1912 / 186 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 06 Aug 1912 18:00:01 GMT) scan diff

BeklannitimacGung.

Gemäß § 46 des Kommunalabgabengeseßes vom 14. Zuli 1893 (G.-S. S. 152) wird hiermit zur öffentlihen Kenntnis gebracht, daß der im laufenden Steuerjahre zu den Kommunal- abgaben einshäßbare Reinertrag aus dem Betriebsjahre 1911/12 bei den Kreis Altenaer Shmalspurbahnen auf 94 500 M4

festgestellt worden ist. Elberfeld, den 1. August 1912. Der Königliche Eisenbahnkommissar. Hoeft.

Nichfkamtkliches. Deutsches Reid. Preufen. Berlin, 6. August.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen gestern in Swinemünde an Bord der Jacht „Hohenzollern“ den Vortrag des am Nachmittag dort eingetroffenen Reichskanzlers Heute hörten Seine nah Pasewalk Admirals

_-

Dr. von Bethmann Hollweg entgegen. Majestät auf der Fahrt von Swinemünde den Vortrag des Chefs des von Müller.

Marinekabinetts,

Das Staatsministerium hat beschlossen, den von dem Metropolitankapitel in Cöln zum Kapitularvikar gewählten Dom- kapitular Dr. Kreußwald zur Ausübung der ihm als O zustehenden bischöflichen Rechte und Verrichtungen zuzulassen.

Der Königlich großbritannishe Botschafter Sir Edward Goschen ist nah Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Botschaft wieder übernommen.

Laut Meldung des „W. D. B“ sind am 4 d M S. M. S. „Bremen“ in Bahia, S. M. S. „Scharnhorst“ mit dem Chef des Kreuzergeshwaders und S. M. S. Gneisenau“ sowie die Torpedoboote „S. 90“ und „Taku“ in Nagasaki eingetroffen.

In der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ ist eine Bekanntmachung, be- treffend die Erhöhung des Grundkapitals der Aktiengesellschaft „Grundkreditbank in Königsberg i. Pr.“ sowie die Aenderungen ihrer Sazung, veröffentlicht.

Potsdam, 6. August. Am gestrigen Todestage weiland Jhrer Majestät der Kaiserin Friedrich war das Mausoleum an der Friedenskirhe in gewohnter Weise festlich geschmüdckt. Am frühen Morgen legte, wie „W. T. B.“ meldet, der Hofmarschall Graf von Bismarck-Bohlen im Namen Jhrer Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten des Kronprinzen und der Kronprinzessin und später Seine Königliche Hoheit der Prinz Eitel-Friedrih im Auftrage seiner Kaiserlichen Eltern ip Sarkophage der verewigten Kaiserin einen Lorbeerkranz nieder.

Jtalien.

Der „Ofsservatore Romano“ veröffentliht eine an die Bischöfe von Südamerika gerichtete Enzyklika „Lacrimabili statu“, die sich mit der Lage der Jndianer in Süd- amerika beschäftigt. Wie „W. T. B.“ meldet, erinnert der Papst an die Enzyklika Benedikts XIV. „Sub argumento“ und hebt die Maßnahmen rühmend hervor, die bereits zur Besserung der Lage der Jndianer getroffen seien, insbesondere die Abschaffung der wirklichen Sklaverei in Brasilien und anderen Ländern, betont indessen, daß noch viel zu tun übrig bleibe angesihts der Gemwalttätigkeiten und Uebeltaten, denen die Indianer noch immer ausgeseßt seien. Er bitte Gott, heißt es in der Enzyklika weiter, ihm Mittel und Wege zu weisen, um diesen {weren Mißständen abzuhelfen, und er sei glülih über das Vorgehen der südamerikanishen Regierungen zugunsten der Jndianer, obgleich in jenen ausgedehnten Ge- bieten die Bemühungen der Behörden nicht selten wirkungslos blieben. Der Papst ermahnt die Bischöfe insbesondere, Missionsstationen zu schaffen, und erklärt es für ein unge- heuerlihes Verbrechen, die Jndianer zu Sklaven zu machen oder fie ihrer Freiheit zu berauben. Datiert ist die Enzyklika Vom (. ZUN 1912;

Spanien.

_ Nach einer Meldung des „W. T. B.“ haben die An- gestellten der Eisenbahnen im südlihen Spanien der Regierung mitgeteilt, daß sie am 12. August in den Ausstand treten werden.

Türkei.

__JIn der Deputiertenkammer erklärte gestern der Präsident, daß eine außerordentliche Sizung angeseßt worden sei auf die Nachricht, daß die Regierung eine geheime Sißung des Senats einberufen habe. Die Kammer werde im Hinblick darauf, daß es sih um eine für das Bestehen des Staates ernste Frage handle, ihre Pflicht tun. Hierauf ergriff Dschawid Pascha das Wort und hielt in großer Erregung eine sehr heftige Rede.

Wie „W. T. B.“ berichtet, erinnerte er an den Drohbrief, den der Präsident erhalten hatte, und verglih ihn mit den Ereignissen im April 1909. „Heute wird die Kammer“, führte Dshawid Pascha aus, „von denselben Kugeln bedroht, die Gesihter sind andere geworden, aber die Mittel sind noch dieselben. Aber so wie wir damals unsere Feinde zersprengt haben, so werden wir auch heute noch die Regierung Iprengen, die aus Würdenträgern des Negimes Abdul Hamids bestebt, und die bewiesen hat, daß fle kein ß Kabinett ift,

har vgs der Kammer mitgeteilt wurde, hat mein Bedauern hervorge- rufen.

fährt, für das Wohl der Nation und die strengungen machen wird, damit die Wahlen zur Kammer, die am

vention, von jedem Druck und von jedem Mißbrauch vor sich gehen.

stantinopel füc 40 Tage den Belagerungszustand. Der Kriegsminister hat weitgehende Maßnahmen ergriffen, um jeden Versuch von Ruhestörungen zu unterdrücken. Starke

worden. Der Klub des Zentralkomitees wird seit der Ver- lesung des Schließungsdekrets streng überwaht. Von einer R Versammlung der Abgeordneten ist bisher nichts bekannt.

er morgen von den Dardanellen in Konstantinopel eingetroffen und hat vor der Kammer Anker geworfen. Der Großwesir hat die Herausgeber der Zeitungen aufgefordert, der Bevölkerung zu raten, Ruhe zu bewahren.

