Es
sie nichk. Der Verdienst des norddeutshen Wirths bleibe fast immer urück hinter dem Verdienst des bayerishen. Jn Thüringen koste das Liter Lagerbier im Einzelverkauf 20—2 „4, in Ober\lesien und N würden die einfachen, obergährigen Biere mit 10 „, die oppelbiere mit 20 „Z für das Liter bézahlt. Nah der Berliner Ea s{hwanke dagegen hier der Preis zwischen 15 - für das albe Liter und 10 für 04 1. Auch auf vielen Bahnhöfen müßten neuerdings nah Directionsverordnung 0,3 1 Bier für 10 „ an das Publikum, an das Bahnperfonal für einen noh geringeren Preis ab- egeben werden. Auf Grund einer von ibm inarfieliten Untersuchung chwankten die Kosten des bayerishen Wirths für das Hektoliter Bier zwishen 2 und 6 #, in Norddeutschland zwischen 10 und 17 Æ Diese großen Kosten ließen dem norddeutschen Wirth außerordentlich wenig zum Leben. Wer folle nun das Plus von 26 Millionen tragen? Nach den Motiven solle es das Publikum nicht tragen, die Wirthe könnten es seiner Ansicht nah nicht tragen, dann würden es also die Brauer sein. Auf diese wirke die Verdoppelung der Brausteuer wie eine neue Special- ewerbesteuer, die von vielen gar niht getragen werden könne. Nach der Petition des deutshen Brauerbundes bedeute die Verdoppe- lung der Steuer die Confiscation des in Actienbrauereigesellshaften angelegten Kapitals. Das sei volle Wahrheit. Die 35 Brauactien- gesellshaften, deren Actien an der Berliner Börse gehandelt würden und ein Kapital von 75 Millionen Mark, cine Production von jährlich über 2 Millionen Hektoliter hätten, hätten bisher eine Dividende von 6,4 % gezahlt. Diese würden nah Verdoppelung der Steuer das in ihnen angelegte Kapital nur noch mit 22 0/6 verzinsen. Der Abg. Roesicke habe 214 Actiengesellshaften zusammengestellt, deren Kapital künftig nur noch mit 1,38 9/9 verzinst werden könne. Bei den Hamburger Actienbrauereien, die 4 % Dividende ver- theilt hätten, würde nicht nur kein Gewinn mehr, fondern cin Verlustsaldo von §85 000 4 herauskommen. Wie könne man hoffen, daß sich die Erwerbsverhältnisse bessern würden, wenn solche großen Verluste einzelnen Besißern von Brauereien auf- gebürdet würden! Der Unternehmungsgeist in der Industrie sei anderen Nationen gegenüber {on recht gering. Er werde durch solhe Vorlagen ganz lahm gelegt. Als man in Bayern den Malz- aufshlag erhöht habe, sei die Brauerei - Industrie in einer großen Umwälzung gewesen. Es fei damals eben das Kühlver- fahren mit Eismaschinen erfunden und andere technische Erfindungen in den Dienst der Brauerei gestellt worden. Was habe aber der Malzaufshlag bewirkt? Eine Menge kleiner Brauereien sei zu Grunde gegangen, der Consum habe abgenommen. Allerdings fei die Production im Laufe der letzten elf Jahre von 11 948000 h] auf 14 482 000 11 gestiegen, aber nur deshalb, weil man, um den großen Verlust auszugleichen, gezwungen gewesen fei, sh auf die Ausfuhr zu werfen. Diese Ausfuhr sei zum großen Theil nah dem norddeutshen VBrausteuergebiet gegangen. Die Berliner Bier- palâste seien eine unglücklihe Folge der bayerishen Bliers- expansion nah Norddeutshland. 1879 \eien aus Bayern nur 642 000 hl ausgeführt, 1891 dagegen 2 199 378 h1, davon 1 700 000 hl allein nah Norddeutschland. Die Ausfuhr von der Steuergemein- schaft nah dem Zollauslande sci von 914000 1 auf 336 000 hl zurückgegangen. Nah Erfindun bâtten der Orient und Süd-Amerika cigene Brauerci
11 im Jahre 1886 7 der Eismaschinen n errichtet mit deut-
schen Maschinen unter deutsher Leitung. Die norddeutschen Brauer
hätten kein Aequivalent für die Verdoppeclung der Steuer , AOIE JIE
f. Z. die Bayern und Württemberger gehabt hätten. Von einer Ab o
4+
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wälzung könne erst dann die Rede fein, wenn cine Reihe von schleckcht gestellten Brauereien zu Grunde gegangen sei. Der Bierconsum geh zurück nicht allein in der Steuergemeinshaft, auch in Bayern un Baden. Eine Abwälzung der Steuer durch Erhöhung des Bier preises sei ganz ausgeschlossen. In den Städten, wo bereits eine höhere Biersteuer erhoben werde, lafte sie nah den Berichten der Handelskammern als eine Extrasteuer allein auf dem Brauereci- gewerbe. Selbst die Cantinen der Kasernen möchten am liebsten für 3 4 40 Flaschen Bier haben. Man könne sich nur freuen, wenn auf den Baupläßen das Bier den Schnaps verdränge. Es sei sehr be- zcihnend, daß Frankreih im Begriff sei, die Bier- und Weinsteuer zu ermäßigen und die Steuerfreiheit des Branntweins für den Haus- trunk aufzuheben. Eine Staffelsteuer würde den kleinen Brauereien nihts helfen und den großen fschaden. Wie aber diese Steuer sich auch gestalten möge, fie werde Verderben bringen für cinen weiten Kreis von Brauereibetrieben. Wenn Mittel nothwendig seien, was er bestreite, so brauche die Negierung nur diejenigen Steuern die sie zur Begünstigung einzelner erhebe, in die Neichsfkasse fließen zu lassen. Sollte die Regierung diese Absicht gehabt haben, so bedauere er, daß sie davon zurückgekommen sei. Die norddeutshen Brauer brauchten keine Begünstigung. Sie trügen nah Kräften zu den allgemeinen Lasten bei, aber fie verlangten auch, daß ibnen nit Lasten aufgebürdet würden, die fie nicht tragen könnten. D
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L Vie Borlagc habe seit ihrem Bekanntwerden {hon sehr viel Unheil angerichtet, und er bitte, sie nicht anzunehmen.
