1893 / 108 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 06 May 1893 18:00:01 GMT) scan diff

der Streichinstrumente), die C-moll-Symphonie und die Ouverture «Leonore II[I.*

Mannigfaltiges.

Am Himmelfabrtstage findet in den Berliner Kircher. die Ein- fammlung einer Collecte für die evangelishe Mission unter den Heiden ftatt.

Heute Vormittag wurde in dem Panorama - Herwarthstrafße Nr. 4 das von den Malern Edouard Detaille und Alphonse de Neuville gemeinschaftlich ausgeführte und im Jahre 1883 beendigte, bisher in Wien und anderen großen Städten zur e gestellte Rundgemälde „Die Schlacht von Nezon- ville“ vor einem Kreise geladener Gäste cröffnet, um von morgen ab auh dem größeren Publikum zugänglich gemacht zu werden. Das Kunstwerk stellt in malerisher Schönheit und greif- barer Wirklichkeit eine der interessantesten . und blutigsten, gleichzeitig aber auch eine der für die deutschen Waffen ruhmvollsten Schlachten des deutsch-französishen Krieges von 1870/71 dar. 66 000 Deutsche rangen in heldenmüthigem Kampfe gegen 120 000 Franzosen und konnten nach bade Dauer dieser denkwürdigen, in Deutschland unter den tamen von Vionville und Mars la Tour bekannten Schlacht mit Recht sih den Sieg zuschreiben, da sie Abends auf dem Boden standen, der Morgens von den Franzosen beseßt gewesen war. Der Verlust von je 16 000 Todten und Verwundeten beweist, mit welcher Hartnäig- keit, aber auch mit welcher Tapferkeit auf beiden Seiten gekämpft worden ist. Beide Künstler hatten als active Theilnehmer am Kriege, Edouard Detaille als Secretär des Generals Appert und Alphonse de Neuville als Ordonnanz-Offizier des Generals Tallier, Gelegenheit, das von ihnen mit soviel Geschick und Lebenswahrheit gefilderte Kriegsleben aus eigener Anschauung kennen zu lernen. Die Maler haben für ihre Darstellung den Stand der Schlacht um die siebente Abendstunde gewählt. Der Beschauer befindet \sich im Norden von Rezonbville, auf der Straße nach Villers-aux-Bois an jenem Punkte, wo sich die Kaiserliche Garde unter ihrem Führer, dem General Bourbafki, an das 6. französishe Corps unter dem Marschall Canrobert auschließt. Man sieht den eben zu einer Conferenz mit dem Marschall Canrobert in Begleitung seines Generalstabs-Chefs General d’Auvergne angekommenen General Bourbaki. Jn der Nähe dieser beiden Generale befinden fich Feldgendarmen, die einen Transport Verwundeter überwachen, und ein Trupp Grenadiere, die an einem Brunnen trinken oder thre Feldflashen mit Wasser füllen. Auch bemerkt man hier die Wirkung der von den Deutschen errichteten großen Batterien, welche Nezonville bombardiren und deren Geschosse den ganzen französischen Flügel be- streichen. Auf den Feldern im Vordergrund liegen gefallene französische Garde-Artilleristen, von allen Seiten kommen Verwundete nach der in einem gleifalls sihtbaren, durch eine Fahne mit dem Genfer Kreuz Tenntlih gemahten Ambulanz. Maulthiere mit Tragkörben erwarten die Verwundeten, um sie, nachdem die ersten Verbände an- gelegt find, nah rückwärts zu befördern. Man bemerkt außerdem auf dem Bilde u. a. die nah Meh führende, mit Verwundeten, Wagen und einzelnen Soldaten bedeckte große Straße, das von den leßten Strahlen der untergehenden Sonne beleuhtete Dorf Gravelotte, das

dur seinen tapferen Angriff am Morgen des Tages auf Flavigny ? bekannte französi|che Garde-Cürassier-Negiment, dahinter das Garde- D f ' die oberen

Carabinier-Regiment, neben dem Garde-Cürassier-Regiment eine von französischen Dragonerposten bewachte Gruppe deutscher Gefangener, die

den Magdeburger Cürassieren, Ulanen, rothen Husaren und der Infanterie |

angehören, auf der nach Villers-aux-Bois führenden Straße zahl- reiche deutsche Gefallene der aus dem 7. Cürassfier-Regiment und dem 16. Ulanen-Regiment zusammengeseßten Brigade Bredow, deren be- rühmter, mit einem Verlust von nahezu 400 Mann und ebensoviel Pferden bezahlter, aber für den Erfolg der Schlacht entscheidender eTodesritt* an dieser Straße beendigt wurde. Das von der Panorama- Gesellschaft aufgestellte Gemälde kann als ein f\ehenswerthes Kunst- werk dem Besuch des Publikums auf das wärmste empfohlen werden.

Das Repertoire der Vorträge im wissenshaftlihenTheater der Urania für die kommende Woche lautet wie folgt: Sonntag : „Die Kinder der Sonne.“ Montag: „Das Antliß der Erde.“ Dienstag: Herr Dr. Wilhelm Meyer . „Aus dem Lande der großen Dimensionen.“ Mittwoch und Donnerstag: „Das Antliy der Erde.“

reitag: Herr Dr. O. Lubarsch „Die Atmosphäre in ihrer Bedeutung ür die Lebensprozesse der organischen Welt.“ Sonnabend: „Das Antliß der Erde.“ i

