Schiff auf seiner Fahrt zu kurzem Aufenthalt berührte, und dann mehrere Sehenswürdigkeiten von London, wie ein Reitweg des Hyde- park, das Parlamentsgebäude und das naturhistorische Museum mit einem Theil seines reichen wissenschaftlihen Inhalts vorgeführt, um im Verglei mit diesen ansehnlihen Anlagen und Bauten, die auf den Deutschen schon einen überwältigenden Eindruck machen, noch mehr die Großartigkeit hervortreten zu lassen, die jeden Fremdling beim Betreten des amerikanischen Bodens in den ungeheuren Abmessungen der Naturerscheinungen wie der von Menschenhänden hervorgebrachten Bauten mit Staunen und Bewunderung! erfüllt. In New- York angekommen, erhielten die Zuschauer ein Bild von dem riesigen, alle unsere Vorstellungen übersteigenden Verkehr auf den Straßen und den Eisenbahnen. Die New-Yorker Hohbahn mit ihrem anscheinend fo gefährlihen, technish durchaus siher und gefahrlos an- gelegten Bau wurde durh Wort und Bild erklärt und erwähnt, daß auf der New-Yorker Stadtbahn täglih eine halbe Million Personen zur Beförderung gelangen. Auch der New-Yorker Stadtpark, der mit mehr als 10000 Sibßpläßen versehen, mit zahlreihen Statuen, darunter denen vonSchiller, Humboldt, Friß Reuter u.'a., ges{chmüdckt ist*und an Größe den Berliner Thiergarten weit hinter sih zurückläßt, wurde gezeigt. Unter den New-Yorker Bauten war es besonders die Musikhalle, welhe die Aufmerksamkeit des Reisenden erregt hatte. Der Saal dieser Halle enthält 4000 Sitplätze, zu den Galerien führen Treppen von 118 Stufen, sodaß ein Berliner Mieths- haus von drei Stockwerken bkuem hineingestellt werden könnte. Jn diesem Saal werden Concerte gegeben, bei denen Chöre in der Stärke von 500 Personen mitwirken. M vdem New-York an Einwohnerzahl nicht größer, eher kleiner als Berlin ist, geschieht dort mehr für die geiftige Ausbildung, da sih ihr die dur die vollklommeneren häus- lichen Einrichtungen in der Beschäftigung viel freieren Frauen mit großem Eifer und Verständniß widmen. Unter den 3 bis 4000 Per- sonen, von denen die Concerte stets besuht werden, gehören immer drei Viertel dem weiblichen Geschleht an. Die Musikhalle hat Herr Carnegie gebaut, der ein jährliches Einkommen von 12 Millionen Dollars besißt und sich mit Stolz daran erinnert, daß er ebenso wie Edifon feine Laufbahn als Telegraphenlaufburshe be- onnen hat. Bei Beschreibung des Theaterviertels, wo man auf einem Wege von kaum einer Viertelstunde fämmtlihe New-Yorker Theater zusammenfindet, wurde mitgetheilt, daß unter diesen etwa zwanzig Theatern zwei deutsche Theater sind: daß die Theater niht zu ver- gleichen sind als Kunsftinstitute mit unseren Theatern, weil der Ame- rifaner viel Abwechselung und Sensationelles sehen will und deshalb mehr die roheste Posse und die Aufführungen der Specialitätenbühnen Anklang finden; daß jedoch auch zeitweise die hervorragendsten Auf- führungen flafsisher Werke auf denselben Bühnen, die eben burleske Vorstellungen geboten haben, vorkommen. Nachdem endlich noch eins der riesigen Kaufhäuser in New-York, worin allein 4000 junge Mädchen beschäftigt sind, gezeigt war, führte der Redner im zweiten Theil seines Vortrages die Zuschauer an den Niagara-Fällen vorüber nah Chicago, um nun zu beweisen, daß diese mit eifersüchtigen Blicken von New-York betrachtete und die alte Hauptstadt fait in den Schatten stellende, mit wunder- barer Schnelligkeit aufgeblühte Stadt in der Großartigkeit der Anlagen und Bauten New-York {hon jetzt in vieler Beziehung übertrifft. Vor fehzig Jahren noch ein Dorf von kaum fünfhundert Einwohnern, steht es gegenwärtig an Einwohnerzahl nur wenig hinter New-York zurück. Obwohl die Stadt in einer ganz flahen Ebene liegt und in ter Ausdehnung an keiner Stelle behindert ist, drängt sie doh ihren geschäftlichen Theil auf einen ganz engen Naum zusammen und hat, um dies zu ermöglichen, die Gebäude zu einer Höhe anwachsen lassen, wie feine andere Stadt der Welt. Herr Dr. Meyer hat in einem Hotel gewohnt, das zehn Stockwerke hoh ift,
seinen E A im obersten Stockwerk und einen Concertsaal’ hat, der 6000 Personen aufnehmen kann. Das höchste Haus in Chicago hat 21 Stockwerke; doch beabsichtigt man jeßt, ein Haus von 38 Stock- werken aufzuführen, das bis zur Eröffnung der Weltausstellung noch vollendet werden foll. Von ganz besonderer Bedeutung ist Chicago durch. feinen Handel mit frishem R Im Jahre werden hier 24 Millionen Rinder und 54 Millionen Schweine geschlachtet. 26 Bahnlinien, die‘von Chicago ausftrahlen, ermöglichen der Stadt, den ganzen Osten von Amerika mit frishem Fleisch zu versorgen. 