uns allen vgängliben Natur. Die sichtbare Wirklichkeit, niht ein es Künstlers, ist Ausgangspurkt und Ziel der Dar- | Gluck
antasiegebilde
tellung. Es ist daher für den denkenden Beobachter der neueren Malerei niht \{wer, Beunes besondere Borazüge zu würdigen, die Unmittel- air
akteristik,
barkeit und chlagkraft seiner C
und die Ausdruckékraft der Dg Me a
einer Baumgruppe zum ersten Male dargestellt scheinen, die monumentale Wucht der körper- Erscheinung in den Stilleben, die gerade bei dem Verzicht auf je kÉunstvolle Anordnung, auf jedes liebevolle Verweilen bei der
berflähe so {stark zur Geltung kommt. Cézanne war, recht ver- Er war noch mehr als die andern Mit dem Eigensinn fich seinen Weg und {hat Dinge, die shon in ihrer Schhlichtheit und Eindeutigkeit das Merkmal - großer Kunstwerke an B at ihn lange als Sonderling verlacht. Wir beginnen gerade seine Folgerichtigkeit zu bewundern und die Notwendigkeit einer solhen Erscheinung im geschihtlihen C Die
der Landschaften, in denen Dinge, wie spielen der berbstli en Blätter
lichen
standen, eine nüchterne Natur. Impressionisten Maler und nichts als Maler. des Genies bahnt er
tragen. Die Mitwelt
“ hang der impressionistishen Malerei zu begreifen. .
In Venedt
ausfstellung eröffnet. Zugegen waren, „W. T
Beifall aufgenommene Reden.
Verkehrswesen.
Nach einer era pes Meldung des Postamts il fällig gewesenen Briefposten von
Bahnposten Cöln-Verviers und Hannover-Boxrtel sowie aus London nicht eingetróffen. Mit den fehlgemeldeten Ota deutschen abgesandt
Postabgang aus Cöln am 27. Fe- den Tag
Apia sind dort die am 8. Apr den deutschen
Briefversanden von den find die Briefsendungen für in Deutshland nach dem
amoa
bruar 10,42 Abends (Posishluß füc den Dampfer Wilhelm“ des Norddeutschen Lloyd, am 28. Februar ab Che:bourg nah New York) bis zu den Postabgängen am 8. März aus Hannover 336 Nachmittags und aus Cöln 613 Abends (Postshluß für den rh d ua „Lusitania“ der Cunard. Linte, am 10. März ab Queenstown
nach New York) aufgekommen waren.
Anscheinend haben die erwähnten Briefposten unterwegs den An- {luß an die planmäßige Dampferverbindung verfehlt und werden des mit der nächsten Gelegenheit, vorausfichtliß am 6. Mai, in Apia ein-
treffen. :
Theater und Musik. Königliches Opernhaus.
Die italienische Aufführung von „Rigoletto* am Montag im Königlichen Operahause stand, obgleih drei berühmte Künstler in Hauptrollen beschäftigt waren, unter keinem besonders günstigen Herr Ja dlow ker, der uns aus Amerika Zurückgekehrte, gab den Herzog; es zeigte sih aber bald, daß der Künstler gegen eine heftige Indisposition anzúukämpfen hatte, die sogar einen hohen Ton War seine hochentwickelte Gesangskunst troß allem doch allgemein,
tern.
mißglüdcken ließ. zu erkennen, so war das Bedauern
Freude daran getrübt wurde. Die Partie
fang als Gast Herr d’Andrade, früher einer ihrer besten Vertreter. Seine Stimme hat zwar der Zeit ihren Tribut zollen müssen, aber mancher Ton zeigte noch den früheren Glanz, und sein Temperament Ganz auf der Höhe eine in jeder Hinsicht be- ee Leistung. Am Pult saß der Generalmusikoirektor
, der, was einem Dirigenten. ebenfalls begegnen kann,. ent- schieden nicht gut disponiert war. Seiner Stabtührung fehlte diesmal der gewohnte L arin und auch die Rücksicht auf die Sänger
hatte noch das unverminderte Feuer von ehedem. tvar nur Fräulein Hempels Gilda,
Dr. Mu
wurde \{chmerzlich verm
Im Königlichen Opernhause findet morgen, N eine Aufführung von „Cavalleria rusticana“ in Veibindung mit Die Damen Nose, Andrejewa-Skilondz, von Scheele- Müller sind mit den Herren Maclennan und Habich in den Haupt- rollen der ersten Oper, Fräulein Artôt de A und die Herren n der Erstaufführung des
„Bajazzi“ statt.
Philipp
Bischoff, Bronetgeest, / findet die
Berger, Am Freitag
beschäftigt. —
wurde gestern die Jnternationale Kunst- B.* zufolge, ‘u. a. der Herzog von Genua als Vertreter des Königs, der Unterrichts- minister, die Staats\ekretäre des Auswärtigen und der Justiz, das diplomatishe Korps, die Behörden und Notabeln. meister Graf Grimani und Minister Credaro hielten mit großem Die Ausstellung ist prächlig gelungen. 70 000 Fremde sind zu den Festlichkeiten in Venedig eingetroffen.
Henke und Mang beschäftigt. den Neichtum | Es [aat Caraut neu Großzügigkeit
Durcheinander- glëihsam
In den Hauptrollen
Kapellmeister von Strauß. Leopold
lihe Sittengemälde „Freund Damen Thimig und Buze
¿war nur gegen
Der Bürger-
In dem auf dem zwischen Frankfurt a.
Bahnposten
worden, die | finden genesende und '
und Frauen zur Hebung der „Kronprinz
Heims Til in elle.
