1893 / 21 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 24 Jan 1893 18:00:01 GMT) scan diff

nur unter großen Schwierigkeiten von statten. Die „Meta“ wurde vom Eis durhs{nitten, doch konnte die Bemannung mit alleiniger Ausnahme des Kochs gerettet werden. Der Dampfer „Christine“ wird vermißt, man ist um das Schicksal des Schiffes, das entweder im Eise festsißt oder in einen Nothhafen geflüchtet ift, in Besorgniß. Der Hafen von Reval, der gestern d Nr, 20 d. Bl) eisfrei gemeldet wurde, ist heute wiederum durh Eis gesperrt.

Vom Pt rz, 21. Januar. Der „Frkft. Z." wird berihtet: Der strenge Frost hat auch hier gleihwie in den Thüringer Bergen unter dem Wildstand troß der Massenfütterungen eine furchtbare Ernte gehalten. Auf Jahre werden sich die Schadigungen dieses Winters in der Forstwirthschaft fühlbar machen. Seit gestern haben starke Schneestürme eingeseßt, der Schnee is in Massen gefallen. Die iso- lirten Harzortschaften liegen wie verschneit da.

- Göschenen, 24. Januar. «Infolge von Schneebenwebßun- ist, wie ,W. T. B.“ meldet, der Verkehr auf der Gre pperwehun 2 seit gestern Abend 5 Uhr unterbrochen. : Aus Dalaas wird dem „H. T. B.“ gemeldet, daß der Schnellzug Nr. 10, der mit vierzig Fahrgästen daselbst Nach- mittags eintreffen follte, auf Arlberg eingeschneit ist. Dicht binter ihm ging eine verheerende Lawine nieder. : Î rag, 23. Januar. Die infolge von Schneeverwehungen eint- getretenen Verkehréstörungen auf der Buschtehrader Bahn sind wieder gehoben. (0 D

Jenny Groß wird in dem Lustspiel „Der sechste Sinn“ von Gustav von Mofer und Robert Misch, das morgen Éa Wallner- Theater zum ersten Mal zur Aufführung kommt, die Rolle der Wiener Pußmäacherin spielen. In dem Schwank „Paragraph 330“ wird die Rolle der Anais zum ersten Mal von Frida Wagen dar- estellt werden, während die übrigen komischen Hauptrollen von ranz Mente und Carl Waldow, Ernst Horn und Emil Lessing gespielt werden. __ August Strindberg's rag romüdle „Gläubiger“ wird im Ne - sidenz-Theater morgen Abend gegeben. Darauf folgt die Auf- führung des Schwanks „Familie Pont-Biquet“. Um den Naum eines gewöhnlihen Theaterabends niht zu überschreiten, läßt die Direction die Vorstellung um 7 Uhr beginnen. Fräulein Louise Heymann seßt ihr Gastspiel im Kroll’ {hen

Erste Beilage um Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Dienstag, den 24. Januar 1893.

Belgrad, 24. Januar. Die Kälte ist so groß, daß die Dring zum ersten Male nah zwanzig Jahren zugefroren ist. E St. Petersburg, 23. Januar. Während die Kälte hier na. gelassen, erreihen nah einem Drahtberiht der „Voss. Q i

Initiative, ohne Rücksicht darauf, ob der Reichstag eine Refolution

Abg. Stadthagen (Soc.): Bedenklich ist die Qs der O L Le A eschließt oder nicht, Y f C ) :

Einheitszeit immerhin, und die Ausführungen des Abg. Dr. Freiherrn

Deutscher Neichstag.

Theater morgen in der tochter* fort.

lied“ von Etert. Lumpus“ in Scene.

Das Programm des zweiten Abonnements-Concerts der Herren einr. Grünfeld in der Sing-Akademie am onnerstag, Abends 74 Uhr, bringt von Ensemble-Werken außer dem noch zwei Streichquartetts, und zwar Naff's „Mühle“ und den nachgelafsenen „Quartettsaß“ Schubert's. Fräulein

lor. Zajic und Beethoven'schen „Septett“ Ottilie Fellwock übernimmt den

Hâändel's „Ninaldo“ RNubinstein.

t pocalen Theil und Liedern von

Mannigfaltiges.

Wegen der bevorstehenden Geburtstagsfeier Seiner Majestät des Kaisers wird die Magistrats Bibliothek von morgen bis

einshließlih Sonnabend ges{lossen bleiben. Bureaur und Kassen werden am Freitag um geschloffen.

Die von den Gemeinden des Kreises Teltow für den Sißungs- faal des neuen Kreishaufes in der Viktoriastraße gestiftete Bild - säule Seiner Majestät des Kaisers ist, wie die

berihtet, jeßt aufgestellt.

Sonnabend, 4. Februar, Nachmittags 6 Uhr, im Kreishauses zu vollziehen. E

In der gelegentlih des Ballfestes des Ve pltite in Scene gehenden Novität

Mitglieder des Deutschen Theaters besetzt sein : gie Carlsen und Fräulein Elsa Lehmann, und ngels und Franz Guthery. Der Vorführung des

von Richard Schmidt-Cabanis gedihteter und von spielerin Frau Anna Schramm vorgetragener Prolog voraus.

dramatischen Veranstaltungen sowohl wie die dichte dürften des Beifalls der Ballbesucher sicher sein.

Ueber Schn eeverwehungen und Kälte sowie dadurch herbei- geführte Verkehrsstörungen sind heute folgende Nachrichten ein-

gegangen :

Ie Königliche Cisenbahn- Direction Berlin mat bekannt: Die Betriebsstörung infolge Schneeverwehung auf den

Stargard—Soldin und Glasow- Vormittags gehoben.

