1893 / 54 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 03 Mar 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Fällen däs Wittwengeld der Wittwen . der unmittelbaren Staats- beamten um jährlich 1/2, das der Wittwen der Geistlichen um jährli !/40 gekürzt wird, beseitigen. Die finanzielle Frage kann mit Rücksicht auf die geringe Anzahl der Fälle, sowie mit Rücksicht auf die nit allzu erbeblibe Ouotenänderung kaum in das Gewicht fallen.

In der Steuerreformcommission des Hauses der Ab- geordneten wurde gestern Abend die Berathung des Communa [- abgabengesetzes fortgeseßt und mehrere Paragraphen, deren. Dis- cussion vorher ausgeseßt worden war, erledigt. § 19 (NRealsteuern vom Grundbesitz) erhiclt auf Antrag des Abg. Dr. Würmeling (Centr.) mit Zustimmung der Staatsregierung einen Zusaß, wonach die Geltung der Cabinetsordre vom 8. Juni 1834 auch auf die neuen Landestheile erstreckt wird. § 34 (Communalbesteuerung der Kaiserlichen und Königlichen Hofbeamten) wurde auf Wunsch des Finanz-Ministers Dr. Miquel in der Fassung der Regierungé- vorlage wieder bergestellt. Es kommen sonah die Bestimmungen der Verordnung über die Heranzichung der Staatsdiener zu den Communalauflagen in den neu erworbenen Landes theilen vom 23. September 1867 mit der Maßgabe zur Arwendung, daß das nothwendige Domicil außer Berücksichtigung bleibt. § 44, der bestimmt, daß die Besißer von Actien einer zur Gemeinde- Einkommensteuer herangezogenen Actiengesellschaft, insoweit dieser Actienbesiy bei ihrer Veranlagung zur Staats - (Finfomméen- steuer mit in Rücksicht gezogen is, zu verlangen berechtigt sind, daß bei Bemessung des von ihnen zu entrichtenden Gemeindezushlags die ihnen aus dem Actienbesitz zufließende Divi dende außer Ansay gelassen werde, war in der ersten Lesung gestrichen worden. Ein Antrag auf modificirte Wiederherstellung des Para- graphen blieb vorläufig noch unerledigt. Die §§ 45 und 46 (Ver- theilung des Steuerbedarfs auf die vershiedenen Steuerarten) ge- langten nah einem Compromißvorschlag der beiden conservativen und der nationalliberalen Parteimitglieder zur Annahme.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Fn Bezug auf die Bestimmung des § 22 Z. 1 Strafprozeß- ordnung, wonach ein Richter von der Ausübung NRichteramts kraft Gesetzes ausgeschlossen ist, wenn er selbst dur die straf- bare Handlung verleßt ift, welhe nah § 32 der Str.-P.-O. auch auf Geschworene Anwendung findet, hat das Reichsgericht, [V. Strafsenat, durch Urtheil vom 16. Dezember 1892 ausgesprochen, daß unter dem dur die strafbare Handlung verleßten Richter ein solcher zu verstehen ift, in dessen Nechte durch das betreffende Delict unmittelbar eingegriffen wurde. Es is demnach das Mitglied einer eingetragenen Genossenschaft, gegen welche eine Unter- \chlagung verübt ist, infolge seiner Mitgliedschaft n iht unfähig, bei Aburtheilung der That das Amt eines Geschworenen auszuüben.

Mannigfaltiges.

Neun Angestellte der Berliner Feuerwehr, die sih im letzten Fahre besonders au8gezeihnet haben oder in Ausübung ihres {weren Berufs verunglückt waren, sind heute nah dem Königlichen Schloß befohlen worden, um Ihrer Majestät der Kaiserin vorgestellt zu werden. Es sind das der Oberfeuermann Haut und der Feuermann von Gedrihow von der 1. Compagnie, der Feuermann Winking von der

2. Compagnie, der im Beruf Schaden erlitten, die DberfeuermännerGrüger und Quatisch, sowie der Feuermann Zeuner von der 3. Compagnie (der lettere stürzte bei dem Brande in der Alten Jacobstraße zwei Stockwerke herunter), sowie Oberfeuermann Zimmerling und die Feuermänner Reichmann und Fuchs von der 5. Compagnie, die ih bei dem Brand am Hausvogteiplay ausgezeichnet haben. Die lette Vorstellung von Mannschaften der Feuerwehr fand im Jahre 1888 vor dem hochseligen Kaiser Wilhelm 1. statt.

In der gestrigen Sißung der Stadtverordneten-Ver- fammlung wurde, wie wix der „Voss. Z." entnehmen, der Stadt- haushalts-Etat für 1893/94 zur ersten Berathung gestellt. Dieser ließt, wie {hon in Nr. 51 d. Bl. mitgetheilt, in Einnahme und Ausgabe mit §4535 014 ( ab. Ans der Etatsrede des Kämmerers ging hervor, daß das neue Polizeikostengeseß, die Vermehrung der Mrmenläst; der Nückgang in dem UÜeberschusse aus dem vorigen Ver waltungsjahre, die Uebernahme verschiedener Bauraten, die fonst aus Anleihen gedeckt wurden, au ben Gat, ferner die Verminderung der - Uebershüsse: aus der Verwaltung der ftädtishen - Werke das Bild des Etats so wesent- lih verändert haben, daß diesmal 90% Zuschlag zur Staats-Ein- fommensteuer werden erhoben werden müssen. Troß . dieser un- qünstigeren Verhältnisse konnte der Kämmerer die Finanzlage der Stadt Berlin do noch als eine durchaus befriedigende und folide be- zeihnen. Bei den Wünschen, die von den Vertretern der einzelnen Fractionen geltend gemaht wurden, brach sih der Grundgedanke durch, daß man allerdings weise Sparsamkeit werde walten lassen müssen, daß es aber doch möglich sein werde, den in Ausfiht ge- tellten Procentsaß zu ermäßigen. Ebenso wurden Vorschläge zu günstigeren Betriebsergebnissen der Gasanstalten gemacht und auf die Möglichkeit hingewiesen, daß die Cholera uns im bevorstehenden Sommer hbeimsuchen könnte. Der Magistrat wurde aufgefordert, rechtzeitig nah allen Richtungen Vorsorge zu treffen. Der Etat wurbe dem Etatsausshuß zur Vorberathung überwiesen.

