1912 / 245 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 14 Oct 1912 18:00:01 GMT) scan diff

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht : dem Geheimen Konsistorialrat außer Dienst Carl Michael Arnold Arps in Berlin-Lihterfelde, Besißer des Arpsschen Familienfideikommisses Gutenberg im Saalkreise, den Adel unter der Namensform von Arps-Aubert zu verleihen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

der Wahl des Oberlehrers, Professors Dr. Bruno Kaiser an der Landes\schule in Pforta zum Direktor des Domgymnasiums a Naumburg a. S. die Allerhöchste Bestätigung zu erteilen owie infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu Hilden getroffenen Wahl den Gutsbesißer Gustav Kl ingelhöfer da- selbst als unbesoldeten Beigeordneten der Stadt Hilden auf fernere sehs Jahre und

infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu Goch getroffenen Wahl den Sanitätsrat Dr. med. Franz Ebben und den Kaufmann Heinrih Planken daselbst als unbesoldete Beigeordnete der Stadt Goh auf fernere sechs Jahre zu bestätigen.

Ministerium der öffentlihen Arbeiten.

Bekanntmachung.

Auf Grund der durch Artikel TV der Allerhöchsten Kon- zessionsurkunde vom 3. August 1909 mir erteilten Ermächtigung wird die Frist, welche dem Kreise Bergheim für die Vollendung und Jnbetriebnahme der Nebeneisenbahnen von Benzelrath über Mödrath nah Ober Bolheim und von Bedburg nah Ameln gesetzt ist, zufolge eines begründeten Antrags des Kreises weiter bis zum 31. Dezember 1912 verlängert.

Berlin, den 8. Oktober 1912.

Der Minister der öffentlichen Arbeiten. F. A.: Cuny.

Ministerium der geistlihen und Unterrihts- angelegenheiten.

Der Privatdozent, Professor Dr. Bernhard Sch öndorff zu Bonn is} zum Abteilungsvorsteher am Physiologischen Jn- stitut der dortigen Universität ernannt worden.

Dem Königlichen Musiddirektor Georg Hüttner in Dort- mund ist der Titel Professor verliehen worden.

Bekanntmachung.

Der Vorschrift im § 46 des Kommunalabgabengeseßes vom 14. Juli 1893 (G.-S. S. 152) entsprehend wird zur öffentlihen Kenntnis gebracht, daß der im Steuerjahre 1912 einshäßbare Reinertrag aus dem Betriebsjahre 1911 für die in Preußen gelegene Teilstrecke der Mühlhausen- Ebelebener Eisenbahn auf

18 740 M 13 festgestellt worden ist.

Erfurt, den 10. Oktober 1912.

Der Königliche Eisenbahnkommissar. J. V.: Bäseler-Milwiß.

Bekanntmachung.

Der Vorschrift im § 46 des Kommunalabgabengeseßéès vom 14. Juli 1893 (G.-S. S. 152) entsprehend wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß der im Steuerjahre 1912 einshäßbare Reinerirag aus dem Betriebsjahre 1911 für die in Preußen gelegene Teilstrecke der Gera-Meuselwiß- Wuißzßer Eisenbahn auf

32 491 # 36 F festgestellt worden ist.

Erfurt, den 12. Oktober 1912.

Der Königliche Eisenbahnkommissar. J. V.: Bäseler-Milwiß.

Angekommen:

Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister für Land- wirtschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr von Sch orlemer aus der Rheinprovinz.

NichsamlliGes. Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 14. Oktober 1912.

Seine Majestät der Kaiser und König, Allerhöchst- welcher gestern morgen mit Jh rer Majestät der Kaiserin und Königin von Cadinen über Marienburg und Danzig auf Jagd\chloß Hubertusstock zu mehrtägigem Aufenthalt eingetroffen waren, nahmen daselbst am Vormittag den Vortrag des Reichs- Tanzlers Dr. von Bethmann Hollweg entgegen.

Der Königlih württembergishe Gesandte Freiherr von Varnbüler ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der österreichisch - ungarische Botschafter Graf von Szögyény-Marich ist nah Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Botschaft wieder übernommen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind am 11. d. M. S. M. Flußkbt. „Vaterland“ in Wuhu und S. M. Flußkbt. „Ts\ingtau“ in Canton eingetroffen.

Württemberg. Wie der „Staatsanzeiger“ mitteilt, ist die vom „W. T. B.“ verbreitete Nachricht, der Tag der Landtagswahlen sei auf den 13. November festgeseßt, niht zutreffend. Der Wahltag ist noch nicht bestimmt.

Deutsche Kolouien.

Nah einer in Berlin eingetroffenen telegraphischen Meldung des Bezirksamts Friedrih Wilhelms - Hafen ist, wie „W. T. B.“ berichtet, der Paradiesvogeljäger Mikulicz in dem noch unerschlossenen Ramugebiete

(Deuts Neuguinea) von Eingeborenen ermordet worden.

Oefterreih-Ungarun.

Der Heeres aus\chuß der österreichischen Delegation verhandelte vorgestern über die neuen Militärkredite.

