. (Widerspruch bei den Sozialdemokraten.) Jh werde Sie einmal in eine Landschule hinein- führen, da werden Ste seben, daß die Landschulen wenigstens ebenso- viel leisten wie die Stadtshulen. In den kleinen bäuerlichen Ver- hältnissen ist die Beschäftigung der Kinder in der Landwirtschaft un- bedingt notwendig; die kletnen Bauern können ohne die Hilfe der Kinder gar nicht auskommen. Ich kann nur die Bitte ausîprechen, daß hier noch viel mehr Nücksiht genommen werden möge. ŒEs ist ganz unmögli, daß wir einen Lehrer in der Schule dulden, der Sozialdemokrat ist. Das ist keine Beschränkung der politischen Rechte des Lehrers. Wer Sozialdemokrat ist, kann niht mehr Lehrer scin. Das verträgt sich nicht mit dem Eid, den er dem König geleistet hat. Der Abg. Hirsch sagte, die Sozial- demofratie sei für Abschaffung der Neligion aus der Schule „aus Religiosität“. Das nimmt sich komisch aus, wo ihr Führer Bebel gesagt hat : Wir verlangen den Atheismus. (Zuruf von den Sozialdemokraten : Sie haben ja gar keine Ahnung !) Wenn der Lehrer- mangel weiter behoben wird, werden auch die überfüllten Kl „ffen all- mähuch beseitigt. Nach dem Inkrafttreten des neuen Lehrerbefoldungs gesetzes hat tatjächlich die Landflucht der Lehrer nachgelassen. Wenn die Lehrer seßhafter geworden sind, braucht man nicht mehr die jungen vom
Seminar kommenden Lehrer in die einklassige Schule auf dem Lande zu shicken, sondern kann fie den größeren Schulsystemen überweisen. Die Grundlagen bilden unsere Lehrerbildungsanstalten, und ih freue mih, daß die zweite Oberlehrerstelle an den Seminaren geschaffen ist. Db es aber richtig ist, die seminaristi|ch gebildeten Lehrer davon auszuschließen, ist mir zweifeihaft. Mit den besonderen Kuisen für die weitere Ausbildung der Lehrer wird die Unterrichts- verwaltung besser fahren als mit dem Antrage der Linken betreffs der Zulassung der Lehrer zu den Hochschulen. l Hochschul- professoren haben 1h auch in diesem Sinne ausgesprochen; z. B. sagt Professor Dr. Martius-Kiel, dem Bedürsnis nach tieferer Ausbildung werde am besten dur die Einrichtung besonderer Kurse nach Art der Hohschulkurse Rechnung getragen. Vie Schul- aufsiht is zunächst eine Sache des Staats. Es ist nicht richtig, daß darin die Kirche herrscht, es herrscht vielmehr der Staat. Der Antrag der Freikonservativen fordert hauptamtliche Kreis\hul- inspektoren nah dem Bedürfnis. Danach hat ja bisher die Schul- verwaltung gehandelt, sie hat hauptamtliche Kreisshulinspektoren an- gestellt da, wo die speziellen Verhältni}]e verlangien, daß dieses mt in die Hand eines besonderen Beamten gelegt würde. Wenn wir hier und a einmal eine solhe neue Stelle abgelehnt haben, so haben wir das lediglih aus sachlichen Gründen getan, nicht um dem Minister Nadelstiche zu verseßen. Das überlasjen wir „anderen, die dazu mehr bereit und fähig sind. Der _freisinnige An- trag will radikal alle geistliche Schulaufsicht beseitigen. So entschieden die Forderung erhoben ist, so entschieden lehnen wir se ab. Die Geistlichen sollen nit zur Kreisschulaufsicht befähigt sein, weil der Geiitliche kein Fachmann ist. Er tis aber do ebenso ein Fachmann wie der Altphilologe. _Haben niht viele Theologen sih als leuchtende Sterne am _Schulhimmel gezeigt und sich einen Namen als hervorragende Pâdagogen gemachr ? Auch für die Ortsschulaufsiht soll der Geistliche nicht genug befähigt sein ; dann sorge man dafür, daß er eme bessere Ausbildung dazu bekommt. Der Geistlihe kann wohl beurteilen, ob eine Klasse ihr Ziel erreicht ; dazu bringt er Befähigung genug mit, und er sammelt fortgeseßt