1893 / 106 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 04 May 1893 18:00:01 GMT) scan diff

borg eingeht, so muß jedes Collt vor der EntlöfGung oder unmittel- bar darauf und bevor es weiter auf Wagen verladen werden darf, desinficirt werden. Unmittelbar nah dem Entlöschen is die Waare, sofern sie nicht sofort der Desinfection unterworfen wird oder mit der Eisenbahn weiter befördert werden soll, unter Zollbewahung nah dem von der Behörde hierzu bestimmten Magazin zu beschaffen. Soll die Waare unmittelbar nach dem Entlöschen mit der Eisenbahn weiter befördert werden, so ist dieselbe nach vorangegangener Desinfection unverzüglich der Eisenbahnverwaltung zu übergeben.

Wenn die Waare mit der Eisenbahn von Norwegen oder, in Eisenbahnwagen verladen, mit der Dampffähre nah Helsingborg eingeht, so kann, wenn die Waare von der ersten Ankunftsstation aus ohne Umladung mit der Eisenbahn weiter transportirt werden soll, dies ohne vorherige Desinfection unter der Bedingung geschehen, daß die Waare ohne Umladung nach der Station, in deren Nähe sie magazinirt werden soll, oder nach dem Auslande tranêéportirt wird. Cholera.

Oesterreich - Ungarn. Vom 19. bis 26. April, Mittags, sind, wie das „D. österr. San. Wesen" unter dem 27. April berichtet, im galizischen Bezirk Borszczow vier Cholera- Erkrankungen mit zwei Todesfällen angezeigt worden, und zwar für Kudrynce 2:1, Podfilipie 1:0 und Slobudka turylecka 1:1. Außerdem wurde nahträglich aus den Gemeinden Cygany und LoLcacz je ein tödtlih verlaufener Cholerafall gemeldet, von denen sich der eine am 11., der andere am 17. April ereignete.

Frankreich. In der Stadt Lorient (42116 E.) hat einem seitens des Unterpräfecten unterm 14. April ausgestellten Nach- weise zufolge die Cholera am 8. März ihren Anfang genommen und bis zum Berichtstage 107 Erkrankungen und 34 Todesfälle veranlaßt. Von den Ortschaften des Kreises sind 24 (mit ins- gesammt 85841 E.) seit dem 1. März ergriffen und haben 516 Erkrankungen und 152 Todesfälle aufzuweisen. Zufolge einer Bekanntmachung des Comités für öffentliche Gesundheitëpflege (im „Journal officiel* vom 19. April d. J.) find seit dem 1. Januar d. J. in dreißig Gemeinden der Umgebung von Lorient 217 Cholera-Sterbe- fälle festgestellt worden. Aus dem Hafenort Quimper (Dep. Finistère) und dessen nächster Umgebung sind am 14. April drei Cholera-Todesfälle gemeldet worden; davon kamen zwei in dem Irrenhause vor.

Rußland. Vom 8. bis 14. April (n. St.) sind nachstehend vermerkte Cholera-Erkrankungen und -Todesfälle zur amtlichen Kenntniß gelangt: Gouvernement (bezw. Stadt) Podolien 13./3. bis 27./3. erkr. 460, gest. 120, Tula 1./4. 1 bezw. 0, Orel (Stadt) 3./4. bis 8./4. 2 bezw. 1, Orel (sonst i. Gouv.) 3./4. bis 8./4: 1 bezw. 0, Charkow B Di 239/0950 Deo. 2 Dongebiet 8/4, T vezw. 0, Nis(ni- D 2/8 De 20/8. 2 bo L Kasan 9/3 1 L Cla U (Gatat) 159/35 b8 29/3../0 a 27/8. 08 13/4 113 bei, 30, Tobolsf 10/3; bis 23./3. 3 bezw. 1. Im nördlichen Theil Bessarabiens, ins- befondere im Kreise Chotin ist zufolge einer Mittheilung vom 15, April die Cholera immer noch stark verbreitet. In der Stadt Olvidiop ol (Gouv. Cherfon) sind zwei Erkrankungen vorgekommen. In einigen Ortschaften am D niestr sollen im Winter vereinzelte Cholerafälle stattgefunden haben. Gegenüber den Gerüchten von dem Wiederauftreten der Cholera in St. Petersburg erklärt das Medizinal-Departement des Ministeriums des Innern in der am 23. April ausgegebenen. Nr. 76 des „Regierungs-Anzeigers“, daß Cholerafälle in St. Petersburg seit dem 18. Dezember v. S. (a. St.) nicht vorgekommen sind. |

Gelbfieber.

In Santos (Brasilien) sind vom 19. bis 25. Februar d. J. 130 Personen an Gelbfieber gestorben, in Vera Cruz vom 18. bis 24. März zwei, in Cienfuegos (Cuba) vom 19. bis 25. März eine.

Flecktypus.

__ Rußland. Der Fleck- und der Unterleibstyphus herrschen einer Mittheilung in den „Veröffentlihungen des Deutschen Kaiserlichen Gefundheitsamts“ vom 31. März zufolge immer noch in der Stadt Kiew, scheinen aber in der Abnahme zu sein.

Pocken.

England. Die Verbreitung der Pocken in England hat in den leßten Wochen eher zu- als abgenommen. In London und den 32anderen großen S tädten, welhe Wochennahweise regelmäßig ausgeben, sind vom 19. Februar bis 18. März 44 Pocken- Todesfälle zur Anzeige gelangt, in den nächsten vier Wochen vom 19. März bis 15. April 63. Die Woche vom 16. bis 22. April hat mit 21 Sterbe- fällen die bisker höchste Ziffer erreicht.