Im Laufe der Debatte betonte der Kriegsminister von Auffen- berg laut Bericht des „W. T. B.“ erneut, daß es sich nicht um Nüstungskredite, sondern einzig und allein um ÄAusgestaltungskredite handle, um die seit Jahren als notwendig erkannte und geplante Be- seitigung gewisser materieller Rückständigkeiten in der Armee zu bewerk- stelligen. Wie die anderen Staaten müsje auch Oesterreih-Ungarn seine Armee auf einer gewissen Mindestböhe erhalten. Daran würde es auch das allseits herrshende Frietenébedürfnis, dessen Berechtigung er vollkommen anerkenne, niht hindern. Niemand werde wollen, daß der Staat in vollkommene Abhängigkeit von einem anderen Staat gerate. Der Minister betonte die Notwendigkeit ciner fiarken Armee au im Interesse guter Handelebeziehungen. Der Geist und die innere Verfassung der Armee seien in Ordnung. Die Darlegung gewisser materieller Mängel dürfe niht als Mangel an Vertrauen zur Armee aufgefaßt werden. Sollte etn ernstes Moment eintreten, so werde die Heeresverwaltung gewiß auf der Höhe sein und wissen, was sie zu tun babe. „Das Vertrauen zu unserer altehrwürdigen Armee“, fuhr der Minister fort, „und unsere Vaterlandsliebe werden uns den nötigen Antrieb geben. Es können Momente eintreten, bie

| uns alle zur gemeinsamen Abwehr zusammenführen müssen, es wäre

aber unritig, erst den Moment der äußerst-n Not abzuwarten." Der Minifter glaubt, daß, wenn die notwendigen Summen bewilligt werden, es möglich sei, den Krieg so vorzubereiten, daß es niht notwendig sei, ihn zu führen. Der Marinekommandant Graf Monte cuccoli er- flärte, ebenso wie der Kredit für das Heer sei au der Kredit für die Marine kein Rüstungékre* it, sondern ein Ergänzungékredit, zu dem im vergangenen Jahre ktewilligten Kredit von 312 Milltonen. Selbst die kleinsten Marinen rüsteten, selbst die kleinen bauten große Schiffe. Seder Staat wolle seine Seegeltung haben, und es sei daher au für Oesterreih-Ungarn, das einen größeren Handel habe, gewiß notwendig, sih Scegeltung zu verschaffen. Ver Redner begründete sodann ein- gehevd die einzelnen Posten des außerordentlichen Marinekredits und {loß: „Jch bin ermächtigt, auetrücklih zu erklären, daß ih rechtzeitig einen Kredit und ein Bauprogramm wegen Beschaffung und Baues einer weiteren Schiffsdivisicon zum Ersay der Monarch-Klasse vorlegen werde, sodaß nach Ablauf der Kreditperiode der oben er- wähnten 312 Milltonen mit tem Bau der neuen Division begonnen werden kann. Gleichzeitig kann ich auch mitieilen, daß diese meine Absicht von den beiden Regierungen zur Kenntnis ge- nommen wurde.“ Der Finanzminister Ritter von Zaleski erklärte, es sci beatsichtigt, die geforderten rund 52 Millionen im Wege der Kreditoperation zu deden, sodaß das Budget für 1913 nur mit einer Zinsenquote, die troß der heutigen ungünstigen Markt- verhältnisse zwei Millionen kaum übersteigen dürfte, belastet werde. Die im Ptogramm der Regierung erwähnten kulturellen und wirtschaft- lihen Fragen würden keineswegs Fine Beeinträchtigung erfahren. Der Minister erhob Einspruch dagegen, daß ein Gegenjoß zwischen Staats- und Volksnotwendigkeiten aufgestellt werde. ie Interessen, die das ai vertrete ur.d eventuell zu {hüten habe, seien in erster Linie nteressen des Volkes. '

Der Ausschuß nahm hierauf die neuen Militärkredite an.

Großbritannien und-Jrland.

Der König hat vorgestern den Premierminister As quith und unmittelbar darauf den Unterstaatsseïkretär im Auswärtigen Amt Sir Arthur Nicolson in Audienz empfangen.

Fraufkreich.

Der vorgestern abgehaltene Ministerrat beschäftigte si auss\chließlich mit der auswärtigen Lage.

Spanien.

Unter den Angestellten der spanischen Eisenbahnen macht sich laut Meldung des „W. T. B.“ eine lebhafte Gärung be- merkbar, da sie sih durh angeblich falsche Versprehungen bei dem leßten Streik hintergangen glauben. Die Eiseubahner Kataloniens rüsten sih zu einem neuen Streik, falls ihre Forderungen nicht in zwei oder drei Tagen bewilligt werden.

Türkei.

Der M ini sterrat beriet vorgestern über den vom Minister des Aeußern vorbereiteten Entwurf der Antwort auf die Note der Großmächte.

Troßz der Reklamationen der Botschafter ist laut Mel- dung des „W. T. B.“ bisher noch kein Dampfer unter gri ehischer Flagge freigegeben worden.

Die montenegrinishe Nordarmee hat nach einer vom „Reuterschen Bureau“ verbreiteten amtlichen Meldung Sieniza im Sandshak Novibazar angegriffen. Dem „Wiener K. K. Telegraphenkorrespondenzbureau“ zufolge gestalten sih nach den in Saloniki eingetroffenen Nachrichten die Kämpfe um Berane sehr heftig. Die Montenegriner erzielten troy wiederholter Angriffe angesihts der Todes- verahtung, mit der die türkishen Truppen und albanesischen Freiwilligen kämpften, keine Erfolge und mußten unter s{hweren Verlusten wieder zurückgehen. Die Kampfzone erstreckt sich bis Bjelopolje. Wie das „Reutershe Bureau“ meldet, haben die Montenegriner diese Stadt eingenommen. Als die Truppen in Bjelopolje einzogen, begrüßten die serbischen Einwohner die Montenegriner mit Jubel als Befreier vom fünfhundertjährigen türkischen Joche. Jn der serbischen Kirche wurde sofort ein Dankgottesdienst zelebriert.

