1893 / 27 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 31 Jan 1893 18:00:01 GMT) scan diff

zwischen war von verschiedenen Seiten aus Anlaß der Cholera-Epidemie die Sache von neuem bei den Verwaltungsbehörden und auh bei den Ministerien angeregt worden. Das hat Anlaß gegeben, speciell mit Beziehung auf die Cholera-Epidemie, eine neue Erwägung der Sache eintreten zu lassen, die auf das forgfältigste stattgefunden hat unter Zuziehung von Sachverständigen und von allem Material, was zu Gebote ftand. Das Ergebniß ift aber dasselbe gewesen wie dasjenige, zu welhem die Commission dieses hohen Hauses im vorigen Jahre gelangt ist, nämlih auf dem Standpunkt zu bleiben, daß die Ge- nebmigung zur Leichenverbrennung nicht zu ertheilen sei.

Abg. Pors h (Centr.): Selbstverständlih giebt das Recht, das die Regierung zur Bestätigung resp. MMESeIDgung hat, dieser die Möglichkeit und die Pflicht, in jedem einzelnen Fall zu prüfen, ob der zu einem Amt Berufene auch die ausreihende Fähigkeit und Unbefangenheit besißt, um das Amt segensreih verwalten zu können. Ich mache auch dem Minister keinen Vorwurf daraus, wenn er jemanden nicht bestätigt, der sich in ein Maß von Leidenschaftlichkeit hineingearbeitet hat, das ihn zur Ausübung seines Amtes unfähig macht. Ich kann Ihnen aber eine große Anzahl von Fällen nennen, in denen man die Bestätigung versagt hat, troßdem dieser Grund nicht zutrifft. Man hat in der bloßen Zugehörigkeit zu einer Partei, die zur Regierung in Opposition steht, in der Zugehörigkeit zur Centrumspartei oder darin, daß jemand ein guter Katholik ist, einen Grund zur Ver- sagung der Bestätigung TSiven. Die Ministerial-Instanz ist daran unschuldig, sie kann ja nicht alle Einzelnen persönlich kennen und ist angewiesen auf Berichte. Da glaube ih, daß Berichte von mittleren und unteren Beamten vorliegen müssen, die geradezu un- glaublih sind, wo man nur annehmen kann, daß jemand berichtet Bat, der entweder keine Ahnung von der Persönlichkeit hat oder wissentlich unrichtig berichtet. Das genügende Bewußtsein ihrer Ver- antwortlichkeit fehlt den mittleren und unteren Instanzen noch; ich erinnere nur an die Culturkampfperiode. Deshalb möchte ih den Minister bitten, darauf zu dringen, daß die unteren Instanzen sich einer möglichst objectiven Berichterstattung befleißigen; das liegt nicht

nur im Interesse meiner Partei, sondern des ganzen Landes.

Präsident des Staats-Ministeriums, Minister des Jnnern Graf zu Eulenburg:

Ih glaube, daß die zuleßt ausgesprochene Bitte des Herrn Ab- geordneten bereits ihre Beantwortung in dem gefunden hat, was ich vorhin über die Auëübung des Bestätigungsrechts gesagt habe. Nur zwei Bemerkungen des Herrn Vorredners geben mir Anlaß, das Work zu einer kurzen Bemerkung zu ergreifen.

Meine Herren, er hat gesagt, er hätte Ursache, anzunehmen, daß die unteren Instanzen bewußt unrichtige Berichte erstatteten. Nun, meine Herren, das ift ein sehr harter Vorwurf, und ih muß ihn bis zum Beweise des Gegentheils entshieden zurückweisen. Dem Jrrthum sind alle Menschen unterworfen, und daß in solhen Berichten einmal eine Anschauung vorkommt, die man nicht billigen kann, das bin ih weit entfernt zu leugnen; dafür sind die oberen Instanzen da, daß sie prüfen und schen, ob dem beizupflichten ist, aber bewußt unrichtige Berichte ja, meine Herren, das is mir in meiner Praxis noch nicht vorgekommen. Am wenigsten aber würde ih mir vorstellen können, daß auf Grund eines solchen Berichts eine Bestätigung versagt werden könnte, lediglih aus dem Grunde, weil jemand ein gläubiger Katholik ift. Meine Herren, ich bin in der That erstaunt, eine solche Behauptung auch nur aufstellen zur hören. Und angenommen den mir ganz un- möglich scheinenden Fall, daß in einem Berichte etwas Derartiges stände der Herr Vorredner, seine Partei, das Haus und das Land können sicher sein, daß einer solchen Anführung keine Folge gegeben werden

würde. (Bravo.)

Abg. Ri ckert (dfr.): Es is merkwürdig, daß derselbe Graf Limburg-Stirum, der vorgestern sich verleßt fühlte durh eine Ver- fügung des Minister-Präsidenten, heute plöulih so viel Sympathie mit diesem Minister-Präsidenten und seiner Verwaltung hat, wo es ih um eine Nichtbestätigung von Freisinnigen handelt. Wenn Sie sonst keine Gründe haben, dann erklären Sie sih als Vertheidiger der Kronrehte. Damit hat die alte Landrathskammer seiner Zeit einen Theil des Volkes einzuwiegen gewußt; aber heute sind die Leute im Lande zu aufgeklärt, als daß man ihnen einreden könnte, daß die Frage der Nichtbestätigung cines Kreisdeputirten irgend etwas mit den Rechten der Krone zu thun hat. Ich bin dem Grafen Limburg-Stirum sehr dankbar für das Attest, das er mir ausgestellt hat. Jch kann leider seine Empfehlung nicht verwerthen, da ih das Privatleben vorziehe. Auffallend war es aber, daß er den Minister-Präsidenten darin bestärkte, mit der größten Vorsicht in der Bestätigung fortzufahren. Der Minister kann \{werlich unterrichtet sein von den Charakter- und Tempera- mentsfehlern der betreffenden Person. Er i} angewiesen auf die Berichte der Unterbeamten. Ist es denn ein Privileg der conservativen Behörden, daß sie durch die Parteibrille, enen, die politisch ihnen gegenüberstehen, betrahten? Ich jabe es aus dem Munde des Grafen Culenburg I, daß er selber eingesehen hat, daß der Schade, der durch den Mißgriff einer Wahl énbitebt, lange nicht so bedeutend is, wie der Schade einer Nicht- bestätigung, deren Gründe von den Betreffenden nicht eingesehen werden. Die Kreisdeputirten wissen es doch besser, ob jemand R zum Kreis- deputirten eignet oder niht. Die ganze Kreisordnung beruht ja auf dem Vertrauen. Die Bestätigung foll nur ein Sicherheitsventil sein ; aber doch nur, wenn klare Beweise für die Nichtbefähigung oder den Mangel an Charakter vorliegen, welhe die Befürchtung reht- fertigen, daß sie in ihrem Amte sih niht parteilos verhalten werden. Wir werden von der Forderung nicht abgehen, daß auch freisinnige Männer, wenn sie durch das Vertrauen der Wähler in communale Stellen berufen werden, niht verhindert werden, in die Stelle einzutreten. Wir verlangen volle Gleich- berehtigung mit allen Parteien, Wenn Temperamentsfehler noch niemals drüben bei den Herren gesehen worden sind, so müsfen wir zu der Behauptung kommen: hier ist niht «leihes Licht und gleihe Sonne. Der Minister mag mir Conservative nennen, denen er die Bestätigung versagt hat, weil er in Folge ihres Temperaments die Befürchtung hegte, sie würden nicht parteilos in ihrem Amte fein. So lange dies niht geschieht, muß ih bei meiner Ansicht stehen bleiben.

