1912 / 242 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 10 Oct 1912 18:00:01 GMT) scan diff

8 2. is

Die 88 2 bis 7 des Schußgebietsgeseßes sowie die in Kamerun geltenden Kaiserlihen Verordnungen treten für die neuerworbenen Gebiete mit dem im § 1 bezeichneten Zeitpunkt in Kraft. Gleichzeitig treten die Vorschriften des bisherigen Rechtes außer Kraft.

Hinsichtlih der Rechtsverhältnisse der in den neuerworbenen Gebieten befindlihen Konzessionsgesellschaften finden die Vor- \chriften des Abs. 1 nach Maßgabe des Artikels 5 des Ab- kommens vom 4. November 1911 Anwendung.

8 3.

Der Reichskanzler, der Staatssekretär des Reichskolonial- amts und der Gouverneur bestimmen, inwieweit und wann die in Kamerun geltenden Vorschriften ihrer Verordnungen und Verfügungen für die neuerworbenen Gebiete in Kraft treten.

8 4. Der Reichskanzler (Reichskolonialamt) oder mit seiner Belimmung der Gouverneur erläßt die zur Ausführung dieser erordnung erforderlichen Bestimmungen. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Jnsiegel. Gegeben Jagdhaus Rominten, den 3. Oktober 1912.

(L. S.) Wilhelm I. R. von Bethmann Hollweg.

Bekanntmachung.

Auf Anordnurtg des Herrn Ministers für Landwirtschaft, Domänen und Forsten vom 2. Oktober d. J. T A TIl e 9700 wird meine landespolizeilihe Anordnung vom 14. Juli 1899 Stück 29 des Amtsblatts für 1899 —, betreffend das Verbot der Einfuhr von frishem A aus Belgien auf dem Landwege und Seewege, hiermit aufgehoben. .

Königsberg, den 8. Oktober 1912.

Der Regierungspräsident. J. V.: von Tilly.

Bekanntmachung.

Meine landespolizeilihe Anordnung vom 5. Juli 1899 (Amtsblatt Seite 215), betreffend das Verbot der Einfuhr von frishem Rindfleish aus Belgien, wird im Auf- trage des Herrn Ministers für Landwirtschaft, Domänen und Forsten hiermit aufgehoben.

Osnabrück, den 8. Oktober 1912.

Der Regierungspräsident.

Bötticher.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Landrat von Goerschen in Altenkirhen zum Ober- regierungsrat zu ernennen und | dem Rendanten der Westfälischen Provinzialsynode, Kreis- sekretär a. D. Robert Schmitt in Hamm den Charafter als Rechnungsrat zu verleihen.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Der“ Regierungs- und Gewerbeschulrat Beckert in |_

Schleswig ist zum 1. Oktober d. J. in gleicher Eigenschaft an die Regierungen in Lüneburg und Stade mit dem Amtssiz in Lüneburg verseßt worden.

Dem Direktor, MONE Taubner von der Baugewerk- schule in Eckternförde sind die Geschäfte eines NRegierungs- und Gemwerbeschulrats für den Regierungsbezirk Schleswig und dem Direktor Lindner von der Fachshule für die Eisen- und Stahlindustrie des Siegener Landes in Siegen die Geschäfte eines Regierungs- und Gewerbeschulrats für den Regierungs- bezirk Oppeln vom 1. Oktober d. J. ab auftragsweise über- tragen worden.

Ministerium des Innern.

Dem Oberregierungsrat von Goerschen is die Stelle als Dirigent der Kirchen- und Schulabteilung bei der Regie- rung in Cöln übertragen worden.

Bekanntmachung.

Nach Vorschrist des Geseßes vom 10. April 1872 (Geseßsamml. S. 357) find bekannt. gemacht :

1) das am 24. August 1911 Allerhöchst vollzogene Statut für die Streitmoor-Entwäsjerungsgencssenshaft in Heimsen im Kreise Minden durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Minden Mr. 39 S. 277, ausgegeben am 30. September 1911;

2) der Allerhöchste Erlaß vom 14. April 1912, betreffend die Genehmigung eines Nachtrags zu dem Statut der Zentrallandschaft für die Preußischen Staaten vom 21. Mai 1873, durh die Amts- blätter

der Königlichen Regierung zu Danzig Nr. 21 S. 183, aus- gegeben am 25. Mai 1912, der Königlichen Regierung zu Marienwerder Nr. 23 S. 293, ausgegeben am 6. Juni 1912, der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin Nr. 21 S. 395, ausgegeben am 24. Mai 1912, der Königlichen Regierung zu Frankfurt a. O. Nr. 21 S. 186, ausgegeben am 22. Mai 1912, der Königlichen Regierung zu Stettin Nr. 22 S. 285, aus- gegeben am 31. Mai 1912, öniglihen Regierung zu Köslin Nr. 21 S. 169, aus- gegeben am 23. Mai 1912, der Königlichen Regierung zu Stralsund Nr. 21 S. 125, aus- gegeben am 23. Mai 1912, der Königlichen Regierung zu Bromberg Nr. 21 S. 169, aus- gegeben am 23. Mai 1912, der Königlichen Regierung zu Liegniy Nr. 21 S, 188, aus- gegeben am 25. Mai 1912, der Königlichen Regierung zu Magdeburg Nr. 21 S. 235, aus- gegeben am 25. Mai 1912, der Königlichen Regierung zu Merseburg Nr. 22 S. 211, aus-

gegeben am 1. Juni 1912, der Königlichen Regierung zu Erfurt Nr. 21 S. 165, aus-

geaeben am 25. Mai 1912, und 1 der Königlichen Regierung zu Schleswig Nr. 27 S. 325, aus-

gegeben am 23. Mai 1912;

der

3) der Allerhödste Erlaß vom 13. Mai 1912, betreffend die Verleihung des Enteignungsrehts an die Wittlager Kreitbahn-Aktien- gesellschaft in Wittlage für die Anlage einer Kleinbahn von Bohmte übér Hunteburg nah Damme in Oldenburg, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Osnabrück Nr. 35 S. 359, ausgegeben am 30. August 1912;

