Im Regierungsbezirk Köslin sind die Winterfaaten anscheinend gut durch den Winter zekommen, und es ist zu hoffen, daß sie an den großen Kältetagen durch die Schneedecke hinreihend ges{chüßt worden 1nd.
Im Regierungsbezirk Bromberg haben sich die Saaten gut entwidckelt; sie sind nah den neuesten Nachrichten, ges{üßt dur eine S{needecke, ohne Schaden durch den Winter gekommen,
Aus dem Regierungsbezirk Hannover wird geschrieben: Da mit Eintritt des harten Frostwetters zugleih hinreihend Schnee fiel, wurde die junge Saat, die sich bereits kräftig entwidckelt hat und im ganzen gleichmäßig gut steht, der Einwirkung des Frostes entzogen. Die Aussichten für das kommende Erntejahr sind daher günstige zu nennen.
Saatenstand in Ungarn.
Nach den beim Ackerbau-Ministerium eingelangten Berichten stellt fich der Saatenstand anfangs März wie folgt: Das beiläufig drei Monate andauernde strengéè Wetter ist ohne jede größere Nach- wirkung auf die Pflanzungen vorübergegangen. Insoweit man aus der Ueberwinterung der Saaten und deren jeßigem Zustande urtheilen kann, stehen die Getreidearten genügend gut; nur betreffend Naps und Wien tauchen Klagen auf. Im Weizen is im allgemeinen der Schaden ein geringer und auch nur dort, wo die Saaten längere Zeit unter Wasser standen. Weizensaat is {ön und von frisher grüner Farbe. MNoggen ist \tellenweife zu Grunde gegangen.
i Ländliche Consumvereine.
Aus dem Regierungsbezirk Köslin wird geschrieben: Einen fehr erfreulihen Aufs{wung hat im Laufe der leßten Jahre der Geschäfts- betrieb der ländlichen Consumvereine genommen, von welhen im Regierungsbezirk Köslin sieben, mit dem Siße in der jedesmaligen Kreisstadt, bestehen. Die Vereine sind im Jahre 1892 zu cinem Verbande der „pommershen landwirthschaftlihen Consum- vereine“ zusammengetreten, welchem zur Zeit 95 Mit- lieder mit einer Haftsumme von rund 1575000 A ange- vóren. Der Gesammtumsaß im leßten Rechnungsjahr hat circa 660 000 M, der Geschäftsgewinn 14 217 4 betragen. Es steht zu hoffen, p es dem Verbande gelingen wird, namentli die kleineren landwirth\cchaftlihen Betriebe von den großen Vortheilen des Unter- nehmens mehr und mehr zu überzeugen.
Die NRübenernte war im Negierungbbezirk Hannover, außer im Kreise Hameln, sowohl ihrer Quantität als ihrer Qualität nah besonders ertragreih. Ein Rübenbauer des Kreises Hannover, der 425 Morgen mit Rüben bestellte, hat 215 Centner pro Morgen erzielt, während im Kreise Springe durhschnittlich pro Morgen 160—170 Centner geerntet sind. NVereinzelt wird darüber geklagt, daß der Zuckergehalt der Rüben gegen die Vorjahre zurückgegangen sei.
In den Zuckerfabriken des Regierungsbezirks Bromberg ist fast überall gegen das Ende des Jahres die Campagne beendet worden. .Producenten und Industrielle erscheinen befriedigt.
Gesundheitäwesen, Thierkrankheiten und Absperrungs8- Maßregeln.
Spanten.
Nach einer am 3. März 1893 in der „Gazeta“ veröffentlichten amtlihen Verfügung ist Hamburg als „cholerafrei“ erklärt und dem Personen- und Waarenverkehr von dort der freie Verkehr wieder cröffnet worden.
Türkei.
Zufolge Beschlusses des Gesundheitsraths zu Konstantinopel unter- liegen Herkünfte aus Hamburg und den Elbhäfen in der Türkei an Stelle der bisherigen fünftägigen Quarantäne fortan nur noch einer einfachen ärztlichen Untersuchung.
Cholera.
Hamburg, 4. März. Die Choleracommission des Senats tbeilt mit, daß dur die bafkteriologishe Untersuchung heute eine Er- frankung an Cholera nachgewiefen ift.
Handel und Gewerbe.
Heute Vormittag 111/54 Uhr fand im Reichsbankgebäude die ordentliche diesjährige Generalversammlung der Reichsbank-Antheilseigner statt. Der Präsident des Neichsbank-Directoriuums Dr. Koch, welcher in Vertretung des Reichskanzlers den Vorsitz führte, gedachte zunächst der Verluste, welche der Centralausfchuß der Reichsbank durch das Ableben des Geheimen Commerzien-Naths G. von Bleichröder und des Geheimen Regierungs-Raths Dr. W. von Siemens erlitten habe, beleuchtete sodann die Thätigkeit der Reichsbank während des Jahres 1892, unter Hervorhebung der wesentlichen Punkte des gedruckten Verwaltungsberichts und erklärte den Betrag der von dem Reichskanzler festgeseßten Dividende. Schließlih wurden als Mitglieder des Centralaus\husses wieder- bezw. neugewählt: 1) Rentner Emil Hecker, 2) Banquier Julius Bleichröder, 3) Freiherr Ernst von Eckardstein, 4) Freiherr Wilh. Carl von Rothschild in Frankfurt a. Main, 5) Bank-Director Nudolf Koch, 6) Geheimer Commerzien-Rath Schwabach sowie als Stellvertreter der Fabrikbesiger" Arnold von Siemens.