20 000 Schiffe verkehren jährli im Hafen und vermitteln die Ver- sendung der Fleischspeisen in die fernsten Länder. Da jedoch die Schiffe an die im Binnenlande liegende Stadt nur im Sommer heranfahren lönnen, so wird neuerdings ernstlih der Plan erwogen, durch einen gewaltigen Kanalbau, der die Länge der Entfernung zwischen Berlin und Petersburg haben würde, Chicago in unmittelbare Verbindung mit dem Meere zu bringen. Mit Rücksicht darauf, daß der Herr Negierungs-Baumeister Körber, der Neisebegleiter des Herrn Dr.Meyer, in wenigen Tagen einen ausführlihen Vortrag der bevorstehenden Welt- aus\tellung zu Chicago widmen wird, machte Herr Dr. Meyer zum Schluß uur einige allgemeine Mittheilungen darüber, aus denen aber hervorgeht, daß sie an Umfang und Größe der Bauten sämmtliche hisherigen Ausstellungen und die bis jeßt in Amerika ausgeführten Bauten noch bei weitem übertrifft. Der für diese Ausstellung bestimmte Raum ift viermal so groß, wie der von der leßten Pariser Aus\tellung eingenommene Naum, der hon eine Länge hatte wie die Entfernung vom Brandenburger Thor in Berlin bis zum Großen Stern. Der \chon ausgeführte Industrie-Palast hat eine Länge von mehr als L600 SUR Der: eler Wrete von uber (00 Fuß, Mie beiden Kirchen auf dem Berliner Gendarmen-Markt mitsammt dem Schauspielhause würden mit Leichtigkeit in feinem Jnnern platz finden. Ein Concert, das am Ende des vorigen Jahres im Saal dieses Gebäudes stattgefunden hat, ist von etwa 150000 Personen besucht gewesen. Großartig wird die Ausftellung auch sein dur die Mannigfaltigkeit der culturhistorishen Darbietungen, unter denen die wildesten bis zu den civilisirtesten Völkern in ihrem heimathlihen Leben genau vur- geführt werden sollen. WBemerkenswerth wird sie aber dadurch fein, daß die Frauen in einem eigenen, von einem weiblichen Architekten entworfenen Gebäude eine selbständige Ausstellung veranstalten werden, und daß bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal den Frauen auh Siß und Stimme in der Jury eingeräumt sein werden.
Die Ausführungen des Nedners wurden von den Zuhörern, die den Theatetraum bis zum leßten Play gefüllt hatten, mit regster Theilnahme verfolgt und sehr beifällig aufgenommen.
Der Verein für Hinderniß-Rennen wird, wie der „Deutsche Sport“ meldet, bereits in den nächsten Tagen officiell in den Vertrag eintreten, den die Lrabrenn-Gesellshaft Berlin-Westend wegen threr Bahn mit den Schäffer-Boit’schen Erben hat und der, wie man mittheilt, bis zum Jahre 1899 läuft. Als Aequivalent für die Cession bezw. die Ueberlassung der auf der Bahn errichteten Bau-
stehenden Antheilforderungen durch den Verein für Hinderniß-NRennen lofort getilgt, der außerdem dem Wunsch der Gesellschaft, bis 1899 thre Meetings auf der Bahn abzuhalten, entgegenkommen dürfte. Die jeßige Bahn des Vereins für Hinderniß-Rennen zu Charlotten- burg hört also mit Ende dieses Jahres auf zu bestehen und Westend wird von 1894 an Hindernißbahn und wahrscheinlich Trabrennbahn zugleich.
In der Matinee des Recitators Dr. G. Manz im Saal Bech- stein am Sonntag, Mittags 12 Uhr, werden mitwirken: Fräulein Pauline Schweighofer (Declamation), Fräulein Helene Frank
(Gefang) und Herr Jacques Weintraub (Geige). Herr Dr. Manz wird bei dieser E eine ungedruckte Märchendichtung in Versen von A. Strindberg zu Gehör bringen.
__ Wittenberg. Consistorial-Rath Heinrih Eduard Schmieder in Wittenberg, viele Jahre hindur Director des Prediger-Seminars
und ebensolange Bewohner des Lutherhauses, ist, wie der „Nat.-Z.“
gemeldet wird, am vergangenen Freitag in das hundertsté Lebens- jahr eingetreten. Das Befinden des greifen Herrn ist in Anbetracht ves hohen Alters befriedigend.
London, 22. Februar. Nach einer bei Lloyds eingegangenen Depesche aus Sierra Leone von heute is der british-afrikanische Dampfer „Coanza“ aus Hamburg auf dem Baiyah-Felsen ge- strandet und vollständig verloren. Sämmtliche Fahrgäste únd die Mannschaft sind gerettet. Die „Coanza“ war am 28. Januar von Rotterdam nach dem ODilriver-Gebiet abgesegelt.
Rom, 22. Februar. Wegen Verdachts der Mitschuld an der in den leßten Tagen hier vorgekommenen Explosion einer Petarde (vergl. Nr. 41 d. Bl.) sind, nah einer Meldung des „W. T. B.“ zwanzig Anarchisten verhaftet worden. Bei einem von thnen wurde eine Petarde von derselben Construction, wie die kürzlih in der Cavourstraße erplodirte, vorgefunden und beschlagnahmt.
Fraubrunnen, 22. Februar. Das hiesige S hat laut Meldung des „W. T. B.“ sämmtliche Eisenbahnangeltellten, welche angeklagt waren, in fahrlässiger Weise das Eisfenbahn- unglück bei Zollikofen am 16. August 1891 verursacht zu haben, freigesprochen.
Athen, 22. Februar. Jn Sparta, Kalamata und auf der Insel Zante fanden, wie „W. T. B.“ mittheilt, in vergangener Nacht wiederholt Erdstöße statt, welhe die Bevölkerung fehr beunruhigten.
Kopenhagen, 23. Februar. Heute früh 6 Uhr brach in dem Hâäusercomplex am Königs-Neumarkt, in welchem sich viele Werk- stätten und Waarenlager befinden, ein großes Feuer aus, das jeßt mit Hilfe von vier Dampfsprißzen und mit Unterstüßung von Militär und Marine bewältigt ist, aber sehr großen und noch garnicht zu übersehenden Schaden angerichtet hat. leiht verwundet. E
Kopenhagen, 23. Februar. Der Dampfer „Jakoff Pro soroff” aus Lübeck, Capitän Herlichh, mit Eisenerz von Oxelösund (Schweden) nah Rotterdam bestimmt, war, wie „W. T. B.“ berichtet, 42 Tage auf See. Die Mannschaften nährten sich in den leßten 32 Tagen von Kartoffeln und Wasser. Der Dampfer ist gestern 9 Meilen östlih von Möen gesunken. Die aus fechzehn Mann be- stehende Besaßung landete gestern Abend in s{lechtem körperlichen Zustande.
