1893 / 70 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 22 Mar 1893 18:00:01 GMT) scan diff

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E e E I SEISRES E E r L Ee O i ia Inde

Vorschlag des Kriegs-Ministeriums die nachbenannten 37 Zn- haber des Militär-Ehrenzeichens mik Ehrengeshenken von je 60 6 zu bedenken gerubt, und zwar:

1) Jos, Karl, Feldwebel, Schtoß-Garde-Compaguie, Berlin,

2) Alex, Ludwig, Vice- Feldwebel, Schloß - Garde- Compagnie, Berlin,

3) Buchholz, Gottlieb, Eydtkuhnen, Kreis Stal- lupónen,

4) Rosteck, Jakob, Solzien, Kreis Ly,

5) Marienfeld, Anton, Lichtêéngu, Kreis Braunsberg,

6) Dahms, Karl, Franzburg,

7) Köhn, Wilhelm, Groß-Schonberg, Kreis Dramburg, S Wollenberg, Wilhelm, Dannenberg, Kreis Ober- Barnim,

9) Semmler, August, Neuruppin,

10) Vashin, Johann, Kablow, Kreis Beeskow- Storkow,

11) Gramenz, August, Spremberg,

12) Lüdidcke, Johann, Brück, Kreis Zauch-Belzig,

13) Gutsche, Ernst, Stentsch, Kreis Züllichau,

14) Giesecke, Johann, Grube, Kreis West-Prignig,

15) Müller, Ferdinand, Magdeburg, Zmmermanns- straße. 2 IIL,

16) Möller, Hermann, Sondershausen, Langestraße 49,

17) Pfannmöller, Eduard, Bindersleben, Kreis Erfurt,

18) Kurze, Karl, Pödelist, Kreis Querfurt,

19) Hübner, Johann Wilhelm, Posen,

20) Mackowiack, Georg, Czerleino, Kreis Schroda,

21) Schubert, Karl Gottlieb, Kammerswaldau, Kreis Schönau,

22) Häusler, Wilhelm, Jauer,

25) Swinty, Alois, Ellguth-Tworkau, Kreis Ratibor,

24) Altvater, August, Landeck, Kreis Habelschwerdt,

25) Bohn, Franz, Breslau, Waterloostraße Nr. 25,

26) Zumbusch, Heinri ch, Beclen, Kreis Warendorf,

27) Nünning, Johann Bernhard, Wessum Kreis Ahaus,

28) Drewes, Karl August, Gräfrath, Kreis Solingen,

29) Berger, Johann Friedrich, Rellinghausen, Kreis Essen,

30) Taube, Johann Friedrich Wilhelm, Hahn, Kreis Oberwesterwald,

31) Simons, Peter Hubert, Eschweiler, Kreis Aachen,

32) Shwermer, Heinrich, Nheidt, Siegkreis,

33) Bender, Johann, Münster bei Bingen, Kreis Kreuznach,

34) Wagner, Bernhard, Halbinvaliden - Abtheilung X. Armee-Corps Hannover,

39) Schmidt, Martin, Schlochau, Kreis Schlochau,

26) Riß, Heinrich, Damerow, Kreis Schlawe,

37) Klein, Wilhelm, Danzig, Faulgraben 5.

Die Militär-Pensionskasse hier ist angewiesen, die Aus- zahlung der gedachten Ehrenaeschenke an die bezeichneten Empfänger am 22. d. M., dem Geburtstage Seiner Mazestät des Hochseligen Kaisers und Königs Wilhelm T. zu bewirken.

Berlin, den 18. März 1893.

Kriegs-Ministerium. Departement für das Jnvalidenwesen. Jn Vertretung : von Viebahn.

Ministerium der geistlichen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Am Schullehrer-Seminar zu Cornelimünster ist der Vicar Nellessen aus Bergisch:Gladbah als ordentlicher Seminar- lehrer und

am Lehrerinnen - Seminar zu Paderborn die Klara Schuly als ordentlihe Seminarlehrerin worden.

Unterrihts-Anstalt des Königlichen Kunstgewerbe-Museut SOW., Prinz-Albrechtstraße Die Ausgabe der Unterrichtskarten für das n Quartal 1893 (vom. 10. April bis 30. Juni cr.) erfolgt: für die bisherigen Schüler vom 27. bis 30, März, für ncue Schüler vom 4. bis 8. April l. J. in der Kanzlei der Unterrichts-Anstalt zwischen 9 und 2 Uhr. Die Aufnahme-Prüfungen beginnen ain 10. April! Berlin, den 20. März 1893. Der Director der Unterrichts-Anstolt. Professor Ernst Ewald.