aufständishen Albanesen der Gendarmeriekommandant von Kumanowo mit 16 Gendarmen und 162 Mann des Gendarmerie- bataillons in Prizrent angeschlossen. schaft Kaliadodes geführt und dort entlassen worden. Prizrent erscheint bedrohlich. zum Teil bewaffnete Albanesen aus Ljuma in die Stadt ein. Ruhestörungen werden dort befürhtet. Jnfolge einer Meuterei unter der Garnison Mitrowißa sind 690 Reservisten entlassen worden. Städten Nordalbaniens eingezogen. türkishen Truppen in Seltsché, Leutnant Ferhad, Montenegro geflüchtet.

türkischen Angriffe an der montenegrinischen Grenze erneuert.

trauen ausgesprochen, das Kabinett aber bat das Vertrauen mißbraut, und es wird noch Schlimmeres tun nah der Auflösung der Kammer. Die Regierung _hat den Belagerungszustand aufgehoben, dafür aber eine N Se ern, egeriQuet. Jeder Minister ist ein Knecht in der Faust des ilitärs, und der Belagerungszustand besteht in noch schrecklicherer Form weiter. Kavallerie, Infanterie und Gendarmen sind auf allen Straßen, die Klubs des Komitees werden umzingelt und überwaht. Der größte Fehler des Komitees war es, die Organe des alten Negimes, die die Liberalen in so {limmer Weise gequält haben, niht zu bestrafen. Aber die Union für Freiheit und Fortschritt fürhtete sich nit vor Abdul Hamid. Sie wird sih auch vor dieser Regierung nicht fürchten. Die Union wird niemals sterben. Als man glaubte, das Komitee sei ge- storben, erlangte es neues Leben wieder. Es ift bereit, vor dem Tribunal der Geschichte und vor dem obersten Gerichtshofe Gottes zu erscheinen.“ Der Nedner, dem lebhaft und häufig Beifall gezollt wurde, griff die Senatoren an, die die Verfassung verleßt hätten, und sagte, die Regierung habe ihnen . Geheimnisse anvertraut, die sie den Deputterten nicht habe sagen wollen. Aber die Geheimnisse würden ans Lt kommen. Ein einziger Mann, Mahmud Schefket Pascha, habe gewagt zu reden und habe hervorgehoben, daß alles, was die Regierung gesagt habe, über- trieben wäre. Er habe den Kriegsminister gefragt, was er gegen die Offiziere, die Politik trieben, getan hätte. Alle Juristen der Welt würden über das Votum des Senats lachen. Der Redner sagte weiter, indem er sihch in bewegten Worten an die Armee wandte: „Heilige ottomanische Armee, die du von der Höbe der rumelishen Berge aus den Ab- folutismus zerstört haft, komm und sieh dein Werk als Spielball in der Hand von Menschen, die sich Netter des Vaterlandes nennen. Aber du wirst ohne Zweifel die Verbrecher bestrafen. Heute sind die Rebellen nicht in Albanten, sondern sie belagern die Pforte selbst. Der Sultan steht unter Drohungen. Aber die Kammer wird nit aufgelöst werden. Die Befehle einer folhen Regierung, die die Ver- fassung mit Füßen trat, werden niht angehört werden.“ Schließlich {lug der Redner, wie bereits gestern ge- meldet, ein Mißtrauensvotum für die Regierung vor, das fast einstimmig angenommen wurde, worauf sich die Kammer auf unbestimmte Zeit vertagte. Durh die Ab- stimmung hat sih die Kammer der Verlesung des Dekrets über die Schließung der Kammer entzogen. Der Präsident der Kammer teilte dem Kabinett den Be- {luß der Kammer, si zu vertagen, mit und begab sich zum Sultan, um ihm das Tadelsvotum gegen das Ministerium bekannt zu geben. Dieser lehnte es aber ab, ihn zu empfangen. Darauf richteten die Abgeordneten eine Depesche an den Sultan, in der sie ihm von dem Beschlusse der Kammer Mitteilung machten. Auch die Depesche wies der Sultan zurück. Die Regierung betrachtet den Beschluß der Kammer als ungültig, da der Großwesir dem Präsidenten der Kammer vorgestern abend die Entschließung des Senats mitgeteilt habe. Am Nachmittag verlas der Großwesir in Gegenwart von elf Abgeordneten und sechs Senatoren in der Deputierten- kammer und im Senat das Dekret, wodurh die Kammer aue wird. Der Text des vom 4. d. M. datierten Dekrets autet : _ Wegen der zwischen dem früheren Kabinett Said Pascha und der früheren Kammer entstandenen Differenzen über eine Abänderung der Verfassung ist die alte Kammer us und die neugewählte Kammer am 18. April einberufen worden. Nach einem Beschlusse des Senats ist die neue Kammer auss{hließlih dazu bestimmt gewesen, fich als Schiedsrichter über den Streitpunkt, den der Artikel 35 der Vers fassung bildet, auszusprechen. Nachdem diese Aufgabe erfüllt worden ist, muß das Parlament geschlossen und Neuwahlen müssen aus- geschrieben werden. Nachdem dieser Beshluß verlesen worden ist, ordnen wir die Schließung des Parlaments und Neuwahlen gemäß der Verfassung an. (gez.): Mehmed Reschad. Der erste Palastsekretär hat auf der Pforte gestern ein N LELIOS des Sultans verlesen, das dem Gebrauch nach an den Großwesir gerichtet ist und, obiger Quelle zufolge, besagt: Der Senat, der verfassungsgemäß für die Interpretation der Verfafsung zuständig ist, war der Ansicht, daß die nach der Auf- lôfung der alten Kammer gewählte neue Kammer aus\chließlich das Mandat hatte, als Schiedsrichter über den Konflikt zu urteilen, der zur Auflösung der alten Kammer geführt hat, Daher ift auch gestern naht ein Jrade des Sultans herausgekommen, das die Schließung der Kammer und Neuwahlen anordnet. Ob- {on der Großwesir am Vormittag dem Kammer- und dem Senats- präsidenten mitgeteilt hatte, sie sollten für den Nachmittag die Ver- lesung dieses Jrates abwarten, trat die Kammer bereits am Bormittag zusammen, machte Einwendungen gegen das Necht des Senats zur Interpretation der Verfassung und bes{chloß in Abwesenheit des Kabinetts eine Resolution gegen das Kabinett, diesem das Mißtrauen auézusprechen. Diese Handlungéweise, die mir von dem früheren Prâä-