Staatssecretär Freiherr von Malgtahn:
Der Herr Vorredner hat mir die Frage vorgelegt, wie die : von 19,8 „5 gefunden fei, welche wir, wie er sagte, angegeben als den Durchschnittsverdienst des Bierwirths. Diese Zahl finden Si auf der 6. Seite der Drucksache Nr. 51, und, wie die Herren f durch den Augenschein überzeugen können, fteht dort nit diese 198 F pro Hektoliter der Durcchschnittsverdienst Bierwirths scien, sondern es feht nur da, daß nach der angestellten Ermittelungen durc{schnittlichß dic zwische1 demjenigen Preise, welhen der Brauer beim Verkauf seines Productit erzielt, und zwischen dem Preise, welchen der Trinker, der das Bier consumirt, bezahlen muß, sih etwa auf 19,8 4 tellt. Diese Zahl beruht auf eingehenden Ermittelungen, welde wir über die t1 den verschiedensten Gegenden Deutschlands thatsählich in den leßten Jahren gezahlten Preise angestellt haben. Diese Zahl Tann natürli auf absolute Nichtigkeit unt Sicherhe teinen Anspruch machen, denn sie i eine dur Ned enung gefundene Durchschnittsziffer. Ein näheres Eingehen auf die Grundlagen dieser Berechnungen wglaube ih mir im Plenum versagen zu sollen; ih bin gern bereit, in der Commission wohin derartige Sachen meiner Ansicht nach gehören, in eint Erörterung dieses Punktes einzugehen.
Meine Herren, der Herr Abgeordnete meinte, es würde eine Reihe von Brauereien infolge dieses Geseßentwurfs, wenn er Geseß würde, eingehen, wie ja unzählige Brauereien in Bayern infolge der dortigen Geset- gebung eingegangen seien. Jch bezweifle, daß diese leßtere Behauptun der Wirklichkeit entspricht. Jch-enthalte mi aber, auf diese Frage ter bayerischen Verhältnisse einzugehen, wesentlih au um deswillen, weil der Königlich bayerishe Herr Finanz-Minister selbs im Reichstage an wesend ift, der die Dinge dort jedenfalls besser fennt als id. Wenn aber wirklich in Bayern seit der Veränderung der Gesetzgebung ein Rückgang in der Zahl der bestehenden Brauereien eingetreten sein sollte, dann wäre damit keineswegs bewiesen, daß dieser Rückgang eine Folge jener Geseßgebung wäre, denn in einem anderen deutschen Lande, in welchem seit dem Jahre 1872 eine Veränderung der Brausteuergeseß gebung in keiner Weife stattgefunden hat, hatte sih in der Zeit vom Jahre 1872 bis zum Jahre 1891/92 die Zahl der vorhandenen Brauereien von 317 auf 194 vermindert. (Zwischenruf.) „Wo?“ Im Elsaß!
Nun, meine Herren, ich glaube, diese Thatsache erklärt sich ganz cinfah auf andere Weise. Es ift und ih sage leider auf dem
Differenz
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nähere
Gebiete des Brauereiwesens wie auf vielen andern Gebieten die Ver- änderung eingetreten, daß, weil der Verdienst ein guter war, das große Kapital sih der Sache: bemächtigt hat und daß an die Stelle vieler kleiner Brauereien wenige große Actienbrauercien ge- treten sind, Actienbrauereien, deren Rentabilität, glaube i, niemand leugnen kann, der die Friedrichstraße in Berlin kennt, in welcher keiner der übrigen Kaufleute im stande is, Miethen zu zahlen, wie die Actienbrauereien sie zahlen oder wie sie sie in dem Werth des von thnen gekauften Grund und Bodens zu verzinsen haben. Und Actienbrauereien, deren Rentabilität \sich doch au aus derjenigen Tabelle ergiebt, die der Herr Vorredner in der von ihm verfaßten Broschüre publicirt hat und die ich noch etwas weiter ergänzen kann. Unter den von den Actienbrauereien in der leßten Zeit wvertheilten Dividenden finden sich solche, die bis auf 45 und 55% s\teigen. (Zwisc(enruf.) „Eine !" Allerdings eine einzige! Der Herr Vorredner kennt sie. Dann aber kommen folhe mit 27, 262, mehrere mit 1600/9 Dividende u. \. w. Auch über diese Zahlen werden wir uns jedenfalls in der Commission, der, wie ih hoffe, au der Herr Vorredner angehören wird, des näheren unterhalten und verständigen.
Dann hat der Herr Vorredner, und auf den Punkt möchte ih noh eingehen, bemängelt die Veranschlagung des wahrscheinlichen Er- trags. Ich bin ebenso wenig ein sicherer Prophet wie er; die Zukunft wird also ergeben, wer von uns beiden Ret hat. Er hat aber dabei gesagt, meine Herren Vorgänger hätten die Sache anders aufgefaßt. Die verbündeten Regierungen haben ja bereits wiederholt eine solche Vorlage dem Reichstag gemacht, in jeder dieser Vorlagen finden Sie in den Motiven cine Ausführung, aus der ic, und zwar aus der Vorlage von 1881, einen Satz ver- lesen will; er lautet dahin, daß man auf Grund der Erfahrungen an- nehmen könne,
„daß auch von einer der beabsichtigten Steuerverdoppelung cent- sprehenden Erhöhung der Bierpreise im Gebiet der Brausteuer- gemeinschaft ein Rückgang des dortigen Bierconsums nicht zu befürhten steht.“
Bevollmächtigter zum Bundesrath, Königlich bayerisWher Finanz- Minister Dr. Freiherr von Riedel: Er habe #ch nur das Wort erbeten, um einige Aufs{hlüsse zu geben. Der Abg. Golds{midt habe zunächst behauptet, daß infolge der Brausteucrerhöhung in Bayern die sogenannte Malzaufshlagerhöhung, eine Menge von Eristenzen, wenn er richtig gehört habe, Tausende von Existenzen zu Grunde gegangen seien. Diese Anschauung sei eine irrige. Die Regierung habe selbstverständlißh die Bewegung im Bräugewerbe mit größte: Aufmerksamkeit verfolgt und die Nesultate ihrer Erhebungen dem bayerishen Landtage vorgelegt. Das sei namentlih geschehen, als die Negierung im Jahre 1888 daran gegangen \ci, cine Abstufung der Steuer vorzuschlagen. Aus diesen Erhebungen gehe hervor, daß von 1880 bis einshliezlich 1888 in Bayern im ganzen 563 Betriebe ein- gestellt worden, daß dagegen aber 342 neue Betriebe entstanden seicn. Die ganze Differenz betrage mithin 221 Betriebe. Zur Würdigung dieser Ziffer sei in Betracht zu ziehen, daß Bayern im ganzen 10000 Brauereien habe. Ermittelunge1 und Steuer- behörden hätten ergeben, daß während der neun Jahre bei höchstens 10—15 Brauereien ihr Eingehen auf cine Erhöh1 des Malz- aufs{lags zurückzuführen sei. Im übrigen sei der Zufammenbruch herbeigeführt durch Mangel an Betriebskapital, mangelhafte Ein- rihtungen u. #. w. Richtig sei allerdings, daß die fleineren und mittleren Brauereien \sch in einer weniger günstigen Lage befänden als früher. Daran sei aber niht die Malzaufschlag- erhöhung {huld, fondern die Verbesserung der mascinellen Ein- rihtungen der Großbetriebe, welche diesen viel leichter und zum theil allein möglih fei. Es sei ferner die Einmischung des Groß- tapitals mit s{uld, die natürli den fleineren und mittleren Brauereien das Leben sauer mache, und endlich die fortwährende Aus breitung der Eisenbahnen und Communicationsmittel, die Leichtigkeit 1d Billigkeit des Transports, welche die Bierversendnng aus den tercentren ermöglihe. Er glaube übrigens noch constatiren zu
N daß Abstufung , ie Regierung 1889 inen und mittleren
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fônne aber nicht zum Ausgangspunkt werden, weil die Erhöhung gegen Ende des Ja 1 | ] sei und weil fich die Einführung des Malzaufschlags in der bayerisc Pfalz vollzogen habe. Auch das Jahr 1 1 bereits 10 Mil lionen mehr eingenommen habe als i e 1878, sei niht ganz gecignet zur Vergleihung, weil vor der Erhöhung im ‘tober 1879 eine riesige Productio! ttgefunden habe, welhe noch mit der Stundung i i 1880 Hinübergegangen erde higt sein, das Jahr 1881 zu Grunde zu Ne ck 340 000 M
gegenüber den 20 Mil ;
1878.