P R d — Im traße 14) Schneidern,
einaktigen Schäferspiels „Die . Maienkönigin“ mit der Musik von in der Bearbeitung von
Hauptrollen sind die Damen Ober, Dur, : i Der Kapellmeister Ble dirigiert.
einstudiert, „Doktor Komische Oper in zwei Akten von Kar l wirken die Damen Andrejewa - Skilondz, Böhm-van Endert, von Scheele-Müller und die Herren Mang, Krasa, Lieban, Philipp, Habih, Dahn und Alma mit. Dirigent ist der Die Regie b-ider Opern führt Herr Droescher. — Als Nachfolger des am 1. April d. J. in den Ruhe- stand getretenen Konzertmeisters Professor Friß Struß is Herr Premyslav aus Bremen für das Orchester der König- lichen Oper zu Berlin verpflichtet worden. j
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen das länd- riß“ von Erckmann-Chatrian, mit den owte den Herren Vollmer, Clewing, Pohl, Stange, Eichholz und Paris in den Hauptrollen wiederholt. Ausgabe der Abonnementskarten für den Monat Mai 1912 zu 31 Opern- und 30 Schauspielvorstellungen in den Königlichen Theatern findet am 27. und 29. April, Vormittags von 104 bis 1 Uhr, l hauptkasse im Königlichen Schauspielhause (Eingang Jägerstraße), und orlegung des Abonnementsvertrages, statt. Es werden am 27. April nur die Karten zum 1. und am 29. April diejenigen zum 2. Rang 3. Nang bezw. 2. Balkon verabfolgt. Gleichzeitig wird ersucht, den Geldbetrag abgezählt bereit-zu halten.
Das Deutsche Opernhaus in Charlottenburg bat als erste Heldentenöre die Herren Alfred Golß und Alexander Kirchner verpflichtet. Herr Alfred Golg ist zurzeit Kammersänger in Coburg, vorher Bi “ am at U E See e M ; * ; 5 er in Nürnberg, Regensburg, Koblenz, Nostock und Basel durch. (R Bev tet) An eo Een Alexander Kirchner ist gegenwärtig erster Heldentenor an der für Postsendungen vom Absender im voraus entrihtet werden. Ueber die Bestellgeldsätße erteilen die Postanstalten Auskunft.
öniglihen Hofoper in Stockholm.
Mannigfaltiges. Berlin, 24. April 1912.
riorsberg bei Neuzelle i. d. M. (Bahnstation . und Guben) unmittelbar am Hochwald ge-
legenen Walderholungs8heim des Vereins , l im Erwerbsleben überarbeitete Mädchen
Verpflegung und Unterkunft. — ( nah hauswirtshaf!lich und gärtnerish geshulten Kräften, besonders von Befitern kleinerer Villen in den Vororten der Großstädte, für die das Halten eines Gärtners oder einer Gärtnerin niht in Frage kommen fann, rehtfertigen die vom Verein „Jugendshußz" ge Neueinrihtung eines zwetjährigen Kurses zur Ausbildung von hauswirtschaftlich und gärtnerish ge\chultenStüßen in der Haushaltungs- und Obst- und Gartenbauschule Neuz Um erst einmal einen größeren Schülerinnenkursus für eine derartige Ausbildung zu gewinnen, werden die Ausbildungskosten hierfür weit niedriger bemessen, als die für Gâärtnerinnen ; sie betragen für das S nue ebenso viel wie für die eim in eginnen zum 1. Mai neue billige Unterrichtskurse für Wäschenähen und Pug. Geschäftéstelle des Vereins in Berlin (Kurfürstenstraße 114, Sprechstd. 3{—4Xx Uhr, Tel. Kurfürst 8802), woselbst auch Anmeldungen ent- gegengenomm-n werden, zu erfahren.
In den
I. N. Fuchs, statt. E die Herren
ietrich,
und Apotheker“, l Ditters von Dittersdorf. zeug gewesen
Dampfers
Washington).
in der Königlihen Theater- | sei.
Rang und Parkett bezw. Balkon und
Seine Lehrjahre machte
hâtte decken fönnen,
Jugend\chuß“ für ihn an
für 3 M
geminderten Kräfte Nachfrage
Die stete
der däni|she etroffene
Boston,
Berlin (Beuth-
Näheres ist in der | Leahten.
forntan“
daß die
des Nigoletto | wurde gänzlih zertrümmert.
St. Petereueo, Alexander Michailo Komitees, weist in Leistungen des Komitees hin,
zweite Stelle im Flugwesen.
zweiten Oper
Fohannisthal bei Berlin, 24. April. s einem Flugversuh mit einem Häfelineindecker stürzte der Gradepilot Gas ser heute morgen in Johannisthal ab. Der Apparat Der Flieger erlitt innere Ver-
leg ungen und wurde nah dem Kreiskrankenhause Briß gebracht.
23. April. witsch, der Präsident des Luftflotten- einem Aufruf an die Bevölkerung auf die deren wesentlihste die Gründung einer Militärfltegerschule in Sebastopol sei, die 102 Offiziere und 200 Untermilitärs beschäftige und 55 Flugmaschinen besitze. Binnen zwet Jahren seien 77 Flugzeuge teils im Auslande erworben, teils in Rußland gebaut worden. : Í t
teidigung überragten aber weit die Zahl der Flieger, die die Flieger- \hule in Sebastovol vorbereiten könne. opfer seitens der Nation unentbehrlich,
Odessa, 23. April. (W. T. B.) An verschiedenen Punkten der Küste des Shwärzen Meeres wurden durh Stürme große Verwüstungen angerichtet, besonders in Odessa, Eupatoria,
(W. T. B.) Bei
Kopenhagen, Meldung aus Washington, der zufolge der dänishe Dampfer „Hellig Olav“, das vom vierten Steuermann der sei, das die beachtet ließ, L os „De von dieser die Erklärung erhalten, daß mit der größten Bestimmtheit nachgewiesen werden kann, daß der Dampfer , Augenblick der Titanic- Katastrophe mindestens 350 Seemeileu westlich von der Unglüdcksstätte entfernt gewesen sei (f. u.
ein ungeheures Eisfeld und ließ sofort die bei Tagesanbruch fuhr sie weiter. lose Telegraphie nicht in Tätigkeit waren, erfu von dem Unfall der „Titanic“ erst am Morgen durch die „Virginian“, worauf sie an die Stelle des Unglücks eilte.
