1893 / 89 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 15 Apr 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Nichtamtliches.

Dentsches Reidcch.

Preußen. Berlin, 15. April.

Seine Majestät der Kaiser und König sind, wie „W. T. B.“ meldet, von Potsdam kommend, gestern Abend um 71/4 Uhr in Swinemünde eingetroffen. y welcher von dem Krieger- und Marineverein escortirt wurde, fuhr unter den brausenden Jubelrufen der Menge langsam auf der afenbahn an den festlih erleuhteten und beflaggten Häuser- en vorbei zur „Hohenzollern“, auf der Seine Majestät, begleitet von dem commandirenden Admiral, Admiral Freiherrn von der Golß, dem Vice-Admiral Hollmann, dem Chef des reiherrn von Senden-Bibran, dem General- Arzt Dr. Leuthold und mehreren Flügel-Adjutanten, Sich als- bald cinschifften. Bei dem Hissen der Kaiser-Standarte erfolgte ein Salut mit 101 Schuß. Heute früh um 61/4 Uhr reisten Seine Majestät an Bord der „Hohenzollern“ weiter nah bei der Abfahrt befanden Sich Allerhöchstdieselben auf der Der Aviso „Wacht“ war {hon vorher, um

Der Hofzug,

Marinecabinets

Commandobrücke. 51/, Uhr Morgens, ausgelaufen.

Das „Armee-Verordnungs-Blatt“ veröffentlicht folgende Allerhöchste Cabinetsordres, betreffend den Entwurf eines

lements für die Cavallerie. und eine Ur die LULeWta:

e dem Kriegs-Ministerium den Mir vorgelegten Entwurf des Exercir-Reglements für die Cavallerie mit der Bestimmung wieder die darin gegebenen Festseßungen bis auf weiteres allein nd. Ueber die mit dem Entwurf gemachten Erfahrungen sehe Ih bezüglichen Berichten bis zum 1. Januar 1895 entgegen. Das Kriegs-Ministerium hat hiernach das weitere zu veranlafsen. 6, April 1893,

„Sxrércir -Re neue Probe

zugehen, da maßgebend

Wilhelm. Ministerium.

Ich genehmige, daß bei Neubescha Landwehr- Infanterie die beifolgende / wird, sowie daß für die Abzeichen der Chargen und Spielleute an derselben fortan die gleihfalls beifolgenden Proben sollen. Das Kriegs-Ministerium hat hiernach das Berlin, den 6. April 1893. Wilhelm. Ministerium.

ffungen für die Linien- und Probe der Litewka eingeführt

maßgebend sein weitere zu ver- An das Kriegs-

Auf Allerhöchsten Befehl hat der Kriegs-Minister folgende Truppenverlegungen angeordnet: Yam l A D. D:

Es werden verlegt: die T. Abtheilung 1. Pommerschen Feld-Artillerie-Regiments Nr. 2 von Gollnow nah Stettin; 2) gelegentlich der diesjährigen Herbstparade des Garde-Corps : das 4. Garde-Regiment z. F 3) zum L Oltobey d.

von Spandau nah Berlin; das Königin Augusta-Garde- Grenadier-Regiment Nr. 4 von Koblenz nach Spandau, das IT. Bataillon 1. Hanseatishen Jnfanterie-Regiments Nr. 75 von Harburg nach Bremen,

Í das Schleswig- Holsteinsche Pionier-Bataillon Nr. 9 von Rendsburg nah Harburg.

Die „Norddeutshe Allgem Abendausgabe vom 12. d. M.:

Fn dem in unserer Nr. 161 vom 7. d. M. wiedergegebenen über Mißhandlungen Deutscher in Brasilien war erwähnt, daß betreffs des leßten, in Curitiba vorgekommenen Vorfalls der diplomatische Vertreter des Reichs in Rio tele lichen Weisungen versehen worden fei. gangenen Nachrichten find bei diesem Vorfall deutsche erhebliher Weise da die Mitglieder des dabei betheiligten Handwerkervereins sämmtlich naturalisirte Brasilianer sind und auch das demo- lirte Local einen brasilianishen Staatsangehörigen zum Eigen- Von den dabei zugegen gewesenen drei Reichs- angehörigen ist allerdings einer leiht verwundet worden; dieser ist aber inzwischen wieder hergestellt und hat Entschädigungs- ansprüche nicht geltend gemacht.

Was den anderen vom „Reichs-Anzeiger“ erwähnten Fall einer Ausschreitung der brasilianishen Polizei anlangt, der am Weihnachtsabend des vergangenen Jahres in Sao Paulo stattgefunden hat, so ijt der schuldige Polizei-Jnspector seines Dienstes entlassen worden.

eine Zeitung“ s{hreibt in ihrer

Artikel des „Reichs-Anzeigers“

raphish mit den erforder- Nach den hierüber ein-

thümer hat.

Der commandirende Admiral, Admiral Freiherr von der Golßt ist vorgestern Abend aus Kiel hier wieder eingetroffen und gestern nah Swinemünde abgereist.

S E aar S Mes S T E E “eti pag t S Er T E Or T Aru Ce R T T7 E E E N Rel Bendes- s 5 n R em T7 E S

M. Stiffsjungen-Schulshiff „Gneisenau“, Com- Corvetten-Capitän Stubenrauch, ist am 12. April rince (auf Haïti) angekommen und beabsichtigt, nah Cap Haïti auf Haïti fortzusezen. Commandant Capitän- am 13. April in Saloniki eingetroffen und beabsichtigt, heute nach Piräus in See zu gehen.

in Port au heute die Re

S. M. Fahrzeu Lieutenant Grolp, i

„Loreley“,

Württemberg. Die Kammer der Abgeordneten erledigte gestern den Etat des Finanzdepartements und begann dann die Berathung des Etats der

Reuß ä. L.

+ Seine Durchlaucht der Fürst, der sich am 13. d. M. des Prinzen Hugo von Schönburg-Waldenbur nah Droissig begeben hatte, kehrte am nämlihen Tage na

Greiz zurü.

zum Besu

Deutsche Colonien.

