1893 / 140 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 14 Jun 1893 18:00:01 GMT) scan diff

auptm. und Comp. Chef des Inf. Leib-Regts., bisher ‘commandirt

Ds ‘Eisenbahn. Abtheil, des Königl. Preuß. Großen Generalstabs, unter Stellung à la suite des Generalstabs, zum Eifenbahn-Coms- mifsar bei der Eisenbahnlinien-Commission in Ludwigshafen a. Rh., ernannt. V

Im Sanitäts-Corps. 6. Juni. Dr. Bernard (Würz- burg), Dr. Diez (Erlangen), Unterärzte der Res, Dr, Knehr (Bayreuth), Unterarzt der Landw, 1. Aufgebots, zu Assist. Aerzten 2. Kl. befördert.

Beamte der Militär - Verwaltung.

6. Juni. Kirchner (Ludwigshafen), Behringer (Würzburg),

Unter-Apotheker der Res, zu Ober-Apothekern befördert.

XTIL. (Königli)h Württembergisches) Armee-Corps.

Offiziere, Portepee-Fähnriche 2. Ernennungen, Beförderungen und Versegungen. Jm activen Heere. 9. Juni. Die Port. Fähnrs.: Schlesing im Inf. Negt. Kaiser Wilhelm, König von Preußen Nr. 120, Frhr. v. Tessin im Ulan. Regt. König Karl Nr. 19, Herbert im Inf. Negt. König Wilhelm 1. Nr. 124, Renner im Inf. Negt. Kaiser riedri, König von reußen Nr. 125, Hoffmann im Drag. Regt. König Mr, 207 Baumgärtner im 2. Feld-Art. Regt. Nr. 29 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, Graf v. Normann-Ehrenfels im Gren.-Negt. Königin Olga Nr. 119, v. Schnizer im Inf. Negt. Kaifer Friedrich, König von Preußen Nr. 125, Melsheimer im 8. Inf. Regt. Nr. 126 Großherzog Friedrih von Baden, zu Sec. Lts. ernannt. Graf v. Westerholt-Gysenberg, Nittm. im Ulan. Regt. König Karl Nr. 19, als Escadr. Chef in das Drag. Negt. Königin Olga Nr. 25 verseßt. Frhr. v. Reinhardt, Pr. Lt. à la suite des Ulan. Negts. König Wilhelm 1. Nr. 20, in das Ulan. Ne. König Karl Nr. 19 eingetheilt. i 2 Y Im Beurlaubtenstande. 9. Juni. Barth, Vice- Wachtm. vom Landw. Bezirk Neutlingen, zum Sec. Lk. der Nes. des eld-Art. Regts. König Karl Nr. 13 ernannt. Die Vice-Feldwebel : Zandell I. vom Landw. Bezirk Stuttgart, zum Sec. Lt. der Res. des Gren. Regts. Königin Olga Nr. 119, Heckel von ckemselben Landw, Bezirk, zum Sec. Lt. der Res. des Inf. Negts. Alt-Württem- Vega Vir, 121, Bandell Il. von demselben Landw. Bezirk, zum Sec. Lt. der Res. des Gren. Regts. Königin Olga Nr. 119, Heilgers von demselben Landw. O Um (See. LL der Reserve des Inf. Regts. König Zen l M 124 Grözinger von demselben Landw. Bezirk, zum Sec. Lt. E Viclerve Des Inf. Negts. Alt - Württemberg Nr. 121, Fein, Clausen, Vice-Wachhtm. vom Landw. Bezirk Stuttgart, zu Sec, Lts, der Nes. des 2. Feld-Art. Negts. Nr. 29 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, ernannt. Die Sec. Lts:: Widm ann von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Stuttgart, Ehrismann von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Eßlingen, zu Pr; Lts.; die Unteroffiziere: Bacmeister im Feld-Art. Negt. König Karl Nr. 13, Baumann im Gren. Regt. König Karl Nr. 123, zu Port. Fähnrs., befördert. : Abschiedsbewilligungen. Im activen eee 9 Un Etel, Rittm. und Escadr. Chef im Drag. Regt. Königin Olga Nr. 25, mit e und der Regts. Uniform sowie unter Verleihung des Charakters als Major der Abschied bewilligt. | Im Beurlaubtenstande. 9. Juni. Geyer, Sec. Lk. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Stuttgart, h ringer, Sec. Lt. von der Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Ludwigsburg, der Abschied bewilligt. : Im Sanitäts-Corps. 9. Juni. Dr, Winternit, Unter- arzt von der Landw. 1. Aufgebots des Landw. Bezirks Reutlingen, Dr. Scchloßberger, Unterarzt vom 2. eLDEAUTE, VIeatL Nr 20 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, zu Assist. Aerzten 2. Kl. er- nannt. Dr. Sperling, Ober-Stabsarzt 2. Kl. und Bats. Arzt im 4. Infanterie-Regiment Nr. 122 Kaiser Franz Josoph von Oesterreih, König von Ungarn, als Regiments-Arzt in das Jn- fanterie-Regiment Kaiser Wilhelm, König von Preußen Nr. 120 verseßt. Dr. Neidert, Stabsarzt im Drag. Negt. König Nr. 26, zum Bats. Arzt des 3. Bats. Inf. Regts. Nr. 122 Kaiser Franz Joseph von Desterreih, König von Ungarn ernannt. Dr. Schuon, Assist. Arzt 2. Kl. im Inf. Negt. König Wilhelm 1. Nr. 124, zum Assist. Arzt Ll verorden, Dr. Distel, Nt. Arzt 2; Kl. im Feld-Art. Regt. König Karl Nr. 13, in das Drag. Negt. König Nr. 26 verseßt. Dr. Hoffmann, Ober-Stabsarzt 1. Kl. und Negts. Arzt des S Negts. Kaiser Wilhelm, König von Preußen Nr. 120, mit Pension und seiner bisherigen Uniform der Abschied bewilligt.

