1893 / 64 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 15 Mar 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Klavier, zwei Violinen, Viola und Cello zur Aufführung, an der si außer den Concertgebern noch die Herren Gehwald (Violine) und A. Müller (Viola) betkeiligten. Die an diesen Künstlern stets mit Recht gerühmte Präcisfion des Zusammenspiels sowie ihrz fehr lebendige, tief eingehende Vortragsweise brachten beide Werke aufs treffliste zur Geltung. Die Altistin Fräulein Jta Seegert er- freute dur die sehr gelungene Ausführung einiger Lieder von Erner, E. Taubert und Shumann; auch der Cellist erntete noch reiben Beifall dur) zwei Solostücke von Sitt und Davidoff.

In der Freitagêsvorstellung von Bizet's „Djamileh“ im König- lihen Opernhause find Fräulein Rothauser und die Herren Philipp, Lieban und Schmidt beschäftigt. Fräulein Urbanska giebt die Rolle einer Almée. In der darauf folgenden „Cavalleria rusti- cana“ treten die Damen Pierson, Dietrih und Lammert, sowie die Herren Sylva und Fränkel auf.

Im Königlihen Schauspielhause wird Friedri Mitter- wurzer in der näbhsten Woche den „Wilbelm Tell“ spiclen.

In der morgen im Betliner Theater stattfindenden Auf- führung des „Hüttenbesißers“ wird nah sehr langer Pause die Titel- rolle wieder von Ludwig Barnay dargestellt werden.

Im Wallner-T heater werden von dem heute zur ersten Auf- führung gelangenden Schwank „Die Rosa-Dominos“ die nächsten Wiederholungen am Freitag, Sonnabend und Sonntag stattfinden.

Die am 2. März im Friedrih-Wilhelmstädtischen Theater zur ersten Aufführung gelangende dreiactige Operette eCapitän Fracafsa“ is für Berlin eine Neuheit. Das Libretto der Herren F. Zell und R. Genée hat der Dramaturg dics-r Bühne, Herr L. Herrmann einer Umarbeitung unterzogen und mit neuen Couplets versehen.

Im Kroll’shen Theater“ ist das vorleßte Auftreten der Signora Nevada auf Freitag angesetzt; morgen geht zum ersten Mal in dieser Spielzeit mit heimishen Kräften Auber's „Fra Diavolo" in Scene.

Im Theater Unter den Linden sind die umfassendsten Vor- bereitungen zur baldigen Aufführung des neuen Ballets „Columbia“ im Gange. Die choreogravhbishen Proben leitet Ballétmeister Gund- lach. Die Ausftattungs-Arbeiten werden von denselben Künstlern besorgt, welche sih an der Ausstattung der „Sirenen-Insel“ und der «Welt in Bild und Tanz* betheiligt hatten. Auch die neuerworbene Audran’sche Vaudeville-Operette „Freya“ wird \tudirt, da die Autoren den Aufführungstermin nicht über das Ende dieses Monats hinaus- schieben möchten.

Am Neuen Theater sind in der morgigen ersten Aufführung von „Adrienne Lecouvreur“ neben Fräulein Marie Barkany in größeren Nollen beschäftigt: die Damen Berger und Norman sowie die Herren Haid, Seldeneck, Stollberg und Waldemar.

Für die unter dem Protectorat Seiner Hoheit des Erb- prinzen von Sachsen-Meiningen am nächsten Sountag im Königlichen Opernhause stattfindende Matinée zum Besten der auf Zante Verunglückten ift der Kartenverkauf bei Bote und Bo bereits eröffnet. Unter der Zahl der Künstler, die ihre Mit-

wirkung zugesagt haben, befinden sih au Frau Nevada, Frau Teresina Geßner und der Kammersänger Wachtel. Das Arrangement der Matinée hat die Concertdirection Hermann Wolff übernomuien.

Der Baritonist A. H. van Eweyk singt in seinem am Freitag, Abends 75 Uhr, im Saal Bechstein stattfindenden Concert die drei Gesänge Jung Werner's von Hugo Brüler, Lieder von Schubert, Schumann, Rob. Franz, Brahms, W. Berger und E. E Taubert, sowie Duette von Marco da Gagliano, Paisiello und Brahms gemeinschaftlich mit der Altistin Fräulein Freudenfeld. Außerdem hat der Pianist Hans Brüning seine Mitwirkung zu-

gesagt. Der Pianist Anton Foerster aus Leipzig giebt bier am 17. d. M., Abends 8 Uhr, in der Sing-Akademie ein Concert unter Mitwirkung des Philharmonischen Orchesters. E

Ju der morgen Abend 8 Ubr im Sulzer'shen Musiksaale (Pots- damerstr. 27) stattfindenden Aufführung der Freien musifalischen Vereinigung werden zwölf Kinderlieder (neue Folge) von Julius Hey. ferner Lieder von Edvard Grieg, Franz Dannehl und Philipp Noth, Klavierstüke von Otto Oberholzer, Violinstöcke von Martin Lesser 2c. zum Vortrage gelangen.

Der bekannte Componist von Männerchören, Königliche Musik- Director Alfred Dregert , ist, wie dem ,W, T. B.* aus Elber- feld gemeldet wird, gestern am Herzshlag gestorben.