Qx

Lübeck, 23. Januar. Die Ueberfahrt der von

bestimmten Heringsdampfer geht laut Meldung des „W. T. B.“

h Titelrolle von Donizetti’'s- „Regiments- ie Künstlerin singt dabei als Einlagen „Schatten- tanz“ aus der Oper „Dinorah“ von Meyerbeer und , Vorher geht Rehbaum?’s komische Oper Oberst

Schubert,

Der Kreisausschuß hat beschlossen, die Uebergabe des Geschenks an den Kreis Teltow in feierliher Weise am

8 Gs T[Mneetl rama von Adolf L’Arronge, werden die Nollen durch folgende

rische Damenspende

lasow—Berlinchen ist bis zum 24. d. M. U e 24. it obi Die Züge verkehren wieder zwishen Stargard und Küstriner Vorstadt, sowie zwischen Glasow und Berlinchen.

sind theilweise ganz zerstört.

chweizer Echo- assel, 23. Januar. J:

thüringish-sächsische Ba wehungen gesperrt. LétVzta, 22, Januar. J

mit einer Arie aus Brahms und Trier, 23. Januar. Pferdebahn hat den Betrieb

Eisgangs ist groß.

wie der „Voss. Ztg.“ land starker Schneefall. der Pfalz mit mehrstündiger Mannheimer Nebenbahn dem Schwarzwald wird he Schnee liegt daselbs meterho

gemelde

Die städtischen 1 Uhr Nachmittags

Nürnberg, 23. Januar.

t A „Tägl. R. einer telegraphischen Meldung d

Sitzungssaale des M ün ch en 93 Sanuar Localbahn Hof bis Marr Localbahn Neusorg bis Fi werden. Die sämmtlichen Morg

reins Berliner einactiges

Die Damen ‘Frau die Herren Georg Einacters geht ein der Hofschau- Diese

Augsburg, 23. Januar. erforderten Einstellung des Tram des „D. E O Hunderte von P meterhohen Sd)

\häftigt.

wetter mit Negen eingetreten. Limburga. d. L, 22. Jan: hatten wir hier ein Gewitter Strecken | Schnecesturm.

Januar. treten der Flüsse begonnen. plößlich bis zu 2 m. Becken sind überschwemmt. Die t Kirchen stehen 1 m unter Wasser.

“«.

Schweden hierher

telegraphirt wird, kolossaler Schneefall den Bahnverkehr Richtungen gestört, namentlih in Thüringen und Westfalen. Mehrere

nach einem Telegramm der „Frankft. Ztg." verschiedene Bahnstrecken, darunter Leipzig-Magdeburg, gesperrt. sie überhaupt eintreffen, erleiden große Verspätungen. Nacht haben wir furchtbares Schneetreiben. Der Schnee treffen mit bedeutenden Verspätungen ein. Mannheim, 23. Januar. Die Züge verkehren in Baden, Hessen und

mußte den Betrieb einstellen. Befürchtungen wegen Ueberschwemmungsgefahr. 63 Uhr fällige Berliner Sonntagsfrühpost ers heute Morgen

9 Uhr zugleih mit der Abendpost ein. 11 mußte, wie die M. „Allg. Z.* berichtet,

mit Verspätungen von 40 bis 160 Minuten hier eingetroffen. Infolge der durch starke Schneewehen

zmeemassen und der Freilegung des Bahngleises be- Ludwigshafen, 23. Januar.

Heftiges Schneegestöber verurfahte Störungen des Bahnbetriebs. Die Züge aus allen Richtungen haben 1

Infolge Eisbruchs hat das Ueber-

Alle Niederungen im Lütticher und

ie Verbindungen

1 der Nacht hat, wie der „N. Pr. E nah a

hnstrecken sind durch Schneever-

Sibirien die Fröste 40 Gr. Réaumur. transporte auf der Hauptstrecke von Tomék nah Tschita mußten ein; In einigen Kreisen des Gouvernements Taurien ist \chneit

ent estellt werden. 1 4 l oviel Schnee gefallen, daß mehrere Dörfer vollständig einge find und eine große Anzahl Personen erfroren ift.

Sämmtliche Gefangenen-

nfolge von Schneeverwehungen sind

Nach

Die Bahnzüge, soweit Seit voriger

liegt hier fußhoch. Die die Züge der Eisenbahnen Die Befahr eines schweren

eingestellt,

Seit vergangener Nacht herrscht, t wird, in ganz Südwestdeutsch- | von Werder, Verspätung. Die Heid elber g- Aus tiges Schneegestöber gemeldet, der . Bei Thauwetter hegt man große

Halle

einer

Infolge der Schneestürme traf nach er „Voss. Ztg.“ die gestern Abend L Wien, Uhr Infolge von Schneeverwehungen gestern der Betrieb auf der grün - Steben, sowie auf der telberg bis auf weiteres eingestellt enzüge der Staatsbahnstrecken sind

bahnverkehrs sind nah Meldung ersonen mit der Fortschaffung der : geleitet.

Der „Frkf. Z.“ wird gemeldet: Verspätungen. Heute ist Thau- ar. Gestern Nachmittag um 2 Uhr und es entstand ein sehr s\tarker

Das Wasser stieg gestern Abend de! Monser lefer gelegenen Stadttheile und die

Königsberg i. Pr., 24. Januar. Großfürst-Thronfol ger ist kurz vor 111/, Uhr Vormittags mittels preußischen Hofzuges hier eingetroffen und nah kurzem Aufenthalte nah Berlin weitergereist. Ein Empfang fand nicht statt. Der commandirende General des [. Armee-Corps, General

fand in Vermählung der Erzherzogin von Oesterreich i Württemberg moniell statt. Franz Joseph und dem König von Württemberg. Die Braut, in weißer Faillerobe mit in Silber gestickten 9 argueriten, ge- schmückt mit Orangenblüthen und Myrthen, wurdevon der Königin von Württemberg und von der Erzherzogin Maria Theresia Cardinal Gruscha vollzog die Trauung und hielt die Ansprache. Hierauf überreihte Hofburg-Pfarrer Mayer die Ringe, welche das Brautpaar sich gegenseitig ansteckte. Nach dem lirhlihen Segen küßten die Neuvermählten dem Kaiser Franz Joseph und dem König von Württemberg die Hände und nahmen die Glückwünsche der anderen Fürstlichkeiten entgegen __ Der König von Rumänien ist heute früh 71/; Ühr hier angekommen und hat ohne Aufenthalt die Rückreise nach Bukarest fortgeseßt.

