1893 / 38 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 13 Feb 1893 18:00:01 GMT) scan diff

hat der Vorredner geradezu als eine Umgehung des Gesetzes be- _ zeichnet. Obecbayern ist ein ländlicher Bezirk mit vielen Einzelhöfen, wo die Leute gar nit anders einkaufen können, als in der Stadt ; andere Kaufgelegenheit fehlt ihnen überhaupt. a der Woche haben sie nit Zeit, also müssen die Bauern Sonntags Nachmittags in der Stadt einkaufen. Das is keine üble Gewohnheit, sondern entspricht dem Zwang der __ Verhältnisse. In Oberbayern giebt es eine Redentart: Der Kauf- mann hat nur zwei Geschäftstage. Der eine ist der Sonntag, der andere sind die sechs Wochentage. Würde das Sonntagsgeshäft nicht estattet sein, so würde das Geschäft „nachher den Hausirern zu- allen, und es giebt {on in Bayern beinahe fo viele Hausirer, als seßhafte Geschäftsleute. Man könnte streiten, ob die Verordnung zweckmäßig ist; die Hauptsache ist aber: liegt sie im Interesse der Bevölkerung. Jedenfalls muß festgestellt werden, daß von dieser Verordnung niht Arbeiter etroffen werden, fondern meistens nur die Familienangehörigen der Arbeitgeber. Deshalb hat die bayerische Regierung es bisher unterlassen, von Aufsichtswegen einzuschreiten.

Abg. Freiherr von Pfetten (Centr.) kann es nicht anerkennen, daß der Reichstag der Ort ist, darüber zu sprechen, wie erlassene Ge- seße in den elhëiuen Orten und von den einzelnen Provinzialbehörden ausgeführt werden. Die Art und Weise, in welcher das Bürgerthum der fleinen bayerishen Städte durch die Ausführungen des bg. von Vollmar dargestellt wird, ift geeignet, eine vollflommene Verwirrung hervorzurufen. FDie umwohnende Bevölkerung der kleinen Städte hat nur zwei Tage übrig, in der Stadt ihre Einkäufe zu besorgen : das sind der übliche Markttag und der Sonntag. Am leßteren gehen befonders die landwirthschaftlichen Dienstboten in die Stadt, die bei weitem weniger Zeit zur Verfügung haben als andere Klassen der Bevölkerung und schon deshalb keinen anderen Tag wählen fönnen, weil sie auch das Gutachten ihrer Eltern über den Kauf hören wollen. Daher kommt es, daß das Vürgerthum der kleinen Städte sich durh die Be- schränkung der Geschäftszeit besonders belästigt fühlt, da die kleinen Gewerbetreibenden ihre Kunden zu verlieren fürchten, die sich s{werer in die neuen Bestimmungen hineinfinden und deshalb ihre Bedürf- nisse mehr als bisher bei den Hausirern befriedigen würden. Ich halte es daher für ganz gerechtfertigt, wenn si diese Geschädigten mit Petitionen an die Regierung wenden und ‘diese versucht hat, innerhalb der Schranken des Gesetzes ihren Wünschen entgegenzu- kommen. Es hat auch außerordentlih beschwichtigend auf die Aufregung

ewirkt, daß éin Antrag beim Bundesrath wegen Einf chränkung des Hausir- Bäudels eingebraht is. WVerwirrend muß es U auf die öffentliche Meinung wirken, wenn der Abg. von Vollmar es so dar- stellt, als wenn ein Kompromiß zwishen Geschäft und Religion zu Stande gebraht wäre. Die Uebung der Religion ist voll und ganz vereinbar mit jeder berehtigten menschlihen Thätig- keit und es kann dem Centrum fein Vorwurf daraus gemacht werden, daß es die Interessen des Geschäftslebens berücksichtigt. Der Sonn- tag ist des Menschen wegen und nicht der Mensch des Sonntags wegen da. Den Vorwurf der Doppelzüngigkeit muß ih alfo als einen unberechtigten zurückweisen. Ebenso den, daß wir nicht den Muth ge- habt hätten, vor der Oeffentlichkeit für die Sonntagsruhe einzu- treten. Wir halten es für unsere Aufgabe, stets dafür einzutreten, daß dem Gottesdienst voll Genüge geschehe und auch eine ge- nügende Sonntagsruhe vorhanden if ; i i

Abg. Wöllmer (dfr.): Von einem rein mancesterlichen Stand- punkt meinerseits in Vezug auf die Auffassung des Arbeitsrechts kann niht die Nede sein, da ih an dem Zustandekommen des Arbeiter- schußgeseßes wesentlich mitgewirkt habe. Ich habe zwar immer die Anschauung betont, daß die Nichteinmischung_ des Staats in die Arbeitsverhältnisse die Regel sein foll; in dem Sinn habe ih auch die Auffassung unterstützt, daß gewisse Bestimmungen den Inhalt der Arbeitsordnung niht ausmachen dürfen, Weit entfernt bin ih aber, die Dinge zu , billigen, welche die een Werk- stätten betreffen. - Man muß streng unter heiden zwischen Privat- und Staatsbetrieben. Auch bei Privatbetrieben is es nit \{chôn, wenn sie bezüglih der Auswahl ihrer Arbeitskräfte das politische Glaubensbekenntniß mitsprechen lassen ; aber es verstößt doch nicht gegen das Recht. Ganz anders und absolut ungeseßlich. ist es, wenn es sih um die Aufnahme von Arbeitern in staatlichen Werk- stätten handelt. Da ist der Staat niht bloß der Arbeitgeber, fondern auch Aufsihtsinstanz, und da darf. kein Mißbrauch getrieben werden. Den Boycott habe ih stets auf das Schärfste getadelt. Mit Befriedigung habe ih vom Abg. von Vollmar gehört, daß der Boycott auch von Seiten seiner Parteifreunde nur dann zur Anwendung komme, wenn es sih darum handelt, das gleiche politische Net für alle zu erkämpfen. Was die Sonntags- ruhe betrifft, fo sheinen die Verwaltungsbehörden in Süddeutschland, das mag eine Folge der süddeutshen Gemüthlichkeit sein, in den Ausführungsbestimmungen in einer umgekehrten Richtung vor- gegangen zu fein als bei uns in den östlihen Provinzen. Während dort Zu viel Latitude, ist bei uns zu wenig Spielraum gelassen, und das hat eine Discreditirung des U bewirkt. Jch bin fest über- zeugt, je länger man sich in das Gesetz eingelebt haben, je mehr die Durchführung desfelben seitens der Verwaltungsbehörden eine Tage und energische, loyale und nicht formalistishe sein wird, desto mehr Sympathien wird sich diese wichtige socialpolitishe Maßregel ecwerben.