Von der montenegrinishen Südarmee meldét der Spezialkorrespondent des Reutershen Bureaus, daß die Türken am Freitagabend von ihren S R die aus einen Gegen- angriff versuchten, der aber abgeshlagen wurde. Bei der Er- stürmung der Stellung von Rogame fiel den Montenegrinern ein unbeschädigtes Kruppgeshüß mit Munition in die Hände. Bei der Erstürmung von Detschitsh am zweiten Tage des Krieges hatten die Montenegriner rund 400 Verwundete und 120 Tote. Vorgestern nachmittag ist die Stadt Tuzi von den Montenegrinern- vollständig eingeschlossen worden. Jede Verbindung der Stadt mit Skutari ist unterbrochen.

Bisher haben die Montenegriner über 300 Kriegsgefangene gemacht, die nah Kiksic geschafft wurden.

4 wird.

Wie vom „Wiener K. K. Telegraphenkorrespondenz- bureau“ aus Palanka gemeldet wird, find vorgestern zwischen türkischen und bulgarishen Grenzwachen ernste Reibereien entstanden. Auf beiden Seiten wurden längere Zeit hindurch sehr heftig geschossen. Die Verluste sind noch unbekannt. Einer Meldung aus Uesküb zufolge haben die Bulgaren zwei Brücken zwischen Jstip und Kotshana durch Bomben in die Luft gesprengt.

Einer in Belgrad eingetroffenen amtlichen Meldung zu- fee haben heute früh die türkfishen Truppen die erbische Grenze in der Nähe von Ristowaß über|chritten und die serbishen Truppen angegriffen.

Die Albanesen erneuern ihre Bitten, ihnen Waffen aus- zufolgen. Aus Prischtina wird gemeldet, daß die Albanesen Vorbereitungen treffen, um gegen die Grenze zu ziehen, wo die Serben Befestigungen aufführen. Ueberall an der serbischen Grenze werden Maßnahmen für den Beginn der Feindseligkeiten getroffen. Neben den Truppen bemerkt man zahlreiche Ab- teilungen von Freiwilligen.

Die Lage auf Samos hat sih vershlimmert. Wie „Jkdam“ meldet, sind die Rebellen, deren Zahl zugenommen hat, Herren der Hauptstadt Vathy und veranstalten beständig Kundgebungen vor dem fürstlihen Palais. Mit Rücksicht auf diese Sachlage hat die Pforte den Fürsten ermächtigt, die Jnsel

zu verlassen. Griechenland.

Die Regierung hat nah einer Meldung des „W. T. B.“ gestern abend dem türkishen Gesandten eine Note gen lassen. Vorgestern sind der Kronprinz und der Generalstab zur Armee nah Thessalien abgegangen.

Serbien.

Die Regierung hat gestern abend dem österreichisch- ungarischen Gesandten von Ugron die Antwort auf den Schritt Oesterreih-Ungarns und Rußlands sowie eine Abschrift der serbischen Note überreicht, dur die der Pforte die Wünsche der serbischen Regierung befanntgegeben werden. Wie „W. T. B.“ meldet, überschreiten die Wünsche, die niht in der Form eines Ultimatums gehalten sind, den Rahmen der in Artikel 23 des Berliner Vertrages vorgesehenen Reformen. i

Die Skupschtina hat die Geseßze, betreffend den außerordentlihen Kredit für die Armee im Betrage von 44 800 000 Dinar und Schaffung eines Moratariums, an- genommen. Darauf wurde de außerordentliche Session ge-

\chlossen. : 7 Der Ministerpräsident Pasitsch hat dem Spezial-

berichterstatter der Agence Havas vorgestern eine Unterredung .

gewährt, in der er laut Bericht des „W. T. B. ausführte: Die schon bisher \chwierige und kritische Lage habe sich noh da- durch vers{chlimmert, daß die Türkei irreguläre, aus Gesindel zu- samînengesezte Banden kewaffne und sie gegen die wehrlose serbische Bevölkerung in der Gegend von Kossovo loélasse, deren Waffen die türkishen Behörden schon s\eit langem eingezogen hätten. Mehr als 800 Familien hätten ihre Wohnungen im Stich gelassen und seien, um einem Massaker zu entgehen, auf sertisckes Gebiet geflüchtet. „Wir ver- langen“, erklärte Pasits, „für unsere unterdrückten fe: bishen Brüder die Autonomie für etn Gebiet, das vom Sandschak Novibazar den Sandschak mit einbegriffen im Südosten bis zum Tale des Bregalniza reiht, eines Nebenflusses dcs Vardar, das heißt ostwärts also für ganz Kossovo, ferner für das Gebiet, bas sich von Alessio, einem Hafen am Adriatishen Meer, längs des reten Ufers des Schwarzen Drin bis zum Ochridasee ‘Hhinzieht und im Süden durch eine Linie Ochridasee— Kröpülü begrenzt Was wir heute fordern, i einzig und allein das, was die Großmächte in Berlin beschlossen haben, indem fie für die serbishen Wilajeis der Türkei dasselbe autonome Regime wie für Kreta festsegten. Es ist den Großmächten nit gelungen, die Durch- führung der Reformen zu erreiden; so haben wir es auf uns ge- nommen, sie aus eigener Kraft durchzuseßen. Eiüzig und allein ernft- hafte, wirksame und förmlihe Bürgschaften seitens der Großmächte hätten den Ausbruch des Krieges beschwören können; aber sie zeigen wenig Neigung, die Verantwortung auf sich zu nehmen. In höchstens 48 Stunden werden die Balkanjtaaten die Antwort auf die öôster- reichisch-ungarish— russishe Note überreihen. Wir werden zu der- selben Zeit den Großmächten die Bedingungen vorlegen, die wir für unerläßlih halten, um die Existenz unserer Stammesbrüder zu sichern, worauf es uns allein ankommt. Diese Bedingungnn werden gleich- zeitig au der Pforte übermittelt werden. Alles hängt jeßt von der

Türkei ab. Bulgarien.