Paris 24 Januar. ( Lyon, Cardinal Foulon is gestorben.

Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

(W. T. B.) * Der

war dem Großfürsten bis Eydtkuhnen entgegen-

gefahren, wo eine Ehren-Compagnie der Garnison Gumbinnen Aufstellung genommen hatte.

a. S, 22 Zanuar. (W. T. B) Mie die

„Hallesche Zeitung“ meldet, sind in Trotha bei Halle in Arbeiterkaserne verdächtigen Erscheinungen erkrankt. bakteriologishe Untersuchung eingeleitet.

mchrere Personen unter cholera-

Es sei deshalb

24. Januar. der

(V, S7 20)

B. L Heute Vormeittaa Pfarrkirche

der Hofburg die Margaretha Sophia mit dem Herzog Albrecht von nah dem herkömmlichen feierlihen Cere- Der Bräutigam \chritt zwishen dem Kaiser

(W. T. B.) Der Erzbischof von

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wetterbericht vom 24. Januar,

8 Uhr Morgens.

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nus 49R.

Stationen. Wind. Metter.

Bar. auf 0 Gr. Temperatur | in ? Celsius |

u. d. Meeres

red. in Millim.

99%C.

Mullaghmore | 759 Aberdeen .. | 754 sund ¿e openyagen. | (B( Stockholm 759 randa . | 752 osfau . 765 Cork, Queens- TOOR .. » Gherbourg . E oes mburg . winemünde Neufahrwafser Memel ;

e O bedeckt Met 2 Regen Karlsruhe . . | 767 |S ¿ Schnee | Wiesbaden bedeckt3) | München 3/bedeckt —6 Ghemniy …. 3|bedeck14) |—12 Berlin. . bedeckt®) ls Mei 6 | 3'heiter | —9 Breslau... | 764 [WNW 1/bedeckW [|—13 ev Ar... 7100 NW_ 2Neel _| 6 Mee ... «1 (695 [D 1\halb bed. | —2

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1) Dichter Nebel. ® Starker Nebel. ?) Gestern Vormittag und heute früh Schnee. #4) Rauhfroft. 5) Rauhreif.

Uebersicht der Witterung.

Eine tiefe barometrishe Depression liegt über Nordwest-Europa, ihren Wirkungskreis südwärts bis zu den Alpen ausbreitend, am höchsten is der Luft- druck über der Biscayasee; eine flahe Depression lagert über dem wesllihen Rußland. Die Luft- bewegung ift fast überall |chwach, in Deutschland bei trüber itterung mit Niederschlägen und vorwiegend aus südlicher bis westliher Richtung. Das Thau- wetter ist bis zur een hen Grenze vorgedrungen, dagegen in Oftdeutschland herrscht noch strenge Kälte, sodaß ein \{rofer Wärmegegensatz gegen Westen und Osten vorhanden ift. a das Depressions- ebiet im Nordwesten seinen Einfluß auf unser

tter immer mehr geltend mat, so dürfte dem- nächst rashe Erwärmung und Thauwetter über ganz Deutschland, zunächst aber für die nördlichen Gebiets- theile zu erwarten fein.

Deutsche Seewarte.

Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern- haus. 23. Vorstellung. Bajazzi (Pagliacci). Oper in 2 Acten und einem Vorspiel. Musik und Dichtung von R. Leoncavallo, deutsch von Ludwig Hartmann. In Scene geseßt vom Ober- Regisseur Teßlaff. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Die Jahreszeiten. Tanz - Poëm in 2 Acten und 4 Bildern von E. Taubert und E. Graeb. Musik von P. Hertel. Dirigent: Musikdirector Hertel. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhans, 25. Vorstellung. Colberg. Historishes Schauspiel in 5 Acten von Paul Heyse. Regie: Herr Plaschke. Anfang 7 Uhr.

Donnerstag: Opernhaus. 24. Vorstellung. Auf Allerhöchsten Befehl: Die Hexe. Oper in 3 Acten von August Enna. Tert nach Arthur Fitger's Drama „Die Here“, überseßt von Mary von Borch. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Teßlaff. Diri- gent: Kapellmeister Dr. Muck. Anfang 8 Uhr.

Schauspielhaus. 26. Vorstellung. Jphigenie auf Tauris. Schouspiel in 5 Aufzügen von Goethe. In Scene geseßt vom Ober-Regissenr Marx Grube. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Mittwoh: Zwei glüc- liche Tage. Anfang 7 Uhr.

Donnerstag: Faust.

Freitag: Prolog. Zwei glückliche Tage.

Sonnabend: Faust’s Tod.

Berliner Theater. Mittwoch: Neu einstudirt :

Uriel Acofta. (Ludwig Barnay). Anfang 7 Uhr. Donnerstag : Dora.

Freitag: 22. Abonnements-Vorstellung. Prolog.

Das Käthchen vou Heilbronn. Anfang 72 Uhr.

Lessing-Theater. Mittwoch: Heimath. An- fang 7} Uhr.

Donnerstag: Heimath.

Freitag: Heimath.

Wallner-Theater. Mittwoh: Zum 1. Male: Paragraph 330, Der sechste Sinn. An- fang 74 Uhr.

Donnerstag: Paragraph 330. Der sechstce Sinn.

Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. Chausseestraße 25.

Mittwoch: Zum 8. Male mit neuer Ausstattung:

ürftin Niuetta. Operette in 3 Acten von Hugo

ittmann und Julius Bauer. Musik von Johann

Strauß. In Scene gefeßt von Julius Frißsche.

igen : Herr Kapellmeister Federmann. Anfang

r, Donnerstag: Fürstin Ninetta.

Refsidenz-Theater. Direction : Sigmund Lauten-

von Carl Costa und Franz Müller. Offiziers-Casino. Fiaker und Droschkenkulscher. 5. Bild: Germania und Austria.

Vierauf: Zum 834. Male: Familie Ponut- Biquet. Schwank in 3 Acten von Alexandre Bisson. Deutsh von Marx Schönau. In Scene gefeßt von Sigmund Lautenburg. Anfang 7 Uhr.

