1893 / 100 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 27 Apr 1893 18:00:01 GMT) scan diff

durch die Via del Corso, von den lebhaftesten Freudenkund- ebungen der dichtgedrängten Menge und von Una tGen Zurufen der in den Fenstern und auf den Balconen ver- ammelten Menschen begleitet, nah dem Quirinal, wo Aller- höchstdieselben die Truppen defiliren ließen. Die Zeitungen heben hervor, daß König Humbert diesmal zum ersten Mal an der Spitze der Truppen durch die Straßen der Stadt geritten ist. Die Menschenmenge, die dur kein Spalier gehindert war, drängte bis diht an die Monarchen heran, Allerhöchstwelche Sich so in steter Berührung mit der freudig erregten Menge befanden: Kaiser Wilhelm, Allerhöchstwelcher fortwährend für die lauten Ovationen dankte, erkannte in der Menge hier und da Bekannte und reihte auch vom Pferde herab einer Jhm bekannten Persönlichkeit die Hand. Dieser Ritt der Majestäten durch die Stadt und durh die freudig bewegte Menge wird auf alle Beobachter einen unvergeßlichen Eindruck ge- macht haben.

Nachmittags begaben Sich die Kaiserlihen Majestäten mit Sonderzug nah Tivoli, wo Allerhöchstdieselben mit vielen warmen sympathishen Kundgebungen begrüßt wurden. Während dessen gab der englische Botschafter Lord Vivian ein Gartenfest, zu dem zahlreihe Einladungen ergangen waren: es bestand in Musikaufführungen von einem militärishen Musikcorps sowie von Neapolitaner Sän- gu Auf diesex Gartenpartie erschienen auch die italienishen Majestäten, der Erzherzog Rainer, die Herzogin - Mutter von Genua, die Prinzessin Laetitia und verweilten dort in lebhafter Unterhaltung mit den Geladenen, unter denen sih viele Jtaliener von Rang{;und Stellung, die Minister Giolitti, Brin und Martini, die früheren Minister Radini und Crispi befanden.

Am Abend fand im Quirinal für die in der Parade ge- standenen Truppen Paradediner statt, bei welchem Trinksprüche indeß nicht ausgebracht wurden.

Am Dienstag besichtigten die Kaiserlichen Majestäten cinige Kirchen und Alterthümer und begaben Sih alsdann nah dem Palazzo Caffarelli auf dem Campidoglio zum Bot- schafter Grafen Solms-Sonnewalde. Hier empfing der Kaiser Deputationen, und zwar zunächst eine Deputation des Künstler- vereins, bestehend aus ¿dem Ersten Präsidenten Professor Meurer aus Berlin, dem Zweiten Präsidenten Professor Brioschi, dem Schriftführer Professor Dr. Schöner und den Bildhauern Professoren Kopf und Gerhardt. Alsdann wurden als Vertreter des preußischen Historischen JnstitutsProfessor Dr. Friedensburg und Professor Dr. Leng (leßterer aus Berlin) und \{ließlich als Vertreter der deutschen Colonie der Konsul von Nast, der Ae Sanitäts-Rath Dr. Erhardt, Herr Des Granges, Pastor Frommel und Herr Hüffe empfangen und vorgestellt ; Jhre Majestät die Kaiserin empfing drei Schwestern des Diakonissenheims in Rom (Kaiserswerther Zweiganstalt). Daran {loß sich ein Frühstück bei dem Botschafter in dem großen Festsaal des Palazzo, in welhem über den Oelgemälden JZhrer Mazestäten ein rother Baldachin errihtet war. Seine Majestät der Kaiser nahm unter dem Baldachin Plaß und führte die Prinzessin Pallavicini, der Botschafter Jhre Majestät die Kaiserin zu Tish. Der Kaiser saß der Kaiserin gegenüber. Rechts vom Kaiser neben der Prinzessin

allavicini saßen der Minister des Auswärtigen Brin, die Hofdame Fräulein von Gersdorff, der bayerishe General- Lieutenant von Parseval, Graf Brozolo, der Ober-Hofmeister “nbi von Mirbach, General-Arzt Dr. Leuthold und der

eheime Legations-Rath von Kiderlen-Wächter; links von Seiner Majestät saßen: die Ober-Hofmeisterin Gräfin Brock- dorff, der italienishe Botschafter in Berlin Graf Lanza, Frau von Engelbreht, General der Jnfanterie von Hahnke, Herr von Podewils, Oberst Paolucci, Oberst-Lieutenant von Scholl und Oberst von Engelbreht. Jhrer Majestät zur Rechten Daten Plah: dex Minister - Präsident Giolitti, Frau von Podewils, General - Lieutenant De Sonnaz, der sächsishe General von Carlowiß, der Geheime Cabinets- Rath von Lucanus, der General - Major von Plessen, der Oberst - Lieutenant von Hülsen und der Botschafts- Rath von Muygzenbecher; links von Jhrer Majestät neben dem Grafen Solms die Hofdame Gräfin Keller, der General-Lieutenant Sterpone, der Ober-Hof- und Haus- Marschall Graf Eulenburg, der General-Major Gregorio, der Admiral à la suite Freiherr von Senden-Bibran, der Kammer- herr von dem Knesebeck und der Marine-Attahé in der Bot- \haft Baron Plessen. Nah dem Frühstück erfolgte die Be- sichtigung des capitolinishen Museums.