Theodosia und Kertsh. Jn Theodostia wurde der italienis Dampfer „Cavour“ stark beshädigt. Be
24. April. (W. T. B.) Aus Anlaß der
der am 17. April in New York eintraf, „Ttitanic“ geiehene Fahr- Notsignale der „Titanic" un- „Rißaus Bureau“ sich an die Reederei des Forenede Dampskibésselskab“ gewandt und
Hellig Olav“ im
Washington, 23. April. (W. T. B.) Der dritte Offizier der „Titanic“ Pittman sagte vor der Untersuchungskom- mission des Senats (vgl. Nr. 98 d. Bl.) aus, er habe vor dem Eintreten des Unglücks kein Eis bemerkt, aber gewußt, daß Sonn- abend oder Sonntagfrüh durch Funkentelegramm Eis gemeldet Die Eiswarnungen seien aber niht ernst genommen worden. Die „Titanic“ sei auf der ganzen Reise mit der größten Geschwindigkeit gefahren. man dem Direktor Jsmay begegnet, der ihm geholfen habe, Frauen und Kinder in Booten unterzubringen. „Titanic" in einem Boot verlassen habe, das vierzig Insassen trug, während es sechzig hätte aufnehmen können. Als die „Titanic* sank, habe er heftige Exrplosionen gehört, die wahrscheinlich durch das Bersten der Schotten hervorgerufen worden seien. Untergang habe er herzzerreißende der Ertrinkenden vernommen, das ununterbrochen über eine Stunde angedauert habe. boot zurückrudern und den Ertrinkenden Hilfe leisten wollen, a die im Boot befindlihen Geretteten hätten Wahnsinn, das Leben der 40 Bootsinsassen zu gefährden. den im Boot befindlichen Frauen habe ihn gebeten, zurückzurudern. — Der Seemann dem Ausguck befand, erklärte, er habe den Auftrag gehabt, nah Eis auszushauen und habe nah 10 Uhr Abends Eis gemeldet. Er den Eisberg
um auszubiegen, aber es Bord gewesen. — „Titanic“ erklärte, daß sh ein niht festgestelltes Fahrzeug in Sichtweite der „Titanic*“ befunden habe, von dem man aber auf Notsignale keine Antwort habe erhalten können. Schiff, dessen Lichter der vierte Offizier gesehen hat, ist vielleicht Dampfer , 17. April in New York eingetroffen ist und gemeldet hat, daß er in der Nähe der Unglücksstelle einen Eisberg angetroffen habe.
24. April. Damyfers „Californian* erklärt, daß sein Dampfer weniger als zwanzig Meilen von der „,Titanic“ entfernt gewesen ift, als diese sank. Hätte er gewußt, daß die „Titanic" sank, so hätten alle Netsenden gerettet werden können. s Dampfer „Californian“ derjenige gewesen ist, der innerhalb fünf Meilen an der „Titanic“ la Deen ist, ohne die Notsignale zu
10 Uhr 30 Minuten Abends ugs die „Californian“ in
Nach dem Zusammenstoß sei Pitt- Pittman gab zu, daß er die
Sofort nach dem Hilferufe und das Gestöhne
Er habe mit seinem nicht voll besetzten ags, er
erklärt, es wäre Keine von
Fleet, der sich im Mastkorb der „Titanic* auf
genug ent- ernglas
mit einem Marineglas eitig sei kein Der vierte Offizier der
Dieses
der am
Hellig Olav“ gewesen,
(W. T. B) Der Kapitän des
Er stellt in Abrede, daß der
(aschinen stoppen. Erst Da die Apparate n draht- r die „Cali-
(W. T. B.) Der Großfürst
Die Bedürfnisse der Staatsver-
Deshalb seien neue Geld-
sonst verliere Rußland die | yerwalten.
Colomb Bechar, 24. April. geborene Eilboten, zwischen Beni-Abbes und Taberlabat besorgen, wurden von Marokkanern niedergemeßelt und ausgeplündert.
Kuldscha, 24. April. Telegraphenagentur““.) chiang ist, da der Präsident der Provinz Jli zurückgetreten und kein Nachfolger vorhanden ist, für drei Monate au Präsidenten der Provinz Jli ernannt worden. diese Provinz nah dem Programm der Regierung in Kuldscha -
Nach Schluß der Redaktion eingegangene
Depeschen.
(W. T. B.) Zwei ein-
welche den französischen ads
(Meldung der „St. Petersburger Der Präsident der Provinz H sin-
zum Er soll
(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten und
Zweiten Beilage.)
Theater.
Königliche Schauspiele. Donnerstag: Opern- haus. 107. Abonnementévorstellung. Cavalleria rusticana. (Baueruehre.) Oper in einem Aufzug von Pietro Mascagni. Tert nach dem leihnamigen Volksstück von G. Verga. Musi- lische Leitung: Herr Kapellmeister Dr. Besl. Regie: Herr Oberregisseur Droescher. Bajazzi. (Pagliacci.) Oper in zwei Akten und einem Prolog. Musik und Dichtung von R. Leoncavallo, deutsh von Ludwig Hartmann. Musikalische Leitung: Herr Kapellmetster Dr. Besl. Regie: Herr Oberregisseur Droescher. Anfang 7# Uhr.
Schauspielhaus. 111. Abonnementsvorstellung. reund Fritz. Ländliches Sittengemälde in drei kten von Erckmann-Chatrian. In Szene gesetzt von Herrn Regisseur Patry. Anfang 7# Uhr.
Freitag: Opernhaus. 108. Abonnementsvor- tellung. (Gewöhnliche Preise.) Dienst- und Frei- vläße sind aufgehoben. Zum ersten Male: Die Maienkönigin. Neu einstudiert: Doktor und Apotheker. Anfang 7{ Uhr.
Schauspielhaus. 112. Abonnementsvorstellung. 4S12. Schausptel in fünf Aufzügen von Otto von der Pfordten. Anfang 7# Uhr. /
Die Ausgabe der Sonderabonnementskarten für den „Zyklus heiterer Opern“ erfolgt im 20 tam am 27. und 29. April von
- L.
Deutsches Theater. Donnerstag, Abends 74 Uhr: George Dandin. Freitag bis Sonntag: George Daudiu. Kammerspiele.
Donnerstag, Abends 8 Uhr: SumurÜünu. Freitag bis Sonntag: Sumurün.
L
“ Berliner Theater. Donnerstag, Abends 8 Uhr:
Große Rosinen. Originalposse mit Gesang und n S Akten (5 Bildern) von N. Seernaust
/
Freitag: Grofte Rofineu. Sonnabend, Nachmittags 34 Uhr : Der Talismanu.
— Abends: Große Rofineu.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bummelsftudeuten. — Abends: Große Nofineu.
Theater in der Königgräßer Straße. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Die fünf Frauk-
surter. Freitag und folgende Tage: Die fünf Frank-
furter.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Ein Falliffement.
Donnerstag, Abends 8 Uhr:
Lessingtheater. Sedda Gabler.
Freitag: Das Friedensfest.
Sonnabend: Wenn wir Toteu erwachen.
