disposition zu kämpfen, so überwand sie diese jedoch im Laufe des : Abends sehr bald,“ führte die bis ins dreigestrichene 2 sich emporswin e Fassagen und Jutervallsprünge zuweilen fogar in noch schnellerem Tempo aus als gewöhnlich und fesselte wiederum durch die unübertreffliche Grazie und Schalkhaftigkeit des Spiels. Die beiden Einlagen : Proch's bekannte Variationen, und die Arie aus „La Perle du Brézil“ von David gelangen ganz vorzüglih. Reicher Beifall und Blumenspenden erfolgten am Schluß. - Die: übrigen Darsteller: Herr Moers (Alma- viva), Herr Worms (Bartholo), Herr Gura (Figaro), Herr P oppe (Basilio) und Fräulein Det\chy (Marzelline) trugen , was Spiel und Gesang betrifft, nah besten Kräften zum Gelingen der Oper bei, die von Hexrn- Kapellmeister Z\ch oppe sehr umsichtig ge-
leitet wurde. Saal Bechstein.
Gestern Abend veranstaltete Fräulein Jettka Finkenstein vor gut beseztem Hause einen Lieder-Abend, der ihr viel Beifall und den Aibdrern viel Genuß brahte. Die Sängerin erfreut ih {hon lange eines schr guten Rufes, und wenn sie dur den Vortrag ihrer Lieder auch nit gerade sehr erwärmen fann, so ist doch das Gute und Vortreffliche ihrer Gesangsweise ganz besonders anzuerkennen. Ein jedes ihrer Lieder legte Zeugniß von threr fünstlerishen Auffassung und ihrer vorzüglichen Gesangsschule ab; sie hat es verstanden, ihrem großen Lehrer, dem Professor Engel, die feinere Gesangskunst im Vortrag abzulauschen, sie giebt ein jedes Lied in seinem Geist. Besonders \chöôn gelangen ihr die Shumann’schen Lieder „Jn der Fremde“, die „Lotosblume*“ und andere, auch klangen die Lieder von Sulz- bah: „Die Winternaht“ und „Bitte“ sehr gut. „Mach auf“ (Bolero) yon Dessauer, mußte Frl. Finkenstein da capo fingen, die Coloraturen und Triller gelangen ihr Verg und der anhaltende Applaus war ein wohlverdienter. Jedenfalls gehört Frl. Jettka Finken- stein zu den Sängerinnen, die stets mit Freuden auf dem Podium be- rüßt werden; ihr nächster Lieder-Abend am 24. Januar wird uns neue Senüsse bringen. .
Neue Kirche.
Zum Besten des Amalienhauses fand am Dienstag eine geistlihe Musikaufführung statt, an welcher sich der vom Musik- director T h. Krause leitet Kirchenhor und die Solisten Frau Professor Schulzen von Asten, Fräulein H. Wegner, fowie die Herren Radecke und Markees: betheiligten , leßterer war für den erfranften Professor Joachim eingetreten. Sämmtliche Vor- träge des trefflih geleiteten Chors sowie die Orgelvorträge des Pro- fessors Radecke, die Gesänge der obengenannten Künstlerinnen und die NViolinfoli boten Erbauliches und fünstlerisch Gediegenes in reidem Maße. Die Kirche war ansehnlich gefüllt.
Im Berliner Theater kommt morgen, am Freitag, „Kean“ mit Ludwig Barnay in der Titelrolle zur Aufführung. Für Sonn- abend ist „Dora“ mit Agnes Sorma, Anna Haverland, Ludwig Barnay und Ludwig Stahl in den Hauptrollen zur Darstellung be- stimmt, und für Sonntag Abend ist „Hamlet“ mit Ludwig Barnay in der Titelrolle angeseßt. Am Sonntag Nachmittag kommt wieder „Der Hüttenbesitzer“ zur Aufführung. / E
Im Lessing-Theater wird die erste Aufführung von Henrik Sbsen's neuem Schauspiel „Baumeister Solneß“ am Donnerstag, 19. d. M., stattfinden. a
Eine Verläzgerung des Gastspiels der „Fliegenden Fee“, Preciosa Grigolatis, im Thomas-Theater hat niht ermögliht werden fönnen. Es finden deshalb nur noch vier Vorstellungen statt. Dazu bleiben die beiden Einacter „Othello's Erfolg“ und „Das Versprechen hinterm Herd“ auf dem Spielplan. : Ñ
Im Theater Unter den Linden sind die Orchester:-Schluß- proben zur neuen Operette „Lachende Erben“, deren erste Aufführung
am Sonntag erfolgt, unter der Leitung des Componisten, Herrn Wein- berger, im vollen Gange. .Auch die neue Operettensängerin des Theaters, Fräulein Pohlner, ift hier eingetroffen, um an diefen Ge- samnitproben theilzunehmen. ; i
Für die nächste Quartett-Soirée der Herren Prof. Joachim und Genossen (Beethoven-Abend) am Sonnabend 74 Uhr in der Sing-Akademie findet ausnahmsweise eine Generalprobe nicht statt. — Der Componist es Adalbert von Goldschmidt wird in dem am Sonntag Abend 74 Uhr im Saal Bechstein stattfindenden Liederabend, worin feine Compositionen durch die Damen Frau Selma Nifklaß - Kempner aus - Wien und Fräulein Dlga Polna vom Hamburger Stadt-Theater zum Vortrage ge- langen, die Begleitung am Klavier selbs übernehmen. — Im nächsten Volksunterhaltungsabend vom 15. d. M. in der Sing-Akademie werden die Concertsängerin - Fräulein Marie Albrecht, Herr Dr. Heinrich Reimann (Orgel) und der Violinvirtuose Herr Walter Cavallery mitwirken.
Waldemar Meyer's* populärer Beethoven - Abend mit Orchester und unter Direction und Mitwirkung von Herrn und Frau Hof- Kapellmeister Alois Schmitt (Schwerin) findet morgen Abend im Concerthause statt.
Mannigfaltiges.