T äglihe Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Ruhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 4. d. M. gestellt 10 979, niht rehtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 2. d. M. gestellt 3711, nit rechtzeitig gestellt keine Wagen; am 3. März find gestellt 3628 Wagen, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
Dem Verwaltungbberiht der Reichsbank für das Jahr 1892 sind folgende Angaben entnommen: Der Gesammtumsaß der Reichsbank betrug im Jahre 1892 104 489 335 000 4, d. i. gegen das Vorjahr mit 109933 249 000 #, weniger 5 443 914 000 M Der Bankzinsfuß berechnet sich im Durchschnitt des Jahres 1892 auf 3,203% für We{hsel und auf 83,703 9/0 bezw. 4,203 9/6 für Lombard-Darlehne. — An Banknoten sind durhschnitt- lich 984736000 A im Umlauf und mit 95,67 % durch Metall gedeckt gewesen. Im Giroverkehr hat der Umsaß rund 78 215 Millionen und einschließlich der Ein- und Auszahlungen für Nechnung des Reichs und der Bundesstaaten 82611 Millionen Mark betragen. Am Jahres\{luß beliefen sih die Guthaben der Giro- funden auf rund 227 255 000 A Der Reservefonds hat bereits im vorigen Jahre die geseßlihe Höhe von 30 Millionen Mark erreicht. Die Grundstüdcke hatten am 31. Dezember 1892 einen Buchwerth von 22913500 A An Wechseln wurden ge- fauft oder zur Einziehung übernommen 83162604 Stück über 4 938 101 037,08 \«( Außerdem sind für Rechnung der Girokunden 460 904 Plaßwechsel über 958 854 956,98 H eingezogen. Von den am 31. Dezember 1892 im Bístande gewesenen inländischen Wechseln waren fällig binnen 15WKagen 211 816 500 4, binnen 16 bis 30 Tagen 120 062 800 M, binnen 31 bis 60 Tagen 154 844 360 M und binnen 61 bis 90 Tagen 112105500 6, nr 598 829 100 M An Lombard-Darlehnen wurden ertheilt 907 015550 (A und blieben am Schluß des Jahres 1892 un 118 896 450 M Die Wechsel- und Lombard-Anlage hat durch chnittlih 639 373 000 betragen. An Zahlungsanweisungen wurden 6626 Stück über 131 490 435,06 M ertheilt. Im Comptoir für Werthpapiere waren Ende 1892 237 994 Depots im Nennwerth von 2 472 929 6£0 M in 3806 verschiedenen Effecten - Gattungen niedergelegt. An
papieren im “ufe des - Jahres 93 926 309,98 A eingezogen. Der Gesammtgewinn hat für das Jahr 1892 betragen 92 355 215,94 A Davon gehen ab: 1) die Verwaltungskosten mit 8 306 654,52 M, 2) die Ausgaben für Anfertigung von Banknoten von 114950 Æ, 3) die an den preußishen Staat zufolge 8& 6 des Vertrages vom 17./18. Mai 1875 zu leistende Zahlung von 1865730 Æ, 4) der für zweifelhafte Wechsel- forderungen reservirte Betrag von 18091,31 Æ, 95) an- dere Abschreibungen 59 918,23 A, zusammen 10 365 344,06 M Es bleibt daher ein Reingewinn von 11989 871,88 «(6 Davon erhalten: die Antheilseigner 34 9/0 von 120 000 000 Æ, 4 200 000 M und von dem Ueberreste von 7 789871,88 46 die Reichskasse 3 900 000 M und 1 342 403,914, zusammen 4 342403,91 M, die Antheilseigner 2000 000M und 447 467,95 M, zusammen 3 447 467,97 Æ — Dem Gewinn der Antheils8eigner von 3 447 467,97 A4. treten hinzu die am Schlusse des Fahres 1891 unvertheilt gebliebenen 9883,83 4, sind zusammen 345733180 ÆsÆ, wovon auf jeden Antheilshein der Reichsbank als Rest - Dividende 86,40 Æ(Æ mithin auf sämmtliche 40 000 Antheile 3 456 000,00 MÆ entfallen und 1331,80 M der späteren Berechnung vorbehalten bleiben. — Hiernach erhalten die Antheiléeigner für das Jahr 1892 auf jeden Antheil von 3000 M zu der bereits empfangenen Dividende von 105 4 noch 86,40 4 Nest- Dividende, zusammen 191,40 4, mithin einen Ertrag von 6,38 9/0.
— Vom Berliner Pfandbrief-Institut sind bis Ende Februar 1893 17764500 M 31 %, 21330900 M 49h60, 45 576 600 M. 4409/9 und 9 679 800 M. 59/0, zusammen 94 351 800 M Pfandbriefe ausgegeben worden, wovon noch 16 206 900 4. 3F 9/0, 13 561 500 M. 49/0, 14 880 300 M. 43 9/0 und 2787 000 M, 5 °/o, zu» sammen 47 435 700 M Pfandbriefe von den Grundbesigern zu verzinsen sind. — Zugesichert, aber noch nicht abgehoben, sind 530 400 A /
— Die Pommersche Hypotheken-Actien-Bank macht befannt, daß die am 1. April d. J. fälligen Pfandbrief-Coupons bereits vom 15. März ab eingelöst werden.
— Die Generalversammlung der Provinzial-Actien-Bank des Großherzogthums Posen vom 4. d. M. genehmigte die Vertheilung einer Dividende von 43 %/o, die am 1. Mai zur Auszah- lung gelangen foll.
— In der Generalversammlung des Chemniyer Bank- Vereins vom 4. d. M. wurden Bilanz und Gewinn- und Verlusft- conto für 1892 genehmigt, der Verwaltung die Entlastung ertheilt l fe Vertheilung einer \ofort zahlbaren Dividende von 6 9/9 be- \{lossen. :
— Der Aufsichtsrath der Deutschen Dampfschiffahrts- Gesellschaft „Hansa“ s{chlägt für die Stamm - Linie eine Divi- dende von 3 9/9 vor, für die asidatishe Linie kommt keine Dividende zur Vertheilung. i
Mägdeburg, 4: März, (W. T. B), Zulerberiht Kornzucker excl., von 92 9/9 15,20, Kornzucker excl., 8809/9 Rendement 14,50, Nachproducte excl., 75 %/o Rendement 11,95. Stetig. Brod- raffinade I. 27,75. Brodraffinade 11. 27,90. Gem. Raffinade mit Faß 28,00. Gem. Melis 1. mit Faß 26,29. Ruhig. NRohzucker I. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. März 14,10 bez., 14,124 Br., pr. April 14,20 bez., 14,224 VBr., pr. Mai 14,324 Gd. 14,35 Br., pr. Juni 14,45 bez., 14,477 Br. Ruhig, \tetig.
