1892 / 271 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Nov 1892 18:00:01 GMT) scan diff

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s. s is N E E, A Ls p L

Ueber die Ankunft und den Aufenthalt Seiner Majestät des Kaisers in Wernigerode entnehmen wir den Mel- dungen des „W. T. B.“ Folgendes: Seine Majestät der Kaiser trafen mittels Sonderzugs gestern Abend 6 Uhr mit kfleinem Gefolge in Wernigerode ein und wurden auf dem festlich geshmücten Bahnhofe von dem Fürsten Otto qu Stolberg- Wernigerode, dem Erbprinzen Christian Ernst und dem Prinzen Hermann empfangen. Vom Bahnhofe begaben Sich Seine Majestät der Kaiser in Jagduniform, begleitet von dem Fürsten, zu Wagen durh die mit Fahnen und Tannengrün reih ge- shmüdckten und glänzend illuminirten Straßen der Stadt nah dem Fürstlihen Schlosse, welhes von bengalischen Flammen prachtvoll beleuchtet war. Die sih in den Straßen drängende Volksmenge brachte dem Kaiser enthusiastishe Huldigungen dar. Am Portal ‘des Schlosses wurden Seine Majestät der Kaiser von der Fürstin und der Erbprinzessin zu Stol: berg-Wernigerode begrüßt. Um 7 Uhr fand ein Diner statt, an welhem au der Prinz Heinrih XIIT. und der Prinz Bnus XVITII. Reuß jüngerer Linie mit Gemahlin, der Shef des Civilcabinets Seiner Majestät des Kaisers Dr. von Lucanus, der Graf zu Stolberg-Noßla und der Graf Görz - Schliß theilnahmen. Seine Majestät führten die Fürstin zu E E. zur Tafel; links von Seiner Majestät saß die Erbprinzessin. Nach dem Diner wurde in der Halle im engften Cirkel der Thee ein- genommen. E früh wurde Seiner Majestät dem Kaiser von der slädtishen Musikgesellshaft ein Hornquartettständchen dargebraht. Um 72/4 Uhr wurde das Frühstück eingenommen, und um 81/4, Uhr fand sodann bei prahtvollem Wetter der Aufbruch zur Jagd statt. Zunächst wurden zwei freie Suchen im Hasseroder Saupark abgehalten.

Der Bundesrath trat heute zu einer Plenarsißzung zu- sammen. Vorher waren die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen, dann die vereinigten Ausschüsse für das Seewesen und für Rehnungswesen, die vereinigten Ausschüsse für Eisenbahnen, Post und Telegraphen und für Rechnungswesen, sowie die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen zur Berathung versammelt.

Dem Bundesrath ist der. ‘Entwurf eines Gesegzes, bc- treffend Abänderung der Gewerbeordnung, vorgelegt worden. Die Aenderungen beziehen sich auf den Gewerbebetricb im Umherziehen.

Die im Kaiserlihen Gesundheitsamt gebildete E hat am 14. d. M. folgende Beschlüsse gefaßt:

1) Jn Anbetracht der Thatsache, daß im Da menter Hafen seit dem 13. Oktober eine Erkrankung an Cholera niht mehr vorgekommen is, daß * ferner seit dem 23. Oktober - nur noch drei vereinzelte Cholera - Er- frankunken in der Stadt Hamburg sich ereignet haben, mit Rücksicht endlich auf die fortlaufende gesundheitliche Ueber- wachung der im Hamburger Hafen verkehrenden Schiffe er- scheint es zulässig, von Anwendung der Maßregeln gegen Her-

1883 in deutshen Häfen nunmehr abzusehen. :

Aus gleichen Erwägungen is es zulässig, die Herkünfte von Altona und Stettin in ähnlicher Weise zu behandeln.

2) Jn Anbetracht der Thatsache, daß auch während der diesjährigen Cholera-Epidemie irgend welche Fälle von Ver- shleppung der Seuche durch den Waarenverkehr im Jnlande nicht bekannt geworden sind, troßdem in eine große Zahl von Ortschaften solhe Sendungen von Baur aus gelangt sind, erscheint es nicht gerechtfertigt, im Auslande Waarensendungen aus Hamburg (beziehungsweise aus Altona oder Stettin) gesundhcitlich auf Grund der Choleragefahr zu beanstanden, zumal solche Sendungen bis zu ihrer Ankunft im ausländischen Bestimmungsort erheb- lih längere Zeit nah dem Verlassen von Hamburg (bezw. Altona und Stettin) unterwegs gewesen sind, als die in in- ländischen Orten eintreffenden Sendungen. L

Mit Nücksiht auf den Beschluß unter Nr. 1 sind die Regierungen der Bundesstaaten von dem Reichskanzler ersucht worden, von einer gesundheitspolizeilihen Controle der aus Hamburg, Altona und Stettin kommenden Seeschiffe fortan Abstand zu nehmen.

künfte von gen 9 auf Grund der Vereinbarung vom Jahre

Der Chef der Marinestation der Nordsee, Vice-Admiral Valois hat nah Abstattung persönliher Meldungen Berlin wieder verlassen und ih nach Wilhelmshaven begeben.

S. M. S. „Arcona“, Commandant Corvetten-Capitän Dräger, ist am 12. November in St. Vincent (Westindien) angekommen und beabsichtigt, am 24. November nach St. Thomas (Westindien) in See zu gehen.

Stettin, 15. November. Auf der Werft des „Vulcan“ ist heute Vormittag 111/25 Uhr, wie „W. T. B.“ berichtet, der Aviso „G“ vom Stapel gelassen worden. Die Taufe vollzog der Geheime Admiralitäts-Nath Dietrich. Das Schiff erhielt den Namen „Komet“.

Altona, 14. November. Gestern sind hier der Vor- sißende und der Schriftführer der hiesigen Zahlstelle des Ver- bandes der Schneider Deutschlands, sowie ein Schuhmacher verhaftet worden. Sie stehen den „Hamb. Nachr.“ zufolge im Verdacht, anarchistishe Flugblätter verbreitet zu haben.

