1893 / 24 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 27 Jan 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Dr. Theodor Mes leitete den Festact mit ctwa fol- genden Worten ein: Die Akademie feiert cin Doppelfest, indem sie mit dem Hinblick auf die Gegenwart und dem Aus- blick in die Zukunft den Rükblick in die Vergangenheit, die Erinnerung an den großen König verbindet, welcher der in der fkaiserlosen s{hrecklihen Zeit, in Kirchenhader ‘und Fürstengezänk verkommenen und vernichteten Nation in dem neu geschaffenen preußishen Staat wieder cine Zukunft gab, und der also die Einheit unsercs Volkes vor- bereitet hat, die jeßt, wie keiner bezweifeln kann, der Re- generation genähert is. Jndem die Akademie die Empfin- dungen und die Hoffnungen des gesammten Volkes theilt, darf sie als ein Besonderes für sich in Anspruch nehmen, in Er-

In bestimmten Sihungen follen von den Mit? e der deutschen Gesellschaft. Bei lezierem wird der Ge-

i König von R e ; ; j äge über i funsttheoretishe Themata ge- | sandte Graf von Wedel das Hoch auf den Ae U e O O Studienganges geben i144 anin iy t o D E ‘erften ‘populär wissenschaftlichen Schweden und einer der Präsidenten A Verne G E Bes L E L s Dn Eibe Die ccrite el Zum Leiter und lebenslänglihen Organisator How auf den Kaiser ausbringen. Die Damen der im initer:De 0D é e 7

S i Feier des Geburtstags morgen Nachmittag Geheimen Regierungs-Raths, Professors Dr. Wittmack war olonie sind zur Feie g

i : i i s 4 Uhr von der Gemahlin des deutshen General-Konsuls Dr. der Gs des Landwirthschaftlihen Museums Da Éifzeht int Tine liber gewidmet.

Die Pariser Weltausstellung von 1867 so führte der Redner aus gab die Veranlassung, daß Berlin drei neue Museen erhielt : das Kunstg?werbe-Museum, das Muscum für Berg- und Hüttenwesen und das. Landwirthschaftlihe Museum. Das erstere ist als selbst- ständiges Institut bestehen geblieben. das zweite ist inzwischen mit der Königlichen Geologischen Landesanstalt vershmolzen, das Landwirth- chaftlihe Muscum aber mit dem am 14. Februar 1881 zur Hochschule erhobenen Landwirthschaftlichen Lehrinstitut ver- eint worden. Der Gedanke, ein eigenes landwirthschaftliches Museum zu errichten, ist zuerst 1863 in St. Petersburg zur Ausführung gebracht. Fast gleichzeitig wurde auch in Berlin dieser Gedanke angeregt. Der Fabrikbesißer Pintus hatte {hon 1361 dem Ministerium Modelle u. dergl. angeboten und ersucht, ein Museum zu gründen. Das Landes-Oekonomie-Collegium empfahl dies auch_dem Minister Grafen Pückler, allein trozdem {ich dieser sehr für die Sache

glauben follte, sie scien niht zu verkennen gewesen, in der Regel mit einer Unbefangenheit 44 ließ, die nur unter der Voraussezung begreiflih erscheint, es habe jenen Zeiten in hohem Grade an dem historischen Sinn gefehlt, dem es zunächst und vor allem um die that- sähhliche Richtigkeit der Berichte zu thun ist ; die Geschichte habe für sie im allgemeinen nur insofern einen Werth gehabt , als sie si für anderweitige Zwecke zur Belehrung, zur Erbauung, zur Unterhaltung zur Begründung von Rechtsansprüchen u. #. w. verwenden ließ; was in diefer Bezichung dem cigenen Standpunkt und den eigenen Wünschen entsprah, an dessen Wahrheit und Echtheit habe man ohne weitere Prüfung geglaubt, was ihnen widersprach unbesehen verworfen. Eg gilt dies in vollem Maße von dem Mittelalter und den späteren Jahrhunderten des Alterthums; bis zu einem gewissen Grade aber und für gewisse Kreise auch von der Blüthezeit der griechishen und römischen Geschichtschreibung. Diese Zeiten stellen daher'an die Quellen-

noch erheblich größere und \{werer

gläubigkeit von Betrügern mißbraucht ‘wird, ist nihts so unmöglich, daß fich nicht jederzeit Unzählige bereit gefunden hätten, cs in gutem Glauben als cin Selbsterlebtes zu bezeugen und nöthigenfalls zu be- {wören, und niht bloß Einzelne, sondern au ganze Massen waren nit selten überzeugt, daß sie Dinge mit angesehen haben, die niemals geschehen sind und niemals geschehen konnten. __ Noch viel eingreifender sind aber die die geschichtlichen Thatsachen in dem Ueberlieferung ausgeseßt sind. Schon Begebenheiten bewahren das Bild derselben und nur selten während eines längeren Zeitraums, ganz genau und vollständig in ihrem Gedächtniß; s{chon ihre Er- zählungen Ph daher, auch wenn sie ganz N De Res berichten wollen, do in der Regel nicht von allen Ungenauigkeiten und Un-

E , , s richtigkeiten frei. Noch weit {werer ist es, an das, was man nur innerung an Friedrih den Großen die guten Wünsche von anderen gehört hat, sich nach längerer Zeit so genau zu erinnern,

O E e N e p E h F 00 E Ee M Me ist. Je edr ric Sr zur z h . 21 Ï ncengileder cs daßer ind, dur le eine &rzahlung zu uns gelan i bare Sicherheit, welche in älteren, seit vielen Jahrhunderten ver- | um so größer pflegen die Veränderungen zu sein, Me sie f diefen einigten Nationen das Volksbewußtsein trägt, die Unbegreiflich- | Weg erleidet; und wenn die Kunde von einem geschichtlichen Ereigniß keit einer Gestaltung der Dinge ohne das eigene Volk, diese | längere Zeit sih nur mündli fortpflanzt, wachsen die Aenderungen, Sicherheit wächst in Deutschland erst allmählich heran. Wir | fei ees neue Erzähler mit dem e v können auch nicht vergessen, daß das Ringen um die Möglich- {h G V rol daua Ba ; M E 7 L Ae fel keit unseres nationalen Daseins die Geschichte des leßten Jahr- am Sude au für das Ganze jede Bürgschaft der Glaubwürdigkeit

N ag 1E : aufhört: die Geschichte wird zur Sage. Einen Schuß dagegen hunderts erfüllt, und das ift kein Unglück. Das in opfervollen | gewährt erst die schriftliche Festlegung der Ueberlieferungen. Aber wenn Kämpfen erworbene Gut ist theurer, fo lange die Erinnerungen | di

wirthe, der den Studirenden der Hochschule den bisher fehlenden | Bildungsmittel.

