1893 / 148 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 23 Jun 1893 18:00:01 GMT) scan diff

Statistischen Amts, die für die einzelnen Staaten und Landes- theile in der nächsten Nummer des „Reichs-Anzeigers“ ver-

offentliht wird, die Noten folgende: Nr. 1 bedeutet ehr gut,

ñ gut, 3 mittel, 4 gering, 5 sehr gering; die Zwischenstufen n

durh Decimalen bezeichnet. 4 : agegen Juni Mai ‘eil

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Winter - Weizen . Sommer- , Winter - Spelz Sommer- , : Winter-Roggen Sommer- ,

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. Klee und Luzerne

Wiesen .

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs: Maßregeln.

Dänemark.

Durch Verfügung des Königlich dänishen Justiz-Ministeriums vom 7. Juni 1893 sind die Bestimmungen im 2. Abschnitt T des Gesezes über Maßregeln gegen die Einführung ansteckender Krank- beiten ins Reih vom 2. Juli 1880 bis auf weiteres in E auf folhe Schiffe in Wirksamkeit geseßt worden, welche von Göteborg ankommen oder mit diesem Ort in Verbindung ge|tanden haben, oder auf der Reise mit Schiffen aus dem genannten Hafen Verkehr gehabt haben. Quarantäne findet zur Zeit nicht statt.

Gegenüber Deutschland und Finland besteht das Verbot der Einfuhr von Lumpen. Gegenüber Rußland gilt außerdem das Ver- bot der Einfuhr von gebrauchter Leinewand, gebrauhten Kleidungs- \tücken und gebrauhtem Bettzeug, insoweit die genannten gebrauchten Gegenstände nicht zum Reisegepäck der Passagiere gehören.

Cholera. Soulon, 22, Zuni, ¿W. L. B.“ meldet: Heute ik in der Stadt ein Cholera-Todesfall vorgekommen, innerhalb der Bannmeile kamen drei Cholera-Todesfälle vor.

Verkehrs-Anstalten.

Die Königliche Eisenbahn-Direction macht wiederholt darauf auf- merksam, daß vom 1. Juli d. J. ab nur noch die durch die neue nag vorgeschriebenen Frachtbriefe angenommen werden.

Bremen, 23. Juni. (W.T. B.) Norddeutscher Lloyd. Der Schnelldampfer „Havel“ hat am 21. Juni die Reise von Southampton nach New-York fortgeseßt. Der Schnelldampfer „Lahn“ hat am 22. Juni Morgens die Reise von Southampton nah Bremen fortgeseßt und ist Nahmittags auf der Weser angekommen ; derselbe überbringt 560 Passagiere und volle Ladung. Der Postdampfer „Amerika“ ist am 21. Juni von Baltimore nah der Weser ab- Miqngen. Der Postdampfer Pa nnover“ hat am 21. Juni die

eise von Antwerpen nach Bremen fortgeseßt. Der Neichs- Postdampfer „Habsburg“ hat am 21. Juni die Reise von Neapel nah Port Said fortgeseßt. Der Postdampfer , Weimar“, von Baltimore kommend, hat am 22. Juni Dover passirt.

London, 22. Zuni, (W. T. B) Der Un ion-Dampfer „German“ und der Union-Dampfer „Scot“ sind auf der N gestern von Capetown abgegangen. Der Castle-

ampfer „Hawarden Castle“ hat Ran auf der Ausreise Madeira passirt.

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Theater und Musik.

Königliches Schauspiel.

(Neues Theater.) !

Gestern Abend wurde das Lustspiel „Leßte Liebe“ aus dem Ungarischen des Ludwig Dóczi neu einstudirt vor einem voll- beseßten Hause mit großem Erfolge aufgeführt, was noch mehr als der ansprechenden, in trefflihe deutshe Verse übertragenen Dichtung der wahrhaft mustergültigen Darstellung des in den Hauptrollen mit den E Kräften der Königlichen Bühne beseßten Werkes zu danken war. In der im Jahre 1360 spielenden Handlung werden die Abenteuer des durch die Gunst des Königs