Zur Warnung macht der Polizei-Präsident bekannt: Ob- wohl es den Fortschritten der Chemie gelungen ift, arfenik- und andere gifthaltige Farben dur giftfreie unshädlihe Farben zu erseßen, gelangen insbesondere arsenartige Farben noch immer häufig zur Verwendung, fo zur Sbeflelling rüner Tapeten, zun Bemalen der Zimmerwände, geringwerthiger N énstervorbänge, Farben vou Kleiderstoffen, künstlihen Blättern und Blumen u. dgl. m. Früher A ift besonders darauf hingewiesen worden, daß Tapezierer zur Beseitigung des Hausungeziefers dem Tapetenkleister Schweinfurter Grün (Schwabenpulver) hinzufügen, wodurch die Gesundheit der Bewohner folher Zimmer ebenso gefährdet wird, wie die Gesundheit derjenigen, welhe in Zimmern mit arsenikfarbenen Wänden wohnen oder die obenbezeichneten Gebrauchsgegenstände benußten. Das Publikum wird wiederholt auf die Gefahren aufmerksam gemacht, welche der Gesundheit und dem Leben dur die Verwendung gift-, besonders arsenhaltiger Farben drohen, und vor der Benußung solcher Gegenstände bezw. dein Bewohnen von Räumen, deren Wände nit arsenhaltigen Farben bemalt sind, ernstlih gewarnt. Die Ge- werbetreibenden, welche derartige Farben zu vorgedahten Zwecken verwenden oder in deu Verkehr bringen, werden auf die Bestimmungen der §8 324 und 326 des Strafgeseßbuchs hingewiesen.
Der Special-Etat für das Berliner Armenwesen, der
“im Rahmen des Gesammt-Etats eine ‘der höchsten Positionen ein-
nimmt, \{ließt, wie wic einem Bericht der „Nat.-Z.“ über die gestrige außerordentliche Sißung des Magistrats-Collegiums entnehmen, in Einnahme mit 555000 A und in Ausgabe mit 7031 868 M ab, es beträgt mithin der Zuschuß 6 476 846 M, gegen das laufende Etatsjahr mehr 1 024 300 /( Die mittelbaren Unter- stüßungen dur die Armencommissionen, die allmonatlich zur Ab- rehnung gelangen, erforderten allein die Summe von 5 100 000 M, die unmittelbaren 238 000 A Besondere Arten von Unterstützungen sind mit 295 000 A angeseßt. Die Armenkrankenpflege nimmt die Summe von 1 272 2090 M in Anspruch 2c.
Morgen ist im Circus Nenz eine Parade-Gala-Vorstellung zu Gunsten des Fonds zur Erbauung der Kaiser Wilh elm- Gedächtniß-Kirche. Die Vorstellung beginnt um 7 Uhr. Am
Sonnabend geht das pautomimishe Land- und Wassershauspiel „Ein Künstlerfest“ vom Hof-Balletimeister A. ‘Siems zum ersten Male in: Scene. “
Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.
Straßburg i. Els., 12. Januar, Mittags. (W. T. B.) Heute Mittag ist folgende Bekanntmachung veröffent- liht worden: „Seine Majestät der Kaiser hat ge- ruht, über die außerordentlih herzlihen und begeisterten Huldigungen, welche die Bevölkerung Straßburgs bei Seinem heutigen unerwarteten Besuch Jhm dargebracht hat, Seine Anerkennung und hohe Befriedigung auszusprechen und mich zu beauftragen, Allerhöchstseinen Dank zur Kenntniß- nahme der Einwohnerschaft zu bringen. Straßburg, 11. Ja- nuar 1893. Jn Vertretung des Kaiserlihen Statthalters! Der Staatssecretär von Puttkamer.“ z
Saarbrücken, 12. Januar: (W. T. B.), Die in der gestrigen Versammlung der Grubenausschüsse und Knappschafts- ältesten gewählte neue Deputation der Ausständigen telegraphirte durch den Bergmann Peter Schaefer gestern Abend an den Vor- sißenden der Bergwerks-Direction, Geheimen Rath von Velsen, und fragte wegen Unterhandlungen an. Geheimer Rath von Velsen ließ der Deputation antworten, daß er Unterhandlungen ablehne, daß er aber bereit sei, die Deputation anzuhören, falls dieselbe nur aus activen, noch zur Belegschaft gehörigen VBergleuten bestehe. Die Bergleute, welhe bvereits den Abkehrshein er- halten hätten, zählten niht mehr zur Belegschaft und würden deshalb auh nicht angenommen. — Heute sind im Saarrevier 16 047 Mann angefahren.
Gelsenttrchen, 12. Januar. (W. T-B) der Anfahrenden nimmt wieder zu. und Heter wurden verhaftet.
Paris, - 12. Zanuar. (W. T. B.) Admiral Lefèvre hat die Uebernahme des Marine-Portefeuilles abgelehnt.
Paris, 12. Januar. T Dem Vernehmen
Die - Zahl Mehrere Aufwiegler
(M 2 D) nach wird ein früherer Minister, der jezt der Deputirten- kammer als Mitglied angehört, demnächst die Regierung in der Kammer darüber interpelliren, welhe Rolle Bourgeois im Jahre 1888 als Unter- Staatssecretär Floquet's
hinsichtlih der damaligen Gepflogenheiten der Negierung bei
der Vertheilung der Panamagelder gespielt habe.
Die Panama-Untersuhungs-Commission beschloß die Vorladung der Banquiers, die mit Arton in Verbindung gestanden haben und daher über dessen Operationen Aufschluß geben könnten. L ;
Bern, 12. Januar. (W. T. B.) Das Handels-Amktsblatt theilt mit, daß in der nächsten Zeit ein neuer \chweizerischer Meistbegünstigungsvertrag mit Rumänien zum Abschluß gelangen und gleichzeitig mit den Verträgen mit England und Jtalien dem rumänischen Parlament unterbreitet werden dürfte.
(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
S A S Sd E R S E Lea R E I O0 L S E e N Sa A A D R
Wetterbericht vom 12. Januar, Wilhelm 8 Uhr Morgens.
T Ubr.
jp.
S red. in Millim
40 N.
Wetter.
Stationen. Wind. L. Gallet,
in 9% Celfius
Temperatur 59 C.
Bar. auf 0 Gr. u. d. Meere
bededckt bedeckt wolkenlos bedeckt wolkenlos
Schnee Schnee _
bededckt bedeckt wolkenlos wolkenlos e N wolkig halb Tes: bedeckt
wolkenlos | halb bed. wolkenlos
773 |NNO ¡NW
Mullaghmore einem Prolog. Aberdeen .. | 769 | Kopenhagen. | 767 |NNOD Stockholm . | 766 NNW Parana. | (Lt t Petersburg) 754 |NNO Moskau. .. | 749 |ONO Cork, Queens- | Dn. C2 IND Cherbourg . | 765 |NNO ee. 09 1DCOD t 0B
NNO mburg .. | (67 |NNOD winemünde
b — DO ck Co ck S5
fang 7 Uhr.
liche Tage.