Borträge in Berlin. ber Akademie wurde der {hweizer Maler Josef Werner berufen, damals dex gefeiertste Künstler, der aber in unseren Gemäldegalerien feine Spuren seines Wirkens hinterlassen hat. Werner ergriff Jute Aufgabe als Organisator der Akademie mit Lebhaftig L und praktishem Geschick. Aber er konnte keine _Eintrach unter den Männern der Akademie, die zu verschieden an Charaktcr und Nationalität waren, erzielen. Nach drei Jahren machte sich \chon die Nothwendigkeit einer Reform geltend. Unter dem 20. März 1699 wurde ein neues Statut erlassen, welches eine wohlgeglieterte Verwaltung mit collegialem Charakter einführte. Hierdurch wurde dem lebenslänglichen Directorat Werner's ein Ende gemacht; die oberste s wechselte nunmehr jährlich zwischen den vier Vorstehern der Hauptklassen, den Rectoren. Verfasser des Statuts waren der Kammergerihts-Secretär und Protonotar Eltester und der Amtshauptmann von Insterburg Kammerherr Johann Wilhelm von Tettau. Fernerstehende brachten diese PON cipielle Reform mit der großen Katastrophe in Verbindung, wel je der Sturz Dankelmann's seit dem November 1697 in der branden- burgishen Verwaltung herbeiführte; doch findet fich in den Acten i eine folhe Annahme kein Anhalt; die Berhältnisse der Akademie, U Zwistigkeiten in ihrem Schooße erklären die Nothwendigkeit t Neform zur Genüge. E E das tse T Bt f R 2

e D ie Reorganisation erhie \re s t fie Ns n bn An feinem Geburtstage

denen Fortgang der Augenzeugen der

nicht immer,

Veränderungen, weiteren

die S Der Bundesrath ertheilte in der am 26. d. M. unter dem Vorsitz des Königlich bayerischen Gesandten Grafen von Lerchenfeld-Köfering abgehaltenen Plenarsizung dem Handelsvertrag mit Egypten die Zustimmung. Von der Ueber- iht der Geschäfte des Reichsgerihts im Jahre 1892 und der Nachweisung über die den einzelnen Bundes- staaten bis Ende Dezember- 1892 - «überwiesenen Beträge an Reichs-z, Silber, Nickel- und Kupfermünzen nahm die Versammlung Kenntniß und erklärte sih mit der bereits er- folgten Ü ebérwciiuna des Gesezentwurfs für Elsaß-Lothringen wegen Abänderung und Ergänzung des Ade über die Depositen- verwaltung vom 24. März 1886 an die Ausschüsse für Rehnungs- wesen, für Justizwesen und für Elsaß-Lothringen einverstanden. Sodann wurde über mehrere Eingaben in Zoll- und Steuer- angelegenheiten Beschluß gefaßt. Die fernere Verwendung der

kritik des Ges -pichtsforschers zu erfüllende Anforderungen, als dies in Betreff der neueren Geschichte der Fall zu sein pflegt.

Es fehlt der Wissenschaft nun allerdings nicht an Hilfsmitteln um den Hindernissen die Spitze zu bieten, welche die Unzuverlässigkeit fo vieler Ueberlieferungen ihr in den Weg legt. Die Glaubwürdigkeit der Zeugen läßt sih im gegebenen Falle theils än dem, was uns sonst über sie und ihr Verfahren bekannt ist, theils dur die Vergleichung l E / 2 ihrer Aussagen prüfen: wenn mehrere in ihren Angaben überein- interessirte, war es nicht möglich, ein Local zu finden. Erst als stimmen, ohne von einander oder von einer gemeinsamen Quelle ab- man sih mit den Vorbereitungen für die Pariser Weltausstellung hängig zu sein, so ist dies ein {wer wiegender Beweis für die Wahr- des Jahres 1867 beschäftigte, nahm man den Gedanken heit jener Angaben. In sehr vielen Fällen lassen sih ferner die Be- wieder auf. Auf Antrag der Herren Elsner von Gronow-

é i diese erfolgt, ist gewöhnlich der wirkliche Thatbestand von der Sage schon an das vergossene Blut noch nicht verblaßt

lange jeden rechten Deutschen noch das Gefühl dringt, daß das Erreihte zu schüßen nicht

nothwendig und vielleicht nicht weniger schwierig, ist, als zu dem Ziel zu gelangen, an dem wir zjegt stehen. Der Thron- sessel Friedrichs des Großen ist kein bequemer Siß für scine Nachfolger und wird es niemals werden. Wir sind uns lebendig dessen bewußt, was unsere Nation unseren 'Herrschern verdankt; aber je deutlicher und freudiger wir das Wirken der Herrscher in unserer Vergangenheit empfinden, desto leb- hafter empfinden wir auch, daß gleihe Pflichten, gleiche Schwierigkeiten, gleihe Hoffnungen auh für die Gegen- wart bestehen, und destomehr sind wir am heutigen Tage be- rehtigt es auszusprechen, daß es dem gegenwärtigen Herrscher, Seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm 11, beschieden sein möge, Seiner Ahnen würdig ihr Werk weiter zu fördern.

Darauf nahm der Geheime Regierungs-Nath, zrofessor Dr. Zeller das Wort zu folgender Festrede über die Ent- stehung ungeshihtlicher Ueberlieferungen:

Alles unser Wissen entspringt aus der Erfahrung, aus der Wahr- nchmung gewisser Vorgänge, die uns als ein thatsächlich Borhandencs gegeben sind: Vorgänge in uns, über die unser Selbstbewußtsein, Vorgänge außer uns, über die unsere Sinne uns unterrihten. Wir können diese Thatsachen vergleichen, sie zergliedern, Folgerungen jeder Art aus ihnen ziehen; wir müssen untersuchen, welche Bestandtheile der Erscheinungen, in denen sie sih uns darstellen, subjectiven, welche objectiven Ursprungs, und wie die cinen und die anderen beschaffen sind. Aber auf die Thatsachen der äußeren und inneren Erfahrung lassen sih in leßter Beziehung alle die Vorstellungen zurückführen, die wir uns über die Natur und die Menschenwelt, ihre Geseße und Ur- fachen bilden, und für wahr können diese Borstellungen nur dann gelten, wenn sie dur ein rihtiges Denken aus wirklichen Thatsachen gewonnen worden sind.