Präsident des Staats-Ministeriums, Minister des Jnnern Graf zu Eulenburg:

Dem Herrn Abg. Niert kann ih nur erwidern, daß gegenüber seiner Absicht, bei seinen Ansichten stehen zu bleiben, ih von den meinigen ganz dasselbe sage, und daß ih noch einmal seine mir unter- geshobene Aeußerung zurückweise, als ob ih gesagt hätte, die Nicht- bestätigung wäre erfolgt in parteipolitishem Interesse. Ih habe genau das Gegentheil gesagt; ih habe gesagt, es wäre ein politisches Motiv, aber eins, das jeder Partei in gleiher Weise gegenübertreten

fönnte. Das ift ein großer Unterschied.

Abg. Freiherr v on Zedliß (freiconf.): Die Verantwortlichkeit des Ministers für die Ausübung des Bestätigungsrechts is eine so schwierige, daß wir uns der Erörterung, wie man dieser Ver- antwortliBteit gerecht wird nicht entziehen können. Die Ausstellungen gegen die Ausübung des Nichtbestätigungsrechts seitens des gegen- wärtigen Ministeriums treffen nicht zu. Die Bestätigung ist niht versagt worden aus dem Gründe der Zugehörig- keit zur reisinnigen Partei. Das Gegentheil wird durch die raxis als wahr und richtig gekennzeichnet.

Wenn gleichwohl im vorliegenden Falle die Bestätigung versagt worden i}, so ist es geschehen, weil die betreffenden Personen durch die Art, wie fe im Parteikampfe sich bewegt haben, der Regierung die Ueberzeugung niht haben verschaffen können, daß sie niht Parteirüksihten in ihre dienstlihe Stellung tragen würden. Erwägt man, daß die Kreisdeputirten Vertreter des Landraths PN also der Instanz, welche die Staatsverwaltung im Kreise reprä- entirt, sv wird man anerkennen müssen, daß die Regierung Nichtbestätigung Recht gethan hat. Demgegen- über kann nicht entsheidend ins Gewiht fallen, daß die betreffende Kreisvertretung keine andere Wahl ge- troffen habe. Denn wollte man immer die Wahl der communalen Körperschaften als richtig hinstellen, so bedürfte es einer Bestätigung niht. Man hat die Berichterstattung der untergeordneten Behörden bemängelt, Ein solcher Angriff sollte niht ohne triftige Beweise er- hoben werden. Irrthümer können ja vorkommen. In der Behandlung der einzelnen Fälle sind Momente nicht zu erkennen, welche zu dem Schlusse führen könnten, daß die Regierung von der Bestätigung einen ungeeigneten Gebrauch gemacht hat. Ih möchte die Regierung auf- fordern, auf dem von ihr betretenen Wege fortzufahren.

Abg. Dauzenberg (Centr.): Jh kann Beweise für meine Behauptung vorbringen, halte es aber nicht für zweckmäßig, dies öffentlih zu thun. Jch kann das privatim thun und würde den Herren dann überlaffen, die Sache öffentlih vorzubringen. Die Ka- tholiken erfreuen sih mcht der Vertretung in den Staatsämtern, die ihnen eigentlih zukommt. Nach der Erklärung des Ministers, E: die Zugehörigkeit zum katholischen Glaubensbekenntniß kein Hinderniß fei, wird das hoffentlich besser werden.

Abg. Porsch (Centr.): Ich bin bereit, dem Abg. von Zedlitz für meine Worte Beispiele anzuführen. Jch habe nicht den unteren Instanzen vorgeworfen, daß sie O die Unwahrheit berichten, sondern nur gesagt, mir sind Fälle bekannt, in denen so berichtet wurde, daß ih nur annehmen fann, daß der Betreffende entweder die Persönlichkeit nicht kennt, oder daß er sogar bewußt die Unwahrheit berihtet hat. Ich kann Jhnen auch dafür Namen nennen, daß jemand wegen seiner Treue und Zugehörigkeit zur katholishen Kirche in einem dänderen Nessort ein bestimmtes Amt nicht gegeben ist, obwohl er dafür durchaus qualificirt war. Ih danke dem Minister, daß er mit aller Schärfe ausgesprochen hat, daß die Zugehörigkeit zum fatholischen Glaubensbekenntniß fein Hinderniß zur Erlangung einer Stellung sein soll.

Abg. von Schalscha (Centr.): Der leßt erwähnte Fall ift früher oft vorgekommen. Um so erfreulicher ist es, zu hören, daß es künftig niht wieder stattfinden wird. Es werden oft Berichte er- stattet, ohne daß man die Verhältnisse genau kennt, und dann fragt ih der Berichterstatter: was“ wird den vorgeseßten Behörden an- genchmer zu hören sein ? Als es sih vor 15 Jahren darum handelte, in Oberschlesien und Posen möglichst viele deutshe Beamte anzu- stellen, da wurde klipp und klar nachgewiesen, daß Posen eine durh und durch deutshe Provinz sci, und später als Fürst Bismark die harten Maßregeln gegen die Polen anwenden wollte, wurde flipp und fTlar nachgewiesen, daß die polnishe Sprach- grenze sich in ershreckender Weise den märkischen Grenzen nähere. Als Ende der siebziger Jahre ein mir bekannter Herr sich um die Bürgermeisterstelle in einer oberschlesischen Stadt bewarb, und von 13 Stimmen 12 erhielt, glaubte man der Bestätigung ganz sicher zu sein. Sie war auch halb fertig, da wurde dem betreffenden MNegterungs-Präsidenten die Mittheilung, daß der Betreffende wieder- holt in meinem Hause aus- und eingegangen sei. Da war es um ihn Jefchehen. Die Klagen wegen unberehtigter Versagung der Be- Féätiguna hâtte gerade die linke Seite nicht vorbringen follen, wo bezüglih der Wahl in Kommunen mitunter die aller- größte Nücksichtslosigkeit geübt wird. Ganz bestimmte Thatsachen \sprehen dafür, daß der Prozentsaß der katholischen Einwohner von Städten in Oberschlesien keineswegs im Einklang steht mit der Zahl der Delegirten für die städtishen Körperschaften. Ein Herr, der späterhin zu den höchsten Ehrenämtern im Staate und im Neich gelangt ift, konnte seiner Zeit niht in den Kreistag gewählt werden aus dem ausgesprochenen Grunde des Landraths, daß dieser Herr ein Ultra- montaner sei. Dieser Landrath war ein Liberaler. Erft als diesem vom Ober-Präsidenten die Unrichtigkeit seiner Auffassung klar ge- macht wurde, gelang es nah vielen Jahren, ihm wenigstens Quali- fication zum Amtsvorsteher zu verleihen. Ueberlassen Sie von der linken Seite doch die Klagen denen, welche die Unterdrückten sind im Staate und im Neich!

