1893 / 102 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 29 Apr 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Auf Grund des 8 75a des Krankenversicherungsgeseßes in der Fassung des Geseßes vom 10. April 1892 (Reichs-Geseßbl. S. 379) ist folgenden Krankenkassen:

1) dem Krankenhilfsverein der Maurer und Zimmer- leute in Rüdersdorf und Umgegend (E. H.) zu Rüdersdorf im Fürstenthum Reuß j. L., |

2) der Unterstühungskasse des Lippischen Ziegler-Vereins zu Lieme G H), Ï /

3) der Unterstüßungskasse „Eintracht“ in Krankheits- und Sterbefällen der Tischler des Norddeutschen

l Lloyd (E. H.) zu Bremerhaven die Bescheinigung ertheilt worden, daß sie, vorbehaltlih der öhe des Krankengeldes, den Anforderungen des § 75 des rankenversicherungsgeseßes genügen.

Berlin, den 28. April 1893.

Der Reithskanzlexr. Jn Vertretung: von Boetticher.

Berakntmachung:

Am 1. Mai d. J. werden eröffnet werden :

im Bezirk der Königlichen Eisenbahn-Direction zu Altona die 6,88 km lange Nebeneisenbahn St. Margarethen Brunsbüttel mit der Station Brunsbüttel für den Personen- und Güterverkehr, der Haltepunkt As8pe an der

trecke Neumünster—Schleswig für den Personenverkehr und der Bahnhof Holstenstraße an der Hamburg- Altonaer Verbindungsbahn an Stelle des Bahnhofs Schulterblatt, der zu dem gleichen Zeitpunkt geschlossen wird ;

im Bezirk der Königlichen Eisenvahn-Direction zu Breslau die 5,74 km lange Nebeneisenbahn Glambah—Wansen mit der Haltestelle Wansen für den Personen- und Güter- verkehr, der bisherige Personen-Haltepunkt Kocha nowiß als Haltestelle au für die Abfertigung von Wagenladungsgütern und die bisher nur für den Wagenladungsverkehr eingerichtete Haltestelle Cziasnau auch für den Eil- und Stückgutverkehr;

im Bezirk der Königlichen Eisenbahn-Direction zu Elber- feld an der Strecke Shwerte—Scherfede die Haltestelle Freienohl für den Personenverkehr und die Abfertigung von Wagenladungsgütern ;

im Bezirk der Königlichen Eisenbahn-Direction-zu Hannover die bisherige Personen - Haltestelle Barnten auch für den Güterverkehr.

Berlin, den 29. April 1893.

Der Präsident des Reichs-Eisenbahnamts,

Schulz.

BéelkanntmaG ung.

Bei dem Kaiserlichen Postamt 53 R hier S. Jriit am Montag, den 1. Mai d. J., eine öffentliche Fernsprechstelle in Wirksamkeit. : Für die Benußung dieser Stelle kommen die allgemein gültigen Bedingungen in Anwendung. Der Kaiserliche Ober-Postdirector. Jn Vertretung: Schulze.

Dn Altona wird am 12. Zunr d. J, mit einer See- steuermannsprüfung begonnen und mit derselben eine Schifferprüfung für große Fahrt verbunden werden.

Königreich Preußen.

Justiz-Ministerium.

Verseßt sind: der Amtsgerichts-NRath- von Hanstein in Hannover als Landgerichts-Rath an das Landgericht in Han- nover, der Amtsgerichts-Rath P oshmann in Königsberg e als Landgerichts-Rath an das Landgericht in Königsberg i. Pr., der Landrichter Blance in Thorn an das Landgericht in Danzig und der Amtsrichtcr Horster in Kerpen an das Amts- geriht in Bonn.

Die Versezung des Amtsgerichts-Raths Hellbach in Eltville an das Amtsgericht in Wiesbaden ist zurückgenommen.

Dem Amtsrichter Leopold in Segeberg ist die nach- gesuchte Dienstentlassung ertheilt.

Zu stellvertretenden Handelsrihtern sind ernannt: der Stadtrath Wilhelm Geier in Breslau bei dem Landgericht in Breslau und der Kaufmann und Kaiserlich russishe Vice- Konsul Herold in Stralsund bei der Kammer für Handels- Jachen in Stralsund. E

Der Staatsanwalt Schüß in Tilsit ist in gleicher Amts- eigenshaft an das Landgericht in Posen verseßt.

Dem Rechtsanwalt und Notar Werth in Thorn ist die nachgesuchte Entlassung aus dem Amt als Notar ertheilt.

In der Liste der Rechtsanwälte ist gelöscht: der Rechts- anwalt Sandberg bei dem Landgericht in Breslau.

In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen : der Land- at, a. D. Asche und der Rechtsanwalt Dr. Raaß aus Bärwalde i. Pomm. bei dem Landgericht T in Berlin, der Rechtsanwalt Sandberg aus Breslau bei dem Amts- criht Eberswalde, der Rechtsanwalt S ch olt aus Erfurt bei h Amtsgericht in Merseburg, der Rechtsanwalt (nit Notar, Nr. 95 d. Bl.) Dr. Schweißer in Elberfeld zugleich bei dem Amtsgericht daselbst und der Kammer für Handelssachen in Barmen, der Gerichts-Assessor Knipschild bei dem Amts- gericht in Steele. :

Der Amtsgerichts-Rath Buchmann in Jüterbog, der stellvertretende Handelsrihter bei dem Landgericht in Hagen, Fabrikant Nettmann in Hohenlimburg und der Rechtsanwalt und Notar Ansat in Heinrihswalde sind gestorben.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Der Königliche Regierungs-Baumeister Benno Kleinert in Hildesheim, zur E bei der dortigen Regierung beschäftigt, Ist zum Land-Bauinjpector ernannt worden.