Hauptsache
C in Bc min Sayerr Der Biergenuft Nahrungsmittel, genossen werde. In vielen Gegenden Bayern ruh, noch Nachmittags Gegenden werde allerdings und die Anschauung, daß ! verbraucht werdc
frühere Abg. Völk habe
wenig, aber besseren Kaff i es Ti er niht. Der Bierconsum ändere ih außerordentli.
gelegentlich der verschiedenen Debatten über VBierbesteuerung Ermittelungen über den Consum, soweit möglich gewesen fei, aus entlegenen Zeiten zu schaffen gesucht Daraus exgebè \ch, daß aus den shiedenften Gründen der Consuiæ* ia den Perioden ziemli erheblich geschwankt habe, bei denen von einer Steuerveränderung garkeine Rede gewesen sei. Gs komme sehr viel darauf an, ob eine gute Obst- und LWeinernte gewesen sei, ob in den Städten eine größere oder geringere Bauthätigkeit sei u. |. w. Im großen und ganzen sei jeßt der Confumrückgang fein bedeutender. Œs lasse sih namentli niht nah- weisen, daß er in irgend welchem Zusammenhange mit der Malzauf- [chlagserhöhung stehe. Dieser Nachweis wäre nur dann zu liefern, wenn mit der Aufschlagserhöhung gleichzeitig eine generelle Bierpreis- erhöhung eingetreten wäre. Das sei aber niht der Fall gewesen. In einzelnen Gegenden Bayerns sei der Preis garnicht in die Höhe gegangen, in anderen nit im provortionalen Verhältniß zur Aufschlagserhöhung. (Ganz außerordentlich lehrreich seien in dieter Beziehung die (Er- sahrungen in der bayerishei Pfalz, Die bayerishe Pfalz hätte bié 1879 nur ein Aversum von 100 000 Gulden an die bayerische Staats- fasse zu entrichten gehabt, ohne jeden Malzaufschlag. Bon da ab habe sie nicht nur den alten Aufschlag, sondern auch noch den neuen zu geben gehabt und zahle heute 1 700 000 M. mindestens, ohne daß irgend erhebliche Klagen über diesen Betrag laut geworden seien. Es seien auch nit entfernt die Preise in dem Maße gestiegen,
wie die Erböhung der Steuer. Es fei auch der Confum in der Pfalz
nit zurückgegangen und es seien nur einzelne Brauereien eingegangen, während im übrigen die Prosperität der Brauereien zugenommen habe. Auch das Bier sei nicht \{lechter, sondern besser geworden. Durch bessere Production, Ersparung von Kosten, höhere Ausbeutung habe man Resultate erzielt, wie sie früher niht vorhanden gewesen seien, Er glaube sih, da Bayern an diesem Entwurf nicht direct betheiligt sci, auf diese Darstellung der Thatsachen beschränken zu follen. (Beifall.)
Abg. Hug (Centr.): Der Schwerpunkt der Beurtheilung dieser Steuervorlage vom fsüddeutshen Standpunkt beruhe in der Frage, wie sich in Zukunft die Ueberweisungen gestalten gegenüber den Matrikularbeiträgen. Man stehe dann vor der Eventualität, entweder eine Vermehrung der Einnahmen oder eine Verr1inderung der Aus- gaben eintreten zu lassen. Die Finanzkräfte der Einzelstaaten seien niht so beschaffen, daß sie eine Erhöhung der M TCALILLAEDEEIGNE tragen könnten. Eine Erhöhung der Ertragsteuern sei z. B. in Baden kaum zulässig, zumal fie au als Grundlage für die Gemeindesteuern in Anspruch genommen würden: man mlisse aber für die Gemeinden noch hinreihende Steuerquellen übrig lassen. In den höheren Einkommen könnte vielleilßt eine stärkere Belastung eintreten, aber die Zahl dieser Einkommen sei eine verhältnifimäßig geringe. _Was die indirecten Steuern betreffe, so seien auch hier die Abgabensäße in Baden schon ziemlich hoh und ließen eine weitere An- spannung kaum zu. Dur Vermehrung der Einnabmen sei es also in Baden kaum möglich, weitere Mittel flüssig zu maden, aber auch eine Verminderung der Ausgaben {eine nit dur{bfübrbar. Man habe ein Beamten- und ein Schulgeseß gemacht, deren finanzielle Wirkung noch niht abzusehen sei. Dann seien es insbesondere zwei Ausgaben, die {wer auf dem badischen Staat lasteten, das seten die Ausgaben für das Eisenbahnwesen und für die Universitäten und Hochschulen. Baden könne demna weder durch Vermehrung der Einnahmen, noch dur Verminderung der Ausgaben eine Erhöhung der Matrikularbeiträge tragen. Was nun seine Stellung zur Brau- steuer betreffe, die ja mehr nur Norddeutschland angebe, fo falle die mit dem Schicksal der Militärvorlage zusammen: er möchte nur wünschen, daß die Militärvorlage cine solche Reduction erfahre, daß es niht nothwendig werde, die Brausterter zu erhöhen, und daß es überflüssig werde, auf diese Vorlage zurückzukommen.