Oberst Freiherr von Scheele hat die Geschäfte der Stellvertretung des Kaiserlihen Gouverneurs von Deutsc- Ostafrika am 22. Februar d. J., dem Tage der Rückkehr von seiner Expedition aus dem Jnnern, übernommen. :

Anfang vorigen Monats war der Oberführer der Kaiser- ch-Ostafrika mit etwa 100

lihen Schußtruppe für Deut rika_ irt, um im Hinterlande von

Askaris von Bagamoyo abmar

Bagamoyo, Sadani und Pangani nach längerer Zeit wiederum die deutsche As ge zu zeigen und die Bestrafung einzelner un- chorsamer Ai e zu bewerkstelligen. Bei: diesem An- laß hat, wie das „Deutsche Colon.-Bl.“ meldet, ein Gefecht gegen den Häuptling Marunguru bei der Missionsstation Mandera im Hinterlande von Bagamoyo stattgefunden, bei welchem leider der verdiente Feldwebel Kühne den Tod ge- funden hat. Drei Askaris wurden s{hwer verwundet. Nähere Nachrichten find noch nicht eingetroffen. i

Oesterreich-Ungarn.

Das „Fremdenblatt“ bespriht die Ereignisse in Serbien und erklärt, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, das Land werde sih sicherlih befriedigt fühlen, wenn dem jungen König die Lösung der shweren inneren Krisis gelinge. Für Oesterreih-Ungarn , das nichts Anderes als die Ordnung und die friedlihe Entwickelung des Nachbarstaats wünsche, bleibe es gleihgültig, welhe Parteien und Persönlichkeiten hierfür Sorge trügen. Das Blatt gon sodann der Thätigkeit der Regenten, insbesondere dem Verdienst Ristic's, Anerkennung und fährt fort: wenn es den zur Leitung der Geschäfte Be- rufenen gelinge, die freudige Stimmung des Volks frucht- bringend auszunüßen, die Kämpfe der Parteien einzudämmen und Raum für eine - nußbringende Thätigkeit zu schaffen, so werde der Regierungsantritt Alexander's 1. der Beginn einer besseren Zeit für das vielgeprüfte Serbien sein. Hierzu sei jedoch auch die Unterstüßung seitens der Parteien und des Volks selbst unerläßlich.

Großbritannien und Frland.

Jn der gestrigen Sizung des Unterhauses erklärte dem „W. T. B.“ zufolge der Staatssecretär des Jnnern Asquith, der Bürgermeister von Qull habe ihm mitgetheilt, daß die bloße Anwesenheit der Truppen ernste M Dalianan ver- hindert habe. Die Richter könnten für die Aufrechthaltung der Nuhe nicht verantwortlih sein, falls die Truppen zurü: gezogen würden. Die Regierung könne die Verantwortlichkeit dafür nicht übernehmen, diese Mittheilung der zu- ständigen localen Behörde zu ignoriren. Die Truppen würden zurückgezogen werden, sobald die Anwesenheit derselben nicht mehr erforderlich sei, aber niht früher. Jn der sodann fortgeseßten Debatte über die Homerule-Vor- lage erklärte der Premier-Minister Gladstone: sobald all: gemein die Ansicht vorhanden zu sein scheine, daß die zweite Lesung der Vorlage abgeschlossen werden könne, werde er am Montag die Suspension des Mitternachts-Reglements für Dienstag ankündigen. Auf die Frage Balfour's, ob er wisse, daß sih noch viele Abgeordnete an der Debatte zu be- theiligen wünschten, erklärte der Premier Gladstone, er habe durchaus keinen Wunsch, das Haus zu zwingen, er glaube aber, alle von Balfour erwähnten Deputirten könnten bis Dienstag Abend gesprochen haben. Er selbst sei bereit, auf sein Recht zu antworten zu verzichten, da er von der Art und Weise, in der die Bill von den irishen Deputirten E P N worden, befriedigt sei. Wenn die Abgeordneten darauf be- ständen, ihre Ansichten in langen Reden darzulegen, würden sie dafür im September oder Oktober einen {weren Preis zu zahlen haben. Jm Fortgange der Sißung erinnerte der Staatssecretär des Jnnern Asquith daran, daß beide Parteien den Jrländern das erweiterte Stimmrecht bewilligt und die Confervativen selbst beantragt hätten, ihnen eine locale Verwaltung zu geben. Das Argument, daß die Bill die Regierung Jrlands gewissenlosen, discreditirten irischen Führern überliefere, kÉlinge befremdlih von Männern, von denen einer (Chamberlain) im Jahre 1885 Parnell zum Minister für JFrland habe machen wollen. Noch Tags zuvor habe Courtncy den irishen Deputirten Sexton für biélen Posten auserschen ; wenn die Parteizwecke es nöthig machten, würden die Con- servativen ein Gleiches thun. Die Jrländer forderten cine nationale Selbstregierung. Freilih, wenn bewiesen werden könne, daß die Erfúllun dieser Forderung nicht vereinbar sei mit der Aufrechterhaltung der Reichseinheit und dem Schugz der Rechte der Minorität, würde er sie niht zu- gestehen; aber die Bill erfülle alle diese Bedingungen und halte die Suprematie des RNeichs-Parlaments aufrecht. Indessen, wolle die Opposition dies in der Bill näher prä- cisiren, so sei die Regierung dazu bereit. Die Beibehaltunc irischer Deputirten im Reichs-Parlament sei seiner Ansicht na wesentlih für die Vorlage. Die Jrländer acceptirten sie und würden nicht so blind gegen ihre eigenen Jnteressen sein, um die Bill zur Bedrückung zu gebrauchen. Der Staatssecretär bezeihnete alsdann die von Balfour in Ulster gehaltenen Reden als eine Aufreizung zum Bürgerkriege. Dies Verhalten sei um so verwerflicher, als es von einem Parteiführer aus-

gegangen sei. Frankreich.