Mit der Umwandlung des Neuen Marktes zu einer der späteren Bedeutung des Platzes würdigen Gartenanlage ift, wie die „Nat -Ztg.“ berichtet, nunmehr begonnen worden. Nach dem Entwurf

zerfällt

bepflanzt. Der innere lähenraum angrenzende

Der an die Bischossstraße angrenz obere Theil wird zu - einem Kindverspielplag eingerichtet und demgemäß angelegt. Der aus den alten Feldficinen gewonnene Beton wird zu einer Chausfirung des Terrains benußt. Inmitten des Spielplaßes wird ein neuer Springbrunnen erbaut, bei dem es vor der Hand noch fraglich ist, ob die an der alten Fontäne be- findlichen vier Hunde für die decorative Aus\chmückung des Brunnens verwendet, oder ob sie dem Märkischen Provinzial - Museum zur Aufbewahrung übergeben werden. Die Grenze des Spielplayzes {ließen wieder vier Ulmen ab. Der künstlerisch s{chönste Mittel- theil, der auch räumlih größer als die beiden Nebenstücke ist, wird zu einer einheitlichen Gartenanlage umgeschaffen. Jn deren Mitte gelangt ein größeres Rasenstük in Form einer Sternblume zur Aus- führung, dessen innere Theile mit Blumen beseßt werden. Die Kanten

jungen Ulmen in drei LQheile.

des Gartenbau-Directors Mächtig wird der Sud ringsherum mit

linien des Rasenstücks werden Strauchgruppen und Bosquets angelegt.

Der Merwede-Kanal, jet amtlich NRhein-Kanal genannt, welcher Amsterdam auf dem kürzesten Wege mit dem Rhein verbindet und dessen erste Theilftrele von Amsterdam bis Vreeswyk am 4. August v. J. eröffnet wurde, ist, wie das „Centr.-Bl. d. Bauv.“ berichtet, seit dem 1. d. M. nunmehr auch in feinen zweiten Theile, n Be bis zur Merwede bei Gorinchen, dem Verkehr übergeben worden.

MoPruUngen, 3 Ma, Vie Ohr. Zla, benMtel; Die heutige Ginweihung und Uebergabe des dem Kreise von dem Nitter- gutsbesißer von Herder-Niederforhheim geschenkten Herderhauses gestaltete si zu einem Volksfest, denn aus allen Theilen des Kreises waren Theilnehmer herbeigeströmt. Die Stadt hat ein festliches Kleid angelegt; die öffentlichéèn Gebäude und viele Privathäuser batten geflaggt. Eingeleitet wurde die Feier durch einen Festgottesdienst, welden General-Suyperintendent Poeß} aus Königsberg hielt. Nach be- endetem Gottesdienst begab sich die zahlreihe Verfammlung vor das mi2 Kränzen und Guirlanden ges{chmückte Geburtshaus des Dichters, welcher hier 1744 als Sohn eines Lehrevs das Licht der Welt erblickte. Der Regierungs-Präfident Dr. von! Heydebrand und der Lasa übergab nach einer Ansprache im Namen der

| Familie das Herderhaus dem Kreise zu wohlthätigen Zwecken. Land- rath Dr. von Ihadden nahm darauf als. Vertreter des Kreises das

Daus als Geschenk mit Dank an und theilte mit, daß in: den unteren täumen eine Kleinkindershule - eingerihtet werden soll, während an den Jünglingsverein vermiethet sind... Die Ein- weihung des Hauses erfolgte durh dem General-Supevintendenten F NeE, Mit dem Liederverse „Nun danket alle Gott“ wurde die er- )ebende Feier geschlossen. Um 1} Uhr fand darauf im Deutschen ause ein Festmahl statt, wobei Regierungs-Präsident Dr. von Heyde- rand und der Lasa ein Hoch» auf Sein@ Majestät dew Kaiser ausbrachte.

Straßburg i. E., 9. Mai. Wie die „Straßb. Poft" meldet, hat sich der zweite Sohn des Kaiserlichen Statthalters ix Elsaß- Lothringen, SRR p Lene N Prinz M oriß, mit der Prinzessin Rosa zu Salm -Neifferscheid-Krautheim: und Dyk verlobt.

werden von einem eifernen Gitter eingeschlossen und in den vier Kreuz- |.

Preßbutg, 5. Mai. Rittmeister Freiherr von Reißenstein, der deutsche Sieger : im Distanzritt, gewann auf Graf Nikolaus Esterhazy’s „Jgon“ im großen Preßburger Steeplehase den Chren- preis des Kaîfers Franz Joseph nebst 24 000 Mes Freiherr von Reitenstein war im Vorjahre in demselben Rennen auf „Her- ck mann“ siegreich.

Rom. Die römischen Verefaze haben, wie die „Opintone“ meldet, Jhren Kaiserlihen Majestäten während Allerhöchst- deren Anwesenheit iy Rom durh eine aus ihrer Mitte gewählte Commisfion eine von dem Maler G. Micali im Quattrocento-Stil fünstlerisch E ausgeführte, mit den Wappen und Emblemen der Fürstenhäuser Savoyen und Hohenzollern gescchmüdckte- Pergament- Adresse mit folgender, von dem Professor an dex Universität Roar Cugnoni verfaßten Begrüßung überreichen lassen: „Guglielmo Il imperatori Germaniae gloriosissimo et Augusta& Viectoriae& coniugi eius, quod ad diem anniversarium. XXV nuptiarum Humberti T et Margaritae regum . nostro- rum concelebrandum urbem advenerint maiestabemque populi Romani haetitiamque iei festi universo nomini Étalico ausPicatissimi, augusta praesentia auxerint, Magistri Col- legiorum Erbanorum, iussu sodalium ergo et ad reiï me- moriam“. In dem Anfangs-Jnitial der Adresse: sieht man die s{ön ausgeführte allegorishe Figur des Friedens. Auf einem zweiten Blatt folgen dann die Namen von 105 Vorfißenden römifcher Verzine, darunter eine Reihe von Deputirten. Das Ganze: ruht in. einem ge- \{chmackvollen Hauen Plüschcarton:.

Chicago, 5. Mai. Es ist nunmehr klaut Meldung dexs: i eW. T. B.“ befchlossen worden, daß die Ausstellung auch

Sonntags geöffnet sein foll; die Maschinen sollen jedoch: Sonntags- | niht in Bewegung geseßt werden.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depefchen.

München „, 6. Mai. (W. T. B.) Der Oberst-Kämmerer Freiherr Pergler von Perglas ist heute Morgen gestorben.

