1893 / 121 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 23 May 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Abwesenheit dem Legations-Secretär Grafen von Pückler übergeben. |

Der Königliche Gesandte in Darmstadt Freiherr von Pless Én hat inen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub an- getreten. B

Der Königlich sächsische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe Graf von Hohenthal und Bergen hat Berlin mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt der Legations-Secretär Graf Vitßthum von Ecstädt als Geschäftsträger.

Der Wirkliche Geheime Ober - Regierungs - Rath Dr. Schneider im Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten ist aus der Provinz Schleswig- Holstein zurückgekehrt. |

Der Premier-Lieutenant der Reserve Ahlemann ist unter G zu der Corps-Jntendantur des I. Armee-Corps zum etatsmäßigen Militär - Jntendantur - Assessor ernannt worden.

S. M. Fahrzeug „Loreley“, Commandant Capitän- Sanant Lo A 17. Mai in Caiffa_ eingetroffen und beabsichtigt heute, am 23., nah Beirut in See zu gehen.

S. M. Kanonenboot „Hyäne“, Commandant Capitän- Lieutenant Walther, ist am 18. Mai in San Paolo de Loanda angekommen und den 20. d. M. nach Kapstadt in See ge-

angen. E i N S M. Kanonenboot „ZJltis“, Commandant Corvetten-

Capitän Graf von Baudissin, ist am 19. Mai in Shanghai eingetroffen.

Baden.

Am Sonnabend traf, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, Jhre Königliche Hoheit die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen in Karlsruhe ein und wurde von den erlauhten Eltern, Jhren Königlihen Hoheiten dem Groß- herzog und der Großherzogin, auf dem Bahnhofe empfangen.

Hessen. . Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist am Sonnabend aus Wien in erwünshtem Wohlsein nah Darm- stadt zurückgekehrt.

Braunschweig. O Schloß Blankenburg a. Harz, 20. Mai. Jhre König- lichen S beiten Die Pz Srtedri Heinri Und Joachim Albrecht von Preußen sind heute Abend 10 Uhr 18 Minuten von Berlin hier eingetroffen.

Elsaß-Lothringen.

Das „Gesepblatt für Elsaß-Lothringen“ ver- öffentlicht in u he 18. d. M. ausgegebenen Nr. 14 ‘das Geseh, betreffend die Gewerbesteuer-Einschäßung, sowie Verordnungen, betreffend die Gebührenfreiheit der Preußischen Renten-Versicherungs-Anstalt und betreffend die Bildung einer Kammer für Handelssachen beim Landgericht zu Meß.

Oesterreich-Ungarn.

Die Landtage von S und Galizien ind am 20. d. M. geschlossen worden. e E Die hon im e viel erörterte, auf den Pfingst- sonntag festaeseßte Enthüllung des Honved- Denkmals r - BUbapes ift “nah dem Berihht_ des „W: T- D. ohne jeden Zwischenfall programmgemäß verlaufen, Zahle reihe Deputationen, darunter die des Unterhauses unter Führung des Präsidenten Bansfy, sowie viele Honveds vom Jahre 1848 nahmen an der Feierlichkeit theil, zu der auch eine große Zuschauermenge herbeigeströmt war. Unter den vielen, an dem Denkmal niedergelegten Kränzen befand sih auch ein solcher des Unterhauses. Nach den Festreden wurden begeisterte Eljenrufe auf den König ausgebracht. Siebzehn Mitglieder der Unabhängigkeits- partei, Anhänger des bisherigen Präsidenten Eoetvoes, haben ihren Austritt aus der Partei angezeigt.

Großbritannien und Frland. :

Bestern Nachmittag fand im Hydepark zu London eine ois Au bd bia M Gunsten der Homerule-Bill statt, als Erwiderung auf die von den Delegirten der Graf- chaft Ulster am 22.- April in dex "20000 Ver veranstaltete Demonstration gegen die Bill. Etwa 50 000 Personen, zumeist Kleinbürger, zogen in Procession mit Fahnen und Musik den Themsequai entlang nah dem Hydepark; hier waren dreizehn Tribünen errichtet, auf denen irländische Deputirte, Mit- glieder der Grafschaftsräthe und Arbeiterführer Reden hielten. Es wurde eine Resolution angenommen, die alle Theil- nehmer der Procession auffordert, Gladstone in der Durchführung des Werks, dem Streit zwischen den Völkern Englands und Jrlands ein Ziel zu seßen, zu unterstüßen. Die Resolution tadelt ferner die Obstruction der Conservativen und nimmt für den Fall, daß diese Obstruction durch das Oberhaus fortgeführt werden sollte, mit Befriedigung Act von einem zwischen der Macht des Volkes und der Kammer der erblichen Geseßgeber entstehenden Conflict. Die Versammlung ging \hließlich in vollklommener Ordnung auseinander.

Aus dem soeben erschienenen vorläufigen officiellen Jahres- beriht über die britishe Armee geht, der „All j ain zufolge, hervor, daß deren Gesammtstärke im Jahre 189 213 540 Personen betrug. Am 1. Januar 1893 bestand das Heer aus 217 718 Personen. Jm Bier 1892 traten 41 663 Rekruten in das Heer: die höchste Ziffer seit dem Krimkriege. Von den Rekruten waren 12 690 über 5 Fuß 7 Zoll groß. Jn demselben Jahre desertirten 4962 Soldaten; von diesen stellten sih 1944 wieder ein. Unter den Soldaten, welche im Lande blieben, wurden im Jahre 1892 3845 wegen Trunken- heit bestraft, d. h. 38 auf Tausend; 6794 wurden vor das Kriegsgericht gestellt; 119 Gefangene wurden freigesprochen.