Nichlamtlicßes.

Deutsches Neid.

Preußen. Berlin, 14. Zuni.

Seine Majestät der Kaiser und König trafen heute Morgen kurz vor 8 Uhr, von Posen zurückehrend, auf der Wildpark-Station ein, empfingen im Neuen Palais um 9 Uhr den Chef des Civilcabinets, sowie um 12 Uhr den Minister des Königlichen Hauses von Wedel zum Vortrag und nahmen um 1 Uhr die Meldung des General-Fnspecteurs der Fuß-Artillerie, General-Lieutenants Edlen von der Planißtz entgegen.

Der Bundesrath faßte in der am Montag unter dem Vorsiß des Vice-Präsidenten des Staats-Ministeriums, Staatssecretärs des Jnnern Dr. von Boetticher abge- haltenen Plenarsißung über mehrere Eingaben sowie über die geschäftliche Behandlung neuer Vorlagen Beschluß. Der Entwurf eines Gebührentarifss für die Strecke Holtenau- Rendsburg des Nord-Ostsee-Kanals wurde den Ausschüssen für Handel und Verkehr, für das Seewesen und für Rechnungswesen überwiesen. Mit der Vorberathung der Entwürfe von Vorschriften Über die Einrichtung von Anlagen zur Anfertigung von Zünd- hölzern, die Einrichtung und den Betrieb von Bleifarben- und Bleizuckerfabriken, endlich die Einrichtung und den Betricb der ur Anfertigung von Cigarren bestimmten Anlagen wurde der Ausschuß für Handel und Verkehr beauftragt.

Heute waren die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr zu ciner Sigzung versammelt.

Aus einer telegraphischen Mittheilung des Reichscommissars für die Welt-Ausstellung in Chicago läßt sich folgern, daß die amerikanischen Ausstellungsbehörden ihren Widerspruch gegen die Bildung eines internationalen Preisgerichts auf- gegeben und darein gewilligt haben, daß jeder Staat durch eigene Preisrihter in der Jury angemessen vertreten werde. Als Zeitpunkt für den Zusammeutritt der Jury ist der 15. Juli in Aussicht genommen; ihre Arbeiten werden ctwa 4 bis 6 Wochen dauern.

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Der französishe Botschafter am hiesigen Allerhöchsten Hofe Jules L S ist vom Urlaub nah Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.

S. M. Kreuzer „Seeadler“, Commandant Corvetten- Capitän Koellner, ist am 12. Juni in lait Said ein- getroffen und beabsichtigt heute, am 14., die Reise nah Aden fortzusetzen. ;

S. M. Kreuzer-Corvette „Arcona“, Commandant Cor- vetten-Capitän Hofmeier, beabsichtigt am 15. Juni von Montevideo nach Santa Catharina (Brasilien) in See zu gehen.

Posen, 13. Juni. Der Ober-Präsident der Provinz Posen Freiherr von Wilamowiß-Möllendorf hat nach- stehende Bekanntmachung erlassen:

Nachdem Seine Majestät der Kaiser und König heute ganz unerwartet hier eingetroffen waren, die Alarmirung der Garnison befohlen und den militärischen Uebungen beigewohnt hatten, haben Allerhöchstdieselben an der Spitze der Truppen Ihren Cinzug in die Stadt gehalten. Seine Majestät haben hierbei sowohl das festliche Ansehen, welches allen Stadttheilen in der kurzen Zeit durch Fahnen und anderen Schmuck gegeben war, als die patriotishe Haltung der Be- völkerung, welche die Straßen füllte und ihrem König zujubelte, mit Wohlgefallen wahrgenommen und mich zu beauftragen geruht, den Einwohnern von Posen Allerhöchstihren Dank für die Ihrem landes- väterlichen Herzen wohlthuende Begrüßung auszusprechen.

Hannover, 183. Juni. Seine Königliche Hoheit der Graf von Turin traf heute früh von Berlin hier ein und stieg im Königlichen Schlosse ab. Wie der „Hann. Cour.“ berichtet, empfing Höchstderselbe heute Morgen den comman- direnden General des X. Armee-Corps, General-Lieutenant von Seebeck, den Chef des Generalstabs, Oberst-Lieutenant Liebert, sowie den Chef des Militär-Neitinstituts, Obersten von Willich, und begab sich darauf nah dem Jnstitut, um dieses eingehend zu besichtigen. Nach der Besichtigung folgte der Prinz einer Einladung der Offiziere zu einem Frühstück in ihrem Casino und kehrte dann ins Schloß zurü. Nach dem auf 6 Uhr angeseßten Diner im Schlosse, an dem nur das Gefolge theilnahm, verließ der Prinz um 7 Uhr 44 Minuten Hannover wieder, um sih über Hamburg nach Kiel zu be- geben.

Vayern.

Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent hat eine vierwöchige Hoftrauer für den Herzog Max Emanuel an- geordnet. Das Hoftheater bleibt einstweilen geschlossen. :

Das Verordnungsblatt des Königlich bayerischen Kriegs- Ministeriums veröffentlicht, daß der Commandeur der ersten Feldartillerie - Brigade, General-Lieutenant von Malane mit der Führung der zweiten bayerishen Division betraut worden ist.

Sachsen-Weimar-Eisenach.

JZhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin beabsichtigen der „Th. C.“ zufolge, sih am 22. Juni nah Schloß Dornburg zu begeben und dort bis

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nah dem Geburtstag des Großherzogs zu verweilen.

Oesterreich-Ungarn.