Sachsen. Dresden, 14. November. Seine Majestät der König ie wie das „Dr. J.“ meldet, am Sonnabend Abend von önigswusterhausen bezw. von Berlin hier wieder eingetroffen. Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg war bereits am Sonnabend Morgen hierher zurückgekehrt.

Lippe.

Detmold, 14. November: Dcr Landtag ist auf den 5. Dezember cinberufen worden.

Somburá, 14. Növetib Der Ersie Bürgécipelsior: für amburg, 14. November. r e Bürgermei

das Jahr 1892 Dr. Carl Petersen is heute Abend nah kurzer Krankheit gestorben. Er war am 6. Juli 1809 zu Hamburg geboren und gchörte seit seiner am 7. Februar 1855 erfolgten Wahl dem dortigen Senat an, dessen nicht nur nah den Lebensjahren, sondern auch nah der Amtsdauer ältestes Mitglied er gewesen ist. Bürgermeister von Hamburg war Dr. Petersen in den Jahren 1876, 1877, 1879, 1880, 1882, 1883, 1885, 1886, 1888, 1889, 1891 und 1892.

Oefterreich-Ungarn.

Der König von Rumänien und der Prinz Ferdi- nand sind heute früh 68/4 Uhr in Wien eingetroffen. De- Kaiser hatte sich in Begleitung der Erzherzoge Karl Ludwig, Wilhelm und Rainer nach dem Bahnhofe be- geben, um die hohen Gäste persönlich zu empfangen. Ebendaselbst waren der rumänishe Gesandte Ghika und das Personal der Gesandtschaft zum Empfange an- wesend. Die gegenseitige Begrüßung der hohen Herrschaften trug einen äußerst herzlihen Charakter. Der Kaiser, der zu der Marschalls-Uniform das Großkreuz des rumänischen Kronen-Ordens trug, und König Karl, der österreichische Uniform und das Großkreuz des St. Stephan-Ordens an- gelegt hatte, umarmten und küßten einander herzlihst. König Karl küßte auch den Erzherzog Karl Ludwig. Nicht weniger herzlih wurden der rumänishe Thronfolger durch den Kaiser und die anderen Erzherzoge durch den König begrüßt. Der Kaiser und der König begaben sih als- dann, begleitet von dem Prinzen Ferdinand von Rumänien, zu Wagen nah der Kaiserlichen Hofburg. Jm Laufe des Vormittags machten dort der Minister des Aeußern Graf Kálnoky, die obersten Hofchargen, der General-Lieutenant Freiherr von Bezecny, die General-Adjutanten des Kaisers und die Garde-Capitäne den rumänischen Herrschaften ihre Aufwartung. i

Der Großfürst-Thronfolger von Rußland ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag in Podwoloczyska, der russishen Grenzstation der Galizishen Eisenbahn, ein- getroffen. Ein officieller Empfang fand nicht statt.

Dem „Magyar Ujsag“ zufolge bestätigt cs sih, daß Graf Ludwig Tisza definitiv zur Minister am Kaiserlichen und Königlihen Hofe auserschen ist. Die übrigen Minister be- halten ihre Portefeuilles bei. Das frei gewordene Portefeuille des Innern soll spätestens heute beseßt werden, womit sodann das gesammte Cabinet wieder vollständig wäre.

Großbritannien und Frland.

Die Königin wird nach der „A. C.“ am Donnerstag von Balmoral abreisen und am Freitag in Windsor eintreffen.

Von den zu Zuchthausstrafe verurtheilten irischen Ver- brechern ist der im Jahre 1880 wz2gen Erschießens eines Landagenten zu 20 Jahren Zuchthaus verurtheilte William Nangle dieser Tage begnadigt worden. Er war infolge De Gesundheitszustandes seit 15 Wochen im Hospital. Die Behörden machten seine Freilassung von der Bedingung abhängig, daß er sih sofort nach Amerika begebe, wo feine Mutter und seine anderen Freunde leben.

Frankreich.

Die Deputirtenkammer sehte gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, die Berathung des Geseßentwurfs über die Reform der Getränkesteuer fort. Nachdem mehrere Redner sich über die Frage geäußert haîten, wurde mit 367 gegen 158 Stimmen beschlossen, in die Berathung der einzelnen Artikel des Antrags Turrel einzutreten, welher vorschlägt, die aus der Aufhebun der staatlihen- Steuern auf Wein, Bier und Apfelwein entstehenden Einnahme- ausfälle durch eine Alkohol - Zuschlagsteuer zu decken. Der Abg. Ratier beantragte, die von Turrel vorgeschlagene Aufhebung des Privilegs der Rohbranntweinbrenner durch eine Börfsensteuer zu erseßen. Dieser von dem Finanz-Minister RNouvier bekämpfte Antrag wurde mit 339 gegen 196 Stimmen abgelehnt, der Antrag Turrel auf Aufhebung des Privilegs der Rohbranntweinbrenner hingegen mit 318 gegen 211 Stimmen angenommen.

In den Wandelgängen der Kammer beschäftigte man ih gestern cifrig mit der angekündigten Berathung des Preß- geseges und der Panamakanal-Angelegenhcit. Die Stellung eines Antrags auf Einleitung einer parlamentarischen Enquête wegen der Panamakanal-Angelegenheit scheint in Aus- sicht gcnommen zu sein.

In Abgeordnetenkreisen wollte man ferner wen, der Deputirte Deloncle werde mit Rücksicht auf die kurze bis

um Jahresshluß verbleibende Zeit beantragen, für den nfang des Jahres 1893 zwei oder drei provisorishe Zwölftel zu bewilligen und sodann den Voranschlag für die Finanz- jahre 1893 und 1894 in einem einzigen Budget zu berathen.

Der „Matin“ meldet, wenn schon unter Vorbehalt, der Polizei-Präfectur sei die Nachricht zugegangen, daß die Absicht beltebe, gewisse Stellenvermittelungs-Bureaux mit Dynamit in die Luft zu sprengen.