Der Kriegs-Minister hat nah einer Meldung des „W. T. B.“ den von Turpin angeshuldigten General Ladvocat ermächtigt, die Zeitungen, die ihn verleumdeten, gerichtlich zu belangen. Der General Ladvocat ersuchte darauf zunächst Freycinet, die Worte, die er in einer Unterredung mit dem Nedacteur des „Evénement“ über ihn gebraucht haben soll, rihtig zu stellen oder zu erklären. Prie die soll nämlich in jener O gesagt haben, man habe die Beschwerden Turpin's nicht berücksichtigt, weil der General Ladvocat, selbst in seinem Vertrauen getäuscht, ohne sich dessen bewußt zu sein, den Minister getäuscht habe.

Die Polizei verhaftete gestern einen gewissen Duprat und dessen Geliebte Desnasle, die verdächtig sind, die Urheber der am 8. November v. J. erfolgten Ex plosion in dem Polizei-Commissariat in der Rue des Bons Enfants zu sein.

Rußland.

Dex Kalstr Und dié erin empfingen, wie „W. T. B.“ berichtet, vorgestern in Livadia die Königin Natalie und zogen diese zur Frühstückstafel.

Schweiz,

Dèr Bundesrath" hal, wie „W. D B.“ meldet, die orderung der Vorlage von Ursprungszeugnissen für ojtsendungen fallen gelassen, ausgenommen kür: ostsendungen

von Uhren und Uhrenbestandtheilen; ebenso hat er für eine Anzahl von Positionen des Zolltarifs, bei denen eine Umgehung durch Bezug über ein drittes Land ausgeschlossen erscheint, die erwähnte Forderung fallen lassen. Dagegen wurde die Forde- rung von Ürsprungszeugnissen für Uhrensendungen französischen Ursprungs vetigt: Ferner wurde der Transport mit der Briefpost

unter Einräumung von Zollfreiheit bis E g suspendirt. D allen Fällen, in denen zollpflihtige Waaren in mehrere ostpakete abgetheilt nah der Schweiz versandt werden, um die IREIRONCIE Verzollung zu umgehen, is das Gesammt- gewicht der Theilsendungen als zollpflichtig zu behandeln.

Als \hweizerishe Delegirte für die Unterhandlungen über die Abänderung der Schiffahrts- und Hafenordnung für den Untersee und den Rhein zwishen Konstanz und Schaffhausen wurden ernannt der National-Rath Keel in St. Gallen, Regierungs-Rath Jo o s- Schaffhausen, Regie- rungs-Präsident Egloff in Frauenfeld und der Dampfschiff- verwalter Schmidt in Luzern.

Belgien.

Die wegen der Verfassungsrevifion entstandene Krisis. scheint, wie „W. T. B.“ berichtet, ihrer Lösung bedeutend näher gekommen zu sein. Jn einer Sißung der Einund- zwanziger - Commission stimmten die Führer der äußersten Linken Féron und Janson dem Antrage Nyssen's zu, der im wesentlichen folgende Bestimmungen ' enthält: Jeder LBjährige Belgier besißt das einfahe Wahlreht. Das Recht der doppelten Stimmenabgabe besißen: 1) Alle 3ö5jährigen Familienväter, welhe 5 Fr. an directen Steuern entrichten ; 3) alle 2Bjährigen Eigenthümer einer Liegenschaft im Werthe von 2000 Fr., cines Sparkassenbuhs, welches 100 Fr. Rente einbringt; 3) alle Æjährigen Besißer des Diploms einer Pectr und Mittelschule. Wer alle drei Bedingungen in seiner

erson vereinigt, soll das Recht der dreifahen Stimmenabgabe erhalten. A und Janson versprachen für diesen Antrag eine Unterstüßung von 40 Stimmen der Linken. Von der Rechten wird die große Mehrheit die Regierung unterstügzen, die sih ebenfalls mit dem Antrag Me einverstanden er- klärt hat. Auf diese Weise dürfte der Antrag die nach der Verfassung für eine Verfassungsrevision erforderliche Zwei- drittelmehrheit erhalten.

Wie der „Magd. Ztg.“ gemeldet wird, fand gestern unter dem Vorsiß des Konigs ein Ministerrath statt, in dem be- {lossen wurde, im Falle der Wiederholung von Unruhen diese mit Militärgewalt zu unterdrücken. Jm übrigen ist es gestern in Brüssel wieder zu Kundgebungen und Zu-

ammenstößen zwishen der Polizei und der Volks- menge gekommen. „W. T. B.“ berihtet darüber Fol- gendes. Ein Polizeicommissar begab sich mit etwa

20 Agenten nah der „Maison du Peuple“, um im Jnnern eine Haussuhung vorzunehmen. Volders weigerte sich, die Agenten eintreten zu lassen, worauf diese sih zurückzogen. Die Menge warf mit Steinen und Gläsern nah den Polizisten ; leßtere machten darauf von der Waffe Gebrauch. ehrere Polizisten sowie mehrere Theilnehmer an den Kundgebungen erlitten Verlezungen. Gegen 9 Uhr Abends hatten die Bürger- garde und die Gendarmen große Mühe, die Ordnung vor den Zugäfsigen zu der „Maison du peuple“ aufrechtzuerhalten. Bald darauf traf eine Verstärkung von etwa 30 Gendarmen ein, die von der Menge mit Zischen und Schmähungen empfangen wurden. Die Gendarmen hieben schließlich auf die Tumultuanten ein, die Polizei-Agenten folgten ihnen mit ge- zücktem Säbel. Es entstand eine wahre Panik. Auf den Bürgersteigen erblickte man zahlreihe Blutspuren. Die Gendarmen kehrten nah kurzer Zeit zurück, drangen in ein benachbartes Restaurant ein, von wo sie mit verschiedenen Gegèn- ständen beworfen wurden, und trieben die Gäste mit Kolben- \chlägen auseinander. Es kamen hierbei zahlreihe Verwundungen vor, darunter neun shwere. Die erste Pflege wurde den Ver- wundeten in einer benachbarten Apotheke zu theil; doch erheischte es ihr Zustand, daß sie in das Hospital geschafft

wurden. Jm Laufe des Abends kam cs noch mehrfah zu Zusammenstößen zwishen den Manifestanten und der Polizei und Gendarmerie. Gegen Mitternacht war jedoh die Menge

vollständig zerstreut und die Ruhe überall wieder hergestellt. Türkei.