Im städtischen Obdach befanden sich am 1. Februar d. J. . 62 Familien mit 188 Personen, darunter 26 Säuglinge. Am 1. März war der Bestand 46 Familien mit 153 Personen, darunter 17 Säug- linge. Das Asyl für nächtlihe Obdachlose daselbst benußten im Laufe des Monats Februar 58 §46 Personen, und zwar 57590 Männer, und 1256 Frauen. Von diesen Personen wurden 21 dem Kranken- hause Friedrichshain, 73 dem Krankenhause Moabit, 22 der Charité überwiesen, 675 der Polizei vorgeführt.

Zu der Landung des Ballons „Humboldt“ liegt jebt der „M. Pr. Z." eine weitere an Frau Professor Aßmann gelangte Draht- nachricht vor, wona Professor Aßmann einen Beinbruch «davon- getragen hat. Dr. Kremjser, der a Abend nach Berlin zurück- getehrt ist, theilt noch mit, daß der Ballonkorb bei der Landung etwas gekippt habe, als Professor Aßmann sein rechtes Bein bereits über seinen Rand gelegt hatte, um auszusteigen. Dadurch sei der Bruh herbeigeführt worden. Wenn er au ein \{chwerer genannt werden müste, so sei doch nah ärztlihem Dafürhalten eine Heilung innerhalb drei bis vier Wochen zu er- warten. Lieutenant Groß wird den Verunglückten heute nah Grünau überführen, wohin Frau Aßmann gestern den Umzug bewirkt hat. Abgesehen von diesem Unfall, ist die Fahrt glücklich von statten

gegangen.

Ueber die Aussichten des Kaffeebaus in Ost-Afrika hat die Abtheilung Berlin der Deutschen Colonialgesellschaft jüngst einen

von den Vertretern Berliner Kaffee-Importgeshäfte besucht war. Der Vortragende Herr Redacteur Meinecke gab zuerst eine Schilderung der Wichtigkeit dieses Consumartikels, dessen Weltproduction und Verbrau jährlich etwa 850000 t is, von denen Europa als stärkster Consument 435000 t verbraucht, um dann die natürlichen Bedingungen Oft - Afrikas insbesondere des fküsten- nahen Handeïgebirges, in Usambara, für diefe Cultivation zu besprehen. Die natürlihen Bedingungen find| hohe Lage, aus- gezeihneter mit {chwerem Urwald bestandener Boden, Wasserreihthum und geringe Entfernung von dem Hafenplaz Tanga, von dem in Kürze die Eisenbahn nah Karagwe, die am Fuße des Gebirges vorbei- geht, gebaut werden wird. Auf dem Gebirge hat die Deutsch- ostafrikanishe Gesellschaft die Versuchs- und Nuzungsplantage Darema angelegt, welche bereits über 200 000 Kaffeebäumchen aus den Saat- beeten vervflanzt hat. Diese Bäume wachsen günstig heran und berehtigen zu den ‘s{hönsten Hoffnungen. Redner ging dann besonders auf die Verbältnisse in Mrogoro ein, wo die fatholishen Missionare Kaffeebau betreiben und ein Product erzielt haben, das troß der primitiven Zubereitung doch nach dem Gutachten von fünf bedeutenden Kaffeemaklern und Importeuren durhschnittlich mit 90 § das Pfund, ohne Zoll, loco Hamburg bewerthet worden ist. Eine Probe dieses Kaffees lag aus und fand vielen Beifall, da’ fie dem echten, arabishen Mokfa am meisten ähnelt. Es wurden fodann die Verhältnisse, unter denen die Ufambara-Kaffeebaugesellschaft arbeiten wird, besprohen und mitgetheilt, daß ein Herr Reuvekamp, welcher 15 Jahre lang Kaffeepflanzer auf Java war, zum Leiter der Plantage ausersehen sei. Das Ergebniß der Discussion, an welcher vornehmlich die Herren P. Staudinger, Professor Büttner, Privat docent Dr. Kaerger und Dr. Hindorf theilnahmen, von denen die letzteren Handeï aus eigener Anschauung kennen, war ein den Culti- vationsbestrebungen durchaus günstiges.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Wien, 3. März. (W. T. B.) Bei dem deutschen Bot- schafter Prinzen Reuß und Gemahlin fand gestern eine glänzende Soirée statt, der die Kronprinzessin-Wittwe Er z- herzogin Stephanie, dex Erzherzog Karl Ludwig und Gemahlin, die Erzherzoge Ferdinand Karl und Ludwig Victor, die Hofwürdenträger, der Minister Graf Käálnoky, Cardinal Galimberti, das diplomatishe Corps, der Minister Dr. Steinbach, der Statthalter Graf Kielmannsegg, Admiral von Sterneck, mehrere Generale, Mitglieder aus der Aristokratie, die hohe Beamtenwelt und der Bürgermeister beiwohnten.

