1893 / 67 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 18 Mar 1893 18:00:01 GMT) scan diff

nimmt an, daß bei Ausbruh ‘der großen Pest, die von 1699 bis 1700 in Venedig wüthete, die Republik weitere Beerdigungen au jener Stätte verboten habe. Andere behaupten im Gegentheil, die Republik - habe gerade aus hygienischen Rücksichten die Beerdigung in tar, abseits vom Centrum der Stadt gelegenen Kapellen an- geordnet.

Theater und Musik,

Königlihes Schauspielhaus.

Gestern Abend begann Herr Fr. Mitterwurzer sein Gastspiel als Mephistopheles in Goethe?s „Faust“. Der Darsteller zeichnet sich gleichmäßig durch die stets fesselnde Eigeuart der Auffassung seiner Rollen und durch die Vielseitigkeit der Gestaltungskraft aus. Mitter- wurzer fpielt mit gleiher Leichtigkeit den liebenswürdigen, lustigen Conrad Bolz in Freytag's „Journalisten“, wie den von teuflischer Bosheit erfüllten Franz Moor; er stellt gewandt die mähtige, eherne Gestalt des Dietrih von Quißzow und die philosophirende Spott- geburt des Mephisto auf die Bühne. Daß ihm alle Gestalten glci groß und gut gelingen, wäre zuviel verlangt; aber der Künstler verinag jeder cine interessante und zum mindesten eine unterhaltende Seite abzuge- winnen. Dem Mepkhisto hatte er verschiedene Gesichter verlichen ; er zeigte anfangs einen lustigen Teufel, der mit spöttishem Wohlbehagen si selbst und andere parodirt; in der zweiten Hälfte des Abends wird sein Mephisto aber unwirsch, gallig, brutal, als Fausten's Geistesflug sih nit willig seinen Absichten anpassen will. Der philefophische

Gehalt des mephistophelishen Geistes, der stets verueint, drang am schärfsten in der ersten Scene dur, als der gefangene arme Teufel deu Ausweg sucht. Die Schülerscene wurde glei auf dreiste Ironie angelegt, auh da, wo er - noch trocke¿nen Tones hâtte dociren sollen; eine Schlußsteigerung suhte der Darsteller dur ein noch lebhafteres Spiel der Hände und ter Mienen hervorzubringen. Trefflih paßte die teuflische Fronie in die Hexen- küche’ hinein; cin satauishes Wohlbehagen {hien von dem Satan auszustrahlen, als er sich in dem Stubl der Here streckt und mit den Kleinen und der Here frehe Späße treibt; man merkte, der Teufel war zu Haus. Die Scene in Auerbah's Keller spielte Mitterwurzer mit vornehmer, spöttisher Laune, desto derber trieb er es dafür in der Gartenscene mit Marthe, als ob er die Derbheit und Niedrigkeit von Marthen's Charakter versifliren wollte: aber felbst dieser Creatur gegenüber wäre die freche Unverblümtheit noch beleidigend gewesen. Von da ab ftellte Mitterwurzer die cynishe Kälte, die grimmige Ungeduld des Satans in den Vordergrund. Jede Sinnesänderung, jede Verstimmung zeichnete der Künstler interessant und fesselnd, aber der Gestalt fehlte der große allgemeine Zug, das geistige Band, das aus den vielen Theilen ein lebendiges Ganze macht. An Beifall fehlte es dem Gast so wenig wie den anderen mitwirkenden Künstlern, von denen jeder feinen Plat in anerkennens- werther Weise ausfüllte.

: Sing-Akademie.

Der junge Pianist Herr Anton Förster, der in Leipzig feine Studien bei Martin Krause gemacht hat, gab gestern ein Concert mit dem Philharmonischen Orchester, in welhem er zum ersten Mal vor dem hiesigen Publikum ershien. Das Concert von Beethoven (G-dur) spielte der sehr begabte Künstler mit großer technischer Sicherheit und sehr eingehendem Verständniß, wenn auch im Anfang eine enisse Unruhe seinem Daelas anzumerken war. Die ganze Bravour einer Virtuosität kam aber- erst in dem s{wierigen und sehr gental compo-

nirten Concert von H. von Bronsart (dem Theater-Intendanten in

Wetterbericht vom 18. März, 8 Uhr Morgens.

Sudraka. In

|

|

| 40R

lfius

öchsten Befehl : Wind. Wetter. höchsten Befehl

Mullaghmore | 769 |SSW_ 1 |bedeckt Aberdeen . . | 765 |NW 5 halb bed. | Ghristianfund | 755 |ONO 4/Schnee Kopenhagen . | 755 S 5 Schnee Stodtholm . | 746 |N 6 Schnee -H aranda . | 744 |NW 2 wolfenlos |—12 t Petersburg] 746 |WSW 1|bedeckt Moskau... | 748 |S 1 Regen Í Cork, Queens- | tówn . .. | 769 |NNW 3 wolkig Cherbourg . | 766 ¡NW 5|bedeckt lder... | 761 |NNW 7Sqnee ylt .... | 754 |WNW 5 halb bed.1) mburg .. | 755 |WNW 4'halb bed.2) winemünde | 749 |WSW 6'wolkig®) Neufahrwafser| 749 |W 2 halb bed.) Memel... | 746 |SW 2 bedeckt*) Ber ek 00 ¡WSW 2 bededt Tünfter .. | 7588 |SW 4bedeckt Karlsruhe . . | 763 |SW Wiesbaden . | 761 |W 2 bededckt München .. | 762 \NW_ 5 halb bed.!) Chemniß .. | 764 |WSW 3|[Schnee

Stationen.