763 |NNW Neufahrwasser| 758 |N Dienel (07 e ne E 080 D iner. | 700 [N Karlsruhe . . | 766 |ND Wiesbaden . | 766 |N München . . | 761 |NW Chemniy .. | 767 |WNW Merlin... | --160 |NW 3 hei Men l O2 IUD 4/halb bed. Breslau... |_ 761 _¡WNW _ 2s|bedeckt Sle d'Aix .… | 762 |RO 6|wolkenlos | |ONO 6b6wolkenlos 1) Nachts und Morgens Schnee. Uebersicht der Witterung. Ein umfangreiches Hochdruckgebiet liegt über Nord-
Vorstellung.
Sonntag: besißer.
S t E N D A R O
s
helm Taubert. von Musikalishe Direction: Herr Steinmann.
Sonnabend : Opernhaus. 12. Vorstellung. Djamileh. Romantische Oper in 1 Act von G. Bizet. Text von deuts von L. Hartmann. Graeb. In Scene Teßlaff. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. — Bajazzi (Pagliazzi). Oper in 2 Acten und Musik und Dichtung von R. Leon- cavallo, deutsch von Ludwig Hartmann. In Scene eseßt vom Ober - Regisseur Teylaff.
’apellmeister Sucher. Anfang 7 Ühr.
Schauspielhaus. Des Meeres und der Liebe Wellen. spiel in 5 Aufzügen von Franz Grillparzer. In Scene gefeßt vom Ober-Negisseur Mar Grube. An-
Deutsches Theater. Freitag: Zwei glück-
Anfang -7 Uhr.
Sonnabend: Der Sohn der Wildniß. Sonntag: Zwei Die nächste Aufführung von „Das
märcheu““ findet am Montag statt.
Berliner Theater. Freitag: 20, Abonnements- Kean. Sonnabend: Dora.
Nachmittags 25 Uhr: Abends 74 ß
Lessing-Theater. Freitag: Zum 7. Male: Heimath. Anfang 7F Uhr.
Sonnabend: Heimath.
Sonntag: Heimath.
Wallner-Theater.
Graeb. | von Theobald Rehbaum. Zum Anfang | Schwur. Oper in 1
Anfang 7 Uhr.
Emil
Tanz von
Tanz von E. | Silvana. S eseßt vom Ober - Regisseur
Pa: die elt in achtzig Tagen. Dirigent :
14, Vorstellung. Neu einstudirt: | Debillemont und C. A. Raida. Trauer-
Welt in achtzig Tagen.
in 1 Act von O. L. Hartleben.
ckliche Tage. Wintér- Hachmann-Zipser als Gast.)
J C / G N Ballet in 1 Act’ von! H. Megel.
Der Hütten-
r: Hamlet. Inscenirt durch den
Schwank in 1 Act von H. F.
Anfang 7{ Uhr. Zum 1. Male:
menten. Sonntag :
Freitag: Der Probe-
von Carl Weinberger.
Act von Wilhelm Neich.
Sonnabend: Wegen Privatfestlichkeit geschlossen. Sonntag: Gastspiel von Frau Moran - Olden.
Victoria-Theater. Belle - Alliancestraße 7/8. Mit neuer Ausstattung :#Die - Reise um
stattungs\{|ück mit Ballet in 5 Acten (15 Bildern) von A. d’Ennery und Jules Verne. irt vom Balletmeister C. Severini. Anfang 74 Uhr. Sonnabend u. folgende Tage: Die Reise um die
Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). Freitag: Zum 2. Male: Die Lore. Plauderei i 1 (Frau Hachmann- Zipser als Gast.) — Die kleine Marquise. Lust- spiel in 3 Aufzügen von Meilhac und Halévy. (Frau Anfang 7& Uhr. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Theater Unter den Linden. ; a: Grande Quadrille do la, Die Sirenen-Jusel, (Novität und größter Erfolg.) Bppologier Sgr E 108
Mader. Der choreogr. Theil von Jos. Haßreiter. | alletmeister Herrn L. Nepertoirestück der Wiener Hofoper. — Das Baby. Musik von A. Ferron: Couplets von A. Braun. Inscenirt dur den Ober- Regtsseur C. A. Friese son. — Mr. Imro For, amerikanischer Prestidigitateur mit ganz neuen Experi-
Lachende Erben.
Operette in 3 Acten von Horst und Stein. i Inscenirt durch den artist.
Schluß: Der} Urania, Anstalt für volksthümlihe Naturkunde.
Geösffnet von 12—11 Uhr.
Am Landes - Ausstellungs - Park (Lehrter Bahnhof).
Concerte. Sing-Akademie. Freitag, Anfang §8 Uhr: Lieder-Abend von Naimund von Zur-Mühleu,
Großes Aus-
Concert-Haus, Leipzigerstraße 48. Freitag: Abends 7# Uhr: Populärer Beethoven - Abend mit dem Karl Meyder'shen Orchester von Waldemar Meyer. Dirigent: Hofkapellmeister Alois Schmitt (Schwerin). Gefang: Frau Schmitt-Csányi- (So- pran). Billets im Bureau des Hauses.
Saal Bechstein, Linkstraße 42. Freitag, Anfang 7# Uhr: Concert der 1ljährigen Sängerin Luigia Aprile.
Ballet arran- Musik von
Circus Renz (Carlstraße.) Freitag, Abends 7 Uhr: Auf Allerhöchsten Befehl. Parade - Gala- Borstellung. Zum leßten Male: Auf Helgoland mit sämmtlichen bisher zur Darstellung gebrachten Einlagen. Großes Brillant - Feuerwerk. Außerdem Freitag: | u. a.: Grande Quadrille de la haute équitation,
y der Gefibuessirten iFreiheitspferde, vorgeführt vom Director Fr. Nenz, Mr. James Fillis mit dem Schulpferde „Markir“. Auftreten sämmülicher Künstlersyecialitäten T. Ranges.