4) der Allerhöchste Erlaß vom 14. Juni 1912, betreffend die Verleihung des Enteignungsre{ts an die Ueberlandzentrale Stralsund, Aktiengesellshaft in Stralsund, zur Herstellung der Anlagen für die Leitung und Verteilung des elektrischen Stromes innerbalb der Kreise Franzburg, Grimmen, Greifswald, Rügen und des Stadtkreises Stralsund sowie der Kreise Anklam, Demmin und Usedom-Wollin, durh die Amtsblätter ; der Königlichen Regierung in Stettin Nr. 31 S. 387, aus- gegeben am 2. August 1912, und der Königlichen Regierung in Stralsund Nr. 31 S. 170, aus- gegeben am 1. August 1912; j

5) der Allerhöchste Erlaß vom 29. Juni 1912, betreffend die Leleibens des Enteignungsrehts an den Neichs- (Militär-) Fiskus für die Durchführung des Entwässerungéekanals vom Truppenlager Wahn nah dem Rhein, durch das Amtsblatt der Königlichen Ne- gierung zu Cöln Nr. 32 S. 261, ausgegeben am 7. Aoguit 1912;

6) der Allerhöhste Erlaß vom 29. Juni 1912, betreffend die Verleihung des Enteignungsrehts an die Stadtgemeinde Saarbrücken für die Herstellung der geplanten Kläranlage der Stadt, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Trier Nr. 32 S. 243, aus- gegeben am 10. August 1912.

Angekommen:

Seine Exzellenz der Präsident des Evangelischen Ober- kfirchenrats, Miekligie Geheime Rat D. Voigts.

Nic6lamllices. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 10, Oktober 1912.

Der Bundesrat versammelte sih heute zu einer Plenar- sißung; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und E Handel und Verkehr, die vereinigten Aus- \hüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen sowie der Ausschuß für Justizwesen Sißzungen.

Der Präsident der Preußischen R A E Wirkliche Geheime Oberfinanzrat Dr. Heiligenstadt ist von der Dienstreise nah Berlin zurückgekehrt.

Der Gro badishe Gesandte, Wirklihe Geheime Rat Graf von Berckheim ist nah Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Königlich belgishe Gesandte Baron Beyens ist nah Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen e

Der Königlich tumänische Gesandte Bel diman ist nah Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen. :

Der Schweizerische Gesandte von Claparède ist nah Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen.

e T RE E Le -—

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind am 8. d. M. S. M. S. „Geier“ in Port Said und S. M. S. „Jltis“ in Tschingkiang eingetroffen.

Württemberg.

Die Neuwahlen zum Landtag sind, wie „W. T. B.“ meldet, auf den 13. November anberaumt worden.

j Samburg. Die Bürgerschaft hat gestern laut Meldung des „W. T. B.“ den Senatsantrag, betreffend den Anschluß der Land- gemeinden Großborstel, Alsterdorf, Ohlsdorf, Fnhlsbüttel, Kleinborstel sowie eines Teiles von Billwärder a. d. Bille an die Stadt Hamburg, genehmigt.

Deutsche Kolonien.

Aus Deutsch Südwestafrika wird einer Mitteilung des „W. T. B.“ zufolge vom Gouvernement telegraphisch be- richtet, daß von der Ostgrenze Neues bis jeßt nicht zu melden ist. Der Vorfall bei Hunerob (\. Nr. 233 und 238 des „Reichs- und Staatsanzeigers) ist noch nicht aufgeklärt. Die Patrouillen konnten die aufgefundenen Spuren nur bis zum 5. Oktober verfolgen, die Nachforshungen werden jedoch fort-

geseßt.

Oesterreich-Ungarn.

Jn der gestrigen gemeinsamen Ministerkonferenz wurde nah einer E des „Wiener K. K. Telegraphen- korrespondenzbureaus“ beschlossen, den zurzeit tagenden Dele- gationen die Nachtragsvorlage zu dem gegenwärtig zur Ver- handlung stehenden gemeinsamen Voranschlage vorzulegen. Die finanziellen Ansprüche, um die es fih handelt, beschränken sih auf die seit längerem erörterten und als unbedingt notwendig erkannten Ausgestaltungen der Wehrmacht.

In der österreichishen Delegation wurde gestern die Verhandlung des Voranschlags des Ministeriums des A eußern fortgeseßt und das Budget angenommen.

Laut Bericht des „W. T. B.“ Pre der Tschehe Krama rcz aus, daß ein Steg der Türkei gefährlich wäre, weil Europa ein- schreiten müßte, um die Wiederaufrihtung der alten Türkenherrschaft auf dem Balkan zu verhindern. enn jedoh die Balkanvsölker siegen sollten, fo aearee er nit, mit welhem Rechte Europa sie hindern könnte, dasjenige zu behalten, was sie erkämpft hätten. Deutschland stehe den Ereignissen kühl bis ans Herz hinan gegenüber; natürlih habe Deutsch- land die Berechtigung, diese weise Zurückhaltung zu üben. Es wolle weder geen den einen noch gegen den anderen vorgehen, denn wenn die Türkei geschlagen würde, wenn aus der Türkei eine asia!tsche Macht würde, düffe Deutschland mit Rücksicht auf seine kleinasiatishen Interessen und auf die Bagdadbahn unter keinen Umständen etwas