Bar. auf 0 Gr.| U. d. Meeres\p red. in Millim

Temperatur in 9 Ce 59C.:

DO r ia

Anfang 7 Uhr.

Freitag: Der 4 wolfig 6)

De » e «(704 W 4\wolkigs) studirt: Ein Lustspiel. 4' wurzer, als Gast.)

ien... | 758 |WNW (halb bed. Breslau. | 754 |WNW 4 [bedeckt Ile dix . . | 768 |NNO 2 wolkenlos | ce s 1 wolkenlos Tilest 1 706 |ONO. “3 heiter

Nachts Schneeböen. 2) Nachts Schnee, _böig. ‘) Gestern und Nachts Schneeschauer. *) Nachts feiner Schnee. §6) Nachmittags Regen, Schnee und Hagel bei Sturm. ?) Nachts Schnee. §8) Mehrfach Schneeschauer.

Uebersiht der Witterung. as ae oCR aeg! an „E Südküste Schwedens, in Wechselwirkung mit einem vorm | - Kanal lagernden barometrischen Marimum starke big | fang 7 Uhr. stürmishe Böen über der Nordsee und westlichen Oft- see verursahend; auch im Binnenlande wehen böige, VOVS: starke westlihe Winde. Jn Deutschland ist as rößtentheils ist leihter Frost eingetreten; überall baben Niederschläge stattgefunden, meistens in Forum

Hamlet,

Hanyover) zur Geltung. Dies Werk, dessen erste Aufführung vor zwei Jahren mißlang, könnte erst in dieser jweiten und fehr vörtreff- lichen Wiedergabe zu feinem vollen Rechte gelangen. - Die beiden Haupt- säße enthalten originelle Motive und sind fehr kar in der Durchföhrüng gehalten, während das Adagio dur seine reizenden Cantilenen fesselt, Der s{önè Blüthner' {e Concertflügél kam der Ausführung \éhr zu statten. Am Schluß des Abênds spielte der Cóncertgeber noch zwei Klavierfoli von Liszt. Allen seinen Vorträgen folgte lauter und wohlverdienter Beifall. Das von Herrn érfurth geleitete Orchester, welches noch die Ouverture zur Ban erflôte®* von Mozart und Schumann's „Abendlied®* für Streichorchester zu Gehör brachte, leistete wiederum sehr Tüchtiges. , Saal Bechstein.

Der Pianist Herr Marx Pauer, der sih hier schon öfter mit Erfolg hören ließ, gab am Donnerstag einen Klavierabend, welchen er mit Mendeléfohn’s Präludium und Rude E-mo0II (im Sabhre 1838 componirt) eröffnete. ie stets an seinem Spiel anerkannte Sauber- keit und die ges{chmackvolle, höchst interessante Art seines Vortrags kamen der Wirkung des Stücks sehr zu statten. Ein gleiches Lob verdient die Auéfü rung der Sonate von Brahtns (op. 1), des Andante (F-dur) von Beethoven und mehrerer Stückè von Schu- mann, Chopin, Mes;kowêki und Liszt. Neicher Beifall folgte jedem Musifstück. :

Der Baritonist Herr A. van Eweyk aus Holland gab gestern ein Concert, in welchem er verschiedene Gesänge von Gagliano, Paifiello, Schubert, Schumann, Franz und anderen zu Gehör brachte. Seine sehr klangvolle und bis auf einen etwas unsiheren Tonanfaßz gut geshulte Stimme is vereinigt mit lebendiger und ges{chmackvoller Bortragsweife, durch welche „Blondel's Lied“ von Shumann, „Jm Herbft“ von Franz, „Sonnige Stunde“ von Berger und vier Duette von Brahms, in denen die Altistin Fräulein Freudenfeld erfolgreich mit- wirkte, ins günstigsteLicht gesezt wurde, fodaß das Publikum sich zu lebhaften Beifallsbezeugungen angeregt fühlte. Der Pianist Herr Hans Brüning, der sämmtliche Gesänge begleitete, trug außerdem noch einige Solostücke vor, in denen er sich als ein tüchtiger Pianist be- währte; nur în seiner Begleitung \törten cinige Härten des Anschlags.

Im Königlichen Opernhause wird am Montag (fünfter und leßter Gefellshaffsabend, Anfang 72 Uhr) „Der Freischütz" gegeben. Am 27. März findet eine Aufführung von Gluk's „Orpheus und Eurydike“ statt und für den 29. März ist Beethoven's „Fidelio“ in Ausficht genommen. Rubinstein's Oper „Unter Näubern“ geht im Verein mit dem Ballet „Die Nebe“ in der ersten Aprilhälfte in Scene. Rubinstein wird seine Oper selbst dirigiren.

Im Köntiglihen Schauspielhause feut Friedrih Meitter- wurzer am Montag fein Gastspiel als König Philipp in „Don Carlos“ fort. Am Donnerêtag findet die erste Aufführung von dem nach dem EGuglischen des Gilbert von Meery frei bearbeiteten Genre- bilde „Fort'ezung folgt* statt. Gleichzeitig geht „Ein Lustspiel“ ven Benedix neu einstudirt in Scene. In beiven Stücken spielt Mitterwurzer. Für Sonntag, Dienstag und Freitag sind Aufführungen von „Vasautasena* anberaunt. z

Im Deutschen Theater wird in dieser Woche der Schwank „Zwet glücklihe Tage“ morgen, Dienétag, Donnerstag und Senn- abend gegeben. „Der Talisman“ gelangt am Montag, Mittwoch und Freitag zur Aufführung.

