bis zum 30. Juni d. J., Meldungen anderer Bewerberinnen bei derjenigen Königlichen Regierung, in deren Bezirk die Be- o tEny wohnt — in Berlin bei dem . Herrn Polizei- 9
präsidenten —, ebenfalls bis zu diesem Tage anzubringen.
Jst der Aufenthaltsort der Bewerberin zurzeit ihrer | A Meldung nicht ihr eigentlicher Wohnsig, so ist auch der leßtere
anzugeben.
Die Meldungen können nur dann Berücksichtigung finden, wenn sie genau der Prüfungsordnung vom 15. Mai 1894 entsprehen und mit den im § 4 derselben vorgeschriebenen
Schrif Bei denjenigen Bewerberinnen,
Prüfung A nicht abgelegt haben, erstreckt sich die mündli
Prüfung. au
und orge E
tücken ordnung8mäßig versehen sind.
Jn dem Gesuche ist anzugeben, ob die Bewerberin sich zum ersten Male zur Prüfung meldet oder ob, und wann sie sih
bereits der Turnlehrerinnenprüfung unterzogen hat.
Die über Gesundheit, Führung und Lehrtätigkeit beizu- nisse müssen in neuerer Zeit ausgestellt sein. chen Zeugnis muß hervorgehen, daß die be-
bringenden Zeu
Aus dem ärztl
e | Grherzog mit
die eine L e | die!
auf die Kenntnis der wichtigsten Erziehungs-
meiner Königlichen Hoheit dem Großherzog, n doheiten den Herzögen Paul Friedrich olf;riedrih, den Ho “4 von Roseneck, der Generalität und dem Offizierkorps der (irnison empfangen worden.
den gest seinem hohen
Jhrer Kaiserlihen Hoheit der
von
h | c Großherzogin Alexandra un d Sber a Marie bewillkommnet wurde.
Elsaß-Lothringen.
Die Ex u Kammer des Landtags hat laut Meldung es „W. T. B.“ gestern gegen die eine Stimme des Abg. Blumenthal bei einer Stimmenthaltung eine von der Kom-
treffende Bewerberin körperlih zur Turnlehrerin geeignet ist--zuission porgeshlagene Resolution angenommen, nah der kein
Das Zeugnis von der Ausstellerin eigenhändig zu unterschreiben.
Die Anlagen jedes Gesuches sind zu einem Hefte) habe, fär die Zukunft ins
vereinigt einzureichen. Berlin, den 17. April 1912. Der Minister der geistlihen und Unterrichtsangelegenheiten. Im Auftrage: Müller.
Dem Oberarzt der Klinik für kranfheiten, Privatdozenten in der Me Universität zu Kiel Dr. Friedrih Bering Professor beigelegt worden.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
Der Kreistierarzt Nippert zu Kölleda ist in die Ki8- tierarztstelle des Saalkreises mit dem Amtssiß in Halle - S. verseßt worden. i
Finanzministerium.
Die Rentmeisterstelle bei der Königlichen creiskasse
in Ohlau, Regierungsbezirk Breslau, ist zu beseßer
Die von heute ab zur Ausgabe gelangenæ Nummer 13
der Preußischen Geseßsammlung enthält unter
Nr. 11 188 das Kirchengeseß, betreffend Vexegung des Festes Ve.kündigung in den GHeorgsmarienhütte,
der Darstellung Jesu und des Festes der JInspektionen Badbergen , Bramsche und vom 6. April 1912, unter
Nr. 11 189 den Allerhöchsten Erlaß,-/betreffend die anderweite aatswerksdirektoren und der- Bergwerksdirektionen,
054 be es E L und Wallmerod, vom 18. April ‘1919.
7512, dexr Vorsißenden de i n Sab, x L, d unter
: A em 7 ». Rangverhältnisse der au “fub eel e ), den 29. April 1912.
Königliches Geseßsammlungsamt. Krüer.
über die Turn- bezw. Shwimmfsertigkeit ist
aut- und Geschlecht3- izinischen Fakultät der ist das Prädikat
Nichkamklicßes.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 30. April.
Seine Majestät der Kaiser und König hörten gestern vormittag im Achilleion auf Korfu die Vorträge des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats pyon ie f c Chefs G Mine, Generals der Jn- anterie Freiherrn von Lyncker und des Chefs des ine- ika Admirals von Müller. e s
Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M. S. „Panther“ am 26. d. M. in Freetown (Sierra Leone) und S. M. SS. „Emden“ und „Jaguar“ am 2. in T/\ingtau eingetroffen.
Sachsen.
Anläßlich des Stapellaufs des Linienschiffes „König Albert“ hat, wie der „Sächsische Landesdienst“ meldet, iden Selliér M O dem König Friedrih August und Seiner Majestät dem Kaiser, folgender Telegrammwechsel stattgefunden :
Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen.
Das Linienschiff Ersay Aegir, durh meine Schwester „Köni Albert“ getauft, ist soeben glüdcklih vom Stapel g: laufen. Möge bas Schiff, den Traditionen seines Namens getreu, allezeit bereit sein, sein Bestes einzuseyen für Kaiser und Reich, als würdiges Glied unserer &lotte. Dir, ihrem obersten Kricgsherrn, danke ih dabei erneut von ganzem Herzen für die mit soviel Licbe und Treve mir und meinem ganzen Sachsenvolk erwiesene Ehre und für die herrlihe Gestaltun «der heutigen Feier, die mir und meiner Schwester unvergeßli bleiben wird. Friedri erge
Seiner Majestät dem König von Sachsen.
Ih habe mich sehr gefreut über Deine Mitteilung von dem glüdliden Stapellauf des Linienschiffes „König Albert“ und danke Dir und der Prinzessin Mathilde herzlich für das Erscheinen zur Stapellav sfeier. Möge das stolze Schiff dem Namen des Heerführers aus großer Zeit allezeit Ehre machen und ein neues Band knüpfen zwischen den Bewohnern des Sach|enlandes und der On Mèarine. ; ilhelm.