Allein von den zahllosen Thatsachen, aus denen ih jeder sein Weltbild zusammensetßt, kennt er nur die wenigsten durch eigene Wahr- nehmung: der ungleich größere Theil derselben besteht in solchem, was ihm niht unmittelbar durch Beobachtung, son- dern erst aus zweiter und dritter Hand, durch Veberlieferung, bekannt is. Was wir aber nur aus fremder Mittheilung kennen, dessen sind wir nicht ebenso sicher, wie dessen, was wir selbst erlebt und beobachtet haben: „die Augen“, sagt hon der alte Heraklit, „sind zuverlässigere Zeugen als die Ohren.“ Alles, was Andere uns über gewisse Vorgänge erin, hat einen Werth für uns doch nur dann, es is nur dann eine geschichtliche Ueberlicferung, wenn es uns von diesen Vorgängen daéfelbe Bild verschafft, das wir als Augenzeugen derselben, bei richtiger Beobachtung ge- wonnen haben würden. Dieser Anforderung entsprechen aber die Erzählungen, welhe sich für geschichtliche Ueberliefe- rungen ausgeben, in sehr vielen Fällen so wenig, daß sie uns den wirklihen Hergang cher zu verbergen, als uns darüber zu unterrichten geeignet sind; und es bedarf deshalb in allen Fâllen, in denen wir auf die Mittheilungen anderer über gewisse Vorgänge angewiesen sind, der Prüfung ihrer Glaubwürdigkeit: es fragt sich bei ihnen allen, ob sie uns ein treues Bild von dem geben, was die Augenzeugen der Begebenheiten wirklich wahrgenommen haben : denn, nur wenn und foweit sie dies leisten, sind sie geshihtlihe Berichte, sofern es dagegen nicht der Fall ist, sind sie bloße Vermuthungen, Meinungen, bewußte oder unbewußte Erdichtungen. l

Solche ungeschichtlihe Ueberlieferungen kommen nun aber that- \ählih viel häufiger vor, die Gründe, die zu ihnen Anlaß geben, sind viel zahlreicher und sie wurzeln viel tiefer in den Bedingungen, unter denen die Ueberlieferung sih zu bilden pflegt, als man sich dies gewöhnlich vorstellt.

Schon die erste Beobachtung eines Vorgangs ift nur dann cine so leihte Sache, daß die Augenzeugen desselben, auch ohne die methodishe Schulung des wisenscaftlien Beobachters, in der Regel ein richtiges Bild von ibm erhalten, wenn jener Vorgang einfa genug ist, um in seinem ganzen Verlaufe mit hinreihender Vollständigkeit von ihnen übersehen zu werden, und wenn sie mit dem Gebiete, dem er angehört, bekannt genug sind, um das, was sie wahrgenommen haben, richtig zu deuten, über seinen Zusammenhang und seine Gründe sih nicht zu täuschen. Ft dagegen ein Vorgang zu verwickelt, entziehen si wesentlihe Theile deéfelben unferer Wahrnehmung, sind wir über die Bedingungen und dem Zusammenhang des Geschehenen nicht unterrichtet und besißen wir nit die Kenntnisse, deren es zur Ausfüllung dieser Lücken bedürfte, so liefert uns unsere Beobachtung von dem, was geschehen ift, ein viel zu unvollständiges und unzusammenhängendes Bild, als daß wir uns bei ihm beruhigen könnten. Es ist ein Bedürfniß unserer Phantasie, das, was wir gesehen haben, zu einem abgerundeten Bilde zu ergänzen, ein Bedürfniß unseres Verstandes, das Einzelne durch cinen (Sausal- zufammenhang zu verknüpfen ; und diesem Bedürfniß vermögen die meisten um so weniger zu widerstehen, je weniger sie sich daran gewöhnt haben, alle ihre Vorstellungen auf ihre Herkunft zu prüfen, zwischen den Dingen und ihrer rp d hart, der Dinge mit klarem Bewußtsein zu unter- scheiden. So entspringen aus ter Unvollständigkeit und Ungenauigkeit der Beobachtungen in zahllosen Fällen {hon bei den ersten Beob- achtern selbst, bei den Augenzeugen, falshe Vorstellungen über das, was sie wahrgenommen haben. Ganz unvermeidlih tritt aber dieser Erfolg ein, wenn der BVlick des Beobachters durch Vorurtheile oder Affecte getrübt ist. Je erregter sein Gefühl ift, um so stärker arbeitet auch seine Phantasie, um fo leiter gewinnen die Bilder, die sie aus dem Innern hervorlockt, durch ihre Lebhaftigkeit den Schein des wirk- lih Erlebten, um so ununterscheidbarer verschmelzen sie mit den Wahr- nehmungen, deren Lücken sie ausfüllen, untershieben sich ihnen und verdrängen sie aus dem Bewußtsein. Je eingewurzelter anderer- scits die Meinungen sind, mit denen man an die Beob- achtung der Dinge herantritt, um so weniger kann es aus- bleiben, daß man wahrzunehmen meint, was man wahrzunehmen erwartet, und daß man dem wirfklihen Zusammenhang des Geschehenen oter Geglaubten, den man nicht fennt, eingebildete Zusammenhänge und Ursachen unterschiebt. Selbst alltäglihe und verhältnißmäßig einfahe Vorgänge werden unter solchen Ümständen nicht selten tns

