1893 / 45 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 21 Feb 1893 18:00:01 GMT) scan diff

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und der Ton des Abg. Bachem war auch kein friedlicher, sondern ein sehr kampfesfreudiger. Die er daß ‘es sih nur um einen Geisteskampf handelt, ist selbstverständlih; will denn der Abg. Bachem etwa die Massen von der Katholikenversamm- Iung* gleih als Heerbann und Landsturm auf den märkischen Sand führen? Sind die Mischehen-Streitigkeiten niht eine Heraus- forderung für die ‘Evangelishen? Jst niht die Forderung der

rie rung der Jesuiten verleßend für die Evangelishen ? Der

esuitenorden ist gestiftet worden zur Bekämpfung der Kegerei, der Reformation und hat vieles auf diesem Gebiete geleistet. Der Evangelishe Bund i} nur entstanden, weil das Centrum die katho- lischen Interessen so geschickt und erfolgreih vertheidigt hat. Ich will die einzelnen Aeußerungen aus dem Evangelischen Bund nicht vertheidigen; aber das Wort: „Katholish ist Trumpf!“ is mehrfach efallen. Der Abg. Dr. Lieber hat es gebrauht und auch Graf Balle- frag der groß in Schlagworten ist, ist nicht unschuldig daran.

Abg. Dr. Porsch (Centr.): Zur Versöhnung und Herstellung eines friedlihen Verhältnisses dient es niht, was der Ab . Sattler votgebräacht hat. Was der Evangelishe Bund über die Mischehen vorgebracht hat, beweist, daß er auch nicht die blasse Ahnung von dem fkatholischen Begriff der Mischehen hat. Wenn die Zurü- berúfüng der Jesuiten eine Provocation sein soll, so ist vielleicht auch meine Existenz als Katholik eine Provocation. Doch die Sache gehört in den Reichstag. Es wird von der katholischen Kirche bestritten, daß der Jesuitenorden zur Bekämpfung der protestantishen Kirche begründet ist. Der Jesuitenorden hat in Preußen bestanden, und es ist von den Behörden anerkannt worden, daß die Thätigkeit der Jesuiten in den fünfziger Jahren die Sittlichkeit und alle Verhältnisse gebessert hat! Daß der Abg. Bachem in einem besonderen Kampfes- ton gesprochen hat, fann ih nicht sagen. Es mag allerdings Protestanten niht angenehm berühren, wenn fkatholishe Grundsäße nahdrücklih ver- theidigt werden. Der Abg. Bachem hat- ja sogar den Ausdruck: „Katholisch ist Trumpf!“ preisgegeben. Der Ausdruck ist gebraucht worden von einem als Volksredner sehr beliebten rheinpfälzischen Geistlihen. Mön muß doch den Zusammenhang der Rede kennen, ebenfv wie bei dem Ausspruch des Cardinals Wiseman vom Geisteskampf. Würden die Herren vom Evangelischen Bund so vorsichtig sein, wie Cardinal Wiseman, so würden wir uns niht zu beklagen haben. Jede confessionelle Polemik i} auf Katholikenversammlungen verboten. Wenn si die Evangelischen * verleßt fühlen durch die Katholiken- versammlungen, so liegt das an den Berichten der nihtkatholishen gele: Redner führt aus, daß der Abg. Dauzenberg nur auf eine ; a des Abg. Stöcker hin auf den Evangelischen Bund ver- wiesen habe. Daß der Evangelishe Bund Katholikenhete treibe, sti leiht nachzuweisen aber er wolle niht ausführlih darauf ein- gehen. Redner verweist nur auf einen Vorfall in Magdeburg, wo ein R ry des Evangelischen Bundes eine heßerishe Rede gegen Rom ge jalten habe.

Abg. Dauzenberg (Centr.): bestreitet, daß er Evangelischen Bund angegriffen habe.

Abg. Dry. Sattler (nl.) bleibt dabei, daß der Abg. Dauzen- berg zuerst den Evangelischen Bund angegriffen habe. Der Abg. Stöcker habe von dem Evangelishen Bund nicht gesprohen. Daß der Jesuitenorden zur Bekämpfung der Reformation gegründet worden sei, stehe fest. Jedenfalls ist das die Meinung des evangelischen Volks, und auf die Meinung eines so großen Theils des deutschen Volks sollte man do Rücksicht nehmen, wenn man den Frieden will. Wie kampfesmuthig der Ton ist, zeigt das Wort „Katholisch ift Trumpf“. Das ist ein Hochmuth gegenüber einer anderen Consession.

Abg. Schmelzer (nl.): Der Ausdruck: „Katholish is Trumpf“ hat mich nicht verleßt, sondern mir sehr viel Spaß gemacht. Anders liegt die Sache aber bezüglih der Aussprüche von Geistlichen innerhalb der Kirche. Sorgen Sie (zum Centrum gewendet) dafür, daß die katholishe Presse unsere Geistlihen in Nuhe läßt wegen der Worte, die sie in Räumen der evangelischen Kirche gesprochen haben. Eine Reformationspredigt ist von Katholiken ano aab ire und in der Presse mit Ausdrücken commentirt worden, die vollständig an die Social- demokratie erinnern. Sorgen Sie dafür, daß so etwas unterlassen wird. Wir wollen alle Achtung dem Papste bezeugen, aber sorgen Sie dafür,“ daß Ihre Presse unseren Reformator niht in den Shmuß zieht. Durch die Debatten is} bisher noch ein friedfertiger Zug ge- gangen ; hoffentlih trägt er im Lande seine Früchte !

Abg. Graf zu Limburg-Stirum (cons.): Wir können uns als Partei in diesen Streit nicht einmischen, weil für uns als Partei die ame Kirche nicht identish is mit dem Evangelischen Bund.

Abg. Dr. Porsch (Centr.) bestreitet, daß er den Ausspruch des Abg. Bachem auf der Mainzer Versammlung zu milde ausgelegt habe, und hebt hervor, daß der Abg. Stöcker die Katholiken angegriffen habe. Darauf habe der Abg. Dauzenberg geantwortet und den Evangelischen Bund allerdings zum ersten Male genannt. Aber solle sich denn das Centrum nicht gegen Angriffe vertheidigen? Wenn Liebknecht und Bebel im Lande herumziehen dürfen, dann is es für uns ver- leßend, daß die Jesuiten, die wir verehren, aus Deutschland vertrieben sind. Es werden viele Verleumdungen über die Jesuiten verbreitet, die man doch endlich einmal in ihrer Nichtigkeit erkennen sollte.

Abg. Dr. Sattler (nl.) ist erfreut, baß die Redner des Centrams . das Wort: „Katholish ist Trumpf“ so energisch zurückweisen.