Meelenburg-Schweriu.
Zum Besuche des Großherzoglichen Hofes ist heute mitta Seine Königliche Hoheit der oi 78 Von Bayern in Vertretung Seiner Königlichen Hoheit des
| Behebung der Verkehrsbehinderu! f
Anlaß bestehe, eine Kürzung der Repr äsentationsbezüge des Statthalters, wie die Zweite Kammer vorgeschlagen Auge zu fassen.
Oesterreich-Ungarn.
Im ungarischen Ab eordnetenhause hielt der gnisterpräsident Lukacs gestern eine Pro grammrede, in d er laut Bericht des „W. T. B.“ ausführte : ;
Er bedauere, daß s die österreichishe Regierung un erectigter Leise in die kroatischen Angelegenheiten eingemüicht abe. Die Agitation gegen die Staatseinheit habe in Kroatien einen so bedenklihen Grad erreiht, daß Ausnahmemä Ren rgriffen werden mußten. Doch sei die ungarishe Wegterung . ber t, alle fkroatishen Beschwerden anzuhören, Und Z: wée das größte Entgegenkommen beweisen, um diese abzustelléñ; es könnten aber die kroatischen Angelegenheiten nicht ‘infolge der G uia einer fremden Regierung oder eines fremden Vertretungskörpers erledig werden. Was die Wahlreform anbetreffe, das Mißtrauen der Opposition zu zerstreuen, als ob e. Regierung: die Wahlreförm nicht ernstlih wolle. Er werde einen bezüglidtt Geiens rf innerhal ciner n vorlegen, daß die nächsten Wahlen}hon auf Gruiß- lage des teuen Wahlgeseyes stattfinden könnten. Nachdem seit 64 Jahn am Wallgeseß nihts geändert worden \eèi, müsse diesmal ein großer Schritt (n der Wahlreform getan werden. Doch wgrdèes die Wer
¡erung dermeiden, einen Entwurf zu unterbreiten, ns fle bedeuten würde. Die Regierung wolle all rechtigte: Wünsche erfüllen, andererseits aber auch é À fertigten\ Bedenken der konservativen Elementez ber Der letende Gedanke der Reformvorlage rde A erfennun( des Prinzips des / allgemeinen Stimnirg ts set 0 stufenweiè verwirkliht werden würde. Es, werdep her r - ein gewisser leil der Abgeordnet auf der Grundlagê& “des allgefkneinen Stimmr&{ts gewählt werden Gleichzeilig wit E OUOATE des Wakhlrech} werde auch eine Meform der HauWrdnung durch- geführt wrden. Der Minissrpräsident appellierte \{ließlich an alle arteien, daß fie bei der Hexstellung der durch die. Ob\Luktion ge- sibmten frbettsfäzigt t des Altgeordnetenhauses mitwirkes follten. | Grofßbritanuien und Jrland. der gestrigen Sißung des Unterhauses fragte der b 2 nete Sykes (tons) an, of die Dardanellen noch
e ale geschlossen ||jen, ob ferner die britische
eÆcung an die italienishe und die türkische Regierung heran-
én wolle, um einen örtlichen Waffenstillstand von genügender
auer herbeizuführen, der den britischen und anderen gegen- wärtig im Bosporus vor Konstantinopel und im Marmara- eer festgehaltenen Schiffen Gelegenheit gebe, in das Mittel- [ländische Meer auszulaufen.
Wie „W. T. B.“ meldet, bêéjahte der Parlamentsuntersckretär / Acland den ersten Teil der L Wegen des zweiten Teils er- flärte er, Str Edward Grey habe Îie am meisten intere ssierten Mächte befragt, cb irgend eine zeitweilige | Naßnahme der erwähnten Art zur getroffen werden könne, wenn die Durchfahrt nit, wie man gehofft habe, in dieser Woche freis gegeben werde.
Bei der darauf folgenden Fortsezung der Budget- beratung fkritiserten verschiedene Mitglieder beider Seiten die Absicht der Fegierung, den Uebershuß von 6,5 Millionen ae für gewissi, möglicherweise eintretende Erfordernisse zu reservieren, statt ie zur Schuldentilgung zu verwenden. Der Abgeordnete Auslen Chamberlain richtete an den Schaß- fanzler Lloyd Ge&rge die Frage, ob irgend ein Teil des Ueberschusses, der niht zur Deckung außerordentlicher Forderungen für die Marine in ia Jahre oder zur
eckung eines auzergewöhnlihen Einnahmeausfalles gebraucht werden würde, zu! Schuldentilgung verwendet werden solle.