St. Petersburg, 3. März. (W. T. B.) Jn Betreff der Gerüchte, daß ein russishes Geschwader in diesem Sommer einen französischen Hafen besuchen werde, erklärt das Organ des Marine-Ministeriums, der „Kronstadskij Wjestnik“: „Die französishen Zeitungen, die diese Frage als entschieden betrachten, äußern Vorausseßungen über die größere oder geringere Wahrscheinlichkeit, daß ein russishes Geschwader diesen oder jenen französischen Hafen anlaufen werde; in Wirklichkeit ijt aber über diese Frage durchaus nichts bekannt.“

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Discussionsabend im Architektenhause veranstaltet, der recht zahlreich

Wetterberiht vom 3. März, 8 Uhr Morgens.

Ie. Tred. in Millim.| l

Stationen. Wind. Wetter.

in ? Celfius 59 C.=— 4% N.

Bar. auf 0 Gr. Temperatur

u. d. Meeres

Mullaghmore C )/bedeckt Aberdeen .. 8 [SSO Z3\swolkig Christiansund | 766 W 8wolkig Kopenhagen . (04 2 6|Schnee Stockholm . | 758 [N 6|bedeckt aranda .| (00 | 2/Schnee

t Petersburg} 757 | lbedeckt Moskau . . 762 [Schnee

Gork, Queens- I «6 763 Cherbourg . | 767 er c) 009 V C04 Mo C01 winemünde | 753 |WNW Neufahrwafser| 753 |WNW 102 S L 09 N Munter ,. | (06 [26 Karlsruhe . . | 767 [SW Wiesbaden . | 767 |NW halb bed.) München . . | 765 |SW Regen s) | Ghemniyg .. | 763 |W 5\wolfig E 7598 |[WNW 5\wolkig?) Me... 60009 [2 3\bededt Breslau... | 758 |W 5'bededckt a (04 D 1 wolkig Ten 1 1084 \ill/wolkig

1) Nachtfrost 2) Gest. meist Regen. ?) Schnee- flockden. #4) Nachts Regen. *) Gest. u. Nachts Regen. 6) Nachts Regen und Sturtn. 7) Get. Regen, früh Graupeln,

Vebersiht der Witterung.

Das gestern erwähnte barometrishe. Minimum ist ostwärts nah der ostpreußishen Küste fort- geschritten und verursaht in Wechselwirkung- mit dem hohen Luftdruck im Westen an der westdeutschen Küste starke nördliche und nordwestlihe Winde, unter deren U die Temperatur erheblich herab- gegangen ist. Ein neues Minimum is westlich von Schottland erschienen, über den britischen Inseln mäßige" südliche und füdöstlihe Winde verurfachend. Am höchsten ift der Luftdruck über Südwest-Europa. In Deutschland is das Wetter veränderlih und durchschnittlih mild; fast allenthalben ift Nieder- schlag gefallen, am meisten, 14 mm, zu Münster. Für Deutschland dürfte zunächst Abkühlung zu erwarten fein.

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Regen bedeckt wolkenlo wolkenl.! beded12) Schnee bedeckts?) Regent) bedeckt bedeckt bededt

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Deutsche Seewarte.

I NRNQ F D SRRIRE E (CGSERR S SE A I E S N C S A IRSE D T E Theater - Anzeigen. Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern

haus. %6. Vorstellung. ; in 4 Acten von Pietro Mascagni. G. Targioni-Tozzetti und G. Menasci.

(Nach Erk

Die Rantzau. Oper Text von

In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Teßlaff. Diri- gent: Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 63. Vorstellung. Der Sturm. Zauber-Komödie in 5 Aufzügen von Shakespeare. Nach A. W. von Sthlegel's Uebersetzung. Musik von Wilhelm Taubert. Tanz von Emil Graeb. Musikalishe Direction: Herr Steinmann. Anfang 7 Uh.

Sonntag: Opernhaus. 57. Vorstellung. Tann- häuser und der Sängerkrieg auf der Wart- burg. Nomantishe Oper in 3 Acten von M. Wagner. Ballet von Emil Graeb. Jn Scene ge- sezt vom Ober-Regisseur Teßlaff. Dirigent : Kapell- meister Sucher. Anfana 7 UNL.

Schauspielhaus. 64. Vorstellung. Die Jungfrau von Orleans. Eine romantishe Tragödie in l Vorspiel und 5 Aufzügen von Friedrich von Schiller. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Sonnabend: Zwei glückliche Tage. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Der Talisman.

Montag: Zwei glückliche Tage.

Berliner Theater. Sonnabend: Die Dani-

\cheffs. Anfang 7 Uhr. / E Sonntag: Nachmittags 22 Uhr: Uriel Acosfta. (Ludwig Barnay.) Abends 75 Uhr: Die Dani- \cheffs. s Montag: Der Hüttenbesitzer. Nuscha Buye, (Anna Braga, Ludwig Barnay, Ludwig Stahl.)

Sonnabend :

Lessing-Theater. Heimath.