Beneke’sche Preisstiftung:

Zur Bewerbung um den Preis der Aufgabe des Jahres 1890 „Die Bahnbewegung des Biela’schen Comecten“ war eine Arbeit eingelaufen, der aber keiner der beiden Preise zuerkannt werden konnte. Die ausführliche Beurtheilung dieser Arbeit ist in den Göttinger Nachrichten 1893, S. 201 veröffentlicht. Die neue Beneke’she philosophische Preisaufgabe für das Jahr 1895 ist felgende: „Die Elfenbein-Diptyha nebst den gleichartigen Relieftäfelchen aus Elfenbein sollen in Hinsicht auf den in iben Darstellungen enthaltenen Bestand bildlicher

hen und literarhistorishen Stoffe und mit Heran-

Ueb. IiOAN aus der Antike, unter besonderer Berücksichtigung

der mythologi

‘ziehung auch der verwandten ältercn Handschriftenbilder be-

arbeitet werden. Es bleibt dem Bearbeiter überlassen, ob und wie weit er in einzelnen Beispielen das Fortleben dieser bild- lihcn Motive abwärts verfolgen will. VBewerbungsschriften sind in detitsher, lateinischer, französischer odcr englischer Sprache mit einem versiegelten Brief, der den Namen des Verfassers enthält, Schrift und Brief mit dem gleichen Motto bezeihnet, bis zum 31. August 1895 an uns einzuscnden. Die Entscheidung exfolgt, am 11, März 1896 in öffentlicher Sigzung. Der erste Preis beträgt 3400 6, der zweite 680 46

Die gekrönten Arbeiten bleiben Eigenthum der Verfasser.

Böôttingen, den 21. März 1893. Die philosophische Facultät.

Der Decan.

Weiland

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 22. März.

Seine Majestät der Kaiser und König rahmen heute Vormittag von 101, Uhr an die Vorträge des Chefs des Civislcabinets und des Präsidenten des Staats-Ministeriums Grafen zu Eulenburg entgegen. Sodann empfingen Seine Majestät den Präsidenten des; Herrenhauses Fürsten zu Stolberg- erag ege und den Cardinal Dr. Kopp, Fürstbischof von

reslau.

Dem Bundesrath ist der am 20. Juni v. J. zu Montevideo unterzeihnete Handels- und Schiffahrtsvertrag zwischen dem Reih un) der Republik Uruguay vorgelegt worden.

Die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr hielten heute eine Sigzung.

Das „Armee-Verordnungs-Blatt“ veröffentlicht nachstehende Allerhöchste Cäbinets-Ordre, betreffend graue Mäntel und Paletots für Generale:

Ich will hierdurch genehmigen, daß bis zur endgültigen Ent- \cheidung über die Einführung der Mäntel von grauem Tuch für die Truppen, die Mäntel und Paletots nah beiliegender Probe des Tuchs von den Generalen Meiner Armee getragen werden dürfen. Das Kriegs-Ministerium hat das weitere hiernah zu veranlassen. Berlin, den 9. März 1893, Wilhelm. An das Kriegs-Ministerium.

Zu Ehren des commandirenden Generals des Garde-Corps, Generals der Jnfanterie Freiherrn von Meerscheidt- Hüllessem fand gestern Abend 7 Uhr in dem großen Saale des Kaiserhofs das Jubiläums-Festmahl statt. An der in Huf- eisenform gebildeten Tafel, die mit hundert Gedecken belegt war, nahm Seine Majestät der Kaiser, welcher die Uniform des Königin Elisabeth-Gardc-Grenadier-Negiments angelegt hatte, in der Mitte Plaß, Allerhöchstihm zur Rechten der Jubilar, zur Linken General-Oberst von Pape. Dem Kaiser gegenüber saß der General-Lieutenant von Holleben zwischen dem Commandeur des V. Armee-Corps, General der Znfanterie von Seeckt und dem Chef des Militär-Cabinets General der ZJnfanterie von Hahnke. Jn der Umgebung Seiner Majestät bemerkte man auch die Generale von Keßler, von Versen, von der Planiß, von Michaelis, Erbgroßherzog von Baden, Golz, Graf Schlieffen, Salbach und Freiherr von Wilczeck. Beim Eintritt Seiner Majestät des Kaisers intonirte die Kapelle des 2. Garde-Regiments den dem Regiment kürzlich verliehenen Präsentirmarsh, componirt vom Prinzen August von Preußen 1751, Nach einem vom General - Obersten von Pape ausgebrahten Trinkspruch auf Seine Majestät den Kaiser und König feierte der General-Lieutenant von Holleben den Zubilar in einer Ansprache, die mit einem Hoch endete. Genera! Freiherr von Meerscheidt:Hüllessem erwiderte mit einem Hoch auf das Garde-Corps und Seine Majestät den Kaiser und König.

Un Stelle des verstorbenen Wirklichen Geheimen Raths und Unter-Staatssecretärs im Ministerium für Land1irth- schaft, Domänen und Forsten Dr. von Marcard ist der Wirk- liche Geheime Rath und Ministerial-Director im Ministerium der öffentlichen Arbeiten Schulß vom 1. April d. J. ab zum Mitglied des Gerichtshofs zur Entscheid ing der Kom- petenzfonflifte ernannt worden.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath Königlich württem- bergisher Wirklicher Geheimer Kriegsrath von Horion und Senator der freien und Hansestadt Hamburg Dr. Schroeder sind von Berlin wieder abgereist.

Der zur Zeit bei der Königlichen Polizei-Direction zu Posen beschäftigte Regierungs-Assessor No llau ist dem König- lichen Polizei-Präsidium zu Köln zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

S. M. Kreuzer „Bussard“, Commandant Corvetten-

Capitän Flichtenhöfer, beabsichtigt, am -23. März d. J. {udckland zu verlassen und nah Tonga in See zu gehen.