. Ih habe nach wie vor volles Vertrauen zu meinem Kabinett, das im Einklang mit der Verfassung gebildet worden ist und fort- öfentlihe Ordnung zu

arbeiten. Ich erwarte, daß das Kabinett auch weiter die größten An-

14. November wieder zusammentreten muß, frei von jeder Inter-

Ein Jrade des Sultans verhängt über Kon-

und JInfanteriepatrouillen nah. Stambul. Ut

Kavallerie-

ziehen Stadt, auch

durh die Kavallerie

geschickt

Torpedobootszerstörer „Nemune-i-Hamieh“ ist gestern

Meldungen des „W. T. B.“ zufolge haben sich den

Die Besaßung der Ort- bei Liuma hat kapituliert, ist nah Gostivar Die Lage in der Stadt Am 31. Juli zogen vierhundert

Jn Mitrowitza sind 5000 Albanesen aus verschiedenen Der Kommandant der ist nach

Montenegro. Gestern morgen haben sih, wie „W. T. B.“ meldet, die

Die Regierung hat deshalb den General Wukotitsh

l großes l sondern ein recht kleines. Die Freiheit und

t Union für Fortschritt, die der Notwendigkeit, im Lande die Ordnung

an die Grenze geschickt, 1 | Er soll noch in leßter Stunde ein Einvernehmen mit den wieder herzustellen, Rehnung trug, hat dem Kabinett ihr Ver- | türkischen Behörden zu erzielen suchen.

um die Ordnung wiederherzustellen.

Der türkische Gesandte hat gegen die Zwischenfälle an der Grenze mündli Einspruch erhoben und später eine Note über- reiht, in der binnen 24 Stunden Genugtuung verlangt wird, anderenfalls werde. er Cetinje verlassen und die diplomatischen Beziehungen abbrechen.

Amerika.

Der amerikanische Senat hat gestern laut Meldung des „W. T. B.“ die Wolltarifbill mit den Aenderungen angenommen, die auf dem von Lafollette Underwood vor- geschlagenen Kompromiß beruhen. Durch diese Aenderungen ist die Bill mit der Maßnahme identisch, gegen die Taft im Jahre 1911 sein Veto. eingelegt hatte. Die Bill geht un- mittelbar dem Präsidenten zu.

,_— Mit Rücssiht auf die Unruhen in Nicaragua sind, obiger Quelle zufolge, hundert Seesoldaten von dem amerikanischen Kanonenboot „Annapolis“ in Corinto gelandet und in Managua einquartiert, um die amerikanischen Bahnen, den Dampfschiffverkehr und das Eigentum der Amerikaner zu schüßen. Die Landung geshah auf Wunsch der Regierung in Nicaragua.

Wie „W. T. B.“ aus Buenos Aires meldet, ist Enriquez Perez zum Finanzminister ernannt worden.

Afrika.

Nach einem zwischen dem Kommandanten des Liby- hen Operationskorps, dem Kommandanten der Division in Ferua und dem Kommandanten des Schiffsgeshwaders vorher festgelegten Plan hat gestern eine Operation gegen die Oase von Zuara begonnen. Nach Meldungen der „Agenzia Stefani“ war es zunähst das Bestreben des Operationskforps, den Gegner zu beschäftigen und ihn zu hindern, fich zu fkonzentrieren. Das Kommando des Armeekorps von Tripolis bestimmte dazu einen Teil der Truppen von Ainzara und von Gargaresh. Die Maßnahmen gelangen. Starke Gruppen von Türken und Arabern zogen fih nah Ainzara und Gargaresch zusammen, traten jedoch bald den Rück- weg an und ließen nur eine Linie Posten zurück. Die italienischen Truppen blieben während der Nacht in ihren Stellungen, um am Morgen die Bewegungen fortzusezgen. Jn den frühesten Morgenstunden des gestrigen Tages erschien das Landungs- forps vor Zuara Und begann alsbald die Landung. D gingen ein Bataillon Matrosen, sodann die unter efehl des Generals Tassoni stehenden Truppen an beg Die Landung des gesamten Korps war um 91/, Uhr beendet. Das gelandete Bataillon Matrosen beseßte ein Heiligtum, und die Kolonnen Tassoni marschierten auf Zuara los. Die von Sidi Ali fommende Kolonne hat nah einem langen Marsche den von den Feinden geleisteten Widerstand gebrochen und den westlihen Rand der Oase erreicht.

Parlamentarische Nachrichten. Bei der gestrigen Reichstagsersaßzwahl im Wahl[l-

kreise Niederbayern 4 erhielten, wie „W. T. B.“ meldet, nach amtlichen Ermittlungen der Landwirt Bau er (Bayerischer Bauernbund) 8650, der Landwirt und Bürgermeister Gerauer Gentrum) 9798 Stimmen.

n ' 12 Stimmen waren zersplittert. auer ist somit gewählt.

Nr. 36 des „Zentralblatts für das Deutsche Reih“,

herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 2. August, hat folgenden Inhalt: 1) Konsulatwesen: Ernennung ; nahme von Zivilstandshandlungen ; lassung. Neichégebiete.

Ermächtigung zur Vor- Erxequaturerteilung; Ent-

2) Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem

Nr. 63 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, heraus-

gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 3. August 1912 hat folgenden Inhalt: S Das E aufgelöste Bauweise der Staumauern im Verglei zum dreieckförmigen Querschnitt. Vermischtes : Be: e i aus der Stadt Düsseldorf. Im Bau befindliche Staats- ahnen in NRegierungs- und Baurat Unger #. Bücherschau.