Die Regierung hat gestern abend der türkischen Ge- sandtschaft eine Note überreicht, in der nah Meldungen der „Agence Bulgare“ die Reformen aufgezählt werden, die allein das elende Los der hristlihen Bevölkerung wirklih besser ge- stalten könnten, nämlich: Autonomie der Verwaltung der Pro- vinzen, belgishe oder s{hweizerishe Generalgouverneure, aus Wahlen hervorgegangene Provinziallandtage, Landesgendarmerie und -milizen und freien Unterricht. Die Ausführung dieser Reformen soll einem Höheren Rat anvertraut werden, der sich aus Christen und Muselmanen in gleicher Zahl zusammenseßzt und unter der Aufsicht der Botschafter der Groß- mächte und der Gesandten der vier Balkanstaaten in Konstan- tinopel steht. Die Pforte wird aufgefordert, zu erklären, daß sie diese Forderungen annimmt, indem sie sih verpflichtet, die in der Note und in der beigefügten erklärenden Ergänzungsnote enthaltenen Reformen binnen sechs Monaten durchzuführen. Außerdem soll die Pforte als Beweis ihrer Zustimmung das Mobilisationsdekret rückgängig machen.

Unmittelbar nah der Üebermittelung dieser Note übergab der Minister des Aeußern dem österreichish-ungarishen und dem russishen Gesandten die Antwort auf ihre gemein- same Note. Jn dieser Antwort drückt die bulgarische Regie- rung, die mit den Regierungen von Griechenland und Serbien einig sei, ihren Dank für das Jnteresse aus, das die Mächte zugunsten der Bevölkerung der europäishen Türkei gezeigt haben. Sie isi jedoch der Ansicht, daß es grausam wäre, nicht den Versuch zu machen, für die christlihe Bevölkerung des ottomanishen Kaiserreihs radikalere und bestimmtere Reformen zu erlangen, die allein ihr elendes Los wirklich besser a könnten. Daher haben die Regierungen der drei Balkanstaaten geglaubt, sich an die Regierung Seiner Majestät des Sultans direkt wenden zu müssen, indem sie ihm die Reformen, die einzuführen sind, und die Garantien mit- teilen, die er für ihre aufrihtige Anwendung wird gewähren müssen. Abschriften der Note und der erklärenden Ergänzungs- note, die der türkishen Gesandtschaft übermittelt worden sind, waren dieser Antwort beigefügt.

Dur einen Ukas wird, wie „W. T. B.“ meldet, allen Militärpflicytigen, die sich der Rekrutierung entzogen haben und jeßt zu ihren Regimentern zurückkehren oder in ein Freiwilligenkorps eingereiht sind, Straflosigkeit zugesichert.

Der Finanzminister gestattet, obiger Quelle guf gs, daß serbishe Münzen und Banknoten mit demselben Kurs wie bulgarishes Geld in Bulgarien zirkulieren dürfen.

Schweiz.

Der deutsche Gesandte von Bülow ist gestern vormittag von dem Bundespräsidenten Dr. Forxer zur Ueberreichung seines Abberufungsschreibens in Audienz empfangen worden. Anschließend an die Audienz fand ein vom Bundesrat dem scheidenden Gesandten gegebenes Frühstück im Berner Hof statt, an dem der \chweizerishe Bundesrat in corpore teilnahm. Offizielle Reden wurden nicht gehalten; dagegen tauschten der . Bundesrat und der Gesandte herzlihe Abschied8worte aus.

Amerika.

Jn einer vorgestern abgehaltenen Sißung des argentinischen Ministerrats teilte der Minister der öffentlichen Arbeiten, wie „W. T. B.“ meldet, mit, daß er sih mit zwei Angeboten über den Kauf der Staatsbahnen beschäftige. Nach Ansicht des Direktors der Staatseisenbahnen müßte der Kauf- preis wenigstens zwanzig Millionen Pfund betragen. Die Regierung wünscht, daß sie irgend einen Plan in Erwägung zieht, die Pläne der Käufer hinsichtlich der Ausdehnung der Linien kennen zu lernen. Die Regierung beschloß, die Land- verfäufe in den Gegenden, die zurzeit von Ven Staatsbahnlinien berührt werden, einzustellen.

Asien.

Der Fürstentag für die innere Mongolei, der sih mit der Ausarbeitung der Friedensbedingungen und der An- erfennung der chinesischen Republik beschäftigen wird, hat, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, vorgestern in Kwangtschangh seine Sitzungen begonnen.

Afrika.

Der Munizipalrat von Fes is laut Meldung des „W. T. B.“ vorgestern zum ersten Male unter dem Ehren- vorsiß des Stellvertreters des Sultans und des Generals Gouraud zusammengetreten und hat an den Sultan und an den Generalresidenten Lyautey Ergebenheitsadressen übersandt.

Wie aus Mazagan vom 8. d. M. gemeldet wird, sind die Beni Meskin und die Uled Fares von den Tadla vertrieben worden. Man fürchtet Unruhen in dieser Gegend. Die Uled Fares bilden eine Harka.