Anfang 74 Uhr. Sountag: Heimath. Montag: Heimath. Am 18. März: Die Tragödie des Menschen.

Wallner-Theater. Sonnabend: Der Fall

Clémenceau. Anfang 74 Uhr. Sonntag: Der Fall Clémenceau. Montag: Die Grofiftadtiuft. Friedrich - Wilhelmstädtisches

Chausseestraße 295. Sonnabend: Zum 11. Male: Don Cesar. Operette

in 3 Acten von Oskar Walther. Musik von R.

Dellinger. Jn Scene geseßt vom Regisseur Epstein.

POOE: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang

7 Uhr.

Sonntag: Zum 12. Male: Don Cesar.

Theater.

Residenz-Theaier. Direction : Sigmund Lauten- burg. Sonnabend: Gläubiger. Tragikomödie in 1 Act von August Strindberg. Anfang 7 Uhr. Hiérauf:: Zum 72. Male: Familie ont- Biquet. Schwank in 3 Acten von Alexandre Bifson. Deutsh von Max Schönau. In Scene geseht von Sigmund Lautenburg. Anfang 3 Uhr.

Sonntag: Gläubiger. Hierauf: FamiliePont- Viguect. L

Sonnabend, 11. März: Zum 1. Male: Die beiden Champignol, (Champignol malgré

Kroll's Theater. Sonnabend: Wegen Privat- festlihkeit geschlossen.

Sonntag: Der wilde Jäger. Große romantische Oper in 4 Acten. Frei nach Julius Wolff's gleich- namiger Dichtung von G. Wagner und G. Langen- beck. Musik von A. Schulz. Anfang 7 Uhr. Montag: Gastspiel von Sgra. Nevada. Der Barbier von Sevilla. (Rosine: Sgra. Nevada.)

Victoria-Theater. Belle - Alliancestraße 7/8. Sonnabend : Mit neuer Ausstattung: Die Reise um die Welt in achtzig Tagen. Großes Aus- stattungs\tück mit Ballet in 5 Acten (15 Bildern) von A. d’Ennery und Jules Verne. Ballet arran- irt vom Balletmeister C. Severini. Musik von Debillemont und C. A. Raida. Anfang 73 Uhr. Sountag und folgende Tage: Die Reise um die Welt in achtzig Tagen.

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). Sonnabend (leßte Woche): Zum 22. Male: Tosca. Schausviel in 4 Acten von Victorien Sardou. (Frl. Barkany als Gast.) Anfang 74 Uhr. Sonntag: Tosca.

Montag: Tosca. Theater Unter den Linden. Zum 950. Male: Lachende Erben. Operette in 3 Acten von Horst und Stein. Musik von Carl Weinberger. Inscenirt durch den artist. Leiter Ed. Binder. Dirigent : Kapellmeister A. Ferron. Die militär. Evolutionen im 3. Act arrangirt von Gundlah. Vollständig neue Ausftattung an Deco- rationen und Kostümen. Hierauf: Zum 80. Male: Die Sirenen-Jusel. Ballet in 1 Act von H. Regel. Musik von R. Mader. Der choreogr. Theil von Jos. ßreiter. Inscenirt durch den Ballet- meister Herrn L. Gundlah. (Sensationeller Erfolg.) Anfang 74 Uhr. |

Sonntag : Dieselbe Vorstellung.

Sonnabend:

Adolph Ernst-Theater. Sonnabend: Zum 70. Male: Modernes Babylon. Gesangsposse in 3 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theilweise von G. Görß. Musik von G. Steffens. Jn Scene gesezt von Adolph Ernst. Anfang 7# Uhr. .

Sonntag: Dieselbe Vorste0ung.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30, Sonnabend: Gefammt-Gastspiel des Wiener Enu- semble unter Leitung des Directors Franz Josef Graselli. Nestroy-Cyelus. Zum?1. Male: Der Talisman. Posse mit Gesang in 4 Acten von Jo- hann Nestroy. Anfang 7# Uhr.

Sonntag: Der Talisman,

Urania, Anstalt für volksthümlihe Naturkunde. Am Landes - Ausftellungs - Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr.

Concerte.

Concert-Haus, Leipzigerstraße 48. Sonnabend: Karl Megyder - Concert, L, Juternationaler

Saal Bechstein, Linfstraße 42. Sonnabend, Anfang Uhr: Concert der Sängerin Mary Wehner unter gütiger Mitwirkung des- Violin- virtuosen Bernard Sius8heimer.

Circus Renz (Carlstraße.) Sonnabend, Abends 74 Uhr: Parade-Gala-Vorstellung. Zum 50. Male: Ein Künstlerfest. “i

Große Ausstattungs - Pantomime vom Hofballet- meister A. Siems. Mit übgrraschenden Licht- und Wassereffecten und auf das" Glänzendste inscenirt vom Director Franz Renz. Costume, Reguisiten, Wagen vollständig neu. Unter Mitwirkung des ge- sammten Personals. Neue Einlagen mit groß- artigen Lichteffecten. Ballet von 100 Damen. Großartiger, in solher Pracht noch niemals gesehener Blumencorso. Zum Schluß: Großes Brillant- Feuerwerk. Außerdem: Ein hippologisches Pot- vourríi von 40 der edelsten Freiheitsp\erde, vorgeführt vom Director Franz Renz. Concurreuzshule, ge- ritten von den Damen Frls. Clotilde Hager und Oceana Renz. Mr. James Fillis mit dem Schul- pferde „Markir“.