Der Verwaltungsrath der Bayreuther Bübnenfestspiele giebt bekannt, daß nächstes Jahr „Parsifal“, „Tannhäuser“ und „Lohengrin“ (dieser zum ersten Male) im Festspielhßause auf- geführt werden.

Manuigfaltiges.

Der unter dem Protectorat Ihrer Majestät der Kaiserin stelende Frauenverein zur Unterstüßung verschämter Armen Berlins hat beute in den kleinen Sälen des Kaiserhofs einen reich ausgestatteten Bazar eröffnet, welcher zwei Tage geöffnet bleibt.

Die diesjährige Delegirtenversammlung des Vater- ländischen Frauen-Vereins findet Donnerstag, den 13. April, Bormittags 10 Uhr, im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, die

1

Generalversammlung Freitag, den 14. April, Vormittags 11 Uhr, in der Sing-Akademie statt.

Der Verein Deutscher Lehrerinnen und Erziehe- rinnen hielt gestern im Bürgersaal des Rathhauses seine 24. Fahres- versammlung ab. Der Verein zählt z. Z. 860 Mitglieder und latte im leßten Jahre 2425 A. Einnahme und 2409 4 Ausgabe. Die Darlehnsfkasse gewährte ein Darlehn und 23 Unterstüßungen im Ge- fammtbetrage von 997 M bei 1004 M, eigener Einnahme. Im Stellen- vermittelungébureau meldeten fih 141 Stellensuchende; 115 Stellen waren angeboten, 50 wurden dur den Verein beseßt. Das unter dem Protectorat Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich stehende Feierabendhaus, in dem vier Damen neu aufgenommen wurden, hatte 21 731 Einnahme, darunter 14277 M als Reinertrag wohblthätiger Beranstaltungen, und 7624 ( Ausgaben. Die Anstalt verfügt über ein Effectenvermögen von 56773 Æ Der bisherige Borstand wurde wiedergewählt. «

Trotz des regnerishen Wetters hat, wie die „Nat.-Z." berichtet, der Ballon „Humboldt“ gestern Vormittag seine zroeite Auffahrt unternommen. Die Fahrt is wiederum unter Führung des Pretnier- Lieutenants Groß, dem sich Dr, Berson hinzugesellt hatte, von f\tatten gegangen.

Karlsbad, 14. März, Ueber den in Nr. 63 d. Bl. kurz ge- meldeten Unglücksfall, der sih gestern Vormittag in der Sprudelgasse bei dem Neubau des Hauses „Drei Nosen“ dur einen Einsturz ereignete, berihtet das „Prag. Abendbl.“ folgente Einzelheiten : Es war gegen 97} Uhr Vormittags, als die Bewohner der angrenzenden Häuser dur ein dornerähnlihes Krachen erschreckt wurden. Da dabei auch ein leihtes Erzittern des Bodens wahrgenommen wurde, fo waren nanche der Meinung, es habe ein leichtes Erdbeben stattgefunden; ins Freie getreten, belehrten sie jedoh die dichten aus dem;Neubau hbervor-

Wetterbericht vom 15. März, 8 Uhr Morgens.

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spiel in

fatñta 7 Ubr,

Schauspielhaus, 74. Vorstellung. Narziß. Trauer- 5 Aufzügen von A. E. Brachvogel. Jn T EETIO Scene geseßt vom Ober-Negisseur Max Grube. An-

Deutsh von Benno Facobfon von Sigmund Lautenburg. Freitag: Diefelbe Vorstellung.

. In Scene gesetzt Anfang 7} U

dringenden Staubwolken fehr bald, daß dort die Ursache %ie“cr Ex. scheinung zu fuchen sei, und man war sihch auh fofort far darüber, daß daselbst ein Einsturz stattgefunden haben müsse. Da man ferner wußte, daß bei diefem Neubau eine große Anzahl vor! Arbeitsleuten beschäftigt is, wovon sih viele in setnem Innern be. fanden, fo war man. sich auch darüber klar, daß hier ein die Grenzen gewöhnlicher Unfälle weit überschreitendes Unglück vorliege. Die behördlihen Organe waren bald zur Stelle, und unter ihrer Anleitung wurde denn auch die Hilfs: und Nettungsaction in der kräftigsten Weise aufgenommen; es wurden hierzu auch die Feuerwehr und das Nettungscorps durch Alarmirung herangezogen, die, mit doz Bauarbeitern vereint, muthig daran gingen, die unter den Trímmern liegenden WVerunglückten wieder an dag Tageslicht zu befördern. Dem ersten Einsturz folgte indessen nah faum einer halben Stunde ein weiterer Ntahshub. und zwar gerade in einem Augenblick, wo sich zahlreiche Feuerwehrleute und Rettungs- corx8mitglieder im Innern des Gebäudes befanden. Das auf der Unglücksîtätte massenhaft angesammelte Publikum stieß einen allge- meinen Schrei des Entseßens aus, und viele Personen begannen, tief erschüttert, laut zu weinen. Doch wurde diesmal feiner von den NRettenden ernstlicber beshädigt. Es fanden dann noch mehrere ähnliche kleine Einstürze statt und ershwerten die Nettungs- arbeiten. Nichtsdestoweniger aber drangen die Retter tmmer wieder todesmuthig ein, ihr Leben auf das Spiel fegzend. Bald gelang es auh, die ersten Verunglückten aus dem Schutte hervorzuziehen, Bis heben Uhr Abends tvurden sieben Todte herausbefördert, welche in die Todtenkapelle übergeführt wurden. Die Gesammtzahl der getödteten Arbeiter beläuft sich auf aht Personen, sieben Männer und eine Frau. Die NRettungs- arbeiten wurden noch gestern in vorgerückter Abendstunde beendet. Was die Ursache diefes Einsturzes war, werden fahmännische Unter- fuchungen aufzuklären haben. Die Theilnahme an dem Unglückéfall ist eine allgemeine. Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Erz- herzog Otto hat für die Verunglückten einen Beitrag von 209 Fl. gespendet.

