1912 / 257 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 28 Oct 1912 18:00:01 GMT) scan diff

durch äußere Einflüsse bedingt wurde, daß sie vielmehr den eigenen Wünschen des Architekten entsprah. Professor von Thiersch gab hierauf, L 1 Wallots, ein anschaulihes Bild von den inneren und äußeren Kämpfen des Künstlers, Hauptwerk entstand und vollendet wurde, und schilderte dann den Einfluß Wallots auf die zeitgenössishe Architektur. Eine fnappye Charakteristik der mens{chlichen Erscheinung und Eigenschaften des Gefeierten fchloß Es folgten kurze Ansprachen von Frankfurts, worauf mit dem Gesang

unter Zuziehung von Briefen

die Gedächtnisrede. Künstler Berlins, Dresdens und von Schuberts „Ruhe, {önstes Glü Im Anschluß an diesen Gedächtnisakt

des Reichstagsbaues eine Aus stellung von Entwürfen Wallots L ih eine solhe Fülle von Hand- zeihnungen und Plänen des Künstlers vorgefunden, daß das gesamte

eröffnet. Für diese Ausstellung hat

Material bei einer für später geplanten wendet werden foll.

Ausfstellungsnachrichten.

__ Am Sonnabend ist in Berlin das internationale Uedber- einkommen zur Regelung des Aus stellungswesens unter - haben die Arbeiten der seit Anfang Ok-

Damit Diplomatischen

zeichnet worden. tober tagenden Ersten

Abschluß gefunden, an der amtliche Vertreter von Deutschland, Oester- Dänemark, Spanien, Niederlante, den Vereinigten Staaten von Amerika Konferenz hat

reih-Ungarn, Belgien, Ftalien, Japan, Norwegen, Schweden, Schweiz und teilgenommen haben.

für eine internationale legt und dadurh zum ersten teiligten Staaten über Fragen Ausstellungen entsprehend, das

Die Ordnung

geführt, Gebiet

Betätigung der Nationen aufs engste berühren. Bestimmungen des Uebereinkommens beschränkt, „W. T. B.“ zufolge, die Zahl der großen allgemeinen Ausstellungen, die von den Ver- tragsstaaten nur noch dann beschickt werden dürfen, wenn sie nicht häufiger als alle drei Jahre und inne häufiger als alle zehn Jahre veranstaltet werden. dur eine genaue Klassifikation festgelegt nationalen Ausstellungen als amtliche oder amtlich anerkannte gelten Für die Art der Einladung zu solchen Aussiellungen, für ihre für die Einrichtung der fremdländischen

sollen. Organisation und Dauer,

Abteilung und besonders für die Zusammenseßung und das Verfahren des Preisgerihts und die Verteilung von Auszeihnungen find aewisse zwar nid vereinbart worden.

zwar ni voraussehen, Vertragsstaaten

daß seine Grundsäße auch verringern

getan sein. zur handels. das fich bisher bei einer internationalen Megelung waren. um eine ershôpfende Regelung,

bleiben. in der Entwicklung des

Theater und Musik.

Königlichen Opernhause wird morgen, Dienstag, unter der musikalishen Leitung des Kapellmeisters Paur DáceDamen Kurt, Engell sind, mit. den 1 Herren Sommer,

Im «Sidelio* aufgeähet-

offmann, Knüvfer, Henke und Bachmann in den Haup Aubers Oper „Die Stumme für den 2. November in Auésicht ge- nommen, ist mit Rücksicht auf die am gleihen Tage im Königlichen

häftigt. Die Neueinstudierung von von Portici“, ursprönglich

Das Uebercinkommen erstreckt #ich t unmittelbar auf private Ausftellungen; es läßt sih aber

Bedeutung gewinnen werden. diesem Wege die Zahl der Ausstellungen läßt und wenn die gerade in íFnlande beobachteten Auswüchse beseitigt würde ein wesentlicher Schritt zur Gesundung des Ausftellungswesens Uebrigens enthält die Konvention ausdrückliche Abreden Bekämpfung der Schwindelausstellungen und des Medaillen- Es läßt ih leiht ermessen, der Verschiedenartigkeit entzogen Wünsche und Anschauufigen zu erwägen und in Einklang zu bringen Bei tieser ersten Verständigung kann es sich daher nicht sondern nur um i gung in den grundlegenden Fragen von unmittelbarer praktischer

edeutung handeln. Dank der Bereitwilligkeit, mit der von allen Seiten eine Verständigung angestrebt wurde, und dank dem energischen und einsihtigen Zusammenarbeiten aller Bevollmächtigtèn ist dieses Ziel mit dem erfreulichen Erfolge erreiht worden, \chlüsse der Konvention allseitige Einmütigkeit erzielt worden ist. Der Ausbau der Konvention darf späteren Konferenzen vorbehalten Schon das jeßt Erreichte wird man als einen Merkstein

Aus\tellungswesens betraten können.

Im

unter denen fein

Vertretern der | feld statt. der Erde“ die Feier endete. wurde im nördlichen Umgang

umfassenden Ausstellung ver-

Ausstellungskonferenz ihren und bei

Frankreih, England, Portugal, Rußland,

den räsidenten

die, dem Charakter großer allgemeiner wirtshaftliher Eine der wichtigsten

rhalb desselben Landes nicht Äußerdem ist

worden, welche inter-

auf diejem Gebiete in den Wenn sh auf und Preisverteilungen dieser Beziehung im

werden könnten, #0 | Fredy

daß auf einem Gebiete, der Interessen hat, mannigfache

eine Eini-

anknüpfen,

daß über die Be- zeigen.

Fräulein

rollen be-

Blumenthals Lustspiel „Ein Waffengang“ Mittagévorstellung' zum am Sonntag, den 3. November,

Bertha, seine Frau: Fräulein von Mayburg; Herr Werrack; Clotilde, seine Frau: Fräule Kellner: Herr Stange.

