1893 / 62 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 13 Mar 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Doe von Leveßow: Der General-Lieutenant von Spiß [n n Ne iRn zurückgenommen und damit halte ih die Sache ür erledigt.

Abg. Richt ér (dfr.): Wenn der Präsident“ die Sache für erledigt bält, so kalte ich sie doch nit für erledigt. Wir sind doch nicht bier in der Schule, um Cêknsuren zu empfangen.

Präsident v. Leveßow: Von wem haben Sie eine Censur em- pfangen? Von mir? (Abg. Nichter: Ja!) Nein! Es fällt mir gar nit ein. das Haus wie eine Schule zu bchandeln und die Ab- geordneten wie Schüler. G

Abg. Richter (dfr.): Ich erkenne ja vollständig das Necht des vgn an, mich zur Ordnung zu rufen; aber ob ih etwas

ür erledigt halte, und ob ich im Anschluß an eine vorherige Discussion eine Bemerkung machen will, darüber muß ih mir allein die Entschließung vorbehalten.

Präsident von Leveßow: Ich habe ja nur das Ersuchen an Sie gerichtet, diese Sache für erledigt zu betrachten, und ih habe das gethan, im Interesse der Zeitersparniß. Zwingen kann ih Sie dazu nicht.

Abg. Richter (dfr.): Ih möchte dem Abg. Szmula nur er- widern, daß es dem parlamentarishen Brauch völlig widerspricht, wenn man aus irgend einem Grunde einer Sißzung nicht hat bei- wohnen fönnen, am folgenden Tage auf Grund eines jedenfalls sebr s{chlechten Zeitungsberihts dem Hause Vorlesungen zu halten über den Ton und die Haltung, die es angeschlagen hat. Ich verwahre mihch gegen eine derartige nahträgliche, im übrigen gar nicht substantiirte Kritik umsomehr, als wir {on mehrfach erlebt haben in dieser Materie, daß der Abg. Szmula nicht die Unter- stützung seiner Partei gefunden hat in der leichten Art, wie er solche Sachen behandelt. 2 q °

Ahg. Szmula (Centr.): Ich habe meine Wissenschaft über dic gestrige Debatte aus liberalen und freisinnigen Zeitungen geschöpft. Ferner constatire ih, daß ich nur in einem einzigen Falle in Bezug auf die Militärgerichtsbarkeit nicht die Unterstützung der ganzen Fraction gefunden habe, aber niht in mehreren Fällen.

Abg. Haußmann (Vp.): Wir wären der ganzen Arbeit überhoben, diese Dinge hier zur Sprache zu bringen, wenn das Gentrum sih dieser Beschwerden besser angenommen hätte. Wenn diese Dinge wahr sind, und wir haben Grund sie für wahr zu balten, dann ist es enrihtig von einem (Centrumsabgeordneten, uns in den Arm zu fallen und zu sagen, diese Dinge kommen nicht vor. Er bätte vielmehr diese Sachen, wenn sie wahr find, tadeln und sich unserem Wunsche anschließen müssen, daß es besser wird.

Abg. Gröber (Centr.): Der Abg. Haußmann hält uns vor, daß wir an den Uebelständen {Guld wären, und daß wir nicht dazu beitrügen, daß sie abgeshafft würden. Ich bitte, uns zu sagen, wo wir etwas versäumt haben. (Abg. Haußmann: Sie haben voriges Fahr unsere Resolution abgelehnt!) Wir sind ja gewöhnt, daß die Herren von der Volképartei in Württemberg speciell auf diefe Resolution wegen der Mißhandlungen üunmer wieder zurückkommen. Der Abg. Haußmann will Kapital {lagen für gewisse Agitationen in Württemberg; das war der Zweck seiner Rede. Sie wissen ganz genau, daß e sich um eine reine Formfrage gehandelt hat, und daß wir im Centrum allesammt die Soldatenmißhandlungen mit feinem Wort in Schuß genommen haben. Das hat auch der Abg. Szmula nicht gethan. ;

Abg. Szmula (Centr.): Jch habe nur gemeint, daß schon alle Mißhandlungen bestraft werden, und es wird sogar der Vorgeseßte strenger bestraft. Die Mißhandlungen selbst habe ich ebenso ver- dammt wie die Herren drüben. Geben Sie doch ein Mittel an, daß Mißhandlungen nicht mehr vorkommen! Wenn die Militärverwaltung alles thut zur Verhinderung derselben, so kann man mehr von ihr nicht verlangen, /

Das Kapitel wird bewilligt.

Beim Kapitel „Artillerie und Wafsfenwesen“ be- merkt der

Abg. Dr. von Marquardsen (nl.): Wir hatten seiner Zeit die Regierung bezüglich der beunruhigenden Gerüchte . über dic Qualität unserer neuen Infanteriewaffe interpellirt und der Neichs- kanzler und der sächsishe Kriegs-Minister haben unter der vollen Berantwortlihkeit ihrer hohen Stelkung versichert, daß von den Gerüchten und Anschuldigungen gegen die Qualität unscre: modernen íInfanteriebewaffnung so gut wie nichts wahr ift; abgesehen von unbedeutenden Kleinigkeiten, wie sie bei der Einführung etner jeden neuen Waffe unabweisbar sind, sei die Waffe fo vortrefflih und ver- trauenswürdig, wie nur diejenige irgend einer Armee der Welt. Diese Versicherung but ihre volle Wirkung gethan, man hört seitdem verhältniß;- mäßig sehr wenig von der Aufwärmung folher Sachen. Neulich hat aber der Abg. Ahlwardt hier seine Beschuldigungen wiederholt und der Militärverwaltung vorgeworfen, daß sie gewissen Waffen-

lieferanten gegenüber nicht mit der nöthigen Vorsicht rerfahren sei, und eine größere Controle verlangt. Das kann nicht mit Still- s{weigen übergangen werden. Wenn der Abg. Ahlwardt si bei der Nückschau auf seinen Prozeß damit begnügt hätte, zu sagen, daß er doch Recht habe, fo konnte man das hinnehmen; denn nah altem Spridlhwort hat der Verurtheilte ein Necht, auf seinen Nichter zu schelten. Aber wenn er hier als Velksvertreter dergleichen sagt, fo muß darauf geantroortet werden. Ich werde aus dem stenographischen Bericht seiner Rede nicht recht klug, es geht wie Kraut und Nüben durcheinander, aber es sind bestimmte Beschuldigungen ausgesprochen. Da wäre eine nochmalige Bestätigung des damaligen Urtheils des Reichskanzlers wünschenswerth, umsomehr, als wir vor der großen Frage stehen, ob wir eine weitere Anzahl unserer Brüder und Söhne zur Armee heranziehen sollen. Je mehr Mannschaften wir aus dem Bolk für die Armee stellen, desto mehr müssen wir das Vertrauen in die Waffe haben. Deshalb frage ih den Kriegs-Minister, ob er cr- klären fann, daß die volle Sicherheit der deutschen Bewaffnung auch diesen neuen Beschuldigungen gegenüber gerade so behauptet werden fann wie vor drei Monaten durh den Reichskanzler.