Abg. Gamp (Rp.): Er constatire zunächst, daß seine politischen Freunde mit der Auffassung des Staatssecretärs vollständig einver- standen seien, daß der Reichstag die Verpflichtung habe, diejenigen Mehrausgaben, welche aus der Annahme der Militärvorlage folgten, zu decken dur Einnahmen aus der größeren Ausnußtzung der bvor- handenen Einnahmequellen des Reichs. Entsprechend diefer Auffassung fühle seine Partei auch die Verpflichtung, der Regierung die Mittel zu bewilligen, die zu diesem Zweck nothwendig seien. Doch nur die Börsensteuer finde ihre volle Sympathie, wenn au daraus nicht folge, daß sie sih der Bier- und der Branntweinsteuer gegenüber ab- lehnend verhielte. Es seien namentli bei der Biersteuer eine ganze Reihe von Bedenken, doch hoffe scine Partei, daß sich diese würden beseitigen lassen. Das Hauptbedenken sei ja zunächst, was ih gegen jede Steuererhöhung geltend machen ließe, daß sie in eine Zeit der wirthschaftlihen Depression und ungünstigen Lage der Erwerbs- verhältnisse falle. Aber wenn die Militärvorlage Zustimmung finde, fo müßten die Ausgaben in irgend ciner Weise aufgebracht werden, aljo die Steuerschraube angezogen werden. Wenn der Abg. Goldschmidt \ : Brauer wollten «ja alles tragen, *aber nur keine ungerechte
idlung, und die Lösung dieser ganzen Frage darin gefunden zu
aben glaube, daß er sage, man sollte do den Brennern die Liebes- be von 40 Millionen abnehmen, so bedauere er (Nedner) außer-
entlih diese Auffassung, die ja au \{on dur die Entgegnung
5 bayerishen Finanz-Ministers viel an Gewicht verloren babe. Die
denken, die seine Partei gegen die Brausteuer habe, lägen vor allem
l genügende Rücksihtnahme auf die Interessen der kleinen
in der Vorlage vermißt werde, und daß seine Partei
tentlih wünsche, daß die Brauer der sogenannten obergährigen
in sehr viel größerer Weise berücksichtigt werden möchten,
8 es hier geschehen sei. Die kleinen Brauereien müßte
lebensfähig erhalten werden. Es bleibe ja bedauerlich, daß die Regierung ihren ursprünglihen Plan einer Champaguersteuer nicht weiter verfolgt habe; es habe au noch andere Wege gegeben, auf denen hohe Beträge von Reichêwegen zu gewinnen feien, wie die Quittungs- und Insferatensteuer. Darüber werde wohl in der Com- mission noh etwas ausführlicher zu reden sein. Die Brausteuer habe die Natur ciner Consumsteuer und müsse sie haben; im allgemeinen folle auch der Consument diese Steuer tragen. Damit sei aber durch- aus vereinbar, daß in einzelnen Fällen, zumal da, wo der Consu- ment schon durch ungebührlihe Vortheile des Producenten überlastet [ci e Steuer dem leßteren auferlegt werde. Das norddeutsche ei thatsählih theurer als das süddeutshe. Als Sedlmayr erlin zuerst cinen Bierpalast errihtet habe, habe er das halbe
iter mit 25 „F verkaufen wollen, und - nur die Beshwörung der esigen Brauereien habe ihn \{ließlich veranlaßt, den Preis auf zu normiren. Es gebe eine ganze Neißhe von Mitteln, diese
astung, wie es seiner Meinung na in der Ordnung fei, auf
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Consumenten zu übertragen: man brauche ja nur daran zu er-
i mit der Innehaltung des Aichstrihs in Wirklichkeit
fen sei, eventuell brauhe man- vor einer Preiserhöhung nit rückzushrecken ; denn auch in Leipzig z. B. werde das #/10- Literglas ur mit 13 „ bezahlt. Die Verwerthung der wirth\{aftlihen Be- deutung des Bierconsums als Nahrungsmittel gegenüber dem Brannt- wein lafse sih heute nit mehr so leiht betreiben, wie es der Abg. Der Consum an Trinkbraantwein sei seit
Millionen Liter zurückgegangen. Die in Norddeutsc-
iere fielen außerdem keineêwegs ohne weiteres unter
Genußmittel. Die Ausführungen des Abg. Gold-
vayerishen Verhältnisse habe {on der Königlich 11 herr von Riedel als unrichtig daß schon 1882 verglichen
der Einnahmen zu verzeih-
die Erhöhung des Malz-
habe. Im einzelnen habe er Warum lege man fo großen
] aß-Lothringens in die Brausteuer- egreiflich wäre es, für ganz Deutschland einschließ-
en Staaten ein übereinstimmendes Gesetz zu machen ;
nur Elsaß-Lothringen einbeziehen? In
zierkonsum pro Kopf 50 bis 60 1, in Nord-
1]; man würde also Elsaß-Lothringen cine
\chenken, nahdem es {hon bei der Brannt-
[hes Geschenk erhalten habe. Bei der Frage der
der Uebergangsabgabe hätte man den Brauereien
entgegenkommen fönnen. Man wolle die Uebergangs-
von 2+ au 2M erboben, 6 wäre aber eme Erhöhung hig. Die jetige Zollvergütung bei der
Auéfuhr von 1 M 1 auf 2 M erhöht werden, und diese Bestimmungen hätten gleich in das Geseß aufgenommen werden sollen. Für untergährige Biere, die ers nach drei Monaten aué- geshänkt werden könnten, follte man einen dreimonatigen Steuercredit gewähren. Eine Brauerei wünsche in einer Petition, den Verkauf nur in geaihten Gebinden zuzulassen, um die illoyale Concurrenz, die immer größere Fässer nehme, unshädlich zu machen. Ein Verbot aller Surrogate bei der Bierbereitung wäre zu \treng, eine gewisse Reihe von Surrogaten sollte aber verboten werden. Würde man in allen diesen Dingen den Brauereien den Uebergang zur höheren Steuer erleichtern, so wäre der Widerstand gegen die Vorlage nicht so groß. Erfreulih sei ihm, daß der Abg. Goldschmidt anerkenne, daß die Steuer sih nicht auf den Consumenten abwälzen lasse; hoffentlich werde er die Consequenzen ziehen, wenn es si um dle Branntweinsteuer, und auch, wenn es si um die Getreidezölle handele. Wegen einzelne Bestimmungen der Vorlage habe seine (des Redners) Partei also nicht unerheblihe Bedenken; wenn aber in der Com- mission nachgewiesen werde, daß auf anderem Wege als durch diese Steuern die nöthigen Mittel niht aufgebraht werden könnten, /o werde der Reichstag die Vorlage bewilligen müssen ; denn nachdem der
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Branntwein jeßt über 3 K pro Kopf Steuer zahle, müsse das Bier