Ludwig von Ungarn {hon in jungen Jahren in hohe Stellungen gekommenen Wojwoden von Apor vorgeführt, der dur seine Theilnahme an wüsten Trinkgelagen sowie die leihtsinnige und rücksihtslose Art seines Verkehrs mit dem weiblihen Geshlecht am Hofe des Königs verrufen und gefürchtet, im Grunde aber ein edelmüthiger und tapferer Held war. Angeklagt, die Mündel des Königs, Maria von Drugeth, vor einer größeren Gesellschaft bloßgestellt zu haben dur die Aeußerung: er werde niht um ihre Hand werben, weil er befürhten müsse, sie würde seine Bewerbung annehmen, erklärt er, der gekfränkten Dame vor dem ganzen Hofe eine glänzende Genugtbuung geben zu wollen. Zur Ueberrashung der Versammelten bittet er nun öffentlich um die R der schönen Prinzessin, indem er {chwört, sie solle seine legte Liebe sein, und s{lüge fie ihn aus, werde er auf alle seine Aemter und Würden freiwillig verzihten und in- die Verbannung gehen. Die dem liebenswürdigen Wojwoden im Stillen längst zugethane Maria schlägt ein und wird seine Braut. Bevor die Hochzeit stattfindet, sell der un- beständige Apor jedoch einer Prüfungszeit unterworfen werden. Der König \cchickt ihn in den Krieg, um an der Spitze eines Heeres den Herzog von Padua gegen die Truppen Venedigs zu unterstüßen. Am Hofe zu Padua findet er die als Jüngling ver- Fleidete Tochter des Herzogs von Carrara, {ließt innige Freundschaft mit ihr und entdeckt, als er den n E mit în die Schlacht nehmen will, ihr Geshlecht und später ihre heftige Liebe zu ihm. Trotz der Erinnerung an die mit der Braut auêgetaushten Shwüre ist Äpor doch geneigt, nah s{chweren inneren Kämpfen der augenblick- lichen Regung nachzugeben und die Braut zu verlassen, wird aber von der edlen Katharina Carrara auf den rechten R zurückgeführt, da sie wohl mit aller Kraft darnach strebt, den Geliebten zu besißen, ihn aber nicht auf unrehtmäßige Weise erringen will. Nachdem fie, wieder als Mann verkleidet, den in der Schlacht gefangenen Apor dadur befreit, daß sie nach Venedig geht, um für die üblen Absichten des Vaters um Verzeihung zu bitten, be- giebt sie sich heimlich an den Hof des Königs von Ungarn, lernt Apor's Braut kennen und sieht bald, daß fie mehr einem anderen als ihrem Bräutigam geneigt ist und daß dieser andere der aus dem Vaterhause vor einiger Zeit entwichene vershollene Bruder s Carrara ist. Geschickt weiß sie es einzurichten, daß der König enntniß von dem Sachverhalt bekommt, und fo s es ihr, dahin zu fommen, E sie als seine „leßte Liebe“ heimführt, aber auch Maria ihr Glück findet durch die Verlobung mit Francesco.

Der Wojwode von Apor fand einen in jeder Beziehung tadellosen Darsteller in Herrn Ludwig, während Katharina Carrara von Frau von Hochenburger geradezu meisterhaft gegeben wurde. Beide ver- banden mit einem seelenvollen und natürlichen Spiel so viel gemüth- lichen Humor, daß thnen häufig bei offener Scene und nach den Act- \chlüssen der lebhafteste Beifall verdientermaßen zu theil wurde. Fräulein P op pe gab die Prinzessin Maria mit der ihr eigenen und hier durhaus angemessenen Würde; Fräulein Lindner war sehr anmuthig als scel- E verliebter Page. Das ungarische Königspaar wurde von Frau Kahle und Herrn Nesper, der Francesco von Herrn Purschian gut dargestellt. In den übrigên Rollen sind noch mit Anerkennung zu erwähnen Fräulein Plan und die Herren Kahle, Plashke und Herter.

Im Königlihen Opernhause ist infolge eines Todesfalls in der Familie des Herrn Krolop für Sonnabend und Sonntag eine Aenderung des Spielplans nothwendig geworden. Am Sonnabend wird „Carmen“ mit den Damen MRothauser, Weiß, Herzog, Dietrich, den Herren Philipp, Bulß, Krasa, Lieban, Schmidt und Fränkel gegeben. Am Sonntag findet alsdann die erste Wiederholung der Oper „Der Zigeuner“ in der bekannten Beseßung statt. i

Im Friedrich - Wilhelmstädtishen Theater sind “in der morgen neueinstudirt in Scene gehenden Operette „Boccaccio“ von Suppé die Hauptrollen mit den Damen Cornelli, Csendes, Graichen, Berthier, Kluge, den . Herren Hanno, Bruch, Ernsthaft, Lieban und Unger beseßt. :

Im Kroll’\chen Theater wird Frau Klafsky am Sonntag wieder in der Titelpartie der Oper „Norma“ von Bellini auftreten.

Mannigfaltiges.

Die Leiche des in Brandenburg verstorbenen hiesigen Brand- Directors Stude is gestern nah einer erhebenden militärischen Leichenfeier, bei welcher. der Commandeur der 6. Division, General- Lieutenant von Pfaff, das gesammte Offizier-Corps des Füsilier- Regiments Prinz Heinri von Preußen (Brandenburgisches) Nr. 39 unter Führung des Regiments-Commandeurs Obersten Ahlemann und

zahlreiche Offiziere des Kürassier-Regiments Kaiser Nicolaus I. von Ruß-

land (Brandenburgisches) Nr. 6 anwesend waren, nah Berlin übergeführt. ier wurde der Sarg von einer Trauerparade der Feuerwehr auf dem üterbahnhof der Potsdamer Bahn in Ginpsans Fami und in feierlihem Zuge nah dem Dienstgebäude in der Lindenstraße geleitet, wo die Aufbahrung im Arbeitszimmer des Entschlafenen erfolgte. Die Beiseßung wird morgen Nachmittag vom Hauptdepot in der Linden- straße aus erfolgen.

Wien, 22. Juni. In Köpcfeny (Ungarn) wurden, wie „W. T. B.“ meldet, sieben bei einem Bau beschäftigte Arbeiter vom Blißtstrahl getroffen, von denen einer fofort todt blieb, während zwei andere gelähmt wurden; auch die übrigen erlitten \{chwere Verwundungen.

