1893 / 47 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 23 Feb 1893 18:00:01 GMT) scan diff

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Ftalien,

Jn der Deputirtenkammer“ waren gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, der Sißungssaal und die Tribünen wegen ‘der auf der Tagesordnung stehènden Berathung über die Anfragen . der Députirten Colajanni, Demartino'’, Costa und Gavazzi über die Unterredung Crispi's mit dem Director des „Fanfulla“ (siche Nr. 42 des „R.- u. St.-A.“ vom 17. d. M.) überfüllt. Die Opposition suchte die von Crispi bei seiner Unterredung abgegebene Erklärung als mit den Erklärungen Giolitti’'s bei Gelegenheit der Berathung über die Bankenfrage im Widerspruch stchend darzustellen. Außer dem Minister-Präsidenten Giolitti und den Depu- tirten, welhe die Anfragen gestellt hatten, nahnen Cris pi und mehrere andere Deputirte zur Abgabe vorwiegend persön- licher Erklärungen das Wort. Die Sißung war ziemlich be- wegt, die Berathung {loß aber, ohne daß es zu irgend cinem Beschluß kam.

Der Papst empfing gestern den französischen Botschafter Lefebvre de Behaine, der als außerordentlicher Abgesandter die Glückwünshe des Präsidenten Carnot und der fran- zösischen Regierung überbrachte. Der Empfang der Pilger aus Ungarn, Argentinien and Uruguay wurde wegen einer leichten Erkältung des Papstes verschoben.

Portugal.

Das neue Ministerium hat sich dem „W. T. B“ zu- folge gestern constituirt und ist, wie folgt, zusammengeseßt : Nibeiro Präsidium und Auswärtiges, Franco Castello Branco Inneres, Antonio Azevedo Justiz, Oberst Pi- mentel Pinto Krieg, Fuschini Finanzen, Neves Fer- reira Marine und Bernardino Machado Arbeiten. Die Minifter werden heute ihr Programm den Cortes vorlegen.

Schweiz.

Die Bundesregierung hat sich einer Depesche des französishen Bokschafters Arago zufolge mißbilligend über eine dem Präsidenten Carnot in dem Baseler Karnevalszuge zugefügte Beleidigung ausgesprochen. Die Bundes- regierung is bereit, deshalb die ihr rehtlich zustehenden Mittel zur Anwendung zu bringen und “Frankreih Genug- thuung zu geben.

Amerika.

Zum Chef des Justiz-Departements im Cabinet Cleveland's ist, wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, Richard Olney aus Boston, zum Marine-Secretär Hillary Herbert bestimmt.

Parlamentarische Nachrichten. Deutscher Reichstag.

Der Bericht über die 49. Sißzung vom befindet sich in der Ersten Beilage. 0. Sißung vom Donnerstag, 23. Februar, Der Sizung wohnt der Staatssecretär Boetticher bei. Der Handelsvertrag mit Egypten wird i Lesung ohne Debatte unverändert einstimmig genehmi E Darauf seßt das Haus die zweite Berathung des des Reichsamts des Jnnern beim Kapitel „Kai lihes Gesundheitsamt“ fort. Discutirt wird zunächst der zu diesem Kapitel Antrag Baumbach- von Bar: „Die verbündeien Regierun Bundesrath auf Grund Borschriften über den Nevistion in dem Sinne Nachweises auh Frauen muß.“ Vor Eintritt als Vorjigender der daß die Commission sih mit [ welche diese Frage und mehr dic treffende Angelegenheiten behandeln, beschäf Reichskanzler zur Erwägung üb: n hal Abg. Dr. Baumbach (df: behandelt, teht auf der ¿ord1 Bolkévertretung. Günstig refolvirt Zweite Kammer in Baden und in Hess auch die Beschlüsse des Abgeordnetenhauses in Difterreich ift gleiches gemeldet. Der Antrag ifi

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Tageëordnung erledigt commission einstimmig einen früher dem Neichétag unte es forderte die Zula)tung und zur Ablegung dex Man machte dagegen | i: | fallen unferem heutigen Antrage gegenüber w ]. 2B ‘Tangen, unterfteht durhaus der Comvetenz des Bundesrat! tann man ganz ruhig und vertrau:rsvoll der Bundesraths Über ir sind ¡üddeutschen mag oder um werden di (Beschlech lig T0, Un gelehrte Deductio!: Gehirns anzusch{ließen | lequno in deu Buch des Abg. Bebel: Die Frau Es wird allerdings heute fc 10ch ter Borwurf der Junferiorität des weiblihen Geschlecht: ti | r ( n. Professor Leyden macht freilih den Einwurf, daß zur Aus- übung der ärztlichen Praxis n:cht blos Kenntnisje, sondern audh Charaktere gehören. Jn dieser Beziehung fällt er iber die Frauen unseres Vitrelstandes ein ziemli abtfälliges Urtheil. S ‘ofessor Leyden geht aber zu weit; er macht die Auenahme zur der U ahnlicher Weise hat sich ja auch über die Frauen des Mititelstandes der Abg. Bebel in feinem Buche ausgesprochen. Im Grundgedanken begegnen sich beide Herren. Wo der Abg. Bebel seine Studien über die Frauen des Mittelstandes gemach! hat, weiß ich nit ; ich fann ihm do eine große Anzahl Frauen vorführen, auf n elche sein abfälliges Urtheil nicht zutrifft. Ein auderer Einwand wird aber beute sicher wieder erhoben werden: daß cs unr:ei iei, wenn die Frauen aus der Häuslichkeit heraustreten, ih nit mehr darauf beschränken, däs heilige Herdfeuer zu pflegen und zu bewahren. Ja, wieviel ¿Frauen verfügen denn über dieses nethwendige Nequisit ? Sind denn alle Frauen verheirathet, baben fie cinen eigenen Herd“ Vie Frauen müssen doch in die Fabrik gehen; weshalb fell es also unweiblich sein, wenn sie ich dem ärztlichen Beruf widmen 5dluß des Blattes.)

