1893 / 48 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 24 Feb 1893 18:00:01 GMT) scan diff

*

z a. Stahlscienen; eisernen Klammern: Locomotiven mit Tendern: Mctall- und Eisenwaaren; Lederwaaren; Bronze und phosphor- haltigem Zinn; Laschen aus Stahl; metallenen Gestellen und Rädern für Wagen; Bleiweiß und Mennigen; Bolzen, SYHrauben- muttern und Nieten aus Eisen 2. ;

b. Gummiröhren und Malutensilien;

e. Geleis - Kreuzungen, Gußeisen, Fenstersheiben und -Lampen- cylindern ; i

d. Bürsten 2c. , Shleifsteinen, Wehselstücken für Weichen, Een Bolzen für Laschen mit Muttershrauben und Schließ-

ehen.

Lastenhefte und Bedingungen in den Byceaux der Gesellschaft gegen Zahlung von 21 sh für pos. a, 10 n 6d für pos. b, 5 sh für pos. c, und 2 sh 6 d für pos. d.

Italien.

25. Februar, 10 Uhr. Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Nom. Weferung von 29327* &g Winkel-Laschen und 37158 kg Blech. Anschlag 28 600 Fr., vorläufige Caution 1450 Fr. ; ferner von 3765 kg Bolzen und 15271 kg eiserner Klammern: Anschlag 9960 Fr., vorläufige Caution 500 Fr. Das Ganze zu liefern: Bahn- hof in Florenz.

Rumänien.

17. April. Kriegs - Ministerium in Bukarest: Lieferung von

* 79 000 Gummifragen und 92100 Taschentüchern aus Leinen.

24. April, 3 Uhr, ebenda: Lieferung von 30000 kg Gerbstoff- Exrtract, 7000 kg Wallfishthran und 8000 kg NRobbenthran, 14 000 kg Markfett und 14 000 kg gewöhnliches Fett.

4. Mai. - Ebenda, Lieferung von 900 000 m grauer und 2000 m bläuer Leinwand für Unterfutter; 80 000 m Leinwand für Blousen.

17. Mai. Ebenda, Lieferung von 100 Trommeln mit Zubehör, 200 Hörnern für die Infanterie und Trompeten für die Cavallerie.

Näheres an Ort und Stelle.

Egypten.

27. Februar. * Lieferung von 206 000 Unterlagsplatten für

Vignole-Schienen. ù

20. März, Mittags. Finanz-Ministerium in Kairo. von verschiedenen Bekleidungsgegenständen.

Verkehrs-Anstalten.

Glücstadt, Freitag, 24. Februar. Das Königliche Eifenbahn- Betriebsamt macht bekannt: Dampfschiffêverbindung Tönning- Karolinenkoog ist am heutigen Tage im vollen Umfange wieder aufgenommen. :

Bremen, 24. Februar. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der“ Schnelldampfer „Aller“ hat am 22. Februar Abends die Neise von Southampton nach New - Vork fortgeseßt. Der Neichs- Postdampfer „Ne ckar“ nah Ostasien bestimmt, ist am 23. Februar Vormittags in Shanghai angekommen. Der Post- dampfer „Leipzig“ nah dem La Plata bestimmt, ist am 23. Februar Vormittags in Vigo angekommen.

London, 23. Februar. (W. T. B.) „Spartan“ is heute auf der Ausreise von gegangen.

Lieferung

Der Union-Dampfer Madeira ab-

Theater und Musik.

Friedrih-Wilhelmstädtishes Theater.

Die lustige Operette „Don Cesar“, die vor ciner Reihe von Jahren in dem Walhalla-Theater zahlreihe Aufführungen erlebte, wurde vorgestern in das Nepertoire des Friedrih-Wilhelmftädtischen Theaters eingereibt und fand auch auf dieser Kunststätte den fröhliden und ungetheilten Beifall der Hörer und Zu-

schauer. Die Musik, die von R. Dellinger herrührt, ist reizvoll und ‘crhebt sih an cinigen Stellen zu dramatischèr Kraft. - Der Compcnist vermeidet glücklih jede Künstelei und wendet sih an das natürliche Gefühl für s{chöne Klangwirkungen, die er der gerade vorherrschenden Stimmung in Ernst und Scherz_verständnißvoll anzupassen weiß. Auch der Inhalt des Textes der Operette èrhebt

L über das ehn Erhe Mittelmaß, sodaß das Gelingen der Auf- -

führung durch die erlesenen Künstler dieser Bühne nicht zweifelhaft fein konnte.

Den scchönsten Erfolg errang Herr Steiner in der Titelrolle; er brachte den gesanglihen Theil zu bester Geltung und fein Spiel überzeugte von der warmherzigen Ritterlichkeit des dargestellten Helden. Fräulein Cornelli sang die gefällige Pa des Pueblo vorzügli und wirkte auch durch ihr reizendes Aussehen erfreulih. Fräulein Csendes gefiel als Maritana befonders im ersten Act und fand mit ihrer großen Arie reihen und verdienten Beifall. Herr Wellhoff, wie Fräulein Elise Schmidt forgten dur ihre komische Eigenart für kräftige Heiterkeitsausbrüche.

: Sing-Akademie.