Königlich preußischer Kriegs-Minister von Kaltenborn- Stachau:

Meine Herren! Auf die von dem Herrn Abg. Akblwmardt in der Sitzung vom 9 März gehaltene Nede zu antworten, hielt ih nicht für nöthig, deshalb, weil von amtlicher Stelle hier, außerdem dur meine amtlihe Erklärung vom 29. Mai v. J. und durch das gericht- Iihe Urtheil, welches, wie ih glaube, im Dezember v. J. ergangen ift, wohl die Behauptungen des Herrn Abg. Ahlwardt in der Waffen- frage der Armee die genügende Beleuchtung gefunden haben. (Sehr richtig! rets.) Ich hielt aber auch eine Beantwortung nicht für wünschenswerth, weil ich weder die Anfrage des Herrn Ahlwardt, noch die Debatte, die fch voraussichtlih in eingehender Weise an die Anfrage knüpfen wird, für vortheilhaft für das Vaterland halte. (Sehr richtig! rets.) Wenn aber der Herr Vorredner eine Erklärung von mir über die Angelegenheit wünscht, so bin ich gern bereit, ‘sie ihm zu geben. Das in meiner Erklärung vom 29. Mai-y. J. enthaltene günstige Urtheil über die Waffen, welhe die Firma Löwe der Armee geliefert hat, is durch die inzwishen gemachten Erfahrungen voll und in jeder Beziehung bestätigt worden. (Hört! Hört! links.) Bir halten die Waffe für so kriegsbrauhbar und so vortrefflich wie irgend eine Waffe, die gegenwärtig unsere Infanterie in der Hand hat, und ich glaube, die Herren könncn mit vollem Vertrauen in dieser Beziehung der Zukunft entgegensehen. (Lebhaftes Bravo.)

Dann hat Herr Ahlwardt die Behauptung aufgestellt, daß zu den von der genannten Fabrik, nämlih der Löwe'schen, für die Militär- herwaltung angefertigten Gewehren 60 000 Läufe von einer Firma in Solinzen geliefert worden seien, welche die italienishe Regic- rung bereits früher als unbcauhbar zurückgewiesen hätte. Diefe

Behauptung, -meiñe Herren, is absolut fals! (Hört, hört!) Die Laufstäbe zu den von Löwe gefertigten Gewehren sind, wie das wieder- holt schon amtlich und, wenn ih nit irre, auch hier zum Ausdruck gékommen ift, durch Vérmittelung der Königlichen Gewehrfabrik Spandau an die Löwe*'sche Fabrik geliefert worden, und zwar sind sie bezogen von Krupp und Marcctty. Leßterer hat alle für die König- lihen Gewehrfabrifen erforderlihen Laufstäbe überhaupt gemacht. Eine Fabrik in Solingen hat überhaupt an der Lieferung von Läufen für die Gewehre Modell 1888 nicht theilgenommen.

Was ferner die eidesstattlihen Versicherungen, - die Herrn Ahl[- wardt neulih zugegangen sein sollen, betrifft, so hat der Prozeß wohl ergeben, daß derartige Versiherungen und Ausfagen verbältnißmäßig leicht zu erlangen sind, daß sie aber feinen irgendwie bedeut amen Werth haben.

Was endlih den Vorschlag betrifft, den Herr Ahlwardt bei seinen Ausführungen gemacht hat, nämli, die Gewehre der Löwe'schen Fa- brik zurückzugeben, diesen Vorschlag ernst zu nehmen, hat die Heeresverwaltung gar keine Veranlassung. (Heiterkeit und sebr gut! links.)

Abg. Richter (dfr.): Es ist doch seltsam, daß der Abg. Abl- wardt heute niht zur Stelle ist. Nachdem er neulih felbst seine Angelegenheiten hier vorgebraht hat, hat er sich der weiteren Er- örterung entzogen, und zwar gerade bei dem Kapitel, woo spcciell auf die Sache zurückgegriffen werden konnte. Ih höre, der Abg. Ahl- wardt ist auf Agitationsreisen unterwegs. Es ift ja leichter, in Ver- fammlungen Anklagen zu erheben, als hier angesichts der verantwort- lichen Behörden für solhe Anklagen einzutreten. Ich constatire ein- fach, daß der Abg. Ahlwardt parlamentarisch debütirt hat mit der Borbringung von Unwahrheiten, die als folche fofort constatirt wurden.

Abg. Dr. von Marquardsen (nl.): Ich glaube, der Kriegê- Minister unterschäßt den Werth seiner Erklärung. Es ift von der größten Bedeutung gewesen, daß er in diefen wenigen, kurzen Worten, aber so schlagend die neuen Behauptungen bezüglih unserer Be- waffnung widerlegt hat. Jch kann daher niht annehmen, daß mein Urtheil anfehtbar gewesen ist, wenn ih mich dafür entschied, diese Frage an ihn zu stellen. Ich danke ihm für seine Antwort.

Das Kapitel wird bewilligt, desgleichen der Rest des Ordinariums. Es folgt der ordentliche Etat des Exrtra- ordinariums. /

Beim Titel „Neubau einer Kaserne in Glogau“, den die Commission nicht beanstandet hat, bemerkt

Abg. Müller (dfr.): Am 18. April 1890 richtete der Magistrat in Glogau an das Kriegs-Ministerium die Anfrage, ob die „Galgen- shanze“ bei Glogau aufgegeben werden solle, da die Stadtver- waltung bereit war, das betr. fiscalishe Terrain gegen \tädtisches auészutaushen. Am 26. April 1890 erging vom Kriegs-Ministerium der Bescheid, daß zur Zeit das Aufgeben der „Galgenschanze“ nicht beabsichtigt sei. Aus den Acten ergiebt sich aber, daß bereits am 18, September 1889 bei der Aufstellung des Nayonplanes das Aufgeben der „Galgenshanze" vom allgemeinen Kriegödepartement versügt war. Als später . die Stadtverwaltung sh mit der Militärverwaltung in Verbindung seßte wegen des Erwerbs der Schanze, machte sich der Militärfiscus Aenderungen zu nute, welche inzwischen in den Terrainverhältnissen eingetreten waren, und stellte Bedingungen für das inzwischen werthvoller gewordene Terrain, die von der Stadtverwaltung nicht zu erfüllen waren. Dieses Vorgeben der Militärverwoaltung is kein ganz loyales. Jch bin niht der Ansicht, daß in der Centralbehörde der Fehler liegt, daß vielmehr seitens der untergeordneten Organe in niht geschickter und in nicht ganz objectiver Weise verfahren is. Da in diesem Fall die íInteressen der Stadt {wer geschädigt worden sind durch ein folches illoyales Vorgehen der Militärverwaltung, so ist es wohl gereht- fertigt, zu verlangen, daß seitens der leßteren allcs geschieht, um den cinmal gemachten Fehler auszugleichen.