Aus Anla nationalen ordnung für Sonnabenda nah den Festräumen des Teilnehmer an der richtet, der Einladung vollzählig entsprochen. Preußen beglau man u. U. den amerikanishen Bot niederländischen Gesandten der Minister für Handel un des Reichstags Dove.

leihfalls vertreten. D Ausclungsmwesens ge P der deutschen Abordnung, Unterstaatssekretär im Reichs- €t-

Male zu einer Verständigung der Vertretern begrüßt.

staatssekretär Dr. Richter zu einer Ansprache. kurzen Rückblick auf die Verhandlungen der Konferenz Freude darüber Ausdruck, daß drei Wochen von Erfolg gekrön treter Levs von Szepesbéla erwiderte und brachte fremden Abordnungen für die gastfreundlihe Aufnahme andel und Gewerbe Sydow trank auf das Wohl der Oberhäupter der bei der Konferenz ve zösishe Botschafter Jules Cambon brate ein Hoh auf Seine Majestät den Deutschen Kaiser aus. losem, gemütlichem Zusammensein der Herren aller Abordnungen und der übrigen Gäste.

Am Freitagaben

Der Minister für

diesem Winter. stimmungsvoller Gedichte von Dahn, stetten u. A. vor; den belehrenden Tei Schulz, Charlottenburg, mit einem anregenden Vortrag über die Kampf- und Leidensgeschihte unserer Muttersprache. Vortragsmeister am ehemaligen von Berlin, erzielte mit seinen heiteren Vorträgen, internationalen Gesängen am Klavier, Lieder zur Laute erfreute ferner Herr \chienene Publikum.

Im Verein für deuts 30. d. M., Abends 8x Uhr, im gro Bellevuestraße 3, ein Ausspracheabend statt über das und Möbel die der Schriftst wird an eine um

Die Einweihungsfeier des Er dem Verein ArbeiterinnenwoHl dem Grundstück Alt Moabit 39 errichteten fand hiesigen Blättern zufolge am gestrigen Unter den Gästen des Vereins, an dessen Spiße Mathilde Oberbürgermeisters , Ihrer Majestät dorf, welche die Pastor Lehmann von der Heil der Landgerichtédirektor Strae vorstands den Gönnern des Vereins Oberbürgermeister Kirschner bis zu

Sqauspielhause stattfindende Neueinstudierung der „Hermannschlacht“ auf Montag, den 4.

ovember, verlegt worden. öniglihen Schauspielhause wird

Die Besegung lautet : von Stein :

Mannigfaltiges. Berlin, 28. Oktober 1912.

Konferenz hatten, wie „W

Baron Gevers.

Die Reichsämter und die Rei Beim Eintuitt wurden die

amt des Innern Dr. Richter im Verein mit den übrigen deutschen des Festmahls erhob sich der Unter-

Während

der Kleinbürger und Arbeiter.

Kirschner, die des

Tochter steht, befand

sich

der

wiederholt. In der Besten des Berliner Krippenvereins G findet nah dem Konzertteil eine Aufführung des Lustspiels „Wenn Frauen weinen“ von A. von Winter- Herr Boettcher ;

Albert von Roden: in Heisler; Gustav,

des Abs{lusses der Verhandlungen der Inter- Ausstellungskonferenz hatte die deutsche Ab- bend Einladungen zu einem Abschiedsmahl Zoologischen Gartens S R,

l Non den beim Reich bigten diplomatischen Vertretern bemerkte \ha’ter Leishman und den Erschienen waren ferner d Gewerbe Sydow und der Vizepräfident

Er wani

die gemeinsame Arbeit der leßten t worden sei. Der ungarische Ver-

rtretenen Länder.

Der Festabend endete in zwang-

| d veranstaltete die Gesellschaft für Ver- breitung von Volksbildung ihren ersten Unterhaltungêabend in Fräulein Elfriede Deichmann trug

Münchhausen, Möller, e l des Abends bestritt Herr Dtto

Wolzogen-Theater in _ besonders mit seinen

lebhafien Beifall. Otto Paul das zahlrei er-

hes Kunstgewerbe findet am ßen Festsaale des Künstlerhauses,

Die Aussprache, eller Robert Breuer mit einem Vortrag einleitet, | fangreiche Ausstellung von Plänen und Photegraphien die Arbeiterhäuser und Arbeitermöbel und

Mobiliar der Kleinbürger nah Entwürfen hervorragender Architekten

weiterungsbaues des von {on vor eintgen Jahren auf Arbeiterinnenheims Sonntagnachmittag statt. seit der Gründung

au die Kaiserin und Königin Fräulein von Gers- Glückwünshe Ihrer Majestät überbrachte. andsfrche [\pr&ch- das Weihgebet, und hler dankte im Namen des Vereins- ; au des Interesses, das der seinem Tode für den Verein be-

morgen Oskar

Die be-

skanzlei waren äste von dem

einen

und gab seiner

den Dank der zum Ausdruck.

Der fran-

Reihe

eine

Herr Hans

Durch

Thema Haus

Haus und

verstorbenen Hofdame

Der

kfundete, gedahte er dankbar. Gesang eröffnete und {loß die Feter. Dann erfolgte ein Rundgang durch den fünfstöckigen Neubau, der fünfzig Insassen freundlihe Wohnräume bietet und ein Werk des Architekten Schweizer ist.

In dem Kindergarten für taubstumme Kinder Sophienstr. 18, find mit dem Vierteljahrswechsel durch die Abgabe chulpflichtiger Kinder an Taubstummenanstalten wieder einige Pläße

ei geworden. Anmeldungen taubstummer Kinder vom 3. b L ensjahre werden wochentäglih von 9 bis 1 Uhr Vormittags im Kindergarten selbst oder von 4 bis 5 Uhr Nachmittags von Professor Dr. Theodor S. Flatau (Potsdamer E 113, Villa 3) entgegen-

enommen. Unbemittelten können Freistellen gewährt werden, uch Kinder, die infolge von Schwerhörigkeit oder von Sprah- gebrechen in der Entwicklung zurückgeblieben sind, finden Aufnahme.