an die Reihe komtnen. : Abg. Roesicke (b. k. F.): Die Thronrede und der Reichskanzler hätten gleichmäßig an den Patriotismus des Hauses appellirt, die Lasten auf sich zu nehmen, welche die Ehre und Würde des Reichs er- forderten, und zwar würden diese Lasten keine unerschwinglihen sein. Was aber an Steuern vorgeschlagen sei, entspreche diesen Acuße- rungen nicht. Nach diesen He erungen hätte man Steuern aus- indig machen müssen, die das Volk gleihmäßig im Verhältniß zu nee Leistungsfähigkeit belasteten. Der Schabsecretär habe aber lediglich eine Erhöhung bestehender Steuern vorgeschlagen. Die Börsensteuer treffe allerdings weitere Kreise und die Branntweinsteuer könne auf die Con- sumenten abgewälzt werden. Das treffe beim Bier nicht zu. Der Branntwein sei eine sogenannte fungible Waare, die also einen Markt habe, der Branntwein lasse sich aufbewahren und könne bessere Conjunctur abwarten, Das Bier sei eine Qualitäts- waare, hänge von dem Geshmack des Publikums ab und sei dem Verderben ausgeseßt; das beste Bier werde werthlos, wenn es nicht rechtzeitig confumirt werde; es könne niht aufgestapelt werden und bessere Conjuncturen abwarten. Man habe das Bier herausgegriffen und eine Skeuererhöhung vorgeschlagen, die der Reichstag schon wieder- holt abgelehnt habe. Die Motive der Vorlage seien so einscitig von dein Gesichtspunkte ausgegangen, daß die Brauer die Erhöhung tragen fönnten, und daß eine Erhöhung des Ausschankpreises gleichfalls nicht nöthig sei, da der Ausschank ganz außerordentlihe Gewinne in der Brausteuergemeinschaft abwerfe, daß es wirklih {wer falle, gegen foll)e Motive ernsthaft zu polemisiren. Die Motive fähen jeden Ber- su der Abwälzung der Steuer auf die Consumenten als eine Ueber- vortheilung an. Noch keine Negierung habe es gewagt, einem Gewerbe eine folhe Steuer aufzuerlegen und den Versuch der Ab- wälzung auf breitere Schultern als ungerechte Uebervortheilung zu be- zeichnen. Könne die Steuer nicht abgewälzt werden, so müßten sie doch die Brauer oder die Gastwirthe tragen. Es sei unwalr- \heinlih, daß die Brauer sie auf die Gastwirthe abwälzen könnten, und die Gastwirthe könnten sie niht übernehmen, ohne sie auf das Publikum abzuwälzen, Die guten Dividenden einzelner Brauereien seien niht maßgebend für das ganze Gewerbe. Der Gewinn fämmt- [licher Actienbrauereien betrage pro Hektoliter nur 12 4, nach der Vorlage werde er nur F # betragen. Besonders hart würden die fleineren und mittleren Brauereien getroffen werden, eine große Zahl von ihnen werde dur diese Steuererhöhung ruinirt werden, Aller- dings nehme schon jeßt die Zahl der kleinen Brauereien nach und nach ab, besonders in Norddeutschland, aber dieser Prozch beruhe auf der wirthshaftlihen Entwickelung, auf der Concentration der industriellen Betriebe überhaupt. Daran könne man nichts ändern, aber man dürfe diesen Prozeß nicht durh Steuermaßnahmen beschleunigen. Die Ver- nihtung der kleinen Brauereien würde er deshalb bedauern, weil sie überall auf dem Lande das Bier eingeführt hätten. Die Land- brauereien hätten dem Branntwein die wirksamste Concurrenz gemacht. leberall wo die Zahl der Brauereien groß sei, fei die Brauntwein- produktion gering und umgekehrt. Mit der Verringerung der Zahl der Brauereien und mit der Vertheuerung oder Berschlehterung des Bieres müsse der Branntweinconsum steigen. Im ersten Jahre würden die Brauereien im großen Ganzen die Steuer tragen; im nächsten Jahre würden die unsicheren Existenzen unter ihnen eingehen, und dann würden die kapitalkräftigen Brauereien an die Abwälzung der Bierfteuer denken, und so werde es zu einer Verschlechterung und Vertheuerung des Bieres kommen. Durch ein besonderes Trunksuchts- geseß wolle die Regierung den Branntweinconsum beschränken, durch die Erhöhung dcr Brausteuer \keigere sie ihn. Einen Ertrag könne die Brau- steuer doh nur geben, wenn Bier getrunken werde, in Bayern sei die Brausteuereinnal1me nur so groß, weil dort so viel Bier getrunken werde. Das NMesultat des Malzaufshlags in Bayern, welches vom bayerischen Finanz-Minister hier ebenso ungünstig geschildert sei, wie in der dortigen Abgeordnetenkammer, nehme ihn nit Wunder. Er gebe dem Finanz-Minister Dr. Freiherrn von Riedel auch darin Recht, daß allerdings die Brausteuer um 509% gestiegen sei, nicht um ein Drittel, wie der Abg. Goldschmidt meine. Doch seten die Hoffnungen der bayerishen MNegierung nicht in vollem Maße erfüllt worden; denn die Brauereciproduktion sei nach Einführung der Erhöhung niht in demselben Maße wie bisher gestiegen und die Einnahme aus der Steuer sei seit 1879 mit kleinen Ab- weihungen auf 30 Millionen stehen geblieben. In der norddeutschen Brausteuergemeinschaft seien die Nettoeinnahmen von 18 Millionen im Jahre 1878/79 auf 30 Millionen im Jahre 1891/92 gestiegen : das sei also eine Mehreinnahme von 662%. Der bayerische Finanz-Minister Dr. Freiherr von Riedel habe die Ausführungen des Abg. Goldschmidt in Bezug auf den Bierconsum angegriffen, habe aber nit widerlegt, daß der Consum in Bayern rückwärts gegangen fei. Nach einer von ihm (dem Redner) angestellten Hechnung sci die Bierproduktion, abgesehen von dem Export und von München, zurückgegangen. Die Erhöhung des Malzaufschlags habe also nachtheilig gewirkt. Seit den siebziger Jahren habe sich das Münchener Bier auch außerhalb Bayerns die Gunst des Publikums erworben. Dazu habe auch beigetragen, daß die bayerishe Negierung die Ausfuhr in jeder Vinsicht begünstigt habe. Den Brauereien, welche große Quantitäten exportirten, würden bedeutende Erleichterungen in der Besteuerung und im Cisenbahnverkehr gewährt. Dennoch fei auch in München die Brauerei-Industrie nicht so gut gestellt, wie es den Anschein habe. Auch von den zehn Münchener Actienbrauereien sei im vergangenen Zahre von fünf überhaupt feine Dividende gezahlt, die übrigen hâtten mit Ausnahme einer „einzigen nur 43 9% gebracht. Das Münchener Löwenbräu allerdings 17 9%. Die kleineren und mittleren Brauereien in Bayern, zu deren Gunsten man 1889 die Staffelsteuer eingeführt habe, seien dessenungeachtet nicht im stande gewesen, sih gegen die großen Brauereien zu halten. Die kleineren Brauereien hätten bis 1879 in Bayern von Jahr zu Jahr zu- genommen, von 187%kb unaufhörlich abgenommen. Wenn