Lloyd Georg: erwiderte hierauf, daß die Regierung über den UVebershuß nicht vefügen wolle, erstens wegen der Unsiterheit der Wirkung der Arbeterunruhen auf die Staa!seinnahmen, zweitens wegen der im voriger Jahre entstandenen Kosten für die Admiralität, die sich auf 600 000 Pfund beliefen, hauptsächlih aber wegen der Un- sicherheit der etwa nch e1forderlihen Geldmittel für die Flotte. Es sei sehr \chwierig, fch über diese Angelegenheit weiter auszulassen, ohne vielleiht Schaden anzurihten, und detwegen möge das Haus ert\chuldigen, wenn e1 das nicht tue. Der Erste Lord der Admiralität Churill habe darauf hingewiesen, doß die Voranschläge auf der Annahme beruhten, dch die Programme anderer Länder si nicht von denen früherer Jahre unterschieden. Er habe aber gleichzeitig erklärt, daß, wenn diese Progrumme geändert würden, er an das Haus neue Forderungen stellen müsse, und daß fsolhe Aenderungen einen \{werwiegenden Einfuß auf das Programm Englands haben könnten, und wie @ (Uoyd George) meine, haben würden. „Wir wissen nicht“, {loß der Schaßkanzler, „wie es zurzeit damit steht, und ih weiß nicht, welhe weiteren Forderungen an uns herantreten könnten, jedenfalls aber müssen wir mit der Möglichkeit rechnen, um wenn es der Fall sein sollte, so wird es sich niht nur um Forderunzen für dieses Jahr allein handeln. Sollten aber weitere Forderungin nötig werden, so brauchen wir sicher nit zu borgen, um ihnen gerecht zu werden. Wenn es möglich ist, eine weitere Besteuerung zu vermeiden, so sollie man das tun, und wir fönnten es vermeiden, venn wir einen Fonds haben, auf den wir eira können. Wenn die Regierung nah dem hr vor- iegenden Nachrihhtenmaterial und nah endgültiger Gestaltung der Dinge zu dem Schluß kommt, daß es notwendig ist, weitere Ausgaben zu machen, so muß die Zustimmung des Hauses für diesen Zweck sicher gestellt werden. Diese Frage könnte aber spâter, wenn das Budget in die Kommissionsberatung kommt, wieder auf- genommen werden, und dann wid auch die Reai-rung und das Haus im Besiye alles tatsächlihen Materials sein." Etne bestimmte Zusage, die Chamberlain zu erlangen versuchte, daß das Geld, wenn es nicht für die Flotte oder zur Deckung eines Ginnahmeausfalls aus Anlaß des Kohlenarbeiterstreiks gebrauht würde, zur Schuldentilgung ver-
wandt werden solle, lehnte der Schaßkauzler ab.
Pri1zreenten in Schwerin eingetroffen und, wie „W. T. B.“ meldèt, a: dem mit Fahnen undLaubgewinden geshmüdckten Bahn-
und dem Staatsminister Grafen von Basenis, AeR von Pressentin und Dr. Langfeld, den obersten
ein, dem Kommandeur der 17. Division Generalleutnant
Nach der Begrüßung und dem bschreiten der Front der vom Grenadierregiment Nr. 89 Ehrenkompagnie fuhren Seine Königliche Hoheit der Gaste nah dem Schloß, n roß- ezogin-Mutter und Jhren Königlichen Hoheiten der verwitweten
\, des Aeußern Assim-Bey laut Meldung des „W. so wünsche die Regierung -
der einen Sprung A
, ‘das
-
Frankreich. :
Der Ministerpräsident Poincaré hat laut Meldung des
M. T. B.“ dem Gesandten Regnault mitgeteilt, daß die
Regierung ihm ihre volle-Wertshäßung und ihr ganzes Ver-
trauen bewahre und daß sie sih bei Ernennung des Generals
Liautey zum Generalresidenten in Marokko nur von Erwägungen
der höheren Politik habe leiten lassen. Gleichzeitig wurde
Regnault beauftragt, die Ankunft des Generals Liautey in Fes
abzuwarten und ihm bei Antritt seines neuen Amts mit seinem Rat zur Seite zu stehen.
Rußland.
Der Ministerrat hat einen von 122 Abgeordneten der Reichsduma eingebrachten Geseßvorschlag, den FaNen des Generalgouverneurs in Warschau aufzuheben, laut Meldung des „W. T. B.“ mit der Begründung abgelehnt, daß eine solhe Maßregel unzeitgemäß sei, da in einem Grenz- gebiete, das in P Ai nationaler und religiöser Beziehung eine Ausnahmestellung einnehme, die Erhaltung einer starken Lokalgewalt notwendig sei.
— Jn der Reihsduma stand gestern der Kultusetat zu Beratung.
Fm Laufe der Debatte kam der Kadettenführer Miljukow auf die große Zahl der Schülerselbstmorde zu sprehen und sagte, obiger Quelle zufolge, auf die Ministerloge weisend, in der der Kultuöminister und sein Gehilfe saßen: „Die Mörder unserer Kinder sißen vor Ihnen!“ Für diese Aeußerung wurde Miljukow zunächst auf fünf und, als er sie wiederholte, auf zehn Sißungen ausgeschlossen.
Spannen. Der Ministerrat beschäftigte sih gestern mit der von
dem französischen Geschäftsträger in Tanger dem dortigen diplomatischen Korps gemachten Mitteilung, daß die französische
Regierung die gesamten Befugnisse nunmehr dem General- die nee pas ha
cu
residenten übertragen werde, und da {haft in Tanger lediglih ein Amt für lokale Angelegen bilden solle.
Türkei.
Bei dem gestrigen Diplomatenempfang teilte der D den Diplomaten mit, daß der Ministerrat bisher keine Ent- rg über die Wiedereröffnung der Dardanellen abe treffen können, er aber bestrebt fein werde, demnächst eine Entscheidung zu fällen.
- ie „W. T. B.“ aus Kanea meldet, hat der britische Kreuzer „Minerva“ den griechishen Dampfer „Peloponnisos“ ble ar der eine Anzahl kretisher Abgeordneter, die
r die griechische Kammer gewählt waren, nah dem Piräus ringen wollte. Die Abgeordneten rburden als Gefangene auf den britischen Kreuzer „Hampshire“ gebracht; dann wurde der Dampfer „Peloponnisos“ wieder freigelassen.
Amerika.
Das qchilenishe Ministerium ist nah einer Meldung des „W. T. B.“ zurückgetreten.
Asien.