Wien, 6. Mai. (W. T. Y) Der „Wiener Zeitung“ zufolge hat der Kaiser dem Dbersten Sanitätsrath und den Vorsizeenden der österreichishen Gesellschaft vom Rothen Kreuz für die Mitwirkung zur Bekämpfung der Cholera-Epidemie im Jahre 1892 die Allerhöchste An- erkennung bekannt geben lassen.

Paris, 6. Mai. (W. T. B.) Zur Militärv-orlage sagt das heutige „Siècle“: Niemals seit 23, Jahren: haben die Elsaß-Lothringer eine shönere Gelegenheit gehabt, ihre un- besiegbare Anhänglichkeit an ihr wahres Vaterland zu: zeigen, das das französische ist, und die unüberwindlihe Abneigung, welche ihnen ein Eroberer einflößt, der es nicht verstanden hat, fih auh nur erträglih zu machen. Mögen die Elsaß- Lothringer ihre Stimmen mit denjenigen der Opposition ver- einigen, das ganze Frankreih wird thnen applaudiren und ihnen für diesen neuen Liebesbeweis Dank wissen.

Washington, 6. Mai. (W.T.B.) Jm Verfolg einer gestern Abend gepfkogenen Besprehung zwischen dem Präsi- denten Cleveland, dem Staatsfecretär Grejham und den Delegirten zur Münzconferenz wurde beschlossen, den Wiederzusammentxitt der Münzeonferenz bis zum November zu verschieben.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

et

Wetterbericht vom 6. Mai, s Uhr Morgens.

In Scene

Neues 122. Vorstellung. Wind.

Stationen. Wetter.

in 9 Celsius 59. =409N.

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeressp. Temperatur ;

red. in Millim.

Anfang 7 U Montag :

R R RTNR-00Ack

Belmullet. . O 4'bedeckt Aberdeen S 3 wolkig Christiansund OSO 4[wolkenlos Kopenhagen . NNW Z3lheiter Stockholm . NO 6|bededt

aparanda . still wolkenlos St Petersburg O 2 bededckt

| s Moskau . O 1 wolkenlos Mah,

“gesetzt vom Ober - Regisseur Teglaff. Dirigent: Kapellmeister Dr. Muck. Theater

zügen von Emil Pohl, mit freier Benußung der

Dichtung des altindischen Königs Sudraka.

Scene geleRt vom Ober - Negifseur Max Grube. L,

Opernhaus.

oldene Kreuz. Oper in 2 Acten Brüll. Tert nah dem Franzöfischen von H. S. von Mosenthal. Tanz von Paul Taglioni. Dirigent : Musikdirector Wegener.— Die Rebe. Balletin 2 Acten (5 Bildern) nach dem Text von Taglioni, Grand- mougin und Hansen, von Emil Graeb. Musik von Anton Nubinstein.

Montag : nfang 7 Uhr. | 7F Uhr.

(am Schiffbauerdamm 4/5).

Vasantasena. Drama in 5: Auf- Voranzeige.

unglückten in Zante. Fn | von: Lowood.

Lessing- Theater. vom Grund. Anfang 7# Uhr.

116. Vorstellung. Das i Montag: Sodom®s Ende.

von Panap

Chausseestraße 25. Dirigent: Musikdirector Stein-

Viel Lärm um Nichts. Dienstag: Der Fvrennd des Füvsten. Sonnabend: Zum Besten der Ver-

Neu einstudirt: (Agnes Sorma, Ludw. Barnay.)

Dienstag: Brave Leut vom Guand. /

Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. |

Sonntag: Drittlezte Gastvorstellung von Ilka von Palmay. Die schöne Helena. (1. Act.) Komische

Anfang | Theater Unter den Linden. Sountag:

Zum 10. Male (vollständig neu inscenirt): Der: Mikado. Burleske Operette: von V. S. Gilbert. Musik von Arthur Sullivan. Hierauf: Wieder- auftreten der Prima Bellerina Signorina Carolina Elisa. Zum 43. Male: Die Welt-Ausstellung. ‘in Chicago und Die deutsche Abtheilung in

Die Waise

Sonntag: Brave Leut” | vem populären Ausstattungs - Ballet Columbia.

| Anfang präc. 74 Uhr. Montag: Diefelbe Vorstellung.

Adolph Ernst-Theater. Sonntag: Zum 37. Male: Goldlotte. Gefangsposse in 3 Acten von Ed. Jacobson und W. Mannstädt. Couplets theil- weise von G. Görß. Musik von G. Steffens, In Scene geseßt von Adolph Ernst. Anfang 7# Uhr.

Cork, Queens- On Cherbourg . elder. è S e el T6 mburg . . | 774 winemünde | 771 Neufahrwasser| 767 Memel ..… . | 767

Bes e T2 et: | 08 STATIOtUe. 1 T2 Wiesbaden . | 772 Velen « „| 771 Chemniß .. | 772 Dei al TOL a E I (210) Breslau . . . | 768

Fle d'Aix . . | 766 A il O2 Lt «os | 000

1) Nachts Regen.

SO

O ONO NO NNO NNO NNO ONO ONO NNW NO NO NNO ONO NW NW NW OSO O ONO 2) Reif.

5 wolkig 4heiter

3 wolkenlos 2beiter R

6 halb bed. 5 Negen!) 3 ¡bededt

2 wolkenlos 2\wolkig

4 wolfig?) 4|heiter 1/halb bed. 3 [wolkig

9 wolkig

3 [wolkig

3 /bededckt

5 wolkenlos 4'halb bed. 4 wolkenlos

Uebersicht der Witterung. DieLuftdruckvertheilung hat sich im allgemeinen wenig

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prak duk

R R NRNIIDNUUI

verändert. Ueber Lappland hat der Luftdruck 785 mm überschritten und dementsprehend hat die nordöstliche Luftbewegung in den Ostseegebieten und Central- Curopa an Stärke zugenommen, unter deren Einfluß die kühle, vielfah heitere und meist trockene Witte- rung in unseren Gegenden fortdauert. Die Tempe- ratur liegt in Deutschland an der Küste bis zu. 6, im Binnenlande bis zu 9 Grad unter dem Mittel- werthe; stellenweise kamen Nachtfröfte vor. Zu Per- pignan eg e die Nachmittagstemperatur auf 27, in Ile d’Aix auf 33 Grad. Deutsche Seewarte.