Der „Pol. Corr.“ wird aus Konstantinopel

der Sultan habe dem Khedive die Verdienst-

ga

„Siakat“ in Gold verliehen.

Rumänien.

Der bisherige Erste Secretär bei der Gesandtschast in Wien Mawrodi ist zum Chef des L im Auswärtigen Amt ernannt worden. An seiner Stelle wurde Mawrocordat zum Gesandtschasts-Secretär in Wien, Popowitsh zum Ersten Secretär der Gesandtschaft in Berlin ernannt.

emeldct, edaille

Serbien.

Das Amtsblatt veröffentlicht die Proclamation und die Ukase des Königs, durch welche die Regenten ihrer Amts- pflicht entbunden werden, das Ministerium Avakumovic ent- lassen, das neue Ministerium ernannt und die Skupschtina aufgelöst wird. Ferner werden die Neuwahlen n den 15. Mai a. Stils ausgeschrieben und die neue Skupschtina wird zum 1. Juni a. Stils einberufen. Zum Stadt-Präfecten ist Stojan Protic ernannt worden. :

Im Laufe des gestrigen Vormittags zog nah einem Ve- riht des „W. T. B.“ eine nah Tausenden zählende Volks- menge mit Fahnen vor den Konak und brachte daselbst Hoch- rufe auf den König und die Dynastie aus: Der König dankte mit kräftiger Stimme vom Balcon aus. Das serbische Volk und dessen Freiheit seien ihm theuer, er wolle die gc- fährdete Freiheit mit kräftiger Hand schüßen : „Es lebe das serbishe Volk!“ Diese Worte des Königs wurden mit unermeßlihem Enthusiasmus aufgenommen. Die Volks- menge zog mit Hochrufen vor die Bureaux der neucn Minister und mit Ausrufen des Mißfallens vor das Haus Ristic’s, woselbst jedoch die Polizei und Militär die Menge zurücdrängten. Als die Menge vor dem Hause Garaschanin's in Hochrufe ausbrach, erklärte Garaschanin,- er sei glüccklih, daß der König die Zügel der Regierung €17 griffen habe als L und Beshüßer des Volks: „Es lebe der König, die Ver ahn und die Nation!“ Vor den Häusern des bisherigen Minister-Präsidenten Avakumovic und des Metropoliten Michael fanden sehr feindselige Demon strationen statt, dem Metropoliten wurde eine förmliche Kagßenmusik ee Später unternahm der König in Begleitung des Minister-Präsidenten, des Kriegs-Ministers und eines Adjutanten eine Rundfahrt durh Belgra und wurde dabei in den von der Bevölkerung dicht befehlen Straßen mit Ziviorufen empfangen. Mittags wurden dic Regenten Ristic und Belimarkovic in geschlossenen Wagen aus dem Konak in ihre Me ERR t transportirt, wo Wal tposten aufgestellt sind, weil die Haft fortgesezt wird. Ebenso sind auh die früheren Minister nah ihren Wohnungen gebracht worden.

Zukunft wohl niht unausgefüllt bleiben ;

ertheilt

| i

m Laufe des Tages famen vereinzelte Volksansamm- lungen vor, weshalb Patrouillengänge durh die Stadt an- geordnet wurden. Sie wurden jedoch am Nachmittag wieder eingestellt, als die Bevölkerung an die Vorbereitungen zur Zllumination der Stadt ging. Aus dem Jnnern des Landes treffen fortwährend Glückwunschtelegramme ein. Die Ruhe ist nirgends gestört worden. Die Regierung ist entschlossen, allen Ausschreitungen gegen die Liberalen in Belgrad fowie im ganzen Lande entschieden entgegenzutreten.

Wie nachträglih verlautet, erhoben vorgestern die Re- genten Ristic und Belimarkovic, als der König nah dem Diner seine Volljiährigkeit erklärte, Einspruch. Darauf öffneten sih die Thüren, und das in dem angrenzenden Saale unter Koka Milovanovic versammelte Offiziercorps begrüßte den König mit Beifallskundgebungen. Nunmehr gaben sich P R gefangen und wurden in das neue Palais ab- eführt.

E Nah ciner Meldung der „Politischen Correspondenz“ wären keine Veränderungen in dem serbischen diplo- matishen Corps beabsichtigt. Nach der Bildung des definitiven Ministeriums und nah Erledigung der unausfschieb- baren R beabsichtige der König, eine Run d- reise durch das.Jnnere des Landes anzutreten.

Afrika.

Nach einem Telegramm der „Times“ aus Sansibar von gestern find daselbst Briefe von Tippo Tip’'s Sohn ein- getroffen, die den in einem Kampf erfolgten Tod Emin Pascha's und seiner Leute bestätigen.

Parlamentarische Nachrichten.

Preußischer Landtag.

Haus der Abgeordneten.

Der Schlußbericht über die gestrige Sißung befindet sich in der Ersten Beilage.

61. Sißuñg vom 15, Apxil 1893/ 11 Uhx.

Der Sißung wohnen der Finanz-Minister Dr. Miquel und der Minister der öffentlihen Arbeiten Thielen nebst Commissarien bei.

