1893 / 147 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 22 Jun 1893 18:00:01 GMT) scan diff

\{ränkung aufzuerlegen, weil das System der stufenweisen Be- steuerung von dem Reichs-Parlament im Princip bereits an- genommen sei. Der Antrag wurde mit einer Mehrheit von 32 Stimmen verworfen.

Fraukreich.

Der Deputirte Millevoye, der gestern Vormittag mit dem Minister des Auswärtigen Develle conferirte, erklärte, wie „W. T. B.“ berichtet, in den Wandelgängen der Kammer vor zahlreihen Deputirten und Journalisten, er sei im Besiß von Staatsgeheimnissen, die zahlreiche Personen in Mitleiden- schaft ziehen könnten; er fi jedoch entschlossen, im Ein- vernehmen mit der Regierung vorzugehen und nur dasjenige auf der Tribüne vorzubringen, was daselbst vorgebracht werden könne, event. würde er auf eine Jnterpellation ver- zihten. Falls jedoch Clémenceau Erklärungen verlange, würde er sie geben. Nach einer anderen Version hä1te Millevoye hinzugefügt, er klage Clémenceau an, ein Pensionär der englischen Botschaft zu sein. Mehrere Blätter deuten an, Millevoye besäße Papiere von Cornelius Herz, durh die Clémenceau's Rolle in der An De Frankreichs bloßgestellt werde. Gestern Abend hatten Millevoye, Déroulède, Morès und Ducret eine längere Unterredung mit den Ministern Dupuy und Develle über die Angelegenheit der von der „Cocarde“ angekündigten Documente. Die Minister erklärten, sie könnten amtlich von den angeblih in der englischen Botschaft gestohlenen Schriftstücken keine Kenntniß neh- men und diese auch nicht in Verwahrung nehmen. Der Ministerrath wird heute Vormittag über die in der heutigen Kammersißzung zu beobachtende Haltung Beschluß fassen. Die britishe Botschaft in Paris erklärt, keinerlei Papiere zu vermissen, überhaupt von der ganzen, in der „Cocarde“ angekündigten Angelegenheit nicht die geringste Kenntniß zu haben. Der Erste Botschafts-Secretär A u stin Lee ist gestern Nachmittag nah England abgereist ; die gestern früh erfolgte Abreise des englishen Botschafters, Lord Dufferin, hat, wie „W. T. B.“ bemerkt, mit der Angelegenheit nichts zu thun. H

Einer den Blättern zugegangenen Mittheilung zufolge hätten die Minister Dupuy und Develle die Ent- sendung der Doctoren Brouardel und Charcot nach Bournemouth infolge eines formellen wiederholten Ersuchens der englishen Regierung beschlossen, die, um allen Kritiken ein Ende zu machen, die Diagnos der englishen Gerichtsärzte in Bezug auf den Zustand des Cornelius Herz durch französishe Aerzte controliren lassen wolle. Brouardel und Charcot würden das Ergebniß ihrer Untersuhung heute an den Minister-Präsidenten Dupuy tele- graphiren.

Die heutigen Morgenblätter verlangen einstimmig, daß sofort ershöpfende Mittheilungen über die Schrift- stücke gegeben werden. Wie verlautet, soll beantragt werden, wenn Millevoye zögern sollte, in der Kammer eine Debatte über die Schriftstücke zu eröffnen, daß die Kammer eine nicht öffentlihe Sißung abhalte. Man erwartet, daß die heutige Kammersißung einen stürmischen Verlauf nehmen wird.

Nach dem Ausweis der Sparkassen überstiegen in der zweiten Decade des Monats Juni die Rückzahlungen die Ein-

lagen um 1 200 000 Fr. Rentenverkäufe fanden nicht statt.

Der Pariser Municipalrath hat dem Wunsch Ausdruck gegeben, daß das französische Gebiet ein unverleßliher Zufluchts- ort für politische Flüchtlinge werde. Ferner sprach der Municipal- rath den Wunsch aus, es möchten die Papiere Savicki’s (stehe Nr. 130 des „R.- u. St.-A.“ vom 2. d. M.), dessen Familie übergeben werden.

Nufßzland.

Nach einem Telegramm des „Standard“ aus Tiflis von vorgestern hätte die russishe Regierung die Zustimmung des Schah's von Persien zu einer Regulirung der Grenze von Khorassan erhalten. Durch das neue Abkommen gelange Rußland in den Besiß eines zur Errichtung eines Sanatoriums für seine Truppen in Askhabad brauchbaren Gebiets.

Ftalien. Der Senator Silvis Spaventa ift gestorben.

Spanien.

Der Ministerrath hat dem „W. T. B.“ zufolge be- chlossen, den Budgetentwurf in seiner Gesammtheit aufrecht zu erhalten und die Session der Cortes soweit wie möglich zu verlängern, um die Abstimmung über das Budget herbeizuführen.

Nach einer telegraphischen Meldung aus Madrid hat die Polizei daselbst bei mehreren bekannten Anarchisten Haus- suhungen abgehalten und einige Verhaftungen vor- genommen. Wie sich herausgestellt hat, war der getödtete Urheber des vorgestrigen Attentats nicht der Director der „Anarquia“, sondern ein Redacteur dieses Blattes. Die beshlagnahmten Documente beweisen, daß ein Complott bestand, um in Madrid und Umgegend Explosionen herbeizuführen.

Luxemburg.

Gestern fand in dem bei Zell am See im Salzkammergut belegenen, der Fürstin zu Löwenstein und dem regierenden Fürsten u Liechtenstein gemeinsam gehörenden Schloß Fischhorn die ermählung des Erbgroßherzogs von Luxemburg mit der Prinzessin Maria Anna von Braganza statt. Die Trauung wurde dur den Fürst-Erzbishof von Salzburg vor- E Der Feierlichkeit wohnten außer der Großherzog- ih Luxemburgischen, der Herzoglih Braganza’schen und der Fürstlih Löwenstein’schen Sagulie bei: der Erzherzog Karl Ludwig und die Erzherzogin Maria Sir olis nebst Töchtern, die Erzherzoginnen Maria Annunciata und Elijabeth, der Erzherzog Ludwig Viktor, der L tan! und die Jnfantin Alfonso von Spanien, der raf und die Gräfin Bardi, der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Baden, sowie der großherzog- lih luxemburgishe Premier-Minister Dr. Eyschen. Die Stadt Luxemburg war zur Feier des Tages festlich beflaggt.

Serbien.

Wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, s{hweben augenblicklih wischen den Führern der liberalen und S Partei Verhandlungen zur Verschmelzung beider Parteien in eine néue confervative a die sich Volkspartei nennen soll. Sollten die Verhandlungen das gewünschte Ergebniß erzielen, so würden die Abgeordneten der fortschrittlichen Partei aus der Skupschtina austreten.

Dänemark.

Wie „W. T. B.“ aus Kopenhagen berichtet, gilt es in den dortigen Hoffkreisen für sehr wahrscheinlih, daß der König und die N am 29. d. M. Morgens von Esbjerg aus an Bord des „Danebrog“ nah England ab- reisen. Der „Danebrog“ wird von der Kreuzer-Corvette „Valkyrien“ begleitet werden, an deren Bord Prinz Walde- mar als Capitän an der Reise theilnehmen wird.

Montenegro.

Wie den Wiener Blättern aus Cettinje vom 20. d. M. gemeldet wird, ist der Erbprinz Danilo aus Wien dort

wieder eingetroffen.

Schweden und Norwegen.

Als Ersay für die Aufhebung der directen Steuern be- absichtigt, wie der „Hamb. Corresp.“ erfährt, die norwegische Negierung, als neue Steuern zunächst die Vermehrung der Abgaben auf Spirituosen um 30 Dere per Liter und die Er- höhung der Einfuhrzölle zu beantragen. Weiter soll die Malz- steuer um 4 Oere per Kilogramm erhöht werden, sodann wird eine Erhöhung des Malzzolles und eine fernere des Taback: zolles um 2% Oere per Kilogramm beabsichtigt. Man ver- anschlagt diese Einnahmen auf 1,4 Millionen Kronen.

Amerika.

Dem brasilianishen Gesandten in London ist das nachstehende Telegramm seiner Regierung vom 19. d. M. zu- gegangen:

Die Insurgenten in Rio Grande sind vollkommen zer- streut und haben ihre Zuflucht in Uruguay genommen. Die leßte von Gumersindo befehligte Bande wurde eingeholt und ergab sich. íFhr Führer rettete sih durh die Flucht, er shwamm über den Fluß Jaguary, um die Grenze zu erreichen. Die officiellen Telegramme vom 17. bestätigen diese Nachriht. Gezeichnet: Felisbetto Freira, Minister des Auswärtigen.

Parlamentarische Nachrichten.

De X Commission des HGHexrenhauses erledigte gestern noch die §8 34—53 der Communal-Steuergeseßvorlage durchweg unverändert in der Fassung des Abgeordnetenhauses. In der heutigen Sißung wurde die Berathung bis § 68 gefördert. An den Beschlüssen des Abgeordnetenhauses wurde auch hier nichts ge- ändert, doch wurde im Ausdruck mehrfach eine präcisere Fassung ge- wählt. Man gedenkt heute Nachmittag die erste und morgen die zweite Lesung zum Abschluß zu bringen. Den schriftlihen Bericht an

das Plenum wird Ober-Bürgermeister Zweigert- Essen erstatten,

Die X11. Commission des Herrenhauses nahm im weiteren Verlauf ihrer gestrigen Sißung den Rest des Ergänzun g s- steuergeseßes sowie den Entwurf, betreffend die Verbesserung des Volksschulwesens und des Diensteinkrommens der Volksschullehrer, ohne Aenderung den Beschlüssen des Abgeordneten- hauses gemäß an und trat sodann in die Berathung des Gesetzes wegen Aufhebung directer Staatssteuern. Von dieser Vor- lage wurden die ersten 16 Paragraphen ebenfalls unverändert ange- nommen. In der heutigen Sißung wurden die folgenden beiden Paragraphen erledigt. Die Beschküsse des Abgeordnetenhauses über die Grundsteuerentshädigungez wurden nah längerer Debatte un ver- ändert aufrecht erhalten.

Sihung der Centralcommission für die RNheinschiffahrt.

Die Centralcommission für die Nheinschiffahrt war vom 24, Mai bis zum 8. Juni l. F. in einer außerordentlihen Sißung versammelt. Derselben gelören zur Zeit a!s Mitglieder an: für Preußen: Beheimer Ober-Negierungs-Rath Gamp, derzeitiger Vorsißender, für Bayern: Geheimer Rath Freiherr von Völdernd orfs-Waradein, für Baden: Geheimer Ober-Regierungs-Rath S chenkel, für Hessen : Geheimer Rath von Werner, für Elsaß-Lothringen: Regierungs- A Munzinger, für die Niederlande: Staatsrath Professor Dr.

C4:

Zunächst wurde der Jahresberiht für die Rheinschiffahrt im Fahre 1892 festgestellt; derselbe wird Anfang Juli im Druck er- \cheinen.*) Die Centralcommission war in diesem Jahre in drei aus Schiffézusammenstößen erwachsenen Streitsachen als Berufungsinstanz angerufen worden. In einer Sache wurde Beweisbeschluß, in den zwei anderen Endurtheil erlassen. Bei der einen der durh Endurtheil erledigten Sachen handelte es sich um die örtliche Zuständigkeit des Nheinschiffahrtsgerihts; nah dem preußishen Geseß vom 8. März 1879 ift in Fâllen, wo der Aufahinteitoß auf dem Strome statt- gefunden hat, das Rheinschiffahrtsgeriht des einen oder anderen Üfers zuständig; in dem Urtheil der Centralcommission wurde fest- gestellt, daß sih die Bestimmung nah der Absiht des Gesetzes, welches die oft {chwierigen Feststellungen über die Lage der betheiligten Schiffe zu der meist im Thalweg des Stromes laufenden Gerichtsgrenze vermeiden wollte, nur auf die im Strome selbst zwischen den beider- seitigen Uferlinien stattgehabten Zusammenstöße, niht auch auf die- jenigen Vorkommnisse beziehe, welche sich im Gebiet eines sih in das Land hineinerstreckenden Rheinhafens ereignet haben. In dem andern Urtheil wurde in Auslegung der Art. Il. Ziff. 2 und X1. der Schiffahrts-Polizeiordnung festgestellt, daß es einem lavirenden Schiffe, sobald es ein entgegenkommendes Dampfschiff herannahen sieht, das einen festen Curs an einem Ufer hat, verboten is, beim Laviren den Curs dieses Dampfschiffes zu durchkreuzen, und zwar auch dann, wenn die Entfernung von dem Dampfschiff noch erheblich größer M as De n U U Q 2 ut. quertrcibanDe Se bezeichnete, von einer halben bezw. ganzen Strombreite. Aus Anlaß der bei Behandlung der Nheinschiffahrtssachen gemahten Erfahrungen wurde von der Centralcommission erwogen, ob und durch welche Maßnahmen es möglich sei, den Grund- (88 des Art. 36 d:r revidirten Nheinschiffahrtsacte, wonach das Ver- ahren der Nheinschiffahrtsgerihte ein beshleunigtes sein soll, ent- schiedener und allseitiger, als dies seither geshehen, durchzuführen. Es wurde namentlich die Unterlassung längerer Schriftenwechsel, - ein thunlichst rashes Verfahren bei der Herbeiführung der Zeugen- einvernahme sowie die Anerkennung dieser Civilstreitigkeiten als Feriensahen als wünschenêwerth erklärt. Hinsichtlih der vor die Nheinschiffahrtêgerichte gehörigen Strafsachen wegen schiffahrtspolizei- licher Zurotderhandlungen wurde auf die von einer Üferregierung gegebene Anregung hin durch die Centralcommi|sion festgestellt, daß es mit den Bestimmungen der Rheinschiffahrtsacte vollklommen im Einklang \tche, wenn in folchen Strafsachen zunächst die Erlassung eines Strafbefehls beim zuständigen NRheinschiffahrtsgeriht herbeigeführt werde, und daß die Crlassung von polizeilichen Strafverfügungen nach der A aare nicht unzulässig fet, vorbehaltlich der Frage, ob überhaupt nah der Deutschen Strafprozeßordnung und dem Landesrecht das polizeilihe Strafverfahren Anwendung finde.