Ueber den gestern Vormittag unternommenen Ausflug Seiner Majestät des Kaisers meldet „W. T. B.“ noch Folgendes: Auf der Rückfahrt von Genzano kam der Kaiser nah Ariccia, wo Seine Majestät von Vereinen, Schulen und einer zahlreihen Menge begeistert begrüßt wurde. Die städtishe Musikkapelle spielte die preußishe National- hymne. Die Weiterfahrt erfolgte auf der malerish hönen Sire Mah Nocca di Papa, wo der Zug um 11 Uhr ankam. Auch hier hatten sih zum Empfang die Behörden, Vereine, Schulen versammelt, und die Musik spielte unter den jubelnden A der versammelten Menge die Königshymne. Seine Majestät der Kaiser richtete einige Worte an den Ortsvorsteher und sehte sodann die Fahrt nah Grotta Ferrata fort. Bei Squarciarelli, einem Vor- werk von Grotta Ferrata, hatte der Kaiserlihe Wagen cinen kurzen Aufenthalt, indem eines der Wagenpferde an einer shmalen Wegstelle stürzte, ohne jedoch Schaden zu nehmen. Be- \chädigt wurde niemand. Da die Deichsel des agent gebrochen war, bestieg Seine Majestät der Kaiser mit dem General De Sonnaz einen anderen Wagen. Gegen Mittag erfolgte die Ankunft in dem mit Flaggen geschmückten Fr ascati. Die Stadtvertretung, eine Abordnung von Offizieren, sowie die Schulen hatten sich zum Empfange aufgestellt, während ein Musikcorps die preußishe Nationalhymne erklingen ließ. Unter dem Jubel der zahlreichen Volksmenge trat Seine Majestät sodann mittels Separatzuges die Rückfahrt von E nach Rom an, wo die Ankunft Mittags 121/54 Uhr erfolgte.

Ain Nachmittag fand im Quirinal ein Gartenfest statt, an dem Jhre Majestäten der Kaiser Wilhelm und die Kaiserin Auguste Victoria, der König Umberto und die Königin Margherita, die Prinzen und Prin- essinnen des italienischen Königshauses sowie die fremden Lürstlichkeiten theilnahmen. Zu dem Feste waren zahlreiche Ein- ladungen ergangen. Die Prinzen des italienishen Königs- hauses tanzten mit Damen vom Hofe eine Ehren-Quadrille.

eapolitanishe Sänger trugen Gesangsstücke vor. Während des Festes fand Tafel statt.

Später nahmen die Allerhöchsten Herrschaften vom Balcon

aus einen Vorbeizug der Schüler-Bataillone aller Schulen von Rom entgegen. Die Schüler-Bataillone und die Bevölkerung brachten enthusiastishe Begrüßungen dar, auf welche die Mes durch huldvolles Verneigen dankten. 2 estern Abend 11 Uhr 20 Minuten begaben Sich die Kaiserlichen und die Königlichen Majestäten mit den übrigen QOA eiten vom Quirinal zu dem Ballfest des Fürsten Doria-Pamphilj.

Heute Vormittag 9 Uhr 20 Minuten haben, wie „W. T. B.“ meldet, Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, der Oas Umbertound die Königin Margherita unter den jubelnden : Vg der Menge die Reise nach Neapel angetreten. Auf der Fahrt dorthin sind Allerhöchst- dieselben begleitet von dem Minister-Präsidenten Giolitti, dem Minister des Auswärtigen Brin, dem Kriegs-Minister Pelloux, dem Marine-Minister Racchia und dem Handels- Minister Lacava.

Die Ankunft in Neapel wurde um 2 Uhr 20 Minuten Nachmittags erwartet. Die Ankunftshalle auf dem dortigen Bahnhof i} reich geschmückt und mit Blumen prachtvoll decorirt. Alle in Neapel eintreffenden Eisenbahnzüge bringen seit gestern immer neue Schaaren von Besuchern; in der Stadt herrscht das regste Leben.

Seine Májestät der König Humbert hat der aus Anlaß seiner silbernen Hochzeit in Rom eingetroffenen Deputation seines Preußischen 13. Husaren-Regiments für das Regiment einen kostbaren silbernen Tafelaufsaß, darstellend einen preußishen Husaren und einen italienishen Ulanen, beide zu Pferde, wie sie sich begegnen und begrüßen, zum Geschenk gemacht ; auf der einen Seite ist der Sockel mit dem Pren, auf der anderen mit dem italienishen Adler geziert.

Wir sind zu der Erklärung ermächtigt, daß weder in der Unterhaltung Seiner Majestät des Kaisers mit Seiner Heiligkeit dem Papst, noch in der Audienz, welche Leßtterer dem Staatssecretär Freiherrn von Marschall ge- währte, der Misitärvorlage irgend eine Erwähnung ge- schehen ist.

Oeffentlihe Blätter stellen Betrachtungen an, die davon ausgehen, daß zwischen der Regierung und dem Centrum ein Verkehr bestehe, welher darauf abziele, für die Unter- stüßung der Militärvorlage Concessionen auf kirhlihem Boden einzutaushen. Jn den Besprehungen, welche zwischen dem E und hervorragenden Mitgliedern des Centrums über die Militärvorlage stattgefunden haben, ist niemals weder von der einen noch von der anderen Seite von solchem Handel die Rede gewesen.

Der Bundesrath trat heute zu einer Plenarsitzung zu- sammen. Vorher waren die vereinigten Ausschüsse für das Landheer und die Festungen und für Rehnungswesen, sowie der Ausschuß für Justizwesen versammelt.

Der Inspecteur der 2. Cavallerie-Jnspection, General der Cavallerie von Rosenberg, à la suite des Husaren-Regiments von Zieten (Brandenburgisches) Nr. 3, hat auf cinige Wochen Berlin verlassen.

__ Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staats-Anzeigers“ ist eine besondere Beilage (Nr. 2), enthaltend Entscheidungen des Reichsgerichts, beigefügt.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „N.- u. St.-A.“ werden Nachrichten über den Saatenstand um die Mitte des Monats April 1893, zusammengestellt im Kaiser- lichen Statistischen Amt, veröffentlicht.