Neues Schauspielhaus. Dounerstag, Abends 8 Uhr: Alt-Heidelberg.
Freitag: Der Turm des Schweigeus.
Sonnabend: Gyges uud sein Ring.
Sonntag: Gyges uud sein Ring.
Komische Oper. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Zar und Zimmermann.
Freitag: D. Operuabend des Steruschen Kouservatoriuins.
Sonnabend: La Traviata.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu kleinen Preisen : Rigoletto. — Abends: Der Troubadour.
Kurfürsten-Oper. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Oberst Chabert. Musiktragödie in drei Aufzügen von Hermann Wolfgang von Waltershausen.
Freitag: Oberst Chabert.
Sonnabend: Tiefland. Tap Emmy Desiinn.)
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der Schmuck dev Madouna. — Abends: Oberst Chabert.
Schillertheater. ©. (Wallnertheater.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Der Kompaguon. Lustspiel in vier Akten von+ Adolf LArronge.
Wéllag: Die Jüdin von Toledo.
onnabend: Der scharfe Juuker.
Donnerstag, Abends 8 Uhr: Der scharfe Junker.
Eine Komödie in vier Akten von Georg Engel. Seiag: Lady Windermeres Fächer. onnabend: Der Kompaguon.
Theater des Westens. (Station: Zoologischer Garten. Kantstr. 12.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Die \chöue Helena. Komische Operette in dret Abteilungen von Jacques Offenbach.
Genog und folgende Tage: Die schöne Helena. onntag, Nachmittags 3} Uhr: Wiener Blut.
LCusispielhaus. (Friedrichstr. 236.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Das lauschige Nest. Schwank in drei Akten von Julius Horst und Artur Lippschiß.
ag: Zum ersten Male: So ’n Windhund!
onnabend: So ’n Windhund!
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die Damen des Regiments. — Abends: So ’n Windhund!
Residenztheater. (Direktion: Richard Alexander.) Danntlas Abends s Uhr: Alles für die Firma. Schwank în drei Akten von M. Hennequin und Georges Mitchell. In Szene geseßt und für die deutsche Bühne bearbeitet von Bolten-Baeckers.
Freitag und folgende Tage: Alles für die Firma.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Ein Walzer von
Charlottenburg.
Chopin.
Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Autoliebchen. Bosse mit Gesang und Tanz in drei Akten von Jean Kren, Gesangstexte von Alfred Schönfeld, Musik von Jean Gilbert.
Freitag und folgende Tage: Autoliebchen.
Trianontheater. (Georgenstraße, nahe Bahnhof
Friedrichstr.) Donnerstag, Abends 8 Uhr: Der Che- maun am Feuster. Hierauf: Eiu angebrocheuer Abend. Freitag und [gende Tage: om Feuster. Hierauf: Ein anugebrochener Abend.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Mein Baby.
Pirkus Schumann. Donnerstag, Abends 74 Uhr: Grofée Galavorstellung. Auftreten sämtlicher Spezialitäten. — Zum Schluß: Das neue Aus- stattungsstük „Das Motorpferd‘“/ in 5 Akten. Hervorzuheben : Die rofe Schlufiapotheose mit noh nie dagewesenen Effekten.
Sonntag, Nachmittags 34 Uhr und Abends 74 Uhr: 2 große Galavorstellungen. — Jn beiden Vor- stellungen: Das Motorpferd.
A
Familiennachrichten.
Verlobt: Frl. Marie von Platen mit Hrn. Ober- forstmeister Christoph von Heydebrand und der Lasa (Magdeburg). — Frl. Ilse Fischer mit Hr Oberleutnant Werner Ramin (Bromberg).
Gestorben: Hr. Geheimer Justizrat Paul Herr (Leipzig).
Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin
Drut der Norddcuts#en Buchdruckerei und Verlag? Anstalt Berlin 8SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Zehn Beilagen (einschließli Börsen-Beilage).
Der Ehemaun
M
Deutscher Reichstag.
44. Sigzung vom 23. April 1912, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphishem Bureau.)
Auf der Tagesordnung steht die Fortsezung der ersten Beratung der Geseßentwürfe zur Abänderung des Reichs- militärgeseßes sowie zur Ergänzung des Geseßes über die Friedenspräsenzstärke des deutshen Heeres vom 97. März 1911 und des Besoldungs gesetzes in Verbindung mit der ersten Beratung der Novelle zu den Flottengeseßen vom 14. Juni 1900 und 5. Juni 1906, der Ergänzung zum Entwurf eines Geseßes, betreffend die Feststellung des Reich shaushaltsetats für das E E 1912, und der Vorlage, betreffend die Beseitigung des Branntwein- fontingents.