sind, so durch- minder

entstellt und verdunkelt; und auch bei der schriftlichen Fortpflanzung der Ueberlieferung ist man gegen absichtlihe und unabsichtlihe Ver- änderungen derfelben niht unbedingt gesichert. Die fagenhafte Umbildung der geschichtlichen Ueberlieferung ift nun ferner schr häufig eine tendenziöse: dogmatishe Voraus- seßungen und praktische Interessen bemächtigen sih unbewußt und un- willkürlih der sagenbildenden Phantasie, ziehen sie in ihren Dienst und bestimmen ihr die Richtung, in der ihre Thätigkeit sich bewegt ; ihre Erzeugnisse bringen in der Form der Geschichte allgeineinere Anschauungen und Bestrebungen zum Ausdruck, die Sage wird zum Mythus. Diese mythishe Ausschmückung und Umgestaltung der Geschichte ist namentlih dann die Regel, wenn der Mund des Volkes die Kunde von solchem überliefert, was für die Nachwelt eine vor- bildliche Bedeutung hat: von Reden, in denen sie das Gefeß ihres eigenen Glaubens und Handelns, von Personen, in denen sie ihre Fdeale erblickt, von Erzeugnissen und Zuständen, die ihren ÜVeberzeugungen, ihren Ginrichtungen, Erwartungen und Ansprüchen zur Grundlage zu dienen geeignet sind. In diesem Fall ist es für alle, denen es an einem rein geschihtlihen Sinn. und Bewußtsein fehlt, ganz unver- meidlih, daß fie sih die Vergangenheit so vorstellen, wie sie ihrer Meinung nach gewesen sein muß, wenn sie den Bedürfnissen und Interessen der Gegenwart genügen soll. Die Anschauungen, die Zu- stände, dic Ideale der späteren Zeit spiegeln si in der früheren ab, und dieses Spicegelbild wird für das Bild der Menschen und Zeiten gehalten, deren wirklihe Geschichte bald in höherem, bald in ge- ringerem Grade von ihm verdeckt wird. : Wie nun in diesem Falle Ucberlieferungen, die aus der Erinne- rung an geshichtliche Vorgänge hervorgegangen sind, in unbewußter Dichtung nach idealen Gesichtspunkten umgestaltet werden, so fehlt es andererseits auh nicht an Beispielen dafür, daß Erzählungen, die fich ursprünglich auf gar keine geshihtlichen Ereignisse bezogen, in R für eine Schilderung solcher Ereignisse gehalten, Dichtungen in Geschichte verwandelt wurden; und wenn man mit der Natur der Sagenbildung bekannt is, wird man dies ganz begreiflich finden müssen. Götter werden zu Menschen, Göttersagen zu Heldensagen, wenn sie ihre Be- deutung für das religiöse Leben und den Cultus verlieren, oder in einem Glaubensgebiet Eingang finden, das ihnen in ihrer ursprüng- lihen Gestalt die Aufnahme versagen müßte. Was die Borfahren als Göttergeschichte gläubig hingenommen hatten, wird von ihren Nachkommen, wenn ihnen der Glaube an diese Götter verloren gegangen ift, in eine Menschengeschichte umgedeutet. Lehrerzählungen, Parabeln, Dichtungen aller Art gewinnen für solche, die sih den Unterschied der Poesie und der Geschichtserzählung nicht klar gemacht haben, und in Zeiten, für die beide noch in einander fließen, den An- schein geschichtliher Berichte. In allen diesen Fällen wird für etwas Thatsächliches gehalten, was sih nicht bloß nicht so zugetragen hat, wie es erzählt wird, sondern was überhaupt nit geschehen ist. Eine ergiebige Quelle ungeschichtlicher Ueberlieferungen liegt ferner in den Vermuthungen, durh die man sih das geschichtlich Gegebene zu erklären sucht. Es is irgend etwas vorhanden, das die Wiß- begierde anreizt, nah scinem Ürsprung und seinen Gründen zu fragen: ein Name, cin Denkmal, ein Bauwerk, ein Gebrauch, eine rechtliche oder gottesdienstlihe Institution, ein nationales, religiöses oder staat- lihes Gemeinwesen. Aber jene Frage zu beantworten is man umso- weniger im ftande, je weiter das, was erklärt werden soll, seiner Ent- stehung nach in eine Zeit zurückreiht, aus der sich keine geschichtliche Erinnerung an dieselbe erhalten hat. Oder man hat eine Tradition vor sich, deren fagenhaften Charakter man nicht verkennen kann, und

glaubwürdigere Ueberlieferung giebt darüber Lufschluß. Was bleibt da übrig, als jene Vermuthungen, in deren Auffindung die Phantasie des Volkes mit dem Scharfsinn der Gelehrten wetteifert, die bald von findliher Einfachheit sind, bald künstlih und verwickelt, und die sfih mit besonderer Vorliebe am Leitfaden von Etymologien zu bewegen pflegen, mit denen es in der Regel mehr als bedenklich be- stellt ist? Aber fo unentbehrlih solche Vermuthungen auch sind: für die Ausmittelung des wirklihen Thatbestandes haben sie do nur dann einen Werth, wenn sie methodisch, unter allseitiger Beachtung der thatsächlichen Anhaltépunkte, der psychologischen Gesetze und der geshichtlichen Analogien, von dem Gegebenen zu feinen Érklärunes, gründen fortgehen ; nur daun nicht verleiten, wenn wir ihres hypothetischen Charakters | l nie vergessen, zwischen den Thatsachen und unseren Bermuthungen über die Thatsachen scharf unterscheiden, und uns darüber klar sind,

Eben hieran lassen es aber die Meisten ganz und gar, und lassen es auch die Gelehrten nicht selten viel zu schr fehlen; und so sind gerade die Vermuthungen, welche ein Bild des geschichtlichen Hergangs geben wollen, unendlich oft zum Anlaß falscher Vorstellungen über denselben und zu einem fchweren Hinderniß der ge|hichtlihen Erkenntniß geworden.

Neben der unabsichtlichen Entstehung und Verbreitung historischer Irrthümer hat aber au die bewußte Erdichtung zur Berdounkelung | d und Entstellung des geschichtlihen Thatbestandes mehr beigetragen, als man sich oft vorstellt. Selbst in unserem Jahrhundert haben Erzählungen, die den Stempel des Betrugs an der Stirn tragen, auch unter den gebildetsten Nationen, und nicht bloß in den unteren Volksklassen, nicht selten eine Verbreitung und einen Glauben ge- funden, wie man dies faum für möglich halten follte ; auh der Wissenschaft unserer Tage in der Regel gelingt, derartige Täuschungen aufzudecken, hat sie doch mit einer ganzen Anzahl von Schriftunterschiebungen und Geschichtsfälshungen zu kämpfen gehabt, | a die oft erst nach Jahrzehnten als solche erkannt wurden und deren Wirkung auf die Meinung der Menschen auch dur die unwider- leglihsten Beweise sih nicht mehr beseitigen ließ. Noch ganz anders stand es aber damit in den Zeiten und bei den Völkern. welche nicht allein des literarishen Verkehrs und der literarischen Hilfsmittel ent- behrten, die sich seit der Erfindung des Vücherdrucks allmählich heraus- E haben, fondern welchen es auch fast gänzlih an dem histori-

d

fehlte, die unsere Zeit auszeichnet. Es ist Thatsache, daß es lange Zeiträume gegeben hat, in denen auch fromme und rehts{chaffene Leute kein Bedenken trugen, einem guten Zweck, oder dem, was sie dafür hielten, zu Gefallen ihren eigenen Schriften berühmte Namen der Vorzeit beizulegen, die geschichtlihe Ueberliceferung mit der Freiheit des Dichters umzugestalten, denselben Männern, in denen man die Werkzeuge und Stellvertreter der Gottheit verehrte, s\elbstersonnene

