1893 / 50 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 27 Feb 1893 18:00:01 GMT) scan diff

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feld aus Osnabrück und Barth aus Danzig haben die E Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst bc- tanden.

S. M. Siffsjungen-Schulschiff „Nixe“, Commandant Capitän zur See Riedel, ist am 25. Februar in Syrakus angekommen und beabsichtigt, am 6. März nah Neapel in See zu gehen.

S. M. Kreuzer „Möwe“, Commandant Capitän-

Lieutenant Hartmann, ist am 25. Februar in Bombay angekommen.

Danzig, 25. Februar. Der 16. Provinzial-Landtag der Provinz Westpreußen ist heute durch den Ober- Präsidenten, Staats-Minister Dr. von Goßler im Namen Seiner Majestät des Königs geschlossen worden, wobei er den Mitgliedern seinen Dank für die Sicherheit und Nasch- heit, mit der sie das Gutachten über die Wegeordnung für die Provinz Westpreußen abgegeben hätten, aus\prah und dem Wunsche Ausdruck gab, daß die Verhandlungen zum Segen der Provinz gereihen möchten. Ver Bolz Nhende, Rittergutsbesißer von Graß-Klanin,/ brachte hierauf ein dreifaches, begeistert aufgenommenes Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König aus, und der Alterspräsident Geheimer Regierungs-:Nath Engler drücéte zum Schluß namens des Landtags den Dank für gewissenhafte und umsichtige Leitung dem Vorsißenden aus

Posen, 26. Februar. Die Eröffnung des 28. P r 0- vinzial-Landtags der Provinz Posen fand heute im großen Saal des Provinzial-Ständehauses um 121/, Uhr statt, nachdem die evangelischen Mitglieder vorher am Gottesdienst in der St. Pauli-Kirhe und die katholischen Mitglieder on dem in der Pfarrkirhe ad St. Mariam Magdalenam theil genommen hatten. , E t S

Der Landtags-Commissarius, Königliche Ober - Präsident Freiherr von Wilamowiß-M öllendorff wurde durch eine Deputation der versammelten Provinzialstände in den Sißungs- saal geleitet und richtete an die Versammlung folgende Ansprache:

Hochgeehrte Herreu!

Wie vorauszusehen war, ift Jhr Zusammentritt nothwendig ge- worden, che noch ein Jahr seit dem Schluß des 27. Provinzial- Landtags verlaufen ift.

Aus den umfangreichen und ebenso inhaltreichen Vorlagen, welche Ihnen rechtzeitig zugegangen sind, haben Sie die ernsten Aufgaben er- schen, die Ihrer warten.

Nächst einer Vorlage der Königlichen Staatsregierung, die zweite Nevision der Gebäudesteuer betreffend, deren sorgfältige Erwägung ih Ihnen empfehle, ift cs die gesammte provinzialständi]che Verwaltung in allen ihren Zweigen, die Sie an der Hand des Verwaltungöberichts ¿zu prüfen und für welche Sie auf Grund des Etatsentwurfs die weiteren Bahnen vorzuzeichnen haben.

Wie es der Provinzialausshuß verstanden hat, auf Grund der ihm ertheilten Vollmachten für tie Durchführung des Geseßes über die außerordentliche Armenpflege die richtigen Mittel und Wege zu finden, darüber will ich jeßt Ihrem Urtheile nicht vorgreifen, will aber Ihre Aufmerksamkeit darauf hinlenken, daß in dem Entrourfe des BVoranfchlags die Ausgaben mit außergeroöhnliher Knappheit be- meffsen sind. Wesentlich aus einer Verminderung der Einnahmen er- giebt sich die Nothwendigkeit, die Provinzialabgaben um mehr als ein Drittel ihres bisherigen Betrages zu erhöhen. Ein verhältnißmäßig geringer Antheil hiervon entfällt auf solche Ausgaben, welche Jhnen vom Provinzialausshuß vorgeshlagen werden, obne daß ein gesetzlicher Zwang dafür vorläge.

Bei der Inventarisirung der Kunstdenkmäler handelt cs sich um ein von Ihnen beshlofsenes Werk, an dessen erfreulihem Fortgange Sic und die ganze Provinz lebhaften Antheil nehmen werden.

Zur Fürsorge für Kunst und Wissenschaft haben bither die großen Anforderungen auf wirthschaftlihem und humanitärem Gebiete in unserer Provinz wenig Naum gelassen. Mit um so lebhafterer Ge- nugthuung habe ih deshalb cinen erst gestern vom Pro- vinzialauschuß gefaßten Beschluß begrüßt, der Ihnen troß der momentan ungünstigen Finanzlage die Erwerbung eines werthvollen Grundstüfs in der Stadt Posen vorschlägt, ge- eignet wie feines, um mit der Aufnahme von Bücher- schäßen und Kunstsammlungen die geistigen Bestrebungen in der ganzen Provinz zu fördern und zu concentriren. Eine Gelegenheit wie diese, wenn man sie unbenußt vorübergehen läßt, kehrt {chwerlich wieder, und für alle Zeiten wird der Landtag cin rühmliches Andenken genicßen, welcher die rihtige Stätte für die Pflege von Kunst und Wissenschaft in der Provinz erworben hat.