Die Vorstellung findet zum Besten des Fonds zur Erbauung der Kaiser Wilhelm-Gedächtnißkirche statt.
Sonnabend, Abends - 74 Uhr: Novität! Ein Künstlerfest. Novität! Große Ausstattungs-Pan- tomime vom Hofballetmeister Siemns. Mit über- rashenden Wassereffecten und auf. das Großartigste inscenirt vom Director Fr. Renz. L
Sonntag: 2 Vorstellungen um 4 Uhr (ein Kind frei) und um 75 Uhr.
Musik von undlach.
Musik
west - Europa, während der Luftdruck
über dem
Innern Rußlands sowie über Süd - Europa am Neber Central - Europa und dem ganzen Ostseegebiet wehen nördliche, über Frankreich und England nordöstlihe Winde, unter deren Ein- fluß die Temperatur wieder erheblich herabgegangen ist. In Deutschland ist das Wetter theilweise heiter westlihen Binnenland, unge-
niedrigsten ist.
und, namentlih im
wöhnlich falt; Bamberg meldet minus 27 Grad.
In Deutschland Auch in
ist
Haparanda minus 29 Grad. Deutsche Seewarte.
stellenweise Schnee gefallen. Nordschweden herrs{ht sehr \trenge Kälte,
S S Theater - Anzeigen.
Königliche Schauspiele. 12. Vorstellung. Oper in 3 Acten von August Enna.
haus,
Freitag: Opern-
Zum 1. Male: Die Hexe.
Text nach
Arthur Fitger's Drama „Die Hexe“, überseßt von In Scene geseßt vom Ober-
Mar Regisseur Tetla Mifang T Ußr.
Schauspielhaus. i auer omödie in 5 Aufzügen von . W. von Schlegel's Ueberfeßung.
von A
13. Vorstellung.
Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck.
Der Sturm. hakespeare. Nach Musik von
pfeil. Anfang 7# Uhr. Sonnabend: Der Probepfeil, Sonntag : Der Probepfeil.
Friedrih - Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25.
Freitag : Das verwunschene Schloß. Operette in 3 Aufzügen von Alois Berla. Musik von Carl Millöcker. Jn Scene geseßt von Julius Frißsche. Anfang 7 Uhr. j
Sonnabend: Pariser Leben.
Mittwoch, 18. Januar: Zum 1. Male: Fürstin Ninetta. Operette in 3 Acten von Wittmann und Bauer. Musik von Johann Strauf.
Residenz-Theater. Direction : S'gmund Lauten- burg. Freitag: Zum 22. Male: Familie Pont- Biquet. Schwank in 3 Acten von Alexandre Bisson. Deutsh von Mar Schönau. In Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. Anfang  Uhr.
onnabend: Familie Pont-Biquet. :
Jn Vorbereitung: Gläubiger, e Men,
— Vor dem Tode. Von August Strindberg.
Kroll’'s Theater. Freitag: Frißchen und Lieschen. Operette in 1. Act von Poly Henrion. Darauf: Oberst Lumpus. Komische Oper in 1 Act
Leiter Ed. Binder. Dirigent: Kapellmeister A. Ferron. Die militär. Evolutionen im 3. Act arrangirt von L, Gundlach. Neue Ausstattung an Decorationen und Kostümen.
Adolph Exnst-Theater. Freitag: Zum 20. Male: Modernes Babylon. Gesangsposse in 3 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theilweise von G. Görß. Musik von G. Steffens. In Scene geseßt von Adolph Ernst. Anfang (Uhr.
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Thomas-Theater. Alte Jakobstrafe Nr. 30, Gag Gastspiel der Lufttänzerin Preciosa
rigolatis mit ihrem fliegenden Ballet. Das Märchen der blauen Grotte. Phantastische Pantomime mit Ballet in 2 Bildern. — Vorher zum 5. Male: Othello's Erfolg. Schwauk in 1 Aufzug von Dr. E. M. Luße. — Den Anfang macht: Das Versprechen hinterm Heerd. An- fang 7¿ Uhr. / i
Sonnabend: Die’elbe Vorstellung,
Montag: 1. Gastspiel des Wiener Eäsemble, On Jos. Graselli. Die Gigerln von
en,
Familien-Nachrichten,
Verlobt: Frl. Alice Shwarz mit Hru. Nitter- utsbesißer Willi Baetge (Sellnowo bei Rheden— idliß bei Gr.-Leistenau, Westpreußen). / Geboren: Ein Sohn: Hrn, Prem. - Lieut. von Studniß (Berlin). — Hrn. Amtsrichter Bonhoff (Berlin). s Gestorben: Hrn, Major Friß von Ernst Sohn Kurt (Düsseldorf). — Verw. Fr. Pastor Luise Hitigrath, geb. Fretin von der Goll (Berlin). — Hr. Justiz-Rath Paul Stoepel (Potsdam). — F. Wirkl. Geh. Rath Bertha Freifrau von Maren- hol, geb. von Bülow (Dresden). — Verw. Fr. Geh. Commerzien-Rath Mathilde Praetorius, geb. Schoenermark (Breslau).
Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin: ——— Verlag der Erpedition (Scholz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags- Arstalt: Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sieben Beilagen
(einschliezli4 Börsen-Beilage).
„F 10.
| Erste Beilage zum Deulschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.
E.
Berlin, Donnerstag, den 12. Januar
Deutscher Reichstag. 18: Stguna vom MittwoG, 11 Januar, 1 Uhr.
j Die erste Berathung der Brausteuervorlage wird fort- geseßt. :
Ueber den ersten Theil der Nede des Abg. Grillen- berger, der zunächst das Wort hat, haben wir bereits in der Mitiwochs-Nummer berichtet. Wir fahren in der Bericht- erstattung fort, indem wir nachstehend über den Schluß der Rede desselben Abgeordneten berichten.