New-York, 22. Februar. Ein heftiger Schneesturm wüthet, wie „W. T. B." berichtet, im Innern -und itn Osten der Vereinigten Staaten, f\odaß der Verkehr der Züge überall mit Ver- \spätung stattfindet. Auf mehreren Strecken sind Züge durh den Schnee blockirt und von den Fahrgästen verlassen worden.
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(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
vom 23. Februar, Morgens.
Schauspielhaus. 55. Vorstellung. Don Carlos, Infant von Spauien. Trauerspiel in 5 Aufzügen | BViguet, von Schiller. (Prinzessin Eboli: Frl. Barsescu, als
In Vorbereitung :
Sonnabend : Gläubiger. Hierauf : Familie Pont-
Die beiden Champignol.
Concerte.
Philharmonie. Freitag, Anfang 74 Uhr:
Drei Feuerwehrleute wurden“
Gast.) Anfang 7 Uhr.
Sonnabend: Opernhaus. 49. Vorstellung. Zum l. Male: Die Rantzau. Oper in 4 Acten von Pietro Mascaani. Text von G. Targioni-Tozzetti und G. Menasci. (Nah Erkmann und Chatrian.) Deutsch von Max Kalbeck. In Scene geseßt vom Ober-Negisseur Tetzlaff. Anfang 7 Uhr.
Aberdeen „. Hé 2|bededckt Erhöhte Preise. Fremden-Loge 12 4 Orchester-
Christiansund D: l heiter Loge 10 A Erster Nang Balkon und Loge 8 M
Kopenhagen . J) [NND 1[Schnee Sue und Parquet-Loge 8 M. Zweiter Rang
Stockholm . W 2|bededt Prosceniums-Loge § #Æ Zweiter Nang Balkon und
aparanda .' ) \till\wolkenlos Loge 95 (6 Dritter Nang Ballon und Loge 3,50 4. t Petersburg W 1|bedeckt Parterre Stehplaß 2 s Amphitheater Sitplahtz Moskau . 9 O bedeckt 2 Æ.. Amphitheater Stehplaßz 1 Cork, Queens-|" j Schauspielhaus. 56. Vorstellung. Vasantasena. TOION , & « ) [DND Dratina in 5 Aufzügen von Emil Pohl, mit freier Cherbourg . D Benutzung der Dichtung des altindishen Königs 1 R [7 |NO Sudraka. In Scene geseßt vom Ober-Negifseur D e ( OND Max Grube. Anfang 7 Uhr. ura, ui S Die Billet-Jnhaber werden ersuht, vor dem Be-
S attfrbrwog 6 : NDO treten des Zuschauerraumes den Coupon vom Billet
Met Ner : \ND trennen zu lassen. Derselbe ist bis zum Schluß der
M «0 daa L Vorstellung als Legitimation aufzubewahren.
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1) Gestern Schneegestöber. 2?) Gestern Schnee. S) Been und Nachts Regen. 4) Nachts Schnee. 5) Nebel, #6) Vormittags Regen, Abends Schnee.
Uebersicht der Witterung. Sonntag: Heimath. Æ Das barometrische Minimum, welches gestern über ; der füdlichen Nordsee lag, if südostwärts nah dem Wallner-Theater. Freitag: Der Fall Mittelrhein fortgeschritten und liegt in einem De- | Clémenceau Anfang 74 Uhr. pressionsgebiet, welches sih von Nordfrankreih ost- | Sonnabend: Der Fall Clémenceau wärts nah Südrußland erstreckt. Ju Deutschland, Sountag: Der Fall Clémenceau. wo überall trübes Wetter mit Niedershlägen herrscht, S f a i: wehen im Norden lebhafte nordöstlihe Winde, unter N S deren Einfluß die Temperatur erheblich herabgegangen | - Friedrich - Wilheimstüdtishes Theater. Chausseestraße 25.
ift, dagegen im Süden mäßige südwestlihe Winde, éFreitag: Zum 3. Male: Don Cesar. Operette
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Wetter.
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8) =40MR.!
Stationen. Wind,
Temperatur | in 9 Cel 59C.
Mullaghmore
bedeckt bedeckt wolkig 4/halb bed. »bedeckt1) 5\wolfkig?) 3\bedeckt 3 wolkenlos
bedeckt bedeckt Negen bedeckts) 5volfkig!)
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Deutsches Theater. Freitag: Der Talis- man. Anfang 7 Uhr.
Sonnabend: Der Talisman.
Sonntag: Zwei glückliche Tage,
Montag: Der Talisman.
Berliner Theater. Freitag: 26. Abonnements- Vorstellung. Dorf und Stadt. Anfang 7 Uhr. Sonnabend: König Lear. _ Sonntag: Nachmittags 24 Uhr: Dora. Abends 77 Uhr:: Der Veilchenfresser. Lessing-Theater. fang 74 Uhr. : Sonnabend: Heimath.
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Freitag: Heimath. An-
e Fei s Le S meldet 21, óntgsberg 19, Sylt 73 Grad unter .. Null; die | iy 3 Acten von Osfar Walthe i è : S Eo ? : Jer. Musik von R. Frostgrenze ist bis nach Süddeutschland vorge- | Dellinger. In Scene çescßt vom Regisseur Epstein.
drungen. Schneehöhe: Hamburg 14, Berlin 8, tet r 41/08 ) 9 Magdeburg 5 em. Brest meldet 40 mm Regen. s at Herr Kapellmeister Federmann. Anfang
o F, e f z Deutsche Seewarte. Sonnabend: Zum 4. Male: Don Cesar.
, Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten- Theater - Anzeigen, burg. Freitag: Hläubiger. Tragikomödie in S z / ct von August Strindberg. Regie: 8 Meery. Königliche -Schauspiele. Freitag: Opern- | Hierauf. Zum 65 Mole gomifie Bens, Haus. 48. Vorstellung. Der Waffenschmied. | Viquet. Schwank in 3 Acten von Alexandre Bifson. Komische VDper in 3 Acten von Albert Lortzing. | Deutsh von Mar Schönau. In Scene gesetzt von Dirigent: Musikdirector Wegener. Anfang 7 Uhr. ! Sigmund Lautenburg. Anfang 7 Uhr.
(Champignol malgré lui.) Kroll's Theater. Freitag: Gastspiel von
(Lucia: Sgra. Nevada.} Anfang 7 Uhr. Sonnabend: Die Hochzeit des Figaro. Sonntag: Gastspiel von Sgra. Nevada.
Victoria-Theater. Belle - Alliancestraße 7/8. Freitag: Mit neuer Ausstattung: Die Reise um die Welt in achtzig Tagen, Großes Aus- stattungs\tück mit Ballet in 5 Acten (15 Bildern) von A. d'Ennery und Jules Verne. Ballet arran- irt vom Balletmeister C. Severini. Musik von Débillemont und C. A. Raida. Anfang 74 Uhr.
Sonnabend u. folgende Tage: Die Neise um die Welt in achtzig Tagen.
Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). Freitag: Zum 15. Male: Tosca. Schauspiel in 4 Acten von Victorien Sardou. (Frl. Barkany als Gast.) Anfang 74 Uhr.
Sonnabend: Tosca.
Sonntag: Tosca,
Theater Untex déi Linden. Freitag: Zum 41. Male: Lachende Erben. Operette in 3 Acten von Horst und Stein. Musik von Carl Weinberger. Inscenirt durch den s Leiter Ed. Binder. Dirigent: Kapellmeister A. Ferron. Die mflitär. Evolutionen im 3. Act arrangirt von L. Gundlach. Ros neue Ausstattung an Deco- rationen und Kostümen. — Hietauf: Zum 62. Male: Die Sireneu-Jusel. Ballet in 1 Act von H. Regel. Musik von R. Mader. Der choreogr. Theil von Jos. Haßreiter. Juscenirt durch den Ballet- meister Herrn L. Gundlah. (Sensationeller Erfolg.) Anfang 7# Uhr.
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Adolph Ernst-Theater. Freitag: Zun 62. Male: Modernes Babylon. Gesangsposse in 3 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theilweise von G. Görß. Musik von S, Steffens, Jn Scene geseßt von Adolph Ernst. Anfang 7# Uhr.
Sonnabend: Dieselbe VorsteVung.
Thomas-Theuter. Alte Jakobstraße Nr. 30. Freitag: Gefammt - Gastspiel des Wiener Eu- semble unter Leitung des Directors Franz Josef Grasfelli. Neftroy - Cyclus. Einen Jux will er sich machen. Posse mit Gesang in 4 Acten von Johánn Nestroy. Anfang 74 Uhr.
Sonnabend: Zum 1. Male: Eulenspiegel, oder: Schabernack über Schabernack. Posse mit Ge- fang in 4 Acten von Johann Nestroy.
Úranig, Anstalt für volksthümlihe Naturkunde,
Am Landes - Ausstellungs - Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 d ( hnhof)
Sgra. Emma Nevada. Lucia von Lammermoor.
Zweite und leßte Aufführung des „Franciscus“ von Edgar Tiîinel.
Concert-Haus, Leipzigerstraße 48. Freitag: Karl Meyder- Concert. Componisteu-Abend. [T, Theil unter freundliher Mitwirkung des Com- ponisten Herrn Professor Rob. Goldbeck. 111. Theil SOAPRNNONeN von Pietro Mascaguni, Anfang 7 UNT.
Saal Bechstein, Linkstraße 42. Freitag Anfang 7{ Uhr: Klavier - Abend von Max Schwarz, Director des Naff’schen Conservatoriums in Frankfurt a. M.
Circus Renz (Carlstraße.) 74 Uhr: Große S Rei E” Ein Künstlerfest, “Fug Große Ausstattungs - Pantomime vom Hofballet- meister A. Siems, Mit überraschenden Licht- und Wassereffecten und auf das Glänzendste inscenirt vom Director Franz Renz. Costume, Nequisiten.
Freitag, Abends
Wagen vollständlg neu. Unter Mitwirkung des ge- ramunten Perfonals. Neue Einlagen mit groß- artigen Lcteffecten. Ballet von 100 Damen. Großartiger, in fo, ber Pracht noch niemals gesehener g / l Y (2 b . Blumencorso. Zum Sc{bluß: Großes Brillant- Feuerwerk. — Außerdem u. à.! 6 Springbferdè vorgeführt vom Director Fr. Renz. — Mr. James Fillis mit dem Schulpferde ,„Markir“. — Concurrenz- schule, geritten von den Damen Fräulein Clotilde Hager und Oceana Renz. Sonnabend, Abends 74 Uhr: Große Vorstellung mit neuem Programm und Eiu Künustlerfest, Sonntag: 2 große Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (ein Kind unter 10 Jahren frei). Aus Wunsch: Die lustigen Heidelberger. Abends 7# Uhr: Ein Künßplerfest.
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Familien-Nachrichten. Verlobt: Frl. Elise Thiele mit Hrn. Vice- Konsul ÞPe. H, Johannes (Berlin). — Frl. Ella von Puttkamer mit Hrn. Prem.-Lieut. {Fri von Kleift (Potsdatn). — Frl. Paula Marchand mit Hrn. MReal - Gymnasiallehrer Dr. phil. Mar Prollius (Effen a. d. Nuhr).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Regierungs-Bau- meister Lihner (Beuthen O.-S.). Eine _Tochtek: Hrn. Lieut. Wobring (Prenzlau). Gestorben: Hr. Domänenpächter Heinrih Bauer (Kloster Amelungsborn). — Hr. Hauptmann a. D. Ernst Heinrich Christian Köhler (Berlin). — Hrn- Professor Uhlbach Sohn Richard (Zehlendorf). — Dr. General-Major z. D. Marx von Pfeiffelmann (Stuttgart).
Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin: —— — Verlag der Erpedition (Scholz). Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt. Berlin SW,, Wilhelmstraße Nr. 32. Sieben Beilagen
(einshließlich Börsen-Beilage).
Erste Beiïlaae | zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
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Berlin, Donnerstag, den 23. Februar
1893.
Deutscher Neichstag. 49, Sißung vom Mittwoch, 22, Februar, 1 Uhr.
Die zweite Berathung des Etats des Neichsamts des Fnnern wird fortgesezt. Zur Debatte steht das Ausgabe- fapitel „Statistisches Amt“ 866535 M
Veber den Beginn der Sißung haben wir bereits in der Mittwochs-Nummer berichtet.
Nach dem Abg. Dr. Hirsh nimmt das Wort der
Staatssecretär D1. von Boetticher:
Der Herr Vorredner hat an den Etatstitel vom Statistischen Amt eine Reihe von Bemerkungen geknüpft, welche, wie er mir un- bedenklich zugeben wird, nicht lediglich einen statistischen Charakter haben. Ich bin aber gern bereit, ihm in Kürze auf einzelne von ihm aufgeworfene Fragen Rede und Antwort zu stehen.
Wenn der Herr Vorredner die Güte gehabt hätte, die: neuen Beschlüsse des Bundesraths über die Einrichtung der statistischen Formulare für die Geschäftägebahrung der Krankenkassen, wie fie im „Centralblatt des Deutschen Neis" Nr. 47 vom vergangenen Jahre publicirt sind, einzusehen, so würde er gesehen haben, daß dem crsten von ihm ausgesprochenen Wunsch, zu erfahren, über welche Bezirke sich die einzelnen Kassen er- \trecken, bereits Nechnung getragen ift. Nach diesen neuesten Formu- laren foll nämli von den Kassen auch der Bezirk der Kasse angegeben werden, und es werden demgemäß fortab uns{hwer diejenigen Kassen zusammengestellt werden können, welche mehr als eine Ortschaft um- fassen.
Der Herr Borredner hat fodann die Meinung ausgesprochen, daß es nicht erfreulih sei, wenn Kassen eine erheblihe Eintritts- und Austrittsziffer aufzuweisen hätten, daß aber diese Ziffern thatsächlich bei cinzelnen Zwangékassen mehr als 100%, der Mitglieder betrügen. Darauf habe ich zu erwidern, daß ein häufiger Wechsel unter den Mitgliedern allerdings eine gewisse Unbequemlichkeit für die Kassen mit sich bringt. Die Feststellung der Eintritts- und Austrittsziffer wird aber kaum für die Gesetzgebung nußbar zu machen sein. Ich kann mir wenigstens nicht denken, was der Gesetzgeber für eine Beranlassung nehmen sollte, auf Grund hoher Eintritts- und Austrittsziffern irgend eine Aenderung an unserem Krankenkassengesey vorzunehmen. Allgemein aber habe ich in dieser Beziehung und auch in Beziehung auf den folgenden Punkt zu bemerken, daß wir {hon jeßt mit außerordent- lichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, um die Verwalter und NRechnungsführer der Krankenkassen dahin zu bringen, daß sie willig und gern diejenigen statistishen Aufnahmen machen, die WIL von hnen fordern. 0 mochte daher schon mit Nücksicht darauf, daß es für die betheiligten Beamten nicht erfreulich ist, mit einer ganzen Anzahl fstatistisher Fragen befaßt zu werden, deren Zweck sie eigentlich nicht recht einsehen, dem Herrn Vorredner anempfehlen, recht sparsam mit seinen An- forderungen zu sein und sie namentlich nur auf diejenigen Punkte zu rihten, von denen man sich wirklich eine geseßgeberische oder administrative Ausbeute versprehen kann. Es ift unzweifelhaft, daß man bei allen Angelegenheiten des öffentlichen Lebens eine große Anzahl von Fragen stellen kann, über die man gern unterrichtet sein möchte; aber wir bei. der Verwaltung haben immer den Standpunkt eingenommen (und ih glaube, daß dieser Stand- punkt auch von den Herren Mitgliedern des Reichstacs eingenommen werden follte), daß wir, ehe eine statistische Anforderung gestellt wurde, uns gefragt haken: cui bono? — zu welchem Zweck ? was wird geschehen, wenn wir durch die statistishe Er- örterung das eine oder das andere festgestellt haben ? Und da kann ich, wie gesagt, bis jezt noh nicht enidecken, ich bin aber weiterer Be- lehrung gern zugänglich, was die Höhe der Eintritts- oder Austritts- ziffern für die Gestaltung unserer Krankenkassengesezgebung für einen Nutzen haben sollte.
Dasselbe gilt meines Erachtens von dem weiteren Wunsch des Herrn Borredners, festzustellen, bei wie viel Kassen die freie Arztwahl angenommen i}, Das i gewiß ganz interessant; man sieht daraus, in wie viel Fällen die Vorstände resp. die Vertretungen der Krankenkassen dazu übergegangen sind, einem möglicherweise hervor- getretenen Wunsche ihrer Mitglieder wegen Einführung der freien Arztwahl Folge zu geben. Ich glaube aber doch kaum, daß der Gesetzgeber, auch wenn durch eine solhe Statistik festgestellt werden sollte, daß in der überwiegenden Zahl der Fälle die Krankenkassen zur freien Arztwahl übergegangen find, Veranlassung nehmen würde, nun- mehr die freie Arztwahl obligatorisch vorzuschreiben.