__ Belgien. Etwa seit Anfang d. J. haben die Pocken eine auf- fallende Verbreitung in Belgien gefunden. Unter den 123 Orten, über welche, abgesehen von Brüssel nebs Vorstädten, Wochenbulletins regelmäßig ausgegeben werden, sind 37 Orte ergriffen; ferner sind in Brüssel und seinen Vorstädten vom 1. Januar bis 15. April d. I. insgesammt zwölf Pocken-Todesfälle vorgekommen. Am häufigsten wurden Pocken-Erkrankungen in Antwerpen beobachtet, wo die Zahl der in einer Woche daran Gestorbenen in der Zeit vom 29. Januar bis 4. Februar die Höhe von neunzehn erreihte und vom 26. Februar bis 4. März sogar zwanzig betrug.

: Influenza.

__ Die Zunahme, welche die Sterblichkeit an Influenza in Paris in der Woche vom 16. bis 22. April erfuhr, is als eine verhältniß- mäßig erheblihe anzusehen, da innerhalb derselben 96 Personen gegen 56 in der Vorwoche der Seuche erlagen. An acuten Erkrankungen der Athmungsorgane starben 517 Personen gegen 462; die Gesammt- sterblichkeit betrug 35,9 gegen 34,8 auf Tausend Einwohner. Auch in Lyon herrscht die Influenza dem „Lyon médical“ zufolge in andauernder Verbreitung, wenn auch in einer im allgemeinen milden Form. Dagegen scheint in London nunmehr der Höhepunkt der Epidemie überschritten zu sein; an Influenza starben dort 38 Per- sonen gegen 47, an acuten Erkrankungen der Athmungsorgane 285 gegen 309; nur die Gesammtsterblichkeit war dort bei 21,0 gegen 20,4 9/00 ein wenig erhöht. In Kopenhagen und Stockholm scheint die Abnahme der Epidemie in der Berichtswoche unterbrochen zu sein, denn es erkrankten daselbst 101 und 22 Perfonen gegen 93 und 17 in der Vorwoche bei 1 und 2 Todesfällen gegen 1 und 0.

Die Gesundheitsverhältnisse in Berlin haben sich in der Woche vom 16. bis 22. April wieder günstiger gestaltet und auch die Sterblichkeit hat abgenommen, von je 1000 Einwohnern starben 20,3 (aufs Jahr berechnet), gegen 22,3 der Vorwoche. Insbesondere kamen acute Darmkranfheiten seltener zum Vorschein und endeten in erheblich verminderter Zahl (in 40 Fällen gegen 89 der Vorwoche) tödlih. Die Betheiligung des Säuglingéalters an der Sterblichkeit war eine wesentli kleinere als in der Vorwoche : von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berehnet, 56 Säug- linge. Dagegen traten acute Entzündungen der Athmungs- Mane noch immer in großer Zahl zu Tage und endeten auch in zahlreihen Fällen mit dem Tode. Erkrankungen an Grippe wurden gleichfalls nit selten beobachtet; aus der der Berichtswoche voran- gegangenen Woche wurden 8 Todesfälle an Grippe mitgetheilt. Die Infectionékrankheiten kamen meist in geringerer Zahl zur Anzeige. Erheblih abgenommen haben Erkrankungen an Masern, auch Er- krankungen an Diphtherie, die sich nur im Stralauer Viertel häufiger zeigten, waren seltener, während Erkrankungen an Scharlach etwas zugenommen haben und aus der jenseitigen Luisenstadt am zahlreichsten zur Anzeige gelangten. Erkrankungen an Unterleibstyphus blieben selten. An Kindbettfieber kamen 4 Erkrankungen zur Kenntniß. Nosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut gelangten jedo noch immer in größerer Zahl zur Behandlung. Auch Erkrankungen an Keuchhusten, die in 17 Fällen zum Tode führten, warên häufig, während rheumatische Beschwerden aller Art im Vergleih zur Vor- woche seltener zur ärztlihen Behandlung kamen,

Sterblihkeits- und Gesundheitsverhältnisse während des Monats März 1893. :

Gemäß den Veröffentlihungen des Kaiserlihen Gesundheitsamts find im onat März von je 1000 Einwohnern, auf das Jahr berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 20,8, in Breslau 26,9, in Königsberg 27,8, in Köln 22,5, in Cassel 16,1, in Magdeburg 18,0, in Stettin 25,5, in Altona 21,7, in Hannover 16,6, in Frankfurt a. M. 19,6, in Wiesbaden 19,6, in München 24,2, in Nürnberg 21,2, in Augsburg 30,1, in Dresden 24,6, in Leipzig 18,4, in Stuttgart 16,0, in Karlsruhe 22,7, in Braunschweig 19,1, in Hamburg 16,9, in Straß- burg 23,1, in Mey 17,6, in Amsterdam 18,0, in Brüssel 23,9, in Budapest 29,4, in Christiania 17,3, in Dublin 26,2, tin Edinburg 16,4, in Glasgow 25,9, in Kopenhagen 21,9, in Krakau 40,5, in Liverpool 24,5, in London 20,1, in Lyon ?, in New-York 29,0, in Moskau 34,0, in Odessa 24,6, in Paris 23,6, in St. O L in Prag 27,6, in Rom (Februar) 26,0, in Stockholm 19,0, in Triest 26,4, in Turin (Februar) 26,2, in Venedig 309,1, in Warschau 26,0, in Wien 24,7. (Für die nihtdeutshen Städte ist der Zeitraum arb er, vom 26. Februar bis 1. April, zusammengefaßt Worden, )