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten.

Der Bericht über die gestrige Sitzung befindet sich in der Ersten Beilage.

37. Sißung vom 23. Februar.

Der Sigzung wohnt der Minister der geistlichen 2c. An- gelegenheiten Dr. Bosse bei.

Die zweite Berathung _des Staatshaushalts- Etats für 1893/94 wird fortgesetzt, und zwar im Etat des Ministeriums der geistlichen 2c. Angelegenheiten bei dem Kapitel „Elementarunterrihtswesen “.

Abg. Lu bret (nl.) bedauert die ablehnende Haltung der Mehr- heit des Haufes geacnüber dem Gesetzentwurf wegen Aufbesserung des Einkommens der Volksschullehrer. Einem Antrage der Negterung auf Gehalteaufbefserung follie überhaupt niemand widerspre{en. Ein Einkommen von 750 6 genüge für einen Lebrer nicht, wenn er aud) einfacher als der Bauer auf dem Lande lebe. Bcsonders seltsam sei der Widerstand der Confervativen, denn der Lehrer auf dem Lante fei eine Stüße des Staats und der Kirhe. Socialdemokraten würden die Lehrer woll nit werden, denn der Zukunfts\taat könne für fie keinen Neiz habe Aber es müsse dafür gesorgt werden, daß den Lehrern die Nahrungsforgen abgenommen würden.

Minister der gei!tlihen c. Angelegenbeiten Dr. Bosse dankt dem Vorredner für die Unterstützung de1 Regierungsvorlage und spricht die Hoffnung aus, daß das Gefeß doch noch in dieser Session zustandekommwen werde.

Abg. von Schencken ; st darauf hin, daß der eine Hilfélehrer bei dem Seminar für Stadtschulen in Berlin nur 1800 4 Gehalt habe, troßdem er A in feinem Redner empfiehlt, daß PTI C der Titel Rector gegeten werden Q

Wirklicher Geheimer Ober- é-Nath Dr. Schneide erflärt, daß diesem letzteren zun} d) urch eine Verfügung de Ministers nachgekommen "ei inar-Hilfslehrer in Berlin beziehe das Marimalgehalt : c enn er feine Verhältnisse zu verbessern wünsche, um die Stelle eines ordentlichen Lehrers bewerben, wobei er alierdings von Berlin weg versetzt werden würde. Aber das wolle der betreffe Herr nid

Abg. Ni ck df ; sißungen will ic daß aus der noch etwas wer | C wir uns auf den Standpuüuofkt: nit ftellen Parteiverhältnissezu deshalb ÎT F 9k von der agecê8ordnung der Negterung foll mau bezüglih der Squle niht gekehrt. Wir werden in jeder Weise unterstützen, der Finanz: M wobl auch troß der Schwierigkeit der *tinanzlag den Weg legen. Wenn nahezu 100 Millionen fi gegeben werden, dann verstehe ih uicht,

jründen mit dem Gelde für die Sch

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geistlichen 2c. Angelegen beite: Commission hat allerdings die Regieru JSvoI gebälter zu meinem Bedauern abges{chwächt. das Wenige, als garnichts. Daß ich zur nicht einbringen kaun, wissen Sie alle; Sie kenne: dafür. Komme ih mit dem Schulgeseß nicht durch, Ie weit ih mit einem Dotationzgeset e Lehrer nur etwas erreiche, so werte ich de lbänderungsanträgen soweit als mögli entgegenkommen.

Abg. Dr. Porfch (Centr.) hält ebenfalls eine Aufbesserung der unzureichenden Gehälter der Volksschullehrer für nothwendig : aber es felen auch andere Klassen vorhanden, deren Gehaltsverlältnisse un: zureihend seien. Auf dem Standpunkt stehe seine Partei nicht, daß sie aus Bosheit ein Schuldotation8geseß ablehue, weil das Schulgesetz

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den Nusaaben empfiehlt Abg. von hen dorf ul.) etne 4 der förperlihen Auébildung der Schuljugend. Es geschche jc Gebiet manches, aber namentlich für die Volksschulen sei maßig wenig gethan worden. Die Strömung im Volk sei der wegung, die den Turn- und Spielunterricht i Schule fördern wolle, fehr günstig. Davon follte auch die Unterrichtsverwaltung Vor- theil zu ziehen fuchen. Ubg. Sperlich (C Fur die Städte mag dex Turn- unt ¡el [ in; auf dem Dorfe giebt es genug Ge- [reier Luft; da ist der Turn- und Spiel nur eine Lat für Schüler und Lehrer. Vom Turnen Veilitärtühtigfeit niht ab, sondern vielfa auch von den (Frnährungéverhältnissen, und auch der Jmvfzwang hal manchen zum Krüppel gemacht. Ih möchte den Minister bitten, ; fein Augenmerk zu richten. / Bel den Vusgaben sür die Shulaufsiccht tritt Abg. von Schenckendorff (ul.) für die Aufbesserung dex Gt hälter der Regierungs Zhulräthe ein, die ¡et! \chledter gestellt seien als die Gymna sial-Directoren, troßdem fie aus dem Kreise derselben bervorgingen. | E : Ubg. Graf zu Limburg-Stirum (cons.) erklärt bei dieser

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(Gelegenheit, daß seine polilischen Freunde bezüglich der ¿Frage des Neligionsbunterrichts für Kinder der Dissidenten auf dem Standpunk!1 der Regierung ständen. Der Standpunkt, den der Abg. Stöcker ein- genommen habe, lasse sich zwar mit pädagogischen Gründen ver- theidigen, die Kinder follten aber eine religiöse Grundlage mit- beflommen; ob das Leben das später wieder vernichte, sei niht Sache der Schulverwaltung. : f ,