Im Bexkliner Theater findet am Freitag bei aufgehobenem Abonnement die erste Aufführung von Shakespeare's «Biel Lärm um Nichts" mit Nuscha Butze und Ludwig Barnay in den Hauptrollen

Benußung der Dichtung des altindishen Königs / Scene gesezt vom Ober-Regisseur | Capitän Fracassa. Neu! Operette in 3 Acten S N ; | Max Grube. Anfang 7 Uhr. von F. Zell und N. Genée. Musik von R. Dellinger. Montag : Opernhaus. 71. Vorstellung. Auf Aller- S T OTE E E

9, U. leßter Gesellschafts. Abend. Der

Schauspielhaus.

E Deutsches Theater. Sontag: Zwei glüe- 1) Nachts harte Schneeceböen. *)_Gestern und | liche Tage. Anfang 7 Uhr.

Montag: Der Talisman.

Dienstag: Zwei glückliche Tage.

Berliner Theater. e Dirign erme u Ma 91 D ; ; Abends 7 : j militär. Evolutionen im 3. Act arrangirt von L. : hr: Der Hüttenbefiter, Abends/ 7{ Uhr Gundlach. Vollständig neue Ausstattung an Deco-

Montaa: De ig. An- | rationen und Kostümen. Hierauf: Zum 87. Male: Montag: Der Kaufmann von Veuedig. An Die Sirenen-Infel, „Ballet in 1 Uet von H: ierstag: Uri . (Ldwig Barnc egel. usik von R. Mader. Der choreogr. Thei Dienstag: Uriel Aeosta. (Ludwig Barnay ) von F d Haßreiter. Inscenirt durch den allet

s t . (Sensati L ; | Î b Lessing-Theater. Sonutag: Zum 2. Male: Anfang #4 Uhr. undlah. (Sensationeller Erfolg.) etter veränderlih und ‘allenthalben fälter. | ie Tragödie des Meusrhen, Anfang 74 Uhr. Montag: Heimath.

morgen Abend rolle, “morgen

welcher die dre Hartleben zur er

festgeseßt: Mont Am Donnerstag,

Victorten Sa1do

einschließli

Scene.

Donnerstag: „Fi

„Goldlotte“ Theaters, d Stückes vou Ed.

von „Goldlotte“

Fräulein Barkan Hände", am Di „Baronin Nuth“

am Montag wird „Der § Dienstag spielt Ludwig Barnay den Uriel Acosta, am Mittwoch wird er als Derblaÿ îim „Hüttenbesizer“ auftreten, während am Donners- tag das Lustspiel ,Der Veilchenfresser“ „wiederholt wird.

„Die Tragödie des Ménschen* wird im Lessing- Theater morgen, am Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Sonnabend wieder- holt werden. Am Montag und Freitag gelangt Hertnann Suder- mans Schauspiel „Heimath“ zur Darf Osterfeiertag bereitet das Lessing-Theater eine Matinée vor, bei

ftatt. Diese Vorstellung wird am Sonnabend wiebérholt werden

geht „Hamlet“ mit Ludwig Barnay.. in der Titel: Nachmittag „Dér Hüttenbesißer“ in Scene, Kaufmann von Venedig“ gegeben. Am

tellung. Für den - ersten

iactige Komödie „Hanna Jagert“ von Otto Erich sten Aufführung kommen soll.

Im Wallner-Theater ist der Spielplan der Woche wie folgt

ag: „Der Probepfeil“ ; Dienstag: „Die Orientreise“® :

Mittwoch: „Die Rofa-Dominos“; Freitag: „Die Großstadtluft“.

Sonnabend und Sonntag finden die {on ange-

kündigten Gastvorstellungen von Hedwig Niemann statt, welche in den etnactigen Schauspiel „A tempo“ von Erwin Montecorboli und in

us Lustspiel „Cyprienne*, welches bei dieser Gelegen-

heit zum ersten Mal im Wallner-Theater zur Aufführung gelangt, an allen drei Abenden auftreten wird. L:

Im Friedrih Wilhelmstädtishen Theater wird big nächsten Freitag „Der Bettelstudent“ gegeben. At Sonndäbend geht zum ersten Male „Capitän Fracassa“, Operette in 3_Acten von Rich. Genée und F. Zell, Musik von R. Dellinger, in

Der Spielplän im Kroll'\{chèn Theater ist für die laufende Woche aufgestellt wié folgt: Sonntag: / „Fra Diavolo“, Montag : „Die Nachtwandlerin“ (Amine: Frau Nevada als leßtes Auftreten), Dienstag: „Der wilde Jäger“, Mittwoh: „Der Troubadour“,

delio“ (Leonore: Frau Moran-Olden a. G.), Freitag:

„Silvana“, Sonnabend: „Don Paêgquale“.

Heißt die nächste Neuheit des Adolph«Ernst- lie mit Benußung eines älteren Mannstädt'schen Jacobson bearbeitet worden ist. Von der gegen-

wärtigen Nepertoireposse , Modernes Baby"on“, die bis zur Prémière

aussliezlih den Spielplan beherrschen soll, findet

morgen die vorlezte Sonntagsvorstellung statt.

Mit Ende dieses Monats beschließt das Wiener Ensemble im Thomas- Theater scin Gastspiel. Morgen ist die vorleßte Sonn- tagsvorstellung des Ensembles mit der Posse „Jhr Corporal“.