Riga, 14. März. An der kurländishen Küste unweit Libau teen laut Meldunz des „W,. T. B,“ 32 Dampfer in Eis \chollen fest. Die Lage der Dampfer ist zum theil bedenklich: die zu threr Nettung unternommenen Versuche blieben biéöher ohne (Erfolg.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen.

__ Brüssel, 15. März. (W. T. B.) Mehrere französische Geheimpolizisten, welche sich seit einigen Tagen hier aufhielten, um Nachforschungen nah Anarchisten anzustellen, verhafteten hier vorgestern den aus Neu-Galedonien entwichenen Anarchisten Schoupp und gestern dessen Bruder. Bei der vor- genommenen Haussuhung wurden zwei Höllenmaschinen und Waffen gefunden. Die Polizei soll dem Urheber der Explosion in dem Nestaurant Véry in Paris Mathieu auf der Spur sein. Das Gericht hat die Gewißheit gewonnen, daß diese Personen hier eine Vershwörung planten. Weitere Haussuchungen blieben ohne Resultat.

(Fortsegung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Concerte.

Philharmonie. Donnerstag, Anfang §8 Uhr: Coucert der Berliner Liedertafel (Chormeister : A. Zander) unter gütiger Mitwirkung des Streich

Ihr.

der Einnahme an Wechse

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Erste Beilage

Berlin, Mittwoch, den 15. März

Deutsches Reich. Name u nd

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1 9

Einnahme im Monat

Ober - Postdirections - Bezirke Februar

Hierzu Einnahme in den Vormonaten

M, | A.

pelsteuer im Deutschen Neich für die Zeit vom 1. April 1892 bis zum Schluß des Monats Februar 1893.

Fn 1892/93 + mehr

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Einnahme in dem-

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des Vorjahres (Spalte 4)

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1) Nordlicht. 2) Horiz. Durst. ?) Nachts Negen.

1) Früh Negen. *) Gestern Regen. Uebersicht der Witterung.

Ein tiefes barometrishes Minimum, ostwärts fort- schreitend, liegt über dem norwegishen Meere, starke Luftbewegung aus westliher und südwestlicher Richtung bedingend, während der Luftdruck über der Alpengegend am höchsten ift, Ueber ganz Mittel- Europa ist das Wetter trübe und mild, \trenge Kälte herrscht nur noch über Nord-Skandinavien und Nord- Rußland. In Deutschland, wo seit gestern vielfach Regen gefallen ift, liegt die Temperatur 24 bis 10 Grad über dem Mittelwerthe; in Süddeutsch- land stieg gestern Nachmittag die Temperatur vielfach über 15 Grad. Zu Haparanda wurde Nordlicht

beobachtet. Deutsche Seewarte.

Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Donnerstag: Opern- haus. 67. Vorstellung. Neu einstudirt: Der Frei- shüßz. Romantische Dper in 3 Außzügen von Carl

aria von Weber. Dichtung von Friedrich Kind (nah der gleichnamigen Erzählung August Apels). Neu in Scene geseßt vom Ober-Negisseur Tetlaff. Dirigent : Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr.

Freitag: Opernhaus: 68. Vorstellung. Djamileh. Romantische Oper in 1 Act von G. Bizet. Tert von L. Gallet, deutsch von L. Hartmann. Tanz von E. Gracb. In Scene geseßt vom Ober - Regisseur Tetzloff. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. Cavalloeria rusticana (Bauern - Ehre). Oper in 1 Aufzug von Pietro Mascagni. Text nah dem gleihaamigen BVolksftüick von Verga. In Scene geseßt vom Ober -Negisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. Ansang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 75. Vorstellung. Faust von Goethe. Der Tragödie erster Theil. Die zur Handlung gohörende g ails von Anton Fürsten Radziwill und von Peter Joseph von Lindpaintner. In Scene ge- set voin Ober-Regisseur Max Grube. (Mephiftopheles : Herr Friedrih Mitterwurzer, als Gast.) Anfang

( Uhr. L

Deutsches Theater. Talismau. Anfang 7 Uhr.

Freitag: Zwei glückliche Tage.

Sonnabend: Der Talis8man.