Zur Förderung der Landwirthschaft ift aus Ztaatsmitteln ein gegen das Vorjahr erhöhter Betrag in Ausficht gestellt worden. Es wird Ihnen vorgeschlagen, durch Bewilligung eines Zuschusses zu dem- selben der provinzialständishen Verwaltung auch weiterhin einen maß- gebenden Einfluß auf die Verwendung des ganzen Fonds zu ver- schaffen. A

Bei den Vorlagen für die Meliorationsgenossenshaften an der Welna zwischen Straszewo und Ciesla im Kreise Wongrowiß und für die Eindeichung der Warthe in der Stadt Posen handelt es sich um die Beseitigung von Notbständen, im letzteren Falle auch um die Borb-dingungen für das wirthschaftlihe Aufblühen der Provinztial- Hauptstadt. Auch an den Landtag werden künftige Geshlehter dankbar zurückdenken, welcher dazu beigetragen hat, diese Stadt von der Ueber- \{chwemmungsgefahr zu befreien. i E

Sie werden sich bewußt sein, meine Herren, daß eine Körper- schaft wie dic Ihrige, welcher das Besteuerungsreht zusteht, ih der vollen Berantwoortlichkeit für thre Beschlüsse niht entziehen kann ;

aber nicht nur in der Nichtung, V die Steuerzahler möglichst wenig '

belastet werden, sondern au in Anbetracht der Folgen, welhe aus einer Ablehnung von geforderten Mehrausgaben erwachsen können.

(Fine eingehende Prüfung werden Sie auch der LZorlage des Landeshauptmanns über die Stellungnahme der provinzialständishen Berwaltung zu dem Bau von Kleinbahnen zuwenden.

Wie es auf früheren Landtagen mir zur großen Befriedigung gerciht hat, mit Ihnen, Herr Landtags-Marschall, und mit Jhnen, meine Herren Provinzialstände, zusammen zu arbeiten, so hoffe ih, daß auch diesmal unsere gemeinsame Thätigkeit eine ersprießliche sein wird durh einmüthige und selbstlose Hingebung Aller, welche zur Mitwirkung berufen sind an dem Dienst der Provinz und des Vater- landes. i

Ich übergebe Ihnen, Herr Landtags-Marschall, den Allerhöchsten Landtagsabschied vom 30, Januar d. F. und das Allerhöchite Propo- sitions-Decret von demselben Tage und erkläre im Allerhöchsten Auf- trage Seiner Majestät des Kaisers und Königs den 28. Provinzial- Landtag der Provinz Posen für eröffnet,

Hierauf übergab der Landtags-Commissarius dem Landtags- Marschall, Königlihen Schloßhauptmann und Landrath Frei- herrn von Unruhe-Bomst den Allerhöchsten Landtags- abschied vom 30. Januar d. J. und das Allerhöchste Pro- positionsdecret von demselben Tage und erklärte sodann im Namen Seiner Majestät des Kaisers und Königs den 28. Pro- pinzial-Landtag für eröffnet.

Der Landtags-Marschall antwortete hicrauf Folgendes: Hochgeehrter Herr Landtags-Commissarius!

Wie Eure Excellenz mit Recht die Güte hatten, zu erwähnen, waren wir darauf vorbereitet, daß wir noch vor dem 1. April d. F. zur Erfüllung der Verpflihtungen, welhe uns das Geseß vom 11. Juli 1891 über die außerordentlihe Armenpflege auferlegt, würden zusammentreten müssen, und wir waren mehr oder weniger von banger Sorge erfüllt, welche außerordentlichen Lasten von uns in dieser Nichtung würden gefordert werden.

Nun sind ja die gedruckten Vorlagen seit mehr als vierzehn Tagen in unserer Hand, und wir haben daraus mit vieler Genugthuung er- sehen, daß es dem Herrn Landeshauptmann gelungen ist, durch Ankauf vorhandener Anstalten in der kurzen Frist allen Aufgaben, welche das Gesetz der . Provinz tellt, mit einem Kostenaufwand zu genügen, welher im Verhältniß zu dem, was geleistet ist, als ein ge- ringer bezeihnet werden muß. Ich fann es mir niht ver- sagen, dem Herrn Landeshauptmann im Namen der Pro- vinz meinen Dank auszusprehen für die geniale Weise, in der er die Mittel und Wege zur Befriedigung des Bedürfnisses auf die möglichst billigste Art gefunden ; niht minder dem Provinzialausshuß, daß er den \{öpferishen Gedanken des Herrn Landeshauptmanns gefolgt ist und so uns die Erfüllung der Pflicht, welche fast unershwinglih schien, erleichtert hat.

Mit nicht geringer Freude haben wir aus dem Munde Eurer Ercellenz vernommen, daß die Staatsregierung in der wohlwollendsten Weise uns die Erwerbung eines überaus werthvollen Grundstücks in der hiesigen Stadt zu kunst- und wissenschaftlichen Zwecken für einen mäßigen Preis angeboten, und ih glaube namens meiner Mitstände versichern zu können, daß der Provinzialaus\{chuß recht gethan hat, die Annahme des Angebots zu empfehlen.

Wenn auch die Finanzlage ungünstig erscheint, so würde doch der Provinzial-Landtag es s{hwer bereuen müssen, wollte er die günstige Gelegenheit zu mehr als preiswürdiger Erwerbung cines in der besten Gegeud der Stadt gelegenen Grundstücks von sih weisen. L

Nicht minder freudig begrüßen wir, daß abermals der Herr Minister für Landwirthschaft nicht unerheblihe Mittel zur F örderung der Landwirthschaft uns zu überweisen bereit ist. Wir verkennen niht, daß die Landwirtbschaft leider in ungünstiger Lage sih befindet. Deshalb wird es uns eine angenehme Aufgabe sein, etwas zur Ver- besserung der Lage der Landwirthschaft beitragen zu können und wir danken der Staatsregierung, daß sie uns dazu Mittel zur Verfügung stellen will.

Für die Nothleidenden der PNeeliorationêgenossenshaft an der Welna zu sorgen, hält der Provinzialaus\huß für nöthig. Wir werden gern seinen Vorschlägen folgen, um so mehr, als auch Eure Excellenz uns versichern, daß es sich um Beseitigung wirklicher Noth- stände handelt.