Königlich preußischer Bevollmächtigter zum Bundesrath, General- Major von Funck: Ueber den Borfall ist mir nichts bekannt, die Sache wird untersucht werden; ih muß aber schon jcht den Vorwurf zurückweisen, daß die Militärverwaltung irgendwie illoyal gehandelt habe. Das Interesse der Reichskasse mußte natürlich gewahrt werden.

Abg. Müller (dfr.): Es ist, wenn nicht in den Acten ‘sich ein grober Schreibfehler befindet, cine Auskunft gegeben, die den Thatsachen nicht entspriht. Der Vorwurf der JUoyalität trifft nicht die Centralktehörte, sondern die untergeordneten Organe.

Königlich preußischer Bevollmächtigter zum Bundesrath, General- Major von Funck: Ich würde cin illoyales Verhalten zugeben, wenn absichtlih eine falsche Auskunft gegeben wäre. Das würde sogar noch anders gekennzeihuet werden müssen. Daß aber die falsche Auskunft nicht absichtlich gegeben ist, darf wohl vorausgesetzt werden.

Entsprechend dem Antrag der Budgetcommission werden gestrichen 130 000 /( zum Neubau von Magazingebäuden in Darmstadt, 336513 A zum Neubau einer Trainkaserne in Posen, 100 000 /6 zum Neubau eines Dienstgebäudes für das Bezirkscommando in Düsseldorf, 600 000 6 zum Neubau einer Artilleriekascrne in Wesel und 300 000 s zum Neubau einer Jnfanteriekaserne in Köln.

Gekürzt werden die Forderungen für Gebäude für das Bezirkscommando in Köln und für das Generalcommando in Danzig und für den Umbau von Remontedepots. Jm außer- ordentlichen Etat werden gestrichen 2090 000 6 von der For- derung von 4960 000 6 zur Beschaffung und Unterbringung von Feldbahnmaterial und 2500 000 /6 von der Forderung von ò 000 000 / zur Vervollständigung der wichtigen Festungs- anlagen.

Die Einnahmen werden ohne Debatte genehmigt. ist die Berathung des Militär-Etats erledigt.

Schluß 5 Uhr. :

Damit

Statistik und Volkswirthschaft.

Zink, Blei, Kupfer, Silber und Gold. |

Daz vom Kaiserlichen Stat stischen Amt herausgegebene 1. Viertel- jahröshcft des Ichres 1893 zur Statistik des Deutschen Reichs enthält eine Abhandlung über die Erzeugung von Zink, Blei, Kupfer, Silber und Gold im Deutschen Reich während der Jahre 1872 bis 1891, L e A

Ziuk wird in Deutschland fast auss{chließlich aus inländischen Ezzen (Galmei und Zinkblende) erzeugt, da die Einfuhr von Zinkerzen in das deutsche Zollgebiet die Auefuhr nur unwesentlih übersteigt. Von der Gesammtmenge der in Deutschland geförderten Zinkerze (1891 ungefähr 800 000 t im Werthe von 25 Millionen Mark) liefert die Provinz Schlesien ungefähr 4/5, im übrigen kommen hauptsächlich Rheinland und Westfalen in B tracht. Die Erzeugung von Zink im Deutschen Reich hat 1872 58 356 t im Werthe von über 23 Millionen Mark betragen, 1891 dagegen 139353 t im Werthe von nahezu 63 Millionen Mark, hat si also der Menge nach in dem 20 jährigen Zeitraum um 139 % gesteigert. Von .der Ge- fammt-Erzeugung entfielen 1891 88421 t (63,5%) im Werthe von ctwa 39 Millionen Mark auf den Regierungsbezirk Oppeln, 13357 t (9,6 9/0) auf den Regierungóbezirk Arnsberg, 14939 t (10,7 9/0) auf den Regierungsbezirk A Lk, 17198 & (12,3 %o) auf den Regierungsbezirk Aachen und der Rest mit 5438 t auf die übrigen deutschen Gebiete (namentlich Negterungsbezirk Köln und Königreich Sachsen). Zinkhütten waren 1891 im ganzen 28 mit einer Beleg- haft von 9586 Arbeitern im Bet1iebe, und außerdem haben noch

3 Werke“ Zink als Neb:nproduct dargestellt. Allein 21 Zinkhütten

kommen auf den Regierungébezirk Oppeln, Und hiervon find die be. deutendsten die beiden Silesia-Hütten bei Lipine, die Hohenlohe-Hütte und die Wilhelminen-Hütte bei Schoppinißb, von denen 1891 "jete mehr als 10000 t hergestellt hat. Von den in Rheinland und West. falen gelegenen 7 Hütten hat 1891 keine unter 5000 t erzeugt. Meß als ein Drittel der Gesammt-Erzeugung von Zink auf der ganzez Erde, die nah einer französishen Quelle 1890 368 000 t betragen hat, kommen auf das Deutsche Reich; nächst diesém stehen Belgien (1890 mit einer Production von etwa 83 000 t) und dîe Vereinigten Staaten von Amerika (1890-etwa 58 000-t): —- s

Das Blei wird in Deutschland -hauptsächlih aus Bleiglanz her- gestellt, der, in der Regel silberhaltig, namentlih in der Gegend von Aachen, im Harz, in Schlesien und der Umgegend von Ems gefördert zum theil aber auch aus dem Auslande bezogen wird. Die Förderung von Bleierzen hat 1891 im Deutschen Reich 159 215 t im Werthe von beinahe 17 Millionen betragen. Erzeugt wurden 1872 53550 t Blei, 1891 dagegen 95 615 t (78,6 9/0 mehr) im Werthe von über 23 Millionen Park. An dieser Erzeugung waren 1891 betheiligt der Negierungébezirk Oppeln mit 18 430 t (19,3 9/6), der Negierungs- bezirk Hildesheim, Communionharz und Anhalt mit 13 564 t (14,2%) der Negierungébezirk Wiesbaden mit 13455 t (14,1 9/9), der Re- gierungébezirk Aachen mit 41770 t (43,7 %/6) und das übrige Deutschland (hauptsählih das Königreih Sachsen) "mit 8396 t. Die Zahl der Bleihütten hat 1891 (abgesehen von 10 Betrieben, in dezen Blei als Nebenproduct gewonnen wurde) 13 betragen, da-on kommen 2 auf den Negierungébezirk Oppeln, 4 auf den Harz, 2 quf den Regierungébezirk Wiesbaden, 4 auf den Regierungébezirk Aachen und 1 auf das übrige Deutschland. Die größte - Menge von Blei (über 20 000 t) hat 1891 die Mechernicher Hütte im Regierungsbezirk Aachen gewonnen, ferner (über 10000 t) die Königliche Friedris- hütte in Schlesien und die Münsterbuscher Hütte bei Stolberg. Unter den Blei erzeugenden Ländern steht Deutschland in dritter Linie, da nur Spanien und die Vereinigten Staaten von Amerika größere Mengen erzeugen. Die Gesammtproduction der ganzen Erde ift für 1890 zu etwa 646 000 t Blei exmittelt.