Bei den Ausgaben für die Kreis-Schulinspectoren

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11nd 26 neue Stellen eingestellt

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Abg. Dauzenberg (Centr.) weist darauf hin, daß die Institution der Kreis-Schulinspectoren vielfache Anfechtung erfahren habe, nit bloß der Kosten wegen, obgleih diese au fehr hoh gestiegen seien, nämlih von 60 000 . auf mehr als 14 Millionen Mark. Be- merkenswerth sei es, daß nur in den vorwiegend katholischen Provinzen Kreis-Schulinspectoren im Hauptamt angestellt seien. In den vorwiegend evangelishen Provinzen fungiren evangelische Geistliche im Nebeitamt. In Brandenburg, Pommern, Sachsen und Hannover findet man fast gar keinen Kreis-Schulinspector im Hauptamt; auf dem katholischen Cichsfeld sind aber zwei Inspectoren im Hauptamt. Ist es etwa eine besondere Bevorzugung der Katholiken, daß sie unter die Auffiht der Kreis - Schulinspectoren im Hauptamt gestellt sind? Ift es einè Vernachläfsfigung der Den Schulen, daß die Inspectoren im Nebenamt sie beauffichtigen ? er jeßige Minister der geistlichen 2x. Angelegenheiten hat die Schul- organisation von scinem Vorgänger gcerbt; er macht fich aber zum Mitschuldigen, wenn er die Zahl diefer Stellen vermehrt. Die katholischen Kreis - Schulinspcetoren, die im Hauptamt ange- stellt sind, haben von dem Katholicismus gewöhnlih nur noch den Namen. Ein Kreis-Schulinspector sollte aber immer ein dur und durch religiöser Mann sein. Die tedmische Qualification der Shulaufsichtsbeamten ist au keine befondere. Es sind gewöhnli Philologen, die dur das Oberlehrerexamen durchgefallen sind und deshalb in diese Laufbahn übertreten. Die ganze Schul. aufsiht follte auf den Ausfterbe-Etat gefeßt, meinetwegen auch ganz aufgehoben werden; dann kommen wir auf denselben Stand- punkt, auf dem die evangelifchen Schulen stehen. Die latholifcheit Geistlichen steben auf demselben Bildungsstandpunkt wie die evan gelischen und können ebenfalls für sh die Schulaufsicht verlangen.

Bei Schluß des Blattes nimmt der Minister der geist- lichen c. Angelegenheiten Dr. Bosse das Wort.

Das Gesetz über die Abzahlun gs8geschäfte is von dex mit der Vorberathung beauftragten Reichstagscommission gestern Abend in zweiter Lesung unverändert nach den Beschlüssen erster Lesung genchmigt worden. Zum Meferenten ist Abg. Dr. Mebnuert be- stellt worden.

Entscheidungen des Reichsgerithts.

nordnung einer Béfchlagnahme oder Durd t nah S8 98, 105 der Strasprozeßordnung den als der Staatsanwaltschaft fungirenden Pol izei- und Soeamten „Vev Gefsshr im Verzuge" zu. In se Bestimmungen hat das Reichsgericht, 1. Strafsenat vom 1. Dezember 1892 ausgesprochen, daß dem ichter rüfung darüber nicht zusteht, ob das Erforderniß „Gefahr vorgelegen hat.

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Nach § 154 Abs. 2 des Invaliditäts- und Altersversicherungs- vom 22. Juni 1889 wird mit Gefängniß nit uuter drei derjenige bestraft, welcher wissentlih chon etnmal ver- Marken in Quittungskarten abermals verwendet. lese Bestimmung hat das Reichsgericht, 111. Straf-

cil vom 8. Dezember 18392 ausgesproden, daß als verwendete Marke im Siane diefer Strafbeftimmung

erstehen ist, welche zur Tilgung einer bestimmten,

e En eitra g8pf t des Arbeitgebers, bezw.

i. Cine bereits vorher eingeklebte Marke

Jettragepfliht nicht als ver

Kunft und Wissenfchaft. zem Berich

Zn dem Bericht über die Ausgrabungen n Dos voin Zahre 1890 hatte Frau Schliemann das Bersprechen gegeben, die unerwarteten Tod ihres Mannes unter- brochenen (Gravungen fortzuseßen und zum Ab- [{chluß zu bri ieses Versprechen soll jeßt cingelöst wer dent; die Ausgrabungen sollen gegen Mitte April beginnen

i sichtlich etwa drei Monate dauern. Jhre

unn dem früheren Mitarbeiter

Daucr der

n denzenigen, wel Troja besuchen, die! u erflären und ihnen bei tudium derselben be- zu fein. Da über den Zustand der Nuincn und ihre immer richtige Ansichten herrschen, ist es i

‘ejje der Wahrheit sehr erwünscht, w nänner sich ) ja entschließen und die ; e zeit dazu ist nicht zu Tdschichten wegenihrer cinfachen voraussichtlich den zerstörenden

lanc derstand leisten

( 1 We cije nach Hifsarlil [d inbet non bekannten Feisehandbüchern : jt au der Leiter der Nusgrabungen zu jeder näheren

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Es ijt bei diese g Jrrthum in der nntmahung über eine vom Kaiserlichen Archäologifchen 1zeiger“/ Nr. 35 ©

11. März,

Gurlitt, dessen rüh: iger, um tas 2 erdienter Inhaber Fritz Gurlitt unlängît enu erlegen ift, finden wir eine nicht unketrädt BerTten älterer franzöósischer Künfstl i Veberblick ül E

