1893 / 59 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 09 Mar 1893 18:00:01 GMT) scan diff

L E E TEE

blafen auf 6 Hifthörnern vou den Herren Mitgliedern des Leipziger Theater- und Gewandhaus-Orchesters F. Gumpert, B. Müller, A Rudolph, E. Seidel, A. Frißshe und R. Böhme. 2) Sosur monique von Louperin, ein Stück für das Clavicvmbel, gespielet von Herrn Emil Etert in Leipzig. 3) Idylle von Marin Marais für Viole d’amour mit Accompagnement auf dem Clavicymbel, vorgetragen von Herrn Julius Thümer, Mitglied des Leipziger Theater- und Gewandhaus- Orchesters. 4) Concert auf der Flôte von Joh. Joahim Quanz (ein Favoritstück Friedrih's des Großen) mit Accompagnement avf dem Clavicymbel, geblasen von Hertn Max Schwedler, Mitglied des Leipziger Theater- und Gewandhaus-Orchesters, auf einer einklappigen Elfenbein- Flôte. 4) Adagio für Viola di Gamba, gespielet von Herrn Paul de Wit, mit Accompagnement auf dem Clavicymbel. 6) Gavotte von I. S. Bach, gespielt auf dem Regal- oder Schnarrwerk von Herrn Emil Eckert in Leipzig. 7) Choral auf rufsis{chen Hörnern, geblafen von 11 Hoboisten der Kapelle des 10. Königlih Sächsischen Infanterie-Regiments Nr. 134 unter Leitung des Herrn Stabs- Hoboisten A. Jahrow. Ihre Majestät die Königin war infolge leichten Unwohlfeins im leßten Augenblick am Erscheinen ver- hindert. Die kostbare Sammlung alter Musikinstrumente und die höchst originelle Musikaufführung, die die Hörer in ein Concert der Rococozeit versetzte, erregten das höchste Interesse des Königs Albert und seines Gefolges.

Manuigfaltiges.

Der General. Feldmars{all Graf von Blumenthal war in der leßten Woche an einem Lungenkatarrh {wer erkrankt, der mit solcher Heftiakeit auftrat, daß man vorgestern früh das Schlimmste be- fürhtete. Wie der „N. Pr. 3.“ berichtet wird, ist im Laufe des vorgestrigen Tages cine entschiedene Wendung zum Besseren ein- getreten.

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Die neuerbaute Nazareth- Kirche, deren Einweihung morgen Vormittag 10 Uhr erfolgen soll, ist, wie die „Voss. Ztg.“ erfährt, mit zahlreichen, zum theil fehr fostbaren Geschenken bedacht worden. Ihre Majestät die Kaiserin ließ durch den Kammerherrn Fret- herrn von Mirbach Pastor Distelkaimp zwei in dunkles Leder gebundene Bibeln, eine für den Altar, die andere für die Kanzel bestimmt, über- reihen. Gleichzeitig stiftete die Hohe Frau Kanne, Kirchenstegel und Ciborium, Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold schenkte Kelh und Patene, und der Kirchen- und Gemeinderath silberne Taufgeräthschaîten. Von fonstigen Gebern, durch deren Dotationen die Kirche innerlich und äußerlih hat auêgestattet werden können, verdienen Erwähnung: Frau Jänicke mit 10 000 6 und Frau Schulz, die Wittwe des Stadtverordneten, mit 5000 ( Den Tauf- stein in Marmor hat Bildhauer Barheine unentgeltlich geliefert. Endlich hat Mühlenmeister Franke, der vor kurzem seine goldene Hochzeit feierte, die Uhr mit weit vernehmbarem Glockenwerk im Thurm ge|schenkt. Seine Majestät der Kaiser hat das Modell für das große Nofenfenster über der Apsis vom Altarraum Allerhöchst- eigenhändig gezeihnet; es stellt in bunten Gläsern, inmitten ein Lamm, einen Kranz von prahtvoll wirkenden Arabeóken dar:

Am neuen Reichsta gsgebäude fand, wie die „N. Pr. Z." mittheilt, gestern die Versteigerung des gesammten Rüstmaterials statt, wovon das meiste als Bau- und Brenuholz verkauft wurde. Nur die hohen Masten und cinige Bautreppen werden noh bleiben. Jetzt ist der Bau fast ganz von Gerüften frei, er bleibt nur nech von dem

Der Berliner Zweig des Allgemeinen Deutschen Sprach- vereins hat an den Polizei-Präsidenten von Berlin folgendes Schreiben gerichtet: :

„Der unterzeihnete Zweigverein des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins hat mit hoher Befriedigung Kenntniß genomtnen von den Schritten, die Euer Hohwohlgeboren in Betreff der Reinhal- tung der deutshen Sprache nah mchreren Nichtungen gethan haben. Die außerordentlich wihtige Aufforderung, die ie Hochwohlgeboren an die Aerzte haben ergehen lassen, sih bei den Todesbescheinigungen deutscher Krankheitsbezeihnungen zu bedienen, ist in besonderem Grade geeignet, die Aerzte auf die Menge von Fremdwoörtern, die in die amtliche Sprache eingedrungen sind, aufmerksam zu machen; es ist zu beachten, daß trefflihe Männer unter den Gelehrten der Heilkunde feit längerer Zeit bemüht gewesen sind, bei den Krankheitskezeihnungen der deutschen Sprache zu threm vollen Nechte zu verhelfen, und diese Bemühungen werden durch Euer Hochwohlgeboren Vorgehen iu dankens- werthester Weise unterstüßt. Auf einem ganz anderen Gebiete, dem des öffentlihen Fuhrwesens, hat Euer Hohwohlgeboren Eingreifen der großen Masse der Bevölkerung einen vorzüglichen Dienst geleistet, indem es diese auf die Oberflächlichkeit aufmerksam gemacht hat, mit der neue Namen gänzlih ohne Nuten in {lecht gebildetem Fremd- auédruck eingeführt werden. Dem Vereinsauftrage entsprehend, beehren wir uns, Euer Hohwohlgeboren den wärmsten Dank des Berliner Zweigvereins für diese verdienstlihe Thätigkeit auszusprechen.“