Frankreich. G Da

Das Befinden des Präsidenten Carnot ijt in fort dauernder D ering begriffen und seine Genesung war bereits am Sonnabend soweit fortgeschritten, daß er einem Minister- rath präfidiren konnte. Am Sonnabend Nachmittag empfing

der Präsident den General Dodds und beglückwünschte N per A G seinen militärishen Erfolgen in Dahomey. Zu dem Empfange war der General in Civilkleidung erschienen.

Der A R Dupuy traf am Sonntag Vor- mittag in Begleitung des Marine-Ministers Rieunier und des Unter-Staatssecretärs der Colonien Delcassé zur .Theil- nahme an einem Turnerfest in Toulouse ein und wurde von der Bevölkerung lebhaft begrüßt. Jedoch wurden bei der Begrüßung auch vereinzelte Hochrufe „auf den Deputirten Baudin, dessen gerichtlihe Verfolgung die Kammer zuzulassen beschlossen hat (f. u.) hörbar. Bei dem Empfange auf der Präfectur erwiderte der A S S auf die Beglückwünshung des spanishen Kon})uls, Frankreich wünsche lebhaft, mit allen Nationen in guten Beziehungen zu leben Bel dem Festmahl, weldes. die Munt- cipalital Um zU Ehren veranstaltete, brachte der Maire einen Toast auf den Minister-Präsidenten aus, auf den dieser in längerer Rede antwortete und darin für die Einigkeit als Grundlage einer patriotischen Politik eintrat. Auf dem Felde des Wahlkampfs, bemerkte der Minister-Präsident weiter, werde die Republik unterscheiden zwischen den- jenigen, welche sie angegriffen, und den anderen, die ihr jederzeit gedient hätten. Jeder Franzose wolle heute Republikaner sein; das sei, wie von mancher Seite ver- sichert werde, auf die Rathschläge des Papstes zurückzuführen. Diese Rathschläge, die in Rom aus dem erhabenen Gedanken der Herbeiführung eines friedlihen und versöhnlichen Zu- sammenlebens entsprungen seien, hätten eine überzeugende Gewalt, die niemand verkenne. Aber das komme hier nicht in Frage. Die Monarchisten müßten sich ohne Vorbehalt der Republik anschließen. Sein Programm sei eine Arbeitergeseß- gebung, welche die Beziehungen zwischen Kapital und Arbeit regeln solle, Steuerreformen, die eine Vertheilung der Steuer- lasten nah der Leistungsfähigkeit bezweckten, und endlich ein Gesct, welches die Beziehungen zwischen bürgerlichen und kirch- lichen Gesellschaften regele. Dieses Programm werde er bei den nächsten Wahlen als Candidat proclamiren, und er empfehle allen Republikanern, es zu dem ihrigen zu machen. Dupuy e mit der Aufforderung, an_ dem Cabinet, welches unter }o schwierigen Verhältnissen die Zügel der Negierung ergriffen habe, an der Zukunft des Vaterlandes nicht zu verzweifeln. Wie dem Bericht des „Wolffschen Bureaus“ hinzugefügt wird, folgte der Rede lebhafter Beifall. Heute ist der Minister-Präsident Dupuy von Toulouse wieder nah Paris zurückgekehrt. / e e eia Minister hat dem in Verdun garniso- nirenden ersten Jäger-Bataillon den Befehl ertheilt, bei der demnächst stattfindenden Exhumirung der bei Saint- Privat gefallenen, in Saint-Ail begrabenen deutschen Soldaten die militärishen Ehren zu leisten. Bei der Cere- monie werden auch die Spizen des VI. Armee-Corps ver- treten sein. : 1

Der Botschafts-Rath Crozier ist zum Residenten in Luxemburg ernannt worden. L

Jn der Sißung der Deputirtenkammer am Sonn- abend wurde auf Antrag des Minister-Präsidenten Dupuy Und troy des lebhaften Einspruhs Baudry d’'Asson’s (Rechte), der Dupuy heftig angriff, beschlossen, sofort den Antrag auf Genehmigung zur gerichtlichen Verfolgung des Ab- geordneten Baudin zu/ berathen. Der Justiz - Minister bosürwortete den Antrag und erklärte, es handele sich nur darum, zu prüfen, ob der Antrag nicht einen willkürlichen Charakter trage. Mehrere Redner sprachen si gegen die gerichtliche Verfolgung aus, da sie einen politischen C arakter habe. Die Kammer ertheilte schließliÞh mit 276 gegen 194 Stimmen die Genehmigung zur gerichtlichen Verfolgung Baudin's. Die nächste Sißung soll am Donnerstag |statt- finden. Der Deputirte Baudry d’Asson hatte die Absicht, dem Minister-Präsidenten seine Zeugen zu schicken ; da diese ihn aber darauf aufmerksam machten, daß er selbst den Minister-Präsidenten auf das heftigste angegriffen habe und sie dem ihnen gewordenen Auftrage nicht nahkommen könnten, nahm Baudry d'Affson, wie „W. T. B“ weiter meldet, die ‘orderung zurü. j , E des General-Gouverneurs von Jndo-China de Lanessan aus Hanoi bestätigt, daß die Stellung der französischen Truppen auf der Jnsel Khone blokirt werde, aber ohne Erfolg angegriffen worden sei. Von den Offizieren sei niemand gefallen; dagegen sci der Commandant der fran- zösischen Truppen, Capitän Thoreux, in der Nähe von Khone gefangen genommen worden, „werde aber respectvoll behandelt. Eine Oa ri in Stung-Tring angekommen,

ständige Ruhe herrsche. / 1

a Nat a Meldung 4 „Reutershen Bureaus“ aus Tripolis vom 21. d. M. haben die dortigen Localbehörden dem französishen Konsul Genugthuung gegeben für die seiner Familie während einer Spazierfahrt von einer Schaar Eingeborener zugefügten Beleidigungen. (Vgl. Nr. 117 d. Bl.) Der türkische Offizier, der zu Gunsten des Haupt- rädelsführers eingetreten war, sowie einige Eingeborene wurden festgenommen; der Zwischenfall ist damit beigelegt.