Der

Donnerstag :

Berliner Theater. Donnerstag: Der Hütten- besitzer. (Nuscha Buße, Anna Braga, Ludw. Barnay, Ludw. Stahl.) Anfang 7 Uhr.

Freitag: 28. Abonnements - Vorstellung. Der Veilchenfrefsser.

Sonnabend: Kean.

Lessing-Theater. Donnerstag: Heimath. Anfang 7# Uhr.

Freitag: Heimath.

Sonnabend: Zum 1. Male: Die Tragödie des Menschen.

Sonntag: Die Tragödie des Meuschen.

Vorverkauf für die ersten F Vorstellungen der „Tragödie des Menschen" an der Tageskasse.

Wallner-Theater. Donnerstag: Die Grof- \stadtluft. Anfang 74 Uhr. Freitag: Die Nosa-Dominos.

Friedrich - Wilhelmslädtisches Theater. Chausseestraße 25.

Donnerstag: Die Fledermaus. Komische Operette in 3 Acten nah Meilhac und Halévy bearbeitet von C. Haffner und R. Genée. Musik vvn Johann Strauß. Anfana 7 Uhr.

éFreitag: Die Fledermaus.

Sonnabend: Der Bettelstudent.

Sonnabend, 25. März: Zum 1. Male: Neu! Capitän Fracassa. Neu! Operette in 3 Acten von F. Zell und R. Genée. Musik von A. Dellinger.

Residenz-Theater. Direction: Sigmund Lauten- burg. Donnerstag: Zum 6. Male: Die beiden Ghampiagnuol. (Champignol malgré lui.) Schwank in 3 Acten von Feydeau und Desvallières.

Kroll's Theater. Donnerstag: Fra Diavolo. Anfang 7 Uhr.

Freitag: Zweite populäre Vorstellung und vor- leßtes Gastspiel von Sgra. Emma Nevada. La Traviata. (Bioletta: Sgra. Nevada; Germout: Sgr. de Padilla, a. G.)

Preise der Plätze: Fauteuil 4, I. Parquet 3 M, [I, Parquet und Balkon 2 M, Logensiy 1,50 M, Entrée 1 M

Victoria-Theater. Belle - Alliancestraße 7/3. Donnerstag : Mit neuer Aus\tattung: Die Reise um die Welt in achtzig Tagen. Großes Aus- stattungs\tück mit Ballet in 5 Acten (15 Bildern) von A. d’Ennery und Jules Verne. Ballet arran- girt vom Balletmeister C. Severini. Musik von Debillemount und C. A. Raida. Anfang 74 Uhr.

Freitag und folgende Tage: Die Neise um die Welt iu achtzig Tagen.

Veues Theater (am Siffbauerdamm 4/5). Donnerstag: Zum 1. Male: Adrieune Lecou- vreur. Schauspiel in 9 Acten von Scribe und Legouvé. (Frl. Barkany als Gast.) Anfang 7# Uhr.

Freitag: Tosca. Schauspiel in 4 Acten von B. Sardou. (Frl. Barkany als Gast.)

Theater Unter den Linden. Donnerstag: Zum 62. Male: Lachende Erben. Operette in 3 Acten von Horst und Stein. Mußk von Carl Weinberger. Inscenirt durch den artist. Leiter Ed. Binder. Dirigent: Kapellmeister A. Ferron. Die tnilitär. Evolutionen im 3. Act arrangirt von L. Gundlach. Tig neue Ausstattung an Deco- rationen und Kostümen: Hierauf: Zum 82. Male: Die Sirenen-Jusel. Ballet in 1 Act von H. Regel. Musik von R. Mader. Der choreogr. Theil von Jos. Haßreiter. Infcenirt durch den Ballet- meister Herrn L. Gundlah. (Sensationeller Erfolg.) Anfang 7 Uhc.

Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Adolph Ernst-Theater. Donnerstag : Zum 79. Male: Modernes Babylon. Gefangsposse in 3 Acten von Ld. Jacobson und W. Mannstädt. CGouplets theilweise von G. Görz. Musik von G. Steffens. Jn. Scene gesezt von Adolph Ernst. Anfang 7} Uhr.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Donnerstag: Gesammt-Gastspiel des Wiener En- semble unter ung des Directors. Franz Josef Grafelli. Zum 6. Male: Ihr Korporal, Posse mit Gesang in 5 Acten von Carl Costa. Musik von Carl Millôcker. Anfang 74 Uhr.

Freitag : Diefelbe Vorstellung.

Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde, Am Landes - Ausftellungs - Pack (Lehrter Bahnhof) Gedftnet von 12—11 Ühr.

Quartetts der Herren Kruse, Markees, Müller, Dechert.

Concert-§aus, Leipzigerstraße 43. Donnerstag: Karl Meyder Concert. Gesellschafts -Abenud. Anfang 7 Uhr. O

Saal Bechstein, Linkstraße 42. Donnerstag: Anfang 7} Uhr: Klavier-Abend von Max Pauer.