St. Petersburg, 22. Juni. In der Auferstehungs- Kathedrale der Stadt Romanow-Borissoglebsk (Gouverne- ment Jaroslaw) hatte sich laut Meldung des „W. T. B.“ am. 17. d. M. zu einer Procession, in welcher ein wunderthätiges Bild des Erlösers einhergetragen wurde, cine überaus zahlreihe Menge ein-

efunden. Plößlih erscholl der Ruf „Feuer.“ Tae entstand eine

Krrdthare Panik. Alles drängte zu- den Ausgängen, allein eine Aus- gangsthür erwies si als verschlossen. Es entstand ein fürchterliches Ge- dränge, wobei eine große Anzahl Personen erstickten. Andere sprangen aus den Fenstern und fanden so den Tod. Erst später wurde die Thür geöffnet. Im ganzen werden 136 Leichen gezählt. Von den Ver- wundeten wurden fünfzehn in dem Hospital der Stadt und viele Andere in Privathäusern aufgenommen. Auch von diesen sind mehrere ihren Verleßungen erlegen. Bisher ift nicht Ge wem die Schuld an dem Unglück zuzuschreiben ist. Der Ruf „Feuer“ war unbegründet, da ein solches niht ausgebrohen war.

Nach Schluß der Redaction eingegangene Depeschen. 23 Gun. (W.D. D). Den Vieliaei amerikanischen General-Konsulat it heute von der Unions - Regierung zu Washington folgende Depesche zugegangen: Die Einwanderungs-Acte vom 3. März 1893 findet nur auf ausländische Einwanderer Anwendung. Personen, welche die Vereinigten Staaten be- suchen, werden weder der durh diese Acte vorgeschriebenen Registrirung noh einer Befragung unterzogen.

Bredlau 23 U 2 D) Me der „Breslauer Zeitung“ aus Jauer gemeldet wird, fand gestern - dort eine _ conservalive Wahlver}amm- lung statt, welhe einen tumultuarishen Verlauf nahm. Der conservative Reichstagscandidat S holz wurde beim Verlassen der Versammlung auf der Sirobe miß- handelt. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung mußte Militär requirirt werden.

Lübe, 23. Zuni. (W. T. B.) Nach Verkündigung des Resultats der Stichwahl zog gestern eine Anzahl halbwüchsiger Burschen vor das Rathhaus und die Häuser der Führer der liberalen Parteien und verübte arge Ausschreitungen. Jm Senatssaale des Rathhauses, im Rathskeller und an den Läden der Hauptstraße wurden Fenstersheiben durch Steinwürfe zer- trümmert. Als die Polizei einschritt, gelang es ihr, rash dem Unfug Einhalt zu thun.

London, 283. Juni. (W. T. B). Das zum englischen Mittelmeer-Geschwader gehörige Panzerschiff „Victoria“ ist infolge Collision mit dem Panzerschiff „Camper- down“ bei Tripolis in Syrien untergegangen. Der commandirende Admiral Tryon und 400 Mann Be-

saßung fanden ihren Tod.

Paris 29 un Q 2 Q) Der Morè s veröffentliht im „Figaro“ sämmtlihe, angeb- lih der englishen Botschaft entwendeten Docu- mente. Jn einem Begleitshreiben sagt Morès, er wäre noch immer von der Authenticität der Documente über- zeugt. Der Fälscher Norton soll von Millevoye und Ge- nossen für die Papiere 35000 Fr. erhalten haben.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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Marquis

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iht vom 23. Juni, r Morgens.

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Stationen. Wind. Wetter.

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Anfang 7 Uhr.

Zigeuner.

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bedeckt Nebel bedeckt bededt 2) bedeckt bededt bededckt Nebel bedeckt

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1) Seit 7 Uhr früh Regen. 2) Nachts Regen. Uebersicht der Witterung

Eine Depression, welche gestern über den Britischen Inseln lag, ist mit zunehmender Tiefe ostwärts nach der Nordsee fortgeschritten, wobei auf ihrer Süd- und Westseite die Winde aufgefrischt any Bei chwacher meist füdöstliher und südlicher Luft- Es und durhschnittlich normalen Wärme- verhältnissen ist das Wetter in Deutschland trübe, im Nordwesten Dies regnerish; auch in Frankreich berrs{t größtentheils Regenwetter; dagegen Defterreidh-Üngarn ist das Wetter vorwiegend heiter und trocken. Aberdeen meldet 37 mm MNegen; Helder und Kuopio hatten gestern Abend Gewitter.

Deutsche Seewarte.

Carlos.

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den.

Theater - Nuzeigen.

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern- 157. Vorstellung. Carmen. Oper in 4 Acten | von Georges Bizet. Text von H. Meilhac und L. Halévy, nah einer Novelle des von Emil Graeb. ( Negisseur “ae Dirigent : Kapellmeister Wein- ang 7 Uhr.

Theater 169. Vorstellung. tishes Gediht in 5 Aufzügen von G. E. Lessing.

Sonntag: Opernhaus. 158. Vorstellung. Oper in 4 Aufzügen von Stiebitz (frei nah einer Erzählung von O. Glau-

In Scene geseßt vom E Teßlaff. Dirigent :

Theater Negen ¿ 170. Vorstellung. | zügen von Emil Pohl, mit freier una der Dichtung des altindishen Königs Sudraka. c geseht vom Ober-Regisseur Max Grube. Anfang r.

74 Uhr.

Sonntag: Nachmittags 2} Uhr: Krieg im Frie- Abends 74 Uhr: Othello. ee Sorma,

Nuscha Buyte, Ludw. Barnay, Ludw.

Montag : Die Journalisten.