Leipzig, 4. März. (W. T. B.) Kammzug-Lermin- bandel. La Plata. Grundmuster B. per März 3,75 Æ, per April 3,727 #4, per Mai 3,75 #6, ver Juni 3,80 4, per Juli 3,821 4, per August 3,85 #4, per September 3,872 4, per Oktober 3,827 4, per November 3,90 4, per Dezember 3,924 4, per Januar —, Umsay 85 000 kg. | ;
Mannheim, 4. März. (W. T. B.) Productenmarkt. Weizen pr. März 16,30, pr. Mai 16,50, pr. Juli 16,55. Roggen pr März 14,20, pr. Mai 14,20, pr. Juli 14,40." Hafer pr. März 14,80, pr. Mai 14,80, pr. Juli 14,80. Mais pr. März 11,50, pr. Mai 11,10, pr. Juli 11,05. :
Wien, 4. März. (W. T. B.) Ausweis der österreichi #ch- ungarishen Staatsbahn (österreichishes Neß) für den Monat Februar 1 658931 Fl., Mehreinnahme gegen den entsprehenden Zeitraum des vorigen Jahres 101 674 Fl.
Pest, 4. März. (W. T. B.) Productenmarkt. Weizen preishaltend, pr. Frühjahr 7,36 Gd., 7,37 Br., pr. Herbst 7,49 Gd., 7,50 Br. Hafer px. Frühjahr 5,57 Gd., 6,99 Br. Mais pr. Mai-Juni 4,70 Gd., 4,71 Br. Kohlraps pr. August-September 11,85 Gd., 11,95 Br. ;
London, 4. März. (W. T. B.) An der Küste 4 Weizen- ladungen angeboten. :
Condon, s März, (Wi: T._ B.) Die „Ties meldet aus Kairo, Lord Palmer reise heute nah London ab, um die Con- verston der fünfprocentigen Domanial-Anleih e (4 800 000 Pfd.) zu negociiren. Wie die „Times“ ferner meldet, hat die A Nadeln Eisenbahnverwaltung beschlossen, auf die Weiterführung der Eisenbahnlinien Ghirgeh—Keneh bis Lur or 14 Millionen Pfund zu verwenden.
— Die Getreidezufuhren betrugen în der Woche vom 9%. Februar bis 3. März: englischer Weizen 979, fremder 12 103, engl. Gerste 3550, fremde 12677, engl. Malzgerste 24 502, fremde —, engl. Hafer 2165, fremder 20543 Qrts., engl. Mehl 16 790, fremdes 26 047 Sack und 1 Faß.
Amsterdam, 4. März. (W. T. B.) Java-Kaffee good ordinary 55. — Bancazinn dos.
New - York, 4. März. - (W. T. B.) Die Börse eröffnete stetig, war im Verlauf lustlos und matt und {loß fest. Der Umsaß der Actien betrug 155 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 550 000 Unzen geschäßt. Silberverkäufe fanden nicht statt.
Weizen seßte höher ein und wurden den ganzen Tag fester auf Deckungen der Baissiers. Schluß stetig. — Mais anfangs niedriger, dann höher auf allgemein vertrauensvollere Stimmung. Schluß matt, aber stetig. :
Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 15745 518 Dollars gegen“ 31 098 221 Dollars in der Vorwoche, davon für Stoffe 3511210 Dollars gegen 4 055 061 Dollars in der Vorwoche.
— 5. März. (W. T. B.) Außer den am nächsten Dienstag zur Verschiffung gelangenden 1 300 000 Dollars Gold sollen in dem laufenden Monat noch 5 Millionen Dollars Gold nah Oesterrei ch verschifft werden. j - j
Chicago, 4. März. (W. T. B.) Weizen eröffnete zu höheren Preisen und s{chwächte sih dann etwas ab; später erfolgte Reaction auf eingetroffene Nachrichten über \{hlechtes Wetter. Schluß stetig. — Mais nahm bei Eröffnung eine steigende Tendenz an, e als- dann nach, besserte sich aber wieder auf Deckungen. S tetig.
Kairo, 5. März. (W. T. B.) (Telegramm des „Reuter']chen Bureaus. “) Der Uebershuß der Einnahmen der Daïra, der auf 83 000 türkische Pfund ges{häßt wurde, beläuft sih auf 103 000 Pfund.
Verkehrs-Anstaltea.
Zum Zwecke einer pünktlihen Bestellung der nach Berlin be- stimmten Postsendungen ist es unbedingt erforderli, daß die Empfänger in der Aufschrift durch Hinzufügung der Wohnung (Straße, Haus- nummer, Stockwerk 2c.) näher bezeihnet werden. Auch dient es zur Beschleunigung der Bestellung, wenn außer der Wohnung noch der Postbezirk (C, 0, NW, S0 x.), in welchem dieselbe belegen ist, hinter der Ortsbezeihnung „Berlin“ angegeben wird. Sofern die Sendungen eine derartige nähere Be Ps der Empfänger nicht tragen, wird eine Verzögerung in der Beste ung nicht immer zu vermeiden sein; die Ungenauigkeit in der Aufschrift fann u. a. sogar die Rückleitung der Sendungen nah dem Aufgabeorte behufs Rückgabe an den Absender zur Folge haben, : i :
Es liegt daher im eigenen Interesse der hiesigen Empfänger, wenn diefelben bei den Äbsendern dahin wirken, daß die leßteren die nah Berlin gerichteten Postsendungen mit möglichst genauer Aufschrift
Zinsen bezw. Gewinnantheilen sind von den verwahrten Werth ,„ versehen.
__ Die Bauarbeiten zur Erweiterung des Hafens bei Saßnißt sind kräftig vorgeschritten, sodaß eine Vollendung der Molenarbeiten am Schlusse des Jahres 1894 zu erwarten steht.
Kiel, 4. März. (W. T. B.) In der Nacht vom 4. auf den 5. März nehmen die dänischen Pet damprim fte die Nacht- fahrten zwishen Kiel und Korsör wieder regelmäßig auf.
Bremen, 5, März. (W. T. B.) „Norddeut|cher Lloyd“. Der Schnelldampfer „Ems“, am 18. Februac ven New-York ab- gegangen, ist am 3. März Morgens in Neapel angekommen. Der Postdampfer „Frankfurt“ ist am 1. März von Buenos-A ires nah Europa in See gegangen. Der Postdampfer „Gera “, am 28. Januar von Bremen aßgegangen, ist am 24. Februar in Montevideo Mgen, er Reichs-Postdampfer „Olden - burg“ hat am 4. März Nachmittags die Reise von Antwerpen nach Southampton fortgeseßt. :
Triest, 4. März. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Vor- wärts" ist heute Nachmittag hier eingetroffen.