Bayern.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Hessen traf gestern Abend in München ein. Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent und die dort anwesenden Prinzen, der Minister-Präsident Freiherr von Crailsheim, der General von Xylander, der bayerische Gesandte Graf von Tauffkirchen und der Ehrendienst waren zum Empfang am Bahnhof erschienen, wo auch eine Ehren-Compagnie des Jnfanterie-Leib-Negiments mit der Regimentsmusik aufgestellt war. Nach ciner äußerst herzlichen Begrüßung fuhren der Prinz-Regent und der Großherzog, geleitet von einer Escadron des 1. Schweren Neiter-Negiments, in die Königliche Residenz, woselbst der Großherzog Wohnung genommen hat.

Sachsen. _ vhre Königlichen Hoheiten der Prinz Georg und die Prinzessin Mathilde sind gestern aus Prag wieder in Dresden eingetroffen. Württemberg.

Seine Kaiserliche Hoheit der Gro fürst Konstantin Konstantinowitsh ist vorgestern Abend in Stuttgart ein- getroffen, um der Confirmation Jhrer Königlichen Hoheiten der Prinzessinnen Else und Olga, Töchter Jhrer Kaiserlichen Hoheit der Herzogin Wera, beizuwohnen.

Meekflenburg-Schwerin, _Die „Meckl. Nachr.“ veröffentlichen nachstehenden Dankes- exlaß Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs:

(annes, 21. März. Zu Meinem Geburtstage sind Mir aus Meinem lieben Mecklenburg Glückwlünshe in großer Zahl und in

verschiedenartigster Weife. von Behörden, Festversammlungen, Vereinen und einzelnen Persönlichkeiten zugegangen und haben Mein Herz innig erfreut. JFch sage hierdurch allen, die an jenem Tage Meiner ge- daten, Meinen aufri{kîgen herzlichen Dank. : :

Friedrich Franz.

Sachsen-Coburg-Gotha. Seine Hoheit der Herzog hat sich gestern von Gotha nach Nizza begeben. Elsaß-Lothringen. Der Landesaus\chuß hat ‘gestern in zweiter Lesung die Vorlage über die Gewerbesteuerreform angenommen.

Oesterreich-Ungarn.

Der neu ernannte spanische Botschafter Valera wurde, wie „W. T."B.“ meldet, gestern Mittag zur Ueberreichung seiner Accreditive vom Kaiser empfangen.

Das österreihishe Abgeordnetenhaus nahm gestern die Vorlagen über den Bau der Gailthalbahn und der Bahn Monfalcone—Cervignano an und begann darauf die Verhandlungen über die podolischen Bahnen. Die im Ab- geordnetenhause eingebrahte Civilprozeyzordnung beruht auf dem Princip der Oeffentlichkeit und Mündlichkeit und der freien Beweisführung.

Jm ungarischen Unterhause erklärte der Unterrichts- Minister Graf Csaky im weiteren Verlaufe der Special- Debatte über“ das Budget des Cultus-Ministeriuums, die Jdee der einheitlichen Mittelshule werde in nicht ferner Zeit zur Verwirklichung gelangen, wodurch die heutige Misère beendet werden würde.

Der Jmmunitäts - Aus\huß hat einstimmig be- shlossen, daß bei der Affaire Polonyi-Gajary kein Jmmunitäts- fall vorliege und daß weitere Schritte Polonyi's unnöthig seien. Bezüglich des leßteren Beschlusses meldeten vier Ab- geordnete Sondermeinung an.

Großbritannien und JFrland.

Die Königin ist auf ihrer Reise nah Jtalien gestern in Cherbourg eingetroffen und empfing, wie „W. T. B“ meldet, daselbst den Präfecten und den großbritannischen Konsul.

Jn der gestrigen Sißung des Unterhauses erklärte der Parlamentssecretär des Auswärtigen Sir E. Guth die Re- gierung wünsche in Uganda vollständige Religionsfreiheit ein: zuführen. Portal werde gewiß alles thun, um diese in der Zwischenzeit, bis entschieden sei, was mit Uganda geschehen solle, sicher zu stellen. Jtalien habe anerkannt, daß Uganda innerhalb der britishen Jnteressensphäre ede, . UND. ed sei keine Gefahr, taß mit anderen Mächten Conflicte über Gebietsansprüche auf Uganda entstünden. Jn Beantwortung einer Anfrage erklärte Sir E. Grey, er sei nit in der Lage, auf eine Discussion über die Politik der Vereinigten Staaten bezüglich des McKinley-Tarifs einzugehen; aber die englische Regierung glaube nicht, daß eine Politik der Differenzialzölle den Export oder die Jndustrie Englands steigern würde. Der Präsident des Localverwaltungsamts Fowler beantragte sodann die erste Lesung der Bill über die Errichtung von Kirch spiel- und Districts-Näthen in England und Wales. Diese Körperschaften sollen aus geheimen Wahlen hervorgehen, wobei jeder Wähler nur eine Stimme hat; auh Frauen follen wählbar sein. ‘Die Bill wurde in erster Lesung angenommen. Bei der Berathung des Berichts über die Nachtragscredite erklärte Sir E. Grey, über die Abgrenzung des Kili- mandsharo: Gebiets sci von dem englishen Commissar und Dry. Peters berichtet worden. Beide hätten wegen einiger Einzelfragen bei der englischen bezw. deutschen Regierung um Instructionen nachgesucht. Es sei angeregt worden, die beiden Commissare nah Europa zu berufen, damit sie die strittigen Punkte in unmittelbarer Fühlung mit der englishen und der deutschen Regierung regeln könnten. Jn Betreff des Vor- gehens Lugard's in Uganda müsse der Bericht Macdonald's abgewartet werden. Nach den vorliegenden Meldungen hätten die fatholishen Missionare den ersten Schuß ab- gefeuert. Was Portal’'s Mission betreffe, so erkenne die Regierung durchaus die Dringlichkeit der Regelung der Uganda- Frage an; sie erkenne auch ihre Verantwortlichkeit an, die ihr nicht durch die Vergangenheit, sondern durh die Thatsachen der Gegenwart und die Aussichten der Zukunft auferlegt sei. Die Regierung sei fest entschlossen, ihre Ver- pflihtungen zu erfüllen. Vor zwei Jahren habe noch: der Sklavenhandel in Uganda geblüht, jeßt sei er zerstört und sein Wiederauftreten müsse verhindert werden. England könne sich nicht von Uganda zurückziehen, ohne vorher die etwaige Wirkung des Nuckzugs festgestellt zu haben. Deshalb sei die Mission Portal’'s nöthig gewesen, bevor ein definitiver Beschluß gefaßt werde.