Württemberg.

__ Die Kammer der Abgeordneten hat in ihrer vor- gestrigen Sißung die Berathung des Etats des Ministeriums des Znnern beendigt und beginnt heute die Berathung des Etats der Eisenbahnen.

Sefffsen.

Die Erste Kammer nahm in ihrer gestrigen Sizung den Geseßentwurf über die polizeiliche Beaufsichtigung der Miethswohnungen und Schlafstellen mit unwesent- lichen Abänderungen an, lehnte dagegen den Antrag Meg (Darmstadt) auf Aufhebung der Concessionserthei- lung zum Betrieb von Wirthschaften und Kleinhandel mit Branntwein ab, ebenso die Petition der Mainzer Katho- likenversammlung auf Aufhebung des Jesuitengeseßes und den Antrag auf Zulassung der Feuerbestattung.

Hamburg.

Die Bürgerschaft berieth gestern in Gegenwart von zwei Senatscommissaren eingehend die vom Senat vorgelegte Nothstandsnovelle zum Baupolizeigeseß. Die Grund- eigenthümer hatten eine Ausshußprüfung beantragt. Dies wurde von anderer Seite als Verschleppungspolitik bezeichnet. Senator Dr. Hahmann erklärte unter Paten auf die Neichs- tagssißzung vom 21. April, in der Senator Burchard die Stadt Hamburg gegen die Angriffe des socialdemokratischen Abgeordneten Wurm vertheidigt hatte, es sei eine Ehrenpflicht, sofort über diese Vorlage es zu fassen. Der Antrag auf Ausschußprüfung wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. Die Bürgerschaft trat sofort in die Specialberathung ein und nahm shließlich die Senatsvorlage mit ganz geringfügigen Abände- rungen endgültig an.

Oesterreich-Ungarn.

Der Erzherzog Carl Ludwig ist gestern von Stuttgart nah Wien zurückgekehrt und begiebt sih heute mit seiner Ge- mahlin nah Triest, um dem Stapellauf des Rammkreuzers „Maria Theresia“ beizuwohnen.

Im ungarischen Unterhause beantwortete gestern der Minister-Präsident Dr. Wekerle die {hon im ver- gangenen Jahre an den damaligen Minister - Präsidenten Szapary gerichtete Jnterpellation über den Dreibund. Der Minister-Präsident erklärte: der Jnterpellant hätte sowohl aus den Verhandlungen der Deligationen als auch aus den bia Erklärungen sowie dem Programm der Regierung hinsihtlih des Bestandes des Dreibundes und dessen friedlicher Tendenz eine beruhigende Orientirung gewinnen können. Das Haus nahm die Antwort zur Kenntniß.

Großbritannien und Frland.

Die Königin ist mit dem Prinzen und der Prinzessin L O gestern Nachmittag 41/4 Uhr von Florenz abgereist. |

Dos Ulitévrhaus genehmigte in seiner gestrigen Sißung die zweite Lesung der Bill über die Eintragung der parlamentarishen Wähler in die Wählerlisten (Wahkregistergesez) mit mehreren Amendements.

Frankreich.

Der Senat berieth gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, das Budget für 1893. Der Berichterstatter Boulanger stellte fest, daß ein Einvernehmen zwischen der Regierung und der Budgetcommission erzielt sei, mit alleiniger Ausnahme des Kapitels betreffend die Controle über die Eisenbahnen. Vom Senat wurden hierauf die von dem Arbeits-Minister

Ziette geforderten und von der Kammer bewilligten Credite für die Reorganisation der Controle über die Eisenbahnen mit 144 gegcn 109 Stimmen abgelehnt. Jm weiteren Verlauf der Sißung genchmigte der Senat die Commissionsbeschlüsse hinsichtlih der Patentgeseßgebung, beschloß ferner die Trennung der Getränksteuerreform von dem Budget und genehmigte endlih die neue von der Regierung eingebrachte Vorlage betreffs der Börsen- teuer. l wurde die Sißung aufgehoben. Heute wird die Budgetberathung fortgeseßt.

In der Deputirtenkammer zog der Deputirte Argeliès seine Jnterpellation über die Angelegen- heit Turpin zurück. Auf eine Anfrage Déroulède’s über den General Ladvocat erklärte der Kriegs-Minister General Loizillon, er shäße sih glücklih, die vollkommene Ehrenhaftigkeit des Generals Ladvocat constatiren zu können ; es werde demselben am 14. Juli eine besondere Auszeihnung zu theil werden. Die Kammer nahm darauf die Berathunc des Genossenschaftsgeseßes wieder auf und vertagte fi nach der Annahme mehrerer Artikel auf heute.

Jtalien,

Der König stattete, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Abend dem Erzherzog Rainer cinen Besuch ab. Der Erzherzog trat darauf Nachts die Rückreise nah Wien an.

Der Bürgermeister Fürst von Poggio-Suasa theilte gestern Abend den Bewohnern Roms in einer Bekanntmachung den Dank des italienischen Königspaares für die enthusiastishen Ovationen während der lezten Tage mit. Die Bekanntmachung enthält außerdem den Dank Seiner Ma- jestät des Kaisers Wilhelm für den warmen Empfang und hebt hervor, daß Seine Majestät die Municipalität zum Jahrestag der Gründung Roms beglückwünsche, und daß auc die Berliner Stadtvertretung ihre Glückwünsche übermittelt habe.

D& Cardinal Segiani ist gestern gestorben.

Spanien.

Der Minister des Jnunern Moret hatte, wie „W. T. B.“ meldet, gestern in der Deputirtenkammer zwei Ohnmachts- anfälle und mußte in seine Wohnung gebracht werden.