Koloniales.

Weizen aus Deutsch Südwestafrika.

__ Die Zeiten, in denen man Deutsch Südwestafrika als ein nur für extensive Viehzuht geeignetes Land ansah, find vorbei. Unsere Kolonisten haben, wie die „Swakopmunder Zeitung“ berichtet, all- mählih gelernt, das System der Trocktenlandkultur, mit dem man im Westen der Vereinigten Staaten von Amerika und in Australien fo günstige Erfolge erzielt hat, auch auf ihrem wasserarmen rund und Boden anzuwenden. Schon liefert die Maisernte alljährlih recht ansehnlihe Erträge. Nunmehr wird auch der Anbau von Weizen in Angriff gencmmen. Zahlreihße Farmer

im Norden der Kolonie und tm Damaraland find geaenwärtig

eifrig damit beschäftigt, den Boden durh geeignete Maßnahmen für Weizenbau im kommenden Jahre vorzubereiten. Ermuntert worden find unsere Kolonisten hierzu durch die günstigen Erfolge, die in diesem Jahre auf der Farm Okamatangara, die der Firma Brauß, ‘Mahn u. Co. gehört, mit dem Anbau von Weizen erzielt worden siand. Die von dieser Farm nach Europa entsandten Proben der Weizenernte wurden von Fachleuten mit 2,40 4 für den Doppel- zevtner höher bewertet als der beste argentintsche Weizen. Ins- besondere zeichnet sih der südwestafrikanische Weizen durch hohen Klebergehalt und hohes spezifisches Gewicht aus.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Bädckergesellen in Almeria haben, wie „W. T. B.“ meldet, angekündigt, daß sie aus Gemeinschaftsgefühl für die aus- ständigen Cisenbahner im Süden in den Ausstand treten werden. La O treffen Vorsorge, die Stadt mit Lebensmitteln zu versehen.

(Weitere „Statistishe Nachrichten“ \. i. d. Zweiten Beilage.)

Kunst und Wissenschaft.

__ Die erste Ausstellung neuer und alter Gartenkunst im Lichthofe des Kunstgewerbemuseums wird von Kunstfreunden und Fachleuten so lebhaft besucht, daß sie um eine Woche, bis ein- {{ließlih Sonntag, den 20. Oktober, verlängert worden ist. In der Bücherei des Kunstgewerbemuseums wird die Ausstellung gra- vhisher Arbeiten von I. V. Cissarz morgen ge\chlofsen.

Vom Dialekt der längst ausgestorbenen alten Preußen, bekanrtlih eines den Litauern und Letten nahe verwandten Volks- stamms, find nur wenige Sprachdenkmäler erhalten : es sind das einige religiöse Schriften des 16. Jahrhunderts, so namentlich ein evangelischer Katechismus, den der erste Herzog von Preußen, Albrecht, für feine altpreußishen Untertanen verfassen ließ, während das Altpreußische {on im 17. Jahrhundert nit mehr gesprohen worden ist. Daher A es von Interesse, daß neuerdings, wie „Petermanns Geogr. Mitteilungen“ «berichten, Reste dieses Dialekts im russischen Litauen, in den Kreisen Slonim und Grodno, aufgefunden wurden. Sowohl die Hochmeisterhronik als auch die Wolhynische Chronik berihten, daß im 13. Jahrhundert Preußen vor den Deutschen Ordens- riftern in die litauishe Wildnis geflüchtet sind, wo sie vom litauischen Fursten Troiden (1270—82) in der Umgegend von Slonim (unweit towogrudoks) und in der Grodnoschen Gegend angesiedelt wurden; von thnen kehrten die „Barter“ zum Teil nah Preußen zurü, die «Pogesanier“ hingegen verblieben in ihrer neuen Heimat, und in der Tat finden sich heute noch in den drei Dörfern Pogiren, Sa- let] und Nortzewitschi im Kreise Slonim des Gouvernements Grodno etwa 2000 Perfonen, dazu einige hundert im Dorfe Osfo- t[chniki-Kobelaki im Kreise Grodno (zwei Meilen von der Station Marzinkaze der St Petersburg -. Warschauer Eisenbahn), welche einen mit dem Altpreußishen gemishten besonderen litauischen Dialekt sprechen. Der Privatdozent der Universität St. Petersburg fürs Litauishe und Lettishe, Mag. Eduard Wolter, hat diese Gegend zur Erforschung des erwähnten Dialekts zunächst in den Jahren 1888 bis 1907 viermal besucht. Da aber seitens der Bureaukratie nicht nur der Gebrauch der polnischen, sondern auch derjenige der litauischea Sprache an öffentlichen Orten, so laut Anschlag in den Gemeinde- verwaltungen, verboten war, hielt es sehr s{chwer, die Leute zum Sprechen zu veranlassen. Immerhin glückte es Véag. Wolter im Jahre 1907, zusammenhängende Lieder und Sagen in dem altpreußisch-

diese Platten sind inzwishen auch von dem PfyŸologishen Institut in Herlis vervielfeltint worden. Im Austrage der Kaiserlich Russischen Akademie ter Wissenschaften hat Mag. Wolter im Sommer 1911 eine fünfte erfolgreihe Forsungsreise zu jenen Dörfern unter- nommen. Jhm wurde unlängst eine Wörtersammlung desselben Dialekts, verfaßt von cand. phil. Josef Batschikonis, übergeben, die er zu bearbeiten und herauszugeben beabsichtigt.