Abg. Dr. Buhl (nl.): Wenn wir heute einen unerfreulichen Kriegszustand zwischen Arbeitern und Unternehmern zu beklagen haben, fo it dieser Krieg zuerst von den Socialdemokraten erklärt worden. Ich habe niemals die politische Meinung meiner Arbeiter controlirt ; wenn sich aber focialistishe Elemente darunter zeigen sollten, würde ih deren Euieeñung niht nur für ein Necht der Selbsterhaltung ansehen, sondern auch als im Interesse der Arbeiter liegend erachten. Ihr Spott über die „Spar-Agnes“" bestärkt mich darin. Jch weiß aus meinem jahrelangen Umgang mit den Arbeitern, daß es den wenig bemittelten möglich i, durch Sparsamkeit allmählich zu einem wohlhabenden Mittelmann zu werden. Ich bin bei dem Erlaß von Verordnungen über die Sonntagsruhe in der

falz selbst betheiligt gewesen und habe nie draußen im Lande die Socialdemokraten für das Gese verantwortlich gemacht. Allerdings habe ich mich für verpflihtet gehalten, dazu beizutragen, daß das Geseh in einer möglichst \{onenden Weise durchgeführt wird. Es handelt sih hier niht um das großkapitalistische Interesse, sondern um den gewerblihen Mittelstand. Daß durh die vorgekommenen Uebertreibungen das Interesse dieser Leute beeinträchtigt is, dem kann ih niht widersprehen. Unserer Kreisregierung muß ih das Anerkenntniß aussprechen, daß sie bemüht war, unter sorgfältiger Wahrung des Geseßes den berehtigten Wünschen der Interessenten nah Möglichkeit zu willfahren. Der Widerspruch gegen das Gefeß hat sih erheblich gemildert, und ih hoffe, daß es mit der Zeit möglich sein wird, feine Bestiznmungen auszudehnen. Aber das Volk muh fih erst daran gewöhnen, und man darf nichts überstürzen. Daß auch die Käufer gegen das Geseß Front gemacht haben, habe ih selbst in meiner Heimath erlebt. Unsere Landleute sind gewöhnt, vor der Früh- kirhe ihre Einkäufe zu besorgen, und es war ihnen sehr unerwünscht, daß die Bâereien erst um 7 Uhr geöffnet wurden. Der Regierungs-

räfident von Oberbayern hat ganz correct gehandelt. Im § 105 e

eißt es, daß Ausnahmen bezüglih der Sonntagsruhe gemacht werden önnen, wo am Sonntag Leibuibere Bedürfnisse gemäß den localen Verhältnissen hervortreten. Der bayerishe Bevollmächtigte Landmann e dargelegt, daß in Oberbayern am Sonntag ein besonders M

erkehr herrscht, daß also die besonderen Verhältnisse in Oberbayern sich unter die Bestimmungen des § 105 e einrangiren lassen. Wenn in Oberbayern die Arbeitszeit für die Handlungsgehilfen am Sonntag besonders lang ift, so ist in Betracht zu ziehen, daß nah dem Geseß jeder zweite oder dritte Sonntag frei sein muß, wenn die Arbeitszeit von fünf Stunden überschritten wird. Man kann also nit behaupten, daß die Arbeiter in Oberbayern durch die vom Abg. von Vollmar mitgetheilten Bestimmungen geshädigt werden. Ich E a citten S soweit ih Kenntniß davon habe, das Geseß über-

ritten hat.

Abg. Graf v on Preysing (Centr.): Ich gehe nah der Nede des Abg. Freiherrn von Pfetten auf diese Materie nicht ein, und ‘behalte mir vor, das Wort zu ergreifen bei Berathung der Petition, welche dieses Thema behandelt.

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Abg. Freiherr vonStumm (Rp.): Wenn ih überhaupt zugeben kann, daß es einen vierten Stand giebt, fo hat die Mehrheit dieses Hauses immer sich das Wohl dieses Standes angelegen sein lassen. Wenn wir gegen die 36 Sozialdemokraten Mea kämpfen, die wohlgenährte SEEeE find, und unter ‘denen nur zwei Arbeiter sind, so ‘ist dieser Kampf keineswegs ein Kampf gegen die Arbeiter. Daß ein Arbeiter herausgeworfen wird, wenn er sih über den Meister beshwert, muß ih für meine Werke enetgisch bestreiten. Meine Arbeitsordnung is hauptsächlich nah der Richtung streng, daß sie Bestehungen, Drercillécbereien und unberechtigte Eingriffe der Meister den Arbeitern gegenüber verhütet. Bei mir wird nichts \trenger bestraft als das, was dem Arbeiter Grund zu einer gerechtfertigten Beschwerde giebt. Die Socialdemokraten boycottiren nicht nur Wirthschaften, sondern au die Arbeitgeber, indem fie von dem Ar- beitsnahweise ausgeshlossen werden, wenn sie nit bereit sind, lediglich focialdemokratishe Arb-iter einzustellen. Wo ist da die Gleichheit ? Wo ist die Gleichheit, wenn die Arbeiter sih weigern, mit Blacklegs zu arbeiten ? Mir ist nicht bekannt, daß ein Arbeiter entlassen wird, wenn er ei socialdemokratishes Blatt hält. (Nuf bei den Socialdemokraten: Steht im Reglement.) Er wird nur En wenn er eine activ socialdemokratishe Gesinnung docu- mentirt.