Erfahrungen auf diesem Gebiete. Viele Lehrer selbst wissen die Verbindung von Schule und Kirhe zu säen, sie \ind anderer Ansicht als der Rektorenverein. S S und Lehrer sind auf dem Lande aufeinander angewiesen, müssen Freunde mitander sein und gemeinsam wirken. Die Ortsschulinspektion fol ein veraltetes Institut sein; die Geistlichen follen selbst die Befreiung davon wünschen! Gewiß, die Geistlichen haben vielfah Schwierig- feiten in diesem Amte, sie sollen vermèttelnd wirkten und wissen oft nicht, wie weit ihre Rechte gehen. Erfreulicherweise sind jeßt neue Snstruktionen für die Orts\chulinspektoren erlassen worden, \odaß die Geistlichen jeßt wenigstens wissen, wie ihre MNechte sind. Wenn die Geistlichen dieses \{hwterige Amt übernehmen, tun fie es um der Eltern und der Kinder willen. Wir dürfen nicht vergessen, daß die Schule in erster Linie nicht für die Lehrer, sondern für die Kinder da ist. Die Eltern sind beruhigt, wenn sie wissen, daß die Geistlichen auch über ihr kostbares Gut, thr Kind, wachen. Die Orts\culinspektion ist eine get gewordene Cinrichtung, die man niht ohne weiteres aufgeben darf. Die Teilnahme der Geistlichen is wertvoll für den Geist, der in der Schule h rricht. Jit denn unsere Zeit so angetan, daß wir des Einflusses des Getist- lichen entbehren könnten ? Ver Religionsunterricht darf nicht ganz von dem Organ der Kirch? losgelöst werden und allein dem Lehrer übe:lassen bleiben. Was Tews unter A du versteht, geht aus seiner Aeußerung hervor, daß iein Schulprogramm sich mit dem
erwächst, das fromm und glaubensstark ist und in jener Treue Gott gibt, was Gottes ist, und Treue seinen irdishen Herren bewahrt. Das ist unser Schulideal, daß ift unser Erziehungsideal. Abg. N issen (Däne) bringt Beschwerden darüber vor, daß in einigen Gemeinden im Kreise Apenrade und auf Alsen bestehende Schulverbände aufgelöst und zwangsweise neue Gefamtshulverbände aus mehreren Gemeinden gebildet worden find. Er weist darauf hin, daß aus diesem Anlaß Petitionen eingegangen sind, und bittet den Minister um möglichste Berücksichtigung der Wünsche der Petenten. E : e 5 Abg. Dr. Heß (Zentr.): Der Abg. Hirsh hätte wohl Zeit ge- babt, fih auf eine Antwork auf meine Anfrage wegen der sozialdemo- fratischen Zukunftsschule vorzubereiten, anstatt nur zu sagen, daß er feine Antwort darauf geben fönne. Wie es aber in der sozialdemo- fratishen Zukunftsschule aussehen wird, ersehen wir daraus, daß in einer Gemeinde, wo die Sozialdemokraten die Mehrheit im Gemeinderat haben, für die sechsflassige Schule nur 60 46 für An- \{hafung von Lehrmitteln bewilligt und für die Schülerbibliothek einer anderen Schule erst nach Eingreifen der Regierung (5 M vorgesehen sind. Herr Hackenberg hat es für angebracht gebalten, fih darüber aufzubalten, daß ich in humoristi\cher Weise das sozialdemokratishe Schulprogramm éritisiert hätte. Ich habe mich aber jeder humoristishen Bemerkung enthalten, und wenn der heitere Stoff Ausbrüche der Heiterkeit ausgelöft hat, so liegt das niht an mir, fondern an den LTatsachen. Ob 1h gestern den richtigen Ton gewählt habe, darüber wollen wir nicht streiten ; meine Freunde sind. mit dem, was ih gestern sagte, durchaus einverstanden. Das is für mih maßgebend, und wie Herr Hackrnberg dazu steht, ist für mich gleichgültig. Gewiß hat Herr Hackenberg längere parlamenta- rishe Erfahrungen als ich, aber darum bin ih doch in diesem Hause vollkommen gleihberehtigt. Ich habe noch niemals z. B. ein Wort geäußert über die pastorale Getragenheit, mit der der Abg. Haen- berg spricht. Wenn ih das noch nihcht getan