Poantastische verkehrt und verzerrt; wenn sich vollends etwas Unge- wöhnlihes und s{chwer zu Erklärendes zuträgt, oder wenn die Leicht-

Allerhöchsten Geburtstag gestern cine Festsißzung in ihrer Aula. des fostbarer aufgebauten Rednertribüne hatten f Pekeschen

ev a V (v CV und zu geschichtlihen Irrthümern werden sie uns | ÎNn

Kriegs-Akademie wohntcn der Feier bei, die vom

L Ugo 1 ' 1n8 Darubi mit Beethoven's Hymne : ob diefen eine höhere oder eine geringere Wahrscheinlichkeit zukommt. eröffnet i O

Königs, die gleichfalls gestern Nachmittag Jubelfest des Museums.

und wenn es | einigungen reih geschmücckt. für Landwirthschaft, Geheime

o rtsdattge wirthschaftliche

wirthe hatten Vertreter entsandt. Sängerchor der geodätisch-culturtehnishen mannia aus. erstattete der Rector, Professor Dr. Kny. chen Sinn und an der Uebung in literarisher und historischer Kritik Verluste,

richte über das, was geschehen ist, durch unmittelbare Quellen ergänzen und an ihnen prüfen: amtliche Urkunden, Aufzeihnungen, Reden, Briefe und Schriften der handelnden Personen, Denkmälec und Inschriften. Mit den Zeugnissen sind endlih alle die Anzeichen des Geschehenen zu verbinden, welhe fich aus dem: geshichtlihen Zusammenhang ergeben, dem es angehört: aus den Bedingungen, unter denen gewisse Greignisse eingetreten sind, und aus den Spuren, die sie in der Geschichte zurückgelassen haben. Die Sicherheit und der Umfang der Ergebnisse, die sih mit diesen Hilfs- mitteln gewinnen lassen, sind freilih, nach Maßgabe der jeweiligen Umstände, sehr verschieden. Die Aufgabe des Geschichtsforschers ift es, jede Combination soweit zu verfolgen, als sie sih an der Hand der Thatsachen verfolgen läßt, dabei aber sih immer gegenwärtig zu halten, welcher Grad der Wahrscheinlichkeit ihr im ganzen und im einzelnen zukommt. Denen aber, welche dies nicht sind, wird die Er- wägung der Schwierigkeiten, mit denen man bei der Ausmittelung des geschihtlihen Thatbestandes fo häufig zu kämpfen hat, dazu dienen, sie von einem voreiligen Urtheil über die Ergebnisse geschicht- licher Untersuchungen zurückzuhalten, mögen auch diese ihren bisherigen Vorstellungen von der Sache noch so sehr widerstreiten.

Sodann wurde abwechselnd von den vier Secretaren der Akademie: Professor Dr. du Bois-Reymond, Professor Dr. Auwers, Professor Dr. Theodor Mommsen und Professor Dr. Curtius der Stand der akademischen Arbeiten dargelegt. Zum Schluß wurden die Verminderungen im Personalbestande der Akademie seit dem lehten Friedrihstage mitgetheilt. Die Afademie verlor durch den Tod die ordentlichen Mitglieder der physikalish-mathematischen Klasse: Justus Roth, August Wilhelm von Hofmann, Werner von Siemens: die aus- wärtigen Mitglieder der physikalish- mathematischen Klasse: Her- mann Kopp in Heidelberg, Sir Nichard Owen in London : die cor- respondirenden Mitglieder der physikalisch- mathematischen Klasse : Enrico Batti in Pisa, Hermann Burmeister in Buenos-Aires, Nicolai von Kokscharow in St. Petersburg: die correspondi- renden Mitglieder der philosophish-historischen Klasse: Graf Giambattista Carlo Giuliani in Verona, Rudolf von JZhering in Göttingen, Rizo Rhangabé in Athen, Ernest Renan in Paris, Mathias de Vries in Leyden, Friedrih Wieseler in Göttingen. Gewählt wurden im verflossenen Jahre: zu ordentlichen Mitgliedern der physikalish- mathematischen Klasse: Hermann Carl Vogel, Wil- helm Dames und Hermann Amandus Schwarz; zum aus- wärtigen Mitgliede der physikalish-mathematischen Klasse: der bisherige Correspondent derselben Klasse, Albert von Kölliker in Würzburg. Aus den Personalverhältnissen der Akademie ist ferner hervorzuheben, daß an Stelle des durch den Tod ausgeschiedenen Ober-Bürgermeisters von Forckenbeck sein Nachfolger der Ober-Bürgermeister Zelle bereitwillig eingetreten ist und daß der Minister für die geistlichen u. s. w. Angelegenheiten Dr. Bosse als seinen Vertreter den (Geheimen Ober-Regierungs-Rath, Professor Dr. Althoff bezeichnet hat. Zu Stiftungszwecken hat die Akademie zur Zeit 9000 M

Eine Erbschaft von 70 000 ermöglicht die Stiftung eines

4 d î “4 V f A s r nt 5 Mi T4110 t, ¿ man möchte wissen, wie es sih eigentlih verhalten hat; aber feine | AMtronomischen Reisestipendiums. è

r01 Gegen 53, Uhr war die Festhhung beendigt.

Die Königliche Technische Hochschule feierte den Nachmittag um 6 Uhr dur : __Die Büste Seiner. Majestät Königs stand inmilten einer Fülle Pflanzen; zu Seiten der davor und rings an den Wänden die Chargirten der Corporationen in bunten mit ihren Bannern und Fahnen ausgestellt. Vertretung der Behörden erschien der Minister der geist- ichen 2c. Angelegenheiten Dr. Bosse, auch viele Offiziere der Sängerchor „Die Ehre Gottes aus der Natur“ Die Festrede hielt der Rector, Professor

und blühender

Kaisers

sich

wurde.

Dr. Lampe über die Bedeutung der Mathematik für die Aus- breitung der Cultur. veröffentlichen wir in der Ersten Beilage.)