Was die Krankheitsdauer, die Gesundheitsgefährlihkeit der einzelnen Betriebe anlangt, so werden ja jeßt s{chon für diejenigen Betriebe, bei denen eine besondere Gesundheitsgefahr besteht, die er- forderlichen Erhebungen vorgenommen, und es werden auch auf Grund dieser Erhebungen Vorschriften vorbereitet, soweit sie niht {on er-x lassen sind, welche den Zweck verfolgen, die Gcsundheitsgefährlichkei der Betriebe möglichst zu vermindern. Bei Fabrikbetrieben wird sich aus den Nachweisungen über die Geschäfts- gebahrung der Fabrik-Krankenkafsen gewiß ein schr werthvoller Anhalt auch für die Beurtheilung der Gesundheitsgefährlichkeit des Betriebes entnehmen lassen. Schwieriger dagegen — darauf möchte ih den Herrn Abg. Dr. Hirsch aufmerksam machen — wird sich die Sache bei Drts- kranfentassen stellen, die in der Regel eine große Anzahl von Betrieben und Bctriebszweigen umfassen. Wenn in einer Ortskrankenkasse oder innerhalb eines einzelnen Betriebszweiges cine größere Anzahl von Kranken sich herausstellt als in einer anderen Kasse oder einem anderen derselben Kasse angehörigen Betriebszweige, so wird man nicht ohne weiteres sagen können oder sagen müssen, daß dieser Betrieb ein besonders gefährlicher sei. Bei der großen. Mehrzahl der Betriebe hängt cs davon ab, wie die Näume, in denen der Betrieb vor sich geht, beschaffen sind, und ob diese Näume sowie die ganze Anordnung des Betriebes — von der Art des letzteren ganz abgesehen tit hygienischer Beziehung zu wünschen übrig lassen oder niht. Ich glaube also auch kaum, daß si eine entsprehende Statistik, die doch
i Bralerbund mit einem Antrage gekommen ift
immerhin für den, der sie aufnehmer soll, nicht ohne Mühe ist, fo verwerthen läßt, wie es der Herr Vorredner im Auge hat.
Wenn nun der Herr Vorredner weiter erwähnt hat, ihm sei aus öffentlihen Blättern die Mittheilung zugegangen, daß Kranken- fassen aus öffentlihen Mitteln unterstüßt werden, so ist mir davon amtlich nichts bekannt geworden. Jh habe auch die Notiz, die sich auf die hiesige Maurer-Krankenkasse bezieht und nah welcher der hiesige Magistrat dieser Krankenkasse mit einem Darlehn voû 30000 M zu Hilfe gekommen sein soll, niht gelesen. Sofern diese Nachricht den Thatsachen entspricht, wird die Sache so zusammen- hängen, daß die Krankenkasse niht in der Lage gewesen ist, ihren Verpflichtungen gegenüber ihren Mitgliedern nachzukommen, und daß diese Lage, wie mir äußerlich) mitgetheilt wird, vielleicht dadurch verschuldet ift, daß ein größerer Theil der Unternehmer nicht die {huldigen Beiträge zur Krankenkasse gezahlt hat. (Sehr wahr! links.) Daraus wird sih wahrscheinlich eine vorübergehende Verlegenheit der Kasse ergeben haben, und ih finde es niht unrichtig vom Magistrat gehandelt, daß er dieser vorübergehenden Verlegenheit durch ein Darlehn Abhilfe ge- schaffen hat. Daß aber im größerên Maße Subventionen für die Kranken- fassen gewährt sein sollten, glaube ih, wie gesagt, nicht. Im übrigen möchte ih aber annehmen, daß es, wenn in dieser Beziehung irgend welche den Absichten des Geseßes niht entsprehende Vorgänge sich abgespielt haben follten, zunächst Sache der Aufsichtsbehörden, der Landesbehörden ist, die erforderlihe Correctur eintreten zu lassen, und daß man nicht gleich mit der lezten Instanz, mit der Neichsgewalt, eintreten sollte.
Gleiches Licht und gleihen Schatten will ih auch noch heute für alle Arten von Kassen gewährt wissen, Das Gesetz, wie wir es haben, hat danach gestrebt und hat meines Erachtens auch auf diesem Gebiete das Mögliche erreicht.
Abg. Schrader (dfr.): Die Aufsichtsbehörde wird zu prüfen haben, ob der Magistrat in Berlin, der hier in Betracht kommt, dem Gesetze gemäß gehandelt hat. Der Staatssecretär Dr. von Boetticher ist dagegen, daß zu große Anforderungen an die Geschäfts- und Rech- nungsführer der Krankenkassen gestellt werden bezüglich statistischer Zusammenstelungen. Ganz einverstanden! Aber wir brauchen dieses nothwendige Material sehr nöthig, und die Leistungsfähigkeit der Per- sönlihkeiten ist do im allgemeinen nicht zu untershäßen. Man ver- fährt bei uns darin immer noch viel zu ängstlih. Jn England stehen aus dem Arbeiterstande hervorgegangene Leute an der Spiße des Labour Department. Das Verfahren, jolhe dem Arbeiterstande angehörigen Personen in autoritative Stellungen zu bringen, trägt unbedingt am meisten dazu bei, das Vertrauen der Arbeiter zu der ‘staatlichen Gesetzgebung und ihren Drganen zu erzeugen und zu fördern. Ich bitte daher, im Punkte der Statistik nicht nachzulassen, und auch unsere Commission für Arbeiterstatistik immer mehr sich auswachsen zu lassen zu der thr gebührenden Bedeutung für die Ermittelung der deutschen Arbeiter- und Arbeitsverhältnisse. j
__ Abg. Dr. Buhl (nl.) warnt vor Uecberlastung der ehrenamt- lichen Vrgane mit derartigen Arbeiten; man müsse sich vielmehr auf diesem Gebiet der weitgehendsten Beschränkung befleißigen.
