1893 / 69 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 21 Mar 1893 18:00:01 GMT) scan diff

j Im Kroll’shen Theater gelangt morgen nach längerer aufe „Der Troubadour* in theilweise neuer Besebung zur Auf- ührung. Die Partie des Grafen Luna wird zum ersten Male von Herrn Bertram, die der Azucena von Fräulein Ippen gesungen.

Im Neuen Theater geht am Donnerstag das einactige Schauspiel „Der eiserne Graf“ von Ferdinand Nunkel zum ersten Male in Scene. Hierauf folgt zum leßteu Male „Baronin Nuth“.

Für das große Wob lthätigkeits-Concert zum Besten der Unterstüßungsfasse und der Fortbildungéshule des Vereins Berliner Kaufleute, welhes in der Philharmonie ‘am Donnerstag Abend 75 Uhr stattfindet, haben die Herren Ka1imer- sänger Franz Krolop und Hofopernsänger Nicolaus Rotbmühl, die Concertsängerin Fräulein Eva von Wurmb und der Waldhorn- Virtuose Louis Savánt aus Wien ihre Mitwirkung zugesagt. Ernesto Confolo, der bekannte Mailänder Klaviervirtuose, wird in feinem zweiten hiesigen Concert mit dem Philharmonischen Orchester in der Sing-Akademie am 23. d. M. die Klavierconcerte in D-moll von Bach und A-mol1ll von Grieg, sowie Klaviersoli von | des

Mannigfaltiges, à onds ift bereits mehr als eine Million Mark gezeihnet worden, gfaltig | haben fich fchon gegen 3000 Aussteller gemeldet s : Ie

Geftern Vormittag ist in Gegenwart des HOBLA Dr. Jabnel und der gesammten katholishen Geistlichkeit von Berlin sowie im Beisein“ mehrerer Stadtverordneten der Grundstein zu der neuen katholischen Piuskirche (in der Pallisadenstraße) gelegt worden. Das neue Gotteshaus, dessen Bau über 400 000 kosten wird, fog. wie die „Tâgl. R.* mittheilt, bis zum Herbst fertiggestellt werder. i

Die Kirche, die nah Baumèêister Hasak's Plänen im Stil der märkischen

Ziegelbauten ausgeführt wird, foll 1400 Sitpläte erhalten. | EESZE BET- A E T A E E x aon

nung. Für das V. Armee - Corps erschien der commandirende Die Urania ist jeßt il fürer Premièren-Epoche Fode M5 : Vot x ; L ; : M E L eun : Urania ist jeßt. ièren-E Jede Woche : ç c Versicherungen darüber beigebraht. Fn dem Prozeß is man darau General P E, In Fen unteren Räumen Jammelten sich um den brachte einen ‘neuen, interessanten Vortrag. Nachdem die s L | Dentscher Reichstag : 2 A S nicht Aa, cuitties, E (B V Sage a Dber-Befehls aber in Fen Zane, en Benera.T-berslen der Infanterie nomische und die physikalishe Abtheilurg der vielverzweigten Anstalt 71. Sißung-vom Montag, 20. März, 1 Uhr. compliciren wollte. Zweitens it bei dem Prozeß festgestellt worden, G S Ms E E E iner M ale e Da DOrgetls L haben, e fich nun au Zur Berathung steht der RNeihshaushalts-Etat für | daß die Läufe derart geshmirgelt worden sind, daß fie nach Ansicht 9. Ur} (e Ans | ie biologishe. Im roßen Saale der Urania ind viele U Ee) Ee E ines ändi Y 0.1 Treffsi V

g groß e de f viel 1893/94 in dritter Lesung. eines Sachverständigen an Metall, d. h. an Treffsicherheit verloren.

Ueber den Beginn der Verhandlung is} bereits in der

Erste Beilage | zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Slaals-Anzeiger.

Berlin, Dienstag, den 21. März 1893.

. Der commandirende Genéèral des Garde-Corps, - General der . Infanterie Freiherr von Meer f ch eidt-Hüllessem erhielt heute zur Feier des fünfzigjährigen Dienstjubiläums hon am frühen Morger zahl- reiche Blumenspenden, Telegramme und Glückwünsche. Um 10 Uhr erschien Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrih Leopold. Eine Abordnung des Infanterie - Regiments von Boyen (5. Ostpreußisches) Nr. 41, dessen Chef der Jubilar seit 1890 is , überbrachte als Jubiläuméêgabe einen kostbaren Ehrendegen. Auch das Infanterie- Regiment von Borke (4. Pommersches) Nr. 21, in tem der General feine Dienstzeit begonnen, entsandte eine Abord-

es mir leid thut, ihn heute hier zu schen. Denn der Umstand, daß er Mitglied dieses hohen Hauses ist, und die Achtung, die ih vor diesem hohen Hause habe, hindert mich, ihm dasjenige zu erwidern, was ich ihm sonst erwidern würde. (Sehr gut ! links.)

Ich will auf die Einzelheiten, die der Herr Abgeordnete vor- gebracht hat, niht eingehen, bin au dazu ggr nit im stande.

Kat ers, Allerhöhstwelher die Uniform des Infanterie- | neue mifroskopishe Präparate, auch von lebenden Objecten Es ist ferner festgestellt worden, daß Nachts ein Balancier in Benußung

unter denen namentlich der Blutkreislauf, an einein genommen wurde. Es ist festgestellt worden, daß eine ganze Anzahl

Mendeléfohn, Sgambati, Liszt und Chopin zu Gehör bringen.

Im Concerthaus werden morgen die Herren Rößler und Spohr Titl’s „Serenade“ für Flöte und Horn, Herr Steffens „Nach- klänge aus dem Zillerthal“ für Cornet à Piston von Hoch und Herr Nößler „Le Tremolo“ für die Flöte von Demerssemann vortragen.

Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei * der gestern fortgeseßten Ziehung

188. Königlich preußischer Klajsenlotterie

der Nachmittags-Ziehung :

2 Gewinne von 5000 M auf Nr. 47 685. 47 494.

3 Gewinne von 3000 # auf Nr. 163 236.

2 Gewinne von 1500 M auf Nr. 24 018.

7 Gewinne von 500 #4 auf Nr. 147 419, 171 893, 174310. 186 889,

18 Gewinne von 300 # auf Nr. 9139, 11 818. 18 480. 54 186. 98 240. 103 040. 106 532. 115 289.

42 108. 48 546. 49 817.

71 480.

153 025. 92 798.

19 803. 66 257. 139974.

Bei der heute fortgeseßten Ziehung der

188. Königlich preußischen Klassenlotterie fielen in der Vor-

mittags-Ziehung :

1 Gewinn von 30 000 M auf Nr. 73 725. 19.

l Gewinn von 5000 M auf Nr. 58 8 1 Gewinn von 3000 M auf Nr. 180 674. 1 Gewinn von 1500 M auf Nr. 52781.

9 Gewinne von 500 M auf Nr. 2445. 15722. 239282. 52 268. 72 642. 108618. 125 701. 158 510. 178 361. 18 Gewinne von 300 M auf Nr. 10 173. 21 717. 35 381. T11T164 1 42001 4

46 342. 65 791. 65 941. 105 442. 105 937. 129327. 129864. 135 448. 140153. 157563. 161 729.

45 421, 15 868. 25 138. 33 249.

125 Uhr das festlihe Haus. e. D r

der 3. Klasse | ments z. F. mit seinem

neen 10. | um feine Glückwünsche

wünshenden befanden si

185 118.

65 161.

von Steininger u. a.

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gestern in Gegenwart Natls Dr. S{neider von statt, die mit der feierlichen

3. Klasse der ausg tellt.

Wie hiesige Blätter

Commerzien-Rath L. A Borsitßenden bilden den IDT

17 466.

Spindler.

Wetterberiht vom 21. März, 8 Uhr Morgens.

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Wind. Wetter.

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Wien 1| Schnee | Dau. 2\Shnee | Dle d'Aip | e: N

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1) Nachts Regen, Horizont Dunst. 2?) Nachts Scnee. #) Nachts Schnee, Morgens Nebel. 4) Reif. 5) Dunst. 6) Nachts Regen. 7) Nachts, früh Regen.

Uebersicht der Witterung.

Die Luftdruckvertheilung hat sich seit gestern wenig verändert. Ein umfangreihes Hochdrukgebiet liegt über West-Europa, eine Devression über Nordost- Europa. Die Luftbewegung ist über Central-Europya \{chwach, im Norden aus westlicher bis nördlicher Richtung bei trüber Witterung, während im Süden leichte östlihe Winde bei vielfa heiterem Wetter vorwiegend find. Jn Deutschland ist die e age ire allenthalben gestiegen und hat sich die Frostgrenze ostwärts bis zur russishen Grenze verlegt, indessen liegt die Temperatur im Binnenlande noch fast überall unter dem Mittelwerthe, vielfach is Regen oder Schnee gefallen, meist jedo in geringer Menge. Das Hochdruckgebiet scheint \ich nordostwärts auszu- breiten und daher dürfte, insbesondere für das nörd- lihe Deutschland, demnächst ruhiges, sonniges Wetter

zu erwarten sein. Deutsche Seewarte. Theater - Anzeigen. Königliche Schauspiele, Mittwoh: Opern-

haus. Keine Vorstellung. d

Neunter Symphonie- Abend der Königlichen Kapelle. Dirigent: Herr Felix Weingartner, Königlicher Kapellmeister. Solisten: Die Mitglieder der König- lichen Oper Frau Herzog und Frau Göge, die Hérren Sylpa und Krolop. Chor: Der Königliche Opernchor.

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Regiments von Boyen angelegt hatte. In einem zweiten Wagen folgte der dienstthuende Flügel-Adjutant Major von Hülsen mit der al bestimmten Büste Seiner Majestät des Kaisers. Allerhöchsten Kriegsherrn erfolgte sodann die Ueberreihung des Ghren- geschenks des Garde-Corps, bestehend .aus einem fostbareu Album, in dem mit dem Kaiser sämmtliche Offiziere des Corps, nah Regimentern geordnet, ihre Namen eingezeihnet hatten. s Auch Seine Kaiserlihe und Königliche Ooheit der Kronprinz erschien in der Uniform des Ersten Garde-Negi- Gouverneur, darzubringen. ferner Seiner Majestät des Kaisers mit dem General von Hahnke, eine Ab- ordnung des 111. Armee-Corps mit dem General von Versen, die Offiziere des Militär-Biltungswesens mit dem General von Keßler, General Sallbah als General-Inspecteur der Fuß Artillerie, General von Strubberg, der Militär-Bevollmächtigte für Oesterreih:Ungarn Oberst

Im Heimathshaus für Töchter höherer Stände fand des Wirklichen Cultus-Ministerium die Jahresprüfung

Majestät der Kaiserin F riedri gestifteten Medaillen : war. Zur Entlaffung kamen 26 Schlilerinnen der Handels\chule. Fn G _— ti l 9 . y e 4 7 S s

den Sâlen der ersten Etage waren die Arbeiten der Gewerbeschule

berihten, hat sich der Berliner Gewerbe- Ausstellung 1896 nunmehr gebildet. Zum Borsitßenden i Commerzien-Nath Fritz Kühnemann, zum Erften Stellvertreter Baumeister B. Felish, zum Zweiten Stellvertreter M. Goldberger gewählt worden. Die drei Arbeitsauss{chuß. Der =2 | Ausschuß bestebt neben den drei Vorfißenden aus den (0. | merzien-Rath Dörffel, Director Fr. Goldshmidt, Emil Facob, Hr. Kunheim, CCommerzien-Rath Alb. Pfaff und Commerzien-Nath Karl Dem Vorstand gehörèn 47 Herren an.

ausgeftellt, s Ghrengabe In Gegenwart des | Theater wird Naums“

Der Kaiser verließ gegen entfaltet, die Major von Falkenhayn,

Unter den Glü-

Z z h großen noch das Hauptquartier

wiederlölen.

begegnet.

Geheimen Ober - Regierungs- | auf 29.