__ Der Königliche Kammersänger Herr Eugen Gura veranstaltete gestern unter Mitwirkung des Pianisten Herrn H. Schwarß aus München und des Baritonisten Herrn Hermann Gura (Sohn des Concertgebers) einen Lieder- und Balladen-Abend, der außer- ordentlich zahlreich besuht war. Der Vater eröffnete den Abend mit den „Bildern des Orients“ von Löwe. Dieser aus fünf Theilen bestehende Cyklus von Gesängen trug der Sänger mit dert an ihm stets gerühmten Vollendung des Ausdrucks vor. Der Stimmenklang ist gleichfalls noch voller Schmelz, nur gebraucht der Künstler die hohen Töne bereits mit großer Vorsicht. Die Nr. 4 des Cyklus „Dasis“ wurde wiederholt. Unter den ferner von ihm noch vor- getragenen Liedern wurden „Odysseus*“ von Sommer und „Im Freien“ von {Schubert glei{hfalls mit raushendem Beifall aufgenommen, der auh den am Schluß vorgetragenen drei Löwe?schen Balladen zu theil wurde. Troß des viermaligen Hervorrufs ents{chloß; \ich der Sänger nicht zu ciner Zugabe, was ihm bei der sihtlihen Erschöpfung niht zu verargen war. Sein Sohn besißt cine weder so starke noch so umfangreihe Stimme, die jedo eine vortrefflihe Ausbildung er- kennen läßt und deren Kraft sih gewiß noch mit der Zeit mehr ent- widckeln wird. Er trug drei Licder von Grieg mit feinsinniger Schattirungs8wcise vor, dic auch in dem mit feinem Vater gesungenen Duett von Schubert zu erkennen war. Herr Schwartz begleitete sämmtliche Gesänge mit größter Präcision. i;

In der am Sonnabend stattfindenden ersten Aufführung von Masceagni’s Oper „Die Ranytau“ im Königlichen Opernhause find die Damen Hiedler und Rothauser, sowie die Herren Rothmühl, Bulß, Bet, Krolop und Philipp beschäftigt. Kapellmeister Wein-

rtner dirigirt das vom Ober-Regiffeur Teßlaff in Scene gesetzte Werk. Maecaaii wird den beiden ersten Aufführungen der „Ranyau“ bei- wohnen und erst in nächster Woche Berlin verlassen. Am nächsten Gesellshaftsabend, am Montag, gehen Leoncavallo?'s „Bajazzi“ und „Die Puppenfee“ in Scene.

Im Kroll’\chen Theater tritt Frau Nevada auf vielseitiges Verlangen morgen nochmals als Rosine auf und wird in der nächsten Woche als dritte Partie die Traviata hinzufügen.

Die Titelrolle der morgen im Thomas-Theater als drittes Stück des Nestroy-Cyclus in Scene gehenden Posse: „Eulenspiegel“ oder „Schabernack über Schabernack“ wird Herr Franz Müller spielen. Die Damen Graselli, Solly und Mentl, fowie die Herren Blum, Grünecker, Kneidinger und Köppl werden in den anderen Hauptrollen ihn unterstützen.

*

__ Der Kaiser von Oesterreih-Ungarn ertheilte lat Meldu x Le. F B E R ate Deren M Wien n vewtlltgung zur Grrichtung etnes neuen stehenden Theatexs i e Gemeindebezirk unter dem Namen „Naimund - Thealér“. sechsten

Mannigfaltiges.

‘In der gestrigen Sißung der Stadtverordnetên wurde die Vorlage wegen Gewährung eines Vorschusses von 30000 s an die hiesige Ortskrankenkasse der Maurer angenommen. Der Antrag des Stadtverordneten Frenpel und Genossen: „Der Magistrat ist ermächtigt, juristische Perfonen, welche n ur w oh]. thätige oder gemeinnüßige Zwecke verfolgen, von der Einkommensteuer zu befrejen," wurde mit einer vom Stadiv. Sachs 1. beantragtey Aenderung, Streichung der Worte „oder gemeinnützige“, angenommen Dem Vorstande .der Deutschen Gesellschaft zur Versorgung vershämter Armen mitt freiem Brennmaterial, der wegey des andauernd strengen Winters aus Mangel an Mitteln über 200% Gesuche nicht hat berücksichtigen können, wurde aus den Uebers{hüssen des Nechnungsjahres 1891/92 eine Beihilfe von 3000 #4 gewährt.

_ Breslau, 24. Februar. Ueber einen Eisenbahnunfall bej Dittersbach wird amtlih gemeldet : Bei der Ausfahrt des Güter. zuges Nr. 2514 sind in bisher unaufgeklärter Weise zwei Maschinen und elf Wagen entgleist. Der Schaden an Betriebsmaterial i grof, Zwei Beamte wurden unbedeutend verleßt. Der Betrieb wird ein, gleisig geführt. Eine weitere Störung ist nicht cingetreten.

Hamburg, 23. Februar. Nah Meldung des „W. T. B.“ if der Kosmosdampfer „Namses" auf der Ausreise nah Centra]. Amerika, nach Abgang von Punta Arenas (Costarica), bei Ca! Blanco vollständig verloren gegangen. Die Mannschaft und di Fabrgäste wurden sämmtlich gerettet und in Punta Arenas gelandet.

Wien, 24. Februar. Die Wetiwhsel hät, wié H T: B*° meldet, bei Niepolowicze mehrere Ortschaften überschwemmt. Der Iglawa - Fluß seßte die Vorstadt von Trebitsh unter Wasser. Di Mur ist bei Nadkersburg ausgetreten und: hat die Bahnbrüte ae- fährdet.

Mailand, 24. Februar. Auf der Strecke Bol ogna—P oretta fand nach einer Mittheilung des „H. T. B.“ unmittelbar vor dew Eingang eines Tunnels ein Erdst urz statt, wodurch das Gleise voll ständig vershüttet wurde.

_Konstantinopel, 23. Februar. Jn. der an der asiatischen

Küste Konstantinopel gegenüber belegenen Vorstadt Kadiköi wurden nah ciner Meldung des „W. T. B.“ dur cine heute früh 3 Uh: ausgebrohene Feuersbrunst 500 Häuser des türkischen unt griechishen Viertels eingeäschert. Das deutsche und englische Viertel blicb verschont. Menschenleben sind nit zu beklagen. __ Christiania, 23. Februar. Von Christiansand bis Christiania ist, wie „W. T. B.“ meldet, an der Küste entlang, soweit man feben fann, \{chweres Meerei s: Christiansand is noch offen, die dazwischen liegenden Städte sind jedoh für Schiffe nicht zugänglih. Der Zugang zum biefigen Hafen ist augenblicklich fehr \{chwiecrig, uur die größten aats konnten das Eis durbrechen nnd unter größter Vorsidt einlaufen.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wettetbericht vom 24. Februar, 8 Uhr Morgens.