Der Gesundheitsstand im Monat] März war in der über- wiegenden Mehrzahl der größeren deutshen wie nihtdeutshen Orte ein etwas weniger günstiger wie im Vormonat und auch tie Sterblich- feit hat im allgemeinen zugenommen. Die Zahl der deutschen Städte mit sehr geringer Sterblichkeit, in denen die Sterblichkeitsziffer noch nit die Höhe von 15,0 pr. M. und Iahr erreichte, hat sehr bedeutend abgenommen und sank von 26 im Februar auf 3, und zwar erfreuten sih nur Altenessen, Kattowiß und Bremerhaven einer folch niedrigen Sterblichkeit. Dagegen hat die Zahl der Orte mit hoher Sterblichkeit (über 35,0 pr. M.) zugenommen und stieg auf 3 (in Langenbielau, Marburg und Hörde). Das Sterblichkeitsmaximum, das im Februar 34,9 pr. M. betrug, erreihte im März Langenbielau mit 39,4 pr. M. ; von nichtdeutshen Städten meldet nur Krakau eine Sterblichkeit über 35,0 pr. M. Die Zahl der deutschen Städte mit günstiger Sterblichkeit (bis 20,0 pro Mille), die im Vormonat 105 betrug, sank auf 87. Aus der Zahl derselben wollen wir hier nur Barmen, Bielefeld, Cassel, Celle, Charlottenburg, Elberfeld, Erfurt, Frank- furt a. M., Hannover, Hildesheim, Kiel, Königshütte, Krefeld, Küstrin, Landsberg a. W., Magdeburg, Neisse, Nordhausen, Osnabrück, Stendal, Stralsund, Thorn, Wandsbeck, Wiesbaden, Kaiserslautern, Pirmasens, Leipzig, Meißen, Cannstatt, Gmünd, Stuttgart, Ulm, Pforzheim, Darmstadt, Worms, Rostok, Schwerin i. M., Apolda, Eisenach, Braunschweig, Dessau, Bremen, Hamburg, Met, und von nicht- deutschen Städten: Amsterdam, Christiania, Edinburg und Stockholm erwähnen. Dagegen war die Zahl der deutsWen Orte mit mäßig hoher Sterblichkeit (Sterblichkeitsziffer bis 23,0 pro Mille), die im Vormonat 46 betrug, eine größere: 61, und nennen wir aus der Zahl derselben hier nur Aachen, Altona, Berlin und seine Vororte Lichten- berg, Nixdorf und Schöneberg, ferner Bromberg, Dortmund, Düsseldorf, Essen, Flensburg, Frankfurt a. O., M.-Gladbach, Guben, Halle, Iserlohn, Koblenz, Köln, Köslin, Münster i. W., Paderborn, Quedlinburg, Bamberg, Bayreuth, Hof, Nürnberg, Passau, Bauten, Plauen, Zwickau, Heilbronn, Heidelberg, Karlsruhe, Mannheim, Mainz, Weimar, Oldenburg, Gotha, Bernburg, Greiz, und von nicht deut- schen Städten Kopenhagen und London. Der Antheil des Säuglingsalters an der Gesammtsterblihkeit war im allgemeinen ein etwas höherer als im Vormonat; von je 10 000 Le- benden starben, auf’s Jahr berechnet, in Hamburg 44, in Stuttgart 46, in Berlin 69, in Dresden 75, in Münchèn 95 Säuglinge. Diese mäßig hohe Betheiligung des Säuglingsalters wurde bedingt durh das im ganzen etwas häufigere Auftreten Don Ute Dai tan teten oe H eer GrOReren S O e De Od Rel München, Nürnberg, Dresden, Leipzig, Plauen, Amsterdam, Brüssel, London, Paris, Wien, Moskau, Warschau, New-York u. a. in gestei- gerter Zahl zum Tode führten, während sie in Berlin, Magdeburg, Hamburg, Budapest, Kopenhagen weniger Opfer forderten als im Februar. Erheblih größer war aber die Sterblichkeit in den höheren Altersklassen und zwar zumeist hervorgerufen durch acute Entzündungen der Athmungsorgane, die in vielen Orten in gesteigerter Zahl zu Tage traten und au in ansehnlich ver- mehrter Zahl zum Tode führten, wie in Aachen, Altona, Berlin, Breslau, Essen, Frankfurt a. M., Halle, Köln, Königsberg, Krefeld. Magdeburg, Fürth, München, Chemuiß, Dresden, Leipzig, Mül- Vau L C Straßb, Dill, Butäresh QUbAbesh Christiania, Kopenhagen, Kratau, London, Moskau, Paris, Prag, Nom (Februar), Stockholm, Triest, Warschau, Wien, New-York u. a. Nur in wenigen größeren Orten (Danzig, Nürnberg, Stuttgart, Braunschweig, Odessa) war die Zahl der Sterbefälle an diesen Krank- beitsformen eine ftleinere, oder wie in Dortmund. Stettin, Bremen, Hamburg, Amsterdam eine gleih große wie im Vormonat. Erkran- kungen an Grippe zeigten sich auch im März nicht selten, doch nur in wenigen Orten erreihte die Zahl derselben den Charakter einer Epidemie. Es werden mehrfahe Todesfälle an Grippe: aus Köln 3, aus Dresden 4, aus Berlin 6, aus Budapest und Paris je 8, aus Stockholm 14, aus Kopenhagen 25, aus Nero-York 46, aus London 208 gemeldet. Sterbefälle an Lungenschwindsuchht wurden gleichfalls häusiger als im Februar mitgetheilt.