Abg. Gans Edler Herr zu Putliy (kons) in seiner Nede, deren Anfan , in der gestrigen Nummer d. Bl. mitgeteilt worden ist, fortfahrend : Die 1909 aufgeitelltenGrundsäte sind gewahrt worden, denn die Ausgaben für Heer und Flotte sollen aus laufenden Mitteln bestritten werden, namentlih auch die neuen Kriegéschiffe. Man ist über die damaligen Grundsäße noch hinausgegangen. Der frühere Staatssekretär Wer- muth wünschte nun begreiflicherweise, daß man auch diejenigen Sachen, die hon angefangen waren, die Bauten, von der Anleihe fortzieht und mit den UÜeberschüssen deckt, die vorhanden seien. Dieser Wunsch fonnte erst kommen, nachdem das Jahr 1911 so große Ueberschüsse gebraht hat. Das geht zu weit, denn es müßten neue Steuern be- willigt werden. Wir können sagen, die Grundlagen, auf denen die Denkschrift aufgebaut ist, sind solid und gesund. Ob nun die er- warteten Summen auch einkommen werden, ist zu prüfen. 1911 hat ja einen schr hohen Ueberschuß gebracht. Wenn wir auh mit solchen Üebershüssen in Zukunft kaum rehnen können, so müssen wir doch anerkennen, daß die Unterlagen für die Zukunft vorsichtig aufgestellt worden sind. Nicht verhehlen kann ich, daß gegen die Aufhebung des Kontingents bei der Branntweinsteuer {were Bedenken bestehen. Gleichwohl wollen wir den Versuch machen, der Regierung auf dem Wege zu folgen, die sogenannte Liebesgabe aufzuheben, unter der Vor- ausseßung, daß die Brennerei als landwirtschaftlihes Nebengewerbe lebensfähig bleibt. Es handelt sich um die Erhaltung eines Ge- werbes, das für die Hebung der Landeskultur auf leichten Böden von der größten Bedeutung ist. Die Ausführungen des sozialdemokrati- {hen Hedners haben flar vor Augen geführt, daß von den Sozial- demokraten unsere Wehrvorlagen niht vom nationalen deutschen Standpunkt betrachtet werden, sondern von threm internationalen. Dem jeßigen Staat wollen sie nichts bewilligen. Das ist ganz konse- quent. Infkonsequent ist nur, daß sie dagegen ankämpfen, daß man ibnen vorwirft, daß sie vaterlandélos seien, und sih bet einem Üeber- fall wehren wollen. Bei vielen anderen Reden klingt es anders. Womit wollen sie sih denn wehren, wenn sie alle solhe Vorlagen ablehnen. Vom Milizheer spreche ih niht. Sie würden die ersten sein, wenn wir nicht gewappnet wären und eine Niederlage erlitten, der unvernünftigen Regierung die Schuld zuzuschieben. Sie haben nicht den deutschen Geist, sondern einen anderen Geist. Sie ver- suchen dauernd, im Heer den Geist zu bekämpfen, der uns unsere Siege hat erfechten lassen. (Fortdauernde Unruhe bei den Sozialdemo- traten. Zwischenruf: 1806!) Meden Sie doch nicht von 1806. Die- selben Offiziere haben auch in den Freiheitskriegen gefohten und wieder gut gemacht, was sie zum Teil verschuldet hatten. (Erneute Unruhe bei den Sozialdemokraten.) Jch meine den Geist, der davon durchdrungen ist, daß alles für das deutshe Vaterland einzuseßen ist. Daran denken Sie niht. Die Aeußerungen, daß die Militärvor- lagen nur für die besißenden Klassen gemacht werden, hören wir jedes Jahr. Wir machen solhe Vorlagen doch nur für unser deutsches Vaterland und für unser deutsches Volk. Wo wären wir hinge- fommen, wenn wir wehrlos geblieben wären? Wir wären als Staat wahrscheinlih gar niht mehr vorhanden. Sie verleumden unser Peer, weil es nicht ein Heer ist, das Ihnen (zu den E Men dienstbar ist. Gestern wurde hier gesagt, die Junker rufen nah Kriegen, um threr Nuhmsucht zu fröônen. (Lebhafter Wider- spruch bei den Sozialdemokraten; Glocke des Präsidenten; Abg. von Bieberstein ruft: Das ist gesagt worden!) Jch pro- testiere dagegen. Es werden heute feine Kabinettskriege mehr geführt. Die Erkenntnis, daß wir um unserer Eristenz willen abwehrbereit sein müssen, ist in immer weitere Kreise unseres Volkes gedrungen; diese Erkenntnis wird auch bei der Verabschiedung dieser Wehrvorlagen zum vollen Ausdruck kommen. Wir werden bewilligen, was not- wendig ist, und uns auch nicht scheuen, dafür mit unserem Vermögen aufzukommen. Unsere Nachbarn wissen, daß wir friedliebend sind. Im Auslande wird der Eindruck einer möglichst einstimmigen An- nahme dieser Vorlage ein tiefer und nachhaltiger sein.
Abg. Bassermann (nl.): Wir sind bereit, auf den Boden der Vorlage zu treten. Die Wehrvorlagen beantrage ih, der Budget- kommission, die Branntwein-Kontingentsvorlage einer besonderen Kommission zu überweisen. Wenn die leßtere Vorlage auch noch an die überlastete Budgetkommission verwiesen wird, wird die Erledì- pg der Vorlage sehr verzögert werden. Es wird dann eventuell die Veckungsfrage in der P vorausgenommen, und dann liegt die Gefahr nahe, daß auch die Wehrvorlagen vor Pfingsten ihre Erledigung nicht finden. Aus der einleitenden Rede des Reichs- kanzlers greife ih die Aeußerung über die Erbschafts\teuer heraus. Der Reichskanzler wendet sih an die Anhänger der Erbanfallsteuer und beshwört ste, im Interesse der Erhaltung des Friedens unter den Srgerlichen Parteien diese Frage niht in die Erledigung der De nos tage hineinzuziehen. Warum wendet sich der Reichskanzler niht an die Nehte? Warum richtet er an sie niht den N E um des Friedens willen und um des Vaterlandes willen die Érbanfall- steuer zu bewilligen? Statt R rechnet er uns vor, daß es sich nur um 24 Millionen Differenz handelt. Zweifellos war im Anfang der Vorbereitung dieser Wehrvorlagen die Crbanfallsteuer und mit ihr der Schaßsekretär Wermuth. Man konnte damals auch annehmen, daß eine gewisse Verbindung der Wehrvorlagen und der Deckungs- vorlagen vorhanden war; man braucht sih nur an die Ausführungen des Schaßsekretärs Wermuth und auch des Kanzlers vom 16. Februar 1912 zu erinnern. Der Reichskanzler entgegnete damals dem Abg. Spe, daß hinter dem Worte „Brüskierung mit Erbschaftssteuer", einem sehr starken Worte, sich Machtansprüche verbergen, die er nicht anerkennen könne. Der Reichskanzler hat selbst den Beweis geliefert, aß er den Zusammenhang anerkennt, der zwischen der Ablehnung finer volkstümlichen Forderung und dem Wachstum der Sozialdemo- fratie besteht. Freiherr von Hertling, der Schöpfer des parlamentari- hen Systems in Bayern, ließ die Erbschafts\teuer in der Versenkung verschwinden, und Herr Wermuth folgte ihr nach, der do gestern so- wohl vom Kanzler wie vom Neichs\ absekretär so gelobt worden ist. Gs ist ein Verhängnis unseres Kurses, wie jeßt Staatssekretäre zu derunde gehen. Der Abgang Wermuths muß den Ein- ruck hervorrufen, daß man von dem Grundsaße abgewichen ist, wo- nach kein neues Geseß ohne neue Einnahmequellen eingebraht werden [utfe. Man hat den Eindruck, daß die Dekung, die bei dieser Vor- age vorgeschlagen wird, lange nicht ausreicht, um die nötigen Mittel U liefern. Wir haben ja das Satyrspiel erlebt, daß die offizióse resse immer betonte, daß die Erbschastssteuer im Bundesrat ein- immig zurückgewiesen worden ist, und d dann die Minister der
nzelstaaten in den betreffenden Parlamenten verlauten ließen, daß
E r ft zum Deutschen Reichsanzei 99.