Sonntag: 2 große Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (ein Kind unter 10 Jahren frei): Die Touristen, oder: Ein Sommerfest am Tegeru- see. Gr. Ausftattungspantomime. Abends 72 Uhr: Ein Künstlerfest.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Martha Thiemann mit Hrn. Rechtsanwalt Theodor Ecckermann (Wiesbaden). Frl. Hulda von Versen mit Hrn. Lieut. Harry von Arnim-Succow (Berlin). Frl. Ilse von Voigtländer mit Hrn. Lieut. Wagner (Vraun- \chweig). Frl. Adele Böhme mit Hrn. Lieut. Rudol} von Suckow (Schleswig). Frl. Martha Gehlig mit Hrn. Garnison-Bauinspector Gustav Sonnenburg (Nawitsh— Königsberg i. Pr.). /

Verehelicht: Hr. Prem.-Lieut. von Hülsen mit Freiin von Keudell (Dresden).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Erich von Lübke (Domäne Oldenstedt). Hrn. Eisenbahn-Director Schirmer (Stettin). Hrn. Stabsarzt Dr. Strauch (Ratibor). Eine Tochter: Hrn. Rittmeister Keibel (Hannover). Hrn. Regierungs-Assessor O. Hababitzki (Brieg). Hrn. Gymnasial- Ober- lehrer Jung (Dypeln). i ; 5

Gestorben: Hr. Geh. Justiz-Rath Dr. jur. Carl Dorn (Stralsund). Stiftsdame Frl. Louife von Krogh (Marienlust bei Hadersleben). Hrn. Major von Werder Sohn Martin (Neubukow).

Hr. Justiz-Rath Adolar Scheurih (Krossen

a, 2). Frl. Clâra von Aurich (Pleß).

Nedacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz). Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt. Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen

Abend. (Skandinuavisch, Jtalienisch, Deutsch.)

lo.) Schwank in 3 Acten von Feydeau und

mann und Chatrian.) Deuts von Mar

Kalbe.

Desvallières. Deutsch von Benno Jacobson.

Anfang 7 Uhr

{einshließlih Börsen-Beilage).

Lei.

i Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

N 4.

Berlin, Freitag, den 3. Mürz

Deutscher Reichstag.

56. Sißung vom Donnerstag, 2. März, 1 Uhr.

Die Berathung des Etats des Auswärtigen Amts wird fortgeseßt. Rückständig ist noch die Forderung von 21/7, Millionen Mark an extraordinären Ausgaben für Maß- regeln zur Unterdrückung des Sklavenhandels und zum Schuß der deutshen Jnteressen in Ost-Afrika, außerdem die Ein- nahmen. e

: Ueber die Rede des Abg. Oechelhäuser, der zunächst Los Wort erhält, haben wir bereits in der Donnerstags- Nummer berichtet. Darauf nimmt das Wort der Reichs- kanzler Graf von Caprivi:

Meine Herren! Wenn ein Mann, wie der Herr Vorredner, der nicht allein so hohe Ideen über unsere colontalen Aufgaben hat, sondern auch thätig persönlich eingegriffen hat, ausspricht, daß er mit der Entwicklung unserer ostafrikanishen Colonie im leßten Jahre zufrieden ist, so konnte mih das nur mit Freude erfüllen. Denn auch ih bin der Meinung, wir können auf das, was in dem leßten Jahre in Ost-Afrika si entwickelt hat, mit voller Befriedigung zurücksehen. Schon wenn immer wieder ein Fahr verstrichen it, in dem wir keinen Nückschlag erlitten haben, in dem wir uns in dem Besitz befestigt, in die Berhältnisse eingelebt, Erfahrungen gesammelt, so sehe ih das als einen Gewinn an. Das neue Jahr findet uns immer um fo fester, widerstandsfähiger, umsomehr in der Lage, auh schwierigen Zeiten ge- wachsen zu sein. :

Der Herr Vorredner hat dann aber eine Menge von Einzelheiten seiner Kritik unterworfen, auf die zu antworten ih mich doch für ver- pflichtet halte. Zuerst hat er noch einmal in den Kreis seiner Be- trahtungen den Werth. der Insel Sansibar gezogen, und hat gesagt, die Leute, die das Aufgeben von Sansibar für unschädlih gehalten hätten sich einer Jllusion hingegeben. Ja, von Aufgeben kann doch nur dann die Nede fein, wenn man etwas hat. Wir hatten aber Sansibar nit, wir konnten es daher nicht aufgeben. Nebenbei hat, glaube ih, niemand die Jllusion gehabt, daß Ost-Afrika zu verwalten ohne Sansibar angenehmer oder ‘leiter wäre, als mit Sansibar. Wir sind uns darüber ganz klar gewesen; aber wir haben nicht die Hände nach etwas ausgestreckt, was eben für uns unerreichbar war und noch heute unerreihbar is. Wir müssen sehen, was wir aus Ost-Afrika machen ohne Sansibar, weil wir eben Sansibar nicht haben fonnten und nit haben können.