Rom,

Bertheilung der von Ihrer .W. T. B“

verbunden

Borftand der

geshäftsführende Herren (Fom-

Für den Garantie-

ersten’ Mal, übe reden Lebentprozefse der Bakterien entwieln. fannt, welche Wunder die Natur gerade hier auf allerkleinstem Gebiet unserem

Paris, 20. März. gemeldeten) Brande des Spirituélagers in Saint-Sóbast

umgekommenen Personen beläuft sich nah Mittheilung des , W. T.

21. März. im Eingange des Palais Marignoli eine große Petarde, wodurch einige Fenster derselben zerstört wurden. Menscher sind nicht verleßt worden. zum Palais des Marchese Sachetti, Oberst, Hof-Marschalls des Papstes, eine zweite große Petarde, trümmert wurden. Treppe eines Hauses in der Via Quattro Fontane, bevor sie erylodirte entdeckt und beshlagnahmt worden. i

New-York, 21, Mälz. Canada-Pacific-Bahn fand, wie Bergrutsch statt, wodur das Geleise in großem Umfang. zerstërt zwölf Personen vershüttet und mehrere davon todt aus! deu massen hervorgezogen wurden.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten

lebenden Fish gezeigt, großes Interesse einflößt. Im wissenschaftliche: morgen Herr Dr. Reinhold von Hanftein r „Bilder aus dem Thierleben des kleinftezn

zuni

und dabei namentlich auch die so bhohwihtigen

Gar Wenigen ift es wohl be

nur für mittlere Verhältnisse gefhafenez

Auge unmittelbar ebenso ewig verborgen bleiben, wie die allzu großen Wunder des Himmels. Am Donnerstag wird Herr Spies seinen ßen Experimentalvortrag mit Anwendung eines Stromes vor 20 600 Volt Spannung „Ueber elektrische Kraft * noch einmal Diefer ganz erperimente in Deutschland öffentli ist außergewöhnlichem Interesse

ore Vortrag, deffen Schluß, d noch niemals vorgeführt wurder uiht nur der betreffenden Fachkreife

Die Zahl der bei dem (in Nr. 68 d. Bl ten T. B“

Gestern Abend erxplodirte laut Meldung des

Heute Nacht erplodirte in der Einfahrt

wodurch viele Fensterscheiben zer

Eine andere Petarde ist heute Nacht auf de:

In der Nähs von Ottawa auf der „H. T. B." meldet, ein

Schutt

Beilage.)

Programm : 1) Ouverture „Die Abenceragen“ von Cherubini. 2) Symphonie C-dur mit der Fuge (Jupiter-Symphonie) von Mozart. 3) 9. Sympbonie mit Soli und Chören von Beethoven.

Billets: zu b, 5/4, 3, 2. Und 1 find in: der Hof-Musikalienhandlung von Bote u. Bock, Leipziger- straße 37, und an der Abendkasse zu haben.

Anfang 7{ Uhr.

Die öffentlihe Hauptprobe findet Mittwoch Vor- mittag 12 Uhr im Opernhause statt.

Billets zu 2 und 1 A sind bei Bote u. Bock und an der Theaterkasse zu haben.

Schauspielhaus. Keine Vorstellung.

Donnerstag : Opernhaus. 73. Vorstellung. Bajazzi (Pagliacci). Oper in 2 Acten und einem BVor- spiel, Musik und Dichtung von M. Leoncayallo, deutsch von Ludwig Hartmann. In Scene geseht vom Ober - Regisseur Teblaff. Dirigent: Kapell- meister Weingartner. Vorher: Djamileh. NRoman- tische Oper in 1 Act von G. Bizet. Text von L. Gallet, deutsch von L. Hartmann. Tanz von E. Graeb. In Scene geseßt vom Ober - Regisseur Tetlaff. Dirigent: Kapellmeister Weingartner. An- fang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 80. Vorstellung. Zum 1. Male: Fortseßung folgt. Zwei Scenen aus'der Komödie des Lebens, frei nah dem Englischen des W. S. Gilbert und Hans Meery. In Scene gefeßt vom Ober-Negisseur Mar Grube. -— Neu einstudirt : Ein Lustspiel. Lustspiel in 4 Aufzügen von Roderich Benedix. In Scene geseßt vom Ober-Negisseur Max Grube. (Bergheim: Herr Friedri Mitter- wurzer, als Gast.) Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Mitiwoch: Der Talis- man. Anfang 7 Uhr.

Donnerstag: Zwei glückliche Tage.

Freitag: Dex Talisman.

Berliner Theater. Mittwoch: Der Hütten- besitzer. (Nuscha Buße, Anna Braga, Ludw. Barnay, Ludw. Stahl.) Anfang 7 Uhr.

Donnerstag : Der Veilchenfresser.

Freitag: Bei aufgehobenem Abounement. 1. Male: Viel Lärm um Nichts.

Lessing-Theater. Mittwoh: Zum 5. Male: Die Tragödie des Menschen. Anfang 74 Uhr. Donnerstag: Die Tragödie des Meuschen,

Freitag : Heimath.

Wallner-Theater. Mittwoh: Die Rosja- Dominos. Anfang 74 Uhr. E

Donnerstag: 1. Gastspiel von Hedwig Niemann. Cyprienne. Vorher: A tempo.

Friedrih - Wilhelmfstädtishes Theater. Chausseestraße 25. Mittwoh: Der Bettelstudeut. 3 Acten von F. Zell und Richard Genée. von Carl Millöcker. Anfang 7 Uhr. Donnerêtag: Der Bettelstudent. Sonnabend: Zum 1. Male: Capitän Fracassa. Operette in 3 Acten von F. Zell und R. Genée. Musik von R. Dellinger.

Zum

Operette in Musßik

Residenz-Theater. Direction : Sigmund Lauten- burg. Mittwoh: Zum 12, Male: Die beiden Champiguol, (Champignel malgré lui.) Schwank in 3 Acten von Feydeau und Desvallidres.

Deutsh von Benno Jacobson. Jn Scene gesekzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 75 Uhr. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Kroll's Theater. Mittwoch: Der Trou- badour. Anfang 7 Uhr.