(Den Wortlaut dieser Festrede

Die Landwirthschaftlihe Hochschule verband mit er Feier des Geburtstags Seiner Majestät des Kaisers und ( attfand, zugleich das 25 jährigen Bestehens des Landwirthschaftlichen Der große Hörsaal war mit der Kaiserbüste und en Bannern der Hochshule und ihrer studentishen Ver- Jm Auftrage des Ministeriums Domänen und Forsten erschien der Ober - Regierungs - Rath, Professor Dr. Thiel,

deutshe Landwirthschafts - Gesellschaft, der Provinzialverein, der Teltower land- Verein und dex Club dexr Laid- Die Festgesänge führte der Verbindung Alle- leßte Studienjahr

Er gedachte der welche die Hochschule durch den Tod des Forst-*

die

uh

Den Bericht über das

meisters Krieger und durch den Abgang des Meliorations- Bauinspectors Gerhardt die von des D

erlitten, und verwies auf des Regierungs- und Bauraths Münstermann, des Forstmeisters Westermeyer und Professors Hegemann. Als Privatdocent hat si Karl Müller habilitirt. Der Redner berichtete rner über den Neubau des großen Auditoriums und über:

Neuberufungen

Reden und Gedanken in den Mund zu legen. Und ebenso gewiß ist E c8, daß man sich diefe Schrift- und Geschichtsfälschungen, auch wo man

en neu entworf'nen viersemestrigen Studienplan für Land-

5 E Hraf Ce R Lid e E L

Kalinowicz und Lehmann-Nißsche, die sich bereit erklärten, eine große Wollsammlung für Paris zusammenzustellen und dem Museum zu überweisen, trat das Landes-Oekonomie-Collegium mit einem neuen i Antrag an den Minister heran und der leßtere betraute denn au) | i cine Commission mit den Vorarbeiten. Der damalige Kronprinz, der hochselige Kaiser Friedrich, veranlaßte, daß der König 15 000 M. aus dem Allerhöchsten Dispositionéfonds zu Ankäufen in Paris bewilligte, und am 4. April 1868 konnte das neue Museum in cinem provisorishen Gebäude, am Schöneberger Ufer Nr. 26, er- öffnet werden. Im Jahre 1875 mußte es nah dem alten Ministerial- gebäude, Schützenstraße Nr. 26 umzichen. 1874 bewilligte das Ab- lehnt hatte, die erste Rate zu einem Neubau für Museum, Lehranstalt und Laboratorium und 1880 war der Bau, der 2527 000 6 gekostet, vollendet. Noch in demselben Jahre fand im Lichthofe die Internationale Fischerei- Ausstellung, im Januar 1881 die erste Winterausftellung des Ver- eins zur Beförderung des Gartenbaues statt. Am 15. August 1881 wurde das Museum dem Publikum geöffnet. Der Redner schilderte hierauf die Aufgaben des Museums fowie die Aufgaben, welche die Studirenden, die Bewohner Berlins, die Industriellen und die praf- tischen Landwirthe, sowie die Leitung des Museums diesem gegenüber haben, und betonte die Wichtigkeit der gegenseitigen Unterstüßung von Lehrinstitut und Museum.

Gesang {loß die Feier.

Die Königliche Akademie der Künste feierte den Tag durch einen Festact in der Sing-Akademie heute Un L E Der Saal trug herrlichen Festshmuck, aus einem hochauf- \{chwebenden Hain \{öner Pflanzen erhob sih die Begas sche Büste Seiner Majestät des Kaisers. Zu beiden Seiten hatten die Akademiker Plaß genommen. Als Vertreter der Staats- regierung waren erschienen: der Staats-Minister D Bosse mit dem Ministerial-Director Bartsch, der Wirkliche Geheime Ober-Regierungs-Rath Dr. Schöne, der Geheime Ober- Regierungs-Rath Naumann und der Geheime Regierungs: Rath Köpke. Die Königliche Hochschule für Musik eröffnete unter Professor Dr. Joachim's Leitung die Feier mit dem von dem Mitgliede der Akademie Professor Gernsheim componirten „Preislied“ nah Worten der heiligen N für Solostimmen, Chor, Orchester und Orgel. Die Soli wurden von den Damen Fräulein Geyer und Fräulein Braun, und von den Herren Professor Schmidt und Domsänger Nike ausgeführt. Nachdem der Chor mit dem „Hallelujah geendet haite, hielt der Erste ständige Secretär der Akademie der Künste, Geheime Regierungs - Rath D ohme die Festrede über „Die Anfäcknge der Königlichen Akademie der Unte : : e Y Nit der jedesmaligen Feier des Allerhöchsten Geburtsfestes, welches überall {Festesfreude hervorrufe, verknüpfe fn so führte der Redner aus für die Königliche Akademie der Künste Die Wle innerung an ihre eigene Entstehungsstunde. Am Geburtêtag ihres Stifters, Kurfürsten Friedrihs 111, am 1. Juli 1696, habe sie jun ersten Mal ihre Pforten geöffnet. Die Akademie lege jedesmal an dem nationalen Jubeltag des regierenden Königs Zeugniß davon ab, A E ihre heutige Blüthe einer persönlichen That ‘des Kurfürsten verdanke, der cine Centralanstalt für die Pflege der Künste in seinem Lande ; ins Leben rief. Aber es fehle bis heute noch eine bahnbrechende Arbeit über das, was sie für die Geschichte des geistigen Lebens und Le sittung unseres Volkes gethan. Deshalb möge an dem heutigen Fest- tag aus den Archiven ein Baustein zu einer solhen künftigen größeren Arbeit beigebraht werden. Kurfürst Friedrich [11. war 1s der hohen Aufgabe wohlbewußt, dem durch den Großen Kurfür en hochgekommenen Staat auch im Innern die Bedingungen zu schaffen, auf denen er dauernd den Nährboden für seine weitere Entwickelung fände. Zu diesem Programm, mit dem er den Thron A bs auch die Schaffung einer Anzahl von größeren Instituten, welche es stimmte civilisatorishe Aufgaben des Staats zu fördern berufen fein sollten. Die älteste dieser Schöpfungen war die der Universität Halle, die am 1. Juli 1694 von ihm persönlich eröffnet wurde. Hiermit reiste auch der Gedanke der Errichtung M Kunst-Akademie in Berlin, ein Gedanke, den schon der Große A verfolgt hatte. Aber am Ende des dreißigjährigen Krieges gab es feine Künstler in Berlin; was der Große Kurfürst an Kunstwerken brauchte, bestellte er in Holland; erst später berief er Künstler vom Auslande, namentlich aus Holland nach Berlin. Aber die holländische Malercolonie fand keinen rechten Boden P e n M günstigen Verhältnissen zu kämpfen hatte; sie konnte nicht R dem Lande verwachsen und bildete hier nie eine Schule. Aber gerade auf die Erziehung etnes Künstlernahwuchses fam es an; es wurden auch talentvolle Brandenburger auf Studien- reisen ins Ausland gesandt, aber mit geringem Erfolg. Friedrich 111. erfaßte die Aufgabe, N dur die geme D, von einem allgemeineren Standpunkt. Die \ranzösische Malerei p i ie akademisch-klassicistische Richtung in den Hauptorken des Le ten Schaffens zur Detidaft geführt. DieBedeutung der Männer, die au er Pariser Akademie hervorgegangen waren, eigt, wie c hr diese 1) zu ihrem Vortheil von nchtakademishen Malern unte ab ae akademische Unterricht und die akademische Methode wurde al ersei als das beste Heilmittel gegen den Niedergang der Kunst denrn, So wurde denn auh die Errichtung etner Akademie, pl eteaE beschlossen. Aber es waren nur fremde Künstler, die hierbei in L g fommen fonnten. Friedrih 111. verstand s, die Inter ssen N Y Männer zu gemeinsamer, dem Lande zu gute T e t, daf zusammenzuschließen. Das Ziel der Akademie wurde dahin fe stges ellt, dGB es sih bei dem neuen Vorhaben nicht um eine gemein 2 air und Bildhauer-Akademie handele, sondern daß das neue Ins M „ene hohe Schule, eine Universität der Kunst werden solle; Me D e Bas Anstalt für Anfänger sein, sondern wer aus ihren Linien Das nehmen wolle, müsse {hon vorher eine gute zeichnerische Ak g as! Vorbildung erlangt haben. „Schönmaler“ will die L A ausbilden, diese gehören überhaupt niht in ihre Ren A i dern nur Männer, die nah gleihmäßiger Abrundung des en und Könnens \treben. Die Mitglieder sollen sich zu den