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Benutung Sudrata.

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mann und Chatrian.) In Scene geseßt vom Ober-Negisseur Tetlaff. Diri- gent: Kapellmeister Weingartner.

Erhöhte Preise. Loge 10 A Erster Nang Balkon Parquet-Loge 8 M. Jrofceniums-Loge 6 M. Loge 5 Æ Dritter Nang Balkon und Loge 3,50 Parterre Stehplaß 2 M. Amphitleater Stehplaß 1

Schauspielhaus. Drama in 5 Aufzügen von Emil Pohl, mit freier der Dichtung des altindishen Königs In Scene geseßzt vom Ober-Negifscur

Deutsh von Max Kalbeck. | Deutsch von Max Schönau. Sigmund Laiténb

Anfang 7 Uhr. Fremden-Loge 12 Orchester- und Loge 8 A. Zweiter Yang Zweiter Nang Balkon und

Viguet. In Vorbereitung :

Amphitheater Sigplaß | ves Figaro. Anfang 7 Uhr.

ag Os : Sonntag: 56. Vorstellung. Vasantasena. Varbier von Sevilla.

. In Scene gesetzt von urg. Anjsang 7 Uhr. Sonntag: Gläubiger. Hierauf: Familic Pont-

Die beiden Champignol. (ChampigneIl malgré lui.)

Kroll's Theater. Sonnabend: Die Hochzeit

Gastspiel von Sgra. Nevada.

Victoria-Theater. Belle - Alliancestraße 7/8.

C'oncerte.

Concext-Haus, Leipzigerstraße 48. Sonnabcnt Karl Mehyder-Concert. Operetten- und Walzer Abend. Anfang 7 Uhr.

Saal Bechstein, Linkstraße 42. Sonnabent Anfang 7ck Uhr: Lieder-Abend von Clara Schnlz;- Lilie aus Genf.

Der :

Circus Renz (Carlstraße.) Sonnabend, Abendt 74 Uhr: Parade-Gala-Vorstellung.

ae Ein Künstlerfest. “Wg

Haparanda « | 743 2\wolkenlos |—22 St Petersburg} 752 N heiter

Moskau . . . | 748 |NW wolkenlos |—18 Cork, Queené-

On 744 Cherbourg . | 744 P ETDEE pee 748 O ln 750 Hamburg . . | 750 Swinemünde | 753 Neufahrwasser| 756 Menel „.. | 704 _

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Cünfter . . | 747 Karlsruhe . . | 748 Miesbaden . 748 München . . | 750 Chemnig . . | 750 “ige O | E 202 ftillbeiter Biéolau. . ,| 752 [N 2/Negen Sle d'Aix . 744 WSW 4sbedeckt M. 1 T1 NO 4\Regen

L D 1'bededckt

1) Morgens Schnee. 2) 3) Nachts Schnee. 4) Nebel. Uebersicht der Witterung.

Die Luftdruckvertheilung hat sich seit gestern wesentlih geändert. Das Depressionsgebiet, welches gestern über dem mitteleuropäischen Continent lag, ut verschwunden, während ein Hochdruckgebiet über der deutsh-russishen (Grenze lagert und cine S vorm Kanal erschienen ist. Jn Deutsch- land if das Wetter ruhig, an der Küste vorwiegend heiter ; im Binneulande trübe; in Nord- und Mittel- beutschland haben die Niedershläge - abgenommen. Die Frostgrenze verläuft von Utrecht ostsüdostwärts nach dem nördlichen Ungárn. In Süddeutschland berrscht noch Thauwetter. Das E scheint sich nah Südost-Europa zu verlegen, während der Einfluß der Depression im Westen sih weiter ostwärts ausbreitet, daher dürfte demnächst wieder Erwärmung zu erwarten sein.

Deutsche Seewarte.

Theater - Anzeigen. Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern-

haus. 49. Vorstellung. Zum 1. Male: Die Rantzau. Oper in 4 Acten von Pietro Mascagni. Text von S. Targioni-Tozzetti und G. Menasci. (Nah Erk-

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Nachmittags MNegen.

Anfang 7 Uhr.

Opernhaus. 50. Vorstellung. Die Oper in 4 Acten von Pietro Mascagni. G. Targionti-Tozzetti und G. Menasci. Deutsch von Mar Ober-NRegisseur

Max Grube.

Sonntag: Nangzan. Text von (Nah Erkmann und Chatrian.) Kablbeck. In Scene geseßt vom Teßlaff. fang 7 Uhr. Erhöhte Preise.

Schauspielhaus. 57. Vorstellung. Vasantasena. Dramá in 5 Aufzügen von Emil Pohl, mit freiér Benuzung der Dichtung des altindishen Königs Sudraka. In Scene geseßt vom Ober-Negisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Die Billet-Inhaber werden ersucht, vor dem Be- treten des Zuschauerraumes den Coupon vom Billet trennen zu lassen. Derselbe ist bis zum Schluß der Vorstellung als Legitimation aufzubewahren.

Deutsches Theagier. Sonnabend: Talisman. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Zwei glückliche Tage.

Montag: Der Talióman.

Der

Berliner Theater. Sonnabend: König Lear. Anfang 7 Uhr. :

Sonntag: Nachmittags 24 Uhr: Dora. 77 Uhr: Der Veilchenfrefser.

Montag: Die Journalisten.

Lessing-Theater. Sotinabend: Anfang Uhr.

Sonntag: Heimath.

Abends

Heimath.

Wallner-Theater. Sonnabend: Der Fall Clémenceau. Anfang 7} Uhr. Sonntag: Der Fall Clémenccau.

Friedrich - Wilyelmstädtishes Theater. Chausseestraße 25.

Sonnabend : Zum 4. Male: Dou Cesar. Operette in 3 Acten von Oskar Walther. Musik von R. Dellinger. In Scene geseßt vom Regisseur Epstein. T Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Zum v. Male: Don Cesar.