Donnerstag: Gastspiel der Frau Moran-Olden. Fidelio.

Victoria-Theater. Belle - Alliancestraße 7/8. Mittwoch: Mit neuer Ausftattung: Die Reise um die Welt in achtzig Tageu. Großes Aus- stattungsftück mit Ballet in 5 Acten (15 Bildern) von A. d’Ennery und Jules Verne. Ballet arran-

irt vom Balletmeister C. Severini. Musik von ebillemont und C. A. Raida. Anfang 75 Uhr.

Donnerstag u. folgende Tage: Die Reise um die Welt iu achtzig Tageu.

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). Mittwoch: Tosca. Schauspiel in 5 Acten von V. Sardou. Anfang 73 Uhr.

Donnerstag: Zum letzten Male: Baroniu Nuth.

Theater Unter den Linden. Mittwoch: Zum 69. Male: Lachende Erben. Operette in 3 Acten von Horst und Stein. Musik von Carl Weinberger. Jnscenirt durch den artist. Leiter Ed, Binder. Dirigent : Kapellmeister A. Ferron. Die militär. Evolutionen im 3. Act arrangirt von L. Gundlach. Vollständig neue Ausstattung an Deco- rationen und Kostümen. Hierauf: Zum 90. Male : Die Sirenen-Jusel, Ballet in 1 Act von H. Regel. Musik von R. Mader. Der choreogr. Theil yon Jos. Haßreiter. Jnfcenirt durch den Ballet- meister Herrn L. Gundlah. (Sensationeller Erfolg.) Anfang r. :

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Adolph Ernst-Theater. Mittwoh (legte Woche der Aufführung): Zum 84, Male: Modernes Babylon. Gesangsposse in 3 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theilweise von G. Görß. Musik von G. Steffens. In Scene gesezt yon Adolph Ernst. Anfang 7#{ Uhr.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

In Vorbereitung: Goldlotte. Gesangêposse in 3 Acten vou Ed. Jacobson und W. Mannstädt. (ouplets theilweise von G. Görß. Musik von G. Steffens.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße Nr. 30. Mittwoch: Gesammt - Gastspiel des Wiener En- semble unter Leitung des Directors Franz Josef Grasfelli. Lumpaci Vagabundus. Z3auber- vosie mit Gefang in 3 Aufzügen von Johann Nestroy. Anfang 74 Uhr.

Donnerstag : Einen Jux will er fich machen.

Urania, Anftalt für volksthümlihe Naturkunde.

Am Landes - T Wi - Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr.

Concerte.

Sing-Akademie. Mittwoch, Anfang 74 Ukr: Concert von Clara Bindhoff, unter gütiger Mit- wirkung der Pianistin Frl. Luise Tortilowius, des Concertmeisters Orn. Theodor Krelle, des

Königl. Kammermusikus Hrn. Eugen Sandow, es Componisten Hrn. Benno Horwißtz, sowie eines Frauenhors (Schülerinnen der Soncertgeberin).

Concert-Haus, Leipzigerstraße 48. Mittwech: Karl Meyder-Concert. Anfang 7 Uhr.

Duv. „Die diebishe Elster“ von Rossini. „Der König von BYyetot* von Adam. Phantasie aus „De: Prophet“ von Meyerbeer. „Spreewellen", Walzer von Müller. „Offerbachiana*, Potpourri von Conradît. „Le Tremolo“ für Flöte bon Demerssemann (Herr Nößler). „Nachklänge äus dem Zillerthal“ für Pifton von Hoch (Herr Steffens).

Saal Bechstein, Linkstraße 42. Mittwoch Anfang 73 Uhr: Klavier-Vorträge voi Professor

Heinxèch Ehrlich.

Circus Renz (Garlstraße.) “Mittwoch, Abends

77 Uhr: E Ein Künstlerfest, “ug

Groß? Ausf\tattungs - Pantomime vom Hofballet- meister A. Siems. Mit überra\schenden Licht- und Waffereffecten und auf das Glänzendfte inscentrt vom Director Franz Renz. Costume, Reguisiten, Wagen vollständig neu. Unter Mitwirkung des ge- fammten Personals. Neue Einlagen mit groß- artigen Lichteffecten. WEck Kinder - Orchester neu besetzt, neue Musik. “F Ballet von 100 Damen. Großartiger, in folher Pracht noch niemals gesehener Blumencorso. Zum Schluß: Großes Brillant- Feuerwerk. Außerdem u. a.: Mr. James Fillis mit dem Schulpferde „Germinal“. „Johanniter“ und „Alep“, in der hohen Schule geritten von Frl. D:eana Renz. Das borende Känguruh. Marietta und Belloni mit ihren dressirten Kakadus 2c.

Donnerstag, Abends 7+ Uhr: Große Vorstellurg mit neuem Programm und Ein Künstlerfest.

LCZGC HULECRSES M E RPSCRR S DAT C P E E TN E E N A A RETET H Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Elli Hübener mit Hrn. Ober- Regierungs-Rath Bodenstein (Magdeburg). Frl. Gleonore von Krogh mit Hrn. Prem.-Lieut. Karl von Strenge (Bremen). j

Geboren: Zwei Söhne: Hrn. Friy Grafen von Schwerin (Wendisch-Wilmerbdorf bei Lud- wigsfelde). Ein Sohn und eine Tochter: Hrn. Major Werner vow Alvensleben (Darm- stadt). Ein Sohn: Hrn. Pastor Gustav von Szczepaúski (Karrin bei Körlin a. d. Pers.). Hrn. von Woyrsch (Schwanowitz). Eire Tochter: Hrn. Pastor Dr. Schnedèrmann (Lentz).

Gestorben: Hr. Rittergutsbesißer Georg Fuß (Schmarse). Hr. General-Lieutenant z. D. vor! Angstwurm (München).