Die ungarische Delegation berieth gestern das Budget des Auswärtigen. Der Berichterstatter Falk hob, wie „W. T. B.“ berichtet, die Uebereinstimmung der Ansprache des Kaisers und des Exposés des Grafen Kälnoky mit den Anschauungen der ungarischen Delegation hervor und zollte der einfahen, ungekünstelten Politik des! Grafen Kälnoky die wärmste Anerkennung. Die Dele- girten Ugron und Graf Apponyi billigten im allgemeinen die äußere Politik, wünschten aber eine mehr active Gestaltung derselben und verweigerten den Anschluß an das Vertrauens- votum wegen ihrer oppositionellen Stellung. Ugron verlangte die jährliche Vorlegung der diplomatischen und handelspolitischen Actenstücke. Koloman Tisza begründete die Vertrauenskund- gebung mit dem Festhalten am Dreibund, der richtigen Politik im Orient und den vermehrten Friedensgarantien durch die Besserung des Verhältnisses zu Rußland. Der Sectionschef Graf Cziraky erklärte namens des Ministers des Aus- wärtigen, Nothbücher seien zur Zeit ohne Jnteresse, gleihwohl sei eine Vorlegung von solchen über bereits abgeschlossene oder über specielle Fragen niht ausgeschlossen. Die beantragte Vertrauenskundgebung wurde mit sehr großer Mehrheit votirt und das Budget des Auswärtigen angenommen.

Der Vierer-Ausschuß der ungarischen Dele- gation hat gestern nah den Darlegungen des Reichs-Finanz- Ministers von Kallay das Budget für Bosnien und die Herzegowina und den Occupationscredit unver- ändert angenommen.

Der „Magyar Allan“ vom Montag veröffentliht cin Memorandum der ungarischen Bischöfe an den Papst vom 3. März, das schärfer gehalten ist als das Memorandum an den Kaiser und König. Die Bischöfe verwerfen darin die Glaubens- freiheit, weil ein hristliher Staat confessionslose Bürger nicht dulden könne; die Civilehe, weil sie ekelhaft sei und zum Concubinat führe; die Judenreception, weil der Uebertritt zum Judenthum dogmatish unerlaubt sei. Das Eherecht sei aller- dings zu reformiren, jedoch in der Weise, daß auch nah dem Austritt aus der katholischen Kirche die Lösung der katholisch geschlossenen Ehe verboten werden müsse.

Großbritannien und Frland.

Das Oberhaus hat gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, die Bill wegen Ausführung des temporären Abkommens mit Rußland über den Robbenfang im Berings-Meer in dritter Lesung angenommen.

Zm Unterhause erklärte der Parlaments-Secretär des Auswärtigen Sir E. Grey, die Regierung habe keinen Grund zu glauben, daß irgend welche Absicht bestehe, eine Eisenbahn von Teheran nah dem Kaspischen Meere zu bauen. Jm weiteren Verlaufe der Sißung wurde der 8 3 Der Homerule- Bl wle œ duc die Syetiale debatte abgeändert “worden is, angenommen. Vel der BVe- rathung des § 4, dur den die Befugnisse der irischen Legis- latur bezüglich des Erlasses von Geseßen beschränkt werden, wurde ein Amendement H. Foster, daß sich diese Befugniß nicht 0 die Bewilligung von Staatsgeldern für gewisse Zweckeerstrecken solle, von dem Premier-Minister Gladstone bekämpft und mit

269 gegen 234 Stimmen abgelehnt. Ein von Bartley bean- tragtes Amendement, wonach die irische Legislatur befugt sein solle, Gesege über die Dotirung von Confessionen zu erlassen, wurde gleichfalls von der Regierung bekämpft und ohne Ah- stimmung abgelehnt. Weitere Amendements wurden mit Majori- täten, welche zwishen 36 und 38 Stimmen variirten, ebenfalls verworfen. John Morley beantragte ein Amendement, das ver- hindern soll, daß die irische Legislatur das Eigenthum religiöser Körperschaften zu anderen Zwecken verwende. Das Amendement wurde angenommen, dagegen im weiteren Verlaufe der Sizung ein Amendement Henry James, wonach die Be- fugnisse der irischen Legislatur sih nicht auf die Verfügung über das Eigenthum für wohlthätige, fromme oder religiöse Zwecke erstrecken sollen, mit 187 gegen 143 Siimmen ab- elehnt.

N ‘Dèr Deputirte Sexton hat die Niederlegung seines Man-

dats (siche Nr. 137 des „N.- u. St.-A.“) wieder rückgängig gemacht, nachdem die irishe Partci in einer vorgestern abge- altenen Sißung die Zurücknahme der Resolution beschlossen atte, durch die der Entshluß Sexton’s veranlaßt worden war. Diese Resolution bezog sich auf die Streitigkeiten inner- halb des Aufsichtsraths des antinationalistischen „Freeman’s Journal“, dessen Mitglied Sexton is, und enthielt ein Tadels- votum für leßteren. Frankreich.

In dem Befinden des Präsidenten Carnot ist, wie „W. T. B.“ berichtet, eine leihte Besserung eingetreten. Das Fieber, welches sih gestern eingestellt hatte, ist ges{hwunden Der Prâästdent der Republik wird sih jedoch voraussichtlich mehrere Tage volllommene Ruhe auferlegen müssen und feinerlei Empfänge abhalten können. Wie es heißt, wird sich der Präsident, sobald sein gegenwärtiger Schwächezustand vor- über ist, auf den Nath der Aerzte nah Fontainebleau begeben. Eine Kur in Vichy halten die Aerzte für entbehrlich, da Carnot weniger an Leberkrankheit als an Uebermüdung und Anämie leidet. Den Präfecten in der Bretaane wird der Präsident mittheilen lassen, daß die üblichen Auszeihnungen vertheilt werden sollen, troßdem er nicht dorthin komme. An den Minister-Präsidenten \chickte er 50000 Fr. zur Vertheilung unter die Armen der Bretagne. : i

Der Finanz-Minister Peytral empfing gestern Vormittag eine Delegation von Pariser und in der Provinz domicilirter Bankhäusern und erklärte ihr gegenüber, das Börsensteuer- Gesetz werde in Zukunft in der liberalsten Weise gehandhabt werden. Jnsbesondere würden Privatbanken dem Gesetz nicht unterworfen werden, wofern sie nicht regelmäßig Börsengeschäfte übernehmen und ausführen.