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten- burg. Sonnabend: Gläubiger. Tragikomödie in 1 ÁÂct von August Strindberg. Regie : Hans Meery. Hierauf: Zum 66. Male: Tore Pout- Biquet. Schzoank in 3 Acten von Alexanore Bifson,

Dirigent : Kapellmeister Weingartner. An-

Sonnabend: Mit neuer Ausstattung: Die Reife unt die Welt in achtzig Tagen. Großes Aus- stattungsftück mit Ballet in 5 Acten (15 Bildern) von A. d’Ennery und Jules Verne. Ballet arran- girt vom Balletmeister C.*Severini. Musik von Debillemont und C. A. Raida. Anfang 74 Uhr.

Sonntag und folgende Tage: Die Reise um dic Welt in achtzig Tagen.

Neucs Theater (am Shiffbauerdamm 4/5). Sonnabend: Zum 16, Male: Tosca. Schauspiel in 4 Acten von Victorien Sardou. (Frl. Barkany als Gast.) Anfang 7+ Uhr.

Sonntag: Tosca.

Theater Unter den Linden. Sonnabend: Zum 42. Male: Lachende Erben. Operette in 3 Acten von Horst und Stein. Musik von Carl Weinberger. Inscenirt dur den artist. Leiter Ed. Binder. Dirigent: Kapellmeister A. Ferron. Dice militär. Evolutionen im 3. Act arrangirt von L. Gundlah. Vollständig neue Ausftattung an Deco- rationen und Kostümen. Hierauf: Zum 63. Male: Die Sireneu-JFusel. Ballet in 1 Act von H. Negel. Musik von R. Mader. Der choreogr. Theil von JÎJos. Haßreiter. Inscenirt durch den Ballet- meister Herrn L Gundlach. (Sensationeller Erfolg.) Anfang 7# Ubr. :

Sountag: Dieselbe Vorstellung.

Adolph Ernsi-Theater. Sonnabend: Zum 63. Male: Modernes Babylon. Gesangêposse in 3 Acteu von Ed. Jacobson und W. Mannstädt.

Couplets theilweise von G. Görß. Musik von G. Steffens. In Scene gescßt von Adolph Ernst. Anfang 7# Uhr.

Sonntag: Dieselbe BorstePung.

Thomas-Theater. Alte Zakobstraße Nr. 30. Sonnabend: Gesammt-Gastspiel des Wiener En- \semble unter Leitung des VDirectors Franz Josef Graselli. Zum 1. Male: Eulenspiegel, oder: Schaberuack über Schabernack. Posse mit Ge- sang in 4 Acten von Johann Nestroy. Iegie: Franz Müller. Anfang 7# Uhr.

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Am Landes - Ausftellungs - Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr.

|

Große Anusftattunas - Pantomime vom Hofballct- meister A. Sicms. Mit überraschenden Licht- und Wassereffecten und auf das“ Glänzendste . infcenirt vom Director Franz Renz. Costume, Neqguisiten, Wagen vollständig neu. Unter Mitwirkung des ge- fammten Personals. Neue Einlagen mit grof artigen Lichteffecten. Ballet von 100 Damen. Großartiger, in folher Pracht noch niemals gefehen Blumencorso. Zum Schluß: Großes Brillan! Feuerwerk. Außerdem u. a.: Grande Quadril! de la haute équitation, geritten von 6 Damn und 6 Herren. Mr. James Fillis mit dem Schul- pferde „Germinal“. 4 Fahnenpferde, vorgeführt vom Director Fr. Nenz 2c.

Sonntag: 2 große Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (cin Kind unter 10 Jahren frei). Au! Wunsch: Die lustigen Heidelberger. Abend 7x4 Uhr: Ein Künstlerfeft.

L vf G Familien-Nachrichten. Verlobt: Verw. Freifrau Johanna von Schlol- heim, geb. von Schon, mit Hrn. Oberst-Lieu!. von Lindeguist (Berlin). Frl. Tilly Schmid! mit Hrn. Landrath Max von Negelein (Cafsct- Melsungen). Frl. Fanny von Alvensleben m! Hrn. Major Ernst von Dassel (Langendorf bc! Weißenfels). Frl. Margarethe von Homéey1 mit Hrn. Lieut. Albrecht von Kameke (Wrangelt- burg). Frl. Else von Schleinitz mit Hrn. c- gierungs-Assessor Dr. Friy Shwary (Arnsberg). Verehelicht: ‘Hr. Hauptmann a. D. und Ritter-

utsbesiger Max von Mandel mit verw. Fra?

Paula Fritze, geb. Schillinger (Kleindammer—

Züllichau).

Geboren: Ein Sobn: Hrn. Amtérichter Pr- jur. Udo Frhrn. von la Noche-Starkenfels (Fre burg i. B.). Hrn. Pastor Wilhelm Dol! (Havelberg). Eine Tochter: Hrn. Carl von Carlowih, (Schloß Kukufkstein).

Gestorben: Winterfeld (Beclin Kanzow Sohn Gerhard (Berlin), Verw. f Elisabeth Fraucis von Wedel, geb. Miß Bertram (Berlin).

Verw. Fr. Aurora von Loebell, g-

Schöneberg). Hrn. Pasto?

T.

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Nedacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin: —— Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagb- Anstalt, Berlin B Wilhelmstraße Nr. 32-

Fünf Beilagen ir slichlid Börsen-Beilage).

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Freitag, den 24, Februar

1893.

FUU E E

A2 A5,

C S A T C P LP

Deutscher Reichstag. 50. Sißung vom Donnerstag, 23. Februar, 1 Uhr.

Ueber den Beginn der Sißung haben wir bereits in der Donnerstag-Nummer berichtet.