__*) Er kann vom Secretariat der Centralcommission in Mann- Fteim bezogen werden.

Ferner wurden in der Centralcommission einige Beshwerdesachen verhandelt, von denen die Beschwerde eines Schiffervereins über die Art und Höhe der Gebührenerhebung im Notterdamer Hafen von all- gemeinerer Bedeutung ist. Auf Grund der ausführlichen Mittheilung, welche vom niederländischen Bevollmächtigten über die auf die RNotter- damer Hafenanlagen gemachten Aufwendungen, über die laufenden Ausgaben für diesen Hafen, über den Gesammtbetrag der jährlich ein- gehenden Hafengebühren und über das Verhältniß, in welchem die Seeschiffe, die NRheinschiffe und die sonstigen Binnenfahrzeuge in Rotterdam bei den Ausgaben und Einnahmen der Hafenanlagen betheiligt sind, in der Commission gemacht wurde, gelangte die Mehrheit der Centralcommission zu der An- \chauung, es sei nicht nahgewiesen, daß das in Rotterdam von den Rheinschiffen erhobene Entgelt im Widerspruch mit Art. 27 der revi- dirten Rheinschiffahrtsacte den Betrag der nothwendigen Unterhal- tungs- und Beaufsichtigungskosten übersteige. Auch in einzelnen von den Beschwerdeführern beanstandeten Bestimmungen der Rotterdamer Gebührenordnung konnte man eine Verleßung der Nheinschiffahrtsacte nicht erblicken; wohl aber erachtete es die Centralcommission für billig, daß die nah dieser Gebührenordnung für einen bestimmten Zeitraum entrihtete Gebühr nicht zum zweiten Mal zu zahlen sei, wenn das Schiff während diefes Zeitraums vorübergehend seinen Aufenthalt gewechselt habe und noch vor Ablauf desselben zum Zweck der Fortseßung des Ver- oder Entladegeschäfts in den Rotterdamer Hafen zurückgekehrt fei.

Hinsichtlih des Befähigungsnahweises der Schiffsführer wurde in der Centralcommission vorbehaltlich der Genehmigung der Uferregierungen Uebereinstimmung darüber erzielt, daß eine Ver- \chärfung der derzeitigen Vorschriften geboten sei; in Zukunft solle ein Schifferpatent nur ertheilt werden, wenn die Zurücklegung des 21. Lebensjahres und ferner nachgewiesen ist, daß der Bewerber min- destens feibs, beim Patent für ein Dampfschiff mindestens sieben Jahre im Schiffergewerbe praftish thätig gewesen ist. Jedoch war die Mehr- heit der Ansicht, daß den Führern von kleinen Schiffen mit höchstens 1000 Ctr. Tragfähigkeit wenigstens für die oberrheinishe Strecke bis abwärts Mainz, sowie denjenigen Anwärtern, . welche zwei Jahres- curse einer Schiffershule besuht und die Abgangsprüfung be- standen haben, eine Erleichterung bei Erwerbung des Schiffer- patents zu gewähren sei. Ferner beschäftigte fih die Centralcommission mit der Frage, ob auch die zur Zeit an eine staatlihe Genehmigung nit gebundene selbständige Führung von Rheinflößen von einer besonderen Zulassung (Erwerbung eines Flößerpatents) auf Grund nachgewiesener Befähigung abhängig gemacht werden soll. “Da ein entshiedenes Bedürfniß nach dieser mit Abänderung der Rhein- \chifahrtsacte verbundenen Maßnahme nicht allseitig o dtah. ist, wurde beschlossen, diese Sache zunächst nicht weiter zu verfolgen. Fm Zusammenhang hiermit is in der Centralcommission angeregt worden, ob sich niht die Verschärfung einiger polizeilicher Bestimmungen für die Floßfahrt empfehle. Dabei wurden von der Centralcommission WVerschärfungen in der Richtung beschlossen, daß die Entfernung, in der der Wahrschaunachen dem iFloße vorauszufahren hat, bestimmter (von Î bis 17 Stunden) eingegrenzt und gleichzeitig das Anhängen des Wahrschaunachens an ein zu Thal fahrendes Schiff untersagt wurde.