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Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Béerlin!————— Ha Berlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags Anstalt. Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Acht Beilagen (eins{ließlih Börsen-Beilage), sowie die Inhaltsaugabe zu Nr. 6 des öffent lichen Auzeigers (Commanditgesellschaften auf

Actien und ea geen iBaltes) für die Woche vom 123, bis 18, März 1893,

Nummer vom Montag berichtet worden. Nach dem Abg. Liebkneht, der in der Generaldebatte zunächst das Wort hatte, erhält das Wort der Abg. Ahlwardt (b. k. F): Ich halte die Lage des Vater- landes für nit so gefahrlos, wie der Vorredner. Die erschütterte Lage in Frankreich kann leiht zu einem Kriege führen, und auch mit der Ungefährlichkeit Rußlands i} es eine eigene Sache. In seinen unteren Schichten ist Rußland jedenfalls sehr vorwärts gekommen, namentli seitdem es sih von dem Volksftamme zu befreien ange- fangen hat, der ihm verderblih war. Das Volk, das am energishsten sich der Parositen erwehrt, . hat die meiste Aussicht vorwärts zu kommen. Die allgemeine Wehrpflicht ist \fo lange ein Unrecht, fo lange nicht Alle gleichmäßig davon betroffen werden. Wir werden mithin ruhig vor unsere Wähler treten und sagen, wir stimmen für die Vorlage, auch wenn sie eine Erhöhung der Präsenz bedeutet. Aber Le en die beabsihtigte Dedung stimmen wir unbedingt. Gegen eine Schnapêésteuer immen wir durchaus, / da sie eine ganz ungerechte Steuer ist, weil sie dem arnen Mann 300 bis 400 % des Werthes als Steuer auferlegt, während derienige, der eine Flafhe Champagner trinkt, vielleiht nur 10% des Werthes an Steuer zahlt. Desgleichen tYBerlprecen wir der Biersteuer, aber wir stimmen ganz und voll für die Ge, wenn die Regierung für anderweitige Beschaffung des Geldes annehmbare Vorschläge macht. Der Kampf um den Zukunftéstaat in zweiter Lesung war sehr über- flüssig. Unfere Nation ist deswegen fo unglücklich, weil alles Kapital, alles Geld aus dem Volfskörper herausgezogen wird durch eine fremde Nation ohne Arbeit, lediglich durch Speculation. Dadurch ist der Volkskörper blutarm geworden und daher stammt die Unzufrieden- heit. Das Nebeneinanderwohnen von zwei Nationen, die an Charakter und Geschichte durchaus verschieden sind, hat die allgemeine Unzu- friedenheit und Verarmung herbeigeführt. Die Parteien wagen es nicht, diese Wahrheit auszusprechen , theils aus Parteirüksichten, theils weil ein großer Theil der Nation den Juden bereits persönlich zu sehr verpflichtet ist. Nun komme ih zu etwas Anderem. Der Reichskanzler, der heute, Gott sei Dank, zugegen ist, hat mich der Verleumdung gegen Loewe bezichtigt. Ich habe neulich nicht viel über die An- gelegenheit gesagt, weil das Schicksal der Militärvorlage nicht entschieden war, und ih nicht neue Complicationen schaffen wollte. Heute, wo ihr Schicksal entschieden it, kann ih näher darlegen, daß von Verleumdung nicht die Nede sein kann. Wir sahen 1870 franzô- sische Kriegsgefangene im Winter barfuß gehen, weil ihre von einer jüdischen Firma gelieferten Stiefel papyene Sohlen gehabt hatten. In den sicbziger und achtziger Jahren machte ih die Wahrnehmung, daß die Militärverwaltung, wie fast alle Verwaltungen, den größten Theil ihrer Bestellungen nur bei jüdischen Firmen machte. Wie die leßteren es verstanden, fie sich zu verschaffen, haben uns die Zahlmeister- prozesse bewiesen. Nachdem die Militärverwaltung auch das Wichtigste, die neue Waffe, bei ciner jüdischen Firma bestellt hatte, wurde mir mitgetheilt, daß dort die gröbsten I Eten vorgekommen seien, welche die Kriegstüchtigkeit der Waffe ceinträhtigen- müßten. Ounderte von Leuten bestätigten mir dies allmählih durch cidesstatt- liche Versicherungen. Diese Versicherungen haben nah dem Reichskanzler keinen Werth. Was hat dann aber noch Werth? Die meisten Leute glauben doch noch an die Heiligkeit des Eides. Unter den Hunderten von Zeugen befanden sich freilih auch