Der Herr Vorredner hat dann den Werth von Tabora geschildert, und ich glaube, daß er in dieser Schilderung Recht hat. Er hat den Anspruch erhoben, wir sollen Tabora stärker beseßen, weil das der Mittelpunkt wäre, von dem aus die Wege nah den Seen gehen. Zugegeben! Die Frage der stärkeren Beseßung von Tabora hängt immer wieder mit der Vermehrung unserer Schußtztrupve zusammen, und i bin principaliter der Ansicht, daß die Verstärkung dieser Schutz- truppe in geringen Grenzen zu halten ift, so gering, als es eben die Verhältnisse zulassen: niht bloß, weil eine stärkere Schutz- truppe mehr Kosten macht, sondern auch, weil mit der Stärke der Schußtruppe unter den afrikanischen Verhältnissen ganz natürlich die Versuchung zu kriegerishen Unternehmungen wächst, Wir müssen aber cin Interesse daran haben, soweit es irgend angängig ist, ohne Blutvergießen vorzugehen. Und ih möchte hier dem Beispiel der Engländer zu folgen suchen, mehr dur das Anknüpfen freundschaft- licher Verbindungen, wenn au nit gerade mit Notablen im Innern, aber doh mit einzelnen Fürsten, weiter zu kommen, als mit Krieg- führen. Jede kriegerische Unternehmung stört den Handel im Innern, und je mehr Truppen wir balten, um so häufiger wird der Gedanke für die Leute, die an Ort und Stelle die Sache zu leiten haben, jede Schwierigkeit, auf die sie stoßen, mit den Waffen in der Hand zu überwinden; und das möchte ich vermieden sehen. Ich würde also für die Gegenwart s{chon zufrieden sein, wenn wir nur die Schußtruppe, die wir haben und haben wollen, wieder auf die volle Kopfstärke gebraht hätten. Damit sind wir zur Zeit beschäftigt. Es ist nicht leiht, die Schußtrupye zu ergänzen, weil wir die Menschen, die wir dazu brauchen, von weit her holen müssen. Die Eingeborenen eignen sich bis jeßt so gut wie gar- nicht zum militärishen Dienst; ‘vir müssen auf die Schwarzen aus anderen Theilen Afrikas zurückgreifen. Das ift kostspielig, mühsam und die Quelle fließt nicht reihlich. Ich habe die Hoffnung, daß ti wenig Wochen unsere Schutztruppe den Etat wieder erreiht haben wird. Daß wir aber fürs erste zu einer wesentlichen Steigerung be- fähigt fein follten, selbs wenn wir höheren Sold bieten, möchte ih nicht glauben. Wir werden auch in anderer Beziehung für die Schutz- truppe noch pecuniär in Anspruch genommen werden und voraussichtlich im nächsten Jahre im Reichstag auch hiermit kommen müssen : die Artillerie, die-wir im Schußtzgebiet Haben das sind ein paar Dutzend Kanonen —, ist einer Erneuerung bedürftig. Das liegt zum theil darin, daß die Kanonen, die da verwendet worden sind, theils Liebesgaben waren die der eine oder der andere schenkte (Heiterkeit), theils aus den be- reiten Beständen genommen wurden, vielleicht sogar hier und da aus einer Numpelkammer ; man glaubte, die seien doch noch gut für Afrika. So ift der Zustand entstanden, daß wir, wenn ih nit irre, gegen- wärtig elf Geshüysysteme haben. Da wir nun nicht gerade Artilleristen ersten Ranges in Afrika haben aufbringen und verwenden können fo ist die weitere Folge, daß diese elf Geschüßsysteme nicht immer Jérade die Behandlung erfahren haben, die der Menge von Ansprüchen welche an die Behandlung moderner Geschüße gestellt werden, genügt. Die weitere Folge ist die, daß vor kurzer Zeit die Meldung einging, voraussihtlich sei der größte Theil dieser Artillerie unbrauchbar. Nun lege ih auf die Artillerie bei den Expeditionen keinen allzugroßen Werth. Jeder Führer der Erpeditionen mag wün- schen, Artillerie zu haben ; indessen wir haben bei den Erpeditionen von Zelewsky und Gravenreuth die Erfahrung gemacht, daß die Ar- tillerie hinderlich und s{ädlich werden kann. Aber für die Sicherheit unserer Stationen und für Tabora, wenn wir es dekmaleinst so be- Pen werden, wie es der Herr Vorredner wlinsht, wird auch eine Artillerie unvermeidlih sein. Wir werden danach traten müßen,

diesen Theil der Bewaffnung in Osft-Afrika zu reformiren. kann nit ganz ohne Kosten vor sih gehen.

Der Herr Vorredner hat der Colonial-Abtheilung des Auswärtigen Amts eine warme Anerkennung gezollt, hat dagegen seine Kritik in etwas fchärferer Weise an den, wie er sagte, früheren, wie ih sage, derzeitigen Gouverneur von Ost-Afrika geknüpft. Der Freiherr von Soden ist heute noch Gouverneur; er tritt einen Urlaub an, weil feine Gefundheit, nahdem er fünf Jahre in Kamerun gewesen und dann zwei Jahre in Ost-Afrika, eine Erschütterung erlitten hat. Wie sich aber die Verhältnisse in Oft-Afrika weiter gestalten werden, welche weitere Verwendung Herr von Soden etwa finden wird, darüber ver- mag ih mir ncch kein Urtheil zu bilden. Ich werde erst abwarten müssen, bis er hier ist. Jedenfalls aber empfinde ih es auch hier als eine angenehme Pflicht, diesem so vielen Angriffen ausgeseßten Beamten zur Seite zu stehen. O

Die Aufgabe eines Gouverneurs in unseren Colonien ist eine ungemein schwierige. Sie ist sahlich sehr schwierig. Wir haben keine Erfahrungen, die Beamten des Gouverneurs haben keine Erfahrungen ; ‘S wird getappt hierhin und dahin, bis man etwas klarer sicht. Jch glaube, wir haben in Freiherrn von Soden einen Mann gehabt, der eine große Schärfe und Klarheit des Verstandes mit Energie verbindet und id glaube, Deutschland hat alle Ursache, diesem Herrn dankbar zu fein.