Der Großherzoglichen General-Direction der Mecklen- burgischen Friedrih-Franz-Eisenbahn zu Schwerin is die Er- laubniß zur Vornahme allgemeiner Vorarbeiten für eine Eisenbahn von Rosto über Sülze nah Tribsees bezüglich des preußischen Staatsgebiets ertheilt worden.

Minifterium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Dem Privatdocenten in der philosophishen Facultät der_ Königlichen aiv rag en eig A ae zu Berlin, Mit- gliede des Kaijerlihen Patentamts, Regierungs-Rath Dr. Karl Schotten ist das Prädicat Professor beigelegt worden.

Der R E Privatdocent Dr. Wilhelm Deecke zu Greifswald ist zum außerordentlihen Professor in der philo- sophischen Facultät der dortigen Universität, :

der bisherige Kreis-Wundarzt des Landkreises Breslau Dr. Reinkober in Breslau zum Kreisphysikus des Kreises Trebniß, und n

der praktishe Arzt Dr. Kos chel in Königshütte, unter Belassung in seinem Wohnsiß, zum Kreis-Wundarzt des Kreises Kattowiß ernannt worden.

Königliche National-Galerie.

Die Besuchszeit für die Königlihe National-Galerie ist vom 30. April d. J. ab bis auf weiteres wie folgt festgeseßt worden :

an den Wochentagen Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Sonnabend von 10—3 Uhr, Montags nur nach Meldung beim Castellan von 1—3 Uhr;

an den Sonntagen in den Monaten April, Mai, Juni, Juli, August und September von 12—6 Uhr,

in den Monaten März und Oktober von 12—5 Uhr,

in den Monaten envas und November von 12—4 Ühr, .

in den Monaten Januar und Dezember von 12—3 Uhr. Geschlossen bleibt die Königliche National-Galerie am ersten Weihnachts-, Oster- und Pfingstfeiertage, am Char- Mee Himmelfahrtstage und am Bußtage. Am zweiten Weihnachts-, Oster- und Pfingstfeiertage ist die Galerie wie an den Sonntagen geöffnet. Berlin C., den 27. April 1893. Die Direction. Jordan.

Königliches Museum für Naturkunde.

Die Besuchszeit der Schausammlung des Königlichen Museums für Naturkunde an Sonn- und Feiertagen ist unter Berücksichtigung der Länge und Kürze der Tage in den verschiedenen Jahreszeiten für die Monate April bis einschließlich September von 12 bis 6Uhr Nachmittags, für die Monate März und Oltober von 12 bis 5 Uhr Nachmittags, für die Monate Februar und November von 12 bis 4 Uhr Nachmittags und für die Monate Januar und Dezember von 12 bis 3 Uhr Nachmittags festgeseßt worden.

Diese neue Einrichtung tritt vom Sonntag, den 30. d. M. ab in Kraft.

Berlin, den 28. April 1893.

Der Verwaltungs-Director, Geheime Bergrath Professor Bey ric.

Felix Mendelssohn-Bartholdy-Staats-Stipendien für Musiker.

Am 1. Oktober cr. kommen zwei Stipendien der Felix Mendelssohn-Bartholdy schen Stiftung für befähigte und streb- same Musiker zur Verleihung. Jedes derselben beträgt 1500 4 Das eine ist für Componisten, das andere für ausübende Ton- künstler bestimmt. Die Verleihung erfolgt an Schüler der in Deutschland vom Staat subventionirten musikalischen Ausbildungs-FJnstitute ohne Unterschied des Alters, des Geschlechts, der Religion und der Nationalität. :

Bewerbungsfähig ist nur derjenige, welcher mindestens ein halbes Jahr Studien an einem der genannten Jnstitute ge- macht hat. Ausnahmsweise können preußische Staatsangehörige, ohne daß sie diese Bedingungen erfüllen, ein Stipendium empfangen, wenn das Curatorium für die Verwaltung der Stipendien auf Grund eigener Prüfung ihrer Befähigung sie dazu für qualificirt erachtet.

Die Stipendien werden zur Fortbildung auf einem der betreffenden, vom Staat subventionirten Jnstitute ertheilt, das Curatorium ist aber berechtigt, hervorragend begabten Be- werbern nah Vollendung ihrer Studien auf dem Institut ein Stipendium für Jahresfrist zu weiterer Ausbildung (auf Reisen, durch Besuch auswärtiger Justitute 2c.) zu verleihen.

Sämmtliche Bewerbungen nebst den Nachweisen über die Erfüllung der oben gedachten Bedingungen und einem kurzen, selbstgeshriebenen Lebenslauf, in welchem besonders der Studiengang hervorgehoben wird, sind nebst einer Bescheinigung der Reife zur Concurrenz durch den bisherigen Lehrer oder dem Abgangszeugniß von der zuleßt besuhten Anstalt bis zum 1. Juli cr. an das unterzeihnete Curatorium Berlin W., Potsdamerstraße Nr. 120 einzureichen.