Die erste Berathung des Gesehentwurfs, betreffend die Erweiterung, Vervollständigung und bessere Aus- rüstung des Staatseisenbahnnehßes, wird eingeleitet von dem

Minister der öffentlihen Arbeiten Thielen :

__ Der Entwurf unterscheidet sich_ vortheilhaft von seinem Vor- (neen troßdem er nur etwa die Hälfte desselben an Crediten ver- angt; für den eigentlihen Ausbau des Eisenbahnneßes wird ver- hältnißmäßig mehr gefordert, für Bahnhofsbauten und Nachtrags- bewilligungen aber weniger. Diese leßtere Rubrik wird auch in denn ganz genaue Ver- anshlagungen lassen sich bei den Conjuncturen des Arbeits- und Materialienmarktes und bei nachträglih fich ergebenden Schwierigkeiten des Baues nicht bewirken. Wenn der diesjährigen Vorlage eine weitere Aus- dehnung nicht gegeben ift, so liegt das in der allgemeinen Finanzlage des Staats, welche eine vorsihtige Beschränkung erfordert. Aus politishen Rücksichten ist es geboten, mit der Herstellung neuer Bahnen in thunlichst gleihmäßigem Tempo vorzugehen und nicht mehr neue Bauten vorzunehmen, als bewältigt werden können und als die Industrie ohne Ueberstürzung leisten kann. Sowohl durch

Geseg als durch_ Verwaltungsprincip foll dem Privatkapital ein . größerer Spielraum gewährt werden zur Bethei- ligung an der Ausbildung des inländishen Eisenbahnnetes.

Auf Grund der Vorarbeiten und der abgeschlossenen Verhandlungen wäre die Regierung auh nicht in der Lage gewesen, mehr zu be- antragen. Wenn die Privatbetheiligung sih nit reger gezeigt hat, fo liegt das daran, daß das Kleinbahngeseß erst jeßt in Kraft getreten ist, daß also Concessionen noch nicht in ausgedehntem Maße werden Tonnle, E beballe mw ‘aber. vor, dem Landtag eine Uebersiht darüber vorzulegen und eine

Uebersicht über die Concessionen und Vorconcessionen hinzu- zufügen, welche ertheilt find auf Grund der Vorschriften

des Geseßes von 1838. Eine Vermehrung der Werkstattanlagen ift niht vorgesehen; die Regierung glaubt mit den vorhandenen Materialien auskommen zu können, namentlih wenn die Werkstätten sih mehr auf die Neparaturen beschränken und die Anfertigung von Vorrathéstücken der Privatindustrie überlassen. Jch kann nur bitten, die Vorlage wohlwollend aufzunehmen, und kann erklären, daß die Eisenbahnverwaltung nicht gewillt ist, die Förderung des Eisenbahn- baucs einzustellen.

Abg. Ritter (freicons.) empfiehlt den Bau einer Bahn zum Anschluß des Waldenburger Kohlenreviers an das Staatsbahnney ; mindestens sollte Privatunternehmern der Bau gestattet werden, wenn der Staat nicht ag bauen wolle.

Abg. Wut he (confs.) empfiehlt die Beschleunigung der Vor- arbeiten für die Bahn Bolkenhayn—Merzdorf.

Abg. Klet chke (nl.) bedauert, daß die Vorlage nicht die {hon lange gewünschte Strecke Strehlen—Schweidniy enthalte, daß man vielmehr der Linie Jauer—Rohnstock den Vorzug gegeben habe.

__ Abg. von Bandemer (cons.) dankt für die Linie Bütow— Berent und empfiehlt ferner den Bau der Strecke Leba—Lauenburg— L En sowie die Verbesserung des Hafens bei Leba.

_ Abg. Falkenhagen (nl.) empfiehlt- die Herstellung der Linie Einbeck—Vorwohle im Interesse seines Wahlkreises. i

Abg. Enneccerus (nl.) regt die Kanalisirung des Mains von Frankfurt bis Hanau an, damit die großen Schiffe von 2000 t, welche La Frankfurt fahren, bis Hanau ohne Erleichterung fahren önnten.

__ Abg. Dr. Lotichius (b. k. Fr.) spricht die Hoffnung aus, daß die Negterung in Zukunft Hessen-Nassau und Rheinland besser be- denken werde.

Di fi Dasbach(Centr.) befürwortet den Bau der Linie Gerstungen— ünfeld. :

_ Abg. von Halem (nl.) hittet den Minister um Auskunft darüber, wie sich die Eisenbahnverrwoaltüng zu der Bewilligung directer Tarife den Kleinbahnen gegenüber telle.

Abg. Bachem (Centr.) empfiehlt die Vermehrung der Halte- stellen in seinem Wahlkreise Krefeld, namentlich bei der Krefelder Eisenbahn, einer Privatbahn, die unter Staatsverwaltung steht. Ferner wünscht er, daß auf dem Südbahnhof in Köln alle Schnell- ¿üge halten. ; :

Abg. Friedricchs-Lüneburg (nl.) bedauert, daß die Provinz Hannover \o s{lecht bedacht sei, und empfiehlt die Fortseßung der Linie Walsrode—Soltau nah Hamburg im Anschluß an die Staats- ahn bei Winsen an der Luhe.

„_ Die Abgg. Wuermeling (Ctr.) und Herold (Centr.) be- fürworten den Bau verschiedener Linien im Münsterschen.

Abg. von Bo ckelberg (cons.) bedauert, daß die Provinz Branden- burg in der Vorlage nicht bedacht sei, und empfiehlt die Fortführung der Bahn von Schwerin westlih nah Küstrin.

; h Willebrand (Centr.) empfiehlt mehrere kleinere Linien im Ansluß die arnalite Me O he Ausfül

g. von Tz!hoppe (freicon}.) bittet um endliche Ausfuhrung der Linie Uelzen—Debisfelde.

__ Abg. Ludowieg (nl.) bedauert, daß die Provinz Hannover niht berücksihtigt sei, und führt aus, daß selbst bei Poledtter Finanzlage der Staat Ausgaben machen müsse für Unter- nehmungen, welche di Volkswirthschaft zu fördern geeignet seien. Redner empfiehlt ferner, die Linie von Bünde niht an Löhne—Osna- brück, sondern an Hannover—Bremen neten und die Linie Hannover—Walsrode— Soltau \{leunigst fortzuführen. Abg. Engler (freiconf.) dankt für die Linie Berent=Bütow.