Friedrich - Wilhelmstädtisches Theaier. Chausseestraße 25. :

Sonnabend: Neu einstudirt: Boccacio. Komische Operette in 3 Acten von F. Zell und R. Genée. Musik von Franz Suppé. Dirigent : Herr Kapellmeister Stolz. Anfang 73 Uhr. in | Im Park: Großes Park-Fest. Militär- und Doppel-Concert,. Das Musik-Corps des 2. Garde-Ulanen-Regiments, unter Leitung des Stabstrompeters Herrn Neesfe, Die Berliner Concert-Kapelle, unter Leitung des

tung des Concertmeisters treten der Soubrette

rosper Mérimée. Tanz

In Scene geseßt vom Ober-

Anfang 6 Uhr. Ende 12 Uhr.

(am Schiffbauerdamm 4/5).

Nathan der Weise. Drama- find geöffnet.

Der

Im A Park: Richard

Concert.

mental - Künstler. Auftreten

Kapellmeister Dr. Muck. An- (am Siffbauerdamm 4/5).

Vasantasena. Drama in 5 Auf- ochzeit des Figaro.

räfin: Fr. Klafsky ) Anfang 7 n

Sonnabend: Don | Norma.

Victorig-Theater.

Bildern. Anfang 74 Uhr. Großes Concert. täten ersten Nanges.

tahl.)

Boettge. Anfang 5 Uhr.

flammen. Von 10 Uhr ab:

bühne.

Regie: Herr Unger. onntag: Frau Veunus.

Drei Musikcorps (90 Musiker). theaters in Budapest

Kapellmeisters Herrn Guthshmidt, und dem Orchester des Friedrih-Wilhelmstädtishen Theaters, unter Lei- errn Stiemer. lotilde Kowala, der Wiener Liedersängerin Anna Fiori, der Duettisten Gebrüder Dorufeld, des Damen-Terzetts Sylvia, des Original-Gesangs-Humoristen Alfred Bender.

Um 10 Uhr: Die Fontaine lumineuse. In Berlin nirgends font zu sehen. Elektrijche SFllumination. Sämmtlihe Sehenswürdigkeiten

Sonntag: Boccacio. Anfang 75 Uhr.

Großes Doppel- uftreten erster Gesanas- und Instru- der Wiener Lieder-

Sängerin Anna Fiori. Anfang 5 Uhr.

Kroll's Theater. Sonnabend : Gastspiel von Marcella Sembrih und Katharina Klafsky. Die (Susanne: Fr. Sembrich; : Uhr. Urania, Anstalt für volksthümliche Naturkunde. ene Täglich: Vor, während und nach der Vorstellung Großes Concert im Sommer-Garten. E Sonntags 4 Uhr, Wochentags F Uhr.

Sonntag: Gastspiel von Frau Katharina Klafsky.

Deutsches Theater. Anfang 7 Uhr. Sonntag: Der Talisman. Montag: .Des Meeres und der Liebe Wellen. Die Tageskasse ist von 10—1} Uhr geöffnet.

Berliner Theater. Sonnabend: Der Flücht- Die Eine weint, die Andere lacht.

Belle - Alliancestraße 7/8.

Sonnabend: Zum 34. Male mit vollständig neuer Aus- Meng: Frau Venus. Modernes Märchen (großes n mit Gesang und Ballet in 12

Im Belle-Alliance-Garten : i Auftreten von Speciali- Historisches Concert der Kapelle des 1. Badischen Leib-Grenadier-Regi- ments Nr. 109, Königliher Musikdirector Adolf

Brillante Fllumination durch 25 000 Gas-

Italienische Nacht. Verguügen. Ueberraschungen auf der Sommer- Neue Beleuchtuugs-:Effecte.

Anfang 7# Uhr.

Theater Unter den Linden. Sonnabend: Gastspiel der ersten Soubrette des ungarischen Volks- Fräulein Clara von Küry. T des Gastspiels am Mittwoch, den 28. d.)

um 16. Male: Der Taugenichts.

3 Acten nach dem a der Bayard und

Vanderbürh. Deutsch von Richard Genée. Musik

von Joseph Konti. In Scene geseßt durch den artist.

Leiter Herrn Ed. Binder. Hierauf: Zum 90. Male:

Die Welt-Ausftellung in Chicago und Die

deutsche Abtheilung in dem populären Aus-

stattungs-Ballet Columbia. Anfang präcise 74 Uhr. Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

E Das Theater ist durch den neuen elektrischen Luftkühl- Apparat das bestventilirte in Berlin.

Adolph Ernst-Theater.Sonnabend: 15. Gast-

spiel des österreihishen Operetten - Ensembles des Directors Adolf Baumann aus Brünn. Zum 15, Male: Der Schwiegerpapa. Operette in 3 Acten nah dem Französishen von O. Monvyy. Musik von Alfred Strasser und Max von Weinzierl. Anfang 7# Uhr.

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

aer Der Sommer-Garten ist geöffnet. “A

Auf-

Am Landes - Ausstellungs - Park (Lehrter Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr.

E E O D G O E R i M E R I E

Familien-Nachrichten.