Im Wissenschaftlihen Theater der „Urania* wird der von Dr. Mübhlstädt-Leipzig verfaßte, mit farbigen Lichtbildern und fkinematographischen Aufnahmen ausgestattete Vortraa „Aufs Matterhorn“ in dieser Woche allabendlich wiederholt. Außerdem findet am Sonaabendnahmittag eine Wiederholung des - Vortrags Von Meran zum Ortler“ zu kleinen Preisen statt. Im Hör- saal \priht morgen der Professor Dr. Donath „Von den mu- sikalishen Instrumenten“ und am Sonnabend über „Das magnetische Kraftfeld und die elektromagnetische Induktion“. Am Mittwoh \spriht Dr. Berndt, ebenfalls im Hörsaal, über „Tiere als Träger und Ueberträger von Giftstoffen“, am Donnerstag der Konstruktions- ingenieur A. Keßner über „Hammerwerke und Preßwerke“ und am Freitag der Professor Dr. P. Shwahn über „Die Bewegungen der Himmelskörper“.

Ostrowo, 28. Oktober. (W. T. B.) Heute vormittag stürzte beim Neubau des städtischen Theater- und Konzerthauses eine Mauer ein. Dabei wurden drei Arbeiter getötet und einer \chwer verleßt. :

Met, 27. Oktober. (W. T. B.) In Anwesenheit von Ver- tretern der Zivil- und Militärbehörden, von zahlreichen Veteranen, Offizieren, Kriegervereinen sowie eines sehr zahlreichen De erfolgte heute mittag die Einweihung des an der Landstraße Rezonville-Vionville errichteten Denkmals zum Gedächtnis der dort nah heldenmütigem Kampfe am 16. August 1870 Gefallenen des Jnfanterieregiments von Alvensleben (6. Brandenburgischen) Nr. 52. Zu der Feier waren etwa 90 Veteranen aus Brandenburg, \ämtlich Teilnehmer an jenem denk- würdigen Kampfe, sowie eine. Abordnung des VFnfanterieregiments Nr. 52, das zurzeit in Cottbus und Krossen steht, eingetroffen. Der Vorsißende des Denkmalsausschusses, General der Kavallerie z. D. von Kleist aus Wusseen in Pommern, hielt die Festrede. Das Denkmal ist eine Schöpfung des Berliner Bildhauers Professo18 Artur Schulz.

Stuttgart, 27. Oktober. (,W. T. B.*) Die Gordon- Bennett-Wettfahrt nahm heute nachmittag auf dem Cann- statter Wasen ihren Anfang. Am Startplag waren Ihre Majestäten der König und die Königin mit den Mitgliedern der Königlichen Familie ershienen. Der amerikanishe Ballon „Kansas City 2“ platte, als er beinabe gefüllt wgr. Die Be- dienungsmannschaften kamen mit dem Schrecken davon. Die Sportîê- Ls entshloß sich aber, dem amerifkanischen Führer Watts den deutshen Ballon „Düsseldorf 2" zur Verfügung zu stellen, sodaß von Nachmittags 4 Uhr ab im ganzen 20 Ballons unter den Klängen der Nationalhymnen der betreffenden Länder den Startplaß vet Als leßter Ballon stieg um 6F Uhr bei völliger Dunkelheit „Düssel- dorf mit dem Sternenbanner in die Höhe.

St. Petersburg, 27. Oktober. (W. T. B.) In Sosnowice trat ungewöhnlich starker Schnee fall ein. Infolge starken Schnee- gestöbers erfahren die Züge der Südwe stbahnen auf der Haupt- linie und auf der Linie Jelisawetgrad Verspätungen. Aus Nikolajew wird gemeldet, daß ein Schneesturm alle Telegraphen- linien, ausgenommen die Odessaer Linie, beschädigt hat. Nah einem Telegramm aus Nowotscherkask hat im Dongebiet ein Cissstturm auf dem Lande und in den Städten große Ver- heerungen angerichtet. Die Telegraphen- und Telephonleitungen find größtenteils zerstört.

i —— —S-

(Fortsezung. des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und

Dritten Beilage.)

Theater.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opernhaus. 229. Abonnementsvorstellung. Fidelio. Oper in zwei Akten von Ludwig van Beethoven. Text nach dem Französishen von Ferdinand Treitschke. Nor dem zweiten Akt: „Ouvertüre Leonore (Nr. 3)“. Musikalische Leitung : Herr Kapellmeister Paur. Negte: Herr Oberregisseur Droescher. Anfang

74 Uhr.

Schauspielhaus. 233. Abonnementsvor- tellung. Ein Waffengaug. Lustspiel in drei Akten von Oskar Blumenthal. In Szene geseht von Herrn Negisseur Keßler. Anfang 74 Uhr. i

Neues Operntheater. Gastspiel des „Shlierseer Bauerntheaters“ (Leitung: Direktor Xaver Terofal). Der Amerika- \sepp’l. Bauernposse mit Gesang und Tanz in 3 Akten von Benno Rauchenegger und Richard Manz. Anfang 8 Uhr.

Mittwoch: Opernhaus. 230. Abonne- mentsvorstellung. Violetta. (La Tra- viata.) Oper in vier Akten von Giuseppe Verdi. Text von Piave, deutsch von G. Droescher. 2 7x Uhr.

Schauspielhaus. 234. Abonnementsvor- stellung. Maria Stuart. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Friedrih Schiller. Anfang 7 Uhr.

Neues Operntheater. Gastspiel des „Shlierseer Bauerntheaters" (Leitung: Direktor Xaver Terofal). Der Prinz Nati. Burlesker Bauernschwank mit Gesang und Tanz in dret Aufzügen (nah einem vorhandenen Stoff des I. von Plöß) von Richard Manz. Musik von Emil Kaiser. Anfang 8 Uhr.

Deutsches Theater. Dienstag, Abends

7x Uhr: König Heinrich LV. (1. Teil.) Mittwoch: Köuig Heinrich UV.

(2. Teil.) Donnerstag: König Heinri König Heinrich

(4. Teil.) Freitag: König Heinrich

(S2. Teil.) Sonnabend: (1. Teil.)

. | sißende Frack.

Kammerspiele.