Im Neuen Theatèr wird morgen „Adrienne Lecouvreur“ mit

y, am Montag „Der Phonograph“ und „Kleine enstag und Mittwoh „Tosca“, am Donnerstag gegeben,

Für das Concert der jungen Violin-Virtuosin Fräulein Irene von Brennerberg aus Kopenhagen im Saal Bechstein am Dienstag, Abends 71 Uhr, hat die Altistin Frau Anna Groos8-Wek- warth ihre Mitwirkung zugesagt.

Im Concerthaufe findet am Montag ein Concert deg St. Thomas-Kirchen-Chores zum Besten des „Frauen-Vereins zu St. Thomas“ unter Mitwirkung der Concertsängerinnen Frau Alt- mann, Fräulein Paoli und des Baritonisten Herrn Kaifer statt.

(Fortseßzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweîten

Beilage.)

Sonnabend, . 25. März: Zum

Montag: Dieselbe Vorstellung.

Anfang 7 Uhr. Kroll's Theater. Sonntag

79. Vorstellung. Vasautasena.

Sonnabend : ie

in 3 Acten von E. Labiche.

Weinberger. Inscenirt dur den Sonntag: Nachmittags | Binder. Dirigent : Kapellmeister

meister Montag: Dieselbe Vorstellung.

denz- L. Direction: Si ; Freishügz. Nomantiswe Oper în 3 Acten von ivil trie Jabs D a O Carl Maria v. Weber. Dichtung von Friedri Kind | Champignol. (CRampiznsl e (nah der gleihnamigen Erzählung August Apels). Schwank in 3" Acten von Fevdeau Neu in Scene gefeßt vom Ober-Negisseur Tetlaff. Deuts v O Ie Q BeTe Dirigent : Kapellmeister Weingartner. Anfang 74 Uhr. Si S nb f Anfang 7L Uh Schauspielhaus. 78. Borstellung. Don Carlos, | ‘9! Sigmund Lautenburg. Anfang 75 Uhr. Jnufaut von Spauien. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Schiller. (König Philipp: Herr Friedrich Mitter- wurzer, als Gast.) : Dienstag: Opernhaus. 72. Vorstellung. Die | Anfang 7 Uhr. Hexe. Oper in 3 Acten von August Enna. nah Arthur Fitger's Drama „Die Hexe“, übersetzt von Mary von Borch. In Scene geseßt vom Ober- i Regisseur Tetzlaff, Dirigent : Kapell meister Dr. Muck. | Dienstag: Der wilde Jäger.

: Fra Diavolo,

Text Montag: Dritte poyuläre Vorstellung und letztes Gastspiel von Sgra. Emma Nevada. Die Nacht- wandlerin. (Amine: Sgra. Nevada.)

Victoria-Theater. Belle - Alliancestraße 7/8. Drama in 5 Aufzügen von Emil Pohl, mit freier S URAUN ; D ; Í Benußung der Dichtung des altindishen Königs Sonntag: Mit neuer Ausstattung: Die Reife um Sudraka. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Ptar Grube. Anfang 7 Uhr.

die Welt in achtzig Tagen. Großes Aus- aaa mit S ¡4 H Acten B O V; : von U. d’Ennery und Jules Verne. allet arran- Opernhaus. Mittwoh: 9, Symphonie der | ; 244

K. Kapelle. Donnerstag: Djamileh. Baja zi, irt vom Balletmeister C. Severini. Musik von

Freishüg. ebillemont und C. A. Raida. Anfang 74 Uhr.

x Montag und folgende Tage: Die Reise um die Nangtau. Die Puppenfee. Sonntag: Lohen- ;

arm ag! E R E Welt in achtzig Tagen.

Schauspielbaus. Mittwoch : Geschlossen. Donuers- ; u

tag, zum 1. Male: Fortseßung folgt. Neu ein- Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). (Herr Friedrih Mitter- | Sonntag: Adrienne Lecouvreur. Schauspiel in Freitag: Vasantasena. Sonn- | 5 Acten von Scribe und Legouvé. (Frl. Barkany a. G.) abend: Fortseßung folgt. Ein Lustspiel. (Herr | Anfang 74 Uhr. Friedri Mitterwurzer, als Gast.) Sonntag: Wil- helm Tell. (Herr Friedri Mitterwurzer, a. G.)

Montag: Der Phonograph. Schwank in 3 Acten von A. Bisson. Hierauf: Kleine Hände. Schwank

Theater Unter den Linden.

Zum 66. Male: Lachende Erben. Operette in 3 Acten von Horst und Stein. Musik von Carl

1. Male: Neu!

malgré Iui.) und Desvalliòres. In Scene gesetzt

Sonntag:

artift, Liter Ed. A. Ferron. Die

von Schnee, theilweise fanden auch Grauyelnböen statt. In Schottland herrsht außer in den west- lihen Küstengebieten Frostwetter. Schnechöhe zu Nügenwaldermünde 2, Hamburg 1, Cassel 4 cm. / Deutsche Seewarte.

Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele, Sonntag: Opern- haus. 70. Vorstellung. Der Freischüßz. No- mantische Oper in 3 Acten von Carl Maria v. Weber. Dichtung von Friedrich Kind (nach der gleihnámigen Erzäblung von Auguft Apels). Neu n Scene geseßt vom Ober-Negisseur Teßlaff. Diri- gent: Kapellmeister Weingartner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 77. Vorstellung. Vasantasena. Drama in 5 Aufzügen von Emil Pohl, mit freier

Dienéttag: Die Tragödie des Meuscheu.

Wallner-Theater. Sonntag: Die Rosa- Dominos. Anfang 74 Uhr.

Montag: Der Probepfeil.

Dienstag: Die Orientreise.

Boranzeige. Donnerstag, 23. März: 1. Gastspiel von Hedwig Niemann. Cyprienne. A tempso.