Donnerêtag: Gläubiger. Hierauf: Pont-Vigquet.

Kroll's Theater. Mittwoch : Gastspiel von Fräulein Louise Heymann. Die Regimentstochter. (Marie: Fräul. Louise Heymann.) Vorher: Oberst Lumpus. Anfang 7 Uhr.

Donnerstag: Die lustigen Weiber Windsor.

Familie

von

Victoria-Theater. Belle - Alliancestraße 7/8. Mittwoch : Mit neuer Ausstattung: Die Neise um die Welt in achtzig Tagen. Großes Aus- stattungsstück mit Ballet in 5 Acten (15 Bildern) von A. d'Ennery und Jules Verne. Ballet arran-

irt vom Balletmeister C. Severini. Musik von ebillemont und C. A. Raida. Anfang 74 Uhr.

Donnerstag u. folgende Tage: Die Reise um die Welt in achtzig Tagen.

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). Mittwoch: Durch die Jutendanz. Preislustspiel in 5 Aufzügen von E. Henle. Hierauf: Kleine

ände. Lustspiel in 3 Aufzügen von Labiche.

eutsch von Franz von Schönthan. (Frau Hach- mann-Zipser als Gast.) Anfang 74 Uhr.

Donnerstag: Barouin Ruth, Schauspiel in 4 Acten von Nobert Misch.

Theater Unter den Linden. Mittwoch: Zum 9. Male: Lacheude Erben. Overette in 3 Acten von Horst und Stein. Musik von Carl Weinberger. Inscenirt durch den artist. Leiter Ed. Binder. Dirigent: Kapellmeister A. Ferron. Die militär. Evolutionen im 3. Act arrangirt von L. Gundlach. As neue Ausftattung an Deco- rationen und Kostümen. Hierzu: Die Sirenen- Insel. Ballet in 1 Act von H. Regel. Musik von R. Mader. Der choreogr. Theil von Jos. Haß- reiter. Inscenirt dur den Balletmeister Herrn L. Gundlah. (Sensationeller Erfolg.) Anfang 74 Uhr.

Adolph Ernst-Theater. Mittwoch: Zum 32. Male: Modernes Babylon. Gesangsposse in 3 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theilweise von G. Görß. Musik von G. Steffens, In Scene geseßt von Adolph Ernst. Anfang 74 Uhr.

Donnerêtag: Dieselbe Vorstellung.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Mittwoch: Gesammt - Gastspiel des Wiener En- semble unter Leitung des Directors Franz Josef Graselli. Zum 5. Male: Novität! Der Distanz- ritt. Novität! Original-Gesangöpofse in 5 Bildern L Bild: Im Unterwegs. 3. Bild:

4. Bild: Am Ziele. Anfang 74 Uhr.

2. Bild:

mus Mittwoch: Gläubiger. Tragikomödie in 1 Äct von 2

August Stringberg. MNegie: Hans Meery.

Urania, Anstalt für volksthümlihe Naturkunde. Am Landes - Ausstellungs - Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr.

Concerte.

Concert-HŸaus, Leipzigerstraße 43. Mittwoch: Karl Meyder-Concert. Anfang 7 Uhr.

Ouv. „Phétre“ von Mafsenet. „Le châlet“ von Adam. Ungarische Tänze Nr. 5 und 6 von Brahms. „Ange d’amour*, Walzer von Waldteufel. Jubi läums-Marsh von Meyder. Phantasie aus „Caval- leria rusticana“ von Moascagni. „Kol nidrei“ für Cello von Bruh (Herr Smit). „Warum ?“ für Piston von Drexel (Herr Steffens).

Circus Renz (Carlstraße.) Mittwoch, Abends 74 Uhr: Große brillante Vorstellung. Novität! E" Ein Künstlerfest. Wg Novität!

Große Ausftattungs - Pantomime vom Hofballet- meister A. Siems. Mit überraschenden Licht- und Wassereffecten und auf das Glänzendste inscenirt vom Director Franz Renz. Großer Blumencorso. Costume, Requisiten, Wagen vollständig neu. Unter Mitwirkung des gesammten Personals. Ballet von 100 Damen. Außerdem: Auftreten sämmtlicher Künstlerspecialitäten ersten Nanges, sowie Vorführen und Reiten der bestdressirten Fretheits- und Schul- pferde. U. a.: Mr. James Fillis mit dem Schul- pferde „Germinal“.

Donnerstag, Abends 74 Uhr : Große Vorstellung mit neuem Programm und Ein Künstlerfest,

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Heta Jouanne mit Hrn. Landrath Paul Blomeyer (Kleinburg—Pleschen). Frl. Gabriele Bak mit Hrn. Lieut. Theodor von Kries (Altenburg—NRudolstadt). * Gestorben: Hrn. Henning vou Nibbeck Tochter Grnestine (Ribbeck). Verw. Fr. Marie von Wißendorff, geb. Schliephake (Lemgo). Verw. Fr. Pastor Clara Meinhof, geb. Giesebrecht (Köslin). Hr. Superintendent Klinke (Jacobs- hagen). Hrn. Hauptmann von Gerstein-Hohen- stein Tochter Anna-Gisela (Koblenz).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Mee : Aa 00 Verlag der Erpedition (Scholz), Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt. Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen (einshließlich Börsen-Beilage), sowie die Juhaltsangabe zu Nr. 6 des öffeut-

lien Anzeigers (Commanditgesellschaften auf Actieu und Actiengesellshaften) für die

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Woche vom 16, bis 21, Jaunar 1893,

98. Sißung vom Montag, 23. Januar, 1 Uhr.

Zur zweiten Berathung steht zunächst der Geschentwurf, betreffend die Einführung einer einheitlichen Zeit- bestimmung, und die dazu von der Commission beantragte in der Montags-Nummer dem Wortlaut nah mitgetheilte Resolution.