Als zweiter Gegenstand steht auf der Tagesordnung die Fortseßung der zweiten Berathung des Etats des Reich s- amts des Junern beim Kapitel „Kaiserlihes Gesund- heitsamt“. :

Discutirt wird zunächst der zu diesem Kapitel gestellte Antrag Baumbach-von Bar:

„Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, die von dem Bundesrath auf Grund des § 29 der Gewerbeordnung erlassenen Vorschriften über den Nachweis der Befäkigung als Arzt einer Revision in dem Sinne zu unterziehen, daß auf Grund dieses Nach- weises auch Frauen die Approbation als Arzt ertheilt werden muß“.

Ueber den Anfang der Rede des Abg. Dr. Baumbach, der zunächst das Wort hat, haben wir gleihfalls in derselben Nummer schon berichtet. Wir fahren in der Berichterstattung fort, indem wir nachstehend den Schluß der Nede dieses Ab- geordneten mittheilen.

Abg. Dr. Baumbach (dfr.): Die Socialdemokraten citiren immer die {lechte Bezahlung der Frauenarbeit. Leroy Beaulieu sagt darüber, die s{chlechte Bezahlung rühre daher, daß das Arbeitsfeld der Frau ein zu geringes, und das Angebot auf diesem geringen Felde zu groß sei. Deéhalb müssen wir ihr Arbeitsfeld vergrößern. Sn neuerer Zeit hat sich ja dieses Arbeitsfeld bereits erweitert: wir haben Turnlehrerinnen, Handarbeitslehrerinnen ; die Frauen werden auf dem Gebiete der Photographie, der Telephonie, des Comptoir- dienstes verwendet. Ueber die Verdienste der Frau auf dem Gebiet der Krankenpflege herrscht nur Eine Stimme; warum wjll man den Schritt nicht weiter gehen und die Frauen Aerztinnen werden lassen ? Unter den Diakonissinnen finden sich bereits folche, die au den Apo- thefendienst verschen. Der Einwand, daß die Studentinnen in Zürich keinen guten Eindruck auf ihre Umgebung gemacht, ja einen ungünstigen Einfluß ausgeübt baben sollen, hat auch keine große Bedeutung mehr. In Zürich spielten ja russishe Persönlichkeiten eine Nolle, aber das ist längst überwunden. Heute studiren an fämmtlichen s Damen, und zwar bei drei

l s{weizer Universitäten e verschiedenen Standpunkt, daß jede Studentin

Facultäten. Den auch eine Nihilistin sein müsse, hat die russische Regierung längst verlassen. Dieser Antrag steht voll und ganz auf dem Boden der heutigen Gesellshaftsordnung. Die Socialdemokraten gehen ja viel weiter; sie wollen alle Gesetze aufheben, weld/e irgendwie die Frau öffentlich rechtlich oder privatrechtlich anders stellen als den Bann. Wir wollen das Erreicdbbare erreichen, niht Utopien nachjagen. Für die Frau hat es immer etwas Peinliches, wenn sie in den Krankheiten ihres Geschlechts sih einem Manne anvertrauen muß. In Indien find bereits Frauen als Aerzte für Frauenkrankheiten angestellt, in Bosnien und der Herzegowina ebenfalls. In Berlin besteht die- Frauenklinik der Frau Dr. Francisca Tiburtius, welhe von 1877 bis 1892 nicht weniger als 17 000 Frauen behandelt hat, darunter 2000 unentgeltlih. Wir erkennen nicht ein Recht auf Arbeit an, aber wohl ein Recht zur Arbeit. Im Interesse der Gerechtigkeit empfehle ih die Annahme des Antrags.

Staatsfecretär Dr. von Boetticher:

Ich kann dem Herrn Vorredner das Anerkenntniß nicht ver- sagen, daß er cine wohldurchhdahte und von Begeisterung für sein Ziel getragene Nede gehalten, wie au, daß er das Interesse seiner Zuhörer in vollem Maße erweckt hat. Um so mehr bedauere ih doch, einen Tropfen kalten Wassers in diese Begeisterung gießen zu müssen.

Man kann ja übex das Ziel, das der Herr Abg. Baumbach an- strebt, gewiß verschiedener Meinung sein, und man kann sich berech- tigter Weise auf den Standpunkt tellen, daß es nicht allcin in der Billigkeit, sondern au im öffentlichen Interesse liege, den ärztlichen Beruf den Frauen mehr zugänglich zu machen, als es bisher geschehen

Das Eine aber \teht für miß und das muß ih im Gegen- aße zu den Auéführungen des Herrn Abg. Baumbach hervorheben außer jedem Zweifel, daß das Reih nah Lage der Dinge außer stande is , dieses Ziel durch seine Gesetzgebung oder durch die dem Bundesrath ertheilten Befugnisse zu fördern.

Meine Herren, schon jeßt licgt die Sache so, daß Frauen nicht gehindert sind, in Deutschland die Heilkunde auszuüben. Das Gesetz macht bezügli der Auëübung der Heilkunde keinen Unterschied zwischen dem männlichen und dem weiblihen Geschlecht, und neben dem einen Fall, ten der Herr Vorredner angeführt hat, wonach Frau Tiburtius hier in Berlin die Heilkunde ausübt, stehen auch noch andere Fälle inner- balb des Gebietes des Deutschen Neichs, in denen im Auslande geprüfte und promovirte Damen als Heilkundige fungiren. Also unsere Gesetzgebung hindert die Ausübung der Heilkunde durch Frauen nicht; was sie hindert ist das, daß Frauen als Aerzte approbirt werden können, und darauf ist ja auch das Ziel des Antrags des Herrn Dr. Baumbach gerichtet, diese Approbation künftig zu ermöglichen.