Preise unverändert. Vorverkauf von Montag ab an der Tageskasse. 0

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater.

Chausseestraße 25. :

Sonntag: Der Bettelstubent, Operette in 3 Acten von F. Zell und-Richard Genée, Musik von Carl Millöcker. Anfana 7 Uhr.

Montag: Der Bettelstudent,

Adolph Ernst-Theater. Sonntag (vorletzte Sonntags-Aufführung): Zum 81. Male: Modernes Babylon. Gesangsposse in 3 Acten von Ed. Jacobfon und W. Mannstädt. Couplets theilweise von G. Göôrß. Musik von G. Steffens. In Scene gefeßt von Adolph Ernst. Anfang 7# Uhr.

Montag: Dieselbè Vorstellung.

Thomas-Theater. Alte Zakobftraße Nr. 30. Sonntag: Gesammt - Gastspiel des Wieuer En- semble unter Leitung des Directors Frauz Josef Graselli. Zum 9. Male: Jhr Korporal, f e mit Gesang in 5 Acten von Carl Costa. Musik von Carl Millöcker. Anfang 74 Uhr.

Montag : Dieselbe: Vorstellung. -

Urania, Anstalt für volksthümlihe Naturkunde.

Am Landes - Aus\tellungs - Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 ge 9 G |

Concerte.

Concert-Haus, Leipzigerstraße 43. Sonntag: Karl Meyder-Conucert. Anfang 6 Uhr.

Montag: Concert des St. Thomas-Kirchen- Chors zum Besten des „Frauen-Vereins zu: St. Thomas“ unter gütiger Mitwirkung der Concert- fängerinnen Frau Altmaun und Frl. Paoli und dés Baritonisten Herrn Kaiser. Anfang 71 Uhr,

Saal Bechstein, Linkstraße 42. Sonntag, Anfang 7 Uhr: V. musikalische Aufführung des König'schen Couservatoriums,

Montag, Anfang 74 Uhr: Concert von Hedw. H. Wolfradt (Gesang) und Achille C. Vau- Doeuvre (Cello), unter gefälliger Mitwirkung der Pianistin Fräulein Auguste Götßz:Lehmaun.

Circus Renz (Carlstraße.) Sonntag: 2 große

Borstellungen. In beiden Vorftellungen : Auftreten"

sämmtlicher. Künstlerspecialitäten ersten Ranges, fowie Borführen und Reiten der. bestdressirten Frei- heits- und Schulpferde. Nachmittags 4 Uhr (ein Kind unter 10 Jahren frei), Zur Belustigung der Jugend besonders gewähltes Programm. Zum Schluß: Die lustigen Heidelberger. Ab?2nds

7E Ubr: E Ein Künftlerfest, “Fug

Große Ausstattungs - Pantomime vom Hofballet- meister A. Siems. Mit überraschenden. Licht- und Wassereffecten und auf das Glänzendste inscentrt vom Director Franz Renz. Costume. Nequisiten, Wagen vollständig neu. Unter Mitwirkung des ge- sammten Personals. Neue Einlagen mit groß- artigen Lichteffecten. S“ Kinder - Orchester neu beseßt, neue Musik. “F Ballet von 100 Damen, Großartiger, in folher Pracht noch niemals gesehener Blumencorso. Zum Schluß: Großes Brillant- Feuerwerk. Außerdem u. a.: Mr. James Fillis mit dem Schulpferde „Germinal“. 7

Montag, Abends 74 Uhr: Große -Vorstellurg mit neuem Programm und Ein Küustlerfest.

P T E o E N O A Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Elfriede Gundermann mit Hrn. Lieut. Fuhrmann (Gutshdorf— Jauer).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Ländrath von, Basse (Hagen i. W.). Hrn. Hans von Choltitz (Wiese gräflih). Eine Tochter: Pen:

Regierungs. Assessor Lohmann (Berlin). en. Prem,-Lieut. Grafen von der A}seburg . (Berlin). Hrn. Gymnasial-Oberlehrer Notter (Breslau).

Gestorben: Hr. Kanzlei-Rath Wilhelm Richter (Berlin).

Redacteur: Dr. §. Klee, Director. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Austalt, Berlin Lad Wilhelmstraße Nr, 32,

Acht Beilagen (eins&liez! ih Börsen-Beilage).

zum Deul chen Reichs-Anz

M 67.

Erste Beilage

Berlin, Sonnabend, den 18. März

E ————

eiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

[93

Deutsches Neicch. Rüben-Verarbeitung sowie Einfuhr und Ausfuhr von Zucker im deutshen Zollgebiet

Zahl

der 2 ¡ Zucer- VBETWATl Un 0s Be Lie Fa- briten, Steuer-Directiv-Bezirk die (Steuer-Directiv-Bezirke.) Rüben verarbeitet haben.

im Monat Februar 1893.

Verarbeitete | von ausländischem

l. Einfuhr TII. Ausfuhr von inländishem Zucker

Zucker in den freien der Klasse:

Nüben- Berkehr.

A mengen. Maffinirter|

| | i | bi | C i: Nohzuker. S | | Zucker. |

| des Geseßes vom 31. Mai 1891.

Ostpreußen Westpreußer Brandenburg Pommern

Posen . Schlesien S Schleswig-Holstein Hannover Westfalen Hessen-Nafsau Mheinland

100 kg netto. 12241)

94 9290|

47 530

|

12 300)

[s

Bayern Sachsen . Württemkerg Baden

Hessen Mecklenbuïg Thüringen Oldenburg Braunschweig Anhalt

Lübcck . Bremen Hamburg Elsaß-Lothringen

Luxemburg

48856| 10924

6) g 4 : 176290 115 14 A A

- 115 E

| 7

: E Hicrzu in den Monaten August 1892 bis Januar 1893 .