habe, bitte id den Abg. Haenberg, daraus auch seinerseits mir gegen- über die Konsequenzen zu ziehen. Wenn der Abg. Hackenberg väter- lie Ermahnungen erteilen will, dann mag er es an an erer Stelle tun. Der Abg. Hackenberg hat das sozialdemokratische Schulprogramm in längeren Ausführungen fritisiert als ih. Er hat übrigens — das ist im Hause aufgefallen — gegen den Abg. Borchardt mit einer gewissen rührenden Herzlichkeit gesprochen, als wenn eîn Vater zu seinem Erstgeborenen spräche. EGntspricht es etwa dem parlamentarischen Ton, wenn Herr Dr. Maurer im vorigen Jahre und in diejem Jahre darauf hinwies, daß ich außerhalb des Hauses etwas anderes bin als Abgeordneter, und daß ih jünger bin als er? Das weiß ih auch, und ih erkenne auch die geistige Ueberlegen- heit des Alters an. Ich habe gestern mit Recht gesagt, daß die liberale Lebrerpresse eine Schrittmacherin der Sozial- demokrati- ist. (Große Unruhe bei den Sozialdemokraten. Präsident Dr. Freiherr von Erffa: Ihr Kollege Hirsch ist vorhin ganz ruhig angehört wo den, ich bitte Sie, jeßt auch rubig zu sein!) Sn DEL „Pädagogischen Zeitung“ wird dem revolutionaren religiösen ÄAnarcismus das Wort geredet. So druckt sie auch ohne ein Wort der Kritik die Rede des Lrhrerführers Paulus auf dem Berliner Weltkongreß für freies Christentum ab, der sich direkt auf die Kreise \üßt, die den Umsturz der politishen Verhältnisse hecbeiführen wollen. Man spricht immer von einer Gewissensnot der Lehrer, es gibt auch cine Gewissensnot der Eltern. (Abg. Hoffmann: Sehr richtig!) Wir werden die Augen offen halten. (Abg. Hoffmann: Wir auch!) Die liberale Lehrerschaft soll nicht glauben, daß wir uns von ihr auf der Nase herumtanzen lassen. Die „Pädagogische Zeitung bat mit ihrer Schnoddrigkeit und Frechheit ._… . (Große Unruhe links, Rufe links: Sind das parlamentarische Ausdrückte? — Präsident Dr. Freiherr von Erffa: Ih weiß nicht, was Sie wollen, das ist doh gegen feinen Abgeordneten gerichtet.) Das deutsche Volk und die deutsche Lehrerschaft gehören zusammen, wir wollen hoffen, daß die Arbeit der deutschen Lehrerschaft dem Vater- lande zum Segen gereicht. Darauf vertagt sich das Haus. Präsident Dr. Freiherr von Erffa: Der Kultusetat muß unter allen Umständen vor den Osterferien beendet werden. Wenn die Beratung des Kultusetats in diesem Tempo weitergeht, mühjen Sie {ich darauf vorbereiten, daß ih Abendsigungen vorschlage. Persönlich bemertki : Abg. Dr. Maurer (nl.): Der Abg. Heß hat in der ihm eigenen Weise darüber geklagt, daß ih in einem Zwischenruf auf seine Jugend hingewlesen hätte. Ich glaube, daß dieser Zwischenruf bei ciner Debatte, die sich um das Volkeschulwesen und die Kre18- \hulinspektoren drehte, berechtigt war. Schluß 43/, Uhr. Fortseßung der Beratung des Kultus- etats Freitag 11 Uhr.
ziehung der Jugend wirken, damit durch ih1e Arbeit ein Geschlecht der
ländlicher oder städti- {her Grundbesißer, der Grundkredit- und Hypothekenbanken oder der Eisenbahn- esellshaften sowie | J Snterkmöscheine L 580 872/60 6 251 057/30} 5 599 973 . Renten- und Schuld- verschreibungen und Interimsscheine aus- ländisher Staaten, | Kommunalverbände, | Kommunen undEisen- | bahngesellschaften . 68 857/70] 1 991 545/80] 4 786 253 . AusländischeNenten- | und Schuldverschrel- | |
bungen und Interims- scheine außer den unter VI genannten 72 112|— VIII. Bergwerksanteil- |
{heine und Einzah- | # 953 386|—| 1 522 894/95] 1 281 455/25
lungen auf solhe . | IX. Genußscheine . 229 — 11 384 /— 240 117|—
zusammen . | 4724 311/1147 985 824/3044 912 299/90
Berlin, den 21. März 1912. Kaiserliches S Amt.