einige, deren Borleben nicht vertrauenswürdig war; einer wollte thatsählih dadur nur Geld von der Firma erpressen, und ih verzihtete deshalb auf sein Zeugniß. Nun stellten sih aber doch Dinge heraus von der allershlimmsten Art. Gs fam zu cinem Prozeß, der das non plus ultra dessen ist, was in der preußischen Justiz möglih is, In der Zeit der Sklaverei in Amerika konnte ein Schwarzer gegen den Weißen nit als Zeuge dienen. Genau so war es hier in diesem Prozeß. Hunderte von Arbeitern meldeten sich; aber fr- konnten alle nicht aufkommen gegen einige Sachverständige, welhe noch dazu an der Lieferung betheiligt waren. Das Allershlimmste war, daß der „Vorwärts“ mir Unrecht gegeben und allen den Hunderten von Arbeitern nicht geglaubt hat. ie Socialdemokratie, die sons das Interesse der Arbeiter ver- tritt, geht do, wo es sich um Juden handelt, einigermaßen von ihrem Princip ab. Unwiderleglih hat sih herausgestellt, daß die Läufe derart mißhandelt worden My daß man jih nicht mehr wundern kann, wenn eine große Zahl von untauglihen Gewehren vorhanden is. Die Mehrzahl der Läufe sind gedrückt worden. Nun hat sich, aber nicht bei diesem Prozeß, der dringende Verdacht herausgestellt, daß eine große Zahl dieser Läufe herstammt von solchen, die die italienische Negierung schon früher zurückgewiesen hatte. Der preußische Kriegs-Minister hat, wie die Firma Koppel in Solingen, dies für unwahr erklärt, aber er befindet sih in einem großen ÎIrr- thum, Kurz vor dem Prozeß kam der Buchhalter Walter Schar- wächter zu mir, der von der Firma Koppel entlassen worden und von Nachegedanken erfüllt war. Er theilte mir mit, daß Koppel, selbstverständlih ein Jude, eine eigene Fabrik in Solingen besitze und dann noch ‘eine andere, welche Actiengeseuschaft ist, von der er die meisten Actien besißt. Leßtere ist für Italien beschäftigt gewesen, 60 000 ihrer Läufe wurden zurü gewicsen, und man hat sie in Chiasso lagern lassen. Als die Lieferung der neuen Waffe kam, wurden diese sämmtlirhen Läufe nach Suhl zu der Firma geschafft, welche für die preußishe Regierung zu liefern hatte. Der preußische Kriegs-Minister sagt, die Läufe seien sämmtlich aus Spandau zu Loewe gekommen ; e Loewe hat aber eidlih ausgesagt, daß die Läufe theils aus Spandau, theils direct aus Suhl gekommen seien. So- dann hat Loewe beeidigt, daß er für die Läufe und Kasten gar feine Verantwortlichkeit zu tragen hatte; beide seien aus\{ließlich von der Staatsregierung geliefert. Der Eid wurde geleistet, als ein Sach- verständiger erklärte, er Hätte unzulänglihe Kasten gefunden. Bald darauf konnte ih der Staatsanwaltschaft einen Vertrag zwischen Herrn Querfurth - Zittau und Loewe vorlegen, in welchem sih Querfurth verpflichtet, direct Kasten an Loewe zu liefern. Œs ift also hier cin offenbarer Meineid geleistet worden, und Loewe müßte längst unter staatsanwaltlicher e stehen. (Vice-Präsident Graf Ballestrem: Ich kann nit zulassen, daß ein Mann, der sich nicht vertheidigen kann, hier des Meineids beshuldigt wird; h rufe den Nedner dafür zur Sg Dann constatire ich hiec also zwei Thatsachen: nämlich daß Loewe beshworen hat, die Kasten wären von der Regierung allein geliefert worden, und daß ein von ihm felbst unterzeihneter Contract vorliegt, in dem er die Liefe- rung von Kasten mit einer anderen Firma abgeschlossen hat. Jch über- lasse es dem Hause, aus diesen Thatsachen sih selbst ein Urtheil zu bilden. Wir stoßen also hier auf ein Heer von Widersprüchen. Was die 60 000 Viufe anbetrifft. die aus \ lechtestem Bessemer Stahl ftatt aus bestem Gußstahl hergestellt sind, so rihte ich nunmehr die nfrage an die Herren der Militärverwaltung, was aus meiner zweiten Anzeige während des Prozesses geworden ist, daß nämlich ämmtliche Hieb- und Stichwaffen, die von der betreffenden irma als: sind, aus\ch{ließlich aus diesem shlechtesten Bessemer tahl hergestellt und deshalb unbrauhbar geworden sind. Herr Walter Scharwächter hat eine ganze Anzahl von eidesstattlichen