Rußland.

er Kaiser und die Kaiserin sind, wie „W. D D v mit der Kaiserlichen Faznilie am 20.0. V0, Bons um 10 Uhr, von Livadia nah Jalta und von dort in ae gleitung der Flotte des Schwarzen Meeres nah Sebastopo ab evdilt, wo der Kaiser 4 a über das versammelte

p r eine Flottenschau abhielt. / E Mo. d. M. wurde, wie aus St. Petersburg mit- getheilt wird, das Geseg amtlich veröffentlicht, welches die körperliche O O N Frauen, die zur Depor-

io urtheilt sind, abschafft. e i E Laa Blätter veröffentlihen einen von dem General-Gouverneur von Warschau im Namen der dortigen orthodoxen Russen unterzeichneten Au fr uf 4 Einsendung von Spenden zum Bau einer Kathedralkirhe in Warschau, welche staatliche Bedeutung haben soll. Die Sammlung von Gaben für diesen Bau findet mit Genehmigung des Kaisers im ganzen Reich statt.

Minister-

Jtalien.

as italienishe Cabinet hat am 20. d. M. Vor- iat wie in der Sonnabendnummer d. Bl. unter den leßten Depeschen gemeldet wurde, wegen der Ablehnung des Justiz-Budgets seine Entlassung gegeben. Der Minister- Präsident Giolitti machte davon in der Deputirten- Lammex noch - an demselben Tage Anzeige und theilte mit, daß der König sich weitere Entschließungen vorbehalten habe.

vorläufig im Amt bleiben. Giolitti bat die Kammer sodann, im Es des ungestörten Fortganges der Verwaltungsgeschäfte die Berathung dec einzelnen Budgets fortzusegen und deren Bewilligung lediglich als administrative Maßnahme zu be-. traten. Dieser Antrag wurde nah kurzer Debatte, an welcher sih die Deputirten Branca, Sonnino und Rudini be- theiligten, mit sehr großer Mehrheit genehmigt. Der Senat beshloß auf Verlangen Giolitti’s, die Berathung der auf der Tagesordnung stehenden Gegenstände zu suspendiren.

Wie die „Jtalie“ wissen will, hätte Giolitti die Absicht zu erkennen gegeben, seine Demission ‘auch für den Fall auf- recht zu erhalten, daß der König ihn mit der Bil- dung eines neuen Cabinets beauftragen sollte. Za- nardelli, den Giolitti als seinen Nachfolger bezeichnet habe, solle sih geweigert haben, im gegenwärtigen Augenbli die Verantwortlichkeit der Regierung zu übernehmen. Der König conferirte am Sonnabend Nachmittag zuerst mit dem Präsidenten des Senats und hierauf mit dem Präsidenten der Kammer. Der „Tribuna“ zufolge erklärte der Senats- Präsident dem König, seiner Ansicht nah wäre die geeignete Lösung der Ministerkrisis cine Reconstruction des Cabinets Giolitti. Am Sonntag hatte der König mit den Senatoren Perani und Sarucco und gestern mit dem Minister Brin eine Besprehung. Nach den gestrigen Meldungen des „W. T. B.“ aus Rom gilt dort die Lösung der Ministerkrisis als nahe bevorstchend. Man versichere, alle zurückgetretenen Minister außer dem Justiz - Minister Bonacci würden auf ihren bisherigen Posten verbleiben ; neu ernannt werden würden nur ein Nachfolger Bonacci’'s im Juztiz-Ministerium und ein definitiver Jnhaber des Finanz-Ministeriums, welches bisher interimistish von dem Schay-Minister Grimaldi verwaltet wurde. „Diritto“, „Jtalie“ und „Opinione“ nennen für das Portefeuille des Justiz-Ministeriums die Senatoren Eula oder Canonico, für das Finanz-Ministerium den Senator Gagliardi.