Schule von! Fontainebleau gewährt. Det

dschafter Theodore 1

vereinigt, die einen NRousscau fehlt freilid ist mit einem bemerkenëwerthen größercn moissonneurs“ aus dem Jahre 1842 rve: * eines Cichenwaldes öffnet sich der Bli in e: en Auffassung und Colorit ‘die Eriruerung an andiscwen Landschaften weckt. Auch sein jüngerer Brut ler Bictor Dupr¿ \chlie;t fich an tie Hobbema d Koninck an, alterthümelnd in der Behandlung di r intimen Erfindung. Derselben Kreise geh Zhiermaler C. Troyon au, von welchem drei liebecnéwürdi Schöpfungen avsögestellt aubigny emancivirt fich ungleich energi!cher von jeder Stlilistik; seine frei und lebendig fkizzirten Veduteu wie die prächtige Abeudstimmung am Waldweiher (Ir. 25) tragen gea über den Werken von Dupré und Troyon eiuen durchaus modernen Charakter. Die weiche flodige Behandlung vecleiht ihnen dea Rec

zarter poetisher Stimmung. Kraftyoll uud klar in der Tiefe des 1

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duntlen Colorits sind die Kaualbilder Boudin's, während Loui: Français die duftige Weichheit seines Meisters Corot anstrebt. Bou Jean Françcois Millet finden wix ein Werk voll ernster Rube und grandioser Haltung: die Kirche seiner wormannishen Heimath Grévile, vielleicht das bedeufendste Bild dleser frauzösischen Ausstellung. Ermüdeud wirkt iu ihrer steten Wiederholung die vershwommenc Maníer des jüngeren Millet, dessen Heuschoker im Béondenlicht

und bei Gewitterstimmung gleich trostlos in den Himmel ragen und nur noch die L von Wahrzeichen der Urheberschaft Millet's haben. uh der etwas farbenfreudigen fkleinen Pastelle des Künstlers fehlt die rechte Energie des Ausdru. Nea ise-Virgil Diaz, den Zigeunermaler, carakterisiren leidlih zwei glatt gemalte, den weichen Halbschatten Correggio?s anstrebende Bilder „Confidences“ und „les Bohémiens“, fowie zwei fleinere Waldinterieurs von inniger Empfindung. Auch L éon Bounat, der gefeierte Porträtmaler und feinsinnige Kunstfammler, hat feine kleine JItalienerin im Stile Diaz? gemalt. Nibot und J. Bail find mit je einem nit fonderlih kennzeihnenden Bilde vertreten. Damit auch die Vrientmalerci und das Soldatenbild nicht fehlen, hat man zwei Bilder von Washington und cinige kleinere Skizzen von Neuville und Detaille mitausgestellt. Meissonier's Aquarell „ls Mousquetaire“ giebt feinen Begriff von feiner Meisterschaft, während ein Abglanz sciner geistreichen Delicatesse auf Noybet's „Schac- partie“ gefallen ift. Vortheilhaft hebt sich von der Mehrzahl der untergeordneten Durchschnittslei:ungen Lhermitte’s Markt in der Bretagne ab, ein Werk, das den hohen Ernst der künst- lerishen Auffassung Lhermitte's gut wiedergiebt. Es mag {wer halten, eine größere Anzahl von wirkli bedeutenden Arbeiten französisher Maler auf den deutshen Kunstmarkt zu bringen; aber darum is es noch nicht gerehtfertigt, die keincéwegs immer berühmten Leistungen berühmter Maler dem deutschen Publikum, wie der von dem Pariser Unternehmer verfaßte Katalog es thut, als „oeuvres importantes“ vorzuführen. Gine Aus- stellung moderner französischer Kunstwerke von actuellem Interesse würde zwar geringeren geschäftlihen, aber um so größeren fünst- lerishen Erfolg versprechen.

Unter den deutschen Bildern der Ausstellung interessiren nament- lih die phantasievollen Schöpfungen zweier jüngerer Böcklin-Schüler: Hans Sandreuter in Basel und Urban-München. Sand- reuter verfügt freilich niht über die Intensität der Farbenempfindung feines Meisters, seinen Gestalten haftet eine gewisse akademische Kühle an; aber f{on der Versuch, sih an die weltfremde (Finpfindungssphäre GBöcklin’s heranzuwagen, beweist Muth und ernsten Künstlersinn. Urban ift noch abhängiger von dem Schweizer Meister, erfüllt gleich ihm, vielleicht auch von Stuck niht unbecinflußt, Wald- und Sceeinsamkeiten mit phantastislhen Gesichten und hat eine reichsillernde Farbenscala auf seiner Palette. Einige nordische Schneelandschaften mit Staffage von Frlies-Schwenzen seten s{ließlich noch wegen der trefflichen Beobachlung des Schneelichts und threr ccht nordischen Luftstimmung gerühmt. Italien hat Ar- beiten von Irolli Saporeki, Forti, Brancaccio und Cecceoni beigesteuert, unter denen Ettore Forti?'s sorgfältig durchgeführtes, im Colorit äußerst reizvolles „Idyll“ den Preis verdient.

4E Im Architektenhause hat der in Halle ansässige Maler U. Männchenu eine kleine Sonder-Auss\tellung seiner Aquarelle ver- anstaltet, unter welchen si besonders die breit und farbig gemalten