Was die für die Schiffsmannschaften auf deutshen NRheinschiffen vorgeschriebenen Dienstbücher anbetrifft, so war schon auf der letzten Tagung der Commission ein Einverständniß darüber erzielt worden, daß auf strenge Handhabung der betreffenden Vorschriften, insbesondere auch gegenüber dem ausländischen, auf deutschen Fahrzeugen verwendeten Schiffspersonal zu halten und der Besiß des Dienstbuchs durch perio- dish wiederkehrende Revisionen in den hauptsächlichen Hafenorten zu controliren sei. Die von einer Regierung aufgeworfene Frage, ob die Steuerleute, welhe auf einem deutshen Rheinschiff als Schiffsgehilfen in ein festes Dienstverhältniß eingetreten sind, auch dann ein Dienstbuch zu führen haben, wenn sie ein Patent als Schiffsführer besißen, wurde zwar von der Commission bejaht, zu- gleih aber wurde beschlossen, es solle im Hinblick auf die in dieser Beziehung bisher vielfah beobachtete abweichende und von erheblichen Mißständen nicht begleitete Praxis, zunächst von einer strengeren Durchführung der Dienstbuchpfliht gegenüber den mit Patent ver- sehenen Steuerleuten Abstand genommen und eine weitere Prüfung der Frage einer Aenderung der bezüglihen Vorschrift bis zur Revifion der Schiffahrts-Polizeiordnung vorbehalten werden.

In Bezug auf die Sicherheit und Ordnung des Verkehrs auf dem Rhein wurde von einer Regterung bei der Centralcommission angeregt, ob es nicht zweckmäßig wäre, übereinstimmende An- ordnungen sämmtlicher Nheinuferstaaten dahin zu treffen, daß beim Vorkommen von Schiffszusammenstößen, sonstigen Unfällen und Be- \chädigungen auf dem Rhein sowie von schifahrts- und floßpolizeilichen Zuwiderhandlungen mit gegenseitiger Unterstüßung der Behörden aller Nheinuferstaaten der Thatbestand sofort durch die mit der unmittel- baren Schiffahrts- und Stromaufsiht betraute Behörde und ihre Beamten festgestellt weroe und daß von diesen Behörden, soweit erforderlih unter Cinziehung von Erkundigungen bei den Gerichten, Staatsanwaltschaften und Polizeibehörden, nah einheitlihem Muster Verzeichnisse über diese Vorkommnisse zu führen seien, welche alljährlich der Oberbehörde und dem Rheinschiffahrts-Inspector vorzulegen find, damit daraus das Material für die Unfallstatistik im Jahresbericht der Centralcommission und geeigneten Falls auch der Anlaß zu weiteren Maßregeln, insbesondere auch zur Einleitung des Verfahrens wegen Zurückziehung des Patents gegen die huldigen Schiffer und Lootsen, entnommen werde. Man beschloß, diese Angelegenheit weiter zu verfolgen.

Eine weitere die Sicherung des Rheinverkehrs betreffende Frage, welche die Centralcommission auch in dieser Sizung beschäftigte, bezog ih auf die Erlassung einer gemeinsamen Polizeiordnung über den Transport feuergesährlicher, niht zu den Sprengstoffen zu rehnender Gegenstände. Der Entwurf solcher gemeinsam für die E des Rheins zu erlasscnden Vorschriften wurde von der Central- commission durhberathen, vor det endgültigen Feststellung soll derselbe aber einer nochmaligen Durchsiht unterworfen werden, um die Be- stimmungen thunlichst mit denjenigen in Einklang zu seßen, welche nah der internationalen Berner Vereinbarung von 1890 hinsichtlich der Beförderung von leiht entzündlihen Stoffen auf den Eisenbahnen

elten. : Im Laufe der nächsten Jahre wird die Frage eines einheitlichen Lichtersignalwesens für den ganzen Rhein (zur Zeit gelten verschiedene Bestimmungen bis zur niederländischen Grenze und von da abwärts) zu erledigen sein. Außerdem ist au noch in einigen anderen Punkten eine Abänderung und Ergänzung der gemeinsamen Polizei- Dpdnung für die Schifffahrt und Flößerei auf dem Rhein angeregt worden, insbesondere was die Vorkehrungen gegen die sih aus der elektrischen Beleuchtung der Dampfschiffe für die Sicherheit der Wasserstraße ergebenden Gefährdungen, die Behandlung der Motorenboote, die

aßregeln in Bezug auf Farbenblindheit der Schiffer anbetrifft. Die Gentralcommission erwog in dieser Tagung insbesondere, in welcher Form die Erhebungen für die bevorstehenden Abänderungen und Er- gänzung der s\ciffahrtépolizeilihen Vorschriften durchzuführen fein möchten.

Von den übrigen Gegenständen, welche auf der Tagesordnung standen, is noch L daß die niederländische Regierung l“ sucht wurde, die Stelle, an welcher bei Gorcum und Krimpen, Waa und Leck und damit der Geltungsbereich der gemeinsamen |MU}- fahrtspolizeilichen Vorschriften ein Ende hat, durh ein äußerlich sicht- bares Zeichen den Betheiligten kenntlih zu machen, und daß da Secretariat * der Centralcommission angewiesen wurde, den Bethel- ligten auf Ersuchen von den dasclbst aufbewahrten s{hiffahrtspolize!- lichen Vorschriften, welche für nicht conventionelle von Rheinschiffen befahrene Wasserstraßen (namentlich in den Niederlanden) elten, Einsicht zu geben und, soweit thunlih, au den Bezug derfelben ¿V vermitteln oder die Bezugsquelle anzugeben.

Statistik und Volk8wirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Die leßten Nachrichten des „Prag. Abendbl.“ von gestern aus Kladno melden, daß der Strike nun im steten Nieder- gange begriffen ist und daß sih die Zahl der Bergarbeiter, Lehe zu der gestrigen Morgenschicht sih eingefunden haben, wieder wesentlich vermehrt hat, doch haben nah einem Telegramm des „H. L. B.“ vom heutigen Tage infolge des Strikes in Dux in Kladno verschiedene Arbeiter aufs neue die Arbeit eingestellt. Gelegentlih einer Versammlung der Arbeiter mußten mehrere Agitatoren, welche socialistische und anarchistische Schriften vertheilten, verhaftet werden.

Die Zahl der Strikenden in Dux übersteigt, wie dem- selben Bureau heute gemeldet wird, bereits 10 000; auch im Teplißer Revier schlossen sih einige Shähhte dem Strike an. Im Brüxer Revier wird garnicht gearbeitet. Gestern Abend sammelten sich vor dem Plutoshacht mehrere 1000 Strikende an, sie wurden aber von zwei Bataillonen Jnfanterie und einer Escadron Cavallerie zerstreut. Die Fabriken beginnen bereits ihren Betrieb einzustellen, weil die strikenden Berg- arbeiter auh die Arbeiter in den Fabriken bedrohen.

Wie wir dem „Vorwärts“ entnehmen, sind 7—800 Ziegelei- Arbeiter in Damm-Hast wegen 2döprocentiger Herabseßung des Accordlohns ausftändig.