Was die Beihilfe für die Eindeihung der Warthe in Posen be- trifft, so erkenne ich mit dem Provinzialausshuß an, daß das wirth- \caftlide Emporblühen der Provinzial-Hauptstadt von Bedeutung für den wirthschaftlihen Aufschwung der gesammten Provinz und daß es daher Pflicht der Provinz is, der Stadt zur Beseitigung der Ueber- {chwemmungêgefahr, die sie allein zu bes{chwören nicht leistungsfähig genug ift, beizustehen. Jch erkenne ferner an, daß die Provinzial- Hauptstadt durch die erheblihen Steuersummen, mit welchen fie bei der Vertheilung der Provinzialbeiträge in Ansatz kommt, zu zahlreichen Einrichtungen und Anlagen *ortgeseßt \steuert, von welchen fie selbst geringeren Vortheil genießt. Ich erkenne endlich an, daß die Stadt Posen in der langen Zeit, in welcher ih die Ehre habe, dem Provinzial- Landtag anzugehören , bereit gewesen ist, durch ihre Vertreter für gemeinnüßige Unternehmungen der ganzen Provinz oft mit Hintansetzung thres eigenen Interesses einzustehen. Ich für meine Person, und ih kann ja vorläufig nur von mir sprechen, bin daher der Ansicht, daß auch die Provinz ihrerseits die Pflicht hat, für die in ibrer Lebens- fähigkeit gefährdete Provinzial- Hauptstadt einzutreten.

Wenn ih aber au nur für mi spreche, so glaube ich doch nach meiner Kenntniß von der Gesinnung früherer Landtage fagen zu tönnen, daß ih dabei die entshiedene Mehrheit des Provinzial-Land- tags hinter mir habe; denn das ist do eine auf Erfahrung beruhende Thatsache, daß wir tro der Verschiedenheit der Ansichten, denen wir offen und ehrlich Ausdruck gegeben haben, s{ließlich immer den Weg gefunden haben, auf welchem wir das Wohl unserer theuren Heimath und threr Bewohner gefördert haben.

So hoffe ih zu Gott, daß auch die Berathungen des 28. Pro- vinzial-Landtags denselben Zweck verfolgen werden. Die Zusicherung, daß Eurer Ercellenz Unterstüßung uns dabei nicht fehlen wird, nehmen wir danfbar an; wie wir denn überhaupt nicht vergessen wollen, daß wir das so überaus günstige Anerbieten des Ankaufs des Gencral- Commandogebäudes Eurer Excellenz Anregung verdanken; und ih würde mich meiner Stellung unwürdig erweisen, wollte ih nicht aus- drüdlih anerkennen, daß wir in dieser wohlwollenden Borlage, wie felbst in den Beschlüssen des Provinzialaus\{chusses überall Eurer Grxcellenz wohlwollende, gütige und sachverständige Mitwirkung er- kennen.

Lassen Sie uns nunmehr, meine geehrten Mitstände, an "die Ar- beit gehen, indem wir vorher dem Gefühle der Treue und CGhrfurcht zu unserem Kaiser, König und Herrn Ausdruck geben und rufen : Sine Weajeital der Katser und Konta Wilhelm 17. lebe hoch!

Jn das Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König stimmte die Versammlung begeistert ein.

Nach Ernennung der Schriftführer und des Quästors für den 28. Provinzial-Landtag trennte sich die Versammlung.

Bayern.

Bei einem aus Anlaß der silbernen Hochzeit Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Ludwig veranstalteten Schießen hob der Prinz hervor, er fühle sich besor- ders wohl in der Mitte der Schüßen unter denen alle bürgerlihen Kreise ohne Unterschied des Standes, Berufes und Vermögens vertreten scien. Dem Wohle der Schüßen widme er den Festpocal, indem er wünsche, daß, wie das Königliche Haus sich mit dem Volke, so das Volk mit dem Königlichen Hause sih eins fühlen möge durh weitere Zahr- hunderte. Mit jubelnden Rufen dankten, wie „W. T. B“ berichtet, die Anwesenden dem Prinzen für seine Worte.

Oldenburg. Seine Königliche Hoheit der Großherzog begeht heute das vierzigjährige Jubiläum seines Regierungsantritts.

Sachsen-Altenburg.

Seine Hoheit der P erdog hat, wie das „Chemn. Tgbl.“ meldet, cine dreiwöchige Erholungsreise nah dem Süden unternommen und ist am 23. Februar von Altenburg abgereist.

Reuß ä. L,

+ Nach mehrtägigem Verweilen am hiesigen Fürstlichen Hofe ist heute Vormittag Jhre Königliche Hoheit die Herzogin Max von Württemberg wieder von hier nah Regensburg abgereist.

Oesterreich-Ungarn. Der Kaiser hat sich heute früh nah Wels begeben und reist Mittags von dort nah Territet bei Veveg zum Besuch der Kaiserin.

Der „Politischen Correspondenz“ zufolge sandte das ungarishe Gesammt - Ministerium dem Minister- Präsidenten Grafen Taa ffe eine schr herzlich abgefaßte Gl ü ck- wunschdepesche zum sehzigsten Geburtstage.

Im ungarischen Unterhause richtete vorgestern, wie „W. T. B.“ berichtet, der Abg. Graf Karolyi an die Regierung die Aufforderung, sich mit den Regierungen Oesterreihs, des Deutschen Reichs und Frankreichs in Verbindung zu sehen, um ein gleihförmiges Vorgehen bezüglih der Einschränkung der Agiotage und des Terminhandels an der Productenbörse zu erzielen. Im weiteren Verlauf der Sizung erklärte der Acker- bau-Minister Graf Bethlen, die Errichtung eines großen internationalen Viehmarktes in Pest werde die Viehverwerthung wesentlih fördern und Ungarn vom Wiener Plate und dem Auslande unabhängig machen. Im weiteren Verlauf der Sißung theilte Graf Bethlen weiter mit, es set ein Gesezentwurf ausgearbeitet, durch den einigen hundert weniger - vermögenden Leuten durch Pachtung kleinerer Staatsgüter ein Lebenserwerb gesichert und auf diese Weise eine Ackerbau treibende Mittelklasse geschaffen werden jolle. Hierzu werde insbesondere auch der Grund- besiß der hohen Geistlichkeit verwendet werden, die dem Gesceßz- entrourf principiell zugestimmt habe. Eine große socialpolitische Frage werde damit für Ungarn gelöst. Die Regierung werde außerdem cin Colonisationsgeseß einbringen, durch das sie er mächtigt wird, kleinere Güter anzukaufen und gegen Raten: zahlungen an Ansiedler zu überlassen.