Abg. Grillenberger (Soc.): Das „Münchener Fremden- blatt“ schilderte vor kurzem die Arbeitsverhältnisse in den Münchener Brauereien. Danach dauert die Arbeit von früh 3 bis Abends 7 Uhr, beim_ geringsten Versehen treten beträchtlihe Ordnungs- strafen ein. So ist es z. B, in der „Löwenbrauerei“, welche im vorigen Jahre einen Nettoüberschuß von 1 Million Mark erzielte. Auch die norddeutschen Brauer werden nah der Steuererhöhung die Arbeiter in erhöhtem Grade ausnußen. Schon jetzt ist aus Brauer- freisen ein Antrag an den Bundesrath gegangen, die Sounn- tagsruhe in den Brauereien erheblich abzukürzen. Auch nah anderer Richtung hin wird die Erhöhung der Brausteuer erdrückend wirken. Jm Jahre 1879 wurde in Bayern der Malzaufschlag von 4 auf 6 4. pro Hektoliter provisorisch bewilligt und alle zwei Jahre prolongirt, bis fie 1838/89 definitiv festgelegt wurde, auf Anfrage eines deutsch- freisinnigen Abgeordneten. Der Staatssecretär Freiherr von Malizahn führte aus, daß der Umstand, daß die Zahl der Brauereien von 1879 bis 1889 um etwas über 200 zurückgegangen ift, seinen Grund darin habe, daß der Zug vorhanden sei, das Brauereigewerbe mehr kapi- talistish zu betreiben. Die kleinen Brauereien würden auch ohne Erhöhung des Malzaufschlages zu Grunde gegangen fein. Aber diese Statistik erstreckt sich nur bis 1888; was seit der Zeit vor- gegangen ist, wird uns nicht mitgetheilt. Der Königlich baye- rishe Finanz - Minister Dr. Freiherr von Riedel betonte, daß die Einführung der Staffelbesteuerung sehx günstig auf die kleinen Brauereien gewirkt habe. Ih bestreite diese günstige Wirkung, wenn er uns nicht mittheilen kann, um wie viel sich seit der Zeit die Zahl der kleinen Brauereien ver- mehrt hat. Die Regierung hat uns eine Statistik unterbreitet, aus der hervorgeht, daß die Zahl der im Betriebe gewesenen Brauereien eit 1873 von 13 561 auf 8969, also um rund 4600 Betriebe zurück- gegangen ist, und zwar gerade in den Stufen, die lediglich bis zu 1500 Brausteuer bezahlen. In Bayern soll die Zahl der Betriebe nur um 200 zurückgegangen sein, aber die gegenwärtigen Ziffern werden wohl etwas anders lauten. So lange das Provisorium der Malzaufschlagserhöhung in Bayern bestand, mögen ja noch einige Brauer gedacht haben, daß es aufhören würde. Was die Finanz- Minister aber einmal haben, das geben fie nicht wieder heraus. Als 1888 die Malzaufschlagssteuer in Bayern definitiv ein- gefuhrt wurde, \tiea der Bierpreis sofort um. .10 F pro Liter. Das Hofbräuhaus hat allerdings eine Ausnahme gemacht und damit zeigen wollen, daß man troß des Aufschlazs am alten Preise festhalten könne. Aber Kenner und Stammgäste des HVofbraus behaupten, , daß das Bier seit der Zeit doch erheblich dünner geworden it. Die Meinung, daß wir von dem vorliegenden Steuergeseß wenig berührt würden, ist eine überaus irrige. Wir zahlen dafür, daß wir in Bayern unsere eigene Bierbesteuerung haben, ein ziemlih bedeutendes Aversum. Das Mehr dieses Aversums würde nach Annahme der Borlage 35 Millionen Mark betragen. Dazu kommt, daß die Matrikularbeiträge ohnehin au 43 Milltonen Mark erv höht werden müssen, daß wir 7 Millionen -an einmaligen, s Millionen Mark an fortlaufenden Ausgaben auf- zubringen haben, fodaß Bayern durh die Militärvorlage und die damit zusammenhängende Erhöhung der Brausteuer mit 12 bis 15 Millionen Mark mehr belastet wird. Gegenwärtig hat man ja in Vayern noch Ueberschüsse, aber die werden auch nicht lange reichen, zumal in den letzten Jahren die Gehälter der höheren Beamten bedeutend erhöht worden sind. Man wird also auch bei uns zu einer neuen Steuer oder zur Erhöhung einer directen Steuer oder abermaliger Grhöhung des Malzaufschlags zurückgreifen müssen. Der bayerische Finanz-Minister Dr. Freiherr von Riedel hat {hon darauf hingewiesen, daß es auh in Bayern sehr viele Gegenden giebt, wo wenig oder gar kein Bier getrunken wird. Die Leute würden dort schr gerne Bier trinken, aber sie können es niht. Aus den Sanitäts- Generalberihten geht hervor, daß der Bierconsum in Bayern von 10 S 1986 um (ixca 80.000 Dettoliter zurüd- Gedan U ein ViUCdana, Der ev. erueblid ns e wicht fällt, zumal die Bevölkerung in der Zeit bedeutend zu- genommen hat. Der Nückgang fällt in die Zeit, da zum ersten Male der Malzaufshlag um 5009/9 erhöht wurde. Jn Grobenhausen in dem gesegneten Altbayern ist nah dem Bexicht des dortigen Be- ztr8arztes wegen der Theuerung des Biers der Schnapsgenuß in \hneller Zunahme begriffen, und selbst Säuglinge bekommen schon Schnaps als Schlafmittel in der Oberpfalz; viel Magenkrankheiten entstanden infolge shle{chter Nahrung und zunehmenden Schnaps- genusses, Jn Oberfranken, \peciell im Frankenwalde, nimmt der Schnapsgenuß in erf{hreckender Weise zu, ein Beweis, daß die Leute niht mehr das Bier bezahlen können, troßdem es in Bayern noch viel billiger is als in Norddeutschland. In vielen ländlichen Gegenden Bayerns hat es in den 60er bis 70er Jahren keine Landstädte gegeben, wo das halbe Liter Bier mehr als 10 S geko\tet hat. Jezt sind nur noch sehr wenige solcher Bezirke vorhanden, das halbe Liter kostet jeßt 12, 13 und in den sogenannten besseren Localen sogar 15 4. Wird die Biersteuer erhöht, dann wird man ih im allgemeinen, wie im Hofbräuhaus, damit helfen, das Bier dünner zu machen, oder die Gläser weniger voll zu s{hänken. Unser Standpunkt läßt sich dahin zusammenfassen : wir sind in erster Linie Gegner jeder indirecten Besteuerung und infolge dessen auch der Steuer, die cin so wichtiges Genußmittel Sor ; "t G L 4 D 1 4 der arbeitenden Bevölkerung vertheuern muß. Wir haben es in der That mit einer Consumsteuer zu thun; denn dic Abwälzung auf die Consumenten wird eintreten. Aber selbs wenn dies nicht der Fall wäre und es lediglich eine specielle Gewerbesteuer wäre, um die besonders günstig situirten ubt Brauereien zu treffen, würden wir auch dann nit zustimmen, weil es eine Age Ae ist, einzelne Erwerbszweige in Deutschland bluten zu lassen für das, was Ihrer Anschauung nah der ganzen Nation zu gute kommen soll.