Vereheliht: Hr. Hauptmann Thaddäus von Jaroßky mit Frl. Helene Szmula (Friedewalde).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann Arnd von Leipziger (Köln). Hrn. Strafanstalts- Director, Prem--Lieut. a. D. Curt von Lepel Sie Hrn. Prem.-Lieut. O. von Arnim Stendal). /

Gestorben: Fr. Marie von Wittke, geb. von Puttkamer (Berlin). Fr. Geh. Rath Alma von Beerfelde, geb. von Bünau (Frankfurt a. O.). Or. Mr R Julius von Brunn a, Hr. Amtsgerihts-Rath a. D-

heodor Hennige (Strehlen). Hr. Justiz-Rath Geisler Tochter Erika (Breslau). Tanz- s

Redacteur: Dr. H. Klee, Direktor. Berlin:

Anfang

Verlag der Expedition (Scholz).

Anstalt; Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen (einshließlich Börsen-Beilage).

Operette in

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags ; ebäuden ein stilles Shlummerdasein fristen wird, ohne daß O A

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Columbische Weltausftellung. I)

Jackson-Park, Chicago, Jlls., 1. Juni 1893.

Seit dem Tage der officiellen Eröffnung der Weltaus- stellung ist nun nahezu ein Monat verflossen, in welchem es die emsigste und hingebungsvollste Arbeit aller bei dem großen Merke Betheiligten nun doch ermöglicht hat, daß man im großen und ganzen den Tag als nicht fern bezeichnen darf, an welhem die Ausstellung in ihrer Vollendung sich dem Auge des Beschauers darbieten wird.

Die Zahl der Besucher is im Laufe dieses Monats bei weitem noh nicht eine derartige gewesen, wie sie für den finanziellen Erfolg des Unternehmens unerläßlich ist. Denn, während nah den officiellen Angaben die Durchschnittszahl der täglichen Besucher sih auf etwa 35 000 belief, würden mindestens 90 bis 100 000 täglih erforderlih sein, um das Unternehmen in seiner finanziellen Seite als rentabel zu documentiren.

Jmmerhin muß der bis dahin noch spärliche Besuch zum großen Theil wohl der Thatsache zugeschrieben werden, daß ih die Berichte über den großentheils noch unfertigen Zustand der Gebäude und der in denselben zur Schau gebrahten Aus- stellungsgegenstände nah allen Richtungen hin verbreitet hatten, infolge dessen viele von denjenigen, welche sich vorgenommen haben, die große Ausstellung zu besuchen, ihren Besuch auf eine Zeit verschoben haben, wo sie voraussezen dürfen, das Bild in seiner ganzen Größe und Mannigfaltigkeit in sih auf- zunehmen.

War auch scit dem Beginn des Monats Mai die Witterung im allgemeinen milder, so traten doch von Zeit zu Zeit noch Rückfälle ein, welche, heftige Stürme aus Norden mit sih bringend, den Aufenthalt auf dem See und auf dem Ausstellungsplatze selbst zu einem wenig angenehmen machen mußten. Erst in den allerleßten Tagen hat sih auch hier ein Wandel vollzogen, und wir können nun von warmen und sommerlichen Tagen sprechen.

Ehe ich dazu schreite, über die Einzelheiten der so un-

endlih mannigfachen, weit gegliederten Ausstellung weiter zu berichten, möge es gestattet sein, jeßt, wo das Werk der Vollendung nahe ist, einen Blick auf dasselbe in seiner Gesammtheit zu werfen und der Frage näher zu treten, inwieweit es mit demjenigen, was geboten ist, gelungen ist und gelingen kann, die großen Gedanken zu verwirklichen, welhe den Schöpfern der Ausstellung von Anbeginn vor- geshwebt haben. Als die Gesammtsumme der Eindrücke, welchen einem fleißigen und aufmerksamen Besucher des Jackson-Park und der Midway Plaisance sih darbieten, wäre in erster Linie die Wahrnehmung hinzustellen, daß das Unternehmen als solches zwar die Erwartungen Aller erfüllt, welche es von vornherein als die Hauptaufgabe betrachtet haben, daß die diesjährige Columbische- Ausstellung an Größe, gewaltigem Umfang, Mannigfaltigkeit des Gebotenen und Reichthum der Erscheîi- nung alles andere früher Dagewesene, also auch die Pariser Ausstellung, überbieten sollte, indem diese Erwartung s1ch in der That im reichsten Maße erfüllt hat. Denn es muß im vollsten Umfang anerkannt werden, daß wohl kaum je zuvor auf einem einzelnen Fleck Erde sich eine so über- wältigende Fülle von Erzeugnissen der menschlichen Kunst- fertigfeit vereinigt befunden hat, als dieses in den gewaltigen Bauten der Weißen Stadt der Paläste der Fall ist.

Hier liegt freilih auch die Achilles - Ferse des großen Unternehmens.

Denn, fast möchte es scheinen, als habe man zwar an die Schöpferkraft des Menschen keine zu hohe Anforderung ge- stellt, indem man eine solche Fülle der herrlichsten Gebilde und Bauten gleichsam aus dem Erdboden hervorgezaubert hat, um in ihnen Reichthümer und Schäße aufzuhäufen, zu deren Herbeischaffung die Mithilfe aller civilisirten und halbcivilisirten Nationen der Erde eifrig das ihrige gethan haben.