Frankreich.

5m dem gestern abgehaltenen Ministerrath theilte, wie „W, L. B.“ berichtet, der Marine-Minister, Admiral Rieunier die leßten officiellen Depeschen aus Dahomey mit. Es geht aus thnen hervor, daß der Gesundheitszustand mit Rüc sicht auf die dortigen klimatischen Verhältnisse ein mög- lichst guter, und daß. die Pacification des - Landes von der Küste bis zum Norden von Abomey eine ‘voll fommene sei. Nach ein. r Meldung des „Neuter'schen Bureaus“ aus Lagos hat der König von Dahdmey ein an die civilisirten Nationen gerichtetes Manifest publicirt, worin der Ursprung der Feindseligkeiten mit Frankreich dargestellt wird. Die Feindseligkeiten seien ohne Grund von den französischen Gouverneuren Bayl und Ballot begonnen worden. Der Zonig ruft die Sympathie der europäischen Mächte für seine Sache an.

Die Panama-Untersuhungscommission vernahm gestern den früheren Minister des Jnnern Loubet über die zur Verhaftung Arton's getroffenen Maßnahmen. Loubet er- klärte, es jeten alle Vorkehrungen zur Verhaftung Arton's ge- troffen, über Einzelheiten oder über die hierbei verwendeten Personen müsse er jedoch Auskunft verweigern,

Jn der gestrigen Verhandlung in dem Panama- Prozeß ergriff zunächst noch der Advocat Demenage als Vertheidiger von Antonin Proust das Wort und versuchte nachzuweisen, daß die Anklage nicht begründet sei. ‘Das Geld, das sein Client erhalten habe, sei legitim erworben, oen es rühre von der Theilnahme Proust's am _Syndikate her. Hierauf sprah Charles Lesseps einige Worte über seinen Vater, versicherte, er habe stets seine Pflicht gethan, und bitie die Geschworenen, sich daran zu erinnern,

daß, wenn er AEIEN Fn E plurgen Rechnung getragen habe, dics nur deshalb geschehen sei, weil er für die Tausende von Panama-Actionären habe Vorforge “treffen _müssen._ Lesseps schloß mit den Worten: „Jch- fühle in diesem entscheidenden Augenblick, daß Sie ‘die volle Wahrheit erkennen wollen ; ih Hhàbe mein Gewissen geprüft, ih habe geforscht, ob ih etwa irgend einen Jrrthum begangen und doch noch ettvas mitzutheilen habe. Nun, ih versichere es zum leßten Mal: „ih habe die volle Wahrheit gesagt!“ Sans -Leroy versicherte ebenfalls nochmals seine Schuldlosigkeit. Hierauf zogen sih die Geshworenen zur Berathung zurück. Bci ihrer Rückkehr in den Sißungssaal bejahten sie die Schuldfrage in Bezug auf Lesseps, Blöndin und Baïhaut, verneinten sie in Bezug auf Fontane, Sans: Leroy, Béral, Dugué de la Fauconnerie, Gobron und Proust. Jm Urtheils\spruch wurden alsdann Charles de Lesseps und Blondin mildernde Um- stände zugebilligt. Lesseps wurde zu L Jahr Ge- fängniß, Blondin zu 2 Jahren Gefängniß verurtheilt. Das Urtheil gegen Baïhaut lautete auf 5 Jahre Ge- fängniß, Verlust der bürgerlihen " Ehrenrehte und eine Geldstrafe von 750000 Frs. Baïhaut, Blondin und Lesseps find außerdem auf Antrag der Civilparteien zu einem vom Staat festzuseßenden Schadenersaß, sowie zur Zahlung von 375 000 Fr. an den Liquidator der Panama-Gesellschaft Monchicourt verurtheilt. Die übrigen fes Angeklagten wurden freigesprochen. / 4 : 1 :