E O L A Ae L T A A A n L A L Theater - Anzeigen,

Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern- haus. 115. Vorstellung. Die Afrikanerin. Oper în 5 Acten von G. Meyerbeer. Tert von E. Scribe, deutsch von F. Gumbert. Ballet von Paul Taglioni.

Anfang 7 Uhr.

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). 123. Vorstellung. Douna Diana. Lustspiel in 5 Aufzügen, nah dem Spanischen des Don Augustin Moreto, von West. In Scene geseßt vom Vber- Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Zum

Dienstag: Opernhaus. 117. Vorftellung. 250. Male: Die Zauberflöte. Oper in 2 Acten von W. A. Mozart. Text von Schikaneder. In Scene geseßt vom Ober-Negisseur Tetlaff. Dirigent : Kapell- meister Sucher. Anfang 7 Uhr.

Neues Theater (am Schiffbauerdamm 4/5). 124. Vorstellung. Vom landwirthschaftlichen Balle. Lustspiel in 1 Aufzug von Emil Pohl. In Scene geseßt vom Ober-NRegisseur Max Grube. Eingeschlofssen. Lustspiel in 1 Aufzug von Karl Niemann. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur E Grube. Die Schulreiterin. Lustspiel in 1 Aufzug von Emil Pohl. In Scene geseßt vom Ober-Regisseur Max Grube. Anfang 7 Uhr.

Opernhaus. Mittwoch: Lohengrin. ODonners- tag: Der Freishüß. Freitag: Bajazzi. Die Rebe. Sonnabend: Bastien und Bastienne. Cavalleria rusticana. Die Puppenfee. Sonntag: Der Ning des Nibelungen. Vorabend: Das Rheingold. Montag: Der Ring des Nibe- lungen. Erster Abend: Die Walküre.

Neues Theater. Mittwoch: Vasantasena. Don- nerstag: Vom landwirthschaftlichen Balle. Eingeschlofsen, Die Schulreiterin. Freitag: Vasautasena. Sonnabend: Neu einstudirt: Das Urbild des Tartüffe. Sonntag: Das Urbild des Tartüffe.

Deutsches Theater. Sonntag: Der Talis- man. Anfang 7 Uhr.

Montag: Der Talisman.

Dienstag: Zwei glückliche Tage.

Die nôchste Aufführung von „Der Pfarrer vou

] Kirchfeld““ findet am Donnerstag statt.

Berliner Theater. Sonntag: Nachmittags 2x Uhr: Hámlet. (Ludw. Barnay.) Abends 73 Uhr:

Vperette von Meilhac und Halévy. Deutsch von J. Hopp. Musik von Jacques Offenbach. Dirigent : Herr Kapellmeister E (Helena: Ilka von 34 Vorher: Zum 4. Male: Stupida.

perette in 1 Act von Richard Genée und F. Zell. Mufik von Alexander Neumann. Dirigent: rr Kapellmeister Federmann. (Pia: Jlka von Palmay.) Anfang 75 Uhr.

Montag: Vorleßte Gastvorstelung von Ilka von Palmay. Die schöne Helena (1. Act). Vorher: Stupida.

Residenz-Theater. Direction : Sigmund Lauten- burg. Sonntag: Neu einstudirt: Die Sirene. (La Flamboyante.) Ehwank in 3 Acten von Albin Valabrègue. In Scene geseßt von Sigmund Lauten- burg. Vorher: Nach zwei Jahren. in 1 Act von Almasi Tihamér. Deutsch von Josef Jarno. Anfang 7+ Uhr.

Montag: Dieselbe Vorstellung.

Kroll's Theater. Sonntag: Zum leßten Male: Cavalleria rusticana. Oper in 1- Act von Pietro Mascagni. (Santuzza: Gemma Bellin- cioni; Turiddu: NRoberto Stagno; Alfio: Demeterx

Lustspiel.

Montag und folgende Tage: Goldlotte. Der Sommer-Garten i} geöffnet.

Urania, Anstalt für volksthümlihe Naturkunde.

Am Landes - Ausf\tellungs - Park (Lehrter B : Geöffnet von Ee M P ( ehr er Bahnhof)

Concerte.

Concert-Haus, Leipzigerstraße 48. Sonntag, Anfang 6F Uhr: Karl Meyder-Concerxt.

Montag, Anfang 73 Uhr: Karl Meyder-Concert. Letter Beethoven-Abend..

Die bis zum 1. April ausgegebenen Abonnement- Billets behalten bis zum 14. Mai cr. Gültigkeit.

Familien-Nachrichten.

Verehelicht: Hr. Regierungs. - Rath Friedrich Zickermann mit Frl? Mary Rafter (Schwerin). Geboren: Eine Tochter: Hrn. Frhrn. Hans

von Erffa (Benéberg). Gestorben: Hr. Oberst z. D. Gustav. von Pode- wils aus dem

Der Freund des Fürsteu.

Popovici, als Gäste.) Vorher: Gute

Pantalon. Anfang 7 Uhr.

Bei günstiger Witterung: Vor, während und nach der Vorstellung Großes Concext im Sommer-

Garten. Anfang 43 Uhr. Montag: Undine. : Dienstag: Das Glöckchen des

Victoria-Theater. Belle - Allianceftraße 7/8.

Sonntag: Mit neuer Ausstattung: Tagen.

um die Welt in achtzig dern von Debillemont und ‘C. A. Raida.