Großbritannien und Frland.

Jn Horsham (Grafschaft Sussex) ist an Stelle des ver- storbenen Sir Walter Barttelot der Conservative Johnstone mit 4150 Stimmen zum Mitglied des Unterhauses gewählt worden. Der Gegencandidat Johnstone's, der Glad stoneaner Wilberforce, crhielt 2666 Stimmen.

Nach ciner Meldung der „Magd. Ztg.“ aus Belfast wurde daselbst beschlossen, 10 000 Vertreter von Ulster nah London zu senden, um auf dem Trafalgar Square cin Protestmeeting gegen die Herstellung eines irishen Parlg- ments abzuhalten. Bei einer am 2. März in Belfast abzu- haltenden Massenkundgebung soll der Beschluß gefaßt werden, der Herstellung des irischen Parlaments jeden möglichen Widerstand zu leisten, dessen Gesetze nicht anzuerkennen und die Steuerzahlung zu verweigern.

Frankreich.

Jn dem am Sonnabend abgehaltenen Ministerrath machte, wie „W. T. B.“ meldet, der Minister des Auswär- tigen Develle die Mittheilung, daß der Präsident des \chweizerischen Bundesraths an den französischen Bot- schafter Arago in Bern ein Schreiben gerichtet habe, worin er sein Bedauern über den Vorgang in Basel bei dem Fastnachtsumzuge ausdrücke. Der Zwischenfall sei damit als erledigt anzusehen.

Die Deputirtenkammer nahm in ihrer vorgestrigen Sitzung bei der weiteren Berathung des Budgets ein Amendement des Deputirten Mitchell mit 215 gegc!! 204 Stimmen an, wonach für? jeden Livrée tragenden Diener eine jährlihe Steuer von 20 Fr. zu entrichten ist.

Der Deputirte Boissy d’Anglas wird der „Magd. Ztg.“ zufolge einen Antrag auf strafgerichtliche Verfolgung aller Zeitungen, die in Form selbständiger Artikel bezahlte Reclamen für Finanzoperationen veröffentlichen, einbringen : eine folhe Veröffentlichung soll als Betrug betrachtet werden. Die Deputirten Bovier und Lapierre und Mitchell beabsichtigen einen Antrag auf Besteuerung der Adelstitel einzubringen, der Deputirte Beauquier wird einen Gescßentwurf bean- iragen, wonach jeder Candidat für cin parlamentariscches Mandat bei der Ausstellung seiner Candidatur seinen Ver mögensstand angeben muß; wenn er gewählt ist, muß er die Angabe nach Beendigung seines Mandats wiederholen.

Jm heutigen „Figaro“ wird in einem .. Vidi“ unterzeich- neten Uriel behauptet, daß nach den Aussagen, die Charles de Lesseps vor dem Untersuchungsrichter gemacht habe, Freycinet, Floquet und Clémenceau von den Machenschaften in der Panama-Angelegenheit genau unter richtet gewesen seien, da sie im Jahre 1888 bei Ferdinand und Charles de Lesseps eifrigst dafür eingetreten seien, daß die Panama-Compagnie einen von Herz und Reinach an gedrohten Prozeß vermeiden möchte.

Jtalien.

Wie der „Wien. Ztg.“ aus Nom gemeldet wird, ist dic Ankunft der Königin Viétoria in Florenz auf den 22. März festgeseßt. Die Königin wird im Namen des Königs von dem Herzog von Aosta begrüßt werden, wieder wie im Zahre 1888 die Villa Palmieri bei Fiesole beziehen und da- selbst einen dreiwöchigen Aufenthalt nehmen. Der König und die Königin werden der Königin Victoria einen Besuch ab- statten.

Die Deputirtenkammer hat nach ciner Meldung des „W. T. B.“ vorgestern mit 191 gegen 76 Stimmen den (Geseßentwurf angenommen, wodurch das B udgetprovi- sorium auf cinen Monat verlängert wird.

Der Papst empfing vorgestern den Fürst-Erzbischof von Prag, Cardinal Grafen Schoenborn und gestern in feier: licher Audienz den österreichish-ungarishen Botschafter Grafen Nevertera, der das Glückwunschschreiben des Kaisers Franz Joseph und die dem Papst vom Kaiser gewidmeten Geschenke überbrachte. Darauf hatte der Botschafter mit dem Papst ein längeres Privatgespräch in den päpstlihen Gemächern. Später stattete er dem Cardinal -Staatssecretär Rampolla einen Besuch ab.

Portugal.

An Stelle des bisherigen Kammer-Präsidenten Azev edo, der zum Justiz-Minister ernannt worden ist, ist dem „W. T. B. zufolge Frederico Aronca zum Präsidenten der Kammer gewählt worden. /

Die Cortes sind am Sonnabend bis zum 15. Mai ver- tagt worden. A

Die in dem Programm des Cabinets an ekündigte Am- nestie für Preßvergehen sowie für Vergehen bei den Wahlen und politische Vergehen ist erfolgt. Von der Amnestie sind nur die bei dem Pronunciamiento von Oporto am 31. Januar betheiligt gewesenen militärishen Chefs ausgeschlossen. Den Lissaboner Blättern zufolge beabsichtigt die Regierung, dem- nächst neue Verhandlungen bezüglih der auswärtigen Schuld einzuleiten, um bei dem Wiederzusammentrit! der Cortes einen neuen Entwurf an Stelle des von dem früheren Minister-Präsidenten Diaz Ferreira vorgelegten einzubringen.

Belgien.