Literatur.

Der ord-ntliche Professor an der Technishen Hochschule in Aachen Dr. Passow gibt im Verlag von B. G. Teubner in Leipzig eine Sammlung von Matertalien für das wirtschafts- wissenshaftlihe Studium heraus. Die Bücher sollen als Unterlagen für den wtirtshaftswissenshaftlihen Unterricht an den Hochschulen dienen, ferner aber auch allen den weiteren Kreisen nügen, die fich mit den witigsten Gesegen und sonstigen Materialien auf diesem Gebiet vertraut mahen wollen. Von dieser Sammlung ist jept der zweite Band erschienen, der die wihtigsten Materialien über die deutsche Börsengeseßgebung und die sie ergänzenden allgemeinen Bestimmungen, einen Abdruck der Berliner Börsenordnung, der Maklerordnung, der Geschäftsordnung, des Börfenvorstands, der Zu- lassungsstelle usw. mit Hinweisen auf abweichende Verhältnisse anderer deutscher Börsen, endlich eine Reihe von Materialien über Börsen- geshäftsbedingungen und die der Gewinnung der Börsengeschäfte dienenden Einrihtungen enthält, wie Liquidationsbureaus, Giro- effektendepots, also Materialien an Geseßen, Verträgen, Berichten, statistischen Angaben u. \. f., die fonst nur bet langem Suchen oder überhaupt nit zugänglich find. Das Buch bietet also eine Zu- sammenstellung, die dem Volkswirtschaftler wie dem Kaufmann im weitesten Sinne ein wertvolles Hand- und Nachschlagebuh zu sein vermag. Das 152 Seiten starke Bändchen kostet kartonniert 2,40 4.

Das reichillustrierte Ueferungswerk „Die Wunder der Natur“, das unter Mitwirkung einer großen Reihe namhafter Fach- leute von dem Deuts&en Verlagshaus Bong u. Co. in Berlin heraus- gegeben wird, lieat nunmehr bis zur Lieferung 14 vor. Aus dem Inhalt der lebten Hefte seien folgende Aufsäße hervorgehoben. Der Berliner Zoologe Professor Dr. R. Hesse \{ildert das Leben der Kraken, jener merkwürdigen, raublustigen Polypen; der Direktor der Greenwiher Sternwarte, Professor Dr. Maunders, behandelt die Sonnenprotuberanzen ; Professor Dr. Migula teilt Interessantes über die Bakterien, Professor Dr. Küstenmacher über das Entstehen des Blenenstaates mit; über selbstleuhtende Fische plaudert C. W. Neu- mann; Raoul H. Francé \childert den auf Jamaika wacsenden Spigzenborkenbaum, dessen Zweige natürlihe Spigenkrausen liefern ; die Mimikry der Insekten behandelt Thesing, die GletsGer der Hoch- gebirge Professor Dr. Markuse. Alle Aufsäße sind mit zahlreichen aus- aezeihneten, zum Teil farbigen Bildern ausgestattet. Das ganze Werk ist auf 65 Lieferungen berechnet, deren jede 60 4 kostet.

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Kurze Anzeigen neu ershienener Schriften, deren Besprehung vorbehalten bleibt. Einsendungen sind nur an die Nedaktion, Wilhelm- straße 32, zu rihten. Rüdsendung findet in keinem Falle statt.

Im Verlag von J. Neumann in Neudamm sind ershienen:

Die rationelle Wildfütterung, insbesondere die Ens des Nehwildes. Von Fr. Shepper. 19 .

Moderne Faustfeuerwaffen und ihr Gebrauch. Von Gerhard Bock. Mit 242 Abbildungen. Gebdn. 5 #.

Bauwesen.

Einen Wettbewerb umEntwürfe für ein neues Kunst- akademiegebäude in Düsseldorf schreibt der dortige Ober- bürgermeister mit Frist bis zum 20. Jonuar 1913 unter deutschen Architekten aus. Dem fünfzehnaliedrigen Pretsgericht gehören u. a. an: Geheime Oberbauräte R. Schulze und Saran in Berlin, Stadtver- ordneter, Architekt Wöhler und Beigeordneter, Königlicher Baurat Radke, beide in Düsseldorf, Baurat J. Gräbner in Dresden, Geheimer Baurat Dr.-Ing. L. Hoffmann in Berlin, Professor Dr.-Ing. G. von Seidl tn München und Stadtbaurat Schoenfelder in Elberfeld. Als Erfaßpreisrichter treten gegebenenfalls ein die Herren: Professor Püßer in Darmstadt, Professor Dr. Bestelmeier in Dresden und Oberbaurat, Professor Dr. Billing in Karlsruhe. Drei Preise von 12000, 9000 und 7000 #4 sind ausgeseßt. Für Ankäufe stehen 5000 4 zur Ver- Haug: Bedingungen und Unterlagen des Wettbewerbes sind vom tädtischen Hochbauamt, Mühlenstraße 29, zum Preise von 3 4, die den Herren, die am Wettbewerb teilgenommen haben, zurückerstattet werden, zu entnehmen.

Land- und Forstwirtschaft.

Ernteergebnisse, Saatenstand und Getreidehandel in Rußland.