Ueber den Beginn der S aben wir bereits in der Montags-Nummer berichtet. Nach dem Abg. Freiherrn von Stumm nimmt das Wort der

Staats-Minister Dr, von Boetticher:

Meine Herren! Die Aeußerungen der Herren Vorredner, die sich

sämmtlih der Vorlage gegenüber ablehnend verhalten haben, sind ja, wie sie selber ausgesprochen haben, kein Symptom für das Schickfal, das der Entwurf in diese “ohen Hause finden wird. Es scheint mir auch das Stimmenverhältn: 3, wie es bei der Berathung in der Com- mission sich gestellt hat, dafür zu sprechen, daß die überwiegende Mas jorität des Hauses dafür sein wird, zur Einführung einer Einheitszeit für ganz Deutschland überzugehen. Jch könnte mih darnach jeder weiteren Bemerkung enthalten und ruhig der Abstimmung entgegenschen, wenn ih niht das Bedürfniß empfände, einige Worte noch bezüglich der Resolution zu sagen, die Ihnen zur An- nahme empfohlen worden is, únd auf deren Annahme der leßte Herr Vorredner ganz besonders Werth legt. Ich hätte gewünscht, daß diese Resolution niht in so be- stimmter Form gefaßt wäre, däß sie es gewissermaßen {hon anerkennt, daß Uebelstände für das gewerbliche Leben mit der Ein- führung der Einheitszeit verbunden sind, welche einer Abhilfe durch die Gesetzgebung bedürfen. Jch hätte es lieber gesehen, wenn man sih einer Fassung der Resolution zugewendet hätte, welche den Ne- gierungen empfiehlt, Ermittelungen darüber anzustellen, ob die Be- fürchtungen, die rücksihtlich gewisser Uebelstände bestehen, welche sich an die Einführung der Einheitszeit knüpfen werden, be- Grunder ino, Und Ml prusen,. 09 e ni0I nothwendig sein werde, diesen Uebelständen entgegenzutreten. Allein der Herr Vorredner hat ja auch schon seine Zweifel darüber geäußer:, ob es den Regierungen mögli fein wird, in dem Sinne, wie die Refolution es in Absicht nimmt, sofort vorzugehen, und ih entnehme daraus, daß es seine Ueberzeugung ist, daß, was ja au an sih in der Sache liegt, die Regierungen vollständig freie Hand haben müssen, eine Prüfung vorzunehmen über die Begründung der Befürchtungen, die rückfichtlich der Einflüsse der Einheitszeit in Bezug auf das gewerbliche Leben ausgesprochen sind, und daß es ihnen überlassen bleiben muß, dem- nächst vorzuschlagen, dur welche Maßregelu diesen Ucbelständen ent- gegengetreten werden foll.

Im Hinblick auf diese Erwägung will ih mich nicht gerade da gegen erklären, daß die Nesolution in der Fassung zur Annahme ge- langt, welche Ihnen durch die Commission vorgeschlagen ist.

Was nun aber die Befürchtungen anlangt, so halte ih dieselben nicht für begründet, ih messe ihnen ledig- lich eine theoretische Bedeutung bei, wenngleich ih volles Berständniß dafür habe, daß man sich auf den Standpunkt stellt, daß die Einführung einer Einheitszeit für ganz Deutschland an gewissen Orten, wo in Bezug auf die bürgerliche Zeit dur diese Einführung eine Verschiebung eintritt, gewisse Mißstände entstehen. Allein ich glaube, daß, wenn auch für den Moment der Einführung unv für die erste Zeit der Geltung der Einheitszeit gewisse Inconveniezzen, ein gewisses Unbehagen, gewisse Unbequemlichkeiten fih herausftellen werden rücksihtlich ein- zelner bürgerliher Geschäfte und rücksihtlich einzelner Zweige des bürgerlihen Lebens, daß dieses Unbehagen und diese Mißstände sehr bald überwunden sein werden, daß man sih sehr bald daran gewöhnen wird, mit der Zeit zu rechnen, die für ganz Deutschland einheitlich eingeführt ist, und daß schon nah verhältnißmäßig kurzer Frist kein Mensch mehr daran denken wird, daß jemals eine andere Zeit gegolten hat, als wie diejenige, welche durch dieses Gesetz vorgesehen ift.

Meine Herren, ich werde in dieser Ueberzeugung, daß die be- fürhteten Uebelstände überslhäßt werden, bestärkt durch die Erfahrungen, die man mit der Einführung der Einheitszeit niht etwa in anderen Ländern, bei denen ih rücksichtlich der Wirkung nicht so genau unter- richtet bin, sondern bei uns in Deutschland selbst "gemaht hat. Jn Württemberg, in Baden, in Elsaß-Lothringen i} die Einheitsözeit, und zwar dieselbe Einheitszeit, deren Einführung wir Jhnen vorschlagen, bereits seit dem 1. April v. J. eingeführt, und es ist uns nicht das mindeste bekannt geworden von Mißständen, denen dort im Wege der Gesehz- gebung entgegengetreten werden müßte.

Ich komme also an der Hand dieser Erfahrungen zu dem Schlusse, daß man diese Uebelstände lüberschäßzt und daß es möglicherweise gar nicht nöthig sein wird, auf geseßlihem Wege Abhilfe zu schaffen, Ih nehme auh an, daß das, was der Herr Vorredner für die Verhältnisse in den größeren Fabrik: stätten {hon zugegeben hat, auch für die kleineren Arbeitsstätten mögli sein wird, daß nämli) der Beginn und das Ende der Arbeit nah der Maßgabe des Interesses des einzelnen Fabrikationszweiges und der darin thätigen Personen \sich anderweitig wird regeln lassen, sofern zu dieser anderweitigen Negelung sich ein Bedlirsniß heraus- stellen sollte, Nun ist damit selbstverständlich nicht ausgeschlossen, daß, wenn wir vor dem Eintritt der Wirksamkeit dieses Ges seßes zu der Ueberzeugung kommen, es sei eine gesehy- geberische Abhilfe wünschenswerth, oder wenn die Erfahrungen, die mit der Einflihrung dexr Einhelitszeit gemaht werden, demnächst darauf hinweisen, daß die Klinke der Geseygebung in die Hand genommen werben muß, um wirthschaftlichen Uebelständen zu begegnen, wir dann vielmehr unbedenklich in dem Bestreben, diefen Uebelstänven Abhilfe zu verschaffen, den Weg der Geseßgebung be- : {reiten werden. Ich glaube aber auch, daß diejenigen Herren, die in - dieser Beziehung noh einige Sorge empfinden, sih darüber vollständig beruhigen können, Entstehen wirkli) Mißstände, so werden wir die

von Heereman sind ganz zutreffend. Die Regierung hat uns aber zugesichert, daß die Bestrebungen zur Weslteinheitszeit nicht vernadch- lässiat werden sollen. Die Resolution halte ih für verkehrt und ih werde in jedem Fall dagegen stimmen. (Vice-Präsident Graf Balle- ssttrem macht den Redner darauf aufmerksam, daß die Resolution später zur Debatte gestellt wird. Der Redner verzichtet infolge dessen vorläufig auf das Wort.) ;