Abg. Grillenberger (Soc.): Jn Bayern sind so viele Ortsftatute über die Sonntagsruhe gegeben, aufgehoben und wieder neu eingeführt worden, daß man si gar niht mehr auskennt. Der bayerishe Regierungsvertreter ist allerdings in einer ganz unangenehmen Lage, wenn er die Verordnungen der bayerischen Aufsichtsbehörden hier vertheidigen soll. Wir sind aber nicht so hartherzig, ihn noch mehr in die Enge zu treiben, besonders nah der ungeschickten Vertheidigung der Abgg. Freiherr von Pfetten und Dr. Buhl. Den Erlaß der ober- bayerischen Regierung hat der bayerische Bevollmächtigte Land- mann ja auch preisgegeben. Die Art und Weise, wie die Sonntags- ruhe dort geregelt ist, is allerdings ganz merkwürdig. Die Ausnahmebestimmungen für Oberbavern sollen durch die vielen Weiler im Gebirge gerechtsertigt sein; sie lassen sih aber gegenüber dem Geseß absolut nicht rechtfertigen, und dann besteht auch die weit ausgedehnte Provinz Oberbayern zum rena Theil aus flahem Land, wo keine Weiler sind. Die äyerische Regierung hätte lieber beim Bundesrath beantragen sollen, die Bestimmungen des Gesetzes für Oberbayern außer Kraft zu setzen; aber sie einfach selbst aufzuheben, ist die bayerishe Regierung nicht berechtigt, sie kann. niht als ein neues Geseß decretiren, daß in Oberbayern Sonntags 7 bis 9 Stunden gearbeitet werden darf, statt der gesebßlihen 5 Stunden. Wenn der Abg. Dr. Buhl meint, das Geseß lasse eine Berüksihhtigung der örtlichen WVerhält- nisse und besonders verkehrsreiher Tage zu, und als einen folhen Tag den Sonntag ansieht, so hätte er diese Aus- legung des Geseßes lieber bei der Berathung desselben vorbringen sollen. An den sogen. Markttagen in der Woche und auf den Jahrmärkten kann man alles einkaufen, ohne den Sonntag dazu zu brauchen. Diese Auslegung des Abg. Dr. Buhl hat damals nicht im Sinne des Neichs- tags gelegen. Daß es vielleiht zweckmäßiger ist, wenn in Oberbayern die Angestellten jeden dritten Sonntag ganz frei haben statt stets den halben Sonntag, gebe ich zu. Wer bürgt aber dafür, daß das au wirkli geshieht? Das Personal ist so abhängig von den Unternehmern, daß die Leute sih nicht trauen, ihr Recht zu fordern, und freiwillig räumen es ihnen die Arbeitgeber iht ein. Ich bin allerdings auch ein Anhänger gewisser Neservatrechte der Einzelstaaten. Aber darum darf doh die bayerische Regierung niht noch cin neues Reservatrecht für sich construiren. Die \{lechte Gewohnheit der Bayern, immer erst nah der sech\ten Maß an ihre Einkäufe zu denken, können wir doch nit gesetzgeberisch durch die Ausdehnung der Einkaufszeit unterstüßen. Daß manche Unbequemlichkeiten mit der Neuordnung verbunden sein ‘werden, war wohl vorauszusehen ; es wird manchem {hon am häuslichen Heerde darüber Bortrag gehalten sein, daß die Sonntagsruhe flix die Hausfrau doch sehr unbequem sei. Aus einer Bewegung des Abg. von Vollmar will man eine Ableugnung des Gefeßes über die Sonntagsruhe unsererseits ent- nehmen. Schon mehrfah wollte man mit sfolhen Bewegungen des Abg. von Vollmar Zeichendeuterei treiben. Da ist es wohl besser, daß der Abg. von Vollmar wieder abreist , damit erx in seinen Bewegungen nicht behindert ist. Die Centrumsleute haben nicht bloß die Sonntags- ruhe, sondern auch die Invalidenversicherung u. \. w. den Socialdemo- kraten zugeshoben. Auch die Nationalliberalen und die Freisinnigen in Nürnberg machen die Socialdemokraten für alle Unbequemlich- keiten der Sonntagsruhe verantwortlih; der Stadtdirector von Han- nover hat sih ebenso auêëgesprohen. Sie wollen wohl immer als die socialreformatorishen Wohlthäter gelten, aber hinterher nicht vertreten, was Sie gemaht haben. Früher war es noch mit der Sonntagsheiligung Ernst. Seitdem Sie aber vollständig im s\ocia- listishen Fahrwasser segeln, wollen Sie von einer solchen Sonntagsheiligung nihts mehr wissen. Erstaunlich ist mir, daß die Zahl der Haufirer jeßt ebenso groß sein soll, wie die der seßhaften Geschäftsleute. Nach der Statistik ist die Zahl der Hausirer in Bayern zurückgegangen. Die Reden des Abg. Freiherrn von Stumm kommen alle wie aus einer Repetirflinte : Dutendmal wider- legte Behauptungen wiederholt er immer wieder. Bei VBe- rathung der sogenannten Arbeiterschutz-Geseßgebung hat er erklärt, er werde an seiner Arbeitsordnung troß alledem festhalten, wenn auch in anderer Form. Dazu gehört im Königreih Stumm auch der Heirathsconsens. Der Abg. Feiherr von Stumm sagte, er wolle nicht zur Degenerirung seiner Arbeiter beitragen. Wie wäre es nun aber, wenn die Arbeiter sih auf denselben Standpunkt stellten und sagten: der Unternehmer darf nicht heirathen, weil er, sobald er eine Familie gründet, einen viel größeren Bedarf an Ausbeutungsobjecten haben würde. Die Arbeiter würden dann auch ohne Kündigung die Arbeit aufgeben können, weil die Arbeitgeber arbeiterfeindlihe Zeitungen halten, einer arbeiterfeindlihen Partei angehören u. \. w. Die Arbeiter können das freilich nicht, denn sie besißen niht die Millionen der Gebrüder Stumm, sie müssen ihre Arbeitskraft tagtäglih verkaufen; machen sie aber von ihrer Macht Gebrauch, so müssen sie am Hunger- tuche nagen. ;

Königlich bayerischer e E zum Bundesrath, Ober- Regierungs-Rath Land man n: Ich habe nicht gesagt, daß die Zahl der 7 aus in Bayern zugenommen hat, sondern nur behauptet, daß die Zahl der Hausirer beinahe so groß wie die Zahl der seßhasten Gewerbetreibenden i. Ih hoffe, demnächst noch Gelegenheit zu haben, statistishe Mittheilungen hierüber zu machen. Ich habe auch keineswegs hier die Ausnahmebestimmungen für Obecbayern bezüglih der Sonntagsruhe preisgegeben, ih habe mich im Gegentheil vorsihtig ausgedrückt, um der bayerischen Regierung volle Freiheit der Entschließung zu wahren. Abg. Dr. Buhl hat mich richtig aufgefaßt, ih meinte, für cinige Bezirke stelle sich das Bedürfniß nah einer umfangreichen Sonntagsarbeit im Handelsgewerbe heraus, weil die Leute iener Be- zirke an den Werktagen nicht einkaufen können, sondern hierfür auf die Sonntage angewiesen sind. Die Zahl der Markttage ist ebenfalls zu gering, um diesem Bedürfniß gegenüber ernstlih in rage zu kommen. Ausschreitungen brauen wir garnicht so sehr zu fürhten. Die Socialdemokraten sorgen {hon für die richtige Ausführung der Be- stimmungen. Wenn hier nun gemeint wurde, Oberbayern sei durch die erwähnten Sonderbestimmungen vor anderen Landestheilen bevor- zugt, fo e sih ja erwägen, ob man nicht auch anderen Landes- theilen dieselbe Wohlthat wie Oberbayern zukommen lassen könnte.

Abg. v. Vollmar (Soc,): Ueber die letzten Aus ührungen des bayerishen Bevollmächtigten Landmann habe ich mi gefreut. Er meinte, daß, wenn wirklich der zweite oder dritte Sonntag den Ce eflissenen frei gegeben wird, auch die Garantie vorhanden ei, a die Bestimmung zur Ausführung kommt, und wenn noch eine Gewähr fehle, so sei dies die Socialdemokratie, die werde {on dafür sorgen. Er hat also die nüßlihe Wirksamkeit der Social- demokratie zugegeben und weiter können wir nichts verlangen. Nur noch eine Bitte an das Haus! Der bayerishe Bevollmächtigte Land- mann hat aus meinem Kopfnickeu sofort Schlüsse gezogen und der Abg. Freiherr von Pfetten Taae aus einer Handbewegung von mir

irgend welche Absichten in lieder entnommen. Leistungsfäbßigkeit doch meine Gedanken \ih

Ls Grillenberge den Consens niht na habe ich ein Recht. wenn ih provocirt werde. bg. Grillenberger (Soc.): Der Ab provocirt uns, fobald er überhaupt auf Ar kommt, in einer fäst beleidigenden Weise . . __ Prâsident von Levetz niemals in beleidigender ih dies gerügt haben.