Ueber die Verhandlungen der Deputirtenkammer in der Sizung vom Sonnabend, in welcher das Budget des Ministeriums des Auswärtigen zur Berathung stand, wird dem „W. T. B.“ aus Rom noch Folgendes gemeldet: Während der Sißung ergriff der Minister des Auswärtigen Brin den Angriffen des Deputirten Barzilai _auf den Dreibund gegenüber wiederholt das Wort, _um festzustellen, daß, wenn auch die gegenwärtige Lage der Kammer und des Ministeriums für eine Aeußerung über die auswärtige Politik nicht günstig sci, es doch niht weniger wahr sei, daß die äußere Politik des bisherigen Cabinets, nahdem dieselbe Politik von den früheren Cabineten befolgt worden sei, auch heute noch diejenige bilde, welcher die Mehrheit der Kammer zustimme. Der Minister fügte hinzu, daß das von Barzilai entwickelte Programm, welches den Bruch mit aller Welt be- deute, die beste Vertheidigungsrede zu Gunsten des Dreibundes sei, die man halten könne. Jedermann, mit Ausnahme von Barzilai, der sich damals in Triest aufgehalten habe, wisse, daß im Jahre 1881 die öffentliche Meinung der Regierung bis zu einem gewissen Grade die Richtung für ihre gegenwärtige Politik vorgezeichnet habe, ebenso wie später für die Erneuerung des Dreibundes. Es |tehe jedem frei, nah seinem Belieben sich Bündniß-Systeme zu gestalten, namentlih dann, wenn man troß aller Beweise von Sympathie und Wohlwollen, welche Jtalien fortwährend entgegengebraht würden, dabei beharre, überall nur Hinterhalte und Feinde zu schen. Aber es sei augenscheinlich, daß das unvernünftigste aller Systeme dasjenige sei, bei welhem man selbst durch sein Verhalten den Abschluß von Bündnissen herbeiführe, um sih dann mit seinen eigenen Verbündeten auf s{chlechten Fuß zu stellen. Gegen Ende der Sizung erklärte der Minister, die Meinung der Kammer und des Landes habe die Regierung zu wiederholten Malen zum Festhalten an der Politik des Dreibundes ermuthigt. Er glaube, Barzilai verfahre nicht patriotish, indem_er 0 heftig ein Bündniß bekämpfe, das Jtalien aus freien Stücken eingegangen sei und dessen Abmachungen es in „loyaler Weise beobachten wüsse. Nach Beendigung der General- berathung des Budgets des Auswärtigen ging, „Die Kammer zur Specialberathung über. Der Minister Brin erklärte, er könne nah der Erklärung des Minister- Präsidenten Giolitti und nah dem Votum der Kammer weder auf die im Laufe der Debatte gemahten Bemerkungen er- widern noch sih auf politische Fragen einlassen, er werde ge- legentlih der Berathung des betreffenden Artikels die etwa an- geregten administrativen Fragen beantworten. i i

Der Papst empfing am 21. d. M. Abends den preußischen Gesandten von Bülow in Privataudienz. Der Kaiser von Rußland hat dem Papst zwei große Vasen mit Jaspis-Piedestal gesandt.

Spanien.

Der Ministerrath beschäftigte sich in seiner gestrigen Sizung mit den Handelsverträgen; diejenigen mit Schweden und Norwegen, der Schweiz und Holland sind fertig- gestellt und sollen vemnächst der Kammer zur NRatificirung vorgelegt werden. Die Handelsvertrags-Verhandlungen mit Jtalien und England dauern noch fort.

Portugal.

as Gesetz, betreffend die auswärtige Shuld, ijt nach as Anaubdte lite beider Kammern in der gestern zu Lissabon erschienenen Nummer des amtlichen Blatts ver- offentliht worden. / E der Annahme cines Antrags des Deputirten Baira wählte die Kammer gestern „eine Commission von elf Mitgliedern zur Vornahme einer parla ments x ion Untersuhung wegen der Bezahlung der Titres der Don

Miguel-Anleihe. Rumänien.

Am gestrigen Nationalfesttage trugen, wie aus Buk D wird, die Privatgebäude Flaggenschmuck. Die Municipalität der Stadt hatte, dem Wunsche des anna entsprehend, die von ihr für die Feier bestimmten M A den durch die Ueberschwemmungen Geschädi ten E Dem Tedeum in der Kathedrale wohnten der König und L Kronprinz mit der Kronprinzessin bei; P N dienstes wurden fünf neue Regimentsfahnen geweiht. it von dem König ine Mats Truppenrevue S L die in Bukarest anwesenden fremden Offiziere bei. fh König wurde überall von dem Publikum enthusiasti begrüßt. A

ie morgen zu Ende gehende Parlamentsfessi d a Seiitiguna mehrerer dringlichen und wichtigen. Geseh€

Die Minister würden zur Erledigung der laufenden Geschäfte

verlängert werden.

Montenegro.

Der Fürst Nicolaus ist, wie „W. T. B.“ ans Cetinje Wochen andauernde ungünstige Wetter; es giebt aber au meldet, am 21. d. M. von dort nach Wien und Heidelberg

abgereist. Dänemark.

Dem Gouverneur der Dänisch - Westindischen Inseln, ) : “7. L. B.“ zufolge guf sein Ersuchen die Enthebung von seinem Posten vom 30. Juni

Obersten von Arendrup ist dem

ab bewilligt worden. Amerika.

Nach einer Meldung des „N. B.“ hat der Special- aegitie der brasilianischen Regierung für Europa in

on auf die Anfrage seiner Regierung, ob es wahr sei, daß der Generai der Aufständischen Tavares die Regierungs- truppen geschlagen (vergl. Nr. 120 d. Bl.) und nh ihrer Waffen und der Munition bemächtigt hätte, in einem amtlichen Telegramm vom 21. d. M. aus Rio de Janeiro die Antwort

Loni

erhalten daß die in Europa verbreiteten Nachrichten über einen angeblichen Sieg der Ausfständischen in allen Punkten falsch seien. Die Jnsurgenten seien in mehreren Treffen g e- shlagen worden und befänden sich auf der Flucht nah dem Gebiet von Uruguay. Nach einer in Paris eingegangenen Depesche des „W. T. B.“ aus Nio de Janeiro hat die bra- silianishe Kammer am Sonnabend einen Antrag angenommen, in welchem die Pacification des Staates Nio Grande do Sul gefordert wird.

Wahlangz-kegenheiten.

Nach der „Schlesischen Volks-Zeitung“ haben die Ver- trauensmänner der \chlesischen Centrumspartei hbe- \{lossen, daß „man den Candidaten in der Militär- [rage frete Hand lassen müsse“. Gegenüber anderen Verstonen ist „W. T. B.“ in der Lage, diejenige der „Schlesi- schen Volks-Zeitung“ als authentisch zu bezeichnen.