Circus Renz (Carlstraße.) Donnerêtag, ‘Abends

74 Uhr: Große brillanteVorstellung. F” Ein Künstlerfest. “G

Große Ausftattungs - Pantomime vom Hofballet- meister A. Siems. Mit überraschenden Licht- und Wassereffecten und auf das Glänzendste infscenirt vom Director Franz Renz. Costume, NRequisiten, Wagen vollständig neu. Unter Mitwirkung des .ge- sammten Personals. Neue Einlagen mit groß- artigen Lichteffecten. JWSck Kinder - Orchester. neu besetzt, neue Musik. “Fay Ballet von 100 Damen. Großartiger, in solcher Praht noch niemals gesehene: Blumencorso. Zun Schluß: Großes Brillart- Feuerwerk. Außerdem u. a.: Mr. James Fillis mit dem Schulpferde „Germinal“. Zum ersten Male: Miß Edith als Jockey. Concurrenzschule, geritten von den Damen Frls. Clotilde Hager und Vceeana Renz 2c.

Freitag, Abends 74 Uhr: Große Vorstellurg mit neuem Programm und Ein Künstlerfest. Sonntag: 2 große Vorstellungen. Nachmittags

Uhr (ein Kind unter 10 Jahren frei): Die lustigen Heidelberger. Abends 74 Uhr: Ein Künstlerfest.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Mimi Schmieder mit. Hrn. Prem.- Lieut. Friy Karl Mauve, gen. von Schmidt (Berlin). Frl. Friede Küster mit Hrn. Prof. Dr. Friedrich Müller (Marburg).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Prem.-Leutenant Alexander Grafen von der Schulenburg (Berlin). Eine Tochter: Hrn. Staatsanwalt Friederici (Beuthen O.-S.). i

Gestorben: Verw. Fr. Rittergutsbesißer Mathilte Seidel, geb. Allnoh (Klosdorf), Verw.- Fr. Postdirector Toska Haeusler, geb. Jannal (Bres- lau), Hr. Negtierungs- und Geh. Baurath Jacob Neumann (Cassel).

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz). Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verla Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Acht Beilagen

(einshliezlih Börsen-Beilage).

1. Im Reichs-Postgebiet.

1) Königsberg

2) Gumbinnen

3) Danzig .

4) Berlin .

5) Potsdam ¡Frankfurt a. Stettin Köélin . Posen Broniberg . Breslau

9 028

3 297 6.361 |

76 936 3680 | 6105

8 380 1139 | 4 644

3 038

14 676 | Liegnitz . 7 958 T Oppeln A E E 938 Na 4 C o eee 15 204 | Halle a. S. 58 | Frfurt . ( 2 -| A 6 600 | Hannover . 8421 | Münster

) Minden

) Arnsberg (Safel ' Franffurt a. Y Köln i

Aachen .

Koblenz

Düsseldorf .

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2A 5 865 | 15 354 | 64183 7 27 989 | 13436 | 6064 | 3911 | 42119 | 1 709 | 13 602 40 111 | 19 707 5 992 |

Dresden Leipzig

) Karlsruße . Konstanz Darmstadt Schwerin i. M. Oldenburg Braunschweig Bremen

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18 861 | 159 694 437 985 | 216 906

67 338 S399 | 122 695

33 904 | 36 114 62037 | 188 378 | 800 542 | 158 667 | 8 34399 | è

9167 339

6 405 50 186 1 259 1 900 E212 624

2 950 6 378 5 446 843

6 933 18 795 1 660 12 828 6 330 4 439

114 766 20

40 890 88331 | 899 941 | 41 925 74 292 91 478 18 694 98 797 36 916 164 660 104 276 | 30 349 | 153 G67 101 305 126 1339/4

123 934 40 552 94 736

950 127 43 184 72.392 90 265 18 070

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176 101

37 247 |

Summe 1 60 162

Bayern 5 21101 21

Württemberg

536 000 | 5 S2

2780 | 9: | 95 6 582 960 |

649 510 |

209 A7! E

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1 609 | 12 444

647119 |

L l So [80 292 191

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617 324 | 75

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Ueberhaupt

Berlin, im März 1893.

6026 (13 | 90

238 231

7 244 038 | 7482 270 |

Haupt-Buchhalterei des Neichs-Schahamts.

Biester. E

Personalveränderungen.

Königlich Preuftische Armee.

Offiziere, Portepee-Fähnriche 2. Ernennungen, Beförderungen und Verseuungen. Im activen Heere.

Merlin G Marz, V WDoelow, Sec, Ll. a 2) ZUleßT Um Leib-Garde-Hus. Negt., in der Armee, und zwar als Sec. der Nes. des 1. Westfäl, Hus. Negts. Nr. 8, wiedera1 g stellt und gleichzeitig wom 1; Ayril d. J. ab auf ein Jahr zur Dienstleistung bei diesem Regt. commandirt.

Berlin, 9. März. Schirmer, Port. Fähnr. vom Ulan. Negt. von Kaßler (Schles.) Nr. 2, in das 4. Magdeburg. Inf. Negt. Nr. 67 verseßt. Springer, Major à la suito des Rhein. Fuß-Art. Negts. Nr. 8 und Vorstand des Art. Depots in Breslau, Gauda, Major und etatômäß. Stabsoffizier des Fuß-Art. Negts. Nr. 10, zur Dienstleistung zum Rhein. Fuß-Art. Negt. Nr. 8, Labes, Major und ctatsmäß/ Stabsoffizier des Garde - Fuß- Art. Negts., zur Ver- tretung des Vorstandes des Art. Depots in Breslau, commandirt.