Aus Ber n wird dem „W. T. B.“ unter dem gestrigen Tage gemeldet: Der von der hiesigen Arbeiterunion zur Wahrung ihrer Interessen angestellte Arbeitersecretär Was silieff is verhaftet worden. Die bei einer Hausfuchung bei ihm vorgefundenen Papiere sollen sehr gravirend sein. Wassilieff ist naturalisirter Nufse.

Kunst und Wissenschaft.

Der Director des Astrophysikalishen Observatoriums auf dem Telegraphenberge bei Potsdam, Geheime Negierungs-Nath, Prof. Dr. Vogel hat die endgültigen Ergebnisse der auf dem ge- nannten Observatorium angestellten Beobachtungen über den neuen Stern im „Fuhrmann“ nunmehr der Königlichen Akademie der Wissenschaften vorgelegt, welche dieselben soeben veröffentlichte. Prof. Vogel ist, der „Nat.-Ztg.* zufolge, der Ansicht, die Erscheinung des neuen Slerns set daduUr@ Veranlaßt worden, daß ein dur den Naum eilender Weltkörper in ein dem unseren ähnlihes Sonnensystem eindrang und durch den nahen Vorüber- gang an einem größeren oder an mehreren kleineren Körpern dieses Systems, vielleicht auch durch directen Zusammenstoß mit kleineren Körpern, plößlich in hohen Glühzustand verseßt wurde. Zur Zeit, als auf der Erde die spektroskovishen Beobachtungen des Sternes angestellt wurden, befand sih dieser nah Vogel’s Ansicht in einem Theile . des supponirten Sonnensystems, welches dicht mit kleinen Körpern angefüllt war. Diese haben durch den nahen BVorübergang und durch theilweises Zusammentreffen zunächst den hohen Glühzustand der Oberflähe und der Atmosphäre des eindringenden Körpers aufreht erhalten. Sie haben hierbei theilweise selbs große Erhißung und eine mehr oder minder große Geschwindigkeit erhalten. Durch unausbleiblihe Störungen der Niveauflächen und dadurch bedingte Eruptionen sind auch Er- hißungen in den Atmosphären des Centralkörpers und größerer Planeten des Systems erfolgt. Im Herbst 1892 leuchtete die Nova nochmals auf. Dies kann nah Vogel auf cine Begegnung des das supponirte Sonnensystem durcheilenden Körpers mit einem cinzelnen äußeren Gliede (einem entfernten Planeten) desselben zurückgeführt werden. „Jch will mich jedoch“, sagt Professor Vogel zum Schluß, „nicht weiter in Einzelheiten verlieren, da es mir in der Hauptsache nur darauf ankam, zu zeigen, daß die Wahrscheinlichkeit des Zusammenstoßes eines im Weltraum umherirrenden Körpers mit einem geregelten System von Körpern keine zu geringe ist, indem gegen die Annahme eines Planetensystems bei einem Firstern nihts eingewendet werden kann; und daß durch die Annahme eines folhen Systems, in welhem sih ein Körper, der sich mit der enormen Geschwindigkeit von 90—100 Meilen bewegt, wochen-, ja monatelang aufgehalten haben kann (da er beispielsweise zur Durchschreitung unseres Sonnensystems volle fünf Monate gebrauchen würde), die wichtigsten bei dem neuen Stern beobachteten Erscheinungen eine ungezwungene Erklärung finden können.“ Sonach haben wir also aller Wahrscheinlichkeit nah in dem Aufleuchten des neuen Sterns ein ungebeures kosmisches Ereigniß vor Augen gehabt: das Zusammen- treffen eines Weltkörpers mit den Planeten eines fremden Sonnen- systems. Was in jenem fernen Weltenraum sich ereignete, is auch in unserem Sonnensystem nicht unmöglich. Die Vorstellung einer für alle Zeiten katastrophenfreien Existenz kann auch für die Glieder unseres Planetensystems nicht mehr aufrecht erhalten werden. Viclleicht haben sich auch hier {on in grauer Borzeit, vor Millionen von Jahren, Ereignisse abgespielt, die wahre Weltkatastrophen waren. Bielleichht war unsere Grde auch einst Zeuge, wenn nicht mitbetheiligt an solchen Vorgängen, die, wenn sie sich dereinst wiederholen würden, den Untergang alles organischen Lebens hienieden verursachen müßten.

In Straßburg is, wie die „Nat.-Ztg.* meldet, vor einigen Tagen der bekannte Historiker Professor Hermann Baum- garten im Alter von 68 Jahren gestorben. Er hat vom Jahre 1872 bis 1889 an der Universität Straßburg als Lehrer der Geschichte gewirkt und sich seitdem im Ruhestande mit \chriftstellerishen Arbeiten beschäftiat. Seine „Geschichte Karl’s V.“, zu welcher er umfassende archivalishe Vorstudien, namentlih auh in Italien und Spanien, ge- macht hat, is unvollendet geblieben. Neben ihr ift als sein Haupt- werk zu nennen die „Geschichte Spaniens vom Ausbruch der französi- schen Nevolution bis auf unsere Tage“ (drei Bände 1865—71). Außerdem veröffentlichte er eine Reihe politisher Schriften.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Oesterreih-Ungarn.

Einer Verfügung der Seebehörde zu Triest zufolge ift die f. Z.

gegen Provenienzen aus den arabischen Häfen des Rothen Meeres von

Kunfuda bis Bab-el-Mandeb angeordnete siebentägige Quarantäne

(vergl. „RN.-A.“ Nr. 243 vom 14. Oktober v. J.) aufgehoben, und

sind infolge des Ausbruchs der Cholera in Mekka gegen Herkünfte

aus allen arabischen Häfen des Rothen Meeres Maßregeln im Sinne der Dresdener Uebereinkunft getroffen worden.

: Egypten. Zufolge Beschlusses des

internationalen Gesundheitsraths in Alexandrien vom 12. d. M. ift das „Réglement sur le retour du pèlerinage“ auch für die Küste des Yemen wie für den Hedjaz in Kraft geseBt worden. (Vergl. „NR.-Anz.“ Nr. 145 vom 20. d. M.) Doch soll gegen Schiffe mit reinem Gesundheitspaß und ohne Pilger oder ähnlihe Massen an Bord, welche die Häfen der arabischen Küste des Rothen Meeres vor dem 24. Juni verlassen, nur das „Réglement contre le choléra“ angewandt werden. _ Das „Réglement contre le choléra“ ift gleihfalls gegen Her- künfte von Bassorah, Mohammara und Fao in Kraft gefeßt worden. Unter demselben Datum is die Dauer der Quarantäne für die aus dem Hedjaz zurückkehrenden Pilger festgeseßt worden, und zwar für fremde Pilger auf 15 Tage în Tor und daran sich shließende Buarantäne während der Fahrt durh den Kanal, und für egyptische

Pilger auf 15 Tage in Tor und 3 Tage in Ras Mallap.