Die elektrische Straßenbahn vom Landsberger Platz rach Hohen-Schönhausen foll, wie der „Voss. Ztg." gemeldet wird, schon in den nächsten Wochen in Bau genommen werden. Die Anlage wird mit oberirdisher Leitung versehen und der Betrieb von der Neuen Berliner Pferdebahn-Gefellshaft übernommen. Die Gesellschaft richtet bis zur Fertigstellung der elektrishen Bahn am 1. April eine Omnibuslinie vom Landsberger Play ein, die bis zur Colonie Hohen- Schönhausen führen wird.

Nachdem in der Urania seit mehr als einem Vierteljahre Amerika fast aus\{hließlich) das Repertoire beherrscht batte. wird nun von morgen ab eine andere weitere und gewiß noch interessantere Reise niht nur bis in die neue Welt, sondern bis zu den Welten anderer Erdsterne hinauf unternommen werden. Diese wunderbare Neise wird gerade jeßt insofern besonderes Interesse erregen, als unsere Nachbarwelt des Mars im vergangenen Jahre, als sie uns besonders nabe trat, uns wieder eine Fülle ihrer Geheimnisse verrathen hat.

Dieser Vortrag, „Die Kinder der Sonne“ genannt, ging be- reits vor etwa zwei Jahren mit großcin Erfolg in-Scene, ift jeßt jedoch neu bearbeitet, erscheint theilweise in neuem Gewande und trägt den neuesten afstronomishen Entdeckungen im Planetensystem Rechnung. (s ift faum zweifelhaft, daß dieje neueste Neisegelegenheit in die Welträume, welche der Director der Urania vorbereitete, ebenfo massen- haft benutzt werden wird, wie alle vorangegangenen.

Lübeck, 9, März. Der Llibecker Dampfer „, Ostsee* ist, wie „W. T. B,° meldet, gestern Mittag 12 Uhr auf der Fahrt . nach Liebau im Eis gesunken. Der Steuermann und sechs3 Mann wurden von dem Dampfer „Rußland“ gerettet. Ueber das Schicksal der übrigen fieben Schiffsleute is noch nichts Bestimmtes bekannt.

__ Wien, 9, März. Dem neunzehnjährigen Componisten Froßner aus Stockerau bei Wien wurde nah einer Meldung des „D. B. H.“ von dem Deutsch-amerikanischen Opernverein der erste C für das beste Werk cines für die Ausstellung in Chicago

Liffab'on, 8. Mäcz. Nah einer Meldung des „W. T. B.* aus Mozambique hat der portugiesishe Kriegsavifo „Ma Mahon“ Schiffbruch gelitten:

Athen, 8.März. Der „Voss. Z.“ wird telegraphirt : Ginejunge Dame erklomm heute auf der Akropolis allein den Giebel des Parthenonu und stürzte herab. Sie wurde als Leiche aufgehoben und als die Erzieherin des Kindes Ihrer Königlichen Hoheit der Kron- prinzessin Sophie exkannt.

New-York, 83. März. Heute Nacht 12£ Uhr wurde laut Meldung des „W. T. B.“ eine leite Erderschütterung zwischer der 9. und der 50. Straße in der Nichtung don Süd-Ost nah Nord- West verspürt; heftiger war die Erschütterung auf Long-Island, wo mebrere Einwohner, nothdürftig bekleidet, aus ihren Wohnunger flüchteten. ;

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

Wien, 9. März. (W. T. B.) Der Minister-Präsident hat dem Abgeordnetenhause den Vertrag mit dec Schweiz betreffs der Rheinregulirung zur verfassungs- mäßigen Behandlung vorgelegt. N

London, 9. März. (W. T. B.) Ein Telegramm des „Reuter'shen Bureaus“ aus Peking besagt: Hung-hün, Mitglied des Tsungli - Yamen und früherer Vertreter Chinas in Rußland, werde von den Censoren bei den Kaiser be- shuldigt, chinesishe" Territorialrehte über gewisse Theile des Pamir - Gebiets abgetreten zu haben. Diese Anklage respective die Beschuldigung der Bestechung und des Hochverraths involvire die Todesstrafe. Der Anklage sei bis jebt keine Folge gegeben worden, da der Minister cin Schüß-

ling der verwittweten Kaiserin sei, die auf die Regierung

einen mächtigen Einfluß ausübe.

_Dar-es-Salam, 8, März. (W. T. B.) Bei Uniang- wira, auf dem Wege von Mpwapwa nach Tabora, hat eine Abtheilung der Katserlihen Schuzz- truppe ein siegreihes Gefecht bestanden. Die be- festigte Tembe des feindlihen Häuptlings Masennta wurde nach zähem Widerstand unter bedeutendem Verluste des Feindes erstürmt. Diesseits ist Feldwebel Erttel ge fallen, Lieutenant von Bothmer leiht verwundet, 10 Askaris theils todt, theils verwundet.

Der vorstehend berichtete Waffenerfolg ist von der den Stations-Chef Sigl nah Tabora begleitenden, zur Verstärkuna der dortigen Besaßung bestimmten Truppenabtheilung errungen worden, nah vorheriger Vereinigung mit der Besazung der Station Uniangwira. : i

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweitett

Bauzaun umslosjen.

vestimmten Opern stückes zuerkannt.

Beilage.)

Wetterbericht vom 9. März, 8 Uhr Morgens.