ie Brauer “könnten ja sagen: warum zieht man niht Bergwerks- Aa heran, wo 8 0/9 Dividende bezahlt werden, oder die großen Eisenwerke, namentlich da diese leßteren von dem Militarismus große Vortheile zichen? Sie verkaufen ja ihre Eisenbahnschienen an das Ausland billiger als an das Reich, alfo müssen sie au einen großen Gewinn daraus ziehen. Ebenso verhält es sich mit den Zuerfabrikanten, die seit einer Reihe von Jahren L egünstigungen genießen, die dur nichts gerechtfertigt find. Die Brauer werden diese Mehrbesteuerung nit auf sich sigen lassen, denn zuerst kommt der Profit, die Dividende,“ in Betracht, und wenn diese geschmälert wird, kommt die Abwälzung auf das Publikum, und man wird \{ließlich auch in Norddeutschland zu ein- zelnen Pfennigen beim Bierpreis greifen, wo in weiten Kreisen bisher nur die Abrundung auf 5 „4 übliche Rechnungsweife ist. Wir haben nun, wenn wir diesen ablehnenden Standpunkt einnehmen, troßdem
die Verpflichtung, uns die Frage vorzulegen: wenn die Militärvorlage angenommen werden sollte, wie follen die Kosten dafür aufgebracht werden ? Irgend ein Blatt in Berlin hat den Vorschlag gemacht, man sollte doch eine Equipagensteuer einführen, aus der könnte man 20 Millionen Mark herausshlagen. Gegen eine derartige Steuer hätten auch wir erheblih weniger cinzuwenden als gegen die Brausteuer. Oder führen Sie doch eine Einjährig-Freiwilligen-Steuer ein. Die Söhne der reichen Geschäftsleute, die einjährig dienen, haben von dieser kurzen Dienstzeit einen ganz erheblichen Gewinn, sodaß sie ganz gut eine Cxtrasteuecer von 500 —10 000 é. tragen können. Auch die gänz- liche Aufhebung der Liebesgabe für die Schnapsbrenner würde allein nahezu die ganze Geschichte decken. Aus den kolossalen Ver- mögen, die die neue preußische Einkommensteuer ermittelt hat, werden so folossale Einkünfte gezogen, daß sie leicht eine Steuer von 10 9% ertragen können. Es fönnten davon nicht nur die Erhöhung der Militärlasten, sondern die ganzen Militärausgaben bestritten werden. Wir werden keinen Mann bewilligen und keinen Pfennig für das Liter und auch nicht Hektoliter Bier.
_ Königlich bayerisher Bevollmächtigter zum Bundesrath Finanz- Minister Dr. Freiherr v onNiedel: Ich hegte die Absicht, überhaupt nicht zu diesem Gesetzentwurf hier im Reichstage zu sprechen, aus dem Grunde, weil mich dieser Gesetzentwurf zunächst niht näher angeht. Ich habe gestern einige Unrichtigkeiten rectificirt, zunächst aus Höflichkeit gegen einen der Herren Redner, der mich;ausdrücklih provocirt hat; ih habe es auch gethan aus Nücksiht auf die verbündeten Regierungen und auf den Reichstag. Denn es hâtte der Glaube entstehen können, daß die in meiner Anwesenheit über Bayern verbreiteten Unrichtigkeiten begründet seien, denn der Reichstag wäre damit getäuscht worden. Ich bin weit entfernt, den Herren eine folhe Absicht zuzuschreiben. Im Gegentheil, ih glaube, daß diese Aeußerungen optima fside ge- macht wurden. Sie beweisen nur, daß das Herausgreifen einzelner Ziffern und das Zichen von Schlüssen aus einzelnen Ziffern sehr leicht zu Irrthümern führt, wenn man nicht die Gesammtverhältnisse kennt. Aber ih habe nur dem Abg. Noesicke nicht die Befriedigung, die er offenbar über seine Kenntniß bayerischer Zustände empfunden haben mag, verbittern wollen, obwohl ich in der Lage gewesen wäre, ihn Schritt für Schritt zu widerlegen. Das ist zum theil heute von dem Abg. Grillenbergex geschehen. Jch hatte bei dem ersten Theil seiner Rede das Gefühl, daß er meinte, wir Bayern sind doch bessere Menschen, als ihr glaubt, und ih war ihm cinen Moment sehr dankbar. (Heiterkeit.) Nun i} diese Empfindung etwas verwischt worden dur den zweiten Theil seiner Rede. Er hat behauptet, der 10-Pfennigpreis des Bieres sei in Bayern faft ganz verschwunden. Ich bin tin der angenehmen Lage, ihm zu fagen, daß tin einem großen Theile von Bayern, ih glaube, in dem größten Theile, heute noch das Bier 20 „ÿ pro Liter kostet und zwar in ganz Niederbayern mit Ausnahme einiger weniger Städte in Oberfranken und der Oberpfalz. Die von mir gestern mitgctheilten Zahlen beruhen auf amtlichen Gr- mittelungen und find nah meiner Meinung auch richtig. Als wir 1879 mit \{werem Herzen an die Erhöhung des Malzaufschlages gingen, ‘haben wir dem Landtag auch eine Uebersicht über die Bier- preise von „1811 bis 1878 mitgetheilt. Aus dieser Statistik geht bervor, daß von 1873 bis 1875 das Bier 24 resp. 27 „K kostete, 1876 bis 1878 26 „3, nah Einführung des Malzaufschlages sogar eine Rethe von Jahren 24 ,, und erft vor ein paar Jahren wurde der Preis in München wieder auf den alten Stand gebracht. Also von einer Erhöhung des Preises infolge der Erhöhung des Malzaufschlages kann angesichts dieser Verhältnisse keine Rede sein. Auch is das Bier nicht \{chleck{chter geworden. Es steht hier ja Meinung gegen Meinung. Aber nach dem Urtheil der Sachverständigen ist das Bier in der Zwischenzeit sogar besser geworden. Die Zahlen über die Einstellung bayeriser Brauereien habe ih gestern richtig wiedergegeben. Es find îm ganzen etwa 500 Brauereten eingegangen, aber 