Abg. Grillenberger (Scc.): fassung an.

Präsident v on Leveßow: es auf meine Auffassung an.

socialdemokratishe E den Boykott in ausgiebigster Weise, tro so fromm ist, daß er vor jeder L meisten verhängt aber die Militär Gastwirth eine focialdemokratishe Local sofort den Soldaten Das gehört niht zum Reichsamt des beim Militär-Etat zurückkommen. __ Darauf wird die

Dienstag 1 Uhr vertagt.

Bezug auf die anwesenden Ce i trauen meiner etwas zu wenig zu, wenn Sie me ohne weiteres in allen fünf n Stumm (Ry): Der V lasse die Arb ndern ich kündi ch wiederhole meine

ingern zeigen,

r trifft nicht zu. e ihnen, un eden nit

Freiherr von Stum erhältnisse zu sprechen

ow: Der Abg. Fre

l iherr von Stumm [k Weise provocirt; hâtte E

er es gethan, fo würde - Das kommt ganz auf die Auf: Bei der Debatte im Hause fommt

Der Boycott ist keine Arbeit in Amerika üben dem ihr Führer

ammlung erst eine Messe h behörde den Boyfkott. Versammlung gestattet, von Leveßow; Innern!) Ich werde darauf

berger (fortfahrend) : Die Ritter der

Sobald ein

weitere Berathung um 51/4 Uhr bis

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung. hen Koh lenrevier scheint die Agitation sdehnung zu gewinnen. eine Bergarbeiter- Ztg.“ zufolge zu- im übrigen \{chwa{ch rdnung stand die Wahl von zwei ersammlung. (Vgl. Nr. 37 d. Bl.) : Brodem-Gelsenkirchen auf, der be- Ausstand wäre nur deshalb mißglückt, weil die nicht organisirt seien, in Belegschaften gleichzeitig die Arbeit Leider sei der Verband von etwa 50 000 au Mitglieder abgegangen. ei auf 1eden Fall zu erstreben. ergmann, daß er der shwah besuhten V

Im westfäli unter den Bergarbeitern wieder an Au Jn Essen fand am leßten Fteitag versammlung statt, die meist von abgekehrten Bergleuten und besuht war. Auf der Tageso Vertretern zu der Bochumer V Als Hauptredner trat hauptete, der Bergleute einem Aus niederlegen. etwa 26 000 Verbandes merkte ein

der „Köln.

ftand an müßten bei stand alle

_ Stärkung Zum Schluß be

Bergleute Aus Dortmund wird demselben in der Umgebung haupts tige Arbeitseinstellung gear die Frauen verschiedener A Bergleute für eine Arbeits Der Berliner „Volksztg.“ schen Kohlenrevier gemeld Bergarbeiterverbandes wird dem Blatt gemeldet, der Bergbau die Forderungen der Bergleute keine

Aus Nürnberg wird dem in der dortigen Ma t gewesenen. F rung eines Ac hängt hätten.

Veber den im Brü Bergarbeiteraus

Der Wiener „Pre auf den dem Staat Kopiß ein Strike a

äachlih unter Tage für eine künf- beitet werde; besonders eifrig seien gitatoren thätig, die Frauen anderer einstellung günstig zu stimmen. wird ferner aus dem rheinish-westfäli- et, daß die Mitgliederzahl des Deutschen Aus Bochum liche Verein habe auf Antwort ertheilt.

„Borwärts“ mitgetheilt, daß die shinenfabrik von Scharrer U. Groß be- rmer wegen beabsichtigter Lohnverkürzung durch cordsystems die Sperre über die Fabrik ver-

wieder im Wach)

ixer Kohlenrevier ausgebrochenen stand liegen folgende Meldungen vor:

se“ schreibt man aus B rüx: Am Freitag ist gehörigen Schächten „Julius" 2, 3 und 4 bet usgebrohen. Die Strikenden, an 1100 Mann, mißliebigen Aufsichtsorganen, Wiederaufnahme

verschiedener Lohnauszahlungs - Modalitäten. Forderungen

ist eine demonstrative, ohne bis

„Mathilde“ (Brüxer „Theresia“, Tiefbau Humboldt 1“ am-Sonr fammtzahl der Strikenden an zwel-

Strike foll Die Haltung der Arbeiter jeßt zu Gewaltthätigkeiten geführt Strikenden haben sih die Arbeiter der Schächte Kohlenwerks-Gesellschaft), Grube „Mariahilf*, fowie abend angeschlossen, sodaß die Ge tausend heranreiht.

In Brüssel fand, wie ein Wolff gestern cin Congreß der Lüttich, Gent, La L Die einzelnen Redner griffen das und des Bürgermeisters von Brü folution beschlossen, anderen Länder ausgedrückt wird. j

Aus Mons wird- der „Köln. Ztg." unter dem 11. d. M. mit- getheilt, daß die Bergleute der Zehe Midi de Mons in Civly wegen Lohnkürzung die Arbeit eingestellt haben.

„Habsburg“, ein Theil des Schachtes

i ches Telegramm meldet, Arbeitslosen statt, dem Delegirte aus ouvière, Antwerpen und anderen Städten bei- Verhalten der Regierung Es wurde eine Ne-

in der die Sympathie mit den Arbeitslosen der

Land- und Forstwirthschaft.

Stand der Saaten,

chen ging die Herbstbestellung leicht und und au die Vorarbeiten für die kommende Früh ehörig gefördert ih kräftig entwickelt und find gut ekommeck. Der Stand derselben ist recht gut und be- Auch der junge Klee, welcher in- heit während des vorigen Sommers sih unter der Einwirkung der später eingetretenen Niederschläge schon entwickelt und * ist ebenfalls gut in den Winter

Saatenstand in Süditalien. O Der in der ersten Hälfte des vorigen Monats reihlih gefallene Schnee hat die Saaten in Süditalien vor der shädlihen Wirkung der eingetretenen Kälte geschügt. Der Saatenstand ist in Süditalien, in Sicilien als ein | 6 In Norditalien {eint die strenge Kälte den Saaten keinen Schaden verursacht zu haben. d Saatenstand in Numänien. In Rumänien waren die Felder während der äußerst strengen Monat im allgemeinen reihlich mit Schnee bedeckt, ie Saaten den Winter

Im Negierungsbezirk A a gut von ftatten, jahrsbestellung konnten in Angriff Die Wintersaaten haben

enommen und

in den Winter rechtigt zu den folge der andauernden Trocken dürftig stand, hat

esten Hoffnungen.

guter zu bezeichnen.