— 6. März. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Pandora“ ist, von Konstantinopel kommend, gestern Nachmittag hier eingetroffen.
London, 4. März. (W. T. B.) Ver Castle-Dampfer „Dunbar Castle" ist heute auf der Ausreise von London ab- gegangen.
Mannigfaltiges.
Zum Bau der Kaiser Wilhelm-Gedächtniß-Kirche hat, wie der „N. Pr. Z.“ mitgetheilt wird, der brandenburgishe Pro- vinzial-Landtag eine Beihilfe von 20000 A. einstimmig gewährt.
Die Einweihung der neuen Nazarethkirhe wird, wie die „Nat.-Ztg.“ erfährt, am 10. März, Vormittags um 10 Uhr, statt- finden.
Stadtsyndikus Ebert y, der wegen Krankheit einen dreimonatigen Urlaub anzutreten genöthigt war, hat nah einer Mittheilung der „N. Pr. Z.“ seine Pensionirung nachgesucht. Das Magistrats- Collegium hat beschlossen, bei der Stadtverordneten-Verfamnnilung zu beantragen, daß diese Pensionirung zum 1. Juli erfolge.
Ueber die Fahrt des Ballons „Humboldt“ wird nah Mit- theilungen des Dr. Kremsfer, der befanntlih daran theilgenommen, der „N. Pr. Z." weiter berihtet: Die Luftreise dauerte volle 7 Stunden, da sie erst kurz vor 5 Uhr Nachmittags ihren Abschluß erreihte. Der Ballon und seine sämmtlichen Einrichtungen, wie die neuen Ventil - Constructionen, Schlepptau, Brems - Vorrichtungen, functionirten vortrefflih, ebenso die neugebauten Apparate. Nach ihren Aufzeihnungen wurde stufenweise eine Höhe von beinahe 5000 m erreiht, von wo aus in etwa 1# Stunden in drei Staffeln der Abstieg ausgeführt wurde. Mindestens zwei Stunden biet O De OUMDOLOE S e De O ber 4000 m. Der Ballon hatte, zuerst den unten herrs{henden Luft- strömungen folgend, einen beinahe nördlihen Curs einges{chlagen und war so bis in die Gegend von Lychen an die mecklenburgishe Grenze gelangt; als man sich hier zu größeren Höhen erhob, traf man auf westlihe Winde, die nun den „Humboldt“ in östliher Richtung an Prenzlau und Stettin vorbei über die Oder trugen. Bei dem Abstjeg in die niedrigeren Luftshichten wurde wieder die entsprechende Zurük- \{wenkung nah Norden ausgeführt, und so erfolgte die Landung zwischen Naugard und Regenwalde. Sie war durchaus keine vorzeitige, wie vielfah gemeldet wurde; die herrshende Dätnmerung gebot sie und 64 Stunden sind für eine wissenschaftliche Fahrt vollkommen ausreihend. Auch kommt es auf die Länge der Fahr, bezw. große Entfernungen nicht an, im Gegentheil ift in der Regel eine hohe Fahrt bei geringer horizontaler Entfernung für wifsen- \chaftliche Zwecke am meisten erwünsht. Die Landung des Ballons war eine sehr leichte, der Korb seßte auf und wurde, da der Anker gleih vorzüglich gefaßt hatte. nicht mehr fortgeführt. Der Unfall, welcher den Professor Dr. Aßmann betroffen hat, entstand dadurch, daß er mit dem einen Fuß unter die umkippende Gondel gerieth, was mit der Landung als solcher nihts zu thun hat und jedermann hätte passiren können. In den größten Höhen wurden eine Lufttemperatlir von —18 Grad C. und eine große Trockenheit gefunden — es ging die Luftfeuchtigkeit bis auf wenige Procente, ja beinahe bis auf Null herunter. Als besonders interessant werden von den Theil- nehmern die Wolkenbildungen und -Formen hervorgeboben; aus großcr Höhe wurden in der Nähe von Stettin die beiden Haffe, die Inseln Üsedom und Wollin und dahinter auf weite Entfernung hin die Ostsee sihtbar. Die Theilnehmer an der Fahrt fanden nah ihrem Schluß eine sehr liebenswürdige Aufnahme und Pflege bei ge von Dewitz auf Wussow bei Naugard. Ueber die Verleßung des Professors Aßmann wird noch mitgetheilt, daß sie eine sehr leichte ist und daß nur ein einfaher Bruch des linken Wadenbeins vorliegt. Professor Aßmann wird den verleßten Fuß etwa vierzehn Tage in Gipsverband tragen müssen.
Die Bezeichnung an den Straßenecken, an welchen die sogenannten Tax ’r-Droschken“ halten dürfen, lautet: „Haltestelle für Fahr- „Taxameter-Droschken“ halten dürfen, lautet: „Haltestelle für Fahr pretsanzeiger-Droschken“".
Posen, 4. März. Die Warthe steigt, wie „W. T. B.“ meldet, ununterbrohen und hat bereits die tiefer gelegenen Straßen über- {wemmt, so die Schifferstraße, die Fischerei und die niedrig ge- legenen Straßen der Wallisheïi. Es werden überall Laufbrücken er- richtet. S
Frankfurt a. M., 3. März. Ein Wunderwerk Schwarzwälder Kunstfleißes ist, wie der „Frkf. Z.“ aus Freiburg i, Br. geschrieben wird, im Nathhaus zu Schwenningen ausgestellt. Es ift dies eine U hr, die vermittels siebzig Figuren Stunden, Tage, Monate, Jahre zählt. Morgens b Uhr marschirt eine Arbeitershaar unter dem Klang des Liedes „Früh Morgens, wenn die Hähne kräh’n“ heran; um 3 Uhr lâutet ein Küster, Kirhgänger eilen herbei, und es ertönt ein Choral. Abends 7 Uhr blâst der Sombpeler der Nitterburg „Still ruht der See“ und um neun Uhr flötet das Werk leise „Gute Nacht, du mein _Herziges Kind“. Nachts um 12 Uhr erscheint der Tod. Die einzelnen Stunden werden durch Figuren geschlagen, die dem menshlihen Lebensaltern entsprechen. S
Frankfurt a. M., 5. März. Die „Frankf, Z." meldet aus Rotterdam: Der Dampfer „Obdan“, mit 400 Fahrgästen von Notterdam nah New-York unterwegs, ist bei Sandyhook gestrandet ; seine Lage ift gefährlich.