im Gegen- [aß zu den Betriebseinstellungen eine größere Zahl von Brauereien neu entstanden sei, wie der Finanz-Minister Dr. Freiherr von Niedel auégeführt habe, so spreche das eben gerade für die ÜUnrichtigkeit der bayerischen Maßregel. Bei den Verhandlungen in der bayerischen Abgeordnetenkammer von 1869 habe der Referent für die Frage der Malzaufschlag-Erhöhung _und der Einführung der Staffelsteuer aus- geführt, _daß das Aufblühen der Großindustrie unmöglih in Ler Weise erfolgt wäre, daß der Weg über Tausende von Brauerleichen gehe, mehr als 12000 Erxistenzen würden bei der bisherigen Besteuerung vollständig ruinirt werden. Eine große Anzahl der bayerishen Brauereien könne sih nur noch dadurch halten, daß sie neben der Bierproduction selbst den Aus\chank betrieben. Der große Erport könne dauernd nicht in dem bisherigen Maße steigen. Yayern könne überhaupt kein Vorbild für die Bierbesteuerung sein. Die großen Brauereien hâtten dort das Ventil der Ausfuhr, hier habe man das nicht. In Bezug auf die Frage des Gewinns beim Ausschank seien die Ausführungen der Motive ebenso ausführlich als unrichtig, Es widersprehe den Thatsachen, daß der Gewinn am Vier im Durchschnitt 198 Z pro Liter in Nord- deutf{land betrage. Dieser Betrag sei nämlich der höchste Vetrag , der überhaupt in Norddeutschland vorkomme. Hier werde nicht nur Lagerbier, sondern auch eine ganze Neihe billiger Biere gebraut, namentli obergähriger. Diese leßteren Biere würden zu 8 bis 19 8° pro Liter verkauft ; wie könne da von einem eingewinn von der die Nede fein ? Die Berechnung bei den besseren Bieren basire auf verte zuahme daß 0,4 1 mit 15, das ganze Liter also mit 372 A Ñ ak werde. Er gebe diesen Preis zu für alle, besseren „eocale Hs fewisen Gegenden, Es gebe, entlegenere Luartiere von Berlin, Nasse Preis von 374 „ pro Liter nicht zutreffe. Auch in Hessen- iben ( E LStingen seien die Bterpreise fast durhweg t Detail 30 ¡9 che wie im Süden. In Sachsen betrage der Bierpreis Biere den übrigen Staaten der Gemeinschaft erreihe der nes den De dort, wo das beste Publikum verkehre, die Höhe, Steucrsäs otiven zu Grunde liege. Consequenterweise nüßte man Aus\chanttgte nah den Ausschankpreisen einführen. Wo in den tén stätten ein hoher Gewinn vom Ausschank erzielt werde, au die Kosten ganz andere wic im Süden. Die Kosten für
Miethe, Beleuhtung und Steuer betrügen im Durchschnitt bei Norddeutschen 1533 A, im Süden 3,31 Æ Das beruhe auf den anderen Lebensgewohnheiten hier und auf der Trennung der Klassen. Man begnüge \ih hier niht, in fellerartigen Gewölben fein Bier zu trinken, man begnüge sich niht mit hölzernen und steinernen Bänken, man spüle sich seine Gläfer nicht selbst aus. Die Bierpaläste hier könnten gerade gegen die Steuervorlage ins Feld geführt werden. Die bayerishen Brauereien, welche sie errichtet hätten, hätten eingesehen, daß man mit einfachen Localen hier nichts erreihe. Dafür bezahlten die Consumenten den bayecrishen Brauereien auch bereitwillig den großen Preis von 16 pro Liter, so daß immer noch ein Ausschankgewinn von 32 „ bleibe. Das Gerücht, daß die Sedlmayr’she Brauerei 4 1 für 2% y habe aus\chänken wollen, hieran aber von den hierüber erregten Berliner Brauereien gehindert sei, gehöre ins Gebiet der Fabel. Die minder wohlhabenden Klassen verkehrten nicht in den seinen Localen, sie begnügten sih mit einer geringeren Ausftattung und zahlten dafür auch cinen geringeren Preis. Die Negierung habe aber auch noch einen wichtigen Factor ganz vergessen, der das Auf- blühen der norddeutschen Bierindustrie mit Verbeigetäbrt habe, das jel der Umsay des Flaschenbieres, der in manhen Städten den vierten Theil der ganzen Consumtion betrage. Nur im Punkte der Vebergangsabgabe stimme er mit dem Abg. Gamp überein. Wenn wirklich der Bundesrath He auf die Forderung der bayerishen Brauer einließe, die Uebergangsabgabe nicht zu erhöhen, dann würden alle Brauereien in der Nähe der bayerischen Grenze aufs Aeußerste gefährdet sein. Er hoffe, daß die große Mehr- heit des Hauses diese Vorlage verwerfen werde, auch diejenigen, welche den Schuß des Kleingewerbes und die Fürsorge für die arbeitenden Klassen auf ihre Fahne geschrieben hätten. Die Arbeiter würden direct und indirect im allergrößten Maße von der Brausteuer betroffen werden, dadurch, daß alle norddeutshen Brauereien und die damit in Zusammenhang stehenden Gewerbe die Löhne herabsetten. Dazu lätten ste eine gewisse Berechtigung, wenn ihnen durch geseßliche Maßnahmen jeglicher Gewinn abgeschnitten werde. Indirect würden die Arbeiter dadurch betroffen, daß, weun eine Abwälzung der Steuer stattfinde, naturgemäß der Arbeiter als Hauptconsument die Preiserhöhung tragen müsse.
Staatssecretär Freiherr von Maltzahn:
Meine Herren! Es is nicht meine Absicht, auf die Ausführungen des Herrn Borredners genauer cinzugehen ; eine seiner Behauptungen aber kann ich nicht unwidersprochen lassen. Er hat gesagt, daß die Vorlage der verbündeten Regierungen stehe und falle mit der Nichtig- keit der Ziffer von 19,8 „8, welche wir angegeben haben als wesentlich dem durhschnittlichen Nußen entsprechend, welcher am Vier gewonnen werde zwishen dem Verkauf aus der
Brauerei und dem Genuß durch den Consumenten. Mit der Nichtigkeit.
dieser Zahl steht und fällt die Vorlage keineswegs; sondern, auch wenn die Steuererhöhung nicht von diesen Interessenten getragen werden follte oder niht ganz von ihnen getragen werden sollte, sondern, wenn sie theilweise getragen werden müßte von den Consumenten oder von der Landwirthschaf genug, inag sie getragen werden, von wem fie will —, fo erscheint uns die Berdoppelung der jetzigen norddeutschen Brausteuer nicht zu hoh, um sie dem Lande zuzumuthen, wenn das Geld für nothwendige Ausgaben gebraucht wird dieses ist ja immer die Borausseßzung. Ich habe hierbei die Motive dahin zu ergänzen, daß diese Durchschnittsziffer von 19,8 Z, über die wir in der Coms- mission noch eingehender discutiren werden, sich nur auf die unter- gährigen Biere, nicht auf die obergährigen bezieht.