300 neue entstanden in neun Jahren. Es sind auch nicht etwa die kleinen zu Grunde gegangen und große dafür entstanden. Umgekehrt , kleine sind entstanden seit dem Malzaufshlag. Was s\peciell der Abg. Grillenherger über das unter dem Finanz - Ministerium stehende Etablissement gesagt hat, ist gleichfalls unrichtig. Die Verwaltung des Hofbräuhauses steht ja unter öffentliher Controle, und es würde dem Abg. Grillenberger sehr {wer sein, nachzuweisen, daß deshalb, weil wix mit dem Preis des Bieres nicht heraufgingen, das Bier s{hlechter geworden fei. Hier istdoh das Publikum der beste Richter, und es hat seit der Zeit viel mehr getrunken als bisher. (Große Heiterkeit.) Ich bin deshalb mit dem Bierpreis nicht heraufgegangen, weil ich mix gesagt habe, der Gewinn und Verdienst dieses Etablissements ift genügend, Wir wollten auch ‘beweisen, daß man unter bestimmten Berhältnissen ein anständiges Bier herstellen kann, und das geschah im Interesse des consumirenden Publikums, nicht des Finanz- Ministers. Das Braugewerbe in Bayern hat sich seit 1880 ganz außerordentlich entwickelt. Auch der Inlandsconsum hat nicht in der Weise abgenommen, wie es den Anschein hat. Ich habe gestern schon angedeutet, daß man bei den Vergleichungen die Pfalz berücksichtigen müsse, wenn man nicht einen ganz falschen Schluß ziehen will. Die Pfalz hat vor Eintritt in die bayerishe Brausteuergemeinschaft sehr wenig Biek con- sumirt. Als fie eintrat, sank natürlih der nah dem Kopf der Bevölkerung berehnete Consum etwas herab. Vergleicht man aber die älteren bayeri]chen Steuerprovinzen miteinander, dann stellt fich heraus, daß der Consum in denselben durchaus nicht zurückgegangen ist, sondern sih in angemessener Weise erhöht hat. Die Schwan- fungen im Consum werden garniht von der Steuer getroffen, son- dern hängen von ganz anderen Verhältnissen ab. 1876 hatten wir z. B. einen Inlandsconsum von 11 955 090 h1 und 1878, obwohl gar feine Steuerveränderung dazukam, 660 000 h1 weniger. Ich habe mich wohl gehütet, über den vorliegenden Gesetzentwurf zu sprechen. Denn wir sind nicht davon berührt, und ih habe auch nicht den Muth, über Dinge zu reden, die ih nicht ganz oder gar nicht über- sehe. Der Abg. Grillenberger hat dann noch von dem Schnapsgenuß in Bayern gesprochen und von einzelnen Angaben von Aerzten ge- prochen. Die mögen ja ganz richtig sein, gestatten aber durchaus keinen Schluß auf unsere Zustände in Bezug auf den Schnapsconsum. Jch glaube constatiren zu können, daß der Schnapsconsum, der ohne- hin in Bayern nicht schr groß war, seit 1887 abgenommen hat. Diese Constatirung kann ih Ae bloß auf amtliche Berichte üßzen, sie ist au im bayerischen Landtage selbst erfolgt. Der Abg. Grillenberger hat nun gesagt, daß, wenn die Finanz-Minister einmal etwas haben, sie es gar nicht mehr herausgeben. Auch das ist unrichtig. Erstens müssen wir ja alles herausgeben, was wir ein- nehmen. Ich habe die Ehre, seit einer Reihe von Jahren der baye- rislhen Finanzverwaltung vorzustehen. Ich bin bei der allerdings ohne mein Verschulden nur partiellen Steuerreform davon ausgegangen, die fleinen Leute absolut zu s{honen und die leistungsfähigen entsprehend heran zu ziehen. Jh bin weiter bestrebt gewesen, auf dem Gebiete der indirecten Steuern, soweit wir in Bayern darin zu sagen haben, entsprehende Erleichterungen herbeizuführen. Wir haben die Malzaufshläge um 24 Millionen Mark redueirt durch Gris der Abstufung. Wir waren bestrebt, den kleinen und mittleren Bétrieben, welche immer unter der Concurrenz des Großkapitals leiden müssen, durch positive Erleichterungen und durch die Einrichtung von sachverständigen Stationen zu helfen, welche denselben mit Betriebsverbesserungen an die and gehen. Es werden da Untersuhungen über die Tüchtigkeit - des Materials u. #. w. sgemaht und es find da sehr s{chöône Resultate
erzielt worden. Nicht allein die Production der kleinen und mittleren Betriebe, auch die gesammte Production hat erheblich zugenommen. Der JInlandsconfum betrug 1878: 11 500 000 h1, 1889 dagegen nah dem Definitioum 12300000. Es ift also weder der Consum in- folge der s des Malzaufschlags zurückgegangen, noch hat sich der Bierpreis erhöht. Der Abg. Grillenberger hat sih auch in der Berechnung des von Bayern aufzubringenden Betrages infolge der Meilitärvorlage verrechnet. Infolge der Einführung einer höheren norddeutschen Biersteuer werden die- Matrikutarbeiträge Bayerns weder höher noch niedriger. Der Abg. Grillenberger sagte, erstens müsse Bayern das Aversum zahlen, zweitens für die laufenden Militärausgaben 6—8 Millionen, und drittens auch noch die ein- maligen Ausgaben. Der zweite Posten kann uns nicht aufgelegt werden, weil das, was wir für das bayerishe Militär brauchen, vom Reich an uns gezahlt wird, und zum theil sogar mit dem Aversum gezahlt wird, das wir in Form höherer Matrikularbeiträge an das Reich zahlen. Im übrigen habe ih mich mit den von dem Abg. Grillen- berger besprochenen Steuerprincipien niht zu beschäftigen. Auf die Liebesgaben an die Brenner komme ih in den nächsten Tagen zurü.
(Beifall rechts.)