Die republikanishen Blätter billigen den Urtheils- spruch, der zeige, daß die Republik vollkommen unbetheiligt sei, und der Legendenbildung ein Ziel seße. Mehrere Blätter geben jedoch der Meinung Ausdruck, daß die Freisprehung der angeklagten Mitglieder des Parlaments der Regierung eine gewisse Verantwortung für die Einleitung des Verfahrens gegen sie auferlege. Die Regierung werde . Erklärungen darüber abgeben müssen, weshalb sie die Ermächtigung zur gerichtlichen Verfolgung der Mitglieder des Parla- ments nachgesucht habe. Die radicalen Organe meinen, daß es jeßt den Wählern zukomme, sich zu äußern. Die conservativen Blätter sprechen sich über die Entscheidung des Gerichts im allgemeinen tadelnd aus, erkennen aber gleich- wohl an, daß sie einen Erfolg der Negierung bedeute. Das „Journal des Débats“ schreibt: Ein Problem bleibt offen nämlih warum im Juli 1888 mehrere fehr einflußreiche politische Persönlichkeiten sich so eifrig verwendeten, um den von Cornelius Herz angedrohten Prozeß gegen Reinach zu verhindern. Der „Figaro“ erwartet ernste Zwischenfälle in der Kammer infolge des Urtheils; das Ende des Prozesses könne auch das Ende des Cabinets herbeiführen.

Andricux und der Deputirte Delahaye haben gegen- über Berichterstattern der Blätter erklärt, sie glaubten nicht, daß der Urtheilsspruch der Panama-Angelegenheit ein Ende bereiten werde. :

Seit gestern Vormittag hat das Publikum Zutritt zu der feierlihen Aufbahrung der Leiche Jules Ferry's im Palais du Luxembourg erhalten. Eine nach Tausenden zählende Menge defilirte in tiefem Schweigen vor dem Sarge, über den dieselbe Nationalfahne gebreitet ist, die den Sarg Gambetta’s bedeckte.

RNuß;land.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ àus St. Peters- burg ist in einer gestern abgehaltenen vereinigten Sihung des Ministercomités und des Departements der Net hs- ötonomie beschlossen worden, die baltishe Eisenbahn von 1. April ab zu verstaatlichen.

Ftalien.

Die Deputirtenkammer seßte gestern die Berathung über die Ernennung einer Commission zur Prüfung des Ver- zeichnisses der nothleidenden lecten fort. Elf Dages- ordnungen verschiedener Parteirihtungen waren eingebracht. Der Minister-Präsident Giolitti erklärte, er könne die Ver- öffentlihung des Verzeichnisses unter keinerlei Form billigen, weil sie die Privatinteressen zu sehr s{hädigen würde; er schließe auch alles von den Verhandlungen aus, was die Action der * Zustizbehörde behindern könne; auch darin könne er nicht willigen, daß die Commission richterliche Autorität erhalte. Wenn der Prozeß beendigt sci, werde fich die Kammer ein Urtheil über das Ergebniß bilden können: heute dürfe man die Action der Justizbehörde nicht stören. Dies sei « die einzige Bedingung und Einschränkung, welche er ausfstelle. Hierauf erklärte Giolitti, die Tages- ordnung Guicciardini annehmen zu wollen, wonach die Kammer den Präsidenten mit der Ernennung einer Commission von sieben Mitgliedern zu betrauen hat, welche die vorgelegten Documente prüfen und andere nothwendige Necherchen zur Feststellung der politischen und moralischen Verantwort- lichkeiten anstellen, jedoch jeden Einredens in alle in die Competenz des Gerichts fallenden Angelegenheiten si ent- Halten solle. Diese Tagesordnung wurde fast einstimmig an- genommen. Jm weiteren Verlauf der Sißung genehmigte die Kammer dann den Geseßentwurf über die Civil- und Militär: penjtonen mit 245 gegen 128 Stimmen.

Spanien.

Der Ministerrath Hat, nah einer Meldung des „W. T. B“, die neue territoriale Heereseintheilung genehmigt.

Der Marine - Minister Cervera hat sein Amt nieder- gelegt. Der Minister des Auswärtigen Vega de Armijo behält sein Portefeuille.

Dem Vernehmen nach wird der spanisch - portu- giesishe Handelsvertrag heute unterzeichnet werden.

Portugal.

Der Gesandte in Berlin de Carvalho e Vascon- cellos ist nah Berlin abgereist; die Neise wird dem „W. T. B.“ zufolge mit der Angelegenheit der au3wärtigen Schuld in Ver- bindung gebracht.

Schweiz.

D Nationalrath hat in seiner gestrigen Sitzung, wie „W: T. Y.“ meldet, beschlossen, daß der Canton St. Gallen alle Verpflichtungen zu übernehmen habe, welche nah dem mit Oesterreich geschlossenen Vertrage, betreffend die Nhein- cegulirung, der Eidgenossenschaft obliegen. Der Canton Si. Gallen erhält hierfür eine Subvention des Bundes im Betrage von 8 709 200 Frs.