Den Bewerbungen um das Stipendium für Componisten sind eigene Compositionen nah freier Wahl, unter eidesstatt- licher Versicherung, daß die Arbeit ohne fremde Beihilfe aus- gefübrt worden ist, beizufügen.

Die Verleihung des Stipendiums für ausübende Ton- künstler erfolgt auf Grund einer am 30. September cr. in Berlin durh das Curatorium abzuhaltenden Prüfung.

Berlin, den 1. April 1893.

Das Curatorium für die Verwaltung der Felix Mendelsfohn-Bartholdy-Stipendien.

Jn der Ersten Beilage ur heutigen Nummer des „R.- u. St.-A.“ wird eine Bekanntmachung des Staats- commissars für die Gesundhcitspflege im Stromgebiet der Weichsel, Ober-Präsidenten, Staats-Ministers von Goßler, veröffentlicht.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 29. April.

Die gestrige igt Ar er Ma etten des Kaisers und der Kaiserin sowie FhrerMajestäten des Königs und der Königin von Jtalien mit dem Kronprinzen an

Bord des Panzerschiffs „Lepanto“ nahm, wie „W. T. B.“ aus Neapel berichtet, einen prachtvollen Verlauf. Das Wetter, welches zuerst veränderlich war, wurde später {chön. Nach- dem der „Lepanto“ das unter dem Commando des Herzogs von Genua stehende Geshwader sowie S. M. Schiffsjungen- Schulschiff „Nixe“ passirt hatte, deren Bemannung mit be- geistertem Hurrah grüßte, nahm das italienishe Panzerschiff die Richtung auf Pozzuoli und das Cap Miseno und seßte sodann die Fahrt bis nah Capri fort, von wo die Rückkehr an Massa und Sorrento vorüber nah Neapel erfolgte. Während der Fahrt wurde an Bord des „Lepanto“ ein Dejeuner zu 24 Ge- decken servirt. Der Herzog von Genua überreihte Jhrer Majestät der Kaiserin bei der Ankunft an Bord des Schiffs einen Blumenstrauß mit prächtigen weißen Bändern, worauf der „Lepanto“ und der Golf von Neapel gemalt war.

Seine Majestät der Kaiser begleitete auf der Rundfahrt die verschiedenen Manöver des Schiffs mit der größten Auf- merksamkeit und drückte wiederholt dem Marine-Minister Racchia Allerhöchstseine vollste Anerkennung über die Vollendung der po ey der Mannschaften und der vorgenommenen Manöver des Geschwaders aus. Der große Panzer „Umberto“ veranstaltete ein Scheibenschiezken mit s{chwerem Ge- hüz. Dem Minister des Auswärtigen Brin, der - dieses Schiff während seines Amts als Marine - Minister hat erbauen lassen, sprah Seine Majestät der Kaiser Seine Glückwünsche aus. Bevor Seine Majestät ans Land ging, begab Sich Allerhöchstderselbe noch mit dem Herzog von Genua und mit dem Marine-Minister an Bord des Torpedos 103 „Schichau“, welcher mit Petroleum geheizt wird, und machte mit demselben eine kurze Fahrt.

Um 8 Uhr Abends kehrten die deutshen und die italienishen Majestäten von dem zehnstündigen Ausfluge höchst befriedigt nah dem Schlosse zurück.

Später fand im Theater San Carlo eine Galavorstellung statt, welche überaus zahlreih besucht war. Den italienischen und den deutschen Majestäten, welche um 10 Uhr 30 Minuten das Theater betraten, wurde von den Anwesenden, die sih von den Sigen erhoben, cine große Demonstration bereitet. Die Musik spielte die italienishe und die preußische Nationalhymne. Am Ende des zur Auf- führung gebrahten Acts- aus „Lohengrin“ erneuerte sich der Beifallsjubel. Das Publikum verlangte unter leb- haftem Beifallsklatshen die preußische Nationalhymne und dann die Königshymne. Unter wiederholten Ovationen ver- ließen alsdann die Majestäten und Prinzen, während die Musik von neuem die preußische und italienishe Hymne spielte, das Theater.

Die Rang- und. Quartierliste der Königlich preußischen Armce für 1893 ist heute ershienen (Berlin, E. S. Mittler u. Sohn, Königliche Hofbuchhandlung).

Der Inhalt des neuen Jahrgangs bietet sih, abgesehen von dem Wechsel im Personenstande, in wenig veränderter Form dar. Hinzu- gekommen sind, wie wir dem Bericht des „Mil.-Woch.-Bl.*“ ent- nehmen, nur die Commandanturen Dömitz, Nostock und Schwerin, sowie der Truppenübungsplaß Munster, die „Garnison“ Wiesbaden und das Artilleriedepot Wittenberg, l die Bekleidungsämter des X V1. und XVITI. Armee-Corps, die Arbeiterabtheilung in Mainz und die neuen Landwehrbezirke Kattowiß, Lennep, Krefeld, 11. Bochum, Wesel, St. Johann, Waren, I[. Altona, 11. Bremen und Mannheim. Auf- gelöst ist die Commandantur in Sonderburg-Düppel und die Pélfunascominissioh des Ingenieur- und Pionier-Corps. Die Ver- theilung der Landwehrbezirke bei den Infanterie-:Brigaden Nr. 25, 26, 28, 33 und 36 in erste und zweite Geschäftsbezirke muß den wesent- lichsten Veränderungen ebenfalls zugezählt werden. i