Die „Freisinnige Ztg.“ {reibt :

„Gin Artikel des Herrn Dr. Barth in der neuesten Nummer der „Nation“, betitelt „Liberalismus und Militärvorlage“, bekundet den völligen Nechtsabmarsch der „freisinnigen Ver- einigung“ bis zur Anerkennung des Militärabsolutismus. Militär- conflicte, so führt Herr Barth aus, haben stets zu einer Shwächung des Liberalismus geführt. Eine liberale Partei habe von einer Kraftprobe des Widerstands in einem länger dauernden Militärconflict nichts zu erwarten. Die „Liberale Correspondenz“, das Organ der freisinnigen Vereinigung, predigt in gleicher Weise die Unterwerfung unter die Forderungen der Negterung. . . . Wer bisher noch geglaubt hat, daß innerhalb der freisinnigen Vereinigung noch irgend welcher erhebliher Wider- stand gegen die Militärvorlage möglich fei, wird dur diese Kund- gebungen eines anderen belehrt. Wir haben von vornherein nichts Anderes erwartet. .

Mit dem Aufsaß in der „Nation“ und dem Artikel der „Liberalen Correspondenz“ erreicht die freisinnige Vereinigung wiederum den Anschluß an die nationalliberale Partei. Nichts unter- scheidet fie in Militärfragen fernerhin noch von dem Standpunkt des Herrn von Bennigsen. Die freisinuige Vereinigung wird danach tünftig nur ein freihändlerischer Flügel des Nationalliberalismus sein.

E83 mag auf freisinniger Seite bis in die leßten Tage hinein noch Männer gegeben haben, die die Trennung bedauerten oder fie gar auslegten als Folge persönlicher Unduldsamkeit, Nechthaberei und dictatorischer Gelüste. Angesichts der Haltung des Artikels der „Nation“ und der „Liberalen Correspondenz“ kann niemand mehr im Zweifel darüber sein, daß die Scheidung der freisinnigen Partei und die Bildung der freisinnigen Volkspartei nur den entsprechenden formalen Ausdruck gegeben baben dem Vorhandensein tiefer sach- liher Gegensäße in der Beurtheilung politisher Fragen der G2genwart.“

Weimar, 20. Mai. Die Wahlbewegung für die Reichstags- wahlen in Thüringen dürfte erst nah dem Pfingstfest in lebhafteren Fluß kommen. Doch sind die Candidaten wohl von allen Parteien bereits nominirt. Für den 1. weimarishen Wahlkreis Weimar war eine Verständigung zwischen Conservativen und Nationalliberalen mit Erfolg in Aussicht genommen: sie scheiterte in leßter Stunde, weil die Mitglieder des Bundes der Landwirthe sih gegen den von den Conservativen aufgestellten, von den Nationalliberalen an- genommenen Candidaten aussprachen. Sie stellen den Bürgermeister Kalmring in Kerspleben, Mitglied des weimarishen Landtags, auf, die Nationalliberalen den Professor am Weimarischen Gymnasium Urthel, die Freisinnigen den seitherigen Vertreter Samhamtner- Sonneberg, die Soc ialdemokraten den Maler Leutert-Apolda.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

._ Die von den Riemendrehereibesißern in Barmen ge- faßten Beschlüsse (vergl. Nr. 110 u. flgd. d. Bl.) waren Gegenstand der Verhandlung in einer Versammlung der a usftänd igen RNiemen- dreher und -Arbeiterinnen am Sonnabend. Es wurde der „Köln. Ztg." zufolge beschlossen, an den Forderungen festzuhalten und die an- gekündigte Betriebssperre der Niemendrehereibesißer ruhig abzuwarten. _ In Mainz haben die Gewerkschaften den Boycott gegen jammtliche Brauereien aufgehoben, ausgenommen die Mainzer Actien- brauerei, der die Arbeiter die Schuld an der Nichtverständigung mit den Arbeitgebern zuschieben.

In Flensburg ist der Ausstand der Brauereiarbeiter nah einer Mittheilung des „Vorwärts“ ¿u Gunsten der Arbeiter be- endigt worden. (Vgl. Nr. 115 d. Bl).

In Brüssel wurde gestern der internationale Congreß der Grubenarbeiter in der Maison du Peuple eröffnet. Zum Vorsißenden wurde der englische Delegirte für Northumberland Pickard gewählt; Deutschland war durch Schröder-Dortmund vertreten, Oesterreih durch Peter Cinger. Außerdem waren 38 englishe Delegirte, darunter 6 Parlamentsmitglieder und etwa 15 französishe Delegirte, anwesend.

Kunst und Wissenschaft.

In der morgigen Sitzung des Vereins für deutsches Kunst- gewerbe (Abends 8 Uhr, im Architektenhause) wird n August Lachmund einen Vortrag halten „Ueber Haus- und Küchen-Geräthe aus Kupfer und Messing, ihre Formen, ihre Verzierung und ihre erstellung“. Daran wird si cine Ausftellung kunstgewerblicher Vaus- und Küchen-Geräthe \{ließen. :

Der Professor der Staatswissenshaften an der Universität Halle Dr. M Eisenhart ist dem ,„W. T. B.“ zufolge am 20. d. M. gestorben.

Der bekannte Physiolog Jakob Moleschott, italienischer Senator und Professor an der Üniversität zu Nom, ist am 20. d. M Morgens, im Alter von 71 Jahren dort verstorben.

Land- und Forstwirthschaft.