Celfius |

59 C.=40R.|

Stationen, Wind, Wetter.

0

Temperatur

in

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeres\p Fred. in Millim.

Mullaghmore 6 |SW 4sbedeckt Aberdeen [SW 9\wolkig Christiansund S bedeckt Kopenhagen . bedeckt Stockholm . 2|bededckt aranda . 5D N 2\heiter St Petersburg ) [wolfkezulos Moskau . . 3/Schhnee _

Cork, Queens- On . ,. | (09 Cherbourg . | 769 |\SW ber... 007: (SSW V aa 7657 WNW mburg . . | 767 |NW winemünde | 766 |NO 2\wolkig Neufahrwasser| 764 |NNO 3 wolkig?) Memel . .. | 764 |\NNO 1 wolkenlos H Be O LOOO 1B 1|bedeckt CORTO e | 00 D 2halb bed. Karlsruhe . . | 770 still bedeckt Wiesbaden 768 |NW 1 wolkenlos München . . | 769 |NW 5|\bedeckt Chemniy . 768 |NW Z3\wolkig Berlin. 766 |NW 3 bededckt ?) Wien .….. | 763 |WNW 4jhheiter Breslau... |_764 \NW __3|bedeckt [767 |OND 4wolkenlos DiO 002 D 2'halb bed. Et v C2 19e 3\wolkenlos

1) Früh Reif. *) Nachmittags Regen. 2) Gestern Regen. Schnee.

Uebersicht der Witterung.

Ein barometrishes Maxrimum, ostwärts fort- \hreitend, liegt über Frankreich und entsendet einen Ausläufer nordostwärts nah dem Weißen Meere hin, barometrische Depressionen lagern über dem norwegischen Meere und dem Innern D Bei meist s{wacher, vorwiegend nördlicher und nord- westlicher Luftströmung is das Wetter in Deutfch- sand vorherrshend trübe und überall kälter; in Mitteldeutschland is vielfah Regen gefallen. Nord- deutshland hat Frostwetter; im ostpreußischen Küsten- gebiete herrscht strenge Kälte. Königsberg meldet 12, Memel 17, St. Petersburg 26, Archangelsk 32 Grad unter Null. Die Frostgrenze verläuft von Llibeck südostwärts nach der Gegend von Hermann-

stadt. Deutsche Seewarte. PRSKCTSRG P ESRREE H H S N T HRTH E TREAT E BERAG R L T

Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Freitag: Opern- haus. 61. Vorstellung, Die Rantzau. Oper in 4 Acten von Pietro Mascagni. Text von G. Targioni-Tozzetti und G. Menasci. (Nah Erk- mann und Chatrian.) Deutsch von Max Kalbe. In Scene gejseßt vom Ober-Negisseur Tetzlaff. Diri- gent: Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr.

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Schauspielhaus. 68. Vorstellung. Vasantasena. Drama in 5 Aufzügen von Emil Pohl, mit freier Benußung der Dichtung des altindishen Königs Sudraka. In Scene geseßt vom Ober-Negisseur Nar Grube. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Opernhaus. 62. Vorstellung. Die Hexe. Oper in 3 Acten von August Enna. Text nah Arthur Fitger's Drama „Die Here“, überseßt yon Mary vou Borh. Jn Scene geseßt vom Ober- Regisseur Tetlaff, Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 69. Vorstellung. Die gelehrten Fraueu. Lustspiel in 5 Aufzügen von Jean Baptiste Molière. In deutshen Versen von Ludwig Fulda. In Scene gefeßt vom Ober-Negisseur Max Grube. Der eingebildete Kranke. Lustspiel in 3 Auf- zügen von Jean Baptiste Molière, mit Benußung der Wolf Graf Baudissin’shen UÜebersezung. Jn Scene geist vom Ober-Regisseur Mar Grube. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Freitag: Zwei glü- liche Tage. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Der Talismanu.

Sonutag: Der Talismau.

Montag: Der Talisman.

Berliner Theater. Freitag: Bei aufgehobenem Abonnement: König Lear. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Der Veilchenfrefsser.

Sonntag: Nachmittags 24 Uhr: Dorf und Stadt, Abends 74 Uhr: Kean.

Lessing-Thealer. Freitag: Heimath. Anfang 7F Uhr.

Sonnabend: Heimath.

Sonntag: Heimath. 0

Am 18. Mârz: Die Tragödie des Meuschen.

Wallner-Theater. Freitag: Die Grofistadt- luft. Anfang 7# Uhr.

Sonnabend: Der Fall Clémenceau.

Sonntag: Die Grofstadtluft.

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater. Chausseestraße 25.

Freitag: Benefiz für Reinhold Wellhof. Neu einstudirt: Das Sonntagskind. Operette in 3 Acten von Quas Wittmann und Julius Bauer. Musik von Carl Millöcker. In Scene geseßt von Julius Frißsche. Dirigent: Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Das Sonutagskiud.,

Residenz-Theater. Direction : Sigmund Lauten- burg, Freitag (letzte Aufführung): Gläubiger. Tragikomödie in 1 Act von August Strindberg. Anfang 7 Uhr. Hiérauf: Zum 78. Male:

amilie Pout-Bigqnet. Schwank in 3 Acten von Alexandre Bifson. Deutsh von Marx Schönau. In Van gefeßt von Sigmund Lautenburg. Anfang

Uhr. ;

Sonnabend: Zum 1. Male: Die beideu Champignol. (Champignol malgré ln.) Schwank in 3 Acten von Feydeau und. Desvalliöres.

Deutsch von+Be?enno Jacobfon.

Sonntag, Mittags 12 Uhr: Matinée zum Besten der Nothleidenden auf Zante, unter dem Protectorat Seiner Hoheit des Erbprinzen von Sachsen-Meiningen. Cinmaliges Auftreten der K. K. Hofburgschauspielerin Stella Hohenfels.