; Veduten ans Tunis und Pompeii durch glücklihe Beobachtung und

freie Behandlurg auszeihnen. Die Hauptstärke des Künstlers liegt offenbar im Landschaftlichen, wie auch ein stimmungsvolles Städtebild im Winterschnee beweist, während die figürlihen Studien ret ungleich find und zum theil ängstlich und unfrei wirken. Auch ein Kirchenintcrieur mit einer vor dem KFKirchenpfeiler kuicen- den, bânderingenden weiblihen Gestalt und das coloristisch allzu unruhige Atelier mit Staffage \tehen hinter den genannten Landschaften bedeutend zurück. Eine glänzende Leistung ist die Abendlandschaft C. Palmié?’s aus München, ein Jagdschloß in See, dessen von waldigen Ufern umsäumte Fluthen im warmen Abendlichte schillern. In alle Schatten dringt das Neflerlicht hinein, und die reiche Abendstimmung der einzelnen Partien verleiht dem breit und ficher hingestrihenen Bilde einen eigenartigen Zauber der Stimmung, der indeß nicht etwa auf Kosten der Natur- wahrheit erzielt ist. Hoffentlich begegnen wir dem talent- vouUen PVeundenèr-. Kunitler (von {ebt an häufiger in unseren Berliner Ausstellungen. Auch aus anderen Münchener Ateliers fiutden wir im Architektenhause bemerkenswerthe Leistungen: so A. Kösfeler’s 1892 prämiirtes großes - Bauernbild „Auf dem Tanz- boden“, cin Meisterstück fein abgewogener Helldunkelmalerei und derber Gutschlossenheit in der Haltung der kräftigen Gestalten; zwei ober- bayerishe Dorfbilder von Alois Gabl, eine übersl)wemmte Herbst- landschaft von H. E. Berleysch und ein vornehm-ernstes Männer- bildniß von der Gräfin Marie von Kalckreuth. René Neinecke, der geistreihe Zeichner modernen Gesellschaftélebens, hat seine für ein „Backfischalbum“ bestimmten, eleganten Gouachen ausgestellt, und der gleichfalls in München au8gebildete Pro fessor der Weimarec Akademie Mar Thedy schildert uns in einer stark an Claus Meyer erinuernden etwas glatten Zierlichkeit das trauliche Stübchen einer Näherin. Zwei große effectvolle Strand- bilder von Le Mayeur, sowie eine Marine von Eschke und ein Lofokenbild Carl Böhme's bilden neben Röseler's schon genanntem Kirmesbild die Hauptanziehungspunkte im Kuppelsaal der Ausstellung.

Das historisch bedeutungsvolle Nuppiner Thor in Grau-

see ist bis auf einige Arbeiten im Innern durch Ausbau zweier

Giebel und Anlage eines hohen Satteldaches wieder hergestellt.

Ju der Klosterruine zuChorin sind die baulichen Vorbereitungen Instandseßzung und Ausmalung des „Fürstensaales" durchgeführt.

Statistik und Volkswirthschast. Centralverein für Hebung der deutschen Fluß- und Kanalschiffahrt. In cinem Fractionszimmer des Neichstagsgebäudes fand gestern bend cine Ausschußsizung des Centrälvereins für Hebung der deutschen Fluß- und Kanalschiffahrt statt. Der Borsitzende, Professor Schlichting eröffnete die Versammlung mit etwa folgendei „Ich kanu Jhuen die erfreuliche Mittheilung machen, daß - Königliche Hoheit der Ptinz Ludwig von Bayern, des bayerischen Kanalvereins, huldvollst geruht haben, )renmitgliedshaft “des Centralvereins für Hebung deutschen Fluß- und Kanalschiffaßrt anzunehmen. (T5 mit um fo größerer Freude zu begrüßen, da da- cin einiges, umfassendes Band für sämmtliche deutsche innenschisfahrts-Vereine geschaffen worden ist. Der Vorstand hat eschloffen: feinem hohen Ehrer mitglied als Zeichen der Dankbarkeit cin Diplom zu überreichen. Am 26. März d. F, wird in München eine Ausshußsißung des bayerishen Kanalvereins stattfinden, der der hohe Protector prâsidiren wind. Es sollen zu dieser Bersamm- lung die Vorsiteenden aller deutschen Binnenschiffahrts-Vereine einge- laden werden. Sollte ih ebenfalls eine Einkadung erhalten, dann verde ich derselben, shou mit Nücksicht auf die große Bedcutung, die diese Versammlung für die deutsche Binnenschiffahrt zweifellos haben wird, Folge leisten. Meine Herren, der Zufall will es, daß wir heute unsere Ausschußsizung an dem hundertjährigen Geburtstag des Begründers unseres Centralvereins „des Mannes der rothen Erde“, unseres unvergeßlichen Friß Harkort abhalten. Was heute uns als felbflverständlich erscheint, daß für den Auébau und die För- derung der Wassersträßen eine geeiguete Vertretung vorhanden fein muß, diese Idee hatte Harkort {on vor vielen Jahren: ibm verdankt der Centralycerein in erster Linie seine Entstehung. Jch ersuche Sie, nh zum Zeichen der Hochachtung für den Verewigten von Jhren Vlägen zu erheben. (Dies geschieht.) Der Borstand wird als Zeicheu der Dautbarkeit im Namen des Gentralvereins einen Kranz auf das Grab Harkort's niederlegen lassen.“

gz, Das füc Seine Königliche Hoheit den Prinzen Ludwig von Jahern angefertigte Ehrendiplom lag auf dem Borstandstische aus; ae Widmung lautet: „Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen ckudwig von Bayern widmet der Centralverein für Hebung der deutschen &luß- und Kanalschiffahrt auf Grund des Beschlusses vom ¿4 anuar 1893 ein Diplom als Ehrenmitglied zum Zeichen auf- ioesgger Dankbarkeit für die hohe Fürsorge und das warme Interesse, landes rine Königliche Hoheit zum Segen des gesammten Vater- 1899 Qr deutshen Binuenscbiffahrt weihen. Berlin, den 8, Februar S Schlichting, Professor an der Königlichen Technischen Hoch-

\{chule, Erster Vorsitzender; Regierungs-Baurath Wernekinck, Zweiter Vorsitzender; (Fommerzien-Rath Arnold, Schatzmeister; Hauptmann z- D. Hilken, Schriftführer.“ f Bergrath Gothein bemerkte, daß der Finanz-Minister geäußert

habe: die Erhöhung der Schiffahrtsabgaben auf den märkischen Wasserstraßen betrage nur ein Drittel der früher erhobenen Avgaben. Infolge der eigenartigen Abgabenerhebung betrage j doch die Erhöhung in den meisten Fällen das Fünffache des früheren Saße Die Shiff- fahrt sei nicht in der Lage, eine folhe hohe Mehrbelastung zu ertragen. Auf Vorschlag des Neduers wurde beschlossen: bei dem Finanz- Minister und dem Abgeordnetenhause deshalb vorstellig zu werden.