Die Ernte 1912 kann nunmehr im Südosten Rußlands für abge- {lossen gelten. Ihr Erträgnis darf, wenn man die einzelnen Frucht- forten alle zusammennimmt, im Wolgabezirk als befriedigend ange- sprochen werden. Daß sih das Resultat stellenweise unter diese Stufe herabsenkt, wird bei der Ausgedehntheit der in Frage kommenden Gebiete kaum befremden. Die Erwartungen freilich, welhe namentli im Mai die außerordentlih günstige Witterung hervorrief, haben si im wesentlichen nicht erfüllt. Der Juni und Juli mit ihrer an- haltenden Trockenheit und Hitze, die sich erst im Auguft allmählich milderten, sollten die nungen des Frühjahrs bedeutend herab- stimmen; immerhin ift aber das Ergebnis im Durchschnitt ein mittleres gewesen. In den Hauptgetreidearten, wie Sommerweizen und Winter- roggen, bietet sih für die cinzelnen Gouvernements der Wolgantede- rung und ihres Hinterlandes folgendes Bild dar:

Im Gouvernement Ssimbirsk gilt das Durhschnittserträgnis für über mittel. Namentlih Reggen fiel {ön aus, von dem in den Kreisen Ssimbirsk und Kurmysh 80—100 Pud (1 Pud = 16,38 kg) von der Djessfiatine (1 Djessiatine = 1,0925 ha) gegenüber den üblichen 60 Pud geerntet wurden. In dem Kreise Ardatow und zum Teil in den Kreisen Korssun, Alatyr und Buinsk erreichte dieses Plus fogar 120 Pud. Schwäter dagegen war Sommerweizen, der jedo in Me Gouvernement dem Winterroggen an Anbaufläche bedeutend nachsteht.

Im Gouvernement Ssamara war das Erträgnis im ganzen etwas unter mittel; hierbei muß man indessen in Betracht ziehen, daß die südlichen Kreise des Gouvernements mit ihrem Steppen- harakter den Dur{hschnitt stets herabzudrücken pflegen. Sommer- weizen ließ in den Kreisen Nowousensk, Stawropol und Bugulma, zum Teil auch im Kreise Ssamara zu wünschen übrig, befriedigte dagegen in den Kreisen Nikolajewsk und Buguruslan. Leßterer hatte stredenweise fogar sehr reihe Frucht mit einem Djessiatinenerträgnis bon 120 Pud gegenüber den sonstigen 70 Pud aufzuweisen. Winter- roggen erhob \sih im Durchschnitt über mittel; besonders gut schnitten die Kreise Stawropol, Bugulma und Buguruslan ab, gegen welche die Kreise Ssamara, Nikolajewsk und Nowousensk zurükblieben.

Wie im Gouvernement Ssamara, fo drückten auch im Gouverne- ment Sfaratow die südlihen Kreise das Gesamterträgnis erheblich herunter, welches demzufolge kaum noch als ausreichend zu bezeichnen ist. Sommerweizen aab zwar in den nördlichen Kreisen, wie Balaschow und Petrowsk, zum Teil sehr {öne Fruht und auch in den Kreisen Sserdobsk und Wolsk konnte man nicht klagen, dafür versagten aber die Kreise Zarizyn und Kamyschin fast gänzlich und auch die Kreise Ssaratow und Kusnezk vermochten niht durchwegs zu befriedigen. Winterroggen uf zum Teil einen Ausgleih und erreichte, von dem

litauishen Dialekt mit Hilfe des Phonographen aufzuzeichnen, und

Süden des Gouvernements abgesehen, gute, wenn nickt i Erträgnisse. . gesehen, g d au? gezeichnete

_ Für das Gouvernement Astrachan und tas Gebiet der Ural- kosaken fehlt es noh an genaueren Daten; bei der verbhältnismäßig geringen Entwiälung, die der Ackerbau in diefen Strichen hat, dürfte sih jedoch durch ihre Erwähnung oder Fortlassung das allgemeine Erntebild für den Wolgarayon kaum ändern.

Dem Gouvernement Orenburg ift diesmal eine „über mittel“

Ernte beshert gewesen. Sommerweizen fiel vollkommen zufrieden- stellend aus und gedieh mitunter, wie z. B. im Kreise Orenburg, in folher Fülle, daß gegen 150 Pud von der Djessiatine gewonnen wurden. Auch der Kreis Troizk brachte es stellenweise bis auf 100 Pud von der Dijessiatine gegenüber den normalen 50—60. Leun E A aut, Mititae sogar ausgezeichnet,

or allem im Kreise Orenburg mit einem Djessiatinenerträani

150—200 Pud gegenüber den üblichen 80—120. P eta anes

Auch das Gouvernement Ufa wird mit seiner diesjährigen Ernte zufrieden sein Tönnen, wenn {on das Ergebnis im Dur(\cnitt nicht über „mittel“ hinauswächst. Sommerweizen enttäushte etwas und blieb insgesamt hinter befriedigend zurück. Roggen erwies si dagegen als weit dankbarer und erreihte im Kreise Menselinsk sogar etn Dijessiatinenerträgnis bis zu 200 Pud, dem der Kreis Ufa mit einenr Erträgnis von 100—150 Pud gegenüber den gewöhnlichen 80—120 Pud folgte; auch im Kreise Birsk erntete man noch 120 Pud in Roggen von der Djessiatine, also 30 Pud mehr als durscnittlich.

__Was das Einbringen der ent betrifft, T war díe Witterung durchwegs günstig. An Arbeitskräften zeigte si im all- gemetnen kein Mangel; das Mähen stellte sih für die Djessiatine je nah Angebot und Nachfrage auf 8—10 Rubel.

__ Mit dem Vorrücken der Jahreszeit haben natürlich au bereits die Winterbestellungen begonnen. Das Wetter läßt sih dazu sehr \{ön an, es ist kühl, ohne daß es zu Frösten käme, und mangelt niht an den erforderlihen Niedershlägen. Die Saaten find daher au vorzüglich aufgegangen, und man kann sich vorläufig nichts Befseres wünschen.