Amtliches: Dienstnahrichten. Nicht- Königlihe Realgymnasium in Elberfeld. Die

Wettbewerb zur Erlangung eines

Transfaukasien und im Permer Bezirk des Ural.

hat, wie die außerordentlichen zu der bevorstehenden allgemeinen mit der eine Verkürzung der Arbeitszeit in den Betrieben der Metallindustrie im Cöln -Mülheimer Bezirk Es wurde folgende Versammlung 19, Mai, den Vorschlägen zur Betrieben der Metallindustrie im Cöln-Mülheimer Bezirk, die lauten: 9 Einführung der 9+ stündigen Arbeitszeit an den ersten fünf Wochen- agen, 2) Zahlung eines Zuschlags von 25 9/6 für die drei ersten Veberstunden am Tage und 50 % für Nacht- und Sonntagsarbeit ; Qisteos von 10 » für die Stunde für Nachtarbeit Schicht. 4) Auslöhnung wöchentlih, möglichst am Freitag. Die Versammlung. hält in Berücksichtigung der Lage der Industrie die Durchführung dieser Forderungen für mögli und verspricht, tatkräftig für ihre Ver- wirklihung einzutreten.“

leute in eine Lohnbewegung eingetreten. von 27 12 Stunden. einiger Zeit zu einem sie

sämtlihen Betrieben der Färbereien, in denen ein Ausstand ausgebrochen wieder voll aufgenommen worden als Folge des Fugeslindrisses der 58 stündigen Arbeitswoche und der in Aussicht gefte

vom 1. September ab.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Christlihe Metallarbeiterverband Deutschlands. „Köln. Ztg." berichtet, am 4. d. M. in Cöln in einer E, der Verwaltungsstätte Cöln

ewegung Stellung genommen,

| E erzielt werden soll. Entschließung einstimmig gefaßt: „Die erklärt: Anschließend an die Beratungen vom bekundet die Versammlung ihre Zustimmung zu Neuregelung der Verhältnisse in den

Sonnabends 84 Stunden, für die Wohße 56 Stunden. Zahlung eines | : Stu bei wechselnder 3) Verdienstauëgleih für die Verkürzung der Arbeitszeit und

In Frankfurt a. M. sind, der „Köln. Ztg." zufolge, die Fuhr- Lohn! Sie fordern Anfangslöhne für die Woche und Festlegung der Arbeitszeit auf Sie drohen mit dem Ausstand, wenn die {on seit [Enden Verhandlungen niht noch in dieser Woche efriedigenden Ergebnis kommen. Gestern ist, wie der „Lpz. Ztg.“ aus Greiz gemeldet wird, in Konvention sächsisch-thüringischer war, die Arbeit

ten Lohnerhöhung, In Dünkirchen haben, wie „W. T. B.* erfährt, die letzten

noch streikenden eingeschriebenen Seeleute beshlossen, die Arbeit: wieder aufzunehmen.

Ï gestaltete Vögel in \ymmetrisher Paarung aufweit

E das sonst als Tuntcella anzusehen wäre.

M wir niht zu suchen.

Kunst und Wissenschaft.

Das Kaiser Friedrich-Museum hat durch mehrere mittel- alterliche italienishe Skulpturen wieder eine Bereicherung erfahren, die sämtli willkommene Ergänzungen für den systematishen Ausbau unserer nach dieser Nichtung {on so vielseitigen Sammlung bringen. Non den Neuerwerbungen, die u auf den Zeitraum von ungefähr fünf Jahrhunderten und auf verschiedene Kunstkreise verteilen, fei zu- nábst eine Zierplatte aus weißem Marmor erwähnt, die an- geblih aus Salerno herrühren foll. Nach den Amtlichen Berichten aus den Königlichen Kunstsammlungen befißt das Museo Barracco in Rom ein bis auf geringfügige Abweihungen übereinstimmendes Gegenstück von etwa8 feinerer Ausführung, dessen Herkunft aus Sorrent außer Zweifel steht. Auf beiden Stücken bilten zwei sym- metrisch gepaarte, am Schwanzende verwahsene Enten das Haupt- motiv der dekorativen Komposition. Jhre Füße sind R und zwischen den zusammenstoßenden Flügelspitzen in eine rechteckige Oese hinaufgezogen, über der fich, durch eine aufsteigende Feder (oder eine

Ï Art Schilfblatt?) getrennt, zwet große Federschwänze fächerförmig

auébreiten. Den unteren Zwickel des Kreisrahmens, in den diefe Gruppe eingeschlossen ist, füllt auf dem Relief tin Nom ein Blüten- motiv mit abzweigenden Eicheln an geringeltea Stielen, auf dem des Kaiser Friedrih-Museums hingegen ein gestielter und von je zwet Kleeblättern mit gekrümmten Stengeln S Pinienzapfen. Die leßtgenannten Motive aber finden fi wieder auf zwei weiteren Sorrentiner Platten, von denen die eine, auh im Museo Barracco_ befinelihe, zwei trinkende Flügelpferde, die andere noch an Ort und Stelle zwei einander L a fabel- t. Sämtlichen Platten gemein aber ift der Kreisrahmen mit seiner ornawentalen Füllung sowie das viermal wiederholte Füllmotiv der äußeren Eten, das aus zwei symmetrish entfalteten Akanthuéhalbblättern und einem gestielten Pinienzapfen dazwischen besteht. Sowohl das leßtere wie vor allem der Perlstab auf dem Kreisrahmen haben ausgesprochen byzantinishen Charakter. Und so wird man die besseren Sorrentiner Platten wohl geradezu als Arbeiten griechis{er Kunstler aus der Zeit der makedonishen Nenaissance ansehen müssen, wie fie auch fonst noch im Gebiet von Neapel und Amalfi damals nahweisbar sind. Aber hinter diesen byzantinischGen dekorativen Relieffompositionen fann man noch weiter zurückliegende Vorbilder erkennen. Die symmetrische Paarung der Vogel- und Tierfiguren und die kreis- fôrmige Umrahmung weisen auf die typishe Musterbildung der Seidengewebe fassanidisher Tradition zurück. Und gerade das über- einstimmende Motiv der beiden Platten des römischen und des Kaiser Friedrih-Museums verrät diesen Zusammenhang ret deutlih. Ist hon die Ente eine beliebte Gestalt der sassanidishen Kunst, [0 Er flâren si die eigenartigen Schlingen, die die Vögel hier wie dort um den Hals tragen, wohl am ungezwungenrsten aus der unver- standenen Nachbildung der breiten Bänder mit auseinanderflatternden Enden, mit denen allerlei Getier in den Königlichen Tiergärten ge- \{müdt zu werden pfleate, wie die Reliefs von Zak-i-Bostan bezeugen. In der ursprüngliden Komposition der Seidengewebe wird wohl auch das uns noch auf byzantinishen und orientalischen Stoffen begegnende Perlenhalsband der Safsanidenkönige den Kreisrahmen gebildet aben. Die ungleich flüchtigere und zum Teil sogar verständnielose Arbeit der neuerworbenen Platte im Kaiser Friedrih-Museum entspricht mehr dem Charafter lokaler Nachahmung eines byzantinischen Bildwerks, läßt sie do vor allem ten flaren ornamentalen Zusammenhang der Vogel- beine mit den Federschwänzen vermissen, wie er auf dem Sorrentiner Relief noh deutli ist. Aber gerade ein folcher Mangel sowie der tehnishe Befund des Stückes, dessen Oberfläche etwas verwittert ist und besonders am unteren Füllmotiv des Kreisrahmens int i Be- s{hâdigungen und an den gefalzten Nändern Mörtelreste aufweist, ver-. \heucht jeden Verdacht moderner Entstehung. :