Alsdann kam die Frage der K analisirung der oberen Lippe und ihrer Bedeutung für die Verbinbung des Dortmund-Emshäfen-Kanals mit dem Niederrhein zur Besprehung; von einer Beschlußfassung wurde abgesehen.

; Naturalverpflegungsstation.

Im Negierungébezirk Stade haben sich die Naturalverz?legungs- stationen, wo sie noch bestehen, insoweit bewährt, als eine erhebliche Einschränkung der Wanderbettelei in den betheiligten Ortschaften und Kreisen bemerkt worden ift. Leider ist die (Fristenz dieser Stationen in dem genannten Regierungsbezirk, va sie lediglich aus freiwilligen Leistungen der Kreis. Communalverbände geschaffen und unterhalten werden, diese Verbände aber nur sehr {wer zur Hergabe der erforder- lichen Mittel zu bewegen sind, gefährdet.

Zur Arbeiterbeweguna.

Aus Dortmund berichtet die „NRhein.-Westf. Ztg.", daß die dortige Strafkammer den ehemaligen Bergmann und langjährigen Führer der Bergarbeiter Friß Bunte wegen indirecter Auf- forderung zum Ausstand in Bergarbeiterversammlungen zu Dortmund, Essen und Dorstfeld zu einjährigem Gefängniß verurtheilte.

Aus Braunschweig wird dem „Vorwärts“ mitgetheilt, daß die Drechsler der Wehrenpfen nig’ schen Holzwerklzeug-Fabrik wegen der Lohnverhältuisse die Arbeit niedergelegt baben.

In Ober-Grüne bei Jserlohn haben nach demselben Blatt die Gelbgießer der Firma Gebr. Kuhlmann wegen Lohnherab- sezung die Arbeit gekündigt.

Vier in Berlin legten die Arbeiter der Kisten fabrik von S. Mannheim mit Ausnahme von zweiea am Dienstag früh die Arbeit nieder; als Grund werden im „Vorwärts“ Lohnverhältnisse angeführt. Der Ausstand in der Lamypenfabrik von N. Gerling ift beendet.

Zu dem Ausstand der Baumwollindustrie-Arbe iter in Lancashire berichtet die Londoner „Allg. Corr.“ : Gegenüber dem Anerbieten der auéständigen Baumwollenarbeiter, die Arbeit zu um 25 % ermäßigten Lohnsäßen wieder aufzunehmen (vgl. Nr. 45 dieses Blattes), kam der Bund der Falrikanten vorgestern zu einem ablehnenden Bescheid. Das Anerbieten fei nicht annehmbar, namentlich weil während der lelzten fünfundzwanzig Jahre jede Lohnerhöhung den Arbeitern gewährt worden fei, ohne daß sie strikten, und in teinem Falle weniger als 5% betragen habe; weil sowohl die zugestandene Lohnkürzung von 240%, als auch die Zeit von drei Monaten, während der sie eintreten sollte, nicht ins Gewicht fallen gegenüber den Verlusten der leßten Jahre; weil ferner in dem denkbar günstigsten Falle Fahre verstrichen [eib müssen, bevor die ungünstige Bilanz überwunden werden könne, vährend welcher das Kapital im Baumwollenhandel mit 1% Nutzen oder Gewinn gearbeitet hat u. st w. Um jedoch den guten Willen des Bundes zu zeigen, soll die Lohnkürzung erst 6 Monate nach Ab- ¡chluß des Vergleick;s eintreten.

Aus Chicago meldet ein Wolff’s{hes Telegramm, daß alle Weichensteller der Chicago Western Indiana - Eiseubahn Ivegen de Berweigerung einer Lohnerhöhung auëstehen. er Waarenverkehr der Cisenbahn ift unterbrochen

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Sesundheitswesen, Thierkrankheiten und Nbsperrungs- Maßregeln.

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ung von Thierseuchen im Deutschen Neich t

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im Januar 1893.

(Nach amtlicheu Mittheilungen : für Preußen und Braunschweig liegen Nachweisungen nur über Maul- und Klauenseuche vor.)

Fâlle von Noß (Wurm) sind festgestellt in zwei Gehöften des Bezirks Neuburg a. D. (Schwaben), in je einem Gehöft der Stadt Dresden fowie der Oberanmtsbezirke Böblingen (Neckarkreis) und Jtavenéburg (Donaukreis).

Die Maul- und Klauenseuche läßt abermals einen Rück- gang erkennen. Wenn dieselbe au) noch aus fast allen Negierungs- und sonstigen größeren Verwaltungébezirken gemeldet wurde, so sind doch in der Mehrzahl diefer Gebiete weniger Gemeinden ergriffen worden als im Vormonat. Dies gilt besonders von den bisher stark betroffenen NRegierungébezirken Königsberg, Gumbinnen, Marien werder, Potédam, Frankfurt, Stettin, Posen, Bromberg, Breslau, Heeiseburg und Schwaben, den Kreishauptmannschaften Dresden, Leipig und Zwickau, dem Landescommissärbezuk Karlsruhe, sowie vou Mecklenburg - Shwerin und den Thüringischen Staaten. Dagegen weisen die nur wenig betroffen gewesenen Negierungsbeziile Magdeburg, Schleswig, Hildesheim, Lüneburg, Münster, Minden, Arnsberg, Cassel, Köln, Aachen, Oberbaverü, Mittelfranken, Unterelsaß und Lothringen, sowie der Landescommissär- bezirk Konstanz dieëmal eine geringe Zunahme auf. Neu befallen wurden das oldenburgische Fürstenthum Lübeck und das bremisce Staatsgebiet. Nicht wieder aufgetreten ist die Seuche in dem MNegterungsbezirf Dsnabrück, dem oldenburgischen Fürstenthum Birkenfeld sowie in den Staaten Lübeck und Hamburg; auch sind die Negierungs- bezirke Stade, Aurich, das Herzogthum Oldenburg, ferner Schwarzburg- Sondershausen und Schaumburg-Lippe wieder frei geblieben. Haupt- [a chlich von der Seuche heimgesucht waren die Regierungsbezirke Königsberg, Danzig, Marienwerder, Potsdam, Stralsund, Breslan, Dberbayern, Mittelfranken, Schwaben, «Dresden und Zwickau, ferner Mecklenburg-Schwerin; am wenigsten Berlin, die Negierungs- bezirke Erfurt und Trier, ver Landescommissärbezirk Konstanz, ferner Waldeck, Bremen und das Ober-Elsaß.