Nun, meine Herren, frage ih mich: wie foll das erreicht werden ? Unsere ärztlichen Prüfungsvorschriften, die der Bundesrath erlassen hat, {reiben gewisse Vorbedingungen vor, welche die Vorausfeßung bilden für die Ausübung des Berufs eines approbirten Arztes. Dazu gehört das MReifezeugniß von einem humanistischen Gymnasium, dazu gehört der Besuch der Universitäten und der Nachweis über das medizinishe Studium während einer gewissen Neiße von Semestern. An si sind diese Vorschriften durchaus nicht hinderlich, daß auch Frauen die darin aufgestellten Voraussetzungen erfüllen können, und der ‘Herr Vorredner würde nur dann die richtige Adresse gewählt Haben, wenn es etwa seine Meinung wäre, daß man diese Vorschriften dahin reformiren müßte, daß die Frauen ohne den Nachweis, an dem sie jeßt thatsächlich durch die Gesetzgebung der Einzelstaaten gehindert sind, zur ärztlichen Praxis zugelassen werden. Der Uebelstand, den der Herr Vorredner beklagt, liegt niht auf dem Gebiete der Reichs\phäre, sondern er liegt in der Schulorganisation der Einzelstaaten, und ein Eingriff in diese Schulorganisation is dem Neih verfassungêmäßig nicht ge- stattet. Der Uebelstand liegt einfa darin, daß die Frauen in Deutschland bis jeßt nicht zum - Universitätsstudium zuge- lássen werden und nit zur Neifeprüfung, die abzulegen is als Vorbedingung für den Besuch der Universität. Will also der Herr Vorredner in diesex Hinsicht Nemedur schaffen, dann muß er seine Anträge stellen innerhalb der Einzelstaaten, in denen die Möglichkeit,

daß die Frauen die Vorbedingung für die Zulassung zum ärztlichen Studium erfüllen könmfen, noch fehlt.

Der Herr Vorredner hat sich die Sache etroas leiht gemacht, als er davon sprach, wie nun die Vorschriften, welche das Reich er- lassen hat, geändert werden müßten, um sein Ziel erreihen zu können. Er hat gesagt: ich habe volles Vertrauen zum Bundesrath. Ja, meine Herren, wenn ih mich in die Seele des Bundesraths ver- seße und ih habe ja einige Befähigung dazu —, fo würde ih in der That in große Verlegenheit kommen, einen Vorschlag zu machen, der nah der Nichtung, die der Herr Vorredner eingeschlagen zu sehen wünscht, wirkungsvoll ist. Ich könnte nur sagen: auf dem Wege der MNeichsgesetzgebung und auf dem Wege des Erlasses von Vorschriften, die innerhalb der Competenz des Bundesraths liegen, ist die Sache nur dadurh zu machen, daß man vorschreibt: Frauen dürfen ohne weiteres zur ärztlichen Prüfung zugelassen werden. Damit würde allerdings die Vorbedingung des Neifezeugnisses und die Vorbedingung des Be- \uchs der Universität in Wegfall kommen. Ob der Herr Vorredner aber mit Nücksiht auf das Intcresse der Wissenschaft so weit gehen will, das, glaube ih, wird ihm selber bei näherer Ueberlegung doch zweifelhaft sein. Solange wir die Vorbedingung der wissenschaft- lien Vorbildung bestehen lassen, solange wir sie nicht ändern, fönnen die Frauen nur zum Ziele kommen, wenn man innerhalb der Einzelstaaten ihnen den Besuch der Gymnasien und der Universitäten ermögliht. Jh sehe deshalb keine Möglichkeit, daß das Neich hier Wandel schaffen kann. Wir können ja und werden wahrscheinli} denn wir haben ja unendlich viel Zeit noch sehr interessante Vor- träge über diese Materie heute hören ; aber das Schlußergebniß wird

das sein, daß hier der Bundeérath nicht helfen kann, daß dazu viel-

mehr allein die Einzelregterungen befähigt sind.

Abg. Dr. Hartmann (dcons.): Auf das Gebiet der Frauenfrage im aligemeinen folge ih dem Antragsteller nihiï. Das ist bei dem beschränkten Umfange des Antrages nicht nöthig und räthlich, da wir unsere Zeit nöthig gebrauchen, um den Etat fertig zu stellen. Ich erkenne die Nothwendigkeit an, für das weibliche Geschleht einen weiteren Spielraum zur Bethätigung und zur Begründung seiner Existenz zu hafen. Man wird nur Schritt für Schritt vor- gehen können. Abgesagte Gegner jedes Vorgehens sind wir nicht. Die Frau kann gegenwärtig die Heilkunde als Gewerbe ungehindert betreiben. In der Gewerbeordnung wird auch bei der Approbation immer nur von „Personen“ gesprochen. Es würde also auch der Approbation der Frauen dem Wortlaut nah nichts ent- gegenstehen. In der Ausführungsvorschrift des Bundesrathes ist allerdings nur von männlichen Personen die Nede, aber der „Candidat“ fann ein Männlein oder ein Weiblein sein; denn der Bundesrath hat sicherlich ven Inhalt des Gesetes nicht ändern fönnen noch wollen. Der Mangel licgt also darin, daß die Frau den Anforderungen nihcht genügen kann, welhe der Bundesrath vorgeschrieben hat. Für diese Vorbedingungen selbst is der Bundesrath nicht zuständig; fie sind Sache der Einzel- staaten. Die Adresse, an welche der Antrag gerichtet werden muß, ist nicht der Bundesrath. Der Nntrag kann also, wie er liegt, nicht angenommen werden. In den Einzelstaaten ist die Stimmung für dieses Verlangen im allgemeinen eine günstige. In Preußen hat {on vor einem Jahre der Unterrichts-Minister Gutachten von den Universitäten eingefordert; er stellt sih also auch wohlwollend zu der Angelegenheit. Aus allen diesen Gründen empfehle ih dem Reichstage, den Antrag abzulehnen.