‘Nachmittags 4 Uhr bei Concert im Garten. : Entrée 50

Tagen.

e ———

Ae mit Ballet in 5 von A. d’Ennery und Jules Verne. arrangirt vom Balletmeister C. Severini.

günstiger : S. Anstalt. Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32." Montag: Die Reise um die We:t in achtzig /

use Woihzel (Berlin). Hrn. Dr. med. von Arnim Tochter Irene (Berlin). Bre Luise von Drigalski (Wernigerode). Hr. astor Ferdinand Kirschftein (Barmen-Wuhper- feld). Fr. Adelheid von der Wense, geb. von Scchnehen (Hohenhonneÿ a. R.). Hr. Oberst Eremiteu a. D. Friedrich von Issendorff (Warstade). G Hr. Hauptmann «a. ‘D. Erich von der Osten (Berlin). Hr. Amtmann a. D. Frhr. Oscar von Steinaecker (Gugers am Rhein).

acht Herr

Die Neise Großes cten (15 Bil- Ballet Musik Ey E Anfang 7# Uhr. Verlag der Expedition (Scholz). Wilserung: Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags:

Redacteur: Dr. H. Klee, Director. Berlin:

Sieben Beilagen (einschließli Börsen-Beilage),

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Slaals-Anzeiger.

1 108,

Personalveränderungen.

Königlich Vreußische Armee.

Offiziere, Portepee-Fähnrihe x. Ernennungen, Beförderungen und Verseuzungen. Im activen Heere. Neapel, 30. April. Croll, Hauptm. vom Großen Generalstabe, zum Generalstabe des Gouvernements von Mey verseßt. Kühne, früherer Unteroff. der Haupt-Cadettenanstalt, in der Armee und zwar als Port. Fähnr. bei dem Drag. Negt. Freiherr von Manteuffel (Rhein.) Nr. 5 angestellt. agen, Im activen Heere. Rom, 26. April. Philipp, Sec. Lt. vom Inf. Negt. Herzog Ferdinand von Braunschweig (8. Westfäl.) Nr. 57, der Abschied ertheilt.

Néapel, 30. April. Ahlemann, Pr. Lt. vom: 7. Bad. Inf. Negt. Nr. 142, commandirt zur Dienstleistung bei der Militär-Intend., behufs Verwendung im Intendanturdienste ausgeschieden und zu den Nes. Offizieren des 6, Bad. Inf. Regts. Kaiser Friedri III. Nr. 114 übergetreten. Halliers\ch I., Sec. Lt. vom Inf. Negt. Vogel von Falckenstein (7. Westfäl.) Nr. 56, scheidet behufs Uebertritts zur Schußtruppe für Deutsh-Ostafrika mit dem 2. Mai d. I. aus dem Heere aus.

X11. (Königlich Sächsisches) Armec-Corps.

Offiziere, Portepee-Fähnriche x. Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Im activen Heere. 26. April. v. Unrug, Pr. Lt. vom 1. Ulan. egt, Nr. 17 Kaiser Franz Joseph von Oesterreih König von Ungarn, unter Beförderung zum Rittm. und Escadr. Chef, in das Carab. Regt., v. Arnim, Pr. Lt. vom Garde-Reiter-Negt., mit der Erlaubniß zum Forttragen seiner bisherigen Uniform in das 1. Ulan. Negt. Nr. 17 Kaiser Franz Joseph von Oesterreich König von Ungarn, verseßt. Wi cke, Ünteroff. vom 5. Inf. Regt. Prinz Friedrih August Nr. 104, zum Port. Fähnr. ernannt. - :

Abschiedsbewilligungen. Jm activen Heere. 22. April. Wehmeyer, Port. Fähnr. vom 4. Inf. Regt. Nr. 103, zur Res. beurlaubt unter gleihzeitiger Ueberführung desselben in die Reihe der Einjährig-Freiwilligen.

2%. April. Arnold, Rittm. und Escadr. Chef vom Carab. Regt., in Genehmigung seines Abschiedsgesuhes mit Pension und der Grlaubniß zum Forttragen der bisherigen Uniform mit den vor- geschriebenen Abzeichen zur Visp. gestellt. E

Sm Sanitäts - Corps. 26. April. Dr. Börner, Assist. Arzt 1. Kl. der Res. vom Landw. Bezirk Leipzig, die erbetene Ent- lassung aus allen Militärverhältnissen bewilligt. Beamte der Militär-Verwaltung. i

Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. 21. April. Lange, Corps-Noßarzt, Rößler, Zahlmstr. vom 1. Bat. des 10. Inf. Negts. Nr. 134, auf ihren Antrag zum 1. August 1893 mit Pension in den Nuhestand verseßt. :

2%. April. Gerber, Ober-Roßarzt vom 1. Ulan. Regt. Nr. 17 Kaiser Franz Joseph von Oesterreih König von Ungarn, anläßlich seiner Verseßung in den Nuhestand mit Pension, der Charakter als Corps-Roßarzt verliehen. Strödel, Barth, Kanzleidiätarien, zu Bureaudiätarien in der Intend. der Armee er- nannt. Meinhold, Goldstein, Militäranwärter, als Kanzlei- diätarien unterm 1. Mai 1893 im Kriegs-Ministerium bezw. in der öIndent. der Armee angestellt.

Kaiserliche Marine.