Die Lungenseuche wurde festgestellt in je 1 Gehöfte des Vezirks Burglengenfeld (Oberpfalz) und des Kreises Ballensted (Anhalt).

Ausbrüche der Scha fräude sind ermittelt in je 1 Gemeinde von Oberbayern, Ober- und Unterfranken und Schwaben, in 2 des Schwaxrzwald- und 1 des Jagstkreises, 6 von Oberbessen, je 1 von Mecklenburg-Schwerin, Sachsen-Weimar, Waldeck und Neuß j. L.

Cholera.

ODesterreih-Ungarn. Jn Galizien ist während der Woche vom 5. bis 11. Februar ein Cholerafall niht zur Anzeige gelangt, In Budapest sind, wie das „D. österr. San. Wes.“ berichtet, vom 4. bis 10. Februar vier Erkrankungen und zwei Todesfälle festgestellt worden.

Frankreich. Zufolge einer Mittheilung in deu „Veröffent- lihungen des Deutschen Kaiserlichen Gesundheitsamts“ wird die Anzahl der in Marseille vom 5. bis einschließlich 8. Februar vorgekommenen Todesfälle auf 5, 15, 4, bezw. 9 angegeben. Die Gesammtzahl der täglichen Sterbefälle von Marseille hat zufolge „Le potit Marseillais“, vom 31, Januar bis einschließlich 4. Februar (tageweise geordnet) 37, 32, 28, 65, 57 und am 7. Februar 55 betragen.

Rußland. Zufolge einer Mittheilung vom 6. Februar ist in Schachtnaja (Gebiet der donischen Kosaken) die Cholera wieder aus8gebrochen.

Arabien. Nach einer Mittheilung vom 9. Februar haben auf Kamaran im Lazareth weitere Cholera-Erkrankungen seit dem 29, Januar nicht stattgefunden. Um der Verschleppung der Seuche vorzubeugen, hat der englishe Vertreter in Konstantinovel die Wei- sung nah Indien gelangen lassen, die Pilgerfahrten einstweilen aufzuhalten.

Spanien. E /

Zufolge einer in der „Gaceta de Madrid“ veröffentlichten Ver- ordnung des Königlich spanishen Ministers des Innern vom 15. Fe- bruar 1893 werden Herkünfte aus Brügge (Belgien) als „reîn“ wieder frei zugelassen.

Desterreih-Ungarn.

Der Königlih ungarische Handels - Minister hat unter dem 13. Februar 1893 für Herkünfte aus den französischen Häfen des Mitktelmeers wegen des Auftretens der Cholera in Marseille strenge ärztliche Üntéesudina angeordnet.

Verdingungen im Auslande.

Niederlande.

27. Februar, 15 Uhr. Hollandsche Yzeren Spoorweg- Maatschappij im (entral-Personen-Bahnlhof zu Amsterdam: Loos Nr. 549, Lieferung von unzubereiteten und zubereiteten platten Gisenbahnshwellen aus Eichen- und Nothholz in 4 Abtheilungen. Loos Nr. 550. Lieferung“ von viereckig behauenem Eichenholz für Weichen. Lieferungsbedingungen für 1 Fl. per Loos erhältlih bei dem Bureau Wegen Werken der genannten Gesellschaft, Zimmer 154.

28. Februar. De afdeeling Boxtel der Noord-Brabantsche Maatschappij van Landbouw: 1) Lieferung von ca. 50000 kg chemischen Dünger, enthaltend 34 0/4 Sdickstoff aus Chilesalpeter, 3 9% Phosphorsäure in citronensaurem Ammoniak löslich und 12 % [hwefligsaurem Kali. 2) Lieferung von 20 000 kg Superphoévhat, enthaltead 14 9% in Wasser löslihe Phosphorsäure. Die Lieferung muß spätestens am 20. März d. I. franco Station Bortel erfolgen.

Angebote sind bis spätestens 28. Februar an den Secretär J. G. Onland in Esch bei Boxtel zu richten.

2. Mârz. Het Gemeentebestuur van Venlo: Lieferung von 300 laufenden Metern Bordschwelle aus petit granit, 0,27 m hoch und 0,20 m breit sowie 30 000 platinen (Fliesen) 10:10 franco Station Venlo.

Theater und Musik.

Saal Bechstein.