Die stärkste Erzeugung von Kupfer in Deutschlar.d entfällt guf die Werke der Mansfelder Gewerkschaft. Der in den Mansfelder Gruben gewonnene Kupferschiefer liefert im Durchschnitt nicht mehr als 23 9/6 Kupfer und daneben Silber etwa in dem Verhältniß daß auf 1 t fertiges Kupfer 4 bis 5 kg Silber kommen. Außerdem werdén noch in Westfalen und im Unterharz Kupfererze gewonnen und verarbeitet. Die Duisburger Hütte und die Königshütte in Schlesien verarbeiten auéländishe (spanische und portugiesische) Kupferkiese, ferner stellen noch aus auéländishen Erzen und Zwischenproducten die Hamburger Kupferhütte und dic Norddeutsche Affinerie (beide im Hamburger Freihafengebiet gelegen) Kupfer dar. Die Gesammt- production an Kupfer im Deutschen Reih betrug 1872 6356 t und 1891 24092 t (also fast viermal mehr als 1872) im Werthe von 28 Millionen Mark, hiervon kamen 20448 t auf das Königreich Preußen. An der Kupfererzeugung der ganzèn Erde, die für 1890 zu 270 000 t ermittelt ist (wovon etwa 116 000 t auf die Vereiniglen Staaten von Amerika, 52000 t auf Spanien und Portugal und 2 000 t auf Chile kommen) berechnet sih der deutshe Antheil zu elwa 99/6.

Silber wird in Deutschland aus einheimischen silberhaltigen Blei- und Kuyfererzen sowie aus ausländischen (namentli central- und südamerikanishen) Erzen gewonnen. 1872 wurden 127 007 kg im Werthe von ctwa 23 Millionen Mark, 1891 dagegen 444 852 kg (also nahezu viermal mehr als 1872) im Werthe von 59 Millionen Mark gewonnen. Wie stark die Silberpreise in den letzten zwanzig Jahren gefallen sind, ergiebt sich daraus, daß 1872 der Werth von 1 ko Silber (Verkaufswerth am S auf 177,74 A, 1891 dagegen nur auf 132,62 6 sich gestellt hat. Die deutschen Werke, welche die größten Silbermengen erzeugen, sind die fiscalischen Hüttenwerke bei Freiberg in Sachsen und das Mansfelder Kupferwerk (1891 je über 80 000 kg), ferner die Norddeutsche Affinerie in Ham- burg, die Bleihütte Münsterbush bei Stolberg und die Silberhütte Lautenthal im Harz. N

Die deutsche Silberproduction beträgt eiwa den zehnten Theil der Production auf der ganzen Erde, die von dem Münzdirector der Bereinigten Staaten von Amerika für 1891 zu 4465 822 kg er» mittelt ift. :

Die Production des Deutschen Reichs an Gold, das einen Be- standtheil des aus Erzen hergestellten Silbers bildet und meist hieraus gewonnen wird, betrug 1872 328 kg im Werth ven nicht ganz 1 Million Mark, 1891 dagegen 3077 kg im Werth. von gegen 9 Millionen Mark. Hiervon entfielen auf die beiden Hamburger Werke 1992 kg im Werth von 54 Millionen Mark, und namentlich ist es die Norddeutsche Affinerie, die weitaus das meiste von dem in Deutschland erzeugten Golde herstellt. Außerdem bringen größere Mengen davon noch hervor die fiscalishen Hüttenwerke bei Freiberg, die Communionhütte Ofer und die Lautenthaler Hütte. Vle Gold- erzeugung der ganzen Erde ist von dem amerikanischen Münzdirector für 1891 zu 188 531 kg ermittelt.

Central-Verband deutscher Industrielle. Heft Nr. 959 der „Verhandlungen, Mittheilungen und Berichte des Central-Verbandes deutscher Industrieller enthält den steno- graphischen Bericht über die am 4. Februar d. J. abgehaltenen Sißungen des Ausschusses und der Delegirten des genannten Ver- bandes. In den Sibungen wurde zunächst von Seiten des General- Secretärs H. A. Bueck ein Ueberblick über die geschäftliche Thâtig- keit des leßten Jahres gegeben, der mit einem Blick auf den Stand unserer Arbeiterbewegung zu Anfang des Jahres 1893 schlicßt. Weiter berichtete der Geschäftéführer über die Ergebnisse der in Sachen der Wirkungen der neuen Gewerbe- ordnung vom Central-Verband deutfher Industrieller veranstalteten Enquête. Verhandelt wurde alódann über die Frage der Errichtung deutsher Handelskammern im Auslande, über den Entwurf etnes Gefeßes zum Schuße der Waarenbezeihnungen und über den von der Hantelskamm rx Prorzheim gestellten Antrag auf Errichtung eines ständigen Zollbeirathes. Das Heft enthält weiter eine Eingabe an den Reichskanzler, betreffend die Abänderung des § 153 der Gewerbe- ordnung; ferner einige Tabellen über Entwickelung, Umfang und Kosten der teutschen Arbeitecversiherunge geseßgebung. Die den Schluß des Heftes biltende Bücherschau giebt eine Uebersicht über die hauptfächlihsten, für Industrie und Handel wichtigen neueren Er- \cheinungen auf dem Gebiete der Literatur.

Der diesjährige Evangelish-sociale Congreß _, wird vom 31. Mai bis zum 2. Juni in Berlin stattfinden. Se Programm is unvorhergeshene Aenderungen vorbehalten sol» endes: Mittwoch, den 31. Mai? Nachmittags 4 Uhr, Sizung des Ausshusses und des Actions-Comités des Congresses ; Abends 8 Uhr, geselliges Zusammensein der bereits anwesenden Besucher des Con- gresses. Donnerétag, den 1. Juni: 1) Eröffnung des Congre}]e®; 2) Geschäftsbericht des General-Secretärs ; 4 a, Referat des Pro!. D, Kaftan-Berlin: Christenthum und Wirthschaftsordnung; b, Reseral des Amtorichters Kulemann » Braunschweig: Die Gewerkschaftsbewe- gung; e. Specialconferenzen: a. Sißung des Vorstandes des Gesammk- verbandes der Evangelischen Arbeitervereine Deutschlands; þÞ. Heimath» Colonien, eingeleitet durch Pastor Cronemeyer-Bremerhaven. Greitag» den 2. Juni: 1) Referat des Dae D. Braun-Stuttgart : Die Annäherung kter Stände in der Gezenwart; 2) Referat des pol predigers a. D. Stöer-Berlin: Das Sonntagsgesey und seine Con- flicte im Volksleben.

Zur Arbeiterbewegung. N

Aus Essen a. d. Nuhr berichtet ein Wolff [hes Tele- gramm, daß der Vorsißende des socialdemokratifshen Bergarbeiterverbandes zu Dortmund, Schroeder- und der Strikeagitator Margraf zu Gelsenkirchen, s le der Aufreizung zum Ungehorsam gegen die Geseße durch Reden

in den Bergarbeiterversaminlungen und durch Verbreitung von Flugblättern während der Ausstandszeit angeklagt waren, vor- gestern von der dortigen Strafkammer abgeurtheilt wurden. Sroeder erhielt vier Monate, Margraf sehs Monate Gefängniß.

