1893 / 73 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 25 Mar 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Mark zu gestatten. Die Eingabe des Vorstandes der freiwilligen Feuerwehr zu Langenshwalbach um Be- willigung einer Unterstüßung zur ang neuer Uniformen wurde an ben Landesausshu zur Be- \{chlußfassung abgegeben, und über die Eingabe des Wegebau-Aufsehers Shuck um Bewilligung einer Pension zur Tagesordnung übergegangen. Von der von dem Landesausshußz vorgelegten Nachweisung der in den 16 Landkreisen des Regierungsbezirks vorhandenen Vicinalwege und der durch die ordnungsmäßige Herstellung derselben entstehenden Kosten wurde seitens des Communal-Landtags Kenniniß genommen, die im Anschluß daran behufs s{chnellerer Förderung des Vicinalwegebaues von der Wegebaucommission gestellten Anträge jedoch abgelehnt. Das Gesuch einiger Gemeindevorstände um Gestattung der Verlegung des Bahnkörpers einer Eisenbahn von Eltville nach Schlanaenbad in die Bezirksstraße wurde dem Landes- Aus\huß zur Prüfung und Beschlußfassung überwiesen, ebenso das Gesuch des Gemeindevorstandes zu Villmar um Bewilligung ciner Beihilfe zu den Kosten der Herstellung ciner Lahnbrücke, leßteres Gesuch mit der Ermächtigung, eine Beihilfe bis zum Betrage von 25 000 #6 zu bewilligen. Der von dem Landesausshuß vorgelegte Ver- tragsentwurf cndlih mit der Gemeinde Königstein wegen Uebertragung der Unterhaltungspflicht bezüglih einer Orts- beringstraßenstrede auf die Gemeinde Königstein wurde ge- nehmigt. Württemberg.

Dic Kammer der Abgeordneten hat sih gestern nah Schluß der Generaldebatte über den Justiz-Etat bis zum 5. April vertagt.

Vaden.

Jhre Majestät die Königin von Sachsen traf, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, vorgestern Mittag aus Baden-Baden in Karlsruhe cin. Allerhöchstdieselbe wurde von Zhren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und der Groß- herzogin auf dem Bahnhofe empfangen und in das Groß- herzogliche Schloß geleitet. Um 4 Uhr kehrte Jhre Majestät wieder nah Baden-Baden zurü.

Gestern Mittag 23/4 Uhr traf Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Hessen aus Stuttgart in Karlsruhe ein. Zum Empfang hatten sih ‘am Bahnhofe, wo cine Ehren- Compagnie aufgestellt war, Seine Königliche Hoheit der Großherzog, Ihre Großherzoglichen Hoheiten die Prinzen Milhelm und Karl von Baden, die Minister, die Generalität und die Vertreter der städtischen Behörden eingefunden. Die zur Dienstleistung bei Seiner Königlichen Hoheit befohlenen Herren, der General- Lieutenant von Nößing, Commandeur der 28. Division, der Oberst von Seebach, Commandeur des 1, Badischen Feld-Artilleric- Regiments Nr. 14, der Sccond-Lieutenant von Schlichting vom 1. Badischen Leib-Dragoner: Regiment Nr. 20 und der Kammerherr und Legations-Rath Freiherr von Marschall hatten si bereits in Mühlacker zum Dienst gemeldet. Nach ciner sehr herzlichen Begrüßung geleitete der Großherzog scinen hohen Gast in das Großherzogliche Schloß, vor dem gleichfalls eine Ehren-Com pagnie Aufstellung genommen hatte. Dort wurde der Groß- herzog von Hessen von Jhrer Königlichen Hoheit der Gro Y-

herzogin und den anwesenden Fürstlichen Damen begrüßt. Anhalt. Der Landtag hat in seiner Sißzung vom 23. d. M. die zweite Lesung des Haupt-Finanz-Etats beendet und ist acstern in dessen dritte Lesung eingetreten.

Oesterreich-Ungarn.

Im österreichishen Abgeordnetenhause crklärte gestern, wie T. B. berichtet, in Beantwortung der {Fnter- pellationen der Abg. Geßmann und Hofmann über den baulichen Zustand und die Verkehrsverhältnisse der Südbahn der Handels-Minister Marquis de Bacquehem, die ange- stellten umfangreichen Erhebungen hätten die (Zrundlosigkeit der Anklagen ergcben, die wegen s{huldbarer Herbeiführung sicherheitswidriger Zustände gegen die leitenden Organe ecr- hoben worden seien, wenn auh die Einrichtungen der Süd- bahn niht auf voller Höhe der Verkehrsentwickelung ständen, Der Minister erklärte ferner, der Schnellzugsverkehr sei nicht sicherheitsgefährlih. Der stellvertretende Director Schuecler habe im Jahre 1887 die österreichische Staatsbürgerschaft er- worben; der größte Theil der Betriebsmittel und Maschinen zeige zwar ältere Typen, dicse seien jedoch durch Erncuec- rung der Bestandtheile betriebsfähig gemacht. Der Minister wies ausdrücklich die Grundlosigkeit der sonstigen Beschwerden der Interpellanten nah und theilte shließlich mit, obwohl der amtlich festgestellte Sachverhalt wesentlih von den Angaben der Interpellanten abweiche, habe er doch der Verwaltung der Südbahn die nahdrücklichste und strikteste Beobachtung der cinshlägigen Anordnungen eingeschärft. Jm weiteren Verlau} der Sißung erklärte der Handels-Minister auf die Jnterpellation über die Conversion der Prioritäten der Kaschau-Oderberger Bahn, daß die Prioritäten-Obligationen, auf Grund deren im Dezember 1889 und im Januar 1890 auf das Abrechnungs- guthaben der Kaschau-Oderberger Bahn in Breslau Arrest gelegt worden sei, keineswegs bereits eingelöste, fondern noch im Umlauf befindlihe Stücke seien. Was das bezüg- lihe Vorgehen der Oesterreichischen Bodenkredit-Anstalt än- gehe, so habe die Negierung vom Standpunkt der staatlichen Aufsicht keinen Anlaß gehabt, einzuschreiten. Der Versuch, die Ansprüche durch Anrufung des Strafgerichts zur Geltung zu bringen, habe nicht zum Ziele geführt, weil die Vor- crhebungen mangels eines strafbaren Thatbestandes eingestellt worden scien. Hierdurch sei die civilrehtlihe Natur der An- gelegenheit außer Zweifel gestellt; für die Regierung sei kein Anlaß, Stellung zu einer Frage zu nehmen, welche sih der Competenz der administrativen Behörden cntziehe.