gegen die Türkei unternehmen. Nicht um Landgier handle es sich bei

1 konkreten Zwischenfall erwähnen, bei

den jeßigen Kämpfen der Balkanvölker, es gehe niht nur um den Gedanken der Nationalität, sondern um den der Zivilisation. Abg. Baron Fus erklärte, die christlich-soziale Partei bringe dem Minister des Aeußern Grafen Berchtold. ihr volles Vertrauen entgegen. Er erhebe energisch Einspruch gegen den böswilligen Vor- wurf des Sozialdemokraten Ellenbogen, baß die christlih- soziale Partei zum Kriege hege. Der Pole Korytowski hob hervor, daß Oesterreih-Ungarn \fich nit zu überstürzten Handlungen fort- reißen lassen dürfe. Die Polen könnten der Politik des Grafen Berchtold ihr volles Vertrauen aus\prechen. Er hoffe, daß es den Polen in Zukunft leihter gemacht werde, für die Bündnispolitik Vesterreih-Ungarns einzutreten, als es jett der Fall sei, und erklärte, die Polen würden für das Budget stimmen.

Hierauf ergriff der Minister des Aeußern Graf Berchtold das Wort und führte aus, im Auss{huß der Delegation habe der Pater Lang eine Anfrage an ihn gerichtet, die das Kultusprotektorat in Albanien zum Gegenstand gehabt habe. Er sei damals nicht in der Lage gewesen, darauf zu antworten, da gerade etne dieéfällige diplomatishe Aktion im Gange gewesen wäre. Nunmehr möchte er bitten, nachstehendes zur Kenntnis zu nehmen: „Die Wahrung des altehrwürdigen Kultuêprotektorats, das Seine Majestät über die katholisWe Kirhe in Albanien ausübt, bildet nah wie vor denGegen- stand unserer unablässigen Sorge. Die allgemeine politische auf dem Balkan hat es mit sih gebracht, daß die albanesishe Be- völkerung gegenwärtig in einem Zustand großer Aufregung lebt, was die Ausübung des österreihish - ungarishen Kultus®protektorats einigermaßen erschwert. Nichtsdestoweniger sind wir bestrebt, jeden Zwischenfall. der uns gemeldet wird, zu untersuhen und ge- ebenenfalls bei der Pforte mit allem Nachdruck zur Sprache zu Bingen: Daß das angestrebte Ergebnis nit immer mit der gewünlcilen Naschheit erreiht wird, hat seinen Grund in den Eigentümlichkeiten der türkishen Verwaltung, die eben nicht immer mit derselben Beschleunigung. vorgeht, wie es anderswo der Fall ist. Ich möchte nun in dieser Hinsicht den jüngsten dem wir uns veranlaßt ge- sehen haben, über ganz ktesonders gehäfsige Aeußerungen, die sich der Kadi von Skutari gegen den albanesishen Episkopat und die öster- reichisch-ungarishe Politik hat zushulden kommen lassen, Beschwerde zu führen. Mit Befriedigung kann in dieser Richtung ver- zeihnet werden, daß der genannte Funfktionär, der dem geistlichen mohammedanischen Richter stande angehört und nach dem General- gouverneur die erste Stellung in der Wilajetverwaltung bekleidet, allerdings erst auf wiederholtes Intervenieren unserseits, von seiner Stellung enthoben worden und bereits von Skutari abgereist ist. Die Ausübung des Kultusprotektorats bringt es mit si, daß wir zu wieder- holten Malen zu Gursten der Malissoren der Pforte freundschaft- lie Natschläge erteilt und ha insbesondere darauf - aufmerksam ea! haben, de die Herstellung normaler Verhältnisse und die

erxsöhnung der Malissoren gerade im türkischen Reichsinteresse ge- legen ist. Fh bin nun in der Lage, darauf hinweisen zu können, daß seitens der Pforte weitgehende Pg Cou an die Malifsoren in entsdeidendster Weise uns in Ausficht gestellt worden sind. Diese Zugeständnisse beziehen sh fowohl auf die Erfüllung der Wehrpflicht als auch auf die Steuerpflichtigen und nehmen auf die in jenen Gegenden herrshenden besonderen Verhältnisse so weitgehende Rücksicht, daß fie alle berehtigten Ansprüche zu befriedigen imftande wären. Mit threr Durchführung ift die dieser Tage nah Albanien entsandte Spezialkommission unter der Führung Kiasim Paschas be- traut worden, die in Skutari im Sinne ihrer Instruktionen handeln wird. Ich hoffe, daß diese wertvollen Konzessionen, für die uns die Pforte eben bindende Zusagen erteilt hat, eine Beruhigung der katholischen Bevölkerung zur Folge haben werden. Nun möchte ih noh an alle Herren Delegierten, tie im Plenum ge- sproen haben, ein Wort rihten. Die MNeden dieser Herren haben unter dem Zeichen des Ernstes . der gegenwärtigen Lage gestanden. Mit geringen Ausnahmen hat \ich dur diese Kund- gebungen wie, ein roter Faden die Tendenz gezogen, nit so sehr die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten einer Kritik zu unterziehen als vielmehr diese in ihrer Aufgabe zu unterstüßèn. Mochten auch die hierfür angegebenen Mittel vielfah untereinander differieren, der Ausgangspunkt war stets ein und derselbe. Jn diesen Kundgebungen i ein Euchtender Beweis von dem patriotishen Fühlen und Denken der österreihi}chen Delegation zu E Scchwierigen Ver- hältnissen gegenüber muß ein Staat Selbstvertrauen in feine Kraft Das Wort, das der Delegierte Dr. Baernreither ar

aben.