Staatssecretär Freiherr von Malgzahn:
Der Herr Abg. Grillenberger hat gefragt, weshalb in der gegen- wärtigen Vorlage, nicht wie in früheren Vorlagen der. verbündeten Negierungen über den gleichen Gegenstand ein Verbot der Surrogate . enthalten sei. Er hat diese Frage allerdings in die Form ge- kleidet, daß er ausführte, es hätte sh doch eigentlich für die verbündeten Negierungen empfohlen, ein Verbot der Surrogate in den Gesetzentwurf aufzunehmen und so den Schein zu erwecken, als ob man für die Volkswohlfahrt sorgen wolle. Ich würde ja dem gegenüber leiht antworten können, daß man, um einen Schein zu erregen, seitens der verbündeten Regierungen keine Geseßz- entwürfe formulirt, aber ih will dem Herrn Abgeordneten auf die Frage direct antworten. Die Unterlassung eines Verbots der Surrogate in der gegenwärtigen Vorlage hat in erster Linie darin ihren Grund, daß man vermeiden wollte, in die bestehenden Verhält- nisse tiefer einzugreifen, als es der unmittelbar vorliegende Zweck erforderte.
Abg. Mö ller (nl.): Auf die Vorschläge, welche der Abg. Grillen- berger zur Deckung des Mehrbedarfs gemacht hat, läßt sih ernst- haft wohl kaum cingehen. Die Equipagensteuer mit ca. 20 Millionen it lediglich . ein Phantasieproduect. Gegen angemessene Luxus- steuern würde ich nichts haben, aber sie bringen erfahrungëgemäß nur ganz kleine Erträge. Auch die Besteuerung des Schaumweins, die ja ursprünglich geplant gewesen sein soll, hätte niht Genügendes ab- geworfen. Was die Borlage "Vetrl, [0 lan (O VoN Bertretern der Regierung den Vorwurf nicht ersparen , daß sie durh die Herstellung und namentlich durh die Begründung der Vorlage die Dpposition gegen dieselbe im Lande erst hervorgerufen haben. Diese Opposition ist un Reich eine ganz gewaltige und berechtigte. Mein Wahlkreis i\t_in erster Linie an der Brauerei interessirt. Kaum eine deutshe Stadt wird so mit der Brauerei verknüpft fein, wie Dortmund. Gegen die Ausdehnung der Besteuerung überhaupt vers : halte ih mich nicht ablehnend; aber diese Ausdehnung nach den Vor- lägen der Vorlage ist unmöglih. Die Vorlage vergißt vollständig, daß in der Brausteuergemeinshaft ein Viertel aller Biere ober- gähriges ist. Das Braunbier ist in weiten Bezirken Norddeutschlands ein Nahrungsmittel der Familie. Auch ih“ stehe auf dem Stand- punkt der Brauereivertreter, die gestern gesprochen haben, daß für die untergährigen Biere das Verbot der Surrogate ein großer Segen wäre. Sehr bedenklih und fast socialpolitisch ist der Sat der Motive, daß die durh die Steuererhöhung erfolgende Vertheuerung des Bieres auf das Liter sich „ohne Uebervortheilung des Publikums“ nicht darstellen läßt. Im großen und ganzen ist es aber unfruchtbar, in die Debatte der Einzelheiten einzutreten, bevor wir wissen, welcher Bedarf denn eigentlich als nöthig sich herausstellen wird. Daß die Militärvorlage in ihrem ganzen Umfang uniht angenommen wird, darüber besteht wohl kein Zweifel mehr; es hat also keinen Sinn, über die Vorlage weiter zu verhandeln, ehe man das wirkliche Bedürfniß kennt. Namens meiner Freunde beantrage ih demnach, die Vorlage der großen Militärgeseßcommission zu überweisen und mit dex Berathung erst nach Erledigung der Militärvorlage zu beginnen.
Staatssecretär Freiherr von Malgzahn:
Ich bin dem Herrn Vorredner namentlich für dasjenige dankbar
g 1 was er namens seiner politishen Freunde erklärt hat, daß die Vorlage zur Vorberathung - in eine Commission überwiesen werden foll, und ih zweifle nicht, daß es in dieser Commission gelingen wird, auch eine große Zahl der Bedenken, welche der Herr Vorredner in feinem Namen hervorgehoben hat, im Wege der Discussion zu widerlegen.
Wenn ic jeßt um das Wort gebeten habe, so geschieht es, um jum zweiten “ Male einen Irrthum zu corrigiren, den ih gestern bereits corrigirt habe, einen Irrthum, zu dem allerdings eine nicht ganz vollständige Fassung der Motive den Anlaß gegeben hat.
Der Herr Borredner hat gesagt, die Motive seien um deéëwillen zu tadeln, weil sie mit Durhschnittszahlen operirten, welche dadur gefunden seien, daß man beide: Arten von Bieren, untergährige und obergährige, zusammengeworfen habe. Ich nehme an, daß der Herr Vorredner diejenigen Zahlen im Auge gehabt hat, mit denen wir den durhschnittlihen Nußen angegeben haben, der in Deutschland bei dem Ausschank von Bier gegenüber dem Einkaufspreis von den Brauereien gewonuen wird. Ist das der Fall, bezieht sich die Bemerkung des Herrn Abgeordneten auf die Zahl von 19,8 4, die wir angegeben haben, fo kann ih wiederholen, was ich gestern bereits gesagt habe, daß diese Durchschnittszahl fich nur auf die untergährigen Biere bezieht, daß die obergährigen Biere nicht dabei in Betracht gekommen find. Eine jede Durhschnittszahl ift, das erkenne ih vollständig an, angreifbar, weil sie aus verschiedenen Grundlagen gefunden i. Nachrichten aber, die uns in neuester Zeit zugegangen sind, - zeigen, daß im großen und ganzen unsere Angaben richtig sein werden. Hier aus Berlin liegen mir Nachrichten vor, wonach der Verdienst bis zu 24 H hinaufgeht; es find aber nicht etwa in Berlin die höchsten Zahlen des Nußzens der Häudler und Schänker gefunden worden, sondern in andern Gegenden Deutsch- lands; und auch aus andern Gegenden Deutschlands \timmen die- jenigen Zahlen, welche in der Presse aus Interessentenkreisen gegeben sind, — und zwar nicht in der der Regierung freundlichen Presse, sondern beispielsweise in der „Freisinnigen Zeitung®" — - fast ganz genau mit denjenigen Zahlen überein, welhe wix unsererseits für die betreffenden Gegenden gefunden hatten, und welche der Durchschnitts