London, 6. März. In Sandgate bei Folkestone sind, wie dem „W. T. B." mitgetheilt wird, infolge eines Crdeinsturzes egen 500 Häuser beschädigt worden. Die Stadt blieb gestern in Dunkel gehüllt.
Stockholm, 5. März. Der starke Schneefall ain 2. und 3. d. M. hat nach einer Meldung des „D. B. H." im ganzen mittleren und südlichen Schweden überall Verkehrsstörungen verursacht, viele Eisenbahnzüge blieben im Schnee stecken.
Kopenhagen, 5. März. Der Postdampfer „Heimdal“- ist, wie „D. B. H.“ meldet, gestern in Gjedser mit der Post von Born- holm N A seit dem 9. Februar hatte die Insel keine Post- verbindung.
Kopenhagen, 6. März. Heute sind, wie „W. T. Bc tiit- theilt, mehrere Dampfer aus Helsingör hier eingetroffen. Die Schiffahrt im Sunde kann hiernah für Dampfer als wieder er- öffnet gelten.
Zweite Beilage
zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
Berlin, Montag, den 6. März
1893
Mf are Mais
2 S6.
Vreußzischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 45. Sißung vom 4. März.
Der Sizung wohnt der Minister für Handel und Ge- werbe Freiherr von Berlepsh bei.
Die zweite Berathung des Staatshaushalts- Etats für 1893/94 wird fortgeseßt bei Tit. 3 und 4 der Einnahmen im Etat der Berg-, Hütten- und Salinen- verwaltung, Hüttenbetrieb 21 944110 M
Abg. Dr. Arendt (freicons.) erkennt als Hauptursache der Mindereinnahme aus den Hütten die Entwerthung des Silbers, die nit eine Folge der Productionsverhältuisse, sondern ledigli eine Folge der Gesekgebung sei. Man könne die Schädigung des National- wohlstandes durch die Silberentwerthung auf eine Milliarde und den jährlichen Schaden auf zwanzig Millionen berechnen. Das sollte doch die Reichsregierung veranlassen, eine Prüfung unserer Währungsver- hältnisse in Anregung zu bringen. Mit der Goldwährung würden wir im Fall einer Finanzkrisis oder eines Krieges sofort den Zwangs- curs haben. Zeitungs8nachrihten zufolge verapstalte die Regierung Er- hebungen über den Umfang der Goldproduction ; erwünscht würden auch Erhebungen über die Silberproduction sein. An vielen Orten, fo namentli in Barmen, hätten die Geshäftsleute mit der Gold- währung s{hlechte Erfahrungen gemacht. Die Silberwährung sei nicht eine agrarische Frage, sondern auh eine Frage der Industrie, die an Cxportfähigkeit nah den Silberländern infolge der Goldwährung ver-
loren habe. Abg. von Eynern (nl.): Die Berehnungen des Vorredners
über die Schädigung des Nationalwohlstands seien willkürlih und be- weisen nichts. Zu bedauern sei nur, daß die Regierung |. Z. sich nit entschließen konnte, den Thalervorrath zu verkaufen. Die künst- liche Preisfestlegung zwischen Gold und Silber sei auf die Dauer heutzutage garnicht durchführbar. Die Goldwährung habe sih ganz gut bewährt, geschäftliche Krisen dürfe man niht auf Rechnung der MWährungsfrage seßen. Deutschland könne in dieser Frage nur ge- meinsam mit England vorgehen. Jn (England hätten zahlreihe Ge- \chäftsleute Verbindungen mit Silberländern; England habe alfo das größte Interesse an der Hebung des Silberwerths, und es würde wenig lug von uns sein, wenn wir auf unsere Kosten ledigli für England die Kastanien aus dem Feuer holen wollten. Die Barmener Industrie halte fest an der Goldwährung, wie ihm die Handelskammer noch fkürzlich mitgetheilt habe. Im englischen Parlament habe der Bimetallis8mus vor wenigen Tagen eine fo gründliche Niederlage er- sitten, daß man die Kühnheit des Abg. Arendt hier nur bewundexn fönne.
Minister Berlep\ch:
Der Herr Abg. Dr. Arendt hat die Anfrage an mich gerichtet, wie es stände mit der Gnquête über das Goldvorkommen in der Welt, welche ih in der leßten Zeit veranlaßt habe. Ich bin ihm dankbar dafür, daß er diese Frage an mih gerichtet hat, weil diese Thatsache — denn es i} eine Thatsahe — auch in der Presse Auf- nahme gefunden hat und an dieselbe naher unrichtige Schlüsse ge- fnüpft worden sind.
Meine Herren, ih habe an den Director der Berg-Akademie und der Geologishen Landesanstalt die Aufforderung gerichtet, ein Gut- achten ausarbeiten zu lassen über das Goldvorkommen in den uns weniger bekannten Bergwerken, namentlich in den südafrikanischen. Nachdem die Goldgewinnung aus den Geschieben der Flußläufe, die bisher die reichste Goldquelle waren, anscheinend in neuerer Zeit er- \{chöpft ist, gewinnt die Goldgewinnung aus bergmännischen Betrieben eine sehr erhöhte Bedeutung, und da sich, soweit mir bekannt ift, bisher nur eine wissenschaftliche Autorität, nämlich der österreichische Professor Süß, eingehend mit dieser Frage beschäftigt hat, schien es mir erwünscht, das Gutachten ciner hohstehenden, technischen und wissenschaft- lichen Autorität, wie es die Berg-Akademie und die Geologische Landes- anstalt ist, darüber zu bekommen, wie es mit dem Goldvorkommen in den Bergwerken und deren Aussichten für die Zukunft steht, damit eine etwas sicherere Grundlage für die Beurtheilung dieser Frage erlangt wird, deren Bedeutung ja für uns alle auf der Hand liegt.