1 Schluß seiner \{önen Rede gebraucht hat, gilt nicht_ nur. für- den

Staat, sondern auch für seinen verantwor!lihen Leiter. Dle mir in reihlihem Maße von Ihnen zuteil gewordenen Beweise des Vers trauens sind imstande, dieses Bewußtsein zu stärken. Seien Sie überzeugt, daß ih den hohen Wert Ihrer Haltung nah Gebühr zu schäßen weiß. Gestatten Sie mir, dafür den verbinolihsten Dank zu sagen. Das Selbstvertrauen wird sich aber in den Dienst einer Politik stellen, die den obersten Interessen der Monar@ie und der Sache des Friedens geweiht ist.“ Der Berichterstatter Marquis Bacquehem wies darauf hin, daß im Laufe der Debatte—mit großer Wärme des Verhältnisses der Monarchie zum Deutschen Neiche geda%t worden sei. Wenn von dem einen oder dem anderen Redner beklagt worden set, daß während der Marokkoverhandlungen diese bundestceuen, freundschastlih herziichen f gas aa! augensEaia zum Ausdruck gekommen wären, so sei do hervorzuheben, daß über die Haltung der Monarchie nirgends Zweifel obgaewallet hätten. Die Beziehungen zwischen Deutsch- land und Oesterreich seien so vertrauensvoll, weil - jeder von beiden überzeugt sei, auf den anderen fest rechnen zu können. Mit Befriedigung erfülle es ihn, daß Oesterreich-Ungarn und Ruß- land mit der gemeinsamen Mission bei den Balkanstaaten betraut worden seien, und uN der russish2 Minister Sasonow in Berlin die auszezeihneten Beziehungen zu Desterreih hervorgehoben habe. Er sei überzeugt, daß hier eine Veränderung nicht eintreten werde. Ebenso wie im AuoiQuie s)ei auch im Plenum die Diskuffion auf einen friedlihen Ton gestimmt. Wenn auch die Hoff- nungen auf die Erhaltung des Friedens tief berabgesunken seten, o sei doch die Einigkeit der Mächte eine fihere Bürgschaft für die ofalisierung des Krieges. Als Ergegnis der Debatte sei festzustellen, daß man das Wirken des Grafen Berchtold mit vollstem Vertrauen begleite. Der Abg. Sustersic betonte, daß die Ereignisse auf dem Balkan zeigten, daß die diplomatishe Kunst gegenüber der unaufhaltsamen natürlißen Entwicklung so gut wie madchtlos sei. Es fei fehr fragliÞh, wie weit etwaige Abmachungen über den Auss{luß jeder territorialen Ver- änderung nach dem Kriege wirklih eingehalten werden könnten. Schon heute müsse damit gerne werden, daß die Balkanpolitik Desterr % Ungarns fich den lebendigen Strömungen unter den Balkanvölkern fo weit anpassen müsse, als es im Einklange mit den Interessen der Monarchie stehe. Die Monarchie, die dazu berufen fei, die súdslavische Vormacht zu sein, habe das größte Interesse daran, bei der Lösung der südslavishen Frage eine Rolle zu spielen. Dann wurde, wie oben gemeldet, das Budget. des

Ministeriums des Aeußern angenommen.

Großbritannien und Jrland.

Im Unterhause führte gestern der Parlamentsunter- sekretär Acland auf eine Anfrage über die Lage in Persien laut Bericht des „W. T. B.“ aus:

Im Norden und in Teheran sei die Lage unverändert, dagegen sei die Hauptstraße des Südens noch der eas von Geseßlosigkeit. Der neue Generalgouverneur von Fars befinde fich auf der Reise, um sein Amt anzutreten, und England wünsche, der persishen Regierung seinen guten Willen zu zeigen und niht Verwirrung anzurihten. Der Generalgouverneur habe die Truppenabteilung, die bis jeht in Jspahan stationiert gewesen wäre, zurückgezegen. Die englische Regierung habe 25 000 Pfund Sterling der Zentralregierung vorgestreckt unter der Bedingung, daß diese Summe für die südliche Strabe verwandt werde.

In Beantwortung einer Anfrage über die chinesi\che Anleihe erklärte der Parlamentsuntersekretär Aclan d:

Die britische Regierung habe im Einvernehmen mit der deutschen, französishen, russischen, japant den und amerikanischen Regierung die internationale Bankgruppe bei ihren Verhandlungen über eine cinesishe Anleihe unterstüßt, erstens, weil es ihr sehr er- wünsht s{iene, daß alle am meisten und direkt in China inter- ee Mächte beteiligt seien und nicht unter einander in Wettbewerb träten, indem jede versuchte, für sich politishe Sonder- vorteile aus der Lage ju ziehen. Zweitens würde ohne eine foldhe Verständigung das Ergebnis eine Reihe planloser Anleihen sein, die den Kredit Chinas shädigen und nicht im Interesse Chinas oder seines auswärtigen Handels sein würden, an dem Großbritannien sehr stark beteiligt sei. Bisher sei keine große Anleihe mit der Sehsmächte- gruppe abges{chlossen worden, da si China einigen der Bedingungen widerseßte. Die Hauptbedingungen, die Großbritannien als wesentlich für eine gesunde und für China vorteilha te Anlethe angesehen hätte, müßten aufrechterhalten werden. Das \{chliefe aber niht aus, irgendwelche Bots@riae Chinas über die ursprünglih niedergelegten Bedingungen einer billigen Erwägung zu unterziehen. Aus den oben angegebenen Gründen set es sehr unerwünst, daß das Abkommen unter den \echs Mächten aufgehoben werde. Aber es bestehe nirgends die Absicht, es aufrehtzuerhalten, um China harte und unvernünftige Bedingungen aufzuerlegen. Der Crispanleißhe habe \sich Großbritannien wider- feßt, weil es China, so lange die Verhandlungen mit der Sehs- mähtegruppe {webten, niht für berehtigt hielt, anderweitig An- [leihen aufzunehmen, und weil- es die Ehrenpfliht hatte, ih jeder anderen Anleihe zu widersegen. Abgesehen davon biete die Anleihe, soweit man schen könne, keine entsprehenden Garantien für eine an- gemessene und nüßlihe Verwendung der Erträge.