__ Ferner wurde beschlossen, daß das große Gepäck der fremden Pilger ausgeladen und erst nach gehöriger Desinfection des Schiffs- raums dort wieder cingepackt und verschlossen werde. Auf dem Ge- sundheitspasse is zu vermerken, daß das große Gepä, welches sich in den verschlo enen Räumen des Schiffes befindet, nicht desinficirk wor- den ist. Außerdem sind die Effecten und das Gepäck der Pilger jeder Section, in welcher ein Cholerafall während der Quarantäne vorgekommen i}, vor der Abreise wie bei der Ankunft zu desinficiren.

Cholera. __ Wie dem „R. B.“ aus Jeddah gemeldet wird, sind in Mekka as Zeit vom 16. bis 20. Juni 830 Personen an der Cholera gestorben.

Frankreich. Unter den westlich gelegenen Departements hatte zufolge einem in den „Veröffentlihungen des Deutschen Kaiser- lihen Gesundheitsamts* mitgetheilten Bericht über die Sißung des Gesundheitsraths am 29. Mai Finistòöre seit dem 7. Mai neue Cholera - Erkrankungen nicht mehr aufzuweisen. Im Departement Morbihan wurden vom 15. bis 29, Mai 47 Erkrankungen und 23 Todesfälle in sechs Gemeinden fest- gele vom 29. Mai bis 5. Juni elf bezw. drei in vier Gemeinden.

n Nantes sind (nah einer Meldung vom 7. Juni} innerhalb der leßten drei Monate fünfzehn „choleraartige“ Todesfälle angezeigt worden. In der Vendée sind E seit dem 12. Mai neue Todesfälle niht mehr zur Beobachtung gelangt.

Rußland. In der Zeit vom 27. Mai bis 3. Juni (n. St.) find 36 Cholera-Erkrankungen und dreizehn Todesfälle amtlih ange- meldet worden, die sich im Gouv. Podolien vom 27. April bis 13. Mai ercigneten.

Gelbfieber.

In Havana sind, wie in den „Veröffentlihungen des Deutschen Kaiserlihen Gesundheitsamts“ berihtet wird, vom 9. bis 11. Mai s\sechs Todesfälle und etwa dreizehn Neu- erkrankungen, vom 12. bis 18. Mai fünf bezw. vierzehn, in Cien- fuegos vom 14. bis 20. Mai drei Todesfälle festgestellt worden. Aus Pernambuco wurden für die Zeit vom 13. März bis 9. April vier Todesfälle, aus Para vom 24. April bis 7. Mai vier, aus O tv: vom 6. bis 12, Mai fünf, vom 13. bis 19. Mai sieben gemeldet.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks an der Nuhr und in Oberschlesien. _ An der Ruhr find am 21. d. M. gestellt 9782, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 19. d. M. gestellt 3648, niht reht- zeitig gestellt keine Wagen, am 20. d. M. gestellt 3353, nichr recht- zeitig gestellt keine Wagen.

Zwangs-Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgeriht T Berlin stand am 21. Juni das dem Fuhrherrn Johannes Spieß gehörige, in der Straße 12a Nr. 9 belegene Grundstück zur Versteigerung. Fläche 6,94 a. Mindestgebot 800 A Für das Meistgebot von 130 100 wurde der Kaufmann Georg Pinoff, Königstr. 55, Ersteher. Aufgehoben wurde das Verfahren der Zwangéversteigerung in den nachbenannten Grundstücken: Engel - Ufer 1, la und 1b, der ver- witiweten Frau A. C. E. Mayer, geb. Merschley, gehörig. Mulackstraße 8, dem Paul Wirth gehörig.

Vontaebera t Pr 2L Sin Œ 2. B) Dor Woll- markt ist bis auf 1000 bis 1200 Ctr. zu hoch limitirter Wolle geräumt. Da die Hauptkäufer den Platz verlassen haben und von der gestern eröffneten Wollauciion in London weihende Tendenz ge- S wird, sind die Angebote um 6 F niedriger geworden als 18her. Magdeburg, 26 Su (W T D) ZUCer erti. Kornzucker excl., von 92 9% 19,70, Kernzucker excl, 88 0 Rendement Nachproducte excl., 750°/0 Rendement 16,10. Ruhig. Brod- raffinade 1. 31,00. Brodraffinade 11. 30,79. Gem. Raffinade mil Faß 30,50. Gem. Melis I. mit Faß 30%. Fest. Roh: zuder I. Product Transito f. a. B. Hamburg pr. Junt —,— b —,— Br., pr. Juli 18,95 Gd., 19,00 Br., pr. August 19,174 bez., 19,20 Br., pr. September 17,45,Gd., 17,50 Br. Alte Ernte ruhig,

neue s{hwach.

Otldesherm 21. Juni. (W.- T V) Wollmarkt, Die Zufuhr betrug 3050 Ctr. Stimmung gedrückt. Wäsche mittelmäßig. Gezahlt wurde für ordinäre Wollen 85—90 #Æ, für mittlere 95—100 Æ, für feine 100—105 Æ, für feinste 110. 4 In Döhrener Kunstwäsche betrug die Zufuhr 300 Ctr. Das Meiste blieb un- verkauft. Gezahlt wurde für ordinäre Wollen 120 A, für mittlere 140 M4, für feine 160 M

Let P3ta, 21. Sun, (W. L. B) KammzUug-C ermin: handel. La Plata Grundmuster B. per Juni 3,70 Æ, per Juli D285 G Ver Ua 300 M Ver Serien 2 G Ver Oktober 3,80 #4, per November 3,80 4, per Dezember 3,825 M, per Januar 3,85 4, ver Februar 3,877 4, per März 3,872 M, per April 3,877 #4, per Mai 3,877 (A Umsay 50 000 kg.

Mannheim, 21: Iuni. Œ. T..B) ProoductenmarTtt. Weizen pr. Juli 17,00, pr. November 17,50, Roggen pr. Juli 15,60, pr. November 15,85. Hafer per Juli 17,50, per November 15,85. Mais pr. Juli 11,95, pr. November 12,25.