Abg. Dr. von Bar (dfr.): Es kommt uns lediglih auf die Hauptsache an, nämlich ob die Approbation auch von Frauen erlangt werden kann. Der Abg. Dr. Hartmann selbst hat {on darauf hingewiesen, daß die Gewerbeordnung von „Personen“ spricht, alfo feinen Unterschied hinsichtlich des Geschlehß{s macht. Es nach unserer Mcinung nihts im Wege, daß der Bundesrath verfügt, daß die Universitäten diejenigen Frauen, welche sich zur Prüfung melden, in derselben Weise, wie die männlichen Candidaten, der Prüfung unterwirft. Was die Vorbedingung betrifft, so könnte doch die medizinisle Prüfung wegfallen und die Ableistung der Neife- prüfung würde fich ohne Schwierigkeit vollziehen lassen; dann ist -es nicht anzunehmen, daß ein Gymnasium sih weigern würde, cinem Ansuchen ciner medizinischen Facultät nachzukommen, einer weib- lichen Person die Neifeprüfung abzunehmen, wie ja {hon heute jeder zum Abiturientenexamen zugelassen wird, der sich dazu meldet. In Frankreich hat man {hon seit den 60er Jahren medizinishe Curfe für weibliche Studirende, in England deëgleichen an den beiden Universitäten Oxford und Cambridge, ferner in Schweden, Dänemark, Belgien. In England bat das medizinische Studium der Frauen eine ganz außerordentliche Bedeutung erreiht. Es handelt sich für uns darum, eine künstlichße Schranke aufzuhebckm, welche so lange zwishen den beiden Geschlehtern bei uns

teht nun

bestanden hat. Das Deutsche Neich hat alle Veranlassung, die freie Beruüfsthätigkeit der Frauen zu erweitern.

Staatssecretär Dr. von Boetticher:

Ich freue mich, aus den Ausführungen des Herrn Vorredners zu entnehmen, daß er jedenfalls keinen Zwang von Seiten des Reichs gegenüber den Universitäten zulassen will. Er hält als Universitäts- Professor die Freiheit der Universitäten heilig. Im übrigen habe ih auf seine Ausführungen Folgendes zu bemerken. Eine künstliche Schranke für die Frauen ist nicht in der Neichsgesegebung aufgerichtet. Er selber hat anerkannt in Uebereinstimmung mit mir, daß na unserer Reichs- gescgebung und nach dem Wortlaut unserer maßgebenden Be- stimmungen die Frauen in Bezug auf die Approbation den Männern vollständig glei gestellt sind. Das Hinderniß liegt nur darin, daß sie die Vorbedingungen nicht ebenfo erfüllen können, wie die Männer, und dieser Umstand beruht in der Schulorganisation, wie wir sie in den einzelnen Ländern besißen, Von Reichs wegen würde ich wiederhole es nur dadurch zu helfen sein, daß man die Er- füllung dieser Vorbedingungen, wie sie in den ärztlichen Prüfungsvor- {riften vorgesehen sind, aufhebt.

Nun weiß der Herx Vorredner auch gegenüber dieser Rechts- lage cine Correctur. Er sagt, man könnte dazu libergehen, die ärztlichen Prüfungsvorschriften zwar für die Männer bestehen zu lassen, zu Gunsten der Frauen aber eine Ausnahme dahin zu statuiren, daß diejenigen Frauen, welche gewisse oder irgend welche ausländischen Universitäten besuht und dort Medizin studirt haben, befugt fein sollen, au ohne den Nachweis der an einer deutschen Universität abgelegten Vorprüfung sih zur Hauptprüfung bei den medizinishen Prüfungs- commissionen zu stellen. Dagegen habe ich zu bemerken, daß gerade von der medizinishen Wissenschaft und ihren Vertretern auf diese Vor- prüfung ein ganz besonderer Werth gelegt wird. Das hieraus cibzuleitende

Bedenken ließe sich freilich dadurch beseitigen,“ daß man diejenigen Frauen, die auf ausländishen Universitäten studirt haben, auch zu dieser Vorprüfung zuläßt. Dann aber und das is der Haupt- einwand wollen Sie denn eine ungleihmäßige Behandlung der Frauen gegenüber den+Männern vorsehen? Wenn Sie den Frauen, die ausländische Universitäten zum Zwecke des Studiums der Medizin besucht haben, ohne weiteres “gestattên, sch vor deutschen Prüfungs- commissionen zur Prüfung zu melden, dann müssen Sie meines Erachtens au dasselbe Necht den Männern gewähren. (Sehr ridtig !) Wie si dann unsere medizinishe Wissenshaft und die medizinische Praxis zu der Frage stellen wird, das zu beurtheilen ist nicht s{chwer. Es sind schon jeßt die Aerzte geneigt, jeden Zuzug aus dem Auslande abzuwehren, und die Concurrenz, die sich nach Deutschland hin infolge einer solchen Bestimmung entwickeln würde, könnte unter Umständen doch recht empfindlih für den ärztlihen Stand sein. Ich kann aus meiner Verwaltungspraris berichten, daß die Gesuhe vou Aerztinnen, die in den russischen Oftsceprovinzen domicilirt sind, sich in neuerer Zeit erheblich vermehrt haben, die dahin gehen, daß man sie zur ärzt- lichen Praxis resp. zur Ablegung der Prüfung vor den deutschen Prüfungscommissionen zulassen möge.” Das könnte unter Umständen ein recht zahlreiches Eindringen fremder Aerzte in die deutshen ärzt- lichen Kreise zur Folge haben, und ih glaube, Sie würden, wenn Sie die Sache fo gestalten wollen, auf lebhaften Widerspruch stoßen.