In anderer Beziehung ist die Rangliste jedoch einer großen Um- acbeitung unterworfen worden. Es ist nämlich eine neue Schreibweise eingeführt, indem fast alle Titel und Bezeichnungen, welche früher in

etrennter Form gedruckt wurden, jeßt zusammengezogen sind und der onsonant C durch K erseßt worden ist. Früher hieß es z. B.: Armee-Corps, General-Stab, Oeconomie-Commission, Eisenbahn- Linien-Commissare 2c., jeßt heißt es: Armeekorps, Generalstab, Oekonomickommission, Eisenbahn-Linienkommissare u. |. f.

Eine Erweiterung hat die NRangliste erfahren durch Aufnahme der Noßärzte des activen Dienststandes und des gesammten roßärzt- lichen Personals des Beurlaubtenstandes. Alle übrigen Veränderungen in der Rangliste sind mehr oder weniger eine Folge des Personal- wechsels. Als neue Regiments-Chefs finden wir: beim Infanterie- Regiment Prinz Friedrich der Niederlande (2. Westfälisches) Nr. 15 Ihre Majestät die Königin-Regentin der Niederlande, beim Infanterie- Negiment Großherzog riedrich Sn IT. von Mecklenburg-Schtæerin G Brandenburgisches) Nr. 24 Seine Königliche Hoheit den Groß- verzog Friedrih Franz 111. von Mecklenburg-Schwerin und als In- haber beim 1. Großherzogli Hessischen Infañterie- (Leibgarde-) Regiment Nr. 115 Seine Königliche Hoheit den Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein. Die nach der vorigen Rangliste unbeseßt gce- wesene Stelle des General-Inspecteurs der dritten Armee-Inspection hat General-Feltmarschall Graf von Blumenthal und die von diesem bisher innegehabte Stelle der vierten Armee-Inspection Prinz Leopold von Bayern Königliche Hoheit erhalten. Das X11. (Königlih Württembergische) Armee-Corps ift von der vierten in die dritte Armee-Inspection übergegangen. An dieser Stelle findet si zum ersten Mal in der Rangliste hinter dem Namen Seiner König- lichen Hoheit des Prinzen Albrecht von Preußen (erste Armee-Inu- spection) der Zusatz: Regent des Herzogthums Braunschweig. b

Durch Verabschiedung der Generale Bronsart von Schellendorff und von Grolman I. sind die General-Commandos des X. und X1. Armee-Corps fr.i geworden. Die Beseßung dieser Stellen cr- folgte durch einen bisherigen Divisions-Commandeur bezw. durh decn bisherigen Commandanten des Hauptquartiers. In leßterem sind da- ms Lu auch dur andere Veranlassungen mehrfahe Veränderungen eingetreten, i

„- Bei den Divisions-Commandos sind zehn Fälle anderweiter Be- seßüngen zu verzeichnen, und zwar bei der 2., 3., 6., 12,, 13., 16.,, 18,, 30,, 34. und 35. Division. Ein Divisions - Commandeur wurde zuni

commandirenden General ernannt (16.), zwei Divisions-Commandeure*

kehrten nach Württemberg zurück (3. und 30.) und die übrigen traten in das Dispositionsverhältniß über. :

Brigade-Commandos wurden anderweit beseßt: 31 bei der In- fanterie, 6 bei der Cavallerie und 5 bei der Feld-Artillerie. 9 Ge- nexal-Majors (7 Infanterie, 2 Feld-Artillerie) wurden zu Divisions- Commandeuren ernannt, 2 find gestorben und die übrigen in das P übergetreten. : i é

Die zweite Fuß-Artillerie-Jnspection is zweimal, ers dur Ver- seßung und dann dur Pensionirung des Stelleninhabers, die vierte Ingenieur-Inspection einmal anderweit ans a

Unter den neu ernannten Second-Lieutenants befindet si Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz des Deutsche Reichs und von Preußen, und zwar ist Höchstderselbe abweichend von früherem Brauche, aber in Uebereinstimmung mit den in der Rang- liste allgemein zur Anwendung gebrahten Grundsäßen mit allen feinen Vornamen aufgeführt worden,

* geleitet worden.

Die vereinigten Ausshüsse des Bundesraths für das Seewesen, für Zou- und Steuerwesen, für Justizwesen und für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und e Rechnungswesen, sowie die vereinigten Ausschüsse für Zoll: und Steuerwesen und für Handel und Ver- kehr hielten heute Sißungen.

Der General der Jnfanterie Golz, Chef des Jngenieur-

und Pionier-Corps und General-Jnspecteur der Festungen, ist hierher zurückgekehrt.

Der Fürstlich \{aumburg-lippische Bevollmächtigte zum ara s Regierungs-Präsident Spring is hier ein- getroffen.

S. M. Fahrzeug „Loreley“, Commandant Capitän- Lieutenant Grolp, ist am 27. April in Alexandrien ein- trie und beabsichtigt am 13. Mai nah Jaffa in See zu gehen.