Gestern Vormittag um 9 or Vat wle W T B“ meldet, in Brüssel und den Vororten das von radicaler Seite gegen den Willen der Regierung veranstaltete Referendum über das neue Wahlsystem unter reger Betheiligung der Be- völkerung begonnen. Die Abstimmung fand über folgende fünf Anträge statt: 1) das mit vollendetem 21. Lebensjahre zu- stehende active allgemeine Wahlrecht (Anirag Janson); 2) das mit vollendetem 25. Lebensjahre zustehende active allgemeine Wahlrecht (Antrag Nothomb): 3) Ausschluß der Unterstüßten und derer, welche weder lesen noch schreiben können (Antrag Graux); 4) Abhängigkeit der Wahlberehtigung von dem Innehaben ciner eigenen Wohnung und dem Nachweis eines gewissen Bildungsgrades (Negiecungsvorlage): 5) Ausschluß derjenigen von der Wahlberechtigung, welche keine Volks\chul- bildung besißen (Antrag Frère-Orban). Die Stimmabgabe, die in Redactionsloca!en, Cafés und anderen öffentlichen Lokalen vorgenommen wurde, vollzog sich in völliger Nuhe und Ordnung; es fam fkeinerlei Zwischenfall vor. Jn den Vorstädten wurde die Abstimmung um 6 Uhr, im Junern der Stadt um 9 Uhr Abends geschlossen. Jn Brüssel waren 111 700 Personen in die Listen eingetragen, davon haben 60279 ihre Stimme abgegeben. Es stimmten für den Antrag Zanson 48 660 Personen, für den Antrag Nothomb 7684, für die übrigen drei Anträge zusammen 3935 Personen. Die beträchtliche Zahl der Stimmenthaltung ist den Katholiken und den gemäßigten Liberalen zuzuschreiben die keine radicalen Maßregeln wünschen. Jn den Arbeitervierteln war die Betheiligung infolge der socialistischen Propaganda eine größere. Jn einigen anderen Gemeinden, besonders in den Arbeitercentren, war die Zahl der Abstimmenden ver- hältnißmäßig viel erheblicher, vor allem in Morlanwelz, Manage und Fleurus. Die latholischen Blätter sagen, man könne aus dem Referendum, das nicht ordnungsmäßig organisirt sei, keine Schlüsse ziehen; sie führen an, daß viele Unregel- mäßigkeiten und betrügerische Machenschaften bei dem Refe- rendum vorgekommen seien. Morgen wird die Zweite Kammer mit der Berathung der Verfassungsreformen beginnen.

Die conservative Vereinig ung der Arrondissements von Brüssel nahm in ihrer gestern Abend abgehaltenen Ver- sammlung fast einstimmig cine Tagesordnung an, die das allgemeine Stimmrecht und die von Grqux und Frère- Orban eingebrachten Anträge verwirft.

Numüänien.

Der Senat hat, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonnabend mit großer Majorität die Abänderung des RNekruti- rungsgesches angenommen, wonach das ahrescontingent stati im Februar 1m November einzuberufen ist. Die Parlamentssession ist bis zum 1. April verlängert worden.

Amerika.

Auf eine Anfrage des Finanzaus\chusses des Ne- präsentantenha uses antwortete, wie V aus Washington berichtet, der Schaßsecretär Foster: die Lage verdiene eine ernste Prüfung ; er empfehle, die Einkünfte um 50 Millionen Dollars zu vermehren, um die Finanzlage zu sichern. Foster gab nicht an, ob die Einkünfte durch eine An- leihe oder durch neue Steuern vermehrt werden sollten.

Afrika.

Vei der Verwaltung des Congostaats ist, wie ,W. T. B,“ aus Brüssel meldet, gestern die Meldung eingegangen, daß Major Dhanis am Lomami-Fluß mit Arab ern, die von Sefu, dem Sohne Tippo Tipp's, geführt wurden, zusammen- gestoßen sei. Die Araber seien in die Flucht geschlagen, 5 Hâauptlinge und 500 Mann gefangen genommen und 600 Flinten erbeutet worden. Dabei wurden derx frühere Nesident von Katanga Lippens und sein Begleiter Debruyn getödtet. Der Lieutenant Chaltin überraschte bei seiner Nück- fehr vom Aruwimi die Araber bei Yadumba und {lug sie in die Flucht, die in großer Unordnung und unter Zurück- lassung von Waffen und Munition erfolgte. Nach dem Kampfe wurden viele Araber von den Eingeborenen niedergemaht und 80 Sklaven befreit.

Das britische Auswärtige Amt hat bekannt gemacht, daß das britische Nyassaland fortan den Titel „Britisches Central-Afrika-Protectorat“ führen soll.

Australien. Nach cinem Telegramm des „Reuter schen Bureaus“ aus Auckland ist daselbst die Nachricht eingetroffen, daß der König der Tonga- (Freundschafts:)J nseln Geora. L

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Tubou an Jnfluenza gestorben ist.

Parlamentarische Nachrichten.

Dentscher Reichstag.

Der Bericht über die 52, Sißung vom 2. Februar befindet fih in der Zweiten Beilage.

53. Sißung vom 27. Februar, 1 Uhr.

Der Sigzung wohnen die Staatssecretäre Dr. von Boetticher und Hanauer bei.

Der Abg. Bödiker (6. Köln) is plößlich verstorben. Das Haus ehrt sein Andenken in der üblichen Weise.

Gegen den Abg. Metzger (Hamburg) soll wegen Be- leidigung des Hamburgischen Senats strafrechtlich vorgegangen werden. Das Schreiben des Stellvertreters des Reichskanzlers, in welhem die Ermächtigung zu dieser Verfolgung beim Reichstag nachgesuht wird, gcht an die Geschäftsordnungs- commission.

Die Berathung des Berichts der Reichs\chulden- commission wird ohne Debatte erledigt und der Reichs- shuldenverwaltung Decharge ertheilt.