Wohl aber hat man, wie es scheint, das Maß der Empfänglichkeit und Aufnahmefähigkeit überschäßt, welches auch dem s\trebsamsten und lernbegierigsten Menschen inne wohnt. Fast klingt es trivial; allein wenn irgendwo, so tritt es hier zu Tage, daß der Mensch, der durh seinen körperlichen Organismus nun einmal mit allen Bedingungen seines Daseins auf die Kräfte angewiesen ist, welhe ihm für dieses Erdenleben zugewiesen sind, außer stande ist, in einer gegebenen Zeit eine so unendlihe Fülle der verschiedenartigsten Erscheinungen auf sich wirken zu lassen, wie dieses durch das Zusammenwirken so ungezählter Kräfte hier in jedem Gebäude der Weltausstellung der Fall ist. | Die räumlihe Ausdehnung von S nit Qu seinen hoh gekuppelten und herrlichen Bauten ist eine so ge- waltige, daß namentlih in den kommenden Monaten, wo er- ahrungsmäßig eine glühende Sonne auf die Erde herabzu- trahlen pflegt, nur eine geringe Zahl der Tausende, welche täglih hinauseilen, im stande sein wird, einen Theil dessen zu sehen, was die Chicagoer Weltausstellung umschließt.

__ Sollte das Unternehmen finanziell Schiffbruch leiden, so würde es an erster Stelle an seinem übergroßen Umfang zu Grunde a. Es mag barock klingen, aber die Erfahrung vieler Weltausstellungen hat gezeigt, daß über ein gewisses

hinaus das Besehen und Studiren von Gegenständen der Kunst, der Wissenschaft, der Jndustrie und der Technik ein Ding der Unmöglichkeit ist.

Vergegenwärtigt man sich nun, daß in diesem Augenblick n ein voller Monat verflossen ist seit Eröffnung der Aus- tellung, und daß aller Wahrscheinlichkeit nah der große Strom der Besucher erst Ende Juni sih hier einfinden wird, so steht nur zu sehr zu befürchten, daß, wenn niht noch na ver- iedenen Richtungen hin eine Wandlung der Ne eintritt, ein großer Theil derjenigen Gegenstände, welche mit einer Hingabe sondergleihen von allen Punkten der Erde lerher gebraht worden sind, in den so weit entfernt liegenden

*) Vergl. den ersten Bericht in Nr. 121 des „R.- u. St.-A.*.

Berlin, Freitag, den 23. Juni

eine Anregung durch dieselben auf die Besucher selbst eine Möglichkeit geworden wäre.

Die einfache Unmöglichkeit, welhe die mangelnden Ver- kehrsverhältnisse auf dem Weltausstellungsplaße selbst ver- \hulden, wird Tausende von Besuchern abhalten, irgend längere Zeit in denjenigen Gebäuden zu verweilen, welche nicht, so zu sagen, den ersten Zustrom der Besucher empfangen.

Das ganze und große Gebiet von Jackson-Park, welches mit Einschluß der Midway Plaisance nahezu 700 Aker umfaßt, ist von einem hölzernen Zaun umschlossen, und wunderbarer Weise ist im Gegensaß zu den mächtigen und kunstvoll ausgestatteten Bauten im Jnnern des Platzes nicht ein einziges monumentales Thor vorhanden, welches in irgend einer Weise darauf hinwiese, daß man sih dem Ausstellings-

runde näherte.

Wagen aller Art werden innerhalb des Ausstellungs- plages nicht zugelassen. Ebenso wenig is es gestattet, daß Reiter oder Nadfahrer den Grund betreten. Und so sind das einzige Mittel der Fortbewegung Rollstühle, welche von jungen Männern, zumeist Studenten hiesiger Hochschulen, die auf diese Weise ihre Ferien ausfüllen, fortbewegt werden und die zu einem Preise von etwa 31/9 Dollar per Tag vermicthet werden. war ist innerhalb der Ausstellung selbst eine elektrische Bahn gebaut, welche aber bis dahin meistens leer fährt oder nur von einer außerordentlich geringen Anzahl von Passagieren benußt wird, da sie eines- theils sehr hoch gelegen ist, daher dem sharfen Winde aus- gesetzt ist und auf Personen, die zum Schwindel geneigt sind, einen beängstigenden Eindruck macht, und da außerdem der Ausfstieg zu derselben, welcher eine Höhe von 80 Fuß hat, auf viele Besucher abshreckend einwirkî. Die auf den Lagunen sich bewegenden kleineren elektrishen Boote sind comfortabel und malerish, können aber doch nicht dazu dienen, um eine größere Anzahl von Besuchern von Ort zu Ort zu befördern. Dasselbe gilt von den von Neapolitanern in ihren heimischen Trachten gelenkten zahlreihen Gondeln.

So fehlt es denn alles in allem an einem für den so ungeheuren Raum genügenden Fortbewegungsmittel, und es ist nur zu hoffen, daß die Verwaltung der Ausstellung, diesen Gre erkennend, in der einen oder anderen Weise Abhilfe

aft.

Sollten zu irgend einer Festlichkeit, wie dieses z. B. bei Gelegenheit der Eröffnung der deutschen Abtheilung der Fall war, eine größere Anzahl von Personen, und namentlich Damen in großer Toilette erwartet werden, so würde schon allein der Eintritt von Regenwetter sehr lähmend einwirken; denn wenige Stunden andauernden Regens machen die Wege in Jackfson- Park, namentlih für Damen, zumeist unpassirbar.