Nun ist es nicht leiht, einer solchen Colonie vorzustehen. Ein- mal schon der Verkehr mit hier: von hier kommen Anforderungen, die dem Mann, der da draußen an Ort und Stelle steht, bisweilen un- inöglich erscheinen. Wir müssen Nücksiht auf eine Menge von Ver- hältnissen nehmen, die aus unseren Beziehungen im ganzen erwadhsen, und die thm fremd sind; er hat einen engeren Gesichtskreis. Seine eigenen Beamten seßen sih zum großen Theile aus Männern zu- sammen, die, wie sie glauben, auf kurze Zeit hinübergehen : fie haben

ih Illusionen gemacht, sie finden die Verhältnisse anders, als sie ge- glaubt haben, und sind nicht immer mit ihrem Dasein befriedigt ; er hat zu rechnen mit Schwarzen, Arabern, Indiern, und nicht am wenigsten mit der europäischen Presse. 1 : Wenn die Herren die Güte haben wollen, sich einmal in die Lage cines folhen Gouverneurs zu verseßen, wie ihm zu Muthe ift, wenn G Post aus Berlin ankommt. Zuerst greift er nah den amtlichen Zrlasjen. Vier wird ihm vorgeworfen , oder er wird gefragt : Warum haft Du das und das nicht so und so gemaht? Dann wird ihm gesagt: Probire doch einmal dies oder das; die Colonie muß rentiren, sie muß uns mehr geben, ob wir nicht auf dem und dem Wege weiter fommen fönnen. Es werden ihm cine Menge Ideen mitgetheilt, die zum theil bei uns in der Regierung entstanden sind, zum theil in der öffentlichen Meinung, in Gesellschaften, im Colonialtath: oft Dinge, die er sih {on an den Schuhen abgelaufen hat. Bekommt er also eine Post, die ihm diefe Dinge vorlegt, so ist er s{hon in angenehmer Stimmung.

Und nun macht er die Zeitungen auf. Kaum eine einzige, in der nicht sein Name steht, in der er niht scharfe Angriffe erfährt. Da ist dieser oder jener Reisende zurückgekommen, der giebt subjective Eindrücke wieder; er hat nah meiner Ueberzeugung in der Mehrzahl von Fällen eine viel geringere sahlihe Erfahrung über das, was Oft- Afrika noth thut, als der Gouverneur. Aber es ist ja leider jetzt Mode geworden, Beamte zum Gegenstand von Angriffen zu machen, und so wird nun auch er angegriffen; und das ist um so billiger und leichter, als es mindestens drei Monate dauern würde, bis der Mann einen Strafantrag stellen oder in einer anderen Weise gegen die Preßangriffe sih wehren könnte. Ich meine also, wir sollten in der Beurtheilung derjenigen Beamten, die die hwere Pflicht übernehmen, Deutschland in unseren Colonien zu vex- treten, milde und vorsichtig sein. Jedenfalls kann ih von meinem Standpunkt aus nur constatiren, daß die Regierung alle Ursache hat, dem Herrn von Soden für das, was er bisher gethan hat, dankbar zu fein.

Einer der Angriffe, die ihm unberechtigter Weise widerfahren, ging auh von dem Herrn Vorredner aus, indem er dem Herrn von Soden vorwarf, daß Dar-es-Salam und nicht Bagamoyo Hauptstadt geworden wäre. Das ist niht Herr von Soden, fondern die Ver antwortung trifft mich: ih habe die Entscheidung dahin getroffen, mit Genehmigung Seiner Majestät des Kaisers, daß Dar-es-Salam die Hauptstadt werten soll; und habe sie nah reifliher Ueberlegung getroffen.

Bagamoyo is} der erste Handelsplaß, unbestritten der Handels- platz, der den Verkehr der Karawanen, die aus dem Innern kommen mit den Dhous, diesen Fahrzeugen, die vom Festlande von Afrika nah Sansibar herüberkommen, vermittelt. Bagamoyo hat eine offene Nhede und keinen Hafen, und die Befrahtung mat si bei den Dhous, die bei der Ebbe trocken fallen, verhältnißmäßig leiter, bei den größeren Schiffen aber s{wierig.

Ich bin also der Meinung, daß, wenn man den Blick weiter in die Zukunft rihtet und die Ansihht theilt, die der Herr Vorredner aussprach, daß Ost-Afrika entwickelungsfähig, blühend, leistungsfäbig für Deutschland werden soll, , man ‘nicht bei Bagamoyo als Haupt- stadt stehen bleiben konnte; sondern man mußte den einzigen Ort nehmen, der einen geshüßten Hafen hat, und das ist Dar-es-Salam. Daß nun der Verkehr ih nicht sofort na Dar-es-Salam wenden würde, war klar, schien mir aber au kein Na(tbeil. Mag der Handel sein Wesen in Bagamoyo treiben und, mag, wie der Herr Borredner wünscht, eine gewisse Zollstelle dabin verlegt werden das ist ja eine Detailfrage, die man so oder fo beantworten kann —, bis jeßt aber bin ih nach wie vor der Meinung, daß in der Wahl von Dar-es-Salam das Nichtige getroffen worden ist ; jedenfalls aber bitte ih die Schuld, wenn das nicht geschehen ist, mir allein und nit dem Herrn von Soden zur Last zu stellen.