e Beilage
Berlin, Mittwoch, den 24. April
sie si gern zur Erbschaftssteuer bekannt hätten. Die Darlegungen Wermuths in der „Deutschen Revue“, die er dort vor furzem gemacht hat, müssen deshalb sehr nachdenklih stimmen. Seine Ausführungen, daß die Deckung, wie sie jeßt konstruiert ist, nicht genügt, deckt sich ja mit manchen Ausführungen dieses hohen Hauses. Man will die Ueberschüsse hier heranziehen. Der Abg. Spe hat sich seinerzeit über solche Finanzierung genügend ausgesprochen. Das deckt sich völlig mit dem, was von unserer Seite oft ausgeführt worden ist, wie es noch vor kurzem Goerke im „Hannoverschen Courier“ getan hat. Zudem hat ja der Staatssekretär Kühn gesagt, die Erbschaftssteuer wird kommen, bloß zurzeit nicht. Aus den Ausführungen des Staatssekretärs des Reichsmarineamts ersieht man, wie überall neue Ansäße zu neuen Forderungen vor- handen sind, so ganz besonders die fa daß die Material- reserve später wieder verlangt werden wird. Wenn man die Ueber- schüsse bis zum leßten Nest auspreßt und sie für die laufenden Be- dürfnisse ausgibt, was soll dann mit den Dingen geschehen, die wir in den leßten Jahren uns vorgenommen haben. Die Zuersteuer foll u. a. ermäßigt werden. Wenn man einen Vertreter der ver- bündeten Negierungen unter vier Augen \prehen würde, so würde wohl der offene Zweifel ausgesprohen werden, ob, wenn es soweit ist, die Finanzlage es gestattet. So haben wir auch bewegliche Klagen darüber gehört, daß das Versicherungsalter nicht herabgeseßt worden ist. Wenn in dieser Weise die Üeberschüsse herangezogen werden, dann wird der Termin für die Herabseßung des Rentenalters wohl nie eintreten. Auch werden manche Besoldungswünsche zurückgestellt werden müssen. Wenn man sich das alles E, dann wird man ein trübseliges Bild der Zukunft bekommen. So werden noch manche andere Wünsche nicht erfüllt werden können. Der Reichskanzler be- handelt die Frage der Aufhebung der Liebesgabe doch etwas zu leicht. Wir sind gern bereit, auf. den Boden der Abschaffung der Liebes- gabe zu treten, aber anderseits ist zu untersuchen, ob nicht in dem- selben Verhältnis der Konsum belastet werden wird. Was nun die Wehrvorlagen betrifft, so ist ohne weiteres anzuerkennen, daß das Ziel, das die Militärverwaltung hat, die Kriegsbereitschaft zu er- höhen, ein erstrebenswertes ist. Dies Ziel wird auf verschiedene Weise zu erreichen i Die Zahl der Mannschaften soll vermehrt, zwei neue Korps jollen gebildet werden. Es sollen neue Offiziersstellen grlallen werden. Das sind Ausfüllungen von Lücken und die Militärverwaltung is dabei auf dem richtigen Wege. Daß starke Lücken vorhanden waren, hat der Kriegsminister {on beim Quin- quennat gefunden. Bedauerlich f es, wie sehr wir mit der Durch- führung der allgemeinen Wehrpflicht sogar in kritisher Zeit noch vom Ziel N sind. Jm Verhältnis zu Frankreich vollzieht sich diese Entwicklung doch zu langsam. Das is ein Punkt, auf den die d Sl dat ihre volle Aufmerksamkeit wird lenken müssen, auch aus Gründen der Gerechtigkeit. Es ist unbillig, daß alle Reservisten und Landwehrmänner in den Krieg O müssen, während 70 000 waffenfähige junge Leute nicht in den Waffen ausgebildet werden. Es ist zu begrüßen, daß die kleineren Regimenter die dritten Bataillone bekommen, daß nur noch 18 mit 2 Bataillonen übrig bleiben. Zu L ist auch, daß von dem T der Herabminderung der Gtats|tärke abgegangen ist. Bernhardi hat in seinem Buch aus- geführt, daß, je stärker die Formationen im Frieden sind, um so besser sie für den Krieg sind. Die Kavallerie hat für die Aufklärung und für die Verschleierung des Anmarsches in den ersten Zeiten eines Krieges eine große Bedeutung; in dieser Beziehung enthält die Vorlage einen HOTt Ot, Que Anerkennung verdient die Vorlage auch in der Vermehrung der Artillerie. Jn der Bespannung siad, wir im Vergleich zu Grant zurückgeblieben. Wir häbèn da ein Minus von vielen tausend Pferden. Ich begrüße es ferner, daß die Vorlage der Be- deutung der Luftschiffahrt * ne trägt, für die in Frankreich sehr viel geschicht. Es wird in der Vorlage eine Fliegertruppe ange- fordert für Heer und Marine. Die Franzosen legen auf diese Seite threr Wehrkraft ein besonderes Gewicht, wie aus ihren Etatsforde- rungen hervorgeht. Auf die Qualität Er deutschen Offizierkorps sind wir stolz und hoffen, daß wir dieses Nuhmesziel werden festhalten können. Leider besteht noch ein Mißverhältnis zwischen den Leistungen unserer Offiziere und den Bezügen, die der Staat thnen gibt. Dies Mißverhältnis findet seinen Ausdruck in dem Bestreben der Offi- ziere, in Privatbetrieben Stellungen zu finden, und in den Manque- ments. Ich habe schon früher den Kriegsminister e der Frage der schlechten Grenzgarnifonen seine besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Wenn selbst ein pflihttreuer Offizier 20 Jahre seines Lebens in einer solchen Garni}jon zubringen muß, so muß sein Dienst- eifer erlahmen. Solche Offiziere bringen dann auch für die Aus- bildung der Mannschaften micht mehr die volle Berufsfreudigkeit mit. Der Hauptpunkt i} die Verhütung der Veralterung des Offizier- korps. Es _ ist sehr mißlich, wenn die Ernennung zum Hauptmann und zum Stabsoffizier erst in einem Ra vorgerückten Lebensalter erfolgt. Es war vorhin von Jena die Rede. Die Ur- sache für die Niederlage von Jena lag nah Feststellungen, die 1906 erfolgten, vor manchem anderen in