Sachsen.

Das „Dresdener Journal“ von gestern Abend schreibt: „Einige Blätter bringen bezüglich der Verhandlungen über die Militärvorlage im Reichstage die Nachricht, daß eine Anzahl größerer Regierungen sih gegen eine eventuelle Auf- lösung des Reichstags im D der Ablehnung der Militär- vorlage ausgesprohen habe, und es werden als diese Regierungen Bayern, Sachsen und Baden bezeichnet. Wir sind zu der Mittheilung ermächtigt, daß diese Nachricht, soviel Sachsen anlangt, jeder thatsächlihen Grundlage entbehrt, da zur Zeit überhaupt noch kein Anlaß vorgelegen hat, zu einer solchen Frage Stellung zu nehmen.“

Sachsen-Weimar-Eifenach.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog begeht am 8. Juli den 40. Fahrestag seines Regierungsantritts. Von einer öffentlichen festlihen Begehung dieses Tages ist, der „Th. C.“ zufolge, Abstand genommen worden, da Seine Königliche Hoheit in den großartigen Huldigungen anläßlich der vorjährigen goldenen Hochzeitsfeier diejenigen für das 40 jährige Regierungsjubiläuum als“ im voraus dargebracht ansieht. Am 8. Mai d. J. sind 50 Jahre vergangen, seit Seine Königlihe Hoheit der Groß- herzog7zum Chef des Cürassier-Regiments Graf Geßler (Rheinisches) Nr. © ernannt worden ist. Dem Vernehmen nach trifft eine Abordnung dieses Regiments am 7. Mai in Weimar ein, um Seiner Königlichen Hoheit die Glückwünsche des Regiments zu überbringen. |

Sachsen-Coburg-Gotha.

Der Landtag des Herzogthums Gotha is auf den 4. Mai nah Gotha einberufen worden.

Großbritannien und JFrland.

Jm Oberhause lenkte gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, Lord Camperdown die Ausmerksamkeit des Hauses auf den Bericht der Commission, betreffend die exmittirten irischen Pächter, und fragte, ob die Regierung beabsichtige, eine den Vorschlägen der Commission entsprechende Vorlage einzubringen. Lord Selborne griff die Commission als beispiellos und ver- fassungswidrig an. Lord Acton erklärte, die Regierung habe nicht die Absicht, eine Vorlage auf Grund der Comniiskionas berichte einzubringen, und vertheidigte die Erneuerung der Com- mission. Hierauf wurde die Debatte vertagt.

__JZm Unterhause theilte der Parlaments-Secretär des Aus- wärtigen Sir E. Grey mit, daß am oberen Shire-Fluß ein von Sklavenhändlern angestiftéter Aufruhr stattgefunden habe. Der Aufruhr, an dem sich ‘besonders zwei große Karamwanen betheiligt hätten, sei von dem Araber Abu-Kaka Je | Zwei eingeborene Häuptlinge hätten sih den Sklavenhändlern angeschlossen; der eine habe sich jedoch bald zurückgezogen und der andere zur Zeit, als das Telegramm U den Aussland 7 nah London ab: gegangen sei, um Frieden nachgesucht. Das schnelle Eingreifen des Capitäns Johnston habe eine weitere Aus- dehnung der Nevolte verhindert. Jeßt sei aus Indien eine Verstärkung der Engländer eingetroffen; zu Besorgnissen sei kein Anlaß. Der Chef-Secretär des Lord-Lieutenants von Jrland Morley erklärte betreffs der jüngsten Ereignisse in Belfast, viele Arbeiter beider Confessionen seien infolge der herrschenden Aufregung von der Arbeit fortgeblieben, und eine große Anzahl von Katholiken habe infolge des Vorgehens ihrer protestantischen Collegen die Beschäftigung verloren. Anderer- seits feien jedoch viele Arbeiter bereits wieder zur Arbeit zurüd- gekehrt. WMorlcey sprach alsdann die Hoffnung aus, daß in wenigen Tagen die herrschende Erbitterung beseitigt sein werde. Was die Zusammenstöße selbst betreffe, so seien drei Wirthshäuser angegriffen, in 20 Häusern die Spiegel- scheiben zertrümmert, ein Polizist s{hwer verleßt und im ganzen 45 Personen verhaftet worden. Die ührer auf beiden Seiten seien ernstlih bestrebt, den Frieden aufreht zu halten. Morley glaubt, der Kampf dürfe jeßt als beendet angesehen werden. Hierauf wurde die erste Lesung der Budget- bill angenommen. Der Antrag Loder ’s, das Briefporto innerhalb des gesammten britishen Reichs, einschließlih der Colonien, auf 1 Penny für 1/2 Unze herabzuseßen, wurde nah dreistündiger Debatte zurückgezogen. Im Laufe der Debatte erklärte der General-Postmeister Arnold Morle y, die Durch- führung des Antrages würde keine Schwierigkeit bieten, wenn der Schaßkanzler einen Uebershuß habe. Die Ermäßigung des Portosaßes auf 1 N würde aber für die Staatseinkünfte jährlih cine Einbuße von 90 bis 100 000 Pfund Sterling be- deuten, außerdem Verluste von 105000 Pfund Sterling, welche die 1891 oli ee ta Reduction auf 21/2 Pence involvire. d go sei die Regierung außer stande, als Theilhaber des Weltpostvereins das Porto ohne Ang der übrigen Mitglieder desselben herabzusetzen. orley sprah die Hoff- nung aus, daß das Haus den Antrag verwerfen werde.