Damit {ließt die Debatte. Der Titel wird genehmigt ; ebenso ohne Debatte die Ausgaben für den Evangelischen ODber-Kirchenrath und für die evangelishen Con- sistorien., |

Zu den Kapiteln: „Evangelische Geistlihe und Kirchen“, „Katholische Bisthümer“ und „Katholische

Geistliche und Kirchen“ beantragt die Budgetcommission : „Die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, Ermittelungen. darüber anzustellen, ob jede geistlihe Stelle, deren gänzlihe oder theilweise Unterhaltung von der Staatsregierung auf Grund recht- liher Verpflichtung geleistet wird, zur Zeit ihren Inhabern ein standesgemäßes Einkommen gewährt.“ ; Die drei Kapitel werden zusammen erörtert.

Abg. Dr. von Heydebrandt und der Lasa (cons.) bittet um Vermehrung und Erweiterung der Priesterseminare.

Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Bosse:

Ich kann dem Herrn Abgeordneten die Erklärung abgeben, daß es mein Wunsch ist, mögli für jede Provinz ein Predigerseminar zu bekommen, auch da, wo das eine nicht reiht, zwei einrihten zu können. Jch wünsche, daß jeder evangelishe Geistlihe entweder durch ein Predigerseminar oder wenigstens das Vicariat gegangen wäre, ehe er zur Anstellung gelangt; es is aber nur bis jeßt noch nicht ge- lungen , die Verhandlungen in dieser Richtung zum Abschluß zu bringen. Jch werde sie aber fortseßen und die Sache mit allem Ernst im Auge behalten. (Bravo! rechts.)

Abg. Spahn (Centr.) erhebt Beschwerde darüber, daß im Aitäriètburgie Werder die katholischen: Grundbesißer Beiträge zahlen müssen für die evangelischen Geistlihen nach einer Verordnung von 1846, Die Einrichtung wurde eingeführt, um die Katholiken im

Marienburger Werder is zu sehr auffommen zu lassen, weshalb man sie mit doppelten eal en belegte. Die Einrichtung widerspreche

dem Landrecht, der Verfassung und der jeßigen kirhlihen Segen und überhaupt den gegenwärtigen Anschauungen durhaus. Die Be- iger hätten vergeblih nach Abhilfe gesuht: der Minister möge doh ür andere Einrichtungen sorgen und die Lasten müßten aus der Staatskaffe genommen werden.

Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Bosse:

Ich werde diese Angelegenheit, die mir ganz überraschend kommt, wie jede andere Anregung bei den Debatten über den Cultus-Etat, auch wenn ih fie nicht sofort beantworte, weil ich im voraus nicht informirt bin, in Erwägung nehmen. Bei uns weiß man es nit

zuerst den

anders, als daß die Lasten als Reallasten angesehen worden sind. Aber ih werde Anlaß nehmen, wie allen übrigen Anregungen, so auch dieser Anregung nachzugehen, sie in den Geschäftsgang zu bringen und demnächst zn erwägen, wie weit ihr nachzugeben ist.

Abg. Dauzenberg (Centr.) rihtet die Anfrage an die Staats- egan nach welchen Grundsäßen die Besoldung der Pfarrer auf dem lintêrheinishen Ufer sih richte. ;

Geheimer Regierungs - Nath gel erwidert, daß auch die gee Fixirung des larrerge alts auf dem linksrheinischen Ufer nicht von dem Bedürfnisse, sondern von der Größe und der M GE der Gemeinde nah Französishem Recht abhängig sei.

Abg. von Strombeck (Centr.) führt aus, daß der Staat, der das Kirchengut eingezogen habe, auch die Verpflihtung übernommen habe, seinerseits die Geistlihen ausreihend zu besolden. Redner verlangt über die Entstehung und Verwendung der Fonds, die dazu verwendet werden, eingehendere Nachweisungen, als sie bisher in den Bemerkungen im Etat gegeben seien.

Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Bosse:

Meine Herren! Was den ersten Punkt, welchen der Herr Abg. von Strombeck zur Sprache gebracht hat: die Resolution über die Dotationsfrage betrifft, so werde ih die Antwort dem Herrn Com- missarius des Herrn Finanz-Ministers überlassen.

Was aber die Landesverwaltung anlangt, so will ih nur be- merken, daß id auf meine hier vor einigen Tagen abgegebene Er- klärung Bezug nehme, bei der ih stehen bleibe, und daß über die einzelnen Verhältnisse dieser Fonds eine ausführlihere Nachweisung in Arbeit ist, die zu meinem Bedauern nicht rechtzeitig hat fertig- gestellt werden können, die aber dem hohen Hause, sobald sie vollendet ist, zugänglih gemacht werden wird.

Geheimer Finanz-Nath Havenstein erklärt, daß die Resolution der Regierung {hon mehrfach vorgelegen hat; die Regierung ist der Meinung, daß die gewünschte Untersuchung niht zweckmäßig i}, daß die darauf verwendete Arbeit niht den Erfolgen entsprechen werde,

die daraus sich ergeben könnten. E

Die drei Titel werden genehmigt, ebenso unter großer Unruhe des Hauses und mehrfachen Rufen: „Vertagung!“ die Ausgaben für den altkatholishen Bischof. Nach erfolgter Ver- kündigung der Annahme dieser Ausgaben durch den Vice- Präsidenten von Benda erklärt

Abg. Dr. Freiherr von Heereman, daß die Abstimmung nicht genügend verstanden sei; er habe daher den Antrag nicht stellen können, den er eigentli habe stellen wollen.

« Vice-Präsident von Benda: Dazu ist ja bei der dritten Lesung vielleiht noch Gelegenheit. ; L /

Beim Kapitel: Provinzial-Schulcollegium bedauert

Abg. Dr. Kropat\check (cons.), daß die Beschlüsse der Dezember- Conferenz noch nicht genügend durchgeführt seien, namentli bezüglich der Verminderung der Schülerzahl in den einzelnen Klassen und be- züglih der Vermehrung der Stellen der Schulräthe. Es gebe jeßt noch sogar getheilte Klassen mit mehr als 60 Schülern. Dadurch würden die Arbeiten der Schulräthe sehr erheblih erschwert, sodaß z¿. B. auch die Durchführung des Normal-Etats an den nichtstaatlichen Anstalten sich sehr verzögert habe. Redner empfiehlt ferner eine Auf- besserung der Gehälter der Schulräthe, weil jeder Director in höheren Dienstjahren sich überlegen werde, eine Schulrathsf\telle anzunehmen, da er sih dabei im Gehalt verschlehtere und seine angenehme Dienst- wohnung verliere.