Kroll's Theater. Freitag: Gastspiel - der Königl. preuß. Kammersängerin Frau Minnie Hauk. Mala Vita. (Christine: Frau Minnie Hauk.) Anfang 7 Uhr. 4

Sonnabend : Gastspiel der Sgra. Emma Nevada. La Traviata.

Victoria-Theater. Belle - Alliancestraße 7/8. Freitag: Mit neuer Ausstattung: Die Reise um die Welt in achtzig Tagen. Großes Aus- stattungs\stück mit Ballet in 5 Acten (15 Bildern) von A. d’Ennery und Jules Verne. Ballet arran- irt vom Balletmeister C. Severini. Musik von

ebillemont und C. A. Raida. Anfang Uhr.

Sonnabend U. folgende Tage: Die Reise um die Welt in achtzig Tageu.

Neues Theater (am Siffbauerdamm 4/5). Freitag: Zum 1, Male: Der Vhonograph. Schwank in 3 Acten von A. Bissou. Hierauf: Der Frosch. Parodistisches Familienbild in 1 Act von O, E. Hartleben. Anfang 7{ Uhr.

Sonnabend und Sonntag: Dieselle Vorstellung.

Theater Unter den Linden. Freitag: Zum 56. Male: Lachende Erben. Operette in 3 Acten von Horst und Stein. Musik von Carl Weinberger. Inscenirt dur den artist. Leiter Ed. Binder. Dirigent: Kapellmeister A. Ferron. Die militär. Evolutionen im 3. Act arrangirt von L. Gundlah. Vollständig neue Ausstattung an Deco- rationen und Kostümen. Hierauf: Zum 76. Male: Die Sirenen-Jusel. Ballet in 1 Act von H. Negel. a von R. Mader. Der choreogr. Theil von Jof. Haßreiter. Inscenirt durch den Ballet- meister Herrn L. Gundlah., (Sensationeller Erfolg.) Anfang 74 Uhr.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Adolph Ernst-Theater. Freitag: Zum Benefiz. ür. Herrn Ernst Kettner. Zum 76. Male: Modernes Babylon. Mang volle in 3 Acten yon Ed. Jacobson und W. annstädt. Couplets theilweise von G. Görß. Musik won G. Steffens, Jn Scene geseßt von Adolph Ernst. Anfang 7# Uhr.

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30, A Gesammt - Gastspiel des Wiener En- emble unter Leitung des Directors Franz Josef Graselli. Neftroy-Cyclus. Zum 7. Male: Der Talisman. Posse mit Gesang in 4 Acten von Jo- hann Nestroy. - Anfang 74 Uhr.

Sonnabend: Zum 1. Male: Jhr Korporal. Posse mit Gesang in 5 Acten von Franz Costa.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde.

Am Landes - Ausf\tekllungs - Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von '12—11 Uhr.

Concerte.

Concert-Haus, Leipzigerstraße 48. Freitag: Karl Meyder : Concert. §8. Waguer - Abend. Unfang 7 Uhr.

Circus Renz (Garlstraße.) Freitag, Abends 74 Uhr: Auf - allseitiges .Verlangeu: 8. Wieder- holung der Gala-Fest-Borstelung vom 27. Januar. Großer Fest - Aufzug. 1) Neigen der Edel- damen und Nitter. 2) Militärishes Divertissement (Gegenwart), ausgeführt vom gesammten Personal. Zum Schluß der Vorstellung:

S Ein Künstlerfest, “Wg

Große Ausftattungs - Pantomime vom Hofballet- meifter A. Siems. Mit überraschenden Licht- und Wasfsereffecten und auf das Glänzendste inscenirt vom Director Franz Renz. Costume, Requisiten, Wagen vollständig neu. Unter Mitwirkung des ge- sammten Personals. Neue Einlogen mit großÿ- artigen Lichteffecten. Ballet von 100 Damen. Großartiger, in solcher Praht noch niemals gesehener Blumencorso. Zum Schluß: Großes Brillant- Feuerwerk. Außerdem u. a.: Mr. James Fillis mit dem Schulpferde „Markir". Das borende Känguruh, vorgeführt vom Clown Mitéco 2c.

Sonnabeñd, Abends 7{ Uhr: Große Vorstellurg mit nevem Programm und Ein Künstlerfest.

Sonntag: 2 große Vorstellungen. Nachmittags 4 Uhr (ein Kind: unter 10 Jahren . frei): Die lustigen Heidelberger. Abends 74 Uhr: Ein Künustlerfest.

E E E E M n I Familien-Nachrichten,

Verlobt: Frl. Frieda Ashmann mit Hrn. Ritter- gutsbesißer Friß Kaswvurm (Tilsit—Puspern). Frl. Wanda von Batocki mit Hrn. Lieut. Eugen von Deutsch (Königsberg). Frl. Helené Sziñula mit Hrn. Haitptmänn Thaddäus von Jaroßtßki

_ (Friedewalde—Neisse). E

Verehelicht: Hr. Staatz3anwalt Beyer mit Frl. Gertrud Otto (Dels). : i

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Landwirthschaftl. Schuldirector Gustav Kallweit (Soest). Hrn. Rittmeister Frhrn. Gedult von Ae (Berlin). Hrn. Bürgermeister Bernert (Ratibor). U O

Gestorben: Hr. Ober-Zollinspector a. D., Justiz- Rath Carl Anton von Lützau (Flensburg). Hr. Hermann Frhr. von Bülow (Betlin). Hr. Hauptmann Heinrich Bernhard (Cassel). Berw. Frau Oberst-Lieut. Elise von ‘Greiffenberg, geb. Baudiy (Berlin). Hr. Pastor em. Geocg Knittel (Breslau).

. Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin: —— Verlag der Expedition (Scholz). Druck der Norddeutschen Buchdtuckerei und Verlags- Anstalt. Berlin SW., Wilhelmstraße Nr: 32.

Acht Beilagen (einshließlih Börsen-Beilage).

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Deutscher Reichstag. 61. Sigung vom Mittwoch, 8. März, 1 Uhr. Die Berathung des Marine-Etats wird beim Ertra-

ordinari ortgeseßt. ; S A a der Sizung haben wir bereits in der Mi s-Nummer berichtet. N L Pie der Abg. Frigen (Düsseldorf) über die von der Commission beantragte Streichung der geforderten ersten Rate für sechs neue Kriegsschiffe referirt hat, erhält das Wort der Abg. Hahn (deonf.) : Wir haben in der Commission für alle neuen Schiffe, mit Ausnahme der beiden Panzerfahrzeuge, gestimmt, weil wir meinten, dem Flottenbauplan, der seit Jahren unter Zu- \timmung des Reichstags maßgebend ist, auch jeßt Rechnung tra ap follen, besonders weil e E See E gl [edr n {heide fange erfolgen foil. Fur 2 "ir aber nur de Ant S n Enfas Preußen“ zu bewilligen; denn die Com-

inen Antrag ein, den 1 inen An ; : uße! f tat großer Mehrheit die Neubauten abgelehnt, und wir

utission h | nt, und wir “ls das Gewicht der finanziellen Erwägungen auch unsererseits nicht vworfennen. Für die Bewilligung des Panzers „Ersaß Preußen“ spricht aber, daß es \ich hier nit um einen Neu-, sondern um einen Crsaßbau Mde - 7 r f 2 N10 handelt. Soll unsere Flotte in wenigen Jahren noch unter das bescheidene Maß von Umfang und Leistungsfähigkeit herabsinken, welches fie j28t besigt? Wir können das nicht wünschen. Das Schiff «Preußen E : Ó c I Ae » 4 it 1873 vom Stapel gelaufen und jeßt zwanzig Jahre alt. Durch eine Abstimmung für den „Ersaß Preußen wird kein Engagement fir die Bewilligung der Ersazbauten für die anderen drei Panzer- [hiffe, welhe demnächst etwa_abgängig werden* könnten, eingegangen. on Ueberstürzung mit den Schiffsbauten könne doch keine Rede sein ; 73 werde nur ausgeführt, was seit 1889 beabsichtigt, aber noch nicht einmal in vollem Maße in Angriff genommen ist. Auch bürge unsere Marineverwaltung dafür, daß alle Erfahrungen, welche auf dem Ge- biet des Kriegs\chiffbaues gesammelt werden könnten, auch bei jedem Neubau Berücksichtigung fänden. Die Meinung einer Minderheit in er Commission, daß unsere Marine überhaupt feine Panzer brauche, ondern ih auf die Küstenvertheidigung zu beschränken habe, könne er fritßeren Meinung des Reichstags gegenüber nicht zur Geltung Fonmen. Nehmen Sie den Antrag nit an, so wird unsere Marine nter eine Marine dritter Klasse herabgedrükt werden, wie {hon 1886 der jeßige Reichskanzler ausgeführt hat. Staatssecretär Hollmann: N e 5 w § 5 L n L ; 95 » Meine Herren! Es scheint mir, daß man die Nothwendigkeitsfrage ber die Inangriffnahme der hier dem hohen Reichstage vorgeschlagenen teubauten garniht erschöpfend behandeln kann ohne die Kenntniß der augenblicklihen Schiffsbauthätigkeit auf unsern Werften, derjenigen Thätigkeit, die aus den bisherigen Bewilligungen des hohen Reichs- tages resultirt. 4 i Die vier großen Panzerschiffe, dié unter der Bezeichnung „A“, B O DE in Sdhre 1889/90 bewilligt wurden, gehen ihrer ertigstellung entgegen. Zwei davon, „Brandenburg“ und „Wörth“, erden im Laufe dieses Jahres abgeliefert werden, sie werden werstk-

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seitig fertiggestelt im Sommer oder Frübherbst. Die beiden anderen, _„Kurfiust Friedrih Wilhelm“ und „Weißenburg“ werden aller Wahr- {heinlichkeit nah werftseitig im Frühjahr 1394 fertiggestellt werden.

Des weiteren sind im Bau die Panzerfahrzeuge „R“, „S“, „T“,

V“ und „V“, alfo 5 an der Zahl: Bon diesen haben bereits zwei J’amen, sind also vom Stapel gelaufen, das sind die Panzerfahrzeuge „B“ und „U“, „Hildebrand“ und „Heimdal®; die anderen drei stehen iroch auf Stapel. Wir werden von diesen beiden benannten Fahr- zeugen das eine im Herbst diefes Jahres, das andere im Sommer nächsten Jahres erhalten, ebenso das Panzerfahrzeug „S“; während die beiden im vorigen Jahre bewilligten Fahrzeuge „1* und „V* erst im Jahre 1895 ihrer Vollendung entgegengehen werden. An Kreuzern und Avisos ift augenblicklich nichts mehr im Bau, wenn ich nicht den „Kormoran" nennen will, der augenblicklich feiner Fertigstellung auf der Danziger Werft entgegensieht.

Der Bau der Torvedofahrzeuge geht vrogrammmäßig vorwärts; diejenigen, die im Laufe eines Etatsjahres bewilligt find, werden im nächsten Jahre abgeliefert.