Der Herr Vorredner ging dann auf die Eisenbabufrage ein. Zweifellos hat er darin Necht, daß, wenn wir eine Eisenbahn nah dem

Mia f A I 7 I a C Bictoria-See hätten, das, was aus dem Inlande und von den Seen

Auch das

herausgeholt werden kann, schneller, leihter und billiger berausgebolt

1893.

werden würde, als auf dem Wege durh die Karawanen. Wie viel das nun ist, und wie viel cs sein wird, was da herauszuholert ift, ift eine &rage, deren Beantwortung nur nach subjectiver Schäßung er- folgen kann. Jh will dem Herrn Vorredner, der mit diesen Dingen sich ja aufs fleißigste beschäftigt hat, nicht widershrewen; es Tann viel fein 68 giebt aber auch Mie erfahrene Menschen, erfahrene Afrikaner, die gewisse Zweife daran haben, ol es so viel sein wird, als der Herr Vorredner annimmt. Jedenfalls aber is der Bau einer Eisenbahn wünschens- werth, und ih begrüße den Versuch, der jeßt mit einer Eisenbahn in der Nichtung auf den Kilimandscharo gemacht wird, mit Freudèn : da wird man ja gewisse Erfahrungen machen. Jch würde aber meinen, daß mit ‘einer gewissen Vorsicht vorgegangen werden muß, und ih T et i M as L E nicht zu einem übereilten | ! ( ; glaube, daß dafür gesorgt ift, daß auch auf englishem- Boden die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Auch da wird es nicht ganz so {nell gehen, als es der erste Anlauf vermuthen läßt. E Nut, wenn wir wirklich zu einer Eisenbahn kommen, so würde die Cisenbahn bis Tabora immer noch niht hinreichen, und es würde wahrscheinlih keine Eisenbahn hinreichen, wenn sie sih nicht im Sts lande in mehrere Zweigbahnen zerlegte, um den Karawanenverkehr entbehrlich zu mahen. Wir werden auch mit der Eisenbahn nad Tabora so langsam vorschreiten, daß inzwischen noch auf Jahre der Karawanenverkehr unentbehrlich ist. Und darin stimme ih nun vollkommen mit dem Herrn Vor- redner überein, daß dieser Karawanenverkehr eine der shwersten Schädigungen Ost-Afrikas, eines der \{wersten Hindernisse für das Fortschreiten der Cultur ist. Ich gehe fowcit, daß ih der Meinung bin: zur Zeit sind wenigstens auf deutshem Boden die Schäden, die durch den Karawanenverkehr erwachsen, ungleich größer als alles das, was die Sfklavenjagden an Schaden verursachen. Der Karawanenverkehr hindert jede Ausbreitung der Cultur und Gesittung: er verwüstet das Land, erx hindert uns, festen Fuß zu fassen} er macht das Land, das er durchzieht, zur Wüste. Ih meine also, die erste Nüksiht und ich stelle dies noch vor die Rücksicht für den Eisenbahnbau ift, diesen Umständen ein Ende zu machen. Es würde ja, wenn man die Eisenbahn bauen könnte, cin großer Theil des Karawanenhandels und der Nachtheile, die er mit sich bringt, zu Ende kommen; ein Theil würde vielleicht noch bestehen bleiben. Es würde aber auch das Bauen einer Eisenbahn uns nicht in die Lage seten, unsere Schußtruppe zu verringern ; denn wir würden voraussichtlich genöthigt sein, diese Eisenbahn zu schüßen.

Man denkt sih das vielfah leiter, als es thatsähli& ift. Man vergegenwärtige sich nur räumlih: der Bau einer Eisenbahn von Bagamoyo bis an den Victoria ist gleihbedeutend mit dem Bau einer Cisenbahn von der Ostsee bei Danzig na dem Bodensee. Diese Eisenbahn überschreitet Gebirge, dur\chreitet Urwälder, “zieht große weite Gebiete, so weit wie Königreiche in in denen manneshohes Gras wächst, manneshobes Gras, es heute weggebrannt, niedergetreten, ausgerauft ift, in ein naten wieder dasteht. Also, es müßte die Eisenbahn geb halten und bewacht werden. Man würde zunächst viel ei ) abbrennen, was gerade in die Quere kommt, aber man Wasser beschaffen.

Also, ih bin ganz warm dafür und begrüßen, an dem man die Locomotive ersten Male pfeifen hörte: möchte aber daß es sih um ein leihtes und einfaches Geschäf bis fich das Kapital findet und bis dit sind, daß man sagen kann, wir C müssen wir nah wie vor mit Karawanen re

Die Karawanen, die bisher kommen, find große Kar auf 1000, bisweilen auf Weg ein, auf dem denn sie lebt vom Nahrungsmittel, um begleiten, zu ernähren. ich - darbietenden Wege Sache. Eine Karawane Halt. Die tausend- Leute vielleiht von 100, 15 | Afrikaner i} ein genügsamer Mens ihn leiht ernährt. Er sammelt keine L ih also olchen Dorf findet die Einwohner für die allernätste einmal das Zebnfahe der Bevölkerung muß leben na sciner Ansicht. Es

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