Saatenstand in Ungarn. Aus Budapest, 20. d. M,, wird der „Wiener Zeitung" telegraphirt: Die Saaten sind infolge des ungünstigen Wetters in

d

meisten Berichte enthalten Klagen über Trokenheit und über das seit

Gegenden, wo reicher Regen fiel, namentlich in den Sieben- bürger Comitaten, ferner in den Comitaten Bibhar, Arad, Krassó-Szörény, Bekés, Sopron, Mosony und Szilágy, wo sih die Saaten, überhaupt Weizen, günstiger entwidelten. Der Weizen steht verhältnißmäßig noch am besten. Ergebniß kann im allgemeinen als {chwachmittel bezeihnet werden, weil in der besten, Weizen producirenden Gegend des Landes, im Alföld und namentlich in den Comitaten Bács-Bodrogh, Torontäál, Temes, Zala, Baránya, Somogy, Csanád, Csongrád, Jész-Nagy- Kun-Szolnok, Veszprém und Tolna der Niederschlag ein geringer war oder überbaupt kein Regen fiel. Die Noggensaaten sind mit wenigen Ausnahmen s{chwach, in einzelnen Gegenden sogar s{lecht. Die allgemeinen Ernteaussichten, verglihen mit den früheren Jahren, sind bedeutend ungünstiger. Herbstro gen ift klein und unentwitelt. Oerbstgerste wurde zum theil ausgeackert, die übrig- gebliebenen Saaten sind {chwachmittel. Frühjahrsgerste steht unter dem Frühjahrsgetreide noh ziemlich gut, troßdem läßt sie viel zu wünschen übrig. Wo der Regen noch rechtzeitig kam, übte er auf die Gerste eine gute Wirkung aus. Haferanbau steht noch ziemli gut, aber auch dieser fühlt den MNegenmangel. Sowohl am Frühjahr- als auch am Herbstanbau verursachen Insecten bedeutenden Schaden; auch werden die Saaten vom Unkraut überwuchert. Der größte Theil des Napsanbaues ist zu Grunde gegangen, der übriggebliebene Theil ver- spricht einen {wachen und nur stellenweise einen Mittelertrag.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Argentinien.

Die argentinishe Regierung hat durch Decret vom 19. v. M. den Hafen von Hamburg für seuchenfrei erklärt und angeordnet, daß die nah dem 16. v. M. von dort abgegangenen Schiffe bei ihrer Ankunft in Buenos Aires keinerlei Quarantänemaßregeln unterliegen.

Verdingungen im Auslande.

Desterreih-Ungarn. U U österreihishe Staatsbahnen Wien : Lieferung von 583 090 t mineralisher Kohle. Näheres bei der be- treffenden Behörde und beim Ce O Un 12 I a Eisenbahnbetriebs-Direction zu Triest: Lieferung von 5000 t Kohle und 450 t Koks für das Jahr 1894. Näheres bei der bezeichneten Behörde. Dänemark. 2 QUNT L UBY. MasKkinchefen for Staatsbanedriften (Staatsbahnverwaltung) Contor: Colbjórnsensgade Nr. 6, Kopen- hagen: Lieferung von ca. 34500 t Kohlen für Heizung von Loco- motiven. Bedingungen an Ort und Stelle. : 15. Juni. Kriegsministeriets Contoir for den militaere Klaedefabrik, Kopenhagen : Lieferung von 22 000 Pfund Solway- Soda, 20000 Elainsöl, 10 000 Blauholz (Campeche), 7 000 Waschseife, 6 000 Waid, 1 500 Eisenvitriol, 1 500 Sumak, 1 000 Gelbholz, 1 009 Kalliaturholz, 300 Alaun, 300 Kochenille, 300 Cremor tartari, 200 Leim, 200 Twist auf Spulen, 200 Abfallstwist (zum Puten), 0, Blute Fässern Krapp, 9 Tonnen russishem Maschinenöl, ¿ Maschinenöl Nr. 1, 2 i: Baumöl, E 1 Tonne Petroleum, zu liefern allmählih je nah Bedarf. Schriftlihe Angebote mit der Aufschrift: „Leverance af Farvestofer m. fl. Materialier“ mit Proben und Preisangabe. 00. Mai, 5 Uhr. Den Kgl. Havnekommission (Hafenberwal- tung) Frederikshavn: : A. Lieferung von ca. 38 000 Kubikfuß pommershem Fichtenholz. B. Lieferung von: ca. 32000 Pfund galvanisirten englischen oder rhein ischen eisernen Platten, 130 Tausend 4" galvanisirten Nägeln, r 1

T. B

150 "

54 U S 3 u C. Ausführung von 200 laufenden Fuß Bollwerk nebst Lieferung der erforderlichen Schmiedearbeiten. . Bedingungen, Beschreibung nebst Zeichnung zur Ansicht auf dem »Vavnecontoir“ in Frederikshavn. Schriftliche Angebote mit der Auf- chrift: „Vedkommende Bollvark i Frederikshavn’s Havn“,

Verkehrs-Anstalten.

Auf dem Welt-Ausstellungsplatz in Chicago ist für die ganze Dauer der Ausstellung in dem Government building eine P oft - anstalt mit vollem Bestellungs-, Ausgabe- und Annahmedienst ein- gerihtet worden. Postsendungen, welche auf dem Ausstellungsplate zur Bestellung oder Ausgabe gelangen ollen, müssen die nähere Be - zeihnung tragen: „World’s Fair Station. Chicago, Illinois“, und zwar hinsihtlich der dur die Briefträger zu bestellenden Sendungen unter genauer Angabe der Stelle, wo die Abgabe er- folgen soll.

Die Königlich bayerischen Staatsbahnen hatten im April d. J. eine Gesammteinnahme von 8 809 826 M, d. i. gegen April 1892 mehr 369841 4; seit 1. Januar d. J. betrugen die Einnahmen 31827496 # oder dem Vorjahre gegenüber mehr 1091534 4.