Frankreich. __ Die Deputirtenkammer hat, wie „W. T. B.“ be- rihtet, in ihrer gelirigen Vormittagssizung mit 360 gegen 175 Stimmen den Beschluß der Budgetcommission zur Patent- chlüsse des Senats in einigen gelehnt und die Fassung des

ge eg gebung, wodurch die A

unkten abgeändert werden, a

Senats mittels Abstimmung dur Händeaufheben genehmigt. Jn der DR Ae E beschloß die Kammer mit 397 gegen 132 Stimmen, den Geseßentwurf über die Getränkesteuer- reform von dem Budget zu trennen. Der Finanz-Minister Peytral hatte die Trennung verlangt und die Vertrauens- frage gestellt. Mehrere Redner, besonders Salis und Pelletan, hatten die Trennung bekämpft. Darauf wurde das vom Senat angenommene res über die Börsensteuer und alsdann das ganze Budget mit 417 gegen 48 Stimmen angenommen. Jm Laufe der Discussion des Börsensteuer- geseßes brachte der Deputirte Villebois-Mazenil (Rechte) eine Resolution ein, worin die Regierung aufgefordert wird, dur die Börsenordnung die Coulissiers fremder Nationalität von der Börse auszuschließen. Die Abstimmung über diese Resolution sollte nah der Abstimmung über das Budget er- folgen, konnte aber wegen Beschlußunfähigkeit niht vorge- nommen werden. Die Sißung wurde aufgehoben und sollte Abends fortgeseßt werden.

Der Senat, dem der Finanz-Minister Peytral gestern Abend das Budget vorlegte, hat dieses, den Beschlüssen der Kammer entsprehend, angenommen.

In Paris verlautet, der Botschafterposten in Rom sei dem früheren Minister Constans angeboten worden, doh sei es noch zweifelhaft, ob er ihn annehmen werde; für den Fall, daß Constans nah Rom gehe, werde der bisherige Botschafter Billot den Londoner Botschafterposten übernehmen. A

Nah Meldungen aus Dahomcy hat die französische Streitmacht keine weiteren Fortschritte gemacht; im Norden von Abomey behauptet der König Behanzin unausgeseßt das Feld.

Ueber die Zahl der französishen Reserve- und Landwehr-Offiziere entnimml die „Kol Zig dem Annnuaire de l’armée française folgende Angaben:

An Resferve-Offizieren zählt die französishe Armee jeßt 14540. In der Reserve stehen 41 Divisions- und 62 Brigade- Generale, außerdem aber sind noch 20 bezw. 43 verabschiedete Generale vorhanden, die zum Dienst im Kriegsfall verpflichtet sind, weil seit ihrem Austritt aus dem Heer noch nicht 5 Jahre verflossen sind. Es können also 61 Divisions- und 105 Brigade-Generale verwandt werden. An Offizieren für den Generalslabadienst giebt es 1 Oberst, 6 Oberst-Lieutenants, 4 Stabsoffiziere, 45 Haupt- leute, 258 Lieutenants, im ganzen also 314. Zum Etappen- und Eisenbahndienst können 109 Öffiziere herangezogen werden, darunter 11 Obersten, 1 Oberst-Lieutenant, 2 Stabsoffiziere, 19 Hauptleute, 76 Lieutenants. Die Infanterie zählt 22 Bataillons-Commandeure, 371 Hauptleute, 545 Ober-Lieutenants, 7578 Unter-Lieutenants, im ganzen 8516. Die Cavallerie hat 50 Rittmeister, 72 Ober-Lieutenants, 763 Unter-Lieutenants, die Artillerie 40 Obersten, 11 Oberst-Lieutenants, 41 Stabsoffiziere, 99 Hauptleute, 238 Lieutenants, 3144 Unter- Lieutenants, im ganzen 3573 Offiziere. Das Genie-Corps zählt 73 Hauptleute, 65 Lieutenants, 249 Unter-Lieutenants und 132 „Adjoints* zweiter Klasse. Beim Train finden sich 14 Lieutenants, 576 Unter-Lieutenants. Militärärzte sind vorhanden 1183, Apotheker 223, Thierärzte 625. Landwehr-Offiziere hat die e Armee 17 119. Für den Generalstabsdienst sind bestimmt: 1 Oberst, 15 Oberst-Lieutenants, 112 Stabsoffiziere, 136 Hauptleute bezw. Nittmeister, 182 Lieutenants beider Grade. Für Etappen und Eisenbahnen stehen zur Verfügung: 2 Obersten, 87 Oberst- Lieutenants, 186 Stabsoffiziere, 227 Hauptleute, 65 Lieutenants. Das ODffiziercorps der im Kriege formirten Zollbeamten- Truppen zählt 35 Bataillons - Commandeure, 197 Hauptleute, 386 Lieutenants, im ganzen 618; die Forsttruppen haben 35 Oberst- Lieutenants, 83 Bataillons - Commandeure, 159 Hauptleute, 148 Lieutenants. Die Landwehr-Infanterie hat 10 541 Offiziere, von denen in der Front 9787 verwandt werden, während 754 andere Ver- wendung finden. Es find 163 Oberst-Lieutenants, 680 Bataillons- Commandeure, 3396 Hauptleute, 6302 Lieutenants. Die Landwehr- Cavallerie umfaßt 39 Stabsoffiziere, 176 Hauptleute, 657 Lieutenants, im ganzen 872 Offiziere in der Front, 3 Stabsoffiziere, 1 Haupt- mann, 2 Lieutenants à la suite. 1886 Offiziere stehen in den Artillerie-Truppentheilen, davon sind 18 Oberst-Lieutenants, 71 Stabs- offiziere, 488 Hauptleute, 1309 Lieutenants; im Generalstab der Artillerie befinden sich 9 Oberst-Lieutenants, 25 Stabsoffiziere, 34 Hauptleute, sodaß die Gesammtzahl 1954 beträgt. Dazu kommen 182 technische Bcamte. Das Geniecorps verfügt über 307 Truppen- offi;iere: 20 Bataillons-Commandeure, 69 Hauptleute, 218 Leute- nants und 309 Offiziere des Stabs: 16 Obersten, 48 Oberst- Lieutenants, 108 Stabsoffiziere, 131 Hauptleute, 6 Lieutenants; im ganzen also 616 Offiziere, sowie 794 Beamte. Im Train finden sich 2 Oberst-Licutenants, 16 Stabsoffiziere, 82 Hauptleute, 518 Lieutenants = 618; in der Gendarmerie 14 Obersten, 3 Oberst-Lieutenants, 30 Stabsoffiziere, 78 Hauptleute, 5 Lieutenants = 130 Offiziere. Aerzte giebt es 2938, Apotheker 814, Thierärzte 549. Der Verwaltungsdienst Inten- dantur, Verpflegung, Hospitäler u. #\. w. hat 1552 Beamte, der Nemontedienst 327 Offiziere: 1 Oberst-Lieutenant, 117 Stabsoffiziere, 166 Hauptleute, 43 Lieutenants, im ganzen 327, An activen Offizieren sind 22 316 vorhanden, dazu kommen 14540 Offiziere der Reserve und 17 119 der Landwehr, sodaß das Offiziercorps der fran- zösischen Armee im ganzen 53 975 Köpfe umfaßt.