Das Gehalt des Ministers wird bewilligt. Ebenso die übrigen Ausgaben des Ministeriums. Ohne Debatte bewilligt das Haus die Ausgabekapitel : Statistishes Bureau, Ober- Verwaltungsgericht, Standesämter, Amtsblattsverwaltung.

Bei dem Kapitel: „Landräthlihe Behörden und Aemter“ wünscht

Abg. Schmidt- Hohenzollern (Centr.) eine Gleichstellung der bhohenzollernschen Ober-Amtsfecretäre mit den Kreisfecretären.

Präsident des Staats-Ministeriums, Minister des Jnnern Graf zu Eulenburg: |

Meine Herren! Soweit es im Augenblick angängig ist, werden die Herren durch Einführung des Systems der Dienstalterszulagen etwas besser gestellt werden ; cine weitere Aufbesserung kann für fie erst in Frage kommen, rwoenn wir in der Lage sein werden, auf die Auf- besserung der Beamtengehälter dieser Kategorie im allgemeinen ceinzu- gehen. Da bin ih sehr gern bereit, eine wohlwollende Prüfung in dieser Nichtung zuzusagen. Ich darf aber niht unerwähnt lassen, daß das Arbeitsquantum und der Wirkungskreis dieser Herren in den Hohenzollernshen Landen nicht unerheblih geringer find als in den großen Kreisen der übrigen Landestheile, und daß das doch vielleicht nicht ganz außer Acht zu lassen ist.

Das Kapitel wird darauf bewilligt, ebenso ohne Debatte die Kapitel Polizeiverwaltung in Berlin und in den Pro- vinzen, Polizei-Districtscommissarien in der Provinz M Landgendarmerie, allgemeine Ausgaben, Strafanstalten, Wohl- thätigkeit, allgemeine Ausgaben zu verschiedenen Bedürfnissen.

Auch die einmaligen Ausgaben werden ohne Debatte

bewilligt.

Schluß 21/, Uhr. Nächste Sizung Mittwoch 11 Uhr. Auf der Tagesordnung steht die Fortseßung der zweiten Be- rathung des Entwurfs des Staatshaushalts-Etats für 1893/94, und zwar: a. Kriegs-Ministerium, b. Landwirthschaftliche Ver- waltung, c. Jndirecte Steuern.

mit ihrer

Entscheidungen des Reichsgerichts,.

Die Beleidigung einer Behörde kann, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 1. Strafsenats, vom 7. November 1892, im Wege der Privatklage verfolgt werden, und ebenso kann die Behörde, wenn die Beleidigung dur öffentlihe Klage vom Staatsanwalt ver- folgt wird, dieser Klage als Nebenklägerin sih anschließen.

Die Presse hat, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Straffenats, vom 11. November 1892, niht das allgemeine Recht, das öffentlihe Interesse wahrzunehmen und dabei straflos die Ehre anderer durch Behauptung nicht erweislich wahrer Thatsachen anzugreifen; der Schuß des § 193 Strafgeseßbuhs (betr. ehr- verleßende Aeußerungen in Wahrnehmung berehtigter Interessen) een der Presse nicht mehr als jeder Privatperson zur eite. .

Statistik und Volkswirthschaft.

Auswärtiger Handel Deutschlands,

Wir haben bereits in Nr. 20 des „R.- u. St.-A.* vom 23. Ja- nuar die Hauptziffern der Ein- ‘und Ausfuhrwerthe vom Jahre 1892 mitgetheilt. Es erübrigt noch, die Ziffern zu erläutern.

Der Gesammt - Einfuhrwerth der deutshen Handels- statistik pro 1892 berechnete sich nah den zur Zeit noch in Anwen- dung gebrahten Einheitswerthen des Jahres 1891 auf 59,7 Millionen Märk höher als im Vorjahre 1891. Die Hauptursache hierfür liegt in der Mehreinfuhr von Nahrungs- und Genußmitteln, sowie von Nohstoffen.

So wurden von den fünf Getreidearten Weizen, Meggen,

Hafer, Gerste und Mais im Jahre 1891 30 Millionen Doppel-Ctr., im Jahre 1892 dagegen 32,3 Doppel-Ctr. eingeführt. Sehr wesent- lich hat sich auh die Einfuhr von Wein und Wein- trauben gesteigert. Im Jahre 1891 wurden 697 115 Doppel-Ctr. = 553 270 hl in Fässern und 31645 Doppel-Ctr. = 25 115 h1 (126 kg = 100 1) Wein in Flaschen eingeführt. Jm Jahre 1892 dagegen gelangten in Fässern 702 371 Doppel-Ctr. = 557 436 hl Trinkwein und 119 362 Doppel-Ctr. = 94 730 h1 Wein zum Ver- shneiden und zur Cognacbereitung, also zusammen 821 733 Doppel- Ctr. Wein in Fässern oder um 124618 Doppel-Ctr. = ca. 100 000 hl mehr zur Einfuhr. Dagegen verringerte \ih die Einfuhr von Wein in Flaschen etwas. An Weinbeeren zur Mostbereitung wurden im Jahre 1892: 188959 Doppel-Ctr., im Jahre 1891 aber nur 55 646 Doppel-Ctr. eingeführt.

Von Petroleum wurden im Jahre 1892: 7,4 Millionen Doppel-Ctr., im Jahre 1891 nur 6,8 Millionen Doppel-Ctr. im- portirt. An roher Baumwolle und Baumwollabfällen kamen 1892: 2,6 Millionen Doppel-Ctr., im Jahre 1891 dagegen 2,8 Millionen Doppel-Ctr. zur Einfuhr, an roher Schafwolle jedoch wurden 1,6 Millionen Doppel-Ctr. statt 1,4 Millionen Doppel- Ctr. ein- geführt. Ebenso ist die Einfuhr der Nohseide ctwas gestiegen.