Kälte im vorigen i und man giebt sih der Hoffnung hin, daß ohne großen Schaden überstehen werden,

XX1I, Plenarversammlung des Deutschen Landwirth-

annen heute Vormittag gsten Plenarver

haftsrathes.

m Brandenburgishen Landeshause be 10 Uhr die Verhandlungen der einundzwanzi ‘len unter Vorsiß des Grafen von Lerchenfeld-Köfering. Vorsitzende, Freiherr von fall verhindert, an der Ver eröffnete die Sißzun Kaiser, die Bundesf

Hannovex ist durch einen Un-

ammerstein- zunehmen. Gr

mmlung th

mit einem Hoch en und die E Neichs\städte und gedachte

dann der ‘verstorbenen Mitglieder, Oekonomie - Rath Braun- er uf Waldeck, Bürgermeister Rigenthaler - Horbur , sowie des , früheren Mitgliedes Krafft Freiherrn von Crailsheim- Amerang. Es folgte die Neuconftituirung des Bureaus. Das bisherige Präfidium wurde wiedergewählt, ebenso (auf drei Jahre) der General-Secretär Dr. Mueller. Im Ausschusse tritt an Stelle des Herrn Braunmüller Oekonomie-Rath Schoffer-Kirchberg. Die Versammlung nahm den Bericht über die Rechnungslegung des abgelaufenen Jahres entgegen, ertheilte dic beantragte Entlastung und genehmigte den Voranf lag für das nächste Fahr. Die Gefammt- einnahme 1892 betrug 26 965,39 M, die Ausgabe 22 470,94 Für 1893 find die Einnahmen mit 23 934,41 6, die Ausgaben mit 19 709 M. veranschlagt. Nach eintgen an den Geschäftsbericht sih an- fnüpfenden Verhandlungen trät die Versammlung in die Tagesordnung ein. Der erste Gegenstand derselben betrifft die Abänderung von §2 und § 9 des Statuts, welche Vertretung und Veitragsleistung der landwirtbschaftlichen Centralvereine in den einzelnen Staaten bezw. Landestheilen regeln. Der Vorstand hat nach dieser Richtung Vor- {läge gemacht und diefe den einzelnen Centralvereinen zur Begut- atung unrerbreitet. Die Gutachten liegen vor. Als erster Redner spra zu dem Gegenstande Freiherr von Dammerstein-Mey.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Cholera.

Marseille, 12. Februar. Seit gestern Abend 6 Uhr bis heute Nachmittag 2 Uhr find hier 35 Todesfälle, darunter aht unter ver- dâchtigen Symptomen, vorgekomznen.

: Brasilien.

Die brasilianische Regierung hat die Häfen Oesterreih-Ungarns als „rein“ von Cholera erflärt und angeordnet, daß die seit dem 30. Dezember 1892 aus jenen Häfen ausgelaenen Schiffe in den Häfen der Republik nach strenger fanitärer Untersuchung „frei“ zuge- lassen werden follen. (Vergl. „R.-A.“ Nr. 253 v. 9%. Ök, tober 1892.)

Eine gleiche Bestimmung i dur eine im „Diario official“ vom 19. Januar 1893 veröffentlichte Verfügung des Ministers -des Innern bezügli der aus belgischen Häfen vom 17. Januar 1893 ab ausgelaufenen Schiffe getroffen worden. (Vergl. „NR.-A.“ Nr. 227 v. 26. September 1892.)

Durch cine weitere im „Diario official*“ vom gleichen Tage ver- öffentlihte Verordnung des Ministers des Innern vom 13. Januar 1893 is angeordnet worden, daß die aus Großbritannien, aus den Vereinigten Staaten von Amerika, aus Frankrei und Oesterreich- Ungarn anlangenden natürlichen oder fünstlichen Mineralwasser, wenn dieselben in England vom 4. Oktober, in Nord-Amerika vom 27. Oktober, in Frankreih vom 17. Dezember und in Oesterreich- Ungarn vom 30. Dezember 1892 ab auf Flaschen gefüllt resp. her- gestellt worden sind, in den Zollhäusern der Republik zur Zoll- abfertigung zugelassen werden sollen. (Vergl. „RN.-A.“ Nr. 221 vom 19, September 1892.)

Handel und Gewerbe. Zufolge Nachrichten aus Odessa vom 9. d. M. ist die Schiffahrt dort wieder eröffnet.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Nuhr findam 11. d. M. gestellt 11 309, nit rechtzeitig yestellt feine Wagen. In Oberschlesien sind am 10. d. M. gestellt 4967, nich! reditzeitig gestellt keine Wagen.

Berlin, 11. Februar. (Wochenbericht für Stärke, Stärkefabrikate und Hülsen früchte von Marx Sabersky.) Ta. Kartoffelmehl 19;3—20 Æ, Ia. Kartoffelstärke 194 —20 M, Ila. Kartoffelstärke und - Mehl 17—18 4, feuchte Kartoffelstärke Frachtparität Berlin 10,30 4, Frankfurter Syrupfabriken zahlen nah Werkmeister's Bericht franco Fabrik 9,90 4, gelber Syrup 20—234 M, Cap. - Syrup 24—244 #, Cap.- Erport 241-— 292 M. RKartoffelzucker gelber 23—231 6, do. Cay. 247—25 M, Rum-Couleur 36—37 #Æ, Bier-Couleur 35—36 #6, Dextrin, S und weiß, Ta. 275—28 M, do. fecunda 25—26 A, Weizenstärke (kleinst.) 34—35 M, Weizenstärke (großst.) 41—42 M, Hallesche und Schlesishe 41—42 4, Reisstärke (Strahlen) 48 bis 49 M, do. (Stücken) 46—47 #6, Maisstärke 32 nom., Schabe- stärke 30 6 nom., Victoria-Erbsen 18—22 4, Kocherbsen 16—20 M, grüne Erbsen 17—20 Æ, Futtererbsen 144—15 M, Leinsaat 29—26 M, Linsen, große, neue 40—54 M, do. mittel 34—40 M, do. fleine 20—32 M, gelber Senf 34—48 M, Kümmel 44—50 M, Mais loco 13—134 #4, Pferdebohnen 143—16 4, Bu weizen 144 bis 157 M, inländische weiße Bohnen 16—18 M, weiße Flachbohnen 20—-22 M, ungarishe Bohnen 14—15 #4, galizishe und russische Bohnen 13—14 , Wicken 13—14 4, Hanfkörnèr 19—20 M, Leinkuchen 16—17 4, Weizenschale 9L—10 M, Noggenkleie 9—9L M, Rapskuchen 14—15 A, Mohn, blauer 54—60 4, do weißer 86—95 6 nom., Hirse, weiße, 18—20 4 Alles per 100 kg ab Bahn Berlin bei Partien von mindestens 10 000 kg.

Auf der: Berliner Ausstellung für Wohnungs- Einrichtungen erregte ein von der Firma R. Jae kel s Patent- Möbel-Fabrik, Berlin, ausgestelltes Patent-Bett-Soyha „Unicum“ wegen sckiner Raumersparniß berehtigtes Aufsehen. Das neue Möbel ist sehr einfach construirt und leicht zu handhaben und kann für Be- ler enger Wohnräume den nüßlichsten Hausrath bilden. 4 _ In der vorgestrigen Sipung des Aufsichtsraths der Deutschen Srundschuld-Bank erstattete die Direction Bericht über den Rechnungsabschluß für das Jahr 1892. Der Aufsichtsrath beschloß, die ordentlihe Generalversammlung auf den 13. Marz d. J. einzu- berufen und die Vertheilung einer Dividende von 64 % vorzuschlagen ; für das Jahr 1891 wurde gleihfalls ein Gewinn von 64 9/6 vertheilt.