Der Municipalrath von Paris hat eine Resolution beschlossen, worin gegen den Versuh der Reaction, aus dem leßten Dynamitanschlage für sich Kapital zu schlagen, protestirt, die Unterstellung der Polizei unter die. Gemeinde verlangt und das Parlament aufgefordert wird, die Versammlungs- und Preßfreiheit zu vertheidigen. Für die Wittwen und Waisen der Opfer der Explosion wurden jährlihe Unter- stüßungen bewilligt.

Eine den Zeitungen aus Regierungskreisen zugegangene Mittheilung besagt, daß die demnächst mit Handelsdampfern nach Dahomey abgehenden 1000 Mann Truppen nicht zur Ablösung, sondern zur Verstärkung der europäishen Truppen bestimmt seien. Wie es heißt, wäre der Beschluß des Marine- Ministers, diese Verstärkungen abzusenden, dur eine Depesche des Generals Dodds veranlaßt worden, wonach die Daho- meyer sich vor Abomey in ciner festen, mit Geschüßen armirten Stellung concentrirten.

Meldungen aus Tripolis zufolge dürfte der Major Monteuil, der eine Forshungéreise vom Senegal über das Tschadgebiet nah Tripolis unternommen hat, zu Anfang des Monats Dezember daselbst eintreffen.

Ftalien.

Unter Berücksichtigung des Ergebnisses der gestrigen Stich- wahlen zählt das neue Parlament einem Telegramm der „Magd. Ztg.“ aus Rom zufolge 320 Liberale, 40 ministerielle

Radicale, 100 Conservative, 15 Anhänger Nicotera's, 10 Ne- publikaner, 3 Socialdemokraten und 20 Abgeordnete von unbestimmter Parteistellung. Die Regierung verfügt also mit 360 Stimmen über eine reihlihe Zweidrittelmehrheit.

Spanien.

Jn Madrider politishen Kreisen wird dem „W. T. B.“ zufolge von dem Besuch des portugiesischen Herrscher- paares am spanischen Hofe ein für beide Länder günstiges Ergebniß erwartet. Der König und die Königin von Portugal werden am Donnerstag von Madrid Sbrcen- vorher po ihnen zu Ehren noch mehrere Festlichkeiten in Aussicht

genommen. Schweiz. j

Der Zwischenfall Bernoud hat durch die in Nr. 269 d. Bl. mitgetheilte Erklärung des Ministers Ribot an den \hweizerishen Gesandten in Paris seine Erledigung nicht ge- funden. Die Schweiz verlangt Aufklärung darüber, wie der Minister Viette dazu gekommen sei, eine Angelegenheit, die fih auf shweizer Boden abgespielt habe und die Schweiz allein angehe, zum Vorwand seines Einschreitens zu nehmen. Der Bundesrath wird sich dem „Bund“ zufolge zu weiteren Maßnahmen veranlaßt sehen.

Luxemburg.

Der Staatshaushalts-Entiwurf für 1893 schließt, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, in den Einnahmen mit 9 547 400 Fr., in den Ausgaben mit 8207 021 Fr. ab. Die stärkste Einnahme bildet der mit 2500000 Fr. angeseßte Antheil Luxemburgs an den Zollvereinseinnahmen. Die directen Steuern sind auf 2373 900 Fr. veranschlagt; unter diesen nehmen den Hauptrang die Grundsteuer mit 965 000 Fr. und die Mobiliarsteuer mit 820 000 Fr. ein.

Belgien.

Der Senat hat gestern die als Antwort auf die Thron- rede zu erlassende Adresse angenommen. Jm Laufe der Berathung nahm der R Beernaert Ver- anlassung, zu erklären, daß die Befestigungen von Ant- werpen verbessert werden müßten.

Vorgestern hat in Brüssel die Jubelfeier der dortigen Universität stattgefunden. Der Minister de Burlet, der den Vorsiß führte, wurde nah der „Köln. Ztg.“ von den Socialisten nit, wie angekündigt worden war, durch böse Rufe empfangen. Nur während der Minister unter der Säulenhalle der Universität eine Rede hielt, rief eine Stimme : „Es lebe das allgemeine Wahlrecht!“ worauf die Menge E rufe auf den Minister ausbrahte. Die Rectoren von Bonn Lille und Leyden brachten, jeder in seiner Sprache, die Glüd- wünsche ihrer Universitäten dar.

Jn Löwen fand gestern Abend ein von Socialisten ein- berufenes und zahlreih besuhtes Meeting zu Gunsten des allgemeinen Stimmrechts statt. Nah dem Schluß kam es zu Unordnungen, indem die Theilnehmer an der Versamm- lung sih auf der Straße zusammenrotteten und dann unter dem Absingen der Marseillaise und mit Hochrufen auf das allgemeine Stimmrecht die Straßen durchzogen. Die Fe schritt wiederholt ein und trieb die Ruhestörer auseinander.

Parlamentarische Nachrichten.

Im 1. Wiesbadener Landtags - Wahlbezirk (Kreis Biedenkopf) ist an Stelle des Landgerichts-Raths Bork, der sein Mandat niedergelegt hat, der Amtsgerichts- Rath Seybert in Siegen (national-liberal) einstimmig, mit 126 Stimmen, zum Mitgliede des Hauses der Abge- ordneten gewählt worden.

Im 9. Wiesbadener Landtags-Wahlbezirk (Stadt Wiesbaden und Untertaunus-Kreis) ist an Stelle des Land- gerihts-Raths Wissmann, der sein Mandat niedergelegt hat, Schenk (deutsch-freifinnig) mit 208 Stimmen zum Mitgliede des Hauses der Abgeordneten gewählt worden; von Reichenau (national-liberal) erhielt 88 Stimmen.