Die Nachrichten über die Cholera lauteten im März im all- gemeinen nicht ungünstig. Aus deutschen Orten kam nur am 4. März in Hamburg eine Erkrankung, die zur Genesung führte, vor. Aus Oesterreih-UÜngarn sind aus Galizien und zwar aus dem dicht an der russish-polnishen Grenze gelegenen Bezi1k Borszczow aus mehreren Gemeinden (Zalucze 3 Erkrankungen mit 2 Todesfällen, Kudrynce 2 Erkrankungen) aus Polen einges{chleppte Cholerafälle ge- meldet worden. In Nußland herrschte in den Gouvernements Tula, Orel, im Dongebiet, Kasan, Ufa, Jelissawetyol, Charkow, Tambow, Saratow, Sanmara die Cholera in mäßiger, in Podolien in größerer Aus- dehnung. In Italien erkrankte in Entraque (Provinz Cuneo) Mitte März ein aus der Provence zurückgekehrter Arbeiter und starb, sowie dessen Schwiegermutter, die gleichfalls von der Seuche ergriffen wurde. In Frankreich herrschte die Cholera im Kreise und der Stadt Lorient. In Persien war die Seuche in den Districten Sakkis, Boukian und Tebris noch nit erloschen. Von den anderen Infectionskrankheiten wurden von Masern, Scharlach, Diphtherie, Unterleibétyphus und Keuchhusten mehr, von Pocken weniger Todesfälle als im Februar zur Anzeige gebraht. So waren Sterbefälle an Masern in Dresden, Hörde, Inowrazlaw, Glasgow, London, Paris, Nom (Februar), Benedig, Wien zahlreicher, in Edinburg und New-York seltener. Er- kfranfungen an Masern gelangten aus Breslau, Wien, Budapest, Edinburg, Kopenhagen und den Regierungsbezirken Aachen, Arnsberg, Düsseldorf, Minden, Münster, Posen, Stade u. a. in großer Zahl zur Meldung. Das Scharlachfieber führte in Berlin, London, Wien, New-York mehr, in Stockholm weniger Todesfälle herbei; in Königsberg, Liver- pool, Odessa, Warschau blieb die Zahl derselben die gleih große wie im Vormonat. Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war in Berlin, Breslau, Essen, Linden, Magdeburg, Meiderich, München, Nürnberg, Leipzig, Stuttgart, Glasgow, Stockholm eine kleinere, blieb in Bielefeld, Charlottenburg, Dortmund, Frankfurt a. M., Halle, Mülheim a. Nh., Stettin, Hamburg, Mülhausen i. E., Straßburg, Rom (Februar) die gleih große wie im Vormonat und war in Barmen, Borbeck, Gelsenkirchen, Görliß, Hannover, Hörde, Köln, Königsberg, Posen, Potsdam, Remscheid, Dresden, Chemniy, Gießen, Bremen, Amsterdam, Bu“apest, Kopenhagen, Krakau, London, Moskau, Odessa, Paris, fra Triest, Warschau, Wien, New-Vork eine zum theil ansehnlich gesteigerte. Das Vorkommen von Unter- leibstyphus blieb im allgemeinen ein beshränktes, doch war die Zahl der Todesfälle in Brüssel, London, Moskau, Paris, Prag, Warschau, Wien, New-York etwas größer als im Februar. Auch der Flecktyphus zeigte sich häufiger, doh blieb er in Amsterdam, Prag, Wien, Cherson vereinzelt. Größere Ausdehnung gewann der Fleck- typhus in Kopenhagen und Warschau, von wo 3 bezw. 16, in Mosfau, von wo 12, in New - Vork, von wo 18 Todes- fälle berihtet wurden. In Kiew und Tripolis herrshte der Flecktyphus epidemisch. In Kopenhagen hat die Zahl

der Erkrankungen zu Ende des Monats erheblich abgenommen; in dem Regierungsbezirk Posen, ferner in Stockholm, Edinburg wurden vereinzelte Erkrankungen an Flecktyphus beobahtet. An Genick- starre kamen aus Bielefeld, Jnowrazlaw, Prag, Cincinnati einzelne, aus Kopenhagen 2, aus New-York 51 Todesfälle, aus Berlin, Frank- furt a. M., Nürnberg, Kopenhagen und den Regierungsbezirken Arns- berg, Düsseldorf, Posen, Wiesbaden, Schleswig einige Erkrankungen zur Meldung. Dem Keuchhusten erlagen in Dublin, Glasgow, Liverpool, Kopenhagen, London, Paris, New-York mehr, in Berlin weniger Kinder als im Vormonat. Todesfälle an Pocken ge- langten aus Königshütte, Turin (Februar), Cherson je 1, aus Liegnitz Liverpool, Genua und Brooklyn (in den beiden leßten Städten im Februar) je 2, aus Triest und Paris je 4, aus Lemberg und Manchester je 5, aus Glasgow und Bombay (Februar) je 7, aus Wien 12, aus Odessa 14, aus Venedig 16, aus Prag 18, aus Moskau 22, aus London 25, aus Warschau 31, aus Krakau 35 Todesfälle zur Mittheilung. Erkrankungen kamen in vereinzelten Fällen aus Breslau und den Regierungsbezirken Aachen, Düsseldorf, Schleswig, in mehr- fachen aus Hamburg (2), Edinburg (6), dem Regierungsbezirk Marien- werder (8), Prag (25), Wien (50) zur Anzeige. An Tollwuth wurde 1 Todesfall aus Bukarest, an Trichinosis 1 Erkrankung aus Berlin gemeldet. Dem Gelbfieber erlagen in Rio de Janeiro vom Mai bis Oktober 1892 199 Personen.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 2. d. M. gestellt 9384, nit rechtzeitig gestellt keine Wagen.

In Oberschlesien sind am 2. d. M. gestellt 3801, nicht reht- zeitig gestellt keine Wagen.

O Dele Pn dr e Stutt ind ViS 22 Ar 1898 17783700 6 3E M 21830900 e 400; 45 634 800 M 42 9/9 und 9 679 800 M 5 9/0, zusammen 94 429 200 M Pfandbriefe ausgegeben worden, wovon noch 16 164 600 4. 3 9/0, 13 561 500 M. 4 9/0, 14 935 800 M 4} 9/0 und 2 787 000 M. 5 9/0, zu- sammen 47 448 900 Pfandbriefe von den Grundbesißern zu verzinsen sind. Zugesicheri, aber noch nicht abgehoben sind

517 200 M.

Magdeburg, 3. Mai. D V) Ueber Kornzucker exck, von 92 9% —,—, Kornzucker excl., 88% Nendement —,——, Nachproducte excl., 7509/0 Rendement 15,20. Ruhig. Brod- raffinade T. 30,00. Brodraffinade 11. —,—. Gem. Naffinade mit Faß 30,00. Gem. Melis I. mit Faß 29,00. Fest. Rohzucker L Drobudt Sranfito f d D: Qanibua e Mai 17/050 bé, 1780 P Ui 17,80 Va, 178 Br, P U 17,928 Pes E B, e MUdUE 18/09 Ver S D Sf

S A 2a Q B) Der AUfigtsrath der internationalen Bau- und Eisenbahnbau-Gesell- schaft beschloß, der am 8. Juni stattfindenden Generalversammlung für die Prioritäts- und für die Stammactien die Vertheilung einer Dividende von je 10 9% vorzuschlagen.