Offiziere 2. Ernennungen, Beförderungen, Ver- feßungen x. Neapel, 30. April. Schad, Capitän-Lt., unter Belassung in dem Commando zur Dienstleistung beim Neichs-Marine- amt, von der Stellung als Mitglied der Art. Prüfungs-Commission entbunden. Gerdes, Capitän-Lt., Mitglied der Art. Prüfungs-Com- mission, unter Belassung in dieser Stellung, zur Dienstleistung beim

Reichs-Marineamt commandirt. E Im Sanitäts-Corps. An Bord des italienischen Paniers ¡Levanto 28 At Dre Bruno, Dry. Schmidt, Marine-Stabsärzte, zu Marine-Ober-Stabsärzten 2 Nl, De Nteblet, Dr Stier, Dr Deatibton, Marine- Assist. Nerzte 2. Kl., zu Marine-Assist. Aerzten 1. Kl., sämmtlih unter Bor- behalt der Patentirung, befördert. Dr. Groppe, Marine-Ober- Stabsarzt 2 Kl., ein Patent seiner Charge erhalten. Dr. Nocht, Marine-Stabsarzt, als halbinvalide mit Pension ausgeschieden und zu den Sanitäts-Offizieren der Seewehr 2. Aufgebots übergetreten. Schußtruppe für Deutsch - Ostafrika. Rom, 27. April. Dr. Widenmann, Assist. Arzt 1. Kl. a. D., zum Stabsarzt a. D. befördert. Dem Chargen-Avancement desselben ist ein Patent vom 29. März 1893 zu Grunde gelegt. Karlsruhe, 2. Mai. Dr. Mankiewiß, Assist. Arzt 1. Kl. a. D., bisher vom Königl. Bayer. 5. Chev. Regt. Erzherzog Seid ven Oesterreich, mit dem 3. Mai d. J. der Schußtruppe für Deutsch- Ostafrika zugetheilt. i L Karlsruhe, 3. Mai. Hallier\ch, Sec. Lt. a. D., bisher vom Inf. Regt. Vogel von Falckenstein (7. Westfäl.) Nr. 56, mit dem 3. Mai d. J. der Schußtruppe für Deutsh-Ostafrika zugetheilt.

Deutscher Reichstag. 90. Sißung vom Freitag, 5. Mai, 12 Uhr.

Die zweite Berathung der Militär-Vorlage wird fortgeseßt.

Ueber die Reden der Abgg. Freiherr von Manteuffel und Dr. Lieber, die zunächst das Wort hatten, is bereits in der Nummer vom Freitag berichtet worden. Darauf nimmt das Wort der

Reichskanzler Graf von Caprivi:

Der Herr Abg. Dr. Lieber hat seine Rede mit der Andeutung begonnen, ih hätte, indem ih den Antrag des Herrn Grafen Preysing (Straubing) als den früheren des Herrn Abg. Dr. Lieber bezeichnete, damit bösen Willen gegen den Herrn Abg. Dr. Lieber documentiren wollen. Ich will dem Herrn Dr. Lieber die Sache ehrlich aus- einanderseßen. Ich habe gegen ihn keinen bösen Willen dabei gehabt, aber guten gegen den Herrn Grafen Preysing; denn es that mir leid, daß der Name des Herrn Grafen von Preysing jeßt auf dem Antrage \tand. (Unruhe und Widerspruch im Centrum.)

Der Herr Abgeordnete is dann übergegangen auf meine Stellung zum Centrum und zu den Katholiken. Er hat gesagt, wie ih ins Amt gekommen wäre, hätte man glauben können, der Kampf solle beoudet sein. Ich habe von Haus aus den Gesichtspunkt festgehalten, daß ‘die Regierung ein Interesse, eine Pflicht habe, ihren katholischen Mitbüvgern nicht allein zu ermöglichen, daß fie in Frieden ihres Glaubens leben, sondern aud), daß sie mit Behagen im Deutschen Reich, ink preußischen Staat existiren könnten. Dieselbe Ansicht habe ih noch heute. Ich halte sie auh aufrecht, wenn ich dur die Ver-

Berlin, Sonnabend, den 6. Mai

hältnisse genöthigt bin, in Kampf mit dem Herrn Abg. Dr. Lieber zu gerathen; denn der Herr Abg. Dr. Lieber ist weder die katholische Kirche, noch is er das ganze Centrum. (Sehr richtig! rets.)

Ich richte meine Angriffe niht gegen das Centrum, f\ondern ih rihte sie gegen die Person des Herrn Abg. Dr. Lieber, gegen den Antrag, der früher seinen Namen getragen hat und jeßt den Namen des Herrn Abg. Grafen Preysing trägt.

Der Herr Abg. Lieber hat meine Behauptung zurückgewiesen, daß eine Rede, die er in Aschaffenburg gehalten habe, den Patriotis- mus vermissen ließe. Der Herr Abgeordnete hat die Authenticität meiner Quelle in Abrede gestellt. Meine Quelle is eine eigens gedruckte Beilage des „Beobachter am Main“, Aschaffen- burg, Freitag, den 7. April. Groß mit der Ueberschrift «Rede des Herrn Reichstags - Abgeordneten Dr. Lieber von Kamberg, gehalten in der Versammlung der Centrumswähler zu Aschaffenburg, Ostermontag im katholishen Vereinshause.“ Das ift eigens besonders gedruckt; es ist niht ein Zeitungsreporter, der das gemacht hat, sondern es ist das unterliegt keinem Zweifel eine sorgfältige, wahrscheinlih \tenographische Wiedergabe der Rede; denn jedes Bravo und jedes Gelächter wird auch sforgfältig wiedergegeben. Weun nun aber der Herr Abgeordnete sich nicht erinnert, diese Worte gesprohen zu haben, fo glaubte ih, er hätte seit dem 7. April hin- reihend Zeit gehabt, um die Dinge richtig zu stellen. Er giebt ja heute felbst zu, daß die Aeußerung, wie ih sie citirt habe, eben nicht gerade ein Kennzeihen von Patriotismus is. Nun will er die Aeußerung heute richtig stellen, und was macht er? Er seßt bei zwei Adjectiven den Comparativ statt des Positiv ein. Erlauben Sie mir, noch einmal diesen Passus vorzulesen :

Lassen Sie mich es einmal aussprechen, meine Freunde: selbst wenn alle Forderungen der verbündeten Regierungen in dieser Militärvorlage politisch und militärisch berechtigt und voll be- gründet wären,

Herr Lieber sagt heute: berehtigt erx und voller begründet wären

fo ist meiner Meinung nah der Fortbestand eiuer Partei wie das Centrum s\o, wie es jeßt ist, für das Deutsche Reih immer noch wichtiger als die Berechtigung der Militärvorlage.