Der „Correspondencia de Espafia“ zufolge hat die französishe Regierung an die spanishe wegen der Tödtung eines französishen Unterthanen durch spanische Zoll- beamte eine Beschwerde gerichtet. Dieselbe ist in einem durchaus maßvollen Tone gehalten und fordert die Zahlung einer angemessenen Entschädigung. Eine amtliche Untersuhung der Angelegenheit ist eingeleitet worden.

Velgien.

Der Senat hat nach einer Mittheilung der „Frkf. Ztg.“ vorgestern die Berathung des Antrages Nyssens" begonnen. Der Bericht der Commission, der dem Antrage günstig ist, wurde von dem Minister-Präsidenten Beernaert in längerer Rede befürwortet.

Schweden und Norwegen. Der Präsident des Storthings Nielsen, der bereits vor einigen Tagen den Auftrag zur Bildung eines neuen Cabincts abgelehnt, später aber sich wieder eine Bedenkzeit ausgebeten hatte, soll dem „W. T. B.“ zufolge nunmehr die Bildung eines neuen Cabinets definitiv abgelehnt haben.

Amerika.

Vorgestern Abend sind, wie „W. T. B.“ aus New-York meldet, 36 fremde und amerikanische Kriegsschiffe nah den ihnen für die heutige Revue angewiesenen Stationen ah-

egangen. Die Forts gaben bei dem Passiren der Kriegs- iffe den üblichen Salut, den diese erwiderten, indem fie gleichzeitig die Flaggen senkten. Die Stadt New-York prangt im Festschmuck, die Farben aller Nationen sind überall entfaltet.

Parlamentarische Nachrichten.

Deutscher Reichstag.

_Der Bericht über die gestrige Sißung befindet sih in der Ersten Beilage. 84. Sißung vom Donnerstag, 27. April, 2 Uhr.

Der Sißzung wohnen die Staatssecretäre Dr. von Boetticher und Hanauer bei.

Nachdem zum Mitglied der Neichs\{chuldencommission an Stelle des aus dem Reichstag geschiedenen Abg. von Busse der Abg. von Hahn gewählt worden, wird der Gefeß- entwurf, betreffend die Geltung des Gerichts- verfassungsgeseßzes in Helgoland, unverändert in dritter Berathung genehmigt und darauf die dritte Berathung des Gesehentivutts. betreffend den Verrath militärischer Geheimnisse, begonnen. (Schluß des Blattes.)

___— Die Militärcommission des Neichstags hielt heute eine kurze Sißung ab und nahm den Geseßentwurf, betreffend die Ersatvertheilung, an, nahdem in Artikel 2 der Vorlage die- jenigen Bestimmungen der Reichsverfassung, welhe eine Abänderung êrfabLen sollen, nach den Vorschlägen der gestern dazu berufenen Subcommission ausdrücklich bezeichnet worden waren.

\In der Budgetcómmission des Reichstags wurde heute der Nachtrags-Etat (Erhebung der Gesandtschaft in Washington zum Range ciner Botschaft, Erwerbung eines Dante, hotels in Madrid und weitere Reichsbeihilfe zur Ausstellung in Chicago) unverändert angenommen. Als Referent für das Plenum ist E Abg. Prinz Arenberg bestellt worden.

Die XV1II. Commission des Reichstags zur Vor- berathung des schleunigen Antrags des Mitglieds des Reichstags Ahlwardt besteht aus folgenden Abgeordneten : Graf von Ballestrem, Vorsißender; Dr. von Marquardsen, Stellvertreter des Vorsitzenden ; Ackermann, Bebel, Dr. von Cuny, Dieden, Dr. Dohrn, Funck, Schriftführer ; En Dr. von Jazdzewski, Graf von Krleist- Schmenzin, Dr. Lieber, Lucius, Freiherr von Manteuffel, Marbe, Dr. Pachnie, MEGEN Dr. Porsch, Schriftführer; Graf von Preysing (Straubing), Stöcker, Wilisch.

Tagesordnung für die 13. Plenarsißzung des Herrenhauses, Dienstag, den 2. Mai, Mittags 12 Uhr: 1) Bericht der X. Commission über den Gesetzentwurf, be- treffend Aenderung des Wahlverfahrens. 2) Bericht der verstärkten Commission für communale Angelegenheiten über den Entwurf eines Gesetzes, betreffend Ruhegehalts- kassen für die Lehrer und Lehrerinnen an öffent- lihen Volksschulen, und über Petitionen, die sich auf den Gegenstand der Vorlage beziehen. 3) Mündlicher Bericht der Petitions-Commission über die Petition der Bevoll- mächtigten der Kirchenprovisoren-Collegien im Lande Hadeln in Betreff der Superrevision der kirchlihen Rech- nungen im Kreise Hadeln.