Dienstag, Abends 8 Uhr : Mein Freund Teddy.

Mittwoch und folgende Tage: Mein Freuud Teddy.

Berliner Theater. Dienstag, Abends 8 Uhr: Filmzauber. Große Posse mit Gesang und Tanz in 4 Akten von Rudolf Bernauer und Rudolph Schanzer.

Mittwoch, Nahmittags 34 Uhr: Kabale und Liebe. Abends: Filmzauber.

Donnerstag und Freitag: Filmzauber.

Sonnabend, E 34 Uhr: Kabale und Liebe. Abends: Film- zauber.

Theater in der Königgräßer

Straße. Dienstag, Abends 8 Uhr:

Die fünf Frankfurter. Lustspiel in drei Akten von Karl Rößler. Mittwoch: Die fünf Frankfurter. Donnerstag: Herodes und Mariamne. Freitag und Sonnabend: Die füuf Frankfurter.

Lessingtheater. Dienstag, Abends 71 Uhr: Zum ersten Male: Gabriel Schillings Flucht. Drama in fünf Akten von Gerhart Hauptmann.

Mittwoch: Hedda Gabler.

Donnerstag: Gabriel Schillings Flucht.

Deutsches Schauspielhaus. (Direk- tion: Adolf Lang. NW. 7, Friedrih- straße 104—104 a.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Der gut fitßende Fra: Lust- spiel in vier Akten von Gabriel Rev:

Mittwoch, Nachmittags Z3# hr: Egmout. Abends: Der gut fizende Frack.

Donnerstag und Freitag: Der gut

Sonnabend, Nachmittags "3x Uhr: 1 O Abends: Der gut fißende rack.

Komödienhaus. Dienstag, Abends 8 Uhr: Die Generalsecke. Lustspiel in drei Akten von Richard Skowronnek.

Mittwoch und folgende Tage: Die Geueralsecke.

Schillertheater. O. (Wallner- theater.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Die Kinder der Exzellenz. Lustspiel in vier Aufzügen von E. von Wolzogen und W. Schumann.

Mittwoh: Flachsmanu als Er- ziecher.

Donnerstag: Der Talisman.

Charl En Dienstag, Abends 8 Uhr: Flachsmanu als Erzieher. ia. in drei Aufzügen von Otto

Ini.

Mittwoh: König Lear.

Donnerstag, Nachmittags 35 Uhr: Zopf und Schwert. Abends: Flacchsmaun als Erzieher.

Montis Operettentheater.(Früher: Neues Theater.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Der Fraueufresser. Operette in drei Akten von Leo Stein und Karl Lindau. Musik von Edmund Eysler.

Mittwoch und folgende Tage: Der Frauenfresser.

Theater am Nollendorfplaß.

Dienstag, Münchener Künstlertheaters: Orpheus in der Unterwelt. Burleske Oper in zwet Aufzügen von Offenbach.

Mittwoch und folgende Tage: Orpheus in der Unterwelt.

Lustspielhaus. (Friedrihstraße 236.) Dienstag, Abends 84 Uhr: Mein alter Herr. Lustspiel in drei Akten von Franz

Arnold und Viktor Arnold. Mittwoch und folgende Tage: Mein

altex Herr.

Abends 8 Uhr: Gastspiel des

menscheu.

Schônfeld.) Gesangstexte

liebcheu.

barometer.

Thaliatheater. (Direktion: Kren und Dienstag, Autoliebchen. Tanz in drei Akten von Jean

Musik von Iean Gilbert. Mittwoch und folgende Tage: Auto-

Trianontheater. (Georgenstr., nahe Bahnhof Friedrichstr.) Dienstag, Abends 8 Uhr: Liebesbarometer. drei Akten von Nomain

Mittwoch und folgende Tage: Liebes-

Residenztheater. Dienstag, Abends Königl. Hochschule für Musik. 8 Uhr: Gemütsmenschen. Schwank in drei Akten von as Friedmann-{Frederich.

Mittwoch und folg

(Theatersaal.) Dienstag, Abends 7 Uhr: Liederabend von Reine o

ende Tage: Gemüts- | Mitw.: Gisela von Paszthory (Klavier).

Pirkus Schumann. Dienstag, Abends 74 Vhr: Große Galavorstellung. Abends 8 Uhr: | Auftreten sämtliher Spezialitäten. Posse mit Gesang und |— Zum Schluß: Der unsichtbare

Kren, | Mensch! Vier Bilder aus Indien.

von Alfred Schönfeld.

Zirkus Busch. Dienstag, Abends

7x7 Uhr: Große Galavorstellung. Ve- sonders hervorzuheben: Vorführung dcs Leukballouns ohne Bemannung! Ferner: Houdinui! Die __Fesselung unter Wasser. Zum S{hluß: Die große Pantomime: „Unter Gorillas“.

S E Et E N I S4

Familiennachrihhten.

Lustspiel in Coolus.

7x Uhr:

musikmeister

(Cello).

8 Uhr:

Konzerte.

Saal Bechstein. Dienstag, Abends

L S, Kammermusikabend des Petri - Quartetts, der Herren : Henri Petri (1. Violine), Erdmann Warwas, Kammermusiker (II. Violine),

Alfred Spitzuer, Kammerbirtuose (Viola), Kav. Hans von Mörner mit verw. Frfr. Prof. Georg Wille (Violoncello).

Singakademie. Dienstag, Abends

8 Uhr: Einziger Kammermusikabend des Rosé - Quartetts aus Mitrw.: Frau

Rosé, Großh. weimar. Hofkonzertmeister

Klindworth-Scharwenka- Saal.

Dienstag, Abends 8 Uhr: Lieder- und Lautenabeud von Elsa Gregory.

Klüthner-Saal. Dienstag, Abends

S. Klavierabend von Ger- maine Schnitzer.

Verlobt: Gräfin Auguste von der Squlenburg mit Hrn. Regierungsassessor Rembert Freiherrn von Münchhausen (Vigenburg—Merseburg). Frl. Lilly von Hammacher mit Hrn. Regierungs- assesor Kurt von Maercker (Aachen). Verehelicht: Hr. Oberleutnant d. Landw.-

Prof.