Delbrü ck. Handel und Gewerbe.
Der Arbeitsmarkt in Deutschland im Monat Februar 1912.
Die Lage des Arbeitsmarktes hat im Monot Februar im all- gemeinen eine Besserung erfahren. Nach ten Berichten aus der SFndu strie hat sih die Beschäftigung in den meisten Gewerben recht günstig gestältet. Auf dem Nuhrkohlenmarkt erfuhr die günstige Lage zu Anfang des Monats eine Abschwächung ; gegen Gnde des Monats trat jedo eine außerordentliche Nachfrage ein, da die Ver- braucher unter dem Eindrucke der Arbeiterbewegung ihren Bedarf zu decken suchten. In Ober- und Niederschlesien war der Absatz von Kohle und Koks befriedigend. Im mitteldeutshen Braun- fohlenbergbau trat, wie alljährlih, ein fleiner Rückgang ein, do war der Geschäftsgang im allgemeinen noch befriedigend. Lebhaft war wieder die Beschäftigung in der chemischen und elektrischen SFndustrie und im Kalibergbau. Auch die Noheisen- erzeugung, die Eisengießerei und der Maschinenbau werden als gut beschäftigt bezeichnet. Die Beschäftigung der Baumwoll- \pinnereien war befriedigend, diejenige der Tuchindustrie wteder recht ungünstig. Lebhaft zu tun hatte die Konfektion. Das Bau- gewerbe lag der Jahreszeit entsprehend ret till. i
Nach den Berichten der Krankenkasfen hat der Beschäftigungs- grad im Februar eine Besserung erfahren; es ergab sich am 1. März gegenüber dem 1. Februar eine Zunahme der ver sicherungspflichtigen Mitglieder abzüglich der erwerbeunfähig krank gemeldeten von zu- fammen 87 431 (4- 77 226 männlihe, + 10 205 weibliche Mitglieder). Die Zunahme war stärker als im entsprehenden Monate des Vor- jahres, in dem sich der Mitgliederbestand der Krankenkassen um 67 896 vermehrte. Gegenüber dem Jahresbeginn ist der Beschäftigungs- grad der männlichen Personen, wenn man den Bestand vom 1. Januar 1912 gleich 100 seßt, wie im Vorjahre derselbe geblieben, nahdem er im Januar auf 98 gesunken war. Beim weiblichen Geschlecht ist er wie im Vorjahre von 100 auf 101 gestiegen. /
U-ber de Arbeitslosigkeit im Monat Februar berihten 48 Fachverbände mit 2 048 522 Mitgliedern; von diesen waren am Ende des Monats 2,6 v. H. arbeitslos, Ende Januar betrug die Arbeitslosenzahl 2,9 v. H und Ende Februar 1911 2,2 v. H. Es ist also geuerüber dem Vorjahr eine Verschlehterung, gegenüber dem Vormonat eine Verbesserung zu verzeichnen. / /
Die Arbeitsnachweisziffern lassen, soweit sie männliche Arbeiter betreffen, sowohl gegenüber dem Vorjahre wie gegenüber dem Vormonat auf Besserung \chließen. Bei der Gesamtzahl der be- rihtenden Arbeitsnahweise, für die vergleihbare Zahlen orn famen im Februar 1912 auf je 100 offene Stellen bei männli Personen 178 Arbeitsgesuche gegen 210 im gleichen Monate des Vor- jahres und 192 im Vormonat. Bei weiblichen Personen stellen ih die entspreœenden Ziffern auf 88, 81 bezw. 100.
Fn Berlin und der Provinz Brandenburg hat sich die allgemeine Lage des Arbeitsmarkts gebessert. JInSchleswig-H ol1tein, Lübeck und Hamburg wird die Gesamtlage durchweg unter Be- rücksihiigung der Jahreszeit als günstig bezeichnet. Auch im Rhein- lande bot die Lage des Arbeitsmarkts ein recht bestieg S Bild. Jn Hessen, Hessen-Nassau und Waldeck war die Beschä J îm allgemeinen günstig. In Bayern hat sih die Lage des Arbeits- markts mit Ausnahme einiger Gewerbe, besonders des Baugewe ne, günstiger gestaltet; in Württemberg und Baden hat die Besse-
957 660 80 384 927/80
s Lehrerschaft dee. Die Bremer Lehrerschaft S Dun Sbschaffung des Religionsunterrichts in der Volksschule
rung angehalten.
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