Abg. Freiherr vonStumm (Np.): In Elsaß-Lothringen haben sich doch hon Uebelstände gezeigt. Manche Arbeitgeber haben die Mittags- zeit entsprehend der Ginheitszeit um eine halbe Stunde verlegt, andere haben die frühere Mittagszeit beibehalten. Daher müssen Arbeiter aus derselben Familie, die aber bei verschiedenen Arbeitgebern arbeiten, zu verschiedener Zeit Mittag essen, Diese Erfahrung in Elsaß - Lothringen beweist also, daß Uebelstände eintreten fönnen.

Der einzige Paragraph des Geseßentwurfs wird darauf angenommen. L : S :

Sodann wird die Discussion über die Resolution eröffnet.

Abg. Dr. Hir #\ch (dfr.): Ich bitte Sie, die Resolution abzu- lehnen, denn durch dieselbe wird mindestens in Aussicht gestellt, den Hauptzweck des Gesetzes, “für das ganze Deutsche Reich eine wirklich einheitliche Zeit für alle Verhältnisse zu schaffen, zu durlöchern und gewissermaßen aufzuheben. Wenn man im Inkerejse des Arbeiter- \{chußes die Resolution befürwortet, fo scheint mir das auf einem Miß- verständniß zu beruhen. Die Zeiten, die durch. die Gewerbeordnung festgestellt sind für die jugendlichen Arbeiter und Arbeiterinnen, bestimmen ja nit fest den Anfang und das Ende der Arbeitszeit in der Fabrik, sondern sie geben nur eine weitere Grenze, innerhalb welcher diese Leute zu beschäftigen find. Diese Grenzen find festgestellt von 54 Morgens bis 84 Abends, das sind 15 Stunden. Die Marimal- arbeitszeit für die jugendlihen Arbeiter und Arbeiterinnen ist aber be- fanntlih nur 10 bezw. 11 Stunden. Es bleibt also ein Zeitraum von fünf oder vier Stunden übrig, sodaß jede Unannehmlichkeit auf- gehoben werden kann dadur, daß innerhalb dieses Spielraums der Anfang eine halbe Stunde später oder früher gelegt wird. Warten wir ab, wie die Sache functionirt. Es wird sih dann herausstellen, daß wesentliche Schäden nicht entstehen werden. |

Abg. Stadthagen (Soc.): Die Gründe für die Refolution sind recht kleinliher Natur. Sie machen ein Gefeß, um die Ein- heitszeit einzuführen, und fordern gleichzeitig die Regierung auf , ein anderes Geselz vorzulegen, welhes Schußbestimmungen gegen die Nachs theile des Gesehes enthält. Wenn überhaupt Uebelstände entstehen, dann werden sie sih auf anderen Gebieten des Lebens ebenfo zeigen. Dann wäre es consequent, das Geseß abzulehnen. Bis jeßt ind noch keine praktischen Erfahrungen gemacht und haben sich Uebelstände noch niht gezeigt. Es ist recht bezeihnend für die Unternehmer, daß sie erklären, anerkannte Uebelstände seien hon vorhanden. Nicht der Schuß des jugendlichen Arbeiters liegt thnen am OPerzen, sondern, daß einzelne Betriebe # Stunde weniger arbeiten könnten, wenn sie überhaupt nur bei Tageslicht arbeiten können; daß der Arbeiter event. 4 Stunde länger bei Licht arbeitet und selbst das Licht stellen muß, dagegen haben sie natürlich nihts ‘einzuwenden. Innerhalb der 15 Stunden, die die Gewerbeordnung zuläßt, ift noh genügend Spielraum vorhanden. Sie gehen von der irrigen Ansicht aus, als ob in Preußen und Deutschland um 5# Uhr überall Tages- helle ist; das ist ganz und gar nicht der Fall. Es würde im {hlimmsten Falle, wenn in der That # Stunde weniger gearbeitet werden kann, in einigen Bezirken des Westens in folchen Betrieben, wo das Tageslicht zur Arbeit nothwendig ‘ist, der Martmalarbeitstag von 10 auf 94 Stunden für jugendliche Arbeiter und Arbeiterinnen festgesetzt werden. : o

Abg. Brandenburg (Centr.): Man ist in der Commisfion hei Annahme der MNesolution davon ausgegkngen, daß man nicht von vornherein annehmen kann, daß der Gesetzgeber der Gewerbeordnungs- novelle in seinen Zeitbestimmungen fo ungenau gewe}en ist, als ob es auf eine halbe Stunde mehr oder weniger niht ankäme. Dann kann man die Verschiebung, die das vorlicgende Gesey mit sich bringt, nicht einfah annehmen, sondern muß Vorsorge dagegen treffen. Es s{webte der Commission vor, daß die Regierungen geseglih ermächtigt werden möchten, bezirksweise eine Anpassung der Zeitbestimmungen vorzunehmen , soweit es für nöthig befunden wird. |