Die Deputirtenkammer begann gestern die Berathung des Gesehentwurfs, betrefs theilweiser Erneuerung der Kammer Goussot (Boulangi) und Felix Faure (Opportunist) sprahen gegen Barthou (Re- publikaner) für den Entwurf. Die Regierung wird sh erst in der nächsten Sizung über den Gegen- stand äußern. Eine FJunterpellation des Deputirten Desprès wegen der Haltung der Regierung gegenüber dem Pariser Gemeinderath, dessen Vorsißzender Humbert in offener Sißzung den Minister einen Jdioten genannt habe, wurde der „Köln. Ztg.“ zufolge auf einen Monat zurück gestellt. Der Deputirte Barnes überreichte einen Entwurf, der die Niederlassung von Fremden in Frankreich verbietet, sowie sämmtliche bereits angemeldeten Fremden mit einer be: sonderen Militärtaxe belegt. Die Gruppe Méline unter- ltüßte den Antrag.

Das Programm für die Sommermanöver zur See ist jezt festgestellt. Die Manöver finden vom 1. bis 8, U, vom 17. bis 25. Juli und in den ersten Tagen des Monats August statt. Alle Schiffe der drei französishen Geschwader betheiligen sih an den Üebungen. Man wird ihnen aber eine gewisse Anzahl von Reserveschiffen beigeben, welche die Reser- visten aufnehmen werden. Cherbourg stellt 5 große Schiffe und 7 Torpedoschiffe, Brest 2 große Schiffe und 7 Torpedo: schiffe, Lorient und Rochefort 4 Torpedoschiffe, Toulon 2 große und 8 Torpedoschiffe. Frankreih wird dann 95 Schiffe aller Gattungen, 50 im Mittelmeer, 45 im Atlantischen Ocean, auf Kriegsfuß haben.

Rußland.

Das Minister-Comité des Departements für Reichs8ökonomie hielt, wie „W. T. B.“ meldet, gestern eine combinirte Sißung ab, worin es die Verstaatlichung der Donezbahn endgültig genehmigte. Die Bedingungen sind mit der Russishen Bank als Vertreterin der Mehrheit dexr Actionäre abgeschlossen worden. Außerdem bestätigte das Minister-Comité die Bildung der Südostbahnen-Gesellschaft und genehmigte den Bau der Eisenbahnstrecke Charkow—Pensa.

Ftalien.

Auf eine in der gestrigen Sißung des Senats an ihn gerichtete Anfrage über den Vertrag von Ucialli erklärte, dem „W. D. B.“ zufolge, der Minister des Auswärtigen Brin, ex wundere sich, daß von der Angelegenheit so viel Wesens gemacht werde, als wenn es sih um etwas Unbekanntes handele. Die Nachricht sci bereits am 26. März von der „Agenzia Stefani“ verbreitet und von ihm (dem Minister) selbst am 20. Mai der Kammer mitgetheilt worden. Der Minister warf dann einen Nüblick auf das Zustandekommen des Vertrages von Ucialli und führte aus, die Regierung habe die Dienste Tra- versi's in Anspruch genommen, der die Mission geshickt durch- geführt habe, mit freundschaftlichen Anträgen Menelik's zurückgekehrt und später wieder mit genauen Jnstructionen zu Menelik gesandt worden sei. Travers? sei erst am 17. März am Hofe Menelik's eingetroffen, der bereits am 27. Februar, wahrscheinlih infolge eines Jtalien feindlichen Einflusses, ein Schreiben mit einer Kündigung des Vertrages abgesandt hatte. Er (der Minister) habe Traverii sofort beauftragt, Menelik zu erklären, man könne, da es sih um einen Vertrag von un- begrenzter Dauer handle, über event. Abänderungen ver- handeln, ohne die Wirksamkeit des Vertrages einzustellen. Traversi habe Menelik bereits in geneigterer Stimmung vorgefunden. Menelik habe an die Königin von England, den Deutschen Kaiser und den Präsidenten Carnot Schreiben gerichtet, woraus aber niht zu folgern sei, daß auch dem Kaiser von Oesterreich und dem Kaiser von Rußland Schreiben Menelik's zugegangen seien. Die Königin von England und der Deutsche Kaiser hätten sih in ihren Antwortschreiben durchaus der Erklärung JZtaliens angeschlossen, daß der Vertrag bei gemeinsamem Ein- verständniß abgeändert werden könne, daß er jedoh unkündbar sei. Oesterreih-Ungarn habe Jtalien gegenüber erklärt, es werde ebenso vorgehen , falls der Kaiser Franz Josef von Menelik ein Schreiben erhalten sollte; die italienische

Regierung warte nunmehr den Ausgang der Verhandlungen Traversi's ab. Die Absichten Ztaliens Tien gemäßigte und freundschaftlihe. Es werde niht s{hwierig sein, ein Einver- nehmen herzustellen ; die en wünsche ein solches. Sollte es anders kommen, so werde Jtalien auch in Afrika eine den neuen Verhältnissen angepaßte Politik befolgen. Das Budget des Auswärtigen wurde sodann vom Senat angenommen.