München, 3. Mai. (W. T. B.) Die Generalversammlung; der Münchener Bank verlief stürmisch und wurde auf vier Wochen vertagt. Der Verwaltungsrath wurde nicht dehargirt, es wurde viel- mehr ein neuer Verwaltungsrath gewählt.

Seid, S A T Rade T eins handel. La Plata Grundmuster B. per Mai 3,85 #, per Juni 3,90 Æ per Juli 3/922 #, pex August 3,927 #6, pex Sep- tember 3,95 A, per Oktober 3,97} #4, per November 4,00 4, per Dezember 4,00 4, per Januar 4,00 #4, per Februar 4,00 4

Mannheim, 3 Mal Q L B) PLoduU eten matt Weizen pr. Mai 16,60, pr. Juli 16,70, pr. November 17,00, Roggen pr. Mai 14,45, pr. Juli 15,15, pr. November 15,50. Hafer per Mai 15,00, per Juli 15,50, per November 14,50. Mais pr. Mai 11,30, pr. Juli 11,10, pr. November 11,70.

Pes M W T) Probdutteimarii Wellen steigend, Þpr. Mai-Juni 8,14 Gd., 8,16 Br., pr. Herbst 8,42 Gd., 8,43 Br. Hafer pr. Herbst 6,35 Gd,, 6,40 Bx. Mais pxr. Mais- Juni 4/91 Gd., 4,92 Br., per Juli-August 5,15 Gd., 5,16 Br. Kohlraps pr. August-September 15,20 Gd., 15,30 Br.

Lobn, 3 Val (E B) Wollallctton (Su) Tendenz fest, Preise durchschnittlich ungefähr 5 9/9 über Februar-Ende.

An dex Küste 4 Weizenladungen angeboten.

96% Javazucker loco 177 fest, Rüben - Rohzucker loco 172 fest. Chile-Kupfer 448, pr. 3 Mont 447.

= 4 Mi (W. D. V) Dle Bn von Enaland hal heute den Discont von 22 9/9 auf 3 9/6 erhöht.

S4 Peétéerobitro, 3 Mai (W. D. B) De ¡¿Botsée zeitung“ zufolge beschloß eine Versammlung von St. Petersburger Börsen -Verordneten, die Wechselcurse ab 1./13. Mai jeden Wochentag festzuseßen.

Mailand, 3. Mi (V. T. B) Die Einnahmen des Italienischen Mittelmeer-Eisenbahnnezes während der dritten Dekade des April 1893 betrugen nah provisorisher Er- mittelung im Personenverkehr 1 596 122 Lire, im Güterverkehr 1 990 367 Lire, zusammen 3 586 489 Lire, im Vorjahre 3 269 583

Lire, mithin mehr 316 906 Lire.

Ne Vor D ŒW V) Die Bote fia durhweg {wach und {loß schr matt. Der Umsaß der Actien ke- trug 430 000 Stück. Der Silbervorrath wird auf 380000 Unzen geshäßt. Silberverkäufe fanden niht statt. Die Silber- E P für den Staatsschaßz betrugen 450 000 Unzen zu 84,35 à 8445

Weizen eröffnete ruhig, fiel einige Zeit nach Eröffnung, dann lebhafte MNeaction auf flottere Käufe, später wieder fallend. Schluß stetig. Mais schwähte sich nah Eröffnung etwas ab, später erholt, da Vorräthe unbedeutend. Schluß stetig.

Chicago, 3. Mai. (W. T. B.) Weizen unregelmäßig, sank später auf New-York. Juli-Weizen fest, entsprehend der Festig- keit in Mais. Schluß besser. Mais allgemein fest während des ganzen Tages.

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7 (

Verkehrs-Anstalten.

_ Der Postdampfer -, Rotterdam" der Niederländisch-Amerika- nischen Dampfschiffahrts- Gesellschaft ist am 1. und „Edam“ am 2. Mai in New - Vork angekommen.

BLrémen, 3. Male (W. D B) Norbdeutshet L199; Der Postdampfer „Graf Bismarck“ is am 2. Mai Morgens in Antwerpen angekommen. Der Reichspostdampfer „Hohenstaufen“ hat am 1. Mai Nachmittags die Neise von Suez nah Aden fort- gefeßt. Der Neich3postdampfer „Sachsen“, von Ost-Asien kommend, hat am 2. Mai Mittags die Neise von Genua nach Southampton fortgeseßt. Der Schuelldampfer „Elbe“ ist am 2. Mai Vormittags auf der Weser angekommen. Der Postdampfer „Kronprinz Friedrih Wilhelm“ ist am 1. Mai Nachmittags in Neapel angekommen. Der Postdampfer „Köln“, nah Brasilien bestimmt, hat am 1. Mai Nachts Santa Cruz passirt. Der Postdampfer „Dhio* hat am 2. Mai Vormittags die Neise von Antwerpen nah Bremen fortgeseßt. Der Dampfer „Leif Eriksson“ ist am 1, Mai in Bahia angekommen.

4 (WT D) Der Dmer „Ula T, nag Brasilien bestimmt, ist am 3. Mai Vormittags in Lissabon an- gekommen. Der Schnelldampfer „Trave“ i|t am 3, Mai Vor- mittags in Southampton angekommen. Dcr Postdampfer „Straßburg“ hat am 3. Mai Morgens Lizard passirt. Der Schnelldampfer „Aller“ ist am 2. Mat Vormittags von New- York nah der Weser abgegangen. Der Schnelldampfer „Lahn “, nah New-York bestimmt, hat am 3, Mai Morgens Dover passirt. Der Dampfer „Asia“ hat am 3. Mai Morgens die Neise von Vigo nah dem La Plata fortgeseßt. Der Postdampfer „Stuttgart * ist am 2. Mai Morgens in New-York angekommen. Der Postdampfer „Leipzig“ hat am 2, Mai Abends die Neise von Vigo nah Ant- werpen fortgeseßt.