Nr. 45 der {A eroslea ungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ vom 9. November hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand. Mittheilungen über Volkskrankheiten, insbesondere Cholera. Sterbefälle in deutshen Städten mit 40000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erfranfungen in Berliner Krankenhäusern. Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken. Witterung. Maßregeln gegen Cholera 2c. Erkrankungen und Sterbefälle in der preußischen Armee 2c., 1. Halbjahr. Aus dem statistishen Jahrbuhe von Wien 1890. Erkrankungen x. im italienishen Heere 1890. Infectionskrankheiten in Jtalien 1891. Mittheilungen aus British Ostindien 1890 und 1891. Gesundheitsstand in der Capcolonie 1891. Gesetzgebung u. f. w. (Preußen). Apotheken-Revisionen. Cisfalte Mineralwässer. (Reg.-Bez. Hildesheim.) Unterkunfts- râume für Arbeiter 2c. (Reg.-Bez. Minden.) Hebammen. Melde- pflicht der Medizinalpersonen. (Reg.-Bez. Sigmaringen). Heil-, Geheim- und Schwindelmittel. (Mecklenbur ¿Sähiverin.) Naul- und Klauenseuche. (Braunschweig.) Leichenschzuberichte. (Lippe. ) A, (Oesterreih.) Tabackfabriksarbeiter. Lungen- jeuhe-Sperrgebiete. (Schweiz. St. Gallen.) Schulgesundhbeits- pflege. Großbritannien und Irland.) Lungenseuhe und Maul- und Klauenseuche. Thierseuchen. Maul- und Klauenseuche in Schweden. Thierseuchen in Jtalien vom 3. April bis 2. Juni. Desgl. in Norwegen, 1. Vierteljahr. Veterinärpolizeiliche Maß- regeln. (Berlin, Dänemark.) Vermischtes. (Preußen. Berlin.) Mit Eis gekühlte Nahrungsmittel und Getränke. (Baden.) Ge- sundbeitspflege 1890. (Niederlande.) Sterblichkeit 1891. (Cochin- ina.) Schußimpfungen bei Tollwuth.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

_ Die Beleidigung einer der Kreissynoden in den acht älteren Provinzen Preußens in Bezug auf ihren Beruf is na einem Urtheil des Reichsgerichts, 1V. Strafsenats, vom 5. Juli 1892, auf den Strafantrag des zuständigen C onsistoriums zu verfolgen.

_— Die daturch in nihtöffentliher Sitzung erfolgte Bildung dér Geschworenenbank, daß der Gerichtsdiener aus Versehen unterlassen hatte, die verschlossen gewesene Thür zum Zuschauerraum auszuschließen, bewirkt, nah einem Urtheil des Reichs-

erichts, IT. Strafsenats, vom 8. Juli 1892, die Aufhebung des Schwurgerichts-Urtheils, felbsst weni während dieser Zeit niemand versucht hatte einzutreten, und noch vor dem Eintritt in die Verhand=- lung die Thür geöffnet worden war. :

Kunst und Wissenschaft. In dem in Nr. 269 d. Bl. veröffentlihten Bericht über die

“Sammlungen des Königlichen Museums für Naturkunde und

die Geschenkgeber, die sich um sie verdient gemacht haben, werden dér Baetel’ ÎMen Conchyliensammlung infolge eines Ver- sehens nur 2000 Arten zugeschrieben ; sie enthält, wie uns mitgetheilt wird, vielmehr 20 000 Arten.

In der Sitzung der Gesellschaft der Charitéärzte am 10. d. M. hielt der Stabsarzt Dr. Korsch vom Grenadier- Regiment 12 in Frankfurt a. O., z. Zt. Assistent an der von Barde- leben’shen chirurgishen Universitätskflinik der Charité, einen auch für Laienkreise interessanten, von den anwescnden Fachgenossen beifällig aufgenommenen Vortrag über die Behandlung der Bein- brüche durch sog. ambulatorische Verbände. Diese Methode ist an und für sich niht neu, da die Priorität dem Ban- dagisten Hessing in Göggingen gebührt, wel außer seinen be- quemen und ausgezeihnet wirkenden Bandagen für Verfrümmungen und Gelähmte {on seit längerer Zeit dadurch einen Weltruf erlan hat, daß er Beinbrüchige bezw. Kranke, bei denen sih an der Bruch- stelle ein falshes Gelenk E hatte, mit Apparaten versieht, mit denen sie bequem umhergehen können. Die Herstellung der Hessing’schen Apparate erfordert jedo eine mehrwöcige Anwesenheit in Göggingen, und sie sind so theuer, daß sich nur reiche Leute einer derartigen Be- handlung zu unterziehen in der Lage sind. Stabsarzt Dr. Korsh hat nun erprobt und bewiesen, wie man durch viel einfahere Mittel, lediglcch durch Anwendung des Gipsverbandes, den Kranken mit Unterschenkel- und Knöchelbrühen die Wohlthat des Umhergehens gewähren fann. Er hat das - Verfahren j-6t auch auf Knochenbrühe mit gleichzeitiger Verleßung der den Knochen bedeckenden Weichtheile, sowie auf Oberschenfelbrüche ausgedehnt, bei [eßteren unter Anwendung einer Schiene, die von jedem Schlosser aus Telegraphendraht und Bandeisen hergestellt und au aus folchem Draht und dem Blech einer Conservenbüchse leiht improvisirt werden fann. Bei der dem Vortrage folgenden längeren Demonstration sah man unter anderen einen Apr der vor vier Wochen eine Zerschmetterung des Unterschenkels mit starker Blutung und Quetschung der Weichtheile erlitten hatte; in mehreren Splittern war eine 2 cm dicke Knochenscheibe aus dem ganzen Umfange des Schienbeins entfernt worden. Der Mann hat nur 6 Tage zu Bette liegen brauchen; er geht seitdem im Verbande umher. Ein anderer batte vor 3 Wochen durch Ueberfahren folgende \{chwere Verleßungen erlitten, die alle der rechten Körperbälfte an- gehörten: einen durch eine große Weichtheilwunde und Splitte- rung complicirten Bruh des Unterschenkels, einen Bruch des Oberschenkels im oberen Drittel und einen folhen des Oberarms. Der Kranke Tonnte nah 7 Tagen das Bett verlassen und betrat den Sißungsfaal, indem er sich nur auf einen Stock stüßte. „Auch ein zehnjähriges Mädchen, das nach neuntägiger Bettlage bei einem Oberschenkelbruch im oberen Drittel ers am Tage vorher den Verband . erhalten batte, ging munter an einem Stodte. Das neue Verfahren wird voraussichtlich für die Kriegschirurgie von Bedeutung werden, indem die Verwundeten mit Gewehrschußzertrümmerung der unteren Gliedmaßen nach wenigen Tagen ohue complicirte Lagerungsvorrichtung evacuirt werden können. Aber auch im Frieden bieten die ambulatorischen Verbände den eminenten Vortheil, daß die Kranken sehr bald wieder geschäftlich thätig sein können und daß infolge der durch das Umkhergehen beförderten Blutcirkulation Steifwerden der Gelente, Muskels{hwund und andere nachtheilige Folgen vermieden oder doch wesentlich ver- mindert werden.