Senat vorstellt, ist gestern von Yuanschikai mit einer Rede eröffnet worden, in der er nah dem Bericht des „Reuterschen Bureaus“ ausführte:
Die wicht:g\te Angelegenheit sei die Regelung des Finanz- wesens. China sei zurzeit niht imstande, die fremden Anleihen zu bezahlen, während neue Ausgaben die Pn weiteren ausländischen Kapitals erforderlich machten. Die Regierung wäre jeßt mif der Ausarbeitung eines Planes von Steuerreformen beschäftigt, den er in kurzen Zügen carakterisierte. Die N. gierung verhandle mit den Mächten in der Absicht, die Steuer einkfünste zu erhöhen, die Likinzöle abzuschaffen und di A usfubrzölle zu ermäßigen. Er hoffe, daß die Eisenbahn- und andere werbende Anleihen sich selbst verzinsen würden, andernfalls würden die Salzabgaben da'ür în Anspruch genommen werden müssen. Es werde nôtig sein, -ausländishe Finanzsachverständige anzustellen, um eine rihtige Aufstellung des Budgets und eine klare Rechnungslegung zu erzielen. Er hoffe, daß das Volk den Widerstand gegen die weitere Entwicklung des Landes mit Hilfe auslärdishen Kapitals aufgeben werde. Die Bergwerkegeseßgebung solle reformiert und die überflüssfigen Truppen sollten entlassen werden.
Yuanschikai schloß mit dem Hinweis darauf, daß die Mächte in den leßten Jahren eine wohlwollende Haltung eingenommen und den Wunsch gezeigt hätten, China zu helfen, wofür die Chinesen sich dankbar zeigen sollten.
— Eine Mitteilung des Premierministers, des Ministers des Auswärtigen uud des Finanzministers an die Gesandten der Viermächtegruppe stellt, wie die „Times“ meldet, fest, daß der Vertrag über die belgische Anleihe vom 14. März den Noten widerspreche, die am 9. März zwischen dem Präsidenten und den Banken der Viermächtegruppe ausgetauscht worden sind. Die chinesishe Regierung verpflichte sih daher, den belgischen Kontrakt für ungültig zu erklären und den Vor- {uß von 1250000 Pfund, den sie auf Grund der belgischen Anleihe erhalten habe, niht aus der künftigen Anleihe der vier Banken zurückzuzahlen. Die Regierung habe die Ge- sandten ersucht, den Banken die Wiederaufnahme der Verhand- lungen zu empfehlen, und diese hätten demgemäß gehandelt. Tangschaoyi habe den Gesandten mitgeteilt, daß China eines sofortigen Vorschusses von 835 Millionen Taels bedürfe und weiterhin monatli eines solhen von 6 400 000 Taels. Das Geld werde namentlich zur Besoldung der Truppen und zur Einlösung der während des Bürgerkrieges ausgegebenen Noten gebraucht, die in Hankau allein in Höhe von 120 Millionen Dollars ausgegeben worden seien.
Afrika.
Nach einer Note der „Agence Havas“ hat die Unter- suhung der Ereignisse in Fes durh den Gesandten Regnault ergeben :
1) Die Meuterei der Truppen hat ihren Grund in der Un- zufriedenheit, die durch die Entscheidung, betreffend den Sold, und dur die Befürchtung der Soldaten, daß sie einen Tornister tragen sollten, hervorgerufen worden war.
2) Die Unterzeichnung des Protektorats kann nit als eine der U'sachen der Unruhen angeschen werden. Ohne Zweifel hat Mae Ereignis in einer fanatishen und unwissenden Bevölkerungé schi eine gewisse Erregung und Feindseligkeit hervorgerufen, aber dieser Geist hätte keine ernste Gefahr heraufbeschworen, solange die Truppen treu blieben. B
3) Auch in den Kritiken, die sh in dem Rahmen einer Ber- urteilung des Mißbrauchs der Amtsgewalt des Machsen beweuten, kann fein Grund oder Vorwand zu einer feindseligen Bewegung ege uns gefunden werden. Tiese Kritiken hatten seit der Ankun Regnaults in Fes jede Schärfe verloren. Gbensowenig ist irgend ein
Spur, die auf fremde Machenschaften hindeutete, zu entdeden..
Der chinesische Beirat, der tatsächlih den vorläufigen
4) Die Ansicht, daß die Juden die Empörung angestiftet hätten, ibehrt jeder Begründung; die Erelgnisse beweisen dies. Die V ung Es Sultans und seiner Wesire ist ebenfalls über jeden Ver- ht er :
h) Die Erhebung war nicht organisiert.
6) Die Erregung unter den Stämmen, die im Falle einer Ver- wörung bätte zum Ausbruh kommen müssen, fiel nicht mit der seuterei des Militärs zusammen und zeigte si tatsählich niht ter den benachbarten Stämmen.
7) Es bestanden keine Anzeichen, aus denen man die Erhebung ite vorhersehen können; Regnault und Moinier hatten keine Nach- t erhalten, die sie in den Stand geseßt hätte, die Regierung über ¿ Möglichkeit einer Meuterei aufzuklären.
Wie die „Agence Havas“ ferner aus Larr asch vom 7 d. M. meldet, dauert die Gärung in der dortigen Gegend 1 und es wird den Europäern geraten, ihre Häuser nicht zu lassen. Seit dort die Ereignisse in Fes bekannt geworden d, ist die Haltung der Eingeborenen anmaßend geworden. je spanischen Verstärkungen konnten des \{hlechten Wetters ¿gen nicht gelandet werden und kehrten nah Cadiz zurü.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die gestrigen Sißungen des Reis - 1gs und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in r Ersten Beilage.
— Der Reichstag seßte in seiner heutigen (51.) Sigung, helher der Staatssekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf viwohnte, die Spezialberatung des Etats für das Reichs - ¡lonialamt in der gestern begonnenen allgemeinen Be- rehung bei dem ersten Ausgabetitel „Staatssekretär 14000 6“ fort.