Wirklicher Geheimer Ober-Regierungs-Rath Dr. Stauder: Das Jdeal, welhes die Schulconférenz in Bezug auf die Schülerzahl in den -einzelnen Klassen aufstellt, is ein sehr höônes; aber es is nicht so leiht zu erreichen. Die Vermehrung der Zahl der Schulräthe wird nöthig sein; allein wir konnten die Folgen der Schulreform bis dep! noch nicht fo übersehen, daß wir beurtheilen könnten, welhe Mehrarbeit \ih aus derselben ergeben wird. Bezüglich der Gehaltsfrage der Schul- räthe sind wir S ins Gedränge gerathen. Die Gehälter der Directoren sind erhöht worden und dennoch können wir nur daran denken, die tüchtigsten Directoren zu Schulräthen zu machen; aber die Gehaltsfrage läßt sich nur im Rahmen einer umfassenden Regelung ordnen. j

Abg. Graf zu Limburg-Stirum (conf.) glaubt, daß die Schulconferenz keine große That gewesen sei; jedenfalls sei das Haus niht dadur gebunden, alles, was auf- Grund dieser Schulconferenz gefordert werde, zu bewilligen. Das Haus bleibe völlig unabhängig. Uls die Schulconferenz einberufen wurde, fragten wir, wie die ofen bestritten werden sollten ; da hieß es: ‘dazu sind Fonds da. Nachher wurden diese Fonds überschritten und wir mußten nachträglich bewilligen.

Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Bosse:

Auf die Ausführungen des Herrn Grafen Limburg muß ih wenigstens ein Wort erwidern. Nicht wir sind es gewesen, die die Schulconferenz erwähnt haben, nicht wir haben uns auf die Beschlüsse der Schulconferenz berufen. Wir sind uns vollständig klar darüber, daß die Beschlüsse der Schulconferenz kein Gefeß sind; sie sind für uns nur ein Anhalt, und wir sind verpflichtet, uns nah dem Etat zu rihten. Darin bin ich mit dem Herrn Abgeordneten völlig einver- ständen. Aber wir haben keinen Anlaß zu der Bemerkung gegeben, daß wir uns bei Durchführung bder Beschlüsse der Schulconferenz vor Etaätsübershreitungen oder vor einer niht etatsmäßigen Wirthschaft hüten müßten. Es ist meine Aufgabe, meine Pflicht und mein Be- streben, mich so eng und so verfassungsmäßig wie irgend möglich an den Etat zu halten. So werde ih auch künftig wirthshaften. Jch glaube aber zu der Mahnung, daß ih das gerade in Hinsicht auf die Beschlüsse der Schulconferenz mit besonderer Vorsicht thun möge, keinen Anlaß gegeben zu haben.

Auf eine Anfrage des Abg. Dr. Sattler (nl.) erwidert

Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Bosse:

Meine Herren! Bei der Berathung des vorjährigen Gesetzes über die Besoldung der Lehrer an nichtstaatlichen Anstalten is von der Staatsregierung niht der geringste Zweifel darüber gelassen worden, daß sie das System der Dienstalterszulagen für den erwünschten Zu- stand hält. Das Stellensystem is zwar zugelassen; aber es is nur ein Nothbehelf, nur eine Concession; wir selbst sind von der An- nahme ausgegangen, daß die Communen selbs die Vorzüge des Dienstalterssystems einsehen und dieses überwiegend einführen würden. Ich kann deshalb nicht glauben, daß ein Schulcollegium auf die Idee gekommen sein sollte, seinerseits die Einführung des Stellen-Etats zu befördern. Jch erkläre vielmehr ausdrücklich mein volles Einverständniß mit dem Herrn Abg. Dr. Sattler darin, ‘daß wir nah Möglichkeit auf die Einführung nicht des Stellen-, sondern des Dienstalterssystems hinzuarbeiten haben.

Akg. Graf zu Limburg-Stirum (cons.): Ich habe dem Minister keinen Vorwurf gemacht, sondern nur darauf hingewiesen, daß wir durch die Beschlüsse der Schulconferenz uns niht gebunden

fühlen. :

Das Kapitel Provinzial-Schulcollegien wird ge- nehmigt, ebenso ohne Debatte das Kapitel Prüfungs- commissionen.

Um 4 Uhr wird die weitere Debatte vertagt.

Statistik unnd Volkswirthschaft.

Viehzählung vom 1. Dezember 1892.

Von der am 1. Dezember 1892 im Deutschen Reih vorgenom, menen Viehzählung liegen jeßt die vorläufigen Ergebnisse für Preußen und Waldeck-Pyrmont in einer Sondernummer der »Statist. Corr.“ vor. Es hat sih für Preußen die Zahl der bieh- besißenden Haushaltungen seit dem Jahre 1883 von 3 127 144 auf 3 296 693, also um 169549, d. h. 5,42% vermehrt. (Eine ähn- liche Vermehrung, 5,68 9/0, J ron 1873 auf 1883 statt.) Na der Zählung von 1892 ergiebt sich für den ganzen Staat Preußen eine Stückzahl von : 2 647 388 Pferden 247 Mauleseln

( 2417 “o im Jahre 1883), 4284 Eseln (

(

(

9 u 6 446 7 8 737 641 i

14 752 328 7 7 704 354 Schweinen 5 819 136 i 1 953 748 Ziegen (1680 686 i 1249 500 Bienenstöcken( 1238040, „, 7, J.

Gs haben sich hiernah von 1883 auf 1892 vermehrt die See um 230021 Stück oder 9,52 9/9, die Ninder um 1 113 319 Stüd oder 12,74 9%, die Schweine um 1 885 218 Stü oder 32,40 h die Ziegen um 273062 Stück oder 16,25 0%/6, die Bienenstöcke um 11460 Stück oder 0,93 0/6, dagegen haben sich vermindert die Maulthiere, Esel und Schafe, leßtere um 4659760 Stück oder 31,59 0/9. Vergleiht man die Zahlen von 1899 mit dem Stand der ersten Viehzählung von 1867, fo ergiebt sih eine Vermehrung der Pferde von 1867 bis 1892 um 306 238 Stück oder 13,08 %, der Rinder um 1826 715 Stück oder 22,77 9/0, der Schweine um 2 815 131 oder 57,58 9%, der Ziegen um 606 070 oder 44,97 9%, dagegen eine Verminderung der Maulesel um 500, der Esel um 4786, der Bienenstöcke um 63 257 und vor allem der Schafe um 12212416 Stück oder 54,75 9%. Mit Bezug hierauf - bemerkt die „Stätisk. Corr“, daß die große Abnahme der Schafe sih einerseits aus dem erweiterten Anbau erklärt, der thnen die Weideflächen entzieht, während diese Vichart anderseits wegen des überwältigenden Wettbewerbs über- seeisher Länder keinen Nußen mehr abwirft. Abgesehen von den Schafen hat die Vichhaltung im allgemeinen einen erfreulichen Auf- {wung genommen. Das allmählihe Hinshwinden der Maulthiere und’ Esel ist ohne Bedeutung, ebenso bietet der in der Bienenzucht eingetretene Stillstand keinen besonderen Anlaß zu Bedenken.