Jn der Deputirtenkammer beantwortete gestern der Unter-Staatssecretär Ferrari eine Anfrage Barzilai's, der die Anschauungen der Regierung über die jüngsten Erklärungen des Grafen Kälnoky zu erfahren wünschte. Ferrari führte aus, in den Erklärungen des Ministers des Auswärtigen Grafen Kálnoky seien zwei Punkte hervorzuheben: der eine, durch den der Dreibund als ein mächtiger, seinem Wesen nach friedlicher Bund bezeichnet werde, der gegen niemand gerichtet sei, und der zweite Punkt, der sih als eine Folge des ersten darstelle und die Besserung der Beziehungen zwischen Oester- reih-Ungarn und Rußland betone. Daß dieses die den Erklärungen des Grafen Kälnoky zu gebende Auslegung sei, beweise die sorgfältige Art, womit Graf Kálnoky am 6. Juni im Budgetausshusse der österreichishen Delegation seinen Ge- dankengang präcisirt habe. Diese Jnterpretation enthalte nichts, was ncht in Uebereinstimmung mit der italienischen Politik sei, die gerade, weil sie auf die finanzielle und wirthschaftliche Wiederaufrihtung des Landes Pte sei, jedes friedliche Anzeichen nur mit Befriedigung als eine Wohlthat begrüßen könne. Nach dem Urtheil der italienischen Regierung über die Erklärungen des Grafen Kälnoky bildeten diese ein schr fried- liches Symptom in der gegenwärtigen politischen Lage Europas. Barzilai habe die aus dem status quo fließenden Nach- theile im Auge, was ihn dahin bringe, dem Frieden keine große Bedeutung beizulegen. Der Unter - Staatssecretär [prach sodann den Wunsch aus, Barzilai möge die Folgen, die für Jtalien aus einem wie immer endigenden Kriege entstehen könnten, genau überlegen. Er glaube nicht, daß sih für Ztalien nah seiner Wiedergeburt eine Verzichtleistungs- politik gezieme. Jtalien müsse ohne gefahrbringende Ueber- treibung, aber auch ohne sträflihe Schwäche seine Action in der Welt zur Geltung bringen. Die erste Bedingung sei jedoch, daß es sih ein festes Biel stecke und dasselbe kräftig zu erreichen strebe. Jn dieser Welt könne man nur durch Klax- heit in den Zielen und Beständigkeit in den Absichten zu einem Erfolge gelangen.

Bei Beginn der Sizung hatte cin gewisser Giuseppe Cibo aus Savoyen, ein entlassener Beamter des Kriegs- Ministeriums, ein Packet Schriftstücke von der Galerie hinab- geworfen, wobei er gerufen hatte: „Uebet Gerechtigkeit“. Cibo wurde festgenommen, aber, nahdem er verhört worden war, wieder freigelassen.

Schweiz.

Die internationale Conferenz für den Eisenbahn- transport in Bern ist vorgestern Abend nach Unterzeichnung des Proiokolls geschlossen worden. Die gefaßten Beschlüsse werden der „Frkf, Ztg.“ zufolge einstweilen nicht bekannt gegeben. Gestern begannen die Verhandlungen zwischen Deutschland, Oesterreich-Ungarn und der Schweiz über die provi- sorische Anwendung des neuen internationalen Transport- verzeichnisses in den erwähnten drei Staaten.

Während der Nationalrath beschlossen hatte, daß der Canton Tessin ein Drittel der Kosten der beiden leßten eidgenössishen Jnterventionen tragen solle, hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ der Ständerath gestern den Beschluß gefaßt, sämmtliche Kosten dem Bund aufzuerlegen.

Luxemburg.

Bei den Wahlen für die Kammer wurden laut M-l- dung des „W. T. B.“ in der Hauptstadt gewählt: Der Bürgermeister Alexis Brasseur und das Gemeinderathsmitglied Servais. Zwischen dem - bisherigen Vice-Präsidenten der Kammer Karl Simons und Herriges findet Stichwahl statt. Zn Diekirch erhielt der frühere Staats-Minister von Blochausen die meisten Stimmen. Der Eisenindustrielle Emil Met wurde wiedergewählt. Auf dem flachen Lande befinden si die coalirten Klerikalen und Agrarier überall in der Mehrheit.

Türkei.

An Stelle des zum Vali von Smyrna ernannten Fehmi- Pascha ist Tewfik-Pascha mit der Leitung der General- Direction der indirecten Steuern betraut worden.

Serbien.

Bei der gestrigen Eröffnung der Skupschtina waren die Abgeordneten fast vollzählig erschienen. Zum Präsidenten wurde, wie „W. T. B.“ meldet, Pasic, zu Vice-Präsidenten Katic nnd Vukowic gewählt. Der Kriegs - Minister Franassowic hat seine Demission eingereiht. Der Bestand des Cabinets Dokic gilt durch die Haltung des radicalen Clubs für in Frage gestellt, da, wie verlautet, die extremen Ele- mente des radicalen Centralaus\shusses auf die Bildung eines radical-nationalen Cabinets dringen.

Schweden und Norwegen.

Wie „Wed, B. aus Stockholm erfährt, wurden gestern die Commandanten und Offiziere von S. M. Cadetten-Schulschiffen „Stosh“ und „Stein“. vom deutschen Gesandten dem König und dem Kronprinzen vorgestellt.

(F) Nach dem Bericht des Staatscomptoirs in Stok- holm haben die Staatscinnahmen Schwedens in den ersten fünf Monaten dieses Jahres betragen : Zölle 13 099 572 Kronen gegen 15 294 286 Kronen, Branntweinsteuer 4554 014 Kronen gegen 4 167 698 Kronen, Rübenzuckckersteuer 455 980 Kronen gegen 679 002 Kronen, Staatseisenbahnen (Neberschüsse) 2/900 000 Kronen gegen 2 800 000 Kronen, mit- hin zusammen 21 009 566 Kronen gegen 22 940 986 Kronen in der gleichen Zeit des Vorjahres.