Unter der räumlichen, übergroßen Ausdehnung leidend, macht somit auch, in Ermangelung sonstiger Mittelpunkte. für einen geselligen Verkehr oder auch nur für einen momentanen Aufenthalt, die Ausstellung einen unbelebten Eindruck. Von puritanishen Gesichtspunkten geleitet, hat die Ausftellungs- behörde sih von vorne herein mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, daß in und vor den verschiedenen Gebäuden Er- frishungen verabreicht werden, wie dies bei allen anderen inter- nationalen Ausstellungen bisher der Fall war, um dadurch der wandernden Menge Gelegenheit zu geben, sich temporär niederzulassen und neue Kräfte für das Weiterwandern zu sammeln. Alles, was auf Erholung und fkörperlihe Erfrishung Bezug hat, sowie auch Schaustellungen der buntesten Art, sind in der allerdings mit ZFackson-Park verbundenen, aber weit davon entlegenen Midway Plaisance befindlih, wo das farbenreihsie Völkerbild sih dem Auge beständig darbietet. Es erfordert indeß, wie bereits an- gedeutet, einen ganz beträhtlihen Marsch, um dorthin zu ge- langen, während außerdem diese exotischen Genüsse sich nur durch ein besonderes Eintrittsgeld erschließen und die ver- abreihten Speisen und Getränke selbst auch hier häufig nit mit dem Geldheutel des minder- begüterten Besuchers im Einklange stechen. Man hat be- rechnet, daß ein Gesammt-Entrée von 13 Dollars erforderlich sein würde, um alle Sehenswürdigkeiten der Midway Plaisance in Augenschein zu nehmen. Die in dieser Abtheilung belege- nen Unternehmungen sind mit vergleihsweise enormen Opfern und Kosten für den Transport, Ausshmückung und künst- lerische Darstellung, sowie das so zahlreiche, mit denselben verbundene Personal ins Leben gerufen worden, sodaß es kaum Wunder nehmen kann, daß die Preise in den betreffen- den Localen keine niedrigen sind, zumal gerade diese Schau - Ausstellungen die Haupteinnahmequelle der Aus- stellung bilden sollen. Da die Ausstellungsbehörde für alle von ihr gewährten derartigen Concessionen einc Abgabe von 25 Procent der Brutto-Einnahme erhebt, so ist leicht begreiflih, daß eine derartige Besteuerung es aus- \hließt, daß das Publikum zu Preisen bedient werden kann, welche nah europäischen Begriffen mäßig oder billig genannt werden können. Den Se bas deute 9 in der Midway Plaisance bildet ohne Zweifel das deutshe Dorf, in welchem die zu diesem Ende von Europa herübergekommenen deutschen uniformirten Kapellen täglich Gartenconcerte veranstalten. Kaum minder anzichend wirkt Alt-Wien auf die Besucher ein, wo gleichfalls in allernächster Zeit eine österreichishe Kapelle ihre Weisen ertönen lassen wird. ;

Ueber einzelne dieser Dinge werde ih noch Gelegenheit haben, im Gaife der weiteren Berichte mich zu verbreiten.

Zunächst mag noch darauf hingewiesen werden, daß am 23. Mai das deutshe NRegierungsgebäude als nunmehr völlig vollendetes dem Publikum eröffnet wurde, und daß die Ein- weihung desselben durch einen feierlihen Empfang, zu dem auhch zahlreihe Einladungen ergangen waren, voll- zogen wurde. Auch diese Festlichkeit war in hervor- ragendem Maße von der Gunst des Wetters getragen, da na einem außerordentlih s{hwülen Tage {were Gewittershauer während der Nacht herniederkamen, die noh am Morgen das Schlimmste befürhten ließen. Glücklicher- weise klärte sich der Himmel im Laufe des Vormittags auf, und so war denn der für die Deutschen hier so bedeutungs- volle Tag vom [nl Sonnenschein erwärmt. Der stolze und mächtige Bau hebt sih aus dem ihn umgebenden Grün

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in imposanter Weise empor, und der Anblick von dem nah dem See zu stehenden Balcon auf das weite Meer mit seinen stolz vorüberziehenden Segelschiffen und Dampfern darf zu dem schönsten gezählt werden, was menschlichen Augen in diesem Lande si bieten kann. |

Kurz vor Beginn der Festlihkeit marschirte eine preußische Kapelle in {{mucken Uniformen in das Gebäude, um auf einer der Galerien Aufstellung zu nehmen, während kurz darauf die Portale des Gebäudes den zu Tausenden er- schienenen Gästen, die von dem Reichscommissar in seinem geshmackvoll decorirten Empfangszimmer auf das freund- lihste bewilllommnet wurden, sih öffneten. Ein vorzüglich durhgeführtes musikalishes Programm folgte, bei welhem Sologesänge mit Vorträgen seitens der Militärkapelle ab- wechselten, während hin und wieder die herrlihen Glocken auf dem Thurme des Gebäudes den draußen weilenden in beredter Weise Kunde davon gaben, daß innerhalb dieser künsilerish geschmücckten Mauern ein Ereigniß seltener Art vor sih gehen mußte. Auch der Herzog von Veragua, der Sprößling des großen Weltentdeckers, nebst seiner Familie, war erschienen und nahm den lebhaftesten und ungezwungensten Antheil an der einfachen, aber um so eindrucksvolleren Feier, die denen, welchen es vergönnt war Zeugen zu sein, zeitlebens unvergeßlih sein wird.