Emma von Hoiningen gen. Huene, geb- A (Villa Lessing, Oberlahnstein a. e % Geboren: Ein Sohn: Hrn. Kapitän- leutnant Stapenhorst (Kiel).

Wien. | Gestorben : Fr. Wilhelmine von Boddten Jelinek, K. und K. Hof- | (Ludwigslust). L

11. Bratsche), Eduard

E

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg-

Verlag der Expedition (Heidrih) in Berlin. (22714)

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32. j

Zehn Beilagen (einshließlih Börsen-Beilage).

-——MWer wollte- ernstlich bestreiten,

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 8. Sißung vom 26. Oktober 1912, Vormittags 10 Uhr. (Bericht von „Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Ueber den Beginn der Sizung, in der die Besprechung der Interpellationen der Nationalliberalen und der Fort- shrittlichen Volkspartei, betreffend die Fleishteuerung, fort- geseßzt wird, ist in der vorgestrigen Nummer d. Bl. berichtet

worden. : Abg. Ströbel (Soz.)_ bemerkt, in feiner Rete fortfahrend: Nichtigkeit meiner

Die amtlihen Zahlen der Statistik beweisen die / Behauptungen unwiderleglih (der Redner trägt ein ausführliches Zahlenmaterial über die preissteigernde Wirkung der Zölle, über das Anwachsen des Großgrundbesißzes, über die Häufung der großen Ver- u in immer weniger Händen usw. vor). Ueber die preis\teigernde Wirkung der Einfubrscheine, deren \ih die Agrarier mit Wonne be- um deutshes Getreide auszuführen und dadur die Jnlands- preise hohzuhalten, hat Akg. von Heydebrand sich wohlweislih aus- geschwiegen, nah dem Muster des Abg. von Arnim-Züsedom, der einmal ganz offen hier erklärte: „Ich zitiere nur das, was mir paßt“. Der Ministerpräsident, der auf den Rückgang der englischen Schweinezucht hinwies, hätte auch wissen oder erwähnen sollen, daß in England die Shweinezucht nie eine bejondere Nolie gespielt hat. Die Steigerung der Güteryreise hat Herr von Bethmann Pes zugegeben und bedauert; aber Mittel zur Abhilfe at er nicht vorgeschlagen. Diese Steig-rung ist cine Folge der Steigerung der Getreidepreise, die in erster Linie dem Großgrunds besitz zugute kommt. Die Folge dieser Güterpreisfteigerung ist eine steigende Mobilisierung der Güter, die neuen Käufer müßsen mehr zahlen, und es muß eine höhere Rente herauêsgewirtshaftet werden, wenn der neue Erwerber auf seine Kosten kommen soll; also wieder Erhöhung der Zölle und Verteuerung der Getreidepreise, furz, die Straube ohne Ende. Der kleine Landwirt muß den Zoll tragen, die FuttermittelzöD0e zwingen ibn vielfach, sein Vieh direkt zu ver- \{leudern; nirgends tritt der Gegensatz zwischen Groß- und Klein- besi so deutli wie hier zutage. Wir fordern niht nur die Auf- hebung der Zölle und die Beseitigung der Einfuhrscheine, sondern au die Oeffnung der Grenzen für Vieb und Fleisch. Wir verlangen aber vor allem die Beseitigung der schikanösen Kon- trolle an der Grenze, durch die man, angeblih im byz„ienishen Inter- esse, tatsächlich die völlige Abschließung Deutschlands von der aus- Ländischen Viebeinfuhr ermöglicht. Wie wenig ernst es den herrschen- den Klassen mit diesen hygienischen Rücksichten ist, hat auc der Blöteste erkennen können, als die agrarisbe Mehrheit im Reichstage die Kontrolle der Hausschlachtungen ablehnte. Die Sterblichkeits- zier fönnte erheblih herabges t werden, wenn man der großen Menge eine menschenwürdige Ernährung dur die Herbeiführung billigerer Fleischpreife gewährleistete. Die Nichtigkeit der Be- hauptung, daß an der Verteuerung wesentlich auch der Zwischen- handel schuld sei, wollen wir Sozialdemokraten niht bestreiten ; aber die Bildung der Viehhändlerringe wird ja gerade durch die Sperrung der Grenzen gegen das Ausland erst ermöglicht, und den Herren Agrariern steht die Entrüftung darüber sehr 1chl-cht an, den- \elben Herren, die den Spiritusring geaen und die Bildung eines Milchringes zur Verteuerung der Milch für die Volk3massen mit allen Mitteln betrieben baben. Erst die völlige Freiheit der Einfuhr wicd uns Fleiscpreise bringen, die das Volk auch zahlen kann. Die Siedlungsfrage hat gestern einen breiten Raum in der Erörterung eingenommen ; aber mit dem, was wir an positiven Vorschlägen zu hören bekamen, wird der breiten Masse auc nur Sand in die Augen gestreut. daß der Großbetrieb besser, wirt- und einträglicher arbeiten kann als der Kleinbetrieb ? Kleir betriebe mehr Schweine züchten, liegt an anderen (s ift irrig, daß gerade Kleinbetriebe ge\chaffen werden müssen, um die Fleishverforgung zu sichern. Wenn enteignet würde nit in der Form, daß es den Herren von der Rechten zugute fommt, sondern so, wte wir Sozialdemokraten es wünscen, dann fönnten aus den ländlichen Arbeitern auf ländlicher Scholle Ge- nossenschaften gebildet werden , und durch solche Genossenschaften würden ganz andere Kulturmöglichkeiten entstehen. Die leßte Ursade der Not is doch nur die, daß die breiten Massen nicht kauffräftig genug find, daß sie allzusehr fkapitalistisch ausgebeutet werden. Die Lage der Cisenbahnarbeiter zeigt uns 1a den voll- ständigen Bankrott der staatlihen Sozialpolitik. Der Staat als Arbeitgeber sollte eigentlich eine andere soziale Pflicht haben als der Privatunternehmer und sollte sich nicht anti- sozial geaen seine Arbeiter verhalten, zumal da nah einer be- fannten Erklärung die staatlichen Betriebe Musterbetriebe sein sollen. Wir sehen aber, wie auch der Staat als Arbeitgeber die Arbeiter ausbeutet. Gegenüber allen Erklärungen vom Regierungstische müssen wir sagen : das Volk verarmt, das Volk verkümmert. Wenn der Landwirtschaftsminister gestern sagte, das Volk wolle immer nur FLeisch und Fleisch und immer wieder Fleis essen, und ihm dafür andere Lebensmittel empfahl, so sollte er sich damit do cinmal an die besitzenden Klassen wenden. All der Luxus an Edelsteinen, Noben, die Tauscnde kosten usw., die in den Läden der Friedrih- und Leipziger Straße ausgestellt sind, wird nicht von den Proletariern ekauft, Tonbérn ist nur dadurh möglih geworden, daß die hesitenden Klassen {hren MReichtum dur die Arbeit der Arbeiter angesammelt haben. Empörender Luxus und S{hlemmeret werden erst durch die Ausbeutung der Arbeiterkla})e ‘ermöglicht. Ehe dieses System nicht geändert wird, ist eine durchgreifende Ver- besserung der Lage des arbeitenden Volkes nicht möglich. Die Re- gierung hat jeyt nur kimmerliße Maßnahmen vorges{lagen, die nicht gegen die Interessen der Agrarier verstoßen. Welcher Hohn wird dagegen von der „Deutschen Tageszeitung“ über die Arbeiter ausgegossen ? Von den Demonstranien im Treptower Park schrieb das Blatt, daß es vorwiegend fehr gut situierte und gutgenährte Leute gewesen seien. Wie auch Abg. von Heydebrand hier reden mag, die Organe der Agrarier haben sich über die „NothegE* der Sozia!- ehören die Sozialdemokraten gerade nicht zu den rückständigsten und verkümmertsten Elementen, die Herren von der Rechten sehen sie aber wohl erst dann,als richtige Proletarter an, wenn sie als verhungerte Gespenster herumlaufen. Wenn der Ministerpräsident von der „elementaren Entwicklung“ \prach, so sollte er do Maßregeln treffen, die künftig dieser, Entwicklung entgegen- wirken können. Wir beanspruchen gleiche Rechte mit den besigenden Klassen. Erst wenn unsere sozialen Ideale durchgeführt find, haben wir ein freies Volk auf freiem Boden.