Das Herrenhaus nahm gestern, entsprehend den Be- chlüssen des Abgeordnetenhauses, den Vertrag mit der Schweiz siber die Rheinregulirung an und schritt alsdann zu den Delegationswahlen. Hierauf erklärte der Minister-Präsident Graf Taaffe im Allerhöchsten Auftrag den Neichsrath für vertagt.

Jn der gestern in Wien abgchaltenen Besprehung der Landtags-Marschälle der dreizchn Kronländer (fiche Nr. 71 des „N.- u. St.-A.“ vom 23. d. M.) wurden folgende Nunkte angenommen: Die regelmäßige Einberufung der Land- tage zur Aufrechterhaltung einer geregelten Finanzwirthschaft

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ist. dringend geboten; dic Landtage sollen möglichst anfangs Dezember zu einer sehs- bis siebenwöchigen Session einberufen werden ; auf speciellen Wunsch des Landtags soll auch eine Landtagssession nah Ostern stattfinden können; jedem Landtag soll eine diese Punkte enthaltende Resolution zur Beschluß- fassung vorgelegt werden.

Im ungarischen Unterhause erklärte gestern bei der Debatte über den Justiz-Etat der Justiz-Minister von Szilagyi, der Gesehentwurf über die allgemeine Regelung des Ehe- rechts werde voraussihtlich bis Ende des Jahres dem Hause vorgelegt werden; betreffs des Militärstrafgeseßes sci noch keîne Einigung erzielt worden.

Großbritannien und Frland.

Jn der gestrigen Sißung des Unterhauses bestimmte der Premier-Minister Gladstone den nächsten Montag Ee die Debatte über das von Balfour beantragte Tadels- votum. Im weiteren Verlauf der Sizung wurde ein Antrag William Allens”, worin die sofortige Gewährung mäßiger Diäten an die Mitglieder des Unterhauses befürwortet wird, mit 276 gegen 229 Stimmen angenommen. Der Kanzler der Schaßkammer Sir W. Harcourt unterstüßte den Antrag und erklärte, cr fasse das Wort „sofortige“ dahin auf, daß dem Antrage Folge gegeben werden solle, wenn die Zeit und das Geld, welche für Ausführung des Antrags - erforderlich seien, der Negierung zur Verfügung ständen.

Nächsten Montag wird auf Einladung des Premier- Ministers Gladstone im Auswärtigen Amt eine Versamm- lung von Gladstonianern stattfinden, in der der ZuU- stand der öffentlichen Angelegenheiten im allgemeinen besprochen werden soll; insbejondere aber wird, dec „A. C.“ zufolge, berathen werden, auf welche Weise dic ganze Zeit des Hauses der Discussion der Homerule-Bill ge? widmet werden könne. Wahrscheinlih wird ein entsprechender Antrag noch vor der Vertagung des Hauses zu Ostern ein- gebracht werden.

Der Herzog von Bedford is gestern im Alter von {1 Jahren am Herzschlage gestorben.

Frankrxcich.

Die „Agence Havas“{verbreitet die Mittheilung, daß der Minister-Präsident Ribot dem russischen Botschafter Baron Mohrenheim wegen des jüngsten Zwischenfalls in der Deputirtenkammer freundschaftlihe Erklärungen abgegeben und daß Baron Mohrenheim sih für durchaus befricdigt er- flärt habe.

Jn der heutigen Sizung des Ministerraths unterzeichnete Präsident Carnot das Decret, betreffend die Umwandlung der französishen Gesandtschaft in Washington in cine Botschaft.

Bei ciner von der demokratishen Linken des Senats vorgenommenen Probewahl für das Präsidium erhielten dem „W. T. B.“ zufolge Magnin 12, Constans 6 und Challemel-Lacour 3 Stimmen.

Ftalien.

Die Deputirtenkammer hat gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, die Berathung des Budgets pro 1892/93 beendigt.

Die Abtheilungen der Kammer beriethen gestern den Gesetzentwurf über die Banken und wählten für die Com- mission zur Vorberathung des Entwurfs durchweg die Candidaten der ministeriellen Liste, die auch einige Mitglieder der Opposition enthält. Die Abtheilungen sprachen sih zu Gunsten des Entwurfs aus.

Rumänien.

Die Kammer genehmigte dem „W. T. B.“ zufolge in ihrer gestrigen Sizung mit 74 gegen 14 Stimmen das Ein- nahmen-Budget im Betrage von 189610500 Leï. Der Finanz-Minister German i widerlegte die Einwendungen des LiberalenStolojan, die dieser gegen das auf 68 135 293 Lei bezifferte Budget der öffentlichen Schuld erhoben hatte, und betonte, daß sih die Zinsen der Annuität bei einer Erhöhung des Kapitals um 240 Millionen um nur 2 Millionen LeÏï höher stellen. Das Verhältniß zwischen der Höhe der Annuität und den Stgatseinnahmen habe sich von dem Zeitpunkt an, wo die Confervativen an das Ruder gelangt seien, günstiger gestaltet. Der Minister seyte sodann die Nothwendigkeit der verschiedenen Anleihen auseinander, von denen einige eine Folge der von der liberalen Majorität votirten Ausgaben, die übrigen für Ar- beiten im öffentlihen Juteresse bestimmt seien. Hierauf wurde das Staatsschulden - Budget angenommen. Die Kammer ritt darauf zur Berathung des Budgets des Ministeriums des Jnnern.

Serbien.

Der Central-Ausshuß der radicalen Partei hat, wie der „Frankf. Ztg.“ gemeldet wird, beschlossen, den früheren Bauten-Minister Velimirovitsch als Candidaten für den Posten des dritten Regenten aufzustellen. Der Ausschuß strebt in dieser Hinsicht auch cine Verständigung mit den Folrtschrittlern an, deren Zahl in der Skupschtina durch das ihnen zugesprohene Poscharevayger Mandat auf fünf ge- stiegen ist.

Bulgarien.

Der Gesundheitszustand des Prinzen Ferdinand von Sachsen-Coburg is dem „W. T. B.“ zufolge fortgeseht ein befriedigender.

Amerika.