Die heutige Generalversammlung der Maklerbank zu Berlin genehmigte einstimmig die vorgeschlagene Dividende von 9 9/9, die sofort zur Auszahlung gelangt. Zum fünften Mitglied des Aufsichtsraths wurde Herr Albert Landesmann, Director der Dresdner Bank, gewählt. E

Der Verwaltungsrath der Sächsischen Bank hat gestern beschlossen, der auf den 20. März angesetzten Generalversammlung für 1892 eine Dividende von 4} % vorzuschlagen, für 1891 wurde ein Gewinn von 6 9/9 vertheilt. i

Das Directorium der Deutschen Continental-Gas- Gesellschaît hat, wie aus Dessau gemeldet wird, beschlossen, der

eneralversammlung die Vertheilung einer Dividende von 10 9% für das abgelaufene Geschäftsjahr vorzuschlagen. 2

Die Provinzial-Actien-Bank des Großherzog- thums Posen wird laut Beschluß des Aufsichtsraths der General- versammlung eine Dividende von 424% für 1892 vorschlagen. Ab- schreibungen wurden niht yemaht, Verluste sind nicht vorhanden. Für 1891 wurde ein Gewinn von 51/50/% vertheilt. :

4 In der Sipung des Aufsichtsraths der Gelsenkirchener Bergwerks - Actien-Gesellschaft vom 11. d. M. legte die

Direction die Nohbilanz für das Jahr 1892 vor. Der Aufsichtsrath

beschloß, die Vertheilung einer Dividende von 90/6 bei der General- versammlung in Vors lag zu bringen und einen Betrag von ungefähr 2 890 000 A zu Abschreibungen zu verwenden. Dabei werden als Vortrag auf neue Rechnung 483 000 Æ zurüdgestellt. j ¿0 R O des Hörder RENAIOI T A, und Hütten- Vereins betrug im ersten Halbjahre 1892/93, wie die „Köln. Ztg.“ meldet. 882 839 4 nah Deckung der Zinsen 2c. verbleibt ein Ueber- d: Die nächst B f s l Essen findet Die nächste Börsenversammlung zu en findet am 15, Februar 1893 im „Berliner Hof“ statt. ; Die Einnahmen der Lübeck-Büchener Eisenbahn be-

S -

trugen im Monat Januar 1893 provisorisch 267 743 4 gegen 310 979 @ im Monat Januar 1892, mithin weniger 43 236 e

Magdeburg, 11. Februar. (W. T. B.) Zutckerberiht.

Kornzuer excl., von 92/6 15,10, Kornzucker excl., 88 0/4 Rendement 14,45, Nachproducte excl., 75 9%/e Rendement 12,00. Nuhig. Brod- raffinade I. 27,95. Brodraffinade 11. 2750. Gem. Raffinade mit Faß 28,00. Gem. Melis l. mit Faß 26,25. Nuhig. Rohzucker E Product Transito f. a. B. Hamburg pr. Febr. 14,221 Gd., 14,274 Br., pr. März 14,271 bez., 14,274 Br., pr. April 14,324 bez., 14,35 Br. pr. Mai 14,377 Gd., 14,40 Br. Schwach. __ Leipzig, 11. Februar. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. - Grundmuster B. ver Februar 3,621 4. per März 3,624 4, per April 3,65 46, per Mai 3,677 #, per Juni 3,70 M, per Juli 3,72} 4, per Augufl 3,75 4, per September 3,75 4, per Oktober 3,771 4, per November 3,774 M, per Dezember 3,77T& M, per Januar —. Umsay 30 000 kg.

„Mannheim, 11. Februar. (W. T. B.) Productenmarkt. Weizen pr. März 16,85, pr. Mai 16,85, pr. Juli 17,00. Roggen pr. März 14,65, pr. Mai 14,65, pr. Juli 14,80. Hafer pr. März 14,65, pr. Mai 14,65, pr. Juli 14,85. Mais pr. März 11,65, pr. Mai 11,40, pr. Suli 11,45.

Pest, 11. Februar. (W. T. B.) Productenmarkt. Weizen fest, pr. Frühjahr 7,51 Gd., 7,52 Br., pr. Herbst 7,62 “Gd., 7,63 Br. Hafer pr. Frühjahr 551 Gd,, 9,93 Br. Mais pr. Mai-Juni 4,76 Gd., 4,77 Br. Kohlraps pr. August-September 11,50 Gd., 11,55 Br.

_ London „11. Fébruar. (W. T. BZ Wollauction. Tendenz sehr fest, besonders Croßbreds und Scoured Capsorten gute Be- theiligung.

An der Küste 6 Weizenladungen angeboten.

V b Javazucker loco 164 stetig, Nüben-Nohzucker loco

4 rage.

19. Februar. (W. T. B) Dis Getreidezufuhren be- trugen in, der Woche vom 4. Februar bis 10. Februar : englischer Weizen 1581, fremder 22 296, engl. Gerste 3905, fremde 5202, engl. Malzgerste 22593, fremde —, engl. Hafer 2076, fremder 28 410 Orts., engl. Mehl 18 183, fremdes 37 524 Sack.

Paris, 11. Februar. (W. T. B.) Heute Nachmittag fand hierselbst eine Versammlung von Inhabern der dreiprocentigen gart nen der österreihisch-ungarishen Staats- eisenbahn-Gesellschaft statt. Es waren 100 000 Obligationen vertreten. Die Versammlung nahm fast einstimmig eine Nesolution an, dur die das Comité zu einem Arrangement in dem Sinne er- mächtigt wird, daß die Eisenbahngesellschaft definitiv die Zahlung der in. Oesterreich bestehenden Steuern auf sih nimmt, daß he also die Zahlung der Coupons mit 30%, d. h. mit 7,50 Fr. netto pro Conpon leiste, wobei es si verstehe, daß die Gesellschaft die einbehaltenen, seit dem 1. September nicht bezahlten 75 Centimes per Coupon aus- zahle; 2) daß die im Jahre 1948 ablaufenden Amortisationsfristen für die Serten 1 bis 9 der Obligationen bis 1965 vertagt werden ; 9) daß es der Gesellschaft möglich sei, alljährlich eine Amortisirung al pari im Wege der Auéloosung vorzunehmen, an Stelle der Nück# fäufe an der Börse bis zu einem Curfe von 500 Fr. per Obligation. Dieses Arrangement foll geändert werden können, jedoh nur unter der Bedingung, daß es stets die Wiederaufnahme und Aufrecht- erhaltung der unverkürzten Couponzahlung zur Grundlage behalte.