Ftalien.

Der Papst empfing dem „W. T. B.“ zufolge heute Vor- mittag den Bischof von Straßburg mit 320 elsässischen und alsdann den Bischof von Met mit 200 lothringischen Pilgern.

Schweiz.

Auf den speciellen Wunsh Seiner Majestät des Deutschen Kaisers werden, wie „W. T. B.“ aus Bern berichtet, die vom Bundesrath bezeichneten drei Offiziere sowie das Personal der deutschen Gesandtschaft Seiner Majestät nur bis Flüelen T Die Ankunft des Kaisers erfolgt in Flüelen am 2. Mai um 8 Uhr Morgens. Es wird daselbst eine Compagnie Urner Truppen aufgestellt sein. Jn Luzern wird Seine Majestät um 10 Uhr N und gegen Mittag die Reise fortseygen. Beim Empfang daselbst wird auch die dortige Unteroffiziershule betheiligt sein.

Bulgarien.

___ Die „Politishe Correspondenz“ meldet aus Konstan- tinopel, der Prinz Ferdinand von Sachhsen-Cobur habe von Neapel aus dem bulgarishen Exarchen Jos ¿el eine herzliche Ae für defsen Beglückwünschung zu seiner Vermählung gesandt. Es sei dies das erste Mal, daß e Exarh mit dem Prinzen in directe Verbindung ge- reten. :

Schweden und Norwegen.

Der Abgeordnete Sverdrup ist einer Meldung des „W. T. B.“ zufoige gestern zum König zu einer Besprechung über die politishe Lage berufen worden. Jn unterrichteten Kreisen nimmt man an, daß die ire wahrscheinlih im Laufe der nächsten Woche mit einem Ministerium Stang ihr Ende finden werde. Sämmtliche schwedischen Staatsräthe sind heute früh von Christiania wieder abgereist. ;

Amerika.

Dem vorgestrigen großen columbischen Ballfest in New- York wohnten nah einer Meldung des „W. T. B.“ sämmt- liche Admirale der an der Flottenrevue betheiligten Geschwader und sämmtliche fremden Offiziere, ingleichen das diplomatische Corps und area amerikanische Notabilitäten bei. Präsident Cleveland wurde bei dem Eintritt in den Saal mit leb- haften Zurufen begrüßt.

Als gestern der Präsident Cleveland auf einer Spazier- fahrt der ihn mit Beifall begrüßenden Menge dankte, sies er mit dem Kopf gegen die Dee des Wagens und erlitt eine Verwundung. Cleveland war genöthigt, in das Hotel zurück- zukehren und sih verbinden zu lassen. Später nahm der Präsident den Spaziergang wieder auf, wobei er einige E das Haupt entblößte, um der Menge zu zeigen, daß die Ver- leßzung keine ernstliche sei.… -Cleveland reiste kurz vor Mittag nah Chicago.