Betrachtet man die einzelnen Provinzen, fo steht Ostpreußen in der Pferdezucht obenan, indem es beinahe zwei Fünftel (15,96%) des gesammten Pferdebestandes enthält; es folgen Schlesien mit 11,19%/0 und Brandenburg mit 10,03 9%; dagegen weisen Hessen- Nassau (2,84 9/9) und Westfalen (5,02 9/6) den geringsten Pferdebestand auf. Rindvieh ist am meisten vertreten in Schlesien (14,78%), in Rheinland (10,92 9/9), in Hannover (9,98 0/6) und Ostpreußen (9,69 9/0); den geringsten MNindvichbestand weisen Hessen-Nassau (9,94 9/0) und Westpreußen (5,61 %) auf. Fast ein Fünftel aller Schafe (18,32 9/6) besißt Pommern, ungefähr je ein Zehntel Brandenburg, Hannover, Sachsen, Posen, West- und Ostpreußen, die wenigsten Rheinland (2,46 %) und Schleswig-Holstein (2,87 %). Der vierte Theil aller Schwe ine findet sih zusammen in Sachsen (11/6690) und Hannover (13,46 9/6), während die anderen Provinzen für diese Viehgattung eine ziemlich gleihmäßige Bertheilung zeigen. Von den Ziegen entfallen drei Viertel zu- sammen auf die Provinzen Rheinland, Sachsen, Brandenburg, Han- nover, Westfalen und Schlesien, die im einzelnen 14,88 bezw. 14,81 bezw. 13,04 bezw. 11,28 bezw. 10,55, bezw. 10,51 9% der Ziegen haben; in Ostpreußen und Schleswig-Holstein is diese Viehgattung ziemlih s{chwach vertreten (1,28 bezw. 2,27 9/9). In der Bienen- zucht nehmen Hannover mit 12,94 0/6, Ostpreußen mit 11,67 9/6 und Schlesien mit 10,10 %, mit zusammen reihlich einem Drittel der Stöcke die erste Stelle ein, Hessen-Nassau, Westfalen und Sachsen die niedrigste Stelle (mit 3,16 bezw. 5,83 und 5,88 0/0).

Sieht man von Beklin und Sigmaringen ab, so nahmen während des leßten Jahrzehnts die Pferde in 32 Regierungsbezirken zu und in 2 ab, die Schafe in deren 1 bezw. 33, die Bienenstöke in 13 bezw. 21; dagegen vermehrten sich die Ninder, Schweine und Ziegen in sämmtlichen Bezirken.

In den Fürstenthümern Waldeck und Pyrmont belief sich die Zahl der

lere auf 6 270 (gegen sel è 28 ú U O A 02587 ( 27 476 (

9 850 960 Rindern 10 092 568 Schafen

9 956 im Jahre 1883) 41

20 249 66-704 Y

| ) Rinder j ) ) 17 735 O) ) i

Schafe , Schweine , Ziegen x Bienenstöcke ,

S „7832 » 2 548 ( 2 862 Ï ü

der Steuer- und Wirthschafts-

Reformer.

Unter sehr zahlreiher Betheiligung fand heute im großen Saale des Architektenhauses (Wilhelmstraße 92 und 93) die ahtzehnte Ge- neralversammlung der Vereinigung der Steuer- und Wirthschafts Meformer statt. Abg. Graf von Mirbach (Sorquitten), der die Versammlung eröffnete, bemerkte einleitend: Die Agraricr fönnen mit großer Genugthuung auf die leßten Tage zurückblicken. Ein Haupt- verdiensft, daß die agrarishe Bewegung im Parlament und in der Presse so eine große Bedeutung gewonnen, habe die Vereinigung der Steuer- und Wirthschafts-Reformer. Aber au die Agitation des Congresses deutsher Landwirthe und des deutshen Bauern- bundes sei nicht gering anzushlagen. Die Agrarier dürfen vor- läufig noch lange nicht ruhen, sie müssen so lange mit le Cnergié adi, is e Ns. Mebr, (0 erreichen wissen, Vorläufig fei dieser Zeitpunkt noch nicht gekommen. Der neubegründete „Bund deutscher Landwirthe“ werde der agrarischen Bewegung zweifellos einen starken Hinterhalt gewähren. Ob mik der Vereinigung der Steuer- und Wirthschafts-Reformer und dem Bunde eine organische Vereinigung stattfinden werde, müsse die Zukunft entscheiden. Alle geseßlichen Maßnahmen zum Schuß der landwirthschaftlihen Production 2c. könnten auf die Dauer nihts nüßen, wenn nihcht das Vererbungs- und Ver- schuldungssystem einer Umgestaltung unterzogen werde. Der bedeutendste Monarh des preußishen Staats, Friedri der Große, habe mit rihtigem Blick erkannt, daß die Landwirthschaft das Hauptfundament des Staats sei. Der Reichskanzler habe vollständig Necht, wenn er sage: er müsse jeden Besiß hüten. Allein die Land-

Vereinigung

Die Vereinigung der Steuer- und Wirthschafts-Reformer wolle im übrigen nicht bloß die Landwirthschaft, sondern jede ehrlide Arbeit Jegen „Diesen Standpunkt wollen wir wahren, dann m uns au ott nicht verlassen.“ (Beifall.) Der Redner {loß m! einem dreifachen Hoch auf Seine Majestät den Nisat, Den ersten Gegenstand der Zageporng bildete die Währu ngsfrag G Der Referent, Landtags-Abgeordneter Dr. Otto Arendt (Berlin) befürwortete eine längere Resolution, in der es am Schlusse heißt: a. Die Vereinigung der Steuer- und Wirthschafts-Reformer erklärt die Durchführung der Doppelwährung auch ohne Zutritt Englands für i [ih und wünschenswerth. b. Für ven Fall, daf die Neichsregierung bie Doppelwährung nur in Gemeinschaft mit Eng 1 i s Generalversammlung den Herrn Reichskanzler: 1) eine dahin gehen / ZNTOS bei Wiederzusammentritt der eer Münzconferens eben zu lassen, 2) die dort vertretenen Staaten zum Abschluß étritt ährungsvertrages aufzufordern, dessen C von dem 2 Aufe Englands abhängig gemacht wird. c. Jn diesem Fall ist es ; abe der deutshen Vertretung auf der Brüsseler Münzconferen aßregeln Vorlagen, durch welche der Beitritt Englan fer internationalen Doppelwährung gefördert wird; durh welche, bis bels erfolgt, die Aufrehterhaltung und Hebung des Silberwerths es geführt wird. Nach längerer Discussion gelangte diefe Resolu

D

zur Annahme, ebenso ein Antrag des Freiherrn von Thüngen gegen

wirthschaft bedürfe ihrer eigenartigen Stellung wegen eines ‘besonderen

and annimmt, ersucht die

den Abshlüß eines Handelsvertrags mit Rußland und Numänien.

Sodann wurde über Ernteschäßunge / y lungen verhandelt. ßungen und Ernte-Ermitte-

Die‘Dampffässer in Preußen.

(Val. Nx. 23 d. R.- u. St.-Anz.