Wenn der Herr Vorredner seine Verwunderung darüber aus- gesprochen hat, daß in der Vorlage niht von der Veränderung der Uebergangêéabgabe die Nede sei, fo wird er sih erinnern, daß dies eine Angelegenheit ist, deren Negelung dem Bundesrath obliegt. Wenn bei cinem Exempel, welches dex Borlage beigefügt ist, von der Borausfetzung ausgegangen ist, daß diese Nebergangsabgabe auf das (Fineinhalbfahe erhöht werden würde, fo hat hierdurch natürlich irgend ein Präjudiz für etwaige demnächstige Beschlüsse des Bundes raths nicht gegeben werden sollen.
_Um 51/4 Uhr wird die Fortseßung der Berathung auf Mittwoch, 1 Uhr vertagt. :
Statistik und Volkswirthschaft.
Die Berliner Innungen im Jahre 1891. V, (Vergl. die Nummern 300, 302 und 308 des ¡VLe U S vom Jahre 1892.) _ Außer dem Fachshulwesen, den Kranken-, Sterbe- und Unter- stützungékafsen aller Art und den Prüfnngseinrihtungen kommen für die Leistungen der Innungen noch das Herbergswesen, die Ein- richtungen für den Arbeitsnahweis und die Entscheidung von Streitig- keiten fowie die Thätigkeit der Innungsausschüsse in Betracht.
Was zunächst das Herbergswesen angeht, so hatten 37 von den 70 Innungen Berlins Ende 1891 eigene Herbergen; 11 andere begnügten fih mit den allgemeinen Herbergen zur Heimath bezw. hristlihen Herbergen, 16 besaßen laut ausdrüclicher Erklärung keine Herbergseinrichtungen und 6 hatten die betreffende Frage überhaupt nicht beantwortet. Die Angaben über die Beiträge, welche die Innungen zu den Kosten der Herbergen leisten, sind nicht nux höchst lückenhaft, sondern die vorhandenen auch vielfa dadur ungenau, daß die Aufwendungen für Localmiethe und Remunerationen für die Vorsteher der Herbergen häufig nit als Beiträge gerehnet werden, was zum theil durch die Fragestellung ver- \huldet sein mag. “Nimmt man die 7 Innungen, welche die Fu tage nah den Beiträgen verneint oder garniht beantwortet, für Localmiethe und Nemunerationen abey bestimmte Angaben gemacht haben, mit binzu, so wendeten 21 Innungen für diese Zwecke nach: weislidh 6927 Æ auf; davon entfielen 3582 M auf Localmiethe und 1389 M. auf Remunerationen für die Vorsteher. Besondere Einrich- tungen bestehen außerdem noch bei 6 Innungen: Bei den Glasern erhalt jeder fremde Geselle auf Kosten der Innung Nadcht- lager und Imbiß; die Musikmeister (Harmonia) zahlen ut eet an O M pie Perrückenmaher für jeden durchreisenden Gehilfen 1 A 50 Z für einen Tag Logis und Kost; bei den Posamentiren empfängt jeder zugereiste Gefellè 1 M 90 „; bei den Schornsteinfegern zahlt jedes Innungsmitglied 12 M jährlih, jeder Jnuungsgeselle 35 „4 monatlih für die Herberge, während die Schuhmacher leßtere gänzlih unterhalten. Gar keine An- gabe über diese Verhältnisse haben 43 Innungen gemacht. Noch Buer sieht es bezüglih der Mittheilungen über die Frequenz- verhältnisse der Herbergen aus; nux 21 Innungen haben darüber be- richtet. Darnach hat in der Herberge der Strumpfwirker niemand, in den übrigen 20 Innungsherbergen haben 16 821 Gesellen und Lehr- linge übernahtet. Verschiedene der größten Innungen, wie die Klempner, Maler, Schlosser u. st. w., Schneider, Schuhmacher und Tapezirer glänzen auch hier wieder durch Fehlen jegliher Angaben,
Bei 20 Innungen is mit der Herberge ein Arbeitsnahw eis verbunden ; bei 37 weiteren Innungen ist in anderer Weise ahne ge- forgt. Ueber die Kosten, welche diese Einrichtung verursacht, geben 39 Innungen Auskunft, und zwar haben 12 dafür nachweislih nickts aufzuwenden brauchen, während 23 andere 13 490 M ausgegeben haben. Für die Gehilfen der Barbiere, Friseure und Perrücken- macher, sowie der Gastwirthe geschieht die Vermittelung kostenlos; bei 7 anderen Innungen schwankt die Gebühr pro Person zwischen 10 und 50 „5. Im ganzen nahmen die Innungen für diese Mule
waltung 1292 M ein ; 61 Innungen haben \i{ch über diese finanzielle Seite der Frage ausgeschwiegen. Bei den Arbeitsnahweis\tellen von 32 Innungen aben 42 738 Personen sih um Arbeit gemeldet und 33 954 oder nahezu 80 9% Beschäftigung nachgewiesen erhalten,
Von den 70 Innungen sind bei 41 sämmtlihe Aus\chüfse constituirt ; bei 11 fehlt der Gesellenaus\chuß, die übrigen L feine Angaben gemacht. Bei manchen Innungen, welche einen Gefellen- aus\chuß esißen, wird die Bedeutung desfelben augensheinlich noch niht genügend gewürdigt ; das geht daraus hervor, daß dieser nur ein- oder zweimal, bei einer Innung garnich versammelt gewesen ist. Meist finden die betreffenden Sitzungen alle Monate statt und sind Meister in denselben zugegen. Für die übrigen Aus\chüse sind die Angaben noch mangelhafter: zu den Sitzungen find nur bei 13 Innungen Gesellen hinzugezogen worden. Von wichtigeren Gegenständen, über welche in diesen Aus\chußsißungen verhandelt worden ift, sind Gesellenprüfungen und Arbeitsnachweis fünfmal, Krankenkassen- unk Herbergswesen forwi Schiedsgerichts-, Streit- und Nechts\hubsachen je vierma wesen dreimal, Unterstütungsangelegenheiten weintal di einmal angegeben; neun Fnnungen begnügen ih mit den Bezeichnung „Innungs- bezw. Gewerkssachen“ fich auch hier aus, Dem Innungsœu®2 ch1 Innungen zu Berlin gehören 44 Innung