An die Bannerwe ibe des Vereins für deutsches Kunstgewerbe, die am leßten Sonnabznd in den Germania- Festsalen stattfand (\. d. gestrige Nummer des Blattes), {loß fi ein Festmahl, über dessen Verlauf uns nahträglich nech Folgendes be- rihtet wird: Das Mabl vereinigte über 600 Damen und Herren. Der Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berlepsch, der als Ehrengast an dem Mahle thbeilnahm, feierte in markigen Worten den Verein als rüftigen Hüter und Pfleger unseres Kunst- ewerbes und brachte einen Toast auf die immer weitere Ausdehnung seiner Bestrebungen aus. Der Schriftführer Herr Dr. P. Jessen èankte namens des Vorstandes den Ehrengäften als

athen des jungen Banners. Namens der Innungen dankte Herr Remmert, Obkermeister der Schlosser-Innung ; Herr Baumeister Jaffé feierte die Damen, Herr Geheimer Hofrath Schröcr die mitwirken- den Künstler, insbesondere den erfindungsreichen Leiter des Festsviels, Bildhauer Chr. Lehr d. J. Der Schaßmeister Herr L. P. Mitter- dorfer wünschte dem Vereine neuen Zuwachs. _ Die Feier, welche die Stadt Marbach und der dortige Schillerverein alljährlih an dem Geburtstage des großen Dich- ters begehen, hat si, wie der „Schwäb. Merkur“ berichtet, in diesem Jahre zu einer besonders bedeutungévollen und erhebenden gestaltet. Vor dem Beginn der Feier im Schillerhause tagte eine vom Stadt- Den ate Vorsitzenden des Schillervereins einberufene außer- ordentliche Hauptversammlung. In dieser konnte die Mittheilung gemacht werden, daß der «Stadt Marbah für den Schillerverein und für das Sch illerh aus zur Aufbewahrung und Ausstellung in leßterem ein höchst ansehnlicher Schaß als Stiftung übergeben worden fei, bestehend in Briefen, Documenten und Re- liquien, welhe sämmtli theils von dem Dichter selbst, theils von Angehörigen seiner Familie oder von Personen herrühren, die zu dem Dichter oder seiner nächsten tee in Bezichung gestanden haben. Nach langen und s{wierigen Verhandlungen is es gelungen , diese Sammlung zu erwerben. Die Religuien dieses Nachiasses aus der Familie Schiller's, im ganzen 41 Stü, darunter 9 Stück von dem Dichter felbst herrührend, sind zum theil {hon dur frühere Ausstellungen im Schillerhause bekannt. Die Schriftstücke weisen 123 Nummekn auf. Dazu hat Fräulein Krieger, die Großenkelin der Schwester Schiller's, noch die Uhr überwiesen, die zur Zeit der Geburt Schiller’'s sich in dem Zimmer, in dem er geboren wurde, befand. Geheimer Rath Stähle in Stuttgart stiftete ferner die gesammte Cürassier- rüstung, in welcher Schiller's Enkel, Freiherr F. von Schiller, im Schillerhaus zu Marbach in Lebensgröße abgebildet ist. Der Schiller- verein hat alsbald beschlossen, einen Raum herstellen zu lassen, wo zur Nachtzeit die schriftlichen Documente in durchaus feuersicherer Weise aufbewahrt werden können. Abgesehen von dem gewöhnlichen Jn- ventar, - besteht jeßt die Sammlung im Schillerhaus aus 647 Num- mern und kann dank der Stiftungen aus den leßten Jahren und Tagen als eine bedeutende und höchst werthvolle bezeichnet werden.

In Coburg ift, wie die „Cob. Ztg.“ meldet, am 11. Ne- vember der Maler Professor Gotthold Brückner nah Jahre langem Leiden gestorben. Er ist sona seinem vor wenigen Monaten dabingeschiedenen Vater, dem berühmten Hef-Theatermaler, bald in den Tod gefolgt. Gotthold Brückner, der jüngere von den beiden Brüdern, welche die woblbekannte Theater - Decorations - Firma weiterführten, hat nur ein Alter von 48 Jahren erreiht. Seine be- deutendsten Leistungen sind die Decorationen für das Bühnenfestspielhaus in Bayreuth.

Land- und Forftwirthschaft.

Königlich preußisches Landes-ODekonomiecollegium.