Jn Canada ist nah einer Meldung des „Reuter schen Bureaus“ durch einen Angriff, den der Zolldirector Walla ce » der zuglcih Mitglied des Cabinets ist, auf die Homerule-Bill gemacht hat, cine Ministerkrisis hervorgerufen worden. Eine Resolution, die Wallace’'s Verhalten mißbilligte, wurde zwar mit 105 gegen 74 Stimmen verworfen, aber mit der Minorität stimmten zwei Cabinetsmitglieder.

Wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, haben sämmtliche Delegirten der Vereinigten Staaten zur Brüsseler Münzconferenz ihre Demission eingereicht. Der Schaßsecretär Carlisle erklärte gestern in einer Unter- redung mit dem Senator Teller, die Entsendung von Delegirten der Vereinigten Staaten zu der Fortseßung der Münzconserenz sei beschlossen. Die Senatoren Teller und Sherman würden wahrscheinlih aufgefordert werden, als Delegirte der Ver- einigten Staaten an der Conferenz theilzunehmen. o

Ein Telegramm des „New-York Herald“ meldet aus Valparaiso: Im Staate Rio Grande Sul plünderten Jnsurgenten die Stadt Allegretta, deren Ein- wohner lebhaften Widerstand leisteten. General Till os, der Führer der Regierungstruppen, marschire auf die von den Insurgenten besezte Stadt Bage vor.

Afrika.

Ueber ‘den in Nr. 70 des „R.- u. St.-A.“ vom 22. d. M. aus. Bathurst gemeldeten Vorfall berichtet das „NReutersche Bureau“ jeßt weiter: Die Angelegenheit habe sich in Panchang abgespielt, einer Stadt im Lande Saloam, wo die Flagge vom Gouverneur des Gambia-Gebiets, N. B. Llewelyn, auf- gehißt worden sei. Panchang sei nördlich von Der britischen Sphäre und werde auf den authentishen Karten 95 Meilen aufwärts am Gambia gezeigt. Die britische Flagge sei vom Gouverneur des anstoßenden französishen Gebiets herunter- geholt worden.

Kunst und Wissenschaft.

Zum Vorstand des Arch itektenvereins in Berlin für das Jahr 1893 sind, wie wir dem „Centr. Bl. d. Bauv.“ entnehmen, folgende Herren gewählt bezw. wiedergewählt worden: MRegierungs- und Baurath Hinckeldeyn als Vorsitzender, Geheimer Ober-Baurath Fungnickel als Stellvertreter des BVorsißenden, Stadt-Bauinspector Lindemann als Säckelmeister; ferner die Herren Geheimer Baurath Appelius, Regierungs-Baumeister Albreht Becker, Regierungs- und Baurath Ludw. Böttger, Wasser-Bauinspector Germelmann, Stadt- Bauinspector Pinkenburg, Geheimer Baurath Reimann, Geheimer Baurath Sarrazin, Regierungs- und Baurath Friedr. Schulze, Stadt- Bauinspector Zekeli.

Die medizinische Facultät der hiesigen Universität hat, wie die „Voss. Z.“ meldet, den Geheimen Sanitäts-Rath Ludwig Forsbeck, der am Donnerstag das scchzigjährige Doctor- jubiläum beging, durch Erneuerung des Doctordiploms gechrt. Der Jubilar lebt in Süchteln, Kreis Kempen, und hat lange Jahre hindurch als Kreis- Physikus gewirkt.

- Auf dem Pettauer Felde bci Graz haben, wie „H. T. B.“ meldet, dort vorgeno1nmene Ausgrabungen zwei prachtvolle römische Mosaikbilder zu Tage gefördert. j

—, In der A cadémie française haben vorgestern die Er- gänzungswahlen für die beiden durch den Tod Ernest Renan’s und John Lemoinne's erledigten Sitze stattgefunden. Für den ersteren Siz wurde laut Meldung des „W. T. B.“ beim dritten Wahlgang CGhallemel-Lacour mit siebzehn Stimmen gewählt; dreizehn Stimmen entfielen auf Gaston Paris, cine Stimme auf Zola. Die Wahl für den Sit John Lemoinne's blieb resultatlos, obschon fechs Wakhlgänge vorgenommen wurden.

Land- und Forstwirthschaft.

Saatenstand in der Türkei.

den 1000 m über dem Meere belegenen türkischen Provinzen Hekiari, Wan, Bitlis, Erzerum und Sandschak Dersim in der Provinz Maamurct-ul-Asis (Kharput) lag die Herbstaussaat Anfang dieses Monats noch unter tiefem Schnee, dessen Deke gefrorcn war. Aufnahme der Frühjahrsbestellung war also damals dort noch ausgeschlossen. In den 650 bis 1000 m hoch belegenen Bezirken der fleinasiatishen Hochebene (Provinzen Angora und Theile der Pro- vinzen Hudawendighiar-Brussa-Kastamuni, Siwas), ferner in den Be- zirken der Sandschaks Malatia und Kharput (Provinz Maamurc!t ul-Asis) und der Provinz Diarbekr mit Aus\s{hluß des Sandschaks Mardin, war in den leßten Tagen des Februar Thauwetter eingetreten, welches zur Folge hatte, daß größere, in der Nähe der Flüsse belegene Ländereien übers{hwemmt wurden. Dies war namentlich der Fall in den Flußthälern des Pursack (Provinz Angora) des Afiunkarahissar Su im Sandschak gleihen Namens dcr Provinz Brussa, des Euphrats in der Ebene zwischen Malatia und: Kharput des Kist. rmak n} den Ebenen von Siwas und bei Keuprukoi (zwishen Angora und Kirschehir), des Kausa Su in der (bene zwischen Kausa, Mersifun und Amasia und des Jeschie irmak in der Ebene zwischen Tokat, Turkhat und Zilé.

Die Aufnahme der Frühjahrsarbeiten wird sh also auch bicr um ein Bedeutendes versyäten. Darüber, ob durch die Uebcr- \chwemmungen bereits Schäden eingetreten sind, liegen Nachrichten noch nit vor.