Minister des Junern Dr. von Dallwißt:

Jh habe niht die Absicht, auf die allgemeinen Ausführungen des Herrn Vorredners einzugehen, ih verfolge nur den Zweck, cinige erläuternde Bemerkungen anzuschließen an den Artikel des Kreiéarztes Dr. Thomalla, den der Herr Vorredner soeben verlesen und auf welchen er einen Teil feiner Behauptungen gestützt hat.

Der Herr Ktëisarzt Dr. Thomalla hat in einem Zeitungsartikel ausgeführt, daß die Zahl der \krofulösen Schulkinder in Altena seit dem Vorjahre in ganz außerordentlichem Maße zugenommen habe

dienen,

schaftlicher Daß die Ursachen.

Erste Beilag:e

iger und Königlih Preußischen Staatsanzeiger.

Berlin, Montag, den 28.

Oftober

und daß die Zahl der \krofulösen Kinder auf die ungenügende Fleisch- ernährung in Altena zurückzuführen set, die ihrerseits wieder als Folge ‘der Preiserhöhung zu gelten habe, pie seit dem Vorjahre eingetreten sei. Dieser etwas auffallende Artikel bat zu einer Nachprüfung Anlaß gegeben. Die Medizinalbeamten des Bezirks find beauftragt worden, fich über den tatsächlichen Satverhalt zu orientieren. Bei einer Besprehung mit dem Kreisarzt Dr. Thomalla hat dieser dann ausgeführt, daß anzeblih die Fleishpreise um 30 4 gestiegen wären und daß er die Zunahme der Skrosulosis in folgender Weise ermittelt habe. Ich bitte einige Stellen aus dem Bericht verlesen zu dürfen,

„Auf die Frage, ob er seine Behauptung, daß die Zabl der ifrofulôsen Kinder gegen das Vorjahr um 100 9/6 zugenommen habe, aufrechterhalte und welhe Krankheitszustände er als Skrofulosis ansehe, äußerte Dr. Thomalla, daß er alle diejenigen Kinder, die an beiden Seiten des Halses füßlbare Lymphdrüsen aufweisen, als \frofulós bezeichne; es wäre gegenwärtig bei 50 bis 85 %/o der Schul- finder der fünf Volks\{ulen von Altena dieses Symptom zu finden, obglei die Zahl der Schulkinder im Jahre 1911 bedeutend geringer gewesen sei.“

Es sind nun von den 2374 Schulkindern der 5 Volkss{ulen in Altena am 17. d. M. 1868 Kinder in vier Schulen ärztlih unter- \sucht worden; unter den leßteren befand sich auch die nach den Mit- teilungen des Bürgermeisters von den Kindern der ärmsten Bevölkerungs8- kreise besuhte fkatholishe Volksschule. F entnehme dem Bericht folgende weitere Angaben :

„Im ganzen fanden si unter den 1868 SHhulkindern etwa 40, die nah ihrem ganzen Habitus und nach den sonstigen bei ihnen vor- handenen Symptomen, Lymphdrüsenshwellung, Entzündung der Haut und der Schleimhaut an der Oberlippe usw., als \frofulôs zu bezeihnen waren. (Hört, hört! rechts.) Das Aussehen der Kinder im übrigen bezüglih threr Gesichtsfarbe, ihres Crnährungs- zustandes und ihrer gesamten Körperentwicklung unterschied ih in feiner Weise von dem üblichen sich dem Swularzt bei der Unter- suchung von Volksshülern in einer Industriestadt darbietenden Bilde. Die Kinder waren “nue in ganz vereinzelten Ausnahmen mit augreichendem Frühslück versehen, bestehend aus Brot mit Butter oder Schmalz, mit Wurst belegt. In drei Schulen wurde Milch in 0,25 - Litergläsern auégeschäntt; an arme \chwächliche Kinder wurden von den Klassenlehrern im Einvernehmen mit dem Magistrat unentgeltlich Milchmarken verabfolgt, die übrigen Kinder können fh für 6 4 etnen RBiertelliter Mil kaufen. Nach Angabe des Bürgermeisters in Altena wendet die Stadt im Jahre 1200 für die Gewährung von Früßstüd än arité\ Schulkinder auf.“