Cine viel primitivere Kunst aus einem ganz anderen Gebiet ver- tritt ein angeblich aus Aquila ausgeführtes Kal fksteinrelief von stattliler Größe, das nach den beiden Schlüsseln in der linken Hand der Figur Petrus oder einen Papst da1stellt. Die thronende Wiedergabe macht aber nach den genannten Berichten die Beziehung auf Petrus unwahrscheinlichß, und aus- ges{lofsen wird diese Deutung vollends bei näherer Betrachtung der unvollständig erhaltenen Kopfbedeckung, die man beim Apostel úüber- baupt nit erwarten darf. Sie hatte, nah dem erhaltenen Stück zu

| {lleßen, zweifelles Kegelform, also die Gestalt der päpstlihen Mitra

des hohen Mittelalters, und weist anscheinend fogar zu unterst den ihr eigentümlihen Kronreif (regnum) auf, datüber aber noch eine Art Borte, von deren Mitte ein Streifen von gleicher Breite senkrecht aufsteigt, wie bei erhaltenen bischöflihen Dtitren des XI1. Jahr-

| hunderts. Die Bestimmung der Kleidung bleibt bei einem Denkmal dieser

Entwiklungsstufe unsicher. Daß in dem weitärmeligen Untergewand die Dalmatika zu erkennen ist, läßt sich kaum bezweifeln, wohl aber, ob auch das faltige, den Unterkörper umhüllende Gewandstück dazu gehört cder vielmehr das unter ihm {arf abgeseßte glatte Unterkleid, Das erstere könnte auch ein Teil eines mantelartigen Umhangs sein, von dem nur noch die oberen | Enden auf beiden Schultern, und zwar auf der linken ganz unver- | fennbar zipfelartig aufliegend, wiedergegeben find. Man wird dabei

Y s{werlich an die Casula oder an das Pluviale denken dürfen, viel Ï eber an das Mantum, das als ein vorn offener Ueberwurf geschildert

wird und wie die Tiara als Abzeichen -der päpstlichen Würde galt. Der | male Bandstreifen, den die Nehte des Dargestellten oben faßt, wird

Y vielleicht für das Palltum genommen werden dürfen, von dem dann

) allerdings nur der herabhängende Tetl verdeutliht wäre. Daß es

oben abzubrehen und infolgedessen das Aussehen eines Spruchbandes j anzunehmen s{eint, ist nur die Folge einer Beschädigung. Die obere Ÿ Begrenzung ist vielmehr der aufliegende Daumen der Hand, dessen j Vurzel ausgebrochen ift. Eber spriht das untere, scheinbar auf-

gerollte Ende dieses Bandstreifens dafür, daß der Steinmeß damit j ein Schriftblatt wiedergeben wollte. Es könnte dann eine Urkunde

Y gemeint sein, und wenn die Herkunft des Steines aus Aquila ge- N sichert wäre, so würde sh dadur vielleiht ein Anhaltépunkt bieten, um die Persönlichkeit seines päpstlihen Gönners herauszufinden.

Jedenfalls aber vereinigt fich alles zur Deutung unseres Bild- |werfs als Papsttarstellung. Den Doppels&lüssel führt z. B. noch die frübgotishe Statue Honorius? IlI1. an der Fassade der Kathedrale von

Ÿ Anagnî. Wer aber der Dargestellte sei, das wird sih s{chwerlich ent- ratjeln lassen. Für die Zeitbestimmung bleibt man auf die stilistische Beurteilung des Denkmals angewiesen. Die Gestalt ist mit gutem Raumgefühl in das 5 cm tiefe Relieffeld hineingeseßt ihre Mittel- ase weiht nur in leiter Neigung nach links aus —- und in einen profilierten Rahmen eingeschlossen. Zu diesem haben wohl antike Grabstelen das flüchtig nahgeahmte Vorbild abgegeben, wobei das Giebelfeld unbedenklich nah unten versetzt, d. h. wahrscheinlich nur in vertikaler Symmetrie wiederholt wurde, da die Mitra auf eine enisprehende obere Umrahmung s\{ließen läßt. Die flaue und un- plasti\he Ausführung der Rahmenprofile und der Füllrosetten shneidet di? Vermutung ab, daß geradezu ein antikes Werkstück oder unaus- gesührtes Grabmal benußt worden sei. :

Nach einer Vorlage für die figürlihe Darstellung selbst brauchen Ganz ve'kehrt wäre es, die Komposition einer byzantinisierenden Kunstrichtung zuweisen zu wollen. Die repräsentative Frontalstellung der Sitfigur ist nichts aus\{ließlich Byzantinisches, ondern Gemeingut der gefamten mittelalterlihen Kunst / Ie stilistisbe Behandlung aber ist nihts weniger als byzantinisch. Vas Relief läßt in der Anordnung und ‘in der Formen- ßeoung nicht einmal so viel von mittelbarem Einfluß der griehi'chen Kunst s\püren, wie einzelne ungeshidte und rohe Reliefnahbildungen byzantinisher Muttergotteësbilder in Sulmona, Shieti und Aquila aus dem XI…[. und XlU[. Jahrhundert. Innerhalb des allgemeinen mittelalterlihen Schemas ist diese Papst- arstellurg eine freie S{öpfung ihres Urhebers. Ihre Reliefgestaltung ruht in jedem Zuge auf der in den Stein umgeseßten primitiven tihnung, wie sie uns in der Miniatur etwa dur die Exultetrollen des X17. Jahrhunderts gegeben ist. Schon die Art, wie der Thron