Da die Einfuhr der Menge nah um 1,7 9/9 gegen 1891, der Einfuhrwerth aber nur um 1,3 % gestiegen ist, fo ergiebt sich daraus, daß si die Steigerung der Einfuhr hauptsächlih auf minder- werthige Artikel, also Nohstoffe, bezog.

Der Ausfuhrwert h des deutshen Waarenhandels hat \sich im Jahre 1892 um 11,7 Millionen Mark gegenüber dem Vorjahrswerthe gemindert. Die Minderausfuhr erstreckt sich hauptsächlih auf Eisenbahnshienen und Eisenbahnlaschen: 1532698 Doppel-Ctr. gegen 2 062520 Doppel-Ctr.,, Bau- und Nußtholz, 70 und * geldal: 293/090 Doppel-Ctr, gegen 8/246 404 Doppel-Ctr. Musikalishe Instrumente tnel. Klaviere: 110588 Doppel-Ctr. gegen 124234 Doppel-Ctr. Flei sch von Vich, ausgeshlachtet: 48 709 Doppel.Ctr. gegen 113 §23 Doppel-Ctr. Spiritus: 83336 Doppel-Ctr. gegen 150 084 Doppel - Ctr. MohzUcter: 8.009119 Doppel Cir. aegen 9 394 231 Doppel-Ctr. Die Ausfuhr des Jahres 1892 verringerte sich der Menge nach um 1,29%, dem Werthe nah um nur 0,35 9/6. Es ift alfo nur die Ausfuhr der geringer bewertheten Artikel in erhöhtem Maße zurückgegangen. Die Minderausfuhr des deutschen Spiritus hat wohl ihren hauptsächlihen Grund in der russischen, dur befonders günstige Ausfuhr übermächtigen Concurrenz, MNußland exportirte 1881: 10 Mill. Liter reinen Alkohols, 1891: 50 Mill. Uter reinen Alkohols. Deutschland erportirte 1881: 84 438 t Branntwein im Werthe von 43,3 Millionen Mark und 1891: 24004 t im Werthe von 10,5 Millionen Mark. Im Jahre 1892 wurden 16 869 t im Werthe von 6 Millionen Mark ausgeführt. Spanien, ein Hauptabsaßgebiet für deutschen Kartoffelsprit, ist infolge Aenderung seines Getränkesteuer-Gesetes und Erhöhung des Eingangszolls ' auf Spiritus von 17,35 Pesetas auf 160 Pesetas per Hektoliter für den deutschen Spritexport fast gänzlih verloren gegangen. So wurden im Jahre 1891 noch 8972 t deutscher Nohspiritus nah Spanien aus- geführt, im Jahre 1892 aber nur mehr 724 t.

Die Ausfuhr des deutschen NRohzuckers nah den Vereinigten Staaten von Amerika wurde durch das amerikanishe Zuckergeseß be- cinträchtigt, wonach der Zuckerzoll allerdings aufgehoben, aber die inländishe Zuckerproduction der Vereinigten Staaten von Amerika durch eine Prämie hierauf erheblich ausgedehnt wurde. Der Ausfuhr- rückgang von Fleis hat theilweise in den seuchenpolizeilichen Vor- schriften der fremden Staaten, theilweise aber auch in der unzureichenden Viehaufzucht in Deutschland seine Ursache.

Die Hopfenernte der Erde 1874—92.

Ueber die Hopfenernte der Erde bringt der kürzlich erschienene Jahresbericht der Handelskammer zu Mannheim für das abgelaufene Jahr 1892 eine interessante Zusammenstellung, der wir folgende Zahlen entnehmen. Es wurde die Ernte an Hopfen geshäßt

in im Jahre

1890 1891 1892

auf Ctr. auf Ctr. auf Ctr. Biber a t c 289 000 220 000 265 000 Aa e 54 500 68 000 69 000 A S 40 500 52 000 42 000 Ga Od N S 78 000 72 000 70 000 Preußen (Altmark, Posen, Ost-

und Westpreußen, Hannover) 30 600 33 000 35 000 anderen Gegenden Deutschlands . 2 000 2 200 2 000

Deutschland zusammen 494 600 447 200 483 000 Oesterreih-ÜUngarn e 110 000 142 000 120 000 Ta N I 40 000 55 000 48 000 Belgien und Holland, der Schweiz,

Schweden und Norwegen,

Dânemark und anderen kleinen

Gebieten Europas Rußland . E S

auf dem europäischen

Continent E England .

37 000 63 000 78 000 25 000 35 000 42 000

706 600 742 200 771 000 O S 300 000 440 000 380 000 den Vereinigten Staaten von

Sd A EAUG 330 000 335 000 365 000 A a n eei p le 12 000 7 000 15 000 im ganzen 1348600 1524200 1531000

Darnach nimmt Deutschland unter den hopfenbauenden Ländern der Erde noch immer den ersten und Englqnd den zweiten Play ein, obschon auch hier, wie bei so vielen anderen Erzeugnissen, die Ver- einigten Staaten von Amerika den alten Culturländern den Vorrang ftreitig zu machen suchen. : / :

Welchen Werth man der 1892er Hopfenernte beilegen kann, er- hellt aus folgender Uebersicht der Hopfenernten der Erte in den siebziger und ahtziger Jahren. Dieselben wurden geschäßt

1889 auf 1 802 000 Ctr. 1881 auf 1 365 000 Ctr.

1855, T OoLD: 000 1880 „1 808 000. ,

1887. ¿1 592.000 1879 TTOOUO. -,

1886 1 674 000 1878 1 466 000

1885 1 820 500 1877 1 920 000

1884 1 657 000 1876 958 000

1883 1 572 000 1875 1 866 000

ISOA S1L7 000, 1874 902000 ,„

Hiernach ergiebt sich im Durchschnitt der neunzehn Jahre 1874 bis 1892 eine Potenerme von 1 434 000 Ctr., sodaß die Ernte des VFahres 1892 über dem Durchschnittsergebniß steht. a in der ganzen Berichtsperiode E achtmal ein meist gan erheblidh günstigeres Ergebniß erzielt wurde, so mag es nicht unberehtigt sein, wenn die JInteressenten von der 1892er Ernte behaupten, daß sie eine „Mittel- ernte“ nicht erreiche.

apt Arbeiterbewegung.

Im Ober-Bergamtsbezirk Dortmund finden jeßt wieder zahlreiche, je nah den Orten mehr oder minder zahl- reih besuchte Bergarbeiterversammlungen statt, in deren Verhandlungen die {weren Folgen des leßten Aus- standes eine wesentliche Rolle spielen. Leider fehlt es niht an deutlichen Hinweisen, daß die gegenwärtige Nuhe nur eine Pause in der Bewegung darstelle. Jn einer Versammlung in Essen wurde der „Köln. Ztg.“ zufolge beschlossen, troy der Beendigung des Ausstandes an den Forderungen festzuhalten; zu einer am 2. Februar in Bochum abzuhaltenden großen Versammlung wurden Abgesandte gewahlt. Hier wie in einer Versammlung in Dortmund wurde der Eintritt in den Verband als Pflicht hingestellt. i

In Spandau ist, wie der „Vorwärts“ berichtet, in einer T öpferei ein Strike ausgebrochen.