Der Pianist Herr Heinrich Lutter aus Hnnover, unter Leitung Franz Liszt’'s ausgebildet, gab gestern seinen ersten Klavier-Abend, den er mit einer großen Anzahl von Klavier- stücken allein ausfüllte. Seine technishe Fertigkeit ist sehr be- deutend, sein Anschlag ist weich und gesangreich, auch gebictet er über eine große Kraftentwickelung, nur liebt der Künstler in seinem Bortrage dic \{chroffen Gegensätze, sodaß er mitunter die Uebergangs- stufen des „Crescendo“ und „Decrescendo“ vermissen läßt, wie dies z. B. in Schubert's Menuett und in dem Scherzo (op. 20) von Chopin der Fall war. Sehr schön war seine Ausführung der Sonate von Beethoven mit dem Trauermarsh, sowie die des Impromptus von Chopin, der „Papillons“ von Schumann und besonders der fehr stimmungsvoll und poetisch gehaltenen Suite von Liszt's „Bénédiction de Dieu dans la solitude“, Lebhafter Beifall des ziemlich zahlreih ershienenen Publikums folgte allen Vorträgen.

höchster Genehmigung am Sonntag im Königlichën Overn- bause Mittags 1 Uhr unter Leitung des Königlichen Kapellmeisters ¿Felix Weingartner eine große Musikaufführung statt, _in welcher Pietro Mascagni, die Violinvirtuosin Fräulein Frida Scotta, ter bayerische Kammersänger Herr Eugen Gura, Herr Hofcellist Heinrich Grünfeld, die Köntiglihe Sängerin Frau Marie Göôue, die Königlichen Sänger Herren Sylva und Mödlinger und die Königliche Kapelle milwirken. Mascagni wird. ein in Berlin noch unbekanntes Orchesterstük „Dansa esotica“ und die Inter1ezzi aus „Cavalleria rusticana“ und „Freund Fri“ dirigiren und ih bei dieser Gelegen=- heit vom hiesigen Publikum verabschieven. Der Billetverkauf ist bei Bote u. Bock.

Jm Berliner Theater findet morgen eine Aufführunz von «Dorf und Stadt" mit Agnes Sorma als Lorle und am Sonnabend die erste Wiederholung des neu eingeübten „König Lear“ mit Ludwig Barnay in der Titelrolle, Agnes Sorma als Cordelia statt. Die genannten beiden Künstler wirken auch mit in der am Sonntag Nachmittag stattfindenden Aufführung von Sardou's Schauspiek „Dora“: für Sonntag Abend i Moser's Veilchenfresser“ angesetzt. Die erste Aufführung von Newsky's Schauspiel „Die DanischeF5“ ist für nächsten Dienstag in Ausficht genommen.

Die für Sonnabend im Kroll’\hen Theater festgesetzte erste Aufführung von A. Schulz? vieractiger Oper „Der wilde Jäger“ ift auf nächsten Dienstag verschoben worden. 6

Im Thomas-Theater wird das zweite Stück des Nestroy- Cyklus: „Einen Jux will er sh machen“ vom Wiener Ens mble morgen zum leßten Mal gegeben, da die dritte Nestroy'iche Pofse „(Sulenspiegel" am Sonnabend zur Aufführung kommen wird.

Karl Zeller, der Componist des „Vogelhändlers“ und fein Librettist, Dr. Ludwig Held (Nedacteur des „Wiener Tageblatts*), haben eine neue dreiactige Operette vollendet, die der artistische Leit-r des Theater Unter den Linden zur Aufführung erworben hat.

Für das Concert der Sängerin Frau Clara Schul aus Genf im Saal Bechstein am Sonnabend 74 Uhr Klaviervirtuose Herr Elémer Polonyi seine Mitwirkung zugesagt; Künstler wird bei diefer Gelegenheit Werke von Haydn, Schumann, Liszt und seine eigenen „Zigeunerweisen" spielen. Die bekannte Altistin Fräulein Cäcilie Kloppyenbu rg tritt nach längerer Pause am Sonntag Abend 7x Uhr zum ersten Mal wieder in“ Berlin, Saal Bewstein, auf und nar iy einem mit der Sopranistin Fräulein Eva von Wurmb gemeinschaftlich zu veranstaltenden Lieder- und Duett-Abeud FlrdasIX.vorleßzte Philh1irmonis che Conecertzam 27. d. M., das unter Hof: Operndirector Felix Mottl's Leitung stattfindet, if Programm festgeseßt, wie folgt: Nachtmusik für Streichorchester Mozart, Klavierconcert Schumann, „Liebesscene und Fee Mab“ Berlioz, Klavierconcert Liszt, Ouverture NRienzi Wagner. Solist des Abends ist Eugen d'Albert.

Jm Concerthaus veranstaltet Kapellmeister Meyvder Mitwirkung des Componisten Herrn Professor Goldbeck morgen Componisten-Abend. Herr Professor Goldbeck wird im zweiten Thei eigene Compositionen, und zwar: „Idylle“, «Marionettensprünge «Waldesandacht* und „,Merikauische Tänze“, unter perfönlicher Leitung zur Aufführung bringen. Der dritte Theil wird zur Ehre des an wesenden Componisten Pietro Mascagni: Prélude und Siciliana aus „Cavalleria rusticana“, Sntermezzo aus „Freund Fritz“ und J} mezzo aus „Cavalleria rusticana“ enthalten.

Zum Besten des Frauenvereins „Mildwida“ findet mit Aller-

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Mannigfaltiges.

Die städtishen Gasan stalten baben im Bierteljahr Ok tober/Dezember v. J. insgesammt 36 941 000 cbhm Gas producirt, gegen den gleihen Zeitraum des Jahres 1891 mehr 66 000 ehm. Vie Zahl der gespeisten Privatflammen erhöhte si un 2275 auf 879 604 Stück und die der öffentlihen Gasflammen um 369 quf 21 747 Stück. Von den englischen Gasanstalten wurden auf denn ehemaligen Schöneberger Gebiet 881 Straßenlaternen ntt Gas versehen.

In der Urania hielt gestern Abend der Directer dieses Instituts Herr Dr. Meyer den seit längerer Zeit {on angetündigten Bortrag uber seine Eindrücke auf der Reise nah Nord-Amerika aux Gnuùde: des vorigen Jahres „Aus dem Lande der großen Dimenfiomwen“ der dur eine große Anzahl von Naturaufnabmen erläutert wurde und intereffant war durch ‘die in fesseluder Sprache vorgetragenen Schilderungen der “eigenthümlihen und großartigen Gulturzustäude des agufstrebenden Landes. In farbenprätigen Bildern wurde zunächst einige Naturshönheiten der JInfel Wight, tz dad