In Frankfurt a. M. fand am Donnerstag eine öffentliche Schuhmacherversammlung ftatt, in der in einem Vortrage auf die Verschlehterung der Lohnverhältnisse seit dem leßten Ausstande und darauf hingewiesen wurde, daß gerade jene Schubmachergehilfen, die durch den Ausstand am ‘meisten Vortheil gehabt hätten, ter Organisation fernblieben. Es wurde der „Frkf.* Ztg.“ znfolge die Niederseßzung einer Commission beschlossen, die für eine stärkere Be- tbeiligung an der Organisation und für Besserung der Lohn- und Slafstellenverhältnisse wirken foll. i /

In Halle a. S. haben, wie der Berliner ,Volksztg." geschrieben

wird, auch die 2¿mmerer beschlossen, * zum bevorstehenten Frühjahr den Lohn zu fortern, wie er im Ighre 1890 bestanden: 40 für die Stunde bei zehnslündiger Arbeitszeit. Es wurde zur Durchsetzung dieser Forderung cine fünfgliedrige Lohncommission gewählt. (Vergl. Nr. 58 d. Bl. ; E Ueber cine Arbeitseinstellung in der Actien-Zucker- siederei Braunschweig berihtet der „Br. Volksfr.*: Seit mehrcren Jabren beträgt der Winterlohn für den Tag 216, während stets vom 1. März ab der Sommerlohn in Höhe von 2,30 # in Kraft trat. Da in diesem Jahre die -Lohnzvlage ausbliecb, fragten die Arbeiter dar!m an, worauf ihnen mitgetheilt wurde, es gäbe keine Zulage, j:denfalls auh im Laufe des Sommers nicht. Daraufhin haben am Donnerêtag Morgen 60 bis 70 von den Centrifugen- und Hofarbeitern die Atbeit eingestellt.

Hier in Berlin befinden sich, wie der „Vorwärts“ berichtet, die Arkeiter der- Kistenfabrifk von Werner und Jacoby feit Dienstag früh wegen der Lohnverhältnisse im Auéstande. In der Zinkgießerei von Bechini und Brösel (vgl. Nr. 59 d. Bl.) ift ter Lobnstreit durch einen Vergleich beigelegt worden. Die Stein- bildhauer auf dem Steinmetzwerkplay von Pl ögar sind in eine Lohnb:wegung eingetreten. h

Aus Wien wird telegraphisch berihtet: Wegen des Erinnerungs- tages des 13. März 1848 verfammelten {ih gestern etwa 8900 A r- beiter und Arbeiterinnen auf dem Centralfriedhofe und brahten vor dem Denkmal der Märzgefallenen Hochrufe auf Lafsalle und Marx aus. Nachdem Kränze niedergelegt worden waren, ging die Menge auseinander. Nuhe- störung?a sind nicht vorç ekommen. Die Wiener Beinknopf- drechsler haben, wie der „Vorwärts“ mittheilt, die Arbeit ein- gcstellt, weil die Arbeitgeber auf die Forderungen: Einführung des Zehnstundentages und cincs für alle Werkstätten gleichmäßig gültigen Lohntarifs, keine Antwort ertheilt haben. Ferner befinden sich die Arbeiter der Maschinenfabrik Winkler in Wien im Ausstand.

Aus Zürich berichtet der Berner „Bund“, daß die sogenannten „unabhängigen“ Socialisten in Zürich beschlossen haben sollen, zu gleicher Zeit mit dem internationalen Socialisten-Congreß vom Jahre 1893 in Zürich einen Concurrenz-C ongreß abzuhalten, zu dem alle socialrevolutionären Elemente, die Anarchisten inbegriffen, ein- gcladen werden sollen. i j

In Gothenburg haben nach dem „Vorwärts“ die Hafen- arbeiter die Arbeit niedergelegt. Die Entladung zahlreicher Dampfer foll dadur ins Stocken gerathen sein.

Aus Mons meldet ein Wolff’sches Telearamm : Ein anscheinend umfangreiher Ausstand droht in dem Kohlenbecken des Bo- rinage auêszubrechen. Durch Flugblätter werden die Grubenarbeiter aufgefordert, sih auf einen allgemeinen Strike vorzubereiten. Es finden zahlreihe Zusammenkünfte der Bergarbeiter statt.

Nach Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt Berlin find bei den hiesigen Standesämtern tin der Woche vom 26. Februar bis incl. 4. Marz er. zur Anmeldung gekommen: 249 Ehe- shlicßungen, 982 Lebendgeborene, 38 Todtgcborene, 716 Sterbefälle.

Kunst und Wissenschaft.

Die Deutshe Gesellschaft für Mechanik und Optik hatte am Sonnabend Abend für den verstorbenen Director Dr. Leopold Löwenberg in der mit dem Bild des Gefeierten und mit Topfgewächsen reich ges{chmücckten Aula des Friedrih-Wilhelms- Gymnasiums eine. Gedenkfeier veranstaltet. In Vertretung des Cultus-Ministeriums war, wie die „Neuest. Nachr.“ melden, der Ge- heime Ober-Regierungs-Nath Dr. Wehrenpfennig erschienen. Das Curatorium der Physikalisch-Technischen Neichsanstalt vertrat Präsident Weymann; mit dem Wirklichen Geheimen Rath von Helmholy hotten sich sämmtliche Mitglieder der Anstalt eingefunden. Die Landes- aufnahine hatte Major von Schmidt, die Stadt Berlin den Stadtschulrath Bertram, die Technische Hochschule den Rector, Professor Lampe, die Uni- versität den Prorector, Geheimen Negierungs-)ath, Professor Dr.Foerster, das Physikalische Institut den Professor Kundt, die Normal-Aichungs- Commission den Wirklichen Geheimen Ober - Regierungs - Rath von Huber und zahlreiche Mitglieder entsandt. Ein Sängerchor unter Lehrer Seigelt’'s Direction eröffnete uah einem Orgelvorspiel die Seer mit Mendelsfohn’s Motette „Selig sind die Todten“. In der Gedenfkrede feierte Mechaniker Fueß den Verewigten als Mann von hoher geistiger Befähigung, von willenssta1ker Thatkraft, von raft- losem Fleiße, weitreihendem Blick und schneller Auffassung in der Erkenntniß des Nöthigen, sowie von gewinnender Herzensgüte. Mit Ne Sang: „Es strahlen hell die Gerechten“ {loß

1e ¿F eler.