Nun kommen noch weiterg Ausführungen und Zakblenangaben über Fleishpreise usw. Dann heißt es zum Schluß :

„Nach dem vorstehenden „einwandfreien Material kann nicht behauptet werden, daß die Fleishernährung der Bevölkerung Altenas in nennenswertem Grade zurücgegangen ist u. st. f.

(Hört! hört! rechts.) Die Behauptung Dr. Thomallas bei seiner hiesigen Vernehmung, das Fleisch sei um30 ch\ pro Pfund teurer als im Vorjahre, ist dadur widerlegt. (Heiterkeit bei den Sozialdemokraten.) Von allen genauen und unbefangenen Kennern der dortigen Lebensverhältnisse wird mit Bestimmtheit behauptet, daß auf diesem Gebiete infolge der mannigs- fachen, rechtzeitig in die Wege geleiteten Wohlfahrtseinrichtungen überhaupt keine Vershledterung gegen früher eingetreten ist und daß. sich die gesamte Leben8unterhaltung des gewöhnlichen ungelernten Arbeiters, der durhschnittlih 4,29 4 verdient, in keiner Weise ge- ändert hat.

Auch seine weiteren Schlußfolgerungen, die er aus diesen an #ch unrihtigen Behauptungen gezogen hat, find, soweit fie den Zusammen- hang der mangelhaften Fleischernährung der Kinder mit der angeb- lien plöglihen Zunahme der Skrofulose um 1009/6 betreffen, vom medikzinis(en Standpunkt aus als unhalibar zu bezeihnen.“

(Hört, hört ! rechts; Zuruf bei den Sozialdemokcaten : Auf behördlicen Befehl!)

Wenn der Behauptungen

stügt, wie

Herr Abgeordnete alle scine auf so zuverlässige Quellen (Heiterkeit rets) in diesem Falle, dann fann man sh ja über gewis| überrashende Ergebnisse, wie er fie heute vorgetragen hat, nicht weiter wundern. Jm übrigen glaube ih auf seine Ausführungen niht weiter eingehen zu sollen (Sehr richtig! rechts); tenn wenn er als einziges weitergehende Hilfsmittel das angeführt hat, daß die §§ 12 und 13 Les Fleischbeschaugeseßes aufgehoben werden sollen und daß daher das argentinische Fleisch ohne aut- reichende Untersuhung ins Land eingeführt werden solle (Leb- hafter Widerspruch und Zurufe bei den Sozialdemokraten), troy der unvermeidlichen Nachteile, welche \sich daraus für die ein- heimisce Viehzucht, deren Träger doch in ganz überwiegendem Maße die bäuerliche Bevölkerung ist, ergeden müssen, troß der s{wer- wiegenden sanitären Bedenken, so ist gestern bereits darauf hin- gewiesen worden, daß eine derartige. Maßnahme vorzugsweise dazu beitragen würde, die Viehhaltung der kleinen und kleinsten bäuerlichen Wirte zu \hädigen (Sehr richtig! rechts), daß jeder Versuch, eine Steigerung unserer Fleischproduktion herbeizuführen, an derartigen Maßnahmen scheitern würde, und daß ein ganz unüberbrübarer Gegensatz bestcht zwischen der Forderung einerseits nach Aufhebung der §8 12 und 13 des Fleishbeshaugeseßes und anderseits nach Förderung der inneren Kolonisation. (Zustimmung rechts.)

Meine Herren, von meinem Ressortstandpunkt aus möchte ih aber doch noch betonen, daß in der Tat ganz außerordentlich s{wer- wiegende sanitäre Bedenken gegen die bon dem Herrn Vorredner vor- geschlagenen Maßnahmen abwalten : Glaubt er wirkli, daß es an- gängig ist, auf eine gründliche und gewissenhafte Untersuchung des einzuführenden argentinischen Fleisches zu verzidten? ( Zurufe bei den Sozialdemokraten.) Die §§ 12 und 13 des Fleischbeshaugesezes ent- halten die Bestimmungen, welche unbedingt notwendig sind, um eine

1912

Fleishes herbeizuführen. (Zurufe bei den Sozialdemokraten : Das hat er gar nicht gefagt! Er will die Untersuhung im Aus- lande haben! Zitieren Sie dech richtig! Glocke des Präsidenten.) Werden fie aufgehoben oder abgeändert, so ist eine derartige Unter- suchung nicht möglich. (Sehr rihtig!) Glauben die Herren ließli etwa, daß eine ähnli gründliche Untersuchung, wie fe jeßt bereits bei uns für das einheimische Fleisch besteht, au ferner würde aufrecht- erhalten fönnen, wenn wir das aus dem Auslande einzuführende Fleish von den gleichartigen Kautelen und Garantien befreien? (Zu- rufe bei den Sozialdemokraten: Das wollen wir gar nit!) Ih glaube, das wäre gewiß nit mögli, und die Beseitigung der be- stehenden Garantien in bezug auf die Gesundheitsschäolichkeit des Fleishes würde einen kfulturellen Rüfschritt bedeuten, den die NRe- gierung zu verantworten nit in der Lage ist. (Sehr richtig! und Bravo !)