A Ak Seyberth (nl.) erklärt es für fals, daß der Minister der öffentlihen Arbeiten in seinem Wohlwollen der Bevölkerung gegen- über abhängig sei von fiscalishen Rücksichten, und empfiehlt eine Eisenbahnverbindung für den Kreis Biedenkopf.

__ Abg. Conrad - Flatow (cons.) bedauert, daß die Finanzlage diesmal die Vorlage sehr beschränkt habe; wenn aber cine Bahn ge- baut werde, von der 10km im Königreih Sachsen lägen, ohne daß der Staat Sachsen etwas dazu beitrage, dann könnte auch West- preußen, welches längere Zeit nicht bedacht sei, berücksihtigt werden.

Abg. Mies (Centr.) bezeichnet die Bahnhofsverhältnisse in München-Gladbach als mangelhaft namentlich wegen der Gefährlich- keit der Ae und empfiehlt einen baldigen Umbau.

Abg. Rie \ch (\reicons.) befürwortet den Bau einiger Strecken zur Abkürzung der Verbindung von Bremen mit Frankfurt a. M.

U e (Centr.) empfiehlt den Anschluß der Stadt Katscher an die Eisenbahn. (Schluß des Blattes.)

__— Der Bericht über die gestrige Sißung des Reichstags befindet sih in der Ersten Beilage. f Ó 9

Den NeiGstas ft ein neues Verzeichniß dex Bevollmächtigten zum Bundesrath sowie der Mitglieder des Neichstags, leßteres in alphabetisher Folge, mit angehängter E, zugegangen. Die Zahl der Mitglieder des Reichstags

eträgt danach Ge rtio 394, da drei Mandate der Abgg.

Möller (nl.), 6. Arnsberg, Bödiker (Centr.), 6. Köln, und von Busse (deutshcons.), 5. Köslin, erledigt sind. Zur Fraction der Deutsch- Conservativen gehören 65 Mitglieder, zur Reichspartei 18, zum Centrum 108, zu der Fraction der Polen 17, zu den National- liberalen 41, zur deutsh-freisinnigen Partei 67, zur Volkspartei 10 und zu den Socialdemokraten 36. Außerdem sind als zu keiner Fraction gehörig 32 Mitglieder verzeichnet.

Die 14. Commission des Reichstags trat, wie wir der „Nat.-Z." entnehmen, gestern zusammen, um den Geseßentwurf, be- treffend die Aenderung des Gesezes über den Unter- stüßungswohnsiß und die Ergänzung des Strafgeseß- buchs, zu berathen. Die Altersgrenze für die Fähigkeit zum felbst, ständigen Erwerb und Verlust des Unterstüßungswohnsißzes, wofür die Novelle das vollendete 18. Lebensjahr festseßt, wurde nah längerer Debatte einstimmig angenommen.

Theater und Musik.

Residenz-Theater.

__ Dem übermüthigen Shwank „Die beiden Champignol“ (Cham- pigno! malgré lui) von Georges Feydeau und Desvallières, der nun chon seit länger als vier Wochen die Besucher dieses Theaters all- abendlich in die heiterste Stimmung verseßt, ging am Donnerstag zum ersten Mal eine kurze Plauderei „Das neue Kleid“ von Heinz Tovote voraus. Der bisher nur als Novellist und Sitten- \childerer dur seine der realistishen Richtung angehörenden Novellen be- kannte Verfasser hat mit diesem Werk den ersten Versuch gemacht, auch als Dramatiker sich Geltung zu verschaffen. Die für den Leser gewiß recht unterhaltende Plauderei erscheint jedoch von der Bühne herab niht wirksam genug, weil sie nicht geeignet ist, den Zuschauer in dra- matishe Spannung zu verseßen. Immerhin gewinnt das Werk an Interesse durch das darin in natürliher Weise vorgeführte Stück socialen Lebens. Eine junge Frau seßt beim Frühfstück ihrem sie ver- chrenden Vetter auseinander, wie sie durch den gewaltsamen Tod ihres Gatten, der sie immer nur als ein Spielzeug angesehen hatte, dazu bestimmt worden ist, sich ernstlih mit dem Studium der socialen rage zu beschäftigen, um der Achtung und der Aufmerksamkeit bedeutender

tänner würdiger zu werden. Ein in der Wohnung des Portiers länger als nöthig aufbewahrtes, von der jungen Frau, zu einem Festmahl bestimmtes Kleid, das ihr in zerdrücktem und anscheinend unbrauhbarem Zustand überbracht wird, giebt ihr Veranlassung zur Aeußerung eines herben Tadels, wodurch der Portier angeregt wird, zur Entschuldigung das Leben seiner Familie in kurzen, markanten Zügen zu schildern und damit der jungen Frau eine tüchtige, auf fruhtbaren Boden fallende Lection über den Unterschied in dem Leben wohlhabender und armer Leute zu ertheilen. :

Die Plauderei wurde von Fräulein Bertens, sowie den Herren Jarno und Steineke tadellos ausgeführt und fand bei den Zu- schauern cine freundlihe Aufnahme.

Kroll’s Theater.

Das neue Gastspiel der Signora Bellincioni an dieser Bühne begann gestern mit der Nolle, in der sie wiederholt vor Weih- nachten aufgetreten is, nämli als NRosella in Tasca’s: „A Santa Lucia“, und tatte den großen Saal bei erhöhten Preisen bis auf den leßten Play gefüllt. Niemand wird unbefriedigt fortgegangen sein: Signora Bellincioni weiß alle ihre Rollen, und fo auch be- fonders die Rosella, lebensvoll zu gestalten und übt dur die Klang- fülle ihres großen Organs, wie durch die Kunst des Vortrages und des Ausdrucks eine geradezu packende Wirkung aus. Die leb- haften Beifallsbezeugungen, die fie auch zu der Wiederholung einer Nummer veranlaßten, werden ihr von neuem bezeugt haben, daß au der kühlere Norden von dem warmblütigen Temperament des Südens, wie es sih in Gesang und Spiel entfaltet, erwärmt und tief ergriffen wird; ihre bewegte Stimme bewegt die Zuhörer in unmittelbarer Weise. Ihr Partner Signor Stagno (Ciccillo) war gestern recht gut bei Stimme und theilte sich mit ihr in die Ehren des Abends. Herr Davison brachte den Austernhändler Totonne in jeder Beziehung vortrefflih zur Geltung, und ebenso verdienen die Damen Pazofsky (Concettina) und Tomschick (Maria) für die Durchführung ihrer Rollen in italienisher Sprache, deren sih auch der Chor bediente, volle Anerkennung.