Abg. Dr. Waldstein (fortshr. Volksp.): Gegenüber der Aeuße- ing des Abg. Exrzberger über die Stellung Frankreihs wöchten auch vir“ ünschen, daß es sich um ein Mißverständnis handelt. Vielleicht
Windet ih Gelegenheit, diese Angelegenheit zu regeln, wenn man an
je Frage der Konzessionsgesell schaften herantritt, die wir durch das Marokffoabkommen in unseren neuen Gebicten bei Kamerun bekommen ben. Neben diesen Konzessionsgesellshaften muß aber auc für unsere Huufleute genügende Betätiguna offen gelassen werden. Wir wünschen iht, daß gegen die Konzessionsgesellschaften mit ganz besonderer Etrenge vorgegangen wird. Damit könnte der Wert des Abkommens h internationaler Beziehung beeinträchtigt werden. Das Gebiet eser Gesellshaften ist aber Îo groß, daß sie allein es nicht auf- fließen können. Der Freihandel in diesen Gebieten {ist außerdem urch die Congoakte gewährleistet. Der Einschränkung des Alkohol- nsums stehen wir freundlih gegenüber. Dagegen können wir uns iht mit der Auffassung des Abg. Henke über den Bierkonsum ein- standen erklären. Die Bahniarife müssen allein dem \nterese der Kolonie angepaßt werden, selbst auf die Gefahr in, daß sie anfangs nicht so einbringlih find. Es andelt fch dabei doch in erster Linie um die Auf- hließung des Landes. Das Balanzieren des Etats darf deshalb iht allein ausshlaggebend sein. So ist z. B. der französische Farif erbeblih billiger. Deshalb laufen die Neger bei uns lieber leben der Bahn her, als daß fie sie benußen. Was die Baumwollen- [tur anlangt, so rihtet sh unsere Industrie hoffentlich nicht ah den Ausführungen des Abg. Henke. In Togo ist allerdings ein Rüdgang zu verzeichnen, dcch liegt der Grund dafür auf einem ndern Gebiete. Andere Länder haben ebenso E Man braucht ur die Entwicklung auf diesem Gebiete in Nordamerika anzusehen. lu dort hatte man zeitwetlig einen NRükgang. Allerdings muß man { uns bei der Auswahl der Baumwollsachverständigen etwas vor- (tiger sein. Man sollte sie zue:st nach Nordamerika scicken, damit f dort lernen. Dafür muß Geld vorhanden sein. Zu bedauern ist {nelle Beamtenwewsel in den Kolonten, ganz besonders unter m Gouv: rneuren. Sie können \ich deshalb in ihrem Wirkungskreis ht etnleben. Wir hoffen deshalb, daß der in Auésikt genommene ouverneur von Ostafrika nicht nur der Plaßhalter für einen hmmenten Mann ift, sondern rect lange dort bleibt. Der Schwerpunkt r Verwaltung der Kolonien muß mehr in diese-selbst verleat werden. Bir unterstüßen deshalb den Antrag der Budgetkommission, ein ilgemeines Kompetenzgeseß für die gesamten Schutzgebiete zu schaffen, ind ebenso eine Volkevertretung für Südwestafrikfa auf Grund des ilgemeinen gleichen Wahlrehts. Wir müssen bedenken, daß wir über Verhältnisse \vrechen, die Tausende von Kilometern von uns entfernt snd. Das gilt auch vom K-olonialamt. Wir gönnen der Spree alle nôglihen Zentralbehörden. Aber es ist doch besser, daß der oberste olonialgerihtshof an die Waterkant, nah Hamburg kommt.
(Schluß des Blattes.)
— Das Haus der Abgeordneten seßte in der heutigen (60.) Sitzung, welcher der Minister des Jnnern Dr. von dallwiß beiwohnte, die zweite Beratung des Etats des Ministeriums des Jnnern für 1912, und zwar zunächst die Pesprehung des Kapitels „Landrätliche Behörden und Temter“, fort.
Abg. Dr. Schroeder- Cassel (nl.): Wir haben {hon tn früheren Jahren uns darüber beklagt, daß die Dienstaufwandsentschädigungen ker Undräte zu gering bemessen seien, und wir haben im vorigen Jhre einen A: trag gestellt, d'ese En!shädigungen entsp: ehend zu er- lten. In diesem Etat ist der Fonds um 500 000 4 erhöht worden. Nene politischen Freunde find dem Minister des Innern und dem inanzminister dafür sehr dankbar (Der Präsident macht 1 Redner darauf aufmerksam, daß diese Ausführungen zu einem een Titel gehören, worauf der Redner seine Ausführungen ab-
_ Abg. Eberhard (konf.): ften, is im echt liberalen
Vir haben denn au in diesen Tagen eine große Rethe bewcg- ler Klagen über die Tätigkeit der Land1iäte, über ihre angeb- lihen Uebergriffe und ungerc(tfertigte Handlungen gehört. Von den 26 vorgebrachten Fällen über angeblih mißbräuchlihe An- endung des Vereinsgeseßes werden sicherlich 25 übertrieben oder aus den fingern gesogen sein. Dem Landrat steht das staatsbürgerlid;e Recht t politishen Betätigung genau so zu, wie jedem anderen datsbürger; es darf ihm niht verkürzt werden. Cs ist 4 nidt erfreulih, wenn man dazu gezwungen ist, alte jelhihten wieder auszugraben und breit zu treten, aber man he sie nicht unwidersprochen lassen, um niht den E in des Unrehts auf sich zu laden. Ich muß des- Kl auf die von dem Abg. Lohmann am 27. April vorgebrahten fie Fngeben, weil der Landrat meines Wahlkreises beschuldigt vorden ist, in unzulässiger Weise bei den Wahlen aufgetreten (ein, Herr Lohmann sagte damals, daß der Landrat Dr. von I ann in Wohlau nicht nur in einer nationalliberalen, sondern h in einer fkonservaiiven Versammlung aufgetreten sei, wozu ain das Recht nicht bestreite, daß jener aber auch öffentlich lärt habe: „Wenn ich Wirt wäre, würde ih mein Lokal nur den juservativen zur Verfügung stellen“. Herr Lohmann fügte Wu, wenn das richtig wäre, so würde zweifellos ein Ueber- vel Ih erkenne an, daß Herr Lohmann so L deSerehtigfeitösinn hat, daß er gegen das Auftreten eines Mndrats in einer konservativen Versammlung nichts einzus
Einem Landrat etwas am Zeuge zu Sinne immer eine gute Tat.