„A¿ 106.

Zweite Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Donnerstag, den 4. Mai

Deutscher Reichstag.

88. Sißung vom Mittwoch, 3. Mai.

Auf der Tagesordnung steht die zweite Berathung, be- treffend die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres. i

Aus der Verhandlung, über veren Beginn bereits in der Nummer vom Mittwoch berichtet worden is, tragen wir unächst die Rede des Reichskanzlers Grafen von Caprivi im Wortlaut nach.

Reichskanzler Graf von Caprivi:

Nachdem Monate lang im Plenum, in der Commission, in der Presse die Militärvorlage discutirt worden ist, wird es kaum mehr möglih sein, etwas Neues darüber zu sagen. Dagegen erscheint es mir erforderlich, die wesentlichen Gesichtspunkte, die die verbündeten Negierungen geleitet haben, von neuem hervorzuheben; denn unter der Menge von Details, unter den heftigen Kämpfen um Einzelfragen find die wesentlichen Gesichtspunkte vielfah in den Hintergrund ge- treten und verdunkelt worden. Von all den einzelnen Fragen hat keine einen so breiten Naum eingenommen, als die der zweijährigen Dienst- zeit. Während auf der einen Seite gerade die Partei, in deren Geschichte und in deren Richtung es nah meinem Dafürhalten. lag und liegen mußte, in diefer Frage mit den verbündeten Regierungen zu gehen, zwar theoretisch die Nothwendigkeit der zweijährigen Dienstzeit anerkannt, aber nicht gewillt war, diejenigen Consequenzen zu ziehen, mit denen allein die verbündeten Regierungen die zweijährige Dienstzeit annehmen konnten, fanden auf der andern Seite die conser- yativen Parteien, die traditionell durch Jahrzehnte für die dreijährige Dienstzeit gefochten hatten, eine natürlihe Schwierigkeit darin, jeßt zur zweijährigen Dienstzeit überzugehen. Ich kann im Namen der Regierungen den Conservativen niht genug dafür danken (Bravo! rechts), daß, fo lange es Conservative in Deutschland und Preußen gegeben hat, sie bei allen Fragen der Heeresverstärkung und auch in diesem Falle auf Seiten der Regierungen standen und ihre Einzel- überzeugung im Interesse des Ganzen unterdrückt haben. (Lebhaftes Bravo! rets, Heiterkeit links.)

Wenn man diese Einzelfragen aus\{hält und auch von der zwei- jährigen Dienstzeit absieht, die die verbündeten Negierungen Jhnen ja nur vorgeschlagen haben, um das große Ziel, das sie erreichen wollten, erreihbarer zu machen, so wird es sih fragen: Was war denn das wesentlichste Ziel der verbündeten Regierungen? Das war, die Wehr- kraft Deutschlands zu stärken, sie in einen Zustand zu bringen, der uns nicht nöthigt, von der politischen Rolle, die wir bisher eingenommen haben, abzudanken, der uns nicht nöthigt, zurückzutreten in der Reihe der europäischen Mächte. Wir haben die Ueberzeugung gewonnen, daß die Wehrkraft, so wie sie jeßt liegt, niht ausreicht.

Man entgegnet uns von der anderen Seite: fie reiht wohl aus, warum sollte sie niht ausreihen ? man stellt Berehnungen allerlei Art an und sucht uns mit Zahlen zu widerlegen. Diese Methode fann keinen oder wenigstens nicht den Erfolg haben, die verbündeten Regierungen zu überzeugen; es ist überhaupt nicht möglih, durch irgend eine Art von Exempel festzustellen, was dazu gehört, um zu siegen. Es wird immer unvermeidlich sein, daß man in diesen Fragen denjenigen, deren Beruf es ist, sih mit ihnen zu beschäftigen, ein größeres Gewicht beimißt als folhen, die nur gelegentlih und laien- haft in diese Dinge eintreten. (Hört! hört! links. Sehr gut! rechts.) Wir müssen den Anspruch erheben, daß diejenigen Männer, die nicht allein im Frieden diese Fragen zu erörtern haben, sondern die au im Kriege mit Ehre und Reputation für das Gelingen der Aufgabe ein- treten müssen, die ihnen zufällt, daß diesen Männern ein höheres Gewicht beigelegt wird als anderen Stimmen.

Man hat uns durchfühlen lassen: Euch halten wir für keine Autorität: wenn Ihr noh Moltke und Roon wäret, wollten wir mit uns reden lassen. Jch bedauere, daß diese Männer nicht mehr an dieser Stelle stehen; denn ih bin überzeugt, sie würden noch ent- schiedener, noch bestimmter, noch besser, als wir es vermögen, für die Forderung eintreten, die wir heute zu vertreten haben.

Aber was haben sie denn, die Herren, die die Opposition bilden, fär eine Berechtigung, an der Autorität der deutshen Generale zu zweifeln? Als die Herren von Noon und von Moltke am Anfang der sehziger Jahre die Militärvorlage vertraten, hatte der Eine, soviel ih weiß, die badenshe Campagne hinter sih und der Andere eine Schlacht in Kleinasien. Die Männer, die die jeßige Vorlage ver- treten, haben eine ungleih reihere Krieg8erfahrung; und ih weiß niht, was Sie berechtigen sollte, diesen Männern ein competentes Urtheil abzusprelhen. (Sehr richtig! rechts.)