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von Kolben geleimt worden is, sodaß die Gefahr besteht, daß im Felde, wenn die Gewehre längere Zeit der Nässe ausgeseßt sind, leiht eine Loslöfung der einzelnen Theile stattfinden kann. Es ist festgestellt worden, daß die Gewehre mangelhaft revidirt wurden, haupt- sächlich deshalb, weil die Königlichen Büchsenmacher plößlich Arbeiter der Fabrik wurden. Sie wurden dazu commandirt, als auf Befehl des preußischen Kriegs-Ministeriums sämmtliche Arbeiter, die sih an der Maifeier betheiligt hatten, entlassen wurden. Es ist festgestellt worden, daß cin Meister während der ganzen Dauer der Fabrikation den Büchsenmachern Extrazahlungen leistete. Selbftverständlich mußten in einem so * großen Fabrikbetrieble und bei der Schnelligkeit der Fabrikation einzelne Mängel hervortreten. Meine Beschuldigung geht nun dahin, daß diese Mängel plan- mäßig herbeigeführt wurden, um möglichst billig zu produciren. Das ist auh durch die Herabsezung der Löhne bewiesen und durch die Aussagen der Zeugen, daß sie bei den später gezahlten Preisen mit reeller Arbeit nihchts verdienen konnten. Einer der Fabrikherren hat auh geäußert, die Arbeiter sollten \:ch niht so dumm anstellen, daß sie abgefaßt würden. Die Sach- verständigen haben alles vortrefflich gefunden. Nun wurden bei einex einfahen Landwehrübung, wo nur 20 Patronen verscossen wurden, bei einem Bataillon 625 Gewehre unbrauchbar. Das Bataillon war also do geradezu wehrlos und konnte mit Knüppeln todtgeshlagen werden. Wenn schon bei 20 Patronen so viel Stüe herausspringen, was wird erst geshehen, wenn 50 oder 100 Patronen in kurzer Zeit verschossen werden? Dann werden wohl niht mehr viele von den Gewehren brauchbar sein. Die Militärverwaltung [ieß 10 gesprungene Schlösser vorlegen, deren Analyse allerdings nicht mit der Normalanalyse stimmte. Man meinte aber, dur die Härtung wäre eine Veränderung des Metalls vor ih gegangen. Ein anderer Sachverständiger stellte aber fest, daß durch die Hâärtung hauptfächlih nur die Oberfläche des Metalls beeinträ tigt werde. Beide Urtheile widersprechen sich. Es war also woh angebracht, diese Mißstände zur Sprache zu bringen; dem Waterland wird damit nicht geschadet, sondern genützt. Nun hat dic Militärverwaltung durch ihre Sachverständigen zu verhüten gewußt, daß Leute vernommen wurden, die das Gewehr iun Kriege erprobt haben. Zintgraff hat selbst mitgetheilt, daß er für seine Expedition keine Loewe'shen Ge- wehre mehr haben wolle, die nur ihre eigenen Träger gefährdeten. Eins der Mitglieder dieser Expedition war in Deutschland und bot sich freiwillig zum Zeugniß an; er wurde aber nicht vernommen, und ih muß deshalb einen sehr {weren Vorwurf gegen dieses Ver- fahren erheben. Hier scheinen tattishe Interessen die großen patrio- tischen überwogen zu haben. Einen {weren Vorwurf erhebe ich noh fpeciell gegen den preußischen Kriegs-Minister. Ein Gespräch zwischen Loewe und englischen Lieferanten, worin es ih darum handelt, s{chlechtes Material zu liefern und die Verwaltung zu be- trügen, war von Graf Hohenthal belauscht und dem preußischen Kriegs-Minister gemeldet worden. Der Herr, der dies aufgenommen hat, ift ein General, der jeßt in Danzig sih befindet. Ich erhebe den Borwurf, daß die militärishen Sachverständigen, indem sie sih einstimmig der Ladung dieses Zeugen widersetßten, zur Unter- drückung der Wahrheit beigetragen haben. Und ih behaupte, die Militärverwaltung felbst hat s{hweres Unrecht gethan, daß sie diese Meldung nicht direct an Seine Majestät hat gelangen lassen, dann hätte die Bestellung noch zurückgezogen werden können. Eingaben von Neguimentern über die s{lechten Gewehre sind gewiß fehr zahlreih an das preußische Kriegs-Ministerium gelommen; die aus Wesel ist die einzige, die in meine Hände gekommen ist. Die Militärverwaltung meinte vielleiht, daß aus dem Bekanntwerden dieser Thatsachen unserem Vaterlande \{chwerer Schaden erwachsen könnte. Das be- streite ich; die Aufdeckung eines Schadens ift besser als das Vertuschen. Darum blicke ih mit einer gewissen Hochahtung auf Frankreich, welches groß und stark genug ist, um eine Ausbeutung der französischen Bauern dur eine Anzahl von Juden aufzudecken. Darin steht Frank- rei groß da, weil es den Muth hat, diesen Shmußflecken zu entfernen. Ich hätte wohl gewünscht, wenn in meiner Angelegenheit eine {härfere Untersuhung erfolgt und die nötbigen Folgerungen gezogen wären. Das Entfernen des Krankheitéstoffes i die Hauptsache, nicht das Vertuschen desselben. Die Sachverständigen waren früher von Loewe zum Frübstück geladen. Die Büchsenmacher haben dauernd Geld erhalten, und es is garnicht mögli, daß Herr Loewe davon nicht Kenntniß erhalten hat als Leiter der Fabrik. Daß er die besten Absichten gegen unser Vaterland nicht gehabt, geht doch daraus ber- vor, daß er in der Zeit des Boulangismus, wo alles patriotis erregt war, Frankreih in den Stand seßen wollte, \{neller seine Waffen zu fabriciren, um- über uns herzufallen. Noch einige neue That- sahen. Eine Anzahl neuer Erklärungen von Arbeitern find mir zugegangen; die meisten betonen: Wir fönnen nicht mit unserm Namen hervortreten, wir werden brotlos. Einer, der vier Monate keine Arbeit gehabt hatte, hat sich gestern aus Mangel an Cristenzmitteln aufgehängt. Das werden die anderen s{ließlich auch thun müssen, denn das ist das Ende, für ihre Wahr- haftigkeit wird ihnen die Existenz unmöglih gemacht. Die Läufe der Gewehre sollen garniht brünirt, sondern nur angestrichen sein. Bei den Posten auf der Straße kann man si allerdings überzeugen, daß die meisten Läufe bereits blank Jau Alle Zeugen, die etwas Ernstes aussagen wollten, sind fortgeshaffft worden. Da ist der Zeuge Krähahn. Er hat eine größere Geldsumme erhalten. Der Fehler ist gemacht worden, däß man ihm nach dem Prozeß kein Geld mehr gegeben hat. Jeder Beweisantrag ist, mir abgeschnitten worden, weil dadur bloß der Prozeß verschleppt würde. Der Prozeß war ein Zusammenspiel von hinten herum wirkenden Dingen aller Art, und es war mehr ein Hohn auf die Gerechtigkeit, als Gerechtigkeitspflege. (Präsident von Leveßow ersuht den Nedner, ein noch \{webendes Verfahren nicht zu kritisiren.) Mir würde es licb sein, wenn dieser Angriff nicht als ein Angriff auf den Staat überhaupt und die Militärverwaltung sch{le{chthin aufgefaßt würde. Jch habe eine Judenfirma angegriffen und gezeigt, daß #ich der Staat hat betrügen lassen. Ih habe nur cine Warnung ertheilen wollen, daß der Staat niht bei Judenfirmen irgend welche Bestellungen - mahe. Im übrigen trete id erade für die Forderungen ein, die vom Staat gestellt werden, ih bübe nicht einen einzigen Offizier angegriffen. Je edler ein preußischer Offizier ist, desto mehr ist er dem ausgeseßt, dur Juden betrogen zu werden, denn er kann nit deren Gemeinheiten und Kuiffe kennen. Wenn man von einem hehren Denkmal Schmußflecke beseitigt, so ist dies nicht cin Beschädigen dieser herrlichen Statue, sondern ein Reinigen derselben. Jch kann mi nur darüber beklagen, daß deutsche Handwerker und Kaufleute trop Erfahrungen {limmster Art zu Gunsten der Juden bei Bestellungen vernachlässigt werden.