Wien, 21. Juni. (W. T. B.) Die Brutto-Einnahmen * der Orientbahnen betrugen in der 21. Woche (vom 21. Mai bis 27. Mai 1893) 212 407,31 Fr., Abnahme gegen das Vorjahr 11 369,62 Fr. Seit Beginn des Betriebsjahres (vom 1. Januar bis 27. Mai 1893) betrugen die Brutto-Cinnahmen 4 890 671,89 Fr., Zunahme gegen das Vorjahr 594 770,02 Fr.

22. Juni. (W. T. B.) Bei den sowohl in diesem, wie in den früheren Jahren im Betriebe gestandenen 298 km langen Local- bahnen der österreichischen Local - Eisenbahn - Gesfell- \chaft betrugen die proviforish ermittelten“ Einnahnen im Monat Mat d. I. - 161428 l, und m dex Zeit vom 1 Sanuar bs Ende Mai 18398 (82908 ¡(4 wahrend die definitiven Einnahmen in der gleihen Periode des Vorjahres 145 381 Fl., bezw. 694 039 Fl. betragen haben. Die provisorisch er- mittelten, oben niht inbegriffenen Einnahmen der 75 km langen Localbahn Budweis-Salnau betrugen in der Zeit vom 1. Januar bis Ende Mai 1893 71 554 Fl.

Pest, 21. Juni. (W. T. B.) Productenmarkt. Weizen ruhig, pr. Mai-Juni 8,42 Gd., 8,45 Br., pr. Herbst 8,42 Gd., 8,44 Br. Hafer pr. Herbst 6,41 Gd., 6,43 Br. Mais pr. Mai- Junt 5,14 Od, 0,16 Br, per Jul UUguit 0.10 Gd, 9,16 Dr. Kohlraps pr. August-September 15,20 Gd., 15,40 Br.

London, 21. unt. (W. L B) WollaUuctton. besucht, jedo lebhaftere Betheiligung. Preise unverändert.

An der Küste 7 Weizenladungen angeboten.

69% FJavazudcker loco 197 stetig, Rüben - Nohzucker loco 19 ruhig. Chile-Kupfer 454, pr. 3 Monat 457/16.

Paris, 21. Juni. (W. T: B.) Fondsbörse. Curse infolge fortgeseßter Geschäftslosigkeit vielfach abbröckelnd. Stimmung ret gedrückt. Rio Tinto matter auf Nealisationen. Russishe Fonds

nachgebend. 21 U O, L O) Jab Nai good ordinary 52. Bancazinn 553.

Amsterdam,

News York, 21. Juni. (W. D. B.) Die Börse erofsnéete lustlos, zeigte im weiteren Verlauf günstigere Stimmung und {loß lustlos, aber fest. Der Umsay der Actien betrug 171 000 Stü. Der Silbervorrath wird auf 200000 Unzen geshägt. Silber- verkäufe fanden niht statt. Die Silberankäufe für den Staats- haß betrugen 100 000 Unzen zu 82,20 à 82,40.

Weizen s{hwächte sich nah Eröffnung etwas ab auf befürchtete Geldknappheit und günstige Ernteberichte, später trat Besserung ein. Schluß stetig. Mais shwächte sich nah Eröffnung etwas ab auf Geldknappheit und“ günstige Ernteberichte, später, entfprehend der Festiglei des Weizens, erholt. Schluß sehr fest. j;

BICaao, 21. unt, G, J. s Weizen {wächte sih nah Eröffnung etwas ab auf matte Kabelmeldungen, günstige Ernteberichte, L auf Berichte aus Frankreich, daß die dortigen Ernteshäden nicht o erheblich, als ursprünglih gemeldet, später auf gute L rab erholt. Schluß stetig. Mais fallend einige Zeit nah Eröffnung, dann lebhafte Reaction auf große Käufe und Kaufordres, später wieder fallend.

Spärlich

Verdingungen im Auslande.

Desterreih-Ungarn.

30. September, Mittags. Commandant des Kriegéhafens von Pola. Größere Lieferung von Geweben aus Wolle, Leinen und Baumwolle.

Italien.

__ 26. Juni. Präfectur von Avellino. Anlage der Wasserleitung für den öffentlichen Springbrunnen „Piazza“, in der Gemeinde von Tanarosa. Ausführungsfrist 6 Monate. Kostenanschlag 17 117,27 Fr. Vorläufige Caution 1000 Fr., definitive 2000 Fr. Definitiver Zuschlag am 17. Juli.

__26. Juni, 4 Uhr. Direz. Opif. Arredi militari in Turin. Lieserung von 11 000 kg Leder für Schuhsohlen, das Kilogramm zu Le Kostenanschlag 33 000 Fr. - Vorläufige Caution 3300 Fr. Lieserungsfrist 40 Tage.

27. Juni, 3 Uhr. Artillerie-Direction der Geshüß-Gießerei in Genua. Lieferung von 5400 kg-Kupfer in Blöcken. Kostenanschlag 9180 Fr. Caution 950 Fr.

27. Juni ebenda. Lieferung von 3000 kg Kupfer in Blöcken L —; desgl. 2400 kg M —, das Kilogramm zu 1,70 Fr. Kosten- ans{chlag 9180 Fr. Vorläufige Caution 950 Fr. Lieferungsfrist 50 Tage.

28. Juni, 2 Uhr. Artillerie-Direction der Geschützgießerei in Neapel. Lieferung von 1) 3000 kg Zinnblöcken, das Kilogramm zu 3,05 Fr. Kostenanshlag 9150 Fr. Vorläufige Caution 915 Fr., 2) 18 000 kg Kupferblöcken, das Kilogramm zu 1,50 Fr. Kosten- anshlag 27 000 Fr. Vorläufige Caution 2700 Fr. Auskunft bei der vorerwähnten Direction.

Portugal. 27. Juni. Königlich portugiesische Eisenbahngesellshaft in Lifsa- bon. Lieferung von 6187 m Röhren aus gewalztem Eisen. Auskunft in Lissabon. Station Caes dos Soldados.

Niederlande.