__ Abg. Möller (nl.) {ließt sich diesem Wunsch namentlich auch in Anjehung der Commission für Arbeiterstatistik an. Die Wünsche des Abg. Dr. Hirsch und namentlih des Abg. Schrader seßten eine fo vollständige , concentrirte gewerkshaftlihe Organisation voraus, wie sie zwar England, aber nicht Deutschland besige.
Bd, E U) (D) e den Berwaltungsstellen mag ja eine Ueberlastung vorhanden sein, bei den Arbeitern ist das nicht der Fall. Gewiß ist ein großer Theil des statistishen Apparats überflüssig; das gilt aber nur von den oberen Behörden mit ihrem vielen überflüssigen Schreibwerk. Der Abg. Schrader will keine neue oberste Behörde für die Arbeiterverhältnisse haben ; es würde gar keiner großen Anstrengungen bedürfen, um aus der Commission für Arbeiter- statistik ein reichs\tatistishes Arbeitsamt als Abtheilung des Statistischen Amts zu machen. Den von mir vorgetragenen Wünschen wird hoffentlich der Slaatssecretär Rechnung tragen. Wir haben es mit der Kranken- „Ber\therung zU Thun, und diese segl doch eine geivise Stetigkeit voraus. Cin Arbeiter, der bloß auf Wochen oder Véonate gegen Krankheit versichert ist, ift kein versicherter Mann. Wenn. die Austritte und Eintritte die Zahl des Bestandes der Mitglieder einer Kasse überragen, so ist das ein Zeichen dafür, daß das ganze System der Krankenkassen krankt, Arbeitslose Perioden von Monaten, von Viertel jahren tann man nicht mit dem Hinweis darauf abthun, daf ja die freiwillige Weiterversicherung gegeben ift; diese steht lediglich auf dem Papier, die Möglichkeit der Ausführung ist niht vorhanden. Was die freie Aerztewahl anbetrifft, so darf doch niht außer Acht ge- lassen werden, daß es auch eine innere Entwickelung der Kassen giebt, und daß es für diese von höchster Wichtigkeit sein kann zu er- fahren, welche Fortschritte oder Nückschritte das Princip der freien Aerztewahl in Deutschland gemacht hat.
Das Kapitel wird bewilligt. E
Beim Kapitel „N orma l-Aichungscommission“ bringt
Abg. Goldschmidt (dfr.) eine Eingabe zur Sprache, welche die Ausdehnung des Aichzwanges auf Bierfässer betrifft. Die Petition des Brauerbundes an den Reichskanzler schildert die Uebelstände des gegenwärtigen Zustandes, wonach geaichte Fässer nicht vorgeschrieben \ind. Dieser Mangel verursaht Streitigkeiten zwischen Brauern und Wirthen und üble Concurrenzmanöver der Brauereien unter einander. Der Aichzwang bestehe in Desterreich feit langem zur Zufriedenheit aller Betheiligten. Wenn die Brauer sih an die Reichsregierung wenden, verweist diese sie an die Einzelstaaten, diese dann an die Ortsbehörde, und diese wieder an das Reich zurück. Jch bitte die Negierung um Berücksichtigung dieses Wunsches der Brauer und um entsprehende Aenderung des § 12 der Maß- und Gewichtsordnung.
Staatssecretär Dr. von Boetticher:
Wenn der Herr Vorredner sich darüber beklagt hat, daß, wenn man an die einzelnen Regierungen ginge, man von diesen an das Neich verwiesen werde, und wenn man sich an das Neich wende, man an die Communen verwiesen werde, so kann ih ja die Thatsache, daß ihm dies passirt ist, vielleiht nicht bestreiten. Aber darüber ift absolut fein Zweifel, daß, wenn man den Aichzwang für Bierfässer einführen will, das Sache des. Reichs i. Dieser Auffassung entsprechend, haben bereits die verblindeten Regierungen bei Vorlegung des Geseßzes über die Bézeichnung des NRaumgehalts der Scbankgefäße den Aichzwäang für die Bierfässer vöorgeschlagèn. Damals war man hier anderer Meinung, und ungeachtet einer sehr lebhaften und energishen Vertretung von Seiten der Negierung lehnte die Commission des Reichstags einstimmig die Einführung des Aich- zwangs ab und das Plenum \chloß sich mit großer Mehrheit dieser Auffassung seiner Commission an. Seit diefer Zeit is altum gewesen, bis neuerdings - dex deutsche
den Aichzwang
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ilentium über diese Frage
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einzuführen. Jch habe Veranlassung genommen, zur Prüfung der Bedürfnißfrage mit der Königlih preußishen MRegierung in Verbindung zu treten. Da wird dtie Bedürfnißfrage jeßt geprüft, und es wird demnächst, wenn eine Aeußerung der König- lih preußischen Negierung vorliegt, auth die Normal-Aichungscommission zur Begutahtung der Frage veranlaßt werden. Aichtehnische Schwierigkeiten existiren -gaxniht,- und es handelt„sih bei dieser Frage lediglih darum: is anzunehmen, daß ein Bedürfniß vorliegt oder wenigstens ein wirthschaftlicher Vortheil, wenn man den Aichzwang einführt? Jch kann dem Herrn Vorredner die Beruhigung gewähren, daß die Frage im Flusse ist, daß irgend„eine Entscheidung in diesem Augenblick noch nicht hat getroffen werden können, aber daß sie ge- troffen werden wird; und wenn diese meine Erklärung zur Beruhigung des nüßlihen Bundes der Brauer beitragen kann gegenüber der Brau- steuervorlage, so soll mir das ganz besonders angenehm fein.
Das Kapitel wird bewilligt. Es folgt Kap. 13 „Ka iser- lihes Gesundheitsamt“ 203770 M
Auf eine Anfrage des Abg. Dr. Lingens (Centr.) betreffs der Massenbeerdigungen aus Anlaß der Cholera in Hamburg erwiderte der
Staatssecretär Dr. von Boetticher:
áIch werde in fünf Minuten antworten. Die Frage tritt fo un- vermittelt an mih heran, daß ih in diesem Augenblick nicht orientirt bin. Aber ich werde mich \ofort orientiren und dann dem Herrn Vorredner antworten.