Reichskanzler Graf von Caprivi:

Der Herr Abgeordnete hat im Anfange seiner Nede die Freude darüber ausgesprochen, mich heute hier zu sehen. Ih kann zu meinem aufrichtigen Bedauern diese Freude ihm insofern niht erwidern, als

Er hat im Anfange seiner Rede auf französishe Schuhe vor 29 Jahren exemplificirt und daraus den Schluß gezogen, daß die deutschen Gewehre nichts werth sein könnten. (Heiterkeit.) Eine so gewagte Schlußfolgekung ist, wie mir scheint, selten dagewesen.

Er hat dann auf die Expedition Zintgraff und er hat dabei in mein Metier insofern hineingepfuscht, als ih für die Colonial- politik verantwortlih bin, und insofern will ih au darauf antworten Bezug genommen und gesagt, er wisse, daß da die Gewehre \chlecht gewesen seien. Ih möchte ihm erwidern: ih habe vor einigen Tagen hier gesprochen über unsere Artillerie in Afrika und habe angeführt, daß fast unsere ganze Artillerie dort in einer unglaublich kurzen Zeit schad- haft geworden ist, und daß ich vermuthe, daß das zum großen Theil eine Folge {lechter Behandlung war. Jh glaube, daß ich nit fehl gehe, wenn ih annehme, daß die Gewehre der Zintgraff’shen Erpe- dition, die sich zum greßen Theil in den Fingern niht geshulter Schwarzer befunden haben, vermuthlih noch \{chlechter behandelt worden sind, wie es bisweilen bei preußishen Gewehren vorkommt, wenn fie von den Händen ungeübter Landwehrleute gebraucht werden.

Der Herr Abgeordnete hat aber dann eine Neibe von Anschuldi- gungen gegén die preußische Militär- und Justizverwaltung aus- gesprochen. Der letzteren hat er vorgeworfen, daß sein Prozeß das non plus ultra preußisher Rechtspflege Hoe sei. Er hat mir vorgeworfen, ih hätte ausgeführt, auf eidesstattlice BVersfiche- rungen legte ih keinen Werth. Das is mir nicht erinner- lich. Jch habe hier an dieser Stelle behauptet und bebauvte au heute und bin hierin unterstüßt worden von dem Königlich sächsishen Kriegs-Minister auf die energischste, eingehendste und sachverständigste Weise, daß die Loewe’shen Gewehre durchaus gute find. Wenn nun heute von dieser Stelle hier noch einmal der Versuch gemacht wird, die Bewaffnung der deutschen Armee vor dem Auslande als minderwerthig hinzustellen, so muß i mir eben aus Respect vor diesem hohen Hause versagen, den Ausdru zu gebrauchen, den ih sonst gebrauht haben würde. (Lebhafter Beifall.)

Ich glaube übrigens, daß der Versuch des Herrn Abgeordneten, dieses Haus, sei es nun als eine Gewehr - Nevisionscommission oder sei es als einen Revisionsgerihtshof hinzustellen, ein durhaus ver- fehlter ist. Der Herr Abg. Ahlwardt kann sprechen, fo viel und so lange er will niemals wird er im stande sein, das durch die Fahr- hunderte begründete Ansehen der preußischen Militärverwaltung und der preußischen Justiz zu ershüttern. (Lebhaftes Bravo.)

Königlich preußischer Kriegs-Minister von Ka ltenborn- Stachau:

Der Herr Abg. Ahlwardt hat zwar behauptet, daß er seine An- griffe nicht gegen die Heeresverwaltung, sondern gegen die Firma Loewe richtete; er sagte, er wollte der Heeresverwaltung nur eine Warnung ertheilen, sie auf etwas aufmerksam machen, um einen Fehler zu beseitigen. Jch meine, wenn die Vorwürfe des Herrn Abg. Ahlwardt über die Abnahme, den Beshuß und die Controle der ganzen Gewehranfertigung zutreffend wären, dann hätten die sämmt. lichen betheiligten Offiziere und Beamten der Heeresverwaltung in der unverantwortlihsten Weise ihre Pflicht vernahlässigt. Ich kann aber constatiren und wiederhole das mit aller Bestimmtheit, wie das nicht der Fall ist, wie kein einziger Fall nachgewiesen ist, daß eine solche Pflichtvernachlässigung stattgefunden hätte.

Der Herr Abg. Ahlwardt hat dann seine Verwunderung aus-- gesprochen, daß bei den Bestellungen au jüdishe Firmen herangezogen würden. Meine Herren, die Umbewaffnung der Armee mit dem neuen Gewehre mußte so {nell erfolgen, daß auch die Privatindustrie in vollstemm Umfange dazu herangezogen werden mußte. Die Fabrik Loewe war der Heeresverwaltung als eine leiftungsfähige u lässige bekannt, und deshalb wurde ein erheblicher Theil diefer Ge- wehre, 457 000 Stück, der Fabrik zur Lieferung übergeben, und di Lieferung ist, wie ih {hon wiederholt ausführte, zur vollsten Zu- friedenheit der Heeresverwaltung ausgefallen. Es hat nah langen und forgfältigen Versuchen sih ergeben, daß zwischGen der Brauchbar= keit der Loewe'shen Gewehre und derjenigen der in Staatsfabriktn gefertigten kein Unterschied zum Nachtheil der Loewe’shen Gewehre besteht. (Hört! hört !)

Dann habe ih allerdings neulih die Bemerkung gemacht, daß die eides\tattlichen Versicherungen, die von den Zeugen, die Herr Ablwardt genannt hatte, abgegeben worden wären, nicht den Werth baben könnten, den der Herr Abgeordnete darauf legen wollte. Die Leute haben, als sie aufgesucht und befragt worden sind, und zwar eindring= lich befragt worden find, erklärt, sie würden das beschwören können. Daraus if denn angenommen, sie hätten an Eidesftatt versichert, daf die angegebenen Fehler oder Manipulationen vorgekommen wären. Ich glaube, vor Gericht haben diese eidesstattlichen Versicherungen einen Werth nicht gehabt.

Dann ift hervorgehoben worden, daß dic Arbeiter als Zeugen den Sachverständigen gegenüber nit hätten zu Worte kommen können. Meine Herren, ih habe dem Prozeß nicht beigewobßnt; aber nad den dienstlihen Meldungen, die mir zu theil geworden, sind seitens der Vertheidigung und des Herrn Angeklagten die Sachverständigen und die Zeugen, die von mir hingefchickt worden waren, fast wie Ver= brecher behandelt worden.

Daun ist der Vorwurf wieder erhoben, die Läufe feien mißhandelt durh Schmirgelu und durch Drüccken. Darüber verliere ic kein Wert; was in dieser Beziehung geschehen, ist vorschriftsmäßig richtig, mit Zuftimmung der abuehmenden Behörde, zum Vortheil, nicht zuin Nachtheil der Waffen gescheßeu. (Hört! bört!)

Daun ift der Herr Abgeordnete wieder zurückge?*ommen auf die Lieferung von 60000 Gewehren dur eine Solinger Fabrik, diz die

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