In den 350 bis 650 m hoch belegenen Gebirg8gegenden (mit Ausschluß des Sandschaks Mardin in der Provinz Diarbekr und cinc Theils der Provinz Mossul) hat es in den ersten Tagen des Februar noch vielfa) geschneit, bald darauf tcat jedoch Thauwetter ein, und hat ih hier fast überall das Hochwasser, ohne daß größere Schäden gemeldet sind, verlaufen. Aber auch hier hat man infolge der vor- handenen Nässe mit der Bestellung der Felder noch nicht vorgehen fönnen; doch sind diese Gebiete für die Getreideerzeugung niht von Bedeutung.

Im Sandschak Mardin der Provinz Diarbekr und in der Provinz Mossul hat es im Monat Februar vielfach geregnet und ist hierdurch der Anbau von Getreide gefördert worden. Die Saaten sollen dor günstig stehen. Im Küstengebict mit Einschluß der autonomen Pro- vinz H\t-Numelien hat es in den ersten Tagen des Februar gleick- falls noch überall geshneit. Es trat jedo hier bald darauf mildere Witterung ein, sodaß die massenhaft angesammelt gewesenen Schnce- massen in Wasser verwandelt wurden, wodur daselbst fast allerorten größere vor drei Wochen noch: niht_ verlaufen gewesene Ueber- \{wemmungen hervorgerufen wurden. Soweit bis jeßt bekannt, find übershwemmt: an der adriatishen Küste größere Ländereien un Skutari in Albanien und Durazzo, Prevesa und Berat; in Thracien einzelne Partien entlang der beiden Flüsse Mariga und Tundsha in der Provinz ODstrumelien, und Bie 1 dec Provinz Adrianopel befindlichen íúJnundationsgebiete der Mariza von Mustaphapascha ab bis Enos* und des Ergene su, eines Nebenflusses der Maria. Ferner sind überschwemmt in der Provinz Brussa die im Flußgebiet des Maniaë- flusses belegenen Ländereien bis zur Mündung desfelben in den Manias-See und die um den Manias- und Albulonia-Sce belegenen Ländereien und in der Provinz Castamuni die Niederung zwischen Adabazar und Boli und die am Ausfluß des Kisil irmak (zwi!\chen Sinope und Bafra) belegenen Küstenländereien.

Die angerihtcten Schäden lassen sih bis jeyt auch niht an- nähernd bemessen.

Sn den an der Adriatishen Küste und im Küstengebiet der Pro- vinz Trapezunt belegenen Bezirken hat die Frühjahrsbestellung der Felder, soweit dies die Witterung und die Nässe des Bodens gestatten, aufgenommen werden können. In den librigen Küstenbezirken ruktt diese Arbeit noch. Ungünstig lauten die noch sehr unbestimmten Nachrichten in Betreff der Bestellung der Felder aus den Provinzen Bagdad und Bassorah.

Gesundheitsweseu, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Oesterreich-Ungarn. : j

Laut Verfügung der Königlich ungarischen Scebehörde zu Fiume ist die bisher dajelbst bestehende siebentägige Quarantäne für Herkünfte aus den Elbehäfen in strenge ärztliche Untersuhung umgeändert worden. (Vergl. „N.-A.* Nr. 50 v. 27. 2. 93.)

Spanien (Cuba).

Durch die am 7. März 1893 in dem „Diario de la Marina“, dem Amtsblatt für Marine-Angelegenheiten zu ano, erfolgte Ver- öffentlihung eines Telegramms des Colonial-: inisters zu Madrid, wonach die Herkünfte von Hamburg, welche nah dem 28. Februar 1893 ausgegangen sind, für rein _erflärt werden, (A die auf dex nsel Cuba E bestehenden Quarantänemaßnahmen, welche that fächlih hon nicht' mehr im Gebrauch waren, als amtlich aufgehoben.

Kopcn hagen, 24. Mai. Gestern hat sich eine Deputation aus Tönning nah Berlin begeben, um, wie ein Wolff’sches Telegramm meldet, die Erlaubniß zur Einfuhr dänischen mageren Niebs nah den s{leswiger Marschen- nachzusuchen.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 24. d. M. gestellt 11 519, niht rechtzeitig gestellt keine Wagen. &n Oberschlesien sind am 23. d. M. gestellt 3874, niht recht- zcitig gestellt keine Wagen.

Zwangs-Verstetgerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 1 Berlin standen am 94, März die nachbezeichneten Grundstücke zur Versteigerung: Emdener- straße §, dem Fabrikanten Paul Fraedecrick gehörig; Nutungs- werth 11130 #: für das Meistgebot von 154 000 # wurde der Kaufmann Franz Glinicke, Ritterstraße 82, Ersteher. Grâfe- traße 41, dem Tischlermeister Constantin Kusik gebörig; Fläche 547 a; für das Meistgebot von 172 000 A wurde der Zimmer- meister Albert Draeger, Boeckhstraße 15, Ersteher. Perle- bergerstraße 23, dem Maurermeister G u sa v Scheidler gehörig; Nutungêwerth 33 800 4; für das Meistgebot von 521 000 # wurde die Frau Maurermeister Gustav Scheidler, Agnes, geborenc Drafffke, Perlebergerstraße 23, Ersteherin. —Str aße 12a. Nr. 11, dem Tischlermeister Herm. Günther gehörig; Fläche 6,94 a; für das Meistgebot von 201 300 A4 wurde der Maurermcister Herm. Stu, Hagelsbergerstraße 37/38, Crsteher.

Berlin, 24. März. (Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse“und Schmalz.) Butter. (Im Großhandel franco Berlin an Producenten bezahlte Abrehnungspreise.) Hof- und Ge- nossen chafts - Butter la. 95—98 #4, Ila, A 6, Ul s, ——— do. abfallénde- 800 M, Land-, Preußishe 81—84 #, Netbrücher 8184 A, Pommersche 81—84 F, Polnische 80 82 M, Bayerische Sennbutter 88—92 A, do. Landbutter 80—82 5, S(lesische 81—84 M, Galizishe 73—78 Æ, Margarine 40— 70 M Käse: Schweizer, Emmenthaler 80—87 4, Bayerischer 5 —65 M, Oft- und Westpreußischer Ta. 60—65 M, do. Ila. 90— 60 M, Holländer 77—-85 A, Limburger 36——42 M, Quadrat-Mager- fäse la. 18—22 M, bo. Ila. 10—14 A Shmalz: Prima Western 17 9/9 Tara 65,00 4, reines, in Deutschland raffinirt 65,00 M, Berliner Bratenshmalz 67,00 Net, M Amerika raffinirt 53,00 6, in Deutschland raffinirt 48,00—50,00 4 (Alles pr. 50 kg). Tendenz: Butter: Bei guter Nachfrage nach feinsten Qualitäten blieben Preise vell behauptet. Schmalz: ab- geschwächt.