Nun, meine Herren, is aus der Thatsache, daß ih den Auftrag zu diesem Gutachten gegeben habe, der Schluß gezogen worden, daß die Stellung der Reichsregierung zur Doppelwährung sich in den jüngsten Tagen, namentlich seitdem die leßten Debatten über die Wüährungsfrage im Meichstag stattgefunden, geändert habe. Dieser Schluß ift unrichtig; das geht {on aus der einfahen That- sache hervor, daß der Auftrag zur Ausarbeitung dieses Gutachtens von mir längere Zeit vor dem Stattfinden der leßten Debatten im Reichstag gegeben worden is, und ferner aus der Thatsache, daß die Neichsregierung über meinen Schritt überhaupt garnicht unterrichtet war. Selbst aber wenn die Reichsregierung über diesen Schritt unterrihtet gewesen wäre, so würde man. doch noch nicht cinen Schluß auf ihre Stellungnahme zur Währungsfrage daraus ziehen können; denn man kann ja ein solhes Gutachten zu sehr verschiedenen Zwecken haben wollen. Man kann sowohl den Wunsch haben, es zu benußen als eine Waffe für die Einführung der Doppelwährung in den bis- herigen Goldwährungsländern; man kann aber auch den Wunsch haben, eine Waffe zu gewinnen für die Einführung der Goldwährung in denjenigen Ländern, die heute noch Doppelwährung oder eine Silberwährung haben. Keins von beiden Tiegt in diesem Falle vor. Der Auftrag is nur gegeben worden, um eine möglichst sichere Grund- lage zur Beurtheilung der Währungsfrage zu gewinnen.
Herr Dr. Arendt hat auch die Aufforderung an mich gerichtet, ih mölhte eine solhe Untersuhung auch über das Silbervorkommen in der Welt einleiten. Das ist bisher niht geschehen; es is aber sehr wohl möglich, daß es noch geschehen wird. Für so dringend wie die Untersuhung des Goldvorkommens kann ih die Frage nah dem Vorkommen des Silbers nicht halten, weil als zweifellos angesehen werden darf, daß das Silbervorkommen in der Welt jedenfalls fo groß ift, daß det Münzbedarf aller Länder damit gedeckt werden kann. Ih glaube wenigstens, daß die Wissenschaft den Standpunkt einnimmt, daß darüber ein Zweifel niht vorhanden ist, während wir uns bezüglich des Goldes nicht in derselben Sicherheit befinden. Ih habe die Untersuchung vorgenommen, weil ih meine: es ist besser, seine wirthschaftlihen Anschauungen niht auf Hypothesen, sondern auf Thatsachen zu gründen, soweit es irgend möglich ift. (Sehr gut !)
für Handel und Gewerbe Freiherr von
d
Ich sehe, daß ih mich in dieser Beziehung des Einverständnisses auf allen Seiten des hohen Hauses erfreue. (Bravo !)
Ab. Dr. Arendt {freicons.) : Professor Sueß geht in seinem Gut- achten dahin, daß nur in Afrika noch Gold in unbekannten Mengen vorkommen könne. Der Vergleih des Abg. von Eynern mit der Kohle trifft niht zu; denn die Kohle hat niemals einen staatlich garantirten Werth ‘gehabt, wie das Silber. Die Silberverkäufe sind nicht suspendirt worden nach einer Agitation der Bimetallisten; die Suóspendirung erfolgte überraschend durch den Reichskanzler Fürsten Bismarck und den damaligen MNeichsbank- Präsidenten. Der Abg. von Eynern befindet sich im Irrthum, wenn er glaubt, daß die Bime- tallisten die Doppelwährung nur mit England wollen. Der Verein für internationale Doppelwährung hat erst kürzlich den Beschluß gefaßt, daß die Doppelwährung in Deutschland allein durhgeführt werden möge. Wenn die Doppelwährung überall außerhalb Englands durchgeführt wird, dann bleibt England das Land mit der theuersten Valuta, an welches Jeder gern verkauft, von dem aber Keiner gern kauft. Dieses Monopol gönne ih England. Die leßten Vorgänge im englischen Parlament zeigen eine Stärkung der Doppelwährungspartei in Eng- land; die Zahl der Stimmen hat sih gegen früher vermehrt. Wenn Deutschland die Jnitiative ergriffe, würde in kurzer Zeit England sich zur Doppelwährung bekehren. Der deutsche Handel beruht nit auf ter Goldwährung, fondern auf der Machtstellung des Deutschen Reichs. Der Abg. von Eynern hat mit der Kündigung der Hypotheken gedroht. Was follen denn die Kapitalisten mit dem Geld anfangen ? Sie müssen es doh wieder zinsbar anlegen, und Goldanlagen könnten sie {hließlich nur in England machen. Ein Brief eines Barmer Fabrifanten sagt, daß er infolge des Verlustes des Exports nah Ost- Asien 120 000 4 Löhne weniger ausgezahlt habe.
Abg. Dr. Meyer (dfr.): Warum wir heute eigentli diese Dis- cussion führen, ist mir unklar. Warum wartet der Abg. Arendt nicht, bis die Doppelwährung . eingeführt is? Was geht es uns an, was das englische Parlament demnächst thun wird? Der Rückgang des Silberpreises ist doh nicht eine Erscheinung der leßten zwanzig Jahre, sondern der leßten fünfhundert Jahre. Der Rückgang hat nur kurze Unterbrechungen erlitten. Zur Zeit der Reformation war das Werth- verhältniß 1:10, und es hat sich vermindert bis auf 1: 154. Das Werthverhältniß des Goldes zum Silber ist immer ein s{hwankendes gewesen; cs hat nur vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis 1850 ein gewisser Stillstand stattgefunden. “ 1850 fiel nach Aufdeckung der großen Goldfelder Kaliforniens und Australiens der Preis des Goldes, Da- mals kam man auf den Gedanken, das Gold zur Grundlage des Münz- systems zu machen. Alle Handelskammern erklärten sich 1870 dafür. Diese Maßregel der Geseßgebung bedeutet ungefähr ebenfo viel, als wenn an die Stelle des Krapp als Färbemittel für die Militärhosen die Anilinfarbe tritt. Der Staat kann nicht veranlaßt werden, durch besondere Maßregeln den Werth des Krapp wieder zu erhöhen. Alle Metalle, auch Kupfer u. #. w. sind im Werthe gesunken. Der industrielle Verbrauch des Silbers- ist gestiegen, umsoweniger Wirkung fann die Nemonetisirung des Silbers auf den Preis haben. Inter- nationale Congresse kann man veranstalten, aber daß dieselben Erfolg baben, fann man nicht erzwingen. Ein starker Mann kann ein Pferd ins Wasser führen, aber zwanzig starke Männer können es nicht zum Saufen zwingen. So war es auch in Brüssel: Die Pferde sind dort ins Wasser geführt worden, aber saufen wollte keins.