Sing-Akademie. j

Die bereits vortheilhaft bekannte Concertsängerin und Gesang- lehrerin Fräulein Clara Nittshalk gab gestern in Gemeinschast mit Herrn Sinsheimer (Violine) und Herrn Sp eed (Klavier) ein Concert, in welhem sie mehrere Lieder von Schubert, Jensen, Löwen- gard, E. E. Taubert und anderen vortrug. Jhre klangvolle und wohl- geshulte Stimme, dic Deutlichkeit der Aussprahe und die Reinheit der Intonation waren mit lebendiger und verständnißvoller Ausdrucks- weise vereinigt. Nicht ein jedes Lied zwar sagte der Stimme zu, do gelangen Schubert’s „Lindenbaum* und „Die Post“, sowie die Lieder von Jensen und Taubert's s{chwungvolles „Trabant“ anz vortrefflih. Nach jedem der Lieder-Vorträge, welche mit Nobert

ranz's beliebtem „Er ist gekommen“ \{lossen, ershallte lebhafter und wohlverdienter Beifall. Herr Sinsheimer, der sih neulich shon im Saal Bechstein hören ließ, erfreute dur einige sehr gelungene Violinvorträge; auch der Pianist Herr Speed (erntete durch sein correctes und ausdrucksvolles Bi welches in Piècen von Beethoven und e vortrefflih zur Geltung kam, reihen Beifall. Mit Grieg's Sonate für Klavier und Violine (op. 45) hatten beide Künstler das Concert eröffnet. __*

Im Königlichen Opernhause gans am Dienstag Beet- hoven's „Fidelio“ mit den Damen Pierson und Herzog und den Herren Nothmühl, Bey, Krolop, Bulß und Lieban zur Aufführung. Die erste Aufführung von Rubinstein's Oper „Unter Räubern“ (Dichtung von Ernst Wichert) nebst dem Ballet „Die Rebe“ is für Montag

24. April, My Anton Rubinstein wird das Werk persönli dirigiren und ist bereits zu den Proben hier eingetroffen.

_am Dienstag Kleist's „Käthchen von Heilbronn“.

Das Königliche Schauspiel (im Neuen Theater) bringt morgen, am Dienstag und Donnerstag „Vasantasena“ zur Aufführung. Am Sonnabend gehen zum ersten Mal die Einacter „Meister Grot Westfaler“ von Holberg, bearbeitet von Paul Schlenther und Julius Hoffory, „Die wachsame Schildwache“ von Cervantes, bearbeitet von

udolph Genée, „Die ehrlihe Bäkin“ von Jakob Ayrer und neu- studirt R. Genée's „Gastrecht* in Scene.

Im Deutschen Theater wird „Der Talisman“ morgen, am Montag, Mittwoch und Freitag gegeben. Der Schwank „Zwei ee Tage“ kommt am Dienstag und Sonnabend zur Aufführung.

m Donnerstag wird „Romeo und Julia* wieder in den Spielplan aufgenommen.

Im Berliner-Theater werden morgen Nachmittag Schiller?s „Räuber“, morgen Abend und am Mittwoch „Der Hüttenbesizer“ aufgeführt. Am Montag kommt „Wilhelm Tell* zur Aufführung, i i Käthd Freytag’s Lustspiel „Die Journalisten“ is für Donnerstag angeseßt. Am Freitag (32. Abonnements-Vorstellung) geht „Die Braut von Messina“ in Scene. Am nächsten Sonnabend findet das erste Wieder- auftreten von Agnes Sorma statt, die nah einer mehr- wöchigen Erholungsreise ihre fkünstleri)che Wirksamkeit in vollem Umfange wieder aufnimmt. Als Hertha in Oscar Blumen- thal’'s Schauspiel „Ein Tropfen Gift“ wird die Künstlerin zuerst wieder vor das hiesige Publikum treten. Wegen der am Sonnabend Nachmittag für die 23 ¡linge der höheren Lehranstalten stattfindenden Aufführung von „Julius Cäsar“ beginnt die Abendvorstellung am Sonnabend ausnahmsweise um 7} Uhr.

Im Lessing-Theater wird das Schauspiel „Die Bohème“ von Henri Murger in Paul Lindau's deutscher Üeber}eßung morgen und am Dienstag wiederholt, während am nächsten Sonnabend Ludwig Anzengruber’s Wiener Bolksftück „Brave Leut vom Grund“ zur ersten Aufführung kommt. Am Montag, Mittwoch und Freitag wird Hermann Sudermann’'s Schauspiel „Heimath“ und am Donnerstag O, E. Hartleben's Komödie „Hanna Jagert“ wiederholt.

_Im Wallner-Theater is der Wochen-Spielplan folgender- maßen festgeseßt: Montag und Freitag: „Die Großstadtluft“; Dienstag: „Sodoms Ende“; Mittwoch: „Die große Glocke“; Donnerstag : „Der Probepfeil“ ; Sonnabend: „Die Orientreise":

Der Spielplan des Friedrih - Wilhelmstädtischen Theaters für die kommende Woche lautet: Sonntag und Montag: „Der Vogelhändler“; Dienstag: „Der arme Jonathan“; Mittwoch, Donnerstag und Freitag: „Pariser Leben“.