Sie a Luxemburg. “c Kammersession ist gestern geschlossen worden. Der Regierun wurde, wie „W. T. Ÿ nieldet, die Er-

i mächtigung ertheilt die gesammten 4procentigen Staatsanleihen

in 31/5 pröcentige zu convertiren und festzuséßen, daß die Staätsanleihe von 1888 zu 105. rückzahlbar ist; ebenso wurde die Regierung ermächtigt, das dem Staat georige Bad Mon- dorf an eine Privatgesellschaft zu vermiethen, jedoch mit der ausdrücklichen Bedingung, keine Spielerlaubniß ‘zu ertheilen.

Türkei.

Der Ehren-Adjutant des Sultans Edhem-Pascha, vor- mals türkischer Botschafter in Berlin und in Wien, is nach einer Meldung des „W. T. B.“ gestorben. i

Wie der „Pol. Corresp.“ aus Konstantinopel ge- meldet wird, hat das türkische Finanz-Ministerium an die russische Botschaft eine Abzahlung von 65000 türk. Pfund geleistet auf Rehnung des Rükstandes der Ent- \hädigungsforderung für die im leßten russisch-türkishen Krieg geshädigten russishen Kaufleute.

Serbien.

Dem „Amtsblatt“ zufolge ist Kundowitsh zum Handels- Minister ernannt und Alkowitsch seines Amtes als Bauten- Minister enthoben worden. Mit dem Bautenresfort wurde Finanz-Minister Stojanowits{ch provisorish betraut. Die Meldungen von einer beabsichtigten Demission des Kriegs- Ministers werden dem „W. T. B.“ zufolge von unkter- richteter Seite als unbegründet bezeichnet. S

Der Hauptausschuß der radicalen Partei ist ein- berufen worden, um sih über: die Frage des Eintritts der Nadicalen in die Skupschtina zu entscheiden. Das Stärke- verhältniß der liberalen und radicalen Partei wird, wenn die Radicalen sich an den Abstimmungen betheiligen, die Be- schlüsse der Skupschtina von der Fortschrittspartei abhängig nachen.

Bulgarien.

Zm Befinden des Prinzen Ferdinand von Sachsen- Coburg ist, wie „W. T. B.“ berihtet, Besserung ein- getreten, obwohl die neuralgischen Schmerzen andauern: es ist weitere strenge Nuhe angeordnet worden. Die Professoren Billroth und Poliger sind abgereist, nachdem sie sich überzeugt haben, daß das Befinden des Prinzen völlig befriedigend ist.

Asien,

Nach einem Telegramm des „Standard“ aus Bangkok hat die Regierung von Siam alle Forderungen des sranzösishen Gesandten in Betreff der Grenze, nament- lih bezüglih der Festseßung derselben am Mekong, endgültig N, Die Lage werde infolge dessen dort für ernst gehalten.

: Afrika.

Das „Reuter sche Bureau“ meldet aus Bathurst unter ge}trigem Datum, ein französischer Offizier habe auf englischem Gebiet am Gambia-Fluß eine britishe Flagge entfernt; ein englisches Kriegsschiff sei den Gambia hinauf- gefahren. Genauere Meldungen sind bisher nicht eingegangen.

Parlamentarische Nachrichten. Deutscher Neichstag.

Der Bericht über die gestrige Sißung befindet sich in der Ersten Beilage.

73. Sißung vom Mittwoch, 22. März, 1 Uhr.

Der Sizung wohnen bei der Reichskanzler Graf von Caprivi, die Staatsjecretäre Dr. von Boetticher, Freiherr von Malzahn und Freiherr von Marschall sowie der Königlich preußishe Finanz-Minister Dr. Miguel. Die Tribünen sind“ überfüllt.

Vor der Tagesordnung bemerkt der

Präsident von Levétow, daß in den gestrigen Ausführungen des Abg. Ahlwardt ein so unzweideutiger Vorwurf des Vaterlands- verräths gegen Mitglieder des Hauses enthalten war, daß diese Handlungsweise niht {arf génug gerügt werden könne. Die Übrigen Ausführungen seien fo verhüllt und verschlciert gewesen, daß eine Beleidigung eines Mitgliedes der Reichsregierung oder einer Einzel- regierung daraus nicht ohne weiteres erkannt werden fönne.

Die Rethnungen der Kasse der Ober-Nechnungskammer für 1889/90 und die Uebersicht der Reichsausgaben und -Ein- nahmen des Reichs für 1891/92 werden ohne Debatte in zweiter Berathung erledigt.

Jn der Fortscegung der dritten Berathung des Etats nimmt nah einer Auffcrderung des Abg. Richter das Wort der

Abg. Alblwardt (b. k. F.): Ich Habe, damit die Angelegenheit, zut der ih provocirt worden bîn, einmal in Fluß kommt, denjenigen Theil der Acten, welcher mir zur Hand ift, mitgebraht und lege fie hier auf den Tisch nieder, nit der einen Bitte, mir noch einmal die Durchsicht zu gestatten, da ih das Ganze zu einem einfahen Vortrage benußen möchte (Rufe links: Vorlesen !). Das Vorlesen hat ja gar keinen Zweck.

_ Abg. Graf Ballestrem (Centr.): Ich beantrage, die Sißzung auf etne Stunde zu vertagen und den Senioren-Convent zusammen- treten zu lassen zur Prüfung dieser Acten, dann in der neuen Sitzung Bericht über diefe Acten éistätten zu laffen.