Aus dieser Beschreibung werden Sie erkennen, daß in der Hauptsahe die Bauthätigkeit in der Marine im nächsten Sahre ihren Abschluß findet, es fei denn, daß die von der Marine vorgeschlagenen Neubauten bewilligt würden. Die wenigen Schiffe, die in threr Ausrüstung im nächsten Jahre noch nit fertig gestellt sind, werden \chiffbaulich nicht mehr behandelt, ebenso auch maschinenbau- [eitig niht mehr; es handelt sih da nur noch um den inneren Ausbau der Schiffe. Es würden also die Werfte von dem Augenblick an todt liegen, nicht nur die privaten, sondern auch die kaiserlihen Werften.

Wenn man, meine Herren, eine fo rege Bauthätigkeit entfaltet Yat, wie es die Marine infolge früherer Bewilligungen glücklicherweise int der Lage war, fo ist ein folher Uebergang, wie wir ihn zu erwarten haben, für eine Verwaltung höchst peinliher Natur. Es resfultiren daraus sehr viele Unbequemlichkeiten , es ergeben ih daraus aber auch große Schädigungen. Es wird die Herren vielleiht interessiren, wenn ih Ihnen einmal ein kleines Bild aufrolle von dem, was sich auf

inferen Werften abspielt, bezw. abspielen muß, wenn diese Bewilligung nicht stattfindet ; es sind das einige Zahlen, die als solche trocken, aber iz ihrem Inhalt doch ret interessant sind.

Fch habe von meiner Behörde aufstellen lassen, was für den Fall der Nichtbewilligung an Arbeitskräften unbenugßt bleibt, bezw. entlassen wird. Wenn diese Anträge, die hier rücksihtlich der Schiffahrts- acubauten gestellt werden, nicht bewilligt werden; so äußert si der Einfluß der Nichtbewilligung erst im nächsten Jahre, weil nah der Bewilligung im Reichstag eine Periode eintritt, wo wir noch nicht fofort in den Bau eintreten können. Es muß das Material für den Zau erst in den verschiedenen Werken hergerihtet und an die Werft abgeschickt werden, so vergehen 9, 10 Monate che, wie man sagt, die erste Platte für den Kiel auf der Werft gelegt werden kann, alfo auf den Werften is für das erste Jahr wenig zu thun; es äußert fich erft die Wirkung der fehlenden Bauthätigkeit im zweiten, dritten und vierten Jahre, je nahdem die Raten bewilligt werden. Es würden, wenn wir den ‘Panzer „Ersatz-Preußen“, die beiden Panzerfahrzeuge „W" und „X“, die Kreuzerkorvette „C“, die „Ersaz-Möve“ und „Ersatz-Falke“, die hier beantragt sind, niht bewilligt bekommen, im Jahre 1893/94 auf den Kaiserlichen Werften bezw, auf denjenigen . Privatwerften, denen diese

Erste Beilage

Berlin, Donnerstag, den 9. März

Bauten übertragen worden, 1867 Mann weniger beschäftigt werden. fönnen. Meine Herren, diese Zahl bezieht sich aber allein auf die Schiffsbauwerften, auf den Schiffsbauplaß, wenn ih mich so aus- drücken darf. Es find ungefähr nah unserer Rehuung dreimal so viel, wenn wir das in Betracht ziehen, was außerhalb der Schiffsbaupläte geschehen muß, alfo die Herrichtungen des Schiffsbaumaterials auf den vershiedenen Werken der Privatindustrie. Wir beziehen alle diese Halb- und Rohmaterialien, die für den Schiffsbau nöthig sind, von Werken innerhalb des Deutschen Reichs.

Nun das nächste Jahr 1894/95 da würde, da wir dann die eigentliche Bauthätigkeit ers antreten, der Effect noch ein viel be- deutenderer sein. Es würden die 3871 Arbeitskräfte berechnet zu 300 Tagen nicht beshäftigt werden können, und das ist doch eine recht bedeutende Zahl, wenn wir in Betracht ziehen, daß auf sämmt- lihen Werften der Kaiserlichen Marine, so wie die Verhältnisse heute liegen, nur etwa 9000 Mann dauernd beschäftigt werden ;“ es würde dies also über ein Drittel der auf den Kaiserlichen Werften beschäftigten Arbeiter sein.

Ich will darin nicht weiter gehen. Jch wollte hiermit uur be- zwecken was vielleicht niht allen Herren gegenwärtig ist oder sein kann zu zeigen, welche Wirkungen Ablehnungen so umfangreicher Art in dem Stadium unserer Bauthätigkeit haben niht uur auf die Kaiserlichen Werften, sondern auch auf die Privatwerften, soweit folche Bauten diesen Werften übertragen werden.

Meine Herren, wenn ih mihch nun zu dem Schiff „Ersaßz- Preußen“ wende, welhes eben von dem Herrn Vorredner so gütig in Schutz genommen wurde, so muß ih hier ganz besonders betonen, daß nicht eine Vermehrung des Flottenplans, wie er den Herren in den verschiedenen Jahren vorgelegt wurde, beabsichtigt ist, sondern daß es sich hier lediglich um die Erhaltung des Bestehenden handelt. Das Schiff „Preußen“ s{chwimmt seit dem Jahre 1873, also nunmehr 20 Jahre. Der Ersag, den wir hier fordern, würde binnen vier Jahren fertiggestellt werden; es würde also im Jahre 1898 dieses Schiff „Ersatz Preußen“ für seinen Vorgänger ein- treten können. Das Schiff ist dann also 25 Jahre alt. Jch sagte, in fünf Jahren die Nechnung ist ungefähr folgendermaßen: Das erste Jahr geht hin mit Materialbeschaffung, wie ih {hon sagte; im zweiten, dritten und vierten Jahre wird gebaut; im fünften Jahre wird das Schiff versucht, werden die Probefahrten mit ihm angestellt, und zu Ende des fünften Jahres oder Beginn des sechsten würde das Schiff der militärischen Verwendung voll und ganz übergeben werden. Es würde die „Preußen“ also 25 Jahre s{hwimmen, bis sie er- seßt wäre.