Nun frage ich: dadurch, daß der Comparativ eingeseßt wird, was wird anders? Es bleibt nah wie vor die Behauptung bestehen: die Militärvorlage mag noch fo berechtigt sein, also mit anderen Worten : die Gefahr, in der Deutschland {chwebt, mag noch fo groß sein denn das ist das Motiv zur Militärvorlage —, fo stellt der Abg. Lieber doch dieses patriotische Motiv gegen sein Fractionsmotiv zurü. (Sehr richtig ! rets.)

Ich bin nicht im stande, auch nah dieser Version dem Passus der Nede eine andere Deutung zu geben, als ih sie ihm vorher ge- geben habe, und ih glaube auch nicht, daß akrobatishe Kunst dazu gehört, um diese Deutung herauszulesen. Ich fordere das hohe Haus auf, jeden einzelnen, zu sagen, was steht in diefen Säßen darin? Jch glaube, Sie werden alle mit mir übereinstimmen : es mag ja der Abg. Lieber im übrigen ein sehr patriotisher Mann sein, aber in diesem Satz ist ihm auf alle Fälle etwas entschlüpft, was nicht patriotisch ist. (Sehr wahr! rechts.) Daß das Centrum eine Partei sein kann, die für das Neich von hohem Werth ift, bestreite ih garniht. Das Centrum kann STdeale verfolgen und hat Ideale verfolgt. Es kann Ideale verfolgen, die uns im Kampfe gegen die Socialdemokratie werthvoll sind. Es ist in mir in der leßten Zeit nur die Frage entstanden: verfolgt es diese Ziele auch noch in derselben Weise oder treten an Stelle der religiös-kirhlihen Motive in neuerer Zeit mehr demokratishe Motive? (Sehr gut! rechts. Heiterkeit.) Jch glaube, daß das der Fall ist, und wenn es der Fall ist, so würde das für mich den Werth des Centrums herabseßen. (Sehr wahr! rets.)

Nun i} der Herr Abgeordnete auf die Militärvorlage und die Weise, wie sie von den Vertretern der verbündeten Regierungen im Reichstag vertreten worden ist, übergegangen und hat uns eine Menge Vorwürfe gemacht, die alle so wenig neu sind, daß ih es nicht für nöthig halten würde, sie zu widerlegen, wenn ih nicht der Stellung wegen, die der Herr Abgeordnete einnimmt, es für wünschenswerth hielte, noch ein paar Worte zu sagen. Wir hätten keine zwingenden Gründe vorgeführt, wir hätten überhaupt keine neuen Gründe gebraht, wir hätten nur alle die alten Dinge vorgebracht, die bei jeder Militärvorlage wiederkehrten. Darin liegt etwas Wahres: ausgenommen die Zahlen, werden die Motive allemal die- selben sein, wenn die Reichsregierung in der Nothwendigkeit ist, mit einer militärishen Forderung an den Reichstag heranzutreten. (Sehr rihtig ! rechts.) Ich bin völlig außer stande, mir andere Motive zu construiren, ich müßte denn auf den Boden des Gegners des Militarismus treten und mir etwa einbilden, die verbündeten Re- gierungen forderten Opfer zu ihrem Vergnügen. Jst das nicht der Fall, so werden Militärvorlagen immer nur mit dem Hinweis auf die Anforderungen eines Zukunftskrieges begründet werden können, und es wird immer die Pflicht der verbündeten Regierungen fein, nachzuweisen, daß dieser Krieg im Bereih der Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit liegt. Das ist in den Commissionsverhandlungen geschehen.

Nun sagte Herr Dr. Lieber, unseren Gründen fehlte die Beweis- kraft, denn einestheils gingen sie zu weit, bewiesen zu viel, anderntheils bewiesen sie zu wenig. Sollte da nicht der Schluß nahe liegen, daß wir uns mit unseren Forderungen auf der- jenigen Diagonale zu halten gesucht haben, die das Nothwendige mit dem Möglichen in Einklang zu bringen bestrebt ift ?

Und nun kommt noch ein Haupteinwand, der dur die Frage zum Ausdruck gebracht wird: Kann man denn bei der Annahme der Vorlage garantiren, daß die Russen niht nah Berlin kommen ? (Heiterkeit.) Also der Abg. Lieber verlangt von uns eine folche Garantie. Wenn nun militärishe Unkenntniß in wenigen Worten in krasser Weise dargestellt werden könnte, so wäre es hier geschehen. (Sehr richtig! rechts und links.) Jch habe noch keinen Soldaten gesehen, der, wenn er in ein Gefecht geht, eine Garantie für den Aus-

1893.

gang übernehmen kann; er fann fie niht übernehmenn, wenn er der Stärkere wäre, und er kann sie gewiß niht übernehmen, wenn er der Schwächere ist. (Sehr richtig! rechts.)

Es ist dann zu meinem aufrichtigen Bedauern der Glaube des Herrn Abgeordneten an die Autorität der Militärverwaltung erschüttert worden, weil sie im Laufe der Jahre immer neue Forderungen macht. Ja, das kommt wieder darduf ‘heraus, wie wenn wir die Forderungen zu unserem Vergnügen machten. Im Laufe der Jahre haben sich eben die Verhältnisse bei unseren Nachbarn geändert, und wir find im Laufe der Jahre gezwungen worden, \chrittweise zu folgen. Jch habe hon bei der ersten Lesung hier auseinandergeseßt, wie zögernd, wie langsam, wie ungern man das gethan hat, wie man zu Aushilfsmitteln gegriffen, wie z. B. zu der Wiedershöpfung des zweiten Aufgebots. Wie follen wir anders handeln? Wir haben doch kein anderes Mittel, als die Forderungen der Aufgabe anzupassen; steigt die Auf- gabe, so müssen auch die Forderungen steigen.