Jn New-York fand gestern eine große Parade statt. an der außer den Matrosenabtheilungen und der Marine- Infanterie der verschiedenen fremden Geschwader au amerikanishe Truppen theilnahmen. Die fremden Admirale und Offiziere wurden von dem Bürgermeister Gilroy und den Gouverneuren Flowel und Russell empfangen und nahmen die- Parade von der City-Hall in Augenschein.

Nach einer in Madrid eingetroffenen telegraphischen Meldung aus Cuba sind daselbst zwei Trupps bewaffneter Znsurgenten aufgetreten, die eine Zuckerplantage in Brand steten und mehrere De tergen plünderten. Es sind bereits Truppen gegen die Aufrührer abgegangen.

Wie das „Reuter he Bureau“ aus Rio de Janeiro von gestern meldet, haben der tier in Serzedello und der Marine-Minister de Mello ihre Entlassung ein- gereiht. Das Demissionsgesuch des Finanz-Ministers wurde abgelehnt.

__ Nach einer Depesche des „New-York Herald“ stürmten in Lima die Anhänger der Präsidentschafts-Candidatur Caceres das Local der- italienischen Zeitung „Voce d’Italia“ und brachten dem Redacteur Conti und anderen Personen shwere Verwun- dungen bei. Der Pöbel griff darauf das Bureau der eitung „ZUnda“ an. Die berittene Polizei sprengte den Volkshaufen aus- einander, viele Pérsonen wurden verwundet. Nach einer weiteren Depesche des „Herald“ aus Valparaiso weigerte sich der Gesandte der Vereinigten Staaten Egan, mit dem Minister des Auswärtigen Viel zu verhandeln, weil die Zeitung, deren Miteigenthümcr der Minister ist, den Gesandten angegriffen hatte.

Parlamentarische Nachrichten.

Deutscher Reichstag.

Der Bericht über die gestrige Sizung befindet sih in der Ersten Beilage.

86. Sißung vom Sonnabend, 29. April.

Der Sißung wohnen bei der Staatssecretär Dr. von Boetticher und der Königlih preußishe Kriegs-Minister von Kaltenborn-Stachau.

„Zur zweiten Berathung steht die Vorlage, betreffend die Ersaßvertheilung.

Namens der Militärcommission erstattet über diese Vor- lage der Abg. Dr. Lieber Bericht. Nach der Vorlage soll fortan der Gesammibedarf an Rekruten auf die Armee- Corps-Bezirke nah dem Verhältniß der tauglihen Militär- pflichtigen, mit Ausschluß derjenigen der jeemännischen Bevölkerung in diesen Bezirken, vertheilt werden. Die Commission hat \sich diesem Gedanken durchaus freundlih gegenübergestellt und die Vorlage einstimmi angenommen, gleichzeitig aber die durch diese Modifi- cation bedingte Verfassungsänderung in dem Entwurf zum Ausdru gebraht. Der Referent führt noh aus, daß die Vorlage ihre selbständige Bedeutung habe und angenommen M könne, unbeschadet des Schiksals der großen Militär- vorlage.

hne Debaite wird die Vorlage nah den Beschlüssen der Commission angenommen. __ Auch der Nachtrags-Etat für 1893/94 (Forderung für die Botschaft in Washington, für den Bau eines Bot: shaftshotels in Madrid und für die Weltausstellung in Chicago) wird ohne Discussion in dritter Lesung endgültig genehmigt. :

Ein zweiter Nachtrags-Etat, der zum Etat für 1892/93 vorgelegt ist, fordert, 61/2 Millionen als nach= träglihe Bewilligung, anzuweisen auf die Matrikular- beiträge. Diese Mehrausgabe ist wesentlih verursacht dur das Steigen der Naturalienpreise , infolge wovon die für Brot- und Fourageverpflegüng in dem Etat für 1892/93 voranschlags- mäßig ausgeworfenen Summen sich als unzureichend erwiesen haben. Die Vorlage wird in erster und zweiter Lesung ohne Debatte erledigt. Die Forderung wird bewilligt. (Schluß des Blattes.)

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten.

Der Bericht über die gestrige Sißung befindet sich in der Ersten Beilage.

71. Sißung vom 29. April.

Der Sizßung wohnen der Präsident des Staats-Ministe- riums, Minister des Jnnern Graf zu Eulenburg und der Finanz-Minister Dr. Miquel bei.

Die zweite Berathung des Entwurfs eines Communal-= abgabengeseßes wird fortgeseht beim §8 45; derselbe lautete nach, der P ON Eva tage:

«Die Vertheilung des Steuerbedarfs auf die Einkommen- steuer und auf Realsteuern ist nach Maßgabe folgender Bestim- mungen zu bewirken : 7

__ Werden Bel Ptige zur Staatseinkommensteuer erhoben, so find mindestens gleih Hohe, höchstens um die Hälfte höhere Procente der vom Staat veranlagten Realsteuern (Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer) zu erheben.

Werden Zuschläge nur zu den veranlagten Realsteuern erhoben, so dürfen dieselben höchstens 150 °/% dieser Steuern betragen.“

Nach den Commissionsbeschlüssen lautet derselbe :

__ »Die vom Staat veranlagten Realsteuern sind in der T mindestens zu dem gleichen und höchstens zu einem um die höheren Procentsaß zur Communalsteuer \chläge zur Staatseinkommensteuer erboben werden.

heranzuziehen, als Zu«