Es folgt die erste Berathung des Gesetzentwurfs betreffs Abänderung der Maß- und Gewichtsordnung. Nach der Vorlage soll das Meter niht mehr als die Grundlage des Gewichts angesehen werden, für diese wird vielmehr das Kilogramm erklärt. Dieses wird dargestellt durch die Masse desjenigen Gewichtsstücks, welches durch die Jnternationale Generalconferenz für Maß und Gewicht als internationales Prototyp für das Kilogramm anerkannt wurde und bei dem JÎnternationalen Maß- und Gewichtsbureau niedergelegt ist.

Abg. Brömel (dfr.) hält dafür, daß bei dieser Gelegenheit au noch cinige andere die Moaß- und Gewichtsordnung betreffende Fragen

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behandelt werden müssen, und beantragt, die zweite Lesung, welche ebenfalls auf der Tagesordnung steht, für heute abzuseßzen.

Das Haus beschließt demgemäß.

Es folgt der Bericht der Wahlprüfungscommission über die Wahl des Abg. Ahlwardt (Arnswalde-Friedeberg). Die Commission beantragt, die Wahl für gültig zu erklären. Der Bericht ist vom Abg. Dr. Hermes (Jauer) verfaßt, der aber bei der Abstimmung zur Minorität gehörte. Der Bericht wird auf Antrag des Berichterstatters vor dem Plenum dur den Abg. von Holleuffer vertreten.

Abg. Knörcke (dfr.) beshwert sih über die bei dieser Wahl vorgekommenen ungemein zahlreihen Verstöße und Unregelmäßig- keiten, für welhe er aus persönlicher Erfahrung Zeugniß ablegen könne, und beantragt, den Reichskanzler unter Mittheilung des Be- rihts der Wahlprüfungscommission zu ersuchen, eine Untersuchung in einer Reihe der in dem Bericht erwähnten Fälle eintreten zu lassen.

Abg. Ri ert (dfr.): Der Wahlcommissar, Landrath von Born stedt hat bekanntlih den Aufruf, für den Abg. Ahlwardt in der Stich- wahl zu immen, mitunterschrieben. Die Sache ist auch im Abgeordneten- hause zur Sprache gekommen. Gegen ein solches Verfahren muß auch dann protestirt werden, wenn es si etwa um einen Freisinnigen handelte. Zweifellos wird die Majorität die Gültigkeit der Wahl ausfprechen, aber auch dann würde es angezeigt sein, altem guten Brauche des Hauses gemäß, die gerügten Vorfälle dem Reichskanzler zur Ünter- fuhung zur Kenntniß zu bringen.

Die Wahl wird für gültig erklärt, der Antrag Knörcke nah Probe und Gegenprobe angenommen.

Darauf wird die Etatsbe rathung fortgeseßt beim Special-Etat der Reihs-Justizverwaltun g. Das Reichs- Justizamt erfordert an Besoldungen 528 630 M,

(Bei Schluß des Blattes hat der Abg. Dy. von Bar das Wort.)

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten.

Der Bericht über die vorgestrige Sißung befindet sih in der Dritten Veilage.

11. Sißung vom 27. Februar.

Der Sizung wohnt der Finanz-Minister Dr. M iquel bei.

Die zweite Berathung des Staatshaushalts- Etats für 1893/94 wird fortgeseht bei dem Etat der Lo Iterie- verwaltung, dessen unveränderte (Venehmigung dic Coms- mission beantragt. Gleichzeitig schlägt sie folgende RNe- solution vor:

Die Staatsregierung zu ersuchen, ‘a. dem Landtag der Monarchie im nächsten Jahre cine Fortführung der vomFahre 1880 bis 1885 aufgenommenen Statistik über die Privatlotterien in dem bisherigen Umfange bis zum Jahre 1893 vorzulegen; b. in ge- eigneter Weise darauf hinzuwirken, daß die bei dem Vertriebe der A DANolerieloose zur Zeit obwaltenden Mißstände abgestellt werden.“

Zm Etat ist eine Erhöhung der Zahl der Loose vor- gesehen von 160000 Stamm- und 30000 Freiloosen auf 190 000 Stamm- und 35620 Freiloose.

/ Als Berichterstatter fungirt an Stelle des behinderten Abg. von Heydebrand und der Lasa der Abg. Freiherr von Minnigerode- Nossitten.

Abg. Dr. Arendt (freicons.) begrüßt cs mit Genugthuung, daß dem {on vor mehreren Jahren ausgesprochenen Verlangen nach einer Vermehrung der Zahl der Lotterieloose entsprochen worden sei. Man hâtte vielleiht {on vor mehreren Jahren damit vorgehen sollen, wenn niht damals große Privatlotterien genehmigt worden wären. Die Regierung möge mit der Genehmigung großer Privat- lotterien sehr vorsichtig sein; namentlich wünsht der Redner für Colonialzwecke feine zweite Lotterie. Ueberhaupt sollte man die Genehmigung der Lotterien vom Ministerium des Innern auf das Finanz-Ministerium übertragen, wo eher eine sachverständige Prüfung stattfinden könne. Man sollte es bezüglih der Privatlottecien zur Bedingung machen, daß die Spielhancen in den Ankündigungen rihtig angegeben würden. Die Verhandlungen mit den Cinzel- staaten über die Negelung des Lotteriewesens würden hboffent lch bald zu einem glücklihen Resultat führen. Auch der Gedanke sei ein sehr gesunder, die Privatlotterien mög- lichst an die Staatslotterien anzuschließen. Die Zahl der Lottericeinnehmer sollte möglichst vermehrt werden, da fonst bei der Vermehrung der Loose die Einnahmen des Einnehmers zu stark ver- mehrt werden würden. Die Vermehrung der Stellen sei auch deshalb nothwendig, damit die Loose mehr in der Provinz gespielt würden, während jeßt cin zu großer Theil derselben in Berlin bleibe. Redner empfiehlt s{chließlch den Fortfall der ganzen Gewinnprovision des VLottericeinnehmers und dafür cine Erhöhung der Schreib- gebühr; dadurh würden die sch{chwankenden Einnahmen der Lotterieeinnehmer in feste Einnahmen verwandelt werden : der Staat würde dadurch cine Mehreinnahme von einer Million Mark be- ziehen. (Schluß des Blattes.)