vorliegen.
wenden hat. Ob er aber damit bei seinen Parteigenossen Beifall [iden wird, {t mir zweifelhaft; weiter nas links wird er wahr- che:nlich auf einen scharfen Gegensaß stoßen. Nun zu der Neußerung selbst! Der Abg. Lohmann hat den Wortlaut der Aeußerung des Landrats falsch wiedergegeben. Herr Lohmann hat es so dargestellt, als ob Herr von Engelmann gesagt hätte, er würde das Wahllokal nur einem Konservativen zur Verfügung stellen. Ih: habe hier die \chriftlihe Erklärung des Staatsbürgers von Engelmann. Dana hat er gesagt: . . - „so würte ich Jhrer
artei“ — also den Nattonalliberalen — „mein Lokal nit hergeben“.
as ist ein großer Unterschied, denn die nationalliberale Partei hat den Wahlkampf in diesem Kreise in einer Form geführt, daß son aus rein menschlihem S inoen beraus der Gastwirt dieses Lokal ver- weigern müßte. Zum Beweise desen, wie der Wahlkampf geführt wurde, fann ih mi auf die Tätigkeit eines Oberlehrers berufen. Ih war bei der Kultusdebatte verhindert, an den Kultusminister die Frage zu richten, ob er damit einverstanden sei, daß die Schulaufsichtsbebörde die agitatorishe Tätigkeit eines solhen Lebrers dulde. Der Ober- lehrer hatte sch in der Versammlung an den Landrat gewandt und von ihm beansprucht, dah er seinen Einfluß dahin geltend machen solle, daß die Wirte ihre Lokale allen Parteien zur Verfügung stellen. Das hat der Landrat natürlih abgelehnt, denn er hat si da nicht hinein- zumischen. Ich \{ließe mi aber doch der Bitte des Abg. Lohmann an, daß der Minister alle Fälle untersuchen möge, damit er bei einer neuen Debatte wieder so treffendes Material hat. -
_ Abg. Ramdohr (freikons.): Die Landräte müßten in den Kreis- blättern vor den Tricks der Wahlkontrolleure warnen. Den Sozial- demokraten kommt es bei der sogenannten Wahlkontrolle nicht darauf an, die Wahlhandlung zu kontrollieren, sondern darauf, Proteste zu fonstruieren. Bei den Wahlen von 1903 ershien au an dem Orte, wo ich Wahlvorsteher war, ein sozialdemokratischer Wahlkontrolleur. Uebrigens ist es keine Freude, wenn nur 560 Wähler da sind, den Le Tag als A aushalten zu müssen. Vielleicht könnte ür solhe fleinen Wahlbezirke eine kürzere Pte f für die Wahl Feligeles werden. Dieser Wahlkontrolleur hatte sich eine Menge
aterial mitgebracht, und als er wegging, ließ er konservative Stimmzettel liegen. Ein Wakhlvorstandsmitglied hat dies noch retzeitig bemerkt. Wäre es nicht bemerkt worden, dann hätte es naher geheißen, daß in dem Wahllokal Stimmzettel verbreitet würden, und daß die Wablen infolgedessen ungültig seien. Man darf uns diesen Wahlkontrolleuren gegenüber nit der Hartherzigkeit zeihen. Da die Leute den ganzen Tag aushalten müssen, haben h gutherzige Gemeindevorsteher und Gutsvorsteher gefunden, die den sozialdemokratishen Kontrolleuren noch Cisbein und Sauer- fohl gegeben haben. Aber es kommen auch andere Fälle vor. Es fommt oft vor, daß Sozialdemokraten sich unnüß machen, natürlich außer dem Hause. Da oft die Leute niht wissen, wie sie sih den Wahlkontrolleuren E zu verhalten haben, fragen sie beim Landratsamt an. enn die Antwort’ z. B. lautet: „Weist sie hinaus“, so kann es einmal gesehen, daß verstanden wird: „Schmeißt fie hinaus“. Da fkann es denn mitunter etwas hart zugehen.
(Schluß des Blattes.)
Statistik und Volkswirtschaft.
Die Bewegung der Bevölkerung in Preußen tin den Fahren 1910 und 1911.
Im preußishen Staate sind im Laufe des Jahres 1910 1256 613 Geburten, 675 148 Sterbefälle (einshließlich von 37 166 Totgeburten) und 310 415 Eheschließungen beurkundet worden. Der Geburtenübers{uß betrug somit 581 465 oder 14,6 auf das Tausend der mittleren Bevölkerung. Im Jahre -1911 find nach den vor- läufigen Ermittlungen einschließlich der Totgeborenen 1 222 634 Kinder geboren und 732 301 Personen gestorben. Cheschließungen gab es 321158. Demnach ist die Geburtenzahl gegen das Vorjahr um 33 979 zurückgegangen, während die Zahl der Todesfälle um 57 153 gestiegen ist. Der Geburtenübershuß ist dementsprehend um 91 132, und zwar von 581-465 auf 490 333 gesunken. Die Zahl der Todesfälle hatte sich besonders stark im 3. Vierteljahre des Jahres 1911 ver- mehrt als Folge der ungewöhnlihen Sommerhißge. Eine auffällige Erscheinung der leßten zwei Jahre ist die abnehmende Bebutlenzall bei steigender GChefrequenz. Während sich nämlich im Jahrzehnt 1901—1910 im Durch\chnitt die Geburtenzahl auf 1 291 732, die Zahl der Sterbefälle auf 727420, der Geburtenüber {uß somit auf 564312 belief, ist die Geburtenzahl im Jahre 1910 bereits 35 119 unter dem zehnjährigen Durchschnitt gewesen, 1911 aber sogar 69098. Die Zahl der Todesfälle hat 1910 allerdings 592 272 unter dem zehnjährigen Durchschnitt betragen, 1911 jedoch diesen Durchschnitt um 4881 überschritten. Die Zahl der Che- \chließungen stellte sich 1910 auf 10154 über dem zehnjährigen Durchschnitt 1901—1910, im Jahre 1911 sogar auf 20897. Es ist also klar, daß die chelihe Fruchtbarkeit in einer niht unerheblichen Abnahme begriffen ist. Des besseren Vergleichs wegen geben wir hier die folgende Uebersiht: Es sind beurkundet
Geburten | Sterbefälle | Geburten- eins{chl. der Totgeborenen | übershuß 1 301 299 754 511 546 788 1296167 | 717663 578 504 1274850 | 747496 527 354 1304910 | 742425 562 485 1280258 | 765 249 515 009 1309 094 | 713 073 596 021 1 298 476 | 719729 578 747 1 308 464 | 733 035 575 429 1287184 | 705 867 981 317 1 1256 613 | 675 148 581 465 310415 1911 (vorl. Ergebn.) 1222634 | 732301 490 333 321 158.