Abg. Freiherr von Stu m m (Rp.): Die Refolution ist in der Goms- mission mt angenommen worden vom Standpunkt des Unternehmers. Der Arbeitgeber hat vielmehr einen Nachtheil durch das Gefeß, indem er einen Theil seiner Arbeitszeit bei Licht zubringen muß. Für ihn ist es au nicht gleichgültig, ob er è Stunde mehr oder weniger arbeiten muß, weder in Beziehung auf die Arbeitszeit selbst noch auch in Betreff der Zeit, in welcher er arbeitet. Für die Arbeiter, die hier in Frage kommen, ift die Nachtarbeit durch die Gewerbeordnung verboten. Sie wird aber für eine halbe Stunde gestattet durch die An nahme des Geseßes. Ebenso wenig, wie dadurch, daß in Meß die Schule um und in Königsberg um 74 Uhr beginnt, wird das Gese durh die Annahme der Resolution durhlöchert. Das hat ut der Einheitszeit gar nichts zu thun. |

Abg. Hiße (Centr.): Jch bin weder für noch „gegen die Nesolution. Sie enthält ganz neutrale Bestimmungen. Der Arbeit geber hat daher nicht an eine Benachtheiligung der Arbeiter gedacht ; denn der Unternehmer hat es ja so wie fo in der Macht, die Arbeitszeit nach seinem Belieben festzuseßen. :

Abg. Dr. Hirs ch (dfr.): Für den größten Theil des Jahres spielt es gar keine Nolle, ob die Arbeit um d, oder 6 Uhr beginnt, da es nux in wenigen Sommermonaten um diese Zeit [{chon hell iht. Das ist also kein Grund, die Refolution anzunehmen. Außerdem kommt gegen dieselbe noch in Betracht, daß darin gar mt gesagt wird, ob die Ausnahmebestimmungen gelten follen nur für einzelne Betriebe oder für ganze Bezirke, wo dann im leßteren Falle sich alle Betriebe den Ausnahmebestimmungen auch wider Willen fügen müßten. Ich bedauere, daß der Staatsfecretär Dr. von Boetticher sagte: „Nehmen Sie die Resolution an, es ist ja fo schlimm nicht," Ich nehme die Sache ernsthaster, und weil ih wünsche, daß NMNesolutionen, wenn fie vom Hause angenommen werden, auch die Zustimmung der Regierung finden, bleibe ih bei meinem Widerspruch.

Staatssecretär Dr. von Boetticher:

Der Herr Vorreduer muß mich mißverstanden haben. Ich habe keineswegs die Resolution zur Annahme empfohlen, ih habe im Ge gentheil gesagt, es würde mir viel lieber fein, wenn der Reichstag, sofern ex überhaupt zux Resolution übergeht, fie dahin faßt, daß ex den verbündeten Negierungen anheim giebt, prüfen zu wollen, ob Mißstände mit der Einführung der Einheitszeit verbunden sind, und wenn folche Mißstände fich herausstellen, dazu überzugehen, im Wege der Gesehgebung diefe Uebelstände zu beseitigen, Die Annahme dex Resolution zu empfehlen, habe ih nicht die mindeste Veranlassung, Ich glaube auch, daß meine Ausführungen darüber gar keinen Zweifel gelassen haben, daß ich auf dem Standpunkt