Magdeburg, 24. März. (W. T. .B.,) Zuckerbericht. Kornzucker excl., von 92 9/0 16,35, Kornzucker excl., 88 9/9 Nendement 15,60, Nacbproducte excl., 750/09 Rendement 12,89, Fest. Brod- raffinade 1. 28,50. Brodraffinade 11. —,—. Gem. Maffinade mit Faß 28,50. Gem. Melis I. mit Faß 27,75. Sehr fest. RNohzucker 1 Prodict Transito f, 6 D. Hamburg pr. Máärz 15,05 Gd., 15,10 Br. pr. April 15,15 bez., 16,20 Br, pr. Mai 15,30 bez, 15,321 Br:, pr. Juni 15,40 bez., 15,423 Br. Stramm. Wochen- umsaß im NRohzuckergeschäft 198 000 Ctr.

Ceiv3t0, 24 Marz (W. L. D) Ra mmzug-Termin- handel. La Plata Grundmuster B. per März —,— A, pel April 3,875 46, per Mai 3,90 #, per Juni 3,99 #, per Juli 3,95 #6, per August 4,00 (, per September 4,00 4, per Oktober 4,00 K, per November 4,027 #, per Dezember 4,05 M, per Januar —, per Februar —. Umsay 65 000 Ls.

Mien, 24. März. (W. T. B.) Ausweis der österreichi \ch- ungarischen Staatsbahn (österreichishes Neß) vom 11. bis 90. März 617 709 Fl. , Mehreinnahme gegen den entsprechenden Zeitraum des vorigen Jahres 43 382 Fl.

London, 24, Márz. (W. T, B) W% Javazucker loco 162 fest, Müben-Nobzucker loco 15 fest. Chile-Kupfer 452, pr. 3 Monat 451/16.

Liverpool, 24. März. (W.T.B.) (Baumw ollen-Wochen- berit.) Wochenumsaß gegenwärtige Woche 30 000 (vorige Woche 99 000), do. von amerikanischen 25 000 (28 000), do. für Speculation (1000), do. für Erport 1000 (2000), do, für wirklichen Consum 24 000 (20 000), do. unmittelb. ex. Schiff 45 000 (42 000), wirklicher Export 7000 (10 000), Import der Woche 52 000 (46 000), davon amerikanische 35 000 (40 000), Vorrath 1 654 000 (1 654 000), davon amecrifanishe 1 407 000 (1 411 000), s{chwimmend nach Großbritannien 60 000 (70 000), davon amcrikanishe 50 000 (60 000).

Manchester, 24. März. (W. T. B.) 12r Water Taylor 6}, 30r Water Taylor 8, 20r Water Leigh 7, 30r Water Clayton s, 39x Mock Brooke §°, 40r Mayoll 8}, 40r Medio Wilkinson 94, 39r Warpcops Lees 84, 36r Warpcops Rowland 87, 36r Warp- Wellington 94, 407 Double Weston 9, 60r Double courante Qualität 113, 32" 116 Yar:s 16 X 16 grey Printers aus 32r/46br

78, Stetig.

Glasgow, 24. März. (W. T. B) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sih auf 343 978 Tons gegen 491 615 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betriebe befind- lien Ho fen beträgt 70 gegen 78 im vorigen Fahre.

St. Petersburg, 24. März. (W. T. B,) Producten- mar kt. Talg loco 59,09, pr. August —, Weizen 11,25, Roggen loco 8,25, Hafer loco 4,80, Hanf loco 43,00. Leinsaat loco 15,00, Negen.

Mailand, 24. März. * (W., T. B) - Die Einnahmen des Ftalienishen Mittelmeer-Eisenbahnneßes während der ersten Dekade des März 1893 betrugen nach vprovisforisher Er- mittelung im Personenverkehr 1 369 697 Lire, im Güterverkehr 1 927 614 Lire, zusammen 3 297 311 Lire, im Vorjahre 2858 908 Lire, mithin mehr 433403 Lire.

Amsterdam, 24- März. (W. T. B.) Java-Kaffee good ordinary 544. Bancazinn 563.

Bukarest, 24. März. (W. T. B,) Tie Nationalbank hat ten’ Discont um 1 °/9 herabgeseßt.

Men MOeY 94. März. (W. T. B.) Von der Börse wird gemeldet : ie Curse waren anfangs etwas niedriger, stiegen jedoch im weiteren Verlaufe des Verkehrs. Der Schluß war rest, Der Umsaß der Actien betrug 338 000 Stück. Der Silberyorrath wird auf 520 000 Unzen geschäßt. Silberverkäufe fanden nicht statt. Die Silberankäufe für den Staatsschai betrugen 275 000 Unzen zu 82,80 à 82,99.

Weizen seßte höher ein, wurde später jedo nah einigen Fluctuationen auf Nealisirungen der Haussiers niedriger notirt. Schluß behauptet. Mais war anfangs nur unwesentlichen Ver- änderungen unterworfen, Preise {chwächten si jedo im Verlaufe auf arofe Realisirungen der Haussiers ab. Schluß sehr matt.

Baumwollen-Wocenberiht. Zufuhren in allen Untons- häfen 50000 Ballen, Ausfuhr nah Großbritannien 19 000 Ballen. Ausfuhr nach dem Continent 38000 Ballen. Vorrath 848 000 Ballen.

Chicago, 24. März. (W. T. B.) Weizen anfangs höher, stieg noch weiter, gab aber später auf Gewinnrealisirungen wieder nah. Schluß stetig. Mais eröffnete zu höheren Preisen, wich aber gegen Ende des Marktes wieder auf Nealisirungen der Haussiers. Schluß sehr matt.

Verkehrs-Anstalten.