Berlin, 10. März. Prinz Alfred von Großbritannien und Irland, Herzog zu Sachsen Königliche Hoheit, Sec. Lt. à la suite des 6. Thüring. Inf. Negts.-Nr. 95, unter Belassung in diesem Verhältniß, im 1. Garde-Regt. zu Fuß, bei welchem er am 9. April d. J. zum Dienst eintritt, angestellt, v. Hiller, Königl. Württemberg. Oberst ù la suite des Gren. Negts. König. Karl (d. Württemberg.) Nr. 123, behufs Nückkehr nach Württemberg, von der Stellung als | etatsmäßiger Stabéoffizier des Gren. Negts. Graf Kleist von Nollendorf (1. Westpreuß.) Nr. 6 entbunden.

Berlin, 11. März, Graf y. d. Schulenburg-Wolfsburg, Pr. Lt. vom Königs -Ulan. Regt. (1. Hannov.) Nr. 13, unter Ent- bindung von dem Commando als Adjutant bei dem Militär-Neit- institut, & la suite des Negts. gestellt. v. Alvensleben, Pr. Lt. vont Cür. Regt. Kaiser Nikolaus 1. von Nußland (Brandenburg.) Nr. 6, als Adjutant zum Militär-Neitinstitut, Ismail Neschet, Scc. Lt. à la, suits der Armee und dem Nhein. Pion. Bat. Nx. 8 zur Dienstleistung überwiesen, vom 1. April d. J. ab auf fechs Monate zur 1. Ingen. Insp, (Fortification Danzig), commandirt.

In der Gendarmerie. Berlin, 7, März. Fiedeler, Pr.-Lt. von der Feld-Art. 2, Aufgebots des Landw.-Bezirks Hannover, früher im 2. Hannov. Feld-Art.-Regt. Nr. 26, bei der Landw. aus- geshicden und in ter 1. Gend,-Brig. angestellt.

Abschiedsbewilligungen. Im activenHeere. Berlin, 9. März. von Kcezewski, Gen.-Lt. und Commandeur der 35. Div., in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit Pension zur Disp. gestellt.

XIIL. (Königlich Württembergisches) Armee-Corps. a Offiziere, Portepee-Fähnriche x. Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Im activen Heere. 10, März. Prinz Maximilian zu Schaumburg-Lippe Du-chlaucht, zum Sec. Lt. à la suito des Ulan. Negts. König Wilhelm 1, Nr. 20, vorläufig ohne Patent, v. Hiller, Oberst i la suite des Gren. Regts. König Karl Nr. 123, von dem Com- mando nah Preußen enthoben und zum Commandeur des Inf. egts, König Wilhelm 1. Nr. 124, ernannt. Freudenberg, Major und Bats. Commandeur im 8. Inf. Negt. Nr. 126 Großz-

untér Beauftragung mit den Functionen des etatsmäß. Stabsoffiziers, in das Gren. Negt. Königin Olga Nr. 119 versezt. Schmitt, Major im §8. Inf. Yegt. Nr. 126 Großherzog Friedrih von Baden, Lev ering, Major im Gren. Negt. König Karl Nr. 123, zu Bats. Commandeuren ernannt. Sch empy, Hauptm. und Comp. Chef im Inf. Negt.

herzog Friedrih von Baden,

König Karl Nr. 123, zum überzähl. Major befördert. Fränzinger

Major à la suite desselben Regts., commandirt nal) Preußen behu‘s Dienstleistung als Escadr. Chef bei dem Hus. Negt. von Zieten (Brandenburg.) Nr. 3, Glauner, Major im Inf. Regt, Kaiser #Friedrih Köniz von Preußen Nr. 125,-v. Bünau, Major: im Gren. Negt. Königin Olga Nr. 119, ein Patent ihrer Charge verliehen. Sigel, Hauptm. und Comp. Chef im 8. Inf. Regt. Nr. 126 Großherzog Friedrich von Baden, zum überzähligen Major, Klumpp, Pr. Lt. in demselben Regiment, ‘zum Hauptmann und Comp, Chef, Fromm, Pr. Lt. im 8. Inf. Negt. Nr. 126 Großherzog Friedrih von Baden, unter Versetzung in das Inf. Negt. König Wilhelin 1. Nr. 124, zum Hauptm. und Comp. Chef, be- fördert. Spröhnle, Pr. Lt, im Inf. Regt. Kaiser Wilbelm König von Preußen Nr. 120, in das 8, Inf. Regt. Nr. 126 Groß- herzog Friedrih von Baden verseßt. Gosch, Unteroff. im Gren. Regt. König Karl Nr. 123, Nösling, Unteroff. im Inf, Negt. König Wilhelm 1. Nr. 124, Happoldt, Unteroff. im Inf. Regt. Kaiser Friedrich König von Preußen Nr. 125, Eberhard, Unteroff. im Feld-Art. Regt. König Karl Nr. 13, zu Port. Fähnrs, beför- dert, Fischer, Major und Bats. Commandeur im Gren, Negt. König Karl Nr. 123, mit Pension zur Disp. gestellt und zum Com- mandeur des Landw. Bezirks Ravensburg ernannt.