In Wien befinden sih nach einer Mittheilung desfelben Blattes die Perlmutter-Drechsler der Werkstätte von A. Howogaßtky im Ausstande. : E L

Aus Pest wird berichtet, daß der angekündigte Ausstand in der ungarischen Gewehr- und Maschinenfabrik (vgl. Nr. 24 d. Bl,) gestern thatsählich zum Ausbruch gekommen ist. Es liegt zunächst folgendes Telegramm des „W. T. B.“ aus Pest vor:

Der Ausbruch des Strikes in der ungarishen Gewehr- und Maschinenfabrik s{heint {on seit längerer Zeit vorbereitet gewesen zu sein. Hier is die Ansicht verbreitet, der Strike ebe von preußischen Arbeitern aus, die hier verwendet wurden. Die Anstifter seien zumeist Socialisten. Gestern Morgen erschienen alle Arbeiter in der Fabrik. Drei von ihnen begaben sich zu dem Director, Oberst-Lieutenant Kühne und übergaben ihm eine Petition, in der eine Lohnerhöhung fowie Abänderungen der Arbeitsbestimmungen verlangt werden. Oberst-Lieutenant Kühne wies die Forderungen zurück, da die Arbeiter guten Lohn erhielten und mitunter 6 Gulden täglich verdienten. Daraufhin stellten sämmt- lihe 1500 Arbeiter der Fabrik die Arbeit ein und begaben sih in die benachbarte Ortschaft Erzsabetfalva. Die in der Schmiede und den technischen Werkstätten beschäftigten Arbeiter wurden von den Führern der Strikenden am Weiterarbeiten gehindert. Die Polizei hat Vorsorge getroffen, daß heute eine derartige Abhaltung von der

Arbeit nicht erfolgen könne. .

Aus Mons wird der „Köln. Ztg.“ unter dem 29. d. M. ge- \{hrieben: In den Marmorbrüchen zu Maffles brah wegen der Lohnfrage ein Ausstand aus. Die Grubenleitung der Zeche Grand-Hornu beantwortete die Forderung höherer Löhne, die die Bergleute \tellten, damit, daß sie diesen eine Lohrherabsezung an- fündigte. Ein Theil der Arbeiter begann darauf einen Ausstand, der wegen gänzlicher Auésichtslosigkeit bald beendigt sein dürfte.

Schiffsverkehr an den Quai- Anlagen i Hamburg im Jahre 1892.

__ Der von der Deputation für Handel und Schiffahrt in Hamburg aufgestellten Uebersicht des Schiffsverkehrs an den Quai- Anlagen in Hamburg im Jahre 1892 entnehmen wir folgende sum- marishen Angaben: Es famen in Hamburg in 1892 an 3798 Schiffe von 8734040 cbm oder 3083116 Neg.-T. (1891: 3616 Schiffe von 8406 868 ebm oder 2 967 624 Neg.-T., 1890: 3495 Schiffe von 7592165 cbm oder 2680034 Neg.-T.). Von den im Jahre 1892 an “den Quai - Anlagen angekommenen Schiffen waren 1398 deutsche von 4291 635 chm oder l 514 947 Neg.-T. (1891: 1331 deutshe Schiffe von 4161 728 cbm oder 1 469 089 Neg.-T.); unter diesen waren Dampfschiffe 1892: 1182 von 4172814 cbm oder 1473 003 Reg.-T. (1891: 1165 von 4 058 621 cbm oder 1 432 693 RNeg.-T.). Ferner waren von der Ge- sammtzahl der angekommenen Schiffe 1696 englishe von 3919 995 cbm oder 1 242 558 Neg.-T. (1891: 1653 von 3 351 897 cbm oder 1183218 NMNeg.-T.); französishe Dampfschiffe 1892: 79 von. 102999. chm poer 00927 Mea (1891 90 von 177 762 cbm oder 62749 Reg.-T.); norwegishe 164 Dampf- chiffe von 225591 cbm oder 79 633 Reg.-T. (1891: 111 von 167 046 cbm oder 958967 Reg.-T.); dänishe Schiffe 117 von 153 200 cbm oder 54 079 MNeg.-T. (1891: 122 von 151 192 cbm oder 93 3970 Neg.-T.); s{chwedische 59 von 80 168 cbm oder 28 299 Neg.-T. (1891: 55 von 73555 cbm oder 25 964 Reg.-T.); holländische Schiffe 193 von 179280 ebm oder 63391 Neg.-L. (1891: 193 von 197 328 cbm oder 69 656 Neg.-T.), spanishe Dampfschiffe 1892: 49 von 99 993 cbm oder 35 297 MNeg.-T. (1891: 60 von 124 074 cbm oder 43 798 Neg.-T.) 2c.

Wirthschaftl icher Wohlstand Großbritanniens.

___ Nach Mittheilungen, die Mr. Giffon, Mitglied des britischen HLandelsamts, machte und die in der Londoner „Allg. Corr.“ wiedergegeben sind, belief sich das ganze jährliche Einkommen Großbritanniens im Jahre 1891 auf 1 400 000 000 Pfd. Sterl. Die Sparkasseneinlagen betrugen 240 000 000 Pfd. Sterl. p. a., und das Anlagekapital in ausländishen Werthen s{wankte zwischen 80 000 000 Pfd. Sterl. und 100 000 000 Pfd. Sterl. Der Totalbetrag der verdienten Löhne erreichte 633 000 (00 Pfd. Sterl., vertheilt auf 13 000 900 Arbeiter Männer, Frauen, Kinder. Durchschnittlih kommen 48 Pfd. Sterl. auf den Kopf. Der Verlust dur Strikes, und lock-outs, der in einem Jahre die Höhe von 1 292 000 Pfo. Sterl. erreicht, stellt 1% der gesammten im Lande ausgezahlten Löhne dar. Schwankungen von 1 bis 69/6 der sonstigen Umsäße hatten den Handel Großbritanniens befallen. Die Gesammt- zahl der Einwanderer, die zu beständigem Aufenthalt nah England gekommen sind, erreihten 1891 ein Maximum von 21 000 Menschen, mit Einschluß der russishen und polnischen Juden. Seitdem hat die Einwanderung, die nur gewisse Gewerbe in Mitleidenschaft zicht, nachgelassen.

Waldbrände in Oesterreich 1886 90.