dem zu hohen Alter der Kompagnie- und Cskadronchefs. Die Armee darf nicht überaltern; das Springersystem, das jeßt eingeführt. worden i}, ist not- wendig, aber es hat anderseits auch seine Gefahren, indem hier und da Protektions- und Konnerxionsrücsihten den Ausschlag geben können. In einigem Umfange wird ja durch die vorgeschlagene Auna von Offiziersstellen Abhilfe gebracht; auch die beiden neuen Land- wehrinspektionen haben unseren Beifall; alle diese Vorschläge werden nicht bloß ihre organisatorishe Bedeutung haben, sondern auch in der Nichtung der Verbesserung des Avancements wirken. Was die Novelle zum Flottengeseß betrifft, so heißen wir ihre Vorschläge gut. Wir werden unsere f lottenpolitik, die keine aggressive ist, wie bisher nah unseren eigenen Bedürfnissen einzurichten haben. Unter die Frage der english-deutshen Beziehungen können wir jeßt einen Strich machen, nachdem der englishe Marineminister erklärt hat, daß die englische Flottenrüstung nicht nur auf Deutschland, sondern au auf die Maßnahmen anderer maritimen Mächte üdfsi t nehmen muß. Die Verdienste des Flottenvereins und des Alldeutschen Verbandes erkenne ih durchaus an, ebenso aber auch das historishe Verdienst des Admirals von Tirpib, des großen Organisators der deutschen Flotte, der es verstanden hat, als kluger Mann dem Uebershwange dessen, was in jenen Verbänden zutage trat, zu steuern. Der Ausgangs- Bunt für die Verstärkung der Flotte und des Heeres liegt ja in den
(arokkfowirren; blißartig ist damals die internationale Gefahr vor unseren Augen erschienen. Jnfolge der Entwiklung dieser Afffäre ist zweifellos in R der nationale Chauvinismus mächtig ge- wachsen, wie selbst die „Leipziger Volkszeitung" und der „Vorwärts“ haben anerkennen müssen. Erkennt man das aber als richtig an, so muß man auch für Deutschland die Konsequenz ziehen und darf die Vorbereitungen für den Verteidigungskrieg nicht in sentimentaler Weise unterlassen. Die Entscheidung in einem Weltkrieg wird immer auf dem Kontinent fallen. Unsere Marokkopolitik war von dem Gedanken beherrscht, daß die Beseitigung dieser Wirren eine Zeit ewigen Friedens herbeiführen werde; wir haben Ge, egen- seitige Sreunbschaftäbesuche von kommunalen Behörden usw. l en, und das Ende sind diese Wehrvorlagen! Wir stimmen für die Vor- lage vorbehaltlich der Prüfung im einzelnen, und wir hoffen, daß die Erhöhung unserer Wehrkraft etwaige Kriegsgelüste anderer Nationen dämpfen wird.
Abg. Dr. Mülle r - Meiningen (fort\chr. O): In bezug auf die geshäftlihe Behandlung stimmen wir den Vorschlägen des ME Bassermann zu. Wenn aber die Vorlage vor Fuoln nicht mehr sollte zu erledigen sein, so trifft die Schuld die ver-
ger und Königlih Preußischen Staatsanzeiger.
1912.
bündeten Regierungen. Wir sind ja an die Behandlung seitens der eichéregierung gewöhnt. Bereits seit November vorigen Jahres wußte sie, daß derartig bedeutende Vorlagen kommen würden, sie hat Monate verstreichen lassen, und jeßt erst die Vor- lagen gemaht. Und jeßt drängt man und treibt einen wahren Raub- bau mit der Arbeitskraft des Reichstages nah dem Rezept: riß B oder stirb! Fast jämtliche Parteien des Hauses S mit dieser Behandlung durch die Regierung unzufrieden. Der Reichstag wird auf Mittel und Wege sinnen müssen, um eine derartige Behandlung abzustellen. Was nun die Vorlage selbst betrifft, so werden wir bereit sen. um mit dem R E E o zu sprechen, in ruhiger und ernster E ohne jede taftishe Parteispekulation die Vorlage zu prüfen und zu bewilligen, was notwendig ijt. Diese Prüfung ist um jo notwendiger, als die Motive das Mangelhafteste sind, was uns je vorgekommen ist. Den Standpunkt des Grafen Posadowsky und des Abg. Herzog, daß das hier einfah eine Frage des Vertrauens gegen. die Militärverwaltung sei, können wir niht einnehmen. Da wäre das Parlament auf dem wichtigsten Gebiet überflüssig, es könnte seine Tätigkeit auf in Gebiete einstellen. Zwischen blindem Vertrauen und blindem Mißtrauen is doch eine Lea rof Kluft vorhanden, und die nennt Mini E genaue und aGlide rüfung. (Zuruf von rechts.) Es eint ein Herr zu sein, der bis jeßt ge- schlafen hat. Die Entwicklung hat unserem verstorbenen Eugen Nichter recht gegeben, daß endlih mit dem alten Zopf der Bindung des Ctats gebrochen werden muß, zumal ih doch die Regierung an sie niemals gekehrt hat und es auch jeßt nicht tut. B Bindung geht einfach aus dem Mißtrauen gegen den Reichstag hervor, und das ist vollständig falsch. Es ist ein Nachteil für eine Flotte, wenn man in einer derartigen Weise den Schiffsbau durch ein Geseß sestlegt. Der Staatssekretär von S wird mir zugeben, daß es lr L wer ist, solche Bindung taktish durchzuführen, weil die Technik so \hnelU fort- schreitet. Ebenso ist es bei der Armee. Was soll man bei solcher Vindungspolitik von der Weitsichtigkeit der Regierung denken? Sogar der Präsident des Wehrvereins, Generalmajor Keim, hat gefragt, wie es möglich sei, daß schon binnen einem Jahre die Bindung über den Haufen geworfen werden muß, Entweder hat die militärishe Ver- waltung {were Unterlassungssünden begangen, oder die Gefahr der jeßigen Situation wird unter dem Druck auswärtiger Momente allzu gewaltig übertrieben. Es n sich gar nicht leugnen, daß das Sicher- heitsgefühl der Völker gewaltig und gewaltsam im Laufe der lebten Jahre erschüttert wurde. Die Erregung dieser internationalen Nervosi- tät in