Rußland,

Die „St. Petersburger Telegraphen-Agentur“ ist zu der Erklärung ermächtigt, daß die Meldungen auswärtiger Blätter über eine angeblihe russishe Mobilisierung jeder Be- gründung entbehren. Es finde niht nur keine Mobilisierung statt, sondern es sei auh die Probemobilisierung in einigen Gouvernements des europäischen Rußland, von der in der Mit- teilung vom 30. September die Rede war, nunmehr beendet. Die bei dieser Gelegenheit einberufenen Reservisten würden jeßt in die Heimat entlassen.

Das auf der Reede vor Reval liegende englische Geschwader ist gestern nah England abgedampft.

Türkei.

Eine offizióse Note besagt, der „Agence Havas“ zufolge, die Kriegserklärung Montenegros rid im ide! spruch mit den Bestimmungen der Haager Konvention, da Montenegro nicht, ehe es zu den Waffen griff, die Vermittlung einer dritten Macht angerufen habe. Andererseits spreche die Kriegserklärung von Mißverstänbnissen. Das sei ein Beweis, daß keine wirklich ernsten Gründe, die den Krieg retfertigten, Lesen E f

as Kriegsministerium teilt nach einer Depesche des „W. T. B.“ vom heutigen Tage mit, daß der Ce bei Berane noch andauere. Albanesische Freiwillige, Reserve- und Landsturmtruppen seien vor dem noch umzingelten Berane ein- getroffen. Das Kriegsministerium meldet ferner, daß kleine Bandenkämpfe an der bulgarischen, serbischen und griechischen Grenze stattgefunden haben. __ Gestern morgen haben die Montenegriner die starke türkishe Stellung gegenüber von Podgorißza angegriffen. Ueber den Verlauf des Gefechts meldet das „Reutersche Bureau“ folgende Einzelheiten:

Um 8 Uhr Morgens feuerte von der montenegrinischen Stellung aus der jüngste Sohn des Königs, Artilleriekapitän Prinz Peter, das erste Geshüß auf die türkische Stellung ab. Nach etwa 20 Minuten vertrieb die Artillerie die Türken aus threr ersten Stellung auf dem Berge Planiniza. Nachdem der Berg Mittags von den türkish Montenegriner unteë dém "Schuße ihres Geshüßzfeuers langsam gegen den stark befestigten türkishen Berg Detshitsch vor, der die Straße nach Skutari beherrsht. Um 2 Uhr Nachmittags landeten türkische Truppen am Ufer des Skutarisees unweit der montenegrinishen Grenze. Es entwickelte sich ein Kampf, der auf der ganzen Front bis gegen Abend andauerte. Der König war am Vormittag mit dem Prinzen Mirko und dem Stab auf einen bei Podgoriga_ gitenen Berg geritten Und später ins Hauptquartier wieder zurü get eore wohin gegen Mittag auch der Kronprinz Danilo, der Oberbefehlshaber ist, und der Prinz Peter vom Kampffelde zurück- kehrten, um mit dem König zu beraten.

Das Krieg8ministerium hat den ausländishen Kor- respondenten das Betreten des Kriegs\chauplaßes untersagt; auch die türkischen Korrespondenten sollen nicht ees sein. Der Kriegsminister hat der Presse eingehende Verha tungsmaßnahmen gegeben, um die Ana nicht amtlicher militärischer Meldungen zu verhindern. Nur Tele- gramme, die durh die Zensur gegangen sind, dürfen ver- öffentliht werden. Auch die Bekanntgabe ergänzender Kriegs- meldungen seitens der Zeitungen ist untersagt. Die gesamte Bekanntgabe militärischer Meldungen wird durch das Presse- bureau erlegen,

Nachdem vorgestern alle Botschafter wegen der Beschlagnahme griehisher Schiffe mit fremder Ware an Bord bei der Pforte Vorstellungen erhoben hatten, hat der Ministerrat gestern beschlossen, die Schiffe, die für militärische Transporte nicht verwendbar seien, freizugeben.

Griechenland.

Die Gesandten Oesterreih-Ungarns und Ruß- lands haben vorgestern abend der Regierung die erwartete Erklärung überreiht. Wie „W. T. B.“ meldet, sprah der russische Gesandte außerdem in freundschaftlihem Tone eine Ermahnung aus.

Serbien.

__Das Regitrungsorgan „Samouprava“ meldet, der Minister- präsident Pasitsh habe die von dem österreichish-ungarischen und dem russishen Gesandten überreihte Verbalnote, durch welche die Erhaltung des Friedens und des territorialen status quo gefordert wird, ent egengenommen und erklärt, daß er die Antwort der ser ishen Regierung später übergeben

werde. Bulgarien.

Der Ministerrat verhandelte gestern über die vom russischen und vom österreichish-ungarishen Gesandten dem Ninisterpräsidenten und Minister des N Geschow über- reichte Mitteilung. Wie die „Bulgarische Telegraphenagentur“ meldet, fand der Ministerrat in dieser Mitteilung leider nicht

08, was er erwartet hatte, nämlih genaue Angaben über die der Türkei vorgeschlagenen Reformen und Garantien für deren Verwirklichung. Der Ministerrat will, ehe er eine Entschließung faßt, mit den Kabinetten in Belgrad und Athen einen Mei-

en Truppen geräumt war, rückten die"

Afrika.