__ Abg. Richter (dfr.): Ich trete diesem Antrag bei, sehe aber

keine Veranlassung, die Sizung des Hauses deswegen zu vertagen. Protestiren muß ih gegen den Uusdruck, daß wir den Abg. Ablwardt provocirt hätten. __ Abo. Ahlwardt (b, k. F.): Die Untersuhung hat keinen Zweck, fo lange die Acten unvollständig sind; der Rest befindet sich in Leivzig beim Buchhändler Glöß. Sie follen aber alle zur Stelle kommen, ih bitte, mir nur Zeit zu- lassen, bis das geschehen kann. i

Abg. Freiherr von Manteuffel k empfiehlt den Antrag des Abg. Grafen Ballestrem, dèêr auch eine Vertagung rechtfertige. Die sofortige Ünterfuhung der Acten müsse Folgen:

__ Abg. Nikert (dfr.); Wenn der Abg. Ahlwardt sih jeßt in die Enge getrieben sicht, fo hätte er gestern seine Zunge hüten follen.

Abg. Ahlwardt (b, k. F.): Ich habe mir den Zeitraum geseßt, wo ih die mit Bewußtsein ausges rohene Ankloge beweisen werde. Diesen Zeitpunkt werde ih innehalten. Wahrscheinlich werden die fehlenden Acten heute Abend einlaufen, Bis dahin muß die Sache vertagt werden. (Große Unruhe.)

Abg. De, von Marquardfsen (nl.): Wir sind unserecseits mit deim Antrage Ballestrem einverstanden und wollen ebenfalls noch heute erfahren, was von den Anklagen des Abg. Ahlwardt wahr ist

„oder nicht.

Abg. Merbach (Np.) erklärt dasfelbe für die Reichspartei, die eine s{leunige Untersuthüng im Interesse des Haufes und des Volks verlange, /

Alg. Nickert! (dfv.) bittet, die Commission zu ermächtigen, den Abg. Ahlwardt zu hören.

Der Antrag des Abg. Grafen Ballestrem wird darauf einstimmig angenommen und um 13, Uhr die- Sißzung auf heute Nachmittag 23/, Uhr vertagt.

«

Preußischer Laudtag. Herrenhaus. 7, Sihung vom 22. März.

Der Sißung wohnt der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr, Bosse bei.

Auf der Tagesordnung steht der Gesezentwurf über die Nuhegehaltsfassen für die Lehrer-und Lehrerinnen an den öffentlihen Volksschulen. Danach sollen für jeden Regierungsbezirk (Berlin und Hohenzollern bleiben ausge- schlossen) jolche Kassen gebildet werden, aus denen die Nuhegehälter an die Lehrer gezahlt werden; der Bedarf soll gedeckt werden durch Umlagen auf die Schulsocietäten, Gemeinden, Guts- bezirke, die bemessen werden nach der Summe der Lehrer- gehälter abzüglih von 800 f für jede Stelle. Die Com- mission hat nur wenige Aenderungen vorgeschlagen. Das Geseß soll mit dem 1. April 1893 bereits in Kraft treten.

Ober-Bürgermeister Bötticher (Magdebuxg) erkennt an, daß dic Vorlage den kleineren Gemeinden eine Wohlthat bringe, indem die Pensionslasten gleihmäßig vertheilt werden. Aber ungerecht fef es, die großen Städte in die Kassen hineinzuziehen. Man sollte alle selbständigen Stadtkreise aus dem Gesetze ra 4 Mos Ferner follte man das Geseß erst 1894 in Kraft treten lassen, denn bis zum 1. April 1893 könne das Gese kaum beschlossen sein.

Ministérial-Director Þry. Kuegler hält die Erledigung der Vor- lage für dringend nothwendig, sodaß man nicht warten könne. Der Cla der Städte würde die Kassen nicht leistungsfähig genug assen.

Ober-Bürgermeister Beer (Köln) bält es für fals, das Gesetz {hon am 1. April 1893 in Kraft treten zu lassèn. Es fehle an jeden: Anhalt für die Belastung der Städte durch die Kassen; er beautragt die Zurückverweisung der Vorlage an die um fünf Mitglieder zu ver- ski fende Commission für Gemeinde- Angelegenheiten. (S{luß des Blattes.)

Haus der Abgeordneten. 97. Sißung vom 22, März.

Der Sizung wohnt der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen bei.

„n dritter Berathung wird der Gesehentwurf zur Ergänzung des Geseßes vom 3. Juni 1876, betreffend die evangelische Kirchenverfassung in den aht älteren Provinze:1 der Monarchie, ohne Debatte angenommen.

Den Vericht über die Bauausführungen und Be- shaffungen der Eisenbahnverwaltung während des Zeitraums vom 1. Oktober 1891 bis dahin 1892 beantragt der Berichterstatter der Budgetcommission Abg. Wall brecht durch Kenntnißnahme für erledigt zu erklären.