allen Kulturländern wurde miterzeugt durch eine Agitation von Chauvinisten, der mit aller Schärfe entgegenzutreten eine ge- meinsame Pflicht aller Parlamente und Regierungen ist. So sind internationale Taktlosigkeiten selbst von Mitgliedern dieses Hauses begangen worden. So sind über verbündete Armeen bedenkliche Aeußerungen gefallen. Sehen denn die Herren nicht ein, wohin ste uns damit treiben? (Zuruf: Wer ist A Jch will keine Namen nennen, der Herr wird so rot, daß man ihn ohne weiteres erkennt. Man stellt unsere Armee so hin, als ob sie nihts taugt, preist dabei die französische und liefert dabei Wasser auf die Mühlen der französi- chen Chauvinisten. Deshalb kann die „France militaire" A r- tikel schreiben, die auch in englishe Blätter übergehen. ie Frage zu beantworten, ob \sih im leßten Jahre die europäishe Mächte- tonstellation so geändert hat, daß diese Vorlage nötig is}, wird dur derartige Dinge außerordentlih ershwert. Mit außerordentlicher Genugtuung muß konstatiert werden die Bemerkung eines hochange- ehenen Mitgliedes des englischen Parlaments, die L cuba wirkt. jemals hat der Kanzler grebere Zustimmung gefunden hier im Parlamente, als er von den Verhandlungen mit England Mitteilung machte. Es wäre sehr au bedauern, wenn fie jeßt auf den toten“ e sind. Die Völker in einen pathologischen aato-* uggestiven Zustand zu heben, ist verwerflih. Die lärmenden Minder- “- heiten, die bet uns derartiges tun, sißen dem Kanzler viel näher. Wir haben das Zutrauen zu der Vernunft der Völker, daß sie diese Krise überwinden. Wir freuten uns, als der Kanzler den Abg. von Heydebrand zurüwies, indem er erklärte, daß es ihm bitter a l mit anderen Völkern in Frieden zu leben. Die Nachrichten von chweren Ünstimmigfkeiten res einzelnen Ländern sind nicht neu, und von dem S aus mü en wir betonen, daß wir die Tätigkeit der Presseabteilung des Reichsmarineamts für außerordent- lich bedenklih halten. Man kann sie sogar als unerträglich bezeichnen. Was die materiellen Forderungen anlangt, so stehen wir den teh- nischen durchaus sympathisch gegenüber. Das Beste und Zeit- gemäßeste, was es an Ausrüstung gibt, ist für unsere Armee gerade gut genug. In dieser Bezichung find wir uns der {weren Verant- wortung vollständig bewußt. Auch wir legen größten Wert auf \o- fortige Kriegsbereitschaft. Ohne eine solche ist unser gewaltiges Instrument zu Wasser und zu Lande nur ein Messer ohne Klinge. Vie Verpflichtung der gewissenhaftesten Prüfung ist um so größer, als wir uns darüber klar sind, daß es bei den 880 Millionen, die im anzen gefordert werden, niht sein Bewenden haben wird. Man spricht bereits von einer stärkeren Heranziehung O Reserve zu lebungen, und das Beispiel, das uns Frartrei& auf diesem Gebiete gibt, A nicht unbeachtet bleiben. Dann der Ünteroffüterersa und die Fortschritte der Technik, die Ergänzungen notwendig machen, der Ersaß der Bespannung für unsere Feldartillerie usw. Die es mehrung ist eine ganz ungeheuerliche, und um so mehr hat der Reichs- tag die Pflicht, zu verlangen, an der Schrei nah Sparsamkeit end- lih gehört wird. Nur eine Reform der fkörperlihen Erziehung unserer männlichen Jugend wird es ermöglichen, die allgemeine Wehr- pflicht durchzuführen, ohne daß die Kosten steigen. Ohne den guten Willen der Militärverwaltung i} eine Sparsamkeitsaktion nicht möglih. Die Militärverwaltung muß uns darin mehr entgegen- kommen, als es in den leßten 10 Jahren geschehen ist. Es hat bei thr an em Willen in dieser Beziehung gefehlt. Sie hält an dekora- tiven Geschichten mit großer Zähigkeit fest. Wir haben ein ganzes Bündel von Wünschen, mit denen wir ganz bedeutende Grsparnisse einleiten könnten. 1908 war es Fürst Bülow, der dem Reichstage eine derartige Sparsamfkeitsaktion von seiten der MNeichsregierung versprochen Mh Die Regierung hat diesen Wechsel nicht eingelöst, andere Ressorts auh nicht. Wir können deshalb nicht in Bausch und Bogen diese Riesenbelastung des Volkes ohne weiteres annehmen. Se e Mui D wir die Erhöhung der Mannschaftslöhne und sind vollständig mit dem Vorschlag des Zentrums einverstanden, diese shon vom 1. Oktober ab eintreten zu lassen. Große Bedenken haben wir nun aber bezüglich der wichtigsten, der Deckungsfrage. Gut ist erst recht die allerpeinlihste Gewissenhaftigkeit notwendig. - Wir haben auch keine 2G für Bewilligung von Steuern auf Vorrat, auch wir besißen die Steuerscheu, von der der Schaßsekretär sprach; wir wollen aber auh nicht mit offenen Augen das alte Finanz- elend des Reiches wieder heraufbeschwören. Die Streckung der (innahmen mag ja e das Jahr 1912 stimmen, wenn auch die Zuker- steuer zu hoh angeseßt ist; aber ist denn diese ganze Milchmädchen- rechnung eine mehr als momentane? Tatsächlih sind die Voraus= sebungen dafür {on jeßt niht mehr vorhanden. ie sih doch die Verhältnisse und Menschen ändern können! Als Reklameschild für das Reichsschaßamt möchte ih vorschlagen: „Hier wird eine unüber- trefflihe Stimmungsschnellmalerei getrieben!" Weiß, \{chwarz, rot, je nah Bedarf. "Jch sehe noch Herrn Wermuth die Hände ringen, als wir die 9 Millionen für die Herabseßung der Altersgrenze für die Invalidität von 70 auf 65 Jahre ten: A die Verweigerung unserer Forderung für die armen Wöchnerinnen jeßte man geradezu das fulturelle Niveau Deutschlands herunter. a her Wider- spruch rechts und im Zentrum. Lebhafte Zurufe.) Gerade weil man