147 423 241 | 198 200| 2116 T4 29 7544 6: 2097 9567| 1206 281| 26236

Zusammen August 1892 bis Februar 1893 D s)2

IÍn demselben Zeitraum des Vorjahres

*) Die Abweichung von der vorjährigen Ucbersicht beruht auf

Berlin, im März 1893.

taiserlihes Statistische

Personalveränderungen. Königlich Preußische Armee.

Dee Porte Sade X GEriennungen, Beförderungen und Verseßungen. Jm activen Heere. Berlin, 11. Värz. Graf v. Beroldingen, Königl. württemberg. Pr. Lt. a. D., biëher à la suite des Ulan. Negts. König Karl (1. Württemberg.) Nr. 19 und commandirt zur Dienstleistung bei dem 2. Garde-Ulan. Vîgt., in der Preuß. Armee und zwar als Pr. Lt. mit cinem Patent vom 15. Februar 1888 bei dem 2. Garde-Ulan. Negt. angestellt. E _

Berlin, 13. März. Graf v. Hessenstein, Lt. zur See a. D,., zuleßt von der Res. des See-Offiziercorps,. bis zum 17. d. M. Lt. in der Schuktruppe für Deutich-Ostafrika, mit dem 18. d. M. in der Armee, und zwar als Pr. Lt. der Nef. des 1. Thüring. Inf. Negts. Nr. 31, vorläufig ohne Patent, angestellt und vom 1. April d. F. ab auf ein Jahr zur Dienstleistung bei diesem Negt. commandirt. Jo- hannes IL, Sec. Lt. a. D., früher im 4. Oberschles. Inf. Negt. M037 DSAU TT D in der Schußtruppe für Deutsch- Ostafrika, mit dem 18. d. M. in der Armee und zwar als Sec. Ll mit seinem Patent bei dem Füs. Negt. Prinz Heinrich von Preußen (Brandenburg.) Nr. 35 wiederangestellt.

Militär-Justizbeamte.

Durch Verfügung des General-Auditeurs der Armee. 15. März. Dr. Aulhorn, Justiz-Rath, Div. Auditeur bei der 20. Div., zur 1. Garde-Inf. Div, Bauer, Div. Auditeur bei der 10. Div., zur 20. Div., Esche, Garn. Auditeur zu Glaß, als Div. Auditeur zur 10. Div, sämmtlih zum 1. April d. J. verseßt.

Beamte der Militärverwaltung.

Dur Verfügung des Kriegs - Ministeriums. 3. Fe- bruar. Schwanke, Kasernen-Insp. in Neubreisach, zum Garn. Verwalt. Insp. ernannt.

6. Februar. Scholz, Kasernen-Insp. auf dem Art. Schieß- vlaß bei Hagenau, auf seinen Antrag zum 1. Juni 1893 mit Pension in den Nuhestand versett.

14. Februar. Hantke, Kasernen-Insp. in Köln, auf seinen Antrag zum 1. Mai 1893 mit Pension in den Nuhestand verseßt.

17. Februar. Ney, Garn. Verwalt. Insp. in Wandsbeck, nach Krotoschin, Baumert, Kasernen-Insp. în Saarbrücken, nah Wandsbcck, Rademacher, Kasernen-Insp. in Meß, nah Saar- brücken, verseßt. Schmiß, Militäranwärter, als Kasernen-Jnsp. in Köln angestellt. e |

22. Februar. Schulß, Militäranwärter, als Kasernen-Jusp. in Königsberg i. Pr. angestellt. E

28. Februar. Zaar, Baurath, Garn. Bau-Insy. in Berlin (Baukreis südlich von Berlin), nach Magdeburg verseßt und mit Wahrnehmung der Geschäfte des Intend. und Bauraths der Intend. 1V. Armee-Corps beauftragt. J l

6. März. Hengstenberg, Intend. Secretär von der Intend. dcs XV., Armee-Corps, Stock, Intend. Secretariats-Assist. von der Intend. des V, Armce-Corps, zum 1. April 1893 zur Intend. 117. Armee-Corps, Hoffmann, Kasernen-Insp. in Königsberg i. Pr., auf feinen Antrag zum 1. Juli 1893 mit Pension in den Nuhestand, verseßt. E e

7. März. Sabin, Garn. Verwalt. Insp. in Lissa, auf seinen Antrag zum 1. April 1893 mit Pension in den Nuhestand, Zantopf, Kasernen-Jnsp. in Kosel, nah Lissa, Heiß ler, Kasernen- Insp. in Breslau, nah Kosel, versetzt. j

8, März. Gebauer, Nehnungs-Nath, Bekleidungsamts-Rendant vom 1. Armee-Corps, zum V11. Armee-Corps, Ermi sch, Bekleitungs- amts-Rendant vom V11. Armee-Corps, zum 1. Armee-Corps, beide ¿um 1. Juli 1893 versetzt.

) S9 O2 7785 6 39 2342993| 1404481| 28 992 94 8389 022j 19 869 22 14 *)2 921 727|*)1246093| *) 23 179

nahträglih eingegangenen Berichtigungen.

Amt. von Scheel.

9, März. v. Salisch, Zahlmstr. vom 3. Bat. Magdeburg. Füs. Negts. Nr. 36, auf seinen Antrag zum 1. April d. J. mit Pension in den Ruhestand versetzt. Kirstein, Bekleidungsamts-Assistent auf Probe, beim 1V. Armee-Corps endgültig angestellt.