Nun kann die Frage auftauhen: Ja, 25 Jahre i} für ein Schiff wie die „Preußen“ gar keine Zeit, nah 25 Jahren wird das Schiff noch nicht militärish invalide sein, wie der Ausdruck damals in der Denkschrift 1886/87 treffend benußt wurde. Es wurde damals in diefer Denkschrift, die ih hier vor mir habe und aus welcher ih mir er- lauben werde, den Herren einige kleine Säße vorzulesen, über das Alter der Schiffe und über die Brauchbarkeit der Schiffe in einem gewissen Alter Folgendes gesagt:

Der Flottengründungsplan

- vom Jahre 1873, ist hier gemeint

setzt für ein hölzernes Schiff 16, für ein eisernes 30 Jahre Lebens- zeit an.

Nun kommt die Sache:

Die letztere Zahl ist, wie unsere bisherigen Erfahrungen bewiesen haben, erheblich zu hoh gegriffen; man könnte an sich wohl die Lebenszeit des eisernen Schiffes noh höher tariren, wenn nicht, wie oben angeführt, seine militärische Invalidität {on früher einträte.

Meine Herren, diese militärishe Invalidität um die it es eine ganz eigene Sache. Das Schiff ist nicht in der Substanz ver- braucht, aber es: ist militärisch verbrauht, weil man einem alten Schiffe niht mehr nachträglich diejenigen Offensivwaffen und Ver- theidigungsmittel geben kann, welhe ein neues Schiff hat und für sih beansprucht. Es is unmöglih, dem Schiff wenn ich zunähst von der Widerstandskraft rede einen anderen Panzer zu geben, einen stärkeren Panzer, als es hat, in einem gewissen Alter; denn das Deplacement ist auf das Gewicht des Panzers berechnet. Die Aufstellung einer Armirung anders als fie im Plan ursprünglich gedacht ist, würde außerordentliche Schwierigkeiten machen. Man wird dem Schiffe keine Maschinen und Kessel geben können, die es in seiner Geshwindigkeit erhöhen. Kurz und gut, man wird dem Schiffe nicht diejenige militärische Eigenschaft beilegen können, die es der Zeit gemäß haben müßte. Deswegen heißt es: Das Schiff ist militärisch invalide; es kann also der Schlachtflotte niht in den Kampf folgen; es ist kein Factor, mit dem wir in der Schlacht renen können, es fällt für uns also aus.

Nun ist in dieser Denkschrift Folgendes gesagt ehe ih auf diesen Satz übergehe, möchte ih noch etwas vorausschicken. Es ist gesagt worden mit vollem Reht von dem Herrn Vorredner: Wenn wir diesen Ersa bewilligen, so binden wir uns damit in keiner Weife für die Zukunft; es bleibt uns immer noch freigestellt, bei der nächsten Forderung für ein altes Schiff zu überlegen, ob es an der Zeit ift, oder ob wir überhaupt darauf eingehen wollen. Die Marineverwal- tung hat in ihren Erläuterungen für diesen „Ersaß Preußen“ auch in keiner Weise darauf hingewiesen, was sie nun in Zukunft mit den andern Schiffen zu thun- gedenkt. Jh bin aber in der Commission in der Lage gewesen, auf Anfrage und behufs Motivirung dieser Schiffe zu sagen, daß unsere Marineverwaltung niht in der Lage ist, nur mit dem Augenblick zu rechuen, daß sie nicht mit der Gegenwart bloß sich abgeben kann, sondern daß sie au einen Blick in die Zukunft werfen muß. Sie muß sich klar machen, wie sie den Bedarf an Schiffen dauernd erhalten kann. Da habe ih denn gesagt: Man ift zur Forterung dieses Ersatzes nicht bloß gelangt aus Rücksichten auf die Nothwendigkeit

1893.

Schwächen des Alters zu leiden. Und dieses Schiff steht nicht allein, es hat noch vier andere Genossen, die gleichen Alters find, Schiffe, die Ende der 60er und mit Beginn der 70er Jahre vom Stapel gelaufen sind. Nun hat si die Marineverwaltung gefagt : für den Fall, daß der Reichstag gesonnen. ist, der Marineverwaltung darin beizustimmen, daß alte Schiffe, wenn sie verbraucht sind, durh neue ersetzt werden müssen, für diesen Fall muß der Reichstag auh Aus- kunft erhalten, wie deni die Marine sich überhaupt ein Bild aus- malt über den Ersay alter Schiffe, und da habe ih gesagt: dies ift der Anfang, die anderen werden entsprehend ihrem Alter und ihrem Verbrauch folgen. Es ist dies ja nun von nervösen Herren der Commission so aufgefaßt worden, als ob der Staatsfecretär der Marine wieder einen Flottengründungsplan, der ungefähr 100 Millionen kosten würde, in der Tasche hätte, daß dies eine Ankündigung für eine ungeheuere uferlose Vermehrung der Flotte fei. Davon ist natürlich gar keine Rede. Jch habe mich, wie die Herren der Commission das bezeugen können, ausdrücklich. dagegen verwahrt, daß mit dieser Be- gründung des „Ersaßes Preußen“ irgend wie beabsichtigt sein foll, ten Reichstag für die Zukunft zu binden. Ih habe nur gesagt: dieses Schiff, „Ersaß Preußen“ is nicht loszulösen von den übrigen Schiffen, die ihm zur Seite stehen, es ist nicht als solches allein zu betrachten, sondern wir müssen den ganzen Stand der Marine uns vor Augen halten, und danach einrihten. Nun sagt die Denkschrift Aber, wenn man mit den Ersatbauten nicht zeitig beginnt, würde sie sih nah Verlauf einiger Jahre so häufen, daß der Geldwerth und die Arbeitsleistung s{chwieriger aufzubringen sein würde, ab- gesehen davon, daß die militärishen Anforderungen den Ersaß ver- alteter Schiffe durch 1noderne durchaus bedingen. Weiter ist zu berücksichtigen, daß die Bauten von Kriegsschiffen heutzutage ungleih theurer wären als vor 20 Jahren.