gleihsam in der Luft \{webt, sodaß man versucht ist, seine schwäch-

lih gebildeten Beine für berabhängende befranste Bänder zu halten, und wie die tiefer herabreidenden Füße der Gestalt allein die reale Standfläche berühren, entspricht der damaligen zeihnerishen Perspek- tive. Eine Reihe weiterer Verlegenbeiten erwuchs dem Stein- meßzen bei der Wiedergabe aller otive, bei denen die unentwickelte Zeichnun das Problem der Verkürzung umgeht und die deshalb in plastischer Auszestaltung den Febler noch viel deutlicher erkennen lassen. Dahin gehört die Drehung der Füße nach auswärts, die starke Spreizung der Knie und vor allem die ge- zwungene Haltung des rechten Armes, dessen Biegung geradezu an Kinderzeichnungen erinnert. Endlich trägt auch die ganze Falten- gebung mit ihrem teils auf Parallelismus, teils auf Symmetrie be- gründeten Schematismus zeihnerishen Charafter, wenn sie au nur auf den Aermeln durch bloße Gravierung, im übrigen aber son reliefmäßig durchgeführt ist. Gegenüber der Tatsache, daß man hier eine Probe der beginnenden mittelalterlihen Reliefbildung vor Augen hat, ist die Feststellung der näheren Herkunft des Stückes von untergeordneter Bedeutung, wenngleih noch wiht:g genug. Diese Entwicklungsstufe des Reliefstils ist in ganz Mittelitalien etwa in der ersten Hälfte des X11. Jahrhunderts erreicht.“ Sie wird dur die einigermaßen ausgeglihenen Proportionen der Figur und dur den nicht mehr ganz strengen Faltenshematismus gekennzeihnet. Da- für bietet sich in der Abruzzenkunst ein noch etwas primitiveres Gegen- beispiel in einem um 1150 entstandenen Ambonenreltef, das den Märtyrertod des hl. Victorinus darstellt, in S. Vittorino bei Aguila. Der figürlihe Shmuck der Ambonen von S. Clemente in Casauria u. a. m. aus den folgenden Jahrzehnten zeigt hingegen {on eine reifere Formengebung. Von einem provinzialen Meister aber dürfte das Bildwerk jedenfalls herrühren, selbst wenn es in Rom entstanden sein sollte. Zux Cosmatenkunst steht es in keiner Beziehung. Im Kopf der Figur tritt das Bestreben, die typishen Züge eines römischen Oberhirten herauszuarbeiten, deutlih hervor. Die Form des Kinnes ift so klar modelliert, eine von der Nasenwurzel nach beiden Seiten herablaufende Furde fo stark eingegraben, daß offenbar E Untergesicht damit verdeutliht werden sollte, während der Bildhauer Augen und Ohren nur in allgemeinster Bildung wiederzugeben wußte. Die not erkennbare Bemalung der Figur kann nicht wohl die ur- sprüngliche sein. Sie ift äußerst grob und besteht nur aus einem fleishfarbenen Rofa an Gesiht, Händen und Füßen, einem Braunrot, das nicht nur die ganze Kleidung bedeckt, sondern anscheinend zum rößten Teil auch die Umrahmung färbte, und einem s{chwärzlichen Grau. Das letztere ist über Kinn und Backen verteilt, foll also wohl einen Bart bezeichnen, was zur Formengebung nicht stimmt und si vielleiht aus späterer mißverständliher Auffassung der Figur als Petrus erklärt. Sie findet sih ebenso finnwidrig auch auf dem Pallium vor. Immerhin ist diese Bemalung auch nicht ganz jung, da sie stellenweise unter Resten einer wieder abgefallenen weißen Tünche zum Vorschein kommt. i 3; 5 Auf die Epoche der entwickelten Gotik entfallen zwei der neu- erworbenen Denkmäler. Das Kaiser Friedrich-Musfeum g: winnt mit dem bedeutenderen von diesen eine Marmorarbeit der 1ömishen Cosmaten- schule, die ftilistish den Papstgrabmälern in S. M. in Aracoeli und S. M. in Trastevere nicht fernsteht. In gegenständliher Hinsiht verdient fie besondere Beachtung und fordert zunächst ihre nicht fo leiht zu findende Erklärung. Die liegende Gestalt der Gottes- mutter mit dem Kinde von ungefähr halber Lebenégröße ist voll- kommen rundplastisch auegearbeitet, wenngleich auf der Nückseite nur im groben durchgeführt. Dementsprechend zeigt das Lager auf beiden Schmalseiten dieselbe sorgfältige Fältelung des Linnens wie vorn. Folglih muß die Gruppe zwar an eine Wand angerüdckt gestanden haben, kann aber nit wohl allzu eng von einer Nishe umschlossen gewesen fein. Aber sie kann nicht einmal Bestandteil eines zusammenhängenden Hochreliefs gewesen sein, vielmehr muß das Ganze eine Art Freigruppe gebildet Haben. Denn, daß man nur einen Teil davon, wenngleich das Hauptstück, vor sih hat, geht aus den Motiven klar hervor. Die Gotteësmutter in liegender Stellung pflegt in der Geburtsdarstelung, an die man unwillfürlih zunächst denkt, das Kind niht im Arm zu halten. Das isst nur in dem Fall üblich, wenn in diese Szene, wie hon im byzantinischen mittelalterlichen Kollektiv- typus, die Anbetung der Könige mit hineingezogen wird. Nach den amtlichen Berichten aus den Königlihßen Kunstsammlungen gehörte die Figur des Kaiser Friedri - Museums fraglos zu einer solWen Komposition, hält doch das Kind, uaterstüßt von der Linken der Mutter, ein edelsteingeschmücktes, mit Goldstücken gefülltes kostbares Gefäß in beiden Händen. In der duzentistishen Plastik ist eine solde Szenengestaltung durch das entsprechende Nelief an der Kanzel des Fra Guglielmo in Pistoja (S. Giovanni fuorcività) be- legt, aber der technische Aufbau und Zusammenhang ist eben dort ein ganz anderer. Die volle Zuwendung der betden Gestalten unserer Gruppe zum Beschauer fordert unab- weislih ihre Vervollständigung dur einen vor ihr knienden König, der seine Gabe bereits überreiht hat, also durch eine mehr oder weniger vorgeshobene Freifigur. Daß aber eine solhe Frei- gruppe für das Ducento keineswegs eine Unmöglichkeit bedeutet, dafür hat eine glüdlihe Entdeckung Venturis unlängst den Beweis erbracht. Es ist uns noch ein unvollständiges Denkmal erhalten, das zur Gruppe des Kaiser Friedrih-Museums in viel näherer Beziehung steht, ja das wohl thr eigentlißes Vorbild enthielt: das Präsepe, das Arnolfo di Cambio für die altehrwürdige Meliquienkapelle von S. Maria (Maggiore) ad Praesepe bei threr Erneuerung unter Honorius IV. geschaffen hat und dessen Ueber- reste Venturi in der Cappella del Sacramento wieder- erkannte. Zu den fehlenden Bestandteilen desfelben gehört leider die Hauptgestalt der Gottesmutter mit dem Kinde; erhalten sind Ioseph, die Köpfe von Ochs und Esel und die drei Könige. Und von diesen fniet der âlteste tatsählich mit gefalteten Händen in ausdrucksvollstem Aufblick, während die anderen beiden noch mit ihren Geschenken in Händen im Gespräch dabeistehen. Ihr Play war sicher rechts vom Lager Marias in nächster Nähe des Knienden, den man sich nach dem in der Gruppe des Kaiser Friedrih-Museums liegenden Hinweis vor dem Kopfende des Bettes aufgestellt zu denken hat, und zwar im Profil oder in s{räger Zuwendung. Links stand den Königen Joseph, auf seinen Stab gestügt, gegenüber, wahrscheinlich in Begleitung eines Engels, vielleiht auch zweier Hirten, wie Venturt vermutet, die Tierköpfe aber streckten fih am ebesten über das Fußende des Bettes vor. Denn die beiden Hauptfiguren der Freigruppe in Nom wird man sich nunmebr der Skulptur des Kaiser Frievrih. Museums entsprech:nd vorzustellen, wie wir die leßtere umge- kehrt mit Hilfe ihrer Nebengestalten zu ergänzen haben. Das Ganze aber war wohl in beiden Fällen in eine niht allzu tiefe Nische einge- {lossen und also immer noch hochreliefartig aufgebaut. Daß die Neuerwerbung des Kaiser Friedrit-Museums nur das Werk eines Nathahmers ist und nicht etwa die verlorene Mariengestalt des Präsepe von S. Maria Maggiore, wird, von allen Größenunterschieden abge- sehen, bei der sttlvergleihenden Betrachtung klar. Um von jener Gestalt eine richtige und den rômishen Ucberresten entsprechende Vorstellung zu gewinnen, muß man dle des Kaiser Friedrih- Museums in den Stil der toten Gottesmutter aus dem Giebel- feld des nördlihen Nebenportals der alten Florentiner Dom- haue überseßtzen, die sich heute dem Museumsbesucher in der hiesigen ufstellung daneben zum bequemen Vergleih darbietet, oder noch besser in den Stil der noch heute in Florenz befindlihen liegenden Maria aus der Geburtszene des anderen Nebenportals (vgl. F. Schott- müller, Arnolfo di Cambios “Skulpturen am Slorentiner Dom. Jahrbuch d. K. Preuß. Kunsisamml. 1909, YXXX, S. 291 ff. und Tafel). Was diesen beiden aus Arnolfos eigener Werkstätte hervor- gegangenen Gestalten ihren höheren und lebensvolleren Reiz gibt, ist außer der frisheren Naturauffassung vor allem der ungleih stärkere Einschlag antiker Formensprahe und stoffbelebter Faltenbildung. Der Unterschied ist um so fübßlbarer, als die Anordnung der liegenden Figur in der fleinen Gruppe des Kaiser Friedrich-Museums der Lage der überlebens8großen in Florenz äußerst nahe kommt, nur liegt bei ihr der Unterkörper bis zum Gürtel hinauf noch mehr auf dem Rüden,