Die vierte Jahresaus stellung von Kunstwerken aller Nationen, in gleicher Weise wie in den Vorjahren im Königlichen Glaspalast zu München von der Münchener Künstler-Genossenschaft veranstaltet, wird wie bisher am 1. Juli d. J. eröffnet. Zur Durchführung der Ausstellung hat sih der Gefammtvorstand der Genossenschaft als Ausstellungs-Comité constituirt und zunächst die folgenden Herren cooptirt: Die Maler Anders-Andersen- Lundby, Professor Hans von Bartels, Professor Josef von Brandt, Wladislay von Czachorsfi, Professor Adolf Echtler und den Meer Jacob Deininger. Die meisten der vorgenannten . Herren sind zugleich be- auftragt, als Bevollmächtigte der Münchener Künstlergenossenschaft die verschiedenen Kunstcentren des Continents zu besuchen, um bei der dortigen Künstlerschaft für die Jahresauéstellung thätig zu sein. Seit längerer Zeit sind die verschiedenen Comités schon in eifriger Thätig- keit und werden ohne Zweifel Künstler und Kunstfreunde kommenden Sommer im Münchener Glaépalast so viel des Interessanten zu schen bekommen, wie bei irgend einer der vorhergehenden Jahres- auéstellungen.

Wie die „Deutsche Nundschau für Geographie und Statistik“ meldet, wurde vor kurzer Zeit 3 km östlih von Santiago de los Caballeros, einer der bedeutendsten Städte Guatemalas, eine am Fuße des Vulcans Agua verschüttete Stadt auf- gefunden. on Alvarado, der Besißer des Landes, fand zufällig einige Gegenstände, die sehr viel Achnlickeit mit den Hausgeräthen hatten, wie sie noch die Eingeborenen Nordamerikas zur Zeit der Eutdeckung der Neuen Welt gebrauchten. Ausgrabungen, die auf diesen Fund hin angestellt wurden, förderten aus einer Tiefe von 2—b m eine Menge der interessantesten Gegenstände zu Tage, wie Hausgeräthe, Fayencegefäße, gravirte und in lebhaften Farben gemalte Gläser, Vasen und Küchentöp*e, alles nodch wunderbar erhalten, Auch Beile, Hämmer, Säbel, Messer und Lanzenspiten aus Onyx, furz die ganze. Reihe der bei den Indianern damals in Ge- brau stehenden Waffen wurde aukgegraben, sowie auch cine Masse von thönernen bémalten Gögen, feinen Perlen, Türkisen und anderen werthvollen Ste!nen, meist rundges{liffen und zu § lösketten aneinander gerciht darunter einer von prachtvoller grüner Farbe, wie sie nur von Fürsten getragen wurden. Auf manchen Gläsern befinden “\sich“ schr gut autgeführte Zeichnungen mit hieroglyphishen Juschristen und "in leuhtenden Farben auêégeführte Ornamente. Die in sehr s{önem s{warzen Basalt ge- arbeiteten Statuen zeugen von großer künstleriscker Gewandtheit,

was um ‘fo bemerkenswerther ist, àls zur Bearbeitung des Steincs nur Steinwerkzeuge zur Verwendung gekommen sein konnten, da während der Ausgrabungen keine Spur von metallishen Gegenständen gefunden wurde. Dieser Umstand macht auch die Vermuthung wahrscheinlich, daß die Ruinen bis ins Steinzeitalter reichen, das allerdings für Amerika länger andauerte, als in der Alten Welt. Bereits in einer Tiefe von 14 m stieß man auf die Häusermauern der alten Stadt, und in der Tiefe der Häuserfundamente fand man Mengen durcheinanderliegender menshliher Skelette. Die vor- geshihtlihe Menschenrasse, welhe die ausgegrabene Stadt kewohnt hat, war, wie die Skelette zeigen, von sehr hoher Gestalt; die Skelette messen bis 2 m. Die Lage der Skelette, sowie der ganze Zustand der Nuinen läßt darauf schließen, daß die Stadt infolge eines Bulkan- ausbruchs vom Erdboden verschwand.

Land- und Forftwirthschaft.

Ernte-Ergebniß 1892 in Polen.

Nach amtlichen Daten stellt sihch der quantitative Gesammtertrag der Ernte in Polen im Jahre 1892 im Vergleich zu den Ernte- Erträgnissen in den' beiden vorbergehenden Jahren, wie folgt :

Es wurden geerntet im Jahre:

1892 1891 1890 Hektoliter 14 498 600 4 464 520 11 443 300 3913 000 1 090 440

322/930

16 004 300 4 449 840 12 670 100 4 317 720 1 073 820

375 360

Roggen .. 21/991 300 Weizen 8 603 990 Dafer ...-. 15228400 (Serste 6 691 530 Buchweizen 1 025 440 DIE 4 7 VOCT O0 Erbsen ¿02027860 1 356 700 1 §60 040 Kartoffeln , . 79 648 000 43 202 400 61 476 000 Aus dieser Zusammenstellung geht hervor, daß die vorjährige Ernte der Getrcidesorten und Feldfrüchte in Polen bedeutend ergie- biger war, als die in den beiden früheren Jahren. Der gegenwärtige Stand der Wintersaaten is in allen zehn Gouvernements Polens befriedigend, und die Witterungsverhältnisse find für das weitere Gedeiben derselben im allgemeinen günstig. __ Die Preise der hauptsächlih\ten Getreidesorten und Feldfrüchte Led sich am 27. Februar auf dem Warschauer Getreidemarkt, wie folgt: pro Korsez pro Hektoliter Rub. Kop. 6 A U A S L S 6,20 14,33 10,41 DTOGOON A 4,50 9,67 7,56 U E E 3,00 6,45 De 2E 4,20 9 03 Aron 250 4,95 Die Umrechnung der Preise erfolgte zum Curse 1 4 = (1 Korfez = 1,28 h1).

Saatenstand in Rumänien.

Der Schnee, welcher die Felder während der strengen Kälte im Januar d. I. überall bedeckte, ist infolge der seit Mitte v. M. eingetretenen wärmeren Witterung nah und nah vollständig verschwunden. Die Saaten zeigen in der Walachei einen recht guten Stand, und auch » E Moldau scheinen dieselben im allgemeinen gut überwintert zu vaben.

Handel und Gewerbe.

Von Oran aus versendet ein gewisser Charles Woitiß als sogenannter Handelsagent (agent de commerce) verlockende Aufforderungen an deulshe Handlungshäuser und bietet seine Dienste für Einleitung von Geschäften an, die wenn überhaupt -— jedenfalls nur bei bedeutender Erfahrung, Gewandtheit und Vertrauens3würdigkeit ausführbar sein würden, und wobei ihm zum theil große Summen in die Hand zu geben wären. Hierbei giebt er anscheinend in unbercchtigter Weise gute Neferenzen auf, indem er sich u, a. auf ein Konsularamt in Algier nicht das deutsche beruft. Zur Warnung vor unvorsichtiger Geschäftsverbindung sei darauf hingewiesen, daß Woitiy bis vor kurzer Zeit in Blqier ine Wiener Dütevei veiti00/ n ran erf jeu Monaten ansässig und deshalb voraussichtlich wenig plaß- kundig ist und nahweisbares actives Vermögen nicht besißt. Daß bei ihm die für die vorgeschlagenen Geschäfte erforder- lichen Geschäfts: und Plaßbkenntnisse, sowie die sonstigen Ga- rantien bezüglih der anzuvertrauenden Waaren und Gelder anzutreffen sind, ist in sonst qut informirten Kreisen nicht be- kannt geworden,

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks

an der Nuhr und in Oberschlesien.