_In den im NReichsrath vertretenen Königreichen und Ländern ODesterreihs fanden im Jahrfünft 1886/90 insgesammt 1467 Wald- brânde statt. Die von den Bränden ergriffenen Flächen - hatten eine Größe von 66147 ha und das verbrannte Holz einen Werth von 310 788 Fl. Die Ursachen der Brände waren nah dem , statistischen Jahrbuh des K. K. Aerbau-Ministeriums für 1890" (11. Heft,

Wien 1892) in 547 Fällen Unvorsichtigkeit, in 111 Böswilligkeit, in 57 Funkensprühen der Locomotiven, in 21 Ed und in 731 Fällen, also fast genau bei der Hälfte aller, blieb die Ursache unbekannt.

Unter den einzelnen Ländern nehmen Tirol und Vorarlberg be- züglich der Zahl der Brände (294) und die Bukowina nah der vom Brand ergriffenen Fläche (2158,6 ha) und dem Werth des verbrannten Holzes (96047 Fl.) den ersten Plaß ein, während Schlesien hinsficht- ih der Zahl der Fälle (14) und der Fläche (15 ha) sowie Salzburg dem Werth nah (852 Fl.) an leßter Stelle, also am günstigsten stehen. Verfolgt man die betreffenden Verhältnisse bis auf die einzelnen politishen Bezirke der Königreiche und Länder, so ist insbesondere die große Zahl derjenigen Verwaltungs- bezirke „auffällig, in denen eine oftmalige Wiederkehr von Waldbränden stattgefunden hat. In nicht weniger als 30 Be- zirken haben 11—20, in elf Bezirken 21—30 und in vier Be- zirken über 30 Brände stattgefunden, darunter im Bezirk WiZnitz in der Bukowina 87, in Ragusa und Curzola (beide in Dalmatien) 38 bezw. 37 und im Bezink Bozen 34. Den größten Schaden , so- wohl nah Fläche (1057,5 ha), wie nah Werth des verbrannten Holzes (85 900 Gulden), hat mit 19 Waldbränden in der Berichts- periode der Bezirk Kimpolung in der Bukowina erlitten; bei 18 dieser Waldbrände blieb die Ursache unbekannt, in einem Fall lag Unvor- sichtigkeit vor.

Literatur.

Nechts- und Staatswissenschaf!1.

Die Strafprozeßordnung für das Deutsche Reich vom 1. Februar 1877 und das Gerichtsverfassungsgeseß vom 27. Januar 1877, herausgegeben von dem Geheimen Regierungs-Rath und Universitätérichter Dr. Daude, ist in dritter Auflage (bei H. W. Müller in Berlin) erschienen. În der neuen Auflage sind die durch die neuere Gesetzgebung veranlaßten Abänderungen und Er- gänzungen des Gerichtsverfassungsgesetes und des Einfüßrungsgesetes, sowie die bis gegen Ende des Jahres 1892 ergangenen reichsgericht- lichen Entscheidungen berücksichtigt worden.

Erdkunde.

Generalkarte von Afrika, bearbeitet ven A. Herrich, Ver- lag von Carl Flemming in Glogau. Nach den neuesten Quellen gezeichnet, im Maßstab von 1 : 14500 000 in vielfarbigem, sauberem Druck ausgeführt, giebt sie ein ebenso klares wie anshaulihes Bild des Erdtheils und läßt dessen Bodengestaltung wirksam in brauner Schummerung hervortreten. Die Hauptkarte sowohl wie die vier Mebenkarten, in welhen unsere deutshen Colonien in Oft- und West-Afrika in größerem Maßstab dargestellt sind, präsentiren sich in musterhafter Deutlichkeit. Der Preis von 1 4 kann als ein überaus billiger bezeihnet werden.

Lerika.

Von Brockhaus? Conversations- Lexikon, 14. Auflage, ist der fünfte Band erschienen. Er enthält unter der Fülle textlichen und illustrativen Stoffes zwei zu der Artikelreihe über Deutschland gehörende Karten der Dislöcation der deutschen, österreichischen, russischen und französishen Truppen, namentlih an den Grenzen, wie auh im VBinnen[ande. Was sonst in dem Bande geboten ist, be- stätigt das {hon wiederholt ausgesprochene Lob, Unter den 253 Seiten umfassenden wichtigen Artikeln über Deutschland und Deutsches Reich erseßen viele einen ganzen Leitfaden, so: Deulsche Literatur, deutsches Theater, deutsches Recht u. v. a. Zu diesen Artikeln gehören nicht weniger als 17 Tafeln, darunter3 Chromotafein und 14 Karten. Unter den Chromos tritt vor allem die prächtige, lebensreihe Darstellung der Uniformi- rung unserer ostafrikanishen Schußtruppe hervor. Die Karte „Deutsch-Ostafrika“, die zu dem vorzüglichen Artikel über diefe Colonie gehört, enthält, wie dieser selbst \{chon, die neuesten Ent- deckungen, wie z. B. Dr. D. Baumann's Eijassi-See. Sehr in- \tructiv i} auch die Karte der deutschen Mundarten mit ganz neuer Darstellungsweise. Die 107 Artikel über Eisenbahnen, die ebenfalls von ersten Fachautoritäten herrühren, behandeln ihren Gegenstand er- \chöpfend. Sie sind von zwei Tafeln und 69 Textfiguren begleitet. Man könnte hierzu auch noch den Plan von Dreóden rechnen, inso- fern auf ihm, zum ersten Mal, die Schienenanlagen zum künftigen Centralbahnhof angegeken sind. Der Kraft der Zukunft, der Elektricität, sind im fünften Band aht Tafeln und 16 Figuren gewidmet. Im ganzen enthält der Band 56 Tafeln, darunter 6 Chromos, 22 Karten und Pläne, und 228 Textabbildungen. Eine neue bunte Welt des Mikroskops eröffnet die {chöne Tafel „Dünnschliffe pon Mineralien“ ; ebenso reizend is eine Tafel mit heimischen Eidechsen und die vollendete Wiedergabe des secelenvollen Dürer’schen „Christus am Kreuz“ der Dresdener Galerie. Vaß die Redaction bestrebt i}, das Neueste auf- zunehmen, wenn es allgemeines Interesse bietet, beweisen nicht allein die erwähnten Artikel, sondern auch der Umstand, daß die Tragödin Eleonora Duse hier zum ersten Mal in einem Conversations-Lerikon erscheint. Selbst der jüngst verstorbene „Eisenbahnkönig“ Jay Gould fand Erwähnung. Von befonderm Interesse dürfte noch die Notiz fein, daß in den ersten fünf Bänden gegen 33 600 Stichworte cut- halten sind, ca. 11 000 mehr als in der dreizehnten Auflage.