Nun kann ih versicern: ich habe noch keinen General gesehen, keinen Generalstabsoffizier, dessen Aufgabe es wäre, den künftigen Krieg vorauszudenken, der der Meinung gewesen wäre, unsere Streitkräfte wären im Vergleich mit denen unserer Feinde fo stark, daß wir auch nur annähernd mit derselben Sicherheit wie im Jahre 1870 in den Krieg gehen könnten. (Hört! bört! rets.)

Ueber die Art und Weise, wie die Armee zu verstärken ist, werden sehr verschiedene Ansichten auch unter den Offizieren vertreten sein. Sie werden \{chweigen, sowie der Allerhöchste Kriegsherr Seine Ansicht ausgesprochen hat. Daß aber auch in der Armee die geistige Uniformität glüdckliher Weise niht weit genug geht, um alles Einzeldenken zu unterdrücken, das ift zweifellos.

Aber ich wiederhole noch einmal, all’ den Berechnungen gegen- über, die von jener Seite aufgemaht worden sind: nicht ein einziger General, nit ein einziger Generalstabsoffizier, der mit seiner Thätig- keit für die Vorbereitung für den nächsten Krieg verantwortlich ist, ist der Meinung, daß die Stärke, die wir jeßt haben, hinreiht. Alle stimmen dahin überein: es ist das niht der Fall, und wir brauchen qualitativ und quantitativ eine Verstärkung unserer Wehrkraft.

Es handelt sich nach meinex und der verbündeten Regierungen Ansicht um eine Frage von solchem Ernst und solher Tragweite, von einer fo {weren Verantwortung, wie den Deutschen Reichstag viel- Ieiht noch nie berührt hat. Es handelt sich ih habe das, wie ih das erste Mal hier gesprohen habe, {hon ausgesprochen, und mit der-

selben Ueberzeugung sprehe ih es heute aus um die Ehre, um das Dasein, um die Zukunft Deutschlands. (Hu! Hu! links. Bravo! rets.)

Und da verlangen Sie von uns, daß, weil Sie Rechenerempel entgegenftellen denjenigen Offizieren, die mit voller Ueberzeugung auf Grund ihres Wissens und Könnens behaupten: wir sind nicht stark genug daß wir da vor Ihrer Rechenkunst zurückweichen follen ? Nein, meine Herren, da würden wir uns an Deutschland auf das {hwerste versündigen! Wenn wir einmal überzeugt sind: wir brauchen eine Verstärkung, so werden die verbündeten Regierungen alle die ver- fassung8mäßigen Mittel, die ihnen zu Gebote stehen, anwenden, um diese Verstärkung durchzuseßen. (Lebhaftes Bravo rechts. Unruhe links.)

Warum brauchen wir nun eine Verstärkung? Zuerst wollen wir den Frieden erhalten, wir wollen die Stellung, die Deutschland bisher eingenommen hat, und die ihm die Möglichkeit giebt, für die Er- haltung des Friedens ein gewihtiges Wort einzulegen und dem ¿Friedensstörer empfindlih zu werden, nicht aufgeben.

Man hat eingewandt: Der Reichskanzler hat selbs zugegeben daß seit 1890 unsere politische Lage sih nicht vershlechtert habe. Das hat er, und das giebt er auch heute noch zu; aber wenn wir die Reform, die wir Ihnen vorgeschlagen habén, erst dann vorschlagen würden, wenn unsere politishe Lage sich verschlechtert hat, dann würde es zu spät sein (schr richtig! rechts), und ih habe die Besorgniß, daß, wenn Sie dieses Gesey niht annehmen, unsere politishe Lage ih ver- \{lechtern wird (sehr wahr! rechts), und daß Deutschland es zu be- reuen haben wird, daß das Gesetz niht angenommen worden ist. (Sehr wahr! rechts.)

Sie haben weiter gesagt: Es ist Sache der Diplomatie, für Bundesgenossen zu sorgen; mag sie danach trachten, daß abgerüstet wird, mag sie uns den Frieden erhalten! Ja, ih weiß nicht, welche Diplomatie auf die Dauer dazu im stande wäre, ohne auf eine den Ansprüchen entsprehende Armee gestüßt zu sein. Mein Herr Amts- vorgänger hat so wie ich die Ueberzeugung gehabt, daß die gegen- wärtige Kriegs\stärke niht hinreihe, daß die Armee verstärkt werden müsse, und ih nehme an: Es ist niemand in diesem Hause, der den Fürsten Bismarck nicht für eine diplomatishe Autorität hält, wie sie in Jahrhunderten nur selten vorkommt. (Bravo! rechts.) Sie haben feinen Anlaß, zu erwarten, daß solhe Autoritäten immer an der Spitze stehen werden; es giebt vermuthlih auch keine; man wird fie auch niht immer zu finden wissen. Es wäre cine leichtfertige kriege- rishe Organisation, die darauf basirt wäre, daß diplomatische Phä- nomene immer an der Spiße unserer Geschäfte stehen. (Sehr richtig!)

Sie werden Friedrih dem Großen niht absprehen wollen, daß er mit dem höchsten militärischen Talent diplomatisches Talent verbunden hat, und doch hat Friedrich der Große es nicht hindern ks daß er zu Zeiten gegen halb Europa in Waffen stand; seine diplom

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Kunst reichte nicht hin, fich diese Feinde vom Halse zu schaffen.

Also wir wollen den Frieden aufreht erhalten. Können wir das ängt wir werden ihn nie suhen —, fo wollen wir siegen. (Bravo! rechts.) Wir wollen nicht unterliegen, sondern wir wollen dann die Herren des Schlachtfeldes bleiben und auch nah dem Feldzug unser Geschick nicht in die Hände von Fremden legen, sondern in unseren eigenen behalten. (Bravo! rechts.)

Zum Siegen gehören Truppen, gute Truppen. Wie viel, kann kein Mensch im voraus wissen, und der Streit um Quantität und Qualität, das Untersuchen darüber, wo bei einem Menschen der Ver- dacht anfinge, er sei von der Zahlenwuth besessen, ist müßig.