Die Steuerreformcommission des Hauses der Ab- geordneten trat heute in die zweite Lesung des Communal- abgabengeseßes cin. Die ersten ses Paragraphen wurden nach der ersten Lesung bestätigt. Die Debatte über § 7 (Beiträge der Grundeigenthümer zur Unterhaltung von Anlagen, Anstalten und Einrichtungen im öffentlihen Interesse) wurde bis zur nächsten Sitzung ausgeseßt. Zu § 9 (indirecte Gemeinde- steuern) wurde folgende MRefolution angenommen: „Die Staatsregierung zu ersuhen, ohne Verzug bei dem Reich die geetg- neten Schritte zu thun, um den Gemeinden die Möglichkeit einer zweck mäßigen Gestaltung der Besteuerung der Getränke zu gewähren und die bestehenden Verschiedenheiten in der Berechtigung der Ge- meinden zur Einführung derartiger Steuern zu beseitigen.“ Die Be- rathung des § 17 a (Beitragspflicht der vormals furbessisden Standes- herren) wurde wiederum ausgeseßt, im übrigen die Vorlage bis § 18 nah der Fassung der ersten Lesung angenommen.

Kunft und Wissenschaft.

4k Die von der Königlichen Porzellanmanufactur für die Weltausstellung in Chica 00 bestimmten Erzeugnisse waren an den beiden leßten Tagen der vergangenen Woche im Verwaltungs- gebäude der Anstalt zur Besichtigung ausgestellt. Troßdem man die Beffentlichkeit wegen der Unzulänglichkeit der zur Verfügung stehenden Nâume auf ein geladenes Publikum beschränkt hatte, waren die beiden Ausstellungsräume von einer gedrängten Menge Schaulustiger überfüllt und der Reichthum des Gebotenen rechtfertigte in der That einen vollen Zudrang. Jm ersten Saale pas ein kleines Modell des für Chicago beabsichtigten Aufstellungs- aues eine gute Vorstellung von der Wirkung, die die hier auf Tischen ausgebreiteten Shäße an ihrem Bestimmungsorte erzielen werden. Cine Längswand, vor die ein kleiner Kuppelbau tritt, und zwei s{hmalere Seitenwände sind zur Aufnahme der verschiedenen Objecte bestimmt. Der von einer Kuppel überdeckte Pavillon in der Mitte wird als Baderaum eingerichtet, von O Wandbekleidung ein großes Kachel- tableau badende Frauen im Walde im zweiten Saale nach dem Entwurf des künstlerishen Leiters der Manufactur Professor Ki ps ausgestellt ist. Aehnliche, besonders E Porzellangemälde, nah Vorlagen des Professors Meyerheim, sollen die Längswand shmücken, vor der Schautische mit den kleineren Geräthen, fowie zwei

prächtige blaugemalte Vasen ihre Aufstellung finden werden. Ein aus Porzellan hergestellter* Zierbrunnen ist vor dem Pavillon stehend gedaht. Als pièces de résistance find be- stimmt ein in folofsalem Maßstabe ausgeführter Kamin, von dem Modellmeister Schle y entworfen, ein reichverzierter Spiegel- rahmen, zwei überlebens8große Porträtmedaillons der Kaiser Wilhelm 1. und Friedrich 111., eine Confol-Uhr in prächtiger Bemalung und Vergoldung, eine große Decorationsvase mit plastishem Puttenshmuck und eine vom Bildhauer Baumbach modellirte Bowle mit allego- rishen Gestalten und einer den Deckel bekrönenden, von Putten um- spielten Ananasfruht. Sicher werden diese ungewöhnlich großen und plastish effectvollen Stücke in Amerika die meisten Bewunderer finden, und in der That nehmen sie shon allein in technischer Beziehung das höchste Interesse in Anspru. Dem feiner gebildeten Geshmadck, der die Grenzen des Porzellanstils kennt, werden die fleineren Arbeiten, die Figuren, Vasen, Lampen, Services mehr zusagen als diese Ko- losse, die dem gebrechlihen Material dur technishes Raffinement cine Leistung abtroten, deren äfthetischer Widersinn ein empfindliches Auge stört. Welch ein Aufwand têéchnisher Kraft für diese Aufgaben erforderli ist, vermag nur der zu ermessen, der die complicirten, in ihrem Zusammenwirken unberechenbaren Manipulationen der Porzellanfabrikation kennt. Diese ist heute zwar nicht mehr das Geheimniß einzelner „Arkanisten“, wie im achtzehnten Jahrhundert; das Eingreifen des Maschinenbetriebs, die Hilfe der Chemie haben die Leistungsfähigkeit aufs höchste gesteigert. Aber troß aller Verbesserungen der Heizungsanlagen, troß der unzähligen neuen Bersuhe in der Anwendung geshmeidigerer Mittel bleibt die Herstellung eines allen Ansprüchen genügenden Por- zellans noch immer von unzähligen Zufälligkeiten gefährdet, und deren Beseitigung stellt den technishen Kräften oft unüberwindlih schwere Aufgaben. Auch in dem Schmuck des kleineren keramischen Geräths begegnen wir dem größten technischen Naffinement. Die Neliefvergoldung, erhabene Cmailmalerei, Malerei unter der Glasur, mit Scharffeuerfarben, Metallorydation, Chinesish Roth und tiefes Sövreblau, die zartdurch\{chimmernde Technik des pâte-sur-pâte, alles finden wir unter den hier ausgestellten Erzeugnissen der Königlichen Manufactur vertreten ; und man darf als ficher annehmen, daß diefe eminenten Leistungen, unterstüßt von der feinen fünstlerishen Behandlung, jenseits des Ozeans unserer deutschen und speciell der Berliner keramischen Industrie cinen bedeutenden Erfolg erringen werden.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Cholera.