Nr. 17 der „Veröffentlihungen des Kaiserlihen Ge- sundheitsamts" vom 26. April hat folgenden Inhalt: Gesund- heits\sttand. Mittheilungen über Volkskrankheiten. Sterbefälle in deutschen Städten mit 40000 und mehr. Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern einzelner Großstädte. Desgl. in deutshen Stadt- und Landbezirken. Witterung. Maßregeln gegen Cholera 2c. Krankheits- und Todesfälle in Berliner Krankenhäusern 1891 und 1892. Sterb- lichkeit in Konstantinopel 1892/93, Geseßgebung u. \. w. (Preußen. Prov. Brandenburg.) Wildshweine 2c. (Reg.-Bez. Danzig.) Schweinefleishuntersuchung. (Reg.-Bez. Oppeln.) Kost- und Quartiergängerwesen. (Belgien.) Trichinose. (Niederlande.) An- steckende Krankheiten. Thierseuhen. Thierseuchen im Deutschen Reich, März. Desgl. in Großbritannien, 2. Oktober bis 31. De- zember. Veterinärpolizeiliche Maßregeln. (Preuß. Reg.-Bez. Königs- berg, Breslau, Oppeln, Stade, Aurich, Württemberg, Melenburg- Strelitz.) Rechtsprehung. (Landgericht Essen und Kammergericht.) eere Anmeldung des gewerbsmäßigen Verkaufs von Milch. Verhandlungen von gesetzgebenden Körperschaften. (Deutshes Reich.) Gemeingefährlihe Krankheiten. Viehseuhen. Vermischtes. (Sachsen.) Invaliditätsversiherung. (Australien.) Unterleibstyphus in Sydney. Lepra und Impfwesen in Neu-Süd-Wales. Bei- lage. Gerichtlihe Entscheidungen zum Nahrungsmittelgeseß (Fische 2c., Prerdeflei\ch.)

Entscheidungen des Neichs8gerichts.

Ein kaufmännischer Agent hat, nah einem Urtheil des Reichs- gerichts, I. Civilsenats, vom 18. Januar 1893, regelmäßig auf Grund des Abschlusses des von ihm vermittelten Geschäfts einen An- \pruch auf die Provision, gleihviel ob das vermittelte Geschäft sodann erfüllt oder wieder aufgehoben wird.

Der Klage des ehelichen Vaters eines mehr als vier Jahre alten Kindes gegen die von ihm getrennt lebende Mutter, welche ihm die Erziehung des Kindes entzogen hat, auf Herausgabe des Kindes können, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, 1V. Civil- fenats, vom 2. Februar 1893, im Gebiet des Preußischen Allgemeinen Landrechts von der Mutter nur folche Einreden entgegengeseßt werden, welche die Nechte der Parteien untereinander in Bezug auf den Knaben betreffen, während alles das, was lediglih im Interesse des Kindes geltend zu machen ist, dem Vormundschaftsrichter zu unterbreiten ist, welher demnächst zu prüfen hat, ob das Interesse des Kindes gefährdet erscheint, und dem danach die weiteren Anord- nungen obliegen.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Textilarbeiter NRheinlands und Westfalens werden am 18. Juni in Aachen einen Congreß abhalten, um über die einheitlihe Organisation aller rheinish:westfälishen Tertilarbeiter und Arbeiterinnen Beschluß zu fassen. Außerdem soll Blätter- meldungen zufolge zu dem internationalen Textilarbeiter-Congreß, der in diesem Jahre in Zürich stattfindet, Stellung genommen und ein Delegirter für diefen Congreß gewählt werden.

In Leipzig verhandelte eine von den Socialdemokraten berufene und von etwa 500 Personen besuhte Versammlung wieder über den Ausstand in der Naumann’shen Brauerei zu Plagwiß. Ueber die Unterhandlungen mit den Eigenthümern der Braueret wurde berichtet, daß alle Forderungen der Gehilfen abgelehnt wurden und daß sich die Arbeitgeber auch geweigert hätten, die ausftändigen Gehilfen wieder einzustellen, da ihre Stellen sämmtlih wieder beseßt wären. Die Frage, ob die Arbeiter in der Lage wären, ihre Forderungen durchzuseßen, verneinte der Berichterstatter. Die Arbeitgeber fühlten sich kräftig genug, auch einem etwaigen Bierboycott zu troßen. Der Nedner rieth s{ließlich, die Angelegenheit zu vertagen, bis die Organisation der Brauergehilfen erstarkt wäre, Die Versammlung vertagte demgemäß, wie die „Wz. Ztg.“ berichtet, nah längerer Debatte die endgültige Beschluß- fassung abermals. l

Aus Wien meldet ein Wolff sches Telegramm: Eine Kund- machung der niederösterreihischen Statthalterei erinnert die gesammte Arbeiterschaft an die Ungeseßlichkeit einer willkürlichen Arbeitseinstellung am 1. Mai, warnt unter Hinweis auf die volle Gesebesitténge auf das Dringendste vor jeglicher Aus- \chreitung und Betheiligung an etwa von einzelnen, vielleicht fremden Ruhestörern hervorgerufenen Excessen und sonstigen NRuhe- \törungen, verbietet wegen des versammelten Landtags öffentliche Auf- züge in Wien und anderwärts und erwartet von der Besonnenheit und dem gesunden B A Aba die Enthaltung von jeglichem unzulässigen, demonstrativen Auftreten. : j

/ Mie ein dopenhagener Telegramm des „D. B. H.“ berichtet, haben die Hafenarbeiter der vereinigten dänischen Dampfschiffs- gesellshaft in Esbjerg die Arbeit niedergelegt. Die Schiffsbesaßungen und Fischer besorgen die Einladungen. i | ;

In Hull macht sich, wie ein „Wolff {hes Telegramm“ vom gestrigen Tage meldet, gegenüber den Ausschreitung en der aus- fländigen Arbeiter cine geringe Besserung der Verhältnisse bemerkbar.

Land- und Forstwirthschaft.

Weizenernte in Indien.