Nachdem der Referent Möller die Annahme der Reso- lution namens der Commission nachmals empfohlen, wird fe vom Hause abgelehnt. E f Das Haus tritt darauf in die erste Berathung des G.E, betreffend Ergänzung der -Bestimmungen über den Wucher. Es Abg. Dr. Giese (deons.): Wir begrüßen den Geseßentwurf mit großer Freude, da er etnenj langgehegten Wunsch der confervativen Partei erfüllt und noch mehr als das bisherige Wuchergeseßz dahin strebt, dem Unerfahrenen zu helfen und iha vor der Sklaverei gegen- über raffinirten Geshäftsleuten und herzlofen Gaunern zu bewahren. Troy des Bestehens des Wuchergeseßes hat leider die {chmachvolle Ausbeutung der wirthschaftlihen Nothlage des Einzelnen immer größere Ausdehnung in unserem Vaterland gewonnen, und es it in dieser De- ziehung hon mancher Nothschrei an unser Ohr gedrungen. Ven verworrensten Wucherfällen stand der Richter maht- und planlos gegenüber, und es hätte das Vertrauen des Bolles in dle Rechtspflege und die Fürsorge des Staates für die wirthschaft- lih Schwachen erschüttern müssen, wenn der Staat keine Mittel und Wege gefunden hätte, einem gewerblihen Treiben, das im Yolke als Wucher empfunden wird, entgegenzutreten. Das Wuchergefey von 1880 hat viel Gutes im Gefolge gehabt, aber es war zu eng, weil es sich bloß auf Darlehnsgeschäfte bezog. Die Scheu vor diesem Gefeß trieb die Wucherer auf andere Wege, sie fanden neue ¿Formen für thr Gebahren und machten folhe Nechtsgeschäfte, die durch das Strafgeseß nicht getroffen werden konnten. 1883 hat uns eine Petition des Vereins gegen den Wucher aus dem Saarrevier eine Blumenlefe von solhen Formen dargeboten. Die verbündeten Kegterungen gaben eine Heilung des Uebels auf die Weise herbeizuführen gesucht, daß sie in der Gesetesvorlage nicht nur Darlehnsgeschäfte und die Stun- dung von Geldforderungen als unter den Wucherbegriff fallend an- sehen, fondern auch alle anderen belaftenden Rechtsgeschäfte, sofern gewt}e Voraussetzungen zutreffen. Dieser Weg ift entschieden der richtige. 8 302 2 erweitert den Kreis des Creditwuchers, § 302e betrifft den Sahwucher. Nun soll der Creditwucher bestraft werden, _auch wenn derselbe niht gewerbs- und gewohßhnheitsmäßig betrieben wird; anders der Sachwucher. Der Sachwucher ift aber in einzelnen Fällen ebenso strafbar wie der Creditwucher. Ebensowenig wie femnerzeit nach Erlaß des Wuchergeseßes aus demselben Störungen für den Verkebr . bervorgetreten find, ebensowenig würden Belästigungen und Ungerechtigkeiten daraus hervorgehen, wenn beim Sach- wucher die Vorausfezung der Gewerbs- und Gewohnheits- mäßigkeit wegfiele. Vollständig einverstanden find wir damit, _daß Wuchergeschäfte civilrechtlich für ungültig erflärt werden follen. Wenn aber nah der Regierungsvorlage der Bewucherte darauf angewiesen fein soll, im Wege Civilprozesses den erlittenen BVermögensfchaden von dem Wucherer wieder einzutreiben, fo ift zu erwägen, daß der Be» wucherte in der Regel vollständig blutlos dasteht und die Kosten des Prozesses nicht zu ers{chwingen vermag. Schon früher ist hier im Hause der Wunsch ausgesprochen, daß dem Bewucherten in Gestalt einer Buße ein Aequivalent für den erlittenen Vermögensschaden zu- erkannt werde. Die Bestimmung, daß bei öffentlichen Bersteigerungen und Feilbietungen die Verabfolgung geistiger Getränke seitens der Veranstalter an die Käufer verboten wird, halten wir für vollständig gerechtfertigt. Ebenso segensreih is die Vorschrift, daß derjenige, welcher gewerbsmäßig Geld- und Creditgeschäfte betreibt, feinen Kunden spätestens drei Monate nach Ablauf des Kalenderjahres einen Rechnungsauszug zukommen lassen muß. Wir werden der Gefeßes vorlage freudig zustimmen und wünschen nur eimge r- weiterungen derselben. Die Motive enthalten etne _drastische Schilderung von einem sehr häufig vorkommenden Falle des Wuchers, der vielleiht der allergefährlichste ist. Der Wucherer bringt erft künstlich das Dpfer, das er fih auserwählt, in eine Noth» lage. Zunächst werden einwandsfreie Geschäfte gemachk. Sodann wird die Abwickelung der Geschäfte verzögert, dem Betreffenden neuer Credit aufgedrängt, und unwirthfchaftliche Neigungen desselben werden ausgenußzt. Dadurch wird derselbe in die Lage verseyt, sich neue Stundungen zu erbitten. Schließlich wird der, Strick, der nunmehr dem Schuldner um den Hals gelegt ift, zugezogen. Das Ausbeuten geht los. Der Schuldner kann niht zahlen und muß feine Pro- ducte dem Gläubiger weit unter ihrem Werthe hingeben, und ift am Ende wirthschaftlich ruinirt. Der Wucherer sit als vollgefogener Vampyr auf feinem Eigenthum, freut sich des Lebens und [paht nach einem neuen Opfer, das er mit diesem Llevengwurdigen reiben überrascht. Die Erscheinungen der lezten Jahre haben gezeigt, day fole Nothstände niht nur einem Einzelnen gegenüber hervorgerufen werden, sondern auch ganzen Ländern gegenüber. Ich erinnere an die berühmten Getreidespekulationen des vorigen Jahres. Durch der- artige Manipulationen werden auf die leichteste Weise Neichthümer auf Reichthümer gehäuft. Jm Volke wird etn derartiges Gebahren ebenfalls als Wucher und zwar der allers{chlimm}ten Sorte empfunden, Es mag {wer sein, juristisch diese Frage zu regeln, ber die verbündeten Negierungen und der Reichstag würden A großen Dank erwerben, wenn fie dieser Frage näher treten wollten, und wenn ein Modus gefunden wt rden j tonute, um derarttgem s{htmählichen und verderblichen Treiben ebenfalls entgegen zu treten. Ich hoffe, daß dieses Geseg dazu helfe, um die dem gewerblichen Leben drohende Gefahr aus unserem Vaterlande zu verbannen, und daß es dazu beitrage, daß wieder Treue und Glauben, Ghrlichkeit und Redlichkeit das deutsche Leben beherrschen. (Beifall rechts.) Ich beantrage, die Vorlage einer Commission von 21 Mitgliedern zu über- weisen. | : A R Abg. Dre. H orwihz (dfr.): Es handelt fich hier in gewisser Bezie hung um ein Tendenzgesez. Ju der Verurtheilung des Wuchers find wir Alle einig. Wenn ih mich gle\{chwohl nicht für das Gesetz in der vorgeschlagenen Form erêlaren kann, lo bin i in der glücklichen Lage, mich auf die Motive der Regierungsvorlage beziehen zu könuen, Nach diesen Motiven haben die manuigfaltigsten Bedenken bei der Redaction des Gesezes obgewaltet, Mau hat s in feiner Weise der Hoffnung hingegeben, daß durch diese und ähnliche Bestimmungen der Wucher in seinex Wurzel getroffen werden könne, Es hetßt weiter: „Im allgemeinen erscheint der Wucher als eine Folge bereits vorhandener wirthschaftliher Gebrechen: Nothjtände n den Erwerbs- und. Absayzverhältni}sen, Zwerggüterwirthschaft, Maugel an gesundem Credit A ohne Vorhandensein cines woirllichen Noth- standes, Hang der Bevölkerung zu CRhgen Ausgaben, fehlende Thatkraft und Jutelligenz bereiten in der Regel den Boden vor, auf welchem dex Wucher gedeiht.“ Dies ist au von. mix und meiuen politischen Freunden bei verschiedenen S be- tont worden. Man foll uns aber niht einwenden, daß wir derx Unmöglichkeit der Verwirklihung eines fchônen Ideals gegenüber die Hände in dèn Schoß legen wollen, Aber wix wollen nt an Stelle des Schlehten etwas noch- Schlechteres und. Verderblidheres seten, und giebt es etwas Gefährlicheres, als in das sehr empsind« liche Gebiet des Verkehrs, des Geldaustausches mit gewagten S verimenten einzugreifen ? Nach den Motiven find von 1382 bis 159 980 Persouen wegen s augallagi worden, Davon sind 466 verurtheilt, 514 freigesprohen worden, Diese Zahlen bewei

stehe, daß, wenn wirklich Uebelstände mit der Einführung der Ginheits«

ersten sein, die bereit sind, zu corrigiren,

zeit verbunden sind, die verbündeten Regierungen schon aus eigener

ein Bedürfniß, dem Verbrechen des Wuchers mit verschärsteu aegeln entgegenzutreten, niht vorliegt, Ich. sehe das Schicfsal dex Vorlage