Kaiserliche Marine.

Offiziere x. Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Berlin, 13. März. Holländer, Mascinen- Ober-Ingen., zum Stabs-Ingen.,, Hempel L, Maschinen-Ingen., zum Maschinen-Ober-Ingen., Hoffmann 1., Maschinen-Unter-Ingen., zum Maschinen-Ingen., Eiermann, Ober-Maschinist, zum Maschinen- Unter-Ing., Trient, Vice-Seecadett der Nes. im Landw. Bezirk Hamburg, zum Unter-Lt. zur See der Nes. des See-Offizier-Corps, befördert.

Abschiedsbewilligungen. Berlin, 13. März. Bechtold, Scccadett, zur Nes. der Marine entlassen.

Schußtruppe für Deutsch - Ostafrika.

Berlin, 13, März. Graf v. Hessenstein, Lt. zur See a. D,, Johannes 11, Sec. Lt. a. D., scheiden mit dem 17. März d. F. aus der Schuztruppe für Deutsh-Ostafrika aus. Zugleich werden beide mit dem 18. März d. J. in der Armee, und zwar ersterer als Pr. Lt. der Res. des l. Thüring. Inf. Negt. Nr. 31, vorläufig ohne Patent, leßterer mit scinem Patent als Sec. Lt. bei dem Fü]. Megt. Prinz Heinrih von Preußen (Brandenburg.) Nr. 35, angestellt. j

Dr. Widenmann, Assist. Arzt 1. Kl. a. D., bisher vom Inf. Negt. König Wilhelm 1. (6. Württemberg.) Nr. 124, Dr. Wagner, Assist. Arzt 2. Kl. a. D., bisher vom Gren. Negt. König Karl (0, Württemberg.) Nr. 123, beide mit dem 8. Marz d, J. der Schußtruppe für Deutsch-Ostafrika zugetheilt.

Deutscher Jieichstag.

69. Sitzung vom Freitag, 17. März 1 Uhr.

Die erste Lesung der Novelle zum Unterstüßun gs- wohnsißgesehß wird fortgeseßt.

Ueber die Rede des Abg. Dr. Baumbach, der zuerst das Wort hatte, ist bereits in der Nummer vom Freitag berichtet worden. Darauf nimmt das Wort der

Staatssecretär Dr. von Boetticher:

Meine Herren! Nachdem die Nedner der großen Parteien dieses Hauses sih über die Vorlage geäußert haben, is es wohl an der Zeit, daß ih den Eindruck \childere, den die verschiedenen Ausführungen auf mich gemacht haben.

Ich kann ja mit der Aufnahme, die die Novelle zum Untcr- stüßungswohnsiß bei den Parteien des Hauses gefunden hat, ret zu- frieden sein; alle Parteien, vielleiht mit Ausnahme der focialdemo- kratishen, sind mit der Tendenz der Vorlage einverstanden, und auch der Herr Vertreter der socialdemokratischen Partei hat sich wenigstens rücksichtlih einiger Punkte, deren Regelung die Vorlage in Ausficht nimmt, nicht ablehnend verhalten. Wenn der Wunsch ausgesprohen ist, dh bei dieser Gelegenheit der Versu gemaht werden follte, zu ciner einheitlichen Regelung unscrer Armengeseßzgebung im Neich zu gelangen, so kann ich den Wunsch, daß man die Bestrebungen auf eine Ver- ständigung der einzelnen gegenüberstehenden Auffassungen fortsetzen möge, durchaus theilen, und ih sehne felbst lebhaft den Zeitpunkt

herbei, in welchem wir in Deutschland ein übereinstimmendes Armen- recht haben werden. Allein, meine Herren, ih habe zu den Aeuße- rungen, die in dieser Beziehung gefallen sind, zunächst zu bemerkten, daß der Herr Vorredner, der Abg. Dr. Baumbach, doch wohl etwas zu weit geht, wenn er die Frage ernstlicher Erörterung für werth erklärt, ob es noch zulässig sei, und ob es mit den Grundfäßen unserer Verfassung verträglih “ersheine, wenn in einem deutshen Staat abweihend von den übrigen Bundesstaaten das Heimathsprincip in Geltung sei. Es ist ihm, als er diese Bemerkung machte, bereits entgegengehalten worden, daß die Aufrechterhaltung des Heimathsprincips in Bayern in dem bayerischen NReservatreht ihre rechtlihe Unterlage habe, und es ift garnicht zu bezweifeln, daß damals, als man das Unterstüßungswohnsißgeseß des Norddeutschen Bundes auf ganz Deutschland übertrug, Bundesrath sowohl wie Reichstag keine grundsäßlihen Bedenken dagegen gehabt haben, daß ‘es bei der vertragsmäßigen Sonderstellung des Staats Bayern auf diesem Gebiet zu bewenden habe. Ich glaube auch nit, daß der Herr Vorredner so weit hat gehen wollen, diesen Zustand als einen ungeseßlihen und der Verfassung widersprechenden hinzustellen ; er hat nur sagen wollen, er müsse wünschen, daß die im übrigen Deutschland geltenden Grundlagen des Ünterstützungswohrsitzwesens demnächst auch in Bayern zur Geltung kommen.