Dann habe ih, wie der Abgeordnete meint, meine Autorität da- durch geschädigt, daß ih in der Commission die Forderungen bis auf den leßten Mann vertheidigt hätte. Ja gewiß, ih habe die Negie- rungsforderungen mit allen meinen Kräften vertheidigt, ih habe aber niemals behauptet, daß es niht möglich wäre, \chließlich, wenn es \ih um andere größere Ziele handelt, um die innere Ruhe unseres Vaterlandes, daß dann nicht hier und da sich ein Punkt finden würde, wo man nachlassen könnte; ich habe als folchen Punkt, das will ih anführen von Haus aus, so \{chmerzlich ich sie aufgebe, die Cavallerie- vermehrung angesehen; ih habe den Antrag Lieber, den Antrag Richter, den Antrag Bennigsen bekämpft, ih habe erklärt, diese An- träge alle find unannehmbar, weil bei der Annahme dieser Anträge der Zwek der Vorlage verfehlt würde. Nun is mir auch nicht un“ bekannt, daß Ersparniß eine \{chóne Sache ist ; aber wenn die Er- sparniß so weit geht, daß der Zweck der Ausgabe in Frage gestellt wird, dann wird sie zur Vershwendung. (Sehr richtig! rechts.) Nicht allein zu mir, sondern zu der ganzen Militärverwaltung ist das Vertrauen des Herrn Abgeordneten erschüttert, und das erfüllt mih mit Betrübniß; aber ich muß sagen, ih fürchte, wir werden es niht wiedergewinnen, denn immer wird die Militärverwaltung die Ver=- pflihtung haben, ebenso zu handeln, wie sie diesmal gehandelt hat; erkennt sie an, daß das Vaterland in Gefahr ist, so ist es ihre Pflicht, die Mittel vorzuschlagen, um der Gefahr vorzubeugen.

Der Abgeordnete meint, die Aeußerung, die ih gethan hätte, daß die Ehre, das Dasein und die Zukunft Deutschlands gefährdet wären, wäre eine arge Uebertreibung. Ja, wir haben uns nun sechs Monate bemüht, dem Herrn Abgeordneten das zu beweisen, indem wir, von der politischen Lage ausgehend, auf die. militärishe kamen, unsere eigenen Zustände schilderten, und den Nachweis zu führen, daß wir niht mehr in dem Grade von Sicherheit leben, der zur Aufrechterhaltung der Stellung gehört, die wir bisher gehabt haben; wir würden aber glauben, daß unsere Ehre, unser Dasein und unsere Zukunft gefährdet ist, wenn wir diese Stellung verlieren. Der Herr Abgeordnete glaubt uns das nicht, ich kann ihn niht dazu zwingen; aber er kann nicht behaupten, daß, wenn wir aus vollster Ueberzeugung erklären, und ih wiederhole das noch einmal daß die Ehre, das Dasein, die Zukunft Deutschlands gefährdet ist, daß wir dann übertreiben. Dazu hat der Herr Abgeordnete niht im mindesten eine Berechtigung. (Sehr wahr! rets.)

Er kommt dann auf den Unterschied zwishen Preußen und Deutschland und sagt, wir wollten das deutshe Volk zum preußischen Militarismus erziehen ; darauf ginge mein Bestreben aus. Ja, da muß er mich ganz mißverstanden haben. Ich habe mich ja bemüht, nachzuweisen, daß ein Militarismus überhaupt nicht existirt. (Heiter- keit.) Wie kann ich denn das deutsche Volk zum Militarismus er- ziehen wollen; .das ist ein Gedanke, der mir garnicht kommen kann, weil die Vorausseßung fehlt.

Was er nun über die Dekungéfrage gesagt hat, fo sind das die hon oft gesagten Dinge; er findet die Lage unerträglich, die ver- bündeten Regierungen finden fie niht unerträglih; und wenn wir uns noch sechs Monate darüber unterhielten, würde die Sache genau noch die nämliche sein. Jch darf mir wohl versagen, genauer darauf ein- zugehen. :

Endlich macht er mir den Vorwurf, ih hätte leider Gottes auh für das Ausland verständlich unsere S{wäche dargelegt. Will der Herr Abgeordnete die Güte haben, mir zu sagen, wie ich eine Militär- vorlage vertreten soll und wie alle Militärvorlagen sonst hätten ver- treten werden follen, wenn man niht die Schwäche Deutschlands darlegte ?

In Rußland kann ein Kriegs-Minister, ein leitender Staatsmann die Armee still vermehren, in Staaten mit parlamentarischen Insti- tutionen ist das nicht mögli; wir müssen eben die gesetzgebenden Körperschaften davon überzeugen, daß wir Geld brauen. Wenn wir Sie davon überzeugen wollen, so können wir nicht anders handeln, als daß wir ließli unsere Shwäche darlegen. Ich glaube, wir haben das behutsam, vorsihtig gethan; wir sind nur allmählich in der einen oder anderen Beziehung etwas weiter gedrängt worden, weil man eben in unsere Versicherungen keinen Glauben feßen wollte. Man verlangte Beweise von uns; wir haben sie gegeben, foweit sie gebbar sind. Vieles ist in \solchen Dingen eben nit zu beweisen; man ist immer auf den Glauben an Autoritäten angewiesen. Und wenn ih in Zus kunft nohmals die Ehre haben sollte, eine Militärvorlage dem Hause gegenüber zu vertreten, was ich nicht wünschen will, fo würde ih den Herrn Vorredner rathen, etwas mehr den Autoritäten zu vertrauen, dann brauchen keine Geheimnisse vor dem Auslande ausgekramt zu werden.

Ich möchte in dieser Beziehung, obgleich ich nur ungern auf das Ausland exemplificire, auf den Gebrau, wie er in der französischen Kammer üblich ist, hinweisen. Auch iîn anderer Beziehung möchte ih den Gebrauch anderer Parlamente seiner Berücksichtigung empfehlen : das ist in Bezug auf die Behauptung, die er aufstellte: wir hätten viel klüger gethan, erst die Deckungsfrage zu regeln. Jun anderer