28. Juni, Mittags. De directeur der Artillerieinrichtingen in Delft im Directionsbureau am van Leeuwenhoeksingel : Lieferung von folgenden Gegenständen in zwei Abtheilungen :

1. Abtheilung: 7050 kg Antimoon Regulus,

2. Abtbeilung: 99 000 kg Blei in Barren, Lieferungébedingungen von dem genannten Director zu beziehen.

4. Juli, 2 Uhr. Justiz - Ministerium im Haag in einem der Bureaus des Ministeriums: Die Lieferung von Band - L- und T-, Stab- und Platteneisen, Bolzen u. \. w. für 240 Zellen für Ge- fängnisse und staatlihe Erziehungsunstalten.

Bedingungen sind für 0,30 Fl. bei den Buchhändlern Gebrüder van Cleef im Haag, Spui 28a, erhältlich.

Rumänien.

1. August, 11 Uhr. Verwaltung der Bürger-Hospitäler in Bukarest. Wasserleitung für die Stadt Sinaïa. Vorläufige Caution 5 9/0 des Werthes der Arbeiten. Ohne Datum. Kriegs-Ministerium in Bukarest. Lieferung von 100 000 kg grauem Tuch, 25 000 kg braunem Tuch.

Dänemark.

11. Juli, 1 Uhr. Maskinchefen for Statsbanedriften (Staats- bahnverwaltung), Colbjörnsensgade Nr. 6, K openh agen: Lieferung von 52100 t Kohlen zum Heizen von Locomotiven. Bedingungen an Ort und Stelle und beim „Reichs-Anzeiger“ (in englisher Sprache).

30. Juni, 12 Uhr. Trafikchefen for Statsbanedriften (Staats- bahnverwaltung), Trafikafdelingens Magasin Bahnhof, Kopen - hagen: Lieferung des Bedarfs an Tuch, Kirsey und wollenen Futter- stoffen für Uniformen und Bekleidungestücke sowie Lieferung und Ver- fertigung von verschiedenen Uniformen 2c. für das Personal der Staats- bahnen auf Seeland-Falster in den Betriebsjahren 1893/94 und 1894/95. Bedingungen an Ort und Stelle und beim „Reich8- Anzeiger“ (in dänischer Sprache).

30. Juni, 12 Uhr. Trafikchefen for Statsbanedriften (Staats- bahnverwaltung), Trafikafdelingens Contor, Hauptbahnhof, Aar - hus: Lieferung des Bedarfs an Tuch, Kirsey und wollenen Futter- stoffen für Uniformen und andere Bekleidungsftücke für das Personal der Jütland-Fühnenshen Staatsbahnen im Betriebsjahre 1894/95. Bedingungen an Ort und Stelle.

3. Juli, 4 Uhr. Aarhus Gasvaerk in Aarhus: Lieferung und Zufuhr von ca. 7000 Tonnen Gaskohle. Bedingungen zur Ein- sicht an Ort und Stelle.

Egypten. Verwaltung der Daira Sanich in Kairo. Lieferung von 3100 Vignoleschienen im Gewicht von ungefähr 272000 kg, 3600 Laschen im Gewicht von ca. 8300 kg, §8500 Bolzen mit Schraubenmuttern im Gewicht von ca. 3000 kg, 12 800 Klammern im Gewicht von ca. 2650 kg, 2000 Bolzen mit Scraubenmuttern im Gewicht von ca. 380 kg, 200 Laschen-Bolzen mit Schraubenmuttern im Gewicht von ca. 182 kg, 600 Laschen im Gewicht von ca. 360 kg.

1: Sul.

Verkehrs-Anstalten.

Der Staatssecretär des Reichs - Postamts Dr. von Stephan hat die Herstellung einer Telephonlinie Erfurt—Halle—Leipzig genehmigt. Der Bau der Linie soll noch im laufenden Etatsjahr erfolgen.

Bremen, 22. Juni. (W.T. B.) Norddeutscher Llopd. Der Postdampfer „Kronprinz Friedrih Wilhelm“ ist am 20. Juni von Neapel abgegangen. Der Postdampfer „Baltimore“, nach dem La Plata bestimmt, hat am 20. Juni St. Vincent passirt. Der Neichspostdampfer „Habsburg“, nah Australien bestimmt, ist am 20. Juni in Neapel angekommen. Der Schnell- dampfer „Lahn“, von New-York kommend, hat am 21. Juni Hurst Castle passirt. Der Postdampfer „A merika“ ist am 21. Juni von Baltimore nach der Weser abgegangen. Der Schnelldampfer „Havel“ nach New- York bestimmt, hat am 21. Juni Dover passirt. Der Schnell- dampfer „Spree“ ist am 20. Juni von New-York via Southampton nah der Weser abgegangen. Der Schnelldampfer „Fulda*, von New-York kommend, i|st am 21. Juni in Genua angekommen. Der Postdampfer „Weimar“, von Baltimore kommend, hat am 21. Juni Lizard passirt. Der Postdampfer „Frankfurt*, vom La Plata kommend, is am 21. Juni in Antwerpen angekommen.

London, 21. Juni. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Spartan“* ist heute auf der Heimreise von Madeira abgegangen. Der Castle-Dampfer „Lismore Castle ist heute auf der Heimreise in London angekommen.

Theater und Mufik.

Königliches Opernhaus.

Die Königliche Oper brachte gestern, noch kurz vor den Ferien und nach einer an Neuheiten besonders reichen Spielzeit, ein neues vieractiges Werk von Richard Stiebit, betitelt „Der Zigeuner“ zur Auf- führung, dem eine freundlihe Aufnahme bereitet wurde. Der Text ist nah einer Erzählung von O. Glaubrecht (Pseudonym für R. L. Oeser, Pfarrer in Lindheim i. d. Wetterau, gest. 1859) frei bearbeitet und die düster-romantishe Handlung, die in Schlesien um Pfingsten 1745, also zur Zeit des zweiten slesischen Krieges spielt, an packenden Scenen nicht arm. Zu leßteren gehören die Ueberrumpelung eines österreichischen Lagers dur preußis{he Truppen, eine Feuersbrunst, der Mord des Zigeuners dur die Hand der eigenen Mutter 2c. Der Componist, der in Spandau lebt und si in dortigen musikalischen Kreisen als Leiter eines Gesangvereins Ansehen éviaiorhin hat, erweist O in der ganzen Factur der Dper als ein tüchtiger, kenntnißreicher Musiker, der auf der Höhe neuzeitlichen Kunststrebens sich bewegt und namentlih den dramatisch-pathetischen Ausdruck in der vocalen Erfin. dung und Ausgestaltung sowohl wie in der Orchestration sicher be- herrs{cht und damit große Wirkungen zu erreichen versteht. oran es