erst 1 seinem Gi 50 vollzog Friedrih T. in großer Ceremonie die Einweihung der

inzwischen für die Akademie geshaffenen Räumlichkeiten, und Werner

iftete Medaille mit der Umschrift : b ) l Baden, Schnell kam nun die Akademie zu Ansehen. zog sich, getäuscht in ‘seinen Hoffnungen, im zurück, Gedeihen erlangte Collegium,

A ; 8 ; in früheren Fahre iederhbolt die Forderuna abae- iedrich?s [. l 9 l Ne i FSgT O Nea Ia, DO I erei Ben M Beg Gn Die ia Fahre und ihre Geschichte hlossen ein Mäcenatenthum,

wie es Friedrih geübt, für seine Nachfolger für lange unter Friedrich Wilhelm 11. ging die Akademie einer neuen reichen Periode entgegen. akademische

nunmehrigen Könige.

j i ierbei n ei n Mitgliedern ge- reichte. hierbei dem Monarchen eine von den Veit ;

e i Die dritte in Europa, die erste

Werner

Jahre 1706 nach Bern

neuer Zuzug, der das

j kam | n / Auch ein Einheimischer

der Allabenite Pairie U hon im Jahre 1699 Zütritt zum Q en Samuel Theodor Guericke aus Spandau. Mit dem Tove {ließt die erste Periode der Geschichte der Akademie.

aber von

Zeit aus, erst ruhm- wo die

Es hat seitdem Zeiten gegeben, Ver-

Methode manchem entbehrlich erschien: man

er und vergißt heute - noch, daß das Wesen fden Unterrichts, der akademischen Arbeit durch die R modernen Richtungen der Kunst nicht berührt wird. Diese sin Tageserscheinungen, die wieder vergehen. Von diesen O fo {loß der Redner könne der Kernpunkt akademifcher Gend nicht berührt werden. Denn die Aufgabe, die der erlauchte S if E der Anstalt gesteckt, bleibe bestehen neben allen modernen Kun|l-

d des Augenblicks, und sie vertrage sih mit allen, da ld Parteien ftets gleichmäßig unent-

ie unveräußerliche, allen / bebrlidhe Biéle ‘der Gesittung umfasse, und dies R werde auch für alle Zukunst bestehen bleiben. B an dieser Aufgabe werde die Akademie festhalten auch i unter dem Fürsten, der jeßt auf dem Hohenzollernthron sige i und A ia mitten Seines gewaltigen Pflichtenkreises eigene S e, der Kunst zugeführt habe dem 1hre Pflege und die vösung a gi damit in Verbindung stehenden Aufgaben Herzensangelegenheit, e Den Dank, welchen die Nachgeborenen ‘dem segensreichen O Scines Ahnherrn darbringen, die Liebe, mit der wir Fhm selbst, em Erlauchten Protector, huldigen, möge die Versammlung Ee fassen in den Ruf: Seine Majestät der Kaifer und König lebe hoch!

Mit der Festouverture von Robert Volkmann endete die Feier.

Die Königliche Friedrih-Wilhelms-Universität ut 7 12 Ait die Feier des Geburtstags Seiner Majestät des Kaisers und Königs in ihrem großen Hörsaal. E wohnten der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Me i- zinal-Angelegenheiten Dr. Bosse, der Ministerial: Director Barlsch, die Geheimen Ober-Regierungs-Räthe DY: “lthoff, Naumann und Spinola, der General-Stabsarzt der Armee Dr. von Coler und andere hervorragende Personen bei. Die Feier wurde mit Gesang cröffnet , On der Geheime Medizinal-Rath, Professor Dr. von Berg- mann die Festrede hielt. Der Redner schilderte den Einfluß, welchen die preußischen Könige auf De Entwielung des Lehrens und Lernens in der ee von ihren ersten Anfängen bis zu ihrer gegenwärkigen Blüthe gehabt haben. Den Wortlaut dieser Rede veröffentlichen wir in der Ersten Beilage. Mit Gesang {loß die Feier.

Die Kön iglihe Thierärztlihe Hohschule feierte den Seuvibiog Einr Majestät des Kaisers unter Leitung des RNectors, Professors Dr. Dieckerhoff in der uit Blatt pflanzen, Fahnen und Emblemen reich geschmückten Aula es einen Festact, zu welchem das gesammte Lehrercollegium und die Studirenden sih vereinigt hatten. Als Ehrengä te nahmen an der Feier theil für das landwirthschaftliche ZERN Ne der Wirklihe Geheime Ober-Regierungs-Rath Beyer, sowie die Vertreter der Königlichen Jnspection für das Militär-Veterinär- wesen, des Kaiserlihhen Gesundheitsamts, der U lichen Hochschule und zahlreiche Thierärzte. R N der Festact mit Beethoven's „Die Himmel rühmen des Oen Ehre“, vorgetragen von einem Doppel-Quartett des Königlichen Opernchors. Die Festrede hielt Professor Pr. H ermann Munk über die Aufgaben der Hochschule. Mit einem Hymnus auf Seine Majestät den Kaiser und König nach der Melodie des „Integer vitae“ \chloß die Feier.