Nah Meldungen der „Agenzia Stefani“ aus Tripolis wurde vorgestern nah der Landung von Truppen in Bomba auf Befehl des Generals Reisoli in dem westlichsten Sector von Derna eine Vorwärtsbewegung durchgeführt, um auch auf dieser Seite die Besezungszone zu erweitern. Eine vom General Salsa uf. Sie Kolonne brach von Derna am

frühen Morgen auf. Sie marschierte zunächst westwärts acht Kilometer längs der Küste und stieg sodann in südlicher Richtung gegen den Uadi Bumsafer an. Eine andere Kolonne unter dem Befehl des Generals Capello marschierte gegen Marabout Sidiabdalla und Le Stellung am linken Ufer des Dernaflusses. Der Widerstand des Feindes war zuerst leicht, aber die Terrainschwierigkeiten waren sehr erheblich. Gegen 10 Uhr -Vormittags wurde das Feuer des Feindes heftiger. Um 4 Uhr 30 Minuten Nachmittags griff türkische Artillerie mit vier Geshüßzen ein. Die italienische Artillerie er- öffnete aus fünf Kilometer Entfernung Feuer auf sie. Der Feind wurde auf der ganzen Linie zurückgewiesen. Die italienishen Truppen bemächtigten sich der anzen wichtigen Gegend von Sidiabdalla und der Stellungen südlich von Halfgiaraba und \ind gegenwärtig dabei, diese Stellungen zu befestigen. Die Verluste des Feindes sind sehr beträhtlih. Auf italienisher Seite wurden vier Mann ge- tôtet und 59 verwundet. Einige Feinde wurden gefangen ge- nommen.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der Ersaßwahl eines Mitglieds des Hauses der Abgeordneten an Stelle des verstorbenen Abg. Grafen Douglas (freikons\.), die am 9. d. M. in dem Kreise Kalbe, dem Stadt- und dem Landkreise Quedlinburg und dem Stadt- kreise Aschersleben, Regierungsbezirk Magdeburg, stattfand, wurden nah einer Meldung von „W. T. B.“ insgesamt 560 Stimmen abgegeben. Davon entfielen auf den Landrat von Jacobi-Quedlinburg (kons.) 344 und auf den Amts- gerihtsrat Reiß-Staßfurt (natlib.) 216 Stimmen. Landrat von Jacobi ist somit gewählt.

Nr. 41 der „Veröffentlihungen des Kaiserlihèn Ge- \ undheitsamts“ vom 9. Oktober 1912 hat folgenden Inhalt: Personalnachrihten. _Eesundheitsstand und Gang der Volks- krankheiten. Sterbefälle im August. Zeitweilige Maßregeln gegen ansteckende Krankheiten. Deégl. gegen Pest und Cholera. Desgl. gegen Pest. Desgl. gegen Cholera. Gesetzgebung usw. (Frankreih.) Gerichtlich - medizinishe Anstalt. (Niederlande.) Ansteckende Krankheiten. Butterkontrollstationen. Nyafsaland.) Nahrungsmittel. (Belgishes Congogebiet.) Spirituosen. Tier- seuchen im Deutschen Reiche, 30. September. Desgl. im Aus- lande. Desgl. in Belgien, 2. Vierteljahr. Desgl. in Däne- mark. Desgl. in Rumänien. Vermischtes. (Preußen.) Ver- leßungen dur tolle Tiere, 1911. (Württemberg. Stuttgart.) Meedizinisch-statistisher Bericht, 1911. (Baden.) FInfektions- krankheiten, 1910 und 1911. Bade- und Kurorte, 1911. (Groß- britannien. Edinburg.) Sterblichkeit, 1910. Vereinigte Staaten von Amerika. Louisiana.) Sterblichkeit in New Orleans, 1910 und 1911. Geschenkliste. Monatstabelle über dié Sterbefälle in deutsden Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern, August. Des- gleichen in größeren Städten des Auslandes. Woghentabelle über die Sterbefälle in deutshen Orten mit 40000 und mehr Ein- A id cue A S Get des Auslandes.

antungen in Krankenhäusern deutsher Großstädte. Desgleichen in deutshen Stadt- und Landbezirken. Witterung. iti i

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Nach einer Mitteilung der „Köln. Ztg." sind in Magdeburg estern 500 Arbeiter und Arbeiterinnen der Nähmaschinenfab rik « Mundlos u. Co. wegen Lohnstreitigkeiten in den Ausstand getreten.

In Velbert hat, wie die „Rhein.-westf. Ztg.“ berichtet, ein großer Teil der Arbeiter der Firma Wilh. Weidtmann vor kurzem die Arbeit niedergelegt, weil er mit der neuen Arbeitéordnung nicht ein- verstanden war und die geforderte Anerkennung eines Arbeits- ausfhusses abgelehnt wurde. In der Arbeitsordnung ist eine Straf- bestinnmung für den Fall enthalten, daß die Arbeitszeit nicht pünktlich eingehalten wird. Die Firma hat bereits eine größere Zahl Arbeits- williger an Stelle der Streikenden angenommen.

Aus London wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß die bei den Arbeiten für die neue Flottenbasis in Rosyth beschäftigten Erd- arbeiter, die seit 14 Tagen streiken, heute die Arbeit wieder auf- O und E arden, solange das M per von der egierung veranstalteten Untersuhung über die Lohnfrage no ausfteht. (Vergl. Nr. 228 d. BL.) A

(Weitere „Statistishe Nachrichten“ \. i. d. Ersten Beilage.)