ie Erledigung der Streitigkeiten zw Gesellen oder Meistern unt Lehrlingen erfol Weise. Bei dem Innungsschiedsgericht des ca über Streitigkeiten der im § 120a der Reiche zeichneten Art zwischen den Mitgliedern b angehörigen Innungen und den (Sesellen (Ge! treffenden Innungen einen Gesellenausî uß find 759 Klagen eingegangen und wie fol contradictorishe Verhandlung mit solhe 265, zusammen 400, 11. urch Versäumnißurtheil 74, durch Entsagung angeblich 19 Innungen betheiligt. 2 der Bäkerinnung Concordia \ind wt Verichtsperiode 28 Sachen zur Entschei ing gelang! JÖnnungen sind die betreffenden Entscheidungen durch statut oder eine besondere Geschäftsordn: zeregel treten Protokolle (?) an die Stelle der ( anderen entscheidet der Vorstand, die Le! seitize Anerkennung (?). Keine Einricht eingestandenermaßen sechs Innungen, n ja geantwortet, aber keine Angaben über macht haben. Gar keine Mittheilungen liege;
Die Nechte aus § 1006 bezw. § 10 ordnung besaßen folgende 20 Innungen: Bäer und § 100f 1—3, Barbiere und Friseure § 100 « Vau-, Maurer- und Zimmermeister § 100 € Nr. § 1006 Nr. 1—3, Gastwirthe § 100f Nr. 1 und 3, Korbmacher § 1006 Nr. 1—2, Kupfers{hmiede & 104 Maler § 1006 Nr. 1—3, Perrückenmacer § 100e, §5 1006 Nr. 1—2, Sattler, Riemer und Täschner § {C Schmicde § 1006 Nr. 3, Schneider § 100 e, Schorn Nr. 3, Schuhmacher § 10060 Nr. 1-2, S 100 f Nr. 3 seßer § 1006 Nr. 1—3, Stell- und Rademacher § 100e N Tapezierer § 1006 Nr. 1— 3, Tischler §8 100e Nr. 1 SS 100e und 100f enthalten die weitergehenden, au ü Innung niht beigetretenen Berufsgenossen ih erstreck jugnise, welche einzelnen Innungen von der höhere tungsbehörde nah Anhörung der Aufsichtsbehörde et können. Dahin gehört die Entscheidung von S Lehrverhältnissen, der Erlaß der Borschriften übe Lehrverhältnisses, über die Ausbildung und P (J 100 e), die Heranziehung zu Beiträgen für ge des betreffenden Handwerks, insbesondere für das & den Arbeitsnachweis, für Einrichtungen zu gewe Ausbildung und für gewerbliche Schiedégerich licherweise sind gerade unter diesen, mit beson eren gerüsteten Innungen verschiedene, deren lüdink niht entnehmen fann, auf welhem Gebiete Thätigkeit sie sih besonders bewährt baben.
Umfang der Hagelwetter nah Fläche und Schaden
in Preußen 1891.
Der Umfang der 1891 vom Hagel betroffenen Flächen für den preußischen Staat, dessen Provinzen und Regierungsbezirke, sowie die Hâufigkeit der Wiederkehr der Hagelwetter und die Zahl der Fälle in den einzelnen Monaten i} im Hefte 119 des amtlihen Quellen- werkes der „Preußischen Statistik“ eingehend erörtert worden.
: Es erhellt aus der dort gegebenen Zusammenstellung, daß die in Preußen dur Hagel betroffene Gefammtfläche 1891 mit 957 489 ha größer war als in den vorangegangenen vier Jahren, auch das Mittel
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der fünfjährigen Berichtsperiode noch um 138551 ha überschritt. n den Provinzen s{chwankt das Verhältniß der verhagelten zur Gesammtfläche zwischen 1,1 und 4,1%, und zwar bat Schlesien das Maximum und Schleswig-Holstein das Minimum aufzuweisen. Von den Regierungsbezirken- wurden Hildesheim und Hannover am stärksten vont Hagel heimgesucht, da hier 8,2 bezw. 6,0 9/9 der Ge- sammtfläche verhagelten, demnächst Düsseldorf und Breslau mit je 9,6 9%, ferner Oppeln, Minden, Münster, Magdeburg und Köslin init 4,9 bezw. 4,7, 4,6, 44 und 4,20%/.
_Wie die ctnzelnen Provinzen an dem gesammten durch Hagel beschädigten Grund und Boden in den Jahren 1887 bis 1891 bethei- ligt waren, zeigt die nachfolgende Vebersiht. Es kamen von jener Fläche Procent
auf 387 09 1889 1890 1891 Dn 9, 42 12A 00. T08 Westpreußen . „ . »,8 2 6,8 8,5 5, Brandenburg .. D 4, 8,6 Pomm, ; 7,4 N ‘ 11,6 S : 4 29,2 Sn ) 5,6 Schleswig-Holstein 1.0 Un ‘ 61 Westfalen A 0,6 ; 1,5 Hessen-Nassau . . 3,8 ( 20 M E f 7,3 L, Hohenzollern _ L 0,8 0/1 0,5 1,7 , _ Bezüglich der Shadensumme is zu bemerken, daß sich die Höhe derselben niht immer ermitteln ließ. Die betreffenden Angaben fehlten 1891 für 3653 beschädigte Hektar.
Wer Tur 1891 mit 51 023 430 festgestellte Hagelshaden über- steigt bei weitem denjenigen der vorangegangenen fünf Jahre und wurde seit 1883, dem Anfangstermin dieser Erhebung, in keinem der Berichtsjahre au nur annähernd erreiht. Der für 1886 bis 1891 nachgewiesene durchshnittlihe Schaden von 24 650 936 A wurde um mehr als das Doppelte überschritten.
,_ Stellen wir ferner fest, wie stark 1891 im Verglei mit den vier vorangegangenen Jahren jedes Hektar der Acker- und Gartene ländereien einshließlih der Weinberge in Preußen dur\chnittlich dur Hagel beschädigt worden is, und vertheilen wir zu dem Zweck den gesammten Hagelschaden diefer Jahre je auf sämmtlide Ater- un Se lo entfällt 1891 auf das Hektar ein Betrag on 2,91 A6 gegen 1,28 bezw. 1,38, 06 V O9 È n Jahre 1890, 1889, (888 und lp, O umd, O In hen Zahren U Stellt man, um die Hagelgefährlichkeit der einzelnen Monate zu ermitteln, die hervorragenden Hagelmonate Mai, Juni Juli und August bezw, die übrigen Monate des fünfjährigen Zeit- raumes 1887—91 vergleihsweise zusammen, so ergiebt c, daß der Monat Juli 1891 in der dagelgefährlihkeit bei weitem alle anderen Monate, da in ihm 313 857 ha mit cinem Schaden von 34 805 724 « verhagelten, übersteigt. Ihm am nächsten teht alsdann der Juni mit 164 161 ha verhagelter Fläche und 10 482 820 Hagelschaden.
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