Auch in den Schulen der Stadt wurde der Tag durch

iche Veranstaltungen, Festreden über die Bedeutung des A E musikalische M AGLAG Schulen auch durch Schauturnen gefeiert. Für den 2 end sind allenthalben Vorbereitungen zu einer Jllumination ge- troffen. A : L ie iptstädtishe Presse widmet dem Lage in ihren Svalen testtiche Betrachtungen ebenso zahlreihe andere ische eutshe Blätter. ; Es preis O Aae so wurde auch außerhalb, in Preußen wie im Reich, der Geburtstag gefeiert. Es liegen Yerüder Meldungen vor aus: Potsdam, Breslau, Hannover, Aachen, Nordhausen, Dresden, Zeipdg, Chemniy, Karlsruhe, Weimar, Si ind anderen Orten. A Mg M ünchen gab zu Ehren des Geburtstags | Seiner Majestät des Kaisers Seine Königliche Hoheit der Prinz- Regent gestern ein größeres Diner, zu welchem Jet Preunae Gesandte Graf zu Eulenburg und die übrigen Mitglieder der preußischen Gesandtschaft Einladungen erhalten hatten. n Aus Stockhol m, 26. Januar, wird gemeldet : Zur Feier des Geburtstags Seiner Mazestät des Kaisers Wilhelm findet heute Abend 61/2 Uhr bei dem deutschen Gesandten Grafen von

akademischen 97

bisherigen Eisenbahnfrachtbrief-Formulare wurde dem Antrag des Reichskanzlers entsprehend genehmigt. _Ge wegen ausnahmsweiser Zulassung zur ärztlichen Prüfung beshloß der Bundesrath keine Folge zu geben.

Einem Gesuch

Dem Kaiserlihen Gesundheitsamt vom 26. bis

7. Januar Mittags gemeldete Cholera [le: E Regierungsbezirk Schleswig. Jn Altona 2 Er-

krankungen, 2 Todesfälle.

Der 65. Communal-Landtag der Kurmark hielt

; E 2 A Gm s | seine vierte Plenarversammlung am 24. d. M. ab und na f Le A die Wahl der Direction der Kurmärkischen Hilfs-

kasse vor. ber | 1 abe die drei Mitglieder und zwei Stellvertreter wiedergewählt,

Es wurden auf die bevorstehende fünfjährige Pe-

während ein Stellvertreter an Stelle eines Verstorbenen neu- gewählt wurde. Neu eingegangen waren „sechs Sachen, von denen vier dem ersten und eine dem zweiten Ausschusse gu- getheilt wurden, während die sechste, als nah dem Aus\hluß- termin eingegangen, niht mehr zur Verhandlung kommen kann. Von den vorliegenden einundzwanzig Ausschußzgutachten hat sechs der erste, die übrigen der zweite Ausschuß fertig e Nach dem Vorschlage des ersten Ausschusses wurden 30 f : zu Prämien für Umwandlungen I E “a dachungen in feuersihere auch für das laufende Jahr e General-Direction zur Verfügung gestellt, ein Beitrag für ie Beschaffung einer neuen Feuersprißze und der L 0 Löschung eines Brandes getoödteten Pferdes aus Billig E S- rücksichten bewilligt, ebenso eine bereits im Vorjahre bewi i Bauprämie wiederum auf die Nestbestände des betreffen en Fonds angewiesen, dagegen ein Rekurs gegen etne Tee entscheidung abgewiesen und einer Anregung des der Präsidenten der Provinz, wegen Mitwirkung des E märkishen Communal-Verbandes zur Förderung des a b schaftlihen Genossenschaftswesens auf Grund der von _den er- waltungen erforderten Berichte, als mit deren Verfassung un- vereinbar, zum lebhaften Bedauern des Landtags keine Folge gegeben. Nach den Gutachten des zweiten Ausschusses wurden zehn milden Stiftungen zum theil namhafte Beträge aus A ständischen Dispositionsfonds der Kurmärkischen Hilfsfkasse e willigt, drei solher Gesuche aber abgewie}en, weil g ane mers theils in günstiger Lage sich befinden, theils deren Bedürftig- keit nicht nachgewiesen wird. Jm übrigen berichtete der zweite Ausshuß noch über die Verwaltung des furmärfischen Kriegs- shuldensteuerfonds für das Rechnungsjahr 1891/92 und über die Lage des kurmärkischen Kriegsfchuldenwe}ens im verwichenen Jahre.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich sächsische Staats- und Kriegs-Minister, General-Licutenant Edler von der Planißt ist hier angekommen.

Der hiesige chinesishe Gesandte Hsü- Ching-Chêng hat sih im Auftrag seiner Regierung nah Rußland begeben, woselbst er gleichfalls beglaubigt ijt. Während seiner Ab- wesenheit fungirt der Legations-Secretär Pan Hung als Geschäftsträger. E

Der Regierungs-Assessor Frische zu Osnabrüdck ist mit der commissarischen Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Eiderstedt, Regierungsbezirk Schleswig, _beaustragt worden. _

Der neu ernannte Regierungs - Assessor Listemann 1j! der Königlichen Direction für die Verwaltung der directen Steuern zu Berlin, | E E E

der neuernannte Regierungs-Assessor von Waldow der

ónigli ie 1 Frankf O. und Königlichen Regierung zu Frankfurt a D.und der neuernannte Regierungs-Assessor S chuüße der Kon1g- lichen Regierung zu Schleswig zur dienstlichen Berwendung überwiesen worden.

S. M. S. „Arcona“, Commandant Corvetten-Capitän Hofmeier, ist am 27. Januar in Aden eingetroffen und beabsichtigt am 28. d. nah Sansibar in See zu gehen.

Oldenburg. / Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat sich Abend nah Berlin begeben.

Sachsen-Meiningen. :

Der Landtag hat bei der Berathung des Etats au Erbschafts\steuer in Höhe von 35 000 b genehmigt. Da L es richtasporteln wurden der „Magd. Ztg. zufolge mit einem chr von 40 000, die Zinseinnahmen der Landeskasse mit einem solchen um 33 000, ebenso die Vergütung für Erhebung indirecter Reichs- steuern mit 242000 um 28000 s höher eingestellt. Minderer träge sind vorgeschen von der Werrabahn, die von 2 000 auf 17 000, und bei der Landescreditanjtalt, die von 52000 auf 47 000 6 zurückgehen. Bei den Ausgaben wurden genehmigt 17 500 für den Landtag und 220700 & für das Staats

(E) vorgestern

Wedel ein Herrendiner für die Mitglieder der deutschen Colonie

De dem lebenden Modell dauernd „jusammen- A Le "ane. bildet den Schwerpunkt der künstlerischen

statt, morgen Nachmittag 51/2 Uhr im Hôtel Continental ein

Ministerium.