die unorganische Umwendung des Oberkörpers, der seine Hauptstütze

am linken Ellenbogen findet, zum Beschauer wirkt daber bedeutend härter und ist viel weniger durch die Gewandung verhüllt und vers mittelt. Das linke Bein ist unter dem stärker gestreckten reten durhges{hoben und in ziemlich flaher Wiedergabe nur flüchtig an- gedeutet. Der Artikulation der etwas kurz geratenen Arme fehlt vollends die fein empfundene Belebung jenes Meisterwerks. Das hartflähige Antliz blickt ziemlich leer, obglei die Augenbildung mit ringförmiger Iris hier wie dort die gleiche ist. Die Gewand- behandlung der Figur des Kaiser Friedrih-Museums zeigt vollends jene Trockenheit, die den Cosmatenstil mit seiner Vorliebe für die geraden Faltenzüge und \spizen Brüche kennzeihnet. Diese typischen Motive, die auch ein Arnolfo bei der toten Maria in Berlin be- wahrt, bei der Florentiner Figur aber in feinerer Berehnung an jedem Bein gesondert durhchführt, reien bet dem Werk des Nachahmers z1 tief herab und stoßen unvermittelt mit den langen Faltenzügen, die sih über den rechten Fuß spannen, zusammen. Sie entstammen genau fo wie die schematisch regelmäßige Fältelung des Paradebetts, dem nicht einmal das quastengeschmüdte Kopfkissen fehlt, der gotisben Grabplastik. Darin steht die Gruppe des Kaiser Friedrih-Museums den Gräbern der Savelli u. a. m. viel näher, obgleich sie sih durch ihre oberflähliche Behandlung einer s{chwierigen und wohldurhdahten Aufgabe als jüngere Nahshöpfung verrät. Sie ist eben die Arbeit eines echten Vertreters der Cosmatenschule, die zwar Arnolfos Kunst stark beeinflußt hat so z. B. im Grabmal des Kardinals Braye in Orvieto (S. Domenico) —, die aber nur ein Element seines ungleich gehaltvolleren Stils bildet. Von antiker Formauffassung_ ist hingegen kaum noch ein Hauch in der Figur zu spúren. Zum Schluß sei bemerkt, daß die Nasenspiße Marias und der Kopf des Kindes ergänzt sind, der leßtere aber anshetnend nit erst neuerdings, sondern wohl {hon im XVII. eder XVIII. Jahr- hundert, wie Augen- und Haarbehandlung s{chließen lassen. Seine Haltung ist dabei zweifellos ziemlich unverändert geblieben. .