Kunst und Wissenschaft.

In der neuen Aula der hiesigen Universität hielt die Gesell- \chaft für Crdkunde gestern eine Festsißung ab, um einen Beeicht des norwegischen Forschers Noald Ämundsen über sein Vor- dringen zum Südpol entgegenzunehmen. Unter den Erschienenen, die den weiten Raum bis auf den leßten Plaß füllten, Jas man u. a. Ihre Hoheiten die Herzöge Ernst von Sachsen-Altenburg und Johann Albrecht zu Mecklenburg, Regent von Braunschweig, ferner die Staatsminister Dr. Sydow und D. Dr. von Trott zu Solz, den Königlich Norwegischen Gesandten von Ditten und zahlreide Gelehrte, namentli Vertreter der geographishen Wissenschaft. Nach- dem der Vorsitzende der Gesellschaft, Geheimer Regierungsrat Pro- fessor Dr. Penck den berühmten Forschungsreisenden begrüßt hatte, ergriff Roald Amundsen das Wort zu einem etwa zweistündigen, von zahlreichen Lichtbildern begleiteten Vortrag, in dem er in deutscher Sprache den Plan und die Dur(hführung seiner Südpolerpedition \{ilderte. Nur die hauptsächli{sten Daten der Forschungsreise seien hier kurz mitgeteilt Die im Februar 1911 von Buenos Aires nach em Polarmeer Ae rpedition an Bord des berühmten, tühtigen Schiffes „Fram“ landete an dem Teil der den südlichen Kontinent sperrenden Eisbarriere, der vor genau 70 Jahren die Landung bon Roß gesehen, also zwishen den Meridianen von Neuseeland und Kap Horn. Bis Anfang April war Amundsen mit seinen Ge- fährten mit der Anlage von drei Depots, je 7 km ost: westlih vonein- ander entfernt und durch Flaggen Fenntlidh gemaht, bes{äftiat. Eine erste Probefahrt brate bei trefflihem Schlittenwege, jeder Schlitten bon 6 Hunden gezogen, und ein Gewiht von 300 kg tragend, in einem Tage 100 km südwärts. Doch weiterhin erwies sih das Eis rissig und das schnelle Vordringen hindernd. Im März war die

} nungsaustausch über die besagte Mitteilung pflegen.

zwischen wohnlih eingerihtete, feste, kleine Hütte bei Ei Winters fast ganz vom Schnee bedeckt wurde, rüstete Sag u Winterruhe, was indessen nichts weniger als ein Ausruben bedeutete. Denn die Winternacht, die vom 22. April bis 24. August währte wo der erste Sonnenschein große Freude bervorrief, wurde fleißig zur Herstellung der Arbeits- und Packräume für die Vorräte und zu auégiebigen Beobachtungen der verschiedensten Art benußt. Der kälteste Tag dieser Winternaht war mitt 60° C. der 13. August. Als Durhs nittsjahrestemperatur wurde 26% E. ermittelt. Es gab wenig Schnee im Winter, auch die gefürhteten Stürme beschränkten sich auf zwet; herrlich waren die zahl- reihen Südlichter. Am 8. September wurde mit 7 Sthlitten 90 Hunden und mit Vorräten für 4 Monate ein erster rößerer Vorsto unternommen. Doch war die über 50° Grad etragende Kälte für die mit Pelzen, Gesichtsmasfen Schneebrillen versehenen Menschen wohl erträglih, aber nit für die {wer unter ihr leidenden Hunde. Man bes{chloß deshalb, nabdem bet 80° f. B. ein Devot angelegt war, die Nückkehr und das Abwarten des Frühlings. Mitte Oktober stellten sich wärmere Lüfte ein (— 20—30° C.), Robben und Pinguine zeigten fich. Es bra deshalb eine aus 5 Mann bestehende Erpedition unter Amundsens Führung nah Süden und in der bestimmten Absicht auf, wenn irgend möglich, den Pol zu erreihen. ODrei ann wurden nach Osten gesandt, um König Eduard VI1II.-Land aufzusuchen. Schon am 23. Oktober hatte die erste Expedition das vor wenig Wothen ver- lassene E bei 80° wieder erreicht; und von hier ab wurde nun der Plan streng durhgeführt, beim Vordringen, etwa von Grad zu Grad, je ein epot anzulegen, das für alle Fälle mit Vorräten ver- schen wurde. Schon am 13. November war der 84. ° am 16. November der 85° \. B. erreicht, am legten Punkt wurden Land und Eisbarriere eng aneinander grenzen gefunden. Von hier ab wurde der Weg s{chwieriger. Das Land erhob sich von 600 auf 3000 m Meereshöhe und mehr im Süden sah man Berge, die auf 4800 m geshäßt wurden. Gletscher mußten unter ungeheuren Mühen und entsprehenden Gefahren überstiegen werden. Ein Schlitten nah dem andern mußte, mit 20 Hunden bespannt, häufig unter großen Umwegen, um Eisrisse zu vermeiden, die steilen Höhen binauf- befördert werden. Die Uebersteigung etnes Riesengletshers erwies E als unmögli; er wurde umgangen. An diesem Tage wurde das Lager in fehr bedeutender Höhe aufgeschlagen und ein Ausblick in die malerische Shönheit des ewigen Cises gewonnen. Am folgenden Tage wurde die Höhe des Inlandplateaus mit einem Aufstieg von 1760 m erreiht. Leider mußten hter 24 der tühtigen Hunde getötet und die Schlittenbespannung auf 18 Hunde einge\chränkt werden. Zu- leih nôtigte s{lechtes Wetter zu einer Rast von vier Tagen. Beim lederauforuch am 25. November merkte man, daß es eine weite Strecke abwärts ging. Am 27. klärte fich das bisher unsihtige Wetter auf, und es erschien im Osten eine mächtige Bergkette. Um 29. November wurde wieder zur Herstellung eines Depots geschritten mit Lebensmitteln für 6 Tage. Am 6. Dezember wurde auf 87° 40' die größte, auf 3583 m bestimmte Meereshöhe erreicht. Zwei Tage später war man bei 88° 13' auf dem füdlihsten Punkte, zu dem Shackleton vorgedrungen war. In 88° 25 wurde das [eßte Depot errichtet. Am 12. Dezember war man in 89° 30“, am 13. Dezember in 899° 45° angelangt. Endlich am 14. ergaben Beobachtung“ und Berehnung, taß man den Südpol erreiht hatte. Er liegt auf einer weiten Ebene, die Amundsen mit dem Recht des Entdeckers „König Haakons VII.- Plateau“ benannte. Am folgenden Tage und am 16., beide von schônem Sonnenschein begünstigt, wurde noch eine Reihe, die Er- reihung des Pols sicherstellender Beobachtungen angestellt, und ein kleines Zelt errichtet, auf dem die norwegische Flagge und der Wimpel der „Fram“ gehißt wurden. Den Ort aber benannte Amundsen „Polheim“. Die NRüreise zu dem etwa 1400 km entfernten Depot wurde bei günsttgem Wetter in 39 Tagen zurückgaelegt. Dort traf man am 25. Januar 1912 wohlbehalten mit zwei Schlitten und elf Hunden ein. Als wichtige Ergebnisse seiner Expedition bezeihnete der Vortragende nächst der Erreichung des Südpols die Ermittlung der Ausdehnung der Noß-Cisbarriere und die Entdeckung einer Ver- bindung zwishen Süd Vifktorialand und wahrscheinlich König Eduard. VII.-Land. Amundsens {liter Vortrag fand lebhaften Beifall. Nachdem dieser si gelegt hatte, überreihte Professor Dr. Penck mit Worten hoher Anerkennung dem kühnen Forscher die höchste Auszeichnung, die die Gesellschaft für Erdkunde zu verleihen hat, die goldene Humboldt-Medaille. Nach kurzen Dankes- worten Amundsens wurde die denkwürdige Sizung ges{chlossen. Jm Anschluß an sie fand im „Kaiserhof“ ein Festmahl statt, bet dem der Geheime Bergrat, Professor Dr. Wahnschaffe einen Trinkspruh auf Amundsen ausbrachte, der seinerseits der Gesellschaft für Erdkunde sein Glas weihte.