Im brandenburgischen Provinzial-Ständehause begannen beute Vor- mittag die Verhandlungen des Königlich preußischen Landes-Oekonomie- collegiums. Die Mitglieder hatten si ziemlih zahlreich eingefunden. Nech vor Beginn der Verhandlung erschien der Minister für Land- wirthschaft 2c. von Heyden. i

Der Pg iretenve Vorsitzende, Landes-Director Freiherr von Hammerstein (Hannover), eröffnete die Sitzung mit der Mit- theilung, daß der Erste Vorsitente des Landes - Oefonomiecollegiums, Unter-Staatssecretär Dr. von Marcard, frankheitshalber verhindert sei, an der diesjährigen Verhandlung theilzunehmen. Der Vorsitzende gedahte alédann des Ablebens des Landes-Oekonomie-Raths Kiepert

tung von ihren P

en Gegenstand der Tagesordnung bildeten: „Die Ur- sachen der R Fen S Grundst ücke.“ Der Director des Königlichen StatistisGen Burêaus, Geheime Ober- Regierungs-Rath lenck (Berlin) führte aus, daß infolge des Zwangsversteigerungs-Gesetßes von 1883 die Subhastationen ländlicher Geundstüke sih wesentlich vermindert hätten. Im übrigen bezeichnete der Redner die bisherige Statistik über die Subhastationen länd- licher Grundstücke als minderwertbhig und bemerfte, daß diese Statistik der agitatorischen, böëwilligen Auslegung sehr will- fommene - Anbaltspunkte biete. Er beantrage, in Gemeinschaft mit dem Geheimen Ober-Regierungs-Rath Dr. Thiel (Berlin): „Das Landes - Oekonomiecollegium wolle beschließen: 1) Eine möglichs|st genaue statistische as der jährlich stattfinden- den Zwangsversteigerungen vorwiegend land- und forstwirthschaftlih benußter Grundstücke gesondert nach den Se lSategorie ift wünschenéwerth. 2) Die bisher von den Kreisbehörden ermittelten Ursachen der Zwangsversteigerungen geben kein richtiges Bild der wirklichen wirths{aftlihen Vorgänge. * Der Correferent ; Geheime Ober-Regierungs-Rath Dr. Thiel erflärte: Er könne dem Vor- redner nur beipflihten. Die geringe Zabl der Subhastationen sei eber en Vewes [lx den - Niedergang als für das Floriren der Landwirthschaft. In sch{lechten Zeiten würden im allgemeinen die Subhastationen von den Gläubigern nicht beantragt, weil diese befürchten, alédann mit ihren Forderungen voll- ständig auszufallen. Erst wenn die landwirtbschaftlichen Verhältnisse fich wieder zu bessern begännen, nähmen erfahrungsmäßig die Sub- hastationen zu. Ebenso habe es den Anschein, als ob seit den lezten 20 Jahren die Landwirthschaft allmähliG von dem mobilen Kapital expropriirt werde. Als Urfache der s{lechten Lage der Landwirthschaft werde in der Statistik eigenes Verschulden, unzweckmäßige Bewirthschaftung u. s. w. angegeben, obne zu berü- sichtigen, daß die flimatischen und Witterungéverhältnifse, die Zoll- und Steuergeseßgebung für die. Landwirthschaft von einscneidendster Bedeutung feien. Die Landräthe seien gar nicht in der Lage, genau die Urfachen der Subhastationen festzustellen, weil gar zu viele Dinge an den einzelnen Zwangsversteigerungen schuld hätten. Eine Statistik der Zwangs- versteigerungen, in der die Ursachen angegeben werden, müsse daber nothwendigerweise ein falshes Bild geben. Die weiteren Redner pflichteten im allgemeinen den Referenten bei. Auf Antrag des General-Secretärs Stöckel (Insterburg) wurde der Antrag der Referenten {ließli einstimmig angenommen, jedoch mit der Maß- gabe, daß es beiße: 1) „Eine möglichst une statistishe Erfafsung der 1) jährli angemeldeten, 2) der wirflich stattfindenden Zwangs- versteigerungen“ u. \. w. .

Ernte.

Im Negierungsbezirk Magdeburg ist die Weizenernte, wie von dort Mitte Oktober gemeldet wurde, in den meisten Kreisen eine mittlere. Nur diejenigen - Felder, welche mit zu dünnem Bestand aus dem Winter gekommen sind, lieferten ungenügende Erträge. Der Roggen hat dagegen überall in Stroh und Korn eine gute Ernte gegeben. Die Gerste war fast ohne Ausnahme gut be- standen und voll im Korn, während der Hafer durch die Dürre im August gelitten hat. Von den Hülsenfrüchten baben die Erbsen einen guten, die Bohnen dagegen einen geringen Ertrag gegeben. Sämmtliche Halmfrüchte sind bei dem trockenen Wetter zur Erntezeit sehr gut eingebrawßt worden. Von den Hackfrüchten geben die Kar- toffeln, soweit sich dies zur Zeit {on übersehen läßt, eine volle Mittelernte, mit Ausnahme einiger Gegenden, in denen die Knollen durch Madenfraß gelitten haben.

Im Neg.-Bez. Arnsberg lieferten Roggen und Weizen im Durchschnitt einc gute Mittelernte. Hafer und Gerste haben infolge der Trockenheit nur eine {wache Mittelernte ergeben. Die Kartoffel- ernte ist nach Menge und Güte eine vorzügliche. Selbst das gute Kartoffeljahr 1889 brachte keinen so reihen Ertrag.

md der Pod wor die Mitglied i des Beileids und der H auf N g g H weg Ls ia

Stand der Saaten.

Im Regierungsbezirk Frankfurt ch2ft die Herbstbestellung, wie von dort gemeldet wird, unter günstigen Verhbältnifsen vor sih ge- ugen sle zeigt daber auch bis jeßt überall erfreuliche Resultate.

ie Wintersaaten sind üppig gewachsen und kräftig bestockt.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln. :

Cholera.

Pest, 14 November. Von gestern Abend 6 Uhr bis heute Abend 6 Uhr sind hier elf Cholera-Erkrankungen und zwei Todesfälle vor- gekommen.

Rotterdam, 14. November. Hier ist heute ein Cholera- Todesfall constatirt worden.

Amsterdam, 15. November. Nach dem vom Minister des Innern veröffentlihten Wochenbericht beträgt die Zahl der in Holland in leßter Woche an der Cholera Gestorbenen 22; davon entfallen die meisten auf die südlihen Provinzen.

Türkei.