An der Nuhr sind am 11. d. M. gestellt 11 091, nicht. rehtzeitig geftellt keine Wagen.

In Oberschlesien sind am 10. d. M. gestellt 3759, niht récht- zeitig gestellt feine Wagen. L /

Zwangs-Versteiaerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 10, März die nachbezeihneten Grundstücke zur Versteigerung: Stral- sunderstraße 53, tem Schlossermeister D. H. Grunow zu Berlin gehörig, Nußzungswerth 8730 6; Mindestgebot 690 M; für das Meist- gebot von 139090 A wurde der K -ufinann “Carl Goerner, Ziethenstraße, Ersteher. Pappel- Allee 27, dem Gürtlermeister Friedrich Paris gehörig; Nußungéwerth 13 920 4; Mindestgebot 162100 M; für das Meistgebot von 180800 # wurde die Actiengesellschaft für Bildhauerarbeiten, Stuck- und Gipsfabrikation, vorm. Gebr. Dankberg, Jerusalemerstraße 66, Ersteherin. Stephanstraße 13, der Frau Kaufmann Emma Hopp, geb. Bock, zu Berlin gehöria; Nutzungswerth 9100 M; Mindestgebot 116 000 4; für das Meistgebot von 168 300 M wurde die Frau NRentiere Henriette Müller, geb. Neumann, Bülow- straße 60, Ersteherin. Am 11. März: Linienstraße 148, dem Maurermeister Gustav Blaumann zu Berlin gehörig; Nutzungs- werth 13500 c; Mindestgebot 107 100.6; für das Meistgebot ven 26000) 4 wurde der Naths-Maurer- und Zimmermeister P. Opitz zu Tempelhof, Ningbahnstraße 2, Ersteher.

Berlin, 11. März (Wochenberiht für Stärke, Stärkefabrikate und Hülsenfrüchte von Max Saber sky.) Ia. Kartoffelmehl 20—207 A, Ia. Kartoffelstärke 20 - 20} M,

Frachtparität Berlin 10,70 4, Frankfurter Syrupfabriken zahlen nach Werkmeister?s Bericht franco Fabrik 10,50 M, gelber Syrup 24—244 M, Cap. - Syrup 25—%4 M, Cap. - Export 26-— 264 46. Kartoffelzucker gelber 24—24} , do. Cap. 25}—26 M, RNRum-Couleur 36—37 A, Bier-Couleur 35—36 F, Dextrin, gelb und weiß, Ia. 277—28 Æ, do. secunnda 25—26 M, LWeizenstärke (kleinst.) 34—35 H, Weizenstärke (großst.) 41——42 M, alleshe und Schlesishe 41—42 M, Reisstärke (Strahlen) 48 bis 9 M, do. (Stücken) 46—47 4, Maisstärke 32 4 nom., Schabe- stärke 30 A nom., Victoria-Erbsen 19—22 46, Kocherbsen 16—20 M, Faris Erbsen 17—20 MÆ, Futtererbsen 14—15 A, Leinsaa! 9—26 M, Linsen, große, neue 40—54 H, do. mittel 34—40 M, bo. fleine 20—32 A, gelber tel 40—48 M, Kümmel 42—46 M, Mais loco 11è—12 M, Pferdebohnen 14}—16 #Æ, Buchweizen 15 bis 155 H, inländische weiße Bohnen 16—18 #, weiße Flachbohnen 20—-22 M, ungarishe Bohnen 15—16 #, galizishe und russische Bohnen 13—14 Æ, Wicken 13}—14 , Hanfkörner 19—20 M, Leinkuchen 16—17 M, Weizenschale 9—9} #, Roggenkleie 9 —9}; M,

Rapskuchen 13—147 F#, Mohn, blauer 54—60 , dó. weißer

* engl. Gerste 1710,

[[a. Kartoffelstärke und - Mehl 18—195 #, feuhte Kartoffelstärke

86-——95 M, Hirse, weiße, 17—19 #4 Alles per 100 kg ab Bahn Berlin bei Partien von mindestens 10 000 kg. et

Vom oberschlesischen Eisen- und Metallmarkt berihtet die „Sl. Ztg.“: Die Aufträge bei den obecschlesishen Werken find in der abgelaufenen Woche etwas zahlreicher eingegangen und auch von den Händlern wurden größere Posten in Baueisen, namentli Trägern, in Auftrag gegeben. Wenn auch die ein- gegangenen Ordres auf die Stärke des Betriebs noch nicht wesentli einwirken, fo sind sie immerhin schon xin Zeichen der Aufbesserung der bisherigen Lage. Im allgemeinen liegt das Eisengeshäft wohl immer noch matt, jedoch hat es jeßt schon den Anschein, daß mit Beginn des Frühjahrs eine Hebung zu erwarten ist. Im Roh- eisengeschäft ist cine Wendung zum besseren noch nicht einge- treten, jedoch dürfte sich auch hier, sobald die Walzwerke und Gießereien mehr Beschäftigung erhalten, die E günstiger ge- stalten. Vorläufig kommt immer noch ein Theil des frish er- blasenen Noheisens aufs Lager, da die Werke die ganze Noheisen- production noh nicht aufzuneßmen in der Lage sind. In Walz- eisen hat sich in leßterer Zeit die Nachfrage nah Handels- und Baueisen etwas gehoben. Die Sendungen von einzelnen bevor- zugtcn Specialitäken nah Rußland nebmen ihren Fortgang; in neuester Zeit sind wieder neue Abschlüsse dahin zu stande gekommen. Nach Oesterreih und den Donaufürstenthümern is die Ausfuhr an ober- schlesishem Walzcisen {wach. In Eisenblechen ist eben- falls eine, wenn auch noch geringe, Verstärkung der Nach- frage zu verzeichnen. Die Blechpreife sind gegenwärtig uoch schr gedrückt und notiren für Feinblech 14,00 „6, Grobblech 13,25 1 and in Schweißeisen 14,25 S per 100 ks. : Die Stahlwerke blieten nah wie vor sehr schwach beschäftigt, und größere Aufträge fehlen gänzlich. In Gußwaaren blieb das Geschäft weiter matt, nur bet einzelnen Werken i} in leßterer Zeit der Betrieb etwas stärker aufgenommen worden. Die in Auftrag gegebenen Gußwaaren bestehen hauptsählih in Ersaßstücken, Platten, Röhren und Ofcnarmaturen. Handelseisen liegt fast vollständig darnieder, und Pottcrie toird durch emaillirtes Blechgeschirr immcr mehr verdrängt. Jn der Betriebs- und Geschäftslage der Maschinen- und Ke sselfabrikén hat sih in der leßten Be- rid&:tswoche nihts geändert, nur die Neparaturwerkstätteu haten an Beschäftigung zugenommen. Draht- und Nägelwerke arbeiten flott weiter; Silesiawerk in Paruschowiß gedenkt in diesem Früjahr ein neues Feineisenwalzwerk einzurichten und in Betrieb zu seßen. In Rohzink fanden in der verflossenen Woche nit unbedeutende Umsätze zu, wenn auch langsam, anziehenden Preisen statt. Es wurden für gute gewöhnlihe Marken 34,50-—35,00 6 per 100 ke, für G. von Giesche’s Erben WU-Marke 36,80— 37,00 416 bezahlt. Auch, in Blei trat eine Besserung der Preise um 1,00—1,50 M per 100 kg cin. Das Geschäft darin sowie auch in Bleifabrikaten war recht be- friedigend. N