Dem von dem „Revenue and Agricultural Department" am 22. v. M.. veröffentlihten zweiten allgemeinen Bericht über die Weizenernte 1892/93 entnehmen wir folgende Angaben: i

Witterung. Im nördlichen Indien hat iel das Erntejahr 1892/93 seit November v. J. dur außerordentlihe Nässe und starke Kälte ausgezeihnet. Im Punjab und den Nordwest-Provinzen ist diese Witterung den Saaten bis zur Abfassung des Berichts im allgemeinen günstig gewesen, außer an tief gelegenen

Orten, wo einiger Schaden wverursacht ift. Schönes Wetter, welches aber bisher noch nicht eingetreten war, würde indessen überall sehr erwünscht sein. In Bengalen wurde die Aussaat infolge des Ausbleibens von Regen verzögert, der aber dann reihlich efallene Regen hat durhweg günstig gewirkt. Jn den Central - Provinzen und Berar war man bis Anfang März mit den Aussichten der Ernte ganz zufrieden, dann aber verursachte die anhaltende Kälte und Nässe beträchtlichen Schaden. In den nördlichen Districten von Bombay und Sind ist die Witterung im allgemeinen günstig gewesen; in Deccan und Karuatak sowie in Berar hat unzeitiger Regen einigen Schaden verursaht. Das Ge- fammturtheil läßt sich dahin amaafen, g die Hoffnungen, welche man zu Anfang auf die diesjährige Ernte seßte, infolge des anhaltenden heftigen Regens für weite Flächen sich beträchtlich ver- mindert haben. e A E ;

In Betreff der Anbaufläche wird folgende Zusammenstellung veröffentlicht : S /

Anbaufläche im vorigen

Anbaufläche : áIahre (nah dem Schlußbericht) :

6 224 000 Aer

Provinz:

Zu N C263 000 Aer entral-Provinzen. . . 4501 000 3704000 Ba Bo 21459000; E 531 000 40D 000 le S 984 000 887000 Bengalen O D 1190000 Saatenstand: In Sind, Punjab, den Nordwest-Provinzen und Bengalen war der Stand der Saaten zur Zeit der Berichterstattung no ein guter, aber {nes Wetter wurde dringend gewünscht. In den Central-Provinzen, Berar und den Bombay-Districten von pap V und Karuatak haben die Saaten durch Rost, Kälte und Nässe gelitten.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Cholera.

Desterreih-Ungarn. Die vom 12. bis 19. April Mittags im galizishen Bezirk Borszczow festgestellten Cholerafälle haben ih nah einem Bericht des „D. österr. San.-Wesen“ durchweg in

rtschaften ereignet, die unmittelbar oder nahe am Zbrucz liegen. Es sind zur Anzeige gelangt in Kudrynce sechs Erkrankungen, fünf Todesfälle, in Slobudka turylecka 3:1, in Nowosiolka 1:1 und in Zawale 1 : 0, insgesammt 11 : 7.

Frankreich. Zufolge einer Mittheilung in den „Veröffent- lihungen des deutschen Kaiserlihen Gesundheitsamts“ vom 13. April d. F. betrug die Zah! der inStadt und Kreis Lorient vorgekommenen Cholera-Erkrankungen- und Todesfälle im Durchschnitt täglich 20 bezw. 8 bis 10, so am 12. April in der Stadt 1 : 0, im Kreise 18 : 6

Rußland. Dem „Regierungsanzeiger“ zufolge sind vom 1. bis 7. April (n. St.) nachstehende Choleraerkrankungen und -Todesfälle amtlih bekannt geworden : Gouvernement (bezw. Stadt) Tambow vom 13./3. bis 27./3. erkrankt 31, gestorben 18; Orel (Stadt) vom 27/8. bis 3/4. 33 bezw. 197 Orel Const 1 Gouv) vom 27,/8. bis 3/4 G De 8

Persien. Vom 26. März bis 10, April find in Saäkkis zwölf, in Tebr iz zehn Choleratodesfälle festgestellt worden.

Ostindien. Kalkutta. Vom 12. bis 18. März starben zehn Personen an der Cholera.

Flecktyph us.

Frankreich. In der Sißung der „Académie de médecine“ vom 11. April d. J. wurde nah den „Temps“ mitgetheilt, daß in der Stadt Lille seit zwei Monaten eine Flecktypus - Epidemie aus- gebrochen ist, die in dem überfüllten Ee welches 170 Gefangene fassen kann, gewöhnlich aber deren 500 enthält, ihrenAnfang genommen hat. Ferner ist in dem Arbeitshause von Nanterre seit dem 29. März das Auftreten der genannten Seuche, welche 26 Erkrankungen und elf Todesfälle veranlaßt hat, festgestellt worden. In Paris sind in den Polizeigefängnissen, den Krankenhäusern, sowie außerhalb dieser An- italten insgesammt 36 Erkrankungen und vierzehn Todesfälle constatirt worden.

Tripolis. In Bengazi herrscht zufolge einer am 30. März d. J. von Dr. Mizzi abgesandten Nachricht der Flecktyphus. In der Stadt nimmt die Verbreitung der Seuche angeblich ab; die Zahl der täglichen Todesfälle beläuft sih auf drei bis acht.

Influenza.

Eine ansehnlihe Steigerung hat, wie in den „Veröffentlichungen des deutsen Kaiserlihen Gesundheitsamts* berichtet wird, die Sterb- lichkeit an Influenza in Paris erfahren, wo 56 Perfonen gegen 20 in der Vorwoche der Seuche erlagen. Daneben wurden 462 Todes- fälle an acuten Erkrankungen der Athmungsorgane gegen 334 gemeldet. In London kamen 47 Todesfälle an Influenza gegen 49 in der Vor- woche zur Anzeige, doch war dort die Zahl der Todesfälle an acuten Erkrankungen der Athmungsorgane mit 309 gegen 271 niht unwesentlih erhöht. Günstiger verhielt es sich mit New- York, wo bei 14 Todesfällen an Influenza gegen 16 in der Vor- woche auch nur 365 Todesfälle an acuten Erkrankungen der Athmung8- organe gegen 369 vorkamen. Die Abnahme der Seuche in Kopen- hagen und Stockholm is eine ununterbrohene: in Kopenhagen wurden 1 Todesfall und 93 Erkrankungen an Influenza gegen 2 und 110 in der Vorwoche, in Stockholm 17 gegen 25 Erkrankungen bekannt.