Meine Herren, d

der Herr Abg. von Heydebrand hat gestern der Meinung Ausdru gegeben, daß die Städte nicht überall den An- regungen der Staatsregierung das genügende Entgegenkommen entgegengebracht hätten. (Sehr wahr ! bei den Konservativen.) Diese Auffassung beruht augenscheinlich auf manchen Acußerungen, die in städtischen Kollegien gefallen und demnächst durch die Presse ver- allgemeinert worden sind. Tatsächlih macht sich ja auch in gewissen städtishen Kreisen ein lebhafter Widerspruch gegen die Beteiligung der Kommunen an der Fleischverforgung ibrer Bewohner geltend. Fh halte es aber für meine Pflicht, festzustellen, daß bei einer Be- \prehung, die Anfang Oktober mit den Vorstandsmitgliedern des Preußischen Städtetages stattgefunden hat, die anwesenden Vertreter der großen preußischen Städte sh zwar in ihrer Mehrzahl gegen dauernde Maßnahmen zur Kontrollierung der Preisbildung aus- gesprochen, dagegen in überaus dankenswerter Weise sich aus freien Stücken und von vornherein bereit erklärt haben, von den Handhaben, die den Kommunen dur die Beschlüsse der Staatsregierung geboten worden seien, Gebrau zu machen, und zwar tunlich\ unter Heran- ziehung dec einheimischen Fleischer und Fleischverkäufer, erforderlichen- falls aber auch ohne dem. Ferner ist einer Anregung, daß die Städte ih zu gemeinsamem Bezug von Flets{ch gruppenweise vereinigen möchten, von der Stadt Berlin und den zu Großberlin gehörigen Gemeinden in entgegenkommendster Weise Folge gegeben worten. Die erfreulichen Wirkungen, welche das en-rgische, ztelbewußte, umsichtige Vorgehen des Berliner Pèagistrats und der Borortêmagistrate jeßt \chon gezeitigt hat, werden die Herren aus den Zeitungênachridten des gesirigen Tages wohl hon entnommen haben.

Es trifft daher nicht ganz zu, wenn Herr Abg. Schiffer und Herr Abg. Wiemer gleihermaßen \sich dahin geäußert haben, daß die Regierung den Städten eine s{wler!ge und undankbare Aufgabe gestellt habe, daß sie eine Last von sich auf die Städte abgewälzt habe, und wenn fie ganz allgemein auch von den außerordentlichen Belastung-n sprehen, welche durch die NRegierungsbeschlüsse den Städten auferlegt seien. Ich nehme ja nit an, daß damit der Staatsregierung der Vorwurf gemacht werden sollte, daß sie lediglid), am fh zu entlasten, willfürlih den Städten Aufgaben zugeshoben habe, die an sh nicht zur Zuständigkeit der Städte gehören, ¿u deren Lösung die Städte an sh nitt b®cechtigt und verpflichtet -gewe|en— seten. Tatsächlich könnte aber dur diese Wendungen in diesein Hause und auch nah außen hin der Eindruck hervorgerufen werden, als ob das tatsächlih der Fall gewesen wäre. Ich halte es daher für er- forderlih, auf die Rechts- und Sachlage zurückzukommen und auf die Gründe, welche dié Staatsregierung bewogen haben, ih der Mit- wirkung der Städte zur Durchführung der von ihr inszenterten Aktion gegen die Teuerung zu bedienen.

Meine Herren, darüber, daß die rechtlihe Zulässigkeit für die Städte besteht, sih an der Fleischversorgung zu beteiligen, kann gar fein Zweifel obwalten. Denn bei uns ist der Wirksamkeit der Städte nur insoweit Schranken geseßt, als sie si aus den Geseßen ergeben. Das ist in sländiger Nechtsprehung vom Oberverwaltungsgeriht aus- geführt worden, weldes wiederholt betont hat, daß die Städte in den Bereich ihrer Wirksamkeit alles hineinbeziehen können, was der Woßlfahrt tes Ganzen, ten materiellen Interessen und der geistigen Entwicklung des Einzelnen förderlich ist. Dadurch unters{eidet sh das preußische Staatsrecht von dem englischen Staatsrecht, welches den Städten nur die Möglichkeit gib, sich mit den einzelnen Aufgaben zu beschäftigen, die ihnen dur besondere Geseße überwiesen sind.

Gegen die Beteiligung der Städte an der Fleis&versorgung find nun hauptsächlich Etnwendungen daraus hergcleitet worden, daß es „den Städten nicht wobl anstehe, ihrerseits ihren Bürgern Kon- furrenz zu machen“. Ih kann diesem Gesichtspunkt für den vor- liegenden Fall irgend ein Gewicht nit beimessen. Denn ganz ab- gesehen davon, daß dieser Grundsay auf zahlreichen anderen Gebieten bereits durhbrochen ist, scheint mir doch gar kein Zweifel darüber obwalten zu können, daß bei besonderen Verhältnissen auch besondere Mittel geboten un» am Playe sind, und taß es in allererster Reihe Sache der Städte ist, ihrerseits einzugreifen, wenn durch be- sondere Umstände die Fleishversorgung ihrer Bürger erschwert oder gefährdet erscheint. (Lebhafte Zustimmung rechts und im Zentrum.) Ja, es ist in diesem Falle geradezu die Pflicht der Stadtgemeinden, ihrerseits ihren weniger bemittelten Bürgern bei der Beschaffung preiswerten, ausreihenden Fleisches behilflich zu fein, (erneute Zus stimmung rechts und im Zentrum) wenn und foweit fie die Mög- lih!eit dazu haben. Das dies aber der Fall ist, das hat das Beispiel der Städte Aachen, Cöln, Cassel , Dortmund, Halle a. S und anderer ganz evident bewiesen, die bereits längere Zeit vor Bekanntzabe der regtierungsseitig beschlossenen Erleichte- rungen die städtische Fleishversorgung organisiert und durch Bezug von preiswertem Fleis nicht nur aus dein Auslande, fondern zum großen Teil auch aus dem Inlande die Teurung erfolgreih bekämpft haben. Auch aus der neuesten Publikation des Vereins für Sozialpolitik ergibt sich, daß bereits in früheren Zeiten in Fällen der Teurung vielfach von * den Städten mit ähnlichen Maßnahmen zur

gründliche und gewissenhafte UntersuGung des einzuführenden

Einschränkung des Zwischenhandels eingegriffen worden ist.