Die von den Berliner Arcitektenvereinigungen gemeinschaftlih mit dem Verein Berliner Künstler vorbereitete B E G R E feier wird am 27. d. M. in der Kuppelhalle des Reichstagsgebäudes stattfinden, Nach etner Begrüßungsansprahe durch den Ministerlal- direktor, Wirklichen Geheimen Rat Hinckeldeyn, wird der Profeffor Friedrih von Thiersch-München die Gedächtnisrede halten. Hierauf werden je ein Vertreter der Künstlershaft von Berlin, Dresden und Frankfurt a. M. sprechen, und zwar für Berlin Baurat Wolffenstein, für Dresden Professor Gurlitt und für Frankfurt a. M. Baurat Neher. Den Eingang und Shluß der Feier werden Vorträge des Berliner Lchrergesangvereins bilden. Gleichzeitig wird in einem noch zu bestimmenden Raume im Netchstagsgebäude eine Ausstellung von un Plänen und Darstellungen ausgeführter Bauten Wallots

attfinden.

Land- und Forstwirtschaft.

Der Antwerpener Getreidemarkt im Monat September 1912.

(Nach einem Berichti des Kaiserlichen Generalkonsuks in Antwerpen y vom 2. Oktober 1912.)

__ Die Getreidepreif e verfolgten im allgemeinen eine weidende Tendenz. Die Geschäfte hatten nur einen geringen Umfang und auch die Unternehmungslust auf spätere Sichten ist gering. Die Vorräte wurden Ende September, wie folgt, ges{häßt: 250 000 dz Weizen, 115000 Mais, 125 000 „, Gerste, 20000 Roggen.

Ernteergebnisse, Saatenstand und Getreidebandel in Numänien.

Auch im Monat September her:\{chte, zum Teil in verstärklem Maße, das shon im August beobachtete anhaltende Regenwetter vor. Namentlich in der ersten Hälfte des Berichtsmonats wurde viel Schaden dur Ueberschwemmung und Deichbrüche längs der Ufer des Pruth und seiner Nebenflüsse sowohl auf den Feldern wie in den Ort- schaften selbst angerihtet. Um den 10.- September herum war der Pruth innerhalb von 2 Tagen um angeblich vier Meter gestiegen. Bei Ungheni z. B. sah man damals von der Bahnlinie nach Jassy weit und breit in den Niederungen Gebäude und Stroh- oder gar Getreidemieten unter Wasser stehen. Auch an Bahn- und Brückenbauten sind Schäden entstanden und manche Ortschaften sind durch Hochwasser vorübergehend von dem Verkehr mit der Außenwelt geradezu abgeschnitten gewesen. In der zweiten Hälfte September fielen die Flüsse der Moldau wieder, und,

niedrigste Temperatur 45° C. Als gegen Mitte April die in-

obglei das eraetter noch fortdauerte, scheinen doch die Ueber- \hwemmungsgebiete vor größeren fatastrophalen Shäden bewakrt ge-