Meine Herren, also au schon in dieser Denkschrift von 1886/87, die meines Wissens die volle Zustimmung des hohen Reichstags ge- funden hat, und von der, soviel ich mi erinnere, allfeitig anerkannt worden ist, daß die Unterlagen dieser Denkschrift durchaus zu accep- tiren seien, in dieser Denkschrift ist ganz klar und deutlich für jedermann, der es lesen und verstehen will, ausgesprochen, daß mar, wenn man an den Ersatz denken will, es vorzeitig thun muß, damit man nicht mit einem Male si davon überrashen läßt, daß eine Anzahl älterer Schiffe da ist, die man gleichzeitig erseßen muß, wenn man den Bestand der Marine nicht s{hädigen will. Also von diefen Boraus\etzungen ging auch die Reichs-Marineverwaltung jeßt aus. Es fann gar fein Zweifel darüber bestehen, daß mit Ablauf diefes &Fahrhunderts bezw. in den ersten Jahren des neuen Jahr- hunderts von unserer Flotte fünf Schiffe abgängig werden, die unter keinen Umständen mehr zu den Valeurs zählen, sondern die im wahrsten Sinne Nonvaleurs sind, in jeder Beziehung cb'olet sind, die einen Play in der Kampfflotte nicht beanspruchen können. Dar über kann gar fein Zweifel mehr sein. Nun ift {on im Jahre 1373 der hohe Reichstag vollkommen damit einverstanden gewesen , daß die deutshe Flotte zum wenigsten 14 vollwerthige Panzerschiffe haber soll. Augenblicklih is der Stand dieser Panzerschiffe auf 10 herab- gesunken, statt der 14 haben wir 10. Mit Eintreten der pier vorhin von mir erwähnten Schiffe werden es wieder 14 werden. Mit diefer Zahl 14 wollen wir uns begnügen, aber wir müssen immer sagen: 14, wie der Herr Abg. Hahn sich ausdrückte, ist eine fo geringe Zahl, daß wir den Ansprruch erheben müssen, daß diese 14 vollwerthige Kriegs- chiffe find.

Also, meine Herren, wenn Sie die Dinge in diesem Lichte betrachten, und ih glaube, daß ih hier gar nicht \{chön ge- färbt und nichts outrirt habe, dann müssen wir doch zu der Ueberzeugung gelangen, daß dieser „Ersaß Preußen“ hier in diesem Marine-Etat für 1893/94 zweifellos einen sehr be- rehtigten Play einnimmt, und ih möchte Sie deshalb bitten, daß Sie dies auch anerkennen und, dem Antrage des Herrn Abg. Hahn folgend, für dieses Schiff die Summíin bewilligen, die wir ein- gestellt haben, daß Sie sich im allgemeinen mit dem Princip einver- standen erklären, daß, wenn die Zeit gekommen ift, alte Schiffe dur neue erseßt werden sollen.

Es giebt drei Fälle, die hier in Betracht kommen. Der eine wäre der, daß der. hohe Reichstag sagte: wir wollen überhaupt keine Schiffe mehr erseßen. Das würde natürlich der Marine den Todes stoß geben; und ih bin fest überzeugt, daß keiner von den Herren des Reichstags diese Absichten mit der Marine hat: ich glaube, daß Sie ihr noch ein langes Leben gewähren wollen. Alfo diesen Fall shalte ih aus.

Jett kommt der zweite Fall. Die]Herren sagen : ja, wir wollen die Sache noch hinausschieben ; es ist uns höchst unbequem, die finanziellerr Verhältnisse verlangen es; wir wollen damit warten, bis mehr Geld da ist. Schön. Was wird da erfolgen? Diefe Confequenz möchte ih Ihnen recht deutlih auseinanderseßgen. Es würde dasfelbe ein treten, was im Jahre 1889/90 von der überwiegenden Mehrheit des Hauses als ein ganz unerlaubtes Vorgehen betrachtet worden ift, die Marineverwaltung würde im Jahre 1897/98 vom hohen Reichstage den Ersaß von 5 Schiffen auf einmal fordern müssen. Ja, dann würde natürli wieder ein Schrei der Entrüstung durch das Land gehen: Wie ist es möglich, daß nun auf einmal fünf große Schiffe gefordert werden; ist das niht eine Nachlässigkeit, kounte man nicht früher dafür sorgen, daß der Ersay shrittweise erfolgen konnte? Un diesem Vorwurf auszuweichen, haben wir den „Ersaß Preußen“ hier eingestellt. Denn, meine Herren was damals mit Recht hervor- gehoben wurde —, vier Schiffe von gleichem Typus auf einmal zu bauen, das ist kein rihtiges Vorgehen. Es ist ganz zweifellos, daß der Fehler, ® den der eine Bau hat, bei dem andern auch vorhanden ist. Und wenn offenkundig wird, was das Schiff leistet, dann sieht man, es sind vier Geschwister vorhanden ; das eine gleicht dem andern wie cin Ei dem andern, und sie haben alle dieselben Fehler. Das würden wir hier vermeiden. Wir sind mit unseren Bauten soweit

für die Erneuerung dieses Schiffes, sondern auch in Hinblick darauf,

daß cin fehr wesentlicher Theil unserer Flotte bereits anfängt, an den

vorgeschritten, daß diefes Schif „Ersaß Preußen" voll profitiren