Abg. Noesicke (b. k. F.) erkundigt sich nach dem Stande der Frage des Verbots der Surrogate zur Bierbereitung. Die Frage ift seit 1872 in Deutschland acut, seit nämlich das Reich auch von dem VBerbrauh der Biersurrogate seinen Tribut zieht. Das Ver- brauchsquantum ift sehr gering, aber den Brauern traut man seitdem niht mehr so recht; man (ob ihnen zu, den Hopfen durch Herbst-
zeitlose, durch Krähenaugen, ja selbs Weidenrinde, Wermuthkraut, Aloë, Belladonna, Quassia u. \. w. zu erseßen. Alles das sind Dinge, die die meisten Brauer nicht einmal dem Namen nah kennen. In dieser Nichtung that sih besonders der Abg. Auer 1886 hervor. Inzwischen hat man wohl eingesehen, daß es mit diesen Surrogaten niht so s{limm ist. Während aber früher ‘die Regierung erklärte, das Verbot könne nur ausgeführt werden mit einer Veränderung des Steuergesetzes selbst, hat jeßt der Staatssecretär Freiherr von Maltzahn gesagt : Wir wollen zwar. die Steuer erhöhen, aber nicht tiefer in die Productionsverhältnisse eingreifen. Die Frage it um so mehr acut, als durch das Neichsgeriht Brauer wiederholt wegen Berbrauchs von Surrogaten bestraft worden sind, obwohl fie für diesen Surrogatenverbrauch besteuert werden. So gut wie Bayern ohne Surrogate auskommen fann, fann es das norddeutsche Brauerei- gewerbe auch. Es hat zwar in de#ck leßten Jahren in der Brausteuergemeinschaft eine gewisse Zunahme stattgefunden, aber der Verbrauch im ganzen ist sehr mäßig, 175000 Centner Surrogate im Jahre 1891/92 oder 17 9% des Malzverbrauhs; und in der Hauptfache figuriren unter den Surrogaten Zucker und Reis. Neuer- dings legt man sich darauf, Surrogate ausfindig zu machen, welche der Beskeuerung nicht unterliegen; so wird das Saccharin jeßt in allen Tonarten angepriesen, und mancher Brauer kommt dadurch in BVersulhung und Gefahr. Helfen können hier nur klare, un-
zweifelhafte Borschriften.
Staatssecretär Freiherr von Malgyahn:
Der Herr Vorredner hat im Anfang seiner Ausführungen die Klage ausgesprochen, daß die norddeutschen Brauereien vielfach in dem Rufe ständen, Surrogate zur Herstellung ihres Bieres zu ver- wenden, und er hat angedeutet, daß an diesem {lechten Ruf wohl zum theil das zur Zeit in der Brausteuergemeinschaft geltende Gesetz von 1872 Schuld sei, welches eine Reihe von Surrogaten für die Brauerei aufführt und mit Steuersäten belegt. Er deducirt, daß, wenn in dem Gefetze selbst die Zulässigkeit anerkannt werde, solche Surrogate zu verwenden, so werde dadurh der Glaube erweckt, als würden diese Surrogate in großem Maße verwendet, und dadurch leide der gute Nuf der norddeutschen Brauereien. :
Wenn der Herr Vorredner in dem späteren Verlauf feiner Ausführungen Beispiele von Surrogatverwendung vorbrachte, fo wird er kaum behaupten können, daß die Verwendung dieser Art Surrogate durch das Geseß vom Jahre 1873 erleichtert oder wahrscheinlich gemacht werde; denn fast sämmtlihe Stoffe welche er nannte: Quassia, Pikriasäure und wie sie weiter beißen, können doch unmöglich als Malzsurrogate angesehen werden. Es find Hopfensurrogate, von denen ih übrigens zur Ehre der norddeutschen Brauereien annehme; daß sie niht in erheblichem Umfange verwendet werden; sonst würde auch das norddeutshe Bier nicht fo gut und gesund sein, wie es in der That ist. Von Hopfensurrogaten spricht aber das Geseß vom Jahre 1872 überhaupt niht. Nicht der Hopfen ist im Bier besteuert, sondern das Malz, und demgemäszfind auch nur für diejenigen Surrogate, welche die Brauerei an Stelle des Malzes verwendet, da die Surrogatverwendung zur Zeit nicht verboten ist, Steuersäße in dem Geseh festgestellt.
Nun hat der Herr Vorredner vollständig darin Recht und i kann ihm das bestätigen, daß die Verwendung der Malzsurrogate in Norddeutschland im Verhältniß zur gesammten Brauerei eine ganz vershwindende ist. Jch habè dieselben Zahlen, glaube ih, vor mir, die er vorbrachte, nur etwas anders gruppirt. Nach meinen Notizen beläuft sch der Verbrau an Braumalz, worunter die Gerste natürlich weitaus den größten Theil ausmacht, in der Brausteuergemeinschaft im Jahre 1891/92 auf etwa 64 Millionen Doppelcentner, dabei ist der Reis nicht mit eingerechnet. An Surrogaten — Reis und Zucker mit eingerehnet — ist in demselben Jahr nur ein Quantum von etwa 87 500 Doppelcentnern zur Ver wendung gekommen. Alfo das Zeugniß, daß die Brauereien der Brausteuergemeinschaft niht in großen Massen Surrogate an Stelle des Malzes zur Herstellung ihrer Producte verwenden, kann ih den» selben mit dem Herrn Abg. Nösicke mit gutem Gewissen ausstellen.
Nun sagen die Herren: warum hat man das Verbot der Surrogate nicht in die neue Brausteuervorlage aufgenommen ® Nach den Ausführungen des Herrn Abg. Goldschmidt würde das nichts genüßt haben; denn derselbe hat, wenn ih ibn reSt verstanden habe, gemeint, die Vorlage fiele dür Ick bin
in dieser Beziehung nit ganz o pessimistish wie der Herx