Die türkische Sanitätsverwaltung hat unter dem 22. Oktober 1892

die nachfolgenden Quarantäne-Bestimmungen getroffen: Artilel 1:

Schiffe, welhe aus „von Cholera verseuhten“ Häfen nah einem „(holerafreien“ fremden Hafen gegangen sind, dort ihre sämmtlichen Passagiere gelandet und die Ladung vollständig gelös{cht und von dort eine neue Reise begonnen haben, werden in den türkischen Gewässern nach den für diefen leßten Herkunftsort in Kraft stehenden Vorschriften behandelt, unterliegen jedoch vor der Zulassung zum freien Verkehr stets einer strengen ärztlihen Visite.

a Artitel I.

Die Zeit der in: einem colerafreien fremden Hafen absolvirten

Quarantäne wird auf die in einem türkischen Hafen abzuhaltende an-

gerehnet. , Miel TTL

Schiffe, welhe aus einem Hafen kommen, dessen Herkünfte der Quarantäne unterliegen, und welche in einem cholerafreien fremden

fen freie | higeial erlangt haben, ohne indessen alle Passagiere ge- Eeci s ihre ganze Ladung gelös{cht zu haben, werden, wie folgt,

ehandelt :

_A. Schiffe aus Häfen, deren Herkünfte in der Türkei einer fünftägigen Quarantäne unterliegen, werden, fofern sie bei der Ankunft in einem türfishen, mit einem Sanitätsbeamten versehenen Hafen seit dem Verlassen des quarantänepflichtigen Hafens bereits 15 Tage unterwegs gewesen sind, einer strengen ärztlichen Visite unterzogen. Werden die Ge ï Praktik gegeben. 4 :

B. Schiffe aus Häfen, deren Herkünfte in der Türkei einer zehntägigen Quarantäne unterliegen, müssen sih nach einem Lazareth- hafen begeben und dort bis zum Ablauf von 20 Tagen seit dem Ver- lassen des verseuhten Hafens Quarantäne halten.

Bei günstigen Gesundheitsverhältnissen wird hierauf das Schiff zum freien Verkehre zugelassen, nachdem die Kleidungéstücke der Belpslere sowie ansteckungsverdähtige Waaren zuvor mit thunlicher S Spi desinficirt E tiges Häß lche Ablauf

k iffe aus quarantänepflihtigen Häfen, welhe vor Ablauf von 15 bezw. 20 Tagen in cinem türkischen Hafen eintreffen, haben die übrig bleibende Frist in einem mit Sanitätsbeamten oder Lazareth versehenen Hafen nah Maßgabe der auf sie anwendbaren Be- stimmungen und der vorstehenden Vorschriften nahzuholen.

n Artikel 1V. B

Die in einem türkischen Hafen eintreffenden Schiffsführer haben den Gesundheitébehörden jede gewünschte Auskunft über ihre Reise und die im Laufe derselben berührten Orte zu geben. Beim Mangel von Beweisstücken, insbesondere von Schiffspapieren, welche auf die

undheitsverhältnisse als gute befunden, so wird freie

Reise Be baben, sind sie zu einer \ch{chvifi und gehörig voll-

zogenen Bekundung verpflihtet. Verweigetn Ebe ung dieser

Ee, o wird ihr Schiff als verdähtig angesehen und in uarantäne geschickt.

Artikel V.

Die vorstehenden Vorschriften finden auf Schiffe, die aus dem Rothen Meer oder aus dem äußersten Often kommen oder welche Specialvorschriften unterliegen, keine Anwendung.

_ Rumänien.

Nachdem der rumänishe Gesundheitsrath die gegen deutsche Waaren aus Anlaß der Choleragefahr verfügten Ein- und Durchfuhr- verbote für den Landverkehr bereits aufgehoben hat und zwar. mit. der alleinigen Beschränkung, daß der Transit durh Oesterreich- Ungarn direct und in plombirten Wagen erfolgen mel vergl. „Reichs-Anzeiger“ Nr. 270 vom 14. November 1892 i nunmehr zufolge weiterer Verfügung jener Behörde auch für den Seeverkehr die freie Zulafsung deutsher Provenienzen angeordnet worden. Die betreffenden Schiffe haben ledigli ¿d@ Nachweis zu oes, daß sie auf der Reise keinen verseuchten Häfen angelaufen aben,

Egypten. : _Die gegen Herkünfte aus Marseille verfügte, eins{ließlich der NReisezeit siebentägige Quarantäne vergl. „R.-A.“ Nr. 256 vom 28. Oktober 1892 ist auf fünf Tage herabgeseßt worden. j _ Vor der Zulassung der Schiffe zum freien Verkehr findet eine arztliche Visite und Desinfection der chmußigen Wäsche statt.

Theater und Musfiï.

Friedrih-Wilhbelmstädtishes Theater.

_ Der VI. Abend des Offenbach-Cyclus brachte gestern den „Orpheus in der Hölle“. Diese Operette hat seiner Zeit wohl vor allen anderen das größte Interesse gefunden, weil die Persiflage der griechischen Götterwelt, die so ganz mit den überkommenen Auf- fafsungen in Widerspruch geräth, neu war; gerade dieser Gegensatz zwischen den griechischen Götteridealen und den Offenbah’shen Carica- turen batte seinen besonderen Reiz, der noch durch musikalisch glüdliche Erfindungen, durch Melodien erhöht wurde, welche mehr als ein Jahr- zehnt lang alles beherrs{chten, was si frober Laune und Ausgelassen- heit hinzugeben liebte. Wer Verständniß hierfür hat, der- wird auh heute noch im „Orpheus“ seine Rechnung finden. Die Operette war vor- trefflih einstudirt und sehr geschmackvoll ausgestattet, besser als man es vor dreißig Jahren gewohnt war und verlangte. Die Träger der Hauptrollen Herr Steiner (Aristeus-Pluto), Herr Binder (Jupiter), Fräulein E. Schmidt (Juno), Fräulein Klu ge (Eury- dice), Herr Wellhof (Hans Styr), Herr Klein (Orpheus) und Herr Brod a (Mars) befanden sich alle auf der Höhs ihrer Auf- gaben; fo fehr sie den Schwerpunkt in den derben Humor legten, “so „wurden doch dadurh die künstlerischen Leistun- gen nit beeinträhtigt. Insbesondere verdienen die gesang- lichen Leistungen des Fräulein Kluge fowie der Damen Fräu- lein Navarra (Venus), Fräulein Chendes (Diana) und Fräulein Hadef (Cupido) volle Anerkennung. Den größten Erfolg hatte Herr Wellhof mit seinem „Prinzen von Arkadien“, einer Figur, die des Er- folges immer sicher sein kann, weil si {on dur si selbst kfomish wirkt. Die Chöre waren gut einstudirt, und die ganze Darstellung war von so flottem, einheitlihem Geiste getragen, daß er alsbald feine animirende Wirkung auf das zahlreich anwesende Publikum ausübte.

| Philharmonie.