Während für die Dampfkessel die Form be die Bauart cins der wihtigsten Unterscheidungsmerkmale bildet, besigt diese für die Dampffässer niht diese hervorragende Bedeutung. És beruht dies darauf, daß für die Gegenstände, welche in Dampffässern mittels hoh- gespannten Wasserdampfes behandelt werven, die Gestalt des Gefäßes in welchem dies geschieht, „meist von untergeordnetem Einflusse ist, wenn nur die sonstigen Bedingungen, welche die bezügliche Fabrikations- weise erfordert, genau erfüllt werden. Und wenn sich auch für die Dampffässer einzelner Arbeitszweige eine bestimmte Form als die ceignetste herausgebildet hat, fo gelangen doch für die meisten 2wecke Dampffäfser von sehr verschiedenen Gestalten zur Verwendung, ohne daß dadurch die Fabrikation im wesentlichen scheint beeinträ tigt zu werden. Immerhin lassen sih bei den Dampffässern in Preußen sieben Hauptformen unterscheiden, welche zu Anfang 1892 wie folgt vertreten waren :

fugelförmig

O N 3 fegelförmig cylindrisch-kegelförmig ¿2298 fastenartig O R gangen AL

Die zusammengeseßte cylindrisch-kegelförmige Gestalt kam also bei weitem am häufigsten vor, über die Hälfte aller preußischen Dampffässer besaß dieselbe; es befinden sich darunter die fog. Henze» Kocher, welhe nah ihrem Erbauer benannt als Kartoffel- dämpfer eine sehr zahlreiche Verwendung finden (2225 1). Nächstdem ift die cylindrishe Form, welche mehr als ein Drittel aller Dampffässer haben, am stärksten vertreten; sie allein findet sih bei sämmtlichen Verwendungszwecken, ist mit Ausnahme der Lumpen-, Stroh- und Kartoffelkloher überall vorwiegend, beim Bulcanisiren des Gummis und den Ammoniakgefäßen sogar ausschließlich in Anwendung.

Die Form der Dampffässer übt insofern einen Einfluß auf das Material aus, als der eine Stoff sich für eine bestimmte Formengebung besser eignet als der andere. Indeß kommen noh andere Umstände in Betracht, welche für die Wahl des Materials weit wichtiger sind. Von hoher Bedeutung is zunächst die Höhe des Betriebödrus, der im Dampffasse zur Anwendung kommen foll. Da in dieser Richtung Eisen und Stahl unter sonst gleichen Ver- hältnissen eine größere Widerstandsfähigkeit besitzen als viele andere Stoffe, so sind die Dampffässer, welche mit einem hohen Betriebs- drucke arbeiten, größtentheils aus Eisen gefertigt. Dann ist es der Preis des Materials, der nicht selten bestimmend wirkt und in Fällen in denen andere Nüsichten einen Einfluß nicht geltend machen, vielfah zur Berwendung von Eisenblech führt. Endlich geben au die chemischen Eigenschaften derjenigen Stoffe, welche in dem Dampffasse verarbeitet oder bei dem Arbeitsprozesse ver- wendet werden follen, für die Wahl des Materials infofern den Aus- hlag, als bekanntlich cine Anzahl von Säuren und chemischen Ver- bindungen gewisse Metalle angreifen, die dann nicht zur Herstellung eines Dampffasses benußt werden dürfen. Diese Erscheinung führt dazu, daß oft Kupfer an Stelle des Eisens oder ein anderes Metall zur Verwendung tommen muß, oder daß das eiserne Dampffaß in seinem Innern dur ein Kupfer- oder Bleifutter oder durch eine Ziegelausmauerung gegen die bezüglichen zerstörenden Eigenschaften der zu verarbeitenden Stoffe ges{hüßzt werden muß. So waren denn au zu Anfang 1892 von den Dampffässern Preußens 3904 aus Eifen

birnenförmig

1919 tonnenförmig

(Schmiede-, Fluß-, Gußeisen u. f. w.), 7 aus Stahl, 214 aus Kupfer, *

29 aus Holz und 17 aus einer Vereinigung von Schmiedeeisen und Kupfer angefertigt. Unter den eisernen Dampffässern waren 13, weldhe eine Kupferausfütterung, und 7, welche eine Bleiausfütterung besaßen, ferner 13, welche außer einem Bleifutter eine Ausmauerung, und 3, welche nur die leßtere aufwiesen. Von den 7 stählernen Damypf- fässern waren gleichfalls 3 inwendig mit einem Bleifutter versehen. E QuUI luftdichten Abschließung derjenigen Oeffnungen der Dampf- fasser, welche der Füllung, Entleerung und Reinigung derselben dienen, sind V erschlüsfe angebracht. In der Zahl und Art der Anbringung der leßteren besteht eine große Mannigfaltigkeit. Während es einer- seits Dampffässer giebt, welche überhaupt feine Verschlüsse besißen, bei denen der zu verarbeitende Stoff dur ein fest mit dem Dampf- fasse verbundenes YIohr in dasselbe eingeführt und ebenso wieder ab- geleitet wird, weisen andererseits viele Dampffässer nicht nur einen, londern eine größere Zahl von Verschlüssen auf. Es besaßen nämlich anfangs 1892 keinen Verschluß 13 Dampffässer, einen Pershluß 2317, zwei Verschlüsse 1682, drei 105, vier %, fünf 3 Dampffässer und zwölf Vershlüsse 1 Dampffaß (Ammoniak- gefäß), während bei 25 Dampffässern Angaben darüber nicht vorhanden waren. Nur mit einem Verschluß war die Mehrzahl der Kartoffel, Getreide- und Futterdämpfer in Brennereien, Brauereien und Stärkefabriken, der Stärkekocher, der Gefäße zum Bulcanisiren von Gummi und derjenigen zum Bleichen, Dämpfen und Decatiren von Gespinnsten und Geweben ausgestattet; demgegenüber besaß die größere Zahl der Lumpenkocher, der Stroh-, Holz- und Cellulose- kocher, der Knochen- und Knochenkohledämpfer, der Ammoniakgefäße der Eismaschinen sowie der Gefäße zum Ausziehen von Gerbholz und bon Fett aus thierishen Nückständen zwei Verschlüsse. Die Farb- holzkocher waren nahezu zur Hälfte mit einem und zur andern Hälfte mit zwei Verschlüssen versehen. Hinsichtlich ihrer Construction zerfallen die Verschlüsse in 2065 Verflanschungen, 3560 Bügelvershlüsse, 307 Dekelverschlüs}se, 15 Keilverschlüsse, 147 Verflanshungen mit Bügel- vers{luß, 6 Bügelverschlüsse mit Keilvershluß, 6 sonstige Verschlüsse und 17 ohne nähere Angabe der Constructionsart, und zwar würden gezählt 1429 Dampffässer mit Verflanschung, 2380 mit Bügelversl luß, 223 mit Dekelvershluß, 12 mit Keilvershluß, 81 mit Verfah Versch 1age versluß, 3 mit Bügel- und Keilvershluß, 5 mit fonstigen üssen.