Die nachbenannten nach bestandener Osfiziers- bezw. Portepee- Fähnrihs-Prüfung aus der Haupt-Cadettenanstalt zu Groß-Lichterfelde ausscheidenden Zöglinge in dem Armee-Corps angestellt, und zwar : Frhr. Seutter v, Lößen als Sec. Lt. im Gren. Regt. Königin Olga Nr. 119, die Cadetten: Lienhardt im Gren. Regt. Königin Dlga Nr. 119, Roell im Feld-Art. Regt. König Karl Nr. 13, Steiner im Inf. Negt. König Wilhelm 1. Nr. 124, Fran im Feld-Art. Negt. König Karl Nr. 13, Frhr. v. Neischach üm 2. Feld- Art, Negt. Nr. 29 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, als charak- terisirxte Port. Fähnrs.

Im Beurlaubtenstande. 10. März. Müller, Vice- Feldw. vom Landw. Bezirk Ludwigéburg, zum Sec. Lt. von der Landw. Inf. 1. Aufgebots, Probst, Vice-Feldw. vom Landw. Bezirk Stuttgart, zum Sec. Lt. der Nes. des Inf. Negts. Kaiser Friedrich König von Preußen Nr. 125, Haidlen, Vice-Feldw. vom Landw. Bezirk Stuttgart, zum Sec. Lt. der Res. des Gren. Rgts. Königin Olga Nr. 119, Lautenschlager, Vice-Feldw. vom Landw. Bezirk Stutt- gart, Er n, Vice-Feldw. vom Landw. Bezirk Ulm, zu See. Lts. der Nes. des Inf. Negts. König Wilhelm 1. Nr. 124, zum Tobel, Vice-Wachtmstr. vom Landw. Bezirk Ulm, zum Sec. Lt. der Nes. des Feld-Art. Negts, König Karl Nr. 13, Vollmer, Vice-Feldw. vom Landw. Bezirk Calw, zum Sec. Lt. der Nes. des Gren. Negts.

König Karl Nr. 123, ernannt. Strölin, Sec. Lt. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw, Bezirks Hall, zum Pr. Lt. befördert.

König Wilhelm 1. Nr. 124, unter Versezung in das Gren. Regt”

Major aggreg. dem Drag. Negt, Königin Olga Nr. 25, Griesinger"

1893.

Abschiedsbewilligungen. Im activen Heere. 19. März. y. Pfister, Oberst und Commandeur des Inf. Negts. König Wil« helm 1. Nr. 124, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches als Gen. Major mit Pension zur Disp. gestelt. Goez, Oberst-Lt. z. D., mit der Erlaubniß zum Tragen seiner bisherigen Uniform von der Stellung als Commandeur des Landw. Bezirks Navensberg enthoben. Graf v. Beroldingen, Pr. Lt. à la suite des Ulan. Regts. König Karl Nr. 19, commandirt nah Preußen zur Dienstleistung beim 2. Garde-Ulan. Negt, behufs Üebertritts in die Königl. Preuß. Armee der Abschied bewilligt.

Deutscher Reichstag. 66. Sißzung vom Dienstag, 14. März, 1 Uhr.

Die Etatsberathung wird fortgeseßt. Zur Debatte stehen die Einnahmen des Reichs aus Zöllen, Verbrauchs- steuern und Aversen. Zu Tit. 1 liegt der Antrag der Abgg. Scipio und Goldschmidt vor:

Die verbündeten Nezierungen zu ersuchen, eine Behörde oder Stelle zu bezeihnen oder einzuseßen, welche auf Verlangen Aus- kunft zu geben hat über die Zolltarifsäße, zu welchen bestimmte N oder Gegenstände im deutshen Zollgebiet zugelassen werden.

Ueber den Beginn der Sißung ist bereits in der Nummer vom Dienstag berichtet worden. Nah dem Abg. Scipio er- hält das Wort der