Wie uns die Verlagshandlung des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien soeben mittheilt, beginnt sie Ende Februar mit der Veröffentlihung einer auf das sorgfältigste vorbereiteten, neuen, fünften Auflage der großen Ausgabe von Meyer's Conver- fations-Lerxikon. Ein ungefähres Bild von den gewaltigen Leistungen, welche man in der gänzlich neubearbeiteten und vermehrten fünften Auflage von Meyer's Conversations-Lexikon erwarten darf, entwirft bereits der vor uns liegende Prospect. Da- nah wird die neue Auflage auf nahezu 17509 Seiten Tert mehr als 100000 Artikel umfassen und mit niht weniger als 10 000 Abbildungen, Karten und Plänen im Text und auf 950 Tafeln, darunter 150 Chromotafeln und 260 Kartenbeilagen, versehen fein. Der Umfang des Werkes is auf 272 wöchentlih erscheinende Liefe- rungen zum Preise von je 50 „Z (30 Kr. ö. W.) oder auf 17 in O gebundene Bände zu je 10 A (6 Fl. 6. W.) berechnet.

)as erste Heft ersheint Ende Februar, während der erste gebundene Band Mitte April vorliegen foll, dem in drei bis viermonatigen Zwischenräumen die weitern Bände folgen werden.

Dichtkunst.

Dante’'s Hölle. Der göttlichen Komödie erster Theil. Ueberseßt von Alfred Bassermann. Heidelberg. Karl Winter?s Universitäts-Buchhandlung, 1892. 80, S, XV1 und 324. Pr. 5 M, geb. 6 M Die Erkenntniß, daß es noch vieler Arbeit bedürfen

1, Untersuhungs-Sachen.

2, Aufgebote, Zustellungen u. dergl.

3. Unfall- und Invaliditäts- 2c. Versicherung. 4, Berloufe Verpachtungen, Verdingungen 2c. 9, Verloosung 2c. von Werthpapieren.

Deffentlicher Anzeiger.

wird, bis wir den größten Dichter der Italiener unser eigen nennen

können, etwa (o, wie wir es bei dem der Briten seit Schlegel-Tieck thun dürfen, hat dem Verfasser den Muth gegeben, auch feine Kraft einzuseßena, um das große Werk, sei es auch nur einen Schritt fördern zu helfen. Zur Grundlage seiner Arbeit hat er die Leipziger Ausgabe von Scartazzini gewählt und in dem eine allseitige wissenschaftliheKenntniß bekundenden Vorworte sih über die Grundsätze und Gesichtspunkte auége- \prochen, welche er bei der Uebertragung des Dante’schen Gedichts vor Augen gehabt hat. Die für denjenigen, welcher tiefer in den Geist des Dichters eindringen will, erforderlihen Anmerkungen sind am Ende des Buches zusammengestellt, auß um den unmittelbaren Genuß beim Lesen niht zu stören; kurze nothwendige Erläuterungen sind unter dem Texte selbst beigefügt. Das gesammte Werk giebt Zeugniß von der gediegenen Leistungéfähigkeit des Verfassers, welcher den Neichthum und die Klarheit des Originals mit Sinnestreue und unter Beibehaltung der Terzinenform, in (welcher die göttliche Komödie nicht nur geschrieben, sondern auch gedacht ist, in E inaze ben, würdiger Sprache deutsch erneuert hat. Dem Verfasser is es gelungen, das gesteckte Ziel zu erreihen und den Eindruck wiederzugeben, welchen das Lesen des Originals bei einem Kenner der “uariihe hervorruft, also Treue nah Form und Inhalt im weitesten inne.

Durch Frost und Gluthen. Gedichte von Heinrich B luthaupt. Zweite gänzlih umgestaltete Auflage. Oldenburg und Leipzig, Schulze’sche Hofbuchhandlung A. Schwarß. Kl, 8. S. 251. 4 M Wenn die zweite Auflage von Gedichten erforderlih wurde, so ist das ein Beweis, daß sie theilnahmsvolle Leser gefunden haben und auf solche auch ferner rechnen dürfen. Hiermit sei diese zweite Auflage in ihrer sauberen Ausstattung begrüßt.

une Tecenel en

44 Die von Dr. E. Paulus bearbeiteten Kunst- und Alter- thumsdenkmale im Königreih Württemberg (Stuttgart, Paul Neff) sind mit der zehnten Lieferung zu einem Theil-Abschluß gelangt. Der wichtigste Kreis des Reichs, der Neckarkreis, ist jeßt vollendet, und ein Rückblick des Verfassers giebt in knappen Zügen die Ergebnisse der mühevollen, sorgsamen Arbeit der Jnventarisation, in dem er die Hauptmomente der einzelnen Epochen in entwick- lungsgeshichtlihen Zusammenhang rückt. (in von A. Klemm bearbeiteter Anhang stellt sodann die Baumeister und Bildhauer des Gebiets mit ihren Werkzeihen und Künstlermarken übersichtlih zu- sammen, während B. Pfeiffer ein ausführliches bibliographisches Luellenverzeichniß beisteuert. Ein Orts- und Namensinder {ließt den ersten Band des Werks ab. Der vornehm ausgestattete Atlas ist dem Text in seiner vorliegenden 28. und 29. Lieferung bereits vorausgeeilt und maht den Wunsh nach Erläuterung der vielen interessanten Kunstwerke, wie des Schnißaltars zu Hebsack und Adel- berg, rege. i

Unterhaltung.

Durch ein Jahrhundert. Drei kriegsgeshi{chtliche Ro- mane von Tanera. 3) Baranyay- und Szekely-Hu sar. Nathenow 1892, Verlag von Max Babenzien. Preis 1,50, cart. 2 M Der dritte dieser drei Romane behandelt die kriegerischen Erlebnisse eines österreichischen Offiziers der Baranyay-Husaren, später durch Uebertritt in den preußishen Militärdienst preußischen Offiziers der Szekely-Husaren während des siebenjährigen Krieges. Der Held der Geschichte ist der Sohn des österreichishen Savoyen-Dragoners, den wir im zweiten Noman, und der Enkel des am Ende des 17. Jahrhunderts in der Franzosenzeit aus Speyer entflohenen Ehe- paares, das wir im ersten YNoman fennen gelernt haben. Der inmitten des siebenjährigen Krieges erfolgte Uebertritt eines von seinen Eltern mit Erfolg zur Vaterlandsliebe für Oesterreih erzogenen Offiziers, veranlaßt durch die Verehrung für das Feldherrntalent Friedrichs des Großen und noch mel,r durch die Zuneigung zu einer Preußin, deren Bekanntschaft er seiner Gefangenschaft verdankte, berührt den Leser eigenthümlich und kann ihm auch nicht verständlih gemacht werden durch den mißglückten Versuch, diesen Uebertritt mit den Anschauungen der damaligen Zeit zu erklären. Sonst ist das Buch unterhaltend durch die zahlreichen anregend geschriebenen und von echtem militäri- schen Gefühl zeugenden Schilderungen friegerisher Heldenthaten, unter denen besonders die anschaulihe Beschreibung eines Neiterstückchens aus der Schlacht bei Noßbach hervorzuheben ijt.