Wichtig sind noch die Verhältniszahlen. Auf 1000 der mittleren Bevölkerung betrug A ¿ E die
Sterbe- Heirats-
ziffer ziffer 21,7 16,6 20,3 15,9 20,8 15,9 20,3 16,2 20,6 16,2 19,0 165 Be 16,4 j 16,0 17,9 15,6 1 16,9 14,6 15,5
1911 (vorl. Ergebn.) . . 18,1 12,1 15,9.
Während also die Geburtenziffer um etwa 16 v. H. ge)unken ist, hat n die Sterbeziffer bis 1910 um 22. v. H. verringert und war selbst im leßten, ungünstigen Jahre immer noch um 17 v. H. niedriger als 1901. Die Heiratsziffer hat ebenfalls etwas abgenommen, doch ist diese Abnahme nicht erheblich.
Dem Geschlehte nah verteilten si die Geborenen und die Ge- storbenen der leßten vier Jahre 1907 bis 1910 folgendermaßen:
darunter Tot- | Gestorbene eins{1. _ geborene der Totgeborenen männl. | weibl. | männl. weibl. 20 771 | 16395 | 350 722 | 324 426 21 216 | 16 779 | 369 420 | 336 447 21 979 | 16912 | 384 626 | 348 409 21 981 | 16 678 | 377 850 | 341 879.
Eheschlie- ßungen 9288 567 281 532 285 384 294 732 299 988 309 922 313 039 311 131 307 904
der Geburten- übers{uß 15,7 16,4 14.7 15,5 13,9 15,8 15,2 14,8 14,8
Geborene
männl. | weibl. 1910 . . 646 802 | 609 811 1909 . . 662 356 | 624 828 1908 . , 673 492 | 634 972 1907 . . 669 664 | 628 812
Von den Lebendgeborenen waren unehelich: männl.
1910 . 48 108
1909 . 48 962
1908 . 48 651 46 652
1907 . 47 842 45 247.
(Nach der „Stat. Korr.".)
weibl. 46 338 46 872
Zur Arbeiterbewegung.
In Stettin sind gestern, „W. T. B.* zufolge, 700 Elektr o- monteure wegen Ablebnung ihrer erhöhten Lohnsorderungen in den Ausstand getreten. Es handelt sich vorwiegend um am Bau der Ueberlandzentrale beschäftigte Monteure dortiger Niederlassungen der Berliner großen Elektrizitätswerke wie Siemens u. Halske und Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft.
Zum Ausstand der Rheinschiffer (vgl. Nr. 103 d. Bl.) wird dem ,W. T. B.“ aus Duitisburg-NRuhrort gemeldet, daß der Ausstand bei denjenigen Firmen erfolgt ist, die die Forderungen (Lohnerhöhungen und Regelung der Ueber-, Nacht- und Sonntags- arbeit) nit anerkannt haben. In Mitleidenshaft sind gezogen 9 oberrheinisWe und 39 niederrheinishe Firmen. Zwischen Ruhrort und Mannheim liegt bereits eine große Anzahl von Schleppkähnen ee Teil der Lohnforderungen der Schiffer wurde vorher bereits
ewilligt.
In Aachen sind, wie die „Rh.-Wesif. Ztg.“ erfährt, am Sonn- abend die Former und L A6 un etwa 320 Mann. in den Ausstand getreten. Es handelt sich um den Abschluß eines Mindestlohntarifs.
Die in den Shwerfuhrwerksbetrieben Lei pzigs beschäftigten Ge- \chirr führer sind, der „Wz. Ztg.“ zufolge, gestern früh auf Grund eines in einer am Sonntag abgehaltenen Versammlurg einstimmig gefaßten Beschlusses in den Streik getreten. Die Veranlassung war die Ablehnung der neuerlichen Tarifforderungen der Gehilfen seitens der Arbeitgeber. Es kommen insgesamt gegen 700 Arbeitnehmer bei 86 Arbeitgebern in Frage.
Aus Liverpool wird dem „W. T. B.“ telearaphiert: Die Seeleute und Heizer (vgl. Nr. 103 d. Bl.) beschlossen gestern in einer Massenversammlung, niht auf Schiffen zu arbeiten, auf denen sst\ch cinesishe oder nicht gewerkshaftlich organisierte Arbeiter befinden. Sie weigerten \sich ferner, fich auf einem Schif anheuern zu lassen, auf dem kein Beamter der Gewerkschaft heim Anheuern zugegen ist. Der Beschluß fordert \{ließlick, daß ein Gewerkschastsbeamter anwesend sein muß, um die Rettungsboote und die A, vor der Abfahrt des Schiffes zu besichtigen. Die Abteilung „Mersey“ der Seemanns- gewerkschaft verbot gestern den Leuten, sich auf dem Pacificdampfer „Orissa* anheuern zu lassen wegen Nichterfüllung der Lohnerhöhungs- forderung der Arbeiter. Anscheinend haben 14 Liverpooler Firmen es ab- A die Forderung der Mersevseeleute auf Lohnerhöhungzu erfüllen. —
ie „Times“ meldet dazu, daß die durh die Forderungen der See- leute hervorgerufenen Schwierigkeiten durchaus örtlicher Natur seien. Sie seien dem Umstande zuzuschreiben, daß ein Teil der Liverpooler Reeder im leßten Sommer sih nicht zu den Lohnerhöhungen ver- standen hatte, die die Seeleute anderwärts erlangt hatten. Immerhin herrsche eine gewisse Unruhe unter den Leuten, und die Reeder hielten einen Ausstand in zwei Monaten nicht für ausgeschlossen.