Da der Verschluß unzweifelhaft eine schwache Stelle des Dampf- fasses bildet, tel wegen der Angriffe, welche die Wandungen des : ‘ampffasses durch die Vorrichtungen zu seiner Anbringung erleiden, heils weil die Verschlüsse durh ein häufiges Oeffnen und Schließen a der Zeit undicht, abgenüßt und ausbesserungsbedürftig werden, fo agen die Verschlüsse im Be eRen zur Begünstigung der Dampffaß- StpÞlofionen bei. In der That fiel denn auch bei den sieben Exylo- ionen preußischer Damßpffässer in den Jahren 1890, 1891 Us 1892 den Verschlüssen mehrfach ein wesentlicher Antheil an eren Herbeiführung zu. Wenn nun auch noch keine Erfahrungen G vorliegen, welhe Verschlußart das Ewyplodiren der Fempffässer vornehmlih begünstigt und welche andere sich nah dieser P eeung hin vortheilhafter verhält, so kommt es doch jedenfalls in N em aje auf die Sorgfalt und Sachkunde an, mit welcher der Merlhluß )ergestellt, an dem Dampffaß angebracht und seitens des daß, e 08personals gehandhabt wird. So viel steht außerdem fest, u N größer die Zahl der Tfonaode eines Dampffasses ist und je 5 r Angriffspunkte der L Qleenage ahr damit geboten werden, eine

n fo größere Sorgfalt nund Vorsicht au auf die Ueberwachung und artung des Dampffasses während des Betriebes verwendet werden muß.

gD le Pa Wen Kalendermateritialien für 1894. wai -as unlängst erschienene Heft 11 der preußischen Kalender- hoh rialien, enthaltend die „veränderlihen Tafeln des astronomischen fin 18H42 logischen Theils des Königlich preußischen Normalkalenders 994“, bietet gegen seine Vorgänger nur infofern eine Aenderung, eus in einer „Tafel zur Umrehnung der Ortszeiten in thittel nue Se Zeit“ der bevorstehenden Einführung dieser leßteren Rech- reis getragen ist. Dieser Tafel wird demnächst eine zu einem billigen ol u besonders verkäuflihe, dem gleidhen Zwecke dienende Karte der j, Die Zeitangaben felbst sind in Rücksicht auf die Bestimmung a eeründerli en Tafeln für den 1 lde Gebrauch in Ortszeit geben. Die populären Mitthe lungen für 1894 enthalten in

ihrem astronomischen Theil nah ciner Uebersicht über die im Jahre 1894 zu erwartenden und 1892 beobachteten Himmelsersheinungen eine Darlegung über die praktishe Bedeutung und Anwendung der Kalenderangaben für die Aufgangs- und Untergangszeiten der Sonne und des Mondes. Der statistische Beitrag bringt ein: Vebersicht über den Stand des für die Er altung unserer Volkskraft A bedeutsamen Jugend- und Volks\piels in Deutschland. Das Jahrmarktsverzeichniß für 1894 und die neue Genealogie der europäif hen Regentenhäus er wird, wie bisher, Anfang Mai d. J. ausgegeben werden. Die „unveränderlichen Tafeln“ des Normalkalenders sind, wie wir noch bemerken, 1891 in neuer Auflage erschienen, welche bis 1925 zutreffen wird.

A Buer Arbeiterbewegung.

n P fand am Sonntag eine Versammlung von „un- e Lee Socialdemokraten statt, die der „Lyz. Ztg.“ zufolge anfangs von etwa 400 Personen besucht war; später verließen eiwa 200 Anhänger der socialdemokratishen Neichstagsfraction die Perfammlung; die übrigen nahmen nach ciner Nede des Herrn Litfin aus Berlin eine Entschließung an, die sich für Gleichbereh- tigung der gewerkshaftlihen Seite der Arbeiterbewegung mit -der politischen aussprach,

Hier in Berlin endete eine von etwa 600 Personen besuchte Maurerversam mlung am Sonntag mit einem den social- demokratishen Stadtverordneten ertheilten Mißtrauensvotum. Die Unzufriedenheit hat der „Voss. Ztg.“ zufolge in dem Umsftande ihren Grund, daß sih unter den focialdemokratischen Stadtverordneten niemand bereit gefunden hat, über die Verhandlungen wegen der Vaubuden vor den Maurern zu berichten. E __QU dem inzwishen beendeten Ausstande der Bergarbeiter im Brüxer Kohlenbecken wird der Wiener „Presse“ aus Brürx unter „dem 17, d. M. gemeldet: Jn einer untec dem Borsitz des Bezirks - Hauptinanns abgehaltenen Conferenz berichteten die Besißer _der vom Strike betroffenen Gewerke, daß auf ihren Schachten die Belegschaft am Freitag voll- zählig eingefahren sei. Die Conferenz einigte sih dahin, sämmtliche Arbeiter mit Ausnahme derjenigen wieder aufzunehmen, die fich O an dem Strike betheiligt hatten oder sih sonstige Aus- schreitungen zu s{hulden kommen ließen. Die Zahl der von dieser Maßregel Getroffenen ift gering. y

Aus Mons wird der „Köln. Ztg.“ berichtet, daß ein Theil der auéständigen Bergleute der Zeche Midi de Mons in Ciply die Arbeit unter den alten Bedingungen wieder aufgenommen hat.

_ Aus Nam ur schreibt man demselben Blatt unter dem 16. d. M.: Die Arbeiter der großen Kamm garnspinnerei in Dinant sind wegen Lohnherabsezung aus\tändig.

Am Sonnabend ‘fand in Manchester eine Delegirtenversamm- lung der ausständigen Arbeiter der Baumwollindustrte statt, in der der Vorsißende Mr. Ashton nach der Londoner „Allg. Corr.“ erklärte, daß nach den mit den Vertretungen der Arbeitgeber Ab ap Verhandlungen der gegenwärtige Streit zu einem Ende

ommen könnte, wenn die Arbeiter einen Compromiß anböten. Der Se erklärte als die von vielen Unparteiishen und Fabri anten gebilligten Vergleihspunkte die folgenden: 1) 21 9% Lohnermäßigung ; 2) Aufhebung der Lohnkürzung nah Ablauf von drei Monaten, wenn die Handelslage es gestattet, wobei für „befriedigende andelslage“ in A er Berathung eine . Entscheidung festzustellen ist ; _3) bei ungenügender Handelslage nah drei Monaten Fortdauer der 23 0/6 Lohnkürzung Aufhören jeder verein- barten Lohnherabseßung, fobald sie die Lage des Handels gestattet. Diese Borschläge wurden mit großer Majorität angenommen. Auch wurde die Erhöhung der Strikegebühr um 1 Sh. beschlossen, falls dies für nöthig erahtet werden sollte.