Zürich, 11. Februar. (W. T. B.) Der Berwaltungsrath der Schweizerischen Kreditanstalt beantragt die Auszahlung einer Dividende von 7 9%.

Amsterdam, 11. Februar. (W. T. B.) Java-Kaffee good ordinary 96. Bancazinn 553,

Antwerpen, 11. Februar. (W. T. B.) Petroleummarkt, (Schlußbericht.) NRaffinirtes Type weiß loco 122 bez. u. Br. ve. Februar 12§ Br., pr. März-April 12# Br., pr. September-Dezember 125 Br. Muhia.

Washington, 12. Februar. (W. T. B.) Der Goldvor- rath im Staats\chaß betrug bis gestern 111 927 679 Dollars.

New-York, 11. Februar. (W. T. B.) Die B örfe eröffnete in fester Haltung, im späteren Verlaufe aber gaben die Course nach. Der Schluß war wieder befestigt. Der Umsay der Actien betrug 159 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 560 000 Unzen geshäßt. Silber verkäufe fanden nicht statt.

Weizen eröffnete zu gestriger offizieller Scchlußnotiz verkehrte jedo auf Realisirungen der Haussiers und allgemeine Lustlosigkeit während des ganzen Tages in s{wächerer Haltung. Schluß kaum bé- hauptet. Mais eröffnete niedriger und gab infolge sehr großen Ange s während des ganzen Tages noch weiter nach. Schluß chwach. hai Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 14222721 Dollars gegen 14 114 162 Dollars in der Vorwoche, davon für Stoffe 3613 602 Dollars gegen 3 568 642 Dollars in der Vorwoche. :

Der französische transatlantishe Dampfer „Bretagne“ geht morgen mit 3 750 000 Dollars G old an Bord nah Europa ab; 3 150 000 Dollars davon entstammen dem Staatsshaß. Das |cit dem 1. Januar d. J. exportirte Gold beläuft sich auf 15650000 Dollars. Heute ging ein englischer Dampfer mit 250 000 Unzen Silber und 105 000 mexikanis{chen Dollars von hier ab. Das seit dem 1. Januar d. J. von hier exportirte Silber beläuft \sich auf 2 162 000 Unzen und 800 000 merifanische Dollars.

Chicago, 11. Februar. (W. T. B.) Weizen seßte niedriger ein und ermattete im Verlauf noch weiter, da auch heute wieder Meldungen über günstiges Wetter eintrafen. Schluß kaum behauptet. Mais eröffnete niedriger und nahm noch weiter eine weichende Tendenz an, da die Haussepartei den ganzen Tag cine große Neigung zu Realisirungen zeigte. Schluß kaum behauptet.

Verdingungen im Auslande.

Dänemark.

28. Februar. Udvalget for Vandvaesenet, Stadsingenieurens Contor, Aalborg: Lieferung und Aufstellung einer Dampfmaschine und Pumpe. Bedingungen zur Ansicht an Ort und Stelle oder auf schriftlihes Verlangen dur die Post. Schriftlihe Angebote mit der Aufschrift: „Tilbud paa Dampmaskine og Pumpe“.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 12. Februar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd, Der Reichs-Postdampfer „Oldenburg“, von Australien kommend, hat am 11. Februar Vormittags Ouessant passirt. Der Post- dampfer „Amerika“, von Baltimore kon:mend, is am 11. Fe- bruar Nachmittags auf der Weser angekommen.

Triest, 11. Februar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Vorwärts“ ist heute Nachmittag hier eingetroffen.

13. Februar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Urano“ ist gestern E von Konstantinopel kommend, hier eingetroffen.

London, 11. Februar. E T. B.) Der Castle-Dampfer „Methven Castle“ hat gestern auf der Ausreise die Canarischen Inseln passirt. /

12. Februar. (W. T. B.) Der Union-Dampfer «Arab * ist heute auf der Heimreise in Southampton an- gekommen.

Mannigfaltiges.

Das große Faltian welches gestern Abend zu Ehren des Geheimen Ober-Medizinal-Naths, Professor Dr. Du Bois-Reymond im Saale des Kaiserhofes L Ta nahm einen glanzvollen Verlauf. Zur Rechten des Jubilars hatten an der Ebrentatel der Rector, Geheime Medizinal-Rath, Professor Dr. Virhow, Geheimer Ober- Medizinal-Rath, Professor Dr. von Bardeleben, General-Arzt Gras- nick, der medizinishe Decan, Professor Jolly, Geheimer Ne ierungs- Rath, Professor Dr. Reuleaux und General-Arzt Großheim Plat ge- nommen.f }Zur Linken des Jubilars saßen die Gehciinen Regierungs-

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Räthe Curtius und Auwers, der Wirkliche Geheime Rath von