Fn St. Petersburg ist eine große Anzahl von Fabrik - arbeitern wegen der Vorgänge in den Lenabergwerken (vgl. Nr. 103 d. Bl.) ausständig. In der Naht zum Montag fanden Haussuchungen und Verhaftungen von Arbeitern und Studenten statt. Starke Polizeitruppen wurden in der Nähe der Fabriken und der Hochschulen zusammengezogen; sie verhinderten die Versuche einer revolutionären Gedächtnisfeier in den Fabriken.
(Weitere „Statistische Nachrichten“ #. i. d. Zweiten Beilage.)
Wohlfahrtspflege.
Die Invalidenhauspflege der deutshen Landes- versiherungs8anstalten.
Wie neuerdings über die Vermögensverwaltung der Landes- versicherungsanstalten, so hat das Reichsversicherungsamt nunmehr au über die von jenen durgeführte Invalidenhauspflege einen Bericht für das Jahr 1911 erstattet. Sehr verschieden ist von den einzelnen Versicherungéanstalten der § 25 des bieherigen Invaliden- versiherungsgeseßes, nah dem einem Rentenempfänger an Stelle der Rente auf seinen Antrag Aufnahme in ein Invalidenhaus oder in ähn- lide von Dritten unterhaltene Anstalten auf Kcsten der Landesversiche- rung8anstalt gewährt werden kann, angewendet worden. Nur in einzelnen Fällen hat man in umfangreiherem Maße von der hier gegebenen Befugnis Gebrauch gemacht, in anderen Föllen find ledigli tastende Versuche unternommen worden, und eine Reihe von Versicherungsanstalten hat \sih ganz zurückgehalten. Dffenbar find auch nit überall die Erfahrungen derart gewesen, daß man erhebliche Opfer auf diesem Gebiete verantworten zu können glaubte. Das Gesamtergebnis der Betätigung im leßten Jahre läßt sich in eintgen Ziffern vorführen. In 13 eigenen Invalidenbeimen der Versicherungs- träger, in 4 von ihnen für Zwecke der Invalidenhauspflege gemieteten Häusern und in 404 fremden Anstalten (Invaliden- und Siechenheimen, Krankevrbäusern, Hospitälern usw.) find im ganzen 3927 Personen (2744 Männer und 1183 Frauen) gegen 3410 Personen im Jahre vorber untergebraht gewesen. Von diesen waren 1110 Personen (806 Männer und 304 Frauen) lungentuberkulös. Diese Zahl ift gegen das Vorjahr um 151 gestiegen. An der Zunahme sind baupt- jächlih die Landesversicherungsanstalten Schlesien mit 62, Rhein- provinz mit 48 und Großherzogtum Hessen mit 29 Personen beteiligt. Die dur die Landetversicherungsan'1alt Westpreußen geförderten Versuche der Auékunft- und Fürsorgestelle in Danzig, tuberkulöse Rentenempfänger in Familien verpflegen zu lassen — ein Ver- fahren, dem ficherlih manche Bedenken entgegenstehen —, haben bisher keine greifbaren Erfolge gezeitigt. g der wenig günstigen Erfahrungen beabsichtigt die genannte Versicherungsanstalt, die Versuche der Auekunft- und Fürforgestelle einstweilen weiter zu unter- stützen. Die Landesversich rungsan)talt Hannover, die im Bereiche des POetiae seit langen Jahren umfassende und gewissenhafte Beobachtungen hat anstellen lassen, will dagegen aus fachlihen und Dw e g An nur noch Anstaltspflege durhchführen. In bezug auf die Unterbringung mit vorgeschrittener Lungenkrank- heit Behafteter steht die Versicherungsanstalt Rheinprovinz obenan' die Zahl ist seit dem Jahre 1908 von 209 auf 450 gestiegen. Die Grunderwerbs-, Bau- und Einrichtungskosten der im Cigentum der Versicherungsträger befindlihen Invalidenheime betrugen bis zum Schlusse des leyten Jahres 1 055 161 4 gegen 1055 907 é im Jahre zuvor. Die Gesamtkosten stellten sih im Jahre 1911 na Nbzug der Erstattungen durch Rente und sonstig2 Zuschüsse au 986 628 A gegen 765 630 4 im Vorjahre. Im Durchschnitt ergibt dies für den Verpflegungstag etwa 92 H gegen 89 «4 im Jahre 1910. An den Darlehen zur Förderung der Invalidenhauspflege sind zwölf Versicherungsträger mit zusammen 7 240 000 A beteiligt. Die Zunahme solher Darlehen beträgt gegen das Vao jahr 729 000 Æ#. Man sieht auch htier einen Fortschritt in der Entwicklung. Man möchte troß der Mißerfolge oder doch nicht vollbefriedigenden Erfahrungen, die an manchen Orien mit den Invalidenheimen gemacht worden sind, diese keineswegs entbehren. Sie bilden in vielen Fällen eine boch willkommene Unterkunftsstätte für unbemittelte, hilfsbedürîtige kranke und alte Rentenempfänger, denen es sonst an einem Zufluchtsorte fehlt. Aus den Mitteilungen über eine Rethe solher Heime — namentlich in Thüringen, Braun- \{hweig, Großherzogtum Hessen — ist öfter hervorgetreten, daß die Insassen der Invalidenheime sich sehr glüdlih 15% zusrie&n fühlen.