Auf den Salforder Eisenwerken der Herren Mather und Platt wird seit gestern 48 Stunden statt der früheren 53 ge- arbeitet: ein Versuch, von dessen Ausfall in den Beziehungen zwischen Fabrikanten und Arbeitern vieles abhängen kann. Die Arbeit be- ginnt tägli um 7} Uhr Vormittags, hört um 12 Uhr auf, wird um 1 Uhr wieder aufgenommen und um 5 Uhr 30 Minuten beendet. Die Peranstalter der Neuerung haben zunächst keine Ausgleihung von ihren Arbeitern verlangt, weil sie glauben, daß durch größere Pünktlichkeit, gesteigerte Energie und lebhafteres Interesse an .der Arbeit die Zeitverkürzung eingebraht werden könne. G

Literatur.

: A e Die von Do (ep Kürschner (Deutsche Verlagsanstalt in Stuttgart) ane _Halbmonatss{hrift „Aus fremden Zungen“, die mit bestem Erfolg bemüht i}, den Deutschen ein Bild der fremden Literatur der Gegenwart, vornehmlich auf dem Gebiete der Novellistik zu geben, hat ihren dritten Jahrgang angefangen. Für die Zukunft foll die Dichtung in gebundener Form größere Pflege bei forgsamster Auswahl erfahren und die Nubrik „Von Diesem und Jenem“ noch abwechslungsreiher sowohl durch Notizen wie kleine Aufsäße gemaht werden. Jn ‘den uns zugegangenen ersten beiden Heften dieses Jahrgangs wird die Veröffentlihung folgender Nomane begonnen: „Nimrod und Compagnie“ aus dem ¿Französischen von Georges Ohnet, „Cressy“ aus dem AmerikanisGen von Bret Harte und „Abendliches Opfer“ aus dem Nussischen von P. Boborykin. Ferner enthalten diese Hefte außer zwei Dichtungen von Enrico Vansacchi und José Eche( aray noch zwei kurze Geschichten, von denen die erstere „Für die tnftigen Generationen“, aus dem Ungarischen von Sigismund Justh, in ershütternder Weise schildert, wie cine Mutter nach s{chweren Kämpfen zu dem Entschluß ommt, ihre ver- krüppelten Kinder und sich selbst aus Liebe zu ihrem Mann ums Leben zu bringen, während die leßtere „Der Siebente“, eine Beschichte aus Limburg von Emile Seipgens, zeigt, wie ein vershmißter und I junger Bursche es versteht, feine sechs Freunde, die ihn mit Teufels\puk in Angst und Schrecken seßen wollen, zu überlisten. B erschiedenes.

_„— Handbuch der Fleishchbeschau für Thierärzte, Aerzte und Richter von Dr. mod. Nobert Ostertag, Professor an der Thier- ärztlihen Hochschule in Berlin. Mit 108 “in den Text gedruckten

bhandlungen, Stuttgart 1892. Ferdinand. Enke. 8. S. 568. Aus der Borrede fei Folgendes mitgetheilt: „Die Ueberwachung des. rleishverkehrs is eine natürlihe Aufgabe des Thierarztes. Das vor- liegende Buch richtet sich daher in erster Linie an die Thierärzte. Außerdem ist es aber auch für die Aerzte bestimmt, weil diese, wie Bohinger betont, meistens mit den Grundzügen der wissenschaftlichen Fleishbeschau vertraut sein müssen. In Norddeutschland kommen die Aerzte au nicht selten in die Lage, sich über Fragen der Fleishbeschau gutachtlich äußern zu müssen. In Süddeutschland, welches s{on länger geregelte Fleisch- shauverhältnisse besißt, ist dieses niht der Fall. ier be- teht die gerichts iel Praxis, als Experten in Fleischbeschau- ragen fast ausslie lich den Thierarzt heranzuziehen. Endlich ist das vorliegende Buch vielleiht auch dem Richter als Nachschlage- buch nit unerwünscht, da die , Materialien zur te nischen Begründung des Nahrungsmittel, pens in mehreren Punkten als Grund- lage für die strafrehtlie Beurtheilung nicht mehr angesehen werden können, io 3. B. in Bezu N t E crepirter Thiere, in Bezug auf Mehl:usaß zu ewisen ürsten u. \. w. Außerdem kann viel- leicht dur den Gebrauh des Buches in den Kreisen der Richter zwischen der Fleishbeshau und der darauf bezüglichen Rechtsprehung cine Verständigung E werden, deren Fehlen sih in mehreren Fragen recht unangene m bemerkbar gemacht hat. Die Le Bo und die gefeplihen Bestimmungen über den Verkehr mit Fleis ver- folgen denselben Zweck, nämli den Consumenten 1) vor Gesund- heits{hädigungen, 2) vor Täuschung zu bewahren. Fleif - beshau und Rechtsprechun arbeiten uh aber zum theil ent- gegen, weil die ortschritte der wissenschaftlichen leish- eschau bei der echtsprechung nicht überall gleichmä ig as werden.“ Aus diefen einleitenden Worten wird man die

edeutung, welche dieses Werk für sich in Anspruch nimmt, erkennen ;

man wird es berechtigt finden, wenn auf eine gründliche Fleishbeschau

im öffentlihen Interesse und dem jedes Eiazelnen gedrungen wird. Der Verfasser bietet ein Hilfsmittel, um zu diesem Ziel zu gelangen. Wenn es den Fachblättern zu überlassen ist, den zuverlässigen Inhalt des Werks zu prüfen, so darf es hier genügen, A von zuständiger Seite die Arbeit als eine gewissenhafte ug zuverläfsige, nach dem heutigen Stande der Wissenschaft und Optik erschöpfende bezeichnet wird. Auch die Richter mögen si der Sache prüfend annehmen, damit sie nicht ohne Einsicht in das That- Gade in eine Beurtheilung etwa verschiedener sachverständiger Gutachten eintreten können. ôge diese Anzeige dazu beiträgen, dem Werke die weitere Verbreitung anzubahnen. i 0

Fahr-Instruction für große und kleine Ställe und um Gebrauch für jeden Fahrer, von Oberst Schlaberg. Mit 44 Original-Jllustrationen, nach Entwürfen des Königlichen ¿Hauptmanns Curt Lucius gezeichnet von Nichard Blumenau. 2. Auf- lage. Oldenburg, 1893. Gerhard Stalling. 8. S. 122. 4 M, eb. 5 A Das vortrefflich ausgestattete Buch, welhes Seiner König- lihen Hoheit dem Genéral - Féldmarshall Prinzen Georg Zu Sachsen gewidmet is, bietet mehr, als zunächst der Titel erwarten läßt; denn es giebt im Eingange eine er- wünschte Zerlegung des Pferdekörpers mit klar erläuternder Abbildung und am Schluß eine allgemeine Wagenkenntniß. In dem Haupttheil des Werks wird in deutlicher Auédruckswelse, ‘was mit E Schwierigkeiten verbunden ist, ohne weitläufig zu werden, vom Wagen- geschirr zum Anschirren, Besteigen ‘des Kutfchersißes und Zügelhalten, durch alle Anspannungs- und Fahrarten (Fünfer-, Sechserzug) ein- s{ließlich der Schlittenfahrt, hindur{hgeleitet bis zum Absteigen und * Abschirren. Der gediegene Inhalt wird das Buch überall empfehlen.