Die Aussagen der drei gestern vor das Storthing ge- ladenen Marine-Offiziere über die in Horten im Mai vor- genommene Ausrüstung von Torpedo- und Kanonen- booten ergaben, nah einer Meldung des „W. T. B.“ aus Christiania, keine neuen Momente. Bezüglih des Vorgangs mit Waffen der Marine im Jahre 1884 erklärte der Arsenalverwalter Saade, daß sämmtliche Gewehre und Pistolen der Marine in Christiania un- brauhbar gemaht worden seien durh Abschraubung gewisser Theile, die in Kisten verpackt worden seien. Der Be- fehl dazu sei von dem Vertheidigungs-Departement aus- gegangen. Der ehemalige Marine-Minister Johansen, der gleichfalls vorgeladen war, sandte eine ärztliche Bescheinigung ein, daß er verhindert sei zu erscheinen. Zugleich ließ er

cine schriftlihe Erklärung überreichen, worin ausgeführt

wird, der Vorgang mit den Marinewaffen habe theiis seine Ursahe in den allgemeinen unruhigen Zuständen im Zahre 1884, theils habe es \sich dabei um Versehen unter- geordneter Beamten in Horten gehandelt, gegen welche kriegs- Pre vorgegangen sei. . Alle vorgeladenen Personen hoben ervor, daß die Angelegenheit ganz unerheblich gewesen sei, und daß die Gewehre in kürzester Frist wieder in stand gesetzt werden konnten.

Amerika.

Nach einer Meldung des „Neutershen Bureaus“ aus Buenos- Aires vom 13, Juni hat der Minister des Jnnern Venceslao Escalante aus Anlaß der Opposition, die gegen scine Rede über den neuerlichen Aufstand in Catamarca im Congreß hervortrat, scine Demission eingereiht.

Afrika. i Wie das „Reuter he Bureau“ aus Alexandrien meldet, wird sich der Khedive Ende Zuli nach Konstantinopel begeben. Jn seiner Begleitung werden sich der Justiz-Minister Maslum-Pascha und der Minister der auswärtigen An- gelegenheiten Tigrane-Pascha befinden. Die Dauer der Reise ist auf drei Wochen festgesetzt.

Entscheidungen des Reichsgerichts,

Bei der Zwangsversteigerung cines G rundstücks gehen, nah einem in Uebereinstimmung mit der früheren Judicatur des Neichsgerichts ergangenen Urtheil des Neich8gerihts, V. Civilsenats, vom 18. März 1893, nicht bloß das Grundstück allein, sondern au die auf demselben vorhandenen beweglichen Sachen, sofern sie der Eigenthümer des Grundstücks zum Zubehör desselben bestimmt hat, dur den Zuschlag in das Eigenthum des Ecstehers über, auch wenn das Eigenthum an denselben zur Zeit des Zuschlags dem Eigen- thümer des Grundstücks nicht zu stand. E

__— Die Bestimmung des Art. 146 des Handelsgeseßbuchs: „Die Klagen gegen einen Gesellschafter aus Ansprüchen gegen die Gefellschast verjähren in fünf Fahren nah Auflösung der Gesell- schaft oder nah feinem Ausscheiden oder seiner Ausschließung aus der- selben, sofern niht nah Beschaffenheit der Forderung eine kürzere Ver- jährungsfrist geseßlich eintritt. Die Verjährung beginnt mit dem Tage, an welchem die Auslösfung oder das Ausscheiden in das Handelsregister eingetragen ift“ findet, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Civilsenats, vom 22. März 1893 auch auf {hon vor der Ein- führung des deutschen Handelsgeseßbuchs entstandene Forderungen gegen cine Handelsgesellschaft in Preußen Anwendung, welche nah dem Inkrafttreten des Handelsgeseßbuchs ihre Firma in das Handelsregister hat eintragen lassen. Die entgegenstehenden preußish-landrechtlihen Vorschriften über die Verjährung voa Sesell- shafts\{chulden sind auch für diese älteren Handelsgesellshaften durch Art. 146 H.-G.-B. außer Kraft gesetzt.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Ausstand der Kohlenarbeiter der österreichish- ungarischen Staatseisenbahn-Gesellschaft in Kladno hat noch an Ausdehnung gewonnen. Seit dem 12. d. M. striken nam eino Meldung des V T V4 sämmtliche Bergarbeiter der neun Schähte des dortigen Kohlen- O sowie der Schlaner Caroli-Zeche, im ganzen 5103 Mann.

Verhandlungen zwischen der Bergwerks-Direction und den Ausständigen, die gestern geführt wurden, haben zu keinem Erfolge geführt. Wie „D. B. H.“ berichtet, wird das Auf- treten der Arbeiter drohender. Es kamen bereits mehrere ernstliche Zusammenstöße mit dem Militär vor, weshalb außer den beiden eingetroffenen Jnfanterie-Bataillonen wahrscheinlich noh die Heranziehung eines dritten Bataillons erfolgen wird. Am gestrigen Abend wurde der Ingenieur des Engerth- und Bresson-Schachtes überfallen und mit Gewalt an dem Betreten der Schächte verhindert. Erst nachdem starke Abtheilungen Militär und Gendarmerie energisch eingeschritten, fonnte der Jngenieur die Schähhte besichtigen. Es wurden viele Verhaftungen vorgenommen.

Jn Fünfkirchen mehren sich, nach einer Meldung des „Wolff schen Bureaus“ die Anzeichen für eine friedliche Bei- legung des Ausstandes der Bergarbeiter. Nachdem gestern 700 E die Arbeit wieder aufgenommen haben, scheint jeßt eine allgemeine Wiederaufnahme der Arbeit bevorzustehen. Die Angriffe Strikender auf Arbeiter, die aus einem Schacht heraufkamen, wurden durch eine Husarenpatrouille, welche die Râädelsführer verhaftete, zurückgewiesen. Wie dem Wiener „Fr. Bl.“ berichtet wird, hat die Bergwerks-Direction mitgetheilt, daß auch jeßt noch allen zur Arbeit zurückehrenden Arbeitern volle Verzeihung und ein fünfzigprocentiger Nachlaß vom bisherigen Wohnzins gewährt werden soll. Den fremden Arbeitern kündigt die Gesellshaft die Wohnungen, die am Freitag geräumt sein müssen. Troßdem der Berg1werks- Virection von fremden Arbeitern zahlreiche Anerbieten gemacht werden, geht sie niht darauf ein, da sie noch immer eine friedliche Lösung des Ausstandes erhofft.