__ Was das Geschäft anlangt, fo ist die Stimmung auf den Märkten der mittleren und unteren Wolga belebt genug. Auch an Zufuhr fehlt es nicht, soweit nicht Negen die. Wege verdorben hat; im allgemeinen ist jedoch bislang darüber kaum zu klagen gewesen. Groß ist die Nachfrage der örtlihen Mühlen, die ihre Läger in Brotgetreide auffüllen müssen, und mit ihnen wetteifern die Er- porteure bezw. deren Aufkäufer, welhe bereits Partien an die Aus- fuhrhäfen bringen. Die Preise stellten fih gegen Ende des Berichts- monats, wie folgt, am Plate in Pud:

Nussischer Weizen . 0,97—1,01 Rubel Magen es 0,68—0,70 Hafer (Pererod) . 0,72—0 80 Hafer (russischer) 0,60—0,75 Gerte 0,80— 0,85

Auch in Oelsaaten, vor allem Sonnenblumensfamen, war der Markt nicht träge, und die Zufuhren wachsen mit jedem Tage. Als Käufer treten fast aus\chließlich die örtlihen Delslägereien auf. In vegetabilishen Oelen gibt es freilich zurzeit wenig zu tun. Die Preise für Sonnenblumenfamen stellten sh gegen Ende September auf 0,95—1,35 Rubel das Pud. Sonnenblumenöl kofiete 4,90 bis 5,00 Nubel das Pud, wozu für die Tara ein Aufs{lag von 0,15 Nabel hinzukam, Hanföl (0-lif) 6,50— 6,55 Rubel, Leinöl 6,55 6,60 Rubel, Sonnenblumenkuchen 0,73—0,75 Nubel das Pud. (Bericht des Kaiser- lihen Konsuls in Saratow vom 4. Oktober 1912.)

Die „Schweizerishe Landwirt|chaftllße Marktzeitung" vom

11. Oftober veröffentliht folgenden Bericht über die Stroh- und Streuepreise in der Schweiz: ___ Dee fallende Tendenz, welche bereits im Vorsommer einfeßte, hat in der Berichtszeit weitere Fortschritte gemaht. Die Ernte von Stroh und Streue kann hinfihtlich Menge als reichlich bezeichnet werden, während die Qualität, namentlich diejenige des späten Sommer- getreidestrohs, vielfah sehr s{chlecht geraten ist. Im s{weizerishen Mittel beläuft sich der Preisrücgang auf durchschnittliÞh 30 Cts. für 100 kg Stroh und auf 10 Cts. für Streue. Im Vergleich zum Vorjahre ergibt sich im Landesmittel ein Abschlag von 45 Cts. für 100 kg Stroh und rund 50 Cts. für 100 kg Streue. Im Zürcher Unterlande wurde auf das Juchart stehende Slreue 20—26—30 Fr. angelegt. Die beobachteten Märkte unserer Nachbar- staaten haben mit Ausnahme von Mailand, welches etnen Preis- e A von 40 Cts. für 100 kg verzeihnet, die Notierungen ermäßigt. /

Torfstreue und Torfmull werden ebenfalls billiger als im Vorjahre abgegeben. Seit dem legten Berichte sind keine Preis- änderungen vorgekommen.

Ueber die Preise in den einzelnen Gebieten unterrichtet die tabellarishe Zusammenstellung. Im September wurde für 100 kg frei Bahnstation bezahlt für:

Sommer- | Winter- getreidestrohb| getreidestro

In den Kantonen :

gepreßt

1 D gepreßt

| É} lose

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Graubünden ohne Mifox . St. Gallen, Appenzell und Ga N Thurgau und Schaffhausen O G E ete Uri, Schwyz und Unter- wal Sud und Uen. Aargau, Solothurn und Basel O Bern ohne Jura . . Neuenburg und Berner Jura Freiburg . e Waadt Genf . Walls .. Tessin inkl. Misor Mittel der vergleichbaren Gebiete: Im Juli . 6,7 Sm Qi e 0A Im September 1912 j} 6,1 Im September 1911 16,5

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5 | 6,42 9 6,18 6,30 7| 5.77) 6,38 | 6'02 5 | 6,22] 6/83 | 6,54

Buenos Aires, 13. Oktober. (W. T. B.) Der Bericht des Ackerbauministeriums über die leßte Ernte in Argentinien schäßt den Ertrag an Weizen auf 4 523 000 t, an Leinsaat auf 572 000 t, an Hafer auf 1 004000 t. Der Wert der gesamten Ernte ein- \chließlich von Mais wird auf 594 947 000 Piaster Gold, der Wert der anderen landwirtschaftlihen Grzeugnisse eins{ließlich von Wolle und Bieh für 1911/12 auf 472 400 000 Piaster Gold angegeben.

6,53

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Theater und Musik.

Königliches Opernhaus.

__ Der dritte und leßte Gastspielabend Enrico Carusos îm Königlichen Opernhause am Sonnabend gab willkommene Gelegenheit, ihn in etner Partie zu hören, die er hier bisher noch nicht gesungen hat, nämlih al3 Graf Richard in Verdis Oper „Cin Masken- ball“. Das Werk stammt aus einer Zeit, da fein Schöpfer noch ganz in den Bahnen der älteren italienishen Oper wandelte und

weniger auf die dramatishe Ausgestaltung der Handlung bedacht war