Im Inseratentheil der heutigen Nummer des „R. u. St.-A.“ ist cine Ha der Königlichen Eisenbahn-Direction zu E-furt enthalten, wonach der an der Strecke Falkenberg—Kottbus zwischen den Stationen Falkenberg und Beutersiy belegene, neu erbaute Haltepunkt Uebigau am 1. Mai d. I. für den Perfonen- verkehr eröffnet wird. Wir mächen auf diese Bekanntmachung besonders aufmerksam, '

Bremen, 25. März. (W.T.B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Trave“ am 14. März von Bremen abgegangen, ist am 23. März Nachmittags in New-York angekommen. Der Postdampfer S vom La Plata kommend, hat am 93. März Nachmittags Santa Cruz (Teneriffa) passirt. Der Neichs-Postdampfer „Hohenzollern *, von Australien kommend, ist am 23. März in Aden angekommen. Der Dampfer „Alpha“ ist am 24. März Morgens in Antwerpen angekommen. Der nte „Aller“ hat am 24. März Vormittags Lizard pasfirt.

Pomr g, 24. März. (W. T. D) Se -Ameri- fanishe Packetfahrt - Actien - Gesellschaft. er - Post- dampfer „Hungaria“ hat, von New-York kommend, heute Mittag Lizard passirt.

London, 24. März. (W. T. B.) Der Castle- Dampfer „Roslin Castle“ ist am Mittwoch auf der Heimreise von Capetown abgegangen. Der Castle-Dampfer „,Doune Castle“ hat heute auf der Ausreise die Canarischen Fns eln passirt. Der Castle: Dampfer „Pembroke Castle“ is heute auf der Heimreise von Capetown abgegangen.

24. März. (W. T. B.) Der Castle-Dampfer „Gran- tully Castle* is gestern von Natal nach Ost-Afrika abgegangen. Der Castle-Dampfer „Hawarden Castle“ ift heute auf der Aus- reise von London abgegangen.

Theater und Musik.

Berliner Theater.

Shakespeare s Lustspiel , Viel Lärm um Nichts“ gelangte gestern Abend mit großem Erfolge zur ersten Aufführung auf diefer Bühne. Bei dem seltenen Erscheinen des Lustspiels gewann die gestrige Aufführung auf die größte Zahl der Zuschauer den Eindruck ciner Novität. Der eigentliche Fabelstoff ist, wie bei der Mehrzahl der Shakespeare-Dramen, nit eigene Erfindung des großen Briten; der Wahrscheinlichkeit nah hat er ihn der englischen Bearbeitung einer zierlihen Episode des Ariost entnommen. Das Lustspiel ist ein reines Intriguenstück, denn alle Hauptvorgänge werden durch listiges Einfädeln von nicht unmittelbar betheiligten Personen zu stande gebraht. Die s{hwarze Verleumdung der süßen Hero, die Klarlegung ihrer Unschuld und auch die heftige Liebe, die zwischen der \pottsüchtigen Beatrice und dem scharfzüngigen Ehefeind Benedict entbrennt, sind das Werk liftiger Mittelspersonen. Benedict und Beatrice sind vom Dichter prächtig charakterisirt ; sie führen fo lustige Wortkämpfe, werden auf so heitere Art in die Liebe hineingeheßt und tragen dann ihre Wonne und den Spott der übrigen mit so guter Manier, daß man immer aufs neue an der fröhlichen Beatrice, die unter einem tanzenden Stern geboren ist, und an dem eingefleishten und betehrten üJunggesellen Benedict seine Freude hat. Aehnliche Figuren kehren übrigens in anderen Shakespeare’shen Stücken wieder, aber fo breit und sorgfältig ausgearbeitet, wie hier, erscheinen sie nirgends. Die melancholishe Verleumdungsgeschichte der Hero, in der felbst der angeb liche Tod der Holden zum listigen Versteckenspiel herangezogen wird, tritt diesen Hauptpersonen gegenüber zurü, wirft aber kurze Zeit cinen beinahe zu dunklen Schatten auf die Fröhlichkeit des Werks. Hero und ihr Ge- liebter Claudio sind vom Dichter, was die Charakterisirung anbetrifft, entschieden \chlechter behandelt als das necische Liebespaar; befonders Don Claudio liebt, mißtraut, verstößt, tröstet fich, klagt und heirathet mit einer wunderbaren Schnelligkeit und Verwandlungsöfähigkeit. Auch die einfältigen Gerichtsdiener mit ihren haarsträubenden Wortver- drehungén treten in anderer Gewandung in manchen anderen Ztücen auf.

Die Regie hatte mit Recht den derb heiteren Charakter des Lustspiels in den Vordergrund gestellt. Um Einfälle und einige Rede- wendungen drastischer zur Wirkung zu bringen, sind viele hübsche Spielnuancen erfunden worden. Eine vollkommene Beatrice bot Fräulein Buße; sie ließ mit vollendeter Anmuth ihre spitigen Stachelreden wie Freude erweckende und nicht verlegende Funken sprühen, beweinte mit herzbrechender Schlichtheit, auf der Treppen- stufe hingekauert, ihrer Muhme Liebeskummer, stürmte in mädchenhafter Entrüstung und beklagte in resignirten Tönen, daß sie kein Mann werden fönne, um gleich darauf dur die Thränen die Sonnenstrahlen ihres Humors durhbrechen zu lassen. Herr Barnay war das vortreffliche Gegenstück zu dieser Beatrice; nur erschien er anfangs zu alt in der Geberde und die Stimme klang öfters rauher, als man von dem jugendlihen Liebhaber erwartet. Herr Nollet spielte den Vater der Hero mit gewinnendem Anstande, wie ein Greis, aber do noch fraftvoll. Die Herren Stahl und Stockhausen standen ihm be- sonders gut in der Gartenscene zur Seite. Der thörihte Workt- verdreher, ver Gerihtsbeamte Holzapfel, fand in Herrn Formes einen verständigen Vertreter.

Sebr rei war die Aufführung an scenishen Effecten. Sonnige südläudische Bilder, mondhelle Sommernächte, lauschige Gärten hoben die Stimmung, die die beitere Dichtung durchzieht, Dem Gepränge war cin weites Feld eingeräwnt ; dem Tanz und Spiel wurde eifrig obgelegen und auch die kirchliche Feier wurde beim Hochzeitsfest aus- drucksvoll in Scene geseht.

Theater Unter den Linden.