Die Königlih württembergischen Staats-Eisen- bahnen hatten im April d. F. nah vorläufiger Feststellung eine Gesammteinnahme von 3065 161 4, d. i. gegen 1892 (endgültig) mehr 199 398 46

N am 24. Mai, tritt in Mannheim die Central-

commission für die Rheinschiffahrt zu einer außerordent- lichen Sißung zusammen. In dieser werden der „Bad. Corr.“ zufolge u. a. der Bericht über die Rheinschiffahrt im Jahre 1892, ferner cinige Abänderungen der E chiffahrtspolizei-Ordnung und einigeBeschwerden wegen der Hafengebühren und Brückendur{fahrten erörtert werden. Weiter wird die bereits früher berathene Verordnung über den Ver- kehr mit feuergefährlihen Stoffen endgültig beschlossen und in leßter Instanz über zwei Recurse in Klage achen entschieden werden. uh die Bellittónunden über die Bewachung, Bemannung und Führung an Rheinflöße will man bci diesem Anlasse einer Durchsicht uilter- ziehen.

Bremen, 21, Mai. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Peter „Weser“ ist am 18. Mai Abends von Ne w- York via Gibraltar nach Neapel abgegangen. Der Neichs-Post- dampfer „Habsburg“, von Australien kommend, ist am 20. Mai Vormittags in Antwerpen angekommen. Der Postdampfer „A merika" ist am 20. Mai Morgens auf der Weser angekommen. Der Postdampfer „Weimar“, nah New-York und Baltimore be-

der Entwikelung wenigstens um drei Wochen zurückgeblieben, Die

Das zu erwartende

| Reichs-Postdampfer „Neckar*, nah Ost-Asien bestimmt, sind am 20. Mai Vormittags in Aden angekommen.

23. Mai. (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Ems“ hat am 21. Mai Abends die Reise von Southampton nach New-York fortgeseßt. Der Schnelldampfer , Werra“ is am 21. Mai Nach- mittags in New-York angekommen. Der Postdampfer „Stutt-

art“ hat am 21. Mai Vormittags Lizard passirt. Der Reiché- Postdampfer „Hohenzollern“, nah Australien bestimmt, ist am 21. Mai Nachmittags in Genua angekommen. Der Dampfer „Alvah“ ist am 20. Mai in Bahia angekommen. Der Reichs- Postdampfer „Habsburg“ hat am 21. Mai Morgens die Reise von Antwerpen nach. Bremen fortgeseßt.

Hamburg, 20. Mai. (W. T. B.) amburg - Ameri- kanishe Padetfahrt - Actien - Gesell\chaft. Der Post- dampfer „Nhaetia“ ist Morgens in New-York eingetroffen. Der Postdampfer „Gellert“ hat heute Morgen Lizard passirt.

Vriet, 20, Ma (W 2B) Der Lloyddampfer „Poseidon“ ist heute Abend hier eingetroffen.

London, 22. Mai. (W..T- B.) - -Der Castle - Dampfer „Hawarden Castle“ ist am Sonnabend auf der Heimreise in Plymouth angekommen. Der Castle-Dampfer „Grantully Castle“ ist am Sonnabend auf der Ausreise von Southampton abgegangen. Der Castle- Dampfer „Pembroke Castle“ ist gestern auf der Ausreise in Capetown angekommen. Der Castle- Dampfer e Doune Castle“ hat gestern auf der Heimreise die Canarischen Infeln passirt.

Theater und Musik,

Königliches Schauspielhaus. (Neues Theater.) Vom Königlichen Schauspiel wurde am Sonnabend vor gut be-