Ubg. Letocha (Centr.) weist auf die von dem Minister der öffentlichen Arbeiten jüngst abgegebene Erklärung hin, daß die Vor bereitungen getroffen seien, um mit Beginn des Frühjahrs eine leb- hafte Bauthätigkeit Fu entfalten, und empfiehlt, dabei auh das ober- schlesische Montangebiet zu berücksichtigen, die dort projectirten Bahn- [linien Lubliniß— Vossowska und Morgenroth—Beuthen—Borsigwerke, fowie die erforderlichen Bahnhofsumbauten in Angriff zu nehmen. Redner schildert eingehend die mißlichen Verhältnisse, die jeßt auf dem Bahnhof in Beuthen herrschen,

B iner Dber-Baurath Siegert erklärt, daß die Vor- bercitungen flir die Linie Lublinitz— Vossowska soweit gediehen seien, daß mit der Ausführung begonnen werden könne. Auch für den Umbau des Bahnhofs in Beuthen feien alle Vorbereitungen abge- {lossen bis auf die Verhandlungen mit der Stadt über die Auf- bringung der Mehrkosten für eine Straßenunterführung; die Stadt habe die Uebernahme dieser Mehrkosten abgelehnt.

Abg. Knebel (ul.) spricht die Befürchtung aus, daß der Bau der Bahnlinie Hermeskeil—Wemmetsweiler aufgegeben fei und die Bahn nur bis Türkismühle geführt werden folle.

Der Minister der öffentlitzen Arbeiten Thielen erklärt, daß ¡u dieser Befürchtung kein Grund vorliege.

Abg. Broemel (dfr.) emvfiehlt den Umbau des Perfonenbahnhofs in Stettin.

Ministerial-Director Schröder: Wegen der bezüglich des Grund- erwerbs entstandenen Schwierigkeiten müsse ers ein neues Project aufgestellt werden, das voraussfihtlich bald werde vorgelegt werden können.

Abg. von Quast (conf.): Es sind feiner Zeit 144 Millionen Mark für den Umbau des Stettiner und Nordbahnhofs beroilligt worden in der Vorausseßung, daß die beiden Bahnen beim Gefund- brunnen vereinigt und dann gemeinsam bis zum Stettiner Perfonen- balhnhof geführt werden würden. Nun ist aber noh keine genügende Auskunft darüber gegeben worden, ob die Bahn von Kremmen resp. Velten nah Berlin in Schönholz endigen soll, sodaß die Passagiere in Schönholz in die Nordbahn umsteigen müssen, oder ob die Züge, wie man allgemein eiwartet hat, bis zum Stettiner Bahnhof durch- geführt werden [Jmersteren Fall würden die Passagiere von Tegel wobl auf die Benußung der Bahn verzichten und wie bisher auf eigenen Wagen

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nach Berlin fahren. Jch bitte die Staatsregierung um Auskunft, da

eine endgültige Regelung im Interesse der Leute, die dort Sommer- wohnungen miethen oder bauen wollen, dringend wünschenswerth ist.

Minister Thielen: Die Linie Kremmen—Schönholz wird im Anfang des Herbstes eröffnet werden. Ob sie in einen der Berliner Bahnhöfe eingeführt werden wird, oder ob die Passagiere in Schön holz umsteigen müssen, wie es ja auch anderwärts bei Nebenbahnen geschehen muß, ist noch Gegenstand der Erörterung. Weitere Aus- kunft behalte ih mir vor bei Gelegenbeit der Berathung der be- treffenden Petition nah Ostern zu geben.

Abg. Dr. Sattler (nl.): Die lange Offenhaltung der Crsdite für Bahnbauten, über die wir früher öfters haben Klage führen müssen, e in leßter Zeit Abstellung erfahren zu haben. Ih möchte den Minister aber fragen, ob es vielleicht angängig ist, die Schließung der Baufonds auch dann {on vorzunehmen, wenn nur noch kleine Reste shweben, damit der Abschluß nt fo viele Jahre verzögert wird. Wegen der noch nicht ‘erfolgten Erfüllung der éeicliden Vor- bedingungen seitens der Interessenten sind manche Bahnlinien, die seit Jahren bewilligt sind, noch nicht in Angriff genommen.

Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen: Die Verwaltung wünscht selbst nicht, die Credite Jahre hindurch zu s{leppen, öhue sie zu verwenden. Ich werde mih mit dem Finauz-Minister über die Anregung des Abg. Sattler verständigen. Seitdem der Grundsatz be- folgt wird, daß nicht eher der Spaten in die Erde gesteckt wird, als bis genau die Gesammtkosten einer projectirten Bahn feststehen, süd Verzögerungen unvermeidlih. Ih habe auch \{on .Abhilfemittel in Erwägung gezogen, aber die Aufbringung der Grunderwerbskosten durch die Interessenten zieht sich häufig unvorhergesehener Weise fehr in die Länge.

Abg. Cremer -Teltow (b. k. F.) embfiehlt diè endliche Been- digung der Bahnhofsbauten in Zossen. U des Streits mit dem Militärfiscus darüber, wer den Bau eigentlich zu machen habe, sei seit Jahren einfa garnichts ges{ehen. O ans

Abg. Lehmann (Centr.) bittet, die Linie Hermeskeil— Wemmets« weiler möglichst {nell auszufübren. |

Abg. Sperlich (Centr.) {ließt ih den Ausführungen “des Abg. Letocha über die Nothwendigkeit des Babnhöfsuümbäues in

Beuthen: ans