Katechismus der Geometrie von Professor Dr. K. E. ZeßshÒè. Dritte, vermehrte und verbesserte Ayslage. Mit 223 in den Text gedruckten Figuren und 2 Tabellen zur Maßverwandlung. In Original-Leinenband 3 46 Verlag von J. J. Weber in Leipzig. Der vorliegende, soeben in dritter Auflage erschienene Katechis8mus behandelt sowohl die Geometrie der Ebene als die des Raumes in I A und doch leiht verständlicher, das Nachdenken des Lefers fortwährend auregender Darstellung. Als Anhang sind Tabellen über die Eintheilung und Vergleihung der Maße verschiedener Länder, was die deutschen Staaten anlangt unter Berücksichtigung der vor dem Jahre 1873 în Geltung befindlichen Landesmaße, beigefügt.

Kr. Carl Heymanns Verlag, Berlin. Diese Verlags- buhhandlung, welche, ihre „eigene Buchdruckerei in Firma Julius Sittenfeld besißt, versendet einen Verlagskatalog über das Jahr 1892. Man wird mit heilnahme die erfolgreihe Thätigkeit beobachten, für E ti Reichhaltigkeit des neuen Verlags * ein unwiderlegliche®

eweis ist. Ï

Land- und Forstwirthschaft.

Die allgemeine deutsche Landwirthschaftliche Ausstellung, welche von der Deutschen Landwirthschafts-Gesellshaft in den Tagen vom 8. bis 12. Juni d. J. auf der Theresienwiese in Münchèn ab- gehalten wird, scheint in ganz Deutschland, namentli aber im Süden sehr großes Interesse zu erregen. Wie uns mitgetheilt wird, find {on fehr zahlreihe Anmeldungen eingegangen, sowohl von Land- wirthen, wie von Fabrikanten landwirthschaftlicher Maschinen und Bedarfsartikel. :

Hinsichtlih der Beschikung mit Thieren hat die Gesellschaft in der am 15. d.M. abgehaltenen Sitzung ihres Gesammtausshusses eine wesentlihe Erleichterung der Bestimmungen dadur eintrêten lassen, daß die Forderung der “dei gf für die zur Ausstellung kommenden Thiere für die Maul- und Klauenseuche auf sfechs Wochen nah Erlöschen der Seuche festgestellt ist, während früher diese Forderung ih auf sechs Monate erstreckte, Wie bekannt, ist die Lebensfähigkeit des Ansteckungsstoffes für Maul- und Klauenseuche in diefer Zeit vollständig erloschen.

Wir® möchten noch besonders darauf hinweisen, daß der erste An- meldetermin für die Ausstellung bereits am 28. d. M. abläuft, spätere Anmeldungen werden nur bei erhöhtem Standgeld angenonnnen. _ Der Sig der Deutschen Landwirthschafts-Gesell schaft ist Berlin SW,, Zimmerstraße 8, von wo auch Anmeldebogen vertheilt werden und wo auch die Anmeldungen aus\{ließlich zu machen sind.

Deutsche Landwirthschafts-Gesellschaft. i In den Tagen vom 12. bis 16. d. M. iben ah Sißungen innerhalb der verschiedenen Ausschüsse und Abtheilungen der Deutschen Landwirthschafts-Gesellschaft stattgefunden. Die Beschlüsse in den- selben beziehen sih zunächst auf die Durchführung der diesjährigen Ausstellung zu München. Es sind eine Anzahl kleinerer Abänderungen und Ergänzungen an der veröffentlichten Ausstellordnung beschlossen worden, ferner hat der Gesammtauss{huß einen sehr wichtigen Beschluß gefaßt , nämlih, einen Seuchenausshuß zu bilden, welcher die Angelegenheit der Beshüßung der Ausstellung vor Seuchenansteckungen in die Händ zu nehmen hat. Weiter wurden einige Theile der Ausstellordnung für Berlin 1894 festgeseßt, namentlich das Preisauéëschreiben für eine Kartoffel, Ausftellung, ferner wurde, die Prüfung von S U Ore, Kartöffel-Erntemaschinen und Karto el-Schälmasd inen beshlossen, auch wurde ein*vorläufiger Beschluß gefaßt über eine“Ausstellung und Prüfung von Apparaten zum künstlichen Trocknen der Ernten. In der Düngerabtheilung wurde über den Unwerth des Hensel’schen Steinmehls ver- handelt, sowie über die Lage des Phosphorsäuremarkts. Die ckerbauabtheilung beschäftigte sich mit ragen des Pflanzen- shutzes, des Bogelschuzes und der Müäusevertilgung. Der Sonderaus\{uß für landwirthschaftliche Gesellschaftsreisen stellte den Pan fest für eine Neise nah England. Der Sonderaus\huß für bfallstoffe verhandelte über Städte-Reinhaltung und Verwerthung der städtischen Abfälle. Es sind in diesen Tagen eine größere Anzahl von früheren A der Gesellschaft zur Ausführung gekommen und eine ebenso große Anzahl neuer Arbeitsgebiete in Angriff oder in Aussicht genommen worden, deren Durchführung die Deutsehe Land-

„wirthschafts-Gesellschaft in der nächsten Zät aufs eifrigste beschäftigen

wird. Der Haushaltsplan der Gesells 393/C ‘de mi Me N esellschaft für 1893/94 wurde mit

Die Ernte Rußlands im Jahre 1892.

(Vergl. au „R.-Anz.* Nr. 266 vom 9. November v. J, und Nr. 7 vom 9. v. M.)

Das \tatistishe Centralcomité im Ministerium des J kürzlih eine statistishe Uebersicht der Ha te e le Ga L Jahres MaE in ANY verö entlt E, ver FORe bes ternah weifen die endgültigen Er ebnisse fast durchwe niedrigere Zahlen auf als die des landwirt i ; ), wle folgriite Vergleichung ergiebt: L hschaftli en Departentents, wie folgende n den 50 Gouvernements des europäishen Rußlands (mit 1000 Lk d: Weichsel - Gouvernements) wurde geerntet (in Nach den Angaben des statistischen des landwirths{.

Centralcomité An Getreide überhaupt (ohne ALUNUIES, Den to 2659400 28151

O N Noggen 98 400 117 909 29 311 33 120 0 Soi Veröffentlich des f tifti 4 ieoe 15a : ung de i F i i Anlagen beigefügt, enthaltend: atistishen Centralcomités sind drei eine vergleichende Uebersicht über die Ernten d 1889, 1890, E 1892 nach den Saatflächen Ver De 1887: ( n ä Î 2 mi i des Jahres 1887 A g der Saatflächen im Jahre 1892 mit denen

Saug Vergleichung der Bevölkerungszablen in den Jahren 1885

Unter- schied

10,8 0/%% 16,5 %

und

Aus den in diesen Beilagen enthaltenen Zahlen wird in der