In den leßten Tagen haben die aus Europa kommenden A auch die ersten Berichte hierher gebracht über die Findrücte, welche die Eröffnungsfeier und die Ausstellung selbst den zahlreichen, nah hier gekommenen Berichterstattern ge- boten haben. Nicht nur diese Berichte, sondern vor allen Dingen auch dasjenige, was unparteiische englische Zeitungen bisher gebracht haben, läßt sih dahin zusammenfassen und wir dürfen mit Stolz darauf halfen —, daß das ein- stimmige Urtheil dahin geht, daß bei diesem internationalen Wettstreit, welchen die Ausstellung hier bietet, nahezu auf allen Gebieten die deutshe Ausstellung den großartigsten und harmonischsten Eindruck macht und von keiner der übrigen Nationen übertroffen wird.

Vor wenigen Tagen is auch die französishe Abtheilung dem Publikum eröffnet worden, und wenn auch, wie nicht anders zu erwarten war, hier vieles Schöne sih den Blicken des Besuchers darbietet, so fehlt doch auch der französischen Ausstellung dasjenige, was die deutsche Ausstellung, und zwar besonders in der Manufacturenhalle, in hohem Grade aus- zeichnet: mächtige Gesammtgruppen in architektonishem Aufbau. Gerade das ist es, was jedem Besucher der deutschen Ausstellung sofort in die Augen fällt, daß sie nicht eine Sammlung gewissermaßen von einzelnen Jndustriedarstellungen in s{öner Ümrahmung, s{chön ausgelegte Schaukästen oder ein Waarenmagazin darbietet, sondern daß überall der Gesammteindruck, der, von künstlerishen Gedanken geleitet, gleichsam die Jndustrieerzeugnisse zu einem Gesammtbilde empor- gehoben hat, die deutshe Ausstellung auszeihnet. Der große Hof, welcher die Porzellanmanufactur umschließt, und in welchem sich im Vordergrunde die Haupterzeugnisse der Edel- stein- und Goldschmiedekunst aus Hanau und Pforzheim be- finden, das Prunkgemach aus den bayerischen Königsschlössern, die Gesammtausstellung der Ehrengeschenke, welhe von Europa herübergesandt wurden, vor allem aber auch der herrliche Aufbau, gekrönt durch die Gruppe der Germania, alles das wirkt so ganz anders auf den Beschauer als die in den englishen und amerikanishen Ausstellungen so häufig sih wiederholenden Schaukästen, in welchen die gewiß beachtenswerthen Erzeugnisse der Jndustrie dieser und anderer Länder niedergelegt sind. Diese Neuheit und die unshäßbaren Vorzüge derselben, wie sie die deutsche Ausstellung charakteri- siren, wird von allen anerkannt, welhen Sinn für künstlerische Ausgestaltung innewohnt.

Tritt dieses hon in hervorragendem Maße in der Jn- dustrichalle hervor, so sind niht minder in den übrigen Ge- bäuden, z. B. in dem mächtigen Bergwerksgebäude die Aus- stellung der Baron Stumm’schen Werke, im elektrischen Gebäude die glanzvolle Ausstellung der Berliner Elektrishen Werke und anderes niht minder wirksam. Auch die in den leßten Tagen ihrer Vollendung nahe gebrachte Ausstellung des preußischen Unterrichts- und Erziehungswesens bietet für alle diejenigen, welche des Verständnisses für dieses Gebiet niht ermangeln, gar vieles des Anziehenden.

Allein gerade diese und ähnliche Abtheilungen der Aus- stellung, wie z. B. diejenige des deutschen Transportwesens, der deutschen Jngenieure, der Architektur, alle diese Zweige der Ausstellung können und werden in ihrer Vollendung und Großartigkeit nur dann volle Würdigung finden, wenn es si ermöglichen läßt, daß von Zeit zu Zeit daran belehrende Vorträge geknüpft werden, wie dieses auf der elektrishen Aus- stellung in Gran a. M. der Fall gewesen ist. Die zur Leitung dieser wissenschaftlihen Abtheilungen berufenen Herren sind diesem Gedanken näher getreten, und es kann faum einem Zweifel unterliegen, daß, wenn * es sich ermöglihen läßt, wie zu erwarten steht, an diese Vin ri tae e lehrreihen Ausjtellungen an- knüpfend, das Verständniß des Besuchers durch angemessene Vorträge zu erläutern, die Zwecke sich werden in höherem Grade verwirklichen lassen, welche allen denen vorgeshwebt haben, die mit größter Ausdauer auch auf diesen Gebieten dahin gewirkt haben, die Leistungsfähigkeit des deutschen aber hier in seinen besten Schöpfungen zur Anschauung zu ringen. J :

Zunächst sind die Blicke speciell aller Deutschen auf den 15. Zuni gerichtet, welcher als besonderer Nationalfesttag an- geseht worden ist, und zu welchem die Vorbereitungen sih ereits in vollem Gange befinden. Bekanntlih war jeder an der Ausstellung sich betheiligenden Nation anheim gegeben worden, einen besonderen Festtag zu wählen, der gewissermaßen als Mittelpunkt für eine nationale Kundgebung hier im genen werden sollte. Die Sache elbst hat in den biesigen Kreisen, wo ja das lde Element bekanntlich ein so Cz ragendes ist, den lebhastesten Anklang gefunden, und es hat at die Anregung des Reichscommissars ein Comits der namhaftesten deutsch-amerikanischen Bürger sich gebildet, welches die Einzelheiten der Festveranstaltungen in die Hand ge-

bereits