In der Overctte „Lachen de Erben“ von Horst und Stein, die seit Mitte Januar durch ihre unterhaltende, leiht ins Ohr fallende Musik, ihre anmuthigen Lieder, wirksamen Couplets und ihre vielen fomishen Situationen allabendlih die Besucher in die fröblichste Stimmung verseßt, begann gestern Abend in der Partie der Margit Fräulein Mina von Baviera, Operettensängerin vom Theater an der Wien, ein kurzes, auf Engagement abzielendes Gastspiel. Die junge Dame erfreut sich bei einer vortheilhaften äußeren Erscheinung einer kräftigen gut geshulten Stimme und bewegt sich mit großer Sicherheit und Gewandtheit auf der Bühne. Wenn sie fih noch um eine etwas deutlichere Aussprache, die man auch bei einer Dperetten- fängerin nit vermissen darf, bemühen wollte, so würde ihre Aufnahme in die Gesellschaft des Theaters nur als ein Gewinn bezeichnet werden könen. Alle von ihr gesungenen Lieder wurden mit raushendem Beifall aufgenom- men. Auch im übrigen muß der Vorstellung nahgerühmt werden, daß sie nichts von ihrer Frische verloren hat und gestern mit demselben Er folge aufgeführt wurde, wie vor zwei Monaten. Namentlich waren es wieder die mit außerordentlicher Präcision unter der geschickten Leitung von Fräulein Walden von cinem zahlreichen Damenpersonal ausgeführten militärishen Evolutionen , welche die Schaulust be- friedigten und Beifall hervorriefen. Herr Drucker, dem es für cinen jugendlichen Liebhaber früher noch zu fehr an Temperament und Be- weglihkeit fehlte, hat sich schr zu seinem Vortheil verändert und gefiel deshalb allgemein, auch Herr Fröden gab den Offiziersburschen Cyprian, wie früher, mit trockenem und wirkungsvollem Humor. Da- gegen muß sich Herr Steinberger wohl hüten, den verliebten alten (SFommankdanten gar zu schr als Caricatur zu geben.

Neues Theater.

Ein neues Schauspiel von Ferdinand Runkel, betitelt „Der eiserne Graf“, wurde gestern Abend zum ersten Male ge- geben. Das im Anfang die Aufmerksamkeit der Zuschauer im hohen Grade anregende Stück mißfiel im Verlauf der Handlung wegen der übermäßig drastishen Mittel, die der Held Graf Niemeck Nothenfels, ein betrogener Ehemann, anwendet, um seine Gattin auf den rihtigen Weg zu führen, Der Schluß aber ließ die Besucher völlig unbefriedigt: Graf Niemeck - hat feinen Nebenbuhler in seinem Hause überrasht und zieht sih mit ihm in ein Nebenzimmer zu cinem Zweikampf über das Schnupftuch zurück. Man hört zwei Schüsse, die verzweifelte Gattin sinkt in Ohnmacht und der Vorhang fällt, ohne daß man darüber aufgeklärt wird, ob einer, alle beide oder keiner von beiden Gegnern getödtet ist. Der ansprechende und ge- wandte Stil, sowie die theilweise recht spannende Gutwickelung zeigen, daß der B dieses mißglückten dramatischen Erst- lingówerks nicht ohne Begabung ist und wohl zu der Hof nung berehtigt, mit einfaheren Mitteln Besseres zu er- reichen. Dem Werke is} eine Gespenstergeschichte, wonach ein nach dem Tode ruhelos umbherwandernder Graf Niemeck dur feine Erscheinung

im Familiens{loß Unheil verkündet, zu Grunde gelegt und ihm damit eine Vorausseßung gegeben, die dem gegenwärtigen Geschmack völlig widerstrebt. Weshalb aber der Abkömmling dieser altadligen Familie als ein socialdemokratishen Grundsäßen huldigender Politiker hin- gestellt wird, bleibt unverständlich. In dem Stück waren thätig Fräulcin Berger und die Herren Hahn, Vorwerk und Haid, die sämmtlich redlih bemüht waren, den von ihnen dargestellten Per- sonen natürliches Leben cinzuhauchen.

Sing-Akademie.

Das zweite Concert des Klaviervirtuosen Herrn Ernesto Con- folo fand am Donnerstag unter Mitwirkung des von Herrn Kapell- mcister Herfurth geleiteten philharmonishen Orchesters statt. Der Concertgeber spielte das seltener gehörte D-moll-Concert von S. Bach, das tiefste und großartigste des Meisters, mit energishem An- {lag und feiner Schattirungsweise. Auch ein zweites Concert von Griea gelang in der Ausführung dem Vortragenden vortrefflih. Um- somehr war es zu bedauern, daß (nah einer Mittheilung des Concett- Directors) die vier leßten Klaviersoli wegen einer Handverleßung, die ih der Künstler zugezogen, ausfallen mußten. Das Orchester, das außer der „Freishüßz"-Ouvertüre von Weber noch ein neues, mehr harmonisch als melodisch wirkendes Präludium von L. Breitner vor- trug, erntete gleih dem Concertgeber wohlverdienten Beifall.

Saal Bechstein.

- Das zweite und leyte Concert des „Pariser Trios“ wurde gestern mit cinem Quintett für Klavier, zwei Violinen, Bratsche und Cello von Dvokák eróôffnet. Das noch wenig bekannte Werk, das bei aller Anerkennung seiner melodischen Reize doch zu wenig Ge- dankentiefe erkennen läßt, wurde mit Unterstüßung der Herren Moser (2. Violine), und Krelle (Bratsche) vortrefflih ausgeführt. Herr Ronchini (Cello) spielte darauf mit Herrn L. Breitner (Klavier) die wundervolle Sonate op. 38 von Brahms n einen in jeder Beziehung vollendeten WVortragsweise. Die Violinvirtuosin Frau Breitner -Haft, deren ausgezeichnetes Spiel bereits an dem ersten Trio-Abend gerechte Bewunderung er- regte, brachte im Verein mit Herrn Breitner Nubinstein's Sonate mit Klavier, op 98 ganz vorzüglih zu Gehör. Den Beschluß des Abends machte ein neues, durh seine gewandte und stilrehte Com- vositionsweise fesselndes Trio von St. Sans, das mit großem Beifall aufgenommen wurde, der aber auch zugleich der präcisen und \{chwungvollen Ausführung galt.