Nun stelle ich mich dem Ziel des Antrages ih habe darüber gar fein Wort verloren gar nicht feindlih gegenüber, ih glaube auch zu wissen, daß in verschiedenen deutshen Staaten die Unterrichts- Minister nicht abgeneigt sind, der Frage näher zu treten (Hört! höft! links), und zu prüfen, was auf diesem Gebiet etwa zu thun sei. Ih habe durch meine Bemerkungen nur dem Wunsch Ausdruck geben wollen, daß man die Sache vor die rihtige Schmiede bringt, daß man sie dahin bringt, wo allein wirksam geholfen werden fazn. Verweisen Sie die Frage an die bundesstaatlichen Instanzen, dann tritt die Folge nicht ein, daß Sie entweder die Aerzte männ- lichen Geschlechts anders behandeln als die Aerzte weiblichen Geschlechts, oder daß Sie dek Zudrang zur ärztlichen Praxis aus dem Auslande erheblich vermehren. Dann können Sie, indem Sie die Frauen zur Reifeprüfung und zum ärztlihen Studium auf deutschen Universitäten zulassen, die Sache innerhalb der Grenzpfähle des Deutschen Reichs in einer vollständig Ihren Wünschen entsprechenden Weise erledigen. Also ih sage: Wenden Sie sich an die rechte Schmiede! da wird zu helfen sein; das Reih würde in Verlegenheit kommen, wenn es sih die Frage vorlegen müßte, wie es dem Ziele des Baumbach’schen Antrages näher treten fol.

Abg. Dr. Endemann (nl): Für mich ist die Frage dér Zulassung der Frauen zum ärztlichen Beruf nic eine Nechts-, fondern eine Zweckmäßigkeitsfrage. Wäre es ein Recht, dann müßten wir folge- richtig zur Frauenemancipätion kommen. Die Frauen können bei der Zulassung zur Approbation nicht besser gestellt werden als die Männer. Segen wir die geistigen Fähigkeiten ganz gleih fo bleibt doh immer an einer Frau, die aus ihrer Sphäre heraustritt, etwas Fremdartiges. Ueberall fehen Sie in den gelehrten Ständen die Ueberfüllung der Berufe. Der Antrag würde das wissenschaftlihe Proletariat nur vermehren. Die Eingaben der Frauenvereine find vtel zielbewußter als der Antrag des Abg. Dr. Baumbach. Viel eher könnte ih mir denken, daß eine Frau Advocatin würde. Sie wollen doch auf die Gleich- berechtigung der Frauen hinaus; die Frau soll au als Aerztin von ihrer Praxis leben. Nach meiner Meinung würde das die Mehrzahl der Frauen , wekche sih dem ärztlihen Berufe widmen, cinfach ins Elend stürzen. Ich bin durchaus kein * principieller Gegner der Zu- lassung der Frauen zum akademishen Studium, kann Sie aber nur bitten, den Antrag Baumbach abzulehnen.

Abg. Bebel (Soc.): Es is sehr erfreulih, daß heute noch fein Mitglied des Hauses sich als principieller Gegner des ärzt- lichen Berufs der Frauen erklärt hat, ganz im Gegensaß zu der Berhandlung vbdr 15 Jahren, wo namentlih eine Rede des Abg. Dr. Orterer vom Centrum zur Ablehnung des Antrags führte. Ich freue mich auh über das Einverständniß des Abg. Dr. Baum- bah mit einem großen Theil meiner Ausführungen in dem Buch „Die Frau“. Ich habe Übrigens in dem Buche ausdrücklih erklärt, daß die Darlegungen dieses Buchs meine persönlichen Meinungen und für die S in feiner Weise verbindlich sind. Ich habe mich aber keines wegs im Sinne der Profcssoren von Bergmann und Leyden über die Zulassung der Frauen zum Studium ausgesprohen. Was ich über die Frauen des Mittelstandes gesagt babe, halte ih alles aufreht und finde es thatsächlih bestätigt; es kommt aber ‘bei diefer Frage nicht in Betracht. Die Mädchen und Frauen, welche sih dem Studium widmen, besißen ein Maß von Energie und Intelligenz, welches weit über das Durchschnittsmaß Dinagelt, Auch hat beute- niemand mehr an der geistigen Qualification der Frauen gezweifelt. íIn allen Theilen der Welt \tudiren eine Menge Frauen nicht nur Medizin, sondern auch alle übrigen gelehrten Berufe. Tau- sende von Aerztinnen giebt es in Amerika, Hunderte in der Schweiz; selbst in Nußland hat man sich zur Zulassung der Frauen zum medizinishen Studium entschließen müssen. Ueber den Antrag Baumbah gehen wir natürlich weit hinaus. Sn Amerika fungiren Tausende von Advocatinnen, das Gemeindewahl- recht besißen sie dort auch hon, und von diesem zum politishen Wahl- recht ist nur ein Schritt. Nun protestirt der Abg. Dr. Endemann vom Standpunkte der Concurrenz gegen die Zulassung. Wo steht denn geschrieben, daß dieser oder jener Mensch ein Recht auf ein standesgemäßes Auskommen habe? Dieses Recht hat niemand im Deutschen Reich. Unsere Frauen müssen wünschen, "die Gelegenheit zu besißen, sich von weiblichen Aerzten behandeln zu lassen. Das ist hon bei der lex Heinze angedeutet worden. Zu Ehren der ia Studentinnen erkläre ih, daß die Vorgänge, welche früher fo lebhaften Tadel fanden, unrichtig und übertrieben dargestellt worden, daß - sie, zum großen Theile diese Studentinnen garnicht betrafen. Gerade auf dem platten Land würde die Frau als Aerztin ein bédeutendés Arbeitsfeld haben, da ein großer Theil der jungen Aerzte lieber in den Städten bleibt. Weshalb foll die Aerztin niht weite Wege auf dem Lande zurück- legen können? Müssen datselbe nicht heute log die Hebammen in. weiten ländlihen Districten Deutschlands, namentlih auch in höher gelegenen Gebietstheilen, wo die Dörfer stundenweit auseinander liegen? ix geben dem Antrage, obwohl wir weiter gehen, unsere Zustimmung und werden dazu {hon durh die Gef äftölage des Reichstags veranlaßt. So werthlos, wie der Staatsfecretär Dr. vou Boetticher dèn Antrag hinstellt, ist er doch auß nicht. Wenn der An- trag die mng des Bundésraths findet, dann ist für die Einzelstaaten moralisch die Nothwendigkeit egeben, auf dem ange» gebenen Wege fortzuschreiten, denn Re Sôret geht vor Lan A Der Bundesrath hat übrigens cin Mittel in der Hand, im Sinne des