_ Abg. Goldschmidt (dfr,): Frühere Beschlüsse des Hauses sind wirkungslos geblieben. Man erkennt daraus, daß das Neichs-Schatzamt dem wirklichen Leben und Verkehr so fern steht wie irgend möglich; daß es wirflich keine Ahnung davon hat, wie s{hwer ein Gewerb- treibender dur unrichtige Auffassungen einer Zollbehörde getroffen werden kann, und daß es in Zolljachen im Deutschen Reich kein Recht giebt, daß man der Gnade und Ungnade der Zollbehörde ausgeliefert ift. Die Handhabung des Zolltarifgeseßes entspricht den Absichten nicht, von welchen die Gesetzgebung bei seinem Erlaß geleitet war. Die Klagen über Zelltarifcurio*a sind noch immer nicht verstummt, im Gegentheil kommen immer neue hinzu, und trotz aller einstimmigen Beschlüsse des Neichs- tags warten die Petenten Jahre lang auf Bescheid. Den Uebelständen gegenüber ist unser Antrag fast harmlos zu nennen; ehe nicht der Nechtsweg zugelassen ist, haben wir wirksame Abhilfe niht zu erwarten. Aber hätten wir wenigstens cine Centralbehörde gehabt, eine Menge" von Streitigkeiten wäre vermieden worden. Wohin der gegenwärtige Zustand führt, können wir am besten an der Angetegenbeit studiren, welhe der Abg. von Staudy in Erinnerung gebraht hat. Der Holzhändler Fischer muß inzwischen den hohen Zoll immer weiter zahlen und hat, wie die Petitionécommission anerkannt hat, bereits 100 000 MÆ. zu unreht bezahlt. Dasselbe haben wir mit ter Ver- zollung von Holz als Faßdauben erlebt. Der Staatssecretär selbft hatte anerkannt, daß die Faßtheile zu Unrecht verzollt seien, und ver- fügt, daß das uicht wieder geschehen solle. Seit Jahren bitten nun die geshädigten Importeure, daß der zu Unrecht erhobene Zoll ihnen zurüerstattet werde. Erst heute if mir hierzu eine Petition aus Cassel zugegangen; der Petent i am 24, Juli 1890 beim Neichs- Schatßzamt eingekommen und hat bis heute noch keine Antwort. Eine Aenderung der bestehenden Zustände ist geboten und wir wünschen darum eine Centralstelle, welche in authentisher Weise ten Zolltarif ausélegt. à

Staatssecretär Freiherr von Malßtahn:

Das Erstaunen, welches der leßte Herr Nedner zu Anfang seiner Ausführungen darüber aussprach, daß dem Herrn Abg. Scipio von hier feine Antwort geworden wäre, glaube ih sehr einfach lösen zu lônnen, wenn ich den Hergang mittheile, der sich unmittel- bar vor der Nede des Herrn Abg. Goldschmidt abgespielt hat. Jch bin an den Tisch des Herrn Präsidenten heran- getreten und habe gefragt, ob zu diesem Gegenstand noch weitere Redner gemeldet seien, sons wollte ih jeßt sprehen. Es wurde mir gefagt, daß der Herr Abg. Goldschmidt die Absicht aus- gesprochen habe, zu diesem Antrage das Wort zu nehmen, und es schien mir eine cinfahe Forderung der Höflichkeit, die Aeußerung des zweiten Herrn Antragstellers zunächst anzuhören, ehe ih antwortete.

Was nun die Sache felb#t betrifft, so möge der Herr Abg. Gold- {midt mir nicht verdenken, wenn ih zunächst eine Aeußerung von ihm formell zurückweise; ih halte mih dazu verpflichtet.

Der Herr Abgeordnete hat gesagt: In Zollsachen giebt es im Deutschen Reich kein Necht. Das ist niht wahr. Es ift das richtig daß die Zollangelegenheiten der Kompetenz der ordentlichen Gerichte durch die Gesetzgebung nicht überwiesen sind; das Recht aber, welches auf Grund unserer Verfassung und unserer bestehenden Geseße zu ge- währen ist, wird einem jeden auch von den Zollgeseßen Betroffenen unweigerlich und in völlig auêreichender Weise gewährt.

Das ist nun freilih richtig, daß eine Neihe von Differenzpunkten über die Auslegung des Zolltarifs und des amtlihen Waarenverzeih- nisses auh zwischen den verbündeten Regierungen und dem Reichstag besteht, und der Herr Abg. Goldschmidt hat darin Recht, wenn er sagt, daß eine Neihe von Leuten sich darüber beschwert, daß auf dem Gebiete des Zollwesens Anregungen des Reichstags keine Folge ge- geben werde. Dagegen sage ih aber: Wo steht denn geschrieben, daß dem Reichstag die authentische Interpretation unserer Zollgeseße zusteht Im Verwaltungswege hat sie der Bundesrath. Die Aeußerungen des Reichstags können gewiß ein erheblihes Gewicht beanspruchen, sicher- lih aber kein größeres als datjenige des Bundesraths. Wenn also Differenzen über die Auslegung der Zougeseße zwischen Neichstag und Bundesrath bestehen, wird dem Bundesrath das Necht nicht be- schränkt werden können, auf seiner Ansicht zu beharren, wenn er nach Erwägung der vom Reichstag vorgebrachten Gründe glaubt, auf feiner Ansicht stehen bleiben zu müssen. Auch das will ich durchaus nicht leugnen ih glaube, es ist auch früher von dieser Stelle niht geleugnet worden daß in Bezug auf die Handhabung der Zollgeseße und des Waarenverzeichnisses in der Praxis eine Neihe von Unbequemlichkeiten vorhanden ist, daß es für denjenigen, welcher zollpflihtige Waaren einführen will, sehr unbequem ist, wenn der Beamte, den er fragt, ihm sagt: Diese Waare wird fo und fo verzollt, wenn vielleiht das Zollamt an der Grenze die Waare zu einem bestimmten Zollsaß einläßt, und nachher stellt sih entweder bei der Prüfung der Waare selbst beim Eingang, wenn die Aus- kunft von einem einzelnen Beamten ertheilt wurde, oder bei

der Register - Revision durch die vorgefeßzte Behörde heraus,