Im Königlichen Opernhause geht morgen „Lohengrin“ mit den Damen Pierson und Sucher und den Herren Rothmühl, Bulß, Stammer und Fränkel in Scene. Am Montag wird Gluck's „Orpheus und Eurydike“ mit den Damen Göße, Leisinger und Weiß ge- geben. Als letzte Novität in dieser Saison ist die Oper „Der Zigeuner“ von Nichard Stiebitz bestimmt; Herr Bulß singt die Titelrolle. Jn dem Con-ert des Königlichen Opernchors, das am Gründonnerstag im Königlichen Opernhause stattfindet, wird Anton Os feine Symphonie in F-dur persönlih dirigiren, Außerdem gelangt, wie {hon gemeldet, unter Weingartner's Leitung Mozart's „Requiem“ zur Aufführung.

Fm Königlichen Schauspielhause finden am Montag und Mittwoch Aufführungen von „Vasfantasena“ statt. Am Dienstag gastirt Friedrih Mitterwurzer zum zweiten Male als Mephisto in Goecthe's „Faust“.

Im Deutschen Theater wird am Dienstag das Lustspiel „Zwei glücklihe Tage" gegeben. An allen übrigen Tagen kommt „Der Talisman“ zur Aufführung. Am Charfreitag bleibt das Theater geschlossen, die Kasse ist jedoch von 10 bis 1 Uhr geöffnet.

Fm Berliner Theater geht Shakespeare's Lustspiel „Viel Lärm um Nichts“ morgen Abend, am Montag und am Donnerstag, an welchein dicsmal die Abonnementsvorstelung stattfindet, mit Ludwig Barnay und Nuscha “Buße in den Hauptrollen in Scene. Der Dienstag bringt eine Neueinstudirung des „Graf Esser“ mit Arthur Kraußneck in der Titelrolle, Anna Haverland als Königin Elisabeth und einem neuen Mitgliede, Charlotte Boch, die als Nutland erstmalig auftreten wird. Am Sonnabend folgt dann neu einstudirt „Graf Waldemar“ mit Ludwig Barnay in der Titel- rolle und Tina Trabold vom Stadt-Theater zu Niga, die in der Nolle der Gertrud ein auf Engagement abzielendes Gastspiel beginnt. Am Mittwoch spielt Ludwig Barnay die Titelrolle in Dhnet's „Hüttenbesißer“. Diese Vorstellung beginnt ausnahmsweise erst um 72 Ubr, wegen der am Nachmittag für die Schüler der biesigen höheren Lehranftalten stattfindenden Aufführung von „Julius Cacfar“. Morgen Nachmittag geht Kleist's „Käthchen von Heilbronn“ in Scene.

Im Lessing-Theater gelangt „Die Tragödie des Menschen“ morgen, am Dienstag und am Donnerstag zur Aufführung. An allen übrigen Tagen der Woche wird Hermann Sudermann's Schau- spiel „Heimath“ gegeben. i

Im Wallner-Theater wird die erste Aufführung von „Monsieur Alphonse“ in Verbindung mit dem Einacter „Er experi- mentirt* mit Hedwig Niemann als Gast nicht am Dienstag, fondern

L erst am nächsten Sonnabend stattfinden. Am Donnerstag fpielt die

Künstlerin noch cinmal „Cyprienne“ und „A tompo“, während der Spielplan für die übrigen Tage der Woche folgendermaßen festge- seßt ist: Montag: „Der Fall Clämenceau“; Dienstag: „Die Orientreise; Mittwoch: „Die Großstadtluft“. Die Billets, welche für die ursprünglih auf Dienstag angeseßt gewesene erfte Aufführung von „Monsieur Alphonse“ und „Er erperimentirt“ bereits gelöft worden sind, werden bis Dienstag Mittag an der Tageékasse des Theaters wieder zurückgenommen.

Fm Friedrich - Wilhelmstädtishen Theater wird morgen „Die Fledermaus“, von Montag bis einschließlih Donnerstag „Pariser Leben“ aufgeführt.

Der Spielplan des Kroll’'schen Theaters für Woche ift in folgender Weise aufgestellt: Sonntag: „Don Ju mit Signor de Padilla in der Titelpartic und Fran Moran- als Donna Anna: Montag zum ersten Mal: „Don Paëéquale" letes Auftreten der Signora Nevada in der Partie der N Don Pasquale: Signor Merly, Malatesta: Signor de Es ad Ernesto: Signor Pandolfiai); Dienstag: „Norma“ (Frau Moran- Olden in der Titelpartie); Mittwoch: „Don Pasquale* (leptes Gast» spiel der Signora Nevada); Donnerstag: „Don J sell Besetzung wie oben); Sonnabend: „Die Hochzeit des Figaro“.

Fm Adolph Ernst-Theater ift die erste Aufführung der neuen Gesangêposse von Jacobson und Mannstädt, betitelt „Gold- lotte", auf Donnerstag festgeseßt. Von dem Kalish'schen Werke „Berlin, wie es weint und lacht“ findet morgen die leßte Sonntags- Aufführung statt.

Das Wiener Ensemble im Thomas-Theater giebt morger seine leßte Sonntagsvorstellung, da mit Ende dieses Monats das Gastspiel abschließt. Nah „Lumpaci-Vagabundus“, der beute und morgen in Scene geht, folgt die Nestrov'sche Posse: „Einen Jur will ex fih machen“.

Im Theater Unter den Linden findet morgen die leßte Sonntagsaufführung der Operette „Lachende Erben“ stati, da die Andrac’she Operette „Freya“ am Schluß der kommenden Woche zum ersten Mal in Scene geht. Kapellmeister Josef Bayer, der am Montag nah Wien ¡urüdckfehrt, dirigirt aud die morgige erste Wieder« holung des neuen Ausstattungs-Ballets „Columbia" persönlich.

Der Spielplan des Neuen Theaters für die kommende Woche lautet: Sonntag (leßte Sonntags Auffübrung): „Der eiserne Graf“, bierauf „Tosca*; Montag (letztes Auftreten der Frau Hatß- mann- Zipser): „Durch die Jutendanz“, hierauf „Die Lore“: Dienötag: „Logirbesuh“, hierauf „Kleine Hände“ ; Mittwoch (leßte Vorstellung}: «„Tosca*.

Raoul Koczalski, der adtiährige Pianist, giebt au Montag ein populäres Concert in der Philbarmonie, in dem er das Programm ganz allein (ohne zweites Klavier) defireiten wird.

Im -Concerthause wird Herr Professor Heinri Hof- mann» am Montag eine Reibe seiner Compositionen persönlich diriziren, daruntèêr eine neue Serenade für Strecicdorchester, „Zut