Dem Hause der Abgeordneten ift von den Ministern des Innern, für Handel und Gewerbe, der öffentlichen Arbeiten und der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten eine D en k- [chrift über die gegen die Cholera in Preußen 1892 getroffenen Maßregeln vorgelèat worden. Wix entnehmen daraus, daß in Berlin 32 Crfkranfungen und 15 Todesfälle, in Altona 578 Erkrankungen und 351 Todesfälle, und in Preußen im ganzen bis Ende De- zember 1571 Erkrankungen und 862 Todesfälle vorgekommen sind. Die Denkschrift bemerkt betreffs der zukünftigen CHoleragefahr: „Als erloschen kann am Schlusse des Jahres die Cholera in Preußen leider nit betrachtet werden; denn noch in der leßten Woche sind in Altona mehrere aus Hamburg cingeshleppte Fälle vorgekommen, und es müssen auch noch weiterhin bei dem gegenwärtigen Stande der Seuche in Hamburg Invasionen von dort ber befürchtet werden. Die gleihe Gefahr droht fortdauernd von den westlihen und östlichen Grenzländern her, da noch aus der lezten FJahreswoche Krankheitsfälle aus Nordfrankreichß und den Niederlanden, wie auch aus den ruffish-polnischen Gouvernements Nadom, Lublin, Warschau, Plock und Lomza gemeldet worden find. Auch in Preußen felbst find möglicherweise von den bisherigen Fällen ber Keime unvernichtet und lebensfähig verblieben, welhe nah unbestimmt langer Latenz unter günstigeren Bedingungen, z. B. in der wärmeren Jahreszeit, sich weiter entwickeln und einen neuen Act der Epidemie herbeiführen fönnen.“

ODesterreih-Ungarn.

_ Laut Verfügung der Königlich ungarishen Seebebörde zu Fiume ist die bisher in Kraft gewesene siebentägtige Quarantäne für Her- künfte aus den Häfen Nordfrankreichs, Belgiens, der Niederlande und Deutschlands in strenge ärztliche Untersuhung umgeändert worden. Die fiebentägige Quarantäne bleibt jedoch gegen Herkünfte aus den Elbhäfen bestehen.

Niederlande.

Nach einer im „Nederlandsche Staatscourant“ vom 21. Februar 1893 veröffentlihten Verfügung des niederländishen Ministers des Innern und der Finanzen vom 20. Februar 1893 ist vom 24. Februar an die Ein- und Durhfuhr von Lumpen, gebrauchten Kleidungsf\tüden und ungewaschener Leib- und Bettwäsche (beddegoed) aus Venedig verboten, während Geyäck, von Neisenden mitgeführt, nit unter dieses Berbot fällt.

Griechenland.

Die griechische Regierung hat für Herkünfte aus Marseille vom 10. Februar 1893 ab eine fünfägige Beobachtungsquarantäne an- geordnet.

Hamburg, 25. Februar. Ein heute bier umlaufendes Gerücht von dem Auftreten der \{chwarzen Pocken in einem hiesigen Aus- wandererhause beruht, nah Mittheilung des „W. T. B.*", auf einem Irrthum. Ein in einer Auswandererbaracke am Amerikaquai unter pockenartigen Erscheinungen leiht erkranktes Kind ift in das Kranken- haus gebracht worden ; jedo ist niht festgestellt, daß !es sich um schwarze Pocken handelt. Nur die jeßt bei allen Erkrankungen be- obachtete große Vorsicht hat diese Ueberführung wünschenswerth er- scheinen laffen.

Theater und Musfik.

Königliches Opernhaus,

Am Sonnabend ging Pietro Masta gni’s Oper „Die Ranßzau“ zum ersten Mal und mit ganz ungewöhnlihem äußeren Erfolge in Scene. Der Componist wurde niht nur nah jedem Act und am Schluß wiederholt gerufen, sondern überdies von dem f\tür- mischen Beifall, der kein Ende nehmen wollte, einmal au bei offener Scene auf die Bühne genöthigt. Dieser durchschlagende Erfolg dürfte aber nicht allein auf die Re nung des Componisten zu seßen fein ; sondern eine besonders günstige Stimmung der Hörer und etne ganz vortrefflihe Aufführung, bei der im Gesang und Spiel der Darsteller, in der Leistung des bedeutsam in die Handlung eingreifenden Chors und des Orchesters alles tadellos in die Erscheinung trat, kamen der Wirkung der compofsitorischen Arbeit hervorragend zu statten.

Das Tertbuch i} von H. Targioni-Tozzetti und H. Me- nasci nah dem bekannten Schauspiel von Erckmann und Chbatria niht ungeschickt bearbeitet und von Mar Kalbeck ins Deuts übertragen worden. Die Librettisten zeigen uns die beiden Brüder und Dorfgrößen Iohann und Jakob Rangau bereits arg verfeindet. Jz dem Augenblick, wo die Leidenschaft der verfeindetenr Brüder den punkt erreicht, entscheiden \fih unter dem Zorn der Väter bier die ei zige Tochter für ihren Vetter, dem sie in Liebe von Kindheit an zugetban, dort der einzige Sohn für seine Base. Krankheit der Totter treibt in höchster Noth den Vater Johann Rangau in das Haus feines Bruders, der seine Zustimmung zur Ebe der Kinder nur auf r Grundlage harter Bußen geben will, aber die Liebe der Kinder fübrt endlich zu aufrichtiger Vers öhnung.

: Die Handlung wickelt sich in vier kurzen Acten Har und obne Verzögerungen ab und giebt dem früber bereits bewiesenen Gescbiet Mascagni's für dramatisch packende Musik treflide Gelogenbeit zur Bethätigung. Was die Musik im ganzen betrifft, so könnte man die Empfindung haben, daß sie mehr deuts und weniger charakteristi\ch

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