Im Residenz-Theater wird Gabrielle Tavastjerna, die Gattin

des bekannten nordishen Schriftstellers gleichen Namens und in ihrer Heimath Finland als eine talentvolle Künstlerin geachtet, in der E Woche in dem Strindberg’shen Lustspiel: „Herbstzeihen“ auftreten. __ Der Wochen-Spielplan des Kroll’ \chen Theaters lautet, wie folgt: Sonntag, Dienstag und Freitag Wiederholungen von Tasca?s „A Santa Lucia“ mit dem Künstlerpaar Stagno und Bellincioni als Ciccillo und Rosfella; in der Partie des Totonne gastirt Herr Marx Dawifon vom Deutschen Landes-Theater in Prag; am Montag findet eine Aufführung von Offenbahs's „Frißhen und Lieschen“ und Kaiser’s „Trompeter von Säkkingen“ statt; Mittwoh: „Lucia von Lammermoor® (vorleßtes Gastspiel von Signorina Prevosti in der Titelpartie); Donnerstag: unbestimmt; Sonnabend bleibt das Theater einer Privatfestlichkeit wegen ges{chlos}sen.

Im Thomas-Theater geht am Dienstag das vieractige Volk8- drama „Der Herzogsmüller“ zum ersten Mal in Scene.

Im Theater Unter den Linden wird Arthur Sullivan's „Mikado“ zur Neu-Aufführung vorbereitet.

Am Montag, Abends 8 Uhr, findet, wie \{chon gemeldet, in der Philharmonie zu populären Preisen ein großes Wohlthätig- keits- Concert statt, in welchem Professor Jos. Joachim und Professor Robert Hausmann sowie das philharmonische Orchester mitwirken. Der Ertrag des Concerts fließt dem Inyvalidenfonds des „Hilfsshwestern-Vereins* in Berlin zu.

Alfred Sormann wird am kommenden Mittwoch in dem populären Concert des Philharmonischen Orchesters sein neues Klavierconcert (E-moll) zum ersten Mal in Berlin zum Vortrag bringen. Zu Ehren der Anwesenheit Nubinstein's findet am nächsten Donnerêtag, Abends 8 Uhr, im Saal Bechstein eine Aufführung seiner „Mignon-Gesänge“ und des „NRequiems für Mignon“ statt, und zwar unter Leitung des Herrn Siegfried Ochs. Den Chorpart übernimmt ein Theil der Mitglieder des Philharmo- nishen Chors, . während sich hervorragende Künstler zur Uebernahme der Soli bereit erklärt haben. Der Ertrag is für wohlthätige Zwecke bestimmt. Der Kartenerkauf wird am Montag bei Bote u. Bo eröffnet.

__Im Concerthaus wird am Montag der Klavier-Virtuofe Herr Goswin Sökeland Beethoven's Es-dar-Concert und die „Don Juan“ -Phantasie von Liszt vortragen. Das Orchester bringt u. a. die Mendelsfohn’she Symphonie Nr. 4, A-dur, die Ouverture „Leonore 11“ von Beethoven und den Huldigungs-Marsh von Wagner zur Aufführung.

__ Mit Allerhöchster Genchmigung Seiner Majestät des Kaisers findet Montag, Abends 7# Uhr, in der Garnifonkirche ein Concert zum Besten des „Sonntagsheim*“ statt, in welhem Fräulein Helene Jahncke, Fräulein Valerie Karstedt, der Königliche Musik-Director Otto Dienel, der Königliche Kammervirtuose Felix Meyer, der Königliche Kammermusiker Er. Maneke und der König- lie Domsänger Georg Rolle ein reihhaltiges Programm auéführen werden. Das „Sonntagsheim“ bittet Alle, die ein Interesse an dem Schuße und der Förderung der weiblichen dienenden Jugend nehmen, um Mittel, damit diese noh kräftiger * als bisher vor den sittlihen Gefahren der Großstadt behütet, für ihren besonderen Beruf gefördert und zu einer wirklich verläßlichen Hilfe für ihre Herrschaften, wie auch zu tüchtigen Gliedern eines tommenden Geshlechts erzogen werden könne.

WMannigfaltiges.

Ihre Maje1tät die Kaiserin stattete heute Vormittag der unter Allerhöchstihrem Protectorat erbauten neuen Kirche in Rummelsburg einen Besuh ab und wohnte dort einem zu Ehren Ihres Besuchs veranstalteten Kirchenconcert bei. Zum Empfang der Kaiserin hatten sich der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Bosse, der Landes-Director von Leveßow, der Consistorial-

ardt Schmidt, der Consistorial-Rath Arnold, der Ober- Bürgermeister Zelle, der General-Superintendent D. Braun,

der Baurath Spitta, der Präsident des Reichsbank-Directoriums Dr, Koh, der Verlagsbuhhändler Dr. Töche u. A. einge- funden. Im Gefolge Ihrer Majestät befand sih u. a. der Ober- Hofmeister Freiherr von Mirbah. Vor der Kirche bildeten die Shul- jugend und die Zöglinge des ftädtishen Waisenhauses mit ihren ahnen Spalier. Die Kaiserin wurde beim Eintritt in das Gottes- aus von dem Kirhenhor der Gemeinde mit dem Gesange des 23. Psalms „Der Herr if mein Hirte“ begrüßt. Der Domchor,

der von Professor Becker dirigirt wurde, sang hierauf den 84. Psalm von Reinthaler, nah einem von Fräulein Deutsch vorgetragenen Solo Neidhardt's Motette „Sei

getreu“, den Confirmationsspruh der Kaiserin, der über der Apsis der Kirche verzeichnet steht. Professor Schulz spielte auf der Orgel Mendelssohn's Andante Es-dur. Hierauf sang der Dom{or Bord- nianéki’s Motette „Du Hirte Israels“ und die Becker's{e Choral» motette „Morgenglanz der Ewigkeit“. Ein Postludium beschloß die Be, Die Kaiserin besichtigte alsdann noch das im Bau begriffene

Lau welches eine Krippe und eine Volksküche auf- nehmen foll.

Der unter dem Allerhöchsten Protectorat Seiner Majestät des Kaisers stehende Verein zur Besserung der Straf-

\ getan genen hielt gestern Abend unter Boris des Geheimen Jusftiz-Naths Dr. Starke im Bürgersaale des Rathhauses seine Jahres-