Die ihrer Entstehungêzeit nah jüngste Neuerwerbung des Kaiser Friedrih-Museums ist ein größeres figuriertes Doppelkapitell aus weißem Marmor von leider recht mangelhafter Erhaltung. Seine Bedeutung liegt mehr auf der ikonozraphischen als auf der stilistishen Seite. Die vier Szenen, welhe seine nah oben s{wach ausladenden Fläden s{müdcken, schildern die leßten Ereignisse des Marienlebens. Auf der einen Shmalseite erblicken wir die Todes- verkündigung dur den Engel, der mit dem Palmzweig in der Linken in das Gemah hineingeflogen kommt, in dem die Gottesmutter mit ge- freuzten Händen vor einem gemusterien Vorhang am Betpult sigßt. Es ist der hon von Orcagnaam Tabernakel von Or S. Michele angewandte gotishe Bildtypus, dessen Herkunft auch der Kleeblattbogenfries in der Außenaritektur des Hauses deutlich aus\spriht. Die zweite Shmalseite schildert den Abschied der Apostel von der Gottesmutter in ähnliher byzantinifierender Auffassung wie ein Predellens ad. Duccios. Zohannes ret der auf dem Bélte Liegenden den Palmzweig hin, während sich die auf wunder- bare Weise an das Sterbebett verseßten Apostel unten umarmen und begrüßen. Auf der links anschließenden Breitseite folgt die eigentliche Szene des Entschlafens, die ziemlich genau nah dem byzantinischen ikonographishen Schema der „Koimesis“ komponiert ist. Hinter dem Lager, auf dem Maria aufgebahrt liegt, steht Christus segnend mit der (verstümmelten) kleinen Gestalt der Seligen im linken Arm, um- drängt von den Aposteln, von denen Johannes sich zur Toten vor- beugt, ein anderer hinter ihm den Palmzweig erhebt und die übrigen ihrem Schmerze Ausdruck geben, einzelne wohl Bücher halten und einer rechts oben ein gotisches Spruchband. Die andere Breitseite führt uns mit der Krönung Marias wieder zurück zu rein gotischer Ikonographie. Maria neigt vor dem rechts neben ihr sißenden Christus das Haupt, auf das er die Krone drüdt, über beiden aber halten zwei {chwebende (größtenteils zerstörte) Engel anscheinend ein Kreuz im Kranze, dieselbe Gruppe wiederholt sich auch über der „Koimesis“ während ringsum die übrigen Heer- \charen anbeten und lobsfingen. Der Stil der Figuren ist in allen Szenen derjenige der reifen Gotik des späteren XIV. Jahrhunderts. Will man aus diesen ikonographischen und stilistishen Tatsachen áuf die Herkunft des Kapitells s{ließen, so sprechen die byzantinischen und sienesishen Beziehungen für Neapel. Und in Neapel ist eine solche fleinfigurige Kapitellplastik als Fortseßung der sizilisch-kampanischen des XI[. Jahrhunderts, die {on in Monreale ähnlih gestaltete Doppelkapitelle hervorgebraht hat, auch in der gotishen Stilepoche am ebesten zu suchen.

Land- und Forstwirtschaft.

Für die landwirtschaftliche Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschaft8gesellschaft, die vom 5. bis 10. Juni 1913 in Straßburg i. Els. stattfindet, gelangt jeßt die Schau- ordnung für landwirtshaftlihe Erzeugnisse und Hilfs- mittel zur Ausgabe. Ste enthält die Preisaus\chreiben für Samen, Flachs, Hanf, Tabak, Weidenkultur, Gemüse der Ernte 1912 und Dauerwaren für In- und Ausland und für den Schiffsbedarf. Ferner ist ein Preigaus\ chreiben für Sisalfaser aus der in deutschen Kolonien gebauten Sifalagave erlafsen. Die Preisausschreiben können von der Hauptstelle der Deutshen Landwirtschaftsgesellschaft, Berlin SW., Dessauer Strafe 14, bezogen werden.

Amtlicher Bericht des Landwirtshaftsamts von Ohio über den Stand des Ackerbaus und der Viehzucht, Ult 1972

Der folgende Bericht ist aus Mitteilungen, die von den amtlichen Korrespondenten dieses Amts empfangen wurden, zusammengestellt : Weizen Aussicht, mit einer Normalernte(= 100 E

v. H.) verglichen 4 V D, beschädigt durch Würmer(joint worm) 80 O, abgeshäßtes Areal, für die Ernte in _ Betracht kommend 1 079 894 Acres : Aussicht, mit einer Normalernte ver- glichen . . Q! Ausficht, mit einer Normalernte ver- glichen Aussicht, mit einer Normalernte ver- glichen 98 vy.-H.; real im Jane I. 43048194 Are für 1912 abgeshäßtes Gesamtareal . 3 197 884 Acres, Areal, im Vergleich zum Vorjahr . 105 v. H,, Zustand, verglichen mit dem Dur(h- nitt V, Q, durch Keimwürmer (cut worm) be- schädigt 5 S D, durh weiße Kornkäfer (white grub Wo) Le, D. D: durch Maden beschädigt v: Q:! Areal im Jahre 1911 04 Acres, Areal im Vergleich zum Vorjahr v: D. abgeschäßtes Areal für 1912 . , , 104541 Acres, Zustand, verglichen mit dem Durch- á \chnitt e Areal, im Vergleih zum Vorjahr . D Timothee L mit einer Normalernte ver- lichen Weide —— Biftaut, im Vergleich mit Durchschnitt Pferde Zustand, verglihen mit dem Durch- schnitt

Hengstfüllen s verglihen mit dem Durh- schnitt

Rindvieh laud, verglichen mit dem Durch- nitt

r

(0 V. D:

Klee Kartoffeln

Tabak

dem

] Kälber Anzahl, verglichen mit dem Durh- \chnitt

Wolle geschoren, im Vergleich mit dem Vor-