suhtem Hause das {on im Fahre 1872 entstandene Lustspiel „Die Maler“ des jeßt in Nostock lebenden, bekannten und beliebten Theaters dichters Adolph Wilbrandt neu einstudirt gegeben und von den Zuschauern recht freundlich aufgenommen. Des Verfassers bedeutende Begabung für dramatishe ( rfindung und Bühnentechnik, sowie für Schönheit und Kraft des Ausdrucks, die seinen im höheren Stil geschriebenen Dramen den Weg über sämmtliche größere Bühnen Deutschlands gebahnt haben, kommt auch stellenweise in diesem der leichteren Gattung angehörenden Werke zur Geltung und sichert ihm noch heute das Interesse eines nicht zu anspruchsvollen A besonders, wenn, wie bei dieser von Herrn Ober-Regisseur Marx Grube treflich inscenirten Aufführung, die Darstellung allen gerehten Anforderungen an die Schauspielkunst in fo hohem Maße genügt. In der shwierigen Rolle der mit Hilfe ihrer Koketterie nah dem Besiß eines wohlhabenden Gatten strebenden verwittweten Frau Leonore von Seefeld, die als Braut des Banquiers Sandberg (Herr Plaschke) durch das schroffe aber würdevolle und männliche Ner: halten des armen und vershuldeten Malers Oswald (Herr Arndt) zur Bewunderung dieses Mannes und zur Aufhebung ihres Verlöbnisses veranlaßt wird, dann aber, von dem Maler zurückgewiesen, sich mit der Hand eines dritten Anbeters, des gleihfalls begüterten Herrn Blume (Herr Link) begnügt, fand Fräulein P oppe Gele enheit, durch ihr hervor- ragendes Talent [elbst einen so widerspruchsvollen Charakter glaubhaft erscheinen zu lassen. Frau Conrad gab die in der Gesellschaft der Maler als ihr Gefährte aufgewahsene Else Werner, welche, die Erfolglosigkeit ihrer Bemühungen glei ihren Genossen, als Künstlerin etwas zu leisten, erkennend, auf weitere Versuche nah dieser Richtung verzichtet, um der plößlich infolge von Eifersucht entdeckten, unvermerkt aufgekeimten und erwiderten Neigung zu ihrem Freund Oswald nach- zugeben und“ sih niht länger der bisber von thr verkannten Bestimmung des Weibes zu entziehen. Die hauptsächlih wegen ihres Humors geshäßte Schauspielerin zeigte dabei von neuem, daß threm Talent auch die Darstellung eines tieferen Gemüthslebens reht wohl gelingen fann. O den schon genannten Herren Arndt, Plaschke und Link, trugen auch Frau Kahle als Frau von Willniß und die Herren Ober- länder, Keßler und Herter als die Maler Werner, Simson und Modckert, genannt Plato, sowie Herr Blenke als das Factotum der Maler Müller, genannt Ubique, wirksam zum Erfolge der Vor- stellung bei. Zum Schluß folgte das erft kürzli an dieser Stelle besprochene Lustspiel „E ingeshlossen“ von Karl Niemann. Frau Schramm wußte darin wieder als alte beshränkte Dienerin dur ihre Bewegungen und ihr Mienenspiel bei knapp bemessenem Wort- schaß eine Fülle von Leben und Heiterkeit im Hause zu erwecken. Kroll’s Theater. Das italienische Künstlerpaar Bellincioni-Stagno hatte für den vergangenen Sonnabend seinen zahlreihen Verehrern cinen besonders interessanten Abend in Aussicht gestellt, der es in zwei bisher bier noch nicht von ihnen gefungenen Partien vorführen sollte. Signora Bellincioni führte das Wagniß aus, den Figaro in Rossini’'s „Barbier von Sevilla“, also eine Bariton- rolle, zu geben und zwar, wie hon auswärts, mit wirk- lichem Erfolg; freilich nur in dem allein zur Aufführung gebrachten erften Act, denn in den Ensemble-Nummern der folgenden würde dies wegen der dann entstehenden Lücke in der Stimmbesezung nicht angehen. Mag man darin au nur einen Sterz, einen launigen Einfall erblicken: was die Künstlerin in den Solonummern und dem Duett mit dem Grafen Almaviva bot, war entschieden ganz er- staunlih; man mußte sich gestehen, sowohl an schauspielerisher Be- weglichkeit und humorvoller Charakteristik dieses durchtriebenen Schalks als was die Bemeisterung der shwierigen gesanglichen Aufgabe betrifft, keinen besseren männlichen Figaro bier getehen zu haben. Signora Bellincioni bezeugte damit jedenfalls ihre ganz außerordentliche Vielseitig- Leit; sie, die man bisher nur in ernsten Nollen und im getragenen Gesange bewundert hatte, bewies hier, daß sie au im parlando Ueberrashendes zu bieten vermag und an Zungenfertigkeit dabei kaum zu übertreffen ist. Am liebsten hätte das Publikum die ganze Scene da capo gehört, aber dazu ließ sich die Künstlerin leider nicht bewegen. Signor Stagno sang das bet unseren deutshen Auführungen fonft in der Regel ausgelassene Ständen mit den colossal \{wierigen, wie cs schien, künstlih noch binzugehäuften Fiorituren mit Einsatz all feines Vermögens und seiner mit großem Fleiß aus- gebildeten Gefsangskunst, aber troß dex von seiner Partnerin vortrefflich dazu ausgefübrten Begleitung auf der Guitarre blieb der Beifall aus. Glückliher war der Künstler in der anderen Nolle, dem „Othello* von Rossini, dessen dritter Act den Schluß der Vorstellung bildete. Hier konnte er seine Begabung für den dramatishen Gesang und den Ausdruck wilder Leidenschaft freier entfalten, und so gelang denn auh die greße Sceue mit Desdemona recht gut. In der leßteren Partie zeichnete sich Signora Bellincioni besonders in der großen Romanze mit Varfenbegleitung und dem darauf folgenden Gebet aus. Mit den Coloraturen schaltete sie allerdings ziemlich frei, aber sie wußte sie dem jeweiligen Gefühls8ausdruck fo anzupassen, daß man dies einer Künstlerin ihres Ranges, der es auf die Wiedergabe des dramatishen Inhalts mehr ankommt als auf das diesem unterzuordnende \{chmückende Beiwerk, wohl verzeiben konnte, Beide italienishen Gäste wurden am S luß des Abends wieder durch unzählige Hervorrufe, stürmishen Beifall und schöne Blumenspenden geehrt. Die zwischen die beiden Fragmente ein- Jeshobene Oper „Der Schwur“, von Wilhelm Reich, welche früher an dieser Stelle bereits besprochen worden ist, wurde von den Damen Gadski und Tomschick, sowie den Herren Moers und Bertram wirkungövoll aufgeführt, und die Genannten ernteten für ihre nit eben sehr dankbaren Aufgaben auch gebührende Anerkennung. Victoria- Theater. Am ersten Pfingstfeiertage wurde das im früheren Victoria« Theater unter der Direction Scheerenberg mit ungewöhnlichem Ey» folge in zahllosen Vorstellungen aufgeführte große Ausftattungsstück „Frau Venus“, ein modernes Märchen von E. Pas8qus und D. Blumenthal, Musik von C. A. Raida, Ballets vom Ballets»

stimmt, hat am 20. Mai Nachmittags Lizard | voil kaz Der Reichs- Postdampfer „Ol denburg“, von Ost-Asien kommend, und der

meister C. Severini, unter lebhaftestem Beifall des big auf den

Ee E