Die Einnahmen der Lübeck-Bücheèner Eisenbahn be- trugen im Monat Februar 1893 proviforisch 276203 1 gegen 318 660 Æ im Februar 1892, mithin weniger 42457 (6 Die Gefammteinnahmen vom 1. Januar bis ultimo Februar 1893 be- trugen proviforisch 543 946 46 gegen 629 639 (6 im gleichen Zeit- raum des Vorjahres, mithin weniger 85 693

Magdeburg, 11, Marz, (W T D) ZUckäerheriwn Kornzucker excl., von 929% 15,85, Kornzucker excl., 88/9 Rendement 14,90, Nachproducte excl., 75%/6 Nendement 12,20. Stramm. Brod- raffinade T. 28,60. Brodraffinade 11. —,—. Gem. Raffinade mit Faß 28,25, Gem. Melis 1., mit Faß 26,75. Sehr fest. Rohzucker Ï. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. März 14,45 bez., 14,477 Br., pr. April 14527 Gd., 1455 Br, pr. Mat 14674 bez, 14,70 Br., pr. Juni 14.773 bez., 14,80 Br. Fest.

LetÞz1g0, 11. Märi, (W. T. D) Kammzug, Termins handel. La Plata Grundmuster B. per März 3,777 46, per April 3,775 4, per Mai 3,80 6, per Juni 3,825 (6 per Juli 3,89 M, per August 3,877 #4, per September 3,90 \(, per Oktober 3,923 M, per November 3,9 ‘7 4, per Dezember 3,95 1, per Januar —. Umsatz 30 000 kg. Fest.

Mannheim, 11. März. (W. T. B) Productenmarkt. Weizen pr. März 16,15, pr. Mai 16,30, pr. Juli 16,35. Roggen pr. März 13,80, pr. Mai 13,95, pr. Juli 14,05. Hafer pr. Miri 14,85, pr. Mat 14,75, pr. Juli 14,75, Mais. þr. März 1150 v. Mat 111 De, Ut 11.00,

Wien, 11. März. (W. T. B.) Die Brutto-Einnahmen der Orientbahnen betrugen in der 7. Woche (vom 12. Febrvar bis 18. Februar 1893) 262 549,01 Fr.,. Zunahme gegen das Vorjahr 895 314,56 Fr. Seit Beginn des Betriebsjahres (vom 1. Januar bis 18. Februar 1893) betrugen die Brutto-Einnahmen 1 209 848,25 Fr., Abnahme gegen das Vorjahr 15 416,31 Fr.

Pest, 11. Mârz, (W. T. B.) Productenmarkt. Weizen rubig, pr. Frühjahr 7,29 Gd., 7,30 Br., pr. Herbst 7,43 Gd, 71,49 Br. Hafer pr. Frühjahr 507 Gb, 559 Br. Mis 10 Mai-Juni 4,68 Gd., 4,69 Br. Kohlraps pr. August-September 12,00 Gd., 12,10 Br.

London, 11. März. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen- sadung anaeboten. : aa Tee Javazucker loco 164, fest, NRübcn-Rozzuckcr leco

6, est.

Die Getreidcezufuhren betrugen îin der Woche vcm 4. März bis 10, März: englisher Weizen 2497, fremder 35 722, 0, fremde 7075, engl. Maligerste 20 233, fremde —, engl. Hafer 1698, fremder 33 663 Qrts., engl. Mehl 16 997, fremdes 49 004 Sack und 100 Faß.

Amsterdam, 11. März. (W. T. B.) Java-Kaffee zcod ordinary 544. Bancazinn 57.

New - York, 11. Mirz. (W. T. B.) Bei Beginn der Börse gaben die Curse nach, befestigten sih jedoh später allgemein. - Der Schluß der Börse erfolgte in fcster Haltung. Der Umsaß der Actien betrug 150000 Stück. Der Silbervoxrath wird auf 510 000 Unzen geshäßt: Silberverkäufe fanden nicht statt.

Weizen anfangs höher, wurde dann fester und behauptete ih den ganzen Tag auf Deckungskäufe. Schluß stetig. Mais seyte - höher ein, gab aber wieder nach, da cine weniger vertrauensvolle Stimmung herrshte. Schluß matt, aber stetig.

Der Werth der in der vergangenen Woche einge flohrten Waaren betrug 16716 253 Dollars gegen 15 745 518 Dollars in der Vorwoche, davon für Stoffe 4342134 Dollars gegen d 911 210 Dollars in der Vorwoche.

__ Chteago, 11. März. (W. T. B.) Weizen eröffnete zu höheren Preisen, blicb einige Zeit hindurch fest, gab aber wieder nach, da die Baissiers den Markt beherrshten. Schluß s{chwach. Mais anfangs höher, dann niedriger auf Nealisirungen. Sch!uß s{chwachch behauptet.

Theate: un5 Musik.

Residenz-Theater.

In der Wohlthätigkeits-Matinóe, die unter dzm Pro- tectorat Seiner Hoheit des Erbprinzen von Sachsen- Meiningen gestern zum Besten der Nothleidenden auf der Insel Zante stattfand, wurden den zahlreich erschienenen Besuchern die aus- erlesensten fünstlerishen Genüsse geboten. Eingeleitet wurde die Auffüh- rung durch das ergreifende einactigeDrama ,DasGeständniß“(L’'aveu) von Sarah Bernhardt. Die dur die Todesangst der Mutter um ihr schwer erkranktes Kind herbeigeführte Eröffnung, daß dieses Kind einem unvcrshuldeten Fehltritt fein Leben verdanke, kam durch das meisterhafte Spiel von Fräulein Bertens zu erschütternder Wirkung. Auch die inneren Kämpfe des von seinem cigenen Neffen \{chwer gekränkten “Gatten, der \chließlich dur den Tod des Kindes

‘die Schuld alss gesühnt betrachtet, machten in“ der Darstellung der

frei Jarno und Rittner einen tiefen Eindruck auf die Zu- auer. i ¿ Diesem ernsten Drama folgte ein Concert der französischen Operéttengesellschaft des Herrn Directors Aubert, an dem Herr

Schmidt sih mit cinen humorvoll n Coupletvortrag, „Je ne