Abg. von Eynern (nl.): Das Werthverhältniß zwischen Silber und Gold ist immer ein s{chwankendes gewesen. Welches Werthver- hältniß soll denn jeßt festgestellt werden ? 1: 15} war das Verhältniß Ende vorigen Jahrhunderts; jeßt ist das Verhältniß 1: 23}. Wer soll denn die ungeheuren Verluste tragen, die daraus entstehen? Da wird der Abg. Arendt wohl wenig Anhänger finden, namentlich, wenn er dieses Verhältniß für Deutschland allein einführen will. Die Börse wird den Abg. Arendt mit Jubel begrüßen, denn je {lechter die Valuta ist, desto mehr kann die Börse ihre Gewandtheit bei den Speculationen geltend machen. Die Möglichkeit der Kündigung der Hypotheken hat der Abg. Arndt zugegeben, das sollte do) die Herren bedenklich machen gegenüber dem Abg. Arendt.
Abg. Dr. Friedberg (nl.): Ich kann nicht so weit gehen, wie der Abg. von Cynern. Wenn ih auch der Regierung dankbar bin dafür, daß sie 1870 zur Goldwährung übergegangen ist, so kann ich doch nicht verkennen, daß. die Valutadifferenz eine so erhebliche ge- worden ift, daß sie alle Handelsbestrebungen durhkreuzt. Wenn noch einige Länder weiter zur Goldwährung übergehen, fo scheidet sich die Welt in zwei große Lager mit verschiedener Währung, und gerade diejenigen, die Anhänger des internationalen Wettbewerbs sind, sollten die internationalen Währungsbestrebungen begünstigen. Denn fonst fommen wir zu einem fortdauernden Discontokrieg. Die Bestrebungen des Abg. Arendt sind einer Prüfung werth, und deshalb bedaure ih die apathishe Haltung der Reichsregierung dieser Frage gegenüber. Der Sturz der Silberpreise trat mit dem Augenblick ein, wo wir zur deutschen Münzreform übergegangen sind. Die Gladstone’she Rede über die Währungsfrage hat keine Bedeutung; die Reden, die in unseren Parlamenten darüber gehalten sind, waren jedenfalls sehr viel gründ- licher. Oesterreich ist 4 zur Goldwährung übergegangen, aber wie jedes Land wit ungünstiger Zahlungsbilanz wird Desterreih seine Zahlung in Gold niht auf die Vauer aufrecht erhalten können. Den Gläubigern ift au nur die Bezahlung in Kronen versprochen ; was die Kronenwährung nachher bedeuten wird, \tcht nicht fest. Was den Beitritt Englands zu internationalen Abmachungen betrifft, so irrt man sich, wenn man glaubt, daß England selber kommen wird. Eng- land hat eine so große Industrie, eine so große Seemacht und so feste über- secishe Bezwhungen, daß es troß deren Schädlichkeit seine Gold- währung aufrecht erhalten kann gegenüber allen Staaten. Jedenfalls möchte ih die Reichsregierung bitten, ohne England keine Verabredung über Münzverhältnisse einzugehen. Die Schwierigkeiten der Währungs- frage liegen darin, daß wir immer noch mit einem ungenügenden Material arbeiten. Wenn Aufklärung geschaffen würde von Seiten der Staatsregierung, so würde sih die Frage in aller Nuhe weiter
“prüfen lassen.
Die Discussion wird geschlossen. Die beiden Titel werden bewilligt. : |
Jn den Tit. 5 und 6 sind eingestellt an Einnahmen aus den Salzwerken 7 421 261 M i i
Abg. Schultz-Lupitz (freicons.) spriht der Regierung seinen Dank aus, daß die Kaliwerke unter ihrer Leitung Deutschland billig mit Kali versorgt haben und hebt die Bedeutung dieses Artikels für die Landwirthschaft hervor. Redner mahnt zur Vorsicht beim Bezug vön Kainit und Karnellit von neuen Werken, denn diefe gäben gewöhnlich keine Garantie für einen genügenden Mindestgehalt ihrer Waare an Kali, und warnt vor der Wassersgefahr, in welcher die Kaliwerke s{chweben. Er ‘empfiehlt zu deren Bekämpfung die Monopolisirung des Kalibergbaues in der Hand des Staats.
Minister für Handel und Gewerbe Freiherr von Berleps\ch:
Meine Herren! Der Abg. Schultz-Lupiyß hat zweierlei Dinge in seinem Vortrage behandelt: zuerst die Jetztzeit und dann die Zukunft. Bezüglich der Jetztzeit hat ex das Verlangen an mi gestellt, daß ih dafür sorgen solle, vaß die Preise der Kalisalze für die Landwirthschaft nicht vertheuert werden. Meine Herren, ih erkenne mit ihm an, daß in der billigen Preisgestaltung unserer Kalifalze eines der wichtigstea
Mittel zur Förderung unserer Landwirthschaft liegt, ganz besonders ¿ur Förderung der Landwirthschast in denjenigen Provinzen, die dur die Natur und andere Verhältniffe ungleich ungünstiger gestellt sind wie die in Mitteldeutshland und m Westen. Jh habe deshalb den Verfuch gemacht, durch die Gestaltuäg von Staffelpreisen der östlichen Landwirthschaft eine Vergünstigung zuzuführen, die, glaube i, von erheblihem Vortheil für -fie fein würde, d. h. eine Preis- gestaltung, die dahin geht, daß dar Abnehmer, der in einer weiteren Entfernung wohnt, das Salz billiger bezieht als derjenige, der in unmittelbarer Nähe wohnt. Diefs Versucde sind nicht geglückt, sie sind zum theil au daran gescheitert, daß die in der Nähe der- Kaliwerke gelegene Landwirthschaft sih wuigerte, einen höheren Preis zu zahlen als bisher, das Verkaufssyndikat aber bioriw die Voraus-- seßung für eine Verbilligung des Preises für weitere Gegenden fand. Ich kann ersterer das ja nit verdenken, daß sie nit geneigt war, - höhere Preife als bisher zu zahlen, man kann aber andererseits dodþ auch niht dem Verkaufssyndikat, welches sich: bisher die Anerkennung: der Landwirtschaft durch eine durhaus mäßige Preisgestaltung er- halten hat, zumuthen, nunmehr zu weit in der Ermäßigung der Preise überhaupt zu gehen. Wenn nun dieser Versuch zunächst au nicht geglüdt ift, so werde ih doch nicht müde werden, nach anderen Miitteln zu suchen, um die Preise für unsere Landwirthschaft, ins- besondere für unsere östliche Landwirthschaft, billiger zu gestalten, als sie bisher sind.