Unter den europäischen Mächten herrs{t eine gewisse internationale Concurrenz in Bezug auf die Armecestärke. Keine Macht kann sich dem entziehen; keine Macht kann abrüsten. Wenn man nicht die Gründe, die zur Rüstung geführt haben, aus der Welt schaffen kann, oder wenn man sih eben nicht das gefallen lassen will, was andere für gut halten einem zu bieten, so würde man, wenn man heute auch abrüstet, morgen doch von neuem rüsten müssen. Keine Macht kann wesentlih hinter der Kriegsstärke anderer zurückbleiben; keine Macht kann dulden, daß andere wesentlih über die eigene Kricgsstärke hinaus- gehen; sie wird davon in Mitleidenschaft gezogen und muß nachfolgen denn ein Stehenbleiben auf dem inferioren Standpunkt wäre einer Abrüstung im Kleinen gleichbedeutend.

Nun sagen Sie uns: wir haben ein großes Vertrauen zur Armee, und ihr werdet niht geshlagen werden. Ja, dieses Vertrauen zur Armee is} sehr \häßenswerth; aber id habe noch keinen Menschen gesehen, der die Garantie dafür übernehmen kann, daß man mit einer gewissen Trupvenzahl unter gewissen Verhältnissen nicht geschlagen werden wird. Sie sagen uns mit anderen Worten, meine Herren: wir sind nicht geneigt, euch das zu geben, was ihr haben wollt; seid eine gute Armee, wir wissen ja, ihr habt tüchtige Generale; siegt gefälligst billiger! Das ist eben niht zu machen.

Man sagt: wir haben niht allein Vertrauen zur *“ man sett hinzu, das ganze deutshe Volk fürchtet nur Wundervoll! Aber man kann fo furchtlos ins Gefech erste Held der Welt und hat keine Garantie dafür, ges{lagen wird, wenn die Waffen und die Kräf Feldmarschall Moltke bat im Jahre 1870 legenheit angefangen, die nahezu das Doppelte Streitkräfte betrug, die uns beim Beginn der standen; und wer sih davon überzeugen will den Werth der Stärke im Kriege dachte, der des Generalstabswerks die Denkschrift naclefen, die der für die Eröffnung des Krieges entworfen hatte. Ich habe Commission erlaubt, aus einer neun Jahre später entworfenen {rift des Feldmarschalls Moltke den größten Theil wesentlichen ohne die Formalien vouzulefen; darin fagt der Feld« marschall:

Einen Angriff Frankreichs abzuwehren : möchten wir das nicht mehr aus eigenen Kräften Deutsches Reich auf die Dauer überbaupt uicht bestehen.

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j . » Sp - und zwar den

1893.

Er spricht nicht von einem Angriff, sondern er spricht von einer Ab- wehr; er {ließt daran einen Saß, worin er über den Werth der Festungen Meß und Straßburg und den Werth des Rheins als Barrière spriht. Wir haben nicht die Absjht und das will ih ausdrücklih bemerken, weil troß des vielen Nedens und Schreibens die Unterschiede von politischer, \trategisher und tactisher Offensive und Defensive immer noch nichk ganz în das Bewußtsein größerer Theile der Bevölkerung übergegangen find wir haben nicht das Bestreben und werden es niemals thun, einen Krieg mit einer voli- tischen Offensive zu begingen, also so zu sagen vom Zaune zu brechen. Aber wir haben, unserer Tradition entsprehend, das Bedürfniß, in der Lage zu sein, einen Krieg strategisch ofensiv zu beginnen, also mit anderen Worten, niht zu warten, bis man den Krieg auf unsern Boden trägt, sondern, soweit wir es können, den Schauplaß auf feindlihen Boden zu legen. Das s\chließt der Feldmarschall v. Moltke hier hon aus; er sagt: wir werden abwehren fönnen, wir werden defensiv sein können, und er sagt das im Jahr 1879, wo der Unterschied zwischen den französishen personellen und materiellen Streitkräften und den unsrigen bei weitem nicht so groß war, wie er es heute ift.

Wir sind auf die Offensive angewiesen nicht allein, weil sie voraussichtlich immer die wirksamste Kampfesweise ist, sondern auch, weil sie unseren Traditionen entspricht und weil sie das einzige Mittel ist, uns das zu geben, was wir bei der Natur unserer Nation, unserer

, kurze Kriege

und die Vermeidung sich {nell wiederholender Kriege.

Zu diesen Dingen ist es nothwendig, auf dem feindlichen Boden zu stehen, den feindlihen Boden zu bet Ich habe den guten Glauben, den Feldmarschall Moltke in e 1879 hatte, daß wir im stande sein werden, den feindlihen Angriff abzuwehren, noch heute, obwohl die Verhältnisse sich zu unseren Ungunsten verändert haben. Ob es aber noch möglich sein follte ich will nur nah Westen fehen, ih will nicht von zwei Fronten reden, ich will den einfahsten Gall nehmen, der denkbar ist, den Krieg gegen Frankrei ob es da noch möglich sein sollte, die Offensive zu ergreifen, und wie weit wir sie führeu können, das mag dahingestellt bleiben.

Wir haben Grenzen, die so s{wierig lieger anderen Nation. Ich habe in der Commission d habe es auch im Plenum hier \{hon angedeutet, wiederholen; die Lage ist zu ern t seßt sih über das treffen fann, zu cavalièrement

chübtt; Le Schicksal dieser ( gültig sein, ob vom Feinde übers{chw bin überzeugt, daß den älteren V derungen des Winters die er mit sih gebracht h treter der Stadt Danzi es-bei zwei Belage in den Epidemien wenn man diese D mögli, das Achsel zu nehmen. Zwar liegt weiter zurück ; falen ausgeseßt war. Aber nähe fh im Jahre 1870 durhgem gefaßt sein, der Kriegsshauplaß zu Faben an sich die Drangsale licher, als daß man gerade die Streitkräfte so weit verf sind, fie dur die einzige Weife, haupt {ütßen können, dur die

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