elmholy, der Maler Professor Ad. Menzel, Professor Hirsch- fl als Decan der philosophischen Facultät u. a. Die übrige Festversammlung hatte sich an drei Langtafeln nieder- elassen. Seiner Majestät des Kaisers gedachte Professor Curtius. Dann erhob si der Rector, Professor Virchow, um den Jubilar zu feiern nicht nur als einen wahren Leiter der Wissenschaft, fondern auch als den Mann, der es mit zuerst unter- nommen, die Wissenschaft auch dem Volke näher zu bringen. Für die Akademie nahm Professor Auwers das Wort. Er erinnerte daran, daß am 26. Oktober 1849 des Jubilars Name zum ersten Mal in - den damaligen Monatsschriften der Akademie erschien, daß zwei Jahre später Alexander von Humboldt und Johannes Müller auf Grund der zehnjährigen Forschungen Du Bois’ dessen Aufnahme in die Akademie beantragen onnten, daß er am 3. Juli 1851 dort seine Antrittsrede hielt und daß er nunmehr son seit länger als 25 Jahren als Nachfolget Chrenberg's das Secretariat bekleidet. Als Vertreter der medizinischen Facultät, der engeren wissenshaftlihen Familie des Jubilars, rühmte hierauf der Decan, Professor Jolly, dessen treuen „Familiensinn“, den er ets seiner Wissenschaft bewahrt, und verwies darauf, was er- speciell für die Pathologie “und Therapie gethan. Endlich erhob si „_noch Professor Hirsch- eld als Decan der philosophischen Facultät, um d Jubilar als Lehrmeister der echten philosophischen Naturanschauung und Natur- erkenntniß auch für diese Facultät in Anspruch zu nehmen. In seiner Entgegnung gab Geheimer Rath Du Bois-Reymond einen Ein- blick in den Beginn seiner wissenschaftlichen Thätigkeit „Auf dem „Collège“, wo ih vielleicht einer der s{hlechtesten Schüler war, be- shäftigte ih mich viel mehr mit Zeichnen und Dichten,#als mit dem, was eigentlih auf dem Gymnasium betrieben wurde. spielte schon damals gern mit Elektricität, aber zu einem tieferen Eindringen in die Lehre derselben hatte ih keinen Trieb, mein Wunsch und Gedanke war, Künstler zu werden. Ostern 1837 ging ich zur Universität, und so unklar waren damals meine Pläne, daß ih, dem Wunsche meines Vaters folgend, mich zwar in der philosophischen Facultät inscribiren licß, aber doch auch ein theologishes Colleg, die Kirchengeschichte * bei Neander, belegte. Daraus is dann die Legende entstanden, daß ich ursprünglich Theologe ge- wesen, was ich von mir abweisen muß. In der "Mitte des Sommer-Semesters 1837 kam ih einmal in das Colle von Mitscher- lich, fah dort den Experimentirtisch mit den {chönen Präparaten, und da erkannte ich meinen Beruf. Jh hörte dann Dove, ging nah Bonn, beschäftigte mich dort mit Geologie und dann im Winter- Semester vorzugsweise mit Mathematik, ohne es aber weit zu bringen. So irrte ich hin und her, bis, wie so oft in meinem Leben, ein unerwarteter Eindruck entscheidend wurde. Auf dem Eiselen’shen Turnsaal lernte ich mit Heinz, Werner Siemens und Kölliker auch einen Mediziner Eduard Hallmann kennen. Derselbe zeigte mir den richtigen Weg, indem er mir vor Augen- führte, daß die höchsten und leßten lösbaren Probleme in der Phy- siologie liegen, daß aber der richtige Weg zu dieser Wissenschaft das medizinishe Studium sci, und so wurde ih Mediziner und hörte im Winter von 1839 zu 1840 bei Johannes Müller Anatomie und im Sommer darauf Physiologie. Ih wußte ‘mi bemerkbar zu machen, und Johannes Müller erlaubte mir, mit ihm zu arbeiten in jenem entseßlichen Local hinter der Garnisonkirhe. Im Früh- jahr 1841 gab mir Johannes Müller eines Tages cine französische Schrift, und diese war die erste Veranlassung. zu meinen Studien über die thierishe Elektrizität. Ende 1842 war ih soweit elangt, daß ich entdeckt hatte das E des Muskelsiromes, des Nerven- ssttromes und der negativen Schwankungen des Muskelstromes. Daran knüpfte sich eine kleine Geschichte über physio- logische Untersuhungen und die Kenntnisse, die hon die Alten davon hatten. Gestern vor fünfzig Jahren, es war auch an einem Sonnabend, erlangte ih dann den Doctor. Meine Opponenten waren Dr. Krüde, mein Freund Joseph Meyer und ein Lieutenant Pächow, dessen Lebens\chiff 1848 \trandete. Meine Forschungen er- regten fo großes Aufsehen, daß sie in Frage gestellt wurden, als sie Humboldt nach Paris meldete. Da ist dann Humboldt die kleine erbärm- iche Treppe zu meinem engen Zimmer in der Karlstraße hinaufgestiegen und hat selbst den Versuch dort angestellt, und dann begab ih mich perfönlih nah Paris, verkehrte dort drei Monate lang mit Flourens und anderen Leuchten der Wissenschaft und wurde so in Paris heimisch in der Wissenschaft. Später sollte ih es auch in England werden. Als Magnus in London war, wurde von meinen Entdeckungen ge-

sprohen, ich wurde nah London geladen, und ih hatte dort das

unvergleihlihe Glück, vier Wochen im Privat-Laboratorium Faraday!s arbeiten zu fönnen“. Der Redner dankte sodann mit herzlichen Worten allen denen, die ihn in seiner ferneren wissenschaftlichen Thätigkeit gefördert, und trank auf das Wohl der Berliner Wissen- schaft. Die Familie des Jubilars feierte Professor Kundt; als leßter Nedner nahm dann noch der Wirkliche Geheime Rath von Helmholyz das Wort, um der ihn selbst fördernden Wirksamkeit des Jubilars zu gedenken.

Im Centralverein für Gewerbe und Industrie machte am Freitag Hauptmann Immeckenberg Mittheilungen über fein Project zur Erbauung der elektrischen Untergrundbahn für Berlin fowie über die von ihm zu genanntem Zweck construirte Stollen- Aushebungsmaschine. Hauptmann Immeckenberg hat si bereit er- tlärt, vollfommenere Ausführungen über dieses Thema an einem der nächsten Vereinsabende zum Vortrag zu bringen. Zum Schluß er- klärte der Vortragende, daß die Finanzirung des Unternehmens ge- sichert sei.

Im Festsaal des Thomas-Theaters findet am 17. d. M. unter aeg: fäa L ia Bühnenmitglieder ein Ballfest zu woh[l- thätigem Zwecke skatt. Das Wiener Ensemble wird sich an den künst- lerishen Gaben des Abends betheiligen, es soll auch ein kleines varo- distishes Festspiel zur Aufführung gelangen.

Der Deutsche Nautische Verein trat heute im Kaiserhof zu seinem 24. Vereinstag zusammen, dem im Auftrag des Reichsamts des Innern der Geheime Ober-Regierungs-Rath von Woedtke, für das Neichs-Marineamt der Capitän z. S. Mensing, für das Handels- Ministerium der Geheime Ober-Regierungs-Rath von der Hagen und für das Ministerium der öffentlichen Arbeiten der Geheime Statratb Dresel beiwohnten. Unter den Anwesenden befanden ich ferner der hanseatishe Gesandte Dr. Krüger, der Bürgermeister von Hamburg Dr. Versmann und] der Director der Seewarte, Geheime Admiralitäts- Rath Dr. Neumayer. Au Mecklenburg hatte einen officiellen Ver- treter entsandt. Den Vorsitz führte der Geheime Regierungs-Rath Sartori- Kiel. Der Geschäftsberiht erstreckte sich über zwei Iabre, da im Vorjahre der Vereinstag ausgeseßt war. Der Bericht gedachte zunächst der traurigen Zeit des Vorjahres mit den die Schiffahrt bem- menden Quarantänevorschriften und begründete die Nothwendigkeit des Sia eines dein modernen Verkehrsleben entsprechenden Reichs Seuchengesetes. dts ist der Entwurf einer Verordnung zur Verhütung des Zusammenstoßes der Schiffe auf See, der z. Z. dem Reichêamt des Innern vorliegt. Der Bericht verbreitete si des Wei« teren über die allgemeine 8 und die einzelnen augenblicklich actuellen

ragen, die Fragen der Ermittelung des Jau digen Theiles im alle von Schiffscollisionen, der Unverleßlichkeit des Privateigen» thums auf See, der Invaliditäts- und Al ersversicherung der See» leute, gedachte der Erfolge der See-Berufsgenossenschaft, die 1688 Be» triebe umfaßt, in ihrem ‘hiff8register 1795 hölzerne, 331 eiferne Segler und über Dampfschiffe verzeichnet und bei der im le | éo andi 1872 Unfälle gemeldet wurden, von denen verliefen und für die 193874 „« Entschädi sind. Der Bericht verbreitete A Ren n über die d an den deutshen Küsten; an der Ostsee Unfälle 191, an der Nordsecküste 508. enschen loren. Die Versammlung trat sodann in eine '

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Inbvaliditäts- und Altersversicherung für Seeleute ein. V