r He Ip Sa L, E Ae E E e GA E La Tant j e Sto z A
E Vaterlandes, die biéßer in der [landwirthschaftlihen Entwickelung noch zurükgeblieben sind, einen vielleicht nie geahnten Aufschwung nehmen könnten, wenn die Ver- wendung dieses vorzüglichen Düngemittels, welhes aus unserer Kali- industrie hervorgeht, eine reihere wird als bisher. Er hat uns eine ganze Reihe folcher Landstriche vorgeführt, und ih glaube, bezüglich- derselben mit einigen Ausnahmen ihm zustimmen zu können. Wenn der preußische Fiscus aber das erfüllen soll, was der Herr Abg. Schultz-Lupiß für die Zukunft von ihm verlangt, nämli daß er cine dauernde Quelle billigen Bezuges von Düngemitteln für die preußishe Ländwirthschaft wird, daun allerdings wird es noth- wendig werden, die fiscalishen Betriebe fehr erheblih über das: Maß auszudehnen, welches sie heute einnehmen. Die Kaliproduction hat fich, wie den Herren bekannt sein wird, zu einem Syndikat vereinigt ; an demselben nimmt theil Anhalt, der preußishe Fiscus und die preußische Privatindustrie, die Werke, die im Braunschweigischen ent- standen sind, — kurz alles, was heute Kali! producirt und fabricirt, ift Mitglied dieses Syndikats, und, sowie ein neues Werk entftcht, werden sofort Verhandlungen mit ihm eingeleitet, und wohl oder übel wird dieses neue Werk in das Syndikat aufgenommen. Das Syndikat is also der einzige Preisgestalter für den Verkauf der Kalisalze bei uns geweseu. An diesem großer Syndikat particivirt der preußische Fiscus ungefähr mit einem Fünstel der ganzen Pro- duction; er hat also eine ausf{chlaggebende Stimme in Bezug auf die Menge der Production nicht, allerdings eine fehr gewihtige Stimme, und ih führe auf dieses Factum den günstigen Umstand zurück, daß es bisher gelungen, was auch der Herr Abg. Schult-Lupißz zugegeben hat, die Preise für unsere Landwirthschaft günstig oder wenigftens annehmbar zu gestalten. Jch hoffe, daß es mir gelingen wird, das Verhältniß so zu wahren.
In der leßten Zeit haben Verhandkungen stattgefunden, die dahin zielten, nicht die Preise im ganzen zu erhöhen, sondern die Preise des Kainits und des Chlorkaliàms einander zu: nähern. Diese Absicht, die also niht auf Vertheuerung der Düngekraft im allgemeinen ging, hat die Zustimmung der deutshen Landwirthschafts- gesellschaft niht gefunden. Dieser Weg: ift also als nicht: gangbar anzusehen. Ich wiederhole aber nochmals meine Versicherung, ih werde mich stets weiter bemühen, dafür zu sorgen, daß ein: möglichst billiger Preis des Kali für die preußische, die deutsche Landwirthschaft gestellt wird.
Nun hat der Herr Abgeorduete weiter den ausdrücklihen: Antrag gestellt, die preußische. Staatsregierung. möge damit vorgehen, die Bergfreiheit für Kalisalze aufzuheben und aus der Kali- gewinnung ein Monopol zu ma@Gen. Das ist: eine fehr ernste Aufgabe, die. uns da geftellt wird; und i: bin heute nit in der Lage, mich über diese Frage bestimmt auszusprechen. Je will niht in Abrede stellen, daß fie mi {hon beschäftigt hat, weil in dem Kali ein großer Schaß unferes Vater- landes liegt, um fo größer, weil wir bisher das einzige Laud der Welt sind, welches dieses ausgezeihneæ Düngemittel yroducirt. Weil ich glaube, daß dieses Kalifalz eines der hervorragendsten Bodenschäße unseres Vaterlaudes ist, so hat allerdings die Erwägung mir nicht fern gelegen, ob es niht gerathen sei, nah Mitteln zu fuchen, die die Bewahrung des Schaßes au Kali, das Abschneidenu von Wasser» zuflüssen zu suühern, die Verschleuderung ins Ausland zu verhindern, und das Kali vorzugsweise zum Vortheil unserer beimischeu Landwirth- schaft, zu verwenden geeignet find. Den Plönen, die Bergfreiheit für Kalisalze aufzuheben, stehen aber wesentliähe Hindernisse entgegen, abgesehen davon, daß die- Errichtung eines Stoat8monopols immer seine Bedenken nah vershiedenen Seiten hat. Es würde sich fragen, ob der Vortheil größer ist oder die Nachtheile, die nothwendigerweife mit jeder Monopolgestaltung verbunden find.
Die Aufhebung der Bergfreiheit für die Kalifalze hat ihre geey- lihen Schwierigkeiten. - Zunächst liegt in unserem eigenen Vate lande die Sache so, daß, wie auch der Herr Abg. Schuly-Lupiß - bereits vorgetragen hat, in einem Theile unserer Prodinzen dem E? geuthümer des Grund und Bodens au das Salz gebört, daz unter der Grdoberflä&e liegt. Hier müßte also eine Umgestaltung der bi erigen geseßlichen Verbältnisse vorgenomw,en werden, eine Froze, die jeyt um so schwieriger ist, weil mog nicht an fe heran. oetreten i im Jahre 1866 oder 1867, wo "gs allgemeine Berg“.efeg au für die Provinz Hannover eingezrt wurde. Damel5 wäre meines Grachtens wobl der Moment, gewesen, wo man diese Frage
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