- Die Wunder auf Schloß Gottorp. Ein Gedächtniß- blatt aus dem vorigen Jahrhundert, von Wilbelm Fenfen. Berlin 1893. Emil Felber. Kl. 8. S. 26. 450 «4 i musterhaften {chmucklosen und damit in ihrer Wahrhaftickeit eindrucks- vollen Schilderungen von Land und Leuten fesseln zumeist, wenn die ersten Seiten gelesen sind. Der Faden der Geschichte, welcher sich an dem Hofe des Statthalters, Landgrafen von Hessen in Schleswig um die Mitte des vorigen Jahrhunderts entwidelt und nach Sylt h:nüberspielt, ist überaus einfah und könnte in wenige Säße zusammengedrängt werden. Die Kunft des Verfassers, den Leser durch Wald und Flur zu führen, ihn auf die blühenden Gefilde, den Sang der Vögel auf- merksam zu machen, ist fo groß, daß man sich angezogen und angeregt fühlt, bis man befriedigt zum Schluß gelangt ist und rückblickend si überlegt, wie sih wohl dies und jenes zugetragen haben mag, worüber mit ausdrücklichher Schilderung finnig vom Verfasser eine Auskunft mit deutlichen Worten nicht gegeben ist. In demselben Verlage erschien von demselben Verfasser , Vom Wegrand “. Kl. 8 S. 264, 4,90 M 27 fleine Erzählungen und Stimmungsbilder theilweise in gebundener Form. (S. 155 Z. 7 v. u. dürfte „worden“ zu streichen sein.) Auch diefes zierlich ausgestattete Büchlein wird ih einen beifälligen Leferkreis erwerben.

Das Februarhest von „Nord und Süd“ bringt einen Artikel von L. Marholm über die gefeierte italienische Schauspielerin Eleonora Duse, deren Porträt in etner ausgezeichneten Nadirung dem Heft beigegeben ist. Wilhelm Jensen's Novelle „Aus der vergessenen Zeit“ wird im Februarheft zu Ende geführt; Lily von Kretshman berichtet über „die ethishe Bewegung in Deutschland“; Robert Prölß schildert die Verfafsung der „französishen Armee beim Ausbruch der französishen Revolution" und suht nachzuweisen, daß die Auflösung der Armee keineswegs so ras, wie man vielfah behauptet hat, si vollzogen, und daß fie ebenfowenig eine der hauptsächlihsten Ursachen der Revolution wie des Zusammenbruchs der altfranzösischen Monarchie gewesen; F. A. von Winterfeld beleuhtet das Verhältniß „Christian Wolff's zu Friedrich Wilhelm 1. und Friedrich dem Großen“, und R. Grazer erzählt uns die lehrreihe Geschichte einer „communistischen Colonie“, Der Herausgeber Paul Lindau hat eine Skizze: „Schlag neun“ beigesteuert. - Der bibliographishe Theil enthält u. a. einen

längeren Artikel: „Wie Ludwig Pietsh Schriftsteller geworden ist."

. Kommandit-G N aften auf Aktien u. Aktien-Gesell\. . Grwerbs- und Wirthschafts-Genossenschaften. . Niederlassung 2c. von Rechtsanwälten. . Bank-Ausweise. Verschiedene Bekanntmachungen,

l) Untersuchungs-Sachen.

[65483] Steckbrief.

Gegen den unten beschriebenen Arbeiter Rudolf Schuster von hier, geboren am 24, März 1864|. hierselb, welcher sich verborgen hält, ist in den | [65481] Acten U. R. 11. 28. 93 die Untersuhungshaft wegen Kuppelei verhängt.

steifer Filzhut,

Alt-Moabit 12 a. abzuliefern.

_Verlin, den 28. Januar 1893.

Königliches Landgericht 1. Der Untersuchungsrichter. Beschreibung. Alter: 28 Jahre, Größe: circa

1,72 m, Statur: {lank, Haare: dunkel, Bari:

dunkler Schnurrbart, Augenbrauen: dunkel, Augen: | [65482]

dunkel, Nase: gebogen, Mund: gewöhnli, Kinn:

länglih, Gesicht: länglih, Gesichtsfarbe: dunkel, | wegen Uebertretung gegen § 360 Nu. 3 des Sty.-

t

Sprache: deuts. dunkle gestreifte Hose, Absäten und hel

Der gegen den Es wird ersucht, denselben zu | aus Eilendorf bei

richter beim Königl. Landgericht dahier erlassene Steckbrief wird hiermit erneuert. [65262

Hanau, den 23, Januar 1893, Der Erste Staatsanwalt : J. A.: Kit.

Kleidung: dunkler Ueberzieher, | G.-B. durch Erkenntniß des Großherzogl. Schöffen- | oder künftig anfallende Vermögen mit Beschlag

grauer Schlapphut, oder \{warzer b Un Gadtale von D M, euen, zu einer Haft- rafe von Tagen verurthei bitten um Mittheilung des Aufenthaltsortes des 2c. [65261]

Fischer.

Fabrikarbeiter Goswin Schwoll l Aachen, ag 9 in Fechenheim, am verhaften und in das Untersuchungs - Gefängniß zu | 26. August 1892 durch den Herrn Untersuchungs-

Dorn.

Backnangy geborene Michael

Schönberg i. Meeckl., 27. Januar 1893, Grokerzogs Amtsgericht,

_Garuisou Stuttgart. Der im Jahre 1892 als Nachersazrekrut aus« | Wurst, geb. am 17. März 1869 zu gehobene, am 30. April 1872 zu Alth

: hael Ernst Haag, ein | der Sal nes hiesigen Landgerichts vom 28. Des i : Maurer, wird durch Urtheil eines. Kriegsrehts vom | zember 189 Der Lehrer Felix Fischer aus Schönberg ist | 9./24. Januar d. Is. in contumaciam der Fahnen- Den %. Januar 189 flucht für schuldig erklärt und das ihm zustehende

pige Zugstiefeln mit breiten | gerichts hieselbst vom 18. März 1887 rechtskräftig | belegt.

Den 28. Januar 1893.

worden. Wir 51. Infanterie-Brigade (1. K. W.)

K. Württ. Staatsanwaltschaft Raveusburg. Aufhebung einer Vermögensbeschlagnahme. __Die durch Beschluß der ecier Stra inner hie- figen Landgerichts vom 14. August 1891 verfügte Beschlagnahme über das im Deutschen Reiche be- findlihe Vermögen des Wehrpflichtigen Josef

r l am 17. [lwangen,, zue ütte, O.-A. | legt wohnhaft in Saulgau, wurde durch Beschluß

2 wieder BURERONeN,

Staatsanwaltsgehilfe Wolf f.