_ Das dritte von Dr. Hans Richter geleitete philharmo- nishe Concert wurde gestern mit Weber’'s Ouverture zu „ESuryanthe* eröffnet. -. ZFhr folgte Mozart’s Klavierconcert (D-moll), das von dem hier {nell berühmt gewordenen Pianisten Herrn Alfred Reisenauer mit großer Klarheit und technis{her Sicher- heit ausgeführt wurde; nur erschien das Tempo im Andante zu lang- sam, wenigstens bis zum Eintritt des Mittelsazes in G-moll. Nach dem Vortrag dieses Concerts und zweier sehr \{wierigen Klavierfoli von Schubert-Liszt folgte lebhafter Beifall des fehr zablreih erschienenen F, Wagner’s Vorspiel zu „Parsifal“, dessen ausgezeichnete Ausführung durch die Königliche Kapelle noch allen in guter Erinnerung* geblieben sein wird, verfehlte auch hier scine Wirkung nicht. as Orchester spielte außerdem noch den Mephisto-Walzer (Tanz in der Dorfschenke) von Liszt, eine Episode aus Lenau’'s „Faust“, die mit fehr treffenden und glänzenden orchestralen Mitteln geschildert ist; die ungezügelte Fröblich- keit der Mädchen, in jubelnden Flöten erklingend, kontrastirt sehr wirfsam zu den wild anstürmenden Contrabaßfiguren der Männer ; dazwischen ertönt durchweg das reizende, auf und nieder ih be- wegende Walzermotiv. Den Schluß des Abends bildete Shumann's tiefe und stilvoll gehaltene D-moll-Symphonie, die das Orchester gleih den anderen Werken in lobenêwerthester Weise zu Gehör brachte,

Das Deutsche Theater bringt, wie bereits mitgetheilt, morgen „Die Räuber® neu einstudirt zur Darstellung. Die Beseßung ist folgende: Carl Moor: Ernst Pittshau, Franz: Iosef Kainz, Amalia: Teresina Geßner, Der alte Moor: Mar Pategg, Spiegelberg : Claudius Merten, Schweizer: Karl Bender, Grimm : Adolf Pfeiffer, Schufterle: Rudolf Senius, Noller: Otto Sommerstorff, Nazmann: Karl Galster, - Kosinsky: Friy Herz, Hermann: Julius Wessels, Magistratsverson : Franz Guthery, Daniel: Louis Kühn.

Im Kroll’schen Theater geht morgen als Novität mit Signora Bellincioni und Signor Stagno das zweiactige Melodrama „A Santa Lucia“ von Zasgca in Scene. Der Componist ist aus Sicilien eingetroffen, um seine Oper dem hiesigen Publikum vorzuführen. y h :

__ Die Berliner Liedertafel (Chormeister A. Zander) wird “in ihrem am Donnerstag unter Mitwirkung der Hofopernsängerin Fräulein Ida Hiedler und des Pianisten Herrn Friß Masbach in der Phi[l- harmonie stattfindenden Concert. zehn Chborlieder zum Vortrag bringen. Das nächste Philharmonische Concert findet am 28. November statt. Dirigent ist Herr Raffaël Maszkowski, Solist Herr Raimund von Zur-Mühlen. -Die unvollendete Symphonie in H-moll von Schubert, die F-dur-Symphonie von Beethoven, fo- wie die Tannhäuser-Ouverture bilden den orcestralen Theil des Programms. Der Kartenverkauf ist bei Bote u. Bock bereits eröffnet.

Mannigfaltiges.

_ Seine Majestät der Kaiser hat neun Helgoländer Fis chern, die bei der großen Parade in Berlin im August dieses Jahres zugegen waren, wie das „Helg. Wochenbl.* mittheilt, Aller- höchstseine Photographie in Cabinetformat in einem vergoldeten, mit einer Krone verzierten Rahmen geschenkt. - Die Bilder wurden den Fischern Montag, den 7. November, von dem landräthlichen Hilfs- beamten, Regierungs-Assessor von Eisenhart-Rothe nah einer An- sprache im Beisein der versammelten Gemeindevertretung überreicht.

__ Die Segenskirhe in West -Reinickendorf is heute in Gegenwart Ihrer Majestät der Kaiserin feierlich ewehti wörden. Die Feliftraße war reich geschmüdckt. lm Steuerhaus erhob sich eine Ehrenpforte mit einem Velarium, das die Worte trug: „Gott segne Euren Eingang! * Zunächst der Blankestraße _ stand eine zweite Ehrenpforte mit der Inschrift: „Heil unserem Kaiserpaare!“ Am Kreuzungêpunkt der Scharnweber- und Berlinerstraße prangte ein hoher Obelisf inmitten improvisirter Gartenanlagen. Auch in der Berlinerstraße waren mehrere Chrenpforten errihtet, darunter eine als Specialhuldigung der Geuerwedr. In der Humboldtstraße hatten die Schuljugend, die Vereine, die Feuerwehren und die Turner Reinickendorfs und der Nachbarorte mit Fahnen und Musik Aufstellung enommen. Zur Theilnahme an der Feier hatten A eingefunden : der

eneral-Oberst von Pape, der General von Mischke als Abgesandter SeinerMajestät des Kaisers, die Stazts-Minister Dr. Bosse und