Handel und Gewerbe,

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Nuhr und in Dberschlesien. E An der Ruhr sind am 26. d. M. gestellt 10419, niht rechtzeitig gestellt keine Wagen. : : : In Oberschlesien sind am 25. d. M. gestellt 3438, nicht reht- zeitig gestellt keine Wagen.

Wie der „Köln. Ztg." aus Bochum gemeldet wird, beschloß die Hauptversammlung des Cokessyndikats die Beibehaltung der zwanzigprocentigen Productions-Einschränkung für den.Monat Mai und seßte den Beitrag für die Monate April und Mai “auf 22 9/0 fest. :

Wien, 26. April. (W. T. B.) Das „Fremdenblatt“ berichtet, das Prâäsidium der Pilsener Handelskammer werde morgen vom Kai fer in Audienz empfangen werden und dabei die Bitte wegen Verstaatlihung der Böhmischen Westbahn unterbreiten.

MäädébUra, 26. Al (W: T. B) ZUCLL beri Kornzucker excl., von 92 9/0 17,90, Kornzucker excl., 88 9/6 Rendement —, Nachproducte excl, 75% Rendement 14,60. Stetig. Brod- raffinade 1. 30,00. Brodraffinade I1I. —,—. Gem. Raffinade mit Faß 29,256. Gem. Melis 1. mit Faß 28,50. Sehr fest. Rohzucker I. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. April 16,% Gd. 17/00 Br, pr: Mat 17,025 bez) 17,05 Br., pr. JUi 17124 Bei 17,15 By, pr. Juli 17,25 béz, 17,27€ Br. Alté Exnté fést, neue ruhig.

Betrie 26. April. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata Grundmuster. B. per April —, per Mai 3,827 Æ, per Juni 3,877 Æ, per Juli 3,90 #4 Pér Augutst 3,927 M, per September 3,95 #Æ, per Oktober 3,977 #4, per November 4,00 #4, per Dezember 4,00 4, per Januar 4,02} H, per Februar —, per März —, Umsay 95 000 kg.

Mannheim, 26. April. (W. T. B.) Productenmarckt. Weizen pr. Mai 16,50, pr. Juli 16,55, pr. November 16,90, Roggen pr. Mai 14,55, pr. Juli 14,95, pr. November 15,00. Hafer per Mai 14,80, per Juli 15,20, per November 14,50. Mais pr. Mai 11,30, pr. Juli 11,15, pr. November 11,70.

Pest, 26. April. (W. T. B.) roductenmarkt. Weizen höher, pr. Frühjahr 8,00 Gd., 8,02 Br., pr. Mai-Juni 8,00 Gd., 8,02 Br., pr. Herbst 8,34 Gd., 8,36 Br. Hafer pr. Frühjahr 6,15 Gd., 6,25 Br. Mais pr. Mai-Juni 4,88 Gd., 4,90] Br., per Juli-August 5,09 Gd., 5,11 Br. Kohlraps pr. August-September 1525 Gd., 15,37 Br.

London, 26. April. (W. T. B.) Wollauction. Sehr lebhafte Betheiligung; höchste Preise behauptet. Croßbreds Scoured Merino hauptsächlich fest. Wasty Queensland Grease ruhiger.

An der Küste 4 Weizenladungen angeboten.

96% Javazucker loco 173 fest, Rüben - Rohzucker loco 177 fest. Chile-Kupfer 443, pr. 3 Monat 443.

London, 26. April. (W. T. B.) In dem Prozeß gegen die Directoren der „Hansard Union" wegen angeblih betrügerisher Manipulationen bei Gründung. der Gesellschaft jat heuté die Jury, nachdem sie bereits am 20. d. M. den Mitangeklagten, ehemaligen Londoner Lord-Mayor Sir Henry JIsaacs freige}prohen, auch gegen die übrigen drei Angeklagten Joseph Isaacs, Dollman und Bottomley ein freisprehendes Urtheil gefällt.

27. April. (W. T. B.) Die ausländischen Comités von ÎJn=a habern portugiesisher Obligationen sind von der portugiesi- hen Regierung aufgefordert worden, behufs Erzielung eines Ein- vernehmens nah Lissabon zu kommen. *

Das „Reuter’she Bureau“ meldet aus Melbourne, der Oberste Gerichtshof habe die Reconstruction der „Commercial Bank of Australia genehmigt; “die Bak werde voraussihtlich nächsten Dienstag wieder eröffnet werden.

Amsterdam, 26. April. (W. T. B.) Java-Kaffee gocd ordinary 504. Bancazinn 553. :

Washington, 26. April. (W. T. B.) Zum amerikani- \chen Konsul in Leipzig ist Otto Döderlein ernannt worden.

New-York, 26. April. (W. T. B.)“ Der Schatßsecretär Carlisle hat ein Anerbieten von Bostoner Bankfirmen ange- nommen, wodurch dem Staats\chaß 5 bis 6 Millionen Dollars Gold zugeführt werden. :

Die Bör fe eröffnete in rückgängiger Haltung, war später erholt und {loß befestigt. Der Umsag der Actien betrug 174000 Stück: Der Silbervorrath wird auf 390000 Unzen geshäßt. Silber - verkäufe fanden nicht ftatt. Die Silberankäufe für den Staatsscha betrugen 557 000 Unzen zu 83,35 à 83,50. N

Weizen eröffnete fest, stieg vorübergehend auf Käufe für aus- ländishe Nehnung und Deckungen der Baissiers im Einklang mit dem Westen, sowie auf Abnahme der sichtbaren Vorräthe und der verminderten Vorräthe öftlih von dem Felsengebirge. Später trat eine kurze Neaction ein auf Verkäufe. Schluß fest. Mais allge- mein fest während des ganzen Tages. Morgen Feiertag.