Hier in Berlin ist, wie wir dem , Vorwärts“ entnehmen, wegen Lohndifferenzen in der Schuhfabrik von Fürstenheim u. Co., Neue Friedrichstr. 37, die Arbeit eingestellt worden.

Eine Lohnbewegung der in der Kürsch nerei Berlins beshâf- tigten Arbeiter und Arbeiterinnen, deren Zahl auf etwa 1500 (500 männliche, 1000 weibliche) geschäßt wird, ist nach ciner Mittheilung der Berliner „Volks-Ztg.“ jeßt bis zur Androhung cines Ausstandes

‘diehen. Nach einem gestern in einer Versammlung gefaßten Vel (ollen am 24 M. bie Forderungen der Ar- beiter bei den Arbeitgebern geltend gemaht und im Nicht- bewilligungsfalle foll die Arbeit [niedergelegt werden. Die Forderungen gehen in erster Linie auf die gänzliche Beseitigung der Stücklohnarbeit. An Stelle dieser soll die Lohnarbeit tret-n bei folgenden wöchentlichen Mindestlohnsäßen : Gesellen 25 k, Steppe- rinnen 18 #Æ, Mamsells 14 Die Arbeitszeit soll um eine halbe Stunde auf 94 Stunden tägli verkürzt werden. Gleichzeitig sollen die Ueberstundenarbeit und die Sonntagsarbeit in Wegfall kommen 2c. Diese Forderungen werden den Arbeitgebern unverzüglih zur Kennt- niß gebracht werden. Einige Werkstätten haben schon den Forderungen entsprochen.

Ueber den in Paris ausgebrochenen theilweisen Ausstand der Kutscher (vergl. Nr. 139 d. Bl.) wird der „Köln. Ztg.“ vom gestrigen Tage berichtet:

Gegen 1000 Kutscher haben die Arheit niedergelegt, doch glaubt man an fkeinen allgemeinen Ausstand. Die Fuhrgesellshaften ver- langten von den Kutschern, sie sollten für den Sonntag, den Tag des großen Nennens, 21,75 Fr. abliefern. Infolgedessen erklärten die Leute den Ausstand und forderten die Pariser Kutscher auf, ihrem Beispiel zu folgen. Jn einer von 2000 Kutschern besuchten Versammlung wurde gestern beschlossen, den Ausstand ortzuseßen. Dem „H. T. B.“ wird heute gemeldet, daß der Ausstand der Lohnkvtser größere Ausdehnung annimmt, da bereits vier- bis fünftausend

Kutscher verweigert hätten, den Dienst anzutreten. Diejenigen Kutscher, welche niht den großen Compagnien angehören, nähmen jedoch an dem Ausstande nicht theil.

Als Ursache des Ausstandes der Streihholzarbeiter in Geraardsbergen (frz,. Grammont) (vergl. Nr. 137 d Bl) wird der „Köln. Z.* angegeben: Die Leute verlangen eine Lobn- erhöhung, welche die Fabrifbesißer wegen des durch den ausländischen Mitbewerb (Deutschland) s{chlechten Geschäftsgangs nicht bewilligen können. In den Werkstätten der Gesellshast Mertens feiern alle. Eine weitere Forderung der Arbeiter geht dahin, die Fabrikanten möchten wieder diere Hölzchen anfertigen lassen, weil diese billiger Oen seien als die vom auswärtigen Wettbewerb aufgedrängten ünnen.

Die in Glasgow tagende Conferenz \chottischer Berg- leute nahm nach einem Telegramm des „D. O Don gestern einstimmig eine Resolution an, welche in der Woche vier Arbeitstage zu je aht Stunden festseßt. i

Kunft und Wisseyschaft.

In der Universität zu Cambridge fand, wie ,„W.T. B.* aus London meldet, gestern die feierliche Uebergabe der Ehren- diplome an die zu Doctoren der Musik ernannten Compo- nisten Saint-Saëns, Marx Bruch und Tschaikowsky statt. Der norwegishe Componist Edward Grieg war durch Unpäßlichkeit verhindert, das Diplom perfönlich in Cmpfang zu nehmen. Der Professor der englishen Sprache und Literatur an der Berliner Universität Dr. Zupitßza wurde gleichfalls zum Chren-Doctor ernannt. Der italienische Componist und Dichter Arrigo Boito, welcher die Auszeihnung für Musik und Dicht- kunst erhalten hatte, wurde feierktih eingeführt.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Ungarn.

Die Königlich ungarische Regierung hat die im vergangenen Jahre gegen die Einschleppung der Cholera erlassenen Bestimmungen wegen Ein- und Durchfuhr von Waarensendungen 2. außer Kraft gesetzt. (Vergl. au „N.-A.* Nr. 136 vom 9. d. M.)

Norwegen.

Nach einer Verordnung der Königlich norwegischen Regierung vom 7. d. M. sind die russishen Häfen am nördlichen Eismeer und an der Ostsee für cholerafrei erklärt worden.

Cholera.

UAlais (Dep. Gard), 14. Juni. „W. T. B.“ meldet: Am Montag sind hier sieben Personen an Cholera gestorben. Aus Montpellier wird dem „H. T. B." berichtet, daß dort zwei neue Cholerafälle vorgekommen sind. Ein Polizeibeamter und ein Provisor - des Spitals sind an der Seuche gestorben. Auch aus Cette werden unter dem gestrigen Tage abermals drei Todesfälle infolge von Cholera gemeldet.