Was nun, meine Herren, die Anregung betrifft, bei dieser Gelegen- heit cine grundsäßlihe Aenderung der Armenfürsorge herbeizuführen, so bin ih der Meinung, daß es völlig aus\fihtslos sein würte, in diesem Moment den alten Streit wicder anzufachen, in welchem man in früheren Sessionen zu einem Friedens\{luß nit hat gelangen können. Ih versprehe mir von der Aufnahme der früheren Discussion zur Zeit garkein Resultat. Man kann ja durch Majoritäten vieles machen, aber man darf si darüber nicht täuschen, daß man, möge man*sih für das cine oder das andere Princip : für die Heimath oder für den künstlihen Unterstügengöwohnsiß entscheiden, bei einem großen Theil der Bevölkerung Empfizdungen, die doch au ihre Berechtigung haben, verleßzen wird, daß man Interessen verleßen wird, an denen man in den einzelnen Bundesstaaten mit großer Lebhaftigkeit festhält. Und das, meine Herren, wünschen wir zu vermeiden. Wir geben uns, wie ih das bereits bei früheren Gelegenheiten auszufüßren die Chre hatte, der Hoffnung hin, daß, je länger und je mehr die socialpolitische Gesetzgebung das geleistet haben wird, was wir uns von ihr versprechen, auch der Streit um das Princip der Arnen- unterstüßung an Heftigkeit verlieren, das Interesse an der Festhaltung des lich gewordenen Princips abnehmen wird. Dann werden wir leichter zu einer Verständigung über den Gegenstand des Streits fommen.

Wenn gestern der Herr Abg. Stolle die Meinung auêgesprochen hat, in Bezug auf die Armenbudgcets der einzeluen Armenverbände set bisher eine Wirkung der socialpolitischen Gesetzgebung nicht zu \püren gewesen, fo ist diese Behauptung nad) meiner Ueberzeugung und uach- weisbar unrichtig. Jh weiß nicht, wie der Herr Abg. Stolle diese Behauptung ausrecht erbalten will hon gegenüber der ganz allgemeinen Betrahtung: wo bleibt denn das Geld, das die Krankenkassen an die bei ihnen versicherten Personen in Krankheits- fällen zahlen; wo bleibt die Unfallrente, die im Falle dex Verunglükung des Arbeiters, der gegen Unfälle versihert wird, ausgeroiesen wird, wo bleibt denn dje Alterérente 2? Sind denn alle Empfänger dieser Nenten und dieser Unterstüßungen solhe Leute, die auch aus eigenen Mitteln \i{ch in den Fällen der Noth sichern könnten? Nein meine Herren, die Sache licgt gerade umgekehrt: es bandelt sich in der Mehrzahl der Fälle um Personen, die, wenn sie nit die Unter- stützung aus der Kraukenkafse, Verufsgenossenshaft, Versicherungs- anstalt empfingen, der Armenpflege rettungslos anheimfallen würden. Es liegt nur hier eine sehr interessante Darstellung der Wirkungen vor, welche in Berlin die ocialpolitische Gesetzgebung auf die Armen- pflege der Stadt Berlin auégeübt bat. Diese Arbeit ist verfaßt von eincm höheren Communalbeamten, der auf diesem Geschäftsfeld thätig ist. Derselbe kommt zum Schluß seiner Betrachtungen zu Ueberzeugung, daß die Einwirkung der focialpolitischen Gesctzgebung auf die Entlastung der Armenpflege {on jeßt eine ganz unverkennbare sei, daß sie sich aber in Zukunft noch in weit höherem Maße geltend machen werde. Diese Arbeit ist-aus dem Jahre 1891. Es ist darin die Statistik, abgesehen von dem Zweige der Alterêversicherung, bis ¿um Jahre 1888 beigebraht. Da ergiebt sich beispielsweise, was die Krankenversicherung anbetrifft, daß die Hauskranken in Berlin, die von der städtischen Armenpflege verforgt werden mußten, vor Erlaß unsercs Krankenversicherungêgesetes 4,66 °%/o der Civilbevölkerung der Stadt betrugen, nach Erlaß dieses Geseßes aber bereits im Jahre 1887/88 fich vermindert hatten auf den Procentsat von 2,93. Dabei kommt noch in Betracht, daß jeßt dur die Krankenkassen für eine viel größere Anzahl von Krankhbeitsfällen Fürsorge getroffen wird, als früher. Der Verfasser dieser Schrift sagt çanz rihtig: Nah Emanation des Krankenkassengesetzes ist in den arbeitenden Klassen das Gefühl vorherrschend gewesen: wir wollen doch einmal versuchen, was diese Krankenversicherung leisten kaun. Man hat sich auch in solchen Fällen, in denen es sonst dem Arbeiter niht cingèfallen sein würde, die Armenpflege in Anspruch zu nehmen oder auf öffentliche Kosten einen Arzt zu reguiriren, doch an die Krankenkasse gewendet, welche Krankengeld und freie ärztlide Bes handlung gewährt. So ist es cekommen, daß die Ziffer der Krank- heit8fälle, wie sie si hiér darstellt, noG viel böber ist, als sie eigent- lih gewesen sein würde, wenn dieselben Verbältnisse maßgebend gewefen wären, wie vor Erlaß des Krankenkafsengeseßes. Dieselbe Erscheinung ist bezügli der Unfallversicherung wahrzunehmen gewe?en. Da sagt der Verfasser :

Die Unfallversiherung mit ihrer fortlaufenden Nente an Ver» leßte und ihre Hinterbliebenen wird mit der Zeit auf die Armen- pflege einen starken Einfluß ausüben. Nun läßt sih hier das Maß der Einwirkung noch s{werer erkennen. Gerade der Unfall wirkt durch feine Plöglichkeit, durh das Unvorbergesehene noch s{werer,

und man wird mit der Annahme nicht feblgehen, daß früber der

S I E R E E E E SEAA E

I P