Chicago, 26. April. (W. T. B.) Weizen eröffnete stetig, war vorübergehend shwach auf geringe Kauflust sowie Nachrichten aus Frankreih und {loß ruhig. Das Wetter if für die Aussaat nicht günstig. Mais fest und etwas steigend nach Eröffnung, dann Reaction auf Verkäufe, darauf wieder steigend. Schluß fest.

Verdingungen im Auslande. Niederlande.

3. Mai, 12 Uhr. De directeur der AÁrtillerie-Inrichtungen zu Delft im Directionsbureau : Lieferung von verschiedenen Metallen für die Stapelmagazine in 8 Abtheilungen. Lieferungs-Bedingungen werden auf Anfrage durch den vorgenannten Director kostenfrei ab- gegeben.

8. Mai, 12 Uhr. Burgemeester en Wethouders van Breda im Rathhause: Loos Nr. 3. Lieferung von gußeisernen Röhren und Hilfs\stücken für die Gemeinde-Wafserleitung. Lieferungs-Bedingungen für 1 Fl. bei den Gebr. Oukoop in Breda erhältlich.

15. Mai, 12 Uhr. Ministerie van Kolonien im Haag: Loos Nr. 144. Lieferung des Eisenwerks nebst Zubehör für die Eifsen- gießereicn in Bandoeng und Madioen. Loos Nr. 145. Lieferung des Eisenwerks für Gebäude, eines Rollwagens und von gegofsenen eisernen Röhren und Hilfsstücken für die Ausbreitung der Werkpläße zu Madioen, sowie des Eisenwerks für die Ausbreitung eines Locomotiv- Schuvppens. Lieferungs-Bedingungen für 3,50 Fl. ver Loos erbältlih bei dem Buchhändler Martinus Nyhoff im Haag.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 27. April. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm Il.* ift am 26. April Vormittags von Genua via Gibraltar nah New-York abgegangen. Der Postdampfer „Ohio“, von Brasilien kommend, hat am 26. April Nachmittags die Reise von Lissabon nach Antwerpen fortgeseßt. Der Schnelldampfer „Trave“ ist am 2. April Morgens von New-York via Southampton nah der Weser abgegangen. Der Pof dampfer „Darmstadt“ ist am 26. April Morgens auf der Wese angekommen. Der Postdampfer „Dresden“ ist am25. April Vormittag in New-York angekommen. Der Reichs-Postdampfer „Stettin ist am 25. Abends in Genua angekommen. Der Reichs-Postdampfer „Hohenstaufen“, nah Australien bestimmt, is am 25. April Abends in Neapel angekommen. Der Schnelldampfer „Havel“ hat am 26. April Nachmittags die Reise von Southampton nad New-York fortgeseßt. Der Schnelldampfer „Lahn* hat : Nachmittags D over pasfirt.

London, 26. April (W. L: B) eAnglian ist heute auf der Ausreise von

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Theater und Mus Kroll?’s Theatie Das Melodrama „Mala vita“ Giordano (Tert von N. D Wiederaufführung vor volUbesetzter ein nahme. Das Werk hatte seinerzeit bekannilih weg des Sgr. Stagno leider mitten im besten Erfolg vo abgeseßt werden müssen. Jetzt ist der Künstler seiner Stimme und theilte fch als Darstelle Sgra. Bellincioni in die reichen Ehren d weiß t1oß des nicht eben greßen Kunst, besonders auch bei der zu behandeln, daß * Die mimisch un? Bellincioni in der der ersten Darstellung gebührend gewürdigt worden ; ibrer na Seiten bin bewunderung8würdig feinen fünstlerishen Gestaltung lingt es, felbst - diese, dem niederen Dirnenthum angehörige ? sympathisch zu marhen. Dem ibr oft und stürmisch gespendeten 2 waren eine Anzahl {öner Blumenspenden beigefüzt. Di führung verdiente auch im übrigen volle Anerkennu! wurde von Fräulein Marie Tomschick ï Herrn Hermann Gura vortrefflich. gef der Chor, der wieder in titalienisher Sp zum theil äußerst s{wierigen Ensemble Leitung des Maestro Ettore Marti Schluß der höchst interessanten VorsteUung Sgra. Bellincioni und Sgr. Stagno kein Ende nebmen

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Die freie musikalische Dienstag im Architektenbaufe Unter der reien Anzabl von Musikstücken fin werth ein Streichquartett (A-dur) von Godard in dem leßten Saÿ besonders fesfelnde Composition für Klavier, Violine und Cello (op. 24) ven E. Jambor, în die beiden ersten Säße am meisten Originalität der Erfindung ers kennen ließen. An der Ausführung des Ouartetts betheiligten fh die Herren Holtßheuer, Davidfohn, Dessauer und Rotb, än dem Trio die Pianistin Fräulein Mankiewicz und die Herre Gregorowitsh und CThorbrieß, die sämmtlich ißre Aufs gabe sehr graziòs und mit künstlerisher Hingebung für die Sache durchführten. Unter vier von Fräulein von Cölln sedx ausdrudtsveil vorgetragenen Liedern gefielen besonders „S@(lüselbluwnen" Lon Dannehl und „Asyl“ von Ph. Noth. Auch drei Leder vou Getez, von Fräulcin Schj elder up sebr gelungen vorgetragen, faudem bet fällige Aufnahme, die auch den fünf Klavierstüäcken vou Oderbolzer zu theil wurde. Der Componist bediente fd bierdei eines fehr angs volten Flügels von Blütbner.

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