Der Gesundheitsstand in Berlin war auch in der Woche vom 28. Mai bis 3. Juni kein besonders günstiger, doch hat die Sterblich- keit erheblih abgenommen und sank die Sterblichk-itsziffer auf 18,0 pro Mille und Jahr (von 22,1 der Vorwoche) herab. Noch immer traten acute Entzündungen der Athmungsorgane in großer Zahl zu Tage und führten sogar in einer gegen die Vorwochen ge- steigerten Zahl zum Tode. Auch Erkrankungen an Grippe waren nicht selten; aus der der Berichtswoche vorhergegangenen Woche wurden 6 Todesfälle an Grippe gemeldet. Dagegen kamen acute Darmfkrankheiten etwas seltener zum Borschein und ver- anlaßten weniger Todesfälle. Die Betheiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war eine kleinere; von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 53 Säuglinge. Größere Verbreitung haben aber von den Snfectlonsfranthtliaa Masern und Scharlach ge- wonnen, von denen letztere vielfach tödtlih endeten und aus dem Stralauer Viertel und der Nosenthaler Vorstadt am häufigsten zur Anzeige kamen; während Erkrankungen an Masern sih in der Schöneberger und Tempelhofer Vorstadt, dem Stralauer Viertel und namentlih auf dem Wedding sehr zahlrei zeigten. Erkrankungen an Diphtherie (in Moabit und auf dem Wedding am häufigsten) wurden etwas weniger oft gemeldet, auh kamen nur 6 Erkrankungen an Kindbettfieber zur Kenntniß. Erkrankungen an rosenartigen Ent- zündungen des Zellgewebes der Haut blieben häufig, Erkrankungen an Unterleibstyphus traten in beschränkter Zahl zu Tage. Erkrankungen an Keuchhusten blieben häufig, doch nahmen sie meist e!nen milderen Verlauf. Ein Todesfall an epidemisher Genickstarre gelangte zur Mittheilung. NRheumatishe Beschwerden der Muskeln sowobl wie acute Gelenkrheumatismen famen weniger in ärztliche Behandlung.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks

an der Ruhr und in Oberschlesien.

An der Ruhr sind am 13. d. M. gestellt 10 195, nit rechtzeitig gestellt keine Wagen.

In Oberschlesien sind am 12. d. M. gestellt 3908, nicht rets ¡ettig gestellt feine Wagen.

Zwangs-Versteigerungen.

Beim Königlihen Amtsgeriht T Berlin ftand am 13. Juni das der Frau Ida Marquardt gehörige, in der Lützow - straße 42 belegene Grundstück zur Versteigerung. Nutungswerth 16 280 A Mindestgebot 340150 A Für das Meistgebot von 962 000 6 wurde der Maurermeister Friß Noack, Hagelsberger- straße 8, Ersteher. : :

Vom oberschlesishen Steinkohlenmarkt berichtet die „Schl. Ztg.“ : Das oberschlesishe Kohlengeshäft hat in leßter Woche keinerlei Aenderung erfahren. Die Verladungen von Stück- und Würfelkoblen gehen seit Eintritt der günstigeren Schiffahrt in bisheriger Stärke weiter, dagegen ist für die übrigen Sortimente, als Nuß 1. und Il, Erbs-, Gries- und Kleinkoblen, wenig Nachfrage vorhanden. Die allgemeine Lage des oberschlesishen Kohlengeschäfts ist feine günstige, da trotz der von der Koblenconvention der Gruben vorgeschriebenen Förderungseinshränkung und der auf den meisten Gruben eingestellten Nachtförderung ein wesentlicher Theil der fris gewonnenen kleineren Kohlen}orten feine Abnahme findet. Nur Staubkohle findet seit der Verbesserung der Feuerungsanlagen zur Kesselheizung, sowie au zum Ziegelbrennen gute Verwendung, sodaß dieselbe flott abgefahren und gut bezahlt wird. Der Absaß nach Galizien erstreckt n ebenfalls nur auf Stück- und Würfelkohlen; nur vereinzelt sieht man auch Nußkohlen dahin verladen. Im Betriebe der Kokswerke hat sih ebenfalls nichts geändert. Der Bedarf an Koks für die oberschlesishen Hochofenwerke und Gießereien wird regelmäßig abgefahren, und die Mehbrproduction kommt wegen Mangels an Absatz bei mehreren Werken in die Bestände. Trotz des billigen Angebots will es den Producenten nit gelingen, das Fabrikat voll und ganz abzusetzen resp. die Bestände nit weiter an- wachsen zu lassen, ein Beweis, daß au hier eine Ueberproduction vorhanden ift.

Magdeburg, 13. Juni. (W. T. B.) Zuckerberitht Kornzucker excl., von 92% —,—, Kornzucker erxcl., 88 9/0 Rendement —,—, Nahproducte exel., 750/60 Rendement 16,15. Still. Brod- raffinade I. 31,00. Brodraffinade 11. —,—. Gem. Raffinade mit Faß 30,25. Gem. Melis 1. mit Faß 30,2%. Fest. Rokßs- zucker T. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. Juni 18,827 Gd., 18,875 Br., pr. Juli 19,072 bez., 19,10 Br., pr. August 19,224 bez., 19,2% Br., vr. September 17,45 Gd., 17,50 Br. Stetig.

Frankfurt a. M., 13. Juni. (W. T. B) Die Frankfurter Bank hat im Verein mit sech8 anderen hiesigen Bankinftituten fünf Millionen Mark 3X 0% Obligationen der Stadt Frankfurt a. M. zum Curse von